Mitteilungen der Freien Waldorfschule Stade
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Mitteilungen der Freien Waldorfschule Stade
C 20 924 F MITTEILUNGEN 28 FREIE WALDORFSCHULE STADE Inhalt Heft Nr. 28 • Sommer 1999 • Für den Zeitraum vom 15.6. 99 bis 15.11. 99 Was will Waldorfpädagogik ...................................................................Seite 3 Das Oberstufenhaus.................................................................................Seite 7 Schüleraustausch....................................................................................Seite 13 Achtklaß-Spiel........................................................................................Seite 14 Waldorfschule erleben............................................................................Seite 21 Stauden- und Flohmarkt........................................................................Seite 27 Schulküche .............................................................................................Seite 28 Lehrer stellen sich vor............................................................................Seite 34 Halbjahresarbeiten.................................................................................Seite 36 Zukunftswerkstatt .................................................................................Seite 37 Impressum Herausgeber: Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik e.V., Stade Redaktion: Redaktionskreis Mitarbeiter dieser Ausgabe: Peter von Allwörden, Ina Barzen, Harald Breuer, Angela Brügmann, Christiane Haack, Anne Kleier, Wulf-Dieter Meierjürgen, Rose M’Lachlen, Kerstin Pomarius, Valerie Voß, Hildegard WeberHagen, Jochen Wüstenfeld. Namentlich gezeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder Anzeigenverwaltung: Borchert Rödel, Postfach 126, 21636 Horneburg DTP: Hans-Jürgen Witte, Hannah-Verlag, 21684 Stade 2 Repro: Ready for Press, 21682 Stade Druck: Großer Bär, 21745 Hemmoor Erscheinungsweise: Vierteljährlich. Die Finanzierung des Heftes erfolgt durch Anzeigenerlöse und Spenden, für die wir uns herzlich bedanken. Einzelpreis: DM 2.– Der Heftpreis ist bei Vereinsmitgliedern im Vereinsbeitrag enthalten. Adressen: Freie Waldorfschule Stade: Henning v. Tresckow Weg 2, 21684 Stade Tel.: 04141 / 51 05 21 Fax: 04141 / 51 05 22 Hort: 04141 / 51 05 23 Waldorf-Kindergarten Stade: Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik e.V., Stade Waldorfhaus Stade Harsefelder Straße 57a, 21680 Stade, Tel.: 04141 / 63 85 8 Konto: 210 914, Kreissparkasse Stade, BLZ 241 511 16 Waldorf-Kindergarten Nottensdorf Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik e.V. Bremers Garten 18a, 21640 Nottensdorf Tel.: 04163 / 62 91 Konto: 405 563, Kreissparkasse Stade, BLZ 241 511 16 Was will Waldorfpädagogik Die Entwicklung der Jugendlichen im Blick on scolae sed vitae discimus“, so ist es zu interpretieren aus einer vom einstigen pädagogischen Oberhirten, Ex-KuMi von Niedersachsen, Herrn Prof R. Wernstedt angeregten Empfehlung für den Mathematikunterricht. Sie sollte Anlaß geben, über den schulinternen Mathematikunterricht nachzudenken – „Weg von Kalkül, hin zum Sinn… Der Bezug zur Welt bleibt sinnlos, wenn der Mathematikunterricht nicht den konkreten Erfahrungsraum, nicht das Weltbild bereichert.“ – Sicher ganz richtig konstatiert. Wie nur ist derlei Bereicherndes zu finden, wenn sich der Lehrer nicht selbst bequemt, entdeckend zu lernen? Das will auch heißen, daß er selbst den Erfahrungsraum, den Bezug zur schulexternen Welt nicht scheuen darf. „Projektunterricht“ oder „Pilotprojekt“ so lauten oft die pädagogischen Rettungsanker – das klingt nach interessanter, gar halsbrecherischer Navigation? Zu Veränderungen des Unterrichts wird u.a. verkündet: „Mathematikunterricht muß sich häufiger mit Problemen der Welt auseinanderstzen und nicht nur mit der simplifizierten, mathematischen Version. Das Simplifizieren ist sinnvoll und muß geübt werden. Der Ausgangspunkt ist die Welt, und die Welt ist auch der Zielpunkt.“ So weit die Empfehlung allgemein zum Mathematikunterricht. Die Überarbeitung der Rahmenrichtlilnien im Sekundarbereich I und II werde sich anschließen. N Diese grundlegenden Gedanken sind auch im antroprosophischen Antiquariat zu finden, allein der dazumal erarbeitete Lehrplan zur Oberstufe blieb – selbst nach Rudolf Steiners Worten – ein befragenswerter Kompromiß. Der „handwerkliche Schulzweig“ wurde von ihm nicht mehr umgesetzt. Bislang entspricht die Oberstufe an vielen deutschen Waldorfschulen vorrangig dem „Zweig“, der auf die „aka- Das „Begreifen“ bekommt Erkenntnis-Charakter. 3 Was will Waldorfpädagogik demische“ Berufswelt vorbereitet. Auch hier hat sich damit die Meinung etabliert, daß die akademische Bildung die „höhe- Handwerk bindet Gedanken unmittelbar ans Tun. re“, zumindest die gewichtigere sei: Am 16.10.1923 äußert sich R. Steiner bedauernd über das Weglassen von Stunden zu Gunsten der Abiturvorbereitung: „Mit schwerem Herzen Technologie und Handwerk weglassen, ebenso Turnen und Gesang. Eurythmie läßt sich nicht weglas4 sen. Freihandzeichnen bleibt. Religion auf eine Stunde einschränken.“ - Ein Zugeständnis an das „sogenannte praktische Leben“. Weiter sagte er damals: „ … denn die Eltern verbinden zum großen Teil mit dem Waldorfschul-Gedanken dies, daß die Kinder genauso die Prüfung machen können. Wie sonst, nur daß es in der Waldorfschule zehnmal leichter sein soll, daß wir durch eine Art Zauberei es den Kindern leichter machen. Man darf sich jedoch keinen Illusionen hingeben über die Kapazität der heutigen Bevölkerung. Deshalb sehe ich keine Möglichkeit, etwas anderes zu tun, als diesen Kompromiß aufzunehmen.“ Die Weimarer Nationalversammlung hatte sich nach dem 1. Weltkrieg nach vier Anläufen zur Verabschiedung des Reichsschulgesetzes für das dreigliedrige Schulwesen aus dem 19. Jahrhundert entschieden, das auch heute noch grundsätzlich gilt. Für R. Steiner, E. Molt und andere Gründer der ersten Waldorfschule war die Erziehungsfrage Kernpunkt der sozialen Frage. So stand 1919 hinter der Schulgründung die Intention, eine Einheitsschule zu schaffen. Damit handelte man sich die gewaltige Herausforderung von unausgelesenen Klassen ein – nur – das war und ist soziale Realität. Es sollte dann, nach der 8. Klasse, eine allgemeine Fortbildungsschule aufgebaut werden. Die Prinzipien, nach denen Erziehung auch in einer Schule einzurichten sei, wurden aus der Erkenntnis des sich entwickelnden Menschen gewonnen. So kann in diesem Lebensalter der Soziale Verbindlichkeit entsteht im Arbeitsraum. Waldorfpädagogik ➠ das Kognitive, dem im Hauptunterricht gerecht zu werden versucht wird, ➠ verbindend in der Mitte das Künstlerische, ➠ und auf der anderen Seite das Hand- Intellekt dadurch auf den Grund kommen, daß mit den Händen gearbeitet wird. Erst die praktischen Tätigkeiten sichern der theoretischen, jetzt auch zunehmend geforderten Urteilskraft die Fülle der Wahrnehmungen. Das Handwerk bindet Gedanken unmittelbar an das Tun der Hände und die Korrektur erfolgt oft selbsttätig. Die Zusammenarbeit in Betrieben mit Fachleuten schafft soziale Verbindlichkeiten, die über die Sache, das Ding, das Objekt entstehen. „Wenn wir in richtiger Weise durch die Handarbeit Dinge machen, die Sinn haben, dann arbeiten wir wirklich mehr am Geiste, als wenn wir … (R. Steiner, Päd. Ergänzungskurs S. 22). Die tragenden Säulen der Bildung des Menschen sind in der Waldorfschule freilich: werkliche, das auch in den Nachmittag hineinreicht, wobei hier das „Begreifen“ – im wahrsten Sinne des deutschen Wortes – Erkenntnischarakter bekommt. Die letzt genannte Säule wurde bislang zu selten in den Schulen „geerdet“, durchorganisiert und individuell verbindlich gemacht. Vielmehr wurde und wird auch noch der von R. Steiner selbst so bezeichnete Kompromiss tradiert – nicht der ursprüngliche Impuls. Es bedarf dafür – für die Begründung des Handwerklichen in der Oberstufe besonderer Organisation, spezieller Einrichtungen und „Rüstzeiten“. Damit wird ein rein quantitativer Vergleich von beispielsweise Unterrichtsstunden (45 Minuten) zwischen den von mir genannten Säulen hinfällig. Gerade im Hinblick auf – nicht vorhandene – Einrichtungen, geringe finanzielle Mittel und eben die soziale Verbindlichkeit im Arbeitsteam beschreiten einige Schulen den Weg der Zusammenarbeit mit (mittelständischen) Betrieben. Die Schüler arbeiten über einen zusammenhängenden Zeitraum ganztägig, kontinuierlich in einem Betrieb mit (4 x 3 oder 3 x 4 Wochen /11. und 12. Klasse). Hier wiederum wird das pionierhafte Vorausschreiten einer solchen Schulentwicklung von verständlichen Unsicherheiten begleitet, denn die „Verschulung unserer Gesellschaft“ hängt auch mit der 5 Was will Waldorfpädagogik Frage zusammen, ob der fehlende Lebensbezug unserer Schule, (auch WS) gar darin begründet ist, daß in ihnen fast nur Lehrer tätig sind, die sich niemals außerhalb dieser vom Leben abgesonderten Bildungsstätten bewähren mußten, und die dann auf ein Leben vorbereiten, das sie selbst nicht kennenlernten. Ein Berufs-, ein Tätigkeitswechsel, eine Umschulung wird künftig vielleicht immer mehr zur gewollten und ermöglichten Einrichtung werden Es muß mit Augenmaß gehandelt werden. müssen, und zwar nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus biographischen Gründen. Nun, weshalb setze ich mich für diese Entwicklung von so gearteten Waldorfschulen ein. Zum einen ist die Waldorfschule eine Alternative, auch eine Konkurrenz zur Regelschule und zum anderen gilt es, sich den ursprünglichen Impulsen R. Steiners entsprechend zu nähern. Letztlich werden im Schulwesen innerhalb der EU „Erdrutsche“ entstehen, deren Turbulenzen Waldorfschulen nur dann widerstehen, wenn die Erfordernisse für die Entwicklung der Jugendlichen im Blick behalten werden und mit Augenmaß gehandelt wird. Schule als Unternehmen war und ist immer ein Wagnis, ein gemeinsames. Es erfordert wagende Unternehmer, mutige Piloten, die bei einer Landung unter ungünstigen „Witterungsbedingungen“ von „Autopilot“ auf „Hand“ umschalten und das „Flugobjekt“ selbst handhaben können müssen. WULF-DIETER MEIERJÜRGEN (OBERSTUFENLEHRER) * (FWS Stade, WS Kassel, Hibernia Schule, RSS Nordheide um einige bekannte zu nennen) Literatur: - Empfehlungen f. d. Mathematikunterricht, Niedersächsisches Kultusministerium 12/97 - R. Steiner: Volkspädagogische Vorträge - R. Steiner: Konferenzen - R. Steiner: Ergänzungskurs 6 Das Oberstufenhaus Es bleibt eine Menge zu tun Wie war zu Köln es doch vordem Mit Heinzelmännchen so bequem …lang, lang ist’s her! Das Korbflechten kann schon seit Januar n der Stader Waldorfschule mußten ’99 in neuen Fachräumen stattfinden. von Anfang an alle Menschen, die diese Schule entstehen lassen wollten, kräftig zupacken! So hat die Waldorfpädagogik in Ottenbeck eine Heimstatt erhalten. Nach dem Haupthaus, in dem Klassen- und Fachräume untergebracht sind und dem Neubau für die Unterstufe, ist jetzt das 3. große Bauprojekt, das Oberstufenhaus, annähernd fertiggestellt. Das Korbflechten konnte seit Januar in den neuen Fachräumen stattfinden, so daß die kraftraubenden Provisorien für einige Fächer langsam ein Ende nehmen. In den Osterferien konnte mit der Einrichtung der Weberei begonnen werden. Hier sollen neben dem Unterricht für die 10. Klasse auch Elternkurse erteilt werden. Die 11. Klasse hat ihren Klassenraum im März beziehen können und die Räume für den Kunstunterricht werden in den nächsten Wochen hergerichtet. Leider müssen die naturwissenschaftli- A 7 Das Oberstufenhaus chen Fachräume aus finanziellen Gründen noch warten. So zieht nach und nach Leben in das Oberstufenhaus ein, aber wahrhaft lebendig wird dieses Haus erst, wenn in allen Räumen unterrichtet wird. Daß diese Räumlichkeiten so weit gedie- 8 hen sind, dafür sei von ganzem Herzen denjenigen, die die Heinzelmännchen vertreten haben, gedankt. ANNE KLEIER (HANDARBEITS- UND OBERSTUFENLEHRERIN) Korbflechten erfordert die volle Konzentration. Schüleraustausch Kontakt mit der Familie über Internet This stiff, stark feeling of cotton ... nach neun Stunden Flug in Atlanfirst day in Germany was quite a Alsta ich Myculture-shock angekommen bin, war ich erst mal experience. Everything erleichtert. Auf den Flughäfen Hamburg und Atlanta wurden mir sehr viele Fragen gestellt (Adresse der Austauschfamilie, Schule, Zeitraum etc). Ich konnte mich auf Englisch gut verständlich machen. Von Atlanta ging es dann weiter per Flugzeug nach Austin. Dort wurde ich von Rose’s Eltern abgeholt. Die ersten Tage verbrachte ich mit Auspacken, Schlafen und Erzählen. Hier ist es sehr heiß (34° im Schatten), ich schlafe nur mit Bettlaken. Zwei Wochen habe ich jetzt auf einer Weinplantage gearbeitet – natürlich mit Sonnenbrand. Seit dem 21. 4. besuche ich die Schule. Die Sprache kann ich sehr gut verstehen, das Sprechen klappt noch nicht ganz so gut, aber ich denke, das Problem ist bald gelöst. Im Unterricht lesen wir das Buch: „The Odessy“ von Homer – im Moment kapier’ ich noch nichts. Ich warte auf die deutsche Übersetzung, die meine Mutter mir schickt. (Ein Paket braucht 14 Tage). Es gefällt mir hier sehr gut, ich fühle mich hier wohl und vielleicht bringe ich Lilly (Rose’s Zwillingsschwester) im Sommer mit nach Deutschland. Mit meiner Familie habe ich regelmäßig Kontakt über Internet. Trotzdem freue ich mich auf Stade (Schule, Freunde etc) im September. VALERIE VOß, 10.KLASSE (Z. ZT. AUSTAUSCHSCHÜLERIN IN TEXAS) seemed so alien to me, as though I had landed on an entirely different planet altogether. It was mostly small differences which I noticed at first in our cultures, like eating habits and washing clothes. But I’ve now gradually got used to that stiff, stark feeling of cotton after it has first been dried. When starting school around a week after I had arrived in Germany, I began seeing larger differences. The Stade Waldorf School is very „loose“ compared to the Austin Waldorf School I attend back home. But overall its been quite lovely not having the extreme stress of tests and lots of homework, almost like a vacation. The greatest gift I’ve received has been being able to understand and speak a foreign language, something that I’ve always wanted to learn. It’s been hard at times but my host family (Ulli, Karina, Valentin, Vienna and Valerie Voß) has been very supportive and understanding throughout it all, always patient while I stumbled through my problems in broken German sentences. Another wonderful gift has been the wonderful friends I’ve made here, friends I’m sure I’ll always remember. We’ve had many laughs over our differences and odd situations it’s put us in together. Overall my exchange has been a very meaningful experience in my life: an experience where I’ve learned a lot about myself and human nature intertwined. ROSE M’LACHLEN AUSTAUSCHSCHÜLERIN AUS AUSTIN/TEXAS 13 Die achte KLasse versetzte mit dem Musical „Oliver Twist“ unter Leitung von Klassenlehrerin Oliver Twist - eine ganz und pätestens auf der Rückfahrt nach der dritten Darbietung am Sonntag abend – und auch beim Schreiben dieser Zeilen fünf Wochen nach der Aufführung – klingen die Lieder nach: „Brot, herrliches Brot ...“ im Chor von den Armenhauskindern intoniert. Gedanken an die Zugabe, an die Begeisterung der Zuschauer. In der Tat: Der Erfolg, den die achte Klasse mit der Aufführunga des Musicals „OliverTwist“ von Lionel Bart nach der berühmten Romanvorlage von S 14 Charles Dickens für sich verbuchen konnte, war überwältigend. Dabei gab es anfängliche Skepsis, als Monate vor dem eigentlichen Probenbeginn die Nachricht umging, daß ein Musical aufgeführt werden sollte. Klappt das bei den doch sehr unterschiedlichen Ausprägungen musikalischer Begabung im Klassenverbund? Und dann das Alter der Schüler/innen: Zieren sich nicht besonders die Jungen, öffentlich vorzusingen? Und der Stimmbruch – wenn der Probleme Sieglinde Stahl die Zuschauer und Zuhörer in wahre Begeisterung. gar gelungene Aufführung macht? All diese Bedenken waren schon nach einer halben Stunde während der ersten Aufführung am Freitagabend wie weggewischt. Statt dessen Erstaunen und Begeisterung! Egal, ob es die vollvolumigen Stimmen mancher Mädchen, die ja auf der Bühne eher wie junge Frauen anmuteten, oder der erstaunlich klare Gesang so mancher Jungen – alle gaben ihr Bestes und trugen zu einem gelungenen Musical bei. Das diesjährige Achtklaßspiel entführte die Zuschauer und Zuhörer in das England der frühen Phase der Industrialisierung. Armut, Kinderarbeit und zunehmende Kriminalität mit einem einhergehenden Verfall der Sitten bestimmten das Leben der Armen und Ärmsten. Oliver Twist (Till Pomarius) ist einer von ihnen. Er wächst in einem korrupt geführten Kinderheim als Waise auf. Gemeindediener Bumble (Sebastian Kirejewski ) und Armenhausleiterin Mrs. Corney (Imke Schmidt oder Dörte Wiebusch) verkauften 15 16 Achtklaß-Spiel den Jungen an den Sarghändler Mr Sowerberry (Raphael Wroben gesungen von Johanna Barzen) und dessen Frau (Hanna Eggers oder Anne Morgenstern). Dort wird er schlechter behandelt als der Haushund. Oliver flieht und gerät in die Hände der Taschendiebesbande von Fagin (Johanna Barzen, Moritz Morgenstern). Obwohl unschuldig, wird Oliver von der Polizei festgenommen. Er hat aber das große Glück, daß ihm der angeblich bestohlene Gentleman Mr Browanlow (Hauke Hagen) glaubt und zu sich nimmt. Das ruft nun wieder die Schurken auf den Plan, die fürchten, daß Oliver sie verraten könnte. Vor allem der brutale Obergangster Bill Sikes (Marvin Siedentopf) sorgt dafür, daß Oliver entführt und zur Bande zurückgeholt wird. Doch hatte er nicht mit seiner Geliebten Nancy (Katharina Jellinek oder Saskia Melzow) gerechnet. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Leben als Gangsterbraut und ihrem Mitleid mit Oliver, verhilft sie dem Jungen zur Flucht. Tragisches Ende: Bill ermordet Nancy bei der Übergabe von Oliver an den alten Mister Brownlow. Aber auch ein glückliches Ende hat das Stück: Der alte Brownlow stellt sich als Olivers Großvater heraus. Nun ist aus dem armen Waisenknaben ein wohlbehütetes Bürgerkind geworden. Auch wenn die Leistung der Schüler, die wochenlang, teils bis in den Abend hinein geprobt haben, hier ganz im Vordergrund stehen soll, dürfen doch die vielen helfenden Hände hinter den Kulissen nicht unerwähnt bleiben. Da ist zum einen die zehn Achtklaß-Spiel te Klasse mit Kunstlehrer Jochen Wüstenfeld, die für das Bühnenbild sorgte. Das sind die Mütter, die die Achtkläßler durch Kostüme und Maske – sehr gelungen – in Erwachsene verwandelten. Besonders Ina Barzen muß hier erwähnt werden. Mit Einfallsreichtum und Geschick fand oder erfand sie so manches Kostüm. Und da sind die Musiker, die als echte Profis für die instrumentale Begleitung sorgten. Da sind aber auch die Mütter und Väter, die die Schüler täglich mit einer kleinen Mahlzeit versorgten und ihren Hausstand nach Kostümen und Requisiten durchforschten. Und schließlich Werklehrer Michael Hohenstein, der eine professionelle Bühnentechnik arrangiert. All diesen Helfern gebührt Dank und Lob. Ganz besonderes Lob verdient aber die Frau, die alle Fäden in der Hand hatte und durch ihre Regiearbeit nicht nur für Perfektion sorgte, sondern auch bei den Schülern Begeisterung für das Musical entzündete: Klassenlehrerin Sieglinde Stahl. Ganz wichtig war auch die Mithilfe von Musiklehrer Harald Breuer: Er studierte die Lieder ein. Am Schluß bleibt das Erstaunen, was aus diesem gesamten Klassenverbund, der ja im Unterschied etwa zu den TheaterAGs der Stader Gymnasien mit unterschiedlichen Talenten besetzt ist, an Leistungsfähigkeit herausgeholt worden ist. Und es bleibt auch der Nachklang von „Brot, herrliches Brot ...“ HILDEGARD WEBER-HAGEN, PETER VON ALLWÖRDEN (ELTERN) 18 Oliver Twist 19 Achtklaß-Spiel Charles Dickens wäre begeistert gewesen Bill mich will“ – das waren Solange die „Lyrics“, die wahrscheinlich jedem der Auserwählten, dem das Glück zuteil wurde, diesem genialen Musical „Oliver Twist“ beizuwohnen, im Gedächtnis bleiben. Die Halle war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Alle erwarteten sehnsüchtig, das ihnen bevorstehende „Event“ des Jahres. Das Publikum fieberte dem Öffnen des Vorhanges entgegen, die scheinbar tödliche Spannung, schien ihren Höhepunkt zu erreichen – dann endlich setzte das Orchester (mit Starbesetzung) ein. Die sanfte Melodie des ersten Liedes und die herzzerreißenden Stimmen fesselten von Anfang an. Besonders begeistert waren die Zuhörer von Liedern wie: „Oh, ich schrei“, „Solange Bill mich will!“ Die Sänger überzeugten durch volles Stimmenvolumen und selbstsicheres Auftreten. Till Pomarius, der die Hauptrolle des Oliver Twist spielte, war in der Lage die Situation des armen Waisenjungen sehr 20 gut darzustellen. Auch Bill Sykes (Marvin Siedentopf) und sein ihm ergebenes Weib Nancy (Katharina Jellinek und Saskia Melzow) waren sehr gut aufeinander eingespielt. Ihr herausragendes Solo „Solange Bill mich will“ begeisterte alle. Auch alle weiteren Darsteller, auf die wir leider nicht weiter eingehen können, beeindruckten gleichermaßen durch ihr schauspielerisches Können. Außerdem waren wir fasziniert von der (fast perfekten Organisation, der professionellen Lichtanlage, den Kostümen und den Bühnenbildern. Charles Dickens und Lionel Bart wären ebenso begeistert gewesen. Wirklich eine geniale Show. ANNA UND REBECCA (11. KLASSE) Waldorfschule erleben Pädagogisches Wochenende - ein Tag für Eltern, Freunde und Neugierige Wochenende – als ganz Pädagogisches Außenstehende hätte ich den Schritt nicht gewagt, mal zu schauen was dort passiert. Meine Enkeltochter geht seit einem Jahr auf die Waldorfschule in Stade und so fühle ich mich als neugierige Freundin der Schule. Mit Waldorf-Pädagogik war ich nie vorher konfrontiert. Erste Kontakte hatte ich erst vor einem Jahr, als meine Kinder die Enkeltochter von der Regelschule in die Waldorfschule gaben. Ein Schritt den man als sorgende Großeltern auch skeptisch betrachtet. Erzählt haben unsere Kinder viel aber mit eigenen Augen sehen und selber Erfahren, was in der Schule wie unterrichtet wird , das ist schon eine hervorragende Gelegenheit, mehr über die Schule, die Lehrer, die Pädagogik und die Kinder zu erfahren. Aus dem sehr vielfältigem Programm habe ich mir die Unterstufenarbeit von Frau Duder und Frau Tobian und Filzen mit Frau Voss ausgesucht. Sehr interessant war es kleine Spiele, Farbengeschichten und Wahrnehmungs- spiele kennenzulernen. Eurythmie, Formenzeichnen auszuprobieren, englische Reime zu sprechen und sich dazu bewegen, einfach viel über die Hintergründe dieser Lehrmethoden zu erfahren. Filzen hat mich ganz persönlich angesprochen. Neben einem schönen Filzball habe ich viel über die Kinder und den Stellenwert der Handarbeit erfahren. Zur Mittagszeit ging es in die schuleigene Kantine, eine tolle Einrichtung für die Schüler und heute auch für uns. Es gab leckeren Auflauf, Salat, und einen phantastischen Nachtisch. So aufmunternd wie wir den Tag mit Musik und Gesang begonnen haben, ist er auch mit einer offenen Gesprächsrunde beendet worden. Sehr zufrieden, aufgekratzt und gar nicht müde bin ich mit der Familie nach Hause gefahren und jeder hatte etwas anderes zu berichten, denn wir hatten alle andere Angebote wahrgenommen und waren einhellig der Meinung, das war neben den vielen Informationen ein ganz toller Tag für uns selbst. ANGELA BRÜGMANN 21 Waldorfschule erleben Ein erhebendes Gefühl Bürstenbinden und Kesselflicken Von spricht man heutzutage eigentlich nur noch, wenn sich welche prügeln, daß das Bürstenbinden aber weniger etwas mit Kraft zu tun hat, erfuhren wir in diesem Kurs bei Herrn Hohenstein. Er hatte uns zwar aus Zeitmangel viel vorgearbeitet, aber das Wesentliche lag bei uns. Die Auswahl der Borsten und das Binden selber. Einiges der Borsten. Die Büschel durften nicht zu dick sein damit der Kupferfaden beim Einziehen nicht riß. Konzentriert und ruhig mußte gearbeitet werden und wir bekamen neben der praktischen Erfahrung eine Blicke in das Warum einer solchen Tätigkeit. Herr Hohenstein ließ es uns deutlich werden wie wichtig für Jugendliche die Auseinandersetzung mit der stofflichen Welt ist. Dies 22 beides zusammen ließ es mir leicht werden, mich in einen Jugendlichen hinein zu versetzen und zu merken, wie wohltuend es neben all den anderen Fächern am Morgen sein muß, praktisch arbeiten zu dürfen. Vielleicht fiel es mir besonders leicht dies zu tun, da ich selbst eine solche Schulausbildung genießen durfte. Ich glaube aber, trotzdem wird es jedem so ergehen, der einen solchen Kurs mitgemacht hat, daß er neidvoll den Stundenplan seiner Kinder betrachtet, wenn dort diese Kurse auftauchen. Diese Freude, etwas Konkretes schaffen zu können, ist immer wieder ein erhebendes Ereignis. An alle Miteltern: Laßt Euch die nächste Gelegenheit für derartige Erfahrungen nicht entgehen! SUSANNE LENZ (ELTERN) Stauden- und Flohmarkt Die Händler kamen voll auf ihre Kosten ersten Kunden waren lange vor den DieHändlern auf dem Schulhof und erwarteten ungeduldig den Aufbau der Marktstände. Aber so ist es nun einmal bei Eltern mit kleinen Kindern – bloß keinen Streß aufkommen lassen, schließlich gibt es, bevor wir uns hinter unsere Stände stellen können, noch eine Menge wichtiges zu erledigen. Während des allmorgendlichen Trubels ums Aufstehen, Anziehen, Reibereien zwischen Geschwistern, Frühstücken und Waschmaschine anstellen, wird auch noch liebevoll ein Waffelteig angerührt, ein duftender Kuchen aus dem Ofen geholt und die letzten Hausgreule, unbemerkt von Partner und Kindern in die Flohmarktkisten verstaut. Sicher, jeder kann sich Erhebenderes vorstellen, als bei herrlichem Frühlingswetter seine Zeit hinter voll beladenen Tapeziertischen, zwischen Kisten mit erdigen Staudenballen und dampfenden Waffeleisen zu verbringen. Aber alle Beteiligten waren fest entschlossen diesen geselligen Anlaß in rechter Weise zu genießen und so bot der Schulhof um den Patz vor dem Neubau bald ein Bild ausgelassener Heiterkeit und geschäftigem Marktlebens. Wohl kaum einer konnte sich dem Reiz der munteren Atmosphäre von Spaß und Freude über die unmöglichsten, geschmacklosesten und weniger geschmacklosen Dinge (wie konnte man je Gefallen an ihnen gefunden haben?) bis hin zum professionellen Händler mit wirklich kostbaren Antiquitäten entziehen, und so wechselte Vieles, was Menschenherzen höher schlagen ließ, für klingende Münze oder knisternde Scheine, den Besitzer. Ob die Kunden kistenweise Stauden, Trödel oder Spielzeug kauften oder nicht kauften, um den Gennuß knuspriger, puderzucker bestäubter Waffeln kam niemand herum. Nach fünfstündigem Markttreiben mußte zwar Etliches unverkauft wieder in die Kartons verstaut werden, aber die Händler äußerten durchaus Zufriedenheit über das Geschäft und kamen auf jeden Fall, was die Geselligkeit und den Spaß betraf, voll auf ihre Kosten. ANGELA LEHMANN-KAHLER (ELTERN) 27 Informationsbrief über die Schulküche Wieviel Essen haben wir heute? as koche ich heute ? Jeden Tag die gleiche schweißtreibende Frage auf dem Hinweg zur Schule! Jeden Morgen der Check des Kühlschranks. Aus was läßt sich was machen, und schmecken soll es den Schülern ja auch noch, oder den Eltern, die mal eben so zum Essen vorbeikommen, bzw. den Lehrern die jeden Tag kommmen, also abwechslungsreich muß es außerdem sein. Nicht zuletzt schon deswegen, weil ich ja auch in der Schulküche essen „muß“. Ah, und dann soll es ja auch noch „den Burschen“, die da fleißig den Schutthaufen vor der Schulküche vergrößern, schmecken. Nun denn, so fängt also ein Morgen in der Schulküche an. Wenn alles gut geht. W 28 Wenn nicht, dann ... Aber ich glaube ich fange besser von vorne an. Als wir vor knapp drei Jahren hierher in den „kühlen Norden“ gezogen sind, hatte ich erst einmal überhaupt keine Lust mehr auf Schulküche, nach den vier Jahren in Wien, und habe mich – ausgeruht. Anfangs verbrachte ich dann meine Zeit mit Haus einrichten, aber das wird jetzt zu privat, hm, ja ich hab’ mich dann recht bald gelangweilt und mich umgeschaut. Und dann war da ziemlich bald die Diskussion über den Nachmittagsunterricht und das geht ja nur, wir befinden uns ja nicht z.B. in Australien, mit einem warmen Mittagessen! Gott sei Dank, denn sonst hätte ich ja jetzt keinen Job. Oh, schon wieder so ein Privatgedanke. Ja, und auf der ELK habe ich dann die „Bolle“ kennengelernt und ganz schnell gemerkt, daß das eine Frau zum Pferde stehlen ist, bzw. daß man mit ihrer Hilfe sich ruhig an die Aufgabe heranmachen kann, eine Schulküche aufzubauen. Und da ihr das auch ein ganz großes Anliegen war, Schulküche Küchenchefin Ina Barzen (hinten) mit „Bolle“ beim Eröffnungsbüffet. sind wir auf Tuchfühlung gegangen und haben, im Caspari, Strategien entwickelt. So z.B: Wo, wann, mit wessen Hilfe. Was muß ämterseits bedacht werden, wo kommt Geld her, wer übernimmt es von wem Informationen einzuholen? … usw. Na, das „Wo“ war schnell beantwortet, es bot sich gradezu an, nicht das eigentliche Schulgebäude ständig mit gutriechenden Essensdüften vollzuwabbern, sondern den ja weit genug entfernten Karzer umzubauen. Damit war dann der Startschuß für Phase eins „das Provisorium“ gegeben. Die erste Wand fiel unter Herrn Meierjürgens Regie, durch die damalige 9. Klasse. Und ausgezogen ist er dann auch gerne für den guten, neuen Zweck. Aber da standen dann schon die Sommerferien vor der Tür und wir hatten noch ganz fest vor, unmittelbar danach unsere schmackhafte Pforte zu öffnen. Da aber Gottes Mühlen bekanntlich langsam mahlen, haben wir uns erdreistet ein Gleiches zu tun, um so sicherer waren wir uns, daß es gut wird, was wir angefangen hatten, in Szene zu setzten. Und so wurde es Herbst, die Herstferien kamen, und gingen. Die haben uns dann aber schon ganz fleißig bei der Arbeit vorgefunden. Als erstes wurde Stoff für die Gardinen im Essraum gekauft, die dann dankenswerterweise in der Walze genäht worden sind, und nach denen wir die weitere Farbgestaltung vorgenommen haben. Mittlerweile hatte sich unser Team erweitert. Mit Frau Pohanke hatten wir viel, viel Spaß beim Farbe mischen für die Holzvertäfelung und beim anschließenden Streichen. Ja, und dann waren da noch die Menschen mit ihren fleißigen Händen, die den welligen Boden wieder in Ordnung gebracht haben, die gebohrt und gedübelt haben, Herr Bayer der „geairlesst“, also alles weiß gemacht hat und ganz, ganz wichtig zu erwähnen: Arne, der mit 29 Freundliche Eßräume mit liebevollen Details. Patricks Hilfe die komplette Elektroanlage installiert hat. Damit dann das altersschwache Netz nicht beim ersten Kochversuch den Geist aufgibt. Vorher gab es aber noch den Aufruf für übbriggebliebene Fliesen. Da kam auch einiges und die Familie Wein-Wilke hat nur noch wenige kaufen müssen um ihr künstlerisch hochwertiges Fliesenband rund um die Küche legen zu können. Das alles aber auch erst, nachdem sie Wände verputzt und Fußbodenplatten verlegt und ausgeglichen hatten. Ganz stolz war Jens auf sein Mäuerchen zwischen den Heizkörpern. Ist ihm aber auch prima gelungen, ehrlich. Ah, der Boden ist ja auch noch gekachelt worden, unter Mithilfe von meinem Mann und seinem Bruder, der von der Mosel mal eben kam und gute Tips auf Lager hatte. Beim Verfugen hat dann die Hildegard (Weber-Hagen) geholfen. Und wenn das jetzt auch für einige ziemlich langweilig ist, diese ganze Aufzählerei und Dankerei so ist sie für mich doch ganz wichtig und ich glaube an dieser Stelle auch angebracht. Denn was wäre gewesen, wenn die gebrauchten Großküchengeräte nicht in Aschhorn, also bei Morgensterns, über 30 Jahre hinweg hätten zwischengelagert werden können? Was, wenn sie mir dort nicht geholfen hätten, alles in die Schulküche zu bringen, mit der Hilfe von Herrn Makareinis, oder wenn sie nicht die bei ihnen gelagerten Tische und Stühle für den Eßraum mit saubergemacht hätten? Aber es gab auch noch den lustigen Abend, an dem wir versucht haben die elektrischen Monster durch die zu kleinen Türen zu bekommen und dann den Umweg durch den ganzen Knast machen mußten, da von hintenherum, sozusagen, die Türen breiter waren. Beim Putzen waren dann auch noch lauter gute Engel anwesend, andere Engel haben ihre Geldbörse zu unseren Gunsten ziemlich erleichtert und so konnte zu guterletzt zum Martinsmarkt vor anderthalb Jahren die Schulküche dem staunenden Publikum präsentiert werden. Herr Bayer hat noch bis fünf Was auf den Tisch kommt, stammt aus Inas Reich. Minuten vorher gestrichen, so zwischendurch, natürlich, aber das kennen wir ja an unserer Schule! Puh, was für eine lange Liste. Ich hoffe, ich habe keinen vergessen. Daß die „Bolle“ dann die gute Idee mit dem kostenlosen Einführungsbüfett am darauffolgenden Montag hatte, war dann höchswahrscheinlich der Grundstein zu der irrigen Annahme von einigen Schülern, daß das Essen im Schulgeld enthalten sei. So ganz nebenbei, das ist es – immer – noch nicht. Auf alle Fälle kann man sagen, dieses Büfett war ein voller Erfolg und hat uns am nächsten Tag immerhin 70 Interessierte und Zahlende und, wie ich hoffe, Zufriedene beschert. Ja und bei etwa dieser Zahl hat sich unser durchschnittlicher Tagesessenswert dann eingependelt. Natürlich nur wenn alle Klassen in Haus sind, keiner kurzfristig auf Tagesausflug geht, oder gar zu den Praktikumszeiten, wo wir dann schonmal auch nur für 25 Menschen kochen. Das ist dann besonders lustig, wenn wir so mit, na sagen wir mal, 50 gerechnet haben, da gibt es dann eben zwei, wenns hart auf hart geht, auch drei Tage Nudeln, jedesmal anders verpackt, ist ja klar, aber immerhin Nudeln. Man hätte diese Ungewißheit ja gut auffangen können, wenn die Anmelderei ernsthaft durchzuführen gewesen wäre, wir mußten allerdings von Anfang an ziemlich flexibel sein und dabei ist es leider geblieben. Ganz toll wird es dann für uns sobald die Sonne scheint, da haben die Kinder fünf Mark fürs Mittagessen in der Tasche und vor dem Kasernentor steht der Eiswagen! Als Erwachsener stelle man sich mal diese Versuchung vor, ist ganz schwer, ihr nicht zu erliegen, was ja die rückläufigen Essenszahlen an solchen Tagen belegen. Noch eine beliebte Variante ist, das Geld – fünf Mark ist immerhin etwas – in der Stadt auszugeben, dann hungert man eben etwas in der Mittagspause. Ich kann das ja auch, so von seiten der Schüler verstehen, ich frage mich nur, warum die Eltern nicht von der Möglichkeit des Bonvorverkaufs Gebrauch machen, oder die Essen anschreiben lassen und am Ende des Monats mit einem Überweisungsformular, bzw. bar, bezahlen. all diese Möglichkeiten gibt es und würden mir das tägliche Ratespiel „Wieviel Essen haben wir heute?“ erheblich erleichtern. Nun ja, das war jetzt genug Moral, aber das gehört halt leider auch in einen umfassenden Informationsbrief über die Schulküche. 31 Die Spülküche darf bleiben, die Küche wird verlegt. „wir“ und keiner weiß wer das ist. Also, unsere Martina ist seit dem ersten Montag dabei. Im Rahmen der gemeinnützigen Arbeit ist sie uns, der Schule, zugestellt worden und hat mittlerweile einen, leider im November auslaufenden, Arbeitsvertrag, der durch das Arbeitsamt finanziert wird. Auf gleicher Basis hatte ich ein Jahr eine Spülhilfe und bekomme hoffentlich bald noch eine neue Kraft dazu, denn leider werden meine Hilfen öfter mal krank und dann stehe ich auch hin und wieder ganz alleine in der Küche und beim Spülen und bei der Ausgabe und beim Putzen und beim Einkauf … Übrigens, auch meine Stelle wird über das Arbeitsamt als ABMMaßnahme finanziert. Seit September letzten Jahres. Das Jahr vorher habe ich meine Arbeitskraft der Schule kostenlos zur Verfügung gestellt, habe also weniger „verdient“ als meine Hilfen, nämlich genau so viel, wie die lieben Eltern, in erster Linie natürlich Mütter, die mir einmal wöchentlich in der Küche helfen. Ja und solche lieben Leute könnte ich noch ein paar gebrauchen, damit jeden Tag der Woche eine zuverlässige Kraft da ist. Das wäre toll und eine ungeheure Entlastung und Beruhigung für mich. 32 Wie Ihr vielleicht mitbekommen habt, schreibe ich jetzt nur noch in der „Ichform“, denn egal, ob der Umbau des kompletten Karzers in eine endgültige Schulküche, mit zusätzlichem Essensraum und Hort, die Betreuung unserer Burschen von der Walze, die die Wände rausreißen, Leitungen kappen, den Innenhof pflastern oder anstreichen, das Anlernen von den Mädchen, siehe Martina, die Essensplanung, die Beantwortung der täglich mehrfach wiederkehrenden Frage „Was gibt es heute?“, die Einteilung der Arbeiten für die Schüler der Mittelstufe die nicht am Französischunterricht teilnehmen, oder der Schüler die ihr Turnzeug vergessen haben, all das und mehr läuft über mich. Übrigens, ohne die fleißige Mithilfe dieser Schüler gäbe es oft keinen Bei schönem Wetter lockt der Innenhof … aber noch wird gebaut. Salat, oder keinen Nachtisch oder keine gefalteten Servietten… Aber, oder gerade deshalb macht es Spaß, nicht nur an meinem Geburtstag, wenn ich mit sieben Blumenstäußen nach Hause komme. Spaß deshalb, weil manchmal noch ein bißchen Zeit übrig ist mit dem einen oder anderen ein paar Worte zu reden, zuzuhören, zu lachen, zum in die Arme nehmen oder eine Extrabewirtung in der Küche vornehmen zu können. Es ist mein Reich, ein schönes, lebendiges Reich und ich bin froh meiner „Berufung“ wieder einmal gefolgt zu sein. Jetzt soll und muß dieses Reich größer werden nicht zuletzt wegen der Bestimmungen des Gesundheitsamtes und so stecken wir mir-nichts-dir-nichts in der 2. Bauphase. Die eigentliche Küche wird um die Ecke gelegt, kommt also in den Trakt der parallel zum Schulhof läuft, mit eigenem, neuen Eingang von dort aus. Die Spülküche, das einzige, vom Gesundheitsamt voll akzeptierte an unserer Küche bleibt, aber in den Trakt, der paralell zur Straße läuft, wird ein zusätzlicher Eßraum eingebaut, in dem sich dann vielleicht auch mal Eltern, nach einem Elternabend u.ä., treffen könnten. Das heißt natürlich auch, daß Spenden weiterhin wünschenswert wären, wer denn das so kann! Aber vielleicht weiß ja auch jemand etwas von einer gebrauchten, aber noch funktionstüchtigen Großküche, oder jemand erklärt sich bereit in der Avis o.ä. konseqent entsprechende Anzeigen zu verfolgen und mir dann weiterzuleiten und, und, oder, oder. Und noch eine Bitte, denkt doch mal darüber nach, einmal in der Woche in der Schulküche zu helfen, oder alle zwei Wochen einmal … Oder wenn jemand Fensterscheiben, schon vorhanden, einsetzen möchte, oder Elektroleitungen verlegen kann und mag, der darf sich auch gerne bei mir melden. Doch genug jetzt, von der Arbeit und dem Geldausgeben, die Ferien gehen zu Ende und ich muß die Diskette morgen früh im Sekretariat abgeben. Ich möchte dem Leser danken, der mir diesen langen Artikel gefolgt ist, ich hoffe ihr hattet beim Lesen soviel Spaß wie ich beim Schreiben. Und wenn es dann wieder mal was nennenswertes Neues aus der Schulküche zu berichten gibt, melde ich mich wieder … Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen für einen schönen Sommer … INA BARZEN 33 Lehrer stellen sich vor Es kommt viel Kraft zurück Arbeit in Stade – wie Meine alles begann … und wie es weitergeht. Alles ging ganz schnell: Ich las eine Anzeige im Info3 – eine Monatszeitschrift für Anthroprosophie: „Vertretung für Heileurythmie gesucht; zweimal jährlich für sieben Wochen.“ Na, das wäre doch etwas für mich! Dachte ich und schrieb sofort an das Kollegium der Stader Schule. Wer bin ich? Ich bin vierzig Jahre, Mutter von zwei Kindern, eines dreizehnjährigen Mädchens und eines neunjährigen Jungen. Ich wohne in Hamburg. Dorthin bin ich im Jahre 1996 aus Dornach in der Schweiz gezogen, wo ich meine Ausbildung als Heileurythmistin erhalten habe. Grundlage dieser therapeutischen Zusatzausbildung war meine im Jahre 1982 abgeschlossene vierjährige Ausbildung an der Eurythmieschule Hamburg. Danach war ich an den Eurythmiebühnen in Hamburg und Stuttgart tätig. Später habe ich zudem im heilpädagogischen Bereich als Eurythmistin gearbeitet. Ein Vorstellungstermin wurde vereinbart – es war der letzte Tag vor meiner vierwöchigen Reise nach Rußland. Zwischen Konsulat, Beschaffung von Visa, Flugtickets und Kofferpacken – mein Aufnahmegespräch in Stade, spannend und aufregend. Ob sie mich wohl nehmen? 34 Mitte August war es dann klar: „Am 1. September können Sie anfangen!“ Hoppla, nun hieß es, schnell zu planen. Ich hatte Glück. Meine damalige Mitbewohnerin, arbeitslose Ärztin, selbst Mutter eines zu der Zeit achtjährigen Sohnes, war bereit, meine beiden Kinder, Julia und KimFabian, während meiner Abwesenheit zu betreuen. So stand ich also mit Koffern, Kupferstab und Kupferkugeln pünktlich zum Schulanfang vor der „alten Kaserne“. Hier sollte ich nun also sieben Wochen lang Unterkunft hoch oben unter dem Dach finden und dort meiner neuen Arbeit nachgehen. 24 Kinder waren von der Schulärztin, Frau Ursula Koken und deren jeweiligen Klassenlehrerinnen für die Heileurythmie vorgesehen. Bislang kannte ich die Kinder nur aus den ersten Vorbesprechungen; nun erlebte ich sie in ihrer ganzen Lebendigkeit, sah sie schwatzend, spielend, manchmal auch ernsthaft im Schulhaus und hatte so meine ersten unmittelbaren Eindrücken von ihnen. Inzwischen habe ich drei Epochen mit Heileurythmie in der Waldorfschule Stade gegeben – im Herbst 1997, im Frühjahr 1998 und die dritte im Winter desselben Jahres. Die nächste Epoche ist für die Zeit zwischen Ostern und Sommer dieses Jahres vorgesehen. Lehrer stellen sich vor Auf diese nächste Rund freue ich mich bereits wieder. Wie so oft ist es auch hier: Wo Kraft hineingegeben wird, kommt Kraft zurück. Das gilt für die Kinder, mit denen zu arbeiten eine Herausforderung und ein Geschenk ist, wie auch für die Zu- sammenarbeit mit dem Kollegium, der Schulärztin und auch den Eltern, welche die Heileurythmie in wunderbarer Weise stützen. FREDERIKE DALL’ARMI (HEILEURYTHMISTIN) Endlich wieder Weitblick es an der Zeit, So,daßnunichistmich auch einmal allen vorstelle. Ich heiße Annette WrobenPsotta, komme aus Lemgo und werde mit meinem zweiten Nachnamen angesprochen, um den sich bei den Schülern einige kleine poetische Veränderungen ranken. Ich führe die 1. Klasse und bin glücklich darüber, so nette Kinder erwischt zu haben. Außerdem unterrichte ich Handarbeit in den Klassen 2 und 4. Nach einer Waldorflehrer-Zusatzausbildung habe ich aus familiären Gründen erst einmal etliche Jahre als Staatsschullehrerin meine Erfahrungen sammeln können, was mir sehr zu Gute kommt. Ich fühle mich nah verbunden mit den geisteswissenschaftlichen Grundlagen der Waldorfpädagogik und wünsche mir auf dieser Ebene eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Kollegen und Eltern. Ich habe einen Mann und drei Söhne und wohne mit meiner Familie in Stade. Wir fühlen uns hier alle sehr wohl. Ich genieße es täglich, endlich mal wieder einen Weitblick über plattes Land zu haben, nachdem mein Sichtfeld 20 Jahre lang durch das lippische Bergland sehr begrenzt war. Außerdem liebe ich Möwen, die Elbe und regnerisches, stürmisches Wetter. ANNETTE WROBEN-PSOTTA 35 Die Halbjahresarbeiten der 8. Klasse Vom Puppenspiel bis zum Verbrennungsmotor m Dezember, kurz vor den Weihnachtsferien, führten uns, den Eltern, einigen Lehrern und Mitschülern, die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse ihre Arbeiten an zwei Abenden vor. Die Themen boten ein weites Spektrum, denn jeder hat sich in das vertiefen können, was sie/ihn interessiert. Es führt zu weit hier alle Themen einzeln zu nennen, obwohl es angebracht wäre; denn alle haben sich große Mühe gegeben – sei es in der Ausführung der Arbeiten oder beim Vortrag oder bei beidem. Wir lernten über die artgerechte Haltung und Unterbringung von Haustieren. Im künstlerischen Bereich sahen wir ein Puppenspiel, eine Balettszene wurde getanzt und ein eigenes Kinderbuch präsentiert. Die sportliche Seite war durch Tauchen und Eishockey vertreten. Was handwerklich in den Schülerinnen und Schülern steckt erlebten wir bei jedem Vortrag, denn es ging ja darum, neben der schriftlichen Ausarbeitung etwas herzustellen. Aber erwähnen will ich an dieser Stelle das Schneidern von Kleidern und Kostümen und auch das Filzen. I 36 Aus dem Bereich der Technik lernten wir über die Herstellung einer Zeitung, über Trickaufnahmen beim Film und über den Verbrennungsmotor. Die Herstellung einer solchen Arbeit besteht aus meiner Sicht in erster Linie im Lernen der eigenen Einschätzung. Ist und bleibt das gewählte Thema ein Traum oder kann man es bis zum Vortrag umsetzen? Wie kommt man mit dem zeitlichen Rahmen zurecht? Bei uns gab es zur Halbzeit einen Themenwechsel. Traum und Wirklichkeit waren nicht im Einklang zu bringen. Das neue Thema allerdings war meinem Sohn so vertraut, daß ich beim Durchlesen der Arbeit nichts verstand – ein Insider-Werk, völlig ungeeignet für den Vortrag vor der Klasse oder uns. Ich stellte massenweise „dumme“ Fragen, erntete nur herablassende Blicke oder Worte, zumal ich mich auch noch in den zeitlichen Ablauf einmischte und die Handschrift bemängelte. Aber es hat sich gelohnt, denn am Ende waren wir beide rundherum zufrieden. KERSTIN POMARIUS (ELTERN) Die Zukunftswerkstatt und ihre Folgen Arbeitskreis Image und Profil stellt sich seine Aufgaben selbst ie Zukunft begann am 26. September letzten Jahres trafen sich interessierte Eltern und Lehrer zu einer Zukunftswerkstatt mit Frau Karst-Diebel und Herrn Diebel. Die Atmosphäre war locker und unverkrampft. Zunächst wurde herumphantasiert, was uns alles stört an der Waldorfschule und wie wir uns die herrliche Zukunft vorstellen, das war noch relativ einfach. Nach einer kurzen Mittagspause ging’s dann an die eigentliche Arbeit. Es ging darum, Zukunftsvisionen für die Schule zu entwickeln. Es wurden dann vier Arbeitsgruppen zu verschiedene Themenbereichen gebildet. In den Arbeitsgruppen wurde jeweils ein Bild erstellt, das die Situation der Schule charakterisieren sollte. Danach haben die einzelnen Arbeitsgruppen sich ihre Arbeit gegenseitig vorgestellt und schließlich darüber diskutiert. Sinn dieser Werkstattarbeit sollte sein, daß sich Arbeitsgruppen bilden, die sich zum Anliegen machen, das Erarbeitete in der Zukunft auch mit Leben zu füllen. Erfreulicherweise ist aus dieser Arbeit tatsächlich ein neuer Arbeitskreis hervorgegangen. Fünf Leute hatten die Einsicht, D daß die gute Arbeit, die in unserer Schule ganz zweifellos geleistet wird, viel zu wenig in der Öffentlichkeit dargestellt wird und trafen sich daher auch weiterhin als Arbeitskreis Profil und Image. Der AK Profil versteht sich allerdings nicht als global zuständig für alles, was unter dem Stichwort „Öffentlichkeitsarbeit“ versammelt werden kann. Es wäre also falsch, zu meinen – wie vereinzelt geschehen – dieser Arbeitskreis sei nun für alles zuständig, was nach draußen gehen soll. Der Arbeitskreis Profil gibt sich selbst die Verantwortung für das, was im Namen der Schule nach außen geht; er hat also nicht das Mandat eines Gremiums, Alle Texte werden jedoch den Gremien der Schule vorab zur Kenntnis gegeben, so daß Änderungsvorschläge noch eingearbeitet werden können. Der Arbeitkreis Porfil und Image hat sich folgende fest umrissenen Aufgaben gestellt: ➠ 1. Interne Klarheit schaffen – daraus ist ein Wegweiser für die interne Schulöffentlichkeit entstanden. ➠ 2. Das Verfassen einer Kurzdarstellung der Inhalte und Ziele der Waldorfeinrich37 Die Zukunftswerkstatt und ihre Folgen tungen in und um Stade. Aus dieser Arbeit ist ein Leporello entstanden, der auch die Kindergärten in Stade und Nottensdorf vorstellt und der bis zu den Sommerferien fertig sein soll. ➠ 3. Die Selbstdarstellungsbroschüre überarbeiten und aktualisieren. Es wurden bereits die Schwerpunkte festgelegt und die neu zu verfassenden Texte an die entsprechenden Fachleute vergeben. Jetzt wird auf den Rücklauf gewartet. Doch alles muß relativ zügig abgewickelt werden, denn zum 19. 9. 99, dem Tag des großen Ottenbeck-Festes soll die Neuauflage der Broschüre frisch gedruckt vorliegen. ➠ 4. Wenn die Punkte eins bis drei abge- arbeitet sind, will sich der AK neue Aufgaben suchen. Angedacht, aber nicht beschlossen sind: Homepage im Internet, Diskussionsveranstaltungen, Kulturveranstaltungen (z.B. Lesungen, Musik oder soewtas wie der Goethe-Abend in diesem Frühjahr), außerdem ein halbjährlich herauskommender Terminkalender für Veranstaltungen. Übrigens: Nach den Sommerferien geht die Freie Waldorfschule Stade ins zehnte Jahr! Wir müssen uns also schon jetzt alle Gedanken machen, wie wir die Zehnjahresfeier würdig begehen wollen. Ideen sind gefragt! Wer einen Ideenbeitrag leisten möchte, meldet sich bitte im Schulbüro! WILFRIED EGGERS (GESCHÄFTSFÜHRER) Termine Ferien im Schuljahr 1999/2000: Sommer 1999 22.07. – 01.09. Weihnachten 1999/2000 23.12. – 08.01. Herbst 1999 18.10. – 01.11. Ostern 2000 14.04. – 29.04 38