Myanmars Bekleidungsindustrie gewinnt rasch an
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Myanmars Bekleidungsindustrie gewinnt rasch an
TEXTINATION NEWSLINE 04.11.2014 MYANMARS BEKLEIDUNGSINDUSTRIE GEWINNT RASCH AN DYNAMIK AUSLÄNDISCHE INVESTITIONEN VERDREIFACHT, EU-PRÄFERENZEN BEGÜNSTIGEN EXPORT WEITERE PROJEKTE ERWARTET / © k.h.S. / pixelio.de Bangkok (gtai) - Myanmars Bekleidungsindustrie knüpft langsam an alte Blütezeiten an. Dank Auslandsinvestitionen und EUPräferenzstatus übersteigt der Export bereits 1 Mrd. US$. Als neuer Großkunde betritt die US-amerikanische GAP die Bühne, andere dürften folgen. Die Investoren kommen aus Asien, wobei Hongkong die Sonderzone Thilawa favorisiert. Eine Plattform für Produzenten, Einkäufer und Ausrüster ist die internationale Textil- und Bekleidungsausstellung im November 2014 in Yangon. Myanmars Bekleidungsindustrie entwickelt sich recht dynamisch zu einem treibenden Wirtschaftszweig in der Entwicklung Myanmars. Das entscheidende Vehikel liegt im Transfer von Technologie und Know-how aus dem Ausland, was das Land aber mit stärkeren Anstrengungen in der Ausbildung von Fachkräften unterstützen muss. Andere Problemfelder liegen in der Sicherung der Stromversorgung wie auch den wachsenden Ansprüchen in Qualität und Logistik. © Textination GmbH –1– Doch scheint das Konzept aufzugehen. Die ausländischen Direktinvestitionen verdreifachten sich im Fiskaljahr 2013/14 (April/März) auf 4,2 Mrd. US$ mit 123 Projekten. Laut Investitionsagentur DICA handelte es sich dabei überwiegend um warenproduzierende Unternehmen zum Großteil in der Bekleidungsindustrie. Die Myanmar Garment Manufacturers Association (MGMA) prognostiziert bis 2015 ein ausländisches Engagement über 1,5 Mrd. $. Die Myanmar Investment Commission verkündete für das 2. Halbjahr 2014 die Genehmigung von sechs neuen Fabriken mit Investitionen von jeweils 10 Mio. $. In den letzten acht Monaten 2012 sollen sich 19 ausländische Unternehmen etabliert haben, darunter Costic International, Honeys Garment Industry, Nadia Pacific Apparel, Manufacturer GFT Enterprise, JS Filter, Eurogate Sportsware, THY Garment, Shinsung Tongsang Inter, Korea Link Industrial und Mac Do. Weitere Necomer sind Jiangsu Garments Group, Dong Fang Star Garment Factory, SDI Manufacturing, Solamoda Garments Group, Kamtex, Richest Time, Sinobest Brothers, Archid Garment, Slita und North Star Manufacturing. Dynamische Ausfuhr im Milliarden-Bereich Analog leistet die Bekleidungsindustrie auch in der Exportstatistik des verarbeitenden Gewerbes den größten Beitrag. Im Fiskaljahr 2013/14 verbesserte sich die Ausfuhr gemäß dem Customs Department um 27% auf 885 Mio. $, was einem Anteil von knapp 8% entsprach. Laut International Trade Center (auf der Basis von Comtrade) überschritt der Exportwert aber bereits 1 Mrd. $ und hat sich seit 2010 somit verdreifacht. Auch die MGMA schätzte den Export http://myanmargarments.org/media-room/export-data/ auf 1,1 Mrd. $. Die schweizerische Strategieberatung Impact Economy hält einen Exportwert von über 6 Mrd. $ in wenigen Jahren für erreichbar. © Henning Rahn. / pixelio.de Wichtigste Abnehmerländer sind Japan und Korea (Rep.), während die VR China dynamisch nachzieht. Als zukunftsreiche neue Absatzmärkte gelten Brasilien, Argentinien, Südafrika oder die Türkei. Deutschland importierte 2013 Waren für 56 Mio. Euro aus Myanmar (+25%), wobei 47 Mio. Euro (+20%) auf Bekleidung entfielen. Für die EU insgesamt ergab sich ein Einfuhrwert von 131 Mio. Euro (+17%), auch hier bildete Bekleidung die größte Importgruppe mit einem Anteil von 59%. © Textination GmbH –2– Ein gewichtiger Grund für die neue Exportdynamik in Richtung Europa liegt in der Aufnahme Myanmars in das Generalised Scheme of Preferences (GSP) der EU seit 2013. Das GSP befreit Myanmar als Least Developed Country (LDC) von Zöllen und anderen Importabgaben. Und gerade diese Steueranreize machen den Standort auch für Investoren aus asiatischen Ländern interessant - vornehmlich aus Korea (Rep.), SVR Hongkong, VR China, Japan und Thailand. © wolfish. / pixelio.de Großer Kostenvorsprung, geringe Wertschöpfung Thailands Marktforschungsinstitut Kasikorn Research sieht die Attraktivität des Standorts Myanmar vor allem in den niedrigen Lohnkosten. Insbesondere im Vergleich zu anderen Billigproduktionsländern, wie Vietnam, Laos oder Kambodscha, bestehe ein bedeutender Lohnkostenvorteil. Die Hauptprobleme sieht KResearch in der lückenhaften Wertschöpfungskette wie auch dem Fachkräftemangel. Potenzielle Investoren sollten bei ihrer Entscheidung das Stärken-Schwächen-Profil der Industrie und die damit verbundenen Chancen und Risiken berücksichtigen (SWOT-Analyse): Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen) Großes Arbeitspotenzial. Engpässe in der Stromversorgung. Niedriges Lohnniveau. Hohe Energiekosten. Relativ gutes Bildungsniveau. Teure und ineffziente Logistik. Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Niedrige Ausbildungskapazität. Mangelnde Bankenfinanzierung. Opportunities (Chancen) Threats (Risiken) Generalised Scheme of Preferences (GSP) der EU. Probleme bei Bedienung größerer Auftragsvolumina. Verbesserung der Infrastruktur. Erhaltung wettbewerbsfähiger Preise auf lange Sicht schwierig. Fortlaufende staatliche Reformpolitik. Einhaltung von internationalen Qualitätsstandards. Human Ressources Development. Termingerechte Lieferung. Steigende Attraktivität für Auslandsinvestoren. Technologisch beschränkt sich Myanmars Textilindustrie auf die Funktionen des Zuschnitts, der handwerklichen Näharbeit und der Verpackung (CMP - "cutting, making, packaging"), während der größere Teil der Wertschöpfung in den Nachbarländern erzielt wird. Die Branche wurde Anfang der 1990er-Jahre gegründet und produzierte neben Bekleidungsstücken diverse andere Erzeugnisse, wie Schuhe, Hüte, Strümpfe, Gummistiefel oder Haarnetze. © Textination GmbH –3– Mit dem Beginn der US-Wirtschaftssanktionen im Jahr 2003 schrumpfte der Industriezweig von 400 auf rund 130 Unternehmen, während die Beschäftigung von 400.000 auf 100.000 Personen absank. Über die aktuelle Situation existieren recht unterschiedliche Angaben. Die Fachvereinigung MGMA zählt wohl an die 200 Mitgliedsunternehmen mit etwa 20.000 Beschäftigten, so steht es auf der Website zur diesjährigen Fachmesse. Landesweit sollen laut Impact Economy annähernd 350 Unternehmen existieren. Unter Berücksichtigung aller Klein- und Kleinstunternehmen dürfte die Branche wohl gut und gern 150.000 Personen beschäftigen. http://myanmargarments.org/media-room/factory-zones/ Ein neues "Cluster" wächst in der mit Japan errichteten Sonderwirtschaftszone Thilawa. Hier sicherte sich die Hong Kong Apparael Society mit 200 ha die Hälfte des Terrains, wo ein Dutzend Hongkonger Kleiderfabrikanten bis Ende 2015 zusammen rund 30.000 Arbeitsplätze schaffen wollen, jeder mit einem Investment von mindestens 3 Mio. $. Die Landpacht beträgt jährlich 52 Mio. $ bei einer Vertragsdauer von 50 Jahren. Landesweit seien insgesamt an die 30 Bekleidungshersteller aus Hongkong engagiert, heißt es - hauptsächlich dank des Lohnvorteils von 100 bis 120 $ im Monat gegenüber bis zu 600 $ in Guangdong. © Dachkammer. / pixelio.de Landesweite Ansiedlung schreitet voran Regional konzentriert sie sich im Großraum Yangon, was mitbedingt ist durch den Logistikvorteil der nahen Hafeninfrastruktur. Die MGMA erachtet die Beschäftigungsdichte hier bereits als überbordend, weshalb neue Allokationen in anderen Regionen präferiert werden - zumal 90% der Arbeiter aus diesen stammen und die Landpachten stark angezogen haben. In diesem Kontext sind bereits 50 neue Betriebe in Pathein, Region Ayeyarwady geplant. Die erste Fabrik wurde im Mai 2013 von der Delta Industrial Group in Betrieb genommen. Der Markteintritt von Großkunden wie zuletzt GAP dürfte die Industrie weiter vorantreiben. Als erster US-amerikanischer Großhandelskonzern lässt GAP ab Jahresmitte 2014 zwei südkoreanische Unternehmen Westen und Jacken für die Marken "Old Navy" und "Banana Republic" produzieren. Der Investitionsbetrag wurde nicht bekannt, doch soll das Auftragsvolumen 700 direkte und 4.000 indirekte Arbeitsplätze schaffen. Erste Auftragsproben lässt auch der schwedische Ausstatter Hennes & Mauritz in vier Fabriken fertigen; als weitere Interessenten haben sich Tesco, Guess oder Dewhirst (UK) angemeldet. © Textination GmbH –4– Zuständig für die berufliche Qualifikation ist das Myanmar Garment Human Resource Development Centre. Das MGHRDC wurde 2009 gegründet und hat nach eigenen Angaben bereits weit über 1.000 Arbeitskräfte ausgebildet. Das Zentrum wird weiter ausgebaut, wobei der Ausbildungsstandard sukzessive auf die gehobenen Qualitätsansprüche der neuen ausländischen Investoren angehoben werden soll. Die EU initiierte ein SMART-Programm über 2 Mio. Euro, das Klein- und Mittelunternehmen in Wettbewerbsfähigkeit, Ausbildung und nachhaltiger Produktion unterstützt, dies in Kooperation mit den lokalen Organisationen. © Martin Berk. / pixelio.de Fachkräftemangel und Stromausfälle noch Hemmschuhe Nach Angaben eines führenden deutschen Herstellers von Markenhemden in Yangon verursacht vor allem die schlechte Elektrizitätsinfrastruktur mit mehreren Stromausfällen am Tag eine erhebliche zusätzliche Kostenbelastung. Den Herstellern bleibe als Alternative nur die Ausstattung mit Dieselaggregaten, wobei die monatlichen Betriebskosten sich schnell auf mehrere Tausend US-Dollar addierten. Für das gesamte Land gilt, dass der Strombedarf die Produktion um über ein Drittel überschreitet und jährlich um 15% zunimmt. Yangon allein beansprucht mit 720 MW knapp die Hälfte aller Kapazitäten von 1.500 MW. © k.h.S. / pixelio.de Generell spielt die Bekleidungsbranche im industriepolitischen Konzept der Regierung eine vorrangige Rolle. Industrieminister Soe Thane setzt den Fokus für die Modernisierung des verarbeitenden Gewerbes vor allem auf arbeitsintensive Produkte, wie Nahrungsmittel, Schuhe, Spielzeug und Bekleidung. Das Industrieprofil besteht aktuell aus 41 Industriezonen, davon 19 im Raum Yangon und sechs in Mandalay, die restlichen 16 Zonen verteilen sich auf neun andere Standorte. Schwerpunkte liegen in der Verarbeitung von Agrar- und Fischereiprodukten, der Holzwirtschaft, einfachen Elektroprodukten sowie der Fertigung von Bekleidung Interessante Fachmesseveranstaltung Eine Premiere bildete im Dezember 2012 die viertätige "Myanmar International Textile and Garment Industry Exhibition" in der Tatmadaw Hall in Yangon. Vertreten waren Hersteller, Händler und Anbieter von Maschinen, Ausrüstungen und Teilen. Insgesamt kamen über 100 Aussteller aus 17 Ländern - darunter die VR China einschließlich Hongkong (SVR), Indien, Indonesien, Korea (Rep.), Singapur, Schweiz und Deutschland. Als Partner für die Organisation wählte sich die Branchenvereinigung MGMA die Yorkers Trade & Marketing Services Company aus Hongkong. Die nächste Fachmesse findet im November 2014 statt. Internetadressen: Catalina Research Myanmar Garment Manufacturers Association (MGMA) No. 29, 6th Floor, Min Ye Kyaw Swar Road, Lanmadaw, UMFCCI Tower, Yangon E-mail: [email protected] © Textination GmbH –5– Myanmar Textile Garment Directory 2011 Internet : http://www.myanmartextile-directory.com 2014 Myanmar International Textile and Garment Industry Exhibition Tatmadaw Exhibition Hall, Yangon Termin: 20.-23.11.14 Internet: http://www.myanmar-expo.com/MTG/ © http://www.afza.gov.ae Quelle: Waldemar Duscha, Germany Trade & Invest www.gtai.de © Textination GmbH –6–