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Geboren
in den Sechzigern
Kompakt
Drei Leichtverletzte
an der Hallenbadkreuzung
Waiblingen.
Bei einem Unfall an der Hallenbadkreuzung wurden am Sonntagvormittag drei
Menschen leicht verletzt. Eine 27 Jahre
alte Golf-Fahrerin bog von der Alten
Bundesstraße kommend nach links in
Richtung Neustadt ab und stieß dabei
mit einem entgegenkommenden Golf eines 47-Jährigen zusammen. Dieser kam
ihr von der Winnender Straße kommend
entgegen und wollte die Kreuzung geradeaus überqueren. Beide Beteiligte gaben an, bei Grün in den Kreuzungsbereich eingefahren zu sein. Zur Klärung
bittet die Polizei unter Telefon 0 71 51/
95 00 um Zeugenhinweise.
Auffahrunfall
auf der Bundesstraße
Waiblingen.
Am Montagmorgen ereignete sich kurz
vor acht Uhr auf der Bundesstraße 14,
Höhe Waiblingen, in Fahrtrichtung
Stuttgart ein Unfall. Ein 33 Jahre alter
Smart-Fahrer fuhr dabei aus Unachtsamkeit auf einen vorausfahrenden 37jährigen VW-Fahrer auf. Dabei entstand
laut Polizeibericht ein Sachschaden von
insgesamt 1500 Euro.
1
Nummer 91 – WNS1
Dienstag, 21. April 2015
Kirchenkritisches vom „Bibel-Erklärer“
Tipp des Tages
Bei einem Biografiekurs der Familienbildungsstätte machen sich Frauen der
Jahrgänge 1960 bis 1969 auf Lebensschatzsuche: Erinnern Sie sich noch?
„Daktari“ nach dem Familienbad am
Samstagnachmittag, Völkerball auf der
Straße, Familienfernsehen „am laufenden Band“. Und das noch: ohne Kindersitz, Gurt und Kopfstütze auf der Autorückbank schlafen – die Füße der Geschwister im Gesicht. Der obligatorische Knicks bei Begrüßungen, Monchichi: Biografische Erinnerungen sind
die Ressourcen, aus denen sich das Leben speist.
In diesem Kurs haben Frauen der
Jahrgänge 1960 bis 1969 die Möglichkeit, Lebensschätze aus den verschiedenen Strängen ihrer Biografie methodisch vielfältig zu heben, festzuhalten
und im Hinblick auf zukünftige Lebensentwürfe zu reflektieren: schreibend, kreativ gestaltend, spielerisch
und im Gespräch. Was daraus entsteht,
ist eine persönliche Lebensschatzkiste.
Dies ist auch ein Medium, das nahestehenden Personen oder Pflegepersonal
einen individuellen Zugang in der Betreuung erleichtert, wenn man vielleicht einmal nicht mehr in der Lage
sein wird zu sagen, dass man morgens
den Geruch von Bebe-Creme auf der
Haut mag oder lieber die „Augsburger
Puppenkiste“ als das „Traumschiff“
anschaut.
Beim kostenfreien Infoabend am
Dienstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr können
Interessierte das Konzept der Biografiearbeit nach „Lebensmutig“, die Inhalte
und methodischen Herangehensweisen
des Kurses kennenlernen. Der Infoabend findet im Familienzentrum Karo
statt. Anmeldung ist erforderlich bei
FBS Waiblingen unter der Telefonnummer 0 71 51/ 9 82 24 89 20 oder per Mail
an die Adresse [email protected].
Anmeldeschluss ist am morgigen Mittwoch, 22. April.
B
Franz-Josef Ortkemper, ehemals Direktor des Katholischen Bibelwerks, über Homosexualität und „Sprachsklerose“
Von unserem Redaktionsmitglied
Andreas Kölbl
Waiblingen.
Zwei Jahrzehnte stand Franz-Josef Ortkemper an der Spitze des Katholischen
Bibelwerks, das eine Brücke schlägt
von den theologischen Fakultäten in ein
breiteres Publikum. Für seine Katholische Kirche findet er kritische Worte –
und hat auch sonst Spannendes zu sagen über einen Glauben, der zweifelt
und sich stets verändert.
Kaum eine Wand in der Wohnung von
Franz-Josef Ortkemper in der Waiblinger
Wasserstubensiedlung, die nicht bis unter
die Decke voll mit Büchern steht. An der
besagten Brücke von der Wissenschaft in
die Gemeinden baut der 75-Jährige, der
dieser Tage sein goldenes Priesterjubiläum
beging, bei Vorträgen und Seminaren noch
immer. Ein Büchermensch, ein Intellektueller, der ebenso reflektiert wie lebensnah
vom Glauben und Zweifeln zu sprechen
vermag. Ein promovierter katholischer
Theologe, der sich nicht hinter Dogmen und
Lehrsätzen verschanzt, sondern sich gegenüber der Kirchenobrigkeit die Freiheit
nimmt, selbst zu denken. Die Ablehnung
der Homosexualität, der Ausschluss von
Frauen von der Priesterschaft, das Zölibat:
Dies alles scheint ihm nicht mehr zeitgemäß. Und: aus einem modernen Verständnis
der Bibel nicht gerechtfertigt.
Die Wörtlich-Nehmer rennen
dem Unglauben in die Arme
Fragestellungen der Theologie trägt er auch
in die Sankt-Antonius-Gemeinde, in der er
seit 26 Jahren lebt. In zwei Semestern
ackerte er mit den Besuchern einer Vortragsreihe das Alte Testament durch. Bis zu
90 Leute kamen zu den Veranstaltungen,
offenbar bewegt von den Fragen. Wort für
Wort nahm Ortkemper auch das Glaubensbekenntnis durch, wägte in insgesamt 17
Predigten Begriffe, die entweder dunkel
oder allzu selbstverständlich erscheinen.
„Ich glaube an Gott“ – das war das erste
Predigtthema, „den Vater“ das zweite, „den
Allmächtigen“ das dritte.
Was Fundamentalisten den
großen Kirchen voraushaben
Eine knifflige Sache, die Allmächtigkeit:
„Wie kann Gott das zulassen?“ – die Theodizee-Frage bewegt Menschen im Angesicht
von Krankheit und Tod. In Katastrophen
wie dem Tsunami von 2004 sieht Ortkemper
Gott nicht nur als Schöpfer wirken, sondern
auch als Zerstörer. Als Beweger einer Welt,
die sich evolutiv entwickelt, in der Kontinente entstehen und untergehen. „Ich
möchte nicht dabei gewesen sein, als die Dinosaurier durch den Einschlag eines Meteoriten ausstarben oder als die Alpen aufgefaltet wurden.“ Beides gehört zur Schöpfung. Natürlich habe Gott dies nicht in einem direkten Sinne selbst getan. Ebenso
wenig wie er die Welt in sieben Tagen erschuf oder wie er – eine Spekulation mittelalterlicher Scholastiker – in seiner Allmacht Engel auf der Fingerspitze tanzen
lässt. Mit der Frage nach der Allmächtigkeit ist Ortkemper längst nicht fertig und
bekennt in sokratischer Bescheidenheit:
„Ich bin nicht klüger als irgendwer, ich
habe höchstens etwas mehr nachgedacht.“
Gott, der Allerhöchste – wer könnte ihn jemals fassen?
Für die Wörtlich-Nehmer der Bibel, im
Ein Gläubiger, ein Zweifler: Franz-Josef Ortkemper.
Remstal verbreiteter als in Ortkempers
westfälischer Heimat, sind alle Antworten
klar. „Dafür habe ich kein Verständnis.“
Die Schöpfungsgeschichte sei „Dichtung,
hohe Literatur“ – und dies zu sagen, eine
Verneigung vor dem Text. Sein Kern: Er
sagt, dass die Welt und unser Leben zutiefst
sinnvoll sind. Geschrieben in einer Zeit, in
der Israel am Boden lag. In diese Verzweiflung pflanzt die Genesis ihr großes Trotzdem: Gott sah, dass es gut war.
Bild: Bernhardt
Gleichwohl gibt es Texte, die historisch
verifizierbar sind, denn „die Bibel kann
man nicht über einen Kamm scheren.“
Zweifel wiederum sind aus der Perspektive
einer historisch-kritischen Exegese angebracht bei Paulus’ Tiraden gegen Schwule:
„Das ist vor dem Hintergrund des medizinischen Wissens der damaligen Zeit geschrieben – heute sind wir viel weiter.“ Was jedoch überdauert, ist das Gebot der Nächstenliebe, das auch für Menschen mit ande-
Katholisches Bibelwerk und „Bibel heute“
� Das Katholische Bibelwerk will die Ver-
breitung und Erschließung der Heiligen
Schrift in Deutschland fördern. Dem 1933
von Priestern und Laien gegründeten Verein mit Sitz in Stuttgart gehören heute
17 000 Mitglieder an, verbunden durch
die Geschäftsstelle in Stuttgart und die Beauftragten in den einzelnen Diözesen. Das
Bibelwerk gliedert sich in einen Verein und
den Verlag Katholisches Bibelwerk.
� Das Bibelwerk organisiert Tagungen
und Seminare. Es gibt drei Zeitschriften
heraus: die Mitgliedszeitschriften „Bibel
heute“ und „Bibel und Kirche“ sowie das
Magazin „Welt und Umwelt der Bibel“.
Diese Gründung Ortkempers ist die wohl
einzige Zeitschrift Deutschlands, die Archäologie, Bibelwissenschaft, Geschichte
und Kunst in konzentrierter und gleichzeitig gut lesbarer Form erschließt.
� Mit Hilfe wissenschaftlicher Bibelauslegung und erfahrungsorientierter Methoden wirkt das Bibelwerk einem fundamentalistischen Missverständnis der
Bibel entgegen, denn: „Wir betrachten die
Bibel als Mittelpunkt allen kirchlichen
Handelns.“
� Franz-Josef Ortkemper wurde am 2. November 1939 in Beckum geboren. Die
Priesterweihe empfing er am 27. März
1965. Sein goldenes Priesterjubiläum
beging er dieser Tage in Sankt Antonius
Waiblingen. Nach Kaplansjahren in Coesfeld wurde er 1970 Assistent im Fachbereich Katholische Theologie der Universität in Münster. Von 1972 bis 1979 war er
Rektor im Münsterschen Franz-HitzeHaus. In Recklinghausen war er danach einige Jahre Gemeindepfarrer und Stadtdechant. Von 1989 bis 2009 war er Leiter des
Katholischen Bibelwerks in Stuttgart. Die
„Kirchensite“, ein Online-Portal des Bistums Münster, nennt ihn wegen dieser
Funktion „Bibelerklärer“.
� Im Jahr 2005 gründete Dr. Franz-Josef
Ortkemper die Stiftung „Bibel heute“.
Anliegen der Stiftung ist es, langfristig die
bibelpastorale Arbeit des Vereins Katholisches Bibelwerk zu unterstützen.
Quellen: Kirchensite/Bibelwerk
rer sexueller Orientierung gelte. Die Wörtlich-Nehmer, sie rennen dem Unglauben in
die Arme, dem sie doch entfliehen möchten.
Denn sie haben aufgehört zu zweifeln. Ortkemper hält’s da mit Martin Buber, dem
großen jüdischen Religionsphilosophen:
„Der Zweifel ist der Milchbruder des Glaubens.“ Glaube verändert sich – auch im Alter von 75, auch nach unzähligen Studien
und Publikationen.
Etwas Wichtiges hätten die Fundamentalisten den großen Kirchen jedoch voraus:
ihre Gottesdienste. Die Begeisterung und
Lebensnähe, die den Katholiken oft abgehe.
Die Messen seien zu festgelegt, die Texte zu
oft die gleichen. Die katholische Kirche leide unter „Sprachsklerose“. Eine frische
Sprache, die Menschen ins Herz trifft, ohne
anzubiedern – „Jesus ist nicht mein Kumpel“ – findet der Priester Ortkemper bei
theologischen Denkern und in moderner
Lyrik, nicht jedoch im Messbuch.
Neue Eheschließung
für Geschiedene
Spürbare Auswirkungen habe schon jetzt
der Priestermangel in den Gemeinden. Kein
Wunder, wenn „die Hälfte der Menschheit“
von vorneherein ausgeschlossen werde. Anders beim Katholischen Bibelwerk, das Ortkemper bis 2009 leitete. Es beschäftigt sieben Theologen, fünf davon Frauen. Gewisse
Hoffnungen setzt er in den neuen Papst. Vor
allem, dass Franziskus die Armen in den
Mittelpunkt rückt, gefällt ihm. Und doch
hegt er Zweifel: „Ob er sich gegen die Kurie
durchsetzen kann?“ Still widersetzt hat
sich der Priester der Linie der Katholischen
Kirche, selbst noch in Zeiten von Patchwork-Familien Geschiedenen eine neue
Eheschließung zu verweigern. Er sagte den
Heiratswilligen nur: Hängt’s nicht an die
große Glocke.
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