Erwachsenenbildung und didaktisches Handeln
Transcription
Erwachsenenbildung und didaktisches Handeln
Erwachsenenbildung und didaktisches Handeln Ass.-Professor Dr. phil. Jan Böhm Chemnitz, 26.04.2013 Inhalt: I. Einführung II. Das Lernen Erwachsener – Ein Problem(aufriss) III. Zugänge a. Klassisch b. Aktuell I. Didaktische Konsequenzen II. Schlussüberlegung I. Einführung Lernen und Lehren – Lehren und Lernen!?! I. Einführung Lernen und Lehren – Lehren und Lernen!?! II. Das Lernen Erwachsener Wie kann man Lernen unterstützen? Wie lernen Erwachsene? Was lernen Erwachsene? Wer ist ein „Erwachsener“? Wann lernen Erwachsene (oder einfacher: Wann lernen sie nicht?) Warum lernen Erwachsene? II. Das Lernen Erwachsener • Empirische Lernforschung – Beginn: 20er Jahre E. Thorndike „Adult Learning“ • DDR-Forschung – H. Löwe: „Einf. i.d. Lernpsychologie des Erwachsenenalters“, 1970 • R. Olechowski bestärkt Löwes Ergebnisse II. Das Lernen Erwachsener • Neuere Impulse: – Sozialisationsforschung: O.Brim/S.Wheeler: „Socialization after Childhood“, 1974 – Im deutschsprachigen Raum setzt sich der Begriff „Erwachsenensozialisation“ durch – Verknüpfung mit LLL (Griese) – „Kritische Lebensereignisse“ – Phasenmodelle des Lebenslaufes (Kohlberg, Piaget, Erikson) – Kontinuität von LLL II. Das Lernen Erwachsener Einige Besonderheiten des Lernens Erwachsener: Mit dem Alter nehmen die individuellen Eigenarten – auch des Lernens – zu Kindheitsphase ist prägend – aber Plastizität des Gehirns bleibt erhalten Lernstile sowie Deutungsmuster bleiben relativ stabil Lernstile- und interessen werden stark von biografischen Erfahrungen, soziokulturellen Milieus, berufl. Anforderungen und familiären Situationen beeinflusst Lernerfahrung können lernfördernd als auch lernhemmend wirken II. Das Lernen Erwachsener Verlernen ist schwieriger als Neulernen Wirklichkeitskonstruktionen verfestigen sich und Anschlusslernen wird wichtiger „unpassendes“ Wissen wird nicht per se abgewehrt, sondern „aufbewahrt“ Wichtiges und Nützliches wird am leichtesten gelernt (kritische Lebensereignisse, Mobilität, biographische Übergänge…) Emotionen und Wollen werden wichtiger LLL ist ein Lebensstil II. Das Lernen Erwachsener „use it or loose it“ Selbstwirksamkeitsüberzeugung ist wichtig (self-efficacy) Gesundheitszustand Lernfähigkeit und Motivation beeinflusst von Umwelten Zeit spielt eine wichtigere Ressource Vgl. Siebert, H. (2011): Lernen und Bildung Erwachsener. Bielefeld. III. Zugänge - Klassisch Behaviorismus Kognitivismus Emotion/Motivation III. Zugänge - Aktuell Konstruktivismus Biowissenschaften Biographieforschung IV. Didaktische Konsequenzen Didaktik = Methodik ?!? IV. Didaktische Konsequenzen DIDAKTIK (Gr. didasko = „ich lehre, belehre“) Wissenschaft (Theorie) vom Unterricht (Comensius: „Allen Alles Lehren“) befasst sich mit der Lehrzielformulierung, der Auswahl der Unterrichtsinhalte und der passenden Lehrmethode IV. Didaktische Konsequenzen Methodik (Gr. methodos= „der Gang oder Weg“) Verfahren, um planmäßig ein Ziel zu erreichen Im pädagogischen Kontext sind Methoden somit der Weg zum Lernziel IV. Didaktische Konsequenzen Konsequenzen für das Lehren und Lernen erwachsener: Erwachsene sind lernfähig, aber unbelehrbar. Erwachsene behalten ihren Lernstil, sind aber anpassungsfähig Lehre und Lernen sind nur lose miteinander „gekoppelt“ Lernsituation hat großen Einfluss Motivierende Lehrende motivieren Lernende Imitationslernen ist möglich (Sympathie, Vorbild..) TN sind integraler Bestandteil und „Erzeuger“ von Lehr-Lernsituationen IV. Didaktische Konsequenzen Lernwiderstände und Lernvermeidung kann begründet sein (kein Nutzen…) Generative Inhalte werden gut gelernt Lernen heißt begreifen Gutes Lernen erfolgt durch Lehren Nachhaltiges Lernen erfordert kontinuierliche Selbstevaluation Erwachsenenlernen erweitert auch die sozial-kulturelle Umwelt Umerziehung Erwachsener schlägt zurück (Bummerang-Effekt Reaktanz) IV. Didaktische Konsequenzen „reading and flexing“ als Kompetenz des Lehrenden Gegensteuerung und „Perpurbation“ als dynamisches Element im Lehrprozess Gegenseitige Anerkennung des Teilnehmenden, inkl. Dozent Es gibt Kriterien für „gutes“ und „schlechtes“ Lernen, aber Lernerfolge sind dennoch nicht vorhersehbar V. Schlussüberlegung Lehr-Lernkurzschluss vermeiden (von beiden Seiten!) „Reading and flexing“ als Schlüsselkompetenz Selbstreflexivität stärken (Lehrende UND Lernende Attributionsfehler vermeiden!) Lernen und Lehren als Passion begreifen Literatur: • Arnold, R./ Krämer-Stürzl. A./ Siebert, H. (2011): Dozentenleitfaden. Erwachsenenpädagogische Grundlagen für die berufliche Weiterbildung. Berlin. • Arnold, R./Schüßler, I. (Hrsg.)(2010): Ermöglichungsdidaktik. Hohengehren. • Arnold, R./ Gomez Tudor, C.(2007): Grundlinien einer Ermöglichungsdidaktik. Augsburg. • Göhlich, M./Zirfas, J. (2007): Lernen. Ein pädagogischer Grundbegriff. Stuttgart. • Leiphold, B. (2012): Lebenslanges Lernen und Bildung im Alter. Stuttgart. • Reich, K.(2008): Konstruktivistische Didaktik. Lehr- und Studienbuch mit Methodenpool. Weinheim und Basel. • Siebert, H. (2011): Lernen und Bildung Erwachsener. Bielefeld. • Siebert, H. (2008): Konstruktivistisch lehren und Lernen. Augsburg. • Siebert, H. (1997): Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung. Didaktik aus konstruktivistischer Sicht. Berlin. • Von Felden, H./ Hof, Ch./Schmidt-Lauff, S. (Hrsg.)(2012): Erwachsenenbildung und Lernen. Hohengehren. Vielen Dank!