Fokusthema "Erfolgreiche Pferdezucht"
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Fokusthema "Erfolgreiche Pferdezucht"
www.intervet.de Fokusthema „Erfolgreiche Pferdezucht“ Einleitung....................................................................................2 Sexualzyklus der Stute ...............................................................2 Möglichkeiten des hormonellen Managements ..........................5 Auslösung der Ovulation während der Rosse (Östrus) ......................... 6 Rosseinduktion während der Lutealphase (Diöstrus)............................ 7 Zyklusbeeinflussung durch Gestagene ................................................. 7 Zuchttauglichkeitsuntersuchung bei der Stute ...........................9 Besamungszeitpunkt und Deckakt ...........................................11 Trächtigkeit und Störungen ......................................................12 Embryonaler Fruchttod........................................................................ 13 Fehlgeburt (Abort) ............................................................................... 14 Fortpflanzungssteckbrief der Stute...........................................16 Ablauf einer physiologischen Geburt und Warnsignale für den Züchter .....................................................................................17 Fohlencheck .............................................................................18 Häufig gestellte Fragen (FAQ) .................................................19 Literaturliste ..............................................................................21 Links .........................................................................................22 Medien......................................................................................22 Lexikon .....................................................................................23 1 Fokusthema „Erfolgreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Einleitung In Deutschland gibt es mehr als eine Millionen Pferde und Ponys. Die Zahl der Pferdefreunde ist noch viel größer. Mit zunehmender Beliebtheit des Pferdes als Reit- und Hobbytier wurde auch die Pferdezucht intensiviert. Voraussetzung für eine erfolgreiche Pferdezucht ist neben gesunden Vererbern ein gutes und durchdachtes Management, eine artgerechte Haltung sowie eine bedarfsgerechte Fütterung. Ebenso wichtig für eine erfolgreiche Pferdezucht ist jedoch auch die gewissenhafte veterinärmedizinische Betreuung von Hengst und Stute. Für die Sicherstellung der Fortpflanzung stehen im Bereich Pferdezucht dank Wissenschaft und Forschung verschiedene Hormonpräparate zur Verfügung. Sie wirken sich positiv auf die Fortpflanzung des Pferdes aus und ermöglichen die erfolgreiche Behandlung von Fortpflanzungsstörungen. Dadurch bieten sich auch verschiedene Möglichkeiten für eine Zyklusbeeinflussung. Dabei muss zwischen der Beeinflussung des Sexualzykluses während der Zuchtsaison und dem Eingreifen während der saisonalen Zyklusruhe unterschieden werden. Letzteres dient vor allem dazu, möglichst früh im Jahr eine Trächtigkeit zu erreichen, um durch einen ebenfalls frühen Geburtstermin Vorteile hinsichtlich der Leistungsfähigkeit bei der späteren Nutzung zu erreichen. Grund für Zyklusbeeinflussungen während der Zuchtsaison sind vor allem Managementerwägungen, die eine terminierte Rosse bzw. Ovulation (Eisprung) erfordern oder die die Rossesynchronisation einer Stutengruppe voraussetzt. Hormonelle Managementmaßnahmen können außerdem zur Verbesserung der Konzeptionsrate eingesetzt werden oder um bei Stuten mit Störungen des Sexualzyklus die Fortpflanzungsfunktionen sicher zu stellen (Aurich C. 2005). Detaillierte Informationen über den Sexualzyklus der Stute sowie über häufig auftretende Störungen des Sexualzyklus und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten finden Sie in diesem Fokusthema. Sexualzyklus der Stute Eine wesentliche Voraussetzung für die Fruchtbarkeit einer Stute ist ein ungestörter, physiologischer Sexualzyklus (Klug 2003). Der Sexualzyklus setzt mit der Geschlechtsreife des Individuums ein. Stuten sind mit etwa 18 Monaten geschlechtsreif. Bei Tieren, die spät im Jahr geboren wurden, kann die Geschlechtsreife aber mit zunehmender Tageslichtlänge im zweiten Lebensjahr auch schon früher auftreten. Außerdem beeinflusst die Ernährung den Zeitpunkt der Geschlechtsreife (Handler und Aurich 2005). Da die körperliche Verfassung eine positive Korrelation zur Aktivität der 2 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Eierstöcke besitzt (Busch 2005), kann umgekehrt das Einsetzen der Pubertät durch eine restriktive Fütterung im zweiten Lebenshalbjahr verzögert werden (Handler und Aurich 2005). Auch die Aufzuchtbedingungen beeinflussen den Einritt der Geschlechts- und Zuchtreife. Die Zuchtreife erlangen Stuten dagegen je nach Rasse und sportlicher Nutzung der Tiere erst mit drei Jahren oder später (Busch 2005). Zuchtsaison und Zyklusruhe Pferde sind saisonal fortpflanzungsaktiv. In der Fachsprache nennt man diesen Fortpflanzungszyklus saisonal polyöstrisch (Busch 2005). Die biologische Fortpflanzungssaison des Pferdes beginnt auf der nördlichen Erdhemisphäre im Frühjahr (Kluge 2003). Von der Zuchtsaison spricht man von April/Mai bis September (Busch 2005). Unter Wildbedingungen werden dann die Fohlen im Frühjahr und im Sommer des Folgejahres geboren, wenn für ihr Überleben günstige Umweltbedingungen herrschen. Im Winter ist der Sexualzyklus bei der Mehrzahl der Stuten unterbrochen. Diese so genannte Zyklusruhe, die auch saisonaler Anöstrus genannt wird, kann bei den Tieren zwischen wenigen Wochen und einigen Monaten andauern. Bei den meisten Stuten dauert sie von Dezember bis einschließlich Februar. Jedoch wird ihre Dauer von den Haltungsbedingungen sowie von der Rasse beeinflusst (Handler und Aurich 2005). Bei jüngeren Stuten im Alter von bis zu fünf Jahren kann häufig ein früheres Einsetzen der Zyklusruhe beobachtet werden (Handler und Aurich 2005). Einige Stuten ovulieren dagegen das ganze Jahr hindurch. Sie zeigen jedoch keine Rossesymptome während der Zyklusruhe (Busch 2005). In der Regel wird die Zyklusruhe durch die abnehmende Tageslichtlänge eingeleitet. Mit Beginn des Frühjahrs und kontinuierlich zunehmender Tageslichtlänge, kommt der Sexualzyklus der Stute langsam wieder in Gang (Klug 2003, Busch 2005). Zu Beginn der Fortpflanzungssaison (Februar bis April) ist der Zyklusverlauf jedoch meist noch etwas unregelmäßig (Webel und Squires 1982; Busch 2005). Die Rosse ist in der Regel verlängert (20-30 Tage) und führt nicht immer zur Ovulation (Webel und Sqiures 1982; Handler und Aurich 2005). Nach Ansicht von Coenen (2003) reflektiert die Saisonalität der Ovartätigkeit (Abb. 1) die unterschiedliche Energiezufuhr. In den letzten Monaten des Jahres ist eine niedrigere Energieaufnahme (nur wenig oberhalb des Erhaltungsbedarfs mit einer Zyklusruhe verbunden. Dieser folgt dann mit einem Anstieg der Energieaufnahme die Stimulation der Ovartätigkeit. Entsprechend kann ein Energiedefizit die Dauer der Zyklusruhe verlängern (Coenen 2003). Dauer des Sexualzyklus Der Sexualzyklus der Stute wird hormonell gesteuert und kann in die Zwischenrosse (Diöstrus) und die Rosse (Östrus) unterteilt werden. Die mittlere Dauer des Zyklus beträgt 21-22 Tage (Handler und Aurich 2005; Busch 2005). Bei Ponys ist der Zyklus etwa 2 Tage länger als bei Stuten großrahmiger Rassen. Gerade die Dauer der Rosse ist sehr variabel und kann zwischen 3 und 14 Tagen schwanken. Die mittlere Rossedauer beträgt 7 Tage. Im Unterschied zur Rossedauer ist die Gesamtdauer des Zyklus recht konstant. Das bedeutet, einer kurzen Rosse folgt eine längere Zwischenrosse und umgekehrt. Die mittlere Dauer der 3 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Zwischenrosse wird mit 14-16 Tagen angegeben (Handler und Aurich 2005). Rosse (Östrus) Während sich die Tiere im Diöstrus unauffällig verhalten, zeigen sie im Östrus charakteristische Verhaltensweisen, die die Paarungsbereitschaft symbolisieren. So duldet die Stute in der Rosse nicht nur die Nähe eines Hengstes, sondern drängt nach Möglichkeit sogar aktiv zu ihm hin. Hat die Stute Kontakt zu dem Hengst, stellt sie die Hinterbeine breit und hebt den Schweif und hält ihn zur Seite. Dabei blitzt sie mit der Klitoris (Kitzler) und setzt kleinere Mengen mit Schleim vermengten Harn ab (Handler und Aurich 2005, Klug 2003). Sie „steht, schleimt und blitzt“. Ein einzelnes dieser drei Kriterien kann jedoch nicht zum Rossebeweis herangezogen werden (Klug 2003). In jedem Falle sollte die Stute zum Abprobieren an den Hengst herangeführt werden. Um die Gesundheit von Hengst, Stute und den Anwesenden nicht zu gefährden, müssen dabei die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. Es sei aber auch erwähnt, dass die Stute ihr Verhalten trotz endogener hormoneller Steuerung beeinflussen kann. Entsprechend sind die oben beschriebenen typischen Verhaltensweisen nicht bei jeder Stute in der Rosse zu beobachten. Gerade junge oder unerfahrene Stuten rossen oft nicht offensichtlich. Auch eine individuelle Abneigung der Stute gegenüber dem Hengst kann ein Abschlagen des Hengstes trotz Rosse zur Folge haben. Ein weiterer Grund für ein unterdrücktes Rosseverhalten können schlechte oder schmerzhafte Erfahrungen der Stute beim Decken etwa durch zwanghafte Bedeckung außerhalb der Rosse sein. Ovulation Während in der Zwischenrosse zuerst mehrere kleine Follikel auf den Eierstöcken fühlbar sind, die zum Ende der Zwischenrosse deutlich wachsen und als Follikelwelle bezeichnet werden, dominiert während der Rosse auf einem der Eierstöcke ein Follikel von meist 3-5 cm Durchmesser oder mehr. Der so genannte Rossefollikel nimmt im Verlauf der Rosse an Größe und Umfang zu und reift, während er das weitere Wachstum der übrigen Follikel unterdrückt. Schließlich kommt es am letzten oder vorletzten Tag der Rosse durch bestimmte Enzyme zu einer Reduzierung des Widerstandes der Follikelwand und danach zur Freisetzung der Eizelle aus dem Follikel (Ovulation) (Handler und Aurich 2005). Dieser Vorgang wird hormonell durch den so genannten LH-Peak ausgelöst. Der Zeitpunkt der Ovulation ist Schwankungen unterworfen (Busch 2005). In der Regel findet die Ovulation 24 (bis 48) Stunden vor Ende der Rosse statt (Busch 2005; Handler und Aurich 2005, Intervet). Selbst für den Tierarzt ist der genaue Zeitpunkt der Ovulation trotz rektaler oder vaginaler Untersuchung schwierig vorhersagbar. Zwischenrosse (Diöstrus) An die Rosse schließt sich die so genannte Zwischenrosse (Diöstrus, Lutealphase) an. Sie dauert im Mittel 14 -16 Tage und ist durch den aus der Follikelgrube hervorgehenden Gelbkörper (Corpus luteum) gekennzeichnet. Seine Aufgabe besteht in der Synthese und der Abgabe des Hormons Progesteron. Dieses bereitet die Gebärmutter für die Aufnahme eines Embryos vorbereitet. Bei ausbleibender Befruchtung bildet sich das Corpus luteum durch die Freisetzung von Prostaglandin F2α (PGF2α) aus der Gebärmutterschleimhaut zurück. Gleichzeitig kommt es etwa 12 Tage vor der Ovulation im Diöstrus zur Anbildung einer neuen Follikelwelle. Durch die Hormone LH und FSH wird aus dieser Follikelwelle ein Follikel selektiert. Dieser so genannte Rossefollikel reift und produziert mit 4 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de zunehmendem Wachstum mit Beginn der Rosse ein Östrogen (Östradiol-17ß), wodurch es zur Ausbildung der äußeren und inneren Rossesymptome kommt (Handler und Aurich 2005). Ab und an kommt es vor, dass ein dominanter Follikel bereits während der Zwischenrosse ovuliert. Dadurch kann sich ein so genannter persistierender Gelbkörper ausbilden, der durch die Synthese von Progesteron das Einsetzen der Rosse über Wochen bis Monate verhindert (Handler und Aurich 2005). Der Deckakt oder die Besamung (Frischsperma) bis zu drei Tagen vor der Ovulation ergeben gute Trächtigkeitsraten (Sieme 2005). Besamungen 2,6 Tage vor der Ovulation erzielten die besten Fertilitätsergebnisse (Clément et al. 2000). Bei der Verwendung von Tiefgefriersperma erbrachte die Besamung im Bereich 12 Stunden vor bis 12 Stunden nach der Ovulation die besten Ergebnisse (Sieme 2005). Soll jedoch nur eine Tiefgefrierspermaportion pro Rosse verwendet werden, sollte die Besamung innerhalb von sechs bis acht Stunden nach der Ovulation erfolgen (Sieme 2005). Dadurch wird gewährleistet, dass die Ovulation auf jeden Fall stattgefunden hat. Die Eizelle ist ca. 8 Stunden befruchtungsfähig. Daher muss von einer späteren Besamung abgeraten werden. Durch den Einsatz von speziellen Hormonpräparaten kann sowohl der Zeitpunkt der Rosse als auch der Zeitpunkt der Ovulation gesteuert und damit besser vorhersagbar gemacht werden. War die Befruchtung erfolgreich, bildet sich ein Trächtigkeitsgelbkörper aus. Fohlenrosse Bei den meisten Tierarten tritt eine natürliche Unterbrechung des Sexualzyklus während der Laktation ein. Bei der Stute hingegen kommt es bereits wenige Tage nach der Geburt (post partum, p.p.) zu einer intensiven Follikelanbildung. Dadurch wird zwischen dem 8. und dem 11. Tag p.p. die Fohlenrosse ausgelöst. Die Körperkondition der Stute beeinflusst das Intervall von der Geburt bis zur ersten Ovulation nach der Geburt (Busch 2005). Dabei bewirkt eine eingeschränkte Energieversorgung nach dem Abfohlen einen deutlichen Verlust an Körperfett, wodurch die weitere Ovulationstätigkeit verzögert und die Trächtigkeitsrate vermindert wird (Coenen 2003). Möglichkeiten des hormonellen Managements Bei der Stute ist es schwierig, den genauen Zeitpunkt der Ovulation und damit den optimalen Zeitpunkt der Belegung oder Besamung zu bestimmen. Dies liegt an der sehr variablen Dauer des Östrus und dem entsprechend variablen Zeitpunkt der Ovulation (Kölle 2003). Selbst durch eine rektale und/oder eine ultrasonografische Untersuchung kann die Ovulation nur in 27 Prozent der Fälle genau vorhergesagt werden (Lindeberg 1992). Bestimmte Umstände wie Verfügbarkeit von Hengst oder Sperma, Turniereinsatz, die Vermeidung der Ovulation und damit die Belegung am Wochenende sowie andere Managementerwägungen können den Wunsch hervorrufen, durch eine so genannte 5 www.intervet.de Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ hormonelle Zyklusbeeinflussung den Zeitpunkt der Ovulation zu terminieren bzw. zu verschieben oder die Rosse von mehreren Stuten zu synchronisieren. Ebenso der Wunsch nach einer frühen Konzeption bzw. nach einer möglichst früh im Jahr gelegenen Geburt des Fohlens können Gründe für eine hormonelle Zyklusbeeinflussung sein (Handler und Aurich 2005). Auf der anderen Seite kommt die Gabe von Hormonen zur Therapie von Fortpflanzungsstörungen bei der Stute zum Einsatz. Generell wird zwischen der Beeinflussung des Sexualzyklus während der Zuchtsaison und während der saisonalen Zyklusruhe unterschieden (Aurich 2005). Bei der Stute ist die Bestimmung des optimalen Zeitpunktes zur Beeinflussung des Sexualzyklus recht schwierig. Daher muss die Stute auf jeden Fall vorher vom Tierarzt gynäkologisch untersucht werden, um den aktuellen Zyklusstand zu ermitteln (Aurich 2005). Im folgenden werden die Möglichkeiten und Zyklusmanipulation bei der Stute beschrieben. die Indikationen für eine hormonelle Auslösung der Ovulation während der Rosse (Östrus) Grund für eine Auslösung der Ovulation (Ovulationsinduktion) im physiologischen Zyklus ist die Notwendigkeit einer terminierten Ovulation. Dies kann zum Beispiel wegen eines Turniereinsatzes, Limitierung der Besamungsportionen bzw. Sprünge pro Rosse oder wegen des bevorstehenden Wochenendes notwendig sein. Ebenso wäre die Auslösung der Ovulation während der Rosse bei Stuten sinnvoll, die sich entweder schlecht untersuchen oder decken lassen oder bei denen eine häufige Untersuchung oder Besamung aus gesundheitlichen Gründen problematisch wäre. Eine verzögerte oder ausbleibende Ovulation im Frühjahr bei unregelmäßiger oder verlängerter Rosse stellt ebenso wie eine krankhaft verlängerte Rosse eine Indikation für die Auslösung einer Ovulation dar. Ein medikamentöses Herbeiführen der Ovulation während der Rosse sollte jedoch nur durchgeführt werden, wenn vorher der richtige Zeitpunkt für eine Verabreichung ermittelt wurde. Dieses gelingt nur durch wiederholte gynäkologische Untersuchungen. Dabei muss zweifelsfrei festgestellt werden, dass sich das Tier tatsächlich in der Rosse (siehe Kap. Sexualzyklus der Stute) befindet. Ovulationsinduktion durch GnRH Zur Ovulationsinduktion während der Rosse können verschiedene Hormonpräparate verwendet werden. Eine Möglichkeit stellt die in der Regel mehrfache Verabreichung des Gonadotropin Releasing Hormons (GnRH) dar. Dadurch kommt es zur Follikelreifung mit anschließender Ovulation innerhalb von 24 bis 36 Stunden nach der Behandlung. Außerdem wird dadurch eine Verbesserung der Konzeptionsrate erreicht. Das GnRHAnalogon Buserelin hat die gleiche Wirkung. Ovulationsinduktion durch hCG Eine weitere Möglichkeit der Ovulationsinduktion während der Rosse stellt die Verabreichung von Humanem Choriongonadotropin (hCG) dar. Dieses in der humanen Plazenta gebildete Hormon hat beim Pferd eine vergleichbare Wirkung wie das luteinisierende Hormon (LH). Hier reicht in der Regel eine einmalige Injektion aus. Rund 80 % der behandelten Stuten ovulieren dann innerhalb von 48 (36-48) Stunden. Bei mehr als 90 % der Stuten kann eine Ovulation innerhalb von 72 Stunden beobachtet werden. In seltenen Fällen können die Tiere 6 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de jedoch nach mehrfacher Injektion von hCG Antikörper gegen hCG produzieren. Hierdurch kann es zu einer Neutralisierung von hCG bei einer erneuten Applikation kommen. Rosse- und Ovulationsverschiebung durch Gestagene Die mehrtägige orale Verabreichung von Gestagenen wie Altrenogest induziert die Rückbildung aller großen Follikel (³20-25 mm) und blockiert damit den Östrus und die Ovulation. Am Behandlungsende steigt die körpereigene FSH- und LH-Konzentration kontinuierlich an. Dies führt zu Wachstum und Reifung neuer Follikel. Dieser Effekt gewährleistet, dass die meisten Stuten innerhalb von vier Tagen, zwischen dem 11. und 14. Tag nach Behandlungsende ovulieren. Rosseinduktion während der Lutealphase (Diöstrus) Etwa 14 Tage nach der Ovulation kommt es bei nichttragenden Stuten zur Rückbildung (Luteolyse) des sekretorisch aktiven Gelbkörpers, dessen Aufgabe die Produktion von Progesteron ist. Folglich wird kein weiteres Progesteron produziert. Bewirkt wird dieser Vorgang durch die Freisetzung von Prostaglandin F2α (PGF2α). Durch die Verabreichung von PGF2α oder seiner Analoga zwischen dem 6. bis zum 14. Tag der Gelbkörperphase kann daher eine Zyklusbeeinflussung durch Einleiten der Luteolyse durchgeführt werden (Aurich C. 2005). Dadurch wird der so genannte Diöstrus verkürzt (Kölle 2003). Zu anderen Zeiten des Zyklus ist diese Behandlung für eine Rosseinduktion jedoch wirkungslos (Aurich 2005). Die Dauer von der Verabreichung von PGF2α bis zum Rossebeginn ist jedoch stark vom Funktionszustand der Ovarien zum Zeitpunkt der Applikation abhängig (Aurich 2005). Je nachdem, welchen „Reifegrad“ der oder die Follikel haben, können Rossesymptome bereits innerhalb von 48 Stunden auftreten. Vor der Verabreichung von PGF2α muss also unbedingt der aktuelle Zustand (Status präsens) der Eierstöcke sowie die Existenz eines Gelbkörpers durch eine gynäkologische Untersuchung festgestellt werden. Nur so kann der Zeitpunkt für das Auftreten von Rossesymptomen sowie den Zeitpunkt der Ovulation abgeschätzt werden (Aurich 2005). PGF2α kann beim Pferd u.U. zu erheblichen Nebenwirkungen wie Schwitzen, verstärkter Atmung bis hin zu Koliksymptomen führen. In der Regel sind die Nebenwirkungen von Prostaglandin-Analoga geringer. Ein Grund für die Verabreichung von PGF2α kann die Belegung zu einem bestimmten Zeitpunkt (Turniereinsatz, Vermeidung der Rosse am Wochenende) oder die Rossesynchronisation von mehreren Stuten sein. Desweiteren kann PGF2α auch bei Stuten mit stiller Rosse (Anöstrus) oder zur Beseitigung eines persistierenden Gelbkörpers angewendet werden. Außerdem können so Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut therapiert werden (Aurich 2005). Zyklusbeeinflussung durch Gestagene Die Gründe für eine Verzögerung bzw. Unterdrückung der Rosse sowie der Ovulation bei der Stute sind Managementerwägungen wie der Wunsch nach einer Belegung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Da Stute, Hengst oder Samen zu einem anderen Zeitpunkt auf Grund eines Turniereinsatzes oder am Wochenende nicht zur Verfügung stehen. Außerdem kann durch die Verabreichung von Gestagenen (Altrenogest) eine Zyklussynchronisation erreicht werden. Weiterhin indiziert ist die Gabe von Gestagenen für die Einleitung eines ovulatorischen Zyklus während der so genannten Übergangsperiode im Frühjahr und beim 7 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Wunsch nach einer möglichst frühen Konzeption bzw. Geburt im Jahr. Ein weiterer Grund kann die Unterdrückung der Rosse bei Reit- oder Rennpferden mit Verhaltensproblemen während der Rosse sein. Nicht zuletzt ist eine Gestagenbehandlung auch zur Verschiebung der Fohlenrosse und damit zur Verbesserung der Trächtigkeitsrate von Bedeutung. Verzögerung und Unterdrückung von Rosse und Ovulation Die Verzögerung und die Unterdrückung von Rosse und Ovulation ist bei der Stute durch die Verabreichung von Gestagenen möglich (Aurich 2005). Dafür kann das synthetisierte Gestagen Altrenogest den Tieren mit dem Futter oral oder direkt ins Pferdmaul verabreicht werden. Dadurch wird die Rosse und das Rosseverhalten in der Regel nach 2-3 Behandlungstagen zuverlässig unterdrückt (Hodgson et al. 2005). Die meisten Stuten (etwa 90 %) zeigen Rossesymptome innerhalb von 5 Tagen nach Absetzen von Altrenogest. Bei 60 % der Stuten erfolgt die Ovulation innerhalb von 4 Tagen zwischen dem 11. und 14. Tag nach Behandlungsende. Wie groß nach dem Behandlungsende mit Altrenogest jedoch das Intervall bis zum Einsetzen einer Rosse und dem Auftreten der Ovulation ist, hängt wiederum vom Zustand der Ovarien zum Behandlungsende, aber auch von Jahreszeit ab (Aurich 2005; Webel und Squires 1982). Synchronisation von Rosse und Ovulation Mit Altrenogest kann die Rosse und die Ovulation einer Stute oder auch von Stutengruppen, z.B. zum Zweck eines erfolgreichen Embryotransfers oder aus Gründen des Management, zeitlich synchronisiert werden. Je homogener die auf den Ovarien der Stuten vorhandenen Follikel zum Zeitpunkt des Rossebeginns sind, desto größer ist die Möglichkeit zum Erreichen einer möglichst großen Zahl von Ovulationen in einem engen zeitlichen Fenster (Synchronizität). Die am häufigsten zur Zyklussynchronisation verwendete Methode ist die mehrtägige orale Gabe von Altrenogest (Aurich 2005). Wird am letzten Behandlungstag, evtl. mit einer zweiten Injektion 24 Stunden später, ) verabreicht, wird sichergestellt, dass noch Prostaglandin (PGF 2 vorhandenes „störendes“ Gelbkörpergewebe rückgebildet wird. Die Rosse ist drei bis sechs Tage nach Behandlungsende zu erwarten. Eine zweite Möglichkeit, die Rosse sowie die Ovulation einer Stutengruppe zu synchronisieren liegt in der zweimaligen Verabreichung von PGF2α im Abstand von 14 bis 15 Tagen. Die meisten (90 %) der behandelten Stuten kommen innerhalb von 6 Tagen nach Behandlungsende in die Rosse. Die Ovulation wird durch eine einmalige Applikation von hCG an Tag sechs nach der zweiten PGF2α – Gabe. Auch hier ovulieren 75 % der Stuten innerhalb von 96 Stunden. Der Großteil der Ovulationen findet bereits innerhalb von 48 Stunden statt (Aurich 2005). Verschiebung der Fohlenrosse Altrenogest kann außerdem erfolgreich zur Verschiebung der Fohlenrosse eingesetzt werden. Das Ziel ist das zeitliche Verlegen der Ovulation später als 15 Tage post partum, damit sich die Gebärmutter länger regenerieren kann. Dadurch steigen die Chancen für eine Konzeption deutlich an. Jedoch sollte eine solche Behandlung nur bei Stuten durchgeführt werden, bei denen Geburt und der Abgang der Nachgeburt ohne Störungen verlaufen sind (Aurich 2005). 8 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Dauerhafte Unterdrückung der Rosse Altrenogest kann auch zur dauerhaften Unterdrückung der Rosse bei Stuten mit Verhaltensproblemen während der Rosse und damit verbundenen Einschränkungen bei der sportlichen Nutzung des Pferdes, bedenkenlos angewandt werden. Jedoch wird die regelmäßige gynäkologische Kontrolle der Stuten empfohlen, um das Maß der Unterdrückung des Follikelwachstums einschätzen zu können. Ziel ist es, mit der geringsten Dosierung eine Unterdrückung des ovariellen Zyklus zu erreichen. Bei der langfristigen Behandlung von Renn- oder Turnierpferden ist jedoch vorher abzuklären, in wie weit eine solche Behandlung als leistungssteigernd (Doping) angesehen wird. Eine von Hodgson et al. 2005 zu dieser Fragestellung durchgeführte Studie erbrachte jedoch keine Hinweise darauf, dass die Verabreichung von Altrenogest über einen Zeitraum von 8 Wochen eine Zunahme der Körpermasse, eine Verbesserung der Kondition der Tiere bzw. eine Änderung ihres Verhaltens bewirkt. Zuchttauglichkeitsuntersuchung bei der Stute Grundsätzliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Pferdezucht sind - Allgemeingesundheit von Stute und Hengst, augenscheinliche (phänotypische) Erbgesundheit und Geschlechtsgesundheit beider Tiere. Die Allgemeingesundheit der Tiere kann am besten durch eine weitgehend natürliche Haltung, konsequente Pflege und angepasste Fütterung erhalten werden. Hinzu kommen regelmäßige spezielle medizinische Vorsorgemaßnahmen wie Entwurmungen und Impfungen. Eine für die Zucht vorgesehene Stute muss aber nicht nur allgemein gesund, sondern auch zuchttauglich sein. Zuchttauglich ist eine Stute (Klug 2003), wenn sie außer allgemein gesund auch eine normale Fruchtbarkeitsleistung erwarten lässt. Zur Feststellung der Zuchttauglichkeit einer Stute wird diese vom Tierarzt gynäkologisch untersucht. Bei der speziellen gynäkologischen Untersuchung der Stute, die auch Zuchttauglichkeitsuntersuchung genannt wird, handelt es sich um die Begutachtung und Untersuchung der äußeren sowie der inneren Geschlechtsorgane der Stute durch den Tierarzt. Darüber hinaus kann sie weiterführende mikroskopische, bakteriologische und eventuell auch hormonanalytische Untersuchungen umfassen. Ziel der Zuchttauglichkeitsuntersuchung ist es, Kenntnis über die Geschlechtsgesundheit der Stute zu erlangen und (Handler 2005) einzuschätzen, ob sie befähigt ist, eine Leibesfrucht zu konzipieren, auszutragen, zu gebären und zu säugen (Kluge 2003). 9 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Diese Untersuchung steht in jedem Fall vor einer bevorstehenden Belegung an, in der Regel sogar mehrfach, um den optimalen Belegungszeitpunkt zu erkennen. Sie sollte aber auch im Rahmen einer Ankaufsuntersuchung durchgeführt werden. Einigen sich die Parteien bei der Ankaufuntersuchung auf die Zuchttauglichkeitsuntersuchung zu verzichten, sollte dies jedoch bei der Zusicherung der Eigenschaften der Stute schriftlich berücksichtigt werden. Zur Zuchttauglichkeitsuntersuchung gehört auch die Erhebung eines umfassenden Vorberichts. Dabei sind besonders die Aufmerksamkeit und das Wissen des Tierbesitzers bzw. des Tierhalters bzw. Pflegers von großer Wichtigkeit. Dazu gehört nicht nur die Erhebung des aktuellen Reproduktions- und Gesundheits- bzw. Vorbehandlungsstatus sowie des Alters der Stute, sondern auch die Erfassung der Zuchtgeschichte bzw. ihrer Vornutzung. Bei der Erhebung der Zuchtgeschichte interessieren vor allem vorangegangene Trächtigkeiten und Abfohlungen, der Zyklusverlauf, die Anzahl der Belegungen, mögliche Fruchtverluste sowie andere zurückliegende und für die Zuchttauglichkeit relevante Erkrankungen. Anschließend erfolgt eine gründliche Betrachtung des Tieres in Ruhe und in der Bewegung. Da sich Erkrankungen aller Art negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken können, ist es für den Tierarzt wichtig, sich ein Bild vom Allgemeinzustand der Stute zu machen. Gleichzeitig wird das Verhalten der Stute aufmerksam beobachtet und ggf. das Sexualverhalten durch die Anwesenheit eines Hengstes provoziert bzw. stimuliert. Duldet die Stute dabei die Annäherung des Hengstes, hebt sie den Schweif oder hält ihn seitwärts und blitzt sie den Hengst dabei rhythmisch mit ihrer Klitoris an und setzt dabei kleine Mengen von Harn und Schleim ab, sind dies sichere Anzeichen dafür, dass sich die Stute in der Rosse befindet. Jedoch rosst jede Stute individuell, so dass diese Rosseanzeichen nicht immer erkennbar sein müssen (Handler 2005). Stuten, die dagegen ein auffälliges oder abweichendes Sexualverhalten zeigen, sind einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen. In jedem Fall sollte in diesem Zusammenhang der hormonelle Status erfasst und morphologische Merkmale miteinbezogen werden (Klug 2003). Daran schließt sich zunächst eine rektale Untersuchung und dann eine Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken an. Anschließend erfolgt die Untersuchung von Vorhof, Klitoris und Scheide sowie des Gebärmuttermundes mit Hilfe eines Spekulums. Dabei wird zum einen auf Abnormitäten geachtet, zum anderen die Farbe und die Beschaffenheit der Schleimhaut in Hinblick auf den Zyklusstand beurteilt. Je nach dem, aus welchem Grund eine Zuchttauglichkeitsuntersuchung vorgenommen wird, schließt sich jetzt im Falle einer gewünschten Belegung durch einen natürlichen Deckakt die Entnahme der Tupferproben für die bakteriologische Untersuchung an (Handler 2005). Unkompliziert ist die Tupferprobenentnahme während der Rosse, da der Muttermund dann ohnehin geöffnet ist. Durch die Tupferprobenentnahme soll zum einen eine eventuelle Infektion des Hengstes beim Deckakt verhindert werden. Zum anderen soll das Risiko, dass die Stute nach dem Deckakt oder während der Gravidität eine Entzündung der Gebärmutter entwickelt, durch eine vorab durchgeführte Keimbestimmung und eventuelle Behandlung ausgeschlossen werden. Der Nachweis von Taylorella equigenitalis, dem Erreger der meldepflichtigen kontagiösen Pferdemetritis (contagious equine metritis, CEM ), wird hingegen durch eine 10 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Tupferprobenentnahme aus der Klitoris geführt. Den Abschluss einer routinemäßigen Zuchttauglichkeitsuntersuchung bildet die Untersuchung der Milchdrüse, da ihre Funktion eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachzucht darstellt (Handler 2005). Von der Zuchttauglichkeitsuntersuchung deutlich zu unterscheiden ist die Trächtigkeitsuntersuchung. Diese erfolgt heutzutage in der Regel mittels Ultraschalluntersuchung. Damit ist eine bestehende Trächtigkeit bereits ab dem 10. Tag nach der Ovulation möglich. Besamungszeitpunkt und Deckakt Das Intervall zwischen Besamung und Ovulation hat einen entscheidenden Einfluss auf die Fertilität. Der Deckakt oder die Besamung (Frischsperma) bis zu drei Tagen vor der Ovulation ergeben gute Trächtigkeitsraten (Sieme 2005). Besamungen 2,6 Tage vor der Ovulation erzielten die besten Fertilitätsergebnisse (Clement et al. 2000). Bei der Verwendung von Tiefgefriersperma erbrachte die Besamung im Intervall 12 Stunden vor bis 12 Stunden nach der Ovulation die besten Ergebnisse (Sieme 2005). Soll jedoch nur eine Tiefgefrierspermaportion pro Rosse verwendet werden, sollte die Besamung innerhalb von sechs bis acht Stunden nach der Ovulation erfolgen (Sieme 2005). Durch den Einsatz von speziellen Hormonpräparaten kann sowohl der Zeitpunkt der Rosse als auch der Ovulation gesteuert und damit besser vorhersagbar gemacht werden. Mit der Applikation von hCG (humanem Choriongonadotropin) bei einem Follikeldurchmesser von 4 cm wird die Ovulation medikamentell induziert. Die Mehrzahl der Stuten ovuliert innerhalb von 36 Stunden. Beim Einsatz von Frischsamen wird 24 Stunden nach der Injektion besamt. Mit Tiefgefriersperma wird nach 12-stündiger Kontrolle spätestens 36 Stunden nach der hCG-Injektion besamt, sofern die Stute nicht schon vorher ovuliert hat. Vor der Bedeckung oder der Besamung sollte stets eine Zuchttauglichkeitsuntersuchung der Stute einschließlich einer Tupferprobeentnahme durchgeführt werden. Lediglich Stuten in der Fohlenrosse und junge Maidenstuten gelten anamnestisch als unverdächtig. Die Bedeckung der Stute im Natursprung kann entweder auf der Weide stattfinden, wobei es schwierig ist, eine erfolgreiche Bedeckung von mehreren Stuten in einer Herde durch den mitlaufenden Hengst zu gewährleisten. Häufiger wird der Hengst deshalb an der Hand an die Stute herangeführt. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die Stute in der Rosse befindet und paarungswillig ist. Die Paarungsbereitschaft wird mit Hilfe eines Hengstes am besten hinter einer so genannten Probierwand, die Hengst und Personen vor eventuellen Tritten der Stute schützt, abprobiert. Steht, blitzt und schleimt die Stute, werden bei der Stute die notwendigen Vorbereitungen und Sicherheitsmaßnahmen für den Deckakt getroffen. Wichtig sind neben geschultem Personal folgende Maßnahmen: - 11 Fachgerechtes Ausbinden der Stute Bandagieren der Schweifrübe Reinigung der Schamlippen mit trockenem Zellstoff Evtl. Anlegen einer Oberlippenbremse (Stute) (Bader 2005) Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Der Hengst ist durch eine geübte Person, die aus Sicherheitsgründen einen Schutzhelm tragen sollte, mit einer ausreichend langen Führkette an die Stute heranzuführen. Trächtigkeit und Störungen Trächtigkeit Die Trächtigkeit oder Gravidität dauert im Mittel 336 Tage. Jedoch kann die Trächtigkeitsdauer individuell stark zwischen 322-387 Tagen variieren (Hoffmann, Leiser und Schuler 2005). Selbst wenn die Gravidität bis zu 400 Tagen dauert, werden in der Regel normal entwickelte, lebensfähige Fohlen geboren. Es konnte außerdem beobachtet werden, dass Trächtigkeiten mit einem früh im Jahr zu erwartenden Geburtstermin durchschnittlich länger dauern als solche mit einem zu erwartenden Geburtstermin im Frühsommer (Bollwein 2005). Abortierte Frucht nach EHV-1 Infektion (9. Trächtigkeitsmonat), Prof. Thein, 1996 Nach der Ovulation bleibt die Eizelle (Oozyt) maximal 12 Stunden befruchtungsfähig. Erfolgt eine Befruchtung, wandert der sich entwickelnde Embryo 5-6 Tage den Eileiter hinab Richtung Uterus, der zuvor bereits durch Östrogene und Progesteron auf die Einnistung des Embryos vorbereitet wurde. Der Embryo ist spätestens ab dem 9. Tag auf die Ernährung über die Uterinmilch (Embryotrophe) angewiesen, da die Energiereserven des Embryos dann nahezu vollständig verbraucht sind (Bollwein 2005). Der Embryo ist trotz einer Größe von durchschnittlich 1,3 cm nach 14 Tagen im Uterus immer noch frei beweglich. Die Mobilität des Embryos bleibt bis zum 16., in seltenen Fällen auch bis zum 25. Tag erhalten (Bollwein 2005). Die freie Wanderung des Embryos ist die Voraussetzung für die maternale Erkennung der Gravidität etwa am 8 Tag. Folglich unterbleibt die Synthese und die Sekretion von Prostaglandin F2α (PGF2α) in der Gebärmutterschleimhaut und die Rückbildung des zyklischen Gelbkörpers. Ab dem 16. Tag nach der Konzeption entwickelt sich eine eiweißbedingte „Klebrigkeit“, wodurch die Fruchtanlage fixiert wird. Die eigentliche Einnistung (Implantation) erfolgt jedoch erst zwischen dem 36.- und dem 38. Tag der Trächtigkeit (Hoffmann, Leiser und Schuler 2005). Etwa zu diesem Zeitpunkt bilden sich die ersten Hilfsgelbkörper (Corpora lutea auxiliaria) als zusätzliche Progesteronquellen aus. Sie entwickeln sich aus ovulierten oder nicht ovulierten luteinisierten Follikeln, die auch während bestehender Gravidität weiter angebildet werden. Jedoch können Stuten auch ohne die Ausbildung von Hilfsgelbkörpern Fohlen austragen. Progesteron hat während der Trächtigkeit vor allem die Aufgabe der Ruhigstellung der Muskulatur der Gebärmutter (Myometrium), den Verschluss des Gebärmuttermundes und den Erhalt der Trächtigkeit. 12 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Ab dem 120. Tag ist jedoch ein Abfall der Progesteron-Konzentration zu beobachten, da sich Trächtigkeitsgelbkörper sowie Hilfsgelbkörper zurück bilden. In der mittleren bzw. späten Gravidität kann bei der Stute praktisch keine Progesteronkonzentration im Blut mehr nachgewiesen werden. Jedoch setzt bereits zwischen 50. und 80. Tag bei der Stute eine alternative Gestagenproduktion ein. Im weiteren Verlauf der Trächtigkeit übernehmen diese anderen Gestagene die Aufgabe der Ruhigstellung des Myometriums und sichern so den Erhalt der Trächtigkeit. Durch den unmittelbaren Abfall der Gestagenkonzentration, die durch den Fetus hervorgerufen wird, wird schließlich die Geburt eingeleitet. PGF2α und Oxytocin werden freigesetzt und sorgen für das Einsetzen der Wehen (Hoffmann, Leiser und Schuler 2005). Störungen der Trächtigkeit Störungen der Trächtigkeit können sowohl in der embryonalen Phase (Zeitpunkt der Konzeption bis zum Abschluss der Organogenese) als auch in der fetalen Phase (ab dem 40. Tag bis zur Geburt) auftreten. Sie können zum Fruchttod, zu einer Verkürzung oder einer Verlängerung der Trächtigkeit führen. Embryonaler Fruchttod Das Absterben des Embryos vor dem Eintritt in die fetale Phase wird (früh)embryonaler Fruchttod genannt. Bei etwa 8,5 Prozent der Stuten treten trotz einer ungestörten Fruchtbarkeit Fohlenverluste bis Tag 11 der Trächtigkeit auf. Der Schwerpunkt liegt zwischen dem 6. und dem 11. Tag. Embryonalverluste sind aber auch bis Tag 20 nicht selten. Der Konzeptus ist jedoch erstmalig ab Tag 10 sonografisch nachweisbar. Ein Anzeichen für einen embryonalen Fruchttod stellt eine bei wiederholter Untersuchung um mehr als 3 mm kleinere Fruchtblase dar. Weitere Hinweise stellen Flüssigkeitsansammlungen im Uterus dar, die sich außerhalb der Fruchtblase befinden. Auch eine ödematisierte Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) oder eine nicht sphärische Form des Embryos deuten auf einen Fruchttod hin. Außerdem ist der Embryo auch nach Tag 17 in der Regel weiter verschieblich, da die fixierte Einnistung ausbleibt (Bollwein 2005). Zwischen den Tagen 25 und 40 sind das Fehlen des Embryos, der Verlust des Herzschlags, trübe Fruchtwässer (Schneegestöbereffekt im Ultraschall) oder die Abtrennung der Fruchthüllen von der Gebärmutterschleimhaut starke Indizien für einen Fruchttod (Bollwein 2005). Die Ursachen für einen embryonalen Fruchttod können von der Stute ausgehen. Hierbei handelt es sich am häufigsten um Entzündungen, Schädigungen oder degenerative Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose). Weitere Gründe können eine gestörte Eileiterfunktion oder eine Progesteroninsuffizienz sein. Ein weiterer Grund kann ein hohes Alter der Stute und die damit einhergehende verminderte Eizellqualität sein (Bollwein 2005). Die Belegung der Stute in der Fohlenrosse stellt ein weiteres Risiko für einen Fruchttod dar, da sich die Gebärmutter häufig nur ungenügend in der relativ kurzen Zeit seit der Geburt regeneriert hat oder noch eine Besiedlung der Gebärmutter durch pathogene Keime vorliegt. Ob Embryonen auch auf Grund der Laktation der Stute häufiger absterben, ist noch nicht restlos geklärt. Jedoch kann dadurch ein erhöhtes Risiko durch hormonelle Imbalancen oder eine negative Energiebilanz bestehen. 13 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Darüber hinaus wirkt sich jegliche Art mütterlichen Stresses negativ auf den Embryo aus. Hier wären die verursachenden Faktoren in der Umwelt zu suchen. Dabei kann es sich um Belastungssituationen jeglicher Art wie Fütterungsmängel, saisonale oder klimatische Einflüsse, Transporte, Umstallungen oder die Qualität des Spermas handeln. Auch der Belegungszeitpunkt kann hier eine Rolle spielen. Erfolgt die Besamung mehr als 3 Tage vor oder mehr als 12 Stunden nach der Ovulation, erhöht sich die Häufigkeit der embryonalen Mortalität auf Grund der Alterungsprozesse der Keimzellen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit embryonaler Defekte, die wiederum die Embryonalsterblichkeit erhöhen. Andere Ursachen, die vom Embryo ausgehen, sind chromosomale Aberrationen oder genetische Defekte. Dem Fruchttod entgegen zu wirken ist kaum möglich. Lediglich wenn vorberichtlich der Verdacht auf eine sekundäre Progesteroninsuffizienz besteht, kann eine prophylaktische Verabreichung eines synthetischen Progesterons wie Altrenogest einen drohenden Fruchttod evtl. verhindern (Shideler et al. 1982, McKinnon et al. 2000, Bollwein 2005). Fehlgeburt (Abort) Wird die Trächtigkeit beendet, bevor der Fetus außerhalb des Uterus lebensfähig ist, spricht man von einem Abort. Bei Stuten liegt die Abortrate zwischen 5 und 15 Prozent. Obwohl Aborte, meist sporadisch, während der gesamten Trächtigkeit auftreten können, werden auf Grund der Größe der Frucht in der Regel jedoch nur Aborte ab dem 4. Monat wahr genommen. Während akute Aborte meist ohne weitere klinische Symptome ablaufen, kann bei Stuten mit einem chronischen Abortverlauf häufig eine vorzeitige Laktation, Scheidenausfluss oder Störung des Allgemeinbefindens beobachtet werden (Bollwein 2005). Aborte können infektiöse und nicht infektiöse Ursachen haben. Sind die Ursachen infektiöser Natur, ist der Abort nicht zu verhindern, da in der Regel auch die Frucht bereits Schaden genommen hat oder abgestorben ist. Bei nicht infektiösen Ursachen ist es u.U. möglich, den Abort durch die orale Gabe von Altrenogest zu verhindern. Zuvor ist jedoch unbedingt eine transrektale und transabdominale sonografische Untersuchung durchzuführen, um die Situation überhaupt beurteilen zu können. Ist der Gebärmuttermund geschlossen und erscheint die Gesundheit des Fetus nicht wesentlich beeinträchtigt, kann versucht werden, die Trächtigkeit medikamentell aufrechtzuerhalten. Jedoch muss der Zustand des Fetus dann in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden (Bollwein 2005). Als infektiöse Ursachen kommen Viren, Bakterien, Pilze, Hefen oder Parasiten in Betracht. Etwa ein Viertel der Aborte beim Pferd sind infektiöser Natur (Bollwein 2005). Equines Herpesvirus (EHV) Das equine Herpesvirus 1 (EHV1) (Link zu EHV) und bedingt auch EHV4 hat im Zusammenhang mit infektiösen Aborten beim Pferd eine große Bedeutung. Es kann sowohl sporadische Aborte als auch ein epidemiologisches Abortgeschehen verursachen. Die Aborte treten in der Regel zwischen dem 7. und dem 10. Trächtigkeitsmonat auf. Mit der Möglichkeit einer Impfung gegen EHV kann dieser Form des Aborts jedoch in der Regel zuverlässig vorgebeugt werden. Dazu muss allerdings nicht nur die Stute, sondern der gesamte Bestand regelmäßig alle 6 Monate geimpft werden. Equine Virusarteritis (EVA) Bei einer Infektion mit dem equinen Arteritisvirus (EVA) treten Aborte meist sporadisch und 14 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de nicht seuchenhaft auf. Das Virus schädigt die Blutgefäße der Stute. Davon betroffen sind auch die des Uterus. Dadurch kommt es zu einer reduzierten Durchblutung und einer Unterversorgung der Plazenta. Das hat zur Folge, dass die Gestagensynthese in der Plazenta reduziert und der Fetus nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt wird. Dies führt zum Absterben des Fetus und schließlich zum Abort. Charakteristisch ist die spontane Ablösung der autolytischen Plazenta und die nicht vorhandenen makroskopischen Veränderungen am Fetus. Das Virus wird entweder über die Nasenschleimhaut oder durch kontaminiertes Sperma beim Deckakt oder bei der Besamung übertragen. Allerdings sind nur seronegative Pferde für eine Infektion empfänglich. In Deutschland ist ein Impfstoff gegen EVA zugelassen. Bakterielle Aborte Bakteriell bedingte Aborte kommen nahezu ausschließlich sporadisch vor. Sie können in jeder Phase der Trächtigkeit auftreten, kommen jedoch häufig in der frühen oder mittleren Trächtigkeitsphase vor. Teilweise kündigt sich ein Abort vorher durch eitrigen Scheidenausfluss, Fieber, vorzeitiges Aufeutern oder kolikartige Symptome an. Gründe für den bakteriell bedingten Abort sind über den Gebärmutterhals in den Uterus aufsteigende Bakterien, die anschließend entweder eine akute oder eine chronische Entzündung der Plazenta hervorrufen. Nur selten gelangen die Keime, vorwiegend Leptospiren, auf dem Blutweg in die Gebärmutter. Je nach dem, ob es zu einer Infektion des Fetus gekommen ist, weist dieser Blutungen oder Körperhöhlenergüsse auf. Anstelle eines Aborts kann es aber auch zur Geburt eines septikämischen Fohlens kommen. Die verursachenden Keime befinden sich in der Regel in der Umwelt oder im unteren Genitaltrakt der Stute. Es handelt sich um - ß-hämolysierende Streptokokken - Escherichia coli - Pseudomonaden - Klebsiellen - Leptospiren - Staphylokokken - Chlamydien Der Erreger der Beschälseuche (CEM) Taylorella equigenitalis wird nur sehr selten aus abortierten Feten isoliert. Eine tatsächliche Beteiligung dieses Erregers am Abortgeschehen ist noch nicht bewiesen. Besteht der Verdacht auf einen bakteriell bedingten Abort, ist sofort mit einer antibiotischen Behandlung zu beginnen und das Stute muss umgehend isoliert aufgestallt werden. Zusätzlich sollte ein nichtsteroidales Antiphlogistikum (NSAID) gegeben werden. Weiterhin kann durch die Gabe von Gestagenen versucht werden, den drohenden Abort zu verhindert. Der Fetus ist in regelmäßigen Abständen zu untersuchen. Beim Absterben der Frucht sind alle trächtigkeitserhaltenden Maßnahmen einzustellen (Bollwein 2005). Nicht infektiöse Abortursachen Bedeutung als nicht infektiöse Abortursachen haben u.a. nicht diagnostizierte Zwillingsgeburten, Verdrehungen der Nabelschnur, Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, Störungen der Plazentafunktion, schwere Allgemeinerkrankungen, schwere Mangelernährung sowie Stress. Nach Möglichkeit sollte versucht werden, die Ursache des Aborts aufzuklären. Dies gelingt in 15 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de rund 60 Prozent der Fälle. Dazu sollten sowohl die Stute, der Fetus sowie die Plazenta untersucht werden. Beim Fetus ist auf den Entwicklungszustand und auf makroskopisch sichtbare Veränderungen zu achten. Bei der Plazenta ist vor allem auf Anzeichen einer Entzündung (Plazentitis) und auf die Ausbildung bzw. die Veränderung der Verbindungszotten zwischen fetalen und maternalen Eihäuten zu achten. Fetus und Plazenta sollten so schnell wie möglich für eine genauere bakteriologische Untersuchung gekühlt an ein entsprechendes Labor geschickt werden. Eihautwassersucht Die Eihautwassersucht kommt bei der Stute nur selten in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit vor. Durch eine krankhafte Vermehrung der Fruchtwässer bis auf ein Zehnfaches der üblichen Menge innerhalb weniger Tage oder Wochen kommt es zu einer teilweise erheblichen Umfangsvermehrung des Bauches. Das Allgemeinbefinden der Stute ist dabei gestört und das Tier zeigt Atemund Kreislaufbeschwerden. Der Eihautwassersucht liegen vermutlich plazentäre Dysfunktionen oder fetale Missbildungen zu Grunde. Die Therapie besteht in der sofortigen Einleitung des Aborts durch die Verabreichung von Oxytocin als Infusion und der manuellen Weitung des Muttermundes. Diese sollte jedoch nur zusammen mit einer Kreislaufunterstützung erfolgen (Bollwein 2005). Fortpflanzungssteckbrief der Stute Pferde sind saisonal polyöstrische Tiere. Das bedeutet, dass Stuten von Frühjahr bis Herbst mehrfach rossig werden und während jeder Rosse auch ein Eisprung (Ovulation) erfolgt. Im Winter ist bei den meisten Stuten ein Aussetzen des Zyklus zu beobachten, die so genannte Zyklusruhe. In den Übergangsphasen im Herbst und im Frühjahr ist der Zyklus unregelmäßig. Meist dauert die Rosse länger als üblich. Eine Ovulation bleibt meist aus. Stuten werden mit etwa 18 Monaten geschlechtsreif, jedoch je nach Rasse erst mit 24 bzw. 36 Monaten zuchtreif. Mit der Geschlechtsreife beginnt der Sexualzyklus der Stute. Dieser dauert während der Zuchtsaison 21-22 Tage. Die mittlere Rossedauer liegt bei 7 Tagen. Die 16 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Dauer der eigentlichen Rosse (Östrus) kann allerdings sehr variabel sein. Die Ovulation erfolgt bei der Stute etwa 1-2 Tage vor dem Ende des Östrus. Der genaue Zeitpunkt ist jedoch selbst für den Tierarzt mit sonografischen Untersuchungsmethoden schwierig vorhersagbar. Die Bedeckung oder die Besamung mit Frischsperma sollte bis zu drei Tagen vor der Ovulation erfolgen. Bei der Verwendung von Tiefgefriersperma sollte die Besamung sechs bis acht Stunden nach der Ovulation durchgeführt werden. Nach erfolgter Konzeption dauert die Trächtigkeit zwischen 322 und 387 Tagen. Die mittlere Trächtigkeitsdauer beträgt 336 Tage. Stuten, die bereits recht früh im Jahr aufgenommen haben, sind in der Regel einige Tage länger tragend. Geschlechtsreife 18 Monate Zuchtreife > 36 Monate Zyklusdauer 21-22 Tage Mittlere Rossedauer 7 Tage Dauer des Östrus 3-14 Tage Dauer des Diöstrus 14-16 Tage Ovulationszeitpunkt 1-2 Tage vor Ende des Östrus Zeitpunkt der Bedeckung oder Besamung mit bis zu 3 Tage vor der Ovulation Frischsperma Zeitpunkt der Besamung mit 6-8 Stunden nach der Ovulation Tiergefriersperma Ablauf einer physiologischen Geburt und Warnsignale für den Züchter Die Trächtigkeit bei der Stute dauert zwischen 322 und 387 Tagen. Die mittlere Trächtigkeitsdauer beträgt 336 Tage. Stuten, die bereits recht früh im Jahr aufgenommen haben, sind in der Regel einige Tage länger tragend. Der Geburtstermin kann jedoch lediglich anhand von klinischen Befunden und nicht anhand des Deck- oder Besamungsdatums vorhergesagt werden. Die Geburt kündigt sich durch das Einfallen der Beckenbänder, Aufeutern und Austreten von Vorkolostrum (Harztropfen, Zuckerhut), Fältelung der Schamlippen, Veränderung des Bauchumfangs von tonnen- zu birnenförmig und ein Einfallen der Flanken an. Über 90 % der Fohlen werden nachts geboren, wenn Ruhe im Stall herrscht. Etwa zwei Stunden nach der passiven Eröffnungsphase des Muttermundes erfolgt der Fruchtblasensprung. Es schließt sich eine fünf bis zehnminütige Austreibungsphase des Fohlens an, wobei sich die Stute meist hinlegt. Dauert diese länger, sollte der Tierarzt verständigt werden. Geburtsstörungen bei Pferden sind stets Notfälle und erfordern ein umgehendes Handeln. Bis zum Eintreffen des Tierarztes sollte die Stute am Niederlegen 17 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de gehindert und im Schritt geführt werden. Damit kann die Bauchpressentätigkeit gemildert werden. Die häufigsten Ursachen von Geburtsstörungen sind Haltungsanomalien des Fohlens. In der Regel werden Fohlen in der so genannten gestreckten oberen Vorderendlage geboren, d.h. mit den Vordergliedmaßen und dem Maul voran. Die Eihäute werden in der Regel innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt ausgestoßen. Ist die Nachgeburt nach einer Stunde immer noch nicht abgegangen, liegt eine Nachgeburtsverhaltung vor. Der Tierarzt sollte umgehend verständigt werden. Abgegangene Eihäute sollten stets auf Vollständigkeit überprüft werden. Mittlere Trächtigkeitsdauer 336 (322-387) Dauer der Geburt 2-3 Stunden Dauer der Nachgeburtsphase < 60 Minuten Laktationsdauer 6 Monate Einsetzen der Fohlenrosse 5-12 Tage nach der Geburt Fohlencheck Nach der Geburt sollte als erstes die Atmung und die Schleimhäute (rosa oder leicht gräulich) des Fohlens überprüft werden. Nase und Maul sollten von eventuellen Fruchthäuten befreit werden und das Fohlen sollte ggf. durch sanfte Klapse zum Atmen animiert werden. In der Regel beginnt die Stute umgehend nach der Geburt mit dem Trockenlecken des Fohlens. Ansonsten kann es sanft mit frischem Stroh abgerieben werden. Abreiben regt den Kreislauf an. Die Nabelschnur reißt bei Geburten im Liegen in der Regel nicht selbstständig ab. Diese sollte auch nicht durchtrennt werden, solange Stute und Fohlen noch liegen, damit noch möglichst viel Blut aus der Plazenta in den Kreislauf des Fohlens fließen kann. Schließlich reißt die Nabelschnur beim Aufstehen von Stute oder Fohlen. Der Nabelstumpf ist auf Blutungen zu untersuchen und mit einer Jodlösung gründlich zu desinfizieren. Die Desinfektion sollte auf Grund des großen Infektionsrisikos nach einigen Stunden und in den nächsten Tagen wiederholt werden. Der Nabel sollte in den nächsten 14 Tagen einmal täglich auf Anzeichen einer Entzündung (Schwellung, Schmerzhaftigkeit, Feuchtigkeit, Hitze) untersucht werden. Das Fohlen beginnt nach etwa 15-20 Minuten bereits mit seinen ersten Aufstehversuchen. Nach etwa einer Stunde sollte es eine recht gute Standfestigkeit erreicht 18 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de haben und sich intensiver mit der „Milchbar“ beschäftigen. Eine ausreichende und frühzeitige Aufnahme des Kolostrums ist für das Fohlen sehr wichtig, da mütterliche Antikörper nur innerhalb der ersten 24 Stunden über den Darm des Fohlens vollständig aufgenommen werden. Jedoch nimmt die Durchgängigkeit der Darmschranke bereits nach 12 Stunden deutlich ab. Die erste Kolostrumaufnahme sollte etwa 2-3 Stunden nach der Geburt erfolgen. Es sollten mindestens zwei Liter innerhalb von sechs bis maximal 12 Stunden aufgenommen werden. Das Darmpech (Mekonium) sollte etwa 3 Stunden nach der Geburt abgegangen sein. Dies kann durch die Verabreichung eines Klistiers nach der ersten Milchaufnahme unterstützt werden. Auch wenn das Fohlen keine Anzeichen einer Erkrankung oder Anomalien aufweist, ist es ratsam, den Tierarzt 12 bis 24 Stunden nach der Geburt eine Routineuntersuchung von Stute und Fohlen durchführen zu lassen. Dabei kann auch der Immunstatus (Abwehrkörperspiegel) des Fohlens durch einen Schnelltest, den so genannten „Cite-Test“, überprüft werden kann. Erste Aufstehversuche 15-20 Minuten nach der Geburt Erstes Stehen ca. 1 Stunde nach der Geburt Erstes Saugen ca. 2 Stunden nach der Geburt Abgang des Darmpechs 3-24 Stunden nach der Geburt Harnabsatz Innerhalb von 12 Stunden nach der Geburt Körpertemperatur 37,1 - 38,9° C Atmung (1. Stunde) 60-80 pro Minute Puls (1. Stunde) 80-130 pro Minute Häufig gestellte Fragen (FAQ) Warum ist ein hormonelles Management häufig erforderlich? Durch hormonelles Management können in der Regel bestehende Störungen des Sexualzyklus, durch die eine Konzeption verhindert wird, erfolgreich therapiert werden. Entsprechend wird die Konzeptionsrate durch hormonelles Management also deutlich verbessert. Warum ist insbesondere zu Beginn der Zuchtsaison eine Hormonbehandlung erforderlich? Pferde gehören zu den saisonal polyöstrischen Tieren. Die Zuchtsaison beschränkt sich vornehmlich auf die Sommermonate und ist von der Tageslichtdauer abhängig. Im Winter tritt bei Stuten physiologischer Weise eine Zyklusruhe ein. In den Herbst- und Frühlingsmonaten 19 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de besteht dagegen eine so genannte Übergangsperiode, in der der Zyklus unregelmäßig und die Ovaraktivität ungenügend ist. Daher ist der Ovulationszeitpunkt und damit auch der Zeitpunkt der Belegung im Frühjahr besonders schwer vorhersagbar. Durch hormonelles Management kann die Rosse und die Ovulation auch während der Übergangsperioden ausgelöst und terminiert werden. Warum ist die gynäkologische Untersuchung durch den Tierarzt so wichtig? Nur eine gesunde Stute kann ein gesundes Fohlen zur Welt bringen. Ansonsten kommt es entweder während der embryonalen oder der fetalen Phase zu Störungen der Trächtigkeit oder einem Abort. Daher sollte die Stute vor jeder Belegung auf ihre Zuchttauglichkeit untersucht werden. Dazu gehört neben einer kurzen Allgemeinuntersuchung eine intensive gynäkologische Untersuchung, die sowohl eine sonografische und manuelle Untersuchung der Eierstöcke und des Uterus als auch die Entnahme einer Genitalsekretprobe (Tupferprobe) für eine mikrobiologische und bakterielle Untersuchung umfasst. Kann die Trächtigkeitsrate erhöht werden? Ja, die Trächtigkeitsrate kann durch hormonelles Management erhöht werden, da dadurch die Rosse und die Ovulation genau terminiert werden können. Durch hormonelles Management ist es daher möglich, den optimalen Zeitpunkt für die Belegung oder Besamung zu bestimmen, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit einer Konzeption und damit die Trächtigkeitsrate verbessert. Können Rossesymptome bei dauerrossigen Stuten unterdrückt werden? Ja. Durch die Behandlung mit Altrenogest können Rossesymptome auch bei dauerrossigen Stuten erfolgreich unterdrückt werden. Eine Altrenogest-Behandlung ist problemlos auch über einen längeren Zeitraum hinweg möglich. Welche Ursachen/Faktoren sind für den embryonalen Fruchttod verantwortlich? Der embryonale Fruchttod bei Stuten mit ungestörter Fruchtbarkeit findet vor allem zwischen Tag sechs und Tag elf statt und kann sehr viele verschiedene Ursachen haben. Diese sind bei der Stute, beim Embryo oder in der Umwelt zu suchen. Eine mögliche Ursache kann ein Mangel an dem so genannten Trächtigkeitshormon Progesteron sein. Dieser Mangel kann durch die Gabe von Altrenogest behandelt und so ein embryonaler Fruchttod verhindert werden. Welche Erreger sind für einen Abort verantwortlich und wie kann ich vorsorgen? Etwa ein Viertel aller Aborte beim Pferd sind infektiöser Natur, also bedingt durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten. Besonders große Bedeutung kommt dabei dem equinen Herpesvirus vom Typ 1 (EHV1) zu. Das Virus ist vor allem für Aborte im letzten Drittel der Trächtigkeit und für Todgeburten bei Stuten verantwortlich. Jedoch stehen hoch wirksame Impfstoffe zur Verfügung, die die Stute und die Frucht vor einer Infektion mit dem Virus schützen. Um einen sicheren Schutz zu gewährleisten, müssen unbedingt alle Pferde des Bestandes regelmäßig alle sechs Monate geimpft werden. 20 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Literaturliste Aurich, C. Manipulation des Sexualzyklus bei der Stute. In: Christine Aurich (Hers.). Reproduktionsmedizin beim Pferd. Parey Verlag Stuttgart, 2005: 53-70. Bader H. Tierärztliche Zucht- und Gestütsbetreuung. In: Dietz, O. und Huskamp, B. (Hers.). Handbuch Pferdepraxis. Enke Verlag Stuttgart, 2005: 621-629. Bollwein H. 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Das Buch ist sehr aktuell und zur Zeit das Standardwerk im Bereich der Reproduktionsmedizin. Handbuch Pferdepraxis Dietz/ Huskamp Enke Verlag, Stuttgart, 2005 Dieses Buch bündelt das komplette Wissen der modernen Pferdemedizin von renommierten Pferdetierärzten. Hier sind die Erfahrungen zahlreicher Kliniken im In- und Ausland vereinigt. Dieses Nachschlagewerk gibt Ihnen ausführliche Antwort auf alle Fragen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Pferden betreffen. Current Therapy In Equine Reproduction Samper/ Pycock/ McKinnon Elsevier Saunders, 2006 Dieses in englischer Sprache verfasste, umfangreiche Standardwerk zur Fortpflanzung des Pferdes sowie zur Reproduktionsmedizin erscheint voraussichtlich im Januar 2006 und enthält entsprechend aktuelles Fachwissen. 100 Jahre Pferdezucht und Pferdesport in Deutschland Deutsche Reiterliche Vereinigung FN Verlag 2005 22 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de 100 Jahre Pferdesport und Pferdezucht in Deutschland zeichnet ein lebendiges Bild der Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Angereichert mit einer Vielzahl von Fotos, zeitgeschichtlichen Verweisen und Zusammenhängen sowie Interviews, führt das Werk kurzweilig und unterhaltsam durch die Historie. Lexikon Abort Abgang einer nicht lebensfähigen Frucht vor Erreichen der unteren Grenze der physiologischen Tragezeit. Abprobieren Das Heranführen eines Hengstes an eine Stute zum Überprüfen der Paarungsbereitschaft. Abschlagen Die abprobierte Stute schlägt den Hengst ab, da sie nicht paarungswillig ist. Analogon Ein synthetisch hergestellten Stoff, der im Organismus die gleiche Wirkung hat wie ein natürlicher Stoff. Anamnese Vorbericht über ein Krankheitsgeschehen und dessen Begleitumstände. Teil einer systematischen Untersuchung. Anöstrus Fehlen des Sexualzyklus und des Befruchtungsvermögens. Die Ursachen können pathologischer oder physiologischer Natur sein. Antikörper Serumproteine, die aufgrund ihrer elektrophoretischen Eigenschaften zu den GammaGlobulinen (Ig) gezählt werden. Häufig als Immunglobuline bezeichnet. Es gibt fünf Hauptarten: IgG, IgM, IgA, IgD, IgE und speziesspezifische Unterklassen (z.B. IgG1). Sie werden auf einen immunogenen Reiz hin gebildet und reagieren spezifisch mit dem Antigen, das ihre Bildung indiziert hat. Aufeutern Vergrößerung und Ödematisierung des Euters auf Grund der Milchbildung kurz vor der Geburt. Autolyse Selbstverdauung, Selbstauflösung Bestimmte, Eiweiß abbauende Enzyme werden nach dem Zelltod frei. Es folgt ein von Bakterien unabhängiger Proteinabbau. Dieser Vorgang kommt partiell in lebenden Organismen vor, tritt aber auch nach dem Tod, z.B. bei der Fleischreifung auf. CEM (Contagious equine metritis) kontagiöse Pferdemetritis (ansteckende Gebärmutterentzündung) 23 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Chromosomenaberration Veränderung im Aufbau oder in der Zahl der Chromosomen Corpora lutea auxiliaria Hilfsgelbkörper Progesteron synthetisiernde Gelbkörper, die jedoch nicht aus dem ovulierten Follikel hervorgegangenen sind. Corpus luteum Gelbkörper Bildet sich periodisch im Verlauf des Sexualzyklus aus dem ovulierten Follikel (Graaf’scher Follikel) und synthetisiert Progesteron. Diöstrus Interöstrus Zeitraum während zwei Östrusphasen, in der keine äußeren und inneren Brunstsymptome erkennbar sind. EHV Equines Herpesvirus (Alphaherpesvirinae). Die Subtypen EHV 1-4 rufen beim Pferd verschiedene Erkrankungen hervor. EHV1: Aborte, neurologische Erkrankungen EHV2: Horn- und Bindehautentzündungen EHV3: Deckexanthem EHV4: Erkrankungen der oberen Atemwege (Rhinopneumonitisvirus) Embryotrophe Uterinmilch Dabei handelt es sich um die über die Plazenta aufgenommenen Nährstoffe. Endogen Im Körper entstehend Endometriose Degenerative Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, die sich negativ auf die Fertilität auswirken. Endometrium Schleimhaut des Uterus (Gebärmutter) Epidemiologie Wissenschaftszweig, der sich mit der Verbreitung von Krankheiten, meist Infektionskrankheiten, befasst. Hierbei wird besonders die Verteilung und die Häufigkeit der Erkrankung, die ätiologischen Faktoren, die Pathogenese und die Übertragungswege berücksichtigt. Erhaltungsbedarf Energetischer bzw. stofflicher Bedarf, bei dem sich das Erhaltungsgleichgewicht einstellt. 24 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de EVA Equine Virusarteritis Durch das equine Arteritisvirus hervorgerufene akute fieberhafte Allgemeinerkrankung bei Pferden, die bei Stuten auch einen Abort verursachen kann. Typische klinische Symptome sind Konjunktivitis, Nasenausfluss und generalisierte Gefäßnekrosen. Durch letztere kann es zu Ödemen an den Gliedmaßen, Brust und Unterbauch kommen. Auch Störungen des Magen-Darm-Traktes sind häufig zu beobachten. Fertilität Fruchtbarkeit Fetus Frucht Bezeichnung für den sich entwickelnden Keim nach der Anlage der Organe. Fohlenrosse Erste Rosse nach der Geburt, tritt meist innerhalb von 5-12 Tagen auf. Follikel Eiblase, die die Einzelle (Oozyt) enthält. Follikelwelle Wellenförmige Anbildung einer Gruppe von Follikeln im Rahmen des Sexualzyklus. Jedoch entwickelt sich i.d.R. nur einer zum Tertiärfollikel (Graaf’scher Follikel), der letztlich ovuliert. Fortpflanzungsstörung Verlust oder Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit bzw. Minderung der Fortpflanzungsleistung hinsichtlich der Nachkommenzahl und der zeitlichen Folge der Geburten. Als Ursachen kommen endogene als auch exogene Faktoren in Betracht. FSH Follikelstimulierendes Hormon Hypophysäres Gonadotropin, das die Ovarien bzw. die Hoden als Zielorgan hat. Im Ovar stimuliert FSH die Proliferation der Granulosazellen und somit das Follikelwachstum und die Follikelreifung. Im Hoden spielt FSH u.a. eine Rolle für die Spermatogenese. Graaf’scher Follikel Präovulatorischer Tertiärfollikel Die Eiblase ist mit einer proteinreichen Flüssigkeit gefüllt. Die Eizelle ist in den so genannten Eihügel, der leicht in das Follikellumen hervorsteht, eingebettet. Gelbkörper Corpus luteum Bildet sich periodisch im Verlauf des Sexualzyklus aus dem ovulierten Follikel (Graaf’scher Follikel) und synthetisiert Progesteron. Geschlechtsreife Entwicklungszustand eines Tieres, in dem die Geschlechtsorgane voll funktionsfähig sind. 25 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Gestagene Steroidhormone, die u.a. für die Aufrechterhaltung der Trächtigkeit verantwortlich sind. Die stärkste Wirkung unter den natürlichen Gestagenen hat Progesteron. GnRH Gonadotropin releasing Hormon Das Hormon wird im Hypothalamus gebildet und pulsatorisch freigesetzt. Es bewirkt die Freisetzung der hypophysären Gonadotropine LH und FSH sowie die Proliferation der gonadotropen Zellen. Gynäkologie Frauenheilkunde Abgeleitet von gyne=Frau. In der Veterinärmedizin wird der Begriff Sinnbildlich für Weibchen, weiblich benutzt. hCG Human chorionic gonadotropin Schwangerschaftshormon der Frau und verschiedener Primaten, das die Umbildung des zyklischen Gelbkörpers zum Schwangerschaftsgelbkörper bewirkt. Es hat außerdem eine vergleichbare biologische Wirkung wie LH, die jedoch länger anhält, weshalb es bei verschiedenen Indikationen im Bereich der Fruchtbarkeit eingesetzt wird. Indikation Grund für die Durchführung gezielter diagnostischer, therapeutischer und prophylaktischer Maßnahmen und Verfahren bei einer Erkrankung. Infektion Eindringen, Haften und Vermehren eines infektiösen Agens in einen Wirtsorganismus unter Auslösung einer Reaktion. Insuffizienz Störung, Schwäche, unzureichende Leistung Klitoris Kitzler Homologon der Glans penis der männlichen Tiere, allerdings enthält die Klitoris nur bei der Stute erektiles Gewebe. Lage: kaudal im Vestibulum. Klystier Darmausspülung, Darmeinlauf, Darminfusion Das Ziel ist die Entleerung und/oder die Reinigung des Enddarms. kontaminiert verunreinigt Konzeption Befruchtung 26 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Konzeptus Das Ergebnis der Befruchtung Konzeptionsrate Befruchtungsrate Laktation Milchproduktion Umfasst die Milchsynthese und –sekretion in der Milchdrüse von Säugetieren. LH Luteinisierendes Hormon Hypophysäres Gonadotropin, das gemeinsam mit FSH zur Follikelreifung beiträgt. Es ist unverzichtbar für die Ovulation. Nach der Ovulation ist es für die Bildung und die Erhaltung des Gelbkörpers verantwortlich. Lutealphase Gelbkörperphase während des Sexualzyklus luteinisiert Mit Luteinzellen ausgekleidet Luteolyse Auflösung des Gelbkörpers maternal Mütterlich, zur Mutter gehörend Morphologie Wissenschaft vom Bau und von der Gestalt der Tiere und ihrer Organe. Mortalität Sterblichkeit Myometrium Muskulatur der Gebärmutter (Tunica muscularis uteri); Aufgebaut aus dem inneren starken Stratum circulare und einem dünneren, der Serosamuskulatur zugeordneten äußeren Stratum longitudinale. Das Stratum vasculosum breitet sich, als eine tierartlich und regional unterschiedlich stark entfaltete Gefäßschicht, zwischen den beiden Muskelschichten aus. Nachgeburt Umfasst Teile der Plazenta fetalis (Mutterkuchen) mit den Eihüllen und dem Rest des Nabelstranges. Bei manchen Arten gehören auch abgestoßene Anteile des Endometriums dazu. Die Nachgeburt wird innerhalb einer für die Tierarzt spezifischen Zeitspanne nach der Geburt durch Kontraktion der Uterusmuskulatur vom Endometrium getrennt und ausgestoßen. 27 www.intervet.de Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ NSAID Nicht-steroidale Antiphlogistika Die nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAID) sind Entzündungshemmer (Antiphlogistika). Sie beeinflussen die Bildung und die Freisetzung von Entzündungsmediatoren (Zyklooxygenase, Prostaglandinsynthese), ohne eine Immunsuppression zu verursachen. Ödem 1. Gewebsschwellung, hervorgerufen durch die Einlagerung von Wasser in das Gewebe bei erhöhtem hydrostatischem Druck (Stauungsödem) oder erniedrigtem onkotischen Druck. 2. Zellödem durch vermehrte Wasseraufnahme nach Membranschäden. oral Zum Munde (zur Mundhöhle) gehörig, mündlich, durch den Mund, vom Mund her, zum Mund hin. Organogenese Abschnitt der Ontogenese (Individualentwicklung), der durch die weitere Differenzierung und Herausbildung der Organe und Körperteile gekennzeichnet ist. Hierbei unterscheidet man die Morphogenese und die Histogenese. Östradiol-17ß Zur Gruppe der Östrogene gehörendes Hormon, das u.a. zur Behandlung von Fruchtbarkeitsstörungen angewendet wird. Östradiol-17ß ist das am stärksten wirksame natürliche Östrogen. Es entsteht unter der Einwirkung von FSH in den Granulosazellen des reifenden Ovarialfollikels aus Testosteron. Östrus Brunst In regelmäßigen Intervallen seit dem Eintritt in die Pubertät auftretende Paarungsbereitschaft bei weiblichen Individuen. Sie steht in der Regel in zeitlichem und funktionellem Zusammenhang mit der Ovulation. Ausgelöst wird die Brunst durch einen ansteigenden Östrogenspiegel. Ovar Weibliche Keimdrüse Ovulation Eisprung Freisetzung der befruchtungsfähigen (Graaf''scher Follikel). Eizelle aus dem ausgereiften Tertiärfollikel Oxytocin In den Neuronen des vorderen Hypothalamus gebildetes Hormon. Der primäre Wirkungsort des Oxytocins ist die Milchdrüse, wo es die Milchejektion bedingt. Außerdem verstärkt es die spontane Kontraktilität des unter Östrogeneinfluss stehenden Myometriums. Die Freisetzung von Oxytocin wird zum einen durch die taktile Reizung sensibler Nervenendigungen in der Mamma (Zitzenspitzen) hervorgerufen. Zum anderen wird die Ausschüttung durch die mechanische Reizung des weiblichen Genitaltraktes während der Geburt (Austreibungsphase) bewirkt. 28 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de p.p. post partum Nach der Geburt pathogen krankmachend Eigenschaft, eine Krankheit hervorzurufen persistierend Feststehend, fortdauernd, verharrend, unverändert bleibend, stehen bleibend. Phänotyp Erscheinungsbild, Erscheinungstyp Plazenta Selektive permeable Barriere zwischen fetalem und maternalem Kreislauf, Stoffaustauschorganen sowie zwischen Mutter und Frucht. Die Plazenta verhindert in Abhängigkeit von der Art der Plazentation den Übertritt von Makromolekülen. Die Plazenta setzt sich aus einem fetalen Anteil mit Zotten (Chorionzotten) und dem maternalen Endometrium zusammen. Plazentitis Entzündung der Plazenta. Polyöstrisch Im Laufe eines Jahres in regelmäßigen Abständen auftretender Brunst- bzw. Sexualzyklus. Progesteron Gelbkörperhormon Steroidhormon, das vom Corpus luteum und während der Gravidität von der Plazenta sezerniert wird. Es zeigt ausschließlich gestagene Wirkung ohne östrogene oder androgene Nebenwirkungen. Es trägt über verschiedene Mechanismen zum Erhalt der Schwangerschaft bei. Prostaglandine Fettsäuren aus der Gruppe der Eicosanoide. Pubertät Eintritt der Geschlechtsreife. rektal Das Rektum (Mastdarm) betreffend. restriktiv Beschränkend, einengend, zurückhaltend Rossefollikel Graaf’scher Follikel 29 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de Rossesymptome In der Rosse sind bei Stuten i.d.R. typische innere und äußere Rossemerkmale zu beobachten. Innere: Schlaffe Zervix, 1-2 fingerbreit geöffnet, Vaginalschleimhaut ist feucht und rosarot, es findet sich vermehrter, weniger visköser Zervikalschleim. Auf einem der Ovarien befindet sich ein Rossefollikel. Äußere: Die Stute duldet einen Hengst in ihrer Nähe bzw. drängt sie sogar in seine Nähe. In Gegenwart eines Hengstes blitzt sie mit der Klitoris und sondert mit Harn vermengten Schleim in kleinen Mengen ab. Septikämie Blutvergiftung Schwere Allgemeinerkrankung durch konstante oder periodische Anwesenheit von Mikroorganismen (Bakterien, Toxine, Viren) im Blut. Häufig ausgehend von einem SepsisHerd. Unbehandelt führt sie in der Regel zum Exitus. Mögliche Symptome: Fieber, Tachykardie, Leukozytose mit Linksverschiebung, erhöhte Blutsenkungsreaktion und Gerinnungsstörungen. Pathologisch-anatomische Anzeichen: Gewebeblutungen, Schwellung von Milz, Lymphknoten, Leber, Niere und Herz. seronegativ Kurzbezeichnung auf Befunden für den negativen Ausfall einer serologischen Reaktion. Sexualzyklus Als Sexualzyklus auch Brunstzyklus werden die periodisch wiederkehrenden Veränderungen an den weiblichen Geschlechtsorganen bei Säugetieren bezeichnet. Der Sexualzyklus wird in verschiedene Phasen unterteilt: Proöstrus Östrus Metöstrus Diöstrus sonografisch Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren sichtbar gemachte Strukturen Spekulum Röhren-, trichter- oder spatelförmiges Instrument zur Betrachtung von Organen, Körperhöhlen usw., die mit bloßem Auge nicht oder nicht ausreichend inspiziert werden können. Status präsens Gegenwärtiger Zustand, klinischer Befund. Synchronisation Herstellen von Gleichzeitigkeit Synchronizität Das Wort Synchronizität ist abgeleitet von griechisch synchron, gleichzeitig und bedeutet soviel wie Gleichzeitigkeit. In der Medizin beschreibt es den Grad der Gleichzeitigkeit im Zyklusgeschehen 30 Fokusthema „Erfogreiche Pferdezucht“ www.intervet.de verschiedener Individuen. Trächtigkeitsrate Prozentualer Anteil der nach dem für die Tierart gebräuchlichen Untersuchungsmethoden nachweisbar tragenden Zuchttiere an der Anzahl belegter Tiere. Auswertbar ist ein weibliches Tier dann, wenn das Ergebnis tragend oder nicht tragend bekannt ist. Die Berechnung erfolgt tierartenspezifisch. Tupferprobe Genitalsekretprobe Gewinnung von Sekreten aus dem Genitaltrakt bzw. aus den akzessorischen Geschlechtsdrüsen ohne sekundäre Verunreinigungen für eine mikrobiologische, parasitologische oder serologische Untersuchung. Häufig werden dazu Tupfer verwendet. Ultraschalldiagnostik Nicht invasives bildgebendes Verfahren unter Nutzung von Ultraschall zu diagnostischen Zwecken. Das Bild entsteht durch die Reflexion der Ultraschallwellen an den Grenzflächen zwischen unterschiedlichen Gewebestrukturen und zwischen Gewebe und Luft bzw. Flüssigkeit. Uterus Gebärmutter Implantations- und Entwicklungsort der befruchteten Eizelle. Die Haussäugetiere besitzen einen Uterus bicornis, der das Cavum uteri umgibt. Vaginal Zur Vagina (Scheide) gehörend. Zuchtreife Entwicklungszustand eines Tieres, ab dem es zur Zucht geeignet ist. Die Zuchtreife ist nicht mit der Geschlechtsreife identisch. Zyklusruhe Aussetzen des Sexualzyklus. Bei Tieren häufig artspezifisch saisonal auftretend. 31