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Waiblingen REDAKTION WAIBLINGEN TELEFON FAX E-MAIL ONLINE 07151 566 -576 07151 566 -402 [email protected] www.waiblinger-kreiszeitung.de Geboren in den Sechzigern Kompakt Drei Leichtverletzte an der Hallenbadkreuzung Waiblingen. Bei einem Unfall an der Hallenbadkreuzung wurden am Sonntagvormittag drei Menschen leicht verletzt. Eine 27 Jahre alte Golf-Fahrerin bog von der Alten Bundesstraße kommend nach links in Richtung Neustadt ab und stieß dabei mit einem entgegenkommenden Golf eines 47-Jährigen zusammen. Dieser kam ihr von der Winnender Straße kommend entgegen und wollte die Kreuzung geradeaus überqueren. Beide Beteiligte gaben an, bei Grün in den Kreuzungsbereich eingefahren zu sein. Zur Klärung bittet die Polizei unter Telefon 0 71 51/ 95 00 um Zeugenhinweise. Auffahrunfall auf der Bundesstraße Waiblingen. Am Montagmorgen ereignete sich kurz vor acht Uhr auf der Bundesstraße 14, Höhe Waiblingen, in Fahrtrichtung Stuttgart ein Unfall. Ein 33 Jahre alter Smart-Fahrer fuhr dabei aus Unachtsamkeit auf einen vorausfahrenden 37jährigen VW-Fahrer auf. Dabei entstand laut Polizeibericht ein Sachschaden von insgesamt 1500 Euro. 1 Nummer 91 – WNS1 Dienstag, 21. April 2015 Kirchenkritisches vom „Bibel-Erklärer“ Tipp des Tages Bei einem Biografiekurs der Familienbildungsstätte machen sich Frauen der Jahrgänge 1960 bis 1969 auf Lebensschatzsuche: Erinnern Sie sich noch? „Daktari“ nach dem Familienbad am Samstagnachmittag, Völkerball auf der Straße, Familienfernsehen „am laufenden Band“. Und das noch: ohne Kindersitz, Gurt und Kopfstütze auf der Autorückbank schlafen – die Füße der Geschwister im Gesicht. Der obligatorische Knicks bei Begrüßungen, Monchichi: Biografische Erinnerungen sind die Ressourcen, aus denen sich das Leben speist. In diesem Kurs haben Frauen der Jahrgänge 1960 bis 1969 die Möglichkeit, Lebensschätze aus den verschiedenen Strängen ihrer Biografie methodisch vielfältig zu heben, festzuhalten und im Hinblick auf zukünftige Lebensentwürfe zu reflektieren: schreibend, kreativ gestaltend, spielerisch und im Gespräch. Was daraus entsteht, ist eine persönliche Lebensschatzkiste. Dies ist auch ein Medium, das nahestehenden Personen oder Pflegepersonal einen individuellen Zugang in der Betreuung erleichtert, wenn man vielleicht einmal nicht mehr in der Lage sein wird zu sagen, dass man morgens den Geruch von Bebe-Creme auf der Haut mag oder lieber die „Augsburger Puppenkiste“ als das „Traumschiff“ anschaut. Beim kostenfreien Infoabend am Dienstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr können Interessierte das Konzept der Biografiearbeit nach „Lebensmutig“, die Inhalte und methodischen Herangehensweisen des Kurses kennenlernen. Der Infoabend findet im Familienzentrum Karo statt. Anmeldung ist erforderlich bei FBS Waiblingen unter der Telefonnummer 0 71 51/ 9 82 24 89 20 oder per Mail an die Adresse [email protected]. Anmeldeschluss ist am morgigen Mittwoch, 22. April. B Franz-Josef Ortkemper, ehemals Direktor des Katholischen Bibelwerks, über Homosexualität und „Sprachsklerose“ Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Kölbl Waiblingen. Zwei Jahrzehnte stand Franz-Josef Ortkemper an der Spitze des Katholischen Bibelwerks, das eine Brücke schlägt von den theologischen Fakultäten in ein breiteres Publikum. Für seine Katholische Kirche findet er kritische Worte – und hat auch sonst Spannendes zu sagen über einen Glauben, der zweifelt und sich stets verändert. Kaum eine Wand in der Wohnung von Franz-Josef Ortkemper in der Waiblinger Wasserstubensiedlung, die nicht bis unter die Decke voll mit Büchern steht. An der besagten Brücke von der Wissenschaft in die Gemeinden baut der 75-Jährige, der dieser Tage sein goldenes Priesterjubiläum beging, bei Vorträgen und Seminaren noch immer. Ein Büchermensch, ein Intellektueller, der ebenso reflektiert wie lebensnah vom Glauben und Zweifeln zu sprechen vermag. Ein promovierter katholischer Theologe, der sich nicht hinter Dogmen und Lehrsätzen verschanzt, sondern sich gegenüber der Kirchenobrigkeit die Freiheit nimmt, selbst zu denken. Die Ablehnung der Homosexualität, der Ausschluss von Frauen von der Priesterschaft, das Zölibat: Dies alles scheint ihm nicht mehr zeitgemäß. Und: aus einem modernen Verständnis der Bibel nicht gerechtfertigt. Die Wörtlich-Nehmer rennen dem Unglauben in die Arme Fragestellungen der Theologie trägt er auch in die Sankt-Antonius-Gemeinde, in der er seit 26 Jahren lebt. In zwei Semestern ackerte er mit den Besuchern einer Vortragsreihe das Alte Testament durch. Bis zu 90 Leute kamen zu den Veranstaltungen, offenbar bewegt von den Fragen. Wort für Wort nahm Ortkemper auch das Glaubensbekenntnis durch, wägte in insgesamt 17 Predigten Begriffe, die entweder dunkel oder allzu selbstverständlich erscheinen. „Ich glaube an Gott“ – das war das erste Predigtthema, „den Vater“ das zweite, „den Allmächtigen“ das dritte. Was Fundamentalisten den großen Kirchen voraushaben Eine knifflige Sache, die Allmächtigkeit: „Wie kann Gott das zulassen?“ – die Theodizee-Frage bewegt Menschen im Angesicht von Krankheit und Tod. In Katastrophen wie dem Tsunami von 2004 sieht Ortkemper Gott nicht nur als Schöpfer wirken, sondern auch als Zerstörer. Als Beweger einer Welt, die sich evolutiv entwickelt, in der Kontinente entstehen und untergehen. „Ich möchte nicht dabei gewesen sein, als die Dinosaurier durch den Einschlag eines Meteoriten ausstarben oder als die Alpen aufgefaltet wurden.“ Beides gehört zur Schöpfung. Natürlich habe Gott dies nicht in einem direkten Sinne selbst getan. Ebenso wenig wie er die Welt in sieben Tagen erschuf oder wie er – eine Spekulation mittelalterlicher Scholastiker – in seiner Allmacht Engel auf der Fingerspitze tanzen lässt. Mit der Frage nach der Allmächtigkeit ist Ortkemper längst nicht fertig und bekennt in sokratischer Bescheidenheit: „Ich bin nicht klüger als irgendwer, ich habe höchstens etwas mehr nachgedacht.“ Gott, der Allerhöchste – wer könnte ihn jemals fassen? Für die Wörtlich-Nehmer der Bibel, im Ein Gläubiger, ein Zweifler: Franz-Josef Ortkemper. Remstal verbreiteter als in Ortkempers westfälischer Heimat, sind alle Antworten klar. „Dafür habe ich kein Verständnis.“ Die Schöpfungsgeschichte sei „Dichtung, hohe Literatur“ – und dies zu sagen, eine Verneigung vor dem Text. Sein Kern: Er sagt, dass die Welt und unser Leben zutiefst sinnvoll sind. Geschrieben in einer Zeit, in der Israel am Boden lag. In diese Verzweiflung pflanzt die Genesis ihr großes Trotzdem: Gott sah, dass es gut war. Bild: Bernhardt Gleichwohl gibt es Texte, die historisch verifizierbar sind, denn „die Bibel kann man nicht über einen Kamm scheren.“ Zweifel wiederum sind aus der Perspektive einer historisch-kritischen Exegese angebracht bei Paulus’ Tiraden gegen Schwule: „Das ist vor dem Hintergrund des medizinischen Wissens der damaligen Zeit geschrieben – heute sind wir viel weiter.“ Was jedoch überdauert, ist das Gebot der Nächstenliebe, das auch für Menschen mit ande- Katholisches Bibelwerk und „Bibel heute“ � Das Katholische Bibelwerk will die Ver- breitung und Erschließung der Heiligen Schrift in Deutschland fördern. Dem 1933 von Priestern und Laien gegründeten Verein mit Sitz in Stuttgart gehören heute 17 000 Mitglieder an, verbunden durch die Geschäftsstelle in Stuttgart und die Beauftragten in den einzelnen Diözesen. Das Bibelwerk gliedert sich in einen Verein und den Verlag Katholisches Bibelwerk. � Das Bibelwerk organisiert Tagungen und Seminare. Es gibt drei Zeitschriften heraus: die Mitgliedszeitschriften „Bibel heute“ und „Bibel und Kirche“ sowie das Magazin „Welt und Umwelt der Bibel“. Diese Gründung Ortkempers ist die wohl einzige Zeitschrift Deutschlands, die Archäologie, Bibelwissenschaft, Geschichte und Kunst in konzentrierter und gleichzeitig gut lesbarer Form erschließt. � Mit Hilfe wissenschaftlicher Bibelauslegung und erfahrungsorientierter Methoden wirkt das Bibelwerk einem fundamentalistischen Missverständnis der Bibel entgegen, denn: „Wir betrachten die Bibel als Mittelpunkt allen kirchlichen Handelns.“ � Franz-Josef Ortkemper wurde am 2. November 1939 in Beckum geboren. Die Priesterweihe empfing er am 27. März 1965. Sein goldenes Priesterjubiläum beging er dieser Tage in Sankt Antonius Waiblingen. Nach Kaplansjahren in Coesfeld wurde er 1970 Assistent im Fachbereich Katholische Theologie der Universität in Münster. Von 1972 bis 1979 war er Rektor im Münsterschen Franz-HitzeHaus. In Recklinghausen war er danach einige Jahre Gemeindepfarrer und Stadtdechant. Von 1989 bis 2009 war er Leiter des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart. Die „Kirchensite“, ein Online-Portal des Bistums Münster, nennt ihn wegen dieser Funktion „Bibelerklärer“. � Im Jahr 2005 gründete Dr. Franz-Josef Ortkemper die Stiftung „Bibel heute“. Anliegen der Stiftung ist es, langfristig die bibelpastorale Arbeit des Vereins Katholisches Bibelwerk zu unterstützen. Quellen: Kirchensite/Bibelwerk rer sexueller Orientierung gelte. Die Wörtlich-Nehmer, sie rennen dem Unglauben in die Arme, dem sie doch entfliehen möchten. Denn sie haben aufgehört zu zweifeln. Ortkemper hält’s da mit Martin Buber, dem großen jüdischen Religionsphilosophen: „Der Zweifel ist der Milchbruder des Glaubens.“ Glaube verändert sich – auch im Alter von 75, auch nach unzähligen Studien und Publikationen. Etwas Wichtiges hätten die Fundamentalisten den großen Kirchen jedoch voraus: ihre Gottesdienste. Die Begeisterung und Lebensnähe, die den Katholiken oft abgehe. Die Messen seien zu festgelegt, die Texte zu oft die gleichen. Die katholische Kirche leide unter „Sprachsklerose“. Eine frische Sprache, die Menschen ins Herz trifft, ohne anzubiedern – „Jesus ist nicht mein Kumpel“ – findet der Priester Ortkemper bei theologischen Denkern und in moderner Lyrik, nicht jedoch im Messbuch. Neue Eheschließung für Geschiedene Spürbare Auswirkungen habe schon jetzt der Priestermangel in den Gemeinden. Kein Wunder, wenn „die Hälfte der Menschheit“ von vorneherein ausgeschlossen werde. Anders beim Katholischen Bibelwerk, das Ortkemper bis 2009 leitete. Es beschäftigt sieben Theologen, fünf davon Frauen. Gewisse Hoffnungen setzt er in den neuen Papst. Vor allem, dass Franziskus die Armen in den Mittelpunkt rückt, gefällt ihm. Und doch hegt er Zweifel: „Ob er sich gegen die Kurie durchsetzen kann?“ Still widersetzt hat sich der Priester der Linie der Katholischen Kirche, selbst noch in Zeiten von Patchwork-Familien Geschiedenen eine neue Eheschließung zu verweigern. Er sagte den Heiratswilligen nur: Hängt’s nicht an die große Glocke. Perfekte Türenund Torsysteme Infotag in Waiblingen und Winnenden am Donnerstag, 23. April 2015 Türen- und Torsysteme in einzigartiger Qualität und Ausstattung für mehr Sicherheit und Komfort! 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