Angewandte Persuasion
Transcription
Angewandte Persuasion
Angewandte Persuasion Definition: Persuasion ist eine partielle und sporadische Überredungstechnik, mit der situationsbedingt Meinungen und Verhaltensweisen eines Hörers gelenkt werden sollen. (Wolff, Gerhart) Angewandte Persuasion - Inhalt 1. Informativer sozialer Einfluss 2. Compliance 3. Die Tür-ins-Gesicht- und Fuß-in-die-TürTechnik 4. Das Milgram-Experiment 1. Informativer sozialer Einfluss Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Sozialer Einfluss: Veränderung von Urteilen, Meinungen und Einstellungen eines Menschen infolge einer Konfrontation mit den Auffassungen anderer Menschen. (Quelle) Informativer sozialer Einfluss: Einfluss anderer Menschen, der uns zur Konformität führt, weil wir sie als Informationsquelle betrachten um unser Verhalten zu leiten (QUELLE) Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Experimenteller Belege: Sherif und der autokinetische Effekt: -Stationäres Licht in abgedunkelten Raum -Versuchspersonen (Vpn) allein oder in Gruppen -Schätzungen über das Ausmaß der Lichtbewegung -Erste Hälfte der Versuchspersonen Urteil erst allein dann in Gruppen (2-3 Personen) -Zweite Hälfte erst in Gruppen dann allein Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Ergebnis: -erste Hälfte entwickelte alleine ihre persönliche Norm die sich stark voneinander unterschied, in der Gruppe allerdings eine gemeinsame Position (Gruppennorm) -zweite Hälfte entwickelte sich die Gruppennorm im ersten Durchgang und blieb bei der Einzelsitzung bestehen Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Erkenntnis: -Menschen bilden bei Konfrontation mit unstrukturierten und mehrdeutigen Stimulussituation einen inneren Bezugsrahmen -Bei Konfrontation mit unterschiedlichen Urteilen anderer Personen geben sie diesen jedoch auf um sich an den übrigen anzupassen -in Anwesenheit anderer Menschen gebildeter Bezugsrahmen beeinflusst die Urteile einer Person auch noch nachdem die Quelle des Einflusses nicht mehr vorhanden ist Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss 2 Faktoren des informativen sozialen Einfluss: Private Akzeptanz: Menschen gehen mit dem Verhalten anderer konform, weil sie ernsthaft annehmen, dass diese anderen Menschen im Recht sind Öffentliche Compliance: Öffentlich mit dem Verhalten anderer Menschen konform gehen ohne notwendigerweise zu glauben, was die Gruppe sagt oder tut Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Variablen, die den informativen sozialen Einfluss sehr leicht erzeugen: 1. Die Wichtigkeit genau zu sein (Baron et al.): 2. Mehrdeutigkeit der Situation () 3. Wenn es eine Krisensituation ist (Soldaten von Mai Lay) 4. Wenn die anderen Experten sind (Rauch im Flugzeug) Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Experiment: -Identifikation von Augenzeugen via Dias -Erschweren der Aufgabe durch sehr schnelle -Vorführung der Dias -Gruppen mit jeweils einer Vp und drei Konfidenten -Urteilabgabe zuerst von Konfidenten (falsch)dann von Vp -Manipulation: Aufgabe ist Test zur Unterscheidung guter von schlechter Augenzeugen und die Testwerte der Vp stellen Norm für die Testleistung mit zusätzlicher finanzieller Belohnung für die eine Gruppe, für die andere Gruppe ist Ergebnis des Test nicht wichtig da noch in Entwicklung Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Ergebnis: Gruppe mit geringer Wichtigkeit: 35% falsche Antworten Gruppe mit hoher Wichtigkeit: 51% falsche Antworten Angewandte Persuasion Informativer Sozialer Einfluss Erkenntnis: -wir sehen auf andere Menschen für zusätzliche notwendige Information, wenn Situation mehrdeutig ist und es schwer ist die, richtige Entscheidung zu treffen -dann hängen wir umso von anderen Menschen hinsichtlich Information und Führung ab je wichtiger die Entscheidung ist 2. Compliance Gedankenlose Konformität Öffentliche Compliance • Def.: Zustimmung, Fügsamkeit : öffentlich mit dem Verhalten anderer konform gehen ohne notwendigerweise zu glauben, was man tut oder sagt • Nicht notwendig: private Akzeptanz der Annahmen und Verhaltensweisen der Gruppe • Auslöser: normativer sozialer Einfluss (= Einfluss anderer Menschen, der dazu führt, uns konform zu verhalten, um von ihnen gemocht oder akzeptiert zu werden) Beispiele für normativen sozialen Einfluss • Teenager „surfen“ auf den Dächern von Zügen • Mobbing an öffentlichen japanischen Schulen ¾Abweichungen von sozialen Normen der Gruppe führen zu Angst vor Bestrafungen oder Zurückweisungen Definition Compliance (Einwilligung, Fügsamkeit): • Veränderung im Verhalten, ausgelöst durch eine direkte Bitte einer anderen Person • Ausführung bestimmter Aktivitäten, Übernahme von Einstellungen • Ein Grund für konformes Verhalten Beispiele für Compliance • Brief von einer Wohltätigkeitseinrichtung mit der Bitte um Geld • Verkaufsanrufe • Haustürvertreter • Autoritäre Person verlangt sich entgegen der eigenen Moralvorstellungen zu verhalten Compliance-Formen • • • • Gedankenlose Konformität Tür-ins-Gesicht-Technik Fuß-in-die-Tür-Technik Gehorsam Gedankenlose Konformität • Befolgung internalisierter sozialer Normen, ohne das Handeln zu überdenken • Gefahr: Befolgung falscher sozialer Normen und unangemessenes Verhalten Beispiele von gedankenloser Konformität • „Falscher“ Parkwächter: Mann zahlt Parkgebühren bei einer Betrügerin ohne weiter darüber nachzudenken • Experiment von Langer et. al (1989): Sekretärinnen wird ein Zettel geschickt auf dem steht, „dieser Zettel soll umgehend an Zimmer 238 zurückgeschickt werden!“ 90 % der Vpn schicken ihn zurück 3. Die-Tür-ins-GesichtTechnik Die-Tür-ins-Gesicht-Techink • Die Tür-ins-Gesicht-Technik: Eine Technik, die Menschen dazu bringen soll, einer Bitte zu entsprechen, wobei man ihnen zunächst mit einer großen Bitte kommt, von der man annimmt, dass sie sie zurückweisen werden, danach mit einer kleineren vernünftigen Bitte, von der man hofft, dass sie ihr entsprechen. • Norm der Reziprozität: Eine soziale Norm, die besagt, dass wenn Menschen sich nett zu uns verhalten, wir uns reziprok verhalten, indem wir ebenfalls nett zu ihnen sind. Experiment von Cialdini et al. (1975) • - Vpn werden gefragt, ob sie Jugendliche in den Zoo begleiten würden • Æ nur 17% stimmen zu • Alternative: „Würden sie 2 h pro Woche für ein Jugendzentrum arbeiten?“Æ Nein! • „Würden sie dann vielleicht wenigstens Jugendliche einmalig (wie oben) in den Zoo begleiten?“ • Æ dreimal so viele der Vpn als oben stimmen dann zu Beispiel • angebliche Mitarbeiter einer Versicherung fordern Studenten auf dem Campus auf, zwei Stunden lang einen Fragebogen zum Thema Sicherheit im Haus auszufüllen. • Die meisten lehnten ab. • Nun ersuchten sie ihre Opfer, doch wenigstens einen besonders wichtigen Teil des Bogens zu beantworten, was in einer Viertelstunde zu schaffen sei. • Immerhin jeder Zweite willigte ein. • In Wirklichkeit waren die vermeintlichen Versicherungsfritzen Psychologen und wollten sowieso nur die viertelstündige Fassung beantwortet haben. • Doch wenn sie in einem Vergleichstest direkt danach verlangten, machten nur halb so viele Studenten mit wie nach dem Vorspiel mit der abendfüllenden Version. • Die „Tür-ins-Gesicht-Technik ist dann wirksam, wenn die beiden Zugeständnisse von der gleichen Person erbeten werden und die Zeiträume zwischen erster und zweiter Bitte relativ kurz sind. • Andernfalls vermindert sich die Konzessionsbereitschaft ziemlich rasch. Die-Fuß-in-der-Tür-Technik • Eine Technik, die Menschen dazu bringt, einer Bitte zuzustimmen, wobei man ihnen zunächst mit einer kleineren Bitte gegenübertritt, von der man erwartet, dass sie sie erfüllen, gefolgt von einer größeren Bitte, von der man hofft, dass sie ihr ebenfalls zustimmen. Experiment von Freedman & Fraser(1966): • Nur 17% aller Haushalte stimmen zu ein großes, hässliches "DRIVE CAREFULLY!" -Schild in ihrem Vorgarten aufstellen zu lassen. • Andere Haushalte waren 2 Wochen vorher gefragt worden, ob sie nicht einen "Be A Safe DRIVER!"-Aufkleber auf ihr Autofenster kleben würden. – Von diesen Haushalten stimmen später 76% zu, das „DRIVE CAREFULLY!"-Schild in ihrem Vorgarten aufstellen zu lassen. • Verkäufer an der Haustür oder Mitglieder einer Sekte beginnen ihr Anliegen nicht etwa damit, dass sie geradeheraus mit einem Verkaufs- oder Überzeugungsgespräch beginnen, sondern indem sie ein kleines Geschenk überreichen. • In allen Fällen ist die Strategie gleich: – Das Opfer muss dazu gebracht werden, einenkleinen Schritt in die gewünschte Richtung zu gehen, indem es einer Bitte folgt oder etwas annimmt. Freedman & Frazer (1966) • • • • • Kalifornische Hausfrauen wurden von einem angeblichen Mitglied eines Verbraucherverbandes angerufen und befragt, welche Seife sie in ihrem Haushalt verwendeten. Ein paar Tage später wurden dieselben Hausfrauen nochmals von der gleichen Person angerufen, und dieses Mal wurde ihnen eine größere Bitte gestellt: Ob sie damit einverstanden wären, einer Gruppe von fünf oder sechs Männern des Verbraucherverbandes die Erlaubnis zu geben, eine gründliche Inventur ihres Hauses vorzunehmen, um festzustellen, welche Waschmittelprodukte sich in ihrem Haus befänden. Diese „Inventur" würde etwa zwei Stunden dauern. Das erstaunliche Ergebnis: – Fast 53 % sagten ja zu diesem Anliegen. Demgegenüber waren nur 22 % einer Kontrollgruppe, denen die erste Bitte nicht gestellt wurde, bereit, diesem Ansuchen zu folgen. Sich nicht widersprüchlich verhalten wollen • Ein anderer Aspekt der Fuß-in-der-Tür-Technik besteht darin, dass man mit seinem Verhalten früheren Äußerungen nicht widersprechen möchte. Bejaht man die Frage: ‚Können Sie sich vorstellen, einmal einen Betrag an eine gemeinnützige Organisation zu spenden?’, dann wird man bei der nächsten Gelegenheit eher geneigt sein, dieses Verhalten auch zu zeigen. Auf diese Weise geht das eigene Verhalten immer in die gleiche Richtung; es bleibt konsistent. Wie man die Fuß-in-der-TürTechnik nutzen kann: • Dem Kunden kleine Zusagen abringen – ‚Bestellen Sie ein Probepaket zu einem Euro!’ Hat der Kunde durch die Bestellung des Probepaketes einen Kontakt aufgenommen, wird er später eher geneigt sein, auch einen größeren Kauf zu tätigen. • Laienpsychologische Tests oder Gewinnspiele mit Fragen zu Produkten des Shops anbieten – ‚Sind Sie der Meinung, dass man für seine Rente vorsorgen sollte?’ Bietet das Online-Angebot beispielsweise Finanzdienstleistungen an, dann wird die Bejahung einer solchen Frage in einem spielerischen Zusammenhang den Kauf eines solchen Produktes wahrscheinlicher machen. • Die „Fuß-in-der-Tür"-Technik ist wahrscheinlich auch dann wirksam, wenn verschiedene Personen die erste bzw. zweite Bitte aussprechen, denn die Forderungen treffen auf ein verändertes Selbstbild der Person. • Dieses veränderte Selbstbild wirkt noch in der neuen Situation. • Daher ist die „Fuß-in-der-Tür"-Technik auch dann wirksam, wenn zwischen erster und zweiter Bitte längere Zeiträume liegen. 4. Das Milgram-Experiment: Der soziale Einfluss von Autoritäten - Autoritätsgehorsam als Form der Compliance - • Wie kann man sich dem Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen bei unmoralischen Befehlen erklären? • War es sozialer Einfluss oder doch „nur“ das Werk böser Menschen? ÆStudium des sozialen Drucks im Labor unter kontrollierten Bedingungen Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.1. Versuchsanordnung • freiwillige Teilnehmer • Scheinbarer Untersuchungsgegenstand: "Auswirkungen von Bestrafung auf das Lernen„ • VP lernen den Versuchsleiter (in Wahrheit Biologielehrer) und vorgebliche VP (Schüler) kennen • durch fingierte Auslosung: eine VP Lehrer (echte VP) und eine VP Schüler (Konfident) Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.1. Versuchsanordnung Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.1. Versuchsanordnung Lehrer wird in ein eigenes Zimmer gebracht – Lehrer stellt Fragen zu Paarassoziationsaufgaben – Lehrer bestraft Schüler bei jedem Fehler durch einem stetig steigenden Stromstoß mit Schockgenerator Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.1. Versuchsanordnung Schockgenerator (15-450V) Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.2. Beginn der Lehraufgabe • Schüler (Konfident) machte absichtlich Fehler • Lehrer (VP) zu immer schwereren Stromstößen "überredet". • bei Zögern/ Verweigerung drängte der VL die VP mit 4 Befehlen zum Weitermachen: • Experiment zu Ende wenn: - Lehrer sich trotz des Drängens des VL weigerte fortzufahren - Lehrer drei Stromstöße der höchsten Stufe verabreicht hatte Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.2. Lehraufgabe: Einflussquellen VP den Einflussversuchen (Drängen) des VLs und den zunehmend eindringlichen Appellen des Schülers ausgesetzt. Appelle des Schülers: • von leichtem Stöhnen über Schreien bis zur Verweigerung der Antwort Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.2. Ergebnisse Versuchsperson im Konflikt zwischen • dem Druck der Autoritätsperson • dem Druck des Opfers • dem Druck des eigenen Selbsts Æ 62,5% der VP gingen bis zum max. Stromstoß (Ø-Maximalspannung betrug 368 Volt) Æ Autorität des Wissenschaftlers, der niemals Sanktionen androhte, reichte aus um innere (Gewissen) und äußere Kräfte (Schreie des Opfers) zu beschwichtigen Æ kein Ungehorsam Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > Verhalten der VP beim Test • Verhalten auf starken Konflikt zurückzuführen • extrem angespannt und nervös (ballen der Fäuste, schwitzen, stottern, etc.) Æ Kognitive Dissonanz ÆDissonanzreduktion: 200V ist nicht viel, 215V ist nur ein bisschen mehr... Æ Sie gehorchten Kontrollbedingung: VPs geben vor Beginn des Experimentes ihr maximales Schockniveau an Nur 2 von 40 VP über 150 VoltÆ VPs keine Sadisten Æ Verhalten durch starke situative Faktoren bedingt Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Determinanten • Variation der Versuchsbedingungen um situative Faktoren zu bestimmen. • Wie wirken sich unterschiedliche Merkmale der Situation auf das Ausmaß an Gehorsam aus? Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Determinanten a) räumliche (u. emotionale) Nähe zum Opfer b) Autorität und Kontrolle des Versuchsleiters c) Informativer sozialer Einfluss (Status) d) normativer sozialer Einfluss: Rolle des Drucks von Gleichgestellten Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Determinanten a) räumliche (u. emotionalen) Nähe zum Opfer: Hinweise auf Einfühlungsvermögen: 1.) Schmerz des Opfers für VP abstrakt Æ Opfer aus Bewusstsein verdrängt 3.-4.) Opfer im visuellen Bereich Æ Leugnung nicht mehr möglich 1. 2. 3. 4. Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Determinanten b) Autorität und Kontrolle des Versuchsleiters: • Versuch in Gebäude mit wenig Prestige (heruntergekommes Bürogebäude) Æ Gehorsamkeit sinkt auf 48% • VL nicht im selben Zimmer wie VP (z.B. Befehle via Telefon) Æ Gehorsamkeit verringerte sich auf maximal 21% Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Faktoren c) Informativer sozialer Einfluss mächtig, wenn Situation zweideutig ist Æ Krise, Situation verwirrend, unvertraut, bestürzend Æ Konfliktzustand: Teilnehmer benutzen Fachmann (VL) als Hilfe um Entscheidung zu treffen Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Faktoren c.) Verringerung des Status (informativer sozialer Einfluss) • VL(Fachmann) – verließ Zimmer – ordnete nicht an, Stromstöße stetig zu erhöhen – gab Befehlsgewalt an zweite VP (Konfident) ab • Zweite VP (Konfident= nach außen normale VP) – schlug spontan vor, die Stromstöße stetig zu erhöhen. – bestand darauf, dass die echte VP diese Regel einhielt Æ nur 20% der VP gaben max. Stromstoß Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Faktoren: d) normativer sozialer Einfluss machte es den Menschen schwer, sich zu weigern fortzufahren Vermutung: starke Rolle interpersonaler Faktoren. Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.3. Situative Faktoren Optimale Voraussetzungen für hohen Gehorsam: a) b) c) d) Nähe: Opfer außer Sicht- u. Hörweite Befehlshaber in unmittelbarer Nähe Autorität mit hohem Status (informativer Einfluss) Andere VPs auch gehorsam (normativer Einfluss) Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.4. Was hätten wir getan? • Einschätzung des max. Stromstoßes durch Befragte (auch Psychiater) Æ niedrig (Ø 130V) • Warum unterschätzen Menschen die Häufigkeit, mit der gehorsames Verhalten tatsächlich auftritt? • Unterschied zwischen Erwartungen auf unser Handeln u. das Handeln anderer u. dem was wir tatsächlich tun, lässt sich als fundamentalen Attributionsfehler beschreiben Æ Tendenz zur Unterschätzung situativer und Überschätzung persönlicher Faktoren Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.4. Was hätten wir getan? • Keine Unterschied zwischen Mann-Frau oder andere Berufsgruppen; Replikationen der Untersuchung in anderen Ländern wiesen Verallgemeinbarkeit dieses Effekts nach • trotz starken Einflusses situativer Faktoren deutet die Forschung auch bei noch schlimmeren Verhalten (Völkermord, Kindesmisshandlung) und auch auf die Rolle personaler Faktoren. Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.5. Die Dynamik von Gehorsam Nach Milgram sind in diesen Situationen drei miteinander verwobene Faktoren beteiligt • Erfahrungswert: Man wird von Autoritätspersonen für Gehorsam belohnt; wir erwarten, dass Autoritätspersonen vertrauenswürdig, glaubwürdig, legitim handeln • bindende und verführerische Faktoren: Menschen bewegen sich nur allmählich in Handlungen hinein, die immer schlimmere Folgen haben (Eskalation) • agentic shift: „Abschieben von Verantwortung“(„Ich bin nicht verantwortlich dafür; mir wurde befohlen, so etwas zu tun.“) Æ siehe Nürnberger Prozesse Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.5. Die Dynamik von Gehorsam Ein angemessenes Verständnis des „Gehorsams gegenüber Autoritätspersonen“ erfordert eine sorgfältige Analyse des dynamischen Zusammenspiels zwischen festen bzw. strukturellen Situationsmerkmalen. Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.6. Extreme Fehler von Gehorsam Massaker von My Lai (1968, Vietnam) (Quelle: www.wikipedia.de) Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.6. Extreme Fehler von Gehorsam Parallelen Milgram My Lai Normativer Einfluss VL nicht verletzen oder verärgern Æ VP passten sich Erwartungen an Informativer Einfluss Fachmann= VL Vermeidung von Ablehnung ung Spott Æ Soldaten veränderten Verhalten und passten sich den Erwartungen der anderen an Fachmann= Leutnant Calley Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.6. Extreme Fehler von Gehorsam Hinzu kommt beim Militär allgemein: • Isolation: Ausbildung von der übrigen Gesellschaft abgegrenzt • Compliance: Belohung und Strafe nach Gehorsam • Internalisierung: Autoritäten stellen Verbindungen zwischen „künftige Handlungen“ im Krieg, Idealen und Zielen der Gesellschaft her. Æ Feind= Bestie, nicht Vater und Ehemann Æ lang anhaltende Beeinflussung, sodass Autorität akzeptiert wird Angewandte Persuasion > Milgram-Experiment > 4.7. Ethik • Experimente vom Typ des Milgram-Experiments werfen ernsthafte ethische Fragen auf. • Rechtfertigen wissenschaftlicher Nutzen u. die moralische Lektion aus diesen Experimenten die Kosten u. die mögliche Schädigung der Versuchspersonen? • Wären ethische Vorbehalte ebenso groß gewesen, wenn Studien gezeigt hätten, dass Menschen tatsächlich den Anleitungen des Versuchsleiters widerstehen? Angewandte Persuasion> Klasurfragen 1. Nennen Definieren Sie den informativen sozialen Einfluss und erläutern sie seine 2 Faktoren! 2. sie zwei Formen von Compliance 3. Was ist gedankenlose Konformität und worin liegt die Gefahr? 4. Vergleiche die Tür ins Gesicht Technik mit der Fuß in der Tür Technik. 5. Nennen Sie die wesentlichen situativen Faktoren des Milgram-Experiments Literatur: • • • • • • Aronson, E., Wilson, T. D. & Akert, R. M. (2004). Sozialpsychologie (4 Aufl.). München: Pearson Studium. Aronson, E., et. al. (1994). Sozialpsychologie. Menschliches Verhalten und gesellschaftlicher Einfluss. Heidelberg: Spektrum. Stroebe, W., Jonas, K., Hewstone, M. (2001) Sozialpsychologie. Eine Einführung.(4. Aufl.). Springer Verlag. Milgram, S. (1974). Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität.(1.Aufl.). Rowohlt http://de.wikipedia.org/wiki/My_Lai Stand: 10.06.2006 Wollf, G.: Sprachmanipulation. URL: http://www.magic- point.net/fingerzeig/manipulation/ sprachmanipulation/sprachmanipulation.html Stand: 15.06.2006