In der belgischen Provinz Limburg trifft der Radler auf

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In der belgischen Provinz Limburg trifft der Radler auf
LIMBURG
MAAS-VOLL
In der belgischen Provinz Limburg trifft der Radler auf
malerische Städtchen und romantische Park- und Naturlandschaften, die durch ein perfekt ausgeschildertes
Radrouten-Netz miteinander verbunden sind.
Schloss am Wegesrand: das imposante Backsteinbauwerk
von Chateau La Motte bei Sint Truiden.
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Der „Knooppunt“ ist eine nummerierte Kreuzung. Man merkt sich einfach bestimmte
Zahlen und gelangt damit leicht ans Ziel.
SYLVIA LISCHER ❘ text
Perfekte Streckenführung: Die Wegweisung ist für jedermann verständlich.
Idyllische Ecke mit Kopfsteinpflaster im
Städtchen Sint Truiden (oben).
120 TREKKINGBIKE 2/2009
GERHARD EISENSCHINK ❘ fotos
Hinter Maasmechelen-Leut taucht der Radweg unter
das Blätterdach einer steinalten Eichenallee. Ein mondänes Schloss hier, eine noble Parkanlage dort – der
Weg durch die belgische Provinz Limburg ist kinderleicht zu finden. Geradelt wird von „Knooppunt“ zu
„Knooppunt“ – von Knotenpunkt zu Knotenpunkt.
Ein „Knooppunt“ ist eine nummerierte Kreuzung von
Fahrradrouten. Wer von Ort zu Ort gelangen will,
merkt sich einfach eine bestimmte Zahlenkombination, zum Beispiel: 50, 49, 46, 26 – und erreicht von
Kreuzung zu Kreuzung sein Ziel. Da so das Kartenlesen entfällt, kann ich entspannt durch die meist flache
Landschaft radeln. Knorrige Linden und Weiden
stehen mächtig da. Manche sind mit Efeu umrankt
und sehen aus wie verwunschene Kobolde. Der Wind
streicht über die Felder. Am Wegesrand wogen Wildblumen und –kräuter.
Am Knotenpunkt 50 mündet die „Eddy-Merckx-Route“ in den Radweg. Dann taucht die Maas auf und die
Radfähre zum Knotenpunkt 27 in den Niederlanden.
Wenn ich wollte, könnte ich den Fährmann mittels
Glocke vom gegenüberliegenden Maasufer herbeiläuten. Doch ich bleibe in Belgien und folge dem blauen
Schild mit weißer Aufschrift „U nadert Knooppunt
49“ (Sie nähern sich Knotenpunkt 49) zum Naturzentrum De Wissen bei Dilsen-Stokkem.
Das Erste, was vom Naturzentrum sichtbar wird,
sind die schilfgesäumten Altwasser der Maas, auf
denen Schwäne schaukeln und „Flüsterboote“ mit
geräuscharmen Elektromotoren ihre Kreise ziehen.
Ein Graureiher steht im Wasser. Irgendwo singt ein
Zaunkönig. In der Radfahrer-Infostelle des Naturzentrums kaufe ich mir einen „Knooppuntenwegwijzer“
– eine Knotenpunkt-Übersichtskarte – auf dem alle
Knotenpunkte Limburgs verzeichnet sind. Zusätzlich miete ich einen digitalen „Verhalenfluisteraar“
Schmuckes Schloss mit Freizeitpark: Kasteel Bokrijk.
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Mystisch: die alte Allee bei der Abtei Herkenrode.
Der Tipp
122im Landgasthaus: Limburgische Pfannkuchen.
Schöne Landpartie von Tongeren nach Sint Truiden.
Meister der belgischen Praline:
Chocolatier Jan van Campfort. (oben)
Innovativ: mit dem „sprechenden Navigationsgerät“ auf Fahrradtour.
Fahrradcafés bieten alles Wichtige für Radler,
vom Reparaturset über Waschräume bis hin
zu Infos über Reisewetter und Werkstätten.
(Geschichtenflüsterer), der mich mittels GPS, Audiound Videoführer auf der 55 Kilometer langen RadRundtour „Flüsternde Perlen des Maaslandes“ durch
ein spannendes Stück Limburg begleiten wird.
Ich befestige das Gerät am Lenker, setze die Kopfhörer auf, starte – und bin angenehm überrascht, als
mich der „Verhalenfluisteraar“ begrüßt: „Herzlich willkommen! Lassen Sie sich vom Geschichtenflüsterer in
die Welt des Maaslandes mitreißen!“
Hinter Knotenpunkt 49 führt der Radweg an der
Maas entlang. Der „Verhalenfluisteraar“ beginnt
zu erzählen: über die von Niederschlägen in den
Ardennen gespeiste Maas, die bis ins 19. Jahrhundert
verheerende Überschwemmungen verursachte. Der
mitunter auf das Dreihundertfache angeschwollene
Fluss mäandrierte stark, sodass es vorkam, dass ein
Dorf vor einer Überschwemmung in den Niederlanden und danach in Belgien lag. In den letzten tausend Jahren hat sich das Flussbett fast drei Kilometer
Richtung Osten verlagert. „Belgien“, triumphiert
mein Geschichtenflüsterer, „wird immer größer.“
Auf dem Weg zu Knotenpunkt 46 geht es rhythmisch
voran. Der „Verhalenfluisteraar“ spielt mir „Bicycle!“
von Queen vor – und zwar den kompletten Song,
wohl um die lauten Lastwagen eines nahen Kieswerkes zu übertönen. Am Knotenpunkt 46 steht eine
Übersichtskarte mit eingezeichneten Werkstätten und
Fahrradcafés. Rechter Hand liegt eine Fähre, mit der
man Knotenpunkt 19 in den Niederlanden erreichen
kann. Sobald ich mich dieser nähere, beginnt mein
Souffleur, der sich nur auf seiner Route in Belgien
auskennt, lautstark zu protestieren.
Ich folge der Beschilderung nach Masseik und stoppe dort im Fahrradcafé „De Beurs“ am Marktplatz.
„Fahrradcafés“ – so habe ich auf meiner Perlen-desMaaslandes-Tour gelernt – heißen oft „De Blauwe
Bok“ oder „De Jachthoorn“ und bieten alle Unterstellplätze für 20 Räder, Erste-Hilfe-Koffer, Fahrradreparatursets, Infos über das Wetter und die nächste
Fahrradreparaturwerkstatt sowie Sanitärräume mit
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Stille Flusspartie: der Maas entlang zwischen Dilsen und Maaseich.
Der „Verhalenfluisteraar“, ein audiovisuelles GPS-Gerät, erzählt auch
interessante Geschichten zur Region und warnt vor Gefahrenstellen.
Waschbecken. Ich kann dort die Kette ölen, Reifen
aufpumpen oder einfach nur entspannen und Kaffee
„met opgeklopte melk“ trinken.
Vertieft in die idyllische Landschaft radle ich von
Knotenpunkt 25 zu Knotenpunkt 27. Der Verhalenfluisteraar erzählt eine von Kirchenchorälen begleitete Geschichte, hält plötzlich inne – und warnt mit
erhobener Stimme: „Achtung Radfahrer! Wir nähern
uns einer gefährlichen Kreuzung!“ Folgsam halte ich
an, sehe nach links und nach rechts: kein Auto, kein
Rennradlerpulk, also weiter.
Am späten Nachmittag bin ich wieder am Naturzentrum De Wissen und gebe meinen Verhalenfluisteraar
zurück. Für die weitere Tour über Genk, Hasselt, SintTruiden und Tongeren zurück an die Maas gibt es leider kein plapperndes GPS-Gerät. Also breche ich nur
mit meiner Knotenpunkt-Übersichtskarte ausgerüstet
auf. Frachtschiffe auf dem Albertkanal, Wildgänse
und -enten im Naturschutzgebiet „De Wijers“, schicke
Kneipen und Straßencafés in der Hauptstadt der
Provinz Limburg, Hasselt. Entspannt genieße ich die
landschaftlichen und kulturellen Kontraste.
In Sint-Truiden verführt der Blick auf die Schaufensterauslagen von Leonidas in der Stapelstraat. Die
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berühmten belgischen Pralinen gibt es dort! Sie liegen
auf Silbertabletts wie Kronjuwelen. Ich kaufe mir ein
Tütchen „Irrésistibles“ – die Unwiderstehlichen – und
kurble weiter zu Chocolatier Neuhaus in der Luikerstraat. Nur die Aussicht auf die hübschen Schlösser
und Parklandschaften gen Osten kann mich aus
meinem Schokoladenrausch reißen. Und die Vorfreude auf die älteste Stadt Belgiens: Tongeren.
Es ist Sonntagvormittag und wegen Menschenmassen von Tongeren leider nicht viel zu sehen. Es findet
der größte Antikmarkt der Benelux-Staaten statt.
Sonntag für Sonntag breiten sich rund 350 Aussteller entlang der mittelalterlichen Stadtmauer, in den
Gassen und Hinterhöfen aus. Ich schiebe das Rad
an alten Nähmaschinen vorbei, spicke in Hallen und
Säle, angefüllt mit Büchern, Schmuck und Teppichen.
Kaum ein Durchkommen. Mir ist der Trubel zu viel
und ich radle weiter in Richtung Osten zu den barocken Gärten von Schloss Alden-Biesen. Danach wieder die Flusslandschaft der Maas, der ich eine Weile
nach Süden folge. Mal trifft der Blick auf ein verwunschenes Schloss, mal auf ein großes Fort. Hinter jeder
Ecke wartet eine spannende Story, die sich auch ohne
digitalen Geschichtenflüsterer gut erfahren lässt.
INFOS: LIMBURG
CHARAKTER
Der Radler findet in der belgischen Provinz Limburg attraktive
kleine Städte und eine idyllische Landschaft. Ein perfekt ausgeschildertes Knotenpunkt-System sorgt für leichte Orientierung. Knotenpunkte, d. h. durch Zahlen markierte Kreuzungen
von Fahrradrouten, finden sich auf blauen Schildern entlang
sämtlicher Touren in Limburg, insgesamt fast 2000 km Radrouten. Mehr als 200 zusätzliche Übersichtstafeln sorgen für
Orientierung. Eine zugehörige Fahrradkarte (Maßstab 1:65.000)
verzeichnet alle Knotenpunkte und die Entfernungen dazwischen. Mittels Knotenpunktsystem und Karte kann man sich
die Routen zusammenstellen. Fahrradcafés enroute bieten Rat
und Tat, z. T. auch Fahrrad-Reparatursets, Erste-Hilfe-Koffer,
leichte Regenbekleidung.
TOURTIPPS: Die 55 km lange Rad-Rundtour „Flüsternde Perlen
des Maaslandes“ führt mittels GPS, Audio- und Videoführer
durch ein spannendes Stück Limburg. Das „Geschichtenerzähler“ genannte PDA-Gerät (6 Euro Gebühr inklusive Kopfhörer)
informiert an bestimmten Knotenpunkten über Geschichte,
Sehenswürdigkeiten, Anekdoten, zurückgelegte Strecke und
Geschwindigkeit. Start und Ziel ist die Empfangs- und Servicedienststelle für Radfahrer (FOS) im Naturzentrum De Wissen in
Dilsen-Stokkem (Tel. 0032-89-752171, www.dewissen.be)
ANREISE
Mit der Bahn beispielsweise nach Maastricht (NL), das mit dem
Limburger Fahrradnetz verbunden ist. Infos unter www.bahn.de
Mit dem Auto von Westen kommend z. B. über Köln, Düren und
Aachen nach Maastricht, von dort über die Maas nach Limburg.
Alternativ fährt man von Aachen in Richtung Liège und weiter
nach Tongeren oder Sint-Truiden. Von Süden erreicht man Liège
über Steinebrück, St. Vith und Verviers.
AUSKUNFT
Toerisme Limburg, Willekensmolenstraat 140, B-3500 Hasselt,
Tel. 0032-11/237450, Fax 0032-11/237466, E-Mail: [email protected], www.toerismelimburg.be oder www.radflandern.
com/limburg. In Deutschland wendet man sich an den Tourismus
Flandern-Brüssel, Tel. 0221/2709770, E-Mail: [email protected]
An der holländisch-belgischen Grenze.
UNTERKUNFT
Bettler mit vier Beinen: putzige Ponys
am Wegesrand. (oben)
Gästezimmer Campola, Koninksemstraat 186, B-3700 Tongeren (Ortsteil Koninksem), Tel./Fax 0032-12-233665, E-Mail:
[email protected], http://users.skynet.be/campola.
traiteur/
Der Chef des familiären Hauses ist Chocolatier und kredenzt
leckere Nachspeisen.
Ebenfalls familiäre Atmosphäre herrscht im B & B Basil (bed &
breakfast), St. Pietersstraat 75, B-3630 Leut-Maasmechelen,
Tel. 0032-474/261458, Fax 0032-89/249172, E-Mail: sara@
hotelbasil.be, www.hotelbasil.be
Abgelegen, idyllisch, familiär: Abeljano b&b, Smetstraat 36,
B-3501 Hasselt (Ortsteil Wimmertingen), Tel. 0032-11/261726,
Fax 0032-11/656028, E-Mail: agnes@bedandbreakfasthasselt.
com, www.bedandbreakfasthasselt.com
Für viele Limburgs schönstes Schloss:
Alden Biesen. (oben links)
LITERATUR / KARTEN
„Radatlas Limburg“, Verlag Esterbauer, mit Routenbeschreibungen und Detailkarten im Maßstab 1:75.000, 12,90 Euro.
Ergänzend zum Knotenpunktsystem empfiehlt sich die Fahrradkarte „Fietsroutennetwerk Limburg“, Maßstab 1:65.000,
für 7,50 Euro beim Toerisme Limburg (Adresse siehe oben). Das
zugehörige „Rad-Infobüchlein“ mit praktischen Tipps gibt es
kostenlos.
INTERNET
www.dewissen.be (Naturzentrum mit Flüsterboot-Verleih)
www.tongeren.be (größter Antikmarkt der Benelux-Staaten)
www.bokrijk.be (tolle Park- und Freizeitanlage)
www.fort-eben-emael.be (gigantisches Fort)
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© Foto: Daniel Simon
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