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Samstag, 10. Dezember 2011 / Nr. 285
Luzern
Zentralschweiz
Neue LuzerNer zeituNg
Neue urNer zeituNg
Neue Schwyzer zeituNg
Neue ObwaLdNer zeituNg
Neue NidwaLdNer zeituNg
25
Neue zuger zeituNg
FC Luzern Es wirft vorab im
Internet hohe Wellen: das für
zwei Bereiche der Swisspor­
arena verhängte Fahnenver­
bot. Die ersten Fans haben
ihre Konsequenzen gezogen.
ChrIStIan BErtSChI
[email protected]
Der FC Luzern hat am Donnerstag
ein sofortiges Fahnen- und Doppelhalterverbot in den Sektoren B (Fankurve
der Luzerner) und C6 (Gästefans) erlassen. Wer sich mit diesen Richtlinien
nicht identifizieren wolle, könne seine
Saisonkarte zurückgeben und erhalte
anteilmässig einen Betrag zurückerstattet, bot der FCL an (gestrige Ausgabe).
Drohungen blieben aus
Zwei Personen haben gestern nun
davon Gebrauch gemacht, wie FCLMediensprecher Stefan Bucher auf Anfrage sagt. «Sie haben ihre Karte abgegeben und das ihnen zustehende Geld
erhalten. Es ging sehr anständig zu und
her», so Bucher. Trotz der bloss zwei
Saisonkarten-Rückgaben ging es gestern
auf der Geschäftsstelle des FC Luzern
hoch zu und her. «Wir haben sehr viele Mails erhalten. Viele gratulierten uns
zum Entscheid», so Bucher. Einige hätten sich aber kritisch geäussert. Böse
Mails seien nur vereinzelt eingetroffen,
Drohungen gab es aber nicht. Auch nicht
bei Präsident Walter Stierli oder Sicherheitschef Mike Hauser.
Anders gelagert waren die Meinungen
in den Fanforen. In verschiedenen Gefässen auf dem Internet wird das Verbot
hundertfach kommentiert. Im FCL-Fanforum wird dabei oftmals auch direkt
auf den Mann gespielt – vorab auf FCLPräsident Walter Stierli. Das Fahnenverbot sei der letzte Tropfen, der das
Fass zum Überlaufen bringe, Stierli solle abtreten, heisst es sinngemäss. Oder:
«Die Mitteilung zeigt, dass der Verein
von Fankultur im Ganzen null Ahnung
hat und eigentlich alles mit Füssen tritt,
was die letzten acht Jahre aufgebaut
wurde.» Auch im Internetforum unserer
Zeitung wird Stierli zum Rücktritt aufgefordert. Roland Wermelinger aus Sem-
Erste FCL-Abos retourniert
Fan-Choreo bei der Partie Luzern - Basel im
wAugust. Das ist vorderhand nicht mehr erlaubt.
Bild Philipp Schmidli
pach etwa schreibt: «Walti, es ist nun
wirklich Zeit, abzutreten.» Patrick Kämpfer aus Horw kann nicht verstehen,
«weshalb man Fahnen und Choreos, die
zum Teil in bis zu 128 Stunden Arbeitszeit hergestellt wurden, verbieten sollte».
Und Alfred Bucheli aus Adligenswil
schreibt: «Mit der verhängten Kollektivstrafe positioniert sich der Club zum
Stimmungskiller Nummer 1 bei sehr
vielen Fans.»
heitsverantwortlichen könnten ja die
Fahnen ausrollen und sehen, dass keine
Zündanlagen dabei sind», sagt Appen-
Freude am erfolg «ist völlig weg»
«es ist zu hoffen,
dass dies schweizweit
als Vorbild dient.»
ErWIn WICKI, hIlDISrIEDEn
Servette-Fans halten sich an Verbot
Eine Meinung, die auch John Appenzeller teilt. Er ist Präsident des ServetteFanclubs Deutschschweiz 86 und damit
am Sonntag als erster Gästefan vom
Verbot betroffen. «Ich finde das eine
schlechte Art des FC Luzern. Die Sicher-
Pyros in den Stadien, da diese zu gefährlich seien, wenn sie im Sektor gezündet würden. «Leider gibt es aber
auch Genfer, die das nicht so sehen.»
zeller. Die Servette-Fans würden trotzdem nach Luzern kommen und ihre
Fahnen halt zu Hause lassen und das
Verbot respektieren. Appenzeller betont
aber: «Man bestraft hier einmal mehr
die Falschen!» Er persönlich sei gegen
Im FCL-Fanforum sind die negativen
Stimmen in der Überzahl. Doch es gibt
auch dort Fans, die sich selbst an der
Nase nehmen. Ein Eintrag lautet: «Die
Aktion in Basel war des Guten zu viel.
Das selbstverherrlichende Plakat seitens
der Fans hat den Druck auf den Vorstand
dermassen erhöht, dass die angedrohten
Massnahmen vollzogen werden mussten. Es wurde ja schier darum gebettelt ...» Support erhält die Clubleitung
mehrheitlich auf dem Portal unserer
Zeitung (www.luzernerzeitung.ch). «Ich
kann dem Präsidenten nur gratulieren
zu seiner Standfestigkeit», postet Daniel
Feer aus Luzern. Und Erwin Wicki aus
Hildisrieden meint gar: «Es ist zu hoffen,
dass dies schweizweit als Vorbild dient,
damit die lebensbedrohenden Situationen in und um die Stadien endlich der
Vergangenheit angehören.»
Bei einigen Luzerner Fans hält sich
die Vorfreude auf den sonntäglichen
Match gegen Servette wegen des Fahnenverbots in Grenzen. «Leider wird es
zu weiteren Machtspielchen kommen»,
vermutet einer im FCL-Fanforum. Ein
anderer schreibt: «Und dies in einer
Zeit, in welcher die Mannschaft erfolgreichen Fussball spielt. Wann hatten wir
das schon mal? Aber irgendwie ist die
Freude daran völlig weg.»
Sexuelle Übergriffe: Stadtpfarreien treffen Vorkehrungen
Luzern Von der Pfadileiterin
bis zum Samichlaus: alle
Kirchenmitarbeiter verpflichten
sich neuerdings, Missbräuche
zu bekämpfen und zu melden.
Die Katholische Kirchgemeinde Luzern mit ihren acht Pfarreien geht in
die Offensive. Um Missbrauch vorzubeugen, müssen alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter neuerdings eine persönliche Erklärung unterschreiben. Darin
verpflichten sie sich unter anderem,
weder Handlungen, welche die Grenzen
der Integrität einer Person verletzen,
noch sexuelle Übergriffe zu dulden.
Vorgesetzte müssen im Verdachtsfall
informiert werden. Basis dieses Vertrages ist das 8-seitige Papier «Selbstverpflichtung», welches der Kirchenrat im
Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen im Dezember 2010 in Kraft gesetzt hat (siehe Kasten).
Im Ausland und in rathausen
«In unserer Kirchgemeinde sollen
sexuelle Übergriffe und grenzverletzende Handlungen schnell erkannt und
geahndet werden», begründet Kommunikationsbeauftragter Florian Flohr auf
Anfrage diese Vorkehrung. Anlass für
die strenge Handhabung gaben eine
Reihe von Missbrauchsfällen vor allem
in Deutschland, Österreich und Irland,
welche 2010 publik wurden. Im Kanton
Luzern sorgte etwa die Debatte um
sexuellen Missbrauch und Gewalt im
ehemaligen Kinderheim Rathausen für
Aufsehen. Missbrauchsfälle innerhalb
der katholischen Kirchgemeinde der
Stadt Luzern sind laut Flohr bislang
keine gemeldet geworden.
200 Festangestellte
«Inzwischen haben alle 200 festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der acht Stadtluzerner Pfarreien
unterschrieben. Nun sind die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter an der Reihe,
sagt Florian Flohr. «Dazu gehören neben
Leiter von Pfadi und Jungwacht sowie
Ministrantenbetreuer beispielsweise
auch alle Samichläuse.»
Ich halte diese Vorgehensweise für sinnvoll und auch für verhältnismässig.»
Laut Florian Flohr sind seit der Einführung dieser Selbstverpflichtung vor
einem Jahr keine Verdachtsfälle geäussert worden. Er wertet dies weder positiv noch negativ. Wichtig sei in erster
Linie, dass das Personal sensibilisiert
sei. «Und dass alle wissen, an wen sie
sich in einer heiklen Situation wenden
können.» Bereits bei der Anstellung von
Mitarbeitenden im kirchlichen Dienst
informiert sich die Kirchgemeinde bei
früheren Arbeitgebern über das Verhalten mit Kindern und Jugendlichen.
Dabei wird auch nach der Wahrung der
sexuellen Integrität gefragt.
Supervisorin eingesetzt
«Übergriffe sollen bei
uns schnell erkannt
werden.»
F lo r I a n F lo h r , S P r E C h E r
Kat h . K I r C h g E M E I n D E
Einer dieser Pfarrei-Samichläuse sagt:
«Ich habe mich zunächst schon gefragt,
ob wir unter Generalverdacht gestellt
werden.» In der Diskussion sei aber
rasch deutlich geworden, dass es hier
vor allem um Prävention gehe und man
auch die Ehrenamtlichen für das Thema
sensibilisieren wolle. «Zudem haben wir
uns mit der Unterschrift auch verpflichtet, mögliche Verdachtsfälle zu melden.
Anlaufstelle für Fragen ist die Theologin und Supervisorin Marie-Theres
Beeler aus Liestal. Sie sagt: «Im Frühling
des vergangenen Jahres wurde ich aufgrund der Welle aufgedeckter Missbrauchsfälle in Deutschland und in der
Schweiz von verschiedenen Leuten kontaktiert, die dadurch ermutigt wurden,
ihre eigenen Erfahrungen anzuschauen
und zu verarbeiten. Diese Betroffenen
waren alle nicht aus der Stadt Luzern.»
Ebenso steht die Beratungsstelle «Mira»
im Bedarfsfall zur Verfügung. Diese
Stelle hat für verschiedenste kirchliche
Institutionen entsprechende Selbstverpflichtungen formuliert.
Während in der Stadt Luzern inzwischen alle Pfarreien das Dokument
unterschrieben haben, sind andere
Kirchgemeinden im Kanton erst dabei,
die entsprechenden Vorkehrungen zu
treffen. Die Synode, das Parlament der
Landeskirche, hat in der Herbstsession
2010 eine entsprechende Erklärung ver-
So geht Kirche bei Verdacht vor
OpFerSChutz sh. Besteht ein konkreter Hinweis oder ein Verdacht auf
einen sexuellen Übergriff, nehmen die
Vorgesetzten der Katholischen Kirchgemeinde Luzern die Hilfe der externen Fachperson in Anspruch. Eine
verdächtige Person wird erst nach
Abklärungen mit der externen Fachperson über den Verdacht informiert.
Dies ist gemäss Kirchgemeinde notwendig, um einer verdächtigen Person
keinen Vorteil zu verschaffen und um
allfällige Opfer vor Druckversuchen zu
schützen.
dies ausdrücklich ab. Besteht Wiederholungsgefahr, muss gemäss der
Selbstverpflichtung in jedem Fall Anzeige erstattet werden. Nach einer
rechtskräftigen Verurteilung durch das
zuständige Strafgericht ergreift die
Kirchgemeinde personalrechtliche
Massnahmen. Diese können von Verweis bis fristlose Kündigung reichen.
Sind von einem rechtskräftigen Urteil
Mitarbeitende mit kirchlicher Beauftragung betroffen, wird durch den
Bischof ein Verfahren nach Kirchenrecht eingeleitet.
Strafanzeige
Sobald nach der Beurteilung ein
Tatverdacht besteht, erstattet die
Kirchgemeinde Strafanzeige, ausser
das Opfer oder dessen Vertreter lehnen
abschiedet. «Die Luzerner Kirchgemeinden sind damit aufgefordert, Täter von
sexuellen Übergriffen mit dem Einverständnis des Opfers anzuzeigen sowie
das Thema in der Aus- und Weiterbildung aufzunehmen», erklärt Synodalrätin Renata Asal-Steger. Sie weiss mit
Ausnahme der Stadt Luzern von keiner
anderen Kirchgemeinde, welche die
Erklärung bereits umgesetzt hat. Der
Synodalrat seinerseits ist zusammen mit
der Bistumsregionalleitung derzeit daran, eine Selbstverpflichtung für die eigenen Mitarbeiter auszuarbeiten.
SIMonE hInnEn
[email protected]
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Den Link zur Selbstverpflichtung finden Sie
unter www.luzernerzeitung.ch/bonus
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zum Beispiel: Holländisch Privatunterricht
Frankenstr. 12
CH-6003 Luzern
Telefon 041 210 39 36
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