JazzFest Berlin 2010 Flyer

Transcription

JazzFest Berlin 2010 Flyer
JAZ z
FEST
BERLIN 2010
3.BIS 7.NOVEMBER
Haus der Berliner Festspiele, Quasimodo,
A-Trane, Georg-Neumann-Saal, Savoy Berlin
am puls der künste
In der Jazzszene spielt die ‘location’ bekanntlich eine große Rolle.
Jazzfans gehören wahrscheinlich zu den anspruchsvollsten
Besuchern im Musikbetrieb. Für alle haben wir jetzt eine gute
Nachricht: Nach der ersten großen Phase der Umbauarbeiten
(eine zweite folgt ab Januar 2011) präsentiert sich das Haus der
Berliner Festspiele – seit 2001 das Zentrum des JazzFest Berlin –
in modernisierter Fasson. Die meisten Maßnahmen werden für die
Besucher gar nicht sichtbar, eine Neuerung aber ganz gewiss:
Die alten, durchgesessenen Sitze von 1964 sind durch ebenso
schöne, aber nagelneue Stühle ersetzt worden, und wir hoffen neben
einem neuen Sitz- jetzt auch auf ein neues Hörgefühl – und auf
energetische Kommunikation zwischen Bühne und Zuschauerraum.
Und dass in diesem Jahr mehr große Formationen auf die Bühne
kommen können als sonst, ist den neuen (licht)technischen und
akustischen Möglichkeiten im Großen Saal zu verdanken.
bremen eins.2c.pos.fh.eps
Karten + Infos (030) 254 89 100 | www.berlinerfestspiele.de
Berliner Lektionen
November / Dezember spielzeit’europa
11. – 15.11.10 Treffen Junge Musik-Szene
25. – 29.11.10 Treffen Junger Autoren
18. – 27. 3.11 MaerzMusik
6. – 22. 5.11 Theatertreffen
27. 5.– 4. 6.11 Theatertreffen der Jugend
1. – 19. 9.11 musikfest berlin
internationales literaturfestival berlin
3. – 6. 11.11 JazzFest Berlin
Herbst
7. – 18. 9.11
Foto Kordula Rüter
Willkommen zum
JazzFest Berlin 2010
Das Programm des JazzFest Berlin präsentiert in diesem Jahr hauptsächlich Jazz aus Europa. Was die vielfältigen Formationen aus
Frankreich, Österreich, vom Balkan, aus Deutschland, Skandinavien
oder England verbindet, ist eine deutliche Auseinandersetzung mit
den Wurzeln des europäischen, auch folkloristischen Erbes.
Gleichsam als Präludium lässt sich Emil Mangeldorff, Urgestein
des Swing und Jazz in Deutschland, über seine Beziehung zur
amerikanischen Musik, über den Ursprung des deutschen Jazz aus
dem Geist der Nazi-Opposition und dem Freiheitsbeginn nach ’45
befragen.
So kommen vor allem auch die Wurzeln zum Tragen, aus denen sich
die heutigen musikalischen Welten Europas speisen. Wie heißt es
so schön: „Wer identifiziert sich schon mit einem Binnenmarkt?“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen fünf ereignis- und
begegnungsreiche Tage des Jazz.
Ihr
Joachim Sartorius
Intendant der Berliner Festspiele
In Zusammenarbeit mit
Aktuelle Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau
4. 11.10 – 16.1.11
2. 10. 10 – 17.1.11 Pierre Soulages
László Moholy-Nagy – Kunst des Lichts
3
Programm
Samstag, 6. November
18:00 Hotel Savoy Berlin
JazzTalk ‘Two for the Blues’............................................... 10
20:30 Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
FILM Blues March – Soldat Jon Hendricks................... 10
22:30 Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Emil Mangelsdorff Quartett................................................11
Donnerstag, 4. November
19:00
22:00 22:30 23:30
Haus der Berliner Festspiele
Kinsmen feat. Rudresh Mahanthappa
and Kadri Gopalnath............................................................
Jazz Bigband Graz ‘Urban Folktales... And A Rose!’
JazzFest @ A-Trane
Céline Bonacina Trio............................................................
Quasimodo
Roger Hanschels Heavy Rotation...................................
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Paavo...........................................................................................
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4
Haus der Berliner Festspiele
‘Beyond’ zeitkratzer vs. Terje Rypdal &
Palle Mikkelborg...................................................................
Studio Dan feat. Nika Zach...............................................
Hotel Savoy Berlin
Jean-Pierre Froehly Trio
meets Malte Dürrschnabel................................................
Georg-Neumann-Saal
Bleu.............................................................................................
Denis Colin & la Société des Arpenteurs....................
JazzFest @ A-Trane
Céline Bonacina Trio...........................................................
Quasimodo
Led Bib.......................................................................................
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Little Red Suitcase................................................................
18
19
Georg-Neumann-Saal
Lange Nacht des JIB.............................................................
Haus der Berliner Festspiele
MOSS.........................................................................................
‘Out of the Desert’ hr-Bigband
feat. Joachim Kühn Trio......................................................
JazzFest @ A-Trane
Magnus Lindgren ‘Batucada Jazz’.................................
Quasimodo
Borderhopping
Anderson-Bennink-Möbus-Glerum-van Kemenade
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Peter Bolte................................................................................
Pablo Held Trio......................................................................
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Sonntag, 7. November
12
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Freitag, 5. November
19:00 20:00
22:00 22:00 22:30 23:30
19:00
20:00
22:00 22:30 23:30
15:00
17:00
20:00 22:00 22:30 Haus der Berliner Festspiele
‘Between Shores’ Kocani Orkestar meets
Municipale Balcanica & Roberto Ottaviano...............
Georg-Neumann-Saal
Ulrich Drechsler Cello Quartet.........................................
Iro Haarla Sextet....................................................................
Haus der Berliner Festspiele
Django Bates Beloved Bird...............................................
Orchestre National de Jazz / Daniel Yvinec
‘Broadway in Satin’...............................................................
JazzFest @ A-Trane
Magnus Lindgren ‘Batucada Jazz’.................................
Quasimodo
Christine Tobin........................................................................
Partisans....................................................................................
^
Mittwoch, 3. November
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14
Vorworte....................................................................................................... 3, 8
Veranstaltungsorte, Karten........................................................................ 6
Eintrittspreise, Radio Live-Übertragungen............................................ 7
Impressum..................................................................................................... 46
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25
JazzFest im Internet: www.jazzfest-berlin.de
5
Veranstaltungsorte
Haus der Berliner Festspiele
Schaperstraße 24
Berlin Wilmersdorf
Telefon (030) 254 89-0
U-Bahn Spichernstraße
(Ausgang Bundesallee)
Bus 204, 249
Nachtbusse ab Bhf. Zoo
Nachtbus N9 ab Rankeplatz
www.berlinerfestspiele.de
A-Trane
Bleibtreustraße 1
Berlin Charlottenburg
Telefon (030) 313 25 50
S-Bahn Savignyplatz
Bus M49
www.a-trane.de
Georg-Neumann-Saal
im Jazz-Institut Berlin (JIB)
Einsteinufer 43–53
Berlin Charlottenburg
U-Bahn Ernst-Reuter-Platz
Bus 245
www.jib-berlin.de
Hotel Savoy Berlin
Fasanenstrasse 9–10
Berlin Charlottenburg
Telefon (030) 311 03 0
S- und U-Bahn
Zoologischer Garten
Bus M49
www.hotel-savoy.com
Quasimodo
Kantstraße 12a
Berlin Charlottenburg
Telefon (030) 312 80 86
S- und U-Bahn
Zoologischer Garten
Bus M49
www.quasimodo.de
Karten
Eintrittspreise
Haus der Berliner Festspiele | Große Bühne
€ 10,– bis 45,–
4., 5., 6., 7. November
7. November (15 Uhr)
€ 10,– bis 35,–
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
€ 6,–
3. November Film
€ 10,–
3. November Konzert
€ 12,–
3. November Film + Konzert
€ 12,–
4., 5., 6. November
€ 12,–
€ 18,–
€ 12,–
A-Trane
Quasimodo
Georg-Neumann-Saal
Hotel Savoy Berlin
3. November JazzTalk
5. November
Eintritt frei
begrenztes Sitzplatzangebot
Kartenausgabe ab 17 Uhr
vor Ort
€ 15,–
Wahlabonnement
Großes Abonnement
8 Konzerte Ihrer Wahl*
€ 120,–
Kleines Abonnement
4 Konzerte Ihrer Wahl* € 70,–
Neu
Aus 17 Veranstaltungen können Sie 4 bzw. 8 Konzerte wählen.
Sie bekommen die Karten zugeschickt.
*Ausgenommen sind A-Trane und das Hotel Savoy Berlin.
Vorverkauf ab 6. September www.jazzfest-berlin.de
oder
Kasse im Haus der Berliner Festspiele
Schaperstraße 24, Berlin-Wilmersdorf Montag–Samstag 14–18 Uhr
Sonntag, 7. November ab 14 Uhr
Telefon (030) 254 89-100
und bei den bekannten Vorverkaufsstellen
Abendkasse jeweils eine Stunde vor Beginn
(während der Abendkassen kein Vorverkauf)
6
Radio Live-Übertragungen
4.11.
20:03–22:00
6.11.
20:05–24:00
7.11. 00:04–06:00
7.11.
20:03–22:30
7.11.
20:04–24:00
Deutschlandradio Kultur
BR-Klassik, RB Nordwestradio, rbb Kulturradio, SR 2, WDR 3
„WDR 3 / Ö1 Jazznacht“
BR, hr2, NDR Info, RB Nordwestradio,
rbb Kulturradio, SR 2 (bis 02:00), SWR2, WDR 3 und Ö1
Deutschlandradio Kultur
rbb Kulturradio
7
Nils Landgren © Steven Haberland
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zum JazzFest Berlin 2010 unter dem Motto:
„Made in Europe“. Wieder ist ein Jahr gelaufen – die Zeit vergeht so
unfassbar schnell wenn man Spaß hat. Das JazzFest 2009 war eine
echte Zeitreise durch die Blue Note-Geschichte und es war ein
echter Genuss, alle Musiker zu hören und alle Zuhörer zu sehen.
Nun ist es wieder so weit. Novemberdunkel, Regen und kalte Füße
ist, was uns erwartet, aber mit Jazz kann man sich immer gut wärmen.
Das diesjährige Thema führt uns in die Richtung der eigenen
musikalischen Wurzeln. Es gibt so viele spannende Geschichten
in Europa, dass wir für alle 365 Tage des Jahres ein Programm
gestalten könnten. Uns stehen leider nur fünf zu Verfügung –
aber was für welche!
Bekannte und neue, noch unbekannte, aber immer spannende
Künstler treffen sich in Berlin, um uns tolle Musikerlebnisse zu
vermitteln. Wir alle warten mit Spannung auf die Kommunikation
zwischen Bühne und Publikum, die bei den Konzerten entstehen soll.
Etwas besseres gibt es nicht, als auf der Bühne zu stehen und das
machen zu dürfen, was für uns alle das wundervollste ist: Musik.
Ich als Schwede habe den Eindruck, dass die Deutschen, und vor
allem die in Berlin, viel mehr Neugier und Interesse an Neuem und
Unbekanntem haben, als die Schweden. Bei uns sagt man: kenne
ich nicht, will ich nicht. Hier sagt man: kenne ich nicht, will ich. Dass
finde ich beeindruckend und ich hoffe, dass Sie es genau so sehen! Musik ist meiner Meinung nach das optimale KommunikationsWerkzeug. Alle können Musik verstehen – unabhängig davon,
welche Sprache man spricht, wo man wohnt oder welche Religion
man ausübt. Musik ist universell. Nun, diesmal mit Fokus auf Europa.
Wie letztes Jahr sind die Spielorte das Haus der Berliner Festspiele
mit der Seitenbühne, das Quasimodo, das A-Trane und der GeorgNeumann-Saal des JIB. Aber diesmal haben wir auch ein Urgestein
Berlins gewinnen können: das Hotel Savoy Berlin gegenüber vom
Quasimodo. Es ist als Treffpunkt des Festivals perfekt, und dort soll
auch Musik gespielt und Gesprächsrunden geführt werden.
Ich freue mich auf ein sehr spannendes Wochenende und auf
Ihren Besuch bei uns.
Nils Landgren live
bei Dussmann das
KulturKaufhaus
Mittwoch / 6. Oktober / 19 Uhr
Eintritt frei
Gespräch und musikalische Kostproben
Herzlich willkommen zum JazzFest Berlin 2010!
Ihr Nils Landgren
Künstlerischer Leiter
8
Friedrichstraße
Friedrichstraße 90 § 10117 Berlin
www.kulturkaufhaus.de
Fon: 030 - 20 25 11 11
Montag-Samstag 10-24 Uhr
Mittwoch, 3. November
Hotel Savoy Berlin
18:00 Uhr
‘Two for the Blues’
Eine Hommage an Jon Hendricks
Emil Mangelsdorff im Gespräch mit Siegfried Schmidt-Joos
Mittwoch, 3. November
20:30 Uhr
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Blues March –
Soldat Jon Hendricks
Film von Malte Rauch (2009) 78 min.
Im Zweiten Weltkrieg befreiten die Alliierten Deutschland vom Faschismus, doch viele amerikanische Soldaten kämpften gleichzeitig
an zwei Fronten. Etwa eine Million schwarze GIs waren nicht nur
ihrem äußeren Feind, sondern auch dem Rassismus in den eigenen
Reihen ausgesetzt. Der Film Blues March – Soldat Jon Hendricks
deckt diese weithin unbekannte Seite jener Kriegsjahre anhand des
Schicksals von Jon Hendricks auf. Der heute 87-jährige Doyen des
Jazzgesangs kam als blutjunger Soldat in die Normandie und sah
sich wegen Anfeindungen seiner weißen Kameraden gezwungen zu
desertieren. Malte Rauchs rasanter Film erzählt eine abenteuerliche
Geschichte von Krieg, Konspiration, Flucht, Schwarzhandel, Zwangsarbeit, Rehabilitation und einer einzigartigen Karriere als Entertainer.
Es ist die ergreifende Story eines Mannes, dessen Stolz stets größer
war als seine Angst. Die Originalmusik zu diesem ungewöhnlichen
Film stammt von Emil Mangelsdorff und Pianist Thilo Wagner.
10
Emil Mangelsdorff
Quartett
Mittwoch, 3. November
22:30 Uhr
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Emil Mangelsdorff alto sax, Thilo Wagner piano,
Vitold Rek bass, Janusz Stefanski drums
Nur wenige Musiker stehen mit ihrer Biografie so nachdrücklich
für die Kontinuität des deutschen Jazz wie Emil Mangelsdorff. Der
Hesse ist in mehrfacher Hinsicht eine Autorität. Ursprünglich auf
dem Akkordeon ausgebildet, studierte er Anfang der 1940er Jahre
Klarinette und trat heimlich mit der Frankfurter Hotclub Combo auf.
Doch er begnügte sich nicht mit dem eigenen Engagement für die
Musik, die er liebte, sondern führte auch seinen jüngeren Bruder
Albert an den Jazz heran.
Nach dem Krieg avancierte Mangelsdorff rasch zum Motor des
Frankfurter Jazzlebens. Vom Swing kommend, gehörte er nie zu den
Bilderstürmern des deutschen Jazz, hatte aber für Neuerungen wie
Free Jazz und Jazzrock immer ein offenes Ohr. Am wichtigsten war
ihm stets sein ungemein leichter, entspannter Ton. Für Emil Mangelsdorff war und ist Jazz ein Ausdruck von Heiterkeit und Lebensfreude
aus der Perspektive eines Künstlers, der alle Schattierungen des
Lebens kennengelernt hat.
In einer Soiree im Savoy Hotel stimmt Publizist Siegfried SchmidtJoos mit Emil Mangelsdorffs Hilfe ein auf das filmische Jon Hendricks
Porträt, zu dem der Alt-Saxophonist und sein Pianist Thilo Wagner
die Musik beisteuerten.
11
Donnerstag, 4. November
Haus der Berliner Festspiele
19:00 Uhr
Jazz Bigband Graz ‘ U rban,
Folktales... And A Rose!
Donnerstag, 4. November
Haus der Berliner Festspiele
19:00 Uhr
Kinsmen feat.
Rudresh Mahanthappa &
Kadri Gopalnath
Horst-Michael Schaffer vocals, trumpet, conductor, Heinrich
von Kalnein saxophones, flute, conductor, Christof ‘Pepe’ Auer
saxophones, clarinet, bass clarinet, Johannes Enders saxophones,
flute, Martin Harms saxophones, bass clarinet, Bernhard Nolf,
Axel Mayer, David Jarh trumpet, flugelhorn, Reinhard Summerer,
Robert Bachner trombone, Wolfgang Tischhart bass trombone,
Uli Rennert keyboards, lapsteel guitar, Matthias Loibner electric
hurdy-gurdy, Christof Dienz e-zither, bassoon, Henning Sieverts
bass, cello, Gregor Hilbe drums, programming, Barbara Buchholz
theremin, OchoReSotto visuals
Foto: Erich Reismann
Rudresh Mahanthappa alto sax, Kadri Gopalnath alto sax,
A. Kanyakumari violin, Rez Abassi guitar, Poovalur Sriji
mridangam, Carlo de Rosa bass, Dan Weiss drums
New York ist eine Vielvölkerstadt. Italiener, Puertoricaner, Juden und
andere Bevölkerungsgruppen haben den Jazz des Big Apple nachhaltig
geprägt. Zur Zeit erleben wir eine Art Welle indischer Jazz-Innovation,
angeführt von dem Pianisten Vijay Iyer und dem Saxofonisten Rudresh
Mahanthappa. In Mahanthappas Musik strömen unterschiedliche Erfahrungen von New Yorker Post-Loft-Jazz bis M-Base Sound mit den Traditionen indischer Musik zusammen. Mit seinen Jazz-Ragas geht es dem
Saxofonisten nicht um die oberflächliche Fusion zweier Idiome, sondern
er sucht nach schlüssigen Wegen, seine indische und amerikanische
Sozialisation so authentisch wie möglich auszudrücken.
In der Band Kinsmen („Bluts-Verwandte“) teilt er sich den Altsax-Part
mit Kadri Gopalnath, dessen Spiel sich vom Nadaswaram, einer Art indischer Oboe, ableitet. Der in Mangalore lebende Gopalnath, der schon
beim JazzFest ’83 als Partner von John Handy zu beeindrucken wusste,
ist klassischer karnatischer Musiker und als solcher ein virtuoser Improvisator. Im Spannungsfeld von Identifikation und Assimilation entsteht
indisch geprägter Jazz ohne verspielte Weltmusikromantik.
12
Fotos: Mark Duggan, Jack Vartoogian
Unter den europäischen Orchesterformationen hat sich die Jazz
Bigband Graz einen besonderen Ruf erworben. Die internationale
Solistenriege agiert auf höchstem Niveau. Den beiden künstlerischen
Leitern Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer ist es gelungen, diese heterogene Schar von Individualisten zu einem homogenen Team mit einer genuinen Klangsprache zu formen.
Der Begriff Big Band erscheint für das waghalsige Klangabenteuer
der Steirer fast schon zu konventionell, denn mit jedem neuen Projekt
entfernen sie sich weiter vom angestammten Terrain der Jazz-Großformationen. 2008 feierten sie mit Electric Poetry & Lo-Fi Cookies
Triumphe. Auf dem JazzFest Berlin führt die JBBG dieses Konzept
nun mit Urban Folktales... And A Rose! fort. Die Poesie des zeitgemäß runderneuerten und neben dem Theremin durch elektrische
Zither, elektrisch verstärkte Drehleier und visuelle Projektionen der
Künstlergruppe OchoReSotto erweiterten Klangkörpers dreht sich
dabei um das elementarste aller Menschheitsthemen, die Liebe. 13
Donnerstag, 4. + Freitag, 5. November 22:00 Uhr
JazzFest @ A-Trane
Céline Bonacina Trio
label des jahres
ECHO JAZZ 2010
céline bonacina / bariton sax
nicolas garnier / bass
hary ratsimbazafy / drums
nguyên lê / e-gitarre
Céline Bonacina baritone, alto and soprano sax, vocals, Kevin
Reveyrand e-bass, Hary Ratsimbazafy drums, percussion
„schlichtweg sensationell“
(fono forum)
céline bonacina trio
way of life
ACT 9498-2
auf "historicity" (echo jazz /
downbeat album of the year)
folgt das solowerk des
amerikanischen piano
shooting stars
#1 rising star pianist
(downbeat)
vijay iyer
solo
ACT 9497-2
yaron herman / piano
chris tordini / bass
tommy crane / drums
hermans pianistisches
wunderland wirbelt
ordentlich jazzer-staub auf
Das Bariton-Saxofon galt lange als Männerdomäne. Allein die schiere
Größe des Instruments hilft, dieses Vorurteil zu konservieren, und:
wird Céline Bonacina daran etwas ändern können? Und: will sie
das? Muss sie das?
Die junge Französin spielt das unhandliche Instrument nicht nur
meisterlich, sie verzaubert es. In ihren Händen klingt der Koloss unter
den Saxofonen, als wäre er nicht schwerer als eine Piccoloflöte. Ihr
charakteristisch voller, ornamental rollender Ton tänzelt mit swingender Leichtigkeit. Ein fernes Echo an Stephane Grappelli scheint im
Raum zu stehen. Französischer Jazz in allerbester Tradition, ohne im
Mindesten traditionell zu sein. Im Gegenteil, die urbanen Grooves
des Trios mit unaufdringlichen Anleihen an Funk, Dub, Reggae und
Afrobeat verströmen die unwiderstehliche Aura jugendlicher Vitalität
und heiterer Weltläufigkeit.
Gitarrist Nguyên Lê, Gast auf Céline Bonacinas jüngstem Album
Way Of Life, schwärmt, dass sie „Gegensätze und Extreme scheinbar mühelos und natürlich miteinander zu verbinden“ versteht.
14
Foto: Domac
yaron herman trio
follow the white rabbit
ACT 9499-2
joachim kühn / piano, sax
majid bekkas / voc, guembri
ramon lopez / drums, tabla
musicians from the desert
„nie gehörte klangbilder…
toll!“ (kulturspiegel)
joachim kühn
out of the desert
ACT 9475-2
www.actmusic.com
vertrieb: edel kultur
Donnerstag, 4. November
23:30 Uhr
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Paavo
Sofia Jernberg voice, Cecilia Persson piano, Per ‘Texas’
Johansson, Alberto Pinton, Marcelo Gabard Pazos reeds, Emil
Strandberg trumpet, Clas Lassbo bass, Gustav Nahlin drums
Donnerstag, 4. November
Quasimodo
22:30 Uhr
Roger Hanschel alto sax, Markus Segschneider guitar,
Dietmar Fuhr bass, Daniel Schröteler drums, percussion
Titel, die im Rundfunk rauf und runter gespielt werden, erfreuen
sich einer „Heavy Rotation“. So einen Sender wünschen wir Roger
Hanschel mit seinem Quartett… und uns!
In Zeiten, in denen es immer schwerer wird, auf wirklich unerhörtes
Klanggelände vorzudringen, bedarf es kreativer Köpfe, um die verborgenen Schnittstellen des bereits Bekannten auszumachen. Zu jenen
eifrigen Forschern gehört im doppelten Wortsinn Alt-Saxofonist
Roger Hanschel, dessen Name seit über 20 Jahren eng mit der
Kölner Saxofon Mafia verbunden ist, in der er alle Grade musikalischer Freiheit ausschreitet.
Seine Band Heavy Rotation ist eine weitere Unabhängkeitserklärung
im Quartettformat. Mit unablässigem Forschergeist komponiert er
feinsinnige Verbindungen aus Kammermusik, Jazz und Rock. Diesen
Synthesen haucht er Leben und Spielfreude ein. Präzision und
Leidenschaft sind für ihn kein Widerspruch. Bei Heavy Rotation
kommt es nicht nur darauf an, was gespielt wird, sondern fast mehr
noch auf das Wie. Der Ton macht die Musik, und die ist mächtig
gewaltig – „heavy“ eben, wie „schwer“ in Ordnung!
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Foto: Florian Ross
Foto: Jon Edergren
Roger Hanschels
Heavy Rotation
Vocal Jazz „Made in Sweden“ ist längst zum internationalen Markenzeichen geworden. Sängerin Sofia Jernberg beschreitet unbeirrbar
ihre eigenen Wege zwischen Jazz-Poesie und der Abstraktion Neuer
Musik und setzt ihre Stimme überwiegend instrumental ein.
Die Musik von Paavo, als Duo gemeinsam mit Pianistin Cecilia
Persson 2004 gegründet, ist in ständiger Veränderung. Kein Zustand
bleibt je, wie er ist, und doch werden krasse Brüche zugunsten minimalistischer Verschiebungen vermieden. Auf der Grenze zwischen
präziser Notation und freier Improvisation changiert die Band beinahe
unmerklich zwischen Warm und Kalt, Nähe und Distanz, Statik und
Dynamik. Die kristallin wirkenden Abläufe sind absolut transparent –
man kann durch diese Musik mit all ihren Brechungen förmlich
hindurchsehen. Neben der glasklaren Stimme von Sofia Jernberg
sind es gerade jene inneren Widersprüche, die dieses facettenreich
schillernde Happening so faszinierend und verführerisch machen.
17
‘Beyond’
zeitkratzer vs. Terje
Rypdal & Palle Mikkelborg
Reinhold Friedl musical director, piano, Burkhard Schlothauer
violin, Anton Lukoszevieze cello, Uli Phillipp bass, Maurice de
Martin percussion, Marc Weiser electronics, Frank Gratkowski
clarinet, saxophone, Hild Sofie Tafjord french horn, Hilary Jeffery
trombone, Terje Rypdal guitar, Palle Mikkelborg leader, trumpet
Freitag, 5. November
Haus der Berliner Festspiele
19:00 Uhr
Der Name ist Programm. Das Berliner Ensemble zeitkratzer um den
Komponisten, Pianisten und Organisator musikalischer Zusammenhänge Reinhold Friedl kratzt an den Normen der Zeit. Die hochkarätig besetzte Formation legt den Begriff Neue Musik auf ihre Weise
aus, „rüttelt an den Ketten der Notation“ indem sie den Akzent vor
allem auf die Komponente „Neu“ setzt.
In gemeinsamen Projekten mit Lou Reed, Jim O’Rourke oder
Merzbow fand sie überraschende Überlappungen verschiedener
Auffassung von zeitgenössischem Klangaufkommen. Dabei profitiert
das Ensemble von den mannigfachen Erfahrungen seiner Mitglieder
mit Improvisation, Elektronik, Minimal Music, Rock, Pop, Noise und
Folklore. Die Reise geht gleichzeitig immer weiter in Vergangenheit
und Zukunft.
Mit dem norwegischen Gitarristen Terje Rypdal und dem dänischen
Trompeter Palle Mikkelborg lädt zeitkratzer zwei Schwergewichte
des nordischen Jazz ein, deren intensiver Klangfarbenauftrag ihrerseits seit fünf Jahrzehnten die Grenzen zwischen den Kategorien
verwischt.
18
Foto: Svend Withfelt
Daniel Riegler conductor, Nika Zach vocals, Gunde Jäch-Micko
violin, Martina Engel viola, Maiken Beer cello, Bernd Satzinger
bass, Maria Augustin flutes, Theresia Melichar oboe, English
horn, Maria Gstättner bassoon, Clemens Salesny reeds, Martin
Eberle trumpet, flugelhorn, Philip Yaeger trombone, Peter Rom
guitar, Clemens Wenger piano, Andreas Moser percussion,
Leo Riegler electronics,vocals, Tibor Kövesdi e-bass, Wolfgang
Kendl drums, Werner Angerer sound
Studio Dan
feat. Nika Zach
Freitag, 5. November
Haus der Berliner Festspiele
19:00 Uhr
Mit seinem Album Studio Tan führte Frank Zappa die Hörerwartung
an seine Musik über alle Grenzen hinaus. In Anlehnung an diesen
Klassiker der hochwertigen Respektlosigkeit nennt der Wiener Posaunist und Komponist Daniel Riegler seine Gruppe Studio Dan. Mit
seinem 18-köpfigen Ensemble dringt Riegler tief ins Selbstverständnis gegensätzlicher Musikrichtungen, um genuine Verknüpfungen
aufzuspüren, wo sie niemand vermutet. Mit ihrem reichen instrumentalen Fundus legt die Band das Augenmerk auf die Nahtstellen zwischen akustischer und elektronischer Klangschöpfung sowie freier
und organisierter Improvisation. Obgleich Riegler den Begriff Big
Band für seine Truppe konsequent ablehnt, beruft er sich doch auch
auf das gestalterische Spektrum der großformatigen Jazz-Besetzung.
„So paradox es klingen mag: Seine zwischen konkreter und abstrakter Sinnlichkeit oszillierende Musik ist äußerst heterogen und wirkt
doch wie aus einem Guss.“ (Der Bund / Tom Gsteiger)
Foto: Ditz Fejer
19
Stomping@Savoy
7. Oktober 2010
Duo Elegance
Peter Weniger und David Friedman
.
3. November 2010
JazzTalk ‘Two for the Blues’ mit
Emil Mangelsdorff und Siegfried Schmidt-Joos
JazzFest Berlin 2010
.
5. November 2010
Jean-Pierre Froehly Trio meets Malte Dürrschnabel
JazzFest Berlin 2010
.
17. Dezember 2010
Weihnachtskonzert
JIB Jazz-Institut Berlin
Savoy Berlin
Fasanenstrasse 9 –10 . 10623 Berlin
[email protected]
www.hotel-savoy.com
Stomping @ S avoy
Jean-Pierre Froehly Trio
meets Malte Dürrschnabel
Freitag, 5. November
Hotel Savoy Berlin
20:00 Uhr
Jean-Pierre Froehly guitar, Alexej Bogoljubov piano,
Jörn Henrich bass, Malte Dürrschnabel flute
Der deutsch-französische Jazzgitarrist Jean-Pierre „JP“ Froehly führt
Welten zusammen. Das ist in diesem Fall kein Gemeinplatz – Froehly
hat als Diplomat in Diensten der Bundesregierung gelernt, was es
bedeutet, unterschiedliche Kulturen und Sprachen einander anzunähern. In der Band jAAzz vereinte er Mitarbeiter des Auswärtigen
Amtes mit Protagonisten der Berliner Jazzszene, während seiner
Dienstzeit als deutscher Kulturattaché in der Ukraine wurde er zu
einer gefeierten Jazzgröße des osteuropäischen Landes. Seit Kurzem
liegen seine einmaligen Synthesen aus unbekümmertem Swing und
osteuropäischer Heiterkeit als Four in Berlin mit Don Friedman,
Wolfgang Lackerschmid und Hendrik Meurkens vor. Sein an Attila Zoller geschulter Ton ist so rund, sanft und geschmeidig, dass man sich einfach auf ihn einlassen muss. Jazz ist für Froehly
ein Synonym für gegenseitiges Aufeinanderzugehen, das keiner
Worte bedarf. Sein handverlesenes Trio mit alten Freunden bittet als
diesjährige Hausband im Hotel Savoy zu einem „Date at Eight“.
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Denis Colin & la Société
des Arpenteurs
Denis Colin bass clarinet, Tony Malaby saxophones, Sylvaine
Hélary flutes, Antoine Berjeaut trumpet, flugelhorn, Benjamin
Moussay Fender Rhodes, Julien Omé guitar, Stéphane Kerecki
bass, Thomas Grimmonprez drums
Freitag, 5. November
22:00 Uhr
Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin
Freitag, 5. November
22:00 Uhr
Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin
Bleu
Lorenz Raab trumpet, Ali Angerer tuba, e-dulcimer,
Rainer Deixler drums, percussion
Blau, die Urfarbe des Jazz, erfährt durch den österreichischen
Trompeter Lorenz Raab eine neue, faszinierende Schattierung. Sein
Blau steht für die unergründliche Weite und Transparenz von Luft
und Wasser, Himmel und Horizont, versinnbildlicht aber auch lange
Nächte in der Urbanität, Qualm von Zigaretten, Elektrizität. Und dann
ist da natürlich noch jenes schillernde Blau der Dämmerung, in dem
Imagination und Wirklichkeit sich ineinander auflösen.
In Lorenz Raabs Trio Bleu tauschen Tradition und Moderne ihre angestammten Funktionen. Instrumente wie Dulcimer und Tuba lösen
Klangassoziationen aus, die von virtueller Flüchtigkeit und moderner
Hektik zeugen, während die Trompete sanft, ja beinahe melancholisch darüber schwebt. Geblasene Muschelhörner verheißen
Naturnähe, ein Harmonium steuert spirituelle Tiefe bei. Bei Bleu
fließen verschiedene Strömungen europäischer Jazz-Erfahrung in
ein Delta aus, dessen Verzweigungen und Artenreichtum schier
überwältigend ist. Bleu ist ein Experiment mit offenem Ausgang,
bei dem die Intuition den Sieg über das Kalkül davon trägt. Mit
dieser Band avanciert der Österreicher zu einer der kreativsten
Stimmen auf der europäischen Jazztrompete.
22
Foto: PNTGM
Der französische Klarinettist Denis Colin zählt zu den alten Hasen
der europäischen Jazzemanzipation. Seit den achtziger Jahren
experimentiert er mit seinem Trio beharrlich auf dem Grat zwischen
Kammermusik und freiem Jazz. Seit 1995 verfolgt er daneben mit
dem Projekt variabler Größe la Société des Arpenteurs („Landvermesser-Zirkel“) noch ein gänzlich anderes Konzept.
Ausgangspunkt für die Gruppendynamik der (für Berlin) acht
beteiligten Musiker war die Beschäftigung mit Stummfilmen. Wie
in einem Slapstick-Streifen konfrontiert Colin seine Musiker mit
scharfen Schnitten musikalischer Stimmungen, Konstellationen und
Intentionen. Der Überraschungsfaktor ist in dieser Band unvergleichlich hoch und nicht umsonst trägt das neue Album der Gruppe den
Titel Subject to Change. Mit dem bizarr aufreizenden Flow seiner
„Gut-Besser-Landvermesser“ Sozietät beweist Denis Colin einmal
mehr, dass die Wurzeln der Avantgarde stets in der Vergangenheit
liegen.
Foto: Fabien Monsinjon
23
Freitag, 5. November
Quasimodo
22:30 Uhr
Led Bib
Chris Williams, Pete Grogan alto sax, Toby McLaren Fender
Rhodes, piano, Liran Donin bass, e-bass, Mark Holub drums
Johanna Borchert piano & vocals, Elena Setién vocals & violin
Little Red Suitcase
Freitag, 5. November
23:30 Uhr
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
England hat derzeit eine der abenteuerlichsten jungen Jazzszenen
Europas. Gruppen wie das Portico Quartet oder Acoustic Ladyland heben den Londoner Jazz aus seinen Angeln. In jenen Zirkel
der sogenannten Jazz Misfits gehört auch das Quintett Led Bib um
Drummer Mark Hollub.
Bei Led Bib prallen verschiedene Aspekte westeuropäischer Lebenswirklichkeit jäh aufeinander. Die Struktur erinnert an die Knitting
Factory Bands der neunziger Jahre, deren Songs oft wie akustische
Flickenteppiche klangen. Ruppige Noise-Eruptionen lösen sich unvermittelt mit nachdenklichen oder gar romantischen Momenten ab.
Doch der Nachdruck, mit dem dies hier geschieht, ist ein Ausdruck
des 21. Jahrhunderts. So bezeichnen die Londoner Ihre spezielle
Quersumme von Rock und Jazz auch nicht als Jazzrock, sondern als
„Controlled Power“ – Understatement ist eben nicht ihr Ding.
24
Foto: Matt Crossick
Ihre Songs sind schrullig, exzentrisch und doch wunderschön.
Das dänisch-deutsche Duo Little Red Suitcase ist gewissermaßen
das europäische Äquivalent zu den amerikanischen CocoRosie. Mit
verführerischer Süßlichkeit locken sie den Hörer, um ihn einzufangen
und nicht wieder freizugeben. In ihrer musikalischen „Puppenstube“
wimmelt es von seltsamen Gestalten und Gegenständen. Mit
Charme und minimalem Aufwand bringen die beiden jungen Damen
verschiedene Prinzipien von Cabaret, Pop-Performance und Improvisation unter einen Hut. Ihre Stücke sind flüchtig, ihr musikalisches
Gepäck passt in den kleinen, roten Koffer ihres Bandnamens. Geigerin und Sängerin Elena Setién hat bereits mit Django Bates und
Simon Toldam gearbeitet. Die Berlinerin Johanna Borchert kennt man
vor allem aus dem Quartett Schneeweiß & Rosenrot. Ihr gemeinsames Projekt Little Red Suitcase ist ein grandioses Rückzugsmanöver
zu den Urimpulsen des unschuldigen Singens, seien es nun
Standards oder Eigenschöpfungen.
Foto: Søren Solkær
25
Samstag, 6. November
19:00 Uhr
Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin
MAX SCHLUNDT
Kultur Technik
im stilwerk Berlin · Kantstrasse 17 · 10623 Berlin
t 0 30.31 51 53 40 ·· www.maxschlundt.de
JFU – JIB Faculty Unit, Duo Élegance Friedman/Weniger,
Judy Niemack's Chillida Project, Björn Sickert Archery
Ensemble, Latin Band, JIB Big Band und John Hollenbeck's
Percussionist Ensemble
Lange Nacht des JIB
JAZZFEST
BEI MAX SCHLUNDT
KULTUR TECHNIK
JEDERZEIT
ERLEBEN
SIE MUSIK
MIT EXCELLENTER
ELEKTRONIK
Als die Universität der Künste und die Hochschule für Musik „Hanns
Eisler“ 2005 ihre Jazz-Sektionen zum Jazz-Institut Berlin (JIB)
zusammenschlossen, hatte der lange beklagte Separatismus der
Berliner Jazzausbildung endlich ein Ende. Seither strömen Virtuosen
und Klangpioniere aus der ganzen Welt nach Berlin, um am JIB zu
unterrichten.
Existierten die beiden Hochschulen zuvor ein Stück weit unabhängig
von der Berliner Szene, hat sich der Input des JIB auf das hauptstädtische und europäische Jazzleben unter der künstlerischen Leitung
von Peter Weniger ungemein gesteigert. Die Lehrer sind allesamt
aktive Musiker der Berliner und internationalen Szene.
In der langen Nacht des JIB stellen einige Ausbilder des JIB Bands
und Projekte mit und ohne Studenten vor. Ensembles unter Leitung
von John Hollenbeck, Judy Niemack, Peter Weniger, David Friedman,
Björn Sickert und anderen geben nicht nur Einblick ins gegenwärtige
Innenleben des JIB, sondern auch einen Ausblick auf künftige Optionen des europäischen Jazz.
Foto: Kathrin Müller
AUCH ZUHAUSE
Audionet Meridian Sonus Faber
Adam Audio Sooloos Focal Musical Fidelity
Octave Transrotor B.M.C. Velodyne Thorens
Mehr unter: maxschlundt.de
einfach gut hören
27
Samstag, 6. November
Haus der Berliner Festspiele
20:00 Uhr
MOSS
Theo Bleckmann, Peter Eldridge, Kate McGarry, Lauren
Kinhan vocals, Kermit Driscoll bass, John Hollenbeck drums
Von All About Jazz wird Theo Bleckmann als „German-American
Meistersinger“ bejubelt. Treffender könnte man es kaum ausdrücken
und idealtypischer kann man sich einen transatlantischen Brückenschlag kaum vorstellen.
Der Ex-Dortmunder Stimm-Export und Sheila Jordan-Schüler hat
mit den ‚halben’ New York Voices, Eldridge und Kinhan, und dem
Universaltalent Kate McGarry einen Vokal-Vierer gebildet, dessen
Kultiviertheit und Raffinement nur noch durch den Grad der Entspanntheit des Vortrags übertroffen zu werden scheint.
John Hollenbeck am Schlagzeug steuert mit elastischem Puls das
Quartett durch einen Set, der antörnt wie ein Wodka Martini im
Algonquin.
Es ist die ebenso eigenständige wie New York-typische CabaretSzene, wie sie bis heute im Café Carlyle zu finden ist, die solche
Phänomene wie MOSS anzustiften scheint. Es sind Namen wie
Eartha Kitt und Bobby Short, Elaine Stritch und John Pizzarelli –
die Pate standen und stehen bei einer Entertainment-Kultur, die
für manche längst „moss“ angesetzt haben mag. Aber was für ein
Behagen, die Ohren auf diesem Moos ausruhen zu dürfen!
Eine nächste Generation ist angetreten, schön dass Theo mit dabei
ist. Der Standard bleibt. Das Repertoire wird weiter und souveräner:
Neil Young? Aber immer! Joni Mitchell? Ja gerne! Tom Waits?
Mehr davon!
Foto: D. Bartolomi
29
‘Out of the Desert’
hr-Bigband feat. Joachim Kühn Trio
Samstag, 6. November
Haus der Berliner Festspiele
20:00 Uhr
Örjan Fahlström conductor, Tobias Weidinger, Martin Auer,
Thomas Vogel, Axel Schlosser trumpet, Günter Bollmann,
Peter Feil, Christian Jaksjø trombone, Manfred Honetschläger
bass trombone, Heinz-Dieter Sauerborn, Oliver Leicht, Tony
Lakatos, Julian Argüelles reeds, Peter Reiter Fender Rhodes,
Martin Scales guitar, Thomas Heidepriem bass, Jean Paul
Höchstädter drums
Joachim Kühn piano, Majid Bekkas vocals, guembri, oud, kalimba,
Ramon Lopez drums, percussion
Joachim Kühn, weltberühmt vor allem als imaginativer Klaviervirtuose,
legt in diesem Projekt auch ein beeindruckendes Zeugnis seiner
Fähigkeiten als Komponist und Bigband-Arrangeur ab. Seine Vorgaben sind der perfekte Ausgangspunkt für die kraftvollen Attacken
eines der dienstältesten Jazzorchester Deutschlands, das hier seinen
ganzen Erfahrungsschatz von Swing bis Avantgarde einbringen kann.
Ohne Umwege schlägt Out of the Desert musikalische Brücken aus
Mitteleuropa direkt ins Herz Afrikas.
Foto: Dirk Ostermeier
Piano-Legende Joachim Kühn hat 2008 die Wüste für sich entdeckt,
als er sich zu seinem 64. Geburtstag musizierend in die brütende
Kargheit des ewigen Sandes zurückzog. Auf seinem Album Out of
the Desert umgibt er sich neben seinem Trio mit nordafrikanischen
Musikern, die die Hitze, den Farbreichtum und die Formenvielfalt des
Maghreb mit ihm teilen. Von dieser Erfahrung und diesem Fundus
an Material ausgehend schrieb Kühn ein spezielles Programm für
die hr-Bigband, das 2009 auf dem Deutschen Jazzfestival Frankfurt
uraufgeführt und bejubelt wurde. Die Frankfurter Allgemeine erklärte
die mitreißende Performance gar zu einem „Musikwunder“.
30
Foto: Klaus Mümpfer
Esst mehr Jazz!
Ja, wir lieben Jazz, und deshalb hat unser Küchenchef Carsten Obermayr eine ganz besondere
Speisekarte entwickelt. Gerichte, die in ihren Interpretationen ein wenig dem Jazz gleichen.
Immer individuell, immer kreativ und deshalb immer besonders.
Das DUKE in der Nürnberger Straße im Ellington Hotel. Business Lunch oder feines Dinner.
Nürnberger Straße 50 - 55 | 10789 Berlin | Fon 030 6831 - 54000 | www.duke-restaurant.com
growingmarkets!
28 april ➜ 1 may 2011
congress centre bremen
germany
➜ overseas Night
german jazz Night
➜ Partner Country turkey
➜ club Night
➜ Trade Fair ➜ conferences
➜
Magnus Lindgren tenor sax, flutes, clarinets, Magnum C. Price
bass, vocals, Erik Söderlind guitar, Robert Ikiz drums, Diva Cruz,
Tiago Loei percussion
Samstag, 6. + Sonntag, 7. November
JazzFest @ A-Trane
22:00 Uhr
Magnus Lindgren
‘ B atucada Jazz’
info, tickets & podcast
➜
www.jazzahead.de
Organisers
> messebremen/wfbgmbh
> kulturzentrumschlachthofe.v.
> musikfest bremengmbh
Was haben Brasilien und Schweden gemein? Den Saxofonisten
Magnus Lindgren. Der nahm nicht nur sein aktuelles Album
Batucada Jazz in Rio und Stockholm auf, er sucht auch erfolgreich
nach einer ausgewogenen Melange aus tropischen und borealen
Klängen. Seine Rezeptur lautet Feuer und Eis. Schwedische Klangkunst wird mit brasilianischen Rhythmen zu einem hochgradig partykompatiblen Cocktail gemixt, der für Ohr und Seele ebenso viel zu
bieten hat wie für Bauch und Bein.
Lindgren ist es gelungen über den Atlantik sowie über den Äquator
hinweg, eine Band zusammenzuschweißen, die sich vor allem durch
eine gemeinsame Sprache auszeichnet. Seine Erfahrungen an der
Seite so unterschiedlicher Künstler wie Herbie Hancock und Wilton
Felder sowie mit dem Pop-Gespann Koop waren ihm dabei überaus
hilfreich. Dieser prickelnde Mix aus Samba und Hardbop ist die
fröhliche Antithese zum langen, nordischen Winter.
Foto: Fredrik Jonsson
33
Samstag, 6. November
Quasimodo
22:30 Uhr
Borderhopping
Paul van Kemenade alto sax, Eckard Koltermann bass clarinet,
baritone sax, Stevko Busch piano, compositions, Benjamin
Trawinski bass, Achim Krämer drums
und europäische Einflüsse, moderne Traditionen und tradierte Avantgardismen zu einem Powerpack gebündelt werden.
In Borderhopping liefert sich der Altsaxofonist ein Stelldichein mit
dem deutschen Bassklarinettisten und Baritonsaxofonisten Eckard
Koltermann. Die Spielweisen der beiden ergänzen sich prächtig zu
einem fulminanten Sound. Der ohnehin schon offene Kontext des
Quintetts wird durch zahlreiche Ad-hoc-Formationen innerhalb der
Band vom Duo bis zum Quartett unterstrichen. Das expressive Feuer
und der Individualismus beider Gruppen versprechen pures
Adrenalin.
Fotos: Stef Mennens
Anderson-BenninkMöbus-Glerumvan Kemenade
Paul van Kemenade alto sax, Ray Anderson trombone,
Frank Möbus guitar, Ernst Glerum cello, Han Bennink drums
Altsaxofonist Paul van Kemenade, seit Anfang der achtziger Jahre ein
Aktivposten des niederländischen Jazz, schert sich den Teufel um
Formate oder Konventionen. Seit 25 Jahren setzt er mit seinem regulären Quintett alle Regeln der Ressourcentrennung von Jazz, Klassik,
Pop und Folklore außer Kraft.
Mit Ray Anderson, Frank Möbus, Ernst Glerum und Han Bennink gibt
er diesen Intentionen einen globalen Rahmen, in dem amerikanische
live @ Jazzfest:
ENJ-9554 2
MAGNUS LINDGREN
BATUCADA JAZZ
06. & 07. Nov
A-Trane
www.magnuslindgren.com
enja 9704 2
ULRICH DRECHSLER
CONCINNITY
07. Nov
Georg-Neumann-Saal
www.ulrichdrechsler.com
34
www.enjarecords.com | www.jazzrecords.com/enja | Vertrieb D & A: EDEL Kultur CH: Musikvertrieb
Samstag, 6. November
23:30 Uhr
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Peter Bolte
Foto: Markus van Offern
Peter Bolte alto sax, flutes, Jim Campbell electronics
Peter Bolte gilt als herausragender Solist auf dem Altsax, weniger
bekannt sind seine Elektronik-Projekte, die die Normen akustischer
und elektronischer Klangerzeugung im Sinne einer organischen
Musiksprache zu vereinbaren trachten. Schließlich geht es darum,
die programmierte Berechenbarkeit der Electronics mit dem
spontanen Impuls und der physischen Ausdehnung des in Echtzeit
generierten Tons in einen Kontext zu bringen, der beim Hörer sinnliche Reaktionen freisetzt.
Im Duo mit Jim Campbell glückt Bolte die Verschmelzung dieser
beiden Denk- und Arbeitsweisen. Bolte, der in der NDR Big Band
aktiv ist, genießt die Weite und Intimität des Duo-Kontexts. Karge,
flache Klanglandschaften, über denen sich Flöte und Saxofon wie
Vogelstimmen abheben, bieten jeden nur erdenklichen Raum für
individuelle Assoziationen.
Pablo Held Trio
Samstag, 6. November
23:30 Uhr
Haus der Berliner Festspiele | Seitenbühne
Foto: Oliver Heisch
36
Robert Landfermann bass, Pablo Held piano,
Jonas Burgwinkel drums
Mit Superlativen wird nicht gespart, wenn es um die Aufzählung der
musikalischen Qualitäten des Pablo Held Trios geht. Vom „Senkrechtstarter unter den jungen Jazzpianisten“ ist da die Rede, von
der „Idealkombination von Improvisationsphantasie und musikalischer Ökonomie“ und „einer der spannendsten jungen Gruppen im
deutschen Jazz“. Zu Recht, denn Pianist Pablo Held, Bassist Robert
Landfermann und Drummer Jonas Burgwinkel sind mehr als ein Trio.
Sie bilden eine der wenigen symbiotischen Einheiten in der jüngeren
Geschichte des Piano-Trios. Die Intentionen der drei Musiker finden
zu einem gemeinsamen Fluss, dessen Verlauf und Strömungsdichte
immer wieder voller Überraschungen ist. Pablo Held kombiniert die
Gelassenheit eines Routiniers, der auf fast allen großen Festivals
Europas zu Hause ist, mit dem Heißhunger eines Mittzwanzigers,
der den Jazz aus allen denkbaren Perspektiven erleben will. In jedem
Stück stecken der Romantiker und der Rationalist in ihm aufs Neue
ihr Terrain ab.
Foto: Konstantin Kern
37
<
‘Between Shores’ Kocani Orkestar meets
Municipale Balcanica & Roberto Ottaviano
Sonntag, 7. November
Haus der Berliner Festspiele
15:00 Uhr
Ajnur Azizov vocals, Djeladin Demirov clarinet, Durak Demirov saxophone,
Turan Gaberov, Nebi Kanturski trumpet, Nijazi Alimov, Redjai
Durmisev, Shukri Zejnelov euphonium, Suad Asanov tuba, Vinko
Stefanov accordion, Enis Alimanovski tapan
Michele de Lucia clarinet, Armando Giusti alto sax, Raffaele Piccolomini
tenor sax, Paolo Scagliola trumpet, Raffaele Tedeschi guitar, vocals, Livio
Minafra accordion, Giorgio Rutigliano e-bass, Nico Marziale percussion,
Luigi Sgaramella drums
Roberto Ottaviano alto and soprano sax
^
Beim mazedonischen Kocani Orkestar lässt sich nur schwer der
Grenzverlauf zwischen einzelnen Traditionen ausmachen. Die Gruppe ist, wie bei den meistens Sinti- und Roma-Kapellen gang und
gäbe, ein Familienunternehmen, das sich aus Opas, Vätern, Brüdern,
Söhnen, Enkeln nebst Freunden und Nachbarn rekrutiert. Es gibt
kaum einen muslimischen,
christlichen oder weniger ernsten Anlass,
^
den die Männer aus Kocani nicht zu einem Vorwand ermutigen
könnte, die Instrumente auszupacken. Ihr zündender Sound greift
zurück auf türkische Janitscharen, Echos aus dem fernen Rajasthan
scheinen wider zu hallen. Hohe Windstärken lassen Fetzen von Jazz,
Funk, Mambo, Samba, Rumba, Mariachi, indische Bollywood-Klänge
und chinesische Schlager am Ohr vorüber treiben.
Und der Wind lässt nicht nach! Die Banda Municipale Balcanica
ist beheimatet auf der anderen Seite der Adria, in Apulien. „Leuchtturm“ Roberto Ottaviano aus Bari gibt den Paten im Auftrag des
Jazz. Mit Leidenschaft und Emphase, mit Witz und einem Quäntchen
Sentiment entwerfen die Süditaliener einen mediterranen Klangraum, in dem sie die gemeinsamen Wurzeln des Balkan und der
Apennin-Halbinsel mit einem Band aus Jazz verknoten. Das Meeting
dieser beiden Powerbands verheißt eines der großen Spektakel des
JazzFest Berlin 2010.
38
Foto: Carlos Munos Yagûe
Copenhagen Jazz Festival
July 1-10, 2011
Experience the 33rd edition.
www.jazz.dk
Sonntag, 7. November
17:00 Uhr
Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin
Ulrich Drechsler bass clarinet, Rina Kaçinari cello,
Christoph Unterberger cello, Jörg Mikula drums
Ulrich Drechsler Cello
Quartet
Ulrich Drechsler liebt die tiefen und halbtiefen Töne. In seinem neuen
Quartett umgibt er sich mit zwei Celli und Schlagzeug, er selbst
bevorzugt die Bassklarinette. Die schwungvolle Eleganz seiner
Linien beruht auf eingehender Auseinandersetzung mit Thelonious
Monk, dem er 2004 das Album The Monk In All Of Us widmete.
Die un-widerstehliche Zugkraft seiner Songs geht nicht zuletzt auch
auf den Umstand zurück, dass er schon als Neunjähriger Klarinette
in der Marschkapelle seiner Heimatgemeinde spielte. Der dunkle,
aber niemals finstere Sound seines Cello Quartet ist im Jazzkontext
absolut ungewohnt. Nordische Klangflächen treffen auf orientalische
Ornamente, entrückte Balkanromantik prallt auf Wiener CaféhausModerne, Mozarts verspielte Leichtigkeit löst sich in Dolphys nachdenklicher Komplexität auf. Trotz all dieser Einflüsse klingt Drechslers
Musik stringent, spontan und aus der Dringlichkeit des Moments
geboren wie ein feinsinnig robuster Rocksong.
Sonntag, 7. November
17:00 Uhr
Georg-Neumann-Saal im Jazz-Institut Berlin
Iro Haarla Sextet
Iro Haarla piano, Verneri Pohjola trumpet, Kari ‘Sonny’ Heinilä
saxophones, Jari Hongisto trombone, Ulf ‘Uffe’ Krokfors bass,
Mika Kallio drums
Foto: Wolf-Dieter Grabner
„Musik, wie das Leben im Ganzen, ist für mich Interaktion zwischen
Extremen: Licht – Dunkelheit, Ruhe – Sturm, Freude – Trauer. Die
außergewöhnliche Schönheit der Natur ist eine der unerschöpflichen
Quellen meiner Inspiration“. Die Komponistin, Pianistin und Harfenistin Iro Haarla stellte ihre eigenen Ambitionen stets hinter denen
ihres Ehemannes Edvard Vesala zurück, als dessen musikalische
Innenarchitektin sie galt. 1986 war sie auf seinem Album Lumi zu
hören. Erst vier Jahre nach Vesalas Tod debütierte sie 2003 mit dem
Trioalbum Heart of a Bird. Diesem folgte Ihr Quintet ein Jahr später
mit dem an nordischer Verklärtheit kaum zu überbietenden ECMAlbum Northbound, ein Monument voller Melancholie und Sehnsucht. Vermutlich genügt ein Blick auf Mathias Eicks und Trygve
Seims volle Terminkalender, um sich Haarlas Schritt in Richtung
einer komplett finnischen Besetzungs-Variante erklärlich zu machen.
Die Front wird gebildet von Trompeter Verneri Pohjola, dessen
Album Aurora Nils Landgren letztes Jahr schwer begeisterte, von
Saxofonist Heinilä, den sie zuhause nur ‘Sonny’ nennen und mit
Jari Hongisto, einem Freigeist auf der Posaune.
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Foto: Maarit Kytöharju
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Django Bates Beloved
Bird
Sonntag, 7. November
Haus der Berliner Festspiele
Sonntag, 7. November
Haus der Berliner Festspiele
Orchestre National de
Jazz / Daniel Yvinec
20:00 Uhr
20:00 Uhr
‘Broadway In Satin’ Billie Holiday Revisited
Django Bates piano, Petter Eldh bass, Peter Bruun drums
Daniel Yvinec conductor, Karen Lano, Ian Siegal vocals, Eve
Risser piano, flutes, sound objects, Vincent Lafont keyboards,
electronics, Antonin-Tri Huong alto sax, clarinets, piano, Matthieu
Metzger alto, soprano and sopranino sax, el. treatments, Joce
Mieniel flutes, electronics, Rémi Dumoulin saxophones, clarinets,
Guillaume Poncelet trumpet, Pierre Perchaud guitars, banjo,
Sylvain Daniel e-bass, french horn, el. effects, Yoann Serra drums
Django Bates – der ewige Hansdampf in allen Gassen. Mit seinen
Loose Tubes veränderte er das Gesicht des europäischen Jazz
nachhaltig, mit Gruppen wie Human Chain und Delightful Precipice
mischte er immer wieder sein eigenes Umfeld auf. Als Gast von Tim
Berne fand er den Schulterschluss zur New Yorker Szene. Sein
Humor ist sprichwörtlich. Dass sich hinter seiner lausbübischen Verschmitztheit aber auch ein ausgeprägter Hang zum Perfektionismus
verbirgt, wird bei der verspielten Leichtigkeit seiner Performance oft
übersehen.
Bates, einer der einflussreichsten britischen Jazzmusiker der letzten
drei Jahrzehnte, lebt seit einigen Jahren in Kopenhagen, wo er immer
neue Kreise junger Musiker um sich schart. Mit Petter Eldh und Peter
Bruun von der Kaderschmiede Rytmisk Musikkonservatorium hat
er nun das Trio Beloved Bird gegründet, in dem der passionierte
Big Band-Leader das Augenmerk auf seine Obsessionen als Pianist
legen kann. Gemeinsam sprinten die drei lustvoll durch die Hinterlassenschaft Charlie Parkers und garnieren diese Hommage mit einer
Handvoll würziger Eigenkompositionen.
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Foto: Martin Munch
Von einem programmatisch ausgerichteten Nationalorchester sollte
man annehmen, dass es sich exklusiv der Pflege der eigenen Nationalkultur verpflichtet fühlt. Nicht so das französische Orchestre
National de Jazz. Nachdem es sich bereits letztes Jahr die Lieder
Robert Wyatts auf die Fahnen geschrieben hat, reist es mit seinem
neuen Programm an den Broadway. Dort entstand zwischen 1920
und 1950 die Grundlage für unseren heutigen Jazz-Kanon.
In Broadway In Satin geht es speziell um die Erinnerung an Billie
Holiday. Das Ensemble unter Leitung von Daniel Yvinec wird seinem
Ruf gerecht, indem es sich nicht mit der Rekonstruktion der originalen Interpretationen aufhält, sondern mit allen Mitteln elektronischer
und akustischer Klangmanipulation großes Hörkino inszeniert. Den
Part der Sängerin übernehmen zwei Vokalisten, deren stimmliches
Spektrum größtmöglichen Kontrast verspricht. Karen Lano ist
hierzulande noch ein Geheimtip, Ian Siegal hingegen, dessen Organ
an Chris Farlowe erinnert, gehört zur alten Garde des britischen
Bluesgesangs.
Foto: Annabelle Tiaffay
43
Christine Tobin
Sonntag, 7. November
Quasimodo
Sonntag, 7. November
Quasimodo
22:30 Uhr
Christine Tobin vocals, Phil Robson guitar, Dave Whitford bass,
Gene Calderazzo drums
Sie ist die Stimme der alternativen britischen Jazzszene. Die in Dublin
geborene Sängerin Christine Tobin führt zwar Einflüsse von Billie
Holiday über Cassandra Wilson bis Joni Mitchell zusammen, interpretiert ihre Songs aber mit einer ganz persönlichen Note mondäner
Aufmüpfigkeit. Ihre warme, verbindliche Stimme steht oft in anregendem Kontrast zu ihrer burschikosen Intonation.
Von Musikern wie Gitarrist Phil Robson und Drummer Gene
Calderazzo (beide Partisans) lässt sie sich teils grobmaschige
Soundteppiche weben, über denen sie dann leichten Fußes tanzt.
Ihre Lieder, die fast ausschließlich aus eigener Feder stammen,
sind vertonte Poesie. Die inbrünstige Beiläufigkeit ihres Vortrags,
der unaufdringliche Symbolismus ihrer Texte und ihre lebendige
Bildsprache machen sie einzigartig. Seit Ende der Achtziger ist die
studierte Anthropologin ein fester Bestandteil der offenen Londoner
Jazzszene, mit deren Exponenten sie regelmäßig auftritt.
44
Foto: Richard Kaby
22:30 Uhr
Partisans
Julian Siegel tenor and soprano sax, bass clarinet, Phil Robson
guitar, Thaddeus Kelly e-bass, Gene Calderazzo drums
Die Londoner Jazzrock-Band Partisans ist das Bindeglied zwischen
der goldenen Generation des britischen Jazz um Django Bates, die
Argüelles-Brüder, Iain Bellamy und den jungen Wilden um Led Bib,
dem Portico Quartet und Acoustic Ladyland.
1996 von Gitarrist Phil Robson und Saxofonist Julian Siegel gegründet, erspielten sie sich schnell eine ganz eigene Welt zwischen griffigen Funk Grooves und der Bereitschaft, eingefahrene Haltungen und
Hörerwartungen immer ein Stück über das Bekannte und Erlaubte
hinaus zu tragen. In den ungewöhnlichen Stilmix des Quartetts fließen
Elemente aller Richtungen des Jazz ebenso ein wie leidenschaftliche
Bekenntnisse zu Jimi Hendrix, Led Zeppelin, David Bowie und den
Sex Pistols.
Während sich viele Musiker ihrer Umgebung in wechselnden Projekten aufrieben, machten Partisans vor, wie eine Band über lange
Zeitläufe funktioniert. Zwar haben sie in 14 Jahren nur ganze vier
CDs auf dem britischen Liebhaber-Label Babel veröffentlicht, doch
diese zeugen von einer unverwechselbaren, bestechend logischen
Klangsprache, die allerdings ihrer ureigenen Grammatik folgt.
Foto: Bill Shakespeare
45
Impressum
JazzFest Berlin 2010
Veranstalter Berliner Festspiele
Intendant Prof. Dr. Joachim Sartorius
Kaufm. Geschäftsführung Charlotte Sieben
Künstlerischer Leiter Nils Landgren
Produktionsleitung Ihno von Hasselt
Produktionsassistenz BJ Göbel
Mitarbeit Kathrin Müller
Programmheft
Redaktion BJ Göbel, Ihno von Hasselt, Bernd Krüger
Texte Wolf Kampmann
Gestaltung Henning Wagenbreth, Sophia Martineck
Druck enka-druck, Berlin
Anzeigen Runze & Casper Werbeagentur GmbH
Leiterin Marketing Kerstin Schilling
Leiterin Presse Jagoda Engelbrecht
Presse JazzFest Berlin Patricia Hofmann
Mitarbeit Sara Franke | Michaela Engelbrecht | Maria Grahmann
Kontakt (030) 254 89-223 | [email protected]
Leiter Ticket Office Michael Grimm
Leiter Redaktion I Internet Frank Giesker
Leiter Hotelbüro Heinz Bernd Kleinpaß | Protokoll Gerhild Heyder
Unter Beteiligung von ARD und Deutschlandradio
Gremium Ulf Drechsel, RBB | Axel Dürr, NDR | Barbara Haßlauer-Rüger, DKultur
Dr. Bernd Hoffmann, WDR | Guenter Hottmann, HR | Dr. Reinhard Kager, SWR
Dr. Peter Kleiß, SR | Dr. Bert Noglik, MDR | Harald Rehmann, DLF
Arne Schumacher, RB Sprecher | Roland Spiegel, BR
Informationen
Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin
Telefon (030) 254 89-0 | www.berlinerfestspiele.de
Berliner Festspiele | Ein Geschäftsbereich der
gefördert durch
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Wir danken unseren Partnern und Sponsoren
E X P E R I E N C E
E X P E R I E N C E
46
Programmänderungen vorbehalten | Stand August 2010
JAZz
F EST
BERLIN 2010
3.BIS 7.NOVEMBER
FON 030-254 89 100
www.jazzfest-berlin.de