Osnabrück, den 08

Transcription

Osnabrück, den 08
Deutsche Gesellschaft
für
Säugetierkunde
e. V.
____________________________________________________________
Rundbrief 2/2014
Vorstand (01.01.2013 - 31.12.2016)
1. Vorsitzender: Prof. Dr. Klaus Hackländer, Wien
2. Vorsitzender: Prof. Dr. Hermann Ansorge, Görlitz
3. Vorsitzender: PD Dr. Thomas Kaiser, Hamburg
Beisitzer: PD Dr. Frank Zachos, Wien
Geschäftsführer: Dr. Philip Dammann, Essen
Schriftführer: Dr. Jürgen Lange, Berlin
Schatzmeisterin: PD Dr. Sabine Begall, Essen
Adresse des Geschäftsführers:
Deutsche Gesellschaft für Säugetierkunde e.V.
Dr. Philip Dammann
Geschäftsführer
Universitätsklinikum Essen
Zentrales Tierlaboratorium
Hufelandstr. 55
D-45122 Essen
Phone +49 201 7234663
e-mail: [email protected]
Homepage
http://www.mammalianbiology.org/
Bankverbindung: Falls Sie Ihren Mitgliedsbeitrag per Banküberweisung entrichten
möchten, kontaktieren Sie bitte unsere Schatzmeisterin ([email protected]).
Deutsche Gesellschaft
für Säugetierkunde e.V.
Liebe DGS-Mitglieder,
der Sommer 2014 ist in voller Blüte; für die DGS ist dies ein passender Moment,
sowohl zurück zu blicken auf wichtige Dinge, die sich in der ersten Jahreshälfte
ereignet haben, als auch den Blick nach vorne zu richten - vor allem natürlich auf die
88. Jahrestagung der DGS vom 1. – 4. September 2014 in Gießen. Jorge Encarnação
und sein Team werden unsere Gastgeber sein; ihrem Enthusiasmus und ihrer
Kreativität nach zu urteilen, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit eine sehr schöne
Zeit werden. Das Motto der diesjährigen Konferenz lautet: “Mammalian Ecology
Research: Interrelations, Requirements & Habitats”. Wie immer werden
verschiedenste Themenfelder von der Ökologie über die Physiologie bis hin zur
Phylogenie angeschnitten werden. Sie finden das komplette Programm sowie einige
andere wichtige Hinweise zur Jahrestagung in diesem Rundbrief.
Zusätzlich enthält dieser Rundbrief einen Nachruf auf Prof. Erwin Kulzer, einen
unserer früheren Präsidenten, der bedauerlicher Weise im März dieses Jahres
verstorben ist. Außerdem schildern zwei Studentinnen aus Wien ihre Eindrücke von
der ersten DGS Sommer-Exkursion, die im Mai 2014 im und um die Lausitzer
Wolfshabitate stattfand.
Ich hoffe, Sie haben Spaß bei der Lektüre, und auf bald in Gießen!
Geschäftsführer der DGS – Essen, im Juli 2014
Ankündigung der
Mitgliederversamlung 2014
3. September 2014, 17 30 - 18 30
Justus-Liebig Universität Giessen
Tagesordnung
1.
Annahme der Tagesordnung
2.
Bericht des Geschäftsführers für das Jahr 2012
3.
Bericht der Schatzmeisterin für das Jahr 2012
4.
Bericht der Kassenprüfer für das Jahr 2012
5.
Entlastung des Vorstandes für das Jahr 2012
6.
Wahl der Kassenprüfer für das Jahr 2013
7.
Entscheidung über die Höhe der Mitgliederbeiträge ab 2014
8.
Diskussion über mögliche nächste Tagungsorte
9.
Situation der Zeitschrift „Mammalian Biology“
10.
Sonstiges
1st-4th September 2014
Wir laden Sie herzlich ein, an der 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Säugetierkunde e.V. teilzunehmen, die von der “Mammalian Ecology Group“ der
Abteilung für Ökologie und Systematik der Tiere an der Justus-Liebig Universität in
Giessen organisiert wird. Das Meeting wird vom 1. – 4. September 2014 auf dem
Campus der Naturwissenschaften stattfinden. "Die globale Herausforderung,
Biodiversität zu erhalten, ist nicht nur eine Aufgabe der Politik. Politik benötigt
Unterstützung – insbesondere von der Wissenschaft" (Kanzlerin Dr. Angela Merkel).
Daher werden wir in diesem Jahr v.a. ökologische Themen in den Mittelpunkt
rücken,
um
zum
Schutz
von
Biodiversität
beizutragen:
Spezies-Spezies-
Interaktionen, Ansprüche & Habitat.
Konkrete Konferenz-Topics werden sein:
■ Mammalian Ecology in a Variable World (e.g. Landscape Alteration, Seasonality,
Renewable Energies, and more)
■ Small mammals or the Need for Speed (e.g. Metabolism, Immune System,
Behaviour, and more)
■ Freie Themen aus allen Feldern der Mammalogie (inkl. Ökotoxikologie u.a.)
Das vorläufige Programm finden Sie weiter unten.
Für allgemeine Informationen bzgl. Anreise, Unterkunft, Restaurants usw. Besuchen
Sie bitte unsere Website: http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb08/Inst/tsz/st/DGS
Für sonstige Fragen kontaktieren Sie bitte [email protected]
Wir freuen uns darauf, Sie in Giessen begrüßen zu dürfen!
PRELIMINARY PROGRAM
Nachruf auf
Prof. Dr. Erwin Kulzer
1928 - 2014
Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Säugetierkunde e.v. 1987 - 1991
Ein Vorkämpfer für die Ökologie
Zum Tode von Prof. Dr. Erwin Kulzer
Am Donnerstag, 13. März, verstarb kurz nach seinem 86. Geburtstag völlig
unerwartet Prof. Dr. Erwin Kulzer, der frühere Leiter der Abteilung Physiologische
Ökologie der Tiere an der Universität Tübingen. Geboren in Kempten, erfuhr Kulzer
seine weitere schulische Ausbildung auf dem Gymnasium in Günzburg. Nach dem
Abitur im Jahre 1947 folgte in München das Studium der Fächer Biologie, Chemie
und Geographie, das er 1952 mit dem Ersten Staatsexamen abschloss. Noch
während des anschließenden Referendariats begannen die Arbeiten an der
Doktorarbeit, die sich unter Anleitung des Nobelpreisträgers Karl Ritter von Frisch
mit der Schreckreaktion bei den Kaulquappen von Erdkröten befasste.
Nach der Promotion folgte Kulzer Franz-Peter Möhres nach Tübingen an den damals
ersten Lehrstuhl für Zoophysiologie in Deutschland. Hier gelang Kulzer u.a. die
Entdeckung, dass Nilflughunde wie Fledermäuse Ultraschall-Laute erzeugen.
Untersuchungen über die Orientierung der Nilflughunde waren dann auch
Gegenstand der Habilitation, die 1960 erfolgte.
Auslandsreisen führten ihn nach Ägypten, Ostafrika und Australien. Die dabei
gewonnenen Eindrücke gaben den Anstoß, sich einem völlig neuen
Forschungsgebiet zuzuwenden, der Autökologie, einem Teilgebiet der Ökologie, das
sich mit den Anpassungen der Organismen an die Bedingungen in ihrem
Lebensraum befasst. Es waren wohl die eigenen Erfahrungen in den heißen
Wüstenregionen, die dazu führten, dass in der Folgezeit vor allem die Probleme des
Wärme- und Wasserhaushaltes der Tiere in trocken-heißen Gebieten im Mittelpunkt
seiner Arbeiten standen.
Die Anerkennung seines ökologischen Forschens und Lehrens war die Gründung der
Abteilung für Physiologische Ökologie der Tiere im Mai 1975, deren Leitung er bis
zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1993 innehatte. Es war zu dieser Zeit die
erste derartige Institution in Deutschland. Mit der Gründung der Abteilung begann
eine intensive Beschäftigung mit Fragen der Umweltproblematik. Im Mittelpunkt
standen dabei die Auswirkungen von Pestiziden auf Organismen in SüßwasserÖkosystemen, auf die der Einsatz solcher Giftstoffe nicht zielt.
Die wissenschaftliche Arbeit Kulzers fand ihren Niederschlag in über 130
Publikationen sowie in 24 Dissertationen und über 150 Diplom- und
Staatsexamensarbeiten, die unter seiner Anleitung angefertigt wurden. Als
Hochschullehrer hat Kulzer Generationen von Studenten geprägt. Bis zu seinem Tod
fanden jährliche Treffen mit ehemaligen Mitarbeitern statt, und er zeigte ein
bleibendes Interesse am beruflichen Werdegang und am persönlichen Schicksal
seiner Schüler.
Die Entwicklung der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde bestimmte er als
Geschäftsführer und Präsident über zehn Jahre mit. Das besondere Interesse Kulzers
und seine Liebe galten dabei bis zuletzt den Fledermäusen. Er war maßgeblich an
der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg im
Jahre 1980 beteiligt und koordinierte bis 2002 als Vorsitzender deren Aktivitäten. In
zahlreichen Artikeln, Rundfunk- und Fernsehinterviews warb er um Verständnis für
die nächtlichen Insektenjäger und wurde weithin als „Fledermaus-Professor“
bekannt. Für seine Verdienste um den Fledermausschutz wurde Kulzer 2008 mit der
Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Mit Prof. Dr. Erwin Kulzer verlieren wir einen im besten Sinne feinen Menschen. Für
viele war er ein Quell, aus dem sie Wissen schöpfen, aber auch Menschlichkeit
erfahren konnten.
Ewald Müller & Heinz Weigold (Tübingen)
Dieser Text erschien wurde erstmalig im „Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2014“ veröffentlicht. Die
Wiedergabe in leicht abgewandelter Form erfolgt mit Zustimmung der Autoren. PD
Exkursion Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft
Die DGS lud vom Freitag, dem 16. Mai, bis Sonntag, 19. Mai 2014, zur Exkursion in
das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ein.
Wir, 6 Studenten aus Wien, wollten diese seltene Möglichkeit zum „Draußen lernen“
auf keinen Fall ungenutzt lassen! Als wir am Freitag Abend ankamen wurden wir von
Hermann Ansorge und der schönen Unterkunft im Naturschutzzentrum Schloss
Niederspree herzlich begrüßt.
Einklang. Der malerische Sonnenuntergang während einer spontanen
Abendexkursion wurde von dem dumpfen Rufen der Rohrdommel begleitet und
schürte unsere Vorfreude auf die folgenden Exkursionstage. Später am Abend
fanden sich alle Teilnehmer der vielversprechend gemischten Gruppe im
gemütlichen Wohnzimmer ein, wo sich bald angeregte Diskussionen rund um
Naturschutz, Wolf und Co entwickelten.
Nach einer kurzen Nacht und einem gemeinsames Frühstück mit Lagebesprechung
ging es, in Begleitung der drei Mitarbeiterinnen vom nahegelegenen Kontaktbüro
Wolfsregion Lausitz, wieder in die angrenzende Teichlandschaft.
Teichlandschaft. Hermann Ansorge gab uns verschiedene Einblicke in die
Entstehung und Nutzung der Teichwirtschaft und die Geschichte der Region, wobei
wir auf Schritt und Tritt von Anwesenheitszeichen der dort vorkommenden Tiere
begleitet wurden, wie z.B. ein Otterwechsel, der über den Weg führte. Die
Begeisterung für das dort liegende, nach Blumen duftende Otter- Häufchen mag für
Außenstehende befremdlich wirken- aber wie ignorant wäre es gewesen, einfach
daran vorbeizugehen? Auch Waschbären zeigten ihre Anwesenheit durch
Kratzspuren an den alten Eichen, blieben jedoch leider selbst unentdeckt. Gegen
Mittag kam dann der vorhergesagte und befürchtetet Wetterumschwung mit
andauerndem Regenguss, was jedoch weder den Kuckuck noch den Wendehals
unentdeckt ließ.
Grenze Truppenübungsplatz. Unter wieder aufgeklartem Himmel wanderten wir
nach der Mittagspause auf den Spuren des Wolfes, entlang der Grenze des
nahegelegenen Truppenübungsplatzes Oberlausitz. Wir fanden wirklich eine alte
Spur, bei der es sich gut möglich um eine Wolfsfährte gehandelt haben könnte.
Begleitet von angeregten Gesprächen blieb zwar auch die zweite Hälfte des Tages
ohne die insgeheim erhoffte Wolfssichtung, jedoch wurden alle mit dem Anblick
dreier imposanter Seeadler entschädigt.
Biber. Um am Sonntag die Zeit bis zum Höhepunkt der Exkursion nicht tatenlos
verstreichen zu lassen, wurde per Autokonvoi die nahegelegene polnische Grenze
angefahren, um dort entlang des Grenzflusses mehr über die Ausbreitung und
Entwicklung der Biberpopulation zu erfahren und sich das gestalterische Potential
des Bibers anzusehen.
Tagebau „Nochten“. Zurück am Schloss erwarteten uns bereits Ilka Reinhardt vom
LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland und Graf Franz
von Plettenberg vom Oberlausitzer Bundesforst, die sich dankenswerter Weise
bereiterklärt hatten ihren freien Sonntag für uns zu opfern, um uns nähere Einblicke
in den Lebensraum der Wölfe in der Lausitz zu ermöglichen.
Um ein Gespür für die Anpassungspotential der Wölfe und die Vielgestaltigkeit des
Lebensraums in der Region zu geben, besuchten wir zunächst den Aussichtpunkt des
Tagebaus „Nochten“, der uns den massiven Eingriff der Menschen in die Landschaft
der Oberlausitz vor Augen führte. Beeindruckende, surreale Bilder von Tagebau- und
Tagebaufolgelandschaft gaben uns einen Eindruck von den räumlichen Dimensionen
dieser Veränderungen.
Truppenübungsplatz. Dank des Engagements von Graf Franz von Plettenberg war es
uns möglich, mit dem Auto in die Flächen des Truppenübungsplatzes zu fahren. Dort
konnten wir die Eigenheiten der Tagebaufolgelandschaft als genutzter Lebensraum
der Lausitzer Wölfe von Nahem betrachten. Nach geraumer Zeit stießen wir endlich
auf erste, verregnete Wolfsspuren. Es wurde angehalten und begierig fotografiert
nur um nach der nächsten Wegbiegung eine ganz frische Fährte von gleich drei
Wölfen zu finden. In direkter Nähe einer der Fotofallen, die gemeinsam ausgelesen
wurde, gab es dann sogar eine Wolfs Losung und schlussendlich bestätigten eine
Aufnahmen der Fotofalle nur wenige Stunden zuvor, dass mehrere Wölfe diese
Stelle, an der die wir gerade standen, passiert hatten.
Nach diesem beglückenden Moment und Einblick in den Arbeitsalltag von Ilka
Reinhardt machten wir uns auf eine kleine Wanderung durch das verlassene Dorf
„Tränke“. Neben den vielen Wolfspuren kreuzten auch Spuren von Schwarz- Rehund Rotwild den Weg. Eine Rotte mit noch winzigen Frischlingen verschwand direkt
vor der Gruppe im Wald. Dass es sich dabei um die potentielle Beute handelte
wurde direkt bestätigt, denn in den Wolfslosungen, die den Weg säumten, ließen
sich die Schalen von Frischlingen entdeckten.
Höhepunkt: Ansitz auf Wolfsbeobachtung. Nun war es endlich soweit: die beste
Möglichkeit einen lebenden Wolf in freier Wildbahn mit eigenen Augen zu sehen
war gekommen. In Zweiergruppen aufgeteilt wurden wir an verschiedenen
Hochsitzen angesetzt und warteten gespannt. Nach entsetzlich kurzen zwei Stunden
trafen wir in der einsetzenden Dämmerung wieder alle zusammen und die erste
Frage, die jedem gestellt wurde, war natürlich: Und, habt ihr was gesehen? Gesehen
wurde erfreulich viel, von äsenden Rothirschen, Feldhasen, Rehen bis hin zu
Seeadler und Waldschnepfen. Gemeint war jedoch natürlich der ersehnet Wolf, der
an diesem Abend andere Wege eingeschlagen hatte.
Ausklang. Guter Stimmung nach diesem sehr eindrucksvollen und wunderschönen
Tag genossen wir gemeinsam mit Franz und Ilka das abschließende Abendessen im
Schloss. Da dieses besondere Erlebnis ohne die Bereitschaft von Franz und Ilka nicht
möglich gewesen wäre verlieh der DGS kurzerhand beiden die zwei letzten Okapis
ihrer Art und macht sie damit sozusagen zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft.
Anschließend klang die erstmalig stattgefundene Exkursion dieser Art bei einem
Getränk (oder mehr Getränken) im Wohnzimmer gemütlich aus. Sie war wunderbar
organisiert und hat uns einmalige Eindrücke gegeben, es war spannend und
bereichernd diese in so einer interessanten und netten Gruppe zu erleben.
Lea Wirk und Laura Huber-Eustachi (Wien)
***********************************************************
UM EINE GEDRUCKTE VERSION DIESES RUNDBRIEFES ZUGESCHICKT ZU BEKOMMEN,
KONTAKTIEREN SIE BITTE DEN GESCHÄFTSFÜHRER:
[email protected]