Akademie für Ältere, Heidelberg - Medizinische Fakultät Mannheim
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Akademie für Ältere, Heidelberg 31. Januar 2013 Was gibt es neues zur Blutverdünnung Wann ist heute Marcumar noch nötig? Job Harenberg, Prof. Dr. med. Shabnam Zolfaghari, M.Sc. Klinische Pharmakologie Medizinische Fakultät Mannheim Ruprecht-Karls Universität Heidelberg [email protected] Gleichgewicht der Hämostase und des Blutes im Gefässystem Blutgerinnung Blutverdünnung Ungleichgewicht der Hämostase bei Erkranunkungen Vorhofflimmern, Thrombose, Herzinfarkt, Schaganfall u.a. Steigerung der Blutgerinnung Blutverdünnung Ungleichgewicht der Hämostase bei Erkranunkungen Vorhofflimmern, Thrombose, Herzinfarkt, Schaganfall u.a. Blutverdünnung Blutgerinnsel Wie kann man die Entstehung eines Blutgerinnsels verhindern ? Abhängig von der Ursache Thrombose: Bewegung, Kompression bei Krampfadern, medikamentös bei Operationen Vorhofflimmern (unregelmässiger Puls), Schlaganfall (Folge von Vorhofflimmern): medikamentös Herzinfarkt: Diät, Lebensführung, medikamentös Welche Gruppen von Medikamenten zur Blutverduennung gibt es? Abhängig vom Gefässystem arteriell (bringt sauerstoffreiches Blut zu den Organen) besser: Hochdrucksystem (ca 120 mm Hg): Hemmung der Funktion der Blutpättchen, z.B. Aspirin, Plavix venös (bringt sauerstoffarmes Blut zum Herz zurück) besser: Niederdrucksystem ca 10 cm H2O):´Marcumar, Falithorm, Phenpromen, Coumadin neue orale Antikoagulantien: Pardaxa, Xarelto, Eliquis Gleichgewicht der Hämostase bei Erkrankungen wie Vorhofflimmern, Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall Erhöhung der Blutverdünnung Steigerung der Blutgerinnung Bei Erkrankung Erhöhung der Blutverdünnung Medikamente Konventionelle Antikoagulantien TF/VIIa Systemisch schnelle Wirkung X Oral IX IXa Heparin Niedermolekulares Heparin Arixtra VIIIa Va Xa II IIa Fibrinogen Fibrin langsame Wirkung Marcumar Coumadin Geschichte der Blutverdünner Oral Süssklee Erkrankung Warfarin eingesetzt Marcumar entdeckt 1916 1924 Marcumar Selbstmanagement 1936 1940 Warf / Vit K Mechanism 1950s 1970s Heparin eingesetzt Heparin entdeckt Parenteral 1976 1980s 1990s NMH entdeckt Heparin Infusion NMH eingesetzt Xarelto Pradaxa Eliquis entdeckt 2001 Xarelto Pradaxa Eliquis eingesetzt 2004 Arixtra eingesetzt 2010/11 Therapiekontrolle der Blutverdünnung durch Marcumar mit INR bei Erkrankungen zu wenig Blutverdünnung: Gefässverschluss 5 Risiko zu starke Blutverdünnung: Blutungsgefahr 4 3 Therapeutischer Bereich der Blutverdünnung 2 1 normal INR 1 2 3 4 5 Nachteile / Einschränkungen mit Marcumar Laborkontrolle zur Dosiseinstellung Sehr langsames Anfluten und Abklingen der Wirkung Bei Zahnextraktion ecc Umstellung auf NMH (Bauchspritzen) Viele Wechselwirkungen mit Medikamenten und Nahrungsmitteln Personen mit Marcumar werden auch als “Bluter” bezeichnet Wünsche an neue Antithrombotika gute orale Resorption rasches Anfluten und Abklingen kein Gerinnungs-Monitoring keine Interaktionen mit Medikamenten und Nahrungsmitteln gute Wirksamkeit und Verträglichkeit Akzeptable Therapiekosten Neue Antikoagulantien TF/VIIa systemisch X Oral IX Schnelle Wirkung Hemmen nur 1 statt 4 Gerinnungsfaktoren IXa VIIIa Va Xa Xarelto® Eliquis® II Pradaxa® IIa Fibrinogen Fibrin Zulassungsstatus für neue orale Antikoagulantien - 1 Thromboseprophylaxe nach Knie- und Hüftgelenkersatz: Pradaxa 1x150 mg und 1x220 mg Xarelto 1x10 mg Eliquis 2x2.5 mg Postoperative Thromboembolieprophylaxe nach elektivem Hüft- oder Kniegelenkersatz Direkter Vergleich von 1x40 mg Enoxaparin (Clexane) subkutan versus neue orale Antikoagulantien Pradaxa 1x220 mg Pradaxa 1x150 mg Eliquis 2x2.5 mg Xarelto 1x10 mg 1x40 mg Enoxaparin sc Ist eine Substanz besser als eine andere für diese Indikation? Methode: Indirekter Vergleich der neuen oralen Antikoagulantien Pradaxa 1x220 mg Pradaxa 1x150 mg Eliquis 2x2.5 mg Xarelto 1x10 mg 1x40 mg Enoxaparin sc Postoperative Thromboembolieprophylaxe nach elektivem Hüft- oder Kniegelenkersatz Indirekter Vergleich: Ergebnisse 10+5 days, Kniegelenkersatz A/B VTE Pra 150/Xar 10 Pra 220/Xar 10 OR p-Wert 2.26 <0.01 <0.001 1.95 Schwere Blutung 2.35 0.98-5.59 0.0546 34+5 days, Hüftgelenkersatz VTE Pra 150/Xar10 4.26 <0.001 Pra 220/Xar 10 2.87 <0.001 Pra 150/Eli 2x2,5 Pra 220/Eli 2x2,5 3.88 <0.001 2.62 <0.001 Xar 10/Eli 5 0,1 A besser 1 OR 10 B besser Zulassungsstatus für neue orale Antikoagulantien - 1 Thromboseprophylaxe nach Knie- und Hüftgelenkersatz: Pradaxa 1x150 mg und 1x220 mg Xarelto 1x10 mg Eliquis 2x2.5 mg Xarelto und Eliquis besser wirksam als Pradaxa nach Knie-/ Hüfte Eliquis weniger Blutungen als Xarelto nach Kniegelenkersatz Interpretation: Faktor Xa Hemmer besser wirksam als Thrombinhemmer weniger Blutungen bei Eliquis 2x tgl als bei 1x tgl Xarelto weniger Schwankung der Plasmaspiegel 2x tgl als bei 1x tgl Zulassungsstatus für neue orale Antikoagulantien - 2 Embolieprophylaxe bei Vorhofflimmern: Pradaxa 2x110 mg und 2x150 mg Xarelto 1x20 mg Eliquis 2x5 mg Eingeschränkte Nierenfunktion Kreatiniclearance <30ml/min: Pradaxa 2x75mg Xarelto 1x15 mg Eliquis 2x2,5 mg Embolieprophylaxe bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern Direkter Vergleich von INR 2-3 adjustiertem Warfarin versus neue orale Antikoagulantien RE-LY Studie: Pradaxa 18.000 Patienten 2009 ROCKET AF Studie: Xarelto 16.000 Patienten 2011 ARISTOTLE Studie: Eliquis 18.000 Patienten 2011 Xarelto 1x20 mg Pradaxa 2x110 mg Eliquis 2x5 mg Pradaxa 2x150 mg INR 2-3 adjustiertes Warfarin Ist eine Substanz besser als eine andere für diese Indikation? Methode: Indirekter Vergleich der neuen oralen Antikoagulantien Xarelto 1x20 mg Pradaxa 2x110 mg Eliquis 2x5 mg Pradaxa 2x150 mg INR 2-3 adjustiertes Warfarin Indirekter Vergleich „neue orale Antikoagulantien“ bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern: Signifikante Ergebnisse OR (95% CI) A versus B Embolie P-Wert Pra 220 - Pra 300 1,38 (1,02;1,88) 0,0364 Pra 300 - Xar 20 0,74 (0,56; 0,98) 0,0388 Pra 220 - Xar 20 0,78 (0,63;0,96) 0,0184 Pra 300 - Eli 10 1,35 (1,10;1,66) 0,0038 Xar 20 - Eli 10 1,48 (1,21;1,81) 0,0002 Hirnblutung Pra 220 - Xar 20 0,46 (0,26;0,81) 0,0070 Herzinfarkt Pra 220 - Xar 20 1,64 (1,09;2,45) 0,0163 Pra 300 - Xar 20 1,61 (1,089;2,41) 0,0198 Schwere Blutung 0.01 0.1 A besser 1 OR 10 B besser 100 Signifikante Ergebnisse Wirksamkeit Pradaxa 2x150mg besser als Pradaxa 2x110 und Xarelto Verträglichkeit Schwere Blutung Pradaxa 2x110mg besser als Xarelto Eliquis besser als Pradaxa 2x150mg und Xarelto Hirnblutung Pradaxa 2x110mg besser als Xarelto Herzinfarkt Xarelto besser als Pradaxa 2x110mg und 2x150mg Zulassungsstatus für neue orale Antikoagulantien - 2 Embolieprophylaxe bei Vorhofflimmern: Pradaxa 2x110 mg und 2x150 mg, cave eingeschränkte Nierenfunktion Xarelto 1x20 mg Eliquis 2x5 mg Interpretation: Pradaxa 2x150 mg bei hohem Embolierisiko (CHADS2 Score >3) Pradaxa 2x110 mg oder Eliquis 2x5 mg bei erhöhtem Blutungsrisiko Xarelto und Eliquis bei bekannter koronarer Gefässerkrankung Zulassungsstatus für neue orale Antikoagulantien - 3 Therapie der Thrombose und Lungenembolie und langfristige Rezidivprophylaxe: Xarelto initial für 3 Wochen 2x15 mg Anschliessend Xarelto 1x20 mg Für wen sind neue Blutverdünner geeignet Postoperative Thromboseprophylaxe (Pradaxa, Xarelto, Eliquis) Vorhofflimmern (Pradaxa, Xarelto, Eliquis) Therapie und Rezidivprophylaxe der Thrombose und Lungenembolie über mehrere Jahre (Xarelto) Schlechte Einstellung der INR mit Marcumar Einnahme von Aspirin, wenn Marcumar nicht erwünscht ist bei VHF Sehr schlechte Venen zur Blutabnahme Neueste Entwicklungen Die neuen oralen Antikoagulantien Pradaxa (Boehringer Ingelheim) und Xarelto (Bayer HealthCare) haben im Jahr 2012 bereits innerhalb 1 bis 2 Jahren nach der Zulassung weltweit den Blockbuster Status erreicht. 23. September 2012 · 7:12 vormittags Eliquis bei Vorhofflimmern: EMA sagt Ja, FDA prüft noch Die EMA hat diese Woche der EU-Kommission empfohlen, Eliquis (Handelsname Eliquis, 2,5 und 5 Milligramm) zur Schlaganfall-Prävention bei Vorhofflimmern zuzulassen – From UPI Health News (Business) (December 30, 2012) The U.S. Food and Drug Administration approved the use of the anticlotting drug Eliquis 2x5mg per day to reduce the risk of stroke and blood clots, officials say. Patients with prosthetic heart valves should not take Eliquis ………. the FDA said. Warum sind gleichzeitig vermehrt Thrombosen und Blutungen aufgetreten Die Ergebnisse verunsichern Patienten Patienten mit prothetischem (nicht biologischem) Herzklappenersatz haben ein hohes Thrombose-Risiko 2x150 mg / Tag: vermehrt Thrombosen unter niedriger Dosierung 2x300 mg / Tag: vermehrt Blutungen unter hoher Dosierun Konstante Wirkspiegel von Marcumar/Coumadin wichtig. Daher Pradaxa, Xarelto, Eliquis für die Indikation: künstliche Herzlappe nicht geeignet Wie entscheidet man sich für neue Blutverdünner Für Marcumar/Coumadin Für neuen Blutverdünner Stabile INR (>75% der Werte zwischen 2-3) Künstlicher Herzklappenersatz Schlechte Venen zur Blutabnahme Aspirin statt Marcumar bei VHF Unterversorgung mit Marcumar Instabile INR (<60% der Werte zwischen 2-3) Venenhrombose/Lungenembolie Xarelto Wie entscheidet man sich für neue Blutverdünner Entscheidung trifft der Hausarzt Gesamtökonomie wird bei dem hohen Preis neuer Blutverdünner nicht berücksichtigt : weniger Gefässverschlüsse, weniger Blutungen, bessere Lebensqualität, daher geringere Gesamtkosten Meinung der betroffenen Personen ist uns wichtig Was machen wir Mit einer anonymen Befragung möchten wir feststellen, welche Form der Blutverdünnung für den einzelnen geeignet ist Wir wollen mit dem Ergebnis den Ärzten und Patienten eine Entscheidungshilfe geben, welcher Blutverdünner für den einzelnen Patienten geeignet ist Was machen wir Dies ist ein wissenschaftliches Projekt, bei dem Sie uns helfen können: www.blutverduennung.uni-hd.de 14 Fragen Dauer der Befragung: ca. 5 min Die Fragen liegen hier aus und können hier beantwortet werden VIELEN DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT Eliquis (Eliquis) ist das neue orale Antikoagulanz mit der ausgewogensten Pharmakologie im Vergleich zu Xarelto (direkter Faktor Xa Hemmer) und Pradaxa (direkter Thrombinhemmer) Eliquis: Xarelto: Pradaxa: Nierenausscheidung ca 25 % 2-mal tgl Verabreichung, relativ hohe Talspiegel und relativ niedrige Peakspiegel im Blut, d.h. relative ausgeglichene Spiegel Hohe Talspiegel: hoher Thrombose-Schutz Hohe Peakspiegel: erhöhtes Blutungs-Risiko Nierenausscheidung etwa 33% 1-mal tgl Verabreichung, eher niedrige Talspiegel und hohel Peakspiegel, relativ hohe Streuung über den Tagesverlauf eher niedrigerer Thrombose-Schutz eher erhöhtes Blutungs-Risiko Nierenausscheidung ca 80% dies ist ein Problem bei „Problempatienten“, die alle eher eine Einschränkung der Nierenfunktion aufweisen 2-mal tgl Verabreichung, günstig