4. Ausgabe – Nov. 2012 - St. Meinrad Gymnasium
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4. Ausgabe – Nov. 2012 - St. Meinrad Gymnasium
Das Schwarze Schaf Die Schülerzeitung am SMG - 4. Ausgabe, November 2012 Impressum Herausgeber: Redaktion der Schülerzeitung Katholisches Freies Gymnasium St. Meinrad Seebronner Str. 40 72108 Rottenburg [email protected] www.smg.de Verantwortlich für den Inhalt: Marisa Raiser Gestaltung: Marisa Raiser, Naomi Hage Redaktion: Marisa Raiser, Nadine Migesel, Sarah Gerster, Naomi Hage Titelbild: Nadine Migesel (Fotos), Marisa Raiser (Gestaltung) Anzeigen: Sarah Gerster Druck: ESF-PRINT Rigistrasse 9 12277 Berlin www.esf-print.de Auflage: 250 (November 2012) Bildnachweise: Redaktion Schülerzeitung, Lisa Hersacher, Amelie Rappold Microsoft Pictures: S.19; S.24; S.27 Seite Das schwarze Schaf Inhalt Einführung Inhaltsverzeichnis Wer sind Wir? Redaktionsteam Da sprach die Schule Die neue Schulpolitik Da sprach die SMV Die neuen Schulsprecherinnen Lehrerportrait - Frau Nadj Lehrerportrait - Herr Scheiger 3 4 5 6 8 9 10 12 Schule mal anders (Bitte mehr?) Bürokratiiih!? Bund für warme Klassenzimmer Witzeseite Das Schaf weiss, dass... Wer bin ich? Das entführte Schaf (Fotostory) Kurzgeschichtenwettbewerb Lifestyle Vampire im Film The White Stripes Songtexte Gedichte Modetrends für den Herbst Blick in die Welt „Man kann zusammen leben“ Ein Land fern unserer Zeit Wehrhafte Demokratie Power 2012 Servicenummern Seite 14 16 17 18 19 20 24 28 31 32 34 35 36 38 42 46 47 Das schwarze Schaf Wer sind Wir? Hallo ihr alle! Vielleicht habt ihr es schon mitbekommen: das ist die erste Ausgabe der Schülerzeitung mit neuer Redaktion. Als wir uns dazu entschieden haben, die Schülerzeitung zu übernehmen, war allen von Anfang an klar: Es muss sich etwas ändern! Wir hatten von vielen gehört, die Artikel seien unverständlich, nur für die Oberstufe, oder einfach uninteressant gewesen. Wir wollten also auf jeden Fall wieder eine „Schüler-Zeitung“ machen. Eine Zeitung von Schülern für Schüler. Dabei sollten alle eingeschlossen sein. Unter-, Mittel- und Oberstufenschüler. Wir haben versucht, eine größere Spannbreite an Themen hineinzupacken, und uns an den Fragebögen orientiert, die ihr beantwortet habt. Wir haben weniger politische Themen verarbeitet und dafür haben wir mehr Platz für Musik- und Filmkritiken, sowie einen Artikel über Mode und auch innerschulische Angelegenheiten. Wir hoffen wirklich, dass euch diese Ausgabe der Schülerzeitung gefällt und eure Interessensgebiete besser umgesetzt wurden. Wir haben uns bemüht, unserem Motto „von Schülern für Schüler“ gerecht zu werden. Und noch etwas für‘s nächste Mal: Diese Zeitung soll Raum für Kreativität geben. Wenn ihr gut malen könnt, photographieren, dichten oder euch irgendetwas wichtig ist und ihr findet, dass mehr Menschen darüber reden und nachdenken sollten, dann habt ihr hier Platz, eure Gedanken festzuhalten. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich beim Schulverein für die finanzielle Unterstützung dieser Ausgabe bedanken. Und jetzt viel Spaß beim Lesen wünscht euch euer Redaktionsteam vom Schwarzen Schaf! Seite Das schwarze Schaf redaktionsteam Marisa Raiser J2 Sarah Gerster J1 Nadine Migesel J2 Naomi Hage J1 Seite Das schwarze Schaf Die neue Schulpolitik Da sprach die Schule Marius Uricher J2 In den letzten Wochen und Monaten konnte man immer wieder Berichte im Fernsehen sehen, in denen die von der grün-roten Landesregierung angestrebte „Schulreform“ thematisiert wurde. Doch eine Reform der Schulen, vor allem der Gymnasien, gab es doch schon einmal! Und zwar die Verkürzung des Gymnasiums von neun auf acht Jahre. Was also ist der Inhalt der erneuten Kursänderung? Es gibt vier Hauptpunkte, die von der Kultusministerin des Landes, Gabriele Warminski- Leitheußer, aufgestellt wurden. Neben der Einführung von Gesamtschulen und der verbesserten Möglichkeit für Haupt- und Werkrealschüler, ihren Realschulabschluss nachzuholen, gibt es zwei weitere Punkte, die das Gymnasium, also auch unsere Schule, direkt betreffen: Keine verpflichtende Grundschulempfehlung Zum Einen gibt es keine verpflichtende Grundschulempfehlung mehr. Das bedeutet, dass die Grundschullehrer nur noch eine tatsächliche Empfehlung geben, auf welche weiterführende Schule ihre Schüler gehen sollen. Diese findet in Form einer Beratung statt, bei der den Eltern berichtet wird, wie sich ihr Kind in der Schule macht. Die letztendliche Entscheidung sollen aber die Eltern treffen. Mögliche Verbesserungen im Vergleich zur alten Methode wären zum Beispiel, dass Eltern ihre Kinder besser kennen (sollten) und die Eltern so fundierte Entscheidungen treffen könnten. Jedoch wäre es auch möglich, dass die Erziehungsberechtigten ihre Kinder überschätzen und das scheinbar Bessere für ihr Kind wählen. So würden viele Kin- der aufs Gymnasium geschickt um dann dort den Anschluss zu verlieren und sitzenzubleiben. Neunjähriger Zug auf den Gymnasien Der zweite Punkt ist ein Versuch, die Probleme, welche durch die G8-Reform verursacht wurden, zu relativieren. Denn vielen sind acht Jahre auf dem Gymnasium zu kurz. Auf Grund dessen soll es jetzt die Möglichkeit eines zusätzlichen, neunjährigen Zuges auf den Gymnasien geben. Im Grunde soll also die Möglichkeit vorhanden sein sich zu entscheiden, und zwar zwischen acht oder neun Jahren Gymnasium. Allerdings ist dieses System für die Schulen (noch) nicht verpflichtend. Abgesehen von einem grossen Organisationsaufwand wären die Folgen dabei weitestgehend positiv Das Sankt Meinrad Gymnasium hat dieses System bis jetzt nicht übernommen. Abgesehen von einem großen Organisationsaufwand wären die Folgen dabei weitestgehend positiv. Schüler, welche auf das Gymnasium gehen, aber mit acht Jahren überfordert sind, können trotzdem das Gymnasium als weiterführende Schule besuchen und den neunjährigen Zug wählen. Das könnte für alle Beteiligten ein großer Vorteil sein, denn so bleiben weniger Schüler sitzen und diejenigen, die besser, das heißt schneller in der Schule sind, werden von jenen, die etwas langsamer sind, nicht aufgehalten und kommen so mit dem Unterrichtsstoff durch. Seite Das schwarze Schaf Da Sprach die Schule Es gibt viel zu bemängeln Beginn der Reform ist dieses Schuljahr 2012/2013. Doch schon jetzt, wenige Monate nach der Einführung der neuen Schulreform, gibt es viel zu bemängeln. Beispielsweise melden viele Eltern ihre Kinder nicht wie erwartet an einer Realschule an, sodern haben oftmals irrationale Anforderungen an ihre Kinder und schicken sie auf ein Gymnasium. Klagen über Lehrermangel Eine weitere Beschwerde ist auch das Chaos, welches vom neunjährigen Kurs im achtjährigen Gymnasium verursacht wird. Die Schulen klagen häufig über Lehrermangel. Gesamtschule wird von vielen Experten gelobt Doch es gibt offenbar auch positive Ansätze. So wird zum Beispiel die Gesamtschule von vielen Experten gelobt. Auch die Idee des neunjährigen Kurses findet einigen Anklang und könnte sicher noch mehr finden, wenn der Lehrermangel erfolgreich bekämpft würde. Im Gesamten lässt sich also sagen, dass die neue Reform viel Potential bietet, welches nur noch nicht richtig genutzt wird. Seite Das schwarze Schaf Da sprach die Schule Da sprach die SMV Auf der diesjährigen SMV Tagung haben wir viele Themen besprochen und uns neue Ziele für das folgende Schuljahr vorgenommen. Leider konnten manche Wünsche nicht realisiert werden, wie zum Beispiel die Fahrrad_ überdachung auf dem hinteren Schulhof oder der Online-Vertretungsplan, aber viele Ideen der Schüler erfuhren auch bei der Lehrerschaft große Zustimmung. So möchte man neben anderen Projekten für die Oberstufe einen geeigneteren Aufenthaltsraum schaffen, indem man die obere Nische mit feuerfesten Sitzgelegenheiten einrichtet, wofür die Schulleitung bereits mit einem Architekten Kontakt aufgenommen hat. Wie jedes Jahr gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen, die die SMV organisiert. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr in großer Zahl kommen würdet. Außerdem sind zwei neue Arbeitskreise gegründet worden. Zum einen gibt es seit diesem Schuljahr neuerdings einen „AK-Schulpullis“, der für die Gestaltung unserer Schulkleidung zuständig ist, die wir mit neuerem und schönerem Design ausstatten möchten. Wir hoffen, dass es uns in dem Jahr gelingt, diesen Wunsch auch umzusetzen. Der vom Leitbildforum erstellte Werterahmen erfährt zurzeit große Aktualität, weswegen wir ihn durch den hierfür gegründeten AK-Leitbild und PR in den Schulalltag integrieren möchten. Uns ist die Öffentlichkeitsarbeit und die Transparenz zwischen Schülern und Schulleitung sehr wichtig und wir wollen dies in diesem Schuljahr besonders fördern. Wir, Cindy Beyreiss (10a), Elena Assenheimer (10c) und Antonia Rebmann (J1) sind die neuen Schülersprecherinnen und stehen jederzeit für Fragen und Anregungen, die die Schüler betreffen, zur Verfügung. Wir wünschen uns für dieses Schuljahr, dass möglichst viele Ziele und Projekte der SMV erfolgreich umgesetzt werden können und hoffen, dass wir eure Interessen gut vertreten können. Kontakt: [email protected] SMV-Briefkasten Elena und Antonia Seite Das schwarze Schaf Die neuen Schulsprecherinnen Elena Assenheimer Da sprach die Schule Antonia Rebmann Cindy Beyreiss Seite Das schwarze Schaf Lehrerportrait Da Sprach die Schule Frau Nadj Alter: 54 Jahre Fach: Ich habe an anderen Schulen schon alle Fächer unterrichtet außer Fremdsprachen. Studierte Fächer: ev. Religion, Bildende Kunst Leidenschaftliches Fach: Bildende Kunst Wollten sie schon immer Künstlerin werden? Ich habe schon während meiner Schulzeit künstlerisch gearbeitet. Aber Künstler werden kann man nicht planen. Ich finde den Ausdruck sowieso schwierig. Was war ihr erster Schritt nach dem Schulabschluss? Ich habe an der Universität Duisburg Lehramt für Bildende Kunst und Theologie studiert. Dort habe ich auch meine Liebe zur Bildhauerei entdeckt. Ich habe in Duisburg mein erstes und zweites Staatsexamen gemacht. Später haben sie dann noch Freie Kunst studiert, wie lief das ab? Ich habe mich an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart beworben. Von 400 Bewerbern wurden 8 ausgewählt. Die Aufnahmeprozedur dauerte dort zwei Tage, an denen man praktisch arbeitete und einen, an dem man sein theoretisches Wissen darlegen musste. Die Aufnahmeprüfungen habe ich bestanden und anschließend bei einem der bekanntesten Bildhauer unserer Zeit studiert, dem erst kürzlich verstorbenen Alfred Hrdlicka. Wie muss man sich das Leben als Freie Künstlerin vorstellen und ist es schwierig? Ich habe an Wettbewerben und Ausstellungen teilgenommen, zum Beispiel der Zehntscheuer in Rottenburg. Auch habe ich im In- und Ausland an Bildhauersymposien teilgenommen. Wichtig sind auch die Wettbewerbe und Aufträge für den öffentlichen Raum. Zur Frage ob es schwierig ist: Man kann davon leben, aber es ist natürlich schwierig. Deshalb ihre Entscheidung für den Lehrberuf? Nein, ich bin ja von Anfang an zweigleisig gefahren. Ich habe schon während ich als Künstlerin tätig war nebenher als Lehrerin gearbeitet. Immer wenn irgendwo jemand gefehlt hat, bin ich eingesprungen. Ich war an Grundschulen, Gymnasien, Realschulen und Förderschulen. Außerdem habe ich Lehrerfortbildungen für Bildhauerei angeboten. Einer dieser Lehrer, der bei einer solchen Fortbildung teilgenommen hat, hat mir dann vom St. Meinrad Gymnasium erzählt und dass dieses eine Kunstlehrerin sucht. Womit wir gleich bei meiner nächsten Frage wären: Wieso das SMG? Ich habe diese Schule ja überhaupt nicht gekannt, aber als ich dann hierher gekommen bin wusste ich: „Das ist genau die Schule an der ich sein möchte“. Seite 10 Das schwarze Schaf Da Sprach die Schule Und jetzt unterrichten sie hier schon seit vielen Jahren, da darf natürlich die Freizeit nicht zu kurz kommen. Was haben sie denn für Hobbies? Abschliessend würde mich noch interessieren, was sie Schülern auf ihrem Lebensweg raten würden? Ich lese gerne Bücher, die auch anspruchsvoll sein dürfen und ich liebe Theater, finde aber zu selten Zeit dafür. Ich relaxe gern, jogge, wandere, koche gern und gehe gern mountainbiken. Ich habe eine kleine Katze, der ich auch gern meine Aufmerksamkeit widme. Dass sie ihrem Herzen folgen sollen. Man sollte seine Berufswahl nicht nach finanziellen Kalkülen abwägen, das kann man bei vielen Berufen sowieso nicht. Wenn man diese Entscheidung nach seinem Herzen trifft kann man Kraft daraus ziehen, es auch zu schaffen. Und noch etwas ist mir wichtig: Auch wenn etwas sehr aussichtslos erscheint, es gibt immer einen Ausweg! Wie sieht es aus mit Musik und Filmen, was gefällt ihnen besonders? Anspruchsvoller Jazz und Rock. Und Balladen! Filme mag ich, wenn man dabei lachen kann zum Beispiel „Wer früher stirbt ist länger tot“ oder der Film „Grasgeflüster“. Vielen Dank für ihre Zeit und für das interessante Gespräch. Das Interview wurde geführt von Marisa Raiser J2. Wenn man täglich mit Schülern zu tun hat, passieren bestimmt viele lustige und absurde Geschichten. Ist ihnen eine besonders im Gedächtnis geblieben? Oh das ist schwierig. Lustig ist immer, wenn ehemalige Schüler zu mir kommen und erzählen, sie hätten in meinem Unterricht mit Ton geworfen. Ich habe das einfach nie bemerkt. An eine Geschichte erinnere ich mich doch noch. Einmal ist ein Wildfremder in meinen Unterricht gestürmt - ich hatte gerade eine 13. Klasse - und musste dringend mit seiner Freundin reden. Ich hab sie dann reden lassen. War wohl ein großes Liebesdrama. War schon eine außergewöhnliche Situation. Ursula Nadj Seite 11 Das schwarze Schaf Lehrerportrait Da Sprach die Schule Herr Scheiger Herr Scheiger, Welche Fächer haben sie studiert? Englisch und Biologie an der Universität Konstanz. Welche Fächer unterrichten sie an der Schule? VU, Englisch, Biologie, bei Bedarf auch Mathe in der Unterstufe. Welches Fach unterrichten sie mit ganzem Herzen und warum? Alle meine Fächer, weil ich mich sehr für Menschen interessiere. Beide Fächer Biologie und Sprache haben sehr viel mit uns als Menschen zu tun. Es ist hoch spannend, selber immer wieder Neues aus der aktuellen Wissenschaft zu lernen und neue englische Literatur zu entdecken. Vor allem macht es mir Freude, zu vermitteln und ein wenig anzustecken. Warum arbeiten Sie am SMG? Um ganz ehrlich zu bleiben, zunächst weil es meine erste Chance war, an einer Schule zu arbeiten. Nach meinem Examen wurden aus meinem Kurs zunächst nur ein Lateinlehrer und ein Kunstlehrer von 70 Referendaren eingestellt. Geblieben bin ich aber vor allem, weil mich der Marchtaler Plan überzeugt, es hier ein tolles Kollegium gibt und meiner Familie Rottenburg so gut gefällt. Können Sie Ihren Werdegang kurz beschreiben? studiert, inklusive Auslandssemester in Cambridge. Das Referendariat habe ich in Stuttgart gemacht. Anschließend habe ich fünf Jahre in Böblingen für eine Schweizer Firma als Übersetzer und später Projektleiter für Lokalisierung technischer Anleitungen für Daimler, BMW, IBM und HP gearbeitet. Was würden sie an dieser Schule ändern oder verbessern? Ich sehe St. Meinrad auf einem sehr guten Weg. Die Ganztagsschule wird sich weiterentwickeln und wir müssen daran arbeiten, dies für eine möglichst große Chancengleichheit für alle unsere Schülerinnen und Schüler zu nutzen. Außerdem wird es immer wichtiger, mit unterschiedlichen Schülern und ihren Begabungen differenziert zu arbeiten, ohne dabei alle auf einem niedrigen Niveau gleich zu machen. Welche Kriterien gibt es zur Aufnahme an der Schule für Schüler und Lehrer? Sie müssen hinter unserer Pädagogik stehen, katholische Schule bejahen und an einer guten Umsetzung unseres Leitbilds mitarbeiten. Welche Filme und welche Musik mögen sie gerne? Fast alle Stilrichtungen, solange das jeweilige Stück spannend und ausreichend interessant ist, dass es auch nach mehrfachem Hören nicht nervt. Von früher her viel Rock und Folkmusik, Dylan, Towns van Zandt, Bonnie Prince Billy, U2, Guns ‘n Roses, Miles Davis, J. S. Bach, B. Britten, und und und... Nach der Schule war ich zwei Jahre bei der Bundeswehr. Dann habe ich, wie gesagt, in Konstanz Seite 12 Das schwarze Schaf Michi artikel Da Sprach die Schule Was können die Schüler vom SMG erwarten? Etwas für das Leben zu lernen. Welches Abi-Motto, oder Denkmal gefällt ihnen am besten? Natürlich der Einser, der Glabiator, das „Yes, we can“-Rednerpult und der (leider nicht mehr originale) Käfer. Welche absurde oder lustige Geschichten haben sie in der Schule erlebt als Schüler und Lehrer? Einmal habe ich versucht, einer Schülerin eine Matheaufgabe in der FSA zu erläutern. Sie schien mich überhaupt nicht zu verstehen. Am Ende stellte sich heraus, dass sie einfach nicht akzeptieren konnte, dass ein Hund im Beispiel als bissig bezeichnet worden war. Wenn Schüler erfolgreich, mit Witz und ohne Schaden anzurichten Lehrer auf die Schippe nehmen (zum Beispiel Overheadprojektor leicht geöffnet, Sicherung verhindert, dass er läuft, ich suche erstmal vergeblich nach der Ursache...). Viel stärker sind in meiner Erinnerung Projekte, die Schüler iniziiert und allein oder mit tatkräftiger Unterstützung von Kollegen durchgeführt haben, zum Beispiel Schule als Staat, Hilfsprojekt für Haiti etc. Die Fragen stellte Nadine Migesel J2. Sie haben einen „Herr der Ringe“-Ring und einen indianischen, richtig? Ja, richtig. Der indianische ist von einem HopiKünstler aus dem Süden der USA. Vielen Dank für das Gespräch. Peter Scheiger Seite 13 Das schwarze Schaf (Bitte mehr?) Bürokratiiih!? Schule mal anders Wohlgeordnetes Chaos – irgendwas läuft hier falsch! Sarah Gerster J1 Viele Schüler kennen ihn: Den herrlich entspannenden Blick wenn man morgens zwischen 07:15 und 07:47 Uhr gemütlich die Treppe von der Bushaltestelle in den Pausenhof hinunterschlendert und dann nach rechts schaut. Dann sieht man da durch die großzügige Fensterfront jede Menge unglaublich motivierter Lehrer mit Kaffeetassen durch die Gegend eilen. es herrscht absolutes Chaos Und noch etwas Interessantes kann ein aufmerksamer Beobachter um diese Zeit in der Tabuzone der Schule beobachten (man kommt tatsächlich leichter ins Büro des Schulleiters als ins Lehrerzimmer. Und das hat wohl auch seinen Grund): es herrscht absolutes Chaos. Da stapeln sich Aktenordner und KA-Hefte meterhoch und besonders zu Beginn des Schuljahres wird man oft Zeuge von Erscheinungen wie dem „Intern-Päckchen-Virus“ oder den „Meine-Schülerhaben-noch-nicht-alle-ihre-Zeugnisse-abgegebenPestbeulen“, denn besonders Zeugnisse haben die dumme Angewohnheit, dass sie klein und rutschig sind. Ergo kann man nichts auf ihnen stapeln und sie nehmen viel Platz weg. Da fühlt man sich als Schüler doch gleich viel besser, wenn man sieht, dass man tatsächlich nicht der Einzige ist, der einfach keine Ordnung halten kann. Viel interessanter ist jedoch, dass mangelnde Ordnung und Organisation die Schüler über die Jahrgänge hinweg zusammenschweißen kann. So kam doch Ende letzten Schuljahres tatsächlich eine langjährige Freundin zu mir mit der Frage: „Sag mal, hast du deine Fahrkarten schon abgeholt?“ … Nachdenkliches Schweigen:„Warum abgeholt? Wo denn?“ … Überraschtes Schweigen: „Na, im Sekretariat?!“ Hä? „Warum das denn?“ Warum fragt sie das? „Na, wenn du nächstes Jahr Seite 14 Das schwarze Schaf Schule mal anders Kursstufe bist, musst du dieses Jahr deine Karten im Sekretariat abholen!“ Was soll denn der Unsinn? „Aha.“ Also sind wir ins Sekretariat und haben meine Fahrkarten geholt. In meiner grenzenlosen Verwirrung bin ich danach zu einer meiner Klassenkameradinnen und hab ganz unschuldig gefragt, ob sie wusste, dass wir unsere Fahrkarten dieses Jahr im Sekretariat holen müssen. Die ganze Stufe macht sich zur Pilgerwanderung in die Hallen der Fahrkartenausgabe auf. Fünf Minuten später: Ich denke mir nichts Böses, als ich zufällig das nächste Mal am Sekretariat vorbeikomme. In der Zwischenzeit hat sich eine kleine Schlange aus der Sekretariatstür hinaus auf den Gang gebildet. Aus den 10-er Klassenzimmern (damals noch die Zimmer gegenüber des „Sprüdlers“) strömen meine Mitschüler in Scharen. Die ganze Stufe macht sich zur Pilgerwanderung in die Hallen der Fahrkartenausgabe auf. Ihr könnt euch vorstellen wie beeindruckt ich war. Manchmal ist es so leicht etwas zu bewegen… Beinahe dasselbe Spiel haben wir übrigens Anfang dieses Jahres mit der Verteilung der Fachschlüssel gespielt. Keiner hatte eine Ahnung, wann und wie wir eigentlich unser Pfand wieder, beziehunsgweise neue Schlüssel bekommen. Ich muss zwar zugeben, dass wir mit etwas logischem Denken auf die Lösung „Sekretariat“ auch von alleine hätten kommen können, aber wer ein paar interessante Geschichten von verschwindendem Geld hören möchte, dem kann ich die jetzige J1 in der Hinsicht nur wärmstens empfehlen. ums andere Mal falsche Fehler, weil irgendwer Informationen verschlampt, vergisst, weitergibt und nicht kontrolliert, ob sie ankommen. Manche Lehrer wissen nachweislich noch immer nicht was eine „Freie Studie“ ist, eine Lehrerin kommt mir auf dem Gang entgegen, völlig verwirrt darüber, dass die Texte fürs Intern heute abgegeben werden müssen (ich wusste es da auch erst seit fünf Minuten), die organisierte Nachhilfe „Schüler unterstützen Schüler“ lief bedauerlicherweise im letzten Jahr manchmal auch eher auf privater Basis als organisiert über die Schule (die Probleme wurden inzwischen behoben, wie man mir sagte!) und alles in allem ist es nunmal für uns alle schwer, Ordnung zu halten. Wo ich bin herrscht Chaos. Aber ich kann ja nicht überall sein. Vielleicht sollten wir uns ALLE, egal ob Lehrer, Schüler, Direktor oder Sekretärin etwas in Nachsicht üben. Oder möchte jemand von sich selbst behaupten, seinen Papierkram im Griff zu haben? Hierzu und zuletzt ein T-Shirt Spruch, der mir heute auf der Straße begegnete und mich aus oben genannten Gründen sehr nachdenklich machte: „Wo ich bin herrscht Chaos. Aber ich kann ja nicht überall sein.“ Kann er wirklich nicht? Ich könnte jetzt beinahe stundenlang so weitermachen und von kleineren und größeren Pannen berichten, denen ich begegnet bin und über die man sich manchmal gerechtfertigt und teilweise ungerechtfertigt lustig machen kann. So passieren ein Seite 15 Das schwarze Schaf Bund für warme Klassenzimmer Schule mal anders Naomi Hage J1 Nachdem in den letzten Jahren immer wieder Beschwerden über die nicht funktionierende Heizung laut wurden, hat die Schulleitung einen folgenschweren Entschluss gefasst: Diesen Winter wird es keine Heizungen in den Klassenzimmern geben. Auch selbst organisierte Heizmittel wie Kerzen und tragbare Heizlüfter sind diesen Winter nicht gestattet. Die Schulleitung hat bereits eine Großrazzia in den Klassenzimmern gestartet. Hierbei wurden circa 40 Teelichter und sieben Wasserkocher beschlagnahmt, welche bis zur weiteren Verwendung im Lehrerzimmer gelagert werden. Mit dieser Aktion ging die Schulleitung hart gegen den BfwK (Bund für warme Klassenzimmer) vor, dieser will allerdings nicht aufgeben. „Wir werden erst zufrieden sein, wenn das Problem der Eisblumen auf den Tageslichtprojektoren und den Fensterinnenseiten behoben wurde!“, so ein Sprecher des BfwK, der hier lieber anonym bleiben möchte. Die Schulleitung versprach Abhilfe zu schaffen und stellte eine Flasche Enteiserspray zu Verfügung. Dieses kann gegen ein kleines Entgelt bei Herrn Schiebel ausgeliehen werden. Das Geld wird zur Finanzierung von schuleigenen Fliesjacken verwendet werden, diese können sich die Lehrer bei Bedarf im Sekretariat abholen. Je nach Höhe der Einnahmen wären auch fellgefütterte Handschuhe denkbar. Von den Lehrern wurde die Entscheidung zur Einsparung der Heizkosten größtenteils sehr positiv aufgenommen, haben sie doch einen guten Grund, noch mehr Zeit im gut geheizten Lehrerzimmer zu verbringen. Von den Sprachlehrern wurde allerdings das permanente Zähneklappern als sehr hinderlich bei der Aussprache von französischen und englischen Verben bemängelt. Die Musiklehrer hingegen haben sich vorgenommen, das Geklapper als rhythmisches Stilmittel in ihren Unterricht einzubauen. Die Schulleitung sieht allerdings keine Beeinträchtigung des Unterrichtsgeschehens und bezeichnet das Ganze als reine „Gewöhnungssache“. Ein Problem sieht sie allerdings in dem im Aufenthaltsraum stehenden Automaten für Heißgetränke. Durch die Abschaffung der Heizung ist ein erhöhter Kakao- und Kaffekonsum zu befürchten. Die Suchtbeauftragten unserer Schule sehen hierbei die Notwendigkeit zur erhöhten Alarmbereitschaft. „Tatsächlich denken wir momentan über einen Code nach, den man eingeben muss, bevor man sich einen Kaffe holen kann.“ berichtet uns ein Lehrer. Dieser Code soll dann unter den Lehrern verteilt werden. Die Schüler sind bemüht, das Beste aus ihrer misslichen Lage zu machen, so ist die Zahl an selbst gestrickten Weihnachtsgeschenken um gut 35 Prozent gestiegen. Die Lehrer und die ortsansässigen Wollhändler bezeichnen dies als eine sehr positive Entwicklung, „besser sie stricken, als dass sie sich beschweren.“ Die Lehrer sind sogar so weit gegangen, dass Stricken während des Unterrichts zu tolerieren, da das Nadelgeräusch zwischen all dem Zähneklappern keinen großen Störeffekt darstellt. Wir haben hierzu einige Lehrer befragt: „Solange sie mir auch manchmal zuhören, sehe ich da kein Problem“. Schön! Und nun noch etwas Positives zum Schluss. Dem diesjährigen Tag der offenen Tür fiebern die Schüler so stark entgegen wie noch nie. Von Seite der Schüler ist bereits ein sehr großes Engagement zu verzeichnen und die Vorhersagen geben weiter eine steigende Tendenz an. Der Tag dürfte demnach ein voller Erfolg werden, vor allem da die Schulleitung bereits einige Nacktscanner angeschafft hat. Diese sollen in den Toilettenausgängen postiert werden und dem großen Schwund an Klopapier währen des Tages entgegen wirken. Wir wünschen der Schulleitung viel Glück mit diesem Projekt und werden noch die ganze folgende Woche unsere warme Schule genießen. Tatsächlich ist für den dritten Dezember bereits eine Beachparty in der Aula geplant, welche allerdings von Seiten der Schule noch nicht bewilligt wurde und voraussichtlich auch nicht werden wird. Seite 16 Das schwarze Schaf Witzeseite Schule mal anders Für‘s kleine Schaf Vera Gerster Fritzchen sagt zu seinem Freund: „Sieh mal, die schönen Stifte. Und die Hefte duften so schön. Hach, wie schön wäre Schulbeginn ohne Schule.“ Die Mutter fragt ihren Sohn: „Na wie war dein erster Schultag? Darauf der Sohn: Wir haben leider nicht alles fertig gekriegt. Ich muss morgen noch mal hin.“ Die Deutschlehrerin fragt: „Wie heißt die Befehlsform von Schweigen?“ „Pssssssssssst.“ Der Relilehrer fragt: „Was passiert, wenn du eins der zehn Gebote brichst?“ „Dann sind es nur noch neun.“ Die Mathelehrerin fragt: Wie viel ist sechs mal sechs Lena? „30“ „Wie wäre es mit 36?“ „Sind wir hier in Mathe oder bei einer Versteigerung?“ Der Physiklehrer versucht zu erklären wie Elektrizität entsteht: „Wenn du zum Beispiel eine Katze gegen den Strich streichelst lädt sich das Fell auf und es entsteht Elektrizität.“ „Aber wo kriegt die Elektrizität die ganzen Katzen her?“ „Mama, ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche zuerst?“ „Die Schlechte.“ „Also, du hattest mir doch 10 Euro versprochen, wenn ich in der Arbeit besser bin wie eine 6. Und die gute Nachricht ist, dass du schon wieder Geld gespart hast.“ „Ich verstehe einfach nicht, warum ich Englisch lernen muss!“ Der Vater tröstet: „Weil die halbe Welt Englisch spricht und jeder musste es schließlich mal lernen.“ „Soso, die halbe Welt also… Und warum reicht das noch nicht???!!!“ Seite 17 Das schwarze Schaf Das Schaf weiss, dass... Schule mal anders ...Herr Gnirk in seiner Jugend ab und zu in das Tübinger Freibad eingebrochen ist. ...Herr Scheiger einen Ring aus „Der Herr der Ringe“ und einen Indianerring besitzt, den er fast immer trägt. ...Frau Nadj früher eine erfolgreiche Künstlerin war, die bei dem berühmtesten Bildhauer unserer Zeit studiert hat. ...Frau Kuon einen Hund hat, der alleine Dosen aufmachen kann. ...Herr Ruby ein verkanntes Musikgenie ist und in einer Band spielt. ...Herr Stegmeier fünf Fächer studiert hat. ...Frau Niezels Lieblingswodka Grasovka ist. ...Herr Krügers Kinder gar nicht wirklich Namen aus „Star Wars“ haben. ...Herr Sperlichs Großeltern beide Sperlich hießen. Seite 18 Das schwarze Schaf Wer bin ich? Schule mal anders Nikolai Steinmetz J2 1. Ich habe keine Schüler sondern nur Kinder! Mit meinen Gesundheitsschuhen bin ich absoluter Modefanatiker. 2. Ich vertraue bei Kleidung auf das Haus Trigema. Meine Lieblingsfarben sind rot und schwarz. 3. Unter der Woche bin ich vorwiegend in den oberen Stockwerken unserer Schule aufzufinden. Am Wochenende trifft man mich auf diversen Volksfesten der Region, beim Genuss eines C2H5OH-haltigen Malzgetränkes. 4. Von meiner üppigen Haarpracht, gepaart mit meinem eleganten Gang, ist jeder begeistert. 5. Ich habe eine der längsten Anreisen zur Schule. Mit meiner Fußballmannschaft mache ich den gesamten nördlichen Schwarzwald unsicher. 6. E-Bikes sind für mich das größte! Mein Ziel ist es, der bester Schachspieler der Welt zu werden! 7. Samstag morgens bin ich in einer Tübinger Kneipe bei absoluter Geistesgegenwärtigkeit anzutreffen. Die Zahlen 1 und 0 sind meine große Leidenschaft. 8. People! We really have to work more! (1) Demele, (2) Kuon, (3) König, (4) Krüger, (5) Schmidt, (6) Gnirk, (7) Stempfle, (8) Scholz Seite 19 Das schwarze Schaf Das entführte Schaf Schule mal anders Sarah Gerster J1, Lisa Hersacher J2 Seite 20 Das schwarze Schaf Schule mal anders Seite 21 Das schwarze Schaf Schule mal anders Seite 22 Das schwarze Schaf Schule mal anders Seite 23 Das schwarze Schaf Unter New York Schule mal anders Kurzgeschichtenwettbewerb Unter New York Alessia und Judith 9b Tot. Er war tot. Dort lag er, er wurde einfach überfahren. Er lag auf der Straße, sein Leben zog an ihm vorbei. Er erinnerte sich an die schönen und auch traurigen Momente in seinem Leben. Er stieg eine kühle, dunkle Treppe hinunter in eine andere Welt. Da stand sie vor ihm, seine Großmutter. Erst begriff er nicht, wo er war, doch dann begriff er, dass er in der Unterwelt war. Sie nahm ihn in die Arme und sagte: „Endlich bist du hier“ Ich durchschaute sie und erkannte ihre Tarnung sofort. Unter New York Theresa Zöller 9b Sie lief durch den Regen und wich geschickt einer großen Pfütze aus, die sich quer über den Bürgersteig ausbreitete. Sie nahm die Menschen, die Straße und die Autos nur undeutlich wahr. Sie war in Gedanken. In Gedanken über das, was sie gerade gesehen hatte und ihr bereits an der nächsten Straßenlaterne entgegen lächelte: Vermisst. Die kleine Ann wird seit 10.September vermisst. Wer etwas weiß wird gebeten unter dieser Nummer anzurufen… Solche Zettel hingen in der ganzen Stadt verteilt, jeweils mit anderen Bildern, von anderen Kindern, mit anderen Namen: Stephanie, Mary, Jay,…. wusste wie und wo genau. Es war erstaunlich, dass die Eltern ihre Kinder noch frei herumlaufen ließen. Natürlich waren sie besorgt… Ihre Mutter hatte sie zur Vorsicht gemahnt. Sie war nur noch einige Häuserblocks von Zuhause entfernt und sie hatte keine Angst. Plötzlich aber spürte sie, wie ein Ruck durch ihren Körper ging und sie wie durch eine geheimnisvolle Kraft nach unten gezogen würde. Sie wollte sich umsehen, doch ihre Augen waren geschlossen und sie war nicht in der Lage sie zu öffnen oder irgendwas zu tun. Sie fiel. Sie fiel in freiem Fall nach unten tief nach unten… Seltsamerweise spürte sie kaum den Aufprall auf dem Boden. Es war dunkel um sie herum. Eine Erinnerung regte sich in ihr: Ein staubiger alter Kleiderschrank, durch die Ritzen der Türspalte konnte sie das Licht des Raumes sehen. Die Tür ging nicht auf. Sie hatte sich damals aus Versehen im Kleiderschrank ihrer Oma eingeschlossen… Ihre Gedanken wanderten zurück in die Realität als sie einen grellen Blitz sah und der Raum voll ausgeleuchtet wurde. Ja, es war ein Raum. Und sie war nicht allein. Fremdartige Lebewesen surrten sie aus tief schwarzen, riesigen Augen boshaft an und sie wusste, dass ihr Bild als nächstes oben in der Stadt New York an einer der Straßenlaternen hängen würde. Seit Anfang August verschwanden in New York ständig Kinder. Niemand wusste wohin, niemand Seite 24 Das schwarze Schaf Schule mal anders Unter New York Clara Zumbiel 9b Es war drei Uhr mitten in der tiefen Nacht. Irgendein merkwürdiges Geräusch hatte mich aufgeweckt. Ich konnte nicht mehr einschlafen. Vielleicht war ich ja von meinem ganzen stressigen Tag gestern noch nicht richtig runtergekommen. Auf jeden Fall bin ich aufgestanden. Ein Weilchen saß ich auf meinem Bett und hörte die laute Straße neben mir. Natürlich mal wieder laute Sirenen, ist ja ganz typisch für New York. Ich dachte nur „Na toll, warum habe ich nicht die Ohrstöpsel im Supermarkt gekauft…?!“ Irgendwie hatte ich Durst. Ich richtete mich auf, streckte mich ein wenig und legte mir einen warmen Kittel über meine Schultern. Meine nackten Füße spürten den sehr kalten Boden. Es war Winter und ich hatte keine Fußbodenheizung. Dann lief ich zum Kühlschrank und öffnete ihn. Wie das Licht blendete. Ich war so mit meinen halb geöffneten Augen geblendet, dass ich nicht meinen gekühlten Orangensaft finden konnte. Schnell machte ich ihn wieder zu. Aber halt mal, ich hatte da doch was gesehen! kämpfen. Nein! Neeein…Es war so eigenartig. Auf einmal war ich auf der Straße, wo der Unfall passierte. Die laute Sirene hörte ich immer noch. Viele Leute umzingelten die Unfallstelle. Ach je, was hatte ich an? Meinen Schlafanzug. Wie ein Obdachloser sah ich aus! Schnell, ohne dass jemand etwas merkte, schloss ich meinen Kittel. Ich beobachtete den Mann der in den Unfall verwickelt war. Er sah gut aus. Kurze schwarze Haare, gut gekleidet. Er sah ganz anständig aus. Und da rannte er weg. An mir vorbei. Durch die enge dunkle Gasse. Er verlor etwas. Seinen Geldbeutel. Ich rannte schnell hinterher doch dann war er plötzlich in den Gulli geklettert. Träumte ich das nur? Doch ich wollte ein Abenteuer erleben. Und er war gutaussehend. Mit meinem pinken Kittel hüpfte ich in den Gulli… unten stank es. Da griff eine Hand nach mir. Es war stockdunkel. Meine nackten Füße hatten etwas widerliches unter mir gespürt. Und da wurde es Licht… Er küsste mich und meine Flügel breiteten sich aus… Woher kamen meine Flügel? War ich eine Elfe? Sowas gibt es doch nicht….. Da war was im Kühlschrank! Ein Loch. Ich schüttelte den Kopf und dachte mir „alles nur Einbildung…“, schließlich rieb ich meine Augen, schnappte mir ein Glas und öffnete ein zweites Mal den Kühlschrank. Oh mein Gott, da war wirklich etwas überaus Merkwürdiges darin. Ich steckte meinen Kopf hinein. Da wurde ich plötzlich hinein gezogen. Ich hielt mich, so fest ich konnte an dem Tisch fest, doch der Kühlschrank war so stark, ich konnte nicht dagegen Seite 25 Das schwarze Schaf Unter New York Schule mal anders Kurzgeschichtenwettbewerb Unter New York Giulia Adinolffi und Sophie Benezan 6c Es war eine stürmische Nacht. Es war die Nacht, die mein ganzes Leben verändern sollte. Ich bin Josephine und war damals 12 Jahre alt. Ich kam gerade von einer Party nach Hause, als aus dem Nichts eine alte Dame vor mich trat, mir ein Buch in die Hand drückte und sagte: „Hier, ich weiß, dass du damit richtig umgehen kannst. Du musst die Steine finden und den Fluch aufheben.“ Ich verstand kein Wort. Was meinte diese Frau mit „Fluch aufheben“? Ich wollte sie gerade danach fragen, da stand sie nicht mehr da! Ich schaute mich um, doch sie war weg, einfach weg. Ich blickte auf das Buch, das mit dunkelblauem Leinen eingebunden war, auf dem mit goldener Schrift stand „unter New York“. Im fahlen Licht des Mondes konnte ich kaum etwas erkennen, doch ich fing an zu lesen. „Es war einmal vor langer Zeit eine Welt unter New York, in der es eine böse Hexe gab. Keiner wusste ihren Namen, man nannte sie nur die Schreckliche. Diese Hexe…“ Da passierte es. Ich fiel, aber nicht auf den Boden, sondern durch ihn hindurch, in einen goldenen Tunnel. Ich fiel und fiel und landete auf einer bunten Blumenwiese. Zu meiner Rechten war ein kleines Wäldchen. Es war sehr warm und der Sonne nach gerade Mittag. Ich hielt das Buch immer noch in Händen. Erst da bemerkte ich, dass im kniehohen Gras ungefähr 30 Zentimeter große Männlein standen. Schnell rappelte ich mich auf, doch die Männlein schauten mich nur fragend an. Da meinte eines der Männlein: „Du musst uns helfen. Wir sind von einem Fluch belegt. Bitte, du musst uns helfen.“ Ich hörte gar nicht zu und anstatt eine Antwort zu geben fragte ich: „Wo bin ich hier? Was ist passiert? Wer seid ihr?“ Die Männlein erklärten mir, dass ich unter New York sei und sie die Bewohner dieser Welt waren und, dass ich ihnen helfen muss, den Fluch aufzuheben. Immer noch verwirrt folgte ich den Männlein. „Wie heißt ihr denn?“, fragte ich „Ich heiße Mo, der Dicke da heißt Mu und die dünne ist Mi. Und wie heißt du?“, fragte Mo. „Josephine“, antwortete ich. „Wir müssen den zweiten Zauberstein finden. Den ersten haben wir schon.“ meinte Mu. Ich erinnerte mich an die Worte der Frau. Da wusste ich, was passiert war. Ich war in dem Buch gelandet! Erfreut und verwirrt zugleich folgte ich Mu, Mo und Mi. Nach fünf Minuten Fußmarsch kamen wir in ein Dorf. Die Häuser waren nur einen Meter hoch, nur in der Mitte war ein 10 Meter großes Haus. „Dieses Haus ist für dich“, sagte Mi. „Eine Legende besagt, dass du kommen wirst und den Fluch aufhebst. Schon seit Jahren warten wir auf der großen Blumenwiese auf dich.“ Schon wieder verstand ich fast nichts. „Was ist das eigentlich für ein Fluch“, fragte ich. Da sagten alle drei wie aus einem Mund: „Sieh uns an, wir sind so klein wie Kaninchen.“ So langsam begriff ich alles. „Kommst du mit uns Beeren sammeln?“, fragte Mi. Zusammen gingen wir zu einem riesigen Brombeerbusch. Daneben standen Heidelbeersträucher. Auf dem Weg dorthin erklärte mir Mi: „In der Legende steht, wo sich der erste Zauberstein befindet. Vom zweiten steht nur: hoch oben bei den Früchten, ihr werdet es nie erreichen. Wir wissen noch nicht, was das bedeuten soll.“ Während ich Brombeeren pflückte, überlegte ich. Ganz in Gedanken versunken, merkte ich nicht wie meine Hand nach einem Stück Papier griff, welches auf dem Busch lag. Erst als mich ein Dorn in die Hand stach, kam ich in die Wirklichkeit zurück. Ich sah mir das Papier an, es war eine Karte. Der Weg ging durch den Wald und dann zu einem Stein. „Weißt du was das ist?“, fragte ich Mi. Sie stutzte „da-das ist die Karte zum zweiten Zauberstein, du hast ihn gefunden!“ Ich konnte es kaum glauben! „Wir müssen sofort ins Dorf und es den anderen sagen.“ Mi überschlug sich fast mit ihren Worten. Halb rennend, halb stolpernd machten wir uns auf Seite 26 Das schwarze Schaf Schule mal anders den Weg ins Dorf. Die Männlein waren fast genauso aufgeregt wie Mi. „Morgen brechen wir auf. Du kommst mit Josephine.“ verkündete Mo. In dieser Nacht machte ich kein Auge zu. Am Morgen machten wir noch unser Vesper und uns dann auf den Weg. Wir bogen in ein Wäldchen ein. Von außen sah das Wäldchen harmlos aus, doch als wir ein paar Meter gegangen waren, merkte ich, dass es keine gute Idee war in den Wald zu gehen. Das Wäldchen sah von außen zwar klein aus, aber von innen war es ein riesiger Dschungel. Von den Bäumen hingen Lianen herab, die sich bewegten als würden sie leben. Auf dem Boden wuchsen fleischfressende Pflanzen und in jedem Baum schlief mindestens eine Schlange! Vorsichtig gingen wir weiter. Wir folgten immer der Karte, bis wir an einen riesigen Baum gelangten. Dort endete der Weg auf der Karte. Ganz oben im Baum sahen wir etwas leuchten. Wir dachten alle drei das Gleiche. Wir müssen da hoch! Aus ein paar Ästen bauten wir eine Leiter zum ersten Ast. Ich kletterte hinauf. Als ich fast oben war, ließ mich eine Liane stolpern und ich fiel und fiel. Im Sturz schlang sich plötzlich etwas um mein Handgelenk und zog mich wieder auf einen Ast. Da merkte ich, dass es eine Schlange war. Ich wollte wegklettern, doch bei dem Versuch wäre ich fast noch einmal hinunter gefallen. „Keine Angst, ich bin nicht so wie meine Artgenossen. Ich bin genau wie deine Freunde verzaubert worden. Ich war einst mal ein normaler Mensch.“, erklärte die Schlange. Das Einzige was ich sagte war: „D-d-du kannst ja sprechen.“ „Natürlich kann ich das.“ tut nichts. Sie ist auch wie ihr einmal verzaubert worden und möchte mit uns mit.“ „Nun gut du hast also keinen Stein, aber zeig mal den Ring.“ Der Ring war aus Gold. Auf ihm war ein riesiger Stein, er war wunderschön. Wir suchten weiter, denn der Stein musste hier irgendwo sein. Ich stolperte über eine Liane und schlug mir das Knie auf, doch darauf achtete ich nicht. Der Stein auf dem Ring hatte sich geöffnet und ein kleiner blauer Stein rollte heraus. Ich zeigte meinen Fund Mo „Du hast ihn, du hast ihn, das ist der Stein Josephine. Du hast ihn gefunden!“ Mos Worte überschlugen sich fast. Schnell machten wir uns wieder auf den Weg ins Dorf. Dort angekommen, reichte man mir den ersten Stein. Ich hielt beide nebeneinander und sie begannen rot zu leuchten und verschmolzen zusammen. Es gab einen Knall und Mi, Mo, Mu und die anderen wurden plötzlich zu Menschen! „So jetzt möchte ich aber nach Hause.“, sagte ich. Die anderen schauten sich an und sagten dann leise: „Es gibt keinen Weg zurück. Du musst für immer hier bleiben!“ Zu zweit kletterten wir weiter auf den Baum. An der Baumhöhle wurden wir enttäuscht, denn da lag kein Stein. Ein Ring lag in der Mitte. Ich zog ihn an und zusammen kletterten wir den Baum hinunter. „Und hast du den Stein?“, fragte Mu erwartungsvoll. „Nein nur einen Ring“ sagte ich. „Achtung Josephine, hinter dir die Schlange!“, schrie Mu. Lachend meinte ich“ keine Angst, die Seite 27 Das schwarze Schaf Vampire im Film Lifestyle Langweilige Funkeloder blutrünstige Götterwesen? Lukas Roth J2 In Zeiten von allgegenwärtiger Twilightbeschallung werden wohl die Meisten unter euch Vampire verteufeln. Doch nur durch heutige komplette Geschmacksverirrung sollte man sich als Filmfreund nicht gleich einem ganzen Genre verschließen?! Es gibt viel zu entdecken! Interview mit einem Vampir (USA 1994) „Ein Vampir erzählt seine epische Lebensgeschichte: Voller Liebe, Verrat, Einsamkeit und Hunger.“ [International Movie Database] Der 1994 erschienene Vampirklassiker ist dreckig, monströs und überwältigend -alles andere als heutige Werke á la Twilight. Er handelt vom ewigen Leben und dem daraus resultierendem Leiden, der Verdammnis der ewigen äußeren Jugend. Dreckig, monströs und überwältigend Der Rahmen des Kammerspiels findet in der Gegenwart in einem Hotelzimmer in San Francisco statt. Ein Reporter (Christian Slater) interviewt den Vampir Louis de Pointe du Lac. Dieser erzählt freimütig über sein jahrhunderte langes Leben und Leiden. Seine Erzählungen beginnen Ende des 18. Jahrhunderst in New Orleans, wo er als Plantagenbesitzer gelebt hat, der kürzlich seine noch junge Familie verloren hat. Genau hier beginnt sein ewiges Leben ohne den Vorgang des natürlichen Alterns durch den Biss eines freizügig lebenden Vampirs: Lestat de Lioncourt. Wunderbar in Szene gesetzt von Tom Cruise. Doch der „Lehrling“ ist grundverschieden. Im Laufe der Zeit plagen ihn immer mehr Selbstzweifel. Eines Tages geschieht eine unerwartete Wendung, Lestat verwandelte ein kleines Waisenmädchen (fabelhaft: Kirsten Dunst!) in einen Vampir, um Louis einen Gefährten zu schenken. Doch diese Tat wird er noch bereuen... Das reicht als kurzer Abriss der Story die noch viel interessantes zu bieten hat! Doch schaut es euch selbst an. Ab 16! Leude ;) Eins vorweg: Ich bin fast vorbehaltlos begeistert, wären da nicht die unnötigen Längen der Dialoge, die den Film auf knapp über zwei Stunden aufbauschen. Doch nun zu den sehenswerten Aspekten. Die Schauspieler. Wahnsinn. Die damals unbekannte 12-jährige Kirsten Dunst. Sie lebt ihre Figur. Die schauspielerische Leistung, aber auch die Ähnlichkeit der Rolle, führt zwangsläufig zu einem Vergleich mit Natalie Portman, die mit 13 Jahren ihren Durchbruch in „Léon - der Profi“ schaffte. Beide spielen ähnliche Figuren in komplett anderen Welten: Beängstigend gut spielen sie Frauen in Kinderkörpern. Auf der einen Seite zerbrechlich und zart, auf der anderen mörderisch, skrupellos. Brad Pitt gewohnt aussergewöhnlich Der Hauptcharakter Louis wird von Brad Pitt gespielt , der gewohnt außergewöhnlich spielt. Ein sensibler Vampir, der es allein durch seine Blicke schafft, die innere Zerrissenheit seines Charakters auszudrücken. photo by SpreePiX - Berlin on Flickr Seite 28 Das schwarze Schaf Lifestyle vermutlich auch die beste darstellerische Leistung seiner Karriere Und als dritte große Rolle ist da Tom Cruise als Lestat, der „Erschaffer“ der vorherigen beiden. Man kann ja von Tom Cruise abstrusem Privatleben halten was man will, aber in dieser Rolle schauspielert er sagenhaft. Da gibt es für mich kein Pardon. Vermutlich auch die beste darstellerische Leistung seiner Karriere, in der er auch mal die Rolle des Bösen genießt und auslebt. Der Regisseur Neil Jordan erzählt den Plot in mehreren Etappen, die jeweils mit einem wichtigen Symbol enden. Dem Feuer, das für das Hinter-SichLassen des Alten steht (Zerstörung, Übergang UND Veränderung). So schließt beispielsweise das erste Kapitel, indem Louis aus Hass auf Lestat und sich selbst, ihre gemeinsame Residenz in Flammen setzt. Der Biss ein Hochgefühl Auch der Akt des Nährens, das Bluttrinken, das Blut an sich hat symbolische Bedeutung. Es steht für die Regeneration auf Seiten der Vampire (Erhaltung) aber auch für den Tod des Opfers. Außerdem ist der Biss ein Hochgefühl. Auf beiden Seiten. Auch die Filmmusik ist toll. Sie drängt sich nie in den Vordergrund, unterstützt aber gerade deswegen die Stimmung des Films. Mein zusammengefasstes Fazit: Das Kammerspiel hat wenig Action und Spannung. Es ist relativ langatmig. Wenn man jedoch über diese Sachverhalte hinwegsehen kann, ist es ein dreckiger, intelligenter Film, der auf mehreren Ebenen, der historischen und der Gegenwart, aufbaut. Seite 29 Das schwarze Schaf Vampire im Film Lifestyle Langweilige Funkeloder Blutrünstige Götterwesen? Lukas Roth J2 Abraham Lincoln: Vampir Jäger „Nach 105 Minuten war ich froh. Endlich befreit zu sein von diesem durchaus schön anzusehenden, aber storytechnisch völlig an den Haaren herbeigezogenen Schinken.“ Abraham Lincoln, der 16. Präsident der Vereinigten Staaten entdeckt, dass Vampire planen, die USA zu übernehmen. Er macht es sich zur Aufgabe, sie daran zu hindern. Im Alter von neun Jahren beobachtet Abraham Lincoln wie ein Vampir seine Mutter tötet. Rund 10 Jahre später scheitert er am Versuch, eben diesen Vampir zu töten, macht dabei jedoch die Bekanntschaft von Henry Sturgess. Dieser lehrt ihn was erforderlich ist, um Vampire zu töten. Sie treffen eine Vereinbarung die besagt, dass Lincoln nur jene Vampire töten darf, zu denen Sturgess ihn führt. Lincoln zieht um und bekommt eine Arbeitsstelle als Verkäufer in einem Laden. Er arbeitet und studiert Rechtswissenschaften am Tag und tötet Vampire nach Einbruch der Dunkelheit. Als er die hübsche Mary Todd trifft beschließen die beiden zu heiraten. Einige Jahre später erkennt er, dass sich Vampire mit dem Feind, also den Konföderierten, zusammengeschlossen haben. Als Folge startet er einen Feldzug. Nach 105 Minuten war ich froh, endlich befreit zu sein von diesem, durchaus schön anzusehenden, aber storytechnisch völlig an den Haaren herbeigezogenen Schinken. Ich konnte drei wirklich geile Actionsze- nen mitzählen. Sonst war‘s das aber leider. Humor auf Kosten des Films Die dämliche Ausgangsidee wird konsequent bis zum Schluss durchgezogen, anstatt sich ein wenig über die Idee lustig zu machen. Ich denke, durch ein wenig Humor auf Kosten des Filmes, wäre da mehr drin gewesen. Auch die etlichen Patzer kann ich dem Regisseur nicht entschuldigen. Mehrere Male sind die Kontaktlinsen des Hauptdarstellers klar zu erkennen, das Weiße Haus hatte zu dieser Zeit noch keinen Balkon. Das sind natürlich Kleinigkeiten, aber in diesem Ausmaß, und Dank der Tatsache, dass der Film sich unnötig ernst nimmt, stören sie mich. Als Beispiel für einen Film der eben das NICHT tut: „The Hitchhiker´s Guide to the Galaxy“ auch bekannt als „Per Anhalter durch die Galaxis“. Eine beispiellose absurde Komödie, die sich aber nicht ernst nimmt. Das ist der kleine aber feine Unterschied der Welten macht. Über die Schauspieler mach ich mir eigentlich nur Gedanken, wenn mir der Film an sich Gefallen hat. Hat er nicht. Hier trotzdem eine kurze Zusammenfassung: Für die Rolle des Lincoln war eigentlich Tom Hardy vorgesehen der jedoch am Set des neuen Batman zu tun hatte. Danach kamen weitere sechs, mit abnehmender Bekanntheit, bis Benjamin Walker schließlich den Job bekam. Mir ist er völlig unbekannt. Zurecht. Die meisten „First Choices“ des Regisseurs nahmen ihre jeweiligen Rollen nicht an. Warum wohl? Vielleicht hängt es mit der Handlung zusammen. So etwas hätte ich auch nicht gern in meinem Lebenslauf stehen. Naja. Um zum Schluss zu kommen: ich kann den Film als leichten Popcorn-Film empfehlen, wenn ihr euch mit Kumpels abends Action reinziehen wollt. Ansonsten: Lasst die Finger davon! Ach und noch Etwas: Die neue Serie „Breaking Bad” kann ich nur wärmstens empfehlen. Seite 30 Das schwarze Schaf The White Stripes Lifestyle geniale Gitarrenmusik in zeiten allgemeiner Monotonie Vincent Egerter J2 Wer kennt es nicht, spätestens seit der Europameisterschaft 2008 war es für kurze Zeit immer und überall zu hören: „Seven Nation Army“ von den „White Stripes“. Diese rückten durch ihre Hitsingle immer mehr ins Rampenlicht und heute kennt sie vermutlich der Großteil von euch. geniale Gitarrenriffs wie auch tiefsinnige, gesellschaftskritische Texte „Kennen“ - dieses Wort ist hier jedoch wenig angebracht, man kennt den Namen sowie eben diese durch Radio und Musikfernsehen in den Dreck gezogene Single namens „Seven Nation Army“. Die Band ist allerdings weit mehr als dieses Lied. Ausgefallene, oft schräge, doch vor allem geniale Gitarrenriffs wie auch tiefsinnige, gesellschaftskritische Texte kennzeichnen die Band, oder besser gesagt, das Duo. vollkommene Stimmigkeit des Geschwisterduos vorallem im Gesang Die heutige Band besteht nämlich nur aus dem Sänger, Songwriter und Gitarristen Jack White, sowie Megan White, seiner Schwester am Schlagzeug. Man könnte meinen, die Musik würde unter dieser eher spärlichen Besetzung leiden, doch diese könnte nicht besser sein. Nicht mal bei Soli, welche nur mit dem Schlagzeug begleitet werden, ist auch nur im Geringsten die Leere zu hören, die man erwarten würde. Noch deutlicher wird die vollkommene Stimmigkeit des Geschwisterduos, wenn der Gesang einsetzt. Begleitet von seiner Gitarre und solidem Schlagzeugspiel ist der Gesang teils schräg, teils gebrüllt – nach klassischen Maßstäben wohl alles andere als gut - doch immer mit einer vor Trauer gebrochenen Stimme. die Musik ist sehr roh gehalten Den Musikstil der amerikanischen Band würde ich am ehesten als Trash Rock einordnen, auch wenn es schwer ist, die „White Stripes“ überhaupt einer Musikrichtung zuzuordnen. Trash kommt aus dem englischen und bedeutet Müll oder Abfall. Damit will ich jedoch nicht sagen die Band sei Müll, es bedeutet nur, dass die Musik sehr roh gehalten ist. Im Gegensatz zur heutigen Chartmusik, wo jeder Ton perfekt sitzen muss (was traurigerweise nur durch ewige Nachbearbeitung am PC funktioniert), sind die „White Stripes“ minimalistisch. Echte Musik Die Gitarre benutzt keine künstlichen Soundeffekte und nichts wird nachträglich per PC bearbeitet, kurz: Man bekommt hier ein Produkt, das in der heutigen Zeit Mangelware ist, wenn man nicht gezielt danach sucht: „Echte“ Musik. Alles in Allem kann ich allen von euch, die gerne Musik und nicht Charts hören, nur empfehlen, dieser wirklich außergewöhnlichen Band etwas Zeit zu widmen, denn ihr werdet sehen: Es lohnt sich! Jack White, Songwriter und Gitarrist der „White Stripes“ (photo par mosesxan sur Flickr) Seite 31 Das schwarze Schaf Songtexte Lifestyle Nadine Migesel J2 Ich möchte euch hier drei Liedtexte nahelegen, die zum Nachdenken anregen sollen. Ich hab genau diese drei ausgewählt, da ich finde, dass mehr Menschen diese Musik hören sollten und ich die Texte einfach gut finde, so unterschiedlich sie auch sind. Nothing else matters - Metallica „Nothing else matters“, die bekannteste Ballade der Metallband Metallica, ist einfach ein Klassiker. Die wunderschöne und klare Aussage eines Menschen, der einen anderen liebt und sich trotzdem, oder gerade deswegen, treu bleibt: So close, no matter how far Couldn‘t be much more from the heart Forever trust in who we are And nothing else matters (Vers 1) Never opened myself this way Life is ours, we live it our way All these words, I don‘t just say And nothing else matters Trust I seek and I find in you Every day for us something new Open mind for a different view And nothing else matters Never cared for what they do Never cared for what they know And I know „Vers 1: So close,...) Never cared for what they do Never cared for what they know And I know, yeah I never opened myself this way Life is ours, we live it our way All these words, I don‘t just say And nothing else matters Trust I seek and I find in you Every day for us something new Open mind for a different view And nothing else matters Never cared for what they say Never cared for games they play Never cared for what they do Never cared for what they know And I know, ooh, yeah (Vers 1) No, nothing else matters Falling - Florence and The Machine „Falling“ ist eine Lied von der Band Florence and The Machine, das ich deswegen so gut finde, weil es mit der Sprache spielt und einem einen ganz anderen Blickwinkel auf das Leben eröffnet. Wer schreibt schon ein Lied über das Fallen? I‘ve fallen out of favour And I‘ve fallen from grace Fallen out of trees And I‘ve fallen on my face Fallen out of taxis Out of windows too Fell in your opinion When I fell in love with you Oh-ooh (repeated) Sometimes I wish for falling Wish for the release Wish for falling through the air To give me some relief Because falling‘s not the problem When I‘m falling I‘m in peace It‘s only when I hit the ground It causes all the grief Oh-ooh (repeated) This is a song for a scribbled out name And my love keeps writing again and again This is a song for a scribbled out name And my love keeps writing again and again And again (x15) I‘ll dance myself up Drunk myself down Find people to love Love people too drunk Seite 32 Das schwarze Schaf Lifestyle I‘m not scared to jump I‘m not scared to fall If there was nowhere to land I woudn‘t be scared At all (x4) All (repeated) Sometimes I wish for falling Wish for the release Wish for falling through the air To give me some relief Because falling‘s not the problem When I‘m falling I‘m in peace It‘s only when I hit the ground It causes all the grief Civil War- Guns n’ Roses Und zu guter letzt „Civil war“ von Guns n‘ Roses. Dieses Lied ist erstens auch ein Klassiker, und zweitens ist der Text wahnsinnig gut. Ich finde, er beschreibt sehr treffend und ironisch die Sinnlosigkeit der amerikanischen Kriege, den Patriotismus und die Medienmanipulation. Macht euch doch einfach selbst ein Bild davon: What we‘ve got here is failure to communicate Some men you just can‘t reach... So, you get what we had here last week Which is the way he wants it! Well, he gets it! N‘ I don‘t like it any more than you men“ * (whistle) Look at your young men fighting Look at your women crying Look at your young men dying The way they‘ve always done before Look at the hate we‘re breeding Look at the fear we‘re feeding Look at the lives we‘re leading The way we‘ve always done before My hands are tied The billions shift from side to side And the wars go on with brainwashed pride For the love of god and our human rights And all these things are swept aside By bloody hands time can‘t deny And are washed away by your genocide And history hides the lies of our civil wars Who said „peace could last forever“ And in my first memories They shot Kennedy I went numb when I learned to see So I never fell for Vietnam We got the wall of D.C. to remind us all That you can‘t trust freedom When it‘s not in your hands When everybody‘s fightin‘ For their promised land And I don‘t need your civil war It feeds the rich while it buries the poor Your power hungry sellin‘ soldiers In a human grocery store Ain‘t that fresh I don‘t need your civil war Ow, oh no, no, no, no, no Look at the shoes you‘re filling Look at the blood we‘re spilling Look at the world we‘re killing The way we‘ve always done before Look in the doubt we‘ve wallowed Look at the leaders we‘ve followed Look at the lies we‘ve swallowed And I don‘t want to hear no more My hands are tied For all I‘ve seen has changed my mind But still the wars go on as the years go by With no love of god or human rights ‚Cause all these dreams are swept aside By bloody hands of the hypnotized Who carry the cross of homicide And history bears the scars of our civil wars „We practice selective annihilation of mayors and Government officials for example to create a vacuum Then we fill that vacuum as popular war advantage Peace is closer“ ** I don‘t need your civil war It feeds the rich while it buries the poor Your power hungry sellin‘ soldiers In a human grocery store Ain‘t that fresh And I don‘t need your civil war No, no, no, no, no, no, no, no, no, no, no, no I don‘t need your civil war D‘you wear a black armband When they shot the man Seite 33 Das schwarze Schaf Gedichte Eiserne Lettern (Eleonore Kaupp) Ihr verkündet mir aus Eneglsmündern mit falscher Stimme, als könne ich die Wahrheit nicht selbst verkraften! Ihr erzählt mir von Ruhm und Glanz mit krächzendem Hals, als könne ich die Realität nicht selbst erblicken! Ihr schwärmt mir vor aus allen Ländern mit eisernen Lettern, als könne ich das Elend nicht selbst erspüren! Hütet Eure Zungen, denn Ich habe Euch für immer und alle selbst enttarnt! Verplant (Sarah Gerster) Viele ungezählte Jahre liegen hinter mir. Einige abgezählte Jahre vor meinen Augen. Lifestyle Der Weg im Wüstensand: vorgezeichnet. Der Wind ihn unscharf zu machen: verirrt. Zwischen Regeln und angeblich ungezählten Möglichkeiten. Über den Rand der Welt gestoßen. Ohne gefragt zu werden ob ich bereit bin die Reise anzutreten. Luxusleben (Eleonore Kaupp) Hab‘ mir einen Kaffee gemacht so schwarz wie eine Neumondnacht. Hab‘ mir ein Brötchen gestrichen der Käse hat sich davon geschlichen. Hab‘ mir eine Zeitung abonniert verfolge nun wie die ganze Welt krepiert. Hab‘ mir einen neuen Toaster gekauft mir dabei den Knöchel verstaucht. Hab‘ eine Schachtel Zigaretten geraucht obwohl es meine Lunge schlaucht. Hab‘ mein Euro-2-Auto genommen verpeste die Umwelt ganz versonnen. Hab‘ eine Kundenkarte im Kaufhaus geb‘ mich täglich hin dem Kaufrausch. Hab‘ ein Wochenendticket nach Las Vegas spiel‘ Golf auf glänzendem Kunstgras. Hab‘ ein Luxusleben im 21. Jahrhundert was niemanden mehr groß verwundert! Seite 34 Das schwarze Schaf Modetrends für den Herbst Lifestyle Amelie Rappold J2 Der Herbst steht vor der Tür und damit ihr auch in dieser wunderschönen Jahreszeit in Sachen Mode auf dem Laufenden bleibt, habe ich für euch die wichtigsten Modetrends für den Herbst 2012 zusammengestellt. Abends kann man ein Pailletten-Kleid tragen, tagsüber macht man mit einem Glitzer-Shirt unter einem Blazer eine gute Figur. Laubfarben wie Burgund, blasses Braun und Goldgelb machen Jeans zum perfekten Begleiter für den Herbst. Der Cardigan hat diesen Herbst ausgedient. Statdessen trägt man Pullover grob gestrickt, kurz, oversized und im Boyfriend-Look. Die Oversized Pullover sollte man jedoch mit engen Unterteilen kombinieren, da es sonst unvorteilhaft wirkt. Die Spitze geht uns auch im Herbst nicht verloren. Ob in Weiß, Schwarz oder Creme, ob in komplett Spitze oder nur als Akzent – Spitze sieht immer elegant aus und verleiht dem Look einen romantischen Touch. Die Seidenbluse kann man als Trendteil für die kommende Herbstsaison bezeichnen. Hochgeschlossen und zugeknöpft wirkt die Seidenbluse konservativ, doch wenn man mehrere Knöpfe offen lässt oder auf eine Bluse mit transparenten Stoff zurückgreift, kann man sie auch gut abends zum Ausgehen kombinieren. Dunkelgrün wird DIE Herbstfarbe 2012 Plissee zählt zu den absoluten “Musthaves” Für den Herbst. Falls ihr nicht wisst, was man unter Plissee versteht: Aufeinanderfolgende, superfeine Falten. Kombiniert werden können Kleidungsstücke entweder sportlich mit einer legeren Jacke, oder auch konservativelegant mit Blazer. Der PaillettenTrend bleibt uns im Herbst erhalten. Gold, Silber und Schwarz sind dabei die dominierenden Farben. Auch Leder bleibt Trend. Mit Jacken, Hosen und Kleidern in Brauntönen und Schwarz macht man nichts falsch. Hauptsache, es handelt sich um Glattund nicht um Rauleder. Modischer Dauerbrenner ist und bleibt der Parka, da man ihn zu fast allem kombinieren kann. Dunkelgrün wird DIE Herbstfarbe 2012 und sollte auf keinen Fall in eurem Kleiderschrank fehlen. So wie auch Stierblut, was aber keine wirklich vorteilhafte Beschreibung für eine Farbe ist, deshalb kann man auch auf den altbekannten Begriff Burgund zurückgreifen. Eine weitere Farbe, die nicht fehlen darf, ist Blau. Die Nuancen reichen hier von Petrol über Kobaltblau bis hin zu Nachtblau. Außerdem dominieren im Herbst die Farben Senf, Orange, Beerentöne, Rot, Braun und Beige, Wollweiß und dunkles Grau. Der Ballerina bekommt in diesem Herbst Konkurrenz Und zwar vom Slipper! Falls ihr euch darunter nichts vorstellen könnt, geht einfach im Internet auf Seiten wie Stylefruits oder Vogue und gebt in die Suchmaschine Slipper ein. Aus Urheberrechtsgründen kann ich hier leider keine Bilder einfügen. Wer sich mit dem Slipper nicht anfreunden kann, kann jedoch immer noch auf die Ballerinas zurückgreifen. Neben der klassischen runden Form, sind nun aber vor allem etwas spitzere Modelle in Mode. Besonders angesagt sind Zehenkappen, die sich durch eine andere Farbe oder ein anderes Material vom Rest des Schuhs absetzen. Seite 35 Das schwarze Schaf „Man kann zusammen leben“ Blick In die Welt Nadine Migesel J2, Marisa Raiser J2 „Frieden auf der Welt“ antwortet die 15-jährigeMaya aus Palästina auf die Frage, was der größte Wunsch ihres Lebens ist. Ihre beiden Klassenkameraden Samy (15) und Marcel (14) stimmen ihr zu. Würde man drei deutschen Jugendlichen diese Frage stellen, bekäme man höchst wahrscheinlich Antworten wie zum Beispiel: berühmt und reich werden oder eine glückliche Familie haben. Was bewegt diese drei jungen Palästinenser dazu? Tagen eine Stunde für diese Strecke, für die ein Israeli gerade mal 15 Minuten bräuchte. „Wir dürfen nicht über die Grenze“ Obwohl man Jerusalem von Bet Jala aus sogar sehen kann, waren seine beiden Mitschüler erst ein- oder zweimal dort. „Wir dürfen nicht über die Grenze“, erklärt Marcel. Blck auf die Mauer zwischen Jerusalem und dem Westjordanland Wie ihr wisst hat das St. Meinrad Gymnasium eine Partnerschaft mit einer Schule in Palästina, Talitha Kumi. Auch dieses Jahr hatten wir wieder die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler aus Talitha Kumi an unserer Schule willkommen zu heißen. Wir nutzten diese Gelegenheit und baten sie, uns einen kleinen Einblick in ihr Leben zu geben. Maya Ikhanayyes lebt in Bet Jala. Sie ist Muslima und liebt es zu malen. Marcel Eichberg kommt ebenfalls aus Bet Jala und ist Atheist. Seine Eltern sind Christen. Er liebt Computerspiele und hört am liebsten Rock und Metal. Im Gegensatz zu seinen beiden Mitschülern kömmt Samy Abu-Sarhan aus Jerusalem. Sein Traumberuf ist es, ein erfolgreicher Fußballer in Spanien zu werden. Er ist Moslem. Sein Schulweg von Jerusalem nach Bet Jala beträgt nur 10 Kilometer. Trotzdem braucht er an manchen Die „Grenze“ von der Marcel spricht ist, eine circa 400 Kilometer lange Betonmauer, die das Westjordanland, das den Palästinensern zugewiesene Gebiet, von Israel abriegelt. Da auch die meisten Israelis nicht in das Westjordanland dürfen, gibt es keinerlei Möglichkeiten für eine Begegnung, geschweige denn einen Austausch der beiden Völker. „Wir habe keinerlei Kontakt zu israelischen Personen“, erzählt eine Klassenkameradin der drei Schüler. Palästinenser dürfen nur mit einer Erlaubnis nach Israel. „Einmal wollte eine Frau ihre Ernte in Jerusalem verkaufen. Sie haben sie an der Grenze zurückgeschickt und ihr die Ware weggenommen“, erzählt ein anderer palästinensischer Mitschüler. Situationen wie diese sind keine Seltenheit. Maya wirft ein, einmal habe ihre Familie gedacht, Seite 36 Das schwarze Schaf Blick In die Welt sie hätten einen Passierschein, doch an der Grenze wurden sie zurück geschickt. Für die Willkür der Soldaten an den Grenzen müssen diese keinen Grund nennen. „Auch in der Westbank wird Land weggenommen“ Selbst innerhalb des Westjordanlands sind die Palästinenser vor der Willkür der israelischen Politik nicht sicher. „In der Westbank (Westjordanland) wird Land weggenommen“, sagt Samy. Denn die israelische Regierung betreibt im Westjordanland den sogenannten Siedlungsbau. Palästinensischer Besitz wird enteignet, wenn die Bewohner keine Besitzurkunde vorzeigen können, was in der Regel der Fall ist. Dieses Land wird den Israelis als Siedlungsfläche zu Verfügung gestellt. „Alles sieht gleich aus“, berichtet Samy über die neuen Wohngebiete der Israelis. Auch Maya hat schlechte Erfahrungen mit der Siedlungspolitik Israels gemacht. „Meine Oma wurde aus ihrem Dorf vertrieben. Das ganze Dorf wurde zerstört. Jetzt leben dort israelische Menschen.“ Sie beschreibt uns jedoch auch die andere Seite: „Viele Leute haben keinen Mut etwas zu machen. Und den Menschen fehlt der Zusammenhalt.“ Innerhalb Palästinas gibt es sehr viele verschiedene Ansichten und Meinungen über den Konflikt, die Religion und die Politik. Zwei Gruppen unterschiedlicher Richtungen sind zum Beispiel die gemäßigte Fatah und die radikale Hamas. Als wir die drei auf die Hamas und andere Extremisten ansprechen meint Samy: „Jeder hat seine eigene Meinung und Religion.“ Doch er geht noch weiter: „Man darf die Israelis nicht verjagen, das wäre falsch. Man kann zusammen leben.“ Genau das ist es, was uns am meisten fasziniert. Es gibt tatsächlich Menschen, die in einem Konflikt aufwachsen, der sich in Intoleranz auf allen Seiten begründet und die uns trotzdem mit ihrer Toleranz beeindrucken. „Ich habe Angst vor einer dritten und vierten Intifada“ Auch über ihre Ängste sprechen die Drei mit uns. „Ich habe Angst, dass die Israelis uns immer mehr Platz wegnehmen“, gesteht uns Maya. „Und ich habe Angst vor einer dritten und vierten Intifada.“ „Und vor Krieg“, ergänzt Samy in Hinblick auf die angespannte Situation zwischen Israel und dem Iran. Marcel möchte dazu nichts sagen. Palästina verlassen möchten die Drei aber nicht. Reisen ist ein großer Traum von ihnen, doch leben wollen sie in ihrer Heimat. Die Musik, die Filme, das Essen, das Wetter, die religiösen Plätze, die Kultur und Traditionen sind Dinge, die sie ganz besonders lieben. „Die Palästinenser“, ergänzt Maya stolz, „hätten gehen können, doch sie sind geblieben. Samy (r.) Und Marcel (l.) Seite 37 Das schwarze Schaf Ein Land fern von unserer Zeit Blick In die Welt Eine Reise nach Burkina Faso (westafrika) Marisa Raiser J2 Burkina Faso, Ouagadougou. 22 Uhr. Nacht. Das Flugzeug ist gerade gelandet. Meine Begleiter und ich recken uns zum ersten Mal nach acht Stunden Flug. Der erste Atemzug tut gut. Es ist sehr warm, um die 30 Grad und das trotz dieser späten Stunde. Der Geruch von etwas, das ich nicht zuordnen kann, liegt in der Luft. „Airport Ouagadougou“ springt mir das rot leuchtende Schild ins Auge, auf das wir gerade zulaufen. Keine Sorge, bevor ich erfuhr, dass ich tatsächlich zwei Wochen nach Ouagadougou reisen würde, hätte ich den Namen der Hauptstadt Burkina Fasos ebenfalls für einen Scherz gehalten. Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder dieser Erde. Warum war ich ausgerechnet hier? Geht nicht, gibt’s nicht Bei unseren Touren durch die Hauptstadt ist eines immer auffälliger: Geht nicht gibt’s nicht! Eine Türe mit einem Auto transportieren? Also bitte, ein wahrer Burkinabé ist natürlich in der Lage, eine normale Holztüre mit einem Motorrad zu transportieren. Ein Motorrad hat zwei Plätze? Come on! Ein Burkinabé setzt sich mit seiner gesamten Familie bestehend aus Vater, Mutter, Kind, Baby und den vier Einkaufstüten auf seinen zweirädrigen Freund. Während wir uns über unsere drei Kilo schweren Schultaschen beschweren, trägt eine Burkinabé einen ganzen Tag eine zehn Kilo schwere Obstschale auf dem Kopf durch die Stadt spazieren. Nun ja, ein Projekt, dessen Beschreibung viel zu anstrengend wäre, hatte mir diese Reise mit fünf weiteren Mitschülern aus meiner Stufe sowie circa 30 anderen Menschen ermöglicht. „Nein hier geh ich nicht auf‘s Klo“ Die anfänglichen „Igitt“, „Nein hier geh ich nicht auf‘s Klo“ und „Hier ist es ja total dreckig“ Ausrufe bei der ersten Besichtung unserer Pension, die sehr einfach gehalten war, verstummten spätesten nach dem ersten Besuch eines „normalen“ Klos in einem Restaurant, dass schlicht und einfach aus einem stinkenden Loch im Boden bestand. Wir hatten es also gut getroffen. Die Stadt Ouagadougou ist, das habe ich mir sagen lassen, typisch für Afrika. Straßenschilder dienen oft mehr der Dekoration, als dass sie ihren eigentlichen Zweck erfüllen würden. Selbiges ist zur Ampel zu sagen. Wenn ein Burkinabé fährt, dann lässt er sich auch nicht von einer Roten Ampel aufhalten. Wichtig zu erwähnen: Die meisten Burkinabé (Name der Bewohner in Burkina Faso) fahren, wohl meistens aus finanziellen Gründen, mit dem Fahrrad oder dem Motorrad. Autos sind zwar nicht selten, aber doch sehr viel seltener als der deutsche Autostolzschwabe das kennt. In der Hauptstadt Ouagadougou Jaylo kann mit ihrem Hintern wackeln? Dann habt ihr noch nie einen Burkinabé einen traditionellen Tanz tanzen sehen! Deutsche sind schnell? Ein Burkinabé rennt in einer Minute um die Erde… Okay, okay, jetzt genug der Übertreibungen und wenden wir uns wieder meiner eigentlichen Geschichte zu. Zu meinem unheimlichen Glück lerne ich schon am ersten Tag meines Besuchs einen Burkinabé kennen, der sich als exzellenter Deutschsprecher entpuppt und in den nächsten Wochen, dank meiner nicht vorhandenen Französischkenntnisse - doch ich hatte fünf Jahre Französisch - mein Dolmetscher sein wird. Seite 38 Das schwarze Schaf Blick In die Welt Nach interessanten Besuchen in verschiedenen Ministerien, wie zum Beispiel dem Kultusministerium, treffen wir viele spannende Menschen, reden und diskutieren mit Schülern eines Lycée und kommen zu einem der bekanntesten Musiker genannt Smokey, um mit ihm ein Interview zu führen. Dieser Mann schreibt regimekritische Texte und wurde deshalb schon oft von der Regierung bedroht. Jeder der die politische Lage Burkinas nicht kennt: Google ist euer Freund! Charakteristisch für unseren Status als weiße Deutsche ist wohl ein Ereignis: Natürlich spüren wir auch die Armut die dieses Land prägt, doch da alles so arm ist, ist nichts wirklich arm. In Relation fällt uns die Armut nicht auf. Jedenfalls nicht so stark. Natürlich beschäftigt mich das kleine Mädchen, dass ab und zu an Scheiben klopft, wenn Autos neben ihr halten, um etwas Geld zu bekommen. Fünf, sechs? Ich bin mir nicht sicher wie alt sie ist, doch sicher ist, sie wird eine der abertausend Kinder sein, die nicht zur Schule gehen. Das Einkaufen An einem sonnigen Mittag beschließt die Gruppe aus circa 40 weißen Deutschen auf den normalen Markt in Burkina zu gehen. Genialer Plan! „Jede Gruppe geht mit einem Führer und wir haben der Polizei Bescheid gegeben…“ Halt STOP! Ich bete, dass ich mich gerade verhört habe! Eine Stunde später befinde ich mich mitten in einem Getümmel aus Menschen, die mir etwas verkaufen wollen. Von jeder Seite ruft es und egal in welche Richtung ich meine Schritte setze, irgendwie ist mir der burkinesische Händler immer schon einen Schritt voraus. So peinlich mir das auch immer noch ist, aber vielleicht war das mit der Polizei doch keine so schlechte Idee. Die burkinesischen Händler sind keines Falls unhöflich, nur mit der Zeit anstrengend. Erstaunlich ist, wie unsere burkinesischen Freunde mit den Händlern sprechen. Als ob sie alte Bekannte wären, lachen und reden sie, egal ob sie sich vor einer Sekunde erst begegnet sind. Ein Phänomen, welches wir noch oft bei den Burkinabé entdecken sollen. Schnell wird klar: Burkina Faso hat so unglaublich viele Seiten! Wie viele Seiten muss dann erst ganz Afrika haben? In Ouagadougou Keine Sorge, ich weiß, ihr habt schon so oft von ihr gehört. Dem armen, schwarzen, hungernden Kind und ihr seid es satt, euer Gewissen damit zu belasten. Das habe ich auch keineswegs vor. Weshalb ich euch von ihr erzähle? Weil sie mir die unglaubliche Anmut, Fröhlichkeit und die Kraft der Menschen in diesem Land vor Augen geführt hat; denn als unser Bus neben ihr zum Stehen kommt, blickt sie nach oben, neugierig, wer denn die vielen Weißen mit den peinlichen Sonnenbrillen sind, die da stinkend nach Antimückenspray umherfahren. Frech und unbefangen strahlt sie mich an, als ich sie verlegen anlächle in dieser doch eher peinlichen Situation, wir in unserem teuren Bus, sie dort bettelnd auf der Straße. Dann hüpft sie ausgelassen zu ihrer Mutter, die ebenfalls hier ist, um zu betteln. Seite 39 Das schwarze Schaf Blick In die Welt Hier in der Stadt treffen wir die Armut nur auf diese Art. Auf dem Land ist sie anders. An einem Sonntag fahren wir sechs SMGler plus Frau Praußer in ein kleines Dorf, um unsere Patenklasse zu besuchen. Es ist so klischeehaft dort, dass ich mich kaum traue, euch davon zu erzählen. Lehmhütten, überall der rote Staub, der sich nach circa fünf Minuten in komplett jedem Kleidungsstück verfangen hat, drei Stunden absolute Weite, Bäume, Steppe und… Nichts! Keine Zivilisation. Die geteerte Straße hat vor circa einer Stunde ihren Kampf gegen den roten Staub verloren und ist dem Rot des Bodens gewichen. niert und begeistert von der Freundlichkeit, mit der wir hier begrüßt werden, dass das Essen sofort unwichtig wird. Erst jetzt bemerke ich, wer sich während unserer Begrüßung durch jede Person, die im Dorf etwas zu sagen hat – wohlgemerkt Männer und Frauen – zu uns in den Hof geschlichen hat. Eine ganze Horde kleiner Kinder zwischen zwei und neun Jahren starrt uns mit einer Mischung aus unverhohlener Neugier und Furcht an. Ich lache und winke zu einem kleinen Mädchen, welches mich so gebannt mustert, als sei ich ein Teletubby, wobei sie wohl noch nie eines gesehen haben wird, da Elektrizität hier absolute Fehlanzeige ist. Eine ganze Horde Kinder zwischen zwei und neun Jahren starrt uns an Sobald wir im Dorf Bema angekommen sind, werden wir von hunderten von Menschen umzingelt. Weiße scheinen hier noch nicht oft gewesen zu sein. Bema Besuch in Bema. Wir bekommen ein Festmahl, bestehend aus etwas grauem, dass wie Griesbrei aussieht, leider nicht so schmeckt, Hühnchen (nur zu sehr besonderen Anlässen gibt es Fleisch), und etwas Glibbrigem mit der Konsistenz und dem Geschmack von Rotze. Ich bin überraschenderweise sehr schnell satt, das Rotzezeug kann selbst Frau Praußer beim besten Willen nicht essen. Wir alle sind jedoch so faszi- Das war zu viel des Guten. Vollkommen perplex und schockiert guckt mich die Kleine an und versteckt sich hinter einem anderen Mädchen. Doch jetzt werden die anderen Kinder mutiger, sie lachen uns an und winken selbst. Was sie jedoch nicht daran hindert, jedes mal wieder schockiert zu sein, wenn wir zurückwinken. Die kleinen haben aufgequollene runde Bäuche, Hungerbäuche… Als wir schließlich die Schule besichtigen, finden wir dort alle Schülerinnen und Schüler aller Klassen vor (circa 80 pro Klasse) und das an einem Sonntag. Es ist ein sehr komisches Gefühl, in eine Klasse zu kommen, deren Schüler nur wegen uns gekommen sind. Seite 40 Das schwarze Schaf Blick In die Welt Burkina faso ist ein Land fern von unserer Zeit Die Menschen sind so unglaublich gastfreundlich. Sie scheinen zufrieden mit ihrem Leben. Und stolz. Die Frauen tragen ihre Kinder auf dem Rücken, ihr Wasserkrug auf dem Kopf und kochen gleichzeitig. Diese Menschen besitzen nichts, aber sie wirken trotzdem zufrieden. Sie lachen und tanzen, singen und reden. Wie kann es sein, dass diese Menschen so zufrieden sind? Obwohl sie nichts haben? Aber ist es so? Haben sie nichts? Haben wir viel? Viel von was? Burkina ist ein Land fern von unserer Zeit. Das kann und sollte man verschieden verstehen. Die Zeit gehört den Burkinabé, das ist schon einmal sicher. Das ist uns auch bei unseren vielen Treffen aufgefallen. Selbst Stellvertreter der Regierung meinen bei 8:30 auch mal irgendwann nach 9 oder vor 10 Uhr. Und auch unser Bus ist ein wahrer Burkinabé und fährt dann, wenn er will! Warten haben wir hier gelernt. Drei lebendige Hühner und einen riesigen Sack Kartoffeln Unsere geschenkten Hühner Doch zurück zum Dorf. Nach einem Tag mit erstaunlich vielen schönen und auch ungewohnten, erschreckenden Eindrücken fahren wir am Abend zurück. Ich sitze mit einem Burkinabé Freund hinten in der letzten Reihe unseres Kleinbusses. *Kreisch*, *Rumpel*. Unter meinem Sitz passiert etwas Ungutes. Wir halten an und schauen in den Kofferraum, der sich offensichtlich unter meinem Aller- wertesten befand. Wir fallen fast um vor Schreck und Belustigung, als wir drei lebendige Hühner und einen riesigen Sack Kartoffeln entdecken. An alle Tierschützer: Ich schäme mich bis heute, dass die Hühner wahrscheinlich schon halb tot waren, durchgeschüttelt vom vielen Hin-und-her-Fliegen gegen die Wände des Wagens, aber wir hatten keinen Käfig, um sie zu transportieren. Dieses Geschenk ist in seinem Ausmaß schwer zu verstehen. Diese Menschen besitzen sehr wenig und können sich Fleisch nur sehr selten leisten. Trotz all dem haben uns die Dorfbewohner drei ihrer besten Hühner geschenkt und einen riesigen Sack eigener Kartoffeln. Ich atme tief ein und wische ein kleines stummes Tränchen von der Wange Abschiedsfest mit den Schülern des Lycee Der Abschied von diesem faszinierend Land und dieser verrückten Großstadt fällt allen schwer. Wir veranstalten ein kleines Fest mit den Schülern des Lycée, bei dem uns ein Theaterstück vorgeführt wird, wir ein großes Essen bekommen und wir zu guter Letzt zusammen eine Party feiern. Ja auch in Burkina Faso hört man westliche Musik. „J’aime Justin Bieber, et toi?“ strahlt ein Mädchen des Lycée. Ich schlucke. Welch Trost, dass von unserer westlichen Kultur der wichtigste und hochwertigste Part auch hier angekommen ist. Noch schnell werden Handynummern und E-MailAdressen ausgetauscht, dann geht es zurück in die Pension. 12 Uhr. Das Flugzeug hebt ab. Ich atme tief ein und wische mir ein kleines stummes Tränchen von der Wange. Irgendwann werde ich wohl noch einmal Seite 41 Das schwarze Schaf Wehrhafte Demokratie Blick In die Welt Pfefferspray und Schlagstöcke? Frieder Krauss J2 Ausbeutung stoppen - Kapitalismus zerschlagen. Zunächst einmal würde man diese Botschaft wohl dem politisch linken Lager zuordnen. Doch nicht demokratische Verbände waren es, die am Samstag, dem 06.10.2012 in Göppingen, rund eine Autostunde entfernt von unserer Schule, unter diesem Motto zur Demonstration aufriefen. „Genauso wie andere Lügen über Deutschland in der Zeit von 33-45 ist auch das Tagebuch der Anne Frank eine geschichtliche Lüge‘‘ oder Matthias Fischer, erst letztes Jahr wieder aus dem Gefängnis entlassen und bekannt ist für Schmähungen der Holocaustopfer, die Faschisten aufhetzen gegen die „Marionetten der Besatzermächte‘‘, wie die deut- Neonazi-Aufmarsch am 2.4.2005 in München Photograph: Rufus46; Wikipedia Nein, vielmehr ließ sich an skandierten Parolen wie „Ein Hammer, ein Stein, ins Arbeitslager rein‘‘ deutlich erkennen, dass die 152 Demonstranten aus der rechtsradikalen Szene Baden-Württembergs und Umgebung stammten. Sieben Stunden lang konnten die Neonazis ihr menschenverachtendes Gedankengut durch die Stadt brüllen. Konnten Redner wie Philippe Eglin aus der Schweiz, bereits straffällig geworden durch Äußerungen wie schen und europäischen Politiker verunglimpft wurden. Ob den Herrschenden dabei nun mit dem „Volkszorn aller Völker Europas‘‘, der bald über sie hereinbrechen werde, gedroht wurde oder ob Zitate aus Hitlers mein Kampf verwendet wurden, den Neonazis war jedes Mittel recht, um billigsten Populismus zu betreiben und im Namen des ,,nationalen Sozialismus‘‘ zu protestieren. Seite 42 Das schwarze Schaf Blick In die Welt Umgeben wurden sie dabei von 1700 Polizisten, die sie nach außen hin abschirmten wie ein Schutzwall aus Panzerhelmen, Pfefferspraykanistern und Schlagstöcken. Dass nicht jeder die Rechtsradikalen ungestört ihre Propaganda verbreiten lassen wollte, bewiesen rund 2.000 Gegendemonstranten und -demonstrantinnen, die aus dem ganzen Südwesten angereist waren. Entgegen der Berichterstattung, die diese oft als gewaltbereiten Mob darstellten, der hauptsächlich auf Randale und Verwüstung aus war, machte ich als Teilnehmer dieser Gegendemonstration ganz andere Erfahrungen. Von diesen Erfahrungen möchte ich im Folgenden aus erster Hand berichten. Schon die Anreise mit dem Zug gestaltete sich relativ schwierig. Nachdem sich die Teilnehmer aus Tübingen und Umgebung am Tübinger Hauptbahnhof um 9 Uhr getroffen hatten, bestiegen diese gemeinsam den Zug zur Demonstration. Unter dem Demonstranten befanden sich hauptsächlich Studenten, jedoch auch einige Schüler und Ältere, insgesamt etwa 60 Personen, darunter auch Ich. Schon an der Umsteigestation in Plochingen waren ca. 30 bis 40 Polizisten zu sehen, die dort auf dem Bahnsteig standen. Nachdem unsere Gruppe dort ausgestiegen war und auf dem Bahnsteig auf den Anschlusszug warteten, fingen diese auch prompt an Kameras auf Stativen aufzubauen und uns zu filmen. Von einigen auf solchen Veranstaltungen schon Erfahreneren, wurde uns mitgeteilt, dass dies als „übliches Vorgehen‘‘ zur Feststellung der Identität der Gegendemonstranten gilt. schützen mussten wir uns gegen eine Polizei, die es anscheinend für nötig hielt, friedliche Demonstranten wie Kriminelle zu behandeln. Auch wir wurden von unseren erfahreneren Mitdemonstranten aufgefordert, unsere Handykarten aus den Handys zu entfernen, um zu verhindern, dass die Polizei durch massenhafte Funkzellenabfrage unsere Anwesenheit sowie unsere geführten Gespräche und gesendeten SMS etc. ermittelt. Das mag sich zunächst einmal paranoid anhören, doch dies geschah beispielsweise schon bei ähnlichen Demonstrationen in Dresden. Zwar musste der dortige Polizeipräsident nach der Abfrage einer Million (!) Verbindungsdaten meist unbeteiligter Personen wie Journalisten, Anwohner usw. seinen Posten räumen, doch da dieser grobe Eingriff in die Privatsphäre bis jetzt nicht für illegal erklärt wurde, könnte er weiterhin und damit auch bei uns angewendet werden. Allgemein fiel auf, dass jegliche getroffenen Sicherheitsmaßnahmen nicht gegen eine drohende Gefahr von Seiten gewaltbereiter Neonazis gerichtet waren. Nein, schützen mussten wir uns gegen eine Polizei, die es anscheinend für nötig hielt, friedliche Demonstranten wie Kriminelle zu behandeln. Sofort nach der Einfahrt unseres Zuges postierten sich Polizisten und riegelten diesen komplett ab Diese Vorgehensweise wurde auch sichtbar, als wir die Fahrt nach Göppingen fortsetzen wollten: Sofort nach der Einfahrt unseres Zuges postierten sich vor jeder Türe einige Polizisten und riegelten diese nicht nur für uns, sondern auch für mehrere Eltern mit Kindern und sonstige Unbeteiligte komplett ab. Der Zugfahrer beäugte die ganze Szene verwirrt aus seinem Fahrerfenster, zog sich jedoch schnell zurück, als einige aus unserer Gruppe versuchten, in den Zug zu drängeln. Obwohl dies nicht gelang, wurden die Eingänge schließlich freigegeben und wir konnten Richtung Gegendemonstration abfahren. Im Zug wurden wir von einigen bereits früher aus anderen Städten Eingetroffenen gewarnt, dass am Göppinger Bahnhof einige Hundert Gegendemonstranten von einem großen Polizeiaufgebot festgehalten wurden. Tatsächlich war das erste, was wir Seite 43 Das schwarze Schaf Blick In die Welt von unserem Ziel erblickten auf jedem Bahnsteig eine Masse schwarz gekleideter Polizisten. Obwohl der Großteil trotzdem ausstieg, um zum Versammlungsplatz zu kommen, entschieden einige Andere und Ich zur nächsten Station zu fahren und zu Fuß zurückzulaufen, um dem Gedränge das anscheinend am Hauptbahnhof herrschte zu entgehen. Das erwies sich als gute Entscheidung, denn wie wir später erfuhren, waren die am Hauptbahnhof ausgestiegenen von Hunderten von Polizisten auf engstem Raum eingekesselt worden und nur nach teils stundenlangem Warten und erst nach Kontrolle der Personalien aus diesem Gedränge in die Stadt gelassen worden. Als wir uns also nach einigen Minuten Fußmarsch am ursprünglich geplanten Treffpunkt eingefunden hatten, beschlossen wir uns ins Stadtzentrum zu begeben, um uns der Gegendemonstration anzuschließen. Doch dies erwies sich als schwieriger als gedacht: Die Polizei, die mit hunderten Beamten an jeder Straßenecke präsent war, erstickte jede Demonstration schon im Keim. Jede Ansammlung von Gegendemonstranten wurde von Polizisten auseinandergetrieben. Durch die komplett schwarze Ausrüstung mit kugelsicherer Weste, Visierhelm, hinter dem nichts zu erkennen war und Schlagstöcken sowie Pfefferspraykanistern wirkten diese sehr bedrohlich. Um diesen Effekt noch zu verstärken, wurde von Seiten der Polizei nur in großen, geschlossenen Gruppen gehandelt, die sich in Marschformation mit gezogenen Schlagstöcken auf die Gruppen von friedlichen (!) Demonstranten zubewegten und so einschüchternd wirkten, dass diese nicht selten in Panik gerieten und wegliefen. Auch die berittenen Beamten, die nicht sehr rücksichtsvoll in die Menge hineinritten und die über dem Geschehen schwebenden drei Polizeihubschrauber förderten nicht unbedingt das Vertrauen in unsere ,,Freunde und Helfer‘‘. Es wurden mehrmals viele Gegendemonstranten von allen Seiten eingekesselt und teilweise über längere Zeit auf engstem Raum festgehalten. All dies geschah, während die Faschisten schon am inzwischen geräumten Bahnhof angekommen waren und – wenn auch mit einiger Verzögerung – dort eine Kundgebung halten konnten. Währenddessen wurden sie nach außen hin beschützt und abgeschirmt von Polizeibeamten, die die gesamte Route der Neonazis nach außen hin abriegelten. Das führte zu immer mehr Unmut unter unseren Mitdemonstranten; so blieben leider auch einige verbale und auch körperliche Übergriffe auf die Beamten nicht aus. Diese waren jedoch, anders als in vielen Zeitungen zu lesen war, die seltene Ausnahme. Ich bekam kein einziges Mal etwas davon zu Gesicht. Die Gegendemonstranten bestanden auch hauptsächlich aus bunt zusammengewürfelten Jugendlichen und Studenten bzw. jungen Erwachsenen, sicherlich keine ,,typischen Gewalttäter‘‘. Trotzdem kam mehrmals Pfefferspray zum Einsatz und es kam zu etwa 100 Festnahmen, keine davon auf der Seite der Neonazis. Nachdem wir den Demonstrationszug der ,,nationalen Sozialisten‘‘, wie die Neonazis sich selbst bezeichneten, einmal über eine Wall aus Polizei gesichtet hatten und einige Zeit versucht hatten, von unserem Demonstrationsrecht Gebrauch zu machen und dies immer wieder verhindert wurde, beschlossen wir Göppingen wieder zu verlassen und die offensichtlich sinnlos gewordene Aktion abzubrechen. Doch der Weg zum Bahnhof wurde versperrt von Gittern und Polizeibeamten. Auf die Frage, ob wir zum Bahnhof durchgehen könnten wurde uns geantwortet dass das nicht möglich wäre, auf Nachfrage erfuhren wir auch den Grund: Wir könnten planen dort Autos anzuzünden oder Steine zu schleudern. Seite 44 Das schwarze Schaf Blick In die Welt Ganz abgesehen davon, wie lächerlich diese Unterstellung war, saßen wir nun einige Stunden in Göppingen fest. Und, um auch von den positiven Erlebnissen des Tages zu berichten: eine der Polizistinnen, die die Absperrungen bewachten, ließ uns bis zur nächsten Dönerbude passieren. Eine nette Geste im Vergleich zu der sonstigen Behandlung die uns zuteil wurde. Als die Absperrungen schließlich gegen Abend geräumt wurden und wir den Heimweg antreten konnten, erwartete uns am Bahnhof eine böse Überraschung: Wir wurden telefonisch gewarnt, dass einige offensichtlich gewaltbereite Gruppen von Neonazis an den Umsteigebahnhöfen in Plochingen und Stuttgart auf uns warteten. Nach längerer Diskussion beschloss unsere Gruppe schließlich, trotzdem heimzufahren und sich darauf zu verlassen, dass unsere größere Anzahl diese von Übergriffen abhalten würde. Tatsächlich verließen die Rechten den Bahnhof auch kurz vor unserer Ankunft, sodass unsere Heimreise der einzige Teil des Tages ohne größere Ärgernisse war. es sein dass Bürger daran gehindert werden, ihren Protest gegen diese zum Ausdruck zu bringen? Mit Eingriffen in Privatsphäre und Datenschutzrechte der Gegendemonstranten, also mit Methoden, die mehr an Polizeistaaten als an einen Rechtsstaat erinnern? Doch in einem Land, in dem Rechtspopulisten wie Sarrazin vom Bundespräsidenten „Mut“ attestiert wird, in dem die Politik Asylbewerber unter menschenrechtswidrigen und unwürdigen Bedingungen leben lässt, in dem jeder fünfte Bürger zu antisemitischen Einstellungen neigt und in dem demokratische Parteien vom Verfassungsschutz beobachtet werden, kann es doch nur umso wichtiger sein, sich klar gegen derartige Ideologien zu positionieren und zu zeigen, dass sich diese bei uns nicht noch einmal verbreiten können. Auch einige positive Eindrücke Als Fazit des Tages gibt es zwar auch einige positive Eindrücke wie die große Anzahl der Menschen, die gegen Faschismus auf die Straße gehen oder die Beteiligung einiger Parteien an den Protesten, sichtbar durch einige Flaggen der SPD, Grünen und zahlreicher noch der Linken, die auch mit einem Informationsstand ihr Engagement zeigte. Allerdings muss man sich auch fragen, ob Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht in Deutschland wirklich so selbstverständlich sind wie wir es gerne betrachten; darf ein demokratischer Staat wirklich zulassen, dass antidemokratische Verbände das öffentliche Leben in einer Stadt derart beeinträchtigen, dass ganze Stadtteile nicht zugänglich sind, nur um ihre menschenverachtenden Parolen durch die Straßen zu brüllen? Natürlich gelten die genannten Rechte auch für Faschisten, aber kann Seite 45 Das schwarze Schaf Power 2012 Blick in die Welt Michael Alexander Haag J2 Lange war ich auf der Suche nach Gott. Habe verzweifelt gesucht, doch nichts gefunden, bin zum Gottlosen geworden. Aber auch mir hat Gott die Hand gereicht um mir den rechten Weg zu offenbaren. Dies soll ein Bericht sein über Power 2012, meiner spirituellen Erlösung und Selbstfindung. All dies verdeutlicht die Bedeutung, die Religion für jeden Menschen haben sollte. Religion vermittelt uns klare Strukturen in einer Zeit voller Wandel, warum sich großartig selbst Gedanken machen müssen, wenn doch alles schon niedergeschrieben steht. Frauen gehören an den Herd Wozu eine wissenschaftlich fundierte Meinung, wenn man doch ganz einfach glauben kann? Der Herr schickte uns eines Mittwoch Vormittags einen Engel in Form einer weiblichen Mittdreißigerin, die seine Botschaft voller Elan und aus wahrlich tiefster Überzeugung mit uns teilte. Sofort saßen wir gebannt vor ihr, in unsere Stühle gefesselt ob solcher Eloquenz und Sympathie. Nach längeren Ausführungen über ihr weltliches Leben, erzählte sie uns endlich von ihrer wahren, spirituellen Botschaft. Doch nicht nur inhaltlich, nein, auch rhetorisch konnte sie glänzen. Rhetorische Fragen wie „Wollt ihr in den Himmel ?“ taten ihr übriges und die ganze Stufe war verzaubert. Wozu lernen mit der eigenen Freiheit umzugehen, wenn man sich doch intellektuell freiwillig versklaven lassen kann. Wozu Werte wie Toleranz und Freiheit, wenn doch alle Werte von Bedeutung schon in den religiösen Schriften stehen. Wozu eine wissenschaftlich fundierte Meinung, wenn man doch ganz einfach glauben kann. Wer sich diese Fragen stellt muss zwangsläufig religiös werden. Denn alles in unserer heutigen Welt ist so wahnsinnig komplex und verdorben, da ist es doch wesentlich angenehmer, sich festen Strukturen hinzugeben und in seiner kleinen imaginären Welt zu leben, in der Menschen auf Wasser laufen, aus Wasser Wein wird oder Frauen jungfräulich Kinder gebären können. Wunderbar, einfach wunderbar. Und wenn man sich dann spirituell gefestigt hat und zum einem „wahren“ Glauben gefunden hat, ist es natürlich nur logisch, seine Weisheiten mit allen zu teilen. Wie könnte man auch freiwillig auf solch geistreiche Geschichten verzichten ? Wer bei klarem Verstande würde dies zulassen ? Nach diesem Vortrag hat sich unser aller Leben verändert, auch wenn Reaktionäre versuchen werden, dies abzustreiten. Gott hat endlich einen Weg in unser aller Herzen gefunden. Im gemeinsamen Kreise besprachen wir schließlich die enorme theologische Aussagekraft des Gesagten, selbst die Schulleitung war sich der tiefgehenden, spirituell wertvollen Aussagen unsere Prophetin bewusst. Unsere Schule hat sich das Epithet christlich wirklich verdient. Also meine lieben Brüder und Schwestern ist es Zeit, wie einst unsere Prophetin, in die Welt hinauszutreten und die frohe Botschaft zu verkünden, die Ungläubigen von ihrer geistigen (und geistlichen) Armut zu erlösen und sie auf den Pfad des „wahren“ Glaubens zu bringen. Oder wie es so schön in der Bibel steht: „Alle Gottlosen müßten in die Hölle geworfen werden, alle Heiden, die Gott vergessen!“ (Psalm 9, 18). Power 2012. Aus ihren zahlreichen Gesprächen mit Gott hat sie einen wahrlich reichen Fundus an religiösen Weisheiten. Frauen gehören an den Herd, Verhütung nur insofern sie mit Gott vereinbar ist und zahlreiche andere lebensverändernde Aphorismen. „Wollt ihr in den Himmel ?“ Seite 46 Das schwarze Schaf Service Pizzaservice: TÜ 60: 07472 440642 oder 07472 440639 Asia Imbiss: 07472 280919 Kinos: Museum: 07071 23355 Blaue Brücke : 07071 23661 Waldhorn: 07472 22888 Schule: Sekretariat: 07472 93780 [email protected] Schulsozialarbeiterin: Sonja Heinrich 07472 9808590 [email protected] Seite 47 Das schwarze Schaf