THBG-4912 Innenseiten - Thüringer Behälterglas GmbH

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THBG-4912 Innenseiten - Thüringer Behälterglas GmbH
150 Jahre
Glaswerk Schleusingen
150 Jahre
Glaswerk Schleusingen
Die Geschichte von der
Entwicklung einer Glashütte
zum modernen Glaswerk.
„Ich hatte mir die Glasherstellung etwas anders vorgestellt. Jedenfalls habe ich die größte Hochachtung vor diesen Leuten, die einen so unentbehrlichen Stoff herstellen.
Ich war immer schon der Ansicht, dass es wichtigeres gibt
als Gold. Glas zum Beispiel halte ich für nützlich.“
(Theodor Fontane)
Herausgeber:
Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen
© 18. Oktober 2003
Redaktion:
Gerhard Holzinger, Schleusingen
Die Autoren:
Walter Gratz, Breitenbach
Andreas Mastaler, Schleusingen
Volker Pfau, Breitenbach
Ortwin Schlott, Schleusingen
Eberhard Sittig, Steinbach
Wilfried Stöcklein, Hinternah
Hartmut Walter, Zella-Mehlis
Hasso Zimmermann, Schleusingen
Satz und Layout:
Rittweger & Team Werbeagentur GmbH Erfurt, Suhl
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
2
Von Dipl. Ing. oec. Hartmut Walter, Geschäftsführer, und Dipl. Ing. Andreas Mastaler, Betriebsleiter,
der Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen
Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
3
Zur Geschichte des Glases
Zeittafel der Geschichte der Glastechnik
9
Von 7.000 vor unserer Zeitrechnung bis 1927
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
11
Besiedlung und Glashüttengründung in Thüringen
Wie aus dem „Friedrichswerk“ eine Glashütte wurde
22
Die Entwicklung des Glaswerkes Schleusingen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
Mit der Eisenbahn weiter voran
28
Weitere Glashütten entstehen rings um Schleusingen
Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
33
Vollautomatische Glasmaschinen und Kriegsgefangene
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
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Zunächst waren Nachkriegsnöte zu überwinden
Das Glaswerk nach der politischen Wende
63
Die „Hütte“ nun unter der Treuhandanstalt
Ein notwendiges Nachwort
Anhang
Lageplan alter Thüringischer Glashütten
Stammtafel der wichtigsten Hüttengründungen des Thüringer Waldes
Glas = Taxa; Preisliste der 1735 gegründeten „Handelskompanie“ Thüringer Glashütten
Ahnentafel zur Heinz´schen Glasfabrik
Erste urkundliche Erwähnung des Glaswerkes im „Henneberger Kreis-Blatt“
Standortentwicklung „Friedrichswerk“
Zeittafel zur Entwicklung der Glashütte Schleusingen
Glasmacherzeichen
Übersicht über die Betriebsjubiläen
Gesellschafter und Geschäftsführer des Glaswerkes Schleusingen
Quellenangaben
71
Vorwort
Vor 150 Jahren – am 18. Oktober 1853 – wurde im Friedrichswerk bei Schleusingen eine Glashütte gegründet. Grund genug, diese wechselhafte Unternehmensgeschichte in Wort und Bild zu würdigen.
Nur wenigen Industrien ist es gegeben, überhaupt auf eine Jahrtausend alte Tradition zurückzublicken.
Das Glasmacherhandwerk gehört dazu. Wir wollen Ihnen in der folgenden Chronik auf anschauliche
Weise die Entwicklung der Glashütte Schleusingen vorstellen.
Erleben Sie eine lebendige Firmengeschichte hautnah.
Eins wurde uns beim Schreiben dieser Chronik deutlich: Immer war das Wohl und Wehe der Hütte
gebunden an die verschiedenen geschichtlichen Epochen unterschiedlicher Ausprägung. Ebenso unterlagen die vielen Glasmacherfamilien in ihrer Existenz diesen Einflüssen. Dennoch war das „Glasmachen“
für die Region Südthüringen und insbesondere für Schleusingen ein Segen.
Und noch etwas bestätigt sich heute: Nach dem Zeitalter von Versailles, Locarno, Dawes ziehen keine
„Venezianer Mandln“ (Männlein) mehr durch Thüringens Wälder, klopfen Moose und Flechten von den
Gleichbergen ab und versuchen aus ihrem Basalt Glas zu machen (Sage im Mareile).
Wenn man von Thüringen spricht, darf man nicht außer acht lassen, dass die Glasindustrie hier einen
ihrer Hauptsitze schon seit Jahrhunderten hat. Neben den Hohlglashütten gab es schon immer eine
Vielzahl von Glasinstrumentenfabriken und Glasschmuckbetrieben.
Die Firmengründer der Glashütte von 1853, Daniel Wiegand und Adam Heinz, stammen aus bedeutenden Glashüttengeschlechtern bzw. Glasmacherfamilien, benannt seit der beurkundeten Glashüttengründung Langenbach im Jahre 1525. Ihr geistiges Erbe, die gesellschaftlichen Sitten des Hütten- und
Familienlebens, lassen sich bis in die aktuelle Gegenwart des Glaswerkes nachweisen.
Die damals vorherrschende familiäre „Werkgenossenschaft“ der Hütte bildete die Grundlage für die aus
ihr herauswachsende Ortsgemeinde. Noch heute fühlen sich unsere Glasmacher mit dem Werkstoff Glas
und der Hütte eng verbunden.
Aus dieser Tradition konnte sich in den letzten Jahren wieder ein leistungsfähiges und erfolgreiches
Glaswerk im Friedrichswerk bei Schleusingen entwickeln. Hinter diesem Erfolg stehen die Technik, die
Technologie sowie vor allem die Mitarbeiter. Wir denken, es darf uns vergönnt sein, darauf stolz zu sein.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Studieren unserer Geschichte.
Hartmut Walter
Andreas Mastaler
Geschäftsführer
Betriebsleiter
2
Vorwort
Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
Zur Geschichte des Glases
Das Glas entstand zuerst im Feuerfluss der Vulkane. Die
ausgeworfene und erstarrte Lava bildete riesige Massive
natürlichen Glases mit verschiedenen Farbtönungen. Die
Härte und Schärfe dieses natürlichen Glases (Obsidian)
hatte der Mensch bereits in der Steinzeit schätzen gelernt
und daraus allerlei für ihn Nützliches hergestellt, u. a.
Pfeil- und Speerspitzen, Schmucksteine und Amulette.
Über den Zeitpunkt der ersten Herstellung von Glas durch
Menschenhand gibt es verschiedene Angaben. Man kann
jedoch davon ausgehen, dass Glas eher entdeckt als
erfunden wurde; so als (ungewollter) glasiger Überzug von
keramischen Gegenständen beim Brennen oder als Nebeneffekt bei der Kupferverhüttung in Form von Schlacken. So wie Bronze und Eisen, die Zeiten der Menschheitsgeschichte ihre Namen gegeben haben, verdanken
auch Glasuren und Gläser ihre zunächst zufällige, später
aber bewusste Herstellung der größten Erfindung der
Menschheitsgeschichte, der Nutzbarmachung des Feuers. Wahrscheinlich sind aus Glasuren – die älteste Glasur
ist grün, wurde in Ägypten gefunden und entstammt etwa
aus der Zeit 12.000 v.u.Z. – die Gläser entwickelt worden.
Das Glas, welches als das Älteste angesprochen wird, ist
ein blaues Amulett, gefunden in Ägypten, aus der Zeit von
7.000 v.u.Z. Wahrscheinlich aber wurde in Mesopotamien,
dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, schon
viel früher als in Ägypten Glas erzeugt. Bei Asmar, nordwestlich von Bagdad, wurde ein Zylinder aus lichtblauem
Glas mit erstaunlicher Reinheit gefunden, offenbar aus der
Zeit 2.600 – 2.700 v.u.Z.
Um 1.500 v.u.Z. fertigten ägyptische Glashandwerker die
ersten Fläschchen mit der Sandkerntechnik an. Sie formten tonhaltigen Sand zum Kern des künftigen Gefäßes
und überschichteten ihn mit Glas. Entweder durch Eintauchen des Sandkerns in die Glasschmelze oder durch kontinuierliches Umwickeln des Kerns mit hochviskosen Glas-
Vermeintliche ägyptische Glasbläser nach einer Zeichnung von J.G. Wilkinson
fäden, die auch schon unterschiedliche Farben aufweisen
konnten, bildete sich das Gefäß. Nach der langsamen
Kühlung in einem Fach des Ofens entfernten sie den
Sandkern, ein wertvolles Hohlgefäß aus Glas war geschaffen.
Die Ägypter und, nach den neuesten Anschauungen, auch
die Bewohner Mesopotamiens konnten schon 3.000 bis
4.000 v.u.Z. Glas herstellen. In Ägypten nahm die Glasherstellung in den Jahren 1.560 bis 1.350 v.u.Z. einen großen Umfang an, als Theben die Hauptstadt des ägyptischen Staates und zugleich ein Zentrum der Glasproduktion war. Von hier kam die Glasmacherkunst im 1. Jahrhundert v.u.Z. nach Italien. In der zweiten Hälfte des
1. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung begann die Gründung von Glasmacherwerkstätten in Rom, das bald zur
Metropole der Glasmacherkunst wurde und erfolgreich mit
Alexandrien in den Wettbewerb trat. Rom verbreitete die
Glaskunde über das ganze römische Imperium. In Spanien, Gallien, Südengland, Germanien und am Nordufer des
Schwarzen Meeres entstanden viele Glasmacherwerkstätten.
Revolution in der Glastechnik
war die Glasmacherpfeife
Glasofen und Glasblasen im 9. Jahrhundert nach Amelli
Eine Revolution in der Technik der Glasherstellung war die
Erfindung der Glasmacherpfeife. Sie soll zunächst den
Ägyptern zugeschrieben, nach weiteren Forschungen
aber den Syrern zu verdanken sein, die kurz vor Beginn
unserer Zeitrechnung dieses einfache, in seiner glastech-
Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
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Modell des Glasschmelzofens nach Theophilus, 10./11. Jh.
nologischen Auswirkung aber epochemachende Werkzeug ersonnen haben. Die Glasmacherpfeife besteht aus
einem 100 bis 150 cm langen Eisenrohr mit rund 1 cm lichter Weite. An einem Ende ist es zu einem Mundstück ausgebildet und mit einem wärmeisolierenden Griff versehen.
Am anderen Ende befindet sich eine knopfartige Erweiterung. Damit holt der Glasmacher aus der Schmelze einen
Posten flüssigen Glases und bläst ihn zu einem Hohlkörper auf. Seit dieser Zeit ist die Glasmacherpfeife trotz
technischen Fortschritts aus der Glasfertigung nicht mehr
wegzudenken. Das Blasen mit der Pfeife ermöglichte es,
nicht nur einfache, bauchige Gefäße zu fertigen, sondern
auch dünnwandige, feinere, mannigfach verformte Gläser.
Durch das Einblasen in hölzerne Formen ließen sich
Produkte standardisieren und in gleichmäßigen Serien
herstellen. In die Formen eingearbeitete Vertiefungen wie
Rillen, Rauten oder Netze schufen Dekore auf den Oberflächen der Gläser. Zugleich bedeutete der Einsatz der
Glasmacherpfeife die Vorstufe für Flachglas. Dazu wurde
das Glas zu größeren zylindrischen Körpern aufgeblasen,
anschließend aufgeschnitten und im noch warmen Zustand gestreckt.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass sich seit jener Zeit auch an der Zusammensetzung des künstlichen
Glases im Großen und Ganzen nicht viel geändert hat.
Das älteste Glasrezept enthält die Tontafelbibliothek des
assyrischen Königs Ashurbanipal (668 – 626 v.u.Z.). Da
heißt es: „Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus
Meerespflanzen, 5 Teile Kreide und du erhältst Glas.“ Die
heutige Zusammensetzung des Glases: 70% Sand = Glasbildner, 14% Soda und Sulfat = Flussmittel und 14% Dolomit und Kalk = Stabilisatoren. Von diesen fünf angegebenen Bestandteilen ist der eigentlich glasbildende Teil der
Sand mit der Kieselsäure. Soda und Sulfat fördern die
Verflüssigung, Kalk und Dolomit verleihen dem Glas Glanz
und Härte gegen Feuchtigkeitseinflüsse.
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Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
Die zwei letzteren Zusätze geben der Glasschmelze ein
für die Fabrikation geeignetes Verhalten. Einschlüsse in
der Grundmasse lassen sich nicht völlig ausschließen. Sie
bestimmen später die Stichigkeit (z. B. grünstichig) des
Glases. Die restlichen etwa 2% sind Glasmacherseifen,
wie z. B. Braunstein, Ceroxid oder Salpeter als Färbeoder Entfärbemittel.
Französische Glashütte um 1340
Glasschmelz- und Kühlofen nach Agricola, 16 Jh.
In den ersten Jahrhunderten nach dem Beginn unserer
Zeitrechnung waren die Glashütten von Alexandrien und
Rom berühmt. Später entwickelte sich die Glasmacherkunst besonders schnell in Venedig. Im 9. Jahrhundert
konnte Venedig schon erfolgreich mit Konstantinopel in
den Wettbewerb treten und das byzantinische Glas vom
Markt verdrängen. Einen besonders starken Anstoß zur
weiteren Entwicklung erhielt die venezianische Glasmacherkunst im Jahre 1204 nach der Einnahme Konstantinopels durch die Kreuzritter, unter denen sich auch Venezianer befanden. Die zwangsweise Umsiedlung von
Glasmachern nach Venedig stärkte die dortige Produktion
erheblich. So wurde Venedig Mittelpunkt der Glasmacherkunst und bewahrte sich diese Stellung bis ins 16. und
17. Jahrhundert. Venezianische Glaswaren zeichneten
sich durch Vielfalt der Formen und hohen künstlerischen
Wert aus. Als stärkste Seemacht des Mittelmeeres führte
Venedig mit den Ländern des Westens und des Ostens einen ausgedehnten Handel, wobei das Glas einen ansehnlichen Teil ausmachte.
Kombinierter Schmelz- und Kühlofen, Ende des 16. Jh.
Im Jahre 1291 wurden alle
Glasmacher unter dem Vorwande des Feuerschutzes, in Wirklichkeit aber
wegen der Erleichterung
ihrer Beaufsichtigung, auf
die Insel Murano, zwei Kilometer von Venedig entfernt, umgesiedelt. Ihnen
war es verboten, die Grenzen der venezianischen
Republik zu überschreiten.
Der Verrat von Berufsgeheimnissen wurde mit dem
Tode bestraft. Der Gipfel
venezianischer Glasmacherkunst war die Schaffung reinsten Kristallglases, das sich durch den
unnachahmlichen Glanz
und absolute Farblosigkeit Glasschmelzofen mit 3 Kammern
auszeichnete. Reiner Quarz- nach Agricola, 16 Jh.
sand und aus Meerespflanzen gewonnene Pottasche waren die Voraussetzungen dafür. Charakteristisch für den Höhepunkt venezianischer Glasfertigung sind Pokale mit Hohlstielen und Fußschalen mit Reliefs des Markuslöwenkopfes.
Anfangs Waldglas-,
später Dorfglashütten
Sieht man von den ältesten Glashütten auf deutschem
Boden einmal ab, die vermutlich in Germanien von den
Römern in den Jahren 40 und 50 n.u.Z. bei Trier und Köln
ins Leben gerufen worden sind, so beginnt die Geschichte
der deutschen Glasproduktion im engeren Sinne im Mittelalter. Deutsche Glasmacher ließen sich in den verkehrsfernen Waldgebieten der Mittelgebirge nieder, also dort,
wo Holz – der Brennstoff – in unmittelbarer Nähe vorhanden war. Im Spessart, Thüringer Wald, Solling, Schwarzwald, Bayerischen Wald, Fichtelgebirge, Böhmerwald, Erzgebirge, Riesen- und Isergebirge entstanden Glashütten,
die in wachsendem Maße Glas erzeugten. Später befanden sich die Hütten dort, wo Braunkohle und Sand frachtgünstig zu haben waren, beispielsweise in der Lausitz. Die
Glashütten Thüringens sind deshalb und aus Tradition an
ihren Plätzen geblieben.
Die alten Glasmacher bauten nicht nur ihre Öfen selbst,
sondern fertigten auch die Steine dazu aus geeigneten
Tonen selbst an. Sie suchten sich auch die mineralischen
Rohstoffe, die sie aufbereiteten, und die geeigneten Pflanzen, deren Asche sie als Gemengebestandteil verwendeten. Erschmolzen wurde zunächst ein grünliches, nicht gefärbtes Glas auf der Grundlage von Sand und Pottasche.
Für die Gewinnung von Pottasche (Kaliumkarbonat)
Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
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Preis des Produktes in die Höhe getrieben hätte. In der
Neuzeit, etwa ab Mitte des 16. Jahrhunderts, fand ein
Übergang von der Wald- zur Dorfglashütte statt, da den
Glasmeistern gestattet wurde, Wohn- und Gerätehäuser
zu bauen und durch wohlüberlegte Waldrodungen Äcker
und Wiesen anzulegen.
Überhaupt drang das Glas mehr und mehr in Gebiete der
aufstrebenden Wissenschaft und Technik ein. Galileo
Galilei entwickelte 1529 ein Thermoskop, das als Vorläufer des 1550 in Venedig vorgestellten Thermometers gilt.
Ebenfalls zu dieser Zeit hielt die Lampenglasbläserei als
Glasnachbearbeitungsmethode zur Herstellung komplizierter Apparaturen durch Charnock ihren Einzug. 1607
entstand in Jamestown (Virginia) die erste Glashütte
Amerikas und 1635 die erste russische in Duchanino.
Die gesamte Glasgeschichte ist von dem Bemühen einzelner geprägt, Fertigungsverfahren und Produkt zu vervollkommnen und weiterzuentwickeln. 1679 faßte Johann
Kunckel (1630 – 1703), Leiter der von Friedrich Wilhelm von
Preußen bei Potsdam errichteten Glashütte, Überlieferungen und eigene Erfahrungen in seinem Handbuch „Ars
vitraria experimentalis“ zusammen, das bis ins 19. Jahrhundert als wissenschaftliche Grundlage deutscher Glasmacherkunst anerkannt war. Berühmter jedoch wurde
Kunckel durch die Herstellung eines Rubinglases unter Verwendung von Gold. Sein Rezept dazu hat er nie preisgegeben.
Glasmacherwerkzeuge
eignete sich am besten Buchen- und Eichenholz. Die
Glasmacher verbrannten die Stämme in großen Feuern
und laugten die Asche in Gefäßen, in den „Pötten“, aus.
So gewannen sie Pottasche. Außerdem lieferten die Wälder Brennmaterial für die Glasöfen. Das fertige Produkt
nannte man Waldglas. Daraus entstanden die meisten
mittelalterlichen deutschen und böhmischen Gläser vor
Einführung des Kristallglases.
Die Waldglashütten waren Wohn- und Produktionsstätten. Typisch war: das Hauptgebäude mit einem oder mehreren Öfen, Wohn- und Schlafhäuser für den Meister und
dessen Gesellen, ein Stall für das Vieh, meist waren das
Zugochsen für den Holztransport, ein Schuppen für Gerätschaften, Wagen, Material, Glasware usw. Sofern der Glasmacher nicht mit der ganzen Familie dort wohnte, hatte er
einen festen Wohnsitz in einem der umliegenden Dörfer.
Die Hüttengebäude waren in leichter Holzbauweise gefertigt, da die Produktionsstätte in waldreichere Gebiete verlegt wurde, wenn alles Holz um sie herum verbraucht war.
Aus diesem Grund wurden sie auch „Wanderhütten“ genannt. Die Waldglashütten produzierten Trinkgläser, Ringel- und Warzenbecher, Daumengläser, Flaschen, Fensterglas, Labor- und Apothekengläser. Die typische Farbe
des Waldglases war grün. Dieser Farbton ergibt sich aus
dem hohen Eisengehalt des Glases. Die zum Entfärben
des Glases notwendigen Glasmacherseifen hätten aus
anderen Gegenden importiert werden müssen, was den
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Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
Noch zur Zeit der französischen Revolution veranlasste
der Nationalkonvent, in der Annahme, rotes Glas sei in jedem Fall durch Gold gefärbt, dass rote Scheiben aus mittelalterlichen Kirchen in die Pariser Münze zu liefern seien,
damit aus ihnen wieder Gold gewonnen werden könnte.
1683 wird Böhmisches Kristallglas in Form von Kreideglas
erfunden. 1686 führt man Ätzungen mit Fluss-Säure durch
und 1688 gelingt das Gieß-Walzen von Spiegelglas. 1742
schlägt der schwedische Astronom Anders Celsius eine
Temperaturmessung von 100 Graden zwischen dem Kochpunkt des Wassers und dem Schmelzpunkt des Eises vor.
Inneres einer Glashütte nach Joh. Kunckel, 17 Jh.
Glasschmelzofen in alter Zeit
Im 18. Jahrhundert war das Königreich Großbritannien führend in der Produktion optischen Glases. Seit 1806 war
das europäische Festland durch die napoleonische Kontinentalsperre von der Lieferung solcher Gläser abgeschnitten. Der Schweizer Optiker Pierre Louis Guinand (1748 –
1824) baute im Kloster Benediktbeuren eine optische
Glasschmelze auf und lieferte Linsen, die eine bis dahin
nicht gekannte Homogenität besaßen. Sein Nachfolger
wurde 1813 Joseph von Fraunhofer, Sohn eines Glasmeisters und gelernter Spiegelmacher, der das auf Guinand
zurückgehende Rührverfahren optimierte und Gläser erhielt, die es möglich machten, erstmals Brechkraft und
Streuvermögen exakt zu bestimmen. Nach mannigfachen
Versuchen gelang ihm die Erzeugung von Gläsern für leistungsfähige optische Geräte. Seine Fernrohre und
Oberflamm-Hafenofen mit Regenerativ-Gasbeheizung, Siemens, 1861
Mikroskope waren berühmt. 1823 wurde er Professor der
Physik und später in den Adelsstand erhoben. Fraunhofer
starb im Alter von 39 Jahren.
Justus von Liebig bekam 1824 in Gießen eine Professur
für Chemie übertragen. Er beherrschte die Kunst des Glasblasens und fertigte seine gläsernen Laborgeräte selbst
an. „Die wunderbaren Eigenschaften des Glases kennt
jedermann, durchsichtig, hart, farblos, unverwüstlich
durch Säuren und die meisten Flüssigkeiten, in gewissen
Temperaturen geschmeidiger als Wachs, nimmt es in der
Hand des Chemikers, vor der Flamme einer Öllampe, die
Form und die Gestalt aller zu seinen Versuchen dienenden Apparate an“, schwärmte Liebig.
Böhmischer Glasschmelzofen für Steinkohlebetrieb
(oben: Außenansicht, unten: Innenansicht)
Vermehrte Förderung von Stein- und Braunkohle machten
die Glashütten vom Holz unabhängig. Die Standorte der
Glashütten waren nicht länger an das waldreiche Mittelgebirge gebunden, sondern konnten in verkehrsmäßig erschlossene Gebiete verlegt werden. Der seit Urzeiten benutzte Hafenofen, in dem die Glasrohstoffe in einzelnen
keramischen Gefäßen, den Häfen, geschmolzen wurden,
reichte für die Massenerzeugung nicht aus. Die Erfindung
des Wannenofens mit einem Fassungsvermögen bis zu
mehreren hundert Tonnen ermöglichte die kontinuierliche
Fertigung und den Einsatz von Maschinen. Die Ofentechnik wurde von Grund auf verbessert durch das Regenerationsverfahren, bei dem die Abluftwärme des Schmelz-
Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
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ofens das Heizgas und die Frischluft vor der Verbrennung
erhitzt, so dass der Sauerstoff besser genutzt und höhere
Schmelztemperaturen erzielt werden können.
Kurz vor 1900 erfand der Amerikaner Michael Owens
(1859 – 1923) die automatische Flaschenblasmaschine, die
nach der Jahrhundertwende auch in Europa eingeführt
wurde. Etwas später waren Verfahren zur maschinellen
Herstellung von Flachglas verfügbar, ohne die der rasch
wachsende Bedarf an Bauglas nicht hätte gedeckt werden
können. Für den 1851 von Paxton in London zur Weltausstellung erbauten „Kristallpalast“ wurden 300.000 genormte
Glasscheiben als Wandelemente verbaut.
Ernst Abbe und Otto Schott
legten Fundament
für moderne Glastechnologie
Das Fundament für die moderne Glastechnologie legten
zwei deutsche Wissenschaftler. Otto Schott (1851 – 1935),
Chemiker und Glastechniker, ging der Abhängigkeit der
physikalischen Eigenschaften des Glases von seiner Zusammensetzung nach. Im väterlichen Kellerlaboratorium
untersuchte er den Einfluss fast aller Elemente auf die
Glasschmelze. 1876 kam Otto Schott mit Ernst Abbe
(1840 – 1905), Professor in Jena und Mitinhaber der Firma
Carl Zeiss, in Kontakt. Abbe brauchte für seine hochwertigen optischen Instrumente geeignete Gläser. Otto Schott
gelang nach jahrelangen, zunächst enttäuschend verlaufenden Versuchen mit der 93. Schmelzprobe ein Glas von
idealer Beschaffenheit. Er siedelte nach Jena über und
gründete zusammen mit Ernst Abbe, Carl Zeiss und dessen Sohn Roderich das Glastechnische Laboratorium
Schott und Genossen, das spätere Jenaer Glaswerk
Schott & Gen. Weitere neuartige Glasarten und Schmelzverfahren wurden erdacht und gegen Hitze, Druck und che-
Dorfglashütte
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Schon seit Jahrtausenden gibt es Glas
mische Angriffe erprobt. Im Laufe der kommenden Jahre
gab es kaum noch einen Bereich der Industrie, der nicht
mit Qualitätsgläsern aus Jena versorgt wurde. Feuerfestes Glas zum Kochen und Braten zog außerdem in die
Haushalte ein.
Glas in einfacher Form lässt sich heute theoretisch überall auf der Welt produzieren. Seine wichtigsten Rohstoffe
und Heizenergie sind nahezu immer vorhanden, und die
erforderliche Technologie steht weltweit zur Verfügung.
Es gibt kaum ein Kulturland ohne Glasproduktion auf der
Erde. Die Herstellung von Glas zur Verpackung von Lebensmitteln und Getränken und als Gebrauchsgegenstand im Haushalt ist nicht selten der Beginn der Industrialisierung der Entwicklungsländer. So treten immer mehr
Völker in die viele tausend Jahre alte Glasgeschichte ein.
Nichts deutet darauf hin, dass diese Entwicklung abreißt,
denn Glas kann sich auf reiche Rohstoffreserven stützen
und steht im Begriff, andere, knapper gewordene Materialien zu ersetzen.
Hafenofen mit Halbgasfilterung
Zeittafel der Geschichte der Glastechnik
Von 7.000 v. u. Z. bis 1927
Vor unserer Zeitrechnung
Nach unserer Zeitrechnung
Um 7.000
Entstehungszeit eines in Ägypten gefundenen blauen Glasamuletts.
14
Gründung der Glasmacherwerkstätten
in Rom.
Um 2.500
Glasfunde in Syrien zeugen vom Bestehen von Glasmacherwerkstätten.
1. Jh.
2.350
Die Ägypter erzeugen durch Gießen
flüssigen Glases in Hohlformen künstlich die heiligen, glückbringenden „Skarabäus-Käfer“.
In den Provinzen des Römischen Imperiums, in Gallien, England, Spanien,
am Rhein entstehen Glasmacherwerkstätten.
330
Konstantin l. zieht Glasmacher aus Ost
und West nach Byzanz.
375 – 476
Untergang der westeuropäischen Glasindustrie in den Stürmen der Völkerwanderung. Bewahrung und Weiterentwicklung der Glaskunst in Byzanz.
11. Jh.
Theophilus Presbyter gibt in seinem
„diversarum artium schedulae“ eine
Bauvorschrift für einen Glasschmelzofen und eine Beschreibung der Tafelglasherstellung durch Blasen von Walzen und Strecken.
1196
Erste urkundliche Erwähnung einer
Thüringer Glashütte (bei Klosterlausnitz).
Nach 1204
Aufschwung der Glasindustrie in Venedig nach dem Zerfall des oströmischen
Imperiums.
1442
Erste Erwähnung einer Glashütte in
Böhmen.
1525
Gründung der Glashütte Langenbach
(Thüringen), Stammhütte der Hüttengruppen Fehrenbach und Lauscha
1556
Georg Agricolas „De re metallica“ mit
Angaben über Glasschmelzöfen und
-geräte erscheint.
16. Jh.
Blütezeit der venezianischen Glasmacherei.
2.172
Im Grab von Mait in Ägypten finden
sich blaue Glasperlen.
2.000
In China entstehen die ersten Glasgefäße, die in weicher Masse mit Bimssteinen ausgehöhlt werden.
1.900
Nach phönizischen Vorbild errichten die
Ägypter Bildsäulen und Obelisken aus
wetterfestem Glas.
1.750
Die Assyrer schöpfen die Glasmasse
mit einem Metallstäbchen aus dem Tiegel und modellieren sie mit Zangen.
Um 1.500
In Alexandria (Ägypten) entwickelt sich
eine ägyptische Glasindustrie mit Zweigen in Kleinasien, Griechenland und
Italien. Es werden farbige Perlen z.T.
durch Überfangen und Auflegen farbiger Glasfäden sowie Hohlgefäße durch
Modellieren um einen Tonkern hergestellt. Mit dem Schleifrad werden Inschriften eingeschliffen.
Um 1.200
In Ägypten wird das Pressen bekannt.
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Cicero erwähnt als erster Römer das
Glas.
30
Die Glasmacherpfeife wird vermutlich
in Syrien erfunden. Sidon und Tyrus
sind Zentren der Glasmacherkunst.
Zeittafel der Geschichte der Glastechnik
9
Nach unserer Zeitrechnung
1607
Gründung der ersten amerikanischen
Glashütte in Jamestown (Virginia).
1609
Galileo-Galilei konstruiert mit von ihm
errechneten Glaslinsen ein verbessertes Fernrohr.
1615
Beginn der Verwendung von Steinkohle an Stelle von Holz als Brennstoff
für Glasschmelzöfen in England.
1683
M. Müller führt das Kreideglas in der
Glashütte zu Winterberg ein. Das böhmische Kristall verdrängt das venezianische Glas.
1764
Einführung der Steinkohlenfeuerung in
Deutschland (Minden/Westfalen).
1857
Fr. Siemens wendet die von ihm erfundene Regenerativfeuerung auf die Glasschmelze an.
1867
Fr. Siemens erfindet den kontinuierlich
arbeitenden Glasschmelzwannenofen.
1886
J. Arnall regt Ashley zum Bau der ersten Flaschenblasmaschine an.
Roirant Werbung, 1934
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Zeittafel der Geschichte der Glastechnik
1899
M. J. Owens meldet ein Patent an auf
eine Einrichtung zum Ansaugen von
Glas in eine Vorform und entwickelt
hieran anschließend die nach ihm genannte automatische Flaschenblasmaschine.
1902
In Deutschland wird die Glasflaschenblasmaschine patentiert. Der Amerikaner Pröger konstruiert eine Mehrfachglasblasmaschine.
1903
Von Bolten erfindet die Metallfadenglühlampe aus Glas.
1906
Die Owens-, Karussell-, Roirant- und
Speiser-Maschinen finden in allen Glashütten der zivilisierten Welt Eingang.
1908
Robert Koch richtet sein Laboratorium
gänzlich mit Glasinstrumenten ein.
1915
Die Owen’sche Flaschenblasmaschine
wird in Serie erzeugt.
1927
Die deutsche Glaserzeugung deckt ein
Drittel des Weltbedarfs.
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
Besiedlung und Glashüttengründungen in Thüringen
Im Thüringer Gebiet reichen die Nachweise über die Gründung von Glashütten bis in das 12. Jahrhundert zurück.
Sie stehen in Verbindung mit Klöstern, da sie zur Herstellung von sakralen Gefäßen dienten. Urkundlich ist schon
1196 eine erste Glashütte in der Umgebung von Klosterlausnitz durch den von 1196 bis 1198 waltenden vierten
Propst dieses Klosters, Dietrich von Weißenfels, erwähnt.
Eine Glashütte bei Suhl weist ein Erbzinsbuch der Zeit
zwischen 1350 und 1365 nach. Im 15. Jahrhundert befand
sich bei Bermbach im Amt Steinbach-Hallenberg oberhalb
der Mühle eine Glashütte. Ein Grund für die ältesten Niederlassungen in unmittelbarer Nähe der Wälder war der
Bedarf am wichtigsten Rohstoff dieser Zeit, dem Holz. Die
Gründungen waren vom Willen des Landesherren abhängig und der bestimmte sich nach wirtschaftlichen und
finanziellen, nach kameralistischen Rücksichten.
Am Glasbach, unterhalb Judenbach, wurde eine Glashütte um 1450 betrieben, die Vogtei Schleusingen bezog,
wie für 1455 bezeugt, Glas von ihr. Die Entstehung des
Ortes Fischbach (heute Ortsteil von Schleusingen) geht
auf zwei Glashütten aus dem 15. Jahrhundert zurück. Eine
der beiden hatte im Nebental des Fischbachgrundes,
Richtung „Dreiherrenstein“, ihren Platz, die andere an der
Keulroder Straße, am sogenannten „Geringsteich“. An die
erste erinnert jetzt der „Hüttgrund“. Dieser Flurname ist
schon 1530 aktenkundig. 1906 fand man beim Wegebau
im Hüttgrund Scherben von Tontöpfen, alte Glasschmelzstücke und harte weiße Sandsteinklumpen sowie kleine
Mauerreste. Ähnliche Funde machte der Lehrer Hanf 1958
beim Holzeinschlag am „Geringsteich“. Beide Hütten, die
gemeinsam einem Besitzer gehörten, hatten nur kurze
Lebensdauer. Nach den Vogtei-Rechnungen des Amtes
Schleusingen bestanden sie von 1452 bis 1455. Spätere
Rechnungen erwähnen die Glashütten nicht mehr.
Schleusingen, 1700
Holzreichtum des Thüringer Waldes
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
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Piesau (1622), Klein-Tettau (1661), Ernstthal (1707) und
Alsbach (1711) waren unmittelbar mit den Ortsgründungen bzw. deren Erweiterung verbunden.
Damit waren die Glashütten in dieser Gegend verantwortlich für die Urbanisierung, Besiedlung, Gründung von Ortschaften und für die wirtschaftlich soziale Stellung der
Menschen. Der Holzreichtum des Thüringer Waldes, die
heimischen Rohstoffe wie Sand und andere Zuschlagstoffe, die Herstellung von Aschen aus Holz und die Fertigkeiten der Menschen trugen zum Aufblühen der Glashüttenindustrie in dieser Zeit bei. Glashüttenstandorte
befanden sich in den Gebieten der sächsisch-ernestinischen Ämter Eisfeld, Gräfental, Neustadt, Sonneberg,
Ilmenau, des preußischen Amtes Lobenstein, des sächsisch-albertinischen Amtes Schleusingen. Während bis
Glashütte Fehrenbach
Im holzreichen Zillbachtal gewährt nach Neujahr 1461
Graf Wilhelm von Henneberg den Brüdern Retig und Cunz
Kungkel das Recht, eine Glashütte zu bauen, die bis 1545
bestand. Kaum eine halbe und dreiviertel Wegstunde
nördlich und westlich von Zillbach, bei den Meininger Dörfern Helmers und Eckardts, befanden sich im 15. Jahrhundert ebenfalls Glashütten. In Helmers erinnern sich die
Einwohner noch heute an eine Glashütte. Die zweite Hütte
wird dadurch nachgewiesen, dass im Jahre 1481 „vom
Glaser aus Eckerichs“ ein Gulden Steuer erhoben wurde.
Mit „Eckerichs“ ist Eckardts gemeint. Auch Gießübel wird
im Zinsverzeichnis des Amtes Eisfeld von 1486 erwähnt
(Schmelzen im Grund).
1525 gründeten Glasmacher aus Schwaben, Hans Greiner und sein Gehilfe Jacob Poffinger, in Langenbach, einem Seitental des Schleusegrundes, nahe Lichtenau,
oberhalb Waldau eine Glashütte. Diese Glashütte gilt als
Stammhütte vieler bis ins 18. Jahrhundert im Thüringer
Wald gegründeten Hüttengruppen Fehrenbach und
Lauscha (Anlage Stammtafel). Im Altendambacher Forst
an der Silbacher Wand, zwischen Hirschbach und Erlau
bei Schleusingen, liegt „ein Rod“ (eine Rodung), „Hüttstadt“ genannt. Dort war von 1530 bis 1543 eine Glashütte
im Gang. Hans Breitenbach, gebürtig aus Schleusingen,
ersuchte am 5. September 1564 den Herzog Johann
Friedrich den Mittleren um Erlaubnis zur Anlage einer Glashütte in Fehrenbach (nahe Heubach). Die Genehmigung
wird beurkundet am 8. Dezember 1564.
Als 1583 Henneberg an Sachsen fiel, war der Holzmangel (eine Henneberger Waldortbeschreibung von 1587
gibt das Langenbacher Revier als „verhauen“ an) so fühlbar geworden, dass das Fortbestehen der Hütten in Frage
stand. Wegen des Mangels an Holz und Asche zogen die
Glasmacher nach Gräfental unter dem Grafen von Poppenheim und bauten um 1590 im „Marktiegel“ und später
1597 aus gleichem Grund in Lauscha eine Glashütte auf.
Bis ca. 1700 wurden in Thüringen insgesamt 17 Glashütten gegründet, im Verlaufe des 18. Jahrhunderts weitere
19 Glashüttenbetriebe. Die Eröffnung der Glashütten
12
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
Mundglasmacher beim Fertigblasen
Die Glashütten-„Compagnie“,
das älteste Glashüttensyndikat
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, gründeten am
11. März 1735 auf der damaligen Glashütte Allzunah am
Rennsteig 17 Glasmeister in einem vom Notar Johann
Christoph Persch beglaubigten Vertrag eine Glashütten„Compagnie“. Es dürfte das älteste Glashütten-Syndikat
auf dem Thüringer Wald gewesen sein. Die 17 Glasmeister vertraten acht Glashütten, die in Stützerbach, Allzunah, Alsbach, Friedrichshöhe, Siegmundsburg und Lauscha ihre Standorte hatten. Am 23. März 1735 erklärten
weitere vier Glasermeister, die an der konstituierenden
Sitzung nicht teilnehmen konnten, ihren Beitritt zu der
„Compagnie“, womit nun auch die Glashütte Altenfeld zum
Syndikat gehörte.
In der sehr umfangreichen Gründungsurkunde ist ausführlich Zweck und Sinn des Syndikats dargelegt. Wegen der
Länge dieser Urkunde ist es an dieser Stelle nicht möglich, sie im vollen Wortlaut wiederzugeben. So beschränken wir uns darauf, ein paar Punkte zu zitieren, die aber
sehr aufschlussreich sind. In der Urkunde schreibt der
Notar, dass ihm, „dem unterschriebenen Kaiserlichen Notar“ die anwesenden namentlich genannten 17 Glasmeister „mündlich vorgetragen haben, daß sie sich zur
Deckblatt Glashüttensyndikat
Ende des 17. Jahrhunderts die Waldglashütten, abhängig
vom Baumbestand der Wälder, ständig ihren Standort
wechselten, beginnen mit Anfang des 18. Jahrhunderts
diese Hütten sesshaft zu werden. Die für die Wanderglashütten aus vorwiegend forsttechnischen Gründen auferlegte Verpflichtung, nur für die Zeit von Ostern bis zu
Martini, d. h. von Anfang April bis 11. November, „zu schüren“, entfällt mit der Sesshaftwerdung. Die hierdurch mögliche ganzjährige Arbeitszeit brachte eine verstärkte Produktion, die noch erhöht wurde durch eine veränderte
Ofenkonstruktion. Während bis zum 15. und 16. Jahrhundert noch allgemein der Rundofen mit zwei und vier Häfen
üblich war, ist durch bahnbrechende Arbeiten der alten
thüringischen Glashüttenleute im 18. Jahrhundert der
längliche Ofen mit sechs und zwölf Hafenständen immer
stärker im Vormarsch. Allenthalben entstehen in den deutschen waldreichen Gebieten Manufakturen und Glashütten, teils unter fürstlicher Regie – weil sie Geld brauchten
– teils auch als Privatbetriebe der Glasmachermeister, die
sich um diese Zeit bereits Fabrikanten nennen. Es ist verständlich, dass durch die oben gegebenen Entwicklungen
die Überproduktion schnell zunimmt und dadurch auch ein
entsprechender Preisverfall, ein ruinöser Wettbewerb.
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
13
1735 Bericht
über Glassyndikat
14
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
Glashütte Gießübel bei Schönbrunn
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
15
Besserung des neuerdings zu sehr niedergegangenen
Glashandels über gewisse Punkte verständigen und die
Verständigung eidlich bekräftigen wollen. Ich sollte ihren
Beratungen beiwohnen, die Punkte aufnotieren und sodann ihnen, sowie dem von ihnen erwählten Faktor (d. i.
Syndikus) den Eid abnehmen. Ich habe demnach die Herren Anton Valentin Ewald, Stadtmusikant zu Schleusingen, und Johann Caspar Wiegand, Hufschmied zu Stützerbach, zu Zeugen geladen und mich mit ihnen auf die
sogenannte Franzens-Hütte zu Allzunahe, in des dortigen
Glasmeisters, Herrn Johann Heinrich Wenzels Haus, und
zwar in die obere Stube, deren Fenster z. T. gegen Mittag,
z. T. gegen Abend gehen, begeben, die oben erwähnten
Herren Glasmeister daselbst angetroffen, und diese sind
über folgende Punkte einig geworden:
1. Um der bisherigen Überproduktion, der Ursache des
Geschäftsniedergangs zu steuern, sollen sämtliche um
und auf dem Thüringer Wald gelegenen Glashütten jährlich nur 26 Wochen lang arbeiten. Die Altenfelder sollen
28 Wochen arbeiten und die Lauschaer 3/4 Jahr, da sie
nicht ständig nur holländisches Glas verfertigen.
2. Es soll nach Möglichkeit nur reines, feines und tüchtiges Glas verfertigt werden,
3. Zur Hebung des gefallenen Handelspreises für Glaswaren soll der Glashandel einem tüchtigen und gewissenhaften als Faktor anvertraut werden. Dieser soll für den
Absatz sorgen und die von den Hütten an ihn gelieferten
Glaswaren gegen einen bestimmten, dem jetzigen Kurs
entsprechenden Preis in Empfang nehmen.
im Glashandel erfahrener Mann sein. Er soll mit seinem
Vermögen für die Waren haften, diese mit Gewinn verkaufen und im Notfall gegen landesübliche Zinsen Vorschüsse geben.“
In den übrigen der insgesamt 14 Punkte sind weitere Maßnahmen festgelegt, so zum Beispiel haben die Glasmeister dafür zu sorgen, dass ihre Frauen und Kinder nicht
heimlich Glaswaren verkaufen, dass alle Handelsleute an
den Faktor zu verweisen sind, der Faktor ein besonderes
„Contobuch“ anzulegen hat und nach Ablauf jeden Jahres
Rechnung legen sowie den Überschuss an sämtliche Hütten auszahlen muss.
Wer war nun dieser Faktor, dem eine so weitgehende Vollmacht innerhalb der „Compagnie“ erteilt wurde? Er hieß
Heinrich Gottlieb Wentzel (1697 – 1766). Der Vater Franz
Wentzel (1652 – 1705) kam aus dem Hannover’schen und
gründete im Jahre 1691 die Hütte von Allzunah. Nach dem
Tod von Franz Wentzel übernimmt 1705 der Sohn mit seinem Schwager Johann Nikolaus Gundelach den Betrieb.
Diese Wentzel-Familie muss als besonders tüchtig bezeichnet werden. Denn der jüngere Bruder von Heinrich
Gottlieb Wentzel geht 1742 nach Norwegen und wird von
dort als befähigter Glasmeister, Formenmacher und Graveur in Noste Tangen bei Kongsberg besonders bekannt.
Kein Wunder, dass die Glasmeister der „Compagnie“ dem
Heinrich Gottlieb Wentzel die Aufgabe des Faktors übertrugen. Und er löste sie gut, gab er doch sofort 1735 eine
Preisliste (Taxa-Liste, siehe Anhang) heraus, der bis 1737
zwei weitere folgten. Die Taxa-Liste ist eine der ältesten,
vielleicht sogar die älteste Kartell- und Preisliste des europäischen Raumes. Sie gewährt bemerkenswerte und inter-
4. Die Beschaffung des dazu erforderlichen Kapitals soll
dem künftigen Faktor anheimgegeben werden. Alle beteiligten Glasmeister haften solidarisch für dieses Kapital
und sind damit einverstanden, daß seine Verzinsung aus
der gemeinsamen Kasse geschieht.
5. Die beteiligten Glasmeister verpflichten sich unter Verpfändung ihres Vermögens, ihre Ware an niemanden anders als an den Faktor zu liefern, bzw. nach seiner Anweisung zu ‘spedieren’. Von diesem werden sie zu den für
jede einzelne Gläsersorte festgesetzten Taxen bezahlt.
Alle vom Faktor bestellten Sorten sollen sie so schnell wie
möglich liefern und sich mit ihm für außerordentliche neue
Modesorten über einen angemessenen Preis verständigen. Besonders soll das den Lauschaern allein überlassene Beinglas von diesen ordentlich geliefert und nach bestem Gewissen berechnet werden. Auch soll dafür im Verhältnis zum Preis dieselbe Abgabe für den Faktor geleistet
werden, die ihm die anderen Hütten zahlen.
6. Jede Glashütte soll an den Faktor sogleich für 200 Thlr.
Glaswaren liefern, deren Bezahlung nach Maßgabe der
Vertragserfüllung erfolgt.
7. Um die beteiligten Glasmeister gegen Unterschlagung
durch den Faktor zu sichern, soll dieser ein eingesessener,
16
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
Glashüttensyndikat Unterschriftenblatt
Kupferhammer, 1819
essante Einblicke in die damalige Glasproduktion und die
Reichhaltigkeit der alten Glasformen, der besonderen
Bezeichnungen und der damals gehandhabten Herstellungsmethoden. Die etwa 430 Artikel umfassende Liste
zeigt das Gesamt-Produktionsprogramm der damaligen
Glashütten. Nach der heutigen Nomenklatur sind deutlich
zu unterscheiden: Kelche, allgemeine Wirtschafts- und Behältegläser einschließlich „Bouteillen (veraltet für Flasche)
und Fläschgen“, Flachglas/Fensterglas und erste Anfänge
der sich in den späteren Jahrhunderten entwickelnden
chemisch-technischen Hohlglas-Industrie. Nur die kartellmäßige Zusammenfassung der Produktion von acht Glashütten gab dem Faktor die Möglichkeit, ein so reichhaltiges Programm der damaligen Öffentlichkeit in der TaxaListe vorzulegen. Erstaunlich sind nicht nur die Bezeichnungen und die Fülle der Formen, sondern auch die große
Kunstfertigkeit der damaligen Glasmeister auf den thüringischen Stuhlglashütten.
stube wirklich ein Kupferhammer und danach ein Eisenhammer. Auch wenn die Bezeichnung Kupferhammer
durch die spätere Bezeichnung „Friedrichswerk“ mit der
Zeit verdrängt wurde, lebte dessen Name aber noch um
1910 in dem Kinderverschen „0, wi is die Welt so gruß,
Dommich, Eärle, Bräteboch, Spittel, Roose, Kopferhomer,
Hömühl, Ölmühl-Amen“ weiter.
Das Straßennetz förderte
die Entwicklung der Glashütten
Um 1800 waren wegen der wirtschaftlichen Konkurrenz
der Glashütten untereinander nur noch 15 in Betrieb. Deshalb verlor die Glaserzeugung in diesen Gebieten an
Bedeutung. An Stelle der Glashütten traten in zunehmendem Maße Sägewerke sowie Kupfer- und Eisenhämmer.
Aus einem solchen Kupfer- und Eisenhammer ging im
Jahre 1853 auch die Glashütte Schleusingen hervor. Von
1466 – 1778 befand sich im Bereich der unteren Hafen-
Hohlglas, Glasinstrumente, Thermometer, Glasemballagen, Kunstglas,
Laboratoriumsbedarf – Produkte Thüringer Glashütten (historischer Stich)
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
17
Wesentliche Voraussetzung für eine günstige Existenz der
verbleibenden Glashütten war die leichte Beschaffung der
Rohstoffe und wohlfeile Deckung ihres Holzbedarfes, die
sich daraus ergebenden Glaspreise und die Erweiterung
des Absatzgebietes. Durch Öffnung der Zollgrenzen und
den Ausbau der Fuhrstraßen wurden die Bedingungen für
die Entwicklung der Glashütten besser. Von alters her haben Straßen und Wege aller Art einen Nerv des wirtschaftlichen, aber auch des politischen und kulturellen Lebens
dargestellt. Die Überproduktion an Nahrungsmitteln und
Gebrauchsgütern einer Landschaft mussten in jene Gebiete, in denen sie fehlten, befördert und die dort nur mangelhaft vorhandenen eingeführt werden. Unterhändler und
Gesandte souveräner Staaten lösten auf vielen Reisen
politische Aufgaben, und Künstler und Wissenschaftler
trachteten danach, ihre Ideen und Werke allen Menschen
zukommen zu lassen. Die weitaus größten Forderungen
an ein möglichst weitverzweigtes Straßennetz stellte aber
entschieden die Wirtschaft. Sie vor allem brauchte gute
und feste Verkehrswege, um die Massen der Güter rasch
und sicher zu befördern. Für Thüringen war das Straßenproblem von besonderer Bedeutung, bildete es doch das
Herzstück Deutschlands, ja, das Zentrum Mitteleuropas.
Darum galt es von jeher als vielberührtes Durchgangsland. Zwar erschwerten Gebirge der Randgebiete – Harz
und Thüringer Wald mit Frankenwald – den Nordsüdverkehr, umso leichter aber konnte man von Westen oder
Osten nach Thüringen kommen oder es in dieser Richtung
durchziehen. So wird schon um 768 die Königstraße, die
strata regia, genannt. Sie umging das Vogelsgebirge nördlich und führte von Frankfurt durch die Wetterau über
Gießen, Treysa, Creuzburg nach Eisenach. Sie stand unter dem Königsbann und dem öffentlichen Frieden und
kam deshalb zu ihrem Namen. Sie zog dann durch das
Hörseltal über Gotha, Erfurt, Kösen, Naumburg weiter und
18
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
Eisenbahnverbindung Schmiedefeld – Schleusingen
Werkseigener Gleisanschluss Glaswerk Schönbrunn
endete in Leipzig. Von dieser Straße profitierte aber der
Raum Schleusingen kaum. Erst als sich der Nordsüdverkehr mehr und mehr durchsetzte, fand auch Schleusingen
immer besseren Anschluss, wurde sogar ein Zentrum, da
sich hier dann eine ganze Reihe Verkehrswege trafen. Besonders die verkehrsfeindliche Barriere „Thüringer Wald“
wurde durch immer zahlreichere Übergänge überwunden.
Im Osten verbanden zwei Straßen Nürnberg mit Leipzig.
Die eine zog über Coburg, Judenbach, Gräfenthal, Saalfeld, Jena, die andere über Münchberg, Hof, Plaue, Zwickau, Altenburg. Doch auch diese beiden Straßen waren für
den Raum Schleusingen von keinem großen Nutzen. Wohl
aber der kürzeste Weg, der über den zentralen Gebirgsteil
von Thüringen nach Franken führte. Darum entstanden
hier schon im Mittelalter mehrere vielbenutzte Verkehrsstraßen. Die „Frauenstraße“ erreichte von Ilmenau aus
über das „Steinerne Kreuz“ Frauenwald und gabelte sich
hier in die „Würzburger“ und in die „Nürnberger Straße“,
die sich zum Nahetal wendet und von dort aus über Unterneubrunn (heute Ortsteil von Schönbrunn) nach Eisfeld,
Coburg, Bamberg bis nach Nürnberg führt. Die „Würzburger Straße“ durchlief Schleusingen und Bad Königshofen
und endete in Würzburg. Zu erwähnen ist noch die „Suhler
Leubenstraße“, die von Schleusingen kam, hinter Hirschbach in den Wallersbach einlenkte, den Alten Friedberg
überschritt, Suhl erreichte und von dort aus über den „Fröhlichen Mann“ hoch zur Ausspanne und auf dem Rennsteig
nach Oberhof führte. Ihr fernes Ziel war Erfurt. Die Handelsstraßen über den Thüringer Wald vereinigten sich am fünfarmigen Wegweiser an der „Hohen Straße“, der „Frauen-
waldstraße“. Von Coburg über Eisfeld nach Schleusingen,
von Coburg über Hildburghausen nach Schleusingen, von
Würzburg über Römhild nach Schleusingen.
Zu berücksichtigen ist allerdings, dass diese Straßen natürliche Straßen und in zumeist sehr schlechtem Zustand
waren. Das änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als die
Kunststraßen gebaut wurden. Eine der ersten, aber auch
schwierigsten und kunstvollsten war die den Thüringer
Wald überquerende Oberhofer Straße, die von Gotha
nach Hildburghausen führt. Das Teilstück von der Suhler
Struth bis nach Schleusingen war 1830 vollendet, im August 1831 auch das Teilstück bis zur Hildburghäuser Grenze fertiggestellt. Auf der Gesamtstrecke rollte dann seit
1832 der Verkehr. Von da an kam der moderne Straßenbau zügig voran. 1833/37 entstanden die Straßen Themar – Schleusingen, 1838/39 Schleusingen – Ilmenau,
1848/49 Schleusingen – Wiedersbach.
Nicht nur der Bau der Kunststraßen, sondern mehr noch
der Bau der Eisenbahnlinien war ausschlaggebend, dass
die Thüringer Industrie und damit auch die Glasindustrie
eine höhere Wirtschaftskraft erreichten. So ging am 2. November 1858 die Werrabahn mit 130 km Länge von
Eisenach über Bad Salzungen, Meiningen Themar, Hildburghausen und Eisfeld nach Coburg in Betrieb. Auf der
59,2 km langen Bahnstrecke Arnstadt – Schleusingen rollten am 6. August 1879 die ersten Züge auf der Teilstrecke
bis Ilmenau, am 15. August 1904 von Ilmenau bis Stützerbach, ab 1. September 1904 dann durchgehend von
Mundglasherstellung um 1850
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
19
Etliche dieser Glashütten sind noch heute im Thüringer
Wald in Betrieb und fertigen auf modernen Produktionsanlagen sowie mit neuester Technologie Hohl- und Röhrenglas, Glasinstrumente, Glasschmuck und anderes technisches Glas.
Es ist in diesem Zusammenhang durchaus interessant,
einmal etwas über die Entwicklung und die Geschichte
des Glasofens zu erfahren. Der Glasmacherofen, so alt
wie die Kunst des Glasmachens selbst, hatte eine runde
Form. Beheizt wurde er mit dem Holz, das man aus den
Wäldern und Abholzungen rings um das Glashüttendorf
holte. Gefeuert wurde an den beiden Enden des Ofens,
wo für diesen Zweck Öffnungen ausgespart blieben. Die
eine Öffnung nannte man das „Schürloch“, welches tief in
den Glasofen hineinreichte. An der Stelle, an der das
Schürloch zu Ende ging, befand sich ein quadratischer
Ausschnitt, durch den man das Holz in den Ofen selbst
befördern konnte. Auf der anderen Seite des Ofens befand
sich ebenfalls eine Öffnung, die jedoch viel größer und geräumiger war, vergleichbar eher einem Stollen, der mit einem Gewölbe überdacht war. Dieser Raum nun wurde als
Mundglasmacher beim Fertigblasen
Arnstadt bis Schleusingen. Am 28. Oktober 1888 bereits
war die 11 km lange Strecke Themar – Schleusingen eröffnet worden, so dass damit der Raum Schleusingen an das
große Eisenbahnnetz Deutschlands Anschluss gefunden
hatte. Schließlich folgte noch am 15. November 1911 die
Eröffnung der knapp 16 km langen und landschaftlich
äußerst reizvollen Bahnstrecke Schleusingen – Suhl.
Natürlich profitierten davon auch die Glashütten im Schleusinger Raum und darüber hinaus. Als der Holzmangel kritisch zu werden drohte, wurde die Holzfeuerung durch die
Kohlefeuerung ersetzt. Glasherstellung mit Braunkohle
wird 1812/13 erwähnt. Aber die Steinkohlefeuerung in Thüringen gab es erst nach 1860. 1856 erfand Friedrich
Siemens den Regenerativgasofen. Dies führte zur Industriealisierung der Glasindustrie. Die Entwicklung der thüringischen Glasindustrie im 19. Jahrhundert wurde gefördert durch neue Techniken. Diese ermöglichten neue Waren, neue Waren brachten weiteren Erwerb. Notwendigkeit und alte Arbeitsfreude schufen neue Betriebsformen.
Laut statistischem Handbuch von 1922 befassten sich im
Land Thüringen 1861 Gewerbebetriebe mit der Herstellung und Veredlung von Glassachen. Fabrikbetriebe für
Glas zählte man am 31. Dezember 1921 rund 90 mit 6.000
Arbeitern, darunter 1.000 weiblichen.
20
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
Glasmacher auf dem Auftriebsstuhl
„die Schür“ bezeichnet und war gesellschaftlicher Mittelpunkt in der Hütte. In der Schür herrschte wohlige Wärme.
Aus diesem Grunde fanden sich hier die Leute ein, die es
zu Hause nicht so warm hatten oder gar Leute, die überhaupt kein „Zuhause“ hatten. Hier konnten sie sich ausruhen, hier konnten sie sich sogar zur Übernachtung einrichten. Selbst alte und gebrechliche Leute trafen sich an diesem Ort. Platz war genügend vorhanden. Schon in alten
Beschreibungen heißt es, „dass auf jeder Seite drei Leute
der Länge nach hintereinander liegen konnten“. Auch
Glasmacher kamen, um hier zu nächtigen, oder andere
Glasmacher, die gerade auf Wanderschaft waren und anderswo keine Bleibe fanden. Die Schür gewährte allerlei
Leuten Unterschlupf. Arbeitssuchende, die keiner geregelten Arbeit nachgingen, durften dann in der Schür verweilen, wenn sie bereit waren, die weniger feinen Arbeiten in
der Glashütte zu übernehmen. Nicht selten versuchten die
Glasmacher, ihre Frauen oder Kinder, Krankheiten in der
Schür auszukurieren. Die Schür ist zu einem zentralen
Punkt innerhalb der Glashütte geworden. Sie wirkte gerade für die Kinder recht einladend, wohl wegen ihrer düsteren und unheimlichen Ausstrahlung. Das Innere der Schür
war verrußt, war schwarz. Wegen des finsteren Aussehens hat sich ein Hüttenspruch herausgebildet, der auch
auf andere „unsaubere“ Orte angewandt wurde: „Da sieht
es aus wie in der Schür!“
Für die Glasherstellung hatte der Ascheofen seine besondere Bedeutung. Er nahm z. B. die überschüssige Wärme
auf und konnte damit zur Abkühlung des Glases verwendet werden. Zugleich diente er als Trockenkammer für das
Holz und er wurde zum Erhitzen von Quarz verwendet,
aus dem dann der feine Sand hergestellt wurde. Neben
diesen für die Glashütte praktischen Nutzbarkeiten stand
für die Dorfbewohner und für die Glasmacher selbst ein
kulinarischer Genuss im Vordergrund: das Braten von Kartoffeln. Diese wurden in die heiße Asche geworfen und
nach der entsprechenden Zeit wieder herausgeholt. Es
gab angeblich keine Kartoffeln, die besser schmeckten,
als die in der Schür gebratenen! Sogar für das Schälen
der Kartoffeln entwickelten die Glasmacher eine besondere Technik. Sie holten die fertig gebratenen Kartoffeln aus
dem Ascheofen und legten sie in eine Schale, die mit einer
Menge Glasscherben angefüllt war. Darin schüttelten und
rüttelten sie die Kartoffeln hin und her, so lange, bis die
Haut durch die scharfen Kanten recht fein und säuberlich
entfernt war.
Heutzutage sind natürlich weiterentwickelte moderne
Glasschmelzöfen in Betrieb. Die Hafenöfen enthalten bis
14 runde oder ovale Häfen (Schmelzgefäße aus Schamotte); sie werden nachts mit Glasgemenge gefüllt und
tagsüber wird das Schmelzgut entnommen. Bei den kontinuierlich arbeitenden Wannenöfen wird an einem Ende
des länglichen Wannenbeckens Gemenge eingelegt
(Schmelzwanne), am anderen fertiges Glas entnommen
(Arbeitswanne); diese beiden Teile der Wanne sind meistens durch eine Wand mit tiefliegendem Durchlass
getrennt.
Hafenofen Erlau
Die Glasindustrie im Thüringer Wald
21
Wie aus dem „Friedrichswerk“
eine Glashütte wurde
Die Entwicklung des Glaswerkes Schleusingen bis zum 19. Jh.
vom 29. September 1853, folgende Mitteilung der PolizeiVerwaltung, unterschrieben von Bürgermeister Thielow:
„Anlage einer Glashütte betreff. Die Glasfabrikanten, Herren Wiegand und Heinz hier beabsichtigen, in dem zu
dem Eisenhüttenwerke Friedrichswerk gehörigen, isoliert
gelegenen Kohlen-hause eine Glashütte mit einem Glasofen zu errichten. Etwaige Einwendungen gegen das Unternehmen sind binnen vier Wochen hier anzumelden.“ Es
gab offensichtlich keine Einwände und so kaufte 1853
Herr Daniel Wiegand aus Altenfeld in Gemeinschaft mit
Herrn Friedrich König aus Langewiesen das Werk. Herr
Daniel Wiegand errichtete auf dem Betriebsgelände eine
Eisenhammer im „Friedrichswerk“, 1850
Die Glashütte in Schleusingen wurde im Jahre 1853 auf
dem Gelände eines Eisenwerks errichtet. In noch früherer
Zeit, nämlich 1466, war an derselben Stelle („in der Hell“)
von Meister Martin Semler und seinen beiden Söhnen
Moritz und Matthes ein Kupferhammer eingerichtet worden,
der 1535 durch Verkauf an den hennebergischen Rentmeister Joh. Jäger und seine Gattin Christina überging.
Meister Martin Semler hatte schon 1461 vom Grafen Wilhelm III. zu Henneberg die Erlaubnis erhalten, vor dem
Schleusinger Obertor („an der Maßen“) eine Kupferschmelzhütte anzulegen. 1552 gibt „Johann Jäger vom
Hammer unter dem Spital ober Schleusingen, in der Hell,
3 fl. Erbzins It. Erbbriefe von den Jahren 1486, 1524 und
1535“.
Kupfer- und Eisenhammer entstanden in jener Zeit meist
nur dort, wo eigenes Erz gewonnen und verhüttet wurde.
Es waren umfangreiche Anlagen, ihre Errichtung und Unterhaltung war natürlich sehr kostspielig. Und so wurde
bereits 1547 der Kupferhammer in ein Gießwerk mit Zainhammer (Zain = ldsch. für Metallstab) umgewandelt. Platzbesitzer und Verwendungszweck wechselten im Laufe der
Jahrhunderte oft, aber immer diente das Werk der Eisenverarbeitung. Der im Jahre 1827 erfolgte Übergang des
Betriebes in die Hände des Senators Friedrich Schlundt
trug Werk und Platz den Namen „Friedrichswerk“ ein, den
es fast 100 Jahre behielt. Obwohl der Name „Friedrichswerk“ bereits seit Mitte vorigen Jahrhunderts in der Firmenbezeichnung des Glaswerkes nicht mehr enthalten
ist, trägt ein Wohngebiet in Betriebsnähe weiterhin diesen
Namen.
Erstmalig ist von einem Glaswerk in Schleusingen im September 1853 die Rede. Im „Henneberger Kreisblatt“, 18. Jahrgang, Ausgabe Nr. 40, erschien unter dem Abschnitt „Bekanntmachungen durch die landräthliche Behörde“, datiert
22
Wie aus dem „Friedrichswerk“ eine Glashütte wurde
Glashüttengründer Adam Heinz, 1893
seinerzeit aus zwei Wohnhäusern, einem Lagergebäude,
dem großen Hammergebäude mit einem Glasofen und unterhalb desselben befand sich ein anderes Gebäude mit
ebenfalls einem Glasofen. An beiden Wohngebäuden gab
es zwei schöne, wohlgepflegte Blumen- und Gemüsegärten.
Die ganze Fabrik beschäftigte damals 72 Personen, wovon 37 aus den umliegenden Orten und 35 „Ausländer“
(nicht im Kreis wohnhafte Arbeitskräfte) waren. Die Glashütte trug zur damaligen Zeit mehr oder weniger den Charakter eines Handwerksbetriebes, denn neben dem Besitzer Adam Heinz arbeiteten sowohl dessen Frau als auch
Robert und Carl Heinz, 1903; Besitzer des „Friedrichswerkes“ seit 1897
Glasfabrik, welche mit Glück betrieben wurde. Das „Friedrichswerk“ begann 1853 mit 30 Arbeitern und einem Ofen
in der sogenannten unteren Hafenstube. 1854 erwarb Herr
Adam Heinz von Herrn Daniel Wiegand, seinem Schwiegervater, dessen Anteil an der Hütte und fünf Jahre später
ebenso käuflich den Anteil von Herrn König.
Die Glasmacherfamilie Heinz kam aus Langenbach und
Fehrenbach, errichtete 1621 in Piesau eine Glashütte und
in der Folgezeit weitere Glashütten in Altenfeld, Neustadt
a.R., Gehlberg, Stützerbach, Schmalenbuche, KleinTettau, Grumbasch und Carlsfeld. Damit ist die Familie
Heinz eines der bedeutendsten Glasmachergeschlechter
Thüringens. Johann Adam Heinz kam am 8. März 1821 zu
Alexanderhütte in Oberfranken als Sohn des 1776 geborenen Glasmeisters Joh. Christoph Tobias Heinz daselbst
und der Wilhelmine Elisabeth Christiane (geb. Heinz) zur
Welt. Er verheiratete sich 1848 mit Lina Rosalie Wiegand
aus Altenfeld. Johann Adam Heinz starb am 28. Juni 1897
zu „Friedrichswerk“. Seine Nachfolger wurden seine Söhne Carl (geb. 1859) und Robert (geb. 1858). Nach dem
Ableben von Robert Heinz im Jahre 1907 war Carl Heinz
alleiniger Besitzer des „Friedrichswerkes“.
Herr Adam Heinz baute bereits 1861 den zweiten Glasofen, und zwar in dem früheren großen Hammergebäude,
der sogenannten oberen Hafenstube. Das Werk bestand
Ansicht Herrenhaus mit Garten und Brunnen
die größeren Kinder im Betrieb mit. Herr Heinz war als
Glasmacher und Sortierer tätig, während die Frau das
Glas in Stroh verpackte. Die Söhne wurden als Sortierer
beschäftigt. Der Transport des in größeren Mengen benötigten Brennholzes erfolgte ausschließlich mit Ochsenund Pferdegespannen. Diese transportierten auch die
Schmelzmaterialien sowie das gefertigte Glas. Der Sand
wurde am Altendambacher Berg gegraben und im Mühlgraben des Werkes gewaschen.
Herrenhaus der Familie Heinz
Wie Turmknopfaufzeichnungen aus St. Kilian, geschrieben am 26. Oktober 1867 von dem damaligen Buchhalter
der Glasfabrik, Herrn Adalbert Bonsack, zu entnehmen ist,
hoffte der Besitzer, Herr Adam Heinz, wenn Gottes Segen
noch ferner damit ist, das Werk noch bedeutend vergrö-
Wie aus dem „Friedrichswerk“ eine Glashütte wurde
23
Holzfeuerung in den Glashütten Platz griff. Bereits fünf
Jahre später und zwar 1892 konnte ein weiterer Glasschmelzofen, die Hütte II mit Ofen II, in Betrieb gehen.
Dieser folgte im Jahre 1896 der Bau der Hütte III mit Ofen
III. Den Abschluss dieser rasanten Entwicklung bildete
1899 der Bau der Hütte IV mit Ofen IV. Die Inbetriebnahme des Ofens IV erlebte Herr Adam Heinz nicht mehr.
Er starb 1897 im Alter von 76 Jahren nach einem arbeitsreichen und erfolgreichen Leben. An diesen Ofenanlagen
wurden hauptsächlich mundgeblasene Verpackungsgläser für die Industrie und Kosmetika produziert. In den Schleifereien besorgten die dort Beschäftigten das Einschleifen
der angefertigten Eng- und Weithalsflaschen. Ab diesem
Zeitpunkt fertigten im Werk Schleusingen ca. 400 Beschäftigte in drei Hüttengebäuden an vier Glasschmelzöfen (Hafenöfen) vorwiegend Behälterglas, das an viele
Firmen in Deutschland und dem Ausland geliefert wurde.
Wie einem alten Warenausgangsbuch zu entnehmen ist,
gehörten dazu zum Beispiel die Firmen Ferd. Nagel Söhne in Hamburg, L. Phannemann & Co. in München, Caesar & Lortz in Halle, Dr. P. Raschig in Ludwigshafen, A. Jannowitze in Wien und R. B. Turne in London.
Siegel der Firma Adam Heinz
ßern zu können. Diese Hoffnung ging in Erfüllung, denn
die um sich greifende Industrialisierung, nicht zuletzt begünstigt durch den gewonnenen deutsch-französischen
Krieg von 1870/1871, sowie der Fleiß der Arbeiter und Angestellten ermöglichten es, dass Herr Adam Heinz nicht
nur 1878 mit seinen mehr als 100 Arbeitern das 25-jährige
Betriebsjubiläum feiern, sondern bereits im Jahre 1887 ein
neues Hüttengebäude mit einem weiteren Glasschmelzofen bauen und in Betrieb nehmen konnte. Es handelt sich
dabei um die Hütte I mit Ofen l, erstmalig mit Braunkohlenbriketts beheizt, weil infolge Nachlassens des Holzreichtums der Wälder die Verfeuerung von Kohlen anstelle der
Rechnungsbriefkopf der Glashütte „Friedrichswerk“ ab 1880
24
Wie aus dem „Friedrichswerk“ eine Glashütte wurde
Mit dem Bau der Eisenbahn von Themar nach Schleusingen im Jahre 1888 trat für das „Friedrichswerk“ auf verkehrstechnischem Gebiet eine wesentliche Erleichterung
ein, weil die für die Glasproduktion erforderlichen Rohund Brennstoffe von da ab nur noch vom Bahnhof in
Schleusingen abgeholt werden mussten. Auch die Fertigerzeugnisse konnten nunmehr dort verladen werden.
Es bleibt noch nachzutragen, dass Herr Adam Heinz und
sein Sohn Carl Heinz als sehr tüchtige und umsichtige
Fabrikbesitzer stets dafür sorgten, sich selbst und das Glaswerk harmonisch in das gesellschaftliche Umfeld einzubetten. So war Herr Carl Heinz vom 22. November 1903
bis 2. Januar 1917 als Stadtverordneter und vom 17. September 1919 bis 1933 als Senator in Schleusingen tätig.
Glaswerk Waldau
Diese allgemein geschätzte Tätigkeit fand insofern Anerkennung, dass Herr Carl Heinz am 18. September 1928
zum Ehrenbürger der Stadt Schleusingen ernannt wurde.
Sowohl Adam als auch Carl Heinz sowie das Glaswerk gehörten zudem zahlreichen Vereinen oder Vereinigungen
an. Die im Betriebsarchiv aufgefundenen Unterlagen sind
unvollständig, so dass eine umfassende Darstellung nicht
möglich ist. Die Firma war aber zum Beispiel Mitglied der
Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime e.V.
Sie musste 1929 einen Jahresbeitrag von 250.- Reichsmark zahlen. Die Gesellschaft teilte dabei mit, dass die
Verpflegungssätze für den kommenden Sommerbetrieb
wie folgt gestaffelt sind: Preisgruppe A (9 Heime) 3,70 RM
täglich, Preisgruppe B (18 Heime) 4,00 RM täglich, Preisgruppe C (13 Heime) 4,40 RM täglich; für Kinder von 2 bis
10 Jahren gelten entsprechend niedrigere Sätze (2,00 bis
3,20 RM, im Kinderheim Schwelm 2,75 RM). Die Firma
war ferner Mitglied der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft und des Verbandes der Mitteldeutschen Industrie.
Herr Adam Heinz war Mitglied der Reichsunfallversicherung, einer Versicherungsgenossenschaft der Privatfahrzeug- und Reittierbesitzer. Er gehörte gleichsam dem Zentralverband deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener sowie dem Reichsverband zur Unterstützung
deutscher Veteranen an. Herr Carl Heinz war mit einem
Jahresbeitrag von 100.- RM Mitglied des Reichsverbandes für Kriegspatenschaften, der sich der Kriegerwaisen
annahm.
Mitgliedschaften
Wie aus dem „Friedrichswerk“ eine Glashütte wurde
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Mitgliedschaften
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Wie aus dem „Friedrichswerk“ eine Glashütte wurde
Hafenöfen I und II „Friedrichswerk“ nach 1892
Wie aus dem „Friedrichswerk“ eine Glashütte wurde
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Mit der Eisenbahn weiter voran
Weitere Glashütten rings um Schleusingen
1903 konnte die Familie Heinz zusammen mit den Arbeitern das 50. Jubiläum der Glashütte begehen und mit Zuversicht den Betrieb weiter ausbauen. Die günstige wirtschaftliche Entwicklung im Kaiserreich sowie der wachsende Bedarf an Behälterglas veranlassten Herrn Carl
Heinz, im Jahre 1905 im Nachbarort Hinternah eine weitere Glashütte zu bauen, welcher bereits ein Jahr später,
also 1906, der Bau der Hütte in Schleusinger-Neundorf
folgte. In diesem Zusammenhang ist ein Brief interessant,
den die „Königliche Gewerbe-Inspektion zu Erfurt“ am
11. Juli 1905 an Herrn Adam Heinz, Glashütte „Friedrichswerk“ Schleusingen schrieb, weil er zeigt, dass auch im
kaiserlichen Deutschland Arbeits- und Gesundheitsschutz
der Arbeiter nicht unbeachtet blieben. Der von einem Herrn
Niemeyer unterschriebene Brief lautet: „Auf Ihr wertes
Schreiben von gestern erwiedere ich Ihnen ergebenst,
Zur Erinnerung an das 50-jährige Geschäftsjubiläum 1903
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Mit der Eisenbahn weiter voran
dass die Concessionsunterlagen für Ihre neue Glashütte
in Schleusingen-Neundorf schon am 8. Juli von mir nach
Prüfung an den Kreisausschuss zurückgereicht sind. Als
Concessionsbedingungen sind wie früher aufgenommen:
1. Im Gemengeraum ist das Mischen der einzelnen Sätze
mit solchen Vorrichtungen zu besorgen, dass die Arbeiter
nach Möglichkeit gegen Staubentwicklung geschützt sind.
2. Die unter V Absatz 1 und 2 der Bekanntmachung des
Herrn Reichskanzlers betr. die Beschäftigung von Arbeiterinnen und Arbeiter in Glasshütten, Glassschleifereien
und Glassbeizereien vom 5. März 1892 (Reichsgesetzblatt Nr. 13 Seite 65) vorgeschriebenen Aushänge sind im
Ofengebäude, in den Bindestuben etc. an gut sichtbarer
Stelle in deutlich lesbarer Schrift anzubringen.
3. Um der Weiterverbreitung der Tuberkulose nach Möglichkeit entgegenzuwirken, sind sämtliche Arbeiter in Zwischenräumen von einem halben Jahre einer ärztlichen
Untersuchung auf ihren Gesundheitszustand zu unterwerfen. Der Befund ist in ein Krankenbuch einzutragen. Zu
demselben Zwecke müssen auch die Wassertröge und
anderen Behälter, in denen die Glassbläser ihre Pfeifen
kühlen, mit Vorrichtungen zur ständigen Zuführung frischen und zur Abführung des gebrauchten Wassers versehen werden; ausserdem sind diese Wasserbehälter einer häufigen und grünlichen Reinigung zu unterziehen.
4. Die Essräume sind am besten mit kleinen Tischen und
festen Stühlen auszustatten, damit die Arbeiter sich beim
Essen nach Belieben zusammensetzen können, wie es
ihr Wunsch ist.
Glashütte Schleusinger-Neundorf mit Gasthaus Engertal, 1906 – 1929
5. Die Waschgelegenheiten sind so einzurichten, dass
den Arbeitern nach Bedarf frisches Wasser zu- und das
Schmutzwasser unten abfliesst.
7. In dem vorgesehenen Arztzimmer ist für ausreichendes
Verbandmaterial und für die Beschaffung der erforderlichen chirurgischen Hülfswerkzeuge Sorge zu tragen.“
6. Sollte später mit der Glasshütte eine Glasschleiferei
verbunden werden, so sind über die Anlage derselben besondere Zeichnungen einzureichen und es ist dabei zu
berücksichtigen, das die Abwässer der Glassschleiferei
vor Eintritt in den Flusslauf in genügend großen Absatzbassins gereinigt werden. Ebenso sind, wenn Arbeiterwohnungen auf dem Werk später errichtet werden sollen,
neben Erwirkung der baupolizeilichen Erlaubniss genaue
Zeichnungen und Beschreibungen der Räume an die Gewerbe-Inspection einzureichen.
Im Werk Schleusingen gründete der Glasarbeiterverband
1907 eine Zahlstelle, die allerdings nur kurze Zeit bestand.
Im gleichen Jahr wurde im Werk Schleusingen die erste
Turbine zur Erzeugung von elektrischem Strom in Betrieb
genommen. Nicht zuletzt ausschlaggebend dafür war
auch der Aufbau und die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke von Ilmenau nach Schleusingen und von Suhl
nach Schleusingen. So wie in einzelnen Etappen die Bahnstrecke in Betrieb ging, so entstanden auch jene Glashütten. In Verbindung mit dem Bau der Eisenbahnstrecke von
Glashütte Hinternah bei Schleusingen, 1905 – 1945
Mit der Eisenbahn weiter voran
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Glashütte Schmiedefeld 1923 – 1931
(Hafenofens) in der Nachbargemeinde Erlau. Dieser Betrieb musste jedoch nach nur einjähriger Produktion wieder stillgelegt werden, weil infolge des am 1. August 1914
ausgebrochenen 1. Weltkrieges nicht mehr in ausreichendem Maße Arbeitskräfte für die Glasherstellung zur Verfügung standen. Aus gleichem Grunde konnten auch die
Glashütten in Hinternah und Schleusinger-Neundorf, die
am 4. August 1914 stillgelegt wurden, nicht mehr betrieben werden. Ferner musste die Kapazität der Schleiferei
in „Friedrichswerk“ eingeschränkt werden.
Aus nachvollziehbaren Gründen war Herr Carl Heinz in
starkem Maße daran interessiert, in den umliegenden Ortschaften möglichst keine andere Industrie aufkommen zu
lassen. Aus diesem Grunde und begünstigt durch die Möglichkeit eines Gleisanschlusses erfolgte im Jahre 1913
auch der Bau einer Hütte und eines Glasschmelzofens
Erst nach der Novemberrevolution 1918 war es im Jahre
1919 erstmals möglich, dass sich die Glasarbeiter gewerkschaftlich zusammenschließen konnten, so auch in der
Firma Adam Heinz. In der Firma selbst erfolgte unmittelbar
nach Kriegsende im Jahre 1918 zunächst eine volle Auslastung der Schleiferei im Werk Schleusingen. 1920 nahm
auch die Hütte in Schleusinger-Neundorf wieder den Betrieb auf. In den Werken Erlau und Hinternah lief erst in
den Jahren 1921 und 1923 die Produktion wieder an. Im
Jahre 1923 wurde noch die Glashütte Neuwerk AG Schmiedefeld erworben, an welcher Herr Carl Heinz mit einem
Anteil von ca. 51% die Aktienmajorität besaß. Dieser Umstand begünstigte den Kauf der Hütte, welcher jedoch in
erster Linie aus Gründen der Ausschaltung der Konkurrenz erfolgte.
Blick zur oberen Hafenstube und Glockenturm
Im Interesse der Deckung des ständig steigenden Bedarfs
an Behälterglas wurde die Anfang der 20er Jahre eingeführte halbautomatische Fertigung auf Kutzscher-Maschinen stark forciert. Diese funktionierten in der Form, dass
der „Anfänger“ einen entsprechenden Glasposten mittels
Anfangeisen aus dem Ofen holte und in die Vorform brachte. Der „Meister“ oder „Motzer“ schnitt mittels Glasschere den Glasposten in der erforderlichen Glasmenge ab. Es
wurde zunächst die Glasmündung geformt und gleichzeitig mit Hilfe von Vakuum in die Vorform angesaugt und
zum sogenannten „Külbel“ kurz vorgeblasen. Bei diesem
Vorgang stand das Külbel noch auf dem Kopf. Der Motzer
hängte dann das Külbel in entgegengesetzter Richtung in
die Fertigform. Der „Ausbläser“ gab dann wiederum mittels Pressluft in der Fertigform dem Glasartikel das gewünschte Aussehen. Danach wurde das noch rotglühende
Fertigerzeugnis vom „Einträger“ auf seiner „Eintragschau-
Verwaltung und altes Pförtnergebäude am Friedrichswerk
Schleusingen nach Suhl erhielt „Friedrichswerk“ im Jahre
1911 einen Gleisanschluss. Dies war für das Werk, zu dieser Zeit waren dort etwa 400 Leute beschäftigt, ein außerordentlich großer wirtschaftlicher Vorteil, weil die Entladung der Roh- und Brennstoffe sowie die Verladung der
Produktion nunmehr unmittelbar vor Ort erfolgen konnten.
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Mit der Eisenbahn weiter voran
Herstellung von Pressglasartikeln
Mundglasherstellung, Anfangen eines Külbels
fel“ zum „Kühlofen“ getragen. Dort erfolgte eine nochmalige Erhitzung auf 560 – 600 Grad Celsius und die allmähliche Abkühlung. Dadurch wurden die aufgetretenen Spannungen im Glas weitestgehend abgebaut und eine hohe
Stabilität des Glaskörpers erreicht.
Die Firma Adam Heinz Glashütte „Friedrichswerk“ Schleusingen stand um 1925 – was die Anzahl ihrer Werke, der
in diesen produzierenden Werkstellen sowie die Anzahl der
ca. 840 beschäftigten Arbeitskräfte anbetrifft – auf dem
Zenit ihrer Entwicklung. In den Jahren 1925/26 entstand
ein Wohlfahrtsgebäude mit Ledigenwohnheim. In den einzelnen Produktionsstätten des Betriebes fertigten die Glasmacher überwiegend mundgeblasene Flaschen und Gläser, aber auch maschinengeblasenes Glas für die verschiedensten Industriezweige. Darüber hinaus enthielt die Produktpalette auch eine Anzahl von Pressglasartikeln sowohl für den industriellen Einsatz als auch für den unmittelbaren Hausgebrauch.
Die Folgen von Inflation
und Weltwirtschaftskrise
Am 11. November 1923 legten die Arbeiter der Glashütte
Adam Heinz die Arbeit nieder, da ihr Wochenverdienst von
mehreren Millionen Mark nicht mehr ausreichte, um ein einziges Brot zu kaufen. Dieser Lohnstreik ging aber für die
Arbeiter verloren, acht von ihnen wurden entlassen.
Mundglasherstellung, Vor- und Fertigblasen
Mit der Eisenbahn weiter voran
31
Auf Grund der außerordentlich schlechten wirtschaftlichen
Verhältnisse, welche nach der Inflation und der Weltwirtschaftskrise in Deutschland herrschten, mussten die Glashütte in Schleusinger-Neundorf Mitte 1929 und das Werk
Hinternah gegen Ende des Jahres 1930 stillgelegt werden. Ein Teil dieser Glasmacher kam nach „Friedrichswerk“. Dort waren inzwischen kontinuierlich arbeitende
Wannen, neue Glasschmelzöfen mit Voll- und Halbautomaten installiert worden. Die Glasmacher arbeiteten nun
im Dreischichtbetrieb. Die beiden stillgelegten Glashütten
wurden im Zuge der Zentralisierung der Produktion auch
nicht wieder in Betrieb genommen. Das gleiche Schicksal
erlitt die Hütte in Neuwerk, deren Stilllegung Ende 1931
erfolgte. Welche enormen Auswirkungen die Wirtschaftskrise in den Jahren 1929 bis 1931 auf die Firma Adam
Heinz hatte, verdeutlicht in treffender Weise auf dieser
Seite untenstehende Übersicht. Im Verlaufe von nur zwei
Jahren sind also drei Hütten mit vier Glasschmelzöfen und
43 Werkstellen zum Erliegen gekommen, was die Entlassung von 513 Belegschaftsmitgliedern zur Folge hatte.
Arbeitslosigkeit und damit verbunden sozialer Abstieg waren für viele der betroffenen Menschen die traurige Begleiterscheinung der krisengeschüttelten Wirtschaft. Eigentlich
verständlich, dass unter diesen Verhältnissen das 75-jährige Jubiläum der Glashütte nicht begangen wurde.
Jedenfalls liegen keinerlei Informationen über eine solche
Feier vor.
Mundglasherstellung
Datum
04. November 1929
13. November 1931
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Mit der Eisenbahn weiter voran
Mundglasherstellung
Anzahl
derBetriebe
Anzahl
der Öfen
Anzahl
der Werkstellen
Anzahl
der Arbeiter
5
2
8
4
112
69
1053
540
Die „Hütte“
in der Zeit des Nationalsozialismus
Vollautomatische Glasmaschinen und Kriegsgefangene
Der Aufwärtstrend in der deutschen Wirtschaft Mitte der
30er Jahre, die hohe Qualität der in „Friedrichswerk“ und
Erlau hergestellten Erzeugnisse sowie der gute Ruf, welchen das Werk genoss, führten dazu, dass die Entwicklung der Fa. Adam Heinz nach der Weltwirtschaftskrise
sehr positiv verlief. So befanden sich 1935 im „Friedrichswerk“ neben dem Hafenofen Erlau ständig zwei kontinuierliche Durchlasswannen, eine Tages-wanne und zeitweise ein Vier-Hafen-Ofen in Betrieb, wobei die Durchlasswannen bereits zwei- bzw. dreischichtig besetzt waren.
Doch auch zu jener Zeit gab es hinsichtlich der Entlohnung der Glasmacher immer wieder Auseinandersetzungen mit der Firmenleitung. Dazu sei von den wenigen Unterlagen, die zur Lohnpolitik in der Glashütte noch existieren, aus einem Protokoll über die Betriebsratssitzung am
19. September 1933 zitiert:
„Die beiden Punkte der letzten Sitzung ‘Regelung der zum
Teil niedrigen Glasmacherverdienste und Regelung des
Ausbläserverdienstes’ kommen nochmals zur Aussprache. Es wurde festgestellt, dass am Ofen III die Verdienste
heute noch als normal zu bezeichnen sind, trotzdem es
ein alter Ofen ist, während an den anderen Öfen die Verdienste zum Teil unter dem Richtlohn liegen. Aber auch
eine ganze Reihe Stühle mit gleichen Sorten am gleichen
Ofen haben sehr verschiedene Verdienste, was doch
zeigt, dass nicht die Akkordsätze und Arbeitsbedingungen
an den niederigen Verdiensten schuld sind, sondern es an
den betreffenden Werkstellen selbst liegt.“
manuelles Einlegen von Gemenge am Hafenofen
Einträgerin am Halbautomaten
Einträgerin am Kühlofen in Erlau
Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
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Herstellen von Flaschen durch Mundblasen
Eintragen von Gläsern in den Kühlofen
Endkontrolle der Gläser
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Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
Eintragen von Glasdeckeln in den Kühlofen
Fertigung
mit Halbautomaten, Vier-MannBesatzung: Anfänger, Vorbläser
(beide im Bild), Ausbläser und
Einträger
Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
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Fertigung mit Halbautomaten, Vier-Mann-Besatzung: Anfänger, Vorbläser, Ausbläser und Einträger
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Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
Anfänger und Vorbläser
Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
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Halbautomatenfertigung
Einschleifen von Flaschen und Stopfen
Halbautomatenfertigung
Vollautomat „Roirant“
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Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
Vollautomatische Fertigung auf Roirantmaschinen (einarmige Maschinen)
Um den nunmehr vorhandenen Mangel an Arbeitskräften,
hervorgerufen durch Abwanderung in andere Industriezweige sowie durch behördliche Arbeitsverpflichtungen
von Werktätigen in die Rüstungsindustrie, zu überbrücken,
importierte das Werk bis 1944 aus Belgien 13 vollautomatische Glasblasmaschinen des Typs „Roirant“ (einarmige
Maschinen) und nahm sie in Betrieb. Damit fabrizierten
die Glasmacher im „Friedrichswerk” 1925 das erste maschinengeblasene Glas. Das erste maschinengeblasene
Glas, das ist schon einer Erläuterung der Arbeitsweise
dieser Maschinen wert.
Bei der Roirant-Maschine handelt es sich um einen in
Belgien hergestellten Vollautomaten für die Behälterglasproduktion. Die Konstruktion der Maschine war relativ einfach. Der Automat war nur mit je einer Vor- und Fertigform
ausgestattet. In der Regel wurden jeweils vier Maschinen
nebeneinander an einer Arbeitswanne aufgestellt und von
einem Maschinenfahrer beaufsichtigt. Der Automat bestand im wesentlichen aus eine schienengebundenen Fahrgestell mit Rädern, einem rechteckigen Rahmen (Aufbau)
sowie mehreren vertikal rotierenden Kurvenscheiben von
ca. 1 m Höhe. Diese Scheiben (Räder), deren Antrieb über
Zahnräder und Zahnkränze erfolgte, waren mit Kurvenbahnen versehen. Dazwischen befanden sich eine Anzahl
von Gestängen, welche an einer Stelle einen Festpunkt
hatten und an anderer Stelle durch Zapfen und Kugellager
in den Kurven (auch Geraden) zwangsgeführt wurden.
Hieraus ergaben sich Bewegungen, die über solche Bauteile wie Schließarme, Hebel, Schienen, Schlitten, Gelenke usw., die für die Formgebung erforderlichen Bewegungen im Bereich der Mündungsform, Pegel, Vor- und
Fertigform ausgelöst haben. Bei den Bewegungsabläufen
hat es sich im wesentlichen um folgende gehandelt:
Schließen der Mündungs- und Vorform, Einfahren dieser
Form einschließlich Pegel in die Arbeitswanne, Absenken
der Form auf die Glasbadoberfläche, Ansaugen des Glases, Anheben und Zurückfahren der Form bei gleichzeitigem Abschneiden des überschüssigen Glases, Anheben
des Pegels, Vorblasen des Külbels, Öffnen der Vorform
und Übergabe in die Fertigform, Schließen der Fertigform,
Aussaugen/Ausblasen des Külbels zum fertigen Glasbehälter (Flasche, Glas), Öffnen der Fertigform und Freigabe
des Glasbehälters für den Heißglastransport über eine
Rutsche sowie Bänder.
Die Glasfabrik fertigte in dieser Zeit – wie schon zuvor –
diverse eng- und weithalsige Flaschen und Dosen in den
verschiedensten Größen und Formen für die chemischpharmazeutische, chemisch-technische, kosmetische
sowie Nahrungs- und Getränke-Industrie, ferner spezielle
Eng- und Weithalsflaschen ohne und mit eingeschliffenem
Stopfen von 5 bis 20.000 ml für die unterschiedlichsten
Abfüllzwecke in der Industrie sowie als Standflaschen in
Labors und Apotheken. Zur Versorgung der Apotheken mit
Flaschen und Dosen für die seinerzeit noch in stärkerem
Maße praktizierte Eigenherstellung von Arzneimitteln wurde außerdem ein breites Sortiment an Medizinflaschen
und Salbenkruken produziert. Neben einer größeren Anzahl von Klein- und Mittelbetrieben der verschiedenen
Branchen sowie einer Reihe von Glasgroßhändlern gehörten seinerzeit solche namhaften Firmen, wie E. Merck in
Darmstadt, C.H. Boehringer in Mannheim und Ingelheim,
Knoll in Ludwigshafen, Degussa in Frankfurt, Bayer in
Leverkusen und andere zu den Kunden. Der größte Abnehmer war die Fa. E. Merck in Darmstadt, welche ein
außerordentlich breites Sortiment in zum Teil sehr großen
Stückzahlen bezog. Für diese Firma erfolgte sogar eine
für die damalige Zeit ungewöhnliche Lagerhaltung von
Reservebeständen im sogenannten Merck’schen Lager,
Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
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Ansprache Carl Heinz vor NS-Kapelle
welches im Bereich der jetzigen Formeninstandsetzung
bzw. des Formenlagers untergebracht war. Am 01. August
1937 wurde die Gemeinschaftskantine der Glashütte
„Friedrichswerk” gegründet, die bis zum 31. Dezember 1948
als selbstständiges Unternehmen fungierte. Der Reinertrag der Kantine wurde jährlich in Form einer Rückvergütung an die Beschäftigten des Betriebes gezahlt.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 gingen die überseeischen Märkte sowie der europäische Markt verloren.
Ausgenommen war die Schweiz, in welche auch während
des Krieges Exporte in größerem Umfang erfolgten. Hauptabnehmer war die Fa. Müller & Krempel in Zürich. Dieser
Großhandelsbetrieb bezog ein außerordentlich breites Sortiment an Verpackungsgläsern für den Schweizer Markt.
Neben der Fa. Müller & Krempel zählten auch große
Schweizer Chemiefabriken wie die weltbekannten Firmen
Hoffmann-La-Roche in Basel sowie Ciba-Geigy in Basel
zu den Kunden.
Betriebsveranstaltung im „Friedrichswerk“
Eine restriktive Maßnahme des nationalsozialistischen
Staates stellte die Herausgabe einer sogenannten Kriegssortimentsliste dar, welche die für den Binnenmarkt zugelassenen Sortimente festlegte. Erhebliche Einschränkungen ergaben sich dabei im Bereich der kosmetischen Flaschen und sonstigen Spezialformen. Als Ersatz wurden
die sogenannten Einheitsverpackungsflaschen 5 bis 1.000
ml eingeführt, welche übrigens in einigen Größen noch
Jahrzehnte nach dem Krieg gefertigt wurden.
Die Einberufung fast sämtlicher wehrdiensttauglicher Männer zum Kriegsdienst führte zu einer weiteren Verschärfung der Arbeitskräftesituation im Betrieb. Eine Folge war,
den Hafenofen in Erlau 1939 stillzulegen.
Carl Heinz (mitte) und Erich Heinz-Schäfer (rechts)
40
Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
Im Interesse der Aufrechterhaltung der Produktion war die
Zuführung von Arbeitskräften von außerhalb unerlässlich.
Unter diesen Umständen erhielt das Werk 1940 ca. 55 französische Kriegsgefangene zugeteilt, welche bis zum Jahre 1942 im Einsatz waren. Nach Umsetzung dieser Gefangenen in andere Betriebe des Handwerks und der Industrie sowie in die Landwirtschaft erhielt das Glaswerk
1942 ca. 60 sowjetische Kriegsgefangene, welche bis zum
Kriegsende als Hilfsarbeiter, vorwiegend als Einträger,
Ausbläser usw. beschäftigt waren. Ferner arbeiteten von
1942 bis 1945 ca. acht bis zehn belgische Staatsbürger
und von 1943 bis 1945 auch 16 russische Zwangsarbeiterinnen im Betrieb. Von 1939 bis 1945 waren auch
einige polnische Staatsbürger im Werk tätig, wobei es sich
um entlassene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter gehandelt hat. In den letzten Kriegstagen war nur noch eine
Tageswanne, der Ofen III, in Betrieb. Wegen des Kohlenmangels musste er mit in der Umgebung gewonnenem
Stockholz beheizt werden.
Anfang April 1945 marschierten die amerikanischen Truppen in Schleusingen ein und besetzten auch das Glaswerk. Im Zusammenhang mit den noch anwesenden sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen entstand dabei vorübergehend eine sehr kritische Situation
im Betrieb. Durch Kriegshandlungen hat der Betrieb keine
nennenswerten Schäden erlitten. Lediglich der Schornstein im Werk Erlau wurde vom gegenüber liegenden Höhenzug, von der „Eisernen Hand“ aus, von der amerikanischen Artillerie beschossen. Er wies danach in der oberen
Hälfte ein großes Loch auf, ohne dass er einstürzte. Der
so beschädigte Schornstein bestimmte noch einige Zeit
nach Kriegsende das äußere Erscheinungsbild des Werkes Erlau.
Von den zum Kriegsdienst einberufenen Werktätigen des
Betriebes mussten 38 auf den Schlachtfeldern des faschistischen Reiches ihr Leben lassen. Außerdem kehrte eine
Anzahl junger Männer mit zum Teil erheblichen Verwundungen aus dem furchtbaren Krieg zurück. Diese Kriegsversehrten wurden – soweit möglich – in geeigneter Weise
in die Belegschaft des Werkes integriert. Während des
Krieges erfolgte im stillgelegten Werk Erlau sowie in einem Teil der Schleiferei in Werk Erlau sowie in einem Teil
der Schleiferei in Schleusingen durch einen Suhler Zulieferer für die Rüstungsindustrie die Einrichtung von Produktionsstätten, in welchen Teile für die Rüstung gefertigt
worden sind. Im Rahmen der Reparationsleistungen wurde
nach Kriegsende jener Maschinenpark, der der Rüstungsproduktion diente, unter Aufsicht der Besatzungsmacht
demontiert und in die Sowjetunion verfrachtet. Die Maschinen jedoch, die ausschließlich der Glasproduktion dienten, blieben unangetastet. Möglicherweise war der Umstand der während des Krieges teilweise erfolgten Rüstungsproduktion auch ausschlaggebend, die Firma Adam
Heinz zu enteignen.
Bild rechts: Herr Erich HeinzSchäfer vor seinem Wohnhaus mit
Verpackung der Glaswaren mit Stroh
Frau Clara Bader (Pastorin), 1943
französische Kriegsgefangene
Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
41
Ausflug der Belegschaft zur Festhalle Imenau, Carl Heinz (vorne mitte)
Bild unten: Festtafel der Geschäftsleitung:
Betriebsrat Kranich (hinten mitte), Kaufmännischer Direktor Endres
Degussa-Kunde für Dosierfläschchen
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Die „Hütte“ in der Zeit des Nationalsozialismus
mit Frau (hinten links), Technischer Direktor Eschert (hinten 2. v. rechts)
Mit dem Frieden kam das Glaswerk
nach 1945 zu neuer Blüte
Zunächst waren Nachkriegsnöte zu überwinden
Hütte I, II und III sowie Gemengehaus von der Werkstraße gesehen
Die im Potsdamer Abkommen beschlossene Aufteilung
Deutschlands unter den alliierten Siegermächten führte
dazu, dass Thüringen – zunächst von den Amerikanern
besetzt – am 3. Juli 1945 in die sowjetische Besatzungszone einbezogen wurde. Damit war eine Entwicklung verbunden, welche sich grundlegend von der in den amerikanischen, englischen und französischen Besatzungszonen
unterschied. Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg hatte
Ostdeutschland für die von den faschistischen Armeen
während des Krieges auf sowjetischem Boden angerichteten Schäden außerordentlich hohe Reparationsleistungen
an die Sowjetunion zu erbringen. In diese wurde auch das
Glaswerk Schleusingen einbezogen.
Auf Anweisung der Sowjetischen Militäradministration mussten über einen längeren Zeitraum zig Millionen weiße
Penizillinflaschen gefertigt werden. Außerdem musste der
Betrieb kleinere Mengen brauner Salbenkruken in verschiedenen Größen sowie weiße rechteckige Flaschen mit eingeschliffenem Stopfen für Schiffsapotheken in die Sowjetunion liefern.
Fertigwarenlager warscheinlich in Erlau
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
43
Wie ein Zeitzeuge berichtete, erfolgte die Fertigung der
Flaschen damals neben Mundblasen fast ausschließlich
halbautomatisch. Für die Produktion der Penizillinflaschen
waren über längere Zeit mehrere Halbautomaten eingesetzt, deren Bedienungsmannschaften untereinander im
Wettbewerb standen. Die Schichtleistung pro Werkstelle
betrug damals etwa 4.500 Stück. Daraus folgert, dass beispielsweise der sogenannte Anfänger der HalbautomatenBesatzung die gleiche Anzahl entsprechender Glasposten
aus der Arbeitswanne zu entnehmen und über die Vorform
zu halten hatte. Damit waren auch ca. 4.500 Drehungen
des Körpers um fast 180 Grad verbunden. Die Herstellung
der Penizillinflaschen stellte deshalb sehr hohe physische
Anforderungen an die Glasmacher.
Der Versand der Flaschen durfte erst nach vorausgegangener Abnahme und Freigabe durch sowjetische Kontrolloffiziere erfolgen, welche die Einhaltung der vorgegebenen Qualitätsparameter zu überprüfen hatten. Zur Sicherheit der Transporte, welche ausschließlich per Reichsbahn
nach Berlin erfolgten, musste ein Mitarbeiter des Betriebes
die einzelnen Waggons im Bremserhäuschen begleiten
und am Bestimmungsort übergeben. Nach Erledigung der
Aufträge wurden alle diesbezüglichen Dokumente von Offizieren einer sowjetischen Dienststelle in Suhl eingezogen.
Das Glaswerk Schleusingen befand sich bis 1945 im Besitz von Herrn Erich Heinz-Schäfer. Wie aus der Ahnentafel (siehe Anhang) zur Heinz’schen Glasfabrik ersichtlich
ist, sind alle Söhne von Adam Heinz, und zwar Max, Carl,
Robert und William, nicht verheiratet gewesen und mit
Ausnahme von Carl relativ früh verstorben. Die Töchter
Frieda und Wanda blieben ledig. Nur die Töchter Clara,
Hedwig, Minka und Selma waren verheiratet. Die Ehen
von Clara und Hedwig blieben kinderlos. Minka, verheiratet mit Geheimrat Varrentrapp aus Königsberg, gebar drei
Mädchen. Aus der Ehe von Selma mit dem Amtsgerichtsrat Schäfer gingen zwei Söhne hervor. Der älteste, Hans,
Hof, Hütte I und Verwaltung
44
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Lehrausbildung in der Schlosserei
verstarb mit 32 Jahren, der jüngere hieß Erich. Somit blieb
in dieser Zeit als einziger männlicher Nachfahre der kinderreichen Familie Adam und Rosalie Heinz nur der Enkelsohn Erich übrig. Angesichts seines hohen Alters hat der
Glashüttenbesitzer Carl Heinz etwa 1939 seinen Neffen
Erich Schäfer unter dem Familiennamen Heinz-Schäfer
adoptiert und ihn somit zum Erben seines Vermögens,
dem „Friedrichswerk“, gemacht. Mit dem Ableben von Carl
Heinz im Jahre 1941 ist die Fa. Adam Heinz, Glashütte
„Friedrichswerk“ Schleusingen in den Besitz von Erich
Heinz-Schäfer übergegangen. Auf der Grundlage des Befehls Nr. 124 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland vom 30. Oktober 1945 wurde der Betrieb beschlagnahmt und unter Sequester gestellt.
Mit Befehl Nr. 64 der gleichen Dienststelle vom 17. April
1948 erfolgte die Bestätigung der Enteignung der beschlagnahmten Vermögenswerte.
Ende Juni 1948 wurde der Betrieb in Treuhandschaft der
VVB Glas/Keramik Ilmenau, Land Thüringen, genommen.
Verpackung von Linn-Gläsern
Damit ging das Werk mit Wirkung vom 01. Juli 1948 in
Volkseigentum über. Als Sequesterverwalter fungierte der
bisherige Eigentümer, Herr Erich Heinz-Schäfer. Nach der
Enteignung übernahm der ehemalige Glasmacher und Betriebsratsvorsitzender, Herr Artur Fabig, die Leitung des
Betriebes. Am 01. Januar 1950 wurde der Betrieb in die
zonale Verwaltung übernommen und unterstand bis Anfang 1953 dem Verwaltungsbereich der VVB „Westglas”,
Hauptdirektion Ilmenau.
Für die Glasindustrie standen unmittelbar nach dem Krieg
die Brenn- und Rohstoffe über längere Zeit nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Wiederinbetriebnahme
der Schmelzaggregate im Glaswerk Schleusingen war daher nur schrittweise möglich, wobei es immer wieder zu vorübergehenden Produktionsstill-ständen wegen Fehlens
von Braunkohlenbriketts, Soda usw. gekommen ist.
Die Tageswanne III mit drei Halbautomaten konnte am
22. Oktober 1945 wieder in Gang gesetzt werden, während an der Durchlasswanne l erst 1946 mit sechs Roirant-Maschinen sowie zwei Halbautomaten und an der
Durchlasswanne II ein Jahr später, 1947, die Produktion
wieder aufgenommen werden konnte. Die Wiederinbetriebnahme des Hafenofens Erlau, bestückt mit Mundblasstühlen und Halbautomaten, war sogar erst 1949 möglich.
Die folgende Zeit war dann gekennzeichnet von der Notwendigkeit, das technische Niveau der Ausrüstungen zu
erhöhen, die Arbeitsorganisation zu verbessern, die Arbeitsproduktivität zu steigern sowie den Materialverbrauch
und die Selbstkosten zu senken. Als Mittel zur Erreichung
dieser Ziele haben die staatlichen Leitungen der Betriebe
den sozialistischen Wettbewerb und die Neuererbewegung gewählt. Die sozialistischen Brigaden der Betriebe
gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft FDGB wurden zum
Träger des sozialistischen Wettbewerbes. Die in den einzelnen sozialistischen Brigaden jährlich erarbeiteten Wettbewerbsprogramme hatten die Ziele für solche Initiativen
zum Inhalt. Insgesamt wurde diese Bewegung als breite
Masseninitiative aller Werktätigen abgerechnet und kollektiv honoriert.
Verladung von Linn-Gläsern
Heißglas-Transport
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
45
In den 50er Jahren mit besserer
Technik nun Wirtschaftsaufschwung
Anfang der 50er Jahre hatte der VEB (Volkseigener Betrieb) Glaswerk Schleusingen folgende Schmelzkapazitäten: Die Wanne I produzierte Braunglas. Sie war bestückt
mit sechs Roirant-Maschinen. Die Wanne II produzierte
Weißglas. Sie war ebenfalls mit sechs Roirant-Maschinen
ausgestattet. Die Wannen III a und b sowie die Wanne IV
produzierten Weißglas; zu den Wannen III a und b gehörten Halbautomaten, zur Wanne IV Roirant-Maschinen. Im
Betrieb Erlau stand ein Hafenofen. Gearbeitet wurde dort
mit Halbautomaten, zudem erfolgte auch Mundglasherstellung.
Die Vorkriegsproduktion des Jahres 1939 konnte erst
1952 wieder erreicht werden. 1946 waren es 43% der Produktion des Jahres 1939. Im Jahre 1947 waren es 28%
und steigerte sich 1948 auf 51%, im Jahre 1949 auf 70%,
1950 auf 76% und schließlich 1951 auf 81% bis 1952
dann 104% erreicht waren.
Altes Gemengehaus
An allen Öfen und Wannen des Glaswerkes waren Wagen-Zug-Kühlbahnen vorhanden. Das Glas wurde manuell
durch den Einträger eingetragen. Die Glasmacher produzierten bis 1951 Einheits-, Meplat- und Arzneimittelflaschen sowie Flakons und Weinballons. Zur Veredlung waren in Erlau und Schleusingen Glasschleifereien vorhanden. Die Verpackung erfolgte in Wellpappe, Holzkisten
oder lose im Waggon. Hauptkunden waren Arzneimittelwerke in Leipzig und Dresden, die Versorgungskontore
Industrieglas in den Bezirken der DDR, das Chemiekombinat Bitterfeld sowie Exportkunden in der Schweiz, in der
Bundesrepublik Deutschland und in der Sowjetunion.
In den 50er und 60er Jahren erfolgte im Glaswerk eine umfassende Rekonstruktion der Wannen und der Maschinentechnik. Das Grundverfahren dieser Technik, die maschi-
Neue Trafostation
Kantine und Kulturhaus, 1954
Kultursaal
46
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
nelle Heißformung von Hohlgläsern, funktioniert wie folgt:
Bei der maschinellen Formgebung von Hohlgläsern wird
genau wie bei der manuellen Fertigung ein Glasposten
aus der geschmolzenen Glasmasse entnommen. Das geschieht durch Ansaugen oder durch einen Speiser. Der
Glasposten wird zweckentsprechend vorgeformt und dann
durch Ausblasen fertig geformt. Die Bezeichnung der
Grundverfahren der maschinellen Hohlglasformgebung
erfolgt nach der Art der Vor- und Fertigformung des Glases. Danach werden drei Verfahren unterschieden: das
Saug-Blas-, das Press-Blas- und das Blas-Blas-Verfahren. Durch die erste Silbe wird die Methode der Vorformung und durch die zweite Silbe die Methode der Fertigformung angegeben. Für die maschinelle Heißformung
von Hohlgläsern gibt es eine große Anzahl Maschinen, die
sich außer nach der Art der Glaszuführung und dem angewendeten Grundverfahren nach weiteren, technologisch
bedingten, maschinentechnischen Merkmalen unterscheiden. Diese Maschinen (Halbautomaten und Vollautomaten) fanden in zunehmenden Maße Eingang in die Fertigungslinien des Werkes. Damit steigerten die Glaswerker
die Arbeitsproduktivität, zudem wurde ihre schwere körperliche Arbeit erleichtert.
Im Jahre 1953 blickten die Glasmacher auf das 100-jährige Bestehen des Werkes zurück und feierten aus diesem
Anlass gebührend. Im gleichem Jahr konnte auf dem Gelände des ehemaligen Schuttabladeplatzes dank großzügiger Förderung der demokratischen Sportbewegung ein
Sportplatz anglegt werden. Dieser erhielt am 24. Mai 1953
bei einer feierlichen Nutzungsübergabe den Namen „Sportstätte des Friedens”. 1954 konnten sie dann endlich ihr
Kulturhaus in Besitz nehmen, mit dessen Bau ein Jahr zuvor begonnen worden war. Nachdem wie in allen größeren
Betrieben der DDR auch im VEB Glaswerk Schleusingen
schon 1947 eine Betriebsparteiorganisation der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) mit 150 Genossen gebildet worden war, wurde 1954 eine KampfgruppenEinheit aufgestellt, in der auch Kämpfer aus anderen
Schleusinger Unternehmen integriert waren.
Behälterglas-Vollautomat
Der 74. Kampfgruppenzug des VEB Glaswerk Schleusingen
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
47
Einsatz von Kleinbehälter-Saug-Blas-Maschi-nen KB 38
und KS 6. Diese Maschinen, die in der DDR der VEB Glasmaschinenbau Freital herstellte, sind mechanisch betätigte, kontinuierlich umlaufende Karussellmaschinen mit
sechs Stationen und arbeiten nach dem Owensprinzip für
die Produktion von Kleinfläschchen. Hierbei erfolgt die
Aufnahme und Vorformung des Glaspostens durch Ansaugen in die Saugform. Neben der Saugform sind noch
Mündungsform und Fertigform als formgebende Teile notwendig. Die Fertigform erfolgt durch festes Anblasen in
der Fertigform. Das Verfahren wird ausschließlich zur Herstellung von Flaschen, besonders Kleinfläschchen eingesetzt.
Schürerei, eine schwere körperliche Arbeit
Am 8. November 1958 produzierten die Glaswerker an der
Wanne II in Schleusingen zum letzten Mal mit sechs
Roirantmaschinen und zwei Halbautomaten. Danach
erfolgte der Neubau der Wanne, der am 7. Januar 1959
abgeschlossen war. An dieser Wanne, die auf Speiserbetrieb und Gasbeheizung umgestellt war, produzierten
sie erstmalig mit einem Automaten FA 62 und zwei Halbautomaten dreischichtig. Auch den Automaten FA 62 entwickelte der VEB Glasmaschinenbau Freital. Dieser arbeitete nach dem Blas-Blas-Verfahren. An den noch eingesetzten Halbautomaten herrschten aber sehr ungünstige
Arbeitsbedingungen, so dass die Fluktuation von Arbeitskräften groß war. Deshalb ordnete die Werkleitung an, am
5. Mai 1959 die Produktion mit den Halbautomaten einzustellen zu Gunsten eines zweiten Automaten FA 62, der
am 23. Mai 1959 in Produktion ging. Mit dem Einsatz der
Speisertechnik konnten voll automatisierte Maschinen
(Vollautomaten) FA 62 zur Hohlglasherstellung betrieben
werden. Bei diesen Maschinen fällt der Glastropfen über
eine Rinne oder frei aus dem Speiser in die Vorform. Eine
ähnliche Entwicklung wie an der Wanne II gab es an der
Wanne III b. Die Werkleitung beschloss, die dort vorhandene Halbautomaten-Produktion (vier Maschinen, zweischichtig ausgelastet) stillzulegen und die Wanne umzu-
Blick vom Turm der Kantine auf Ofen I und II
Die Kampfstärke dieser Einheit schwankte zwischen 30
bis 45 Mann. Der 74. Kampfgruppenzug war dem Volkspolizei-Kreisamt Suhl unterstellt. Die Gliederung des Zuges
bestand aus drei Schützengruppen à zehn Mann, bewaffnet mit MPi, lMG, Panzerbüchse, sowie einer Fla-MGGruppe (Flugzeugabwehr-Maschinengewehr), bewaffnet
mit überschweren MG 12,7 mm. Die Ausbildung erfolgte
an fünf Tagen im Jahr, jährlich fand eine ganztägige Abschlussübung statt. Aufgrund sehr guter Ausbildungsergebnisse erhielt dieser Kampfgruppenzug des Glaswerkes
u.a. am 7. Oktober 1978 den Ehrennamen „Fritz Köhler“
(das war ein in Ichtershausen von den Nazis ermorderter
Kommunist) verliehen. Anfang 1990 wurde dieser Kampfgruppenzug aufgelöst.
Schrittweise erfolgte ab 1954 während der folgenden Jahre die Einstellung der Mundglasfertigung in Erlau, die Einstellung der halbautomatischen Produktion, die Außerbetriebnahme der einarmigen Roirantmaschinen und der
48
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Vollautomat KB 38 Wanne III
bauen. Diese Arbeiten begannen am 20. Dezember 1958.
Die Wanne III b wurde dabei für die Fertigung mit einem
Automaten KB 38 (sechs Stationen) umgebaut und am
19. Januar 1959 in Betrieb genommen.
Neue Automaten
und rollende Schicht
Die umfassende Rekonstruktion stand wie in den 50er
auch in den 60er Jahren auf der Tagesordnung, wobei
schrittweise der generelle Einsatz von Speisermaschinen
U 8 G 12 und U 12 G 32 (Weiterentwicklungen des FA 62)
des VEB Glasmaschinenbau Freital erfolgte. Eine weitere
wichtige Aufgabe bestand darin, den Betrieb schrittweise
an das Stadtgasnetz anzuschließen. Denn Glasschmelzwannen, Arbeitswannen und Kühlbahnen wurden mit Generatorengas aus Braunkohlenbriketts beheizt. Es gab keine zentrale Generatorgasanlage, sondern jede Wanne besaß einen eigenen Gaserzeuger mit nachfolgenden
Typen. Wanne Erlau: Planrostgaserzeuger; Wanne III a und
III b: Treppenrostgaserzeuger; Wanne l, II und IV: je einen
Drehrostgaserzeuger. Der große Nachteil dieser dezentralen Anlagen war, dass bei Ausfall eines Gaserzeugers die
Wannen- und Nebenanlagen nicht beheizt werden konnten, was natürlich zum Produktionsstillstand führte. Diese
Situation und der schlechte Zustand der Gaserzeuger
Veredlung (Schleifen und Polieren von kosmetischen Flaschen)
waren wesentlicher Anlass, das Gesamtwerk schrittweise
auf stabile Stadtgasbeheizung umzustellen. Da die Ferngasverbundleitung nur ca. 200 m südlich des Werkes
Schleusingen vorbeiführte, war der Anschluss kostengünstig. Von der Gasübernahmestation Glaswerk Schleusingen wurde eine Leitung zum Werk Erlau gebaut mit der
Möglichkeit, die Orte St. Kilian, Breitenbach und Erlau mit
Stadtgas zu versorgen.
Die Wannen und Kühlbahnen konnten ab 1963 mit Stadtgas beheizt werden. Bei dem Neubau der Wannen wurden
ihre Schmelzflächen vergrößert. Sie waren jetzt voll isoliert sowie ihre Schmelzkapazität durch Stadtgasbeheizung und elektrische Zusatzheizung erhöht. Auch der Anteil an Fremdscherben wurde auf ca. 30% erhöht. Die Wannenreparaturzeiten konnten wesentlich verkürzt werden,
indem die Schmelzwanne in ein Wasserbad abgelassen
und der Wanneninhalt gefrittet wurde. Ein konzentrierter
Abriss und Wiederaufbau der Wannen war somit möglich.
Außerdem setzten die Glaswerker hochwertigeres Feuerfestmaterial ein und verlängerten damit die Wannenlaufzeiten. All diese Maßnahmen ermöglichten, die im Betrieb
vorhandenen Schmelzkapazitäten voll auszunutzen.
Hüttenschlote „Friedrichswerk“
Die umfassende Rekonstruktion begann im Werk Erlau
damit, 1960 den Hafenofen auf eine kontinuierliche Durchlasswanne umzustellen und die Wanne mit fünf Halbautomaten zu bestücken sowie im Zweischichtbetrieb auszula-
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
49
Demonstration der Glaswerker am 1. Mai in Schleusingen
sten. Am 13. November 1963 wurde die Wanne in Erlau
abgelassen, neu aufgebaut und auf Stadtgas umgestellt.
Am 16. Dezember 1963 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden.
An der Wanne I in Schleusingen produzierten die Glaswerker am 30. Dezember 1965 zum letzten Mal mit sechs
Roirantmaschinen und einem Automaten KS 6. Danach
erfolgte der Neubau der Hütte 1, die Umstellung der Wanne auf Speiserbetrieb und der Einsatz eines Automaten
FA 62. Schon am 21. April 1966 konnte die Produktion an
der neuen Fertigungslinie aufgenommen werden. Die
Modernisierung ging weiter, indem ein Jahr später am
12. Juni 1967 an Stelle des Automaten FA 62 ein Automat
U 8 G 12 (eine 8-Stationen-Rotationsmaschine) zu produzieren begann. Anfang 1968 arbeiteten die Glaswerker
dann an dieser Wanne (Buntglas, Schmelzfläche 14,6 m2)
in rollender Schicht.
Qualitätskontrolle
50
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
1963 erfolgte der Neubau der Wanne II mit Speiserbetrieb.
Vom 6. bis 12. Dezember 1965 wurden an dieser Wanne
zwei Speiser vom Typ 96 (gasbeheizte Deckenbrenner)
angesetzt und danach die Fertigung mit zwei FA 62 wieder
aufgenommen. Zwei Jahre später, am 28. Januar 1967,
wurde die Wanne gelöscht und der Schmelzprozess auf
Stadtgas umgestellt. Am 6. März 1967 konnten die Glaswerker wieder an dieser Wanne (Weißglas, Schmelzfläche
16,32 m2) Glas schmelzen.
An der Wanne III b ersetzten die Techniker am 24. Januar
1966 den Automaten KB 38 durch den an der Wanne I freigewordenen Automaten KS 6. Er tat seine Dienste noch
bis zum 20. Januar 1968. Dann stellte das Werk die Produktion auf diesem Automaten ein, die Wanne III b wurde
abgerissen. Dieses Schicksal traf auch die Wanne III a,
neugebaut im Oktober 1965. Denn am 13. Januar 1968
stellte die Werkleitung die Produktion mit dem Automaten
Gefüllte Gemengekarren
KB 38 ein und ordnete den Abriss der Wanne an. Damit
war nun der Weg frei, am 20. Januar 1968 mit der umfassenden Rekonstruktion der Hütte 3 zu beginnen. Es erfolgte der Bau einer größeren Wanne (Weißglas, Schmelzfläche 12,0 m2) anstelle der bisherigen zwei kleinen Wannen, der Einsatz eines Automaten FA 62 und der Anschluss der Wanne und der Kühlbahn an das Ferngasnetz.
Drei Monate später konnte am 16. März 1968 die Produktion an der neuen Fertigungslinie (Hauptsortiment waren
100-ml-Rhönlackflaschen) aufgenommen werden. Später
trat an Stelle des Automaten FA 62 ein leistungsfähigerer
Automat U 8 G 12. Ab 3. Juli 1977 arbeiteten die Glasmacher auch an dieser neuen Wanne III in rollender Schicht.
Am 13. Juli 1968 lief die Produktion mit sechs Roirantmaschinen an der Wanne IV (Weißglas, Schmelzfläche
17,2 m2) aus. Die Glaswerker begannen mit dem Abriss
der Wanne und mit dem Bau einer neuen regenerativ
beheizten Wanne mit Speiserbetrieb und dem Einsatz
eines Automaten U 8 G 12. Nach einem Monat, am
27. August 1968, konnten die Glaswerker an der neuen
Fertigungslinie (Hauptsortiment 1.000-ml-Medizin-Flaschen) wieder produzieren, ab 4. Januar 1971 in rollender
Schicht. Vom 15. November bis zum 30. Dezember 1971
erfolgte die Stilllegung des Gas-Generators. Die Wanne
wurde auf Stadtgas umgestellt sowie eine elektrisch beheizte Kühlbahn installiert. Am 9. Juni 1973 löschten die
Glaswerker diese Wanne erneut und stellten sie auf Stadtgas um, vergrößerten die Schmelzfläche auf 19,2 m2 und
nahmen die Produktion am 24. Juli wieder auf, nun aber
mit einem Automaten U 12 G 32 (12 Stationen). Am
23. April 1975 konnte sie mit einer elektrischen Zusatzheizung ausgestattet werden.
am 24. Dezember 1970 das Werk Erlau stillgelegt werden.
Es fehlten im gesamten Betrieb Arbeitskräfte und Investitionsmittel, die für eine dringend notwendige Erneuerung
des Werkes Erlau nötig waren. Am 1. Januar 1971 war das
Werk beräumt und an den VEB Elektrogerätewerk Suhl
verkauft worden.
Der komplette Anschluss an das Ferngasnetz und die
damit verbundenen hohen Kosten führten aber dazu, dass
der Betrieb 1972 mit Verlust produzierte. Der Generaldirektor des Kombinates kündigte daraufhin die Stillegung
des Werkes Schleusingen an. Doch die Einführung der
rollenden Schicht, laufende Maßnahmen zur Produktionssteigerung sowie die erforderliche Schließung des Werkes
Erlau konnten diesen Schritt abwenden.
Am 1. Dezember 1966 stellte das Werk Erlau die Halbautomaten-Produktion ein und begann mit dem Umbau
der Wanne auf Speiserbetrieb. Es erfolgte der wechselweise Einsatz von zwei Automaten für Flaschen bis 500 ml
und über 500 ml. Bereits am 5. Januar war es möglich, die
Fertigungslinie in Betrieb zu nehmen. Allerdings musste
Rohstoffentnahme mit Staubmaske
Gemengetransport
Rohgasleitung, Gemengebahn und Briketts zur Gaserzeugung
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
51
Einarmige Rotationsmaschine „Roirant“
Rotationsmaschine U 8 G 12
Einschleifen von Pulvergläsern
manuelle Gemengeeinlage
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Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Nach umfassenden Investitionsmaßnahmen produzierten
in den 70er Jahren die Glaswerker an den Wannen l, II
und III im wesentlichen Glasflaschen 0,5 l und zwar Bierflaschen, Euroflaschen, Spirituosenflaschen und pharmazeutische Flaschen. Das Glaswerk lieferte diese Produktion an Exportbierbrauereien wie Radeberg, Leipzig, Berlin und Wernesgrün, an Fruchtsaftbetriebe in Sohland und
Laucha, an Spirituosenbetriebe in Nordhausen (Nordbrand Nordhausen war größter Kunde), Bärensiegel Berlin, Likörfabrik Altenburg und Aromatique Neudietendorf
sowie an das Pharmazeutische Werk in Gröditsch, auch
an Esparma Magdeburg und viele weitere Kunden im Inland.
Eine weitere Maßnahme, die Produktion zu steigern, war
1973 die Rekonstruktion des alten Gemengehauses. Nun
erleichterten auch Rammermischer und schienengebundene Gemengetransportwagen sowie Gemengebunker
die Arbeit. Im Werk Schleusingen entstand eine neue
Trafostation. Der Heißglastransport wurde mechanisiert.
Die Verpackung wurde von Wellpapp-Paketen, Einstellkisten und Gitterboxpaletten auf Industrieverpackung umgestellt. Trotz der Modernisierung des alten Gemengehauses war es in Folge Arbeitskräftemangels erforderlich,
1976 ein modernes halbautomatisches Gemengehaus zu
errichten. Jetzt lösten Transportbänder die Gemengetransportwagen ab und ein Portalkran diente der Rohstoffentladung und Beschickung der Arbeitsbunker. Es folgte eine
weitere Mechanisierung und Automatisierung der Sortier-
Rotationsmaschine U 6 G 12 im Glaswerk Piesau
und Verpackungsprozesse. Den innerbetrieblichen Glastransport übernahmen nun auch Gabelhubwagen, Elektrokarren, Diesel- und Elektro-Gabelstapler. Mitte der 70er
Jahre wurde das Anschlussgleis zum Netz der Deutschen
Reichsbahn erweitert. In der 80er Jahren wurde es umfassend ausgebaut und eine werkseigene Diesellok eingesetzt.
Die nächste bedeutende Investitionsmaßnahme in Schleusingen begann am 1. Juli 1977 mit der Stilllegung der
Wannen I und II. Das Werk baute ein neues Wannengebäude und eine neue Wanne mit Schornstein. Dazu eingesetzt wurden neue Sortier- und Verpackungslinien sowie
zwei 12-Stationen-Rotationsmaschinen U 12 G 32. Am
27. Februar 1978 nahmen die Glaswerker die moderne
Fertigungslinie in Betrieb.
Die durchgeführten Maßnahmen zur Erhöhung des technischen Niveaus hatten jedoch auch zu Konsequenzen hinsichtlich der Entwicklung der Sortimentsstruktur geführt.
Während die frühere Sortimentsbreite zunächst noch über
Jahre hinweg aufrechterhalten werden konnte, waren mit
der Aufgabe der Mundglasproduktion, der Einstellung der
halbautomatischen Fertigung, der Aufgabe der Schleifglasproduktion und der Inbetriebnahme immer leistungsfähigerer Behälterglasautomaten Einschränkungen im
Sortiment nicht zu umgehen. Die Produktion konzentrierte
sich deshalb zunehmend auf mittleres Behälterglas in den
Größen 250 bis 1000 ml. In den ersten Jahren nach dem
Bau Hüttengebäude I, 1978
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
53
Krieg fanden noch in größerem Umfang Exporte in die
Schweiz sowie Lieferungen in die Bundesrepublik
Deutschland statt, doch sind diese Märkte später für das
Glaswerk verloren gegangen. Der Absatz der Produktion
erfolgte daher in den 70er Jahren – von kleineren Lieferungen in die Tschechoslowakische Republik und die
Sowjetunion abgesehen – auf dem DDR-Binnenmarkt.
Erst im Jahre 1980 gelang dem VEB Glaswerk Schleusingen der Wiedereinstieg in den NSW-Export (Export in das
Nicht-Sozialistische Wirtschaftsgebiet). An den Wannen l
und II wurde Braunglas geschmolzen. Jährlich exportierte
das Glaswerk bis zu 100 Mio Stück Bierflaschen 0,33 l und
0,5 l. Der Verkauf erfolgte über einen Händler an renommierte Brauereien wie Dinkelacker Stuttgart, Eichbaum
Mannheim, Henninger Frankfurt, Spaten München u.a.
VEB Glaswerk Waldau, 1975
Veränderte Wirtschaftsstrukturen
und Bildung des Kombinates
Glaswerk Schönbrunn Wanne II, 1989
Ab 1. März 1979 wurden die VEB Glaswerke Waldau und
Schönbrunn sowie die beiden Formenbaubetriebe in
Schönbrunn an das Glaswerk Schleusingen angegliedert.
Sitz der Leitung des nun größer gewordenen Betriebes
war der VEB Glaswerk Schleusingen. In Waldau stellten
die Glaswerker mit zwei tschechischen Reihenmaschinen
AL 106 und einer Rotationsmaschine WW 12 Gläser und
Flaschen für die Kindernahrungsindustrie her. Der Bedarf
der Kunden Havelland Beelitz, Kina Ellefeld, Nordfrucht
Conov und Ogis Laucha wurde fast zu 100% abgedeckt.
In Schönbrunn produzierten die Glaswerker an zwei Wannen Weiß-, Braun- oder Grünglas. Neben Flaschen für
Fußbodenpflegemittel des Werkes Wittol in Wittenberge
produzierten sie Bier-, Saft- und Sektflaschen in Braunsowie Grünglas und lieferten sie an die Exportbierbrauerei
in Radeberg sowie an die Sektkellerei Freyburg. 1984 beschäftigte der Glaswerkverbund Schleusingen/Waldau/
Schönbrunn 784 Personen, davon waren 57 Hoch- und
Fachschulkader, 31 Industriemeister, 540 Facharbeiter,
105 Angelernte und 51 Lehrlinge.
Zu jener Zeit wurde auch der gesamte Güterverkehr für
die Rohstoffe und Fertigwaren, mit Ausnahme der Exportproduktion, auf die Schiene verlagert, der Transport erfolgte durch die Deutsche Reichsbahn. Gleichzeitig führte
das Werk den Personenberufsverkehr mit werkseigenen
Fahrzeugen ein, um damit die Arbeitskräfte für die Rollschichten zu befördern.
Anlässlich des 35. Jahrestages der DDR erhielt der VEB
Glaswerk Schleusingen 1984 als Auszeichnung das
Ehrenbanner des ZK der SED, des Ministerrates der DDR
und des Bundesvorstandes des FDGB. Im gleichen Jahr
gab es für gute Leistungen zwei Mal die Wanderfahne des
Ministerrates der DDR und des Bundesvorstandes des
FDGB.
Siedlung „Friedrichswerk“
54
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Im Jahre 1985 hatte der VEB Glaswerke Schleusingen
größere Schwierigkeiten, weil der planmäßige Transportraum der Deutschen Reichsbahn nicht ausreichend bereitgestellt werden konnte. Dennoch belieferte Schleusingen
die Glashütten in Fehrenbach, Katzhütte und Mellenbach
mit Fertiggemenge.
Der sich immer mehr abzeichnende Mangel an Arbeitskräften sollte dadurch gemildert werden, dass im Jahre
1986 insgesamt 40 Staatsbürger aus Mosambik eingesetzt wurden, denen später kubanische und vietnamesische Arbeitskräfte folgten. Mitte August 1981 wurden die
Mosambikaner in Berlin-Schönefeld abgeholt. Es waren
ein Dolmetscher namens Antonio und 40 Jugendliche im
Alter von 18 bis 22 Jahren. Ihre vom Glaswerk eingesetzten Betreuer waren Hubert Zimmermann, Werner Siegel
und Hartmut Fitz. Die Jugendlichen erhielten ein halbes
Jahr Unterricht im Fach Deutsch sowie hinsichtlich der Lebensgewohnheiten in Deutschland. Sie wurden als Sortierer und Maschinenfahrer angelernt. Untergebracht waren diese Jugendlichen in einem Wohnblock am „Friedrichswerk” neben dem Verwaltungsgebäude. Nachdem
der sechsmonatige Unterricht vorüber war, erfolgte ihr Einsatz in den drei Betriebsteilen des VEB Glaswerk in
Schleusingen, Waldau und Schönbrunn. Sie arbeiteten
insgesamt vier Jahre in der DDR.
In jenen Jahren gab es vom Generaldirektor des Kombinates immer wieder auch Führungsaufträge, so auch, um
nur ein einziges Beispiel zu nennen, mit Schreiben vom
9. April 1986 an den Betriebsdirektor des VEB Glaswerk
Schleusingen: „Werter Genosse Kreußel! Vor allem im
Monat des XI. Parteitages der SED sind weitere
Anstrengungen notwendig, um das bisherige gute
Ergebnis, welches wir am 31.3.1986 ausweisen konnten,
Flakons und Verpackungsglas aller Art
weiter auszubauen. Die derzeitigen Voreinschätzungen
zur Erfüllung der Kennziffern IWP (industrielle Warenproduktion) und Export lassen erkennen, dass in einigen
Kombinatsbetrieben eine Stagnation eintreten wird bzw.
sich Leistungsverschiebungen andeuten. Damit auch im
Monat April eine maximale Planerfüllung in den bereits
genannten Kennziffern erreicht wird, erhalten sie nachstehende Führungsaufträge: Die IWP/IAP mit 23.000 TM und
den Export mit 990 TVM (VM = Valutamark) zu erfüllen.
Bei Erreichung dieser Zielstellung wird Ihnen für Ihre persönliche Leistungen eine Prämie in Höhe von 300.- Mark
und für Ihre Betriebsleiter eine Prämie von 500.- Mark
ausgezahlt. Ich bin davon überzeugt, dass Sie mit Ihrem
Kollektiv auch im Monat April 1986 diese Führungsaufträge erfüllen werden.“
Mosambikaner, 1981-1985
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
55
Einige Produkte
des VEB Glaswerke Schleusingen
Katalog Glaswerk Schleusingen
Apotheke
Haarpflege
Kräuterliköre
56
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Bambino (Export)
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
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Körperpflege und Chemie
Pharma-Industrie
Bier- und Spirtuosen-Hersteller
Reinigungsmittel
58
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Lebensmittel-Industrie
Kühlbahnausgang
Glasmacher an einer Rotationsmachine U 12 G 32
Das Jahr 1987 begann im Januar damit, dass wetterbedingt die Produktion nicht voll lief. Hinzu kamen wiederum
auch Transportengpässe, besonders konnten Großcontainer nicht ausreichend bereitgestellt werden. Dennoch
holten die Glaswerker die eingetretenen Rückstände auf
und erfüllten in jenem Jahr den Exportplan mit 103,6%.
Gleichzeitig begann die Betriebsleitung damit, Personalcomputer 8 und 16 Bit einzusetzen. Den ersten Rechner
erhielt im August 1987 die Abteilung Planung. 26 Werktätige des Glaswerkes wurden in Lehrgängen für die Anwendung von Personal-Computer qualifiziert. Um die Plan-
aufgaben zu erfüllen, mussten 191.000 Überstunden geleistet werden. Nach wie vor war auch die weitere Qualifizierung der Werktätigen eine ständige Aufgabe. So wurden
1987 sechs Glaswerker zu Hochschulen, acht zu Fachschulen und 286 zu speziellen Lehrgängen (Meisterlehrgang, Schweißerlehrgang, Gabelstaplerfahrerlehrgang)
delegiert. 1987 wurde die Wanne III in Schleusingen gelöscht. Grund für diese Stillegung waren die erhöhten
Anforderungen an die Qualität pharmazeutischer Glasprodukte, die an diesem Produktionsstandort keinesfalls gesichert werden konnte.
Rotationsmaschine U 12 G 32 im Glaswerk Schönbrunn
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
59
Der Kultur- und Sozialfonds
des VEB Glaswerk Schleusingen
en (die sogenannte 2. Lohntüte). Diese Mittel konnten
vom Gewinn einbehalten werden, der Rest des Gewinns
war an den Staatshaushalt abzuführen.
Und so verwandte das Glaswerk 1989 diese Mittel: 50%
zur Arbeiterversorgung, Werkküche, Konsum-Verkaufsstelle, 20% für Betriebswohnungen und Berufsverkehr,
10% zur Unterstützung der Verteidigungsbereitschaft,
Kampfgruppen, Zivilverteidigung und Betriebsfeuerwehr,
die übrigen 20% für geistig-kulturelles Leben, Kulturhaus,
Brigadearbeit, betriebliches Erholungswesen, Kinderferienlager, gesundheitliche Betreung, Arztstation, sportliche
Aktivitäten und Betriebssportgemeinschaft Chemie
Schleusingen-Erlau (mit den Sektionen Fußball und Kegeln), das Betriebssportfest sowie die Unterstützung der
werktätigen Frauen.
Mitarbeiterinnen Küche
In den Jahren nach 1980 war das Bemühen der Werkleitung und Gewerkschaft besonders stark, die soziale und
kulturelle Betreuung der Glaswerker ständig zu verbessern. Es gab eine eigene Werkküche, Pausenversorgung,
besondere Versorgung der Glaswerker, die in rollender
Schicht arbeiteten und eine Konsum-Verkaufsstelle. So
war es zum Beispiel 1985 möglich, die Mitarbeiter rund um
die Uhr in allen drei Betriebsteilen mit warmen Essen zu
versorgen. Zur gesundheitlichen Betreuung diente ein Arztzimmer für die Sprechstunden des Betriebsarztes sowie
eine ständig besetzte Sanitätsstelle. Über den Feriendienst des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)
versorgte die Gewerkschaft die Glaswerker mit Ferienschecks für einen 14-tägigen sehr kostengünstigen Ferienaufenthalt. Da die Zuteilung jedoch bei weitem nicht ausreichte, den Bedarf zu befriedigen, schuf sich der VEB
Glaswerk Schleusingen eigene Ferienunterkünfte. Er baute auf dem Campingplatz Breitenbach zwei Ferien-Bungalows, die dann zum Austausch mit Bungalows in anderen
Bezirken dienten. Ein solcher Urlauberaustausch erfolgte
1985 auch mit Polen. In den großen Schulferien im Sommer jeden Jahres organisierte der VEB Glaswerk Schleusingen stets ein Kinderferienlager, an dem nicht nur die
Kinder der Glaswerker, sondern auch von Werktätigen anderer Betriebe teilnehmen konnten. Es gab drei Durchgänge zu je 14 Tagen, wobei für den Aufenthalt pro Kind
nur wenige Mark zu entrichten waren.
Für die Versorgung der Glaswerker sowie für deren kulturelles und sportliches Leben standen finanzielle Mittel bereit, die in den 50er Jahren noch gering waren, dann aber
von Jahr zu Jahr stiegen. So erhielt der VEB Glaswerk
Schleusingen mit seinen Betriebsteilen 1989, vorgegeben
vom Kombinat über die Staatliche Auflage, die erhebliche
Summe von ca 2.900 TMark (der DDR) für den Kultur- und
Sozialfonds. Das waren ca. 1239.- DDR-Mark/Beschäftigt-
60
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Kinderferienlager des Glaswerkes Schleusingen
Während der DDR-Zeit wurden die Betriebe mehrfach neuen, größeren Wirtschaftseinheiten zugeordnet, was in der
Regel auch eine Änderung des Firmennamens zur Folge
hatte. Das Glaswerk Schleusingen war in diesem Zeitabschnitt folgenden zentralen wirtschaftsleitenden Organen
unterstellt.
• von 1948 bis 1950 der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Glas/Keramik Ilmenau;
• von 1950 bis 1954 der VVB Westglas, Ilmenau;
• von 1954 bis 1956 der Industriezweigleitung Glas,
Weißwasser;
• von 1956 bis 1958 der Hauptverwaltung Glas, Dresden;
• von 1958 bis 1964 der VVB Glas, Großbreitenbach;
• von 1964 bis 1979 der VVB Haushalts- und Verpackungsglas, Weißwasser;
• von 1979 bis 1985 dem Kombinat Behälter- und Verpackungsglas, Bernsdorf;
• von 1985 bis 1990 dem Kombinat Lausitzer Glas,
Weißwasser.
Die Bezeichnung „Westglas“ resultiert aus der geographischen Lage der Thüringer Glaswerke innerhalb der DDR.
Blick auf die alte Hütte II (Mitte) Schleusingen
Der thüringische Großbetrieb
hörte 1990 auf zu bestehen
Die wirtschaftleitenden Organe der DDR ordneten an, mit
Wirkung vom 1. Januar 1986 den Großbetrieb VEB Thüringer Behälterglas zu bilden. Zu ihm gehörten das Glaswerk Schleusingen mit den Werken Waldau und Schönbrunn, das Glaswerk Großbreitenbach mit dem Werk Masserbrück, das Glaswerk Ernstthal/Piesau und das Glaswerk Oelze mit den Werken Fehrenbach und Mellenbach
sowie die beiden Formenbaubetriebe Schönbrunn. Die insgesamt 2.200 Beschäftigten, darunter 145 Lehrlinge, hatten 1986 laut Plan 180.449 Tonnen Glaswaren zu produzieren. Der Sitz des Betriebes befand sich ebenfalls in
Schleusingen. Der Großbetrieb umfasste nunmehr die gesamte BehälterglasIndustrie des Thüringer Raums. Die
Glaswerke Schleusingen, Großbreitenbach, Ernstthal/Piesau und Oelze mit den angeschlossenen Werken behielten ihre relative Selbstständigkeit. Es erfolgte im wesentlichen nur eine zentrale Leitung, Planung und Abrechnung
der Betriebe, was das übergeordnete wirtschaftsleitende
Organ, das Kombinat Lausitzer Glas, Weißwasser, verwaltungsseitig entlastete.
Grundsteinlegung „REKO“ Hütte II, 1985
ter dem Namen „REKO“ Hütte II. Diese Investitionsmaßnahme wurde aufgrund der guten Ergebnisse beim Export
und der Forderung der Kunden nach leichtgewichtigen
Einwegflaschen durchgeführt. Die Einzelobjekte umfassten: Neubau der Hütte II, Neubau eines Sortier- und Verpackungsgebäudes, Neubau einer Lagerhalle, Neubau eine Trafostation und zweier Unterstationen, Neubau einer
Gasübernahmestation, Bau einer gemischtbeheizten Glasschmelzwanne mit geplanter Schmelzleistung von 4,5 t/m2,
Einsatz einer 10-Stationen-Reihenmaschine System Emhart mit Doppeltropfenbetrieb, Blas-Blas- und EnghalsPress-Blas-Technik sowie eines Speisers mit kombinierter
Gas- und Elektroheizung. Am 26. April 1988 ging dann die
sogenannte Forschungswanne des WTI Jena mit einer
schwedischen Reihen-maschine IS 10 vom Typ Emhart
als neue Fertigungslinie in Betrieb. In diesem Zusammen-
Im VEB Glaswerk Schleusingen erfolgte auch die Berufsausbildung für alle im Werk vorkommenden Berufe. Zeitweise waren 45 Lehrlinge in der Ausbildung, wobei die
Dauer der Ausbildung für einen Lehrling, der den Abschluss der 10. Klasse hatte, im allgemeinen zwei Jahre
betrug. Die Ausbildung war praxisbezogen und vermittelte
dem Lehrling die erforderlichen Kenntnisse für seinen
späteren Einsatz. Die wichtigsten Lehrberufe waren: Glastechniker, Instandhaltungsmechaniker, Schlosser, Dreher,
Werkzeugmacher, BMSR (Betriebs-, Mess-, Steuer- und
Regeltechnik) Techniker, Elektroniker, Schreibtechniker,
Wirtschaftskaufmann und Koch.
Ab 1983 erfolgte im VEB Glaswerk Schleusingen die Planung der umfassenden Rekonstruktion der Wanne II un-
Altes und neues Gemengehaus
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
61
hang wurden dringend benötigte Kontroll- bzw. Werkzeugmaschinen importiert. Die Qualifikation unserer Arbeitskräfte im Aus-land war ebenfalls Bestandteil dieser Investition. Obwohl der Anlauf der Forschungswanne katastrophal verlief (es wurden drei Monate lang nur Scherben produziert), war diese Gesamtinvestition ein wesentlicher Schritt für den technischen Fortschritt im Glaswerk.
Am 26. Juli 1988 gab es eine große Havarie, hervorgerufen durch eine deformierte Schmelzelektrode im Boden
der Schmelzwanne. Durch das entstandene Leck lief die
Wanne vollständig aus. Danach musste die Forschungswanne abgerissen werden und eine neue, die in der Konstruktion der Wanne I glich, gebaut werden. Dazu gab es
sogar einen 13 DIN A4-Seiten umfassenden Beschluss
des Ministerrates der DDR vom 28. Oktober 1988 „Beschluss zur Information und Maßnahmen zur Überwindung der Auswirkungen aus der Havarie an der Glasschmelzwanne II a im VEB Thüringer Behälterglas Schleusingen“. Anlässlich des 40. Jahrestages der DDR konnte
diese neue Wanne II im Oktober 1989 in Betrieb genommen werden.
Mit der neuen, modernen Wannen-, Maschinen-, Kontrollund Verpackungstechnik sowie dem geschulten Personal
war nunmehr die Grundlage für eine stabile Produktion
gegeben. Das Werk exportierte die produzierten EinwegBierflaschen fast ausschließlich in die Bundesrepublik
Deutschland.
Während der politischen Wende löste die DDR-Regierung
mit Wirkung vom 1. Januar 1990 den Großbetrieb VEB Thüringer Behälterglas auf. Die Glaswerke Großbreitenbach,
Katzhütte und Ernstthal/Piesau erhielten wieder ihre Selbständigkeit. das Glaswerk Großbreitenbach wurde von
Wiegand Glas Steinbach am Wald übernommen. Der Betrieb Masserbrück wurde geschlossen, wie auch die Betriebsteile Mellenbach und Fehrenbach sowie das Werk
Katzhütte 1993. Ernstthal und Piesau wurden selbständige GmbHs und erfolgreich privatisiert. Im Glaswerk Schleusingen mit den Betrieben in Waldau und Schönbrunn
arbeiteten am 30. Juni 1990 noch 789 Beschäftigte. An
fünf Schmelzwannen schmolz das Werk ca. 295 Tonnen
Glas pro Tag.
Einsatz einer Reihenmaschine
IS10 Typ Emhart, 1989
62
Mit dem Frieden kam das Glaswerk nach 1945 zu neuer Blüte
Das Glaswerk nach der politischen Wende
Die „Hütte“ nun unter der Treuhandanstalt
Am 1. Juli 1990 hielt die Treuhandanstalt Berlin sämtliche
Gesellschafteranteile. Der im Register der volkseigenen
Wirtschaft, Bezirk Suhl, eingetragene VEB Thüringer Behälterglas Schleusingen wurde nach § 1 Absatz 4 des Gesetzes zur Privatisierung und Reorganisierung des volkseigenen Vermögens (Treuhandgesetz) durch gesetzliche
Umwandlung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Gemäß § 11 Absatz 2 des Treuhandgesetzes ging das Vermögen der bisherigen Wirtschaftseinheit sowie der in Rechtsträgerschaft befindliche Grund
und Boden in das Eigentum der Thüringer Behälterglas
GmbH i.A. Schleusingen über.
Die Registrierung im Handelsregister unter der Nr. 385 erfolgte am 3. September 1990. Damit gehörten ab 1. Juli
1990 weiterhin die Betriebsteile Waldau und Schönbrunn
zum Hauptwerk Schleusingen. Im 2. Halbjahr 1990 produzierte die Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen an
zwei Wannen 145 t/Tag mit einer Reihenmaschine IS 10
Typ Emhart und zwei Rotationsmaschinen U 12 G 32, in
Waldau an einer Wanne 80 t/Tag mit einem Rundläufer
WW 12 Doppeltropfen, einer tschechischen AI 106 und
einer Reihenmaschine IS 6 Typ Emhart sowie in Schönbrunn an zwei Wannen jeweils 35 t/Tag mit zwei Rotationsmaschinen U 12 G 32 folgendes Sortimentsprogramm:
Bierflaschen, braun 93,4 Millionen Stück/ Jahr; Saft- und
Spirituosenflaschen, weiß 14,0 Millionen Stück/Jahr; Weitmundgläser, weiß 3,5 Millionen Stück/Jahr; Kindernahrungsgläser, weiß 17,4 Millionen Stück/Jahr; Medizinglas,
braun 2,0 Millionen Stück/Jahr; insgesamt 130,3 Millionen
Stück/Jahr.
Aus dieser Ausgangssituation heraus begann die Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen, sich an die neuen
Marktverhältnisse anzupassen. Dieser Sanierungsprozess
dauerte mehrere Jahre und sollte erst im Jahre 1998 weitestgehend beendet sein. Durch die hohe Anzahl der Beschäftigten, per 31. Dezember 1990 noch 612, durch die
überwiegend veralterte Wannen-, Maschinen- und Kontrolltechnik und die damit verbundene niedrige Produktivität,
durch die hohen Kosten bei der Beheizung der Wannen
mit Stadtgas (plus 60% gegenüber Erdgas) sowie durch
den Zusammenbruch der ostdeutschen Kundenstruktur
war das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt nicht profitabel.
Glaswerk Schönbrunn, Wanne I, August 1991
Das Glaswerk nach der politischen Wende
63
Einsatz moderner Kontrolltechnik an der Wanne II, das Bild zeigt eine CO-Maschine, 1989
Glaswerk Schleusingen nach 1990
64
Das Glaswerk nach der politischen Wende
Rotationsmaschine U 12 G 32, Wanne I in Schleusingen
Reihenmaschine IS 10, Wanne II in Schleusingen
In der Folgezeit leitete die Geschäftsführung zur Sicherung
der Fortführung des Betriebes drastische Sanierungsmaßnahmen ein. So war es im IV. Quartal 1991 möglich, durch
Inbetriebnahme der Ferngasleitung die Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen mit Erdgas zu beliefern. Die Umstellung von Stadtgas- auf Erdgasbeheizung hatte die Stilllegung des Standortes Schönbrunn am 31. Juli 1991 zur
Folge. ABM-Kräfte rissen alle Gebäude auf dem gesamten
Betriebsgelände ab und sanierten das Gelände. Danach
erhielt dieses Gelände die Gemeinde Schönbrunn übertragen und es ist inzwischen teilweise wieder bebaut.
Nach dem Scheitern einer Produktions- und Absatzkooperation mit einem Behälterglashersteller aus den alten Bundesländern war der Absatz dieser Produkte (40% des Gesamtabsatzes) gestoppt. Hinzu kamen vielfältige Kundenreklamationen wegen mangelnder Qualität. Deshalb entschied der Gesellschafter, die Treuhandanstalt Berlin, den
Betriebsteil Waldau stillzulegen. Außerdem wurden am
6. März 1992 Hartmut Walter zum Geschäftsführer berufen und Andreas Mastaler als Betriebsleiter eingesetzt.
Der ehemalige Geschäftsführer, Egon Kreußel, wurde in
den Ruhestand versetzt.
Wannengebäude Wanne I, 1994 nach Teilsanierung
Das Glaswerk nach der politischen Wende
65
Einer der ersten Aufgaben der neuen Geschäftsleitung
war es, in einer Belegschaftsversammlung im Werk Waldau
den dortigen 110 Mitarbeitern die Schließung des Standortes zu begründen. Die letzte Schicht fuhren die Glaswerker in Waldau am 30. März 1992. 30 Mitarbeiter konnten in
Schleusingen ihre Arbeit fortsetzen. Das Betriebsgebäude
wurde später abgerissen und das Grundstück partiell an
Gewerbetreibende verkauft.
Nach der Schließung des Glaswerkes Waldau wurde die
Wanne l in Schleusingen von Braun- auf Weißglas umgeschmolzen und an Stelle einer Rotationsmaschine U12G32
eine Reihenmaschine IS 6 durch eigenes Personal installiert. Damit wurde eine wesentliche Voraussetzung zum
Ausbau des Standortes Schleusingen geschaffen.
Die weitere Sanierung der Thüringer Behälterglas GmbH
Schleusingen erfolgte durch die Neustrukturierung der Organisation der Beschaffungs- und Einkaufsprozesse,
durch die Anpassung des Produktionsprofils an die Erfordernisse des Marktes sowie durch den weiteren Abbau
von Personal mit dem Ziel der Privatisierung des Betriebes. 1993 war der indische Stahlproduzent Haryana Steel
& Alloys Limited, New Delhi, an der Übernahme des Unternehmens interessiert. Der Kaufvertrag wurde jedoch nicht
rechtskräftig wegen sich ständig verschärfender Bestimmungen der Treuhandanstalt Berlin.
Privatisierung und Erneuerung
Nach mehrjährigen, langen und schwierigen Verhandlungen mit der Treuhandanstalt in Berlin und Suhl übernahm
schließlich ein Beteiligungsfonds der amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Advent International, Boston, MA,
über eine Zwischengesellschaft (3. Advent Beteiligungsgesellschaft mbH) am 1. Januar 1994 alle Geschäftsanteile der Thüringer Behälterglas GmbH. Wie üblich war
auch diese Privatisierung vertraglich mit Auflagen der Treuhandanstalt (Beschäftigungsgarantie für Mitarbeiter, Investitionsgarantien usw.) vertraglich verknüpft. Zu diesem
Zeitpunkt schmolzen die Glaswerker in Schleusingen an
zwei Wannen 185 t/Tag Weiß- und Braunglas. Die Belegschaftsstärke umfasste am 31. Dezember 1993 insgesamt
215 Arbeiter und Angestellte. Zielstellung der neuen Gesellschafter, die mit dem Kauf des Glaswerkes unternehmerische Weitsicht bewiesen, war die Sicherung des
Standortes Schleusingen und der schrittweise Ausbau des
Werkes zu einem modernen und leistungsfähigen Behälterglasproduzenten. Die Privatisierung der Thüringer Behälterglas GmbH war die Voraussetzung und leitete einen
entscheidenden Abschnitt für die Entwicklung des Betriebes ein, womit gleichzeitig auch ein konkreter Beitrag zum
Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft geleistet wurde.
Anbau Hütte I für 3 Fertigungslinie Reihenmaschine IS8 Typ Heye, 1998
Havarie Wanne I am 16. Februar 1994
66
Das Glaswerk nach der politischen Wende
Neubau Wanne I mit zwei Reihenmaschinen Typ Heye, 1994
Wenige Tage nach der Übernahme durch Advent, am
16. Februar 1994 (Aschermittwoch), ereignete sich ein
Wannendurchbruch im Bodenbereich der Wanne l. Schleusinger und Erlauer Feuerwehrleute konnten das in den Keller ausfließende Weißglas nur noch durch Abkühlung eindämmen, um weiteren Schaden zu verhindern. Eine hochmotivierte Belegschaft förderte unmittelbar nach dem Erkalten des Glases dieses aus dem Keller, reparierte die
Wanne und ersetzte die Technik, so dass bereits nach vier
Wochen der volle Schmelzbetrieb wieder aufgenommen
werden konnte.
Eine für das Unternehmen bedeutende Investition begann
am 26. August 1994 mit dem Löschen und Abriss der
Wanne l. Der Neubau der Wanne l war verbunden mit der
Neuausstattung zweier Reihenmaschinen IS 8/6 vom Typ
Heye, der Erneuerung der Bandanlagen am Kalten Ende
sowie dem Aufbau moderner Kontroll- und Verpackungstechnik. Selbst der Ministerpräsident des Landes Thüringen, Dr. Bernhard Vogel, ließ es sich im Rahmen seines
Besuches in Schleusingen nicht nehmen, die Wannenbaustelle im Glaswerk zu besichtigen. Nach nur sieben Wochen ging die Wanne l mit zwei Fertigungslinien wieder in
Produktion. Damit war es den Glasmachern möglich, an
der Weißglaswanne mit modernster Technik in allen Fertigungsverfahren in Leichtglastechnologle qualitäts- und
kundengerecht zu produzieren. Sie stellten Einweg- und
Mehrwegflaschen bis 0,75 l Inhalt sowie Weithalsgläser
bis 0,7 l her. Die Anzahl der aktiven Sortimente überstieg
erstmalig die Marke 100. Namhafte Kunden im In- und
Ausland zählten zu den Abnehmern dieser Produkte.
Im Januar 1995 errichteten die Glaswerker die Lagerhalle l
für Fertigwaren neu. Im Zuge dieser Baumaßnahme war
es notwendig, die alte Hütte III sowie das Kantinen- und
Kulturgebäude zu entfernen. Bereits am 24. März 1995
begann eine weitere Großinvestition: die Erneuerung der
Wanne II. Am 3. Mai 1995 produzierten die Glaswerker mit
einer neuen Reihenmaschine IS 10 vom Typ Emhart sowie
mit neuer Kontroll- und Verpackungstechnik. Durch die
Erweiterung des Hüttengebäudes ging am 25. März 1996
die beim Wannenneubau bereits geplante weitere Fertigungslinie mit einer Reihenmaschine IS 8 Typ Heye in
Betrieb. Damit konnten die Braunglasprodukte über den
Standardbereich hinaus auf kundenspezifische Flaschen
und Gläser erweitert werden. Heute beliefert die Thüringer
Behälterglas GmbH Schleusingen einen Großteil der Abfüllbetriebe in der Bundesrepublik Deutschland sowie Kunden in der Europäischen Union, in Österreich, Schweden,
Canada u.a. Gleichzeitig mit dem Anbau des Hüttengebäudes 1996 errichtete das Glaswerk die Werkstätten für
die Schlosser und Handwerker sowie das Magazin. Neue
Sozialräume ergänzten das Bauvorhaben und verbesserten die Arbeitsbedingungen der Arbeiter erheblich.
Abriss Sozialgebäude und Kulturhaus, August 1991
Das Glaswerk nach der politischen Wende
67
Gemengehaus und Lagerhalle I, 1997
Luftaufnahme des Glaswerkes Schleusingen mit angrenzender Gemeinde St. Kilian, 2002
68
Das Glaswerk nach der politischen Wende
aktuelles Produktionssortiment
Die Inbetriebnahme eines neuen vollautomatischen Gemengehauses im Jahre 1997 ersetzte das mit Krananlagen halbautomatisch betriebene Gemengehaus. Über Bandanlagen und elektronisch gesteuert wird seit dem die Beschickung der Schmelzwannen mit Gemenge und Altglas
gesichert.
Am 26. April 1998 ging die dritte Fertigungslinie mit einer
Reihenmaschine IS 8 Typ Heye an der Weißglaswanne in
Betrieb. Das marode Gebäude des Kalten Endes wurde
durch eine moderne Halle ersetzt, so dass sich auch hier
die Arbeits- und Produktionsbedingungen verbesserten.
Die Erweiterung der Lagerkapazitäten um die Lagerhalle
III flankierte die Neuinbetriebnahme. Die beiden Schmelzglaswannen erhielten 1999 bzw. 2000 Elektrofilter. Damit
produziert die Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen im höchsten Maße umweltfreundlich.
Die kundengerechte Lagerung der Fertigwaren erforderte
den Bau einer weiteren, der IV. Lagerhalle, die auf dem
Gelände des alten Gemengehauses und der Außensilos
entstand und im Januar 2001 zur Nutzung übergeben wurde. Nach knapp acht Jahren Laufzeit der Wanne I begann
am 5. April 2002 deren Komplettneubau nach modernsten
energetischen und konstruktiven Erkenntnissen. Eine umfassende Modernisierung der Maschinentechnik und des
Kalten Endes schloss dieses Investitionsvorhaben ein.
Termingerecht am 24. Mai 2002 begann der Produktionsstart dieser neuen Wanne l. Gleichzeitig wurde auch die
Sanierung des Hüttengebäudes (Dach und Fassade) abgeschlossen.
Heute fertigt die Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen an fünf hochmodernen Fertigungslinien mit 185 motivierten Beschäftigten 250 aktive Sortimente für das Inund Ausland. Das Unternehmen hat 2002 also innerhalb
von 12 Jahren das Produktionsniveau auf Basis Tonnen
des Jahres 1990, die Wendezeit, erreicht. Neben der Erneuerung der Technik und Technologie wurde in dieser
Zeit viel Wert auf eine umfassende Qualifizierung der Beschäftigten und ein gutes Betriebsklima gelegt. Jährlich
werden drei eigene Nachwuchsfacharbeiter in Regie des
Betriebes ausgebildet. Den Wünschen der Belegschaft
entsprechend, richtete das Glaswerk wieder eine kleine,
aber schmucke Hüttenkantine ein und eröffnete sie am
19. Februar 2003.
Am 01. Juli 1999 verkaufte der von Advent International,
Boston, MA, betreute Beteiligungsfonds seine Geschäftsanteile an der 3. Advent Beteiligungsgesellschaft an den
schweizerischen Beteiligungsfonds GTH Glastechnik
Holding AG, Zürich, der damit neuer Eigentümer der Thüringer Behälterglas GmbH wurde. Beide Beteiligungsfonds
haben in ihrer Funktion als Gesellschafter die nach der
Privatisierung erforderliche Restrukturierung und Repositionierung der Gesellschaft im gesamtdeutschen Behälterglasmarkt mit Geduld und Tatkraft unterstützt, so dass die
Privatisierung heute als ein voller Erfolg gewertet werden
darf. Damit bleiben die positiven Rahmenbedingungen für
die allseitige und kontinuierliche Entwicklung der Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen bestehen.
Das Glaswerk nach der politischen Wende
69
Ein notwendiges Nachwort
In Vorbereitung der Feierlichkeiten anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Glaswerkes Schleusingen
gab es innerhalb der Geschäftsführung Überlegungen, ob es nicht möglich sei, aus diesem Anlass auch
eine Jubiläumsschrift zu erarbeiten. In Beratung mit weiteren Mitarbeitern gab es schnell Einigung, die
Entwicklung von einer Glashütte zu einem modernen Glaswerk mit Wort und Bild in einer Broschüre darzustellen. Allerdings wäre noch mehr Zeit nötig gewesen, um die 150-jährige Geschichte von der Entwicklung einer Glashütte zum modernen Glaswerk umfassend zu erzählen. So erhebt diese vorliegende
Chronik keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es bleiben Lücken. Sie entstand durch das Sammeln von
Informationen, Daten und Bildern, durch Geschichten und Ereignisse, die viele Angehörige des Glaswerkes übermittelten. Auch das leider nur kleine und sehr lückenhafte Betriebsarchiv konnte mit genutzt
werden. Dagegen stand für die Darstellung der allgemeinen Geschichte des Glases umfangreiches Material zur Verfügung, so dass die richtige Auswahl für diese Chronik schwer gefallen ist. Der 150-jährige
Wandel der Schleusinger Glasfabrik zeigt, dass der Werkstoff Glas alle gesellschaftlichen Epochen, alle
technischen Umwälzungen sowie alle Marktentwicklungen nachhaltig prägte und auch künftig eine große
Akzeptanz behalten wird.
Wir danken an dieser Stelle allen Mitarbeitern, die durch Beiträge, Bilder und Hinweise bei der Erarbeitung dieser Chronik geholfen haben. Sollte trotzdem ein Name oder eine Begebenheit zu kurz gekommen oder gar vergessen worden sein, bitten wir um Nachsicht.
Großer Dank gilt gleichfalls allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Glaswerkes für ihre guten Leistungen, ihre hohe Einsatzbereitschaft und ihr Engagement, welches mit dazu beigetragen hat, dass die
Thüringer Behälterglas GmbH Schleusingen heute wieder eine solide und geachtete Marktposition einnimmt. Dank auch unseren Gesellschaftern, die diese Entwicklung ermöglichten und uns stetig mit Rat
und Tat zur Seite standen.
Ein notwendiges Nachwort
71
Anhang
• Lageplan alter Thüringischer Glashütten
• Stammtafel der wichtigsten Hüttengründungen
des Thüringer Waldes
• Glas = Taxa; Preisliste
der 1735 gegründeten „Handelskompanie“
Thüringer Glashütten
• Ahnentafel zur Heinz´schen Glasfabrik
• Erste urkundliche Erwähnung des Glaswerkes
im „Henneberger Kreis-Blatt“
• Standortentwicklung „Friedrichswerk“
• Zeittafel zur Entwicklung
der Glashütte Schleusingen
• Glasmacherzeichen
• Übersicht über die Betriebsjubiläen
• Gesellschafter und Geschäftsführer
des Glaswerkes Schleusingen
Stammtafel der wichtigsten Hüttengründungen des Thüringer Waldes
Ur-Urgroßvater Adam Heinz um 1865
mit Tochter Selmann und Enkel Erich Schäfer
um 1870/71 aufgenommen in Paris
Geschwister von Urgroßmutter Varrentrapp, geb. Heinz
Geschwister von Urgroßmutter Varrentrapp, geb. Heinz
Carl Heinz 1859 – 1941
Erich Heinz-Schäfer
Entwicklung und Nutzung des
späteren Friedrichswerks
Filialen/Werkteile
äußere Einflüsse
1196 älteste nachgewiesene thür.
Glashütte bei Jena - Zeitalter der
Waldglashütten
1350 Glashütte bei Suhl
1481 oder 86 Fam. Semler aus Nürnberg darf
in Schleusingen oberhalb der Hainmühle in der
Hell Kupferhammer anlegen (und Wasser von
Erle in Breitenbach leiten)
1524 Verkauf des Hammers an den Schleusinger
Bürger Jäger (= "Jägerhammer")
1547 Besitzerwechsel und Umwandlung in
Gießwerk und Zain (= Eisenstab-)hammer
1789 Johann Daniel Keiner wird oder ist Besitzer
des Eisenhammers (Weißblechhammer) und
anderer Hämmer der Umgebung
1. Hälfte des 16. Jhd. Übergang
zu Dorfglashütten
1665 Heizungsversuch in
Manebach mit Kohle erfolglos
1735...39 Thüringer
Glashüttensyndikat
1789...94 französische (bürgerliche) Revolution, vorerst nur
Auswirkungen im Grenzgebiet zu
Frankreich
1806...13 Napoleonische Besetzung deutscher Gebiete, Befreiungskrieg, bürgerlicher Einfluss
auf die dt. Gesellschaft (z.B.
Gesetzbücher)
1821 Adam Heinz der spätere Besitzer der
Glashütte geboren.
1827 Übergang des Eigentums des Hammers an
Senator Friedrich Schlundt, der Name
"Friedrichswerk" entsteht)
1830 Kunststraße Suhl-Schleusingen fertiggestellt, damit ist die
Hütte an das leistungsfähige
Fernstraßennetz angeschlossen
1834 Dt. Zollverein als Vorläufer
einer Reichseinigung gegründet
1853 Daniel Wiegand aus Altenfeld und Friedrich
König aus Langewiesen kaufen das Werk,
Wiegand und sein Schwiegersohn Adam Heinz
richten dort eine Glashütte ein, lassen Hammer
vorerst in Betrieb, Glasschmelze mit 30 Arbeitern
in einem holzbeheizten Hafenofen
1854 der Glasmeister Adam Heinz übernimmt
den Anteil seines Schwiegervaters und kauft 5
Jahre später auch den Anteil von Friedrich König
1859 Adam Heinz legt Hammer still.
1861 Im Hammergebäude wird ein weiterer
1863 Glashütte UnHafenofen errichtet
terneubrunn (später
Schönbrunn) wird auf
Gelände eines ehemaligen Eisenhammers gegründet. Viel
später, in der DDR,
wird diese erst Waldau, dann Schleusingen angegliedert.
ab 1860 Kohleheizung für
Glasschmelzöfen, 1865
Siemensscher Regenerativofen,
1867 Siemensscher
Gasgeneratorofen, vielen dt.
Hütten fehlt das Kapital für diese
Neuerungen
Entwicklung und Nutzung des Filialen/Werkteile
späteren Friedrichswerks
1870...71 Deutsch-Französischer
Krieg, 1871 Gründung des Dt.
Reiches, Wirtschaftsaufschwung
auf Basis der franz. Reparationen, Gründerjahre
1871Glashüttenindustriellenverband und 1875 Verband der
Glasmacher werden gegründet
1878...90 Reichskanzler Bismarck
versucht mit Sozialistengesetz
die Bevölkerungsmehrheit von
Beteiligung an der Macht abzuhalten und scheitert politisch.
1886 1. englische Flaschenblasmaschine, 1889 engl. Patent über
automat. Herstellung von Gläsern,
auch hier fehlt in Dt. zur Übernahme vorerst das Kapital
1888 Bahnstrecke ThemarSchleusingen wird fertiggestellt,
Schleusingen erreicht nun leicht
den europäischen Markt
1878 25-jähriges Geschäftsjubiläum wird gefeiert, mehr als 100
Mitarbeiter
1887 wird Ofen I, 1892 Ofen II, 1896
Ofen III, 1899 Ofen IV gebaut, die
Öfen haben Kohle-Gasgeneratoren,
damit ist Übergang von handwerklicher zur industriellen Fertigung vollzogen
1897 Adam Heinz stirbt, die Söhne
Robert und Carl übernehmen die
Leitung
1903 50-jähriges Geschäftsjubiläum wird groß gefeiert
1907 mit dem Tode von Robert
Heinz wird sein Bruder Alleinbesitzer
1907 eine Turbine zur
Stromerzeugung am Mühlgaben
wird in Betrieb genommen
1914...18 Schleiferei in
Schleusingen wegen Arbeitskräftemangel geschlossen
äußere Einflüsse
1892 droht Besitzer Witter in
1895 Kleinbahn Eisfeld
Unterneubrunn in Bismarckscher Unterneubrunn fertiggestellt
Manier mit Entlassung bei sozialistischen Bestrebungen, 1896 hat
Unterneubrunner Hütte ca. 300
Arbeiter
1898 Glasarbeiterverband entsteht
als Nachfolger des Verbands der
Glasmacher
1905 Glashütte Hinternah errich- um 1900 stellen letzte Dorfglastet (ca.150 Beschäftigte), 1906
hütten Betrieb ein, 1904 BahnSchleusinger-Neundorf (ca. 120 strecke Schleusingen-Ilmenau fertiggestellt
Beschäftigte)
1913 Filiale Erlau errichtet
1911 Bahnstrecke SchleusingenSuhl und Werksanschluss fertiggestellt
1914 Filialen Erlau,
1914...18 I. Weltkrieg, DeutschSchleusinger-Neundorf und
land wird nach Zusammenbruch
Hinternah werden wegen kriegs- des Kaiserreiches Republik,Verbedingtem Arbeitskräftemangel
sailler Vertrag bürdet Deutschland
geschlossen
gewaltige Reparationslasten auf
1923 13 Wochen erfolgloser Streik 1920...23 Wiederinbetriebnahme 1918...23 Inflation als Spätfolge
um höhere Löhne, 8 Arbeiter entlas- der Filialen nach dem Weltkrieg der Kriegskosten lässt weite Teile
sen
der Bevölkerung verarmen, politische Lage ist instabil
1925 erstes maschinell geblasenes 1923 neue Glashütte Neuwerk in 1923 wirtschaftlicher Aufschwung
Glas in Schleusingen, 1929 1053
Schmiedefeld wird erworben,
nach Währungsreform
Beschäftigte in allen Filialen
1925 Der Fabrikant Bulle gründet
Glaswerk Waldau (Fensterglas).
Dieses wird später, in der DDR,
Schleusingen angegliedert.
Entwicklung und Nutzung des
späteren Friedrichswerks
Filialen/Werkteile
1928 75-jähriges Geschäftsjubiläum wurde
wegen schlechter Geschäftslage wahrscheinlich nicht gefeiert
1931 nur noch 530...540 Beschäftigte
1930...31 Die Filialen
Neuwerk, Hinternah,
Schleusinger-Neundorf
werden wegen der allgemein schlechten
wirtschaftlichen Lage
stillgelegt
ab 1932 werden 13 belgische Vollautomaten
gekauft, Bezahlung zieht sich bis nach Kriegsende hin, weiteres Absinken der Beschäftigtenzahlen, diese wechseln in die
Rüstungswirtschaft
1937...48 Gemeinschaftskantine gegründet
und als selbständiges Unternehmen betrieben
1939 oder 40 adoptiert Carl Heinz seinen
Neffen Erich (-Heinz) Schäfer und macht ihn
zum Alleinerben
ab 1939 Einsatz von Kriegsgefangenen und
Zwangsarbeitern, es wird noch exportiert,
Rohstoffe werden aber immer knapper,
Kriegsproduktion wird aus Suhl wegen
Bombengefahr auch nach Schleusingen und
Erlau verlagert
1941 stirbt Carl Heinz, der Adoptivsohn erbt
das Werk
1939...45 38 Mitarbeiter gefallen, viele schwer
verwundet, 1945 Stillegung infolge der
Kriegsereignisse, Rohstoffe und Brennmaterial
fehlen.
1945/46 Beschlagname des Werkes durch die
Sowjetische Militäradministration, SMAD,
Erich Heinz-Schäfer wird Sequester-Verwalter
1945...47 Wiederinbetriebnahme der einzelnen Wannen, Reparationslieferungen, Mangel
an Roh- und Brennstoffen
1949 Erich-Heinz-Schäfer wird endgültig enteignet, behält aber vorerst das "Herrenhaus"
das nicht zum Betriebsvermögen gehört. Dies
muss er später wegen seiner Lage auf dem
Werksgelände verkaufen
1929...33 Weltwirtschaftskrise, ausgelöst durch Ereignisse in den
USA, Arbeitslosigkeit steigt auf 6
Mio. Menschen in Deutschland
1933 Die NSDAP übernimmt die
Macht, profitiert vom Ende der
Weltwirtschaftkrise, konjunktureller
Aufschwung auch durch Kriegsvorbereitungen
1933...39 Bis Kriegsbeginn sozialer
Aufschwung ("Kraft durch Freude")
aber auch Judenverfolgungen in Dt.
und Schleusingen
1939 Stillegung der
Filiale Erlau wegen
kriegsbedingtem
Arbeitskräftemangel
1939...45 II. Weltkrieg
Masseneinsatz von Zwangsarbeitern und Gefangenen, um eingerükkte Soldaten mindestens teilweise
zu ersetzen
1945 Geringer
Beschussschaden in
Erlau
1945 Schleusingen wird erst amerikanisch, dann sowjetisch besetzt
1948 Werk wird "Volkseigentum", VEB,
1949 WiederinbetriebBezeichnungen und Unterstellung unter wirt- nahme der Hütte in
schaftsleitenden Organe wechseln mehrfach, Erlau (1 Hafenofen)
Arbeit unter Bedingungen einer Planwirtschaft,
moderne Technik kommt nur sehr zögerlich
1948...52 1. Betriebsleiter wird Artur Fabig
(ehem. Betriebsratsvorsitzender)
1952 Die Vorkriegsproduktion wird wieder
erreicht und leicht übertroffen.
1952...57 Betriebsleiter Ernst Volkmar
äußere Einflüsse
ab 1945 enteignet SMAD über
allierte Absprachen hinausgehend,
Vermögen in ihrer Besatzungszone
1948 Gründung der DDR,
Deutschland wurde im Interesse der
Kriegssieger gespalten. Der "Kalte
Krieg" beginnt. Die DDR wird in
wachsendem Maße von der
Weltwirtschaft isoliert.
Entwicklung und Nutzung des
späteren Friedrichswerks
Filialen/Werkteile
1953 100-jähriges Geschäftsjubiläum wird trotz
der schlechten wirtschaftlichen Lage gefeiert.
Es gibt wieder kleine Investitionen.
1954 Kulturhaus wird gebaut
1957...73 Betriebsleiter Willy Hartleb
1968 der ehemalige Besitzer Erich HeinzSchäfer stirbt kinderlos in Schleusingen
1968...71 Umstellung auf Ferngas, die dadurch
entstandenen Kosten können nur durch
Einführung der rollenden Schicht abgefangen
werden
1973...79 Betriebsleiter Georg Gratz
1976 neues halbautom. Gemengehaus in
Betrieb
1978 125-jähriges Betriebsjubiläum wird nicht
gefeiert. Nach Neubau der Wanne 1 werden an
3 Wannen, 3 Rotationsmaschinen U12G32 und
1 Rotationsmaschine U8G12 über 100 Mio.
Flaschen/Jahr hergestellt, Schmelzkapazität
112 t/d
1978 Da die Öfen bzw. Wannen 2 und 1 vereinigt werden, wird aus Wanne 4 nun Wanne 2
1980...83 Direktor Uli Ledermann, Forcierung
des Exports in die Bundesrepublik
1983...91 Direktor und später Geschäftsführer
Egon Kreußel
1987 Hütte 3 ist veraltet, wird stillgelegt und
vorläufig als Lager genutzt
1988 Rekonstruktion der Hütte 2 mit Einsatz
einer IS10 für Leichtflaschen, um weltmarktfähig zu werden, Rückschlag bei Schmelzaggregat, ca. 420 Beschäftigte, weiterer Ausbau der
Hütte geplant
1990 Betrieb geht an "Treuhandanstalt" über,
kurze Periode der Stagnation
1992 Hartmut Walter wird als Geschäftsführer
eingesetzt, Werk wird für Marktwirtschaft
umstrukturiert, stabilisiert und sukzessiv mit
staatlicher Förderung weiter modernisiert
1994 Betrieb wird von "Treuhand" an AdventGruppe verkauft, ca. 175 Beschäftigte
1996 Maschine 4 wird an Wanne 2 zusätzlich
angesetzt, Bau zusätzlicher Fertigwarenläger
verändert das Aussehen des Betriebes Schritt
um Schritt völlig
1997 Bau eines vollautomatischen Gemengehauses
1998 Maschine 5 wird bei einer Rekonstruktion
der Wanne 1 zusätzlich angesetzt
äußere Einflüsse
1953 Die DDR erringt ein gewisses Maß an Souveränität.
Lebensmittel sind aber noch
knapp und rationiert. Der
Volksaufstand im Juni erreicht
den ländlichen Raum nicht.
1969 Stilllegung der
Hütte Erlau, da
Arbeitskräfte und
Investmittel fehlen
1978 Glaswerk Waldau
(1 Wanne, 3 Maschinen), das schon vorher
mit Schönbrunn (2
Wannen, 2 Maschinen)
vereinigt wurde, wird
Schleusingen angeschlossen
Angespannte wirtschaftliche Lage
in der DDR verzögert immer wieder Investitionen.
1989/90 politische Wende in der
DDR, Anschluss an die BRD
1991 Stillegung von
nach 1990 Die Bahnstrecken um
Schönbrunn und 1992 Schleusingen verlieren an
von Waldau, da sich
Bedeutung und werden eingekeine Interessenten für stellt.
Kauf und Sanierung finden lassen.
Entwicklung und Nutzung des
späteren Friedrichswerks
1999 Verkauf an Schweizer
Kapitalgesellschaft
2003 150-jähriges Geschäftsjubiläum,
185 Beschäftigte stellen an 2 Wannen auf 5
IS-Maschinen ca. 400 Mio. Gläser und
Flaschen/Jahr her, Schmelzkapazität ca.
300 t/d
Filialen/Werkteile äußere Einflüsse
2003 Die Autobahn erreicht Suhl,
Strecken Schleusingen-Suhl und
Schleusingen-Eisfel-CoburgLichtenfels-(Bamberg) im Bau
ABSCHRIFT
PROGRAMM
zur Feier des
FÜNFZIGJÄHRIGEN GESCHÄFTS’-JUBILÄUMS
der Firma Adam Heinz, Glashütte “Friedrichswerk“,
am 17., 18. und 19. Okt. 1903.
Sonnabend, den 17. Oktober:
Fackelzug – Danklied. (Nun danket alle Gott)
Ansprache
Schlussgesang
Gemeinschaftlicher Abendschoppen im “Gasthaus zu Rassen“.
Sonntag, den 18. Oktober
Nachmittag ½ 2 Uhr Gottesdienst in der Kirche zu St. Kilian
nach dem Gottesdienste
Zug nach Schleusingen in die Gasthöfe Schiesshaus und Krone.
Daselbst um 4 Uhr: Tafel. Im Anschluß daran Liedervorträge.
Feuerwerk im Garten des Schiesshauses.
Abends: Ball.
Montag, den 19. Oktober
Schlussfeier
Abends 8 Uhr: Kommers mit Musik im Schiesshaus.
Vorfeier am Abend des 17. Oktober:
_____________________________
½ 7 Uhr Aufstellung des Fackelzuges, dessen Spitze ein Herold und zwei Knappen bildeten.
Um 7 Uhr setzte sich derselbe hinter der dritten Hütte in Bewegung und passierte unter den
Klängen der städtischen Kapelle alle Wege des ganzen Grundstückes, dann Gruppierung
desselben auf dem Herrenhofe.
Überreichung der Geschenke an Herrn Carl H e i n z, darauf
gemeinschaftlicher Gesang: “Nun danket alle Gott“ usw.Ansprache des Herrn Carl H e i n z, in welcher u.A. die Stiftung eines Fonds von 10.000.-RM
zur Unterstützung arbeitsunfähiger Arbeiter bekanntgegeben wurde.
Übergabe einer von Herrn H e i n z gestifteten herrlichen Fahne
mit dem Hinweis, dieselbe jederzeit als sichtbares Zeichen der Zusammengehörigkeit zu
betrachten und derselben untereinander in Freud und Leid eingedenk zu sein.
Unter Böllerschüssen, Rotfeuer und schmetternden Musikklängen
wurde die Fahne, deren goldgestickte Seidenpracht im hellen Lichte der vielen hundert
Lampionkerzen schimmerte, jubelnd in Empfang genommen.
Nun folgte unter Begleitung der Musik gemeinschaftliches Singen
des Festliedes nach der Melodie: “Deutschland, Deutschland über alles“Ansprache des Hüttenmeister Strobel
Hochverehrter Herr Chef! Hochverehrte Mitglieder des Hauses H e i n z !
Heute am Vorabend des seltenen, grossen bedeutungsvollen Tages, des 50 jährigen
Geschäftsjubiläums Ihrer werten Firma, war es uns allen ein rechtes Bedürfnis, Ihnen eine
Huldigung darzubringen.
Mein schon lange gefasster Plan und mein diesbezüglicher Wunsch bzw. Vorschlag,
einen Fackelzug zu veranstalten, und das Fest aufs Herrlichste zu gestalten, wurde mit
Begeisterung aufgenommen, und wir
Ich spreche wohl aus dem Herzen aller, wenn ich Ihnen die Versicherung geben, dass sich ein Jeder an dem Arrangement dieses Festes mit Liebe und
Eingebung zu seinem Herrenhause beteiligt hat. War es denn aber auch anders möglich? Hat
doch Ihr sel. Herr Vater, als er vor 50 Jahren dieses Geschäft gründete, Güte und Liebe unter
seine wenigen Leute gesäet. Diese Güte und Liebe haben Wurzel gefasst, haben sich weiter
gepflanzt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bis auf den heutigen Tag, und heute nach
50 Jahren sehen Sie ein grosses Erntefeld der Güte und Liebe vor sich.
50 Jahre reicher Arbeit, reichen Schaffens! Was mag sich nicht in dieser langen Zeit
sowohl Ihrem Herrn Vater als auch Ihnen über den Weg gelegt haben ! Was war da wohl
nicht alles aus dem Wege zu schaffen und zu beseitigen, um auf geebnetem Pfade vorwärts
schreiten zu können. Aber wohl Ihr sel. Vater als auch Sie haben es verstanden, mit Fleiss so
bis hierher zu gelangen.
Als Sie vor nahezu 15 Jahren die Zügel des Geschäfts in die Hand nahmen, war es Ihr
sehnlichster Wunsch mit den alten Einrichtungen der Holzfeuerung zu brechen und den
Betrieb der Neuzeit entsprechend einzurichten und es wahrte auch nicht lange, so wurde der
erste der vier heute noch in Betrieb befindlichen Öfen mit Gasfeuerung gebaut. Durch diese
Gasfeuerung wurde es ermöglicht, nicht allein mehr sondern auch schöneres Glas zu
erzeugen. Die Bestellungen mehrten sich dann so, dass in kurzer Zeit ein zweiter Ofen gebaut
werden musste.
Auch dieser zweite Ofen genügte nicht, und so ergab es sich, dass noch ein dritter und vierter
Ofen gebaut werden musste, und vor kaum drei Wochen durchflog den Kreis Schleusingen
die Kunde, dass die Firma Adam Heinz beabsichtige, in Hinternah ein Zweiggeschäft, einen
fünften Ofen zu bauen.
Ein Geschäft zu vergrössern deutet nur auf einen guten Geschäftsgang hin und dem ist
es auch so, und wir alle hoffen und wünschen von ganzen Herzen, dass dies weithin
hochangesehene Firma Adam Heinz weiter blühen und gedeihen möge, und dass wir in 25
Jahren wieder hier aber noch zahlreicher versammelt sein werden wie heute! Diesen meinem,
unseren Wunsch Ausdruck zu geben, ersuche ich Sie Alle einzustimmen: “Die Mitglieder des
Hauses H e i n z mit Herrn Carl H e i n z voran, sie leben hoch, hoch, hoch ! ---Während der ganzen Vorfeier waren die Fenster der zum Friedrichswerk gehörigen
Gebäude illuminiert und der unvergessliche Abend wurde durch gemeinschaftlichen
Abendschoppen im ebenfalls festlich geschmückten Gasthause zu Rassen fröhlichst
beschlossen!
Sonntag den 18. Oktober:
Morgenständchen. --- 1 Uhr Abholung der Fahne im Gasthaus zu Rassen. --Aufstellung der Beamten und Arbeiter. Mit Herrn H e i n z gemeinschaftlicher Kirchgang --Festgottesdienst mit Chören. Predigt von Herrn Pastor Neidhold zu St. Kilian --Schlusschoral: “Nun danket alle Gott“ --Nach dem Gottesdienst Zug nach Schleusingen in die Gaststätte Schiesshaus und Krone.
Vor Beginn der Tafel Prolog gesprochen vom Hüttenmeister Strobel,
dessen 18. Strophe: Von “Friedrich“ ist dein Name,
Ein “Friedrichswerk bist du
Es fliesst des Nächsten Segen
Dir unaufhörlich zu !
Als bleibendes Andenken, als Transparentspruch an der Giebelseite der Hafenstube, welche
vor 50 Jahren die erste Hütte war, unter Glas gebracht ist.
Während der Tafel wurden mehrere Toaste ausgebracht, und zwar zuerst von Herrn
H e i n z auf Er. Majestät unseren Kaiser, auf die Firma, * ferner auf den Hüttenmeister
Strobel, Herrn Cantor Holland, als den Dirigenten der Sänger, und dankte mit sehr warmen
Worten Herrn Pastor Neidhold. Dieser feierte mit wärmsten Worten die Familie
H e i n z und der Hüttenmeister Strobel Herrn H e i n z als freundlichsten Gastgeber.
* Ansprache des Herrn H e i n z: Ich möchte noch einmal das Wort ergreifen, um des
Anlasses des heutigen Zusammenseins zu gedenken, nämlich der Jubilarin, der Firma “Adam
H e i n z – Glashütte Friedrichswerk“.
Fünfzig Jahr sind mit dem heutigen Tage seit ihrem Bestehen verflossen und als der
Mitinhaber der Firma danke ich zunächst Gott, dass er bis hierher geholfen!
Gestatten Sie nun, dass mit einigen Worten die Entstehung und das Werden unserer
Firma vorführe, mein leider schon verstorbener Vater, der Gründer der Firma, der ihr auch
seinen Namen gab, siedelt im Jahre 1853 von Alexanderhütte, wo er Teilhaber einer Glashütte
war, nach Friedrichswerk über, um daselbst eine neue eigene Hütte zu errichten. Auf dem
Friedrichswerk bestand damals noch ein Eisenhammer, der sogenannte Kupferhammer.
Getrennt von diesem wurde der neue Glasofen mit Holzfeuerung errichtet. Nach vollendetem
Bau wurden am 17. Oktober die ersten Glasgemenge zur Schmelze gebracht und am Tage
darauf am 18. Okt., nachdem die Arbeit mit dem Gesang des Liedes “Nun danket alle Gott“
eingeleitet worden war, wurden die ersten Flaschen in kunstgerechter
Weise geblasen. Das Fabrikat waren chemisch pharmazeutische Artikel. Einem grösseren Teil
der Anwesenden sind noch die Schwierigkeiten bekannt, mit denen die damaligen Holzöfen
zu kämpfen hatten. Um ihnen zu begegnen bedurfte es langanhaltender, anstrengender
Arbeitsschichten,die sich von frühester Morgenstunde bis zum Abend hinzogen. Vor allem
aber bedurfte es, neben der intensiven Arbeit den Arbeitsherrn und dessen aufopfernd
mitsorgenden Gattin einer treuen Arbeiterschaft! Und auf diese hatte der Gründer der
Glashütte, wie er mir gegenüber oft mit Dank und Anerkennung erwähnt hat, Gott sei Dank
rechnen können.
Ich erwähne hierbei trefflicher damaliger Mitarbeiter, des noch der Firma
befreundeten Herrn Bonsack aus Schleusingen und des verstorbenen in Thüringen in
Berufskreisen wohl bekannt gewesenen Glasmachers Wilhelm Stauch, des ebenfalls
verstorbenen Glasmachers Paul Peterhänsel, ferner nenne ich die Namen Schott, Wiegand,
Penn, Siegling, Sorg und noch mehr könnte ich aufzählen, die teils als Glasmacher, teils in
anderer Eigenschaft getreu zur Firma gehalten.
Mit Freuden constatiere ich auch, dass aus jenen ersten Jahrzehnten noch eine ganze
Anzahl treuer Arbeiter im Dienst der Glashütte sind.
Ich nenne folgende Namen:
Ernst Siegling
49 Jahre
August Möhring
46 Jahre
Eduard Sorg
44 J.
Huge Hartleb
41 J.
Friedrich Kühner
41 J.
Christian Fritz
Louis Amarell
39 J.
Robert Hellmuthhäuser
38 J.
Caspar Hofmann
37 J.
Gottlieb Kühner
37 J.
Ferdinand Sillmann 32 J.
August Sorg
32 J.
Valtin Sittig
32 J.
Gottlieb Blaurock
31 J.
Louis Sorg
30 J.
Gottlieb Schott
28 J.
August Störmer
27 J.
Gustav Brand I
25 J.
Gustav Sorg
24 J.
Eduard Möhring
23 J.
Andreas Möhring
22 J.
Moritz Luther
21 J.
Ludwig Brandt
21 J.
Albert Hofmann
20 J.
Christian Koch
20 J.
Hermann Möhring
19 J.
Gustav Kleinschmidt 19 J.
Friedrich Kummer
18 J.
Gustav Büttner
Wilhelm Wietzmann
17 J.
Emil Siegling
17 J.
Wilhelm Koppe
17 J.
Gustav Sittig
16 J.
Gustav Kummer
15 J.
Heinrich Möhring
15 J.
Albert Siegling
15 J.
August Fabig
15 J.
Reinhold Hellmuthhäuser 15 J.
Herrmann Moeller 15 J.
August Müller
15 J.
Albert Hofmann
15 J.
Albert Lenz
15 J.
Carl Kummer
15 J.
August Klett
15 J.
Ferdinand Strubelt 15 J.
Gustav Lenz
Gustav Brandt II
15 J.
Wilhelm Reich
Ferdinand Hartleb
14 J.
Friedrich Florschütz
14 J.
Das getreue Ausharren dieser Männer wird hierdurch mit Stolz und Anerkennung
hervorgehoben.
Mit Gottes Hilfe kam die Firma vorwärts und wurde der zweite Holzglasofen erbaut.
Nachdem inzwischen der Eisenhammer eingegangen war, wurden die hierdurch freigewordenen Gebäude hierzu verwendet und für den Hauptbetrieb eingerichtet.
Die Glashütte arbeitete nun mit diesen zwei Holzöfen bis zum Jahre 1887.
In diesem Jahre wurde eine wesentliche Betriebsänderung eingeführt, nämlich die
Gasfeuerung mittels böhmischer Braunkohle, und diese wurde Anlass zu einer nicht unerheblichen Betriebserweiterung.
Mit dieser erfolgte der Ausbau der Schleiferei mit Wasserbetrieb und deren wesentliche
Vergrösserung, ferner der Schlosserei für die Werkzeuge der Fabrik.
Während die Hütte bis zum Jahre 1887 an 100 Arbeiter beschäftigte, erhöhte sich
deren Zahl nun mehr und mehr und hat gegenwärtig, bei einem Betrieb mit 4 Öfen die Zahl
400 überstiegen. Hand in Hand hiermit wurde Vervollkommnung der Technik und
Fabrikation erzielt. An Stelle der früheren freihändigen Arbeit trat die Formen-Arbeit und
hiermit die Massenfabrikation der bisherigen und neuer ähnlicher Artikel.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat die Firma naturgemäss ihr Beamtenpersonal
vermehrt, sowohl im Conptoir, in der Hütte sowie in den Nebenbetrieben und sie erkennt an
dieser Stelle mit Freuden dessen Aufopferung und Tüchtigkeit an. Schliesslich gedenke ich
auch mit Wehmut all der tüchtigen Männer, die ihre Kräfte in den Dienst der Jubilarin
gestellt, aber nicht mehr unter den Lebenden weilen. Ich erinnere in diesem Sinne an den
Gründer der Firma und dessen tüchtigen Mitarbeiter in den 70er und 80er Jahren, meinen
verstorbenen Bruder Max H e i n z, dessen ganzes Sinnen und Trachten auf Hebung des
Glashüttenwerkes gerichtet war - - ich gedenke ferner aller der Arbeiter, die zur Glashütte
gehörten und nicht mehr auf dieser Erde weilen - - Ehre sei Ihrem Gedenken ! Noch liegt mir
die schmerzliche Pflicht ob, zu beklagen, dass der Mitinhaber der Firma, mein Bruder Robert
H e i n z durch andauernde Krankheit an der Ausübung meines Berufes gehindert wird und es
ihm nicht vergönnt ist, heute unter uns zu weilen.
Wenn nun Gott bis hierher geholfen, so vertrauen wir auch für die Zukunft auf seinen
Beistand ! Nächst Gott, danke ich aber allen Angestellten und allen Arbeitern für ihre Dienste,
die sie der Firma geleistet.
Ich weiss es sehr wohl als ein Glück zu schätzen, dass sich so viele langjährige Arbeiter in
dem Personal der Firma befinden, dass sie so viele tüchtige Männer zu den Ihrigen rechnet.
Im Hinblick hierauf kann ich aber nicht umhin, unserer arbeitenden Jugend zuzurufen
"Nehmt Euch ein Beispiel an Jenen und eifert den Alten nach, damit auch Ihr dereinst, sei es
nun im Dienste der Jubilarin oder anderswo mit gleicher Genugtuung auf Euer Arbeitsfeld
zurückblicken könnt,"
In diesem Sinne lasse ich die Beamten und die Arbeiterschaft der Jubilarin kräftig
hochleben !
Sie leben hoch , hoch, hoch !
Montag den 19. Oktober
Schlussfeier - Kommers mit Musik , 12 Lieder wurden gesungen
An diesem Abend herrschte, wie während des ganzes Festes, schönste Harmonie,
ungetrübte Fröhlichkeit. Es wurden wiederum verschiedene Hochs ausgebracht, u.a. von
Herrn Kunze auf Herrn H e i n z , als dem gültigen Geber der Arbeiterunterstützungsspende,
sowie sogar von einem der Einbindmädchen auf Herrn Heinz, als allverehrten Arbeitgeber.
Zum Schluss hielt der Hüttenmeister Strobel eine Schlussansprache, in welcher er
Herrn H e i n z herzlichst dankte für die überreichen Gaben, die er anlässlich des Festes
seinen Beamten und Arbeitern zu Teil werden liess. Es wurde nicht nur für die materiellen
Gaben gedankt, sondern auch hauptsächlich für die Herzlichkeit, mit welcher alles gegeben
wurde.
Alsdann wurde die Fahne zusammengerollt und an ihren Aufbewahrungsort, der
Wohnung des Herrn Strobel, gebracht, wo sie ruhen wird bis zur nächsten hoffentlich
freudigen Gelegenheit,
Festdekoration
3 Ehrenpforten die mit 3 Transparenten am Wege vom Contoir zum Wohnhaus mit Bildnissen
der Familie H e i n z und mit Sprüchen reich geschmückt waren, am Contoir und am
Wohnhaus waren an den Eingängen je zwei aus Glasröhren zusammengestellte, durch
Illuminationslämpchen erleuchtete Säulen angebracht, ausserdem über jedem Eingang ein
Transparent und Inschriften.
Auch die 4 Hüttenzugänge waren geschmückt und mit Guirlanden und Kränzen und
dieselben mit Sprüchen versehn, ebenso die Schleiferei, die Packhalle, die Tagelöhnerstube
und Hafenstube.
Im Fackelzug wurden ein Banner und 5 Transparente ebenfalls mit Inschriften getragen.
- - - -
100 Jahrfeier auf der Bergwiese
Gesellschafter und Geschäftsführer des Glaswerkes Schleusingen
Eigentümer/Gesellschafter
Direktoren/Geschäfsführer
1853-1854 Daniel Wiegand
1853-1858 Friedrich König
1853-1854 Daniel Wiegand
1854-1897 Adam Heinz
1854-1897 Adam Heinz
1897-1907 Robert Heinz
1897-1907 Robert Heinz
1907-1941 Carl Heinz
1907-1941 Carl Heinz
1941-1945 Erich Heinz-Schäfer
1941-1946 Erich Heinz-Schäfer
1945-1948 SMAD-Befehl
Sequester
Erich Heinz-Schäfer
1945-1948 Erich Heinz-Schäfer
1948-1950 VVB Glas/Keramik, Ilmenau
1948-1952 Artur Fabig
1950-1954 VVB Westglas, Ilmenau
1952-1957 Ernst Volkmar
1954-1956 Industriezweigleitung Glas,
Weißwasser
1956-1958 Industriezweigleitung Glas,
Dresden
1957-1973 Willy Hartleb
1958-1964 VVB Glas, Großbreitenbach
1964-1979 VVB Haushalts- und Verpackungsglas, Weißwasser
1973-1979 Georg Gratz
1979-1985 Kombinat Behälter- und
Verpackungsglas, Bernsdorf
1980-1983 Uli Ledermann
1983-1991 Egon Kreußel
1985-1990 Kombinat Lausitzer Glas,
Weißwasser
1990-1993 Treuhandanstalt, Berlin
1994-1999 3. Advent Beteiligungsgesellschaft mbH,
Frankfurt/Main
1999-dato
GTH Glastechnik Holding AG,
Zug
1993
1991-dato
Thomas Reimers
Hartmut Walter
Quellenangaben
Staatsarchivar Dr. Felix Pischel: „Thüringische Glasgeschichte“, Verlag „Glas und Apparat“ R. Wagner Sohn,
Weimar · 1928 ·
Herbert Kühnert: „Urkundenbuch zur Thüringischen Glasgeschichte“, Franz Steiner Verlag GmbH Wiesbaden · 1973 ·
Redaktionskollegium Dipl. Germ Rudolf Funk, Dipl. phil. Bernd W. Bahn: „Südthüringer Forschungen – Mühlen und
Hämmer im Schleusegebiet“, Herausgegeben von den Staatlichen Museen Meiningen in Zusammenarbeit mit dem
Bezirksmuseum Suhl · 1979 ·
Louis Heinz: „Die Geschichte der Glashütten des Thüringer Waldes“, Kulturbund der DDR, Bezirksleitung Suhl · 1983 ·
„Heimatbuch für das obere Werratal II. Heft“, Gadow & Sohn Hildburghausen · 1928 ·
„Sozialistisches Dorf“ 2/41 · 1961 ·
„Suhler Kreis-Echo“ 2/41 · 1962 ·
Karl-Heinz Reimeier: „Hüttenstaub“, Eigenverlag des Heimatvereins d' Ohetaler Riedlhütte e.V.
Ernst Volkmar: „Rede zur Feier des 100-jährigen Bestehens“, unbveröffentlicht · 1953 ·
Walter Gratz: Chronik zum 100-jährigen Bestehen des Glaswerkes, unveröffentlicht · 1953 ·
Brigade „Jupp Angenforth“: „Chronik des VEB Glaswerke Schleusingen“ (handschriftlich), unveröffentlicht · 1978 ·
„Henneberger Kreisblatt“: verschiedene Artikel vom 01.10. und 20.10. 1853
TB
Thüringer
Behälterglas GmbH
Schleusingen
Suhler Straße 60 · 98553 Schleusingen
Internet: www.thueringer-behaelterglas.de