Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

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Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
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Thomas Mann
Die Bekenntnisse des Hochstaplers
Felix Krull
Der Memoiren erster Teil
1. Mann, Thomas (1875-1955), “Schriftsteller und
Kritiker. Er war einer der herausragendsten Vertreter der
deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Leben und
Werk standen im beständigen Widerstreit von
künstlerischer Einzelexistenz und sozial engagiertem
Dichtertum.”
• Biographie
Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 als Kind einer
alteingesessenen,
wohlhabenden
Lübecker
Kaufmannsfamilie geboren. Der Vater, Johann Heinrich Mann (1840-1891),
leitete eine Getreidegroßhandlung. Die Mutter Julia (geborene da Silva-Bruhns,
1851-1923) stammt aus einer reichen brasilianischen Familie. Der ältere Bruder
Heinrich Mann, mit dem er zeitweise kein gutes Verhältnis hatte, wurde ebenfalls
ein berühmter Schriftsteller. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie 1894 nach
München, wo Thomas Mann zunächst als Volontär bei einer
Versicherungsgesellschaft tätig war und Vorlesungen an der Technischen
Universität belegte. Nach einem zweijährigen Italienaufenthalt mit seinem Bruder
Heinrich (1896-1898, Rom) wurde er 1898 bis 1899 Mitarbeiter einer satirischen
Zeitschrift. Zu dieser Zeit entstanden auch viele Beziehungen zu Münchener
Künstlern. Außerdem veröffentlichte er seine erste Erzählung (Der kleine Herr
Friedemann, 1898). Der Durchbruch zu einem berühmten Schriftsteller erreichte
er 1901 mit dem Roman Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Dieses Buch
beschreibt den Niedergang einer Familie des Lübecker Großbürgertums. 1903
erschien die Novellensammlung Tristan, darunter die Meistererzählung Tonio
Kröger.
Bedeutsam für Thomas Mann wurde die Heirat mit Katia Pringsheim (18831980), die aus einem wohlhabenden und hoch angesehenen jüdischem Elternhaus
stammte. Die Heirat (1905) ermöglichte Mann den Zugang zu den besten Kreisen
der Stadt. Außerdem verbesserte sich durch die Heirat seine finanzielle Lage,
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wodurch er sich nun ganz dem Schreiben widmen konnte. Neben dem Roman
Königliche Hoheit (1909), der sich mit dem Verhalten der Menschen in
verschiedenen Gesellschaftsschichten beschäftigt, entstanden zahlreiche
Erzählungen, wie Der Tod in Venedig (1912) und die Novellensammlung Das
Wunderkind (1914). Seine begeisterte Reaktion auf den Ausbruch des
1. Weltkrieges, führte zum Streit mit dem politisch gänzlich anders eingestellten
Bruder. Seine Haltung zum Krieg und anderen gesellschaftlichen Fragen
beschrieb Thomas Mann 1918 in den Bekenntnissen eines Unpolitischen. Erst in
der Weimarer Republik, als er engagiert für die Demokratie Partei ergriff, vertrug
er sich wieder mit seinem Bruder. 1929 wurde Thomas Mann mit dem LiteraturNobelpreis ausgezeichnet (vorrangig für Buddenbrooks).
Als der 2. Weltkrieg ausbrach war Mann auf
einer Vortragsreise im Ausland. 1936 wurde
er ausgebürgert. Bis 1938 hielt er sich
vorwiegend in der Schweiz auf, wo er die
Zeitschrift Maß und Wert herausgab. 1938
ging er an die Universität Princeton und lebte
von 1942 bis 1952 im kalifornischen Pacific
Palisades (ab 1944 als amerikanischer
Staatsbürger). In den USA wurde er mit
vielen prominenten Persönlichkeiten, wie z. B. Präsident Franklin D. Roosevelt,
bekannt und nutzte seinen Einfluss zum Wohl deutscher Emigranten. Zu dieser
Zeit versuchte er das Bild Deutschlands als Kulturnation im Bewusstsein der
Weltöffentlichkeit lebendig zu erhalten. Während des Krieges wandte er sich in
Radiosendungen über BBC an seine Landsleute.
Wegen der Verleihung der Goethepreise in Frankfurt am Main und Weimar im
Jahr 1949 fuhr er zum ersten Mal nach Kriegsende wieder nach Deutschland. Er
verbrachte die letzten Lebensjahre in der Schweiz, zunächst in Erlenbach (Kanton
Zürich), später in Kilchberg bei Zürich, wo er am 12. August 1955 starb. Einige
seiner letzten Werke ist der Roman Der Erwählte (1951) und die Erzählung Die
Betrogene (1953) sowie die Endfassung der Bekenntnisse des Hochstaplers
Felix Krull (1954).
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•
Thomas Manns Hauptwerke:
TITEL
JAHR
GATTUNG
Der kleine Herr Friedemann
1898
Erzählung
Buddenbrooks
1901
Roman
Tonio Kröger
1903
Novelle
Königliche Hoheit
1909
Roman
Der Tod in Venedig
1912
Erzählung
Bekenntnisse eines Unpolitischen
1918
Essay
Der Zauberberg
1924
Roman
Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft
1930
Rede
Mario und der Zauberer
1930
Erzählung
Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters
1932
Rede
Die Geschichten Jaakobs
1933
Roman
Der junge Joseph
1934
Roman
Joseph in Ägypten
1936
Roman
Lotte in Weimar
1939
Roman
Joseph der Ernährer
1943
Roman
Doktor Faustus
1947
Roman
Der Erwählte
1951
Roman
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
1954
Roman
• Entstehungszeit des Romans:
Die Entstehung des Romans “Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” zog
sich fast über 50 Jahre hin. Im Jahre 1911 schrieb er an einen Freund, dass er an
den Bekenntnissen eines Hochstaplers schreibt. Zu diesem Zeitpunkt behauptete
er, dass er in einem Jahr fertig sei. Erst im Jahre 1922 veröffentlichte er das erste
Buch, 1937 das zweite und 1954 das letzte Buch. Da Thomas Mann bald darauf
starb, blieb der Roman unvollendet und nur “Der Memoiren erster Teil”.
2. Inhaltsangabe
• Erstes Buch
Zu Beginn des Romans sitzt Felix Krull am Schreibtisch und will zum Ende
seines Lebens eine Autobiographie schreiben. Er beabsichtigt seine Geständnisse
festzuhalten, ist sich aber nicht ganz sicher, ob er, mit seinem Bildungsniveau,
dieser Aufgabe gewachsen ist.
Felix Krull stammt aus einer feinbürgerlichen Familie, die im Rheingau ansässig
ist. Sein Vater, Engelbert Krull, ist Inhaber einer Sektfirma und legt Wert auf eine
gewählte und durchsichtige Ausdrucksweise. Da er allen Frauen sehr zugetan
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war, mußte z.B. ein Fräulein aus Vevey, das Felix und seine Schwester Olympia
betreuen sollte, das Haus der Krulls wieder verlassen. Es hatte sich eine Rivalität
zwischen Mutter Krull und dem Fräulein in Beziehung auf den Vater gebildet.
Dadurch, dass Engelbert Krull’s Großmutter Französin war und er seine Lehrzeit
in Frankreich verbracht hatte, benutzte er häufig Wendungen wie “c’est ça”,
“épatant” oder “parfaitement”. Felix hat einen engen Verbündeten, seinen Paten
Schimmelpreester. Dieser ist ein vielfach geschätzter Künstler der Stadt.
Krull beginnt seine Autobiographie, indem er das Rheingau beschreibt. Er ist
fasziniert von der Natur seiner Heimat. Der junge Felix Krull bewundert oft die
Sektflaschen in der Kellerei seines Vaters, der großen Wert auf das Äußere der
Flaschen legt. Das Etikett der Flaschen war von Schimmelpreester entworfen
worden. Schimmelpreester meint aber, dass dieser “Fusel” so ein Etikett nicht
verdienen würde.
Krulls Neigung und Begabung liegt im Schlafen. Er sagt aber, daß er sich mit
dem Alter dem Schlafen entfremdet hat. Felix Krull lebt gemäß seinem Namen
(Felix = der Glückliche). In seiner Kindheit spielt er gerne Kaiser oder Prinz, weil
er dabei der Überlegene sein kann. Er hat einen Drang sich zu verkleiden und
behauptet von sich sehr phantasiereich zu sein und bedauert alle seine
Klassenkameraden, die diese Begabung nicht haben. Im Anschluß bringt er dem
Leser seine Weltanschauung näher. Er hält alle Dinge und Menschen für wichtig
und versucht durch Schmeicheleien sich der Förderung anderer sicher zu sein.
Nun berichtet Felix Krull, daß sein Vater wegen der Affäre mit dem Fräulein für
mehrere Wochen nach Mainz zieht um ein Junggesellenleben zu führen. Wegen
mancher nächtlicher Orgie ist die Familie Krull in der Stadt nicht sehr gut
akzeptiert. Während eines Aufenthalts in dem Kurort Langenschalbach spielt er
vor großem Publikum Violine, obwohl er das Violinenspielen zuvor nur mit zwei
Stöcken probiert hat. Trotzdem ist man begeistert und er wird in hohe
gesellschaftliche Kreise eingeladen.
Nun kommt Felix Krull auf seinen aus Köln stammenden Paten Schimmelpreester
zu sprechen. Felix steht ihm oft Model, nackt oder verkleidet.
Felix Krull berichtet von einem Erlebnis in der Oper. Er bewundert den
Schauspielers Müller Rosé und seine Fähigkeit Rollen zu spielen. Außerdem
studiert Felix seine Wirkung auf das Publikum.
Felix Krull geht ungern zur Schule und versucht so oft wie möglich der Schule
fernzubleiben. Zu diesem Zweck fälscht er die Unterschrift seines Vater und
schreibt sich selber Entschuldigungen. Außerdem versteht er es den Arzt zu
täuschen, der ihm jedes Mal eine Krankheit bescheinigt.
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Nun beschreibt Felix Krull, wie er sich in seiner Kindheit mit Süßigkeiten
eingedeckt hat. Er hat herausgefunden, daß zu einer bestimmten Uhrzeit niemand
im örtlichen Delikatessengeschäft ist und so stiehlt er immer wieder Schokolade
und andere süße Sachen.
Im nächsten Abschnitt beschreibt er wie er als 16-jähriger mit seinem
Zimmermädchen Genoveva sein erstes Liebeserlebnis hat. Er wehrt sich aber
dagegen ein Lüstling oder ein Weiberheld zu sein.
Das letzte Thema des ersten Buches ist die Verlobung und Heirat von Felix
Schwester Olympia mit dem Seconteleutnant Übel. Außerdem erfährt man, daß
die Sektfirma von Engelbert Krull Konkurs macht. Wegen des Bankrott begeht
der Vater schließlich Selbstmord.
• Zweites Buch
Der Beginn des zweiten Buchs ähnelt dem Beginn des ersten Buches. Der
Erzähler Felix Krull, berichtet, warum er seine Bekenntnisse fortsetzten will.
Die eigentliche Handlung beginnt mit der Beerdigung des Vaters. Trotz des
Selbstmordes übernimmt es der kath. Priester ein kirchliches Begräbnis
durchzuführen. Wegen der Selbsttötung des Vaters distanzieren sich alle Freunde
von der Familie Krull. Obwohl Felix Krull der Sohn eines Bankrotteurs und
Selbstmörders ist, kann er dies durch seine “angenehme Stimme” und seine
“wohltuende persönliche Wirkung” (so geistlicher Rat Chateau), wettmachen.
Der Pate Schimmelpreester schlägt der Familie Krull vor, wie das Leben nach
dem Tod des Vaters weitergehen soll. Die Mutter soll durch eine Pension Geld
verdienen. Die Schwester Olympia soll die Operettenlaufbahn einschlagen. Für
Felix Krull hat er in Paris einen Job im Hotel “St. James and Albany” bekommen,
da er den Direktor Stürzli kennt.
Die Familie zieht nach Frankfurt am Main, wo sie nach einer Wohnung suchen, in
der sich eine Pension betreiben läßt. So mieten sie eine heruntergekommene
Wohnung an, die Felix als ein “trübseliges Domizil” bezeichnet. Außerdem
betrachtet er diesen Zustand als Herausforderung. Die Pension der Mutter
beginnt zu florieren und Krull sieht sich nun in Frankfurts besseren Vierteln um
(Hotel Frankfurter Hof).
Im nächsten Abschnitt berichtet Felix Krull von seiner militärischen Musterung.
Die Männer, die mit ihm auf ihre Tauglichkeit geprüft werden beschreibt er als
fett, dick und hohläugig. Er unterscheidet sich von den anderen durch seine
Kleidung und erfährt dadurch mehr Achtung von den Offizieren. Obgleich er vor
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dem Musterungsarzt betont, dass der vollkommen diensttauglich sei, fängt er an
zu zucken und erzählt von Ereignissen in seinem Leben, die dem Offizier deutlich
machen, dass er an Epilepsie leidet. Dann simuliert er einen epileptischen Anfall,
was zur Folge hat, daß er ausgemustert wird. Felix hat genau das erreicht, was er
wollte.
Die Zeit bis zum Dienstantritt im Pariser Hotel verbringt er mit der Beobachtung
des Lebens in Frankfurt. Er schließt keine Freundschaften, sondern wehrt
Versuche anderer mit Höflichkeit ab.
Dann lernt er Rosza kennen. Sie ist Ungarin und hat - nach Felix - ein
“wunderlich ausländisches Aussehen”. Sie ist eine Prostituierte. Im Laufe des
Abends geht er mit ihr und es kommt zur Liebesnacht. Felix Krull wird Roszas
Zuhälter und beteiligt sich mäßig an ihren Gewinnen.
Da er seine Stellung antreten soll, fährt er im Herbst mit dem Zug nach Paris. An
der Grenzstation müssen alle den Zug zur Zollkontrolle verlassen. Felix Krull
spricht mit den Zöllnern auf französisch (“Bonjour, M. le commissaire”) und sagt,
daß er ein Bewunderer Frankreichs sei (! Alsace-Lorraine). Dadurch wird seine
Zollkontrolle beschleunigt. Von der Dame, die nach ihm kontrolliert wird, stiehlt
er ein Kästchen.
Er kommt im Hotel in Paris an und wird sofort zurechtgewiesen, da er nicht den
Angestellteneingang benutzt hat. Während er sein Bett im Schlafsaal der
Hotelbediensteten bezieht, öffnet er das gestohlene Kästchen und findet darin
Juwelen. Dabei wird er vom krank im Bett liegenden Stanko, einem anderen
Hotelangestellten, beobachtet. Stanko nennt ihm einen Hehler unter der
Bedingung, dass er mit einem Drittel am Erlös beteiligt wird.
Dann muß Krull sich bei Hoteldirektor Stürzli vorstellen und unterhält sich mit
ihm in mehreren Sprachen. Da der Direktor meint, daß Felix Krull kein schöner
Name sei, gibt er ihm den Namen Armand Kroull. Kroull bekommt den Job als
Liftboy.
Nun geht Felix/Armand zum Hehler. Dieser will ihm anfangs nur 200FF geben.
Da Felix aber mit 9000FF gerechnet hat, handelt er den Preis doch noch auf
4400FF herauf. Stanko gibt er dann aber 3000FF und suggeriert ihm, dass er
9000FF erhalten habe. Stanko glaubt ihm das nicht. Dieser glaubt, dass er
höchstens 4000-5000FF für die Juwelen bekommen haben kann. Da Stanko ihn
nicht ausnehmen will, gibt er Kroull 1000FF zurück.
Während Armand Kroull (Felix Krull) als Liftboy arbeitet, lernt er Diane Houplé
(geb. Philibert) kennen. Dies ist die Dame, die er an der Grenze bestohlen hat. Mit
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ihr verbringt er eine Liebesnacht und gesteht ihr anschließend, daß er ihre
Juwelen gestohlen hat. Sie aber sagt, daß der Schmuck nun ihm gehören soll, da
ihr Mann ihr sofort neuen besorgen könne.
• Drittes Buch
Durch weitere Diebstähle im Zimmer der Mme Houplé, gegen die diese nichts
einzuwenden hat, ist Armond Kroull Inhaber eines Kontos bei der Crédit
Lyonnais über 12.350FF. Im Anschluß berichtet er von einem Besuch mit Stanko
im Circus Stoudebecker, wo er “La fille de l’air” gesehen hat, von der er sehr
beeindruckt war. Sie ist eine Hochtrapezartistin. Einmal fragt ihn Stanko, ob er
nicht mit ihm in eine Villa in Neuilly einbrechen würde, was Kroull aber
ausschlägt.
Schließlich überlegt Armand, wie er aus seinem Liftboy-Alltag herauskommen
könnte. An Ostern tritt der Maître d’Hôtel an ihn heran und fragt ihn, ob er nicht
in den Kellnerdienst überwechseln will. Dort reinigt er das Geschirr vor.
Trotzdem ist Kroull der Liebling im Speisesaal und steigt mit der Zeit in der
Hierarchie auf. Nun darf er auch im Speisesaal die Gäste bedienen. Kroull
rechtfertigt seine Hochstapeleien, indem er betont, niemals mit den Gefühlen
anderer gespielt zu haben. Er sagt zum Beispiel, das er Miss Eleanor Twentymans
Liebe nicht ausgenutzt hat. Außerdem erzählt er, das er Nectan Lord Kilmarnocks
Angebot bei ihm Kammerdiener zu werden ausschlägt, obwohl der Lord ihm
anbietet Erbe seines Vermögens zu werden.
Wie Miss Twentyman und Lord Kilmarnock, lernt er auch den Marquis de
Venosta im Speisesaal kennen. Armand Kroull nimmt sich eine Wohnung in der
Nähe des Hotels und legt sich eine gesellschaftliche Garderobe zu.
(Smokinganzug…) Nun beginnt er ein Doppelleben als Kellner im St. James and
Albany und als feiner Mann in den eleganten Hotels der Rue de Rivoli und
Avenue Champs-Élysées.
Als er als elegant gekleideter Herr mal wieder in einem vornehmen Restaurant am
Boulevard St.-Germain diniert, trifft er den Marquis de Venosta. Kroull kommt
mit dem Marquis, der sein Doppelleben akzeptiert, ins Gespräch. Der Marquis ist
zum Leidwesen seiner Eltern immer noch mit Zaza zusammen, die nicht
standesgemäß ist. Aus diesem Grund wollen die Eltern ihn auf eine einjährige
Weltreise schicken.
Der Marquis schlägt vor, daß Kroull an seiner Stelle reist, damit er dann bei Zaza
bleiben kann. Armand Kroull willigt ein und sie bereden die Details, die er wissen
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muß, wenn er in die Person des Marquis de Venosta schlüpft. Er erhält die
Geldmittel des Marquis und überläßt ihm die Bankguthaben bei der Crédit
Lyonnais.
Daraufhin kündigt er den Dienst im Hotel aus familiären Gründen. Er verläßt das
Hotel, obwohl der Direktor ihn nicht gehen lassen will, weil er meint nicht auf
ihn verzichten zu können. Nun trifft er die Vorbereitungen für die Reise nach
Argentinien, die von Lissabon ausgeht. Im Zug nach Lissabon trifft er Prof.
Kuckuck, der Direktor des naturhistorischen Museums in Lissabon ist. Mit ihm
unterhält sich Kroull über Mythologie. Außerdem erfährt er, dass Prof. Kuckuck
eine Tochter mit Namen Zouzou hat.
Nachdem er in Lissabon angekommen ist, hebt er das er Geld vom Konto ab und
schreibt an die Eltern des Marquis de Venosta. Durch Zufall trifft er die Frau von
Prof. Kuckuck und Zouzou in einem Restaurant. Da Zouzou ahnt, dass Kroull
nicht der ist, den er darstellt, versucht sie ihn aus der Reserve zu locken. Ihre
Mutter tut dies aber als Vorwitzigkeit ab. Außerdem kommt es zu einer
Verwechslung der Namen Zaza und Zouzou.
Nachdem er mit Prof. Kuckuck im Museum war, wird er bei der Familie des
Professors zum Essen eingeladen. Dort benimmt sich Zouzou sehr unfreundlich
gegenüber Kroull. Anschließend geht er mit den Kuckucks in Lissabon spazieren.
Nun schreibt er in einem Brief an die Eltern des Marquis de Venosta unter
anderem, daß er dem portugiesischen König vorgestellt werden soll und dass
daher das Schiff ohne ihn nach Argentinien abfährt. Aus diesem Grund muß er
noch sechs Wochen in Lissabon bleiben, um auf das nächste Schiff zu warten.
Danach spielt er wie verabredet mit Zouzou Tennis. Teilweise spielt er
dilettantisch, teilweise aber auch sehr gut. Zouzou glaubt, dass niemand so
schlecht und dann wieder so gut spielen kann. Sie hält ihn für einen Schauspieler.
Prof. Kuckuck stellt es aber so hin, daß er Gentleman ist, um die andere Seite
gewinnen zu lassen.
Bald darauf erhält Krull einen Brief der Eltern des Marquis de Venosta, in dem
sie den Besuch beim Portugiesischen König bestätigen. Freunde haben ihnen von
Marquis de Venostas Anwesenheit am Hof berichtet.
Kroull liebt Zouzou und redet mit ihr über die abstrakte Liebe in geschwollener
Sprache. Sie hält aber nichts von dieser Ausdrucksweise und bezeichnet sie als
“Patatipatata”. Sie fordert ihn erneut auf, die Aktzeichnungen, die er angeblich
von ihr gemacht hat, zu zeigen. In Wirklichkeit sind es Zeichnungen von Zaza,
die er mit Zouzous Kopf versehen hat. Deshalb verabredet er sich mit ihr, um sie
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einmal alleine zu sehen. Diese Verabredung aber schiebt er immer weiter vor sich
hin. Nachdem er beim Stierkampf war, beschließt er jedoch ihr die Zeichnungen
zu zeigen. Er tut so, als ob er in Hotel fahren würde, geht aber zum Haus der
Kuckucks zurück, wo er Zouzou heimlich im Garten trifft. Er zeigt ihr die Bilder,
die sie dann zerreißt. Sie sagt, daß sie ihn liebe und sie küssen sich. Plötzlich
aber steht Zouzous Mutter vor ihnen und macht Krull Vorwürfe. Sie macht ihm
deutlich, dass er doch besser sie nehmen solle.
3. Gestalltungsbesonderheiten
Der Roman “Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” von Thomas Mann
hat einen distanzlosen Ich-Erzähler. Dieser Erzähler berichtet über seine Kindheit,
seine Zeit als Heranwachsender und als Erwachsener.
Die Handlung des Romans ist sehr wirklichkeitsnah. Sie wird weder lächerlich
gemacht, noch beschönigt, noch wird sie negativ dargestellt. Eine solche
Handlung könnte tagtäglich ablaufen und ist somit sehr realistisch.
Anfangs beschreibt Felix Krull in seinen Memoiren seine Kindheit und Jugend
sehr gerafft. Zum Ende des dritten Buchs hin wird es immer zeitdeckender. Der
Autor sieht alle Handlungen des Romans aus der Perspektive seiner Hauptperson
Felix Krull heraus, wodurch der Roman durch Felix Charakter geprägt wird.
Der Anfang des Buches ist ein Prolog, in dem sich Felix Krull zu seinen
Absichten seine Memoiren weiter zu schreiben, äußert.
Der Roman besteht aus einzelnen Episoden, die für das Leben der Hauptfigur
bedeutsam sind.
Die Figuren des Romans sind meistens runde Charaktere, so zu Beispiel Felix.
Für ihn ist das ganze Leben ein Theater, er spielt immer die Rolle, welche die
Gesellschaft, zu der er Kontakt finden will, in ihm akzeptiert
Da Olympia, Felix Schwester, zur Operettenschauspielerin wird, kann man
behaupten, daß das Schauspielen, was Felix auch bei Müller Rosé bewundert hat,
in der Familie Krull liegt. Statt diese Begabung für den Beruf des Schauspielers
zu nutzen, nutzt er sie für sein ganzes Leben.
An Hand des ersten Buches läßt sich erkennen, das der Autor besonderen Wert
auf die Gestaltung der Handlung gelegt hat.
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Die Handlung des ersten Buches ist symmetrisch angeordnet:
1. Familie Krull
2. Ich-Verwandlung (Träumerei)
3. Voilinspiel (Betrug)
4. Modelstehen (Simulation)
5. Müller Rosé
6. Schulkrankheit (Simulation)
7. Diebstahl (Betrug)
8. Liebesnacht (Träumerei)
9. Konkurs des Vaters
Es ist auffällig, daß viele Namen Dopplungen sind. So z.B. Loulou (so wird
Marquis de Venosta von seinen Eltern genannt), Zouzou, Zaza und Kuckuck.
4. Bewertung
Meiner Meinung nach sind “Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” von
Thomas Mann sehr interessant. Jedoch ist dem Autor das dritte Buch nicht so gut
gelungen, da die Handlung und die Gedanken des Erzählers dort sehr verworren
und undurchsichtig werden. Auch sind manche Stellen recht langatmig, so z.B.
die Diskussion mit Prof. Kuckuck über Mythologie.
5. Quellen:
• Microsoft Encarta Plus 99
• Werner Fritzen: Thomas Mann, Felix Krull - Oldenburg
• Thomas Mann Homepage der Universität Zürich
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