egb „Happy Birthday, Elvis!“ –

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egb „Happy Birthday, Elvis!“ –
gbe
Elvis-Reise 2015
Niklaus I t e n, Ingrid B r a n d h u b e r
„Happy Birthday, Elvis!“ –
Die Reise nach Memphis zum 80. Geburtstag des King
Teil 1 – Tupelo, Verona, Memphis
Graceland, 15. August 2012 abends,
Candlelight-Vigil zu Elvis‘ 35. Todestag. Tagsüber ist es über 30 °C heiß.
Der Schweiß rinnt und rinnt.
schriften her, und so ist man schnell
in Gespräche vertieft, bei denen es
natürlich vor allem um ein Thema
geht: Elvis!
Graceland, 8. Januar 2015, Elvis 80.
Geburtstag, 9.00 Uhr morgens. Es
ist -12 °C kalt, gefühlt mindestens
minus 20 Grad. Die Finger lassen
sich kaum mehr bewegen. Welche
Diskrepanz! Aber der Reihe nach.
Und Elvis ist völkerverbindend; die
Gruppe setzt sich zusammen aus
Fans aus Deutschland, Österreich,
Luxemburg und der Schweiz. Zeit,
um einander kennenzulernen, hatte
man dann ungewollt mehr als genug,
denn – der Abflug verspätete sich
um 3,5 Stunden…
Der Flug über den „großen Teich“
verläuft ruhig, aber wegen der Verspätung verpassen die meisten der
Gruppe in Atlanta den Anschlussflug nach Memphis. Eine gewisse
Hektik bricht aus, denn jetzt gilt
es, irgendeinen anderen Flug zu
erwischen.
Irgendwann 2014 ist auf der Seite
von American Music Tours von
Werner Michels das Reiseprogramm
zu lesen: „Zehntausende von ElvisFans wollen beim 80. Geburtstag
des King Of Rock‘n‘Roll in Memphis
dabei sein; wir haben das komplette
Reisepaket dafür!“
Leider sind die zwei bis drei Flüge,
die an diesem Abend noch nach
Memphis fliegen, praktisch aus-
gebucht. So müssen 19 Personen
leider die Nacht in Atlanta
verbringen.
Der Großteil der Gruppe wird
spätabends in Memphis von Reiseleiter Werner Michels und seinem
bewährten Busfahrer Bernard
empfangen. Müde und erschöpft
geht es auf die letzte Etappe der
Anreise: Busfahrt nach Tupelo, wo
wir zweimal übernachten werden.
Dienstag, 6. Januar 2015 – Was für
ein Gefühl, in Elvis‘ Geburtsstädtchen aufzuwachen! Und Tupelo
begrüßt uns mit strahlendem
Sonnenschein! Wir warten auf
unsere Freunde, die in Atlanta übernachten mussten, dann geht es los
auf den Spuren von Elvis.
Zuerst steht der Besuch der
Lawhon Elementary School auf
dem Programm, die Elvis von
1941 bis 1946 besucht hat. Links
Nachdem wir bereits 2012 zum 35.
Todestag in Memphis waren, schien
es mehr als passend, auch zu Elvis‘
rundem Geburtstag die Reise dorthin zu unternehmen und Memphis
einmal statt im Hochsommer im
Winter zu erleben. Gesagt, gebucht!
Montag, 5. Januar 2015 – Die mit
49 Teilnehmern recht große Reisegruppe trifft sich am Frankfurter
Flughafen. Einige kannten sich
bereits von früheren Reisen oder
von diversen Elvis-Clubs und ZeitGolden Boy Elvis 2 | 2015
Haupteingang der Lawhon Elementary School, unten links der Sockel mit bronzener Platte.
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neben dem Haupteingang weist ein
Sockel mit einer bronzenen Platte
auf den berühmtesten Schüler der
Schule hin.
Man liest dort, dass die Lehrerin J. C.
Grimes Elvis 1945 dazu ermuntert
habe, sich an der täglichen Andacht
zu beteiligen, und so sang Elvis ab
der 5. Klasse öfter im Schulsaal
„Old Shep“.
Während der Schulteil mit dem
Haupteingang damals noch nicht
existierte, ist die Aula nach wie vor
original, und so betreten wir ehrfürchtig den Saal, in welchem der
kleine Elvis seine Lehrerinnen und
Mitschüler mit diesem traurigen
Lied berührte, in welchem der
Sänger und Komponist Red Foley
1933 seinen Hund verewigt hatte.
Und natürlich wollte jeder auf der
ersten Bühne, die Elvis in seinem
Leben betrat, für ein Foto posieren.
Im gleichen Jahr 1945, am 3. Oktober,
sang Elvis „Old Shep“ auch bei
seinem ersten öffentlichen Auftritt –
wenn man von der Schulaufführung
absieht – anlässlich der MississippiAlabama Fair and Dairy Show.
Er erreichte damals den fünften
Platz dieses Wettbewerbs, gewann
5 Dollar und eine Freikarte für die
Bahnen.
Elvis‘ Lehrerin J. C. Grimes (rechts)
Elvis (mit Brille) gewinnt den 5. Platz mit
dem Titel „Old Shep“ bei der MississippiAlabama Fair and Dairy Show.
Elvis scheint eine besondere Vorliebe für dieses Lied gehabt zu
haben, denn 1951 sang er „Old Shep“
auch an der Talentshow an der L. C.
Humes High School in Memphis,
später nahm er es ja dann auch im
Studio auf.
Die Schulleitung, die uns einen sehr
sympathischen Empfang bereitete,
war sichtlich stolz, einer solch
großen Gruppe von Elvis-Fans
ihre Schule präsentieren zu dürfen.
Und sie ist natürlich sehr stolz auf
ihren berühmtesten Schüler. Im
Flur gegenüber des Haupteingangs
steht eine große, liebevoll gestaltete
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Hier hatte Elvis seinen ersten Bühnenauftritt – in der Aula der Lawhon Elementary School.
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10 Jahre später, am 1. August 1955,
trat Elvis zusammen mit Scotty
Moore und Bill Black wieder auf
den Fairgrounds auf, diesmal als
professioneller Sänger, aber noch im
Vorprogramm.
Bekannt in der Elvis-Fangemeinde
ist dieser Platz aber natürlich wegen
der Konzerte vom September 1956
und 1957 im Rahmen der Fair And
Dairy Shows, die die Stadt Tupelo
als „Homecoming“ ihres mittlerweile zu nationaler Berühmtheit
gelangten „Sohnes“ bezeichnete.
Vitrine mit Fotos und einer Büste
von Elvis (die, wie Helmut Radermacher uns erklärt, in seiner Stadt
Coburg gefertigt wurde) und
diversen Erinnerungsstücken.
Wie uns erklärt wurde, besuchte
Elvis, nachdem er schon ein
berühmter Star war, die Schule oft,
wenn er in der Gegend war, und er
saß dann jeweils in einer der hinteren
Reihen der Aula, um eine gerade im
Gange befindliche Veranstaltung zu
verfolgen. Klar, dass sofort jeder auf
besagtem Sitz Platz nehmen wollte!
Welch toller Beginn für unsere Reise
auf Elvis‘ Spuren!
Auf einem dieser Stühle saß Elvis.
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Unterwegs zur nächsten Station,
dem Besucherzentrum, fahren
wir an Johnnie’s Drive-In vorbei,
wo Elvis sich als Jugendlicher des
Öfteren verköstigt hat.
Der nächste Stopp ist Tupelo Fairpark, wo früher das Messegelände
bzw. die Festwiese war („fairgrounds“), auf welcher ab 1909 die
Mississippi-Alabama Fair and Dairy
Show stattfand, eine Landwirtschaftsmesse mit Jahrmarkt. Mit
zehn hatte Elvis dort wie erwähnt
seinen ersten öffentlichen Auftritt.
Tupelo Fairpark in den 50s.
Am 9. August 2012 wurde auf demselben Platz eine wunderschöne
Statue enthüllt, die auf dem
berühmten Schnappschuss „The
Hands“ von Roger Marshutz beruht,
der als Hollywood-Fotograf Stars
wie Rock Hudson, Audrey Hepburn,
Paul Newman oder Marilyn Monroe
fotografierte.
Die Statue des Bildhauers Bill
Beckwith ist so positioniert, dass
Elvis in Richtung seiner Geburtsstätte blickt, im Hintergrund das
Rathaus von Tupelo und Tupelo
Hardware, wo Elvis seine erste
Gitarre kaufte.
Auch hier natürlich wird fleißig
der Auslöser betätigt. Von allen
Seiten wird die tolle Statue unter
dem nahezu wolkenlosen, blauen
Tupeloer Himmel abgelichtet, und
jeder will „Elvis die Hand reichen“.
Doch weiter geht’s, zum Besucherzentrum von Tupelo, wo uns ein
sehr freundlicher Empfang mit
Cookies und Kaffee bereitet wird,
sehr willkommen natürlich bei den
doch recht kühlen Temperaturen,
die draußen herrschen.
In einer Ecke stehen in Glasvitrinen
zwei Original-Jumpsuits von Elvis,
Leihgaben von Graceland, die regelmäßig ausgetauscht werden. Ein
kurzer Film über Tupelo und Elvis
wird präsentiert, der mit Elton
John‘s Song „Porch Swing in Tupelo“
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unterlegt ist, eine wunderschöne
Referenz an den Süden und an „that
truck drivin‘ boy with the grease
monkey look and the rock‘n‘roll
voice“.
Schon bald werden wir auf
dieser besungenen Verandaschaukel
(engl. „porch swing“) Platz nehmen
können.
Aber bevor es zu Elvis‘ Geburtshaus
geht, steht natürlich „Tupelo Hardware“ auf dem Programm, eine der
wichtigsten Stätten in Elvis‘ Leben.
Ein Gefühl von Ehrfurcht stellt sich
ein, wenn wir mit spitzen Ohren
der allseits bekannten Geschichte
lauschen, wie der langjährige
Angestellte Forest L. Bobo dem kleinen Elvis 1946 seine erste Gitarre
verkaufte (für $ 7.90), während wir
genau an derselben Stelle vor dem
Tresen stehen, wo dieses Ereignis
stattgefunden hat.
Unglaublich! Was im Rückblick
der Auslöser – oder zumindest ein
bedeutender unter vielen anderen
bedeutenden Auslösern – einer der
größten Verwerfungen der modernen Musikgeschichte war, war
eigentlich eine ganz banale, alltägliche wirtschaftliche Transaktion,
bei der für ein paar Dollar eine nicht
allzu spezielle Handelsware den
Besitzer wechselte.
Was allein das Wissen um die
bekannten Folgen dieses Kaufs
bewirkt, dass wir kaum laut zu
sprechen wagen!
Als würden wir uns in einer Kirche
befinden und nicht in einem eigentlich ganz normalen Eisenwarenund Gemischtwarenladen.
Und man beginnt zu sinnieren und
zu philosophieren, was wohl gewesen
wäre, wenn Mama Presley genügend
Geld gehabt hätte, um ihrem Sohn
das zu kaufen, was er ursprünglich
wollte, nämlich das Gewehr, das
über der Theke hing.
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Tupelos Besucherzentrum
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Old Saltillo Road in East Tupelo aus
einer Reihe von kleinen Blockhütten,
sogenannten „Shotgun houses“
bestand – in der gleichen Machart
wie diejenige der Presleys – ist heute
ein ausgedehntes Besucherzentrum.
Das heutige Museum Blue Moon in Verona war früher ein Standesamt.
Während nun das Gros der Gruppe
in das 6 Meilen entfernte Verona
fährt, um das ehemalige Standesamt
zu besuchen, wo sich Vernon und
Gladys 1933 das Ja-Wort gegeben
haben, bleiben andere, die Verona
bereits kennen, in Tupelo und
besichtigen das Städtchen, wozu bei
früheren Besuchen kein Zeit blieb.
Wir gehen u. a. am Lyric Theatre
vorbei, das ein Kino beherbergte,
welches gemäß der angeschlagenen
Plakette auch der junge Elvis
besuchte und wo er, wie die Legende
sagt, seinen „ersten Kuss gestohlen“
habe. Das ehemalige Standesamt
in Verona übrigens ist heute ein
Museum (Blue Moon), welches voll
ist mit Elvis-Memorabilien, aber
auch mit Erinnerungsstücken des
Sezessionskriegs,
indianischen
Artefakten und anderem.
Am späteren Nachmittag dann der
Höhepunkt des Tages; der Besuch
von Elvis‘ Geburtsstätte! Was früher,
zu Zeiten von Elvis‘ Geburt, an der
Elvis‘ Geburtshaus
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Jetzt bestehend u. a. aus Elvis‘
originalem Geburtshaus, der hierher versetzten Assembly-of-GodKirche, welche Elvis‘ Familie
besuchte, einer von Elvis-Fans
gestifteten und 1979 erbauten
Kapelle, einem sehr schön gestalteten Museum mit vielen Originalstücken, einem Souvenir-Shop
(natürlich!) und einer wunderschönen, 2002 enthüllten BronzeStatue, die Elvis im Alter von 13
Jahren zeigt, in der linken Hand
die Gitarre haltend. Auch diese
natürlich ein begehrtes Fotoobjekt,
gerne auch mal bei Nacht.
Wie uns gesagt wurde, soll demnächst auf dem Hügel hinter dem
Geburtshaus eine weitere Statue
erstellt werden; sie soll wiederum den kleinen Elvis zeigen, der
anscheinend oft dort hinauf ging und
verträumt in die Gegend schaute.
Dahinter aber soll der Elvis aus den
70er Jahren stehen, der sein jüngeres Ich mit offenem Cape quasi
beschützt. Ein hübsches Bild, man
darf gespannt sein, wie das Projekt
umgesetzt wird!
Es hat schon was Besonderes, in
Elvis‘ Geburtshaus zu stehen. Egal,
ob man zum ersten Mal dort ist
oder wie manche der Gruppe schon
zum wiederholten Mal. Hier wurde
er also geboren, der erfolgreichste
Entertainer aller Zeiten! Man malt
sich den Alltag der Familie Presley
aus, wie Gladys ihren Sohn zur
Schule begleitete, wie sie auf der
Veranda saßen, von einem besseren
Leben träumend. Die besondere
Stimmung wird noch verstärkt, als
es dunkel wird, und sich das weiße
Häuschen im Scheinwerferlicht fast
wie schwebend vor dem dunklen
Hintergrund präsentiert.
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Inzwischen hat sich die Reisegruppe
im Inneren des Besucherzentrums
zum Abendessen versammelt und
wartet hungrig auf die Eröffnung
des Buffets mit südstaatlichen
Viktualien.
Als besonderer Gast wird Guy Harris
begrüßt, ein Freund von Elvis‘ aus
Kindheitstagen, der uns als Zeitzeuge von jener fernen Epoche
erzählt.
Nach dem Dinner gibt’s eine Show
mit dem Elvis-Imitator David Lee,
der ein paar unserer Gruppe zum
allgemeinen Gaudi auf die Bühne
holt. Ein sehr erlebnisreicher Tag
geht zu Ende, und wir legen uns zur
letzten Nacht in Tupelo zu Bett.
Helmut Radermacher interviewt Guy Harris, einen Freund aus Elvis‘ Kindheitstagen.
Morgen geht es auf nach Memphis!
Mittwoch, 7. Januar 2015 – 1948
packten die Presleys ihr Hab und
Gut in den alten 1939er Plymouth
und verließen Tupelo Richtung
Norden, Richtung Memphis.
Während die Presleys nicht wussten,
was sie dort erwartete, wussten wir
es sehr genau, als wir an jenem
Morgen praktisch auf der gleichen
Strecke und deutlich komfortabler
als die dreiköpfige Familie gen
Norden fuhren, voller Vorfreude auf
Graceland, SUN Records usw.!
Elvis-Imitator David Lee sorgt für Unterhaltung.
Gleich als erstes steht die PlatinumTour in Graceland auf dem Programm. Jede und jeder bekommt ein
iPad umgehängt, womit sich einem
das große Anwesen auch interaktiv
erschließt.
Wie schön, wieder in Graceland zu
sein! Und diesmal im Winter, nur
kurz nach der von Elvis so geliebten
Weihnachtszeit.
Auf dem Rasen links des Haupthauses steht in riesigen Lettern
der bekannte, originale Schriftzug
„Merry Christmas to All, Elvis“, über
einem von Rentieren gezogenen, von
Santa Claus gesteuerten Schlitten.
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Neben der Auffahrt zur Villa steht
eine riesige Krippe mit lebensgroßem Figuren, Dromedaren und
Schafen, die von unten gesehen aufgrund der Perspektive fast größer
scheint als das Wohnhaus selber.
Es ist sehr kalt an diesem Tag, und
so möchte man schon rein deshalb
noch mehr Zeit in der warmen Villa
verbringen. Wie immer drängen
sich viele Besucher durch die verschiedenen Räume Gracelands.
Weihnachtskrippe vor der Graceland-Villa.
Besonderes Sujet natürlich die
beiden großen, reich geschmückten
Christbäume im Wohnzimmer und
hinter dem gläsernen Esstisch.
Jeder Raum ist weihnächtlich dekoriert. Vorbei an der Küche und dem
Jungle Room geht’s hinunter zum
TV Room, zum Billard-Zimmer,
man nimmt die vielen Eindrücke
der Elvis-Welt in sich auf. Bin ich
wirklich hier?!
Sogar die Auffahrt ist weihnachtlich geschmückt.
Hunderte von Lichterketten schmücken das Anwesen.
Auch das Wohnzimmer ist natürlich weihnachtlich dekoriert.
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Vorbei an Vernons Büro geht’s in
den Trophy Room, wo Elvis‘ beeindruckendes musikalisches Vermächtnis aufbewahrt wird. Auch
wer zum x-ten Mal hier ist; die
unzähligen Auszeichnungen, Goldund Platin-Platten verschlagen
einem die Sprache!
Jedes Jahr wieder werden zahlreiche Erinnerungsstücke am Familiengrab niedergelegt.
Der Trophy-Room mit den zahlreichen
Auszeichnungen.
Dabei sind das „nur“ diejenigen
Auszeichnungen, die Elvis zu seinen
Lebzeiten erhielt. In der RaquetballHalle geht es ja weiter. Die hohen
Wände der Halle sind bis unter die
Decke voll von Gold-, Platin- und
Multiplatin-Auszeichnungen, die
Elvis posthum verliehen wurden. Es
glänzt und glitzert und man wähnt
sich fast ein wenig in einer Barockkirche.
In der 1975 erbauten Halle sind
auch etliche von Elvis‘ Jumpsuits
ausgestellt. Aber…wo ist der AlohaAnzug?! Später macht es klick; der
befindet sich momentan auf der
anderen Straßenseite, in der Spezialausstellung über Elvis in Hawaii.
Fast ein wenig benommen vom
Trubel und den Eindrücken der
Raquetball-Halle gehen wir wieder hinaus an die kalte Januarluft.
Welcher Kontrast zu dem, was jetzt
kommt. Wir gehen hinüber zum
Meditationsgarten, zum Grab von
Elvis und seiner Familie.
Kein Ort der Begeisterung, des
Trubels, des lauten Elvis-FanDaseins. Man ist still, mit seinen
eigenen Gedanken beschäftigt. Und
wundert sich nach wie vor, wie
es möglich ist, dass ein einzelner
Mensch mit seiner Musik, mit seiner
Persönlichkeit, so viele Jahre nach
seinem Tod noch immer so viele
Menschen berühren kann.
sind auch die Exponate ausgestellt,
die morgen, an Elvis‘ 80. Geburtstag,
versteigert werden sollen.
Ein Originalstück interessiert ganz
besonders. Es ist die Originalaufnahme von „My Happiness“ von
1953, die 78er-Scheibe mit Elvis‘
allerallererster Aufnahme. Letztendlich ist Elvis‘ Musik der Kern, den
seine Legende ausmacht, und hier
stehen wir nun nur durch eine Glasscheibe getrennt vor diesem kleinen Rund mit der ersten Aufnahme
von IHM!! Ich könnte schreien vor
Begeisterung!
2014 wurde mit dem Archive Studio
auf dem Gelände von Graceland eine
weitere Attraktion eröffnet. Dort
Original-Aufnahme von „My Happiness“
Nicht nur Auszeichnungen, auch die Jumpsuits können hier bewundert werden.
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Morgen wird die Scheibe für 300.000
Dollar versteigert werden, und wir
können nicht verstehen, dass sie
nicht von Graceland bzw. von der
EPE oder Lisa Marie gekauft wurde.
Absolut unverständlich! Diese Aufnahme ist eines der wertvollsten
Artefakte der Elvis-Welt und gehört
nach Graceland!
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Elvis-Reise 2015
Nachdem wir alle die Tour beendet
und uns mit ersten Souvenirs
versorgt haben, steigen wir wieder
in unseren Bus und lassen uns zu
weiteren zentralen Orten der ElvisWelt chauffieren.
Erster Halt ist beim UFO-förmigen,
1963 erbauten Mid-South Coliseum,
welches 2006 geschlossen wurde. Es
ist auch bekannt als Aufnahmeort
des Albums Elvis Live On Stage In
Memphis vom 20. März 1974.
1034 Audubon Drive – hier kaufte Elvis sein erstes Haus.
Der Stopp ist kurz. Raus springen,
Foto schießen, und wieder rein in
den Bus. Denn es ist wirklich saukalt
draußen.
Nächster Halt: 1034, Audubon
Drive, wo Elvis mit den Tantiemen
von „Heartbreak Hotel“ am 20. 6.
1956 sein erstes Haus kaufte.
Dieses gehört – wie u. a. auch das Studio B in Nashville – inzwischen der
Stiftung des umtriebigen Musikers,
Songwriters, Musikproduzenten, ExPolitikers, Rennstallbesitzers und
Wohltäters Mike Curb.
Die Reisegruppe umringt Adrian Keller (Buchautor) und hört interessiert zu.
Und weiter geht’s auf der Stadtrundfahrt. Wir fahren zum Open Air
Amphitheater Levitt Shell, früher
Overton Park Shell, in der am 30. Juli
1954 Elvis‘ erster bezahlter Auftritt
stattfand.
In diesem Haus probten Elvis, Scotty Moore und Bill Black vor der ersten SUN-Aufnahme.
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Wir treffen dort Adrian Keller, der
die beiden Elvis-Bücher Elvis before
Elvis und Elvis before Graceland
geschrieben hat. Er zeigt uns u. a.
auch das Haus, in dem Elvis, Scotty
Moore und Bill Black VOR der ersten
SUN-Aufnahme geprobt haben.
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Nach einem Besuch bei der Humes
High School fahren wir zum
Besucherzentrum, wo die grandiose
Elvis-Statue des Bildhauers Eric
Vernon Parks steht, welche ursprünglich an der Beale Street stand,
wo sie am 16. 8. 1980 durch Sam
Phillips enthüllt wurde.
Diesen erlebnisreichen Tag lassen
wir in der Beale Street ausklingen.
Toll, dass unser Hotel, das Springhill
Suites, so zentral liegt und man alles
bequem zu Fuß erreichen kann.
Walking in Memphis!
Im nächsten GBE folgt Teil 2 mit
dem 8. Januar in Memphis plus
Nashville und Alabama, Titel:
SECHS Presleys beim Tortenanstich auf Graceland ♫
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Elvis-Reise 2015
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„Happy Birthday, Elvis!“ –
Die Reise nach Memphis zum 80. Geburtstag des King
Teil 2 – Memphis, Alabama, Nashville
Donnerstag, 8. Januar 2015, Elvis‘
80. Geburtstag! – Für viele ist heute
der Höhepunkt der Reise! Zusammen Elvis‘ 80. Geburtstag feiern!
In Graceland!! Und das bei strahlendem Sonnenschein.
Wir wollen zeitig dort sein, damit
wir möglichst nahe beim Geschehen sind, wenn auf dem Rasen links
neben dem Wohnhaus der große
Geburtstagskuchen angeschnitten
wird. Um ca. 8:30 Uhr stehen die
ersten von uns bereits an. Die ersten
von uns sind aber nicht die ersten
überhaupt. Ca. 150 bis 200 ElvisFans stehen bereits vor den
Schranken auf der Auffahrt.
kommen. Aber bis der erste Redner
ans Pult tritt, dauert es 25 Minuten,
was einem bei der Kälte eher wie
25 Stunden vorkommt. Jack Soden,
CEO der EPE, begrüßt die Anwesenden und friert sichtlich, weshalb
er sich sehr kurz hält und gerne die
Bühne an die beiden Bürgermeister
der Stadt Memphis (A C Wharton,
Jr.) und des Shelby County (Mark H.
Lutrell, Jr.) übergibt, die den Tag wie
jedes Jahr offiziell zum Elvis-PresleyTag erklären. Dann geht es Schlag
auf Schlag! Priscilla Presley tritt aus
dem beheizten Zelt ans Rednerpult,
richtet wirklich sehr warme Worte
ans Publikum, bevor sie – unter
Jack Soden, CEO der EPE, begrüßt die
Anwesenden.
Und wie beim Sommerschlussverkauf stürmt die Meute plötzlich
in Richtung der überdachten Bühne,
wo Rednerpult und – die achtstöckige! – Torte bereit stehen.
Schlussendlich versammeln sich ca.
600 (oder nach anderen Angaben
ca. 2000) Fans im Halbrund um
den Pavillon. Die Veranstaltung
wird live im Radio und im Fernsehen übertragen, und wenn man
sich den Livestream anschaut, sieht
man etliche unserer Gruppe in der
vordersten Reihe stehen! http://
www.graceland.com/news/details/
watch-elvis-birthday-proclamationceremony-and-the-auction-atgraceland-live/7611/
Und was man auch sieht: Es ist bitterkalt! Was für eine Ironie, dass
ausgerechnet der Tag, an welchem
wir am längsten draußen sind, mit
-12 °C auch der kälteste ist!
DJ Argo von Elvis Radio Sirius
moderiert die „Show“ und heißt die
verschiedenen Honoratioren willGolden Boy Elvis 3 | 2015
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Elvis-Reise 2015
großen Begeisterungsrufen – ihre
Tochter und alle vier Enkel auf die
Bühne ruft! Das ist nun wahrlich ein
seltenes Bild! Und wir sind dabei!
Lisa Marie wendet sich ebenfalls
kurz ans Publikum und sagt dann
überraschend und sehr ernst: „Ich
will die Stimmung wirklich nicht
runterziehen („I don’t want to be a
downer“), aber wir haben gerade
jemand sehr Wichtigen verloren“,
und sie erinnert an Elvis‘ Orchesterleiter der 70er Jahre Joe Guercio,
der wenige Tage zuvor (4. Januar)
gestorben ist.
Dann wird aber die Torte angeschnitten, was nicht ganz einfach
ist, da sie temperaturbedingt ziemlich festgefroren ist. Die Presleys
posieren danach artig für die fotohungrigen Fans, bevor sie die Bühne
nach ca. 10 Minuten wieder verlassen. Bald darauf ist, nach insgesamt
ca. 40 Minuten, auch die Live-Übertragung zu Ende. Für uns vor Ort
passiert dann aber noch etwas völlig
Unerwartetes und Einmaliges.
talkten, kehrt sich Lisa-Marie plötzlich zu den Fans um, die noch immer
an der Absperrung neben der Bühne
stehen, und geht, am Arm von einem
Security-Mann geführt, auf die Fans
zu und beginnt Hände zu schütteln!
Die Fans sind außer sich!
Nachdem die Presleys und die geladenen Gäste vor dem Zelt noch ein
paar Minuten miteinander small-
Monja und Lisa-Marie
Und ich knipse natürlich wild drauf
los. Schließlich kommt sie auch bei
mir vorbei und gibt mir die Hand.
Und um Ingrid, die ihr ebenfalls die
Hand schütteln konnte, zu zitieren:
„Wie legendär ist das denn!!“ Elvis‘
Tochter! In Graceland!! An seinem
80. Geburtstag!!! So nah!!!! Was für
ein Tag!!!!!
A C Wharton, Jr. (Bürgermeister der Stadt Memphis) und Mark H. Lutrell, Jr. (Bürgermeister des Shelby County)
Ingrid und Lisa-Marie
Danach haben wir viel Zeit, um uns
im Besucherzentrum gegenüber
ein Stück des Kuchens zu ergattern
(es wurden 8 baugleiche Kuchen
gebacken), die Souvenirshops zu
durchstöbern und die diversen
Ausstellungen zu besuchen.
Priscilla mit Lisa-Marie und deren vier Enkel treten vor die Besucher.
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Eine kleine Sensation so nebenbei: Den Kuchen gab’s kostenlos
im Chrome Grill Restaurant, und
als ich mich dorthin begebe, tritt
Joe Moscheo, Elvis langjähriger
Sänger der Imperials hinaus!
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Elvis-Reise 2015
Ich trete an ihn heran und frage ihn,
ob ich ein Foto machen dürfe, was
er gerne machen lässt. Ich wechsle
ein paar Worte mit ihm, merke an,
dass er ja aus Gesundheitsgründen
zurück nach Italien wolle, worauf er
antwortet, dass die Ärzte ihn nicht
fliegen lassen wollen. Er sah in der
Tat sehr schlecht aus…
Am Nachmittag fahren wir zur
Circle-G-Ranch in Horn Lake,
Mississippi, nur 15 Autominuten
von Graceland entfernt. Die Ranch
war von 1967 bis 1973 in Elvis‘
Besitz, obwohl er nur anfangs und
eigentlich auch sehr wenig dort war.
Das Haus selber ist in einem
desolaten Zustand, aber das 66
Hektar große Anwesen ist doch
ziemlich beeindruckend, und man
kann sich lebhaft vorstellen, wie
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Elvis-Reise 2015
Elvis sein Pferd Rising Sun galoppieren ließ. Verwunderlich, dass
das Haus unmittelbar an einer sehr
verkehrsreichen Straße steht. Allerdings war das damals, als Elvis dort
seine Zeit hatte, nicht der Fall.
Abends, zum Evening walk, gehen
wir nochmals an Elvis‘ Grab.
Inzwischen ist es dunkel, und
es ist winterlich kalt. Aber vielleicht gerade deswegen herrscht
im Meditationsgarten eine ganz
besondere Stimmung.
Die Besucher sind beeindruckt vom Besuch in den SUN Studios.
Freitag, 9. Januar 2015 – Noch
beglückt und beseelt vom gestrigen
Tag freuen wir uns auf weitere
Höhepunkte. Für den Morgen steht
der Besuch des legendären SUN
Studios auf dem Programm.
Gänsehautfeeling stellt sich ein, als
wir die Heiligen Hallen der Rockmusik betreten. Und es ist kaum
zu fassen, dass es nun schon über
60 Jahre her sind seit „That’s All
Right“!
Am Abend treffen wir uns im
altehrwürdigen Orpheum Theatre
in Memphis zu einem exklusiven
Elvis-Filmabend. Dieses Theater
wurde 1890 (resp. 1928 nach einem
Brand neu aufgebaut) als VaudevilleTheater gebaut und verschwenderisch opulent mit viel Brokat und
großen Leuchtern ausgestattet.
Es enthält rund 2500 Sitzplätze und
dient heute als Musical-Theater
und Kino. Und wir können heute
gleich zwei Elvis-Filme nacheinander genießen: Jailhouse Rock und
Viva Las Vegas! Wo gibt’s sowas
sonst noch?!
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Ein Blick in die heiligen Hallen der Rockmusik.
Das Orpheum Theatre mit 2500 Sitzplätzen wird als Musical-Theater und Kino genutzt.
Golden Boy Elvis 3 | 2015
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Elvis-Reise 2015
Samstag, 10. Januar 2015 – Unser
letzter Tag in Memphis. Die Zeit
vergeht viel zu schnell. Am Morgen
spazieren wir – wiederum bei herrlichem Wetter – zu Fuß vom Hotel
der Main Street entlang zu den 1938
erbauten Lauderdale Courts, wo die
Familie Presley von September 1949
bis Januar 1953 in Wohnung Nr. 328
wohnte, für $ 35 pro Monat.
Die Wände in Elvis‘ Schlafzimmer
sind neuerdings mit Küssen
„verziert“. Auf einem an der Wand
befestigten Schild heißt es: „Kisses
only, please no writing“! Man liest,
dass sich eine Nachbarin damals
beim Vermieter beschwerte, weil der
junge Elvis bis in die Nacht hinein
laut sang und Gitarre spielte.
Obwohl die Möbel nicht original
von damals sind, ist es doch ein
tolles Gefühl, sich in Elvis‘ Zimmer
aufs Bett zu setzen und die Gitarre
in die Hand zu nehmen. Was gäbe
man jetzt für eine Zeitmaschine!
Bevor sich die Gruppe für den freien
Nachmittag in alle Winde zerstreut,
möchte natürlich jeder draußen
noch Elvis‘ berühmtes Foto nachstellen, auf welchem er breitbeinig
mit Pistole in der Hand posiert.
Und was macht man nun? Um die
Mittagszeit? Man geht natürlich
ins Arcade, welches auch Elvis des
Öfteren frequentierte.
Das Restaurant wurde 1919 von
einem Griechen gegründet, dessen
Sohn es dann in den 50er Jahren im
damaligen Stil umbaute, den es bis
heute bewahrt hat.
Der Tisch, der Elvis‘ Stammplatz
war, ist nicht zu übersehen. Der
letzte Nachmittag in Memphis geht
leider schnell vorbei. Besuch des
National Civil Rights Museum und
des Rock 'n' Soul Museums, noch
ein letztes Mal in die Beale Street
und zu Lansky, und schon ist fast
wieder Zeit, die Koffer zu packen.
Auf Wiedersehen, Memphis!
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Elvis-Reise 2015
Aber halt! Da war doch noch was!
Am Abend findet im CannonCenter, der Konzerthalle von Memphis (früher Ellis Auditorium), wo
üblicherweise klassische Konzerte
gegeben werden, zu Ehren von
Elvis‘ 80. Geburtstag ein Konzert
des Memphis Symphony Orchestra
mit Terry Mike Jeffrey und seiner
Band statt. Terry Mike Jeffrey ist
kein Elvis-Impersonator, aber seine
Stimme klingt Elvis‘ Stimme verblüffend ähnlich, und zwar egal,
ob die Stimme der 50er, 60er oder
70er. Eine unglaubliche Stimme!
Und dann ist er auch noch unglaublich sympathisch. Das Publikum ist
begeistert! Wirklich ein Konzert der
Superlative. Wann immer Ihr die
Gelegenheit, Terry Mike Jeffrey zu
sehen; unbedingt hingehen!
Sonntag, 11. Januar 2015 –
Memphis – Muscle Shoals AL –
Nashville TN – Am Sonntagvormittag fahren wir los mit
Tagesziel Nashville, der Hauptstadt
Tennessees, wo wir die letzten zwei
Nächte unserer Reise verbringen
werden.
Seit 1960 wurden in diesen Studios
so viele Hits aufgenommen, dass
der der Begriff Muscle Shoals Sound
geprägt wurde. FAME (Florence
Alabama Music Enterprises) wurde 1959 von Rick Hall in Florence,
Alabama gegründet und zog 1961
nach Muscle Shoals.
Aber wir fahren nicht auf direktem
Weg von Memphis nach Nashville,
was 340 km mehr oder weniger
schnurgerade Richtung Ostnordost bedeuten würde, sondern
machen einen leichten Umweg und
besuchen Muscle Shoals im Bundesstaat Alabama, quasi eine Perle
am Wegrand, die bekannt ist für
seine beiden Aufnahmestudios
FAME und Muscle Shoals Sound
Studio.
In den FAME Studios haben einige
der bekanntesten Sängerinnen und
Sänger des Rock, Pop und Soul aufgenommen, wie z. B. Aretha Franklin, Little Richard, Percy Sledge,
Wilson Pickett, Etta James, Otis
Redding oder die Gatlin Brothers.
Für Elvis-Fans besonders interessant: Musiker der FAME „Hausband“ waren u.a. Norbert Putnam,
David Briggs und Jerry Carrigan.
Ebenfalls tätig war dort (vor Elvis)
Felton Jarvis als Produzent. 1969
gründeten vier Studiomusiker von
FAME ihr eigenes Studio, das Muscle
Shoals Sound Studio. Dort wirkten dann in der Folge Stars wie die
Rolling Stones, Elton John, Willie
Nelson, Paul Simon, Bob Dylan, Rod
Stewart, Cher oder Lynyrd Skynyrd.
Es ist kaum zu glauben, was für eine
Brutstätte der modernen Musik
diese Gegend von Alabama darstellt.
In Florence nahe Muscle Shoals
wurden nämlich auch W. C. Handy
und Sam Phillips geboren! Der Link
zu Elvis ist also zweifellos gegeben.
Kein Wunder, gibt es dort die
„Alabama Music Hall of Fame“.
Und diese in Tuscumbia gelegene „Ruhmeshalle“ ist auch unser
Etappenziel. Auch hier wird uns
wieder ein herzlicher Empfang
bereitet. Eigentlich wäre die Hall of
Fame heute geschlossen, sie wurde
extra für uns geöffnet. Diese Hall
bzw. das Museum mit seinen vielen
Originalexponaten ist toll gemacht!
Und was besonders bemerkenswert
ist: Der gesamte Nachlass von Sam
Phillips befindet sich nicht etwa in
Memphis im SUN-Studio, sondern
eben hier.
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Elvis-Reise 2015
Sam hat ihr als Kind der Gegend
alles vermacht. Und so steht auch
das Mikrophon hier, welches Elvis
damals benutzt hat. Eine weitere
Besonderheit des Museums ist ein
integriertes Aufnahmestudio, in
welchem Besucher eine CD aufnehmen können, eine Gelegenheit,
die sich einige unserer Gruppe
natürlich nicht entgehen lassen.
Montag, 12. Januar 2015 Nashville
– Nur ein Tag steht uns für Nashville zur Verfügung, welches so viel
zu bieten hat. Wir konzentrieren
uns auf zwei Highlights. Und das
erste hat es wahrlich in sich; wir
besuchen eine von Elvis‘ wichtigsten
Wirkungsstätten: Das berühmte
RCA Studio B! Die Ausstattung
ist weitgehend original. Selbst der
schwarze Steinway-Flügel, an welchem Elvis gespielt hat, ist noch da
– und der Klavierstuhl eignet sich
natürlich hervorragend, um sich mit
dem Klavier ablichten zu lassen.
Wer hat hier nicht alles aufgenommen! Eddy Arnold, die
Everly Brothers, Willie Nelson, Roy
Orbison, Dolly Parton, und, und,
und. Über 35.000 Songs wurden hier
eingespielt, ca. 1000 davon wurden
Top Ten Hits. Elvis allein hat hier
zwischen 1958 und 1971 262 Lieder
aufgenommen, darunter seinen
größten Hit „It’s Now Or Never“.
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Auch „Are You Lonesome Tonight“
wurde hier aufgenommen, am
4.4.1960 frühmorgens um 4.30 Uhr,
und die Führerin erklärt uns, dass
Elvis, um sich in eine entsprechende
Stimmung zu versetzen, den Raum
komplett abdunkeln ließ. Schon
nur beim Hören dieser Anekdote –
und dann wird diese wunderschöne
Ballade natürlich auch abgespielt
– bekommt man Gänsehaut (und
man fragt sich gleichzeitig, ob dann
die Musiker angesichts der Uhrzeit
so nicht erst fast eingeschlafen sind).
Elvis‘ liebstes Gospelstück, „How
Great Thou Art“, wurde ebenfalls
hier aufgenommen. Das Studio B
war für Elvis wahrlich ein Ort der
Inspiration.
Unser nächstes Ziel ist die Country
Music Hall of Fame. Das Gebäude
ist schon rein architektonisch eine
Wucht. Kenner wissen natürlich,
dass hier Elvis‘ goldener Cadillac
ausgestellt ist.
Hierbei handelt es sich um eine
1960
Series
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Fleetwood
Convertible Limousine, welche Elvis
durch George Barris, dem „King of
Kustomisers" nach seinen Wünschen
ausstatten ließ. George hat u. a.
das Batmobil der 60er-Jahre-Serie
und andere Hollywood-Spezialautos
kreiert.
Die „Veredelung“ von Elvis‘ Cadillac
kostete $100.000, was heute ca.
$ 2.3 Mio. entspricht!! Kein Wunder;
40-fache Lackierung mit zerstoßenen Diamanten, Vergoldungen
mit 24-karätigem Gold usw.
Elvis selber hat den Cadillac in den
70er Jahren der Country Music
Hall of Fame geschenkt. Auch das
Goldene Klavier, das Elvis von
Priscilla geschenkt bekam, steht
nach wie vor hier.
Im Auditorium der Hall of Fame,
dem Ford Theater, erwartet uns
noch ein spezieller musikalischer
Leckerbissen.
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Wir genießen ein Exklusiv-Konzert
von Johnny Cashs jüngerem Bruder
Tommy Cash (der inzwischen
auch schon 75 ist). Eigentlich hätte
Johnny Cashs Sohn John Carter
Cash auftreten sollen, doch ist dieser
kurzfristig erkrankt.
Dieses ist an sich schon absolut
sehenswert, aber dass innerhalb des
Museums noch eine Sonderausstellung zu den SUN-Künstlern Carl
Perkins, Elvis u. a. mit OriginalArtefakten zu sehen ist, macht den
Besuch noch lohnender.
Tommy Cash ist aber alles andere
als ein „Ersatz“. Seit Jahrzehnten
im Geschäft und in den USA eine
bekannte Größe der CountryMusik, liefert er mit seinen
beiden Mitmusikern ein tolles
Konzert ab, natürlich hauptsächlich mit Songs seines berühmteren
Bruders und gespickt mit Anekdoten aus seinem und Johnny
Cashs Leben, aber auch mit seinem
eigenen großen Hit, „Six White
Horses“, eine Nummer 4 in den
Charts im Jahr 1969. Großartig!
Nun, damit ist die Reise zu Elvis‘
80. Geburtstag leider bereits an ihr
Ende gekommen. Wir genießen
den letzten Abend bei Live-Musik
im Restaurant John A’s gleich bei
unserem Hotel. Am nächsten
Morgen geht’s für die meisten von
uns zurück nach Europa (während
ein paar die Verlängerung in Florida
gebucht haben).
Es bleiben viele nachhaltige Eindrücke einer tollen Reise auf den
Spuren unseres Idols Elvis Presley,
tausende von Fotos, die uns Vergessenes wieder in Erinnerung rufen
werden, neue Freundschaften, die
die 10 Tage im Januar 2015 überdauern werden. Wir sehen uns wieder
in Bad Nauheim! Und, wer weiß,
vielleicht bald wieder in Memphis?
„'Til we meet you again, may God
bless you. Adios.“ (Elvis, 1977) ♫
Tommy landete übrigens auch als
G. I. in Deutschland. Als er in Frankfurt stationiert war, moderierte er
beim AFN die Sendung Stickbuddy
Jamboree.
Und wenn man schon die Gelegenheit hatte, Tommy Cash zu hören,
passt es natürlich, danach das
äußerst interessante Johnny-CashMuseum zu besuchen.
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