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11.06.12 13:24
TEST: Pinion-Räder | DUELL: Pinion gegen Rohloff | REPORT: Neuheiten 2013, Besuch bei Humpert | TEST: Batterie-Licht | SERVICE: Regenbekleidung | REISE: Hessen & Himalaya
# 11/12
2012
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11/12
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2012
Nov./Dez.
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Test
Räder mit
18-Gang-Getriebe
DUELL
Pinion vs. Rohloff
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2
Schwerpunkt | Pinion
Pinion P1.18 im Fokus
Startbereit
40 | aktiv Radfahren 11-12/2012
In einem Stoßgebet macht
sich unsere Erleichterung
Luft. Endlich ist das P1.18
serienreif. Endlich lohnt sich
ein Fahreindruck. Endlich
können wir das Thema Pinion Tretlager-Getriebe rundum beleuchten. Genug Stoff
für 18 spannende Seiten.
Text: Jens Kockerbeck; Fotos: gideon Heede
W
ir freuen uns! Wir freuen uns sehr
mit Pinion über das fertige Getriebe und den regen Zuspruch
dafür. Und wir freuen uns mit Pinion über die Vielzahl an verschiedenen Herstellern, die das P1.18 schon verbauen. Denn das gibt
uns die Möglichkeit, mit ganz unterschiedlichen
Rädern das Einsatzspektrum des Pinion umfangreich auszuloten.
FXX Cycles stellt uns dafür sein Urbanbike
Slowrider Pinion zur Verfügung, Patria das Trekkingrad Helios Pinion. Bei Mi:Tech orderten wir
ein Mountainbike namens Tyke P1 und von Tout
Terrain das Reiserad Silkroad Xplore. Die einzelnen Test dazu lesen Sie ab Seite 48.
Zuvor kommt das Silkroad von Tout Terrain
schon einmal – nein, zweimal zum Einsatz: In
unserem Duell ab Seite 42 steigt es als Rohloffund als Pinion-Variante in den Ring. Die beiden
Schaltungen spielen für uns zunächst einmal
in einer Liga. Der direkte Vergleich soll zeigen,
ob das wirklich so ist. Es kommen jedenfalls
ein paar schlagkräftige Argumente zusammen,
soviel schon vorab. Und der Kampf ist mit dem
Verhältnis der Gänge – 18 zu 14 – noch nicht entschieden.
Auch wenn wir in kurzer Zeit viele Testkilometer
gesammelt haben, für einen Langzeittest reicht
das noch nicht. Auf immerhin 1.000 Kilometer
und mehr hat es Oliver Römer von Tout Terrain
schon im Frühjahr gebracht. Das war zwar noch
mit dem Vorserien-Getriebe. Aber seine Erfahrung hat er im Rahmen einer Vietnam-Reise in
seinem Blog zusammengefasst. Wir wollen Sie
daran teilhaben lassen und drucken auf Seite 56
einen Auszug daraus ab.
Dieser persönliche Eindruck rundet das junge
und facettenreiche Thema Pinion fürs Erste ab.
Wir sind gespannt, wie viel Freude das Getriebe
auf Dauer machen wird.
aktiv Radfahren 11-12/2012 | 41
Test | Pinion vs. Rohloff
Der Heraus f
42 | aktiv Radfahren 11-12/2012
Das Duell
Pinion gegen Rohloff
s forderer
Pinion ist frisch, Rohloff ist
erfahren. 18 zu 14 ist der
Stand nach Zahlen. In unserem Duell soll sich zeigen,
wer daraus das bessere
Kapital schlagen kann.
Redaktion: Jens kockerbeck
Fotos: Christian Drews, Jürgen Amann
W
er sich rar macht, steigert das
Interesse. Mit dieser Aussage könnte man den riesigen
Andrang bei Pinion auf der
Eurobike erklären. Schließlich war das neue
Getriebe namens Pinion P1.18 bereits für April
als serienreif angekündigt. Nun, daraus wurde
bekanntlich erst zur diejährigen Messe etwas.
So musste die Branche fast ein halbes Jahr warten, bis die Neugier befriedigt werden konnte.
Eigentlich länger, weil das Feuer der Begierde
schon im letzten Jahr geschürt wurde. Davon
können auch wir uns nicht ganz frei machen.
Allerdings greift diese Begründung für die große Aufmerksamkeit allein arg kurz. Denn die
junge Firma hat doch einige gute Argumente
auf ihrer Seite. Die bekanntesten sind: 18 Gänge mit feiner Abstufung und sehr breitem Gesamtspektrum von 636 Prozent. Besonders diese Eckdaten lassen aufhorchen. Übertrumpfen
sie doch die Rohloff Speedhub 500/14 mit 526
Prozent und 14 Gängen, der bisher einzigen gekapselten Schaltung in diesen Dimensionen.
Schon diese Beziehung macht die beiden
Schaltungen zum perfekten Paar für unser Duell. Dafür haben wir uns von Tout Terrain zwei
fast identische Räder besorgt. Das Reiserad
Silkroad beziehungsweise Silkroad Xplore bildet die Grundlage. Es ist einmal mit Rohloff
und einmal mit Pinion ausgestattet. So wollen wir beiden Getriebeschaltungen auf den
Lesen Sie bitte weiter auf Seite 46
aktiv Radfahren 11-12/2012 | 43
Test | Pinion vs. Rohloff
Pinion P1.18
18 Gänge mit kurzen Intervallen
und innerhalb einer Umdrehung.
Der Drehgriff ist sehr ergonomisch.
Die Dreifachkurbel der XT-Schaltung bringt eine klassische Abstufung von 48/36/24 Zähnen.
D
Technische Daten
Bandbreite: 636 %
Gänge: 18
Gangsprünge: 11,5%
Schmierung: 60 ml Getriebeöl
Gewicht Getriebe: ca. 2.700 g
Systemgewicht: 16,6 (ganzes Rad)
Plus/Minus
+ breites Übersetzungsverhältnis
+ präzise Gangwechsel
+ feine Abstufung
+ leichter Ausbau möglich
– Gewicht
– Rahmen auf einen Antrieb festgelegt
– schaltet unter Last nicht (gut)
44 | aktiv Radfahren 11-12/2012
as Getriebe liegt tief und zentral. An diesem Punkt hat zumindest theoretisch das Pinion einen deutlichen Pluspunkt gegenüber den meisten Schaltungen. Weitere Punkte
auf der Habenseite sind die 18 Gänge und das breite Gangspektrum von 636 Prozent. In
etwa der Wert einer aktuellen 3x10 MTB-Schaltung. Daraus ergeben sich Gangsprünge
von durchschnittlichen 11,5 Prozent, die abgesehen von leichten Schwankungen sehr regelmäßig
sind. Die 18 Gänge erreicht Pinion mit zwei internen Teilgetrieben mit 3 und 6 Gängen. Unbestritten
ist die Wartungsarmut, die sich aus der gekapselten Bauweise ergibt. Dadurch, dass die Schaltung
im Tretlager liegt, können die Hinterräder aufgeräumt, leicht und steif gebaut werden. Im Gegenzug
sind die Hersteller mit der Einbindung des Getriebes in den Rahmen gefordert. Das ist aber laut
Pinion auch kein größeres Problem als bei normalen Tretlagern. Wie bei Rohloff ist die Schaltung im
Getriebe indiziert. Das macht einen einfachen, schlanken Drehschalter mit Doppelzug möglich.
Fahreindruck
Geringe Bedienkräfte am Drehgriff ermöglichen schnelles Schalten, auch von mehreren Gängen
auf einmal. Das geht runter etwas leichter als rauf. Die 18 Gänge benötigen weniger als eine Griff­
umdrehung. Das ist ergo- und ökonomisch. Schwierigkeiten gibt es nur in den Sprüngen 6 auf 7
und 13 auf 14, wenn die beiden inneren Getriebe im Zusammenspiel wechseln. Man benötigt ein
paar Kilometer bis man wahrnimmt, dass das Fahrgefühl wirklich direkter ist. Man fühlt, dass die
Kraft zentral entsteht und sich zentral entfaltet. Durch den mittig-tiefen Schwerpunkt wirkt das Rad
ausgewogen. Die Zentralisierung von Gewicht und Schaltung scheint auch eine bessere Agilität zur
Folge zu haben. Die Übersetzung ist breit genug, um gleichzeitig zusätzliche Berggänge zu erhalten
und große Sportgänge. Durch eine andere äußere Übersetzung kann man die Auslegung in die eine
oder andere Richtung verschieben. Dass man das aber gar nicht muss, können wir nicht notieren. So
breit ist die Gangbandbreite auch nicht.
Fazit
Das Pinion-Getriebe hat zumindest nominell ein sehr großes Potenzial. Dafür sprechen unter anderem die Bandbreite, die Schaltpräzision und die zentrale Lage. Für echte langfristige Prognosen fehlt
aber noch die Erfahrung. Im Moment ist der Zuspruch zumindest enorm.
Rohloff Speedhub 500/14
Der neuere Schalter ist griffig und
ergonomisch. Die Bedienung ist
sehr gut.
Typischer Anblick am Hinterbau der
meisten Rohloff-Räder. Unten die
typische externe Schaltansteuerung
E
in und dasselbe Getriebe seit vielen Jahren. Was monoton klingt und böse Zungen konservativ nennen, ist Rohloffs großer Vorteil. In diesen Jahren sind Millionen
von Praxiskilometern zusammen gekommen. Dass die aus Laufleistungen einzelner
Naben von sagenhaften 150.000 Kilometern und mehr resultieren, ist der hohen
Qualität von Anfang an zuzuschreiben. Am technischen Prinzip hat sich seit dem nichts
verändert. Anpassungen gab es bei Kleinteilen wie der Drehmoment-Abstützung oder dem
Griff.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man die Speedhub 500/14 in beinahe jedes Rad nachträglich
einbauen kann. Mehrere Optionen für verschiedene Ausfallenden machen das möglich. Weil
das Getriebe die normale Nabe ersetzt, gibt es zum Beispiel noch Varianten für Scheibenbremsen oder mit Steckachse. Die 14 Gänge in einem gekapselten Antreib waren bisher unerreicht. Das Spektrum von 526 Prozent entsprach lange den üblichen MTB-Schaltungen.
Im Systemgewicht liegt die Speedhub etwa 1,2 Kilogramm unter dem Pinion.
Fahreindruck
Die Rohloffnabe schaltet zuverlässig. Das stellt man nicht erst jetzt fest. Die Kräfte am Drehgriff sind ebenfalls gering. Unser Eindruck ist, dass sie etwas straffer abgestimmt sind als bei
Pinion. Einen Nachteil aus der Lage der Schaltnabe im Hinterrad hat man bisher eigentlich
nie beklagt. Erst im Vergleich erscheint uns das System etwas indirekter zu sein.
Mit den 14 Gängen kommt man jederzeit gut zurecht. Man muss sich aber durch das etwas
engere Spektrum mehr auf eine Auslegung festlegen. Wie jedes Getriebe – auch Pinion –
schaltet die Rohloff nicht unter voller Last. Aber daran, kurz auszusetzen, gewöhnt man
sich nach einer Weile. Unsauber schaltet die Nabe nur zwischen Gang 6 und 7, wenn die
vorgeschaltete Zweifach-Schaltstufe wechselt.
Fazit
Die Speedhub 500/14 hat in ihrer langen Karriere schon bewiesen, dass sie selbst ohne Öl
30.000 Kilometer schafft. Bisher hat in den allermeisten Fällen und erst recht auf Reisen
ihre Präzision, ihr Spektrum und ihre Abstufung für volle Befriedigung gesorgt.
Technische Daten
Bandbreite: 526 %
Gänge: 14
Gangsprünge: 13,6 %
Schmierung: Getriebeöl 25 ml
Gewicht Getriebe: ca. 1.800 g
Systemgewicht: 15,4 kg (ganzes Rad)
Plus/Minus
+ präzise Gangwechsel
+ optimale Gangsprünge
+ Wartungsarmut, Langlebigkeit
+ fast überall nachrüstbar
+ leichter Radausbau
– schaltet unter Last nicht (gut)
– eigene Scheibenbremsen nötig
aktiv Radfahren 11-12/2012 | 45
Test | Pinion vs. Rohloff
4 Fragen an Philip Plagens, Vertriebsleiter Pinion
„Mit dem Getriebe den
richtigen Nerv getroffen.“
Es scheint als habe die Welt nur auf das Getriebe gewartet. Haben Sie selbst mit diesem
Erfolg gerechnet?
Selbstverständlich sind wir von unserem Produkt überzeugt und haben mit einem gewissen
Erfolg gerechnet. Dass die Resonanz sowohl
von Seiten der Endverbraucher als auch der
Fahrradhersteller derart positiv ausfällt, hat
uns allerdings selbst auch überrascht. Offenbar
haben wir mit dem Getriebe den richtigen Nerv
getroffen; die Verbraucher scheinen zunehmend
mehr Wert auf hochwertige, langlebige und
wartungsarme Produkte zu legen.
636 Prozent kann das P1.18 Getriebe grundsätzlich in allen möglichen Fahrradtypen zum
Einsatz kommen. Wir denken, dass die hohe Akzeptanz im Segment der Trekking- und Cityräder
vor allem auch darauf zurückzuführen ist, dass
Getriebeschaltungen (in Form von Nabenschaltungen) hier schon sehr weit verbreitet sind.
Da bereits viele Benutzer von den allgemeinen
Vorzügen der Getriebeschaltung gegenüber
der Kettenschaltung überzeugt sind, scheint
das Interesse an unserem System in diesem
Bereich noch einmal höher zu liegen als z. B. im
Mountainbike-Sektor.
Woran liegt es, dass nicht nur sportliche,
sondern auch viele Trekking- und Cityräder mit
Ihrer Schaltung gebaut werden?
Mit seiner Gesamtübersetzungsbandbreite von
Pinion macht spezielle Rahmen nötig. Könnte
das dem Erfolg und der Entwicklung im Wege
stehen?
Das sehen wir nicht so. Für einen Rahmenher-
Grund gehen und herausfinden, ob die eine
der anderen das Wasser reichen kann oder,
ob der Platzhirsch seinen Herausforderer gar
fürchten muss.
Unser Fahreindruck
Neben den genannten Aspekten werden dem
Pinion-Getriebe weitere Eigenschaften zugeschrieben, die es attraktiv machen. Attraktiver
vielleicht als die Rohloff-Nabe. Dazu gehören
die zentrale Lage und damit der tiefe, zentrierte Schwerpunkt. Dieser soll auch das höhere
Systemgewicht von ca. 1,2 Kilo (Getriebe + nötige Hinterradnabe) aufheben. Das Getriebe
liegt genau dort, wo die Kraft über die Pedale
eingeleitet wird. Daraus soll sich ein deutlich
direkterer Antrieb ergeben. Das Hinterrad
kann zusätzlich leichter und steifer ausfallen,
was das Fahrgefühl noch verfeinern soll.
Die Speedhub, die im Hinterrad liegt und
wiegt, kann dagegen ganz stark auf ihre lange
Erfahrung verweisen. Ein sehr großer Vorteil
liegt bei Rohloff in der einfachen Nachrüstbarkeit. Wenn man sich mit einem Rad für Pinion entschieden hat, ist ein Wechsel auf ein
anderes System praktisch nicht mehr möglich.
Und schließlich ist Rohloffs Antrieb einfach
leichter.
46 | aktiv Radfahren 11-12/2012
Beide Schaltungen lassen sich sehr ähnlich
leicht schalten. Beide Drehgriffe sind gleich
ergonomisch, bei beiden ist weniger als eine
Umdrehung für alle Gänge nötig. Das ist nicht
ganz unwichtig. Im Ganzen scheint der Zug
am Griff bei Rohloff etwas straffer zu sein. Die
Gänge schalten bei Rohloff und Pinion präzise
durch. Unter Last haben beide systembedingt
Schwierigkeiten mit dem Gangwechsel. Durch
den Aufbau mit zwei ineinander greifenden
Getriebestufen gibt es bei Rohloff einen und
bei Pinion zwei fehleranfällige Gangwechsel.
Auf der Piste ist uns bei Rohloff bisher kein
Nachteil in der Konstruktion aufgefallen. Erst
im Vergleich ergeben sich für den Neuling andersherum Vorteile. Mit dem Tretlagergetriebe fährt sich das Rad wirklich direkter. Dass
der Schwerpunkt tiefer liegt und das Hinterrad
leichter und steifer ist, wirkt sich merklich positiv auf den Fahreindruck aus. Das Mehr an
Masse bekommt man erst zu spüren, wenn
man es eine Steigung hinaufbugsieren muss.
Ansonsten fällt es im wörtlichen Sinn nicht
weiter ins Gewicht. Durch das breitere Spektrum erweitert sich der Einsatzbereich klar. Besonders mit mehr Berggängen kann das Pinion
steller ist der Aufwand derselbe, ganz gleich, ob
er einen Rahmen mit einem Tretlagergehäuse
oder einer Pinion-Brücke herstellt. Zudem
befindet sich die Fahrradbranche gegenwärtig
in einer Phase, in der viele unterschiedliche
Standards etabliert werden. Man denke hier
nur an die wachsende Zahl unterschiedlicher
Steuerrohr- und Innenlagergehäuse-Standards,
Einbaumaße für Naben und Laufradgrößen.
Natürlich macht diese Entwicklung es für alle
Akteure am Fahrradmarkt grundsätzlich nicht
leichter, einen Überblick zu behalten, aber der
Verbraucher profitiert davon, indem er besser
als je zuvor ein auf seine individuellen Vorlieben
zugeschnittenes Produkt erwerben kann.
Welche Produkte wird man von Ihnen in Zukunft noch erwarten können?
Wir haben vor, noch weitere Getriebe-Varianten
für spezielle Einsatz- und Verwendungszwecke
zu entwickeln. Darüber hinaus sind weitere
Zubehörteile für das Getriebe geplant. Hier
werden wir mit speziell auf unser Getriebe
abgestimmten Naben anfangen, die ab Anfang
2013 erhältlich sein werden.
punkten. Störend ist uns nur aufgefallen, dass
im Getriebe immer wieder etwas spürbar aufeinanderschlägt, wenn man nach dem Leerlauf
wieder in die Pedale tritt.
Man muss aber fairerweise sagen, dass Rohloff
hier einen Nachteil hat. Den Zauber des Neuen kann man bei Pinion auch und gerade durch
die gesteigerte Begierde nicht ganz wegdiskutieren. Mit etwas mehr Distanz stellt sich die
Frage, ob der Fahreindruck wirklich objektiv
ist. Kann der Antrieb bei Pinion direkter sein,
als bei Rohloff? Schließlich ist das grundlegende Prinzip mit Kraftübertagung per Kette dasselbe. Und verteilt sich die Masse, wie Rohloff
äußert, nicht ohnehin 60 zu 40 auf die beiden
Aufstandsflächen unter den Reifen. Damit
wäre Rohloff faktisch sogar leichter am Hinterrad.
Fazit
Trotz der Zweifel an der Objektivität dieses
Fahreindrucks lässt sich festhalten, dass das
Pinion-Getriebe eine Bereicherung für die
Fahrradwelt ist. Es schiebt die Entwicklung in
der Branche weiter voran. Rohloff dagegen
punktet weiterhin mit bewährter Technik und
Funktion.
Pinion
Gang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Rohloff
Gesamtübersetzung
(30/26 Z.)
4,04
3,62
3,25
2,91
2,61
2,34
2,10
1,88
1,69
1,52
1,36
1,22
1,09
0,98
0,88
0,79
0,71
0,63
Entfaltung [m]
(2.190 mm)
Gesamtübersetzung
(42/16 Z).
8,84
7,93
7,11
6,38
5,72
5,13
4,60
4,13
3,70
3,32
2,98
2,67
2,40
2,15
1,93
1,73
1,55
1,39
Entfaltung [m]
(2.190 mm)
3,85
3,39
2,98
2,63
2,31
2,03
1,79
1,58
1,39
1,22
1,07
0,95
0,83
0,73
8,43
7,43
6,52
5,75
5,06
4,45
3,92
3,45
3,04
2,67
2,35
2,07
1,82
1,60
Tester-Fazit
Feine Stufen
Das Pinion-Rad fühlt sich
richtig gut an. Am meisten
hat mich aber die feine Abstufung überzeugt. Dadurch
glaubt man sogar ein noch
größers Gang-Spektrum
zu haben. Bei Rohloff geht
dafür nichts über die lange
Erfahrung.
Jens Kockerbeck,
Redakteur Test & Technik
Vergleich Übersetzung
und Entfaltungen
6 Fragen an Barbara Rohloff, Rohloff AG
„Auch in Zukunft die zuverlässigsten, langlebigsten und
leichtesten Getriebe bauen und weiterentwickeln.“
Ist das Piniongetriebe jetzt die zukunftsweisende Entwicklung für gekapselte Antriebe?
Das Pinion ist eine technisch hoch interessante und sehr mutige Entwicklung. Die Herausforderung wird sein, im schwierigen Feld des
Produktions­alltags zu bestehen: Dafür wünschen wir dem Pinion-Team
viel Glück.
Erwartet Rohloff Wettbewerb durch das Pinion-Getriebe?
Nein, für Pinion und für uns ist der Wettbewerb die Kettenschaltung.
die hohen Drehmomente bei geringer Drehzahl. Gleichzeitig darf der Antrieb quasi nichts wiegen. Ein Radfahrer mit 100 Kilo kann allein durch sein
Gewicht schon 175 Nm Drehmoment erzeugen. Im Wiegetritt erreichen
Sportler bis zu 250 Nm. Diese sehr hohen Kräfte müssen für ein zuverlässiges Getriebe ausreichend berücksichtigt werden.
Beim Fahrradgetriebe besteht eine schmale Gratwanderung zwischen
Zuverlässigkeit und Leichtbau.
Die Speedhub eignet sich für fast jeden Rahmen. Gibt es weitere Gründe
warum Rohloff Pinion nicht „fürchten“ muss?
Da gibt es einige, wie z. B. das Gewicht. Rahmengetriebe müssen immer
deutlich schwerer sein als Nabengetriebe.
Welchen Vorteil hat dann ein Nabengetriebe?
Baut man das Getriebe ins Tretlager müssen diese Drehmomente direkt
verarbeitet werden, während ein Nabengetriebe deutlich leichter gebaut
werden kann, weil die Drehmomente durch den vorgeschalteten Kettentrieb ca. halbiert werden und das Getriebe entsprechend weniger belastet
wird.
Welche Probleme muss man (musste Rohloff) bei der Konstruktion einer
Getriebenabe für eine Fahrrad lösen?
Das konstruktiv zu bewältigende Hauptproblem im Fahrradantrieb sind
Was können wir in Zukunft von Rohloff erwarten?
Rohloff wird auch in der Zukunft die zuverlässigsten, langlebigsten und
leichtesten Getriebe bauen und weiterentwickeln.
xxxxxxxxxx
Ausprobiert | FXX
Cycles Slowrider Pinion
Kühle
Gelassenheit
Passt das Pinion auch in die
Stadt? Im Test das schicke
Slowrider von FXX Cycles.
Text: Jens Kockerbeck; Fotos: Jürgen Amann
„Selten kann man auf
zwei Rädern so schön
durch die Stadt schlendern.“ Jens Kockerbeck, Redakteur
D
as Design, die Bremse, seit neuestem
der Rahmen und nun auch noch das
Getriebe – alles „Made in BadenWürttemberg“. FXX Cycles bemüht
sich um ein möglichst dichtes Südwest-Netzwerk
für seine Fahrräder. Kurze Wege ermöglichen
schnelle Reaktionen und kurzfristige Abstimmung. Ein Grund dafür, dass die Firma zu den ersten Pinion-Kunden gehört.
Lässige Optik
Mit dem Slowrider will FXX eine gewisse Portion
Entspannung und Stil in die Innenstädte bringen.
Schon die Farbgebung der ausgewählten Komponenten erfrischt mit Kühle in der sommerlichen
Hitze. Der Gedankenflug zur nächsten Eisdiele ist
da nicht besonders weit. Die zentrale und unauffällige Lage der Getriebebox macht sich FXX zu
nutze und kreiert mit dem Slowrider ein schmuckes, aufgeräumtes Stadt-Bike mit auffälliger Singelspeed-Optik. Entschleunigung pur! Selbst mit
dem breit übersetzten Pinion-Getriebe macht das
Slowrider seinem Namen alle Ehre. Die gesamte
Übersetzung ist klar auf geringe Geschwindigkeiten ausgelegt. Unterstützung kommt von den
48 | aktiv Radfahren 11-12/2012
Die ähnlich großen Kettenblätter sorgen
optisch wie technisch für Entspannung.
„kleinen“ 26-Zöllern. Selten kann man auf zwei
Rädern so schön durch die Stadt „schlendern“.
Mit der direkten MTB-Geometrie ist das Rad auch
wendig genug, um schnell auf plötzlich auftauchende Hindernisse zu reagieren. Oder einfach
spontan ein paar elegante Schlenker zu fahren.
Auch mal schnell
Kühle Farben gegen die Hitze der Stadt.
Durch das breite Spektrum kommt man aber
selbst auf dem Slowrider nicht umhin auch mal
schnell zu fahren. Nicht ganz unpraktisch, wenn
es doch mal eilig ist. Bei schnellen, spritzigen Antritten spielt das P1.18 seinen Vorteil der Direktheit voll aus und eröffnet dem Slowrider dadurch
neue Reviere. Statt verschlungener Waldpfade
nun der Großstadtdschungel. Dort fühlt sich das
Rad ausgesprochen wohl. Sein wendiger antrittstarker Charakter lässt niemanden lange kalt.
FXX cycles Slowrider
Technische Daten
Größen:
Gewicht (m. P.):
Preis: 43, 48, 53 cm (Test)
13,05 kg, m. Pedalen
ab 2.795,- Euro
Rahmen, Gabel
Alu
Schaltung:Pinion P1.18
Übersetzung:
24/21
Reifen:Schwalbe Big Apple 26“ x 55mm
Bremsen:
hydr. Scheibenbr. Magura HS MT4
Lenker, Vorbau,
Sattelstütze: Ritchey WCS
Sattel, Griffe:Brooks Colt, Plump Leather Grips
Kontakt
FXX Cycles.com
Info-Tel. für Leser: 07141-5054428
E-Mail für Leser: [email protected]
2 Fragen an Florian Dobner, Geschäftsführer FXX Cycles.com
„Mit diesem Getriebe können
wir viele interessante Konzepte
umsetzen.“
FXX Cycles gehört zu den ersten Kunden von
Pinion. Warum war es Ihnen so wichtig, ganz
vorne dabei zu sein? Was macht das Getriebe
für Sie interessant?
Als Hersteller von Premium Custom Bikes – also
der individuelle Radaufbau nach Kundenwunsch – ist uns die Verwendung solcher innovativen Produkte sehr wichtig. Durch unsere
nahezu 100%ige Fertigungstiefe in Baden-Württemberg und die
räumliche Nähe zu Pinion können wir sehr gut und sehr schnell
auf die Bedürfnisse und Wünsche unserer Händler und Kunden
eingehen. Gerade als kleiner Premium-Hersteller kann FXX Cycles
mit diesem Getriebe eine Vielzahl interessanter Konzepte umsetzen und dabei einen zeitlichen wie innovativen Vorteil gegenüber
großen Marken behaupten.
Hier verbauen Sie das P1.18 in einem Urbanbike. Die Stadt als Einsatzgebiet stand bei Pinion sicher nicht ganz oben auf der Liste.
Warum macht es trotzdem Sinn? Was sind ihre Erfahrungen?
Gerade der Einsatz im urbane Umfeld macht den großen Unterschied für FXX Cycles aus. Das mittig gelagerte Getriebe unterstützt die Wendigkeit des Rades gerade in städtischer Umgebung.
Das macht unsere FXX Urban Pinion Bikes perfekt zum alltagstauglichen Allrounder mit einem Höchstmaß an Lifestyle und
Innovation. Darüber hinaus können auch diese Bikes, wie gewohnt
bei FXX Cycles, in jeglichen RAL-Farbtönen und Dekorversionen
konfiguriert werden. Individualität auf Premium-Niveau ist daher
besonders im urbanen Umfeld der Schlüssel für unsere Käufer.
aktiv Radfahren 11-12/2012 | 49
Ausprobiert | Mi:Tech
xxxxxxxxxx
Tyke P1 29“
Rotes Herz
Weiße Unschuld
vom Sauerlande
oder Sportler mit
glühendem Herzen?
Welche Emotionen
kann das Mi:Tech im
Gelände wecken?
Text: Jens Kockerbeck; Fotos: Carolyn Friesl
„Das Bike ist auf Tempo
ausgelegt. Da muss man
gar nicht lang reden.“
D
as rote Getriebe zieht die Blicke sehr
unverblümt auf sich. An dem weißen,
fast unschuldigen Hardtail-Rahmen
lenkt es damit beinahe von der nicht
alltäglichen Kombination mit dem Gates-Riemen
ab. Der Maßrahmenbauer Mi:Tech aus dem Sauerland präsentiert uns in dieser auffälligen Kombi das Mountainbike in unserer Testrunde.
Tempo, Tempo
Jens Kokerbeck, Redakteur
Rot aber kein Glutofen. Trotzdem kann das
Das Mi:Tech ist auf Tempo ausgelegt. Da muss Getriebe heiße Rennen ermöglichen.
man gar nicht lang reden. Man erfährt es sowieso auf den ersten Metern.
Die Übersetzung ist sportlicher ausgelegt als bei
den drei anderen Rädern. Diese technische Vorgabe setzt der Riemen sehr direkt auf das Hinterrad um. Dass sich das auch in entsprechender
Geschwindigkeit über Grund ausdrückt, dafür
sorgen die großen, griffigen 29-Zöller. Neben
all der Tempoentwicklung muss man sich als
Mountainbiker auch mal der ein oder anderen
Steigung stellen. Dank der breiten Übersetzung
des Pinion gelingt das sehr gut. Normale Neigungen erklimmt man noch locker kurbelnd. Durch die offene Riemenscheibe und den
Wird die schiefe Ebene aber steiler, müssen die schlanken Riemen wirkt die Hinterachse
Beine ran und der sportlichen Auslegung Tribut noch puristischer.
50 | aktiv Radfahren 11-12/2012
zollen. Gleichzeitig ist das Rad jederzeit wendig
und bleibt immer „sprung“-bereit, um im offenen
Gelände endlich voran zu preschen.
Mit kleinen Kettenblättern gewinnt man bei Pinion einiges an Luft unter dem Rahmen. Durch
das vergleichsweise große Riemenrad schenkt
Mi:Tech wieder ein bisschen an Bodenfreiheit
her. Eingeschränkt hat uns das aber nicht.
Fazit
Das Pinion-Getriebe muss hier optisch auffallen. Sonst würde man es nämlich gar nicht bemerken, so perfekt passt es mit der sportlichen
Auslegung an dieses Marathon-Rad. Durch den
geräuschlosen Riemen tarnt sich der Antrieb
noch zusätzlich. Am ehesten spürt man noch
die direkte Kraftübertragung. Mit dem Tyke P1
beweist Mi:Tech eindrücklich, dass auch das Sauerland kreative Impulse für den Bau toller Mountainbikes setzen kann.
wat e r p r o o f.
UsB rechargeaBle .
s U p e r B r i g h t.
4 - led rear lights.
Technische Daten
Größen:Std.: 43,47,52 cm, sonst Maßrahmen
(Test)
Mi:tech Tyke P1 29“
Gewicht (m. P.):
Preis: 13,35 kg, m. Pedalen
2.499,- Euro
Rahmen:
Alu
Gabel:RockShox
Schaltung:Pinion
Antrieb:
Gates Carbon Drive
Übersetzung:
39/30
Reifen:Schwalbe Racing Ralph 29“x57mm
Bremsen:
hydr. Scheibenbr. Shimano SLX,
180/160 mm
Kontakt
Mi:Tech
Info-Tel. für Leser: 02355-509640
E-Mail für Leser: [email protected]
Drei Fragen an Jürgen Militzer,
Geschäftsführer Mi:Tech
„Wir waren von dem System
'Pinion' als Fahrradantrieb
sofort überzeugt.“
Warum gehört Mi:Tech zu den ersten Kunden
von Pinion?
Wir waren von dem System 'Pinion' als
Fahrradantrieb sofort überzeugt und für uns war klar, dass wir hier
passende Rahmen fertigen werden. Ein Getriebe-Antrieb an der
richtigen Position im Rahmen und dann auch noch mit einer solch
großen Übersetzungsbandbreite ist für uns der perfekte Antrieb.
Macht das Getriebe in einem Marathon-Hardtail besonders viel
Sinn?
Gerade durch seine breite Abstufung macht das Getriebe im
Marathon-Bereich Sinn.
Bei unseren Tyke Modellen zeichnet sich das P1 auch durch seine
Ausgewogenheit aus, durch den tiefen Schwerpunkt des Getriebes lässt sich dieses Tyke sehr wendig und agil bewegen ohne das
Mehrgewicht des Getriebes zu spüren.
Kommen mit dem Gates-Riemen die Vorzüge des P1.18 erst richtig zur Geltung?
Der Gates-Drive ist die optimale Ergänzung zum Pinion: wartungsarm, verschleißarm, direkte Kraftübertragung, leise, leicht
und auch optisch ein Leckerbissen.
w w w.c o s m i c s p o r t s . d e
cosmic Katalog 2012
aktiv Radfahren 11-12/2012 | 51
Ausprobiert | Patria Helios Pinion
Anders als
gewohnt
Wir kennen das Helios als ein
leichtes, sportliches Trekkingrad. Verliert oder gewinnt es
durch das neue Getriebe?
Text: Jens Kockerbeck; Fotos: Gideon Heede
„Mit dem Pinion wird
das Helios zum Multitalent“ Jens Kockerbeck, Redakteur
V
ielleicht wundern Sie sich ja, dass wir
das Patria Helios schon wieder testen.
Zuletzt war es schließlich vor zwei
Ausgaben im Heft (aktiv Radfahren
7-8/2012). Aber der Rahmenbauer gehört für
Pinion und uns zu den ersten wichtigen Firmen,
die das neue Getriebe verbauen. Auf der Eurobike präsentierte der Hersteller als einer der sehr
wenigen ein typisches Trekkingrad mit Pinion in
Serienreife. Wir freuen uns darüber und nehmen
das Rad sehr gerne schon wieder unter die Lupe.
Die gebogenen Röhrchen verhindern Knicke
im Schaltzug und damit höhere Reibungswiderstände.
Nicht steifer
Als Anbieter hochwertiger Maßrahmen kann die
Firma sehr gut und schnell auf die besonderen
Ansprüche der Getriebeaufnahme reagieren.
Patria setzt dabei auf eine eigene Montageplatte
mit Muffen. Durch die spezielle Konstruktion lassen sich verschiedene Custom-Anstellwinkel der
Rohre realisieren.
Im Fahrbetrieb kommt uns das Helios deutlich
steifer vor als wir es noch in Erinnerung haben.
Die naheliegende Vermutung, dass das an der
kompakten Getriebebox liegen könne, entkräftet Patria auf Nachfrage. Auf dem Prüfstand soll
52 | aktiv Radfahren 11-12/2012
ein Pinion-'Tretlager' ganz ähnliche Werte bringen wie
ein normales. Die Ursache liegt demnach wohl doch in
steiferen Laufrädern. Denn selbst der Rohrsatz ist identisch. Beim Gewicht stellen wir ganze drei Kilogramm
mehr fest, die aber ebenfalls eher auf Reifen und Laufräder als auf das zusätzliche Gewicht zurückzuführen
sind. Einmal ins Rollen gebracht, merkt man das Mehrgewicht sowieso nicht mehr. Die Gesamtübersetzung
bringt eine durchaus bergtaugliche Ausrichtung. Das
trifft sich mit dem Wunsch, das eigentlich sportlich
leichte Rad hier in Richtung Gepäcktransport auszulegen. In Kombination mit den 28-Zoll-Laufrädern ergeben sich trotzdem auch Abrolllängen von bis zu 9 Metern. Das reicht für ein sportliches Tempo.
Fazit
Die ansprechende, eigene Getriebeaufnahme mit gelöteten Muffen ermöglicht individuelle Anstellwinkel im Maßrahmenbau.
Das Patria Helios Pinion liegt schwer in der Hand aber
leicht auf der Piste. Zwischen Berg und Tal erstreckt
sich sein breites Revier. Mit dem Pinion wird das Helios so von einem eher sportlichen Rad zum echten
Multitalent.
RadFernwegeBSN:Layout 1
25.03.2011
10:07 Uhr
Seite 1
patria Helios pinion
Technische Daten
Größen:
He: 50, 54, 58, 62 cm (Test)
Trapez: 46, 50, 54, 58 cm
Maßrahmen
Gewicht (m. P.):
17,2 kg, m. Pedalen
Preis: ab 3.698,-Euro; Testrad 4.181,- Euro
Rahmen, Gabel:
Columbus Zona Nivacrom, gemufft,
gelötet
Schaltung:Pinion
Übersetzung:
30/26
Reifen:Schwalbe Marathon Mondial 42x622
Bremsen:
hydr. Felgenbr. Magura HS 33,
Beleuchtung:
Nabendynamo Son28; B&M Lumotec
IQ Cyo T; B&M Toplight line, Standlicht
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Deutschlands schönsten
Fahrradrouten
Gepäckträger:Tubus Logo
Kontakt
Patria Fahrräder, Kleinebenne GmbH
Info-Tel. für Leser: 05202-98380
E-Mail für Leser: [email protected]
4 Fragen an Jochen Kleinebenne, Geschäftsführer Patria
„Das Getriebe als mittragendes
Bauteil zu integrieren,
erforderte viel Berechnungsarbeit
und Testaufwand.“
Bei Ihnen findet das Pinion P1.18 gleich mehrfach
den Weg ans Rad. Macht das Getriebe überall
gleich viel Sinn?
Es macht viel Sinn, aber es kommt auf den Radtyp
an. Beim MTB liegt der Vorteil natürlich im günstigen Schwerpunkt
und der großen Bodenfreiheit, während beim Reise- oder Alltagsrad
die hohe Lebensdauer und Wartungsarmut zählen. Generell ist es mit
den feinen Gangsprüngen und dem riesigen Übersetzungsbereich
ergonomisch top.
Welche Vorteile bieten sich für ein Trekkingrad wie das Helios?
Mit dem Pinion-Getriebe erweitern sich die Einsatzmöglichkeiten
dieses sportlich und wendig ausgelegten Rades Richtung Reise und
Touren. Aufgrund des sehr guten Wirkungsgrades ist das Getriebe auch
für sportliche Fahrweise geeignet.
Was sind die Herausforderungen für einen Rahmenbauer bei der
Pinion-Schaltung?
Wer Fahrradrahmen baut, muss Leichtbau beherrschen, der dauerhaft
hält. Das Getriebe als mittragendes Bauteil zu integrieren, erforderte
viel Berechnungsarbeit und Testaufwand.
Sie haben eine eigene Pinion-Aufnahme entwickelt. Das hat sicher
andere Gründe als die feinere Optik. Welche sind das?
Wir bauen Rahmen für Vielfahrer und Fahrer mit hohen Ansprüchen.
Da wagen wir keine Experimente. Unser Adapter ist das Ergebnis
mehrerer Optimierungsdurchläufe. Die feine Optik ensteht dabei wie
natürlich gewachsen, das ist ja das Schöne bei gemufften Stahlrahmen.
�Mit allen Klassikern:
Elberadweg, Donau-Radweg, Main-Radweg,
Moselradweg, Nordseeküstenradweg,
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aktiv Radfahren 11-12/2012 | 53
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xxxxxxxxxx
Ausprobiert | Tout
Terrain Silkroad Xplore
Berg-Arbeiter
Das Silkroad ist eines der besten Reiseräder, die wir in den
letzten Jahren im Test hatten. Erklimmt es mit dem Pinion
seine nächste Evolutionsstufe?
Text: Jens Kockerbeck; Fotos: Jürgen Amann
„Mit ihm will man dem
Explorationsdrang unbedingt nachgeben.“
N
achdem das Silkroad Xplore im Duell nur eine, wenn auch wichtige,
Nebenrolle spielt, kann es hier seine
Vorzüge offenbaren. Ein Reiserad
wie das Silkroad von Tout Terrain scheint zunächst
einmal prädestiniert zu sein für den Einsatz des
Pinion P1.18. Mit seiner feinen Abstufung bei breiter Übersetzung, der zentralen Lage im Rahmen
und der Direktheit dürfte das Tretlager-Getriebe
dem Reisegepäcktransporter sehr entgegen kommen. Gleichzeitig macht das Mehrgewicht bei
etwa 50 Kilo Gepäck nur noch einen geringen Teil
aus. Das Rad selbst bietet mit seinem hochwertigen, robusten Rahmen beste Voraussetzungen. Es
gehört ohnehin längst zu den Top-Reiserädern.
Jens Kockerbeck, Redakteur
Schlanke Linie trotz Kettenspanner. Die
Röllchen leisten im Betrieb keinen spürbaren
Widerstand.
54 | aktiv Radfahren 11-12/2012
Feine Optik
Neben der feinen, technischen Getriebeaufnahme erfreut uns auch der klare Hinterbau. Dort
stört kein verschiebbares Ausfallende. Dafür sitzt
ein Kettenspanner vorne hinter dem Kettenblatt.
Daran muss man sich zwar erst gewöhnen, störenden Einfluss hat das aber nicht. Das leicht lautere Rasseln fällt gegen die surrende Nabe ohnehin kaum ins Gewicht.
Bergziege und Lastenesel
In einer eigens entwickelten, optisch feinen
Aufnahme verbaut Tout Terrain das Getriebe.
Seine Gänge überträgt eine 30-26 Übersetzung,
die zusammen mit den 26-Zoll-Rädern zu vielen
kleinen Gängen führt. Die deutlich untersetzte
Auslegung ist ideal für das Erklimmen von Bergen. Erst recht, wenn man mit schwerem Gepäck
unterwegs ist.
Der robuste Rahmen und die Pinion-eigene Stabilität führen zu einem sehr direkten Antrieb. Das
schont zusäzliche Kräfte, nicht nur, wenn man ans
Limit geht.
Fazit
Die eigene Aufnahme unterstreicht die technische Eleganz des Getriebes sehr gekonnt.
Im Xplore vereinen sich das Silkroad und das Pinion zu einem sehr stimmigen Reiserad der nächsten Generation. Mit ihm will und kann man dem
Explorationsdrang unbedingt nachgeben.“
Tout Terrain Silkroad Xplore
Technische Daten
Größen:
Gewicht (m. P.):
Preis: 51, 56 cm (Test)
16,9 kg, m. Pedalen
5.086,- Euro
Rahmen, Gabel:
Dedacciai Stahl
Schaltung:Pinion P1.18
Übersetzung:
30/26
Reifen:Schwalbe Marathon mondial
Bremsen:
hydr. Scheibenbr. Shimano XT, Trickstuff, 180/160 mm
Beleuchtung:Supernova E3 Pro, Supernova Taillight, Supernova infinity Nabendynamo
Gepäckträger:Edelstahl, integriert
Kontakt
gribbo adrenalin
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Triple Density, F-Te
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verstell
Tout Terrain
Info-Tel. für Leser: 0761-20551000
E-Mail für Leser: [email protected]
3 Fragen an Oliver Römer,
Geschäftsführer Tout Terrain
„Mit schwerem Gepäck in bergigem
Gelände benötigt man kleine Gänge.“
Tout Terrain verbaut das Pinion-Getriebe an
mehreren verschiedenen Rädern. Was macht es so
interessant?
Für uns und unsere Kunden ist es die Kombination verschiedener Elemente. Das sind zunächst die Wartungsarmut und die Fakten wie die
18 Gänge, die Bandbreite sowie die feine Abstufung. Genauso wichtig
ist das (subjektiv) agilere Fahrverhalten durch den tieferen Schwerpunkt. Bei unserem Panamericana Xplore kommt durch die kleinere
ungefederte Masse noch der Komfortgewinn hinzu.
Wo liegen die Vorzüge eines Reiserades mit Pinion?
Für ein Reiserad aus unserer Xplore-Serie, die alle mit Pinion-Getriebe
ausgestattet sind, sprechen unterschiedliche Punkte. Einerseits
die erwähnte Wartungsarmut, wie wir sie auch von Rädern mit der
Rohloff-Nabe kennen. Zusätzlich ist die feine Abstufung und die
Gangbandbreite bei Radreisenden interessant, da in bergigem Gelände mit schwerem Gepäck auch sehr kleine Gänge benötigt werden.
Ein weiterer Vorzug ist das stabile Laufrad mit flachen Speichenwinkeln, das man durch spezielle Naben erhält.
Tout Terrain hat eine eigene Aufnahme für das Getriebe entwickelt.
War das nötig oder ist das reine Ästhetik?
Als Fahrradhersteller gibt es verschiedene Betrachtungsweisen hinsichtlich der Aufnahme für das Getriebe. Eine Standardlösung, wie sie
Pinion anbietet, ist derzeit aus Aluminium. Das hat aus Kostenaspekten sicher Vorteile. Sie kann aber nicht so speziell auf den jeweiligen
Rahmen zugeschnitten werden. Für uns steht immer der maximale
Nutzen und eine Optimierung der Bauteile an vorderster Stelle. Daher
war die eigene Aufnahme für uns der richtige Weg. Damit konnten wir
sie technisch und ästhetisch für das jeweilige Rad optimieren.
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aktiv Radfahren 11-12/2012 | 55
Erst-Erfahrung
Stefanie und Oliver Römer von Tout Terrain reisen immer wieder mit ihren Rädern
in interessanten Gegenden der Erde. Im
Frühjahr sind sie unter anderem mit einem
Silkroad Xplore mit Vorserien-Pinion durch
Vietnam getourt. Hier ist ein Auszug aus
ihrem Reiseblog. Oliver Römer zieht darin
ein Fazit seiner ersten Fahreindrücke mit
dem Getriebe.
N
ach nun mehr als 1.000 Kilometern in unterschiedlichem Terrain kann ich eine Zwischenbilanz ziehen. Die Erfahrung, die
ich in den vergangenen Monaten im Alltag sammeln konnte,
haben sich auf unserer Tour durch Vietnam bestätigt.
Das Fahrverhalten des Silkroad Xplore mit seinem tiefen und zentralen
Schwerpunkt ist wirklich außergewöhnlich gut. Auch wenn sich dies bei
einer Beladung mit ca. 20 Kilo Gepäck weniger deutlich bemerkbar macht,
so ist doch ein positiver Unterschied zu spüren. Die geringe rotierende
Masse ist sicherlich ein weiterer Faktor der sich positiv auf das Fahrverhalten auswirkt. [...] Verglichen mit dem Kettenschaltungs-Silkroad [...] bringt
56 | aktiv Radfahren 11-12/2012
das Pinion etwa 2 Kilo mehr auf die Waage. Bei 15–20 Kilo Gepäck sind das
zusätzlich 10 % Mehrgewicht. In der Ebene, wenn die Masse in Bewegung
gesetzt ist, kann man das vermutlich vernachlässigen. Im bergigen vietnamesischen Norden freut man sich über jedes Gramm, das man spart. [...]
Ein weiteres für mich persönlich spannendes Thema war die Getriebeübersetzung, genauer die Bandbreite, Abstufung und von uns gewählte
Sekundärübersetzung. Aus der guten Erfahrung mit Rohloff-Rädern haben
wir eine Bandbreite bestimmt, die die Erwartung an ein Reiserad gut erfüllen soll. Kann es bei einem Silkroad mit Rohloff je nach Gelände empfehlenswert sein, die Übersetzung anzupassen, so hat sich auf dieser Reise
gezeigt, dass das vergrößerte Spektrum des Pinion-Getriebes dies nicht
erforderlich macht. Mit der 30/26 Übersetzung lassen sich auch steile
Rampen bezwingen und auf Abfahrten „Tempo“ machen.
Darüberhinaus hat das Getriebe seinen Dienst unauffällig verrichtet. Ein
leises „Surren“ ist im Fahrbetrieb zu vernehmen und die Gänge wechseln
präzise. Da ich noch mit einem Vorserien-Getriebe unterwegs war, lassen
sich detaillierte Aussagen hierzu aber erst zu einem späteren Zeitpunkt
machen.
Es gibt noch zu Erwähnen, dass man sich sein Multitool genauer ansehen
sollte, bevor man auf die Reise geht. Denn es gibt einige Torx-Schrauben
am Getriebe, die nicht gängig sind. Auch der Ersatzschaltzug (auch wenn
nicht gebraucht) ist ein besonders langer und sollte von zu Hause mitgenommen werden.
Bilder von Oliver Römer
Ausprobiert | xxxxxxxxxx
Schwerpunkt
| Pinion
Mein persönliches Fazit
nach der ersten Reise:
Der neue Antrieb hat auf der Habenseite einiges zu
bieten. Dennoch wird die Qual der Wahl eher größer
als kleiner. Das Xplore ist ein kompromisloses Rad, das
nur auf einen Antrieb zugeschnitten ist. Das ist Vorund Nachteil zugleich. Wer sich darauf einlässt muss
dies zu 100 % tun, denn eine Alternativlösung gibt es
nicht an diesem Rahmen. Für die bekannten Antriebslösungen von Rohloff oder die Kettenschaltung spricht
die lange Erfahrung, auf die man zurückgreifen kann.
Es sind universellere Rahmenkonstruktionen, die z. T.
auch andere Schaltungen zulassen, sollte man wechseln wollen. Wer darauf Wert legt, für den sprechen
die traditionellen Lösungen. Zuletzt stellt sich dann
auch die Budgetfrage – das Preis-Leistungs–Verhältnis stimmt bei allen drei Schaltungstypen.
Text: Oliver Römer
Garant für sichere Mobilität
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aktiv Radfahren 11-12/2012 | 57
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