Schonende Behandlung von Prostatakarzinomen (Prostatakrebs

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Schonende Behandlung von Prostatakarzinomen (Prostatakrebs
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Schonende Behandlung von Prostatakarzinomen
(Prostatakrebs) durch Radiofrequenzablation (RFA) und
Irreversible Electroporation (NanoKnife)
Wurde ein Prostatakarzinom nachgewiesen, muß zunächst mittels Staging und Grading
(Ausbreitung und Aggressivität des Tumors) das Tumorstadium ermittelt werden. Zum
Grading werden Gewebeproben aus der Prostata histologisch untersucht. Beim Staging wird
ermittelt, ob das Karzinom auf die Prostata beschränkt ist oder die Prostatakapsel
überschritten hat und ob Lymphknoten, Organe und Knochen befallen sind.
Welche Behandlung für den einzelnen Patienten gewählt wird, hängt von unterschiedlichen
Faktoren ab: Neben dem Tumorstadium auch vom Alter und dem Gesundheitszustand des
Patienten, aber auch persönlichen Präferenzen.
Bei Karzinomen, die auf die Prostata beschränkt sind, kann eine fokale, d.h. nur die Prostata
betreffende Behandlungsmethode gewählt werden. Standard ist die chirurgische Entfernung
der Prostata (radikale Prostatektomie). Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die
Brachytherapie (eine interne Bestrahlung durch Implantation radioaktiver Seeds), oder eine
Zerstörung der Prostata mit fokussiertem Ultraschall (HIFU) oder durch Kälte (Kryotherapie).
All diese Verfahren haben gravierende Nebenwirkungen und führen in der Mehrzahl der Fälle
zu Impotent sowie in bis zu 50% zur Inkontinenz.
Hat das Karzinom die Prostatakapsel überschritten, wird bisher primär eine
Antihormontherapie (Blockade der männlichen Sexualhormone) oder eine Strahlentherapie
durchgeführt.
Paradigmenwechsel in der Prostatabehandlung: Funktionserhaltende Therapie ohne
Impotenz und Inkontinenz
Die Prostata ist von anatomischen Strukturen umgeben, die für die Erektionsfähigkeit des
Penis und die Kontrolle der Blasenentleerung verantwortlich ist. Für eine ungestörte Sexualund Blasenfunktion ist der Erhalt dieser wichtigen Strukturen nctwendig. Bei den etablierten
Methoden ist dies bisher nicht möglich, da bei der Behandlung nicht nur die Prostata, sondern
auch die Prostata umgebende Strukturen geschädigt werden.
Radiofrequenzablation (RFA) der Prostata:
Dieses neue Behandlungskonzept wurde von den Urologen Prof. Campo, Dr. Bergamasci und
Dr. Bellezza aus Mailand, Italien, entwickelt. Es wurde in den letzten Jahren an einer Vielzahl
von Patienten erfolgreich eingesetzt.
Bei der Radiofrequenzablation der Prostata werden durch den Beckenboden Sonden in die
Prostata eingebracht. Das Prostatagewebe wird über die RF-Sonden erhitzt und zerstört
(Primärwirkung). Außerdem werden durch die RFA eine Entzündung und vermutlich auch
eine Immunreaktion ausgelöst. Dies führt zu einer anhaltenden Zerstörung von
Prostatagewebe nach Beendigung der RFA (Sekundärwirkung).
Eine Schädigung der umgebenden Strukturen wird durch ein Temperaturmonitoring
vermieden. Dazu werden Thermosonden im Bereich der neurovaskulären Bündel (Nerven und
Gefäße, die für die Erektion verantwortlich sind) und zwischen Prostata und Rektum
eingebracht und während der Behandlung die Temperatur gemessen. Eine Überschreitung der
kritischen Temperatur von 55 °C kann somit vermieden und die Strukturen geschont werden.
Irreversible Electroporation (IRE): Behandlung mit dem NanoKnife
Irreversible Elektroporation ist eine neuartige Methode zur selektiven Zerstörung von Zellen
durch starke lokale elektrische Felder. Durch die elektrischen Felder von mehreren tausend
Volt werden die Zellmembranen geöffnet, bis die Zelle platzt. Dieser Vorgang entspricht
einer induzierten Apoptose (natürlicher Zelltod).
Nicht-zelluläre Gewebebestandteile werden durch die IRE-Behandlung nicht geschädigt. Die
Gewebematrix, die aus Kollagen- und Elastinfasen, Proteoglykane, etc.. besteht, bleibt somit
vollständig erhalten. Da Blut- und Lymphgefäße sowie die Harnröhre außer Zellen auch aus
einer komplexen und stabilen Gewebematrix bestehen, regenerieren sie sich vollständig: Die
zerstörten Zellen bilden sich entlang der Matrix erneut aus. Auch Nerven werden nicht
zerstört. Dabei spielen vermutlich auch die Isolierung der Nerven durch die Myelinscheide
und der geringe Querdurchmesser der Axone eine Rolle.
Bei anderen Behandlungsverfahren, bei denen alle Gewebeelemente zerstört werden, entsteht
eine Gewebsnekrose (Einschmelzung aller Gewebebestandteile). Diese wird schließlich durch
eine die Nekrose umgebende Entzündungsreaktion abgebaut, was viele Monate in Anspruch
nimmt. Dieser Prozeß führt zu Entzündungsschmerzen und, nach Abklingen der Nekrose, zu
Vernarbungen, die wiederum weitere Behandlungen erschweren.
Bei der irreversiblen Elektroporation hingegen entsteht keine Gewebsnekrose und damit auch
keine Entzündungsreaktion. Schmerzen und Vernarbungen werden bei der Behandlung mit
dem NanoKnife dadurch vermieden. Durch die erhaltene Durchblutung des
Behandlungsfeldes werden die zerstörten Zellen rasch abgeräumt. Die komplette Ausheilung
dauert nur etwa 14 Tage.
Die IRE-Behandlung der Prostata wird in Vollnarkose durchgeführt und dauert zwischen 30
Minuten und mehreren Stunden, je nach Befund. Ein Krankenhausaufenthalt ist nicht
zwingend notwendig, wird jedoch zur Sicherheit empfohlen.
Im Gegensatz zur RF-Ablation liegen zur IRE der Prostata bisher nur wenige Erfahrungen vor,
da die Methode absolut neu ist. Unter allen bisher mit IRE behandelten Patienten ist jedoch
bisher bei keinem eine Impotenz oder Inkontinenz aufgetreten.
Besondere Indikationen für die Behandlung mit dem NanoKnife
Prostatakarzinomrezidiv: Nach Prostatektomie, Strahlentherapie und/oder HIFU
Eine wichtige Anwendung des NanoKnife ist die Behandlung von ProstatakarzinomRezidiven nach Prostatektomie und/oder Strahlentherapie oder nach Behandlung mit HIFU
(High-Energy Focussed Ultrasound). Diese können mit dem NanoKnife ohne wesentliche
Nebenwirkungen selektiv zerstört werden.
Prostatakapselüberschreitende Karzinome
Eine Behandlung mit der NanoKnife ist auch dann möglich, wenn das Prostatakarzinom die
Kapsel überschritten hat. Infiltrationen der Samenblasen und der Beckenbodens können
mitbehandelt werden. Resultate von Tierversuchen weisen darauf hin, daß möglicherweise
auch eine Behandlung von Infitrationen des Rektums möglich ist.
Welche Methode für welchen Patienten ?
Eine genaue Beurteilung ob für einen Patienten RFA oder IRE die geeignete Behandlung sind,
kann nach einer Kernspintomographie und 3D-Biopsie der Prostata getroffen werden.
MRT-Bilder der Prostata vor (links) und nach (rechts) IRE (NanoKnife) Behandlung eines
Prostatakarzinomrezidivs (Pfeil) nach Vorbehandlung mit HIFU. Obere Reihe T2-gewichtete
Bilder, untere Reihe Bilder aus einer Kontrastmitteldynamik. Das Rezidiv ist vor der IREBehandlung durch die starke KM-Aufnahme (gelber Pfeil unten) zu erkennen. Einen Tag nach
der Behandlung läßt sich keine verstärkte KM-Aufnahme mehr nachweisen (roter Pfeil unten).