JazzFest Berlin 2010 Flyer
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JazzFest Berlin 2010 Flyer
JAZ z FEST BERLIN 2010 3.BIS 7.NOVEMBER Haus der Berliner Festspiele, Quasimodo, A-Trane, Georg-Neumann-Saal, Savoy Berlin am puls der künste In der Jazzszene spielt die ‘location’ bekanntlich eine große Rolle. Jazzfans gehören wahrscheinlich zu den anspruchsvollsten Besuchern im Musikbetrieb. Für alle haben wir jetzt eine gute Nachricht: Nach der ersten großen Phase der Umbauarbeiten (eine zweite folgt ab Januar 2011) präsentiert sich das Haus der Berliner Festspiele – seit 2001 das Zentrum des JazzFest Berlin – in modernisierter Fasson. Die meisten Maßnahmen werden für die Besucher gar nicht sichtbar, eine Neuerung aber ganz gewiss: Die alten, durchgesessenen Sitze von 1964 sind durch ebenso schöne, aber nagelneue Stühle ersetzt worden, und wir hoffen neben einem neuen Sitz- jetzt auch auf ein neues Hörgefühl – und auf energetische Kommunikation zwischen Bühne und Zuschauerraum. Und dass in diesem Jahr mehr große Formationen auf die Bühne kommen können als sonst, ist den neuen (licht)technischen und akustischen Möglichkeiten im Großen Saal zu verdanken. bremen eins.2c.pos.fh.eps Karten + Infos (030) 254 89 100 | www.berlinerfestspiele.de Berliner Lektionen November / Dezember spielzeit’europa 11. – 15.11.10 Treffen Junge Musik-Szene 25. – 29.11.10 Treffen Junger Autoren 18. – 27. 3.11 MaerzMusik 6. – 22. 5.11 Theatertreffen 27. 5.– 4. 6.11 Theatertreffen der Jugend 1. – 19. 9.11 musikfest berlin internationales literaturfestival berlin 3. – 6. 11.11 JazzFest Berlin Herbst 7. – 18. 9.11 Foto Kordula Rüter Willkommen zum JazzFest Berlin 2010 Das Programm des JazzFest Berlin präsentiert in diesem Jahr hauptsächlich Jazz aus Europa. Was die vielfältigen Formationen aus Frankreich, Österreich, vom Balkan, aus Deutschland, Skandinavien oder England verbindet, ist eine deutliche Auseinandersetzung mit den Wurzeln des europäischen, auch folkloristischen Erbes. Gleichsam als Präludium lässt sich Emil Mangeldorff, Urgestein des Swing und Jazz in Deutschland, über seine Beziehung zur amerikanischen Musik, über den Ursprung des deutschen Jazz aus dem Geist der Nazi-Opposition und dem Freiheitsbeginn nach ’45 befragen. So kommen vor allem auch die Wurzeln zum Tragen, aus denen sich die heutigen musikalischen Welten Europas speisen. Wie heißt es so schön: „Wer identifiziert sich schon mit einem Binnenmarkt?“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen fünf ereignis- und begegnungsreiche Tage des Jazz. Ihr Joachim Sartorius Intendant der Berliner Festspiele In Zusammenarbeit mit Aktuelle Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau 4. 11.10 – 16.1.11 2. 10. 10 – 17.1.11 Pierre Soulages László Moholy-Nagy – Kunst des Lichts 3 Programm Samstag, 6. November 18:00 Hotel Savoy Berlin JazzTalk ‘Two for the Blues’............................................... 10 20:30 Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne FILM Blues March – Soldat Jon Hendricks................... 10 22:30 Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Emil Mangelsdorff Quartett................................................11 Donnerstag, 4. November 19:00 22:00 22:30 23:30 Haus der Berliner Festspiele Kinsmen feat. Rudresh Mahanthappa and Kadri Gopalnath............................................................ Jazz Bigband Graz ‘Urban Folktales... And A Rose!’ JazzFest @ A-Trane Céline Bonacina Trio............................................................ Quasimodo Roger Hanschels Heavy Rotation................................... Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Paavo........................................................................................... 14 16 17 4 Haus der Berliner Festspiele ‘Beyond’ zeitkratzer vs. Terje Rypdal & Palle Mikkelborg................................................................... Studio Dan feat. Nika Zach............................................... Hotel Savoy Berlin Jean-Pierre Froehly Trio meets Malte Dürrschnabel................................................ Georg-Neumann-Saal Bleu............................................................................................. Denis Colin & la Société des Arpenteurs.................... JazzFest @ A-Trane Céline Bonacina Trio........................................................... Quasimodo Led Bib....................................................................................... Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Little Red Suitcase................................................................ 18 19 Georg-Neumann-Saal Lange Nacht des JIB............................................................. Haus der Berliner Festspiele MOSS......................................................................................... ‘Out of the Desert’ hr-Bigband feat. Joachim Kühn Trio...................................................... JazzFest @ A-Trane Magnus Lindgren ‘Batucada Jazz’................................. Quasimodo Borderhopping Anderson-Bennink-Möbus-Glerum-van Kemenade Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Peter Bolte................................................................................ Pablo Held Trio...................................................................... 27 29 30 33 34 36 37 Sonntag, 7. November 12 13 Freitag, 5. November 19:00 20:00 22:00 22:00 22:30 23:30 19:00 20:00 22:00 22:30 23:30 15:00 17:00 20:00 22:00 22:30 Haus der Berliner Festspiele ‘Between Shores’ Kocani Orkestar meets Municipale Balcanica & Roberto Ottaviano............... Georg-Neumann-Saal Ulrich Drechsler Cello Quartet......................................... Iro Haarla Sextet.................................................................... Haus der Berliner Festspiele Django Bates Beloved Bird............................................... Orchestre National de Jazz / Daniel Yvinec ‘Broadway in Satin’............................................................... JazzFest @ A-Trane Magnus Lindgren ‘Batucada Jazz’................................. Quasimodo Christine Tobin........................................................................ Partisans.................................................................................... ^ Mittwoch, 3. November 38 40 41 42 43 33 44 45 21 22 23 14 Vorworte....................................................................................................... 3, 8 Veranstaltungsorte, Karten........................................................................ 6 Eintrittspreise, Radio Live-Übertragungen............................................ 7 Impressum..................................................................................................... 46 24 25 JazzFest im Internet: www.jazzfest-berlin.de 5 Veranstaltungsorte Haus der Berliner Festspiele Schaperstraße 24 Berlin Wilmersdorf Telefon (030) 254 89-0 U-Bahn Spichernstraße (Ausgang Bundesallee) Bus 204, 249 Nachtbusse ab Bhf. Zoo Nachtbus N9 ab Rankeplatz www.berlinerfestspiele.de A-Trane Bleibtreustraße 1 Berlin Charlottenburg Telefon (030) 313 25 50 S-Bahn Savignyplatz Bus M49 www.a-trane.de Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin (JIB) Einsteinufer 43–53 Berlin Charlottenburg U-Bahn Ernst-Reuter-Platz Bus 245 www.jib-berlin.de Hotel Savoy Berlin Fasanenstrasse 9–10 Berlin Charlottenburg Telefon (030) 311 03 0 S- und U-Bahn Zoologischer Garten Bus M49 www.hotel-savoy.com Quasimodo Kantstraße 12a Berlin Charlottenburg Telefon (030) 312 80 86 S- und U-Bahn Zoologischer Garten Bus M49 www.quasimodo.de Karten Eintrittspreise Haus der Berliner Festspiele | Große Bühne € 10,– bis 45,– 4., 5., 6., 7. November 7. November (15 Uhr) € 10,– bis 35,– Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne € 6,– 3. November Film € 10,– 3. November Konzert € 12,– 3. November Film + Konzert € 12,– 4., 5., 6. November € 12,– € 18,– € 12,– A-Trane Quasimodo Georg-Neumann-Saal Hotel Savoy Berlin 3. November JazzTalk 5. November Eintritt frei begrenztes Sitzplatzangebot Kartenausgabe ab 17 Uhr vor Ort € 15,– Wahlabonnement Großes Abonnement 8 Konzerte Ihrer Wahl* € 120,– Kleines Abonnement 4 Konzerte Ihrer Wahl* € 70,– Neu Aus 17 Veranstaltungen können Sie 4 bzw. 8 Konzerte wählen. Sie bekommen die Karten zugeschickt. *Ausgenommen sind A-Trane und das Hotel Savoy Berlin. Vorverkauf ab 6. September www.jazzfest-berlin.de oder Kasse im Haus der Berliner Festspiele Schaperstraße 24, Berlin-Wilmersdorf Montag–Samstag 14–18 Uhr Sonntag, 7. November ab 14 Uhr Telefon (030) 254 89-100 und bei den bekannten Vorverkaufsstellen Abendkasse jeweils eine Stunde vor Beginn (während der Abendkassen kein Vorverkauf) 6 Radio Live-Übertragungen 4.11. 20:03–22:00 6.11. 20:05–24:00 7.11. 00:04–06:00 7.11. 20:03–22:30 7.11. 20:04–24:00 Deutschlandradio Kultur BR-Klassik, RB Nordwestradio, rbb Kulturradio, SR 2, WDR 3 „WDR 3 / Ö1 Jazznacht“ BR, hr2, NDR Info, RB Nordwestradio, rbb Kulturradio, SR 2 (bis 02:00), SWR2, WDR 3 und Ö1 Deutschlandradio Kultur rbb Kulturradio 7 Nils Landgren © Steven Haberland Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum JazzFest Berlin 2010 unter dem Motto: „Made in Europe“. Wieder ist ein Jahr gelaufen – die Zeit vergeht so unfassbar schnell wenn man Spaß hat. Das JazzFest 2009 war eine echte Zeitreise durch die Blue Note-Geschichte und es war ein echter Genuss, alle Musiker zu hören und alle Zuhörer zu sehen. Nun ist es wieder so weit. Novemberdunkel, Regen und kalte Füße ist, was uns erwartet, aber mit Jazz kann man sich immer gut wärmen. Das diesjährige Thema führt uns in die Richtung der eigenen musikalischen Wurzeln. Es gibt so viele spannende Geschichten in Europa, dass wir für alle 365 Tage des Jahres ein Programm gestalten könnten. Uns stehen leider nur fünf zu Verfügung – aber was für welche! Bekannte und neue, noch unbekannte, aber immer spannende Künstler treffen sich in Berlin, um uns tolle Musikerlebnisse zu vermitteln. Wir alle warten mit Spannung auf die Kommunikation zwischen Bühne und Publikum, die bei den Konzerten entstehen soll. Etwas besseres gibt es nicht, als auf der Bühne zu stehen und das machen zu dürfen, was für uns alle das wundervollste ist: Musik. Ich als Schwede habe den Eindruck, dass die Deutschen, und vor allem die in Berlin, viel mehr Neugier und Interesse an Neuem und Unbekanntem haben, als die Schweden. Bei uns sagt man: kenne ich nicht, will ich nicht. Hier sagt man: kenne ich nicht, will ich. Dass finde ich beeindruckend und ich hoffe, dass Sie es genau so sehen! Musik ist meiner Meinung nach das optimale KommunikationsWerkzeug. Alle können Musik verstehen – unabhängig davon, welche Sprache man spricht, wo man wohnt oder welche Religion man ausübt. Musik ist universell. Nun, diesmal mit Fokus auf Europa. Wie letztes Jahr sind die Spielorte das Haus der Berliner Festspiele mit der Seitenbühne, das Quasimodo, das A-Trane und der GeorgNeumann-Saal des JIB. Aber diesmal haben wir auch ein Urgestein Berlins gewinnen können: das Hotel Savoy Berlin gegenüber vom Quasimodo. Es ist als Treffpunkt des Festivals perfekt, und dort soll auch Musik gespielt und Gesprächsrunden geführt werden. Ich freue mich auf ein sehr spannendes Wochenende und auf Ihren Besuch bei uns. Nils Landgren live bei Dussmann das KulturKaufhaus Mittwoch / 6. Oktober / 19 Uhr Eintritt frei Gespräch und musikalische Kostproben Herzlich willkommen zum JazzFest Berlin 2010! Ihr Nils Landgren Künstlerischer Leiter 8 Friedrichstraße Friedrichstraße 90 § 10117 Berlin www.kulturkaufhaus.de Fon: 030 - 20 25 11 11 Montag-Samstag 10-24 Uhr Mittwoch, 3. November Hotel Savoy Berlin 18:00 Uhr ‘Two for the Blues’ Eine Hommage an Jon Hendricks Emil Mangelsdorff im Gespräch mit Siegfried Schmidt-Joos Mittwoch, 3. November 20:30 Uhr Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Blues March – Soldat Jon Hendricks Film von Malte Rauch (2009) 78 min. Im Zweiten Weltkrieg befreiten die Alliierten Deutschland vom Faschismus, doch viele amerikanische Soldaten kämpften gleichzeitig an zwei Fronten. Etwa eine Million schwarze GIs waren nicht nur ihrem äußeren Feind, sondern auch dem Rassismus in den eigenen Reihen ausgesetzt. Der Film Blues March – Soldat Jon Hendricks deckt diese weithin unbekannte Seite jener Kriegsjahre anhand des Schicksals von Jon Hendricks auf. Der heute 87-jährige Doyen des Jazzgesangs kam als blutjunger Soldat in die Normandie und sah sich wegen Anfeindungen seiner weißen Kameraden gezwungen zu desertieren. Malte Rauchs rasanter Film erzählt eine abenteuerliche Geschichte von Krieg, Konspiration, Flucht, Schwarzhandel, Zwangsarbeit, Rehabilitation und einer einzigartigen Karriere als Entertainer. Es ist die ergreifende Story eines Mannes, dessen Stolz stets größer war als seine Angst. Die Originalmusik zu diesem ungewöhnlichen Film stammt von Emil Mangelsdorff und Pianist Thilo Wagner. 10 Emil Mangelsdorff Quartett Mittwoch, 3. November 22:30 Uhr Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Emil Mangelsdorff alto sax, Thilo Wagner piano, Vitold Rek bass, Janusz Stefanski drums Nur wenige Musiker stehen mit ihrer Biografie so nachdrücklich für die Kontinuität des deutschen Jazz wie Emil Mangelsdorff. Der Hesse ist in mehrfacher Hinsicht eine Autorität. Ursprünglich auf dem Akkordeon ausgebildet, studierte er Anfang der 1940er Jahre Klarinette und trat heimlich mit der Frankfurter Hotclub Combo auf. Doch er begnügte sich nicht mit dem eigenen Engagement für die Musik, die er liebte, sondern führte auch seinen jüngeren Bruder Albert an den Jazz heran. Nach dem Krieg avancierte Mangelsdorff rasch zum Motor des Frankfurter Jazzlebens. Vom Swing kommend, gehörte er nie zu den Bilderstürmern des deutschen Jazz, hatte aber für Neuerungen wie Free Jazz und Jazzrock immer ein offenes Ohr. Am wichtigsten war ihm stets sein ungemein leichter, entspannter Ton. Für Emil Mangelsdorff war und ist Jazz ein Ausdruck von Heiterkeit und Lebensfreude aus der Perspektive eines Künstlers, der alle Schattierungen des Lebens kennengelernt hat. In einer Soiree im Savoy Hotel stimmt Publizist Siegfried SchmidtJoos mit Emil Mangelsdorffs Hilfe ein auf das filmische Jon Hendricks Porträt, zu dem der Alt-Saxophonist und sein Pianist Thilo Wagner die Musik beisteuerten. 11 Donnerstag, 4. November Haus der Berliner Festspiele 19:00 Uhr Jazz Bigband Graz ‘ U rban, Folktales... And A Rose! Donnerstag, 4. November Haus der Berliner Festspiele 19:00 Uhr Kinsmen feat. Rudresh Mahanthappa & Kadri Gopalnath Horst-Michael Schaffer vocals, trumpet, conductor, Heinrich von Kalnein saxophones, flute, conductor, Christof ‘Pepe’ Auer saxophones, clarinet, bass clarinet, Johannes Enders saxophones, flute, Martin Harms saxophones, bass clarinet, Bernhard Nolf, Axel Mayer, David Jarh trumpet, flugelhorn, Reinhard Summerer, Robert Bachner trombone, Wolfgang Tischhart bass trombone, Uli Rennert keyboards, lapsteel guitar, Matthias Loibner electric hurdy-gurdy, Christof Dienz e-zither, bassoon, Henning Sieverts bass, cello, Gregor Hilbe drums, programming, Barbara Buchholz theremin, OchoReSotto visuals Foto: Erich Reismann Rudresh Mahanthappa alto sax, Kadri Gopalnath alto sax, A. Kanyakumari violin, Rez Abassi guitar, Poovalur Sriji mridangam, Carlo de Rosa bass, Dan Weiss drums New York ist eine Vielvölkerstadt. Italiener, Puertoricaner, Juden und andere Bevölkerungsgruppen haben den Jazz des Big Apple nachhaltig geprägt. Zur Zeit erleben wir eine Art Welle indischer Jazz-Innovation, angeführt von dem Pianisten Vijay Iyer und dem Saxofonisten Rudresh Mahanthappa. In Mahanthappas Musik strömen unterschiedliche Erfahrungen von New Yorker Post-Loft-Jazz bis M-Base Sound mit den Traditionen indischer Musik zusammen. Mit seinen Jazz-Ragas geht es dem Saxofonisten nicht um die oberflächliche Fusion zweier Idiome, sondern er sucht nach schlüssigen Wegen, seine indische und amerikanische Sozialisation so authentisch wie möglich auszudrücken. In der Band Kinsmen („Bluts-Verwandte“) teilt er sich den Altsax-Part mit Kadri Gopalnath, dessen Spiel sich vom Nadaswaram, einer Art indischer Oboe, ableitet. Der in Mangalore lebende Gopalnath, der schon beim JazzFest ’83 als Partner von John Handy zu beeindrucken wusste, ist klassischer karnatischer Musiker und als solcher ein virtuoser Improvisator. Im Spannungsfeld von Identifikation und Assimilation entsteht indisch geprägter Jazz ohne verspielte Weltmusikromantik. 12 Fotos: Mark Duggan, Jack Vartoogian Unter den europäischen Orchesterformationen hat sich die Jazz Bigband Graz einen besonderen Ruf erworben. Die internationale Solistenriege agiert auf höchstem Niveau. Den beiden künstlerischen Leitern Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer ist es gelungen, diese heterogene Schar von Individualisten zu einem homogenen Team mit einer genuinen Klangsprache zu formen. Der Begriff Big Band erscheint für das waghalsige Klangabenteuer der Steirer fast schon zu konventionell, denn mit jedem neuen Projekt entfernen sie sich weiter vom angestammten Terrain der Jazz-Großformationen. 2008 feierten sie mit Electric Poetry & Lo-Fi Cookies Triumphe. Auf dem JazzFest Berlin führt die JBBG dieses Konzept nun mit Urban Folktales... And A Rose! fort. Die Poesie des zeitgemäß runderneuerten und neben dem Theremin durch elektrische Zither, elektrisch verstärkte Drehleier und visuelle Projektionen der Künstlergruppe OchoReSotto erweiterten Klangkörpers dreht sich dabei um das elementarste aller Menschheitsthemen, die Liebe. 13 Donnerstag, 4. + Freitag, 5. November 22:00 Uhr JazzFest @ A-Trane Céline Bonacina Trio label des jahres ECHO JAZZ 2010 céline bonacina / bariton sax nicolas garnier / bass hary ratsimbazafy / drums nguyên lê / e-gitarre Céline Bonacina baritone, alto and soprano sax, vocals, Kevin Reveyrand e-bass, Hary Ratsimbazafy drums, percussion „schlichtweg sensationell“ (fono forum) céline bonacina trio way of life ACT 9498-2 auf "historicity" (echo jazz / downbeat album of the year) folgt das solowerk des amerikanischen piano shooting stars #1 rising star pianist (downbeat) vijay iyer solo ACT 9497-2 yaron herman / piano chris tordini / bass tommy crane / drums hermans pianistisches wunderland wirbelt ordentlich jazzer-staub auf Das Bariton-Saxofon galt lange als Männerdomäne. Allein die schiere Größe des Instruments hilft, dieses Vorurteil zu konservieren, und: wird Céline Bonacina daran etwas ändern können? Und: will sie das? Muss sie das? Die junge Französin spielt das unhandliche Instrument nicht nur meisterlich, sie verzaubert es. In ihren Händen klingt der Koloss unter den Saxofonen, als wäre er nicht schwerer als eine Piccoloflöte. Ihr charakteristisch voller, ornamental rollender Ton tänzelt mit swingender Leichtigkeit. Ein fernes Echo an Stephane Grappelli scheint im Raum zu stehen. Französischer Jazz in allerbester Tradition, ohne im Mindesten traditionell zu sein. Im Gegenteil, die urbanen Grooves des Trios mit unaufdringlichen Anleihen an Funk, Dub, Reggae und Afrobeat verströmen die unwiderstehliche Aura jugendlicher Vitalität und heiterer Weltläufigkeit. Gitarrist Nguyên Lê, Gast auf Céline Bonacinas jüngstem Album Way Of Life, schwärmt, dass sie „Gegensätze und Extreme scheinbar mühelos und natürlich miteinander zu verbinden“ versteht. 14 Foto: Domac yaron herman trio follow the white rabbit ACT 9499-2 joachim kühn / piano, sax majid bekkas / voc, guembri ramon lopez / drums, tabla musicians from the desert „nie gehörte klangbilder… toll!“ (kulturspiegel) joachim kühn out of the desert ACT 9475-2 www.actmusic.com vertrieb: edel kultur Donnerstag, 4. November 23:30 Uhr Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Paavo Sofia Jernberg voice, Cecilia Persson piano, Per ‘Texas’ Johansson, Alberto Pinton, Marcelo Gabard Pazos reeds, Emil Strandberg trumpet, Clas Lassbo bass, Gustav Nahlin drums Donnerstag, 4. November Quasimodo 22:30 Uhr Roger Hanschel alto sax, Markus Segschneider guitar, Dietmar Fuhr bass, Daniel Schröteler drums, percussion Titel, die im Rundfunk rauf und runter gespielt werden, erfreuen sich einer „Heavy Rotation“. So einen Sender wünschen wir Roger Hanschel mit seinem Quartett… und uns! In Zeiten, in denen es immer schwerer wird, auf wirklich unerhörtes Klanggelände vorzudringen, bedarf es kreativer Köpfe, um die verborgenen Schnittstellen des bereits Bekannten auszumachen. Zu jenen eifrigen Forschern gehört im doppelten Wortsinn Alt-Saxofonist Roger Hanschel, dessen Name seit über 20 Jahren eng mit der Kölner Saxofon Mafia verbunden ist, in der er alle Grade musikalischer Freiheit ausschreitet. Seine Band Heavy Rotation ist eine weitere Unabhängkeitserklärung im Quartettformat. Mit unablässigem Forschergeist komponiert er feinsinnige Verbindungen aus Kammermusik, Jazz und Rock. Diesen Synthesen haucht er Leben und Spielfreude ein. Präzision und Leidenschaft sind für ihn kein Widerspruch. Bei Heavy Rotation kommt es nicht nur darauf an, was gespielt wird, sondern fast mehr noch auf das Wie. Der Ton macht die Musik, und die ist mächtig gewaltig – „heavy“ eben, wie „schwer“ in Ordnung! 16 Foto: Florian Ross Foto: Jon Edergren Roger Hanschels Heavy Rotation Vocal Jazz „Made in Sweden“ ist längst zum internationalen Markenzeichen geworden. Sängerin Sofia Jernberg beschreitet unbeirrbar ihre eigenen Wege zwischen Jazz-Poesie und der Abstraktion Neuer Musik und setzt ihre Stimme überwiegend instrumental ein. Die Musik von Paavo, als Duo gemeinsam mit Pianistin Cecilia Persson 2004 gegründet, ist in ständiger Veränderung. Kein Zustand bleibt je, wie er ist, und doch werden krasse Brüche zugunsten minimalistischer Verschiebungen vermieden. Auf der Grenze zwischen präziser Notation und freier Improvisation changiert die Band beinahe unmerklich zwischen Warm und Kalt, Nähe und Distanz, Statik und Dynamik. Die kristallin wirkenden Abläufe sind absolut transparent – man kann durch diese Musik mit all ihren Brechungen förmlich hindurchsehen. Neben der glasklaren Stimme von Sofia Jernberg sind es gerade jene inneren Widersprüche, die dieses facettenreich schillernde Happening so faszinierend und verführerisch machen. 17 ‘Beyond’ zeitkratzer vs. Terje Rypdal & Palle Mikkelborg Reinhold Friedl musical director, piano, Burkhard Schlothauer violin, Anton Lukoszevieze cello, Uli Phillipp bass, Maurice de Martin percussion, Marc Weiser electronics, Frank Gratkowski clarinet, saxophone, Hild Sofie Tafjord french horn, Hilary Jeffery trombone, Terje Rypdal guitar, Palle Mikkelborg leader, trumpet Freitag, 5. November Haus der Berliner Festspiele 19:00 Uhr Der Name ist Programm. Das Berliner Ensemble zeitkratzer um den Komponisten, Pianisten und Organisator musikalischer Zusammenhänge Reinhold Friedl kratzt an den Normen der Zeit. Die hochkarätig besetzte Formation legt den Begriff Neue Musik auf ihre Weise aus, „rüttelt an den Ketten der Notation“ indem sie den Akzent vor allem auf die Komponente „Neu“ setzt. In gemeinsamen Projekten mit Lou Reed, Jim O’Rourke oder Merzbow fand sie überraschende Überlappungen verschiedener Auffassung von zeitgenössischem Klangaufkommen. Dabei profitiert das Ensemble von den mannigfachen Erfahrungen seiner Mitglieder mit Improvisation, Elektronik, Minimal Music, Rock, Pop, Noise und Folklore. Die Reise geht gleichzeitig immer weiter in Vergangenheit und Zukunft. Mit dem norwegischen Gitarristen Terje Rypdal und dem dänischen Trompeter Palle Mikkelborg lädt zeitkratzer zwei Schwergewichte des nordischen Jazz ein, deren intensiver Klangfarbenauftrag ihrerseits seit fünf Jahrzehnten die Grenzen zwischen den Kategorien verwischt. 18 Foto: Svend Withfelt Daniel Riegler conductor, Nika Zach vocals, Gunde Jäch-Micko violin, Martina Engel viola, Maiken Beer cello, Bernd Satzinger bass, Maria Augustin flutes, Theresia Melichar oboe, English horn, Maria Gstättner bassoon, Clemens Salesny reeds, Martin Eberle trumpet, flugelhorn, Philip Yaeger trombone, Peter Rom guitar, Clemens Wenger piano, Andreas Moser percussion, Leo Riegler electronics,vocals, Tibor Kövesdi e-bass, Wolfgang Kendl drums, Werner Angerer sound Studio Dan feat. Nika Zach Freitag, 5. November Haus der Berliner Festspiele 19:00 Uhr Mit seinem Album Studio Tan führte Frank Zappa die Hörerwartung an seine Musik über alle Grenzen hinaus. In Anlehnung an diesen Klassiker der hochwertigen Respektlosigkeit nennt der Wiener Posaunist und Komponist Daniel Riegler seine Gruppe Studio Dan. Mit seinem 18-köpfigen Ensemble dringt Riegler tief ins Selbstverständnis gegensätzlicher Musikrichtungen, um genuine Verknüpfungen aufzuspüren, wo sie niemand vermutet. Mit ihrem reichen instrumentalen Fundus legt die Band das Augenmerk auf die Nahtstellen zwischen akustischer und elektronischer Klangschöpfung sowie freier und organisierter Improvisation. Obgleich Riegler den Begriff Big Band für seine Truppe konsequent ablehnt, beruft er sich doch auch auf das gestalterische Spektrum der großformatigen Jazz-Besetzung. „So paradox es klingen mag: Seine zwischen konkreter und abstrakter Sinnlichkeit oszillierende Musik ist äußerst heterogen und wirkt doch wie aus einem Guss.“ (Der Bund / Tom Gsteiger) Foto: Ditz Fejer 19 Stomping@Savoy 7. Oktober 2010 Duo Elegance Peter Weniger und David Friedman . 3. November 2010 JazzTalk ‘Two for the Blues’ mit Emil Mangelsdorff und Siegfried Schmidt-Joos JazzFest Berlin 2010 . 5. November 2010 Jean-Pierre Froehly Trio meets Malte Dürrschnabel JazzFest Berlin 2010 . 17. Dezember 2010 Weihnachtskonzert JIB Jazz-Institut Berlin Savoy Berlin Fasanenstrasse 9 –10 . 10623 Berlin [email protected] www.hotel-savoy.com Stomping @ S avoy Jean-Pierre Froehly Trio meets Malte Dürrschnabel Freitag, 5. November Hotel Savoy Berlin 20:00 Uhr Jean-Pierre Froehly guitar, Alexej Bogoljubov piano, Jörn Henrich bass, Malte Dürrschnabel flute Der deutsch-französische Jazzgitarrist Jean-Pierre „JP“ Froehly führt Welten zusammen. Das ist in diesem Fall kein Gemeinplatz – Froehly hat als Diplomat in Diensten der Bundesregierung gelernt, was es bedeutet, unterschiedliche Kulturen und Sprachen einander anzunähern. In der Band jAAzz vereinte er Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes mit Protagonisten der Berliner Jazzszene, während seiner Dienstzeit als deutscher Kulturattaché in der Ukraine wurde er zu einer gefeierten Jazzgröße des osteuropäischen Landes. Seit Kurzem liegen seine einmaligen Synthesen aus unbekümmertem Swing und osteuropäischer Heiterkeit als Four in Berlin mit Don Friedman, Wolfgang Lackerschmid und Hendrik Meurkens vor. Sein an Attila Zoller geschulter Ton ist so rund, sanft und geschmeidig, dass man sich einfach auf ihn einlassen muss. Jazz ist für Froehly ein Synonym für gegenseitiges Aufeinanderzugehen, das keiner Worte bedarf. Sein handverlesenes Trio mit alten Freunden bittet als diesjährige Hausband im Hotel Savoy zu einem „Date at Eight“. 21 Denis Colin & la Société des Arpenteurs Denis Colin bass clarinet, Tony Malaby saxophones, Sylvaine Hélary flutes, Antoine Berjeaut trumpet, flugelhorn, Benjamin Moussay Fender Rhodes, Julien Omé guitar, Stéphane Kerecki bass, Thomas Grimmonprez drums Freitag, 5. November 22:00 Uhr Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin Freitag, 5. November 22:00 Uhr Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin Bleu Lorenz Raab trumpet, Ali Angerer tuba, e-dulcimer, Rainer Deixler drums, percussion Blau, die Urfarbe des Jazz, erfährt durch den österreichischen Trompeter Lorenz Raab eine neue, faszinierende Schattierung. Sein Blau steht für die unergründliche Weite und Transparenz von Luft und Wasser, Himmel und Horizont, versinnbildlicht aber auch lange Nächte in der Urbanität, Qualm von Zigaretten, Elektrizität. Und dann ist da natürlich noch jenes schillernde Blau der Dämmerung, in dem Imagination und Wirklichkeit sich ineinander auflösen. In Lorenz Raabs Trio Bleu tauschen Tradition und Moderne ihre angestammten Funktionen. Instrumente wie Dulcimer und Tuba lösen Klangassoziationen aus, die von virtueller Flüchtigkeit und moderner Hektik zeugen, während die Trompete sanft, ja beinahe melancholisch darüber schwebt. Geblasene Muschelhörner verheißen Naturnähe, ein Harmonium steuert spirituelle Tiefe bei. Bei Bleu fließen verschiedene Strömungen europäischer Jazz-Erfahrung in ein Delta aus, dessen Verzweigungen und Artenreichtum schier überwältigend ist. Bleu ist ein Experiment mit offenem Ausgang, bei dem die Intuition den Sieg über das Kalkül davon trägt. Mit dieser Band avanciert der Österreicher zu einer der kreativsten Stimmen auf der europäischen Jazztrompete. 22 Foto: PNTGM Der französische Klarinettist Denis Colin zählt zu den alten Hasen der europäischen Jazzemanzipation. Seit den achtziger Jahren experimentiert er mit seinem Trio beharrlich auf dem Grat zwischen Kammermusik und freiem Jazz. Seit 1995 verfolgt er daneben mit dem Projekt variabler Größe la Société des Arpenteurs („Landvermesser-Zirkel“) noch ein gänzlich anderes Konzept. Ausgangspunkt für die Gruppendynamik der (für Berlin) acht beteiligten Musiker war die Beschäftigung mit Stummfilmen. Wie in einem Slapstick-Streifen konfrontiert Colin seine Musiker mit scharfen Schnitten musikalischer Stimmungen, Konstellationen und Intentionen. Der Überraschungsfaktor ist in dieser Band unvergleichlich hoch und nicht umsonst trägt das neue Album der Gruppe den Titel Subject to Change. Mit dem bizarr aufreizenden Flow seiner „Gut-Besser-Landvermesser“ Sozietät beweist Denis Colin einmal mehr, dass die Wurzeln der Avantgarde stets in der Vergangenheit liegen. Foto: Fabien Monsinjon 23 Freitag, 5. November Quasimodo 22:30 Uhr Led Bib Chris Williams, Pete Grogan alto sax, Toby McLaren Fender Rhodes, piano, Liran Donin bass, e-bass, Mark Holub drums Johanna Borchert piano & vocals, Elena Setién vocals & violin Little Red Suitcase Freitag, 5. November 23:30 Uhr Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne England hat derzeit eine der abenteuerlichsten jungen Jazzszenen Europas. Gruppen wie das Portico Quartet oder Acoustic Ladyland heben den Londoner Jazz aus seinen Angeln. In jenen Zirkel der sogenannten Jazz Misfits gehört auch das Quintett Led Bib um Drummer Mark Hollub. Bei Led Bib prallen verschiedene Aspekte westeuropäischer Lebenswirklichkeit jäh aufeinander. Die Struktur erinnert an die Knitting Factory Bands der neunziger Jahre, deren Songs oft wie akustische Flickenteppiche klangen. Ruppige Noise-Eruptionen lösen sich unvermittelt mit nachdenklichen oder gar romantischen Momenten ab. Doch der Nachdruck, mit dem dies hier geschieht, ist ein Ausdruck des 21. Jahrhunderts. So bezeichnen die Londoner Ihre spezielle Quersumme von Rock und Jazz auch nicht als Jazzrock, sondern als „Controlled Power“ – Understatement ist eben nicht ihr Ding. 24 Foto: Matt Crossick Ihre Songs sind schrullig, exzentrisch und doch wunderschön. Das dänisch-deutsche Duo Little Red Suitcase ist gewissermaßen das europäische Äquivalent zu den amerikanischen CocoRosie. Mit verführerischer Süßlichkeit locken sie den Hörer, um ihn einzufangen und nicht wieder freizugeben. In ihrer musikalischen „Puppenstube“ wimmelt es von seltsamen Gestalten und Gegenständen. Mit Charme und minimalem Aufwand bringen die beiden jungen Damen verschiedene Prinzipien von Cabaret, Pop-Performance und Improvisation unter einen Hut. Ihre Stücke sind flüchtig, ihr musikalisches Gepäck passt in den kleinen, roten Koffer ihres Bandnamens. Geigerin und Sängerin Elena Setién hat bereits mit Django Bates und Simon Toldam gearbeitet. Die Berlinerin Johanna Borchert kennt man vor allem aus dem Quartett Schneeweiß & Rosenrot. Ihr gemeinsames Projekt Little Red Suitcase ist ein grandioses Rückzugsmanöver zu den Urimpulsen des unschuldigen Singens, seien es nun Standards oder Eigenschöpfungen. Foto: Søren Solkær 25 Samstag, 6. November 19:00 Uhr Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin MAX SCHLUNDT Kultur Technik im stilwerk Berlin · Kantstrasse 17 · 10623 Berlin t 0 30.31 51 53 40 ·· www.maxschlundt.de JFU – JIB Faculty Unit, Duo Élegance Friedman/Weniger, Judy Niemack's Chillida Project, Björn Sickert Archery Ensemble, Latin Band, JIB Big Band und John Hollenbeck's Percussionist Ensemble Lange Nacht des JIB JAZZFEST BEI MAX SCHLUNDT KULTUR TECHNIK JEDERZEIT ERLEBEN SIE MUSIK MIT EXCELLENTER ELEKTRONIK Als die Universität der Künste und die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ 2005 ihre Jazz-Sektionen zum Jazz-Institut Berlin (JIB) zusammenschlossen, hatte der lange beklagte Separatismus der Berliner Jazzausbildung endlich ein Ende. Seither strömen Virtuosen und Klangpioniere aus der ganzen Welt nach Berlin, um am JIB zu unterrichten. Existierten die beiden Hochschulen zuvor ein Stück weit unabhängig von der Berliner Szene, hat sich der Input des JIB auf das hauptstädtische und europäische Jazzleben unter der künstlerischen Leitung von Peter Weniger ungemein gesteigert. Die Lehrer sind allesamt aktive Musiker der Berliner und internationalen Szene. In der langen Nacht des JIB stellen einige Ausbilder des JIB Bands und Projekte mit und ohne Studenten vor. Ensembles unter Leitung von John Hollenbeck, Judy Niemack, Peter Weniger, David Friedman, Björn Sickert und anderen geben nicht nur Einblick ins gegenwärtige Innenleben des JIB, sondern auch einen Ausblick auf künftige Optionen des europäischen Jazz. Foto: Kathrin Müller AUCH ZUHAUSE Audionet Meridian Sonus Faber Adam Audio Sooloos Focal Musical Fidelity Octave Transrotor B.M.C. Velodyne Thorens Mehr unter: maxschlundt.de einfach gut hören 27 Samstag, 6. November Haus der Berliner Festspiele 20:00 Uhr MOSS Theo Bleckmann, Peter Eldridge, Kate McGarry, Lauren Kinhan vocals, Kermit Driscoll bass, John Hollenbeck drums Von All About Jazz wird Theo Bleckmann als „German-American Meistersinger“ bejubelt. Treffender könnte man es kaum ausdrücken und idealtypischer kann man sich einen transatlantischen Brückenschlag kaum vorstellen. Der Ex-Dortmunder Stimm-Export und Sheila Jordan-Schüler hat mit den ‚halben’ New York Voices, Eldridge und Kinhan, und dem Universaltalent Kate McGarry einen Vokal-Vierer gebildet, dessen Kultiviertheit und Raffinement nur noch durch den Grad der Entspanntheit des Vortrags übertroffen zu werden scheint. John Hollenbeck am Schlagzeug steuert mit elastischem Puls das Quartett durch einen Set, der antörnt wie ein Wodka Martini im Algonquin. Es ist die ebenso eigenständige wie New York-typische CabaretSzene, wie sie bis heute im Café Carlyle zu finden ist, die solche Phänomene wie MOSS anzustiften scheint. Es sind Namen wie Eartha Kitt und Bobby Short, Elaine Stritch und John Pizzarelli – die Pate standen und stehen bei einer Entertainment-Kultur, die für manche längst „moss“ angesetzt haben mag. Aber was für ein Behagen, die Ohren auf diesem Moos ausruhen zu dürfen! Eine nächste Generation ist angetreten, schön dass Theo mit dabei ist. Der Standard bleibt. Das Repertoire wird weiter und souveräner: Neil Young? Aber immer! Joni Mitchell? Ja gerne! Tom Waits? Mehr davon! Foto: D. Bartolomi 29 ‘Out of the Desert’ hr-Bigband feat. Joachim Kühn Trio Samstag, 6. November Haus der Berliner Festspiele 20:00 Uhr Örjan Fahlström conductor, Tobias Weidinger, Martin Auer, Thomas Vogel, Axel Schlosser trumpet, Günter Bollmann, Peter Feil, Christian Jaksjø trombone, Manfred Honetschläger bass trombone, Heinz-Dieter Sauerborn, Oliver Leicht, Tony Lakatos, Julian Argüelles reeds, Peter Reiter Fender Rhodes, Martin Scales guitar, Thomas Heidepriem bass, Jean Paul Höchstädter drums Joachim Kühn piano, Majid Bekkas vocals, guembri, oud, kalimba, Ramon Lopez drums, percussion Joachim Kühn, weltberühmt vor allem als imaginativer Klaviervirtuose, legt in diesem Projekt auch ein beeindruckendes Zeugnis seiner Fähigkeiten als Komponist und Bigband-Arrangeur ab. Seine Vorgaben sind der perfekte Ausgangspunkt für die kraftvollen Attacken eines der dienstältesten Jazzorchester Deutschlands, das hier seinen ganzen Erfahrungsschatz von Swing bis Avantgarde einbringen kann. Ohne Umwege schlägt Out of the Desert musikalische Brücken aus Mitteleuropa direkt ins Herz Afrikas. Foto: Dirk Ostermeier Piano-Legende Joachim Kühn hat 2008 die Wüste für sich entdeckt, als er sich zu seinem 64. Geburtstag musizierend in die brütende Kargheit des ewigen Sandes zurückzog. Auf seinem Album Out of the Desert umgibt er sich neben seinem Trio mit nordafrikanischen Musikern, die die Hitze, den Farbreichtum und die Formenvielfalt des Maghreb mit ihm teilen. Von dieser Erfahrung und diesem Fundus an Material ausgehend schrieb Kühn ein spezielles Programm für die hr-Bigband, das 2009 auf dem Deutschen Jazzfestival Frankfurt uraufgeführt und bejubelt wurde. Die Frankfurter Allgemeine erklärte die mitreißende Performance gar zu einem „Musikwunder“. 30 Foto: Klaus Mümpfer Esst mehr Jazz! Ja, wir lieben Jazz, und deshalb hat unser Küchenchef Carsten Obermayr eine ganz besondere Speisekarte entwickelt. Gerichte, die in ihren Interpretationen ein wenig dem Jazz gleichen. Immer individuell, immer kreativ und deshalb immer besonders. Das DUKE in der Nürnberger Straße im Ellington Hotel. Business Lunch oder feines Dinner. Nürnberger Straße 50 - 55 | 10789 Berlin | Fon 030 6831 - 54000 | www.duke-restaurant.com growingmarkets! 28 april ➜ 1 may 2011 congress centre bremen germany ➜ overseas Night german jazz Night ➜ Partner Country turkey ➜ club Night ➜ Trade Fair ➜ conferences ➜ Magnus Lindgren tenor sax, flutes, clarinets, Magnum C. Price bass, vocals, Erik Söderlind guitar, Robert Ikiz drums, Diva Cruz, Tiago Loei percussion Samstag, 6. + Sonntag, 7. November JazzFest @ A-Trane 22:00 Uhr Magnus Lindgren ‘ B atucada Jazz’ info, tickets & podcast ➜ www.jazzahead.de Organisers > messebremen/wfbgmbh > kulturzentrumschlachthofe.v. > musikfest bremengmbh Was haben Brasilien und Schweden gemein? Den Saxofonisten Magnus Lindgren. Der nahm nicht nur sein aktuelles Album Batucada Jazz in Rio und Stockholm auf, er sucht auch erfolgreich nach einer ausgewogenen Melange aus tropischen und borealen Klängen. Seine Rezeptur lautet Feuer und Eis. Schwedische Klangkunst wird mit brasilianischen Rhythmen zu einem hochgradig partykompatiblen Cocktail gemixt, der für Ohr und Seele ebenso viel zu bieten hat wie für Bauch und Bein. Lindgren ist es gelungen über den Atlantik sowie über den Äquator hinweg, eine Band zusammenzuschweißen, die sich vor allem durch eine gemeinsame Sprache auszeichnet. Seine Erfahrungen an der Seite so unterschiedlicher Künstler wie Herbie Hancock und Wilton Felder sowie mit dem Pop-Gespann Koop waren ihm dabei überaus hilfreich. Dieser prickelnde Mix aus Samba und Hardbop ist die fröhliche Antithese zum langen, nordischen Winter. Foto: Fredrik Jonsson 33 Samstag, 6. November Quasimodo 22:30 Uhr Borderhopping Paul van Kemenade alto sax, Eckard Koltermann bass clarinet, baritone sax, Stevko Busch piano, compositions, Benjamin Trawinski bass, Achim Krämer drums und europäische Einflüsse, moderne Traditionen und tradierte Avantgardismen zu einem Powerpack gebündelt werden. In Borderhopping liefert sich der Altsaxofonist ein Stelldichein mit dem deutschen Bassklarinettisten und Baritonsaxofonisten Eckard Koltermann. Die Spielweisen der beiden ergänzen sich prächtig zu einem fulminanten Sound. Der ohnehin schon offene Kontext des Quintetts wird durch zahlreiche Ad-hoc-Formationen innerhalb der Band vom Duo bis zum Quartett unterstrichen. Das expressive Feuer und der Individualismus beider Gruppen versprechen pures Adrenalin. Fotos: Stef Mennens Anderson-BenninkMöbus-Glerumvan Kemenade Paul van Kemenade alto sax, Ray Anderson trombone, Frank Möbus guitar, Ernst Glerum cello, Han Bennink drums Altsaxofonist Paul van Kemenade, seit Anfang der achtziger Jahre ein Aktivposten des niederländischen Jazz, schert sich den Teufel um Formate oder Konventionen. Seit 25 Jahren setzt er mit seinem regulären Quintett alle Regeln der Ressourcentrennung von Jazz, Klassik, Pop und Folklore außer Kraft. Mit Ray Anderson, Frank Möbus, Ernst Glerum und Han Bennink gibt er diesen Intentionen einen globalen Rahmen, in dem amerikanische live @ Jazzfest: ENJ-9554 2 MAGNUS LINDGREN BATUCADA JAZZ 06. & 07. Nov A-Trane www.magnuslindgren.com enja 9704 2 ULRICH DRECHSLER CONCINNITY 07. Nov Georg-Neumann-Saal www.ulrichdrechsler.com 34 www.enjarecords.com | www.jazzrecords.com/enja | Vertrieb D & A: EDEL Kultur CH: Musikvertrieb Samstag, 6. November 23:30 Uhr Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Peter Bolte Foto: Markus van Offern Peter Bolte alto sax, flutes, Jim Campbell electronics Peter Bolte gilt als herausragender Solist auf dem Altsax, weniger bekannt sind seine Elektronik-Projekte, die die Normen akustischer und elektronischer Klangerzeugung im Sinne einer organischen Musiksprache zu vereinbaren trachten. Schließlich geht es darum, die programmierte Berechenbarkeit der Electronics mit dem spontanen Impuls und der physischen Ausdehnung des in Echtzeit generierten Tons in einen Kontext zu bringen, der beim Hörer sinnliche Reaktionen freisetzt. Im Duo mit Jim Campbell glückt Bolte die Verschmelzung dieser beiden Denk- und Arbeitsweisen. Bolte, der in der NDR Big Band aktiv ist, genießt die Weite und Intimität des Duo-Kontexts. Karge, flache Klanglandschaften, über denen sich Flöte und Saxofon wie Vogelstimmen abheben, bieten jeden nur erdenklichen Raum für individuelle Assoziationen. Pablo Held Trio Samstag, 6. November 23:30 Uhr Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne Foto: Oliver Heisch 36 Robert Landfermann bass, Pablo Held piano, Jonas Burgwinkel drums Mit Superlativen wird nicht gespart, wenn es um die Aufzählung der musikalischen Qualitäten des Pablo Held Trios geht. Vom „Senkrechtstarter unter den jungen Jazzpianisten“ ist da die Rede, von der „Idealkombination von Improvisationsphantasie und musikalischer Ökonomie“ und „einer der spannendsten jungen Gruppen im deutschen Jazz“. Zu Recht, denn Pianist Pablo Held, Bassist Robert Landfermann und Drummer Jonas Burgwinkel sind mehr als ein Trio. Sie bilden eine der wenigen symbiotischen Einheiten in der jüngeren Geschichte des Piano-Trios. Die Intentionen der drei Musiker finden zu einem gemeinsamen Fluss, dessen Verlauf und Strömungsdichte immer wieder voller Überraschungen ist. Pablo Held kombiniert die Gelassenheit eines Routiniers, der auf fast allen großen Festivals Europas zu Hause ist, mit dem Heißhunger eines Mittzwanzigers, der den Jazz aus allen denkbaren Perspektiven erleben will. In jedem Stück stecken der Romantiker und der Rationalist in ihm aufs Neue ihr Terrain ab. Foto: Konstantin Kern 37 < ‘Between Shores’ Kocani Orkestar meets Municipale Balcanica & Roberto Ottaviano Sonntag, 7. November Haus der Berliner Festspiele 15:00 Uhr Ajnur Azizov vocals, Djeladin Demirov clarinet, Durak Demirov saxophone, Turan Gaberov, Nebi Kanturski trumpet, Nijazi Alimov, Redjai Durmisev, Shukri Zejnelov euphonium, Suad Asanov tuba, Vinko Stefanov accordion, Enis Alimanovski tapan Michele de Lucia clarinet, Armando Giusti alto sax, Raffaele Piccolomini tenor sax, Paolo Scagliola trumpet, Raffaele Tedeschi guitar, vocals, Livio Minafra accordion, Giorgio Rutigliano e-bass, Nico Marziale percussion, Luigi Sgaramella drums Roberto Ottaviano alto and soprano sax ^ Beim mazedonischen Kocani Orkestar lässt sich nur schwer der Grenzverlauf zwischen einzelnen Traditionen ausmachen. Die Gruppe ist, wie bei den meistens Sinti- und Roma-Kapellen gang und gäbe, ein Familienunternehmen, das sich aus Opas, Vätern, Brüdern, Söhnen, Enkeln nebst Freunden und Nachbarn rekrutiert. Es gibt kaum einen muslimischen, christlichen oder weniger ernsten Anlass, ^ den die Männer aus Kocani nicht zu einem Vorwand ermutigen könnte, die Instrumente auszupacken. Ihr zündender Sound greift zurück auf türkische Janitscharen, Echos aus dem fernen Rajasthan scheinen wider zu hallen. Hohe Windstärken lassen Fetzen von Jazz, Funk, Mambo, Samba, Rumba, Mariachi, indische Bollywood-Klänge und chinesische Schlager am Ohr vorüber treiben. Und der Wind lässt nicht nach! Die Banda Municipale Balcanica ist beheimatet auf der anderen Seite der Adria, in Apulien. „Leuchtturm“ Roberto Ottaviano aus Bari gibt den Paten im Auftrag des Jazz. Mit Leidenschaft und Emphase, mit Witz und einem Quäntchen Sentiment entwerfen die Süditaliener einen mediterranen Klangraum, in dem sie die gemeinsamen Wurzeln des Balkan und der Apennin-Halbinsel mit einem Band aus Jazz verknoten. Das Meeting dieser beiden Powerbands verheißt eines der großen Spektakel des JazzFest Berlin 2010. 38 Foto: Carlos Munos Yagûe Copenhagen Jazz Festival July 1-10, 2011 Experience the 33rd edition. www.jazz.dk Sonntag, 7. November 17:00 Uhr Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin Ulrich Drechsler bass clarinet, Rina Kaçinari cello, Christoph Unterberger cello, Jörg Mikula drums Ulrich Drechsler Cello Quartet Ulrich Drechsler liebt die tiefen und halbtiefen Töne. In seinem neuen Quartett umgibt er sich mit zwei Celli und Schlagzeug, er selbst bevorzugt die Bassklarinette. Die schwungvolle Eleganz seiner Linien beruht auf eingehender Auseinandersetzung mit Thelonious Monk, dem er 2004 das Album The Monk In All Of Us widmete. Die un-widerstehliche Zugkraft seiner Songs geht nicht zuletzt auch auf den Umstand zurück, dass er schon als Neunjähriger Klarinette in der Marschkapelle seiner Heimatgemeinde spielte. Der dunkle, aber niemals finstere Sound seines Cello Quartet ist im Jazzkontext absolut ungewohnt. Nordische Klangflächen treffen auf orientalische Ornamente, entrückte Balkanromantik prallt auf Wiener CaféhausModerne, Mozarts verspielte Leichtigkeit löst sich in Dolphys nachdenklicher Komplexität auf. Trotz all dieser Einflüsse klingt Drechslers Musik stringent, spontan und aus der Dringlichkeit des Moments geboren wie ein feinsinnig robuster Rocksong. Sonntag, 7. November 17:00 Uhr Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin Iro Haarla Sextet Iro Haarla piano, Verneri Pohjola trumpet, Kari ‘Sonny’ Heinilä saxophones, Jari Hongisto trombone, Ulf ‘Uffe’ Krokfors bass, Mika Kallio drums Foto: Wolf-Dieter Grabner „Musik, wie das Leben im Ganzen, ist für mich Interaktion zwischen Extremen: Licht – Dunkelheit, Ruhe – Sturm, Freude – Trauer. Die außergewöhnliche Schönheit der Natur ist eine der unerschöpflichen Quellen meiner Inspiration“. Die Komponistin, Pianistin und Harfenistin Iro Haarla stellte ihre eigenen Ambitionen stets hinter denen ihres Ehemannes Edvard Vesala zurück, als dessen musikalische Innenarchitektin sie galt. 1986 war sie auf seinem Album Lumi zu hören. Erst vier Jahre nach Vesalas Tod debütierte sie 2003 mit dem Trioalbum Heart of a Bird. Diesem folgte Ihr Quintet ein Jahr später mit dem an nordischer Verklärtheit kaum zu überbietenden ECMAlbum Northbound, ein Monument voller Melancholie und Sehnsucht. Vermutlich genügt ein Blick auf Mathias Eicks und Trygve Seims volle Terminkalender, um sich Haarlas Schritt in Richtung einer komplett finnischen Besetzungs-Variante erklärlich zu machen. Die Front wird gebildet von Trompeter Verneri Pohjola, dessen Album Aurora Nils Landgren letztes Jahr schwer begeisterte, von Saxofonist Heinilä, den sie zuhause nur ‘Sonny’ nennen und mit Jari Hongisto, einem Freigeist auf der Posaune. 40 Foto: Maarit Kytöharju 41 Django Bates Beloved Bird Sonntag, 7. November Haus der Berliner Festspiele Sonntag, 7. November Haus der Berliner Festspiele Orchestre National de Jazz / Daniel Yvinec 20:00 Uhr 20:00 Uhr ‘Broadway In Satin’ Billie Holiday Revisited Django Bates piano, Petter Eldh bass, Peter Bruun drums Daniel Yvinec conductor, Karen Lano, Ian Siegal vocals, Eve Risser piano, flutes, sound objects, Vincent Lafont keyboards, electronics, Antonin-Tri Huong alto sax, clarinets, piano, Matthieu Metzger alto, soprano and sopranino sax, el. treatments, Joce Mieniel flutes, electronics, Rémi Dumoulin saxophones, clarinets, Guillaume Poncelet trumpet, Pierre Perchaud guitars, banjo, Sylvain Daniel e-bass, french horn, el. effects, Yoann Serra drums Django Bates – der ewige Hansdampf in allen Gassen. Mit seinen Loose Tubes veränderte er das Gesicht des europäischen Jazz nachhaltig, mit Gruppen wie Human Chain und Delightful Precipice mischte er immer wieder sein eigenes Umfeld auf. Als Gast von Tim Berne fand er den Schulterschluss zur New Yorker Szene. Sein Humor ist sprichwörtlich. Dass sich hinter seiner lausbübischen Verschmitztheit aber auch ein ausgeprägter Hang zum Perfektionismus verbirgt, wird bei der verspielten Leichtigkeit seiner Performance oft übersehen. Bates, einer der einflussreichsten britischen Jazzmusiker der letzten drei Jahrzehnte, lebt seit einigen Jahren in Kopenhagen, wo er immer neue Kreise junger Musiker um sich schart. Mit Petter Eldh und Peter Bruun von der Kaderschmiede Rytmisk Musikkonservatorium hat er nun das Trio Beloved Bird gegründet, in dem der passionierte Big Band-Leader das Augenmerk auf seine Obsessionen als Pianist legen kann. Gemeinsam sprinten die drei lustvoll durch die Hinterlassenschaft Charlie Parkers und garnieren diese Hommage mit einer Handvoll würziger Eigenkompositionen. 42 Foto: Martin Munch Von einem programmatisch ausgerichteten Nationalorchester sollte man annehmen, dass es sich exklusiv der Pflege der eigenen Nationalkultur verpflichtet fühlt. Nicht so das französische Orchestre National de Jazz. Nachdem es sich bereits letztes Jahr die Lieder Robert Wyatts auf die Fahnen geschrieben hat, reist es mit seinem neuen Programm an den Broadway. Dort entstand zwischen 1920 und 1950 die Grundlage für unseren heutigen Jazz-Kanon. In Broadway In Satin geht es speziell um die Erinnerung an Billie Holiday. Das Ensemble unter Leitung von Daniel Yvinec wird seinem Ruf gerecht, indem es sich nicht mit der Rekonstruktion der originalen Interpretationen aufhält, sondern mit allen Mitteln elektronischer und akustischer Klangmanipulation großes Hörkino inszeniert. Den Part der Sängerin übernehmen zwei Vokalisten, deren stimmliches Spektrum größtmöglichen Kontrast verspricht. Karen Lano ist hierzulande noch ein Geheimtip, Ian Siegal hingegen, dessen Organ an Chris Farlowe erinnert, gehört zur alten Garde des britischen Bluesgesangs. Foto: Annabelle Tiaffay 43 Christine Tobin Sonntag, 7. November Quasimodo Sonntag, 7. November Quasimodo 22:30 Uhr Christine Tobin vocals, Phil Robson guitar, Dave Whitford bass, Gene Calderazzo drums Sie ist die Stimme der alternativen britischen Jazzszene. Die in Dublin geborene Sängerin Christine Tobin führt zwar Einflüsse von Billie Holiday über Cassandra Wilson bis Joni Mitchell zusammen, interpretiert ihre Songs aber mit einer ganz persönlichen Note mondäner Aufmüpfigkeit. Ihre warme, verbindliche Stimme steht oft in anregendem Kontrast zu ihrer burschikosen Intonation. Von Musikern wie Gitarrist Phil Robson und Drummer Gene Calderazzo (beide Partisans) lässt sie sich teils grobmaschige Soundteppiche weben, über denen sie dann leichten Fußes tanzt. Ihre Lieder, die fast ausschließlich aus eigener Feder stammen, sind vertonte Poesie. Die inbrünstige Beiläufigkeit ihres Vortrags, der unaufdringliche Symbolismus ihrer Texte und ihre lebendige Bildsprache machen sie einzigartig. Seit Ende der Achtziger ist die studierte Anthropologin ein fester Bestandteil der offenen Londoner Jazzszene, mit deren Exponenten sie regelmäßig auftritt. 44 Foto: Richard Kaby 22:30 Uhr Partisans Julian Siegel tenor and soprano sax, bass clarinet, Phil Robson guitar, Thaddeus Kelly e-bass, Gene Calderazzo drums Die Londoner Jazzrock-Band Partisans ist das Bindeglied zwischen der goldenen Generation des britischen Jazz um Django Bates, die Argüelles-Brüder, Iain Bellamy und den jungen Wilden um Led Bib, dem Portico Quartet und Acoustic Ladyland. 1996 von Gitarrist Phil Robson und Saxofonist Julian Siegel gegründet, erspielten sie sich schnell eine ganz eigene Welt zwischen griffigen Funk Grooves und der Bereitschaft, eingefahrene Haltungen und Hörerwartungen immer ein Stück über das Bekannte und Erlaubte hinaus zu tragen. In den ungewöhnlichen Stilmix des Quartetts fließen Elemente aller Richtungen des Jazz ebenso ein wie leidenschaftliche Bekenntnisse zu Jimi Hendrix, Led Zeppelin, David Bowie und den Sex Pistols. Während sich viele Musiker ihrer Umgebung in wechselnden Projekten aufrieben, machten Partisans vor, wie eine Band über lange Zeitläufe funktioniert. Zwar haben sie in 14 Jahren nur ganze vier CDs auf dem britischen Liebhaber-Label Babel veröffentlicht, doch diese zeugen von einer unverwechselbaren, bestechend logischen Klangsprache, die allerdings ihrer ureigenen Grammatik folgt. Foto: Bill Shakespeare 45 Impressum JazzFest Berlin 2010 Veranstalter Berliner Festspiele Intendant Prof. Dr. Joachim Sartorius Kaufm. Geschäftsführung Charlotte Sieben Künstlerischer Leiter Nils Landgren Produktionsleitung Ihno von Hasselt Produktionsassistenz BJ Göbel Mitarbeit Kathrin Müller Programmheft Redaktion BJ Göbel, Ihno von Hasselt, Bernd Krüger Texte Wolf Kampmann Gestaltung Henning Wagenbreth, Sophia Martineck Druck enka-druck, Berlin Anzeigen Runze & Casper Werbeagentur GmbH Leiterin Marketing Kerstin Schilling Leiterin Presse Jagoda Engelbrecht Presse JazzFest Berlin Patricia Hofmann Mitarbeit Sara Franke | Michaela Engelbrecht | Maria Grahmann Kontakt (030) 254 89-223 | [email protected] Leiter Ticket Office Michael Grimm Leiter Redaktion I Internet Frank Giesker Leiter Hotelbüro Heinz Bernd Kleinpaß | Protokoll Gerhild Heyder Unter Beteiligung von ARD und Deutschlandradio Gremium Ulf Drechsel, RBB | Axel Dürr, NDR | Barbara Haßlauer-Rüger, DKultur Dr. Bernd Hoffmann, WDR | Guenter Hottmann, HR | Dr. Reinhard Kager, SWR Dr. Peter Kleiß, SR | Dr. Bert Noglik, MDR | Harald Rehmann, DLF Arne Schumacher, RB Sprecher | Roland Spiegel, BR Informationen Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin Telefon (030) 254 89-0 | www.berlinerfestspiele.de Berliner Festspiele | Ein Geschäftsbereich der gefördert durch aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Wir danken unseren Partnern und Sponsoren E X P E R I E N C E E X P E R I E N C E 46 Programmänderungen vorbehalten | Stand August 2010 JAZz F EST BERLIN 2010 3.BIS 7.NOVEMBER FON 030-254 89 100 www.jazzfest-berlin.de