Jubiläumszeitung

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Jubiläumszeitung
DEUTSCHE
GESELLSCHAFT FÜR
ZERSTÖRUNGSFREIE
PRÜFUNG E.V.
Jubiläumszeitung
Mit ZfP in die Zukunft
Sommer
2008 |
75 Jahre DGZfP
75 Jahre DGZfP – Grußwort
von Dr.-Ing. Matthias Purschke, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
Liebe Mitglieder und Freunde der DGZfP,
in den letzten Monaten haben wir das 75-jährige Jubiläum unserer Gesellschaft gefeiert. Wir wollten möglichst vielen von Ihnen die Möglichkeit geben,
an den Jubiläumsfeiern teilzunehmen und hatten uns daher entschlossen, vier
Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet anzubieten. Dies war natürlich
mit einem großen Aufwand verbunden, aber die Mühe hat sich offensichtlich
gelohnt, denn wir durften fast 450 Teilnehmer bei den Veranstaltungen begrüßen. Die Gelegenheiten zum persönlichen und fachlichen Austausch wurden demnach sehr intensiv genutzt.
So unterschiedlich die Veranstaltungsorte waren (Berlin, Hamburg, Stuttgart
und Dortmund), so unterschiedlich war auch der Rahmen der einzelnen Veranstaltungen. Jede Veranstaltung hatte ihre eigenen Besonderheiten und damit auch ihren eigenen Charme. An dieser Stelle möchte ich allen, die zum
Gelingen sowohl im Vorfeld, als auch jeweils vor Ort beigetragen haben, ganz
herzlich danken.
Die Vorträge hatten, je nach Veranstaltungsort, unterschiedliche Themenschwerpunkte. Sie haben einen breiten Überblick über unser Fachgebiet gegeben, haben sich mit der Geschichte, insbesondere aber mit der Zukunft der
ZfP und unserer Gesellschaft beschäftigt. Ganz bewusst waren die Vorträge
so angelegt, dass auch Nicht-Fachleute einen Eindruck und Überblick über
unser Arbeitsgebiet bekommen konnten. Wir haben von verschiedenen Seiten
gehört, dass dieses Konzept aufgegangen ist. Unser Dank gilt allen Vortragenden, die Anteil an diesem Erfolg haben.
Die vorliegende Sonderausgabe der Zeitung soll zum Einen natürlich eine
Erinnerung an die Jubiläumsveranstaltungen darstellen, zum Anderen aber
auch ein paar Einblicke in unsere Gesellschaft bzw. „hinter die Kulissen“ geben, die so vielleicht nicht jedem Mitglied bekannt sind. Mit Porträts von
Mitarbeitern der DGZfP, die üblicherweise nicht im „Rampenlicht“ stehen,
möchten wir Ihnen die vielfältigen Aufgaben der DGZfP e.V. und der DGZfP
Ausbildung und Training GmbH ein wenig näher bringen und diese Kolleginnen und Kollegen vorstellen. Porträts des gewählten Vorstandes schließen sich
an, in denen gerade auch die persönliche Sicht der Vorstandsmitglieder auf
unsere Gesellschaft im Vordergrund steht.
Zu unserem Jubiläum haben uns verschiedenste Glückwünsche und Grüße
erreicht, die Sie auszugsweise auf den nächsten Seiten nachlesen können.
Dafür und auch für die Geschenke, die wir erhalten haben, möchte ich allen
an dieser Stelle recht herzlich danken.
Bleibt mir zum Abschluss dieses Grußwortes nur noch, Ihnen allen für die Teilnahme an den Jubiläumsveranstaltungen und für Ihr Engagement in unserer
Gesellschaft zu danken. Nur durch Sie – die Mitglieder – kann der Verein seine
Zwecke verfolgen und die gesteckten Ziele auch erreichen.
Ihnen allen viel Spaß beim Lesen der vorliegenden Jubiläumsausgabe und
natürlich – wie bei diesen Anlässen üblich – „auf die nächsten 75 Jahre“!
1
Grüße zum Jubiläum trafen aus allen Ecken der Welt ein:
From: ABENDE [mailto:[email protected]] Sent: Tuesday, July 01, 2008 9:56 PM
To: mail
Subject: DGZfP Anniversary
Importance: High
Dear Mr. Völker,
ABENDE would like to congratulate you on the 75th anniversary of German Society for NDT – DGZfP taking
place on July 1st.
DGZfP was the first entity with whom we entered into an agreement of international technical cooperation,
which has been contributing a lot for ABENDE‘s success since its foundation.
We have a special bond and a fraternal relationship with DGZfP and our German friends, transcending the
technical and scientific sphere.
We emphasize that Helling GmbH Company has recently become an ABENDE company member, showing once
again the German support to ABENDE‘s activities.
Therefore, we are taking this opportunity to send you our sincere wishes for an ongoing growth and success.
Sincerely.
João Rufino Teles Filho
President
Vom nördlichsten Punkt aus
gratulierte Frank Kretzschmar, stellvertretender AK-Leiter in Dresden:
2
75 Jahre DGZfP
Die vier Feste zum 75-jährigen Jubiläum der Deutschen Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung im Osten, Norden, Süden und
Westen der Bundesrepublik hatten ganz unterschiedlichen Charakter, haben aber allen Gästen sichtlich gut gefallen.
Die wichtigen Daten der Geschichte unserer Gesellschaft waren auf zwei großen Schautafeln mit Bildern ansprechend dargestellt
(siehe Seite 30, 31).
Wenn auch Anlass und Themen der vier Feiern überwiegend gleich waren, waren sie doch durch die lokalen Besonderheiten geprägt. Ein Zeichen für die Lebendigkeit und Bandbreite eines Verbandes, der sich 75 Jahre nach seiner Gründung den veränderten
Bedingungen und Herausforderungen stellt, sich also fit macht für die Zukunft.
Berlin, 1. Juli 2008
„75 Jahre DGZfP – mit ZfP in die Zukunft“ hatte Geschäftsführer Dr. Matthias Purschke seinen Vortrag überschrieben,
der bei allen vier Jubiläumsfeiern eine Standortbestimmung
der Gesellschaft bot. Nach einer Rückblende auf die Gründung der Röntgenstelle am 1. Juli 1933 in Berlin und die
Bildung einer Fördergemeinschaft der Röntgenstelle, aus
der später die DGZfP entstand, wandte sich Purschke den
Aufgaben und den Anforderungen an die Gesellschaft in
Gegenwart und Zukunft zu. Purschke erläuterte dies an einem Säulen-Modell: Zu den bisherigen vier Säulen, auf denen die DGZfP steht, nämlich den Arbeitskreisen, der Ausbildung, den Fachausschüssen und den Tagungen und Seminaren, kommt als wichtige Aufgabe die Nachwuchsförderung hinzu. Und zwar Nachwuchsförderung in zwei
Richtungen: zum einen für unsere Branche, die Zerstörungsfreie Prüfung, zum anderen für die Gesellschaft selbst.
Nachwuchsförderung
(Wahrnehmung fördern,
wissenschaftlich/handwerklich)
(hohe Anerkennung,
weltweites networking)
Tagungen, Seminare
Fachausschüsse
(überregional, wissenschaftlich,
verfahrensorientiert)
Ausbildung *)
(international anerkannte,
zertifizierbar n. EN473)
Arbeitskreise
(regional, Netzwerke,
anwendungsorientiert)
Wo wir morgen stehen müssen …
ZfP-Gemeinschaft
(Anwender, Hersteller, Wissenschaft, Industrie)
*) DGZfP
Ausbildung und Training GmbH
75 Jahre DGZfP – Mit ZfP in die Zukunft
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Die DGZfP hat auf diesem Sektor verschiedene Projekte entwickelt, die der Geschäftsführer im Folgenden vorstellte.
Dazu gehören die Sonderpreise der DGZfP bei den Landeswettbewerben und neuerdings auch dem Bundeswettbewerb „Jugend forscht“, das Sponsoring von Hochschul- und
Studententagen, der Aufbau eines naturwissenschaftlichen
Kabinetts an der Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit und
die betriebsnahe Verbundausbildung von Werkstoffprüfern
in Zusammenarbeit mit der Siemens-Berufsschule.
Die Auftaktveranstaltung der Jubiläumsfeiern am 1. Juli in
Berlin stand auch unter dem Vorzeichen der Nachwuchsförderung – eingeladen waren zwei Schülergruppen der
Fächer Metallographie und Physikalische Werkstoffanalyse des Lette-Vereins in Berlin, die von den Dozenten der
DGZfP Ausbildung durch Schulungs- und Praxisräume geführt wurden. Für Interessierte gab es kleine Vorführungen
und Erläuterungen verschiedener Prüfverfahren. Sowohl
die Schüler als auch alle anderen allmählich eintreffenden
Gäste konnten ihre ZfP-Kenntnisse in einem Gewinnspiel
unter dem Motto „Kabelsalat“ unter Beweis stellen.
Bei strahlendem Wetter waren die Türen des festlich geschmückten DGZfP-Hauptquartiers in der Berliner MaxPlanck-Straße ab 14 Uhr weit geöffnet, um die ersten Gäste
zur Jubiläumsfeier zu empfangen. Ein Espresso-Mobil war
vorgefahren, wer mochte, konnte sich hier vor seinem
Rundgang durchs Gebäude einen wunderbar duftenden
Kaffee holen.
Zu den ersten Besuchern, die dem Vorstand der DGZfP zum
Jubiläum gratulierten, gehörte Gabriele Schöttler, die Bezirksbürgermeisterin von Treptow-Köpenick. Sie war zum
ersten Mal bei der DGZfP zu Gast und zeigte sich beeindruckt von Gebäude und Ausbildungsangebot der DGZfP.
Hardy Schmitz, Geschäftsführer der Wista Management
GmbH in Adlershof, brachte eine große Luftaufnahme
des erfolgreichen Technologieparks mit, auf der auch der
Standort der DGZfP gut auszumachen ist.
Sven Rühe von der Firma PLR in Magdeburg überreichte
dem Geschäftsführer der DGZfP, Dr. Matthias Purschke, ein
ansprechend gestaltetes Schaubild mit den Etappen der
Ausbildung in Zerstörungsfreien Prüfverfahren in den östlichen Bundesländern (siehe Seite 14).
3
75 Jahre DGZfP | Vier Jubiläumsfeiern
Der Festvortrag in Berlin
Professor Dr. Manfred Hennecke, Präsident der Bundesanstalt
für Materialforschung und -prüfung, begann seinen Vortrag
mit drei Fragen zur Rechtfertigung, die bei einer Jubiläumsfeier
zu beantworten seien: 1. Bringt es fachlich etwas? 2. Schweißt
es uns zusammen? 3. Gibt‘s was Gutes zu essen und zu trinken? Die erste Frage sei durch die lehrreichen Rundgänge
durch das Gebäude bereits geklärt, die zweite beantworte sich
beinahe von selbst und bei der dritten Frage bestehe Anlass
zur Hoffnung. In der Broschüre zum 50. Geburtstag der DGZfP
im Jahre 1983 jedenfalls sei zu lesen, dass alle Gäste zu einem
reichhaltigen Büfett mit Berliner Spezialitäten und freien Getränken eingeladen seien, außerdem habe jeder eine Krawatte
mit DGZfP-Zeichen erhalten.
Dass er als BAM-Präsident den Festvortrag halte, erklärte
Hennecke damit, dass die BAM und die DGZfP eine Art enger Symbiose bildeten, und das Jubiläum, das wir feiern, auch
den Beginn der ZfP in der BAM markiere. Die BAM sei auf
dem Gebiet der ZfP in Deutschland eine feste Größe. Für ihn,
den Chemiker, sei die erste Berührung mit der DGZfP Mitte
der 90er Jahre die Kündigung des Mietvertrages der Gesellschaft gewesen, die damals in der Direktorenvilla auf dem
BAM-Gelände residierte. Die BAM brauchte damals Räume
für Mitarbeiter aus den neuen Bundesländern. Sein Hinweis,
dass es genau betrachtet also ihm zu verdanken sei, dass sich
die Festgesellschaft heute hier in Adlershof versammelt habe,
brachte Hennecke viel Applaus.
Heiterkeit erntete der Festredner auch mit dem ersten von drei
Zitaten, die zur geistigen Stärkung der Zuhörer gedacht waren.
Das erste Zitat sollte allerdings vorgeben, wie eine Jubiläumsfeier besser nicht aussehen sollte:
„Etliche schrien so, etliche ein anderes und die Gemeinde
war irre und die meisten wussten nicht,
warum sie zusammengekommen waren“
drei Jahre dauern. Da ionisierende Strahlung für Menschen gefährlich sein könnte, sei das Ergebnis unsicher. Daher könne
man aus heutiger Sicht froh sein, dass damals alles glatt über
die Bühne gegangen sei.
Hennecke wies darauf hin, dass BAM und DGZfP eine gemeinsame Altlast haben, Professor Dr. Erich Seidl, Präsident des
Materialprüfungsamtes von 1935 bis 1939, der auch Leiter der
Fördergemeinschaft war. Seidl habe das MPA nach dem Führerprinzip ausrichten wollen, sich dabei aber mit den Haushältern angelegt, indem er Leute angestellt habe, für die er keine
Stellen hatte. Nach seiner Entlassung habe sich Erich Seidl das
Leben genommen.
Für den Blick in die Zukunft der ZfP machte Prof. Hennecke
eine Anleihe beim „Raumschiff Enterprise“, dort habe man ein
kleines Gerät zur Verfügung, mit dem man menschliches Leben auf große Distanzen detektieren könne. Das habe dann bei
Raumschiff Enterprise den Satz zur Folge:
„Beam me up, Scottie,
hier unten gibt es kein intelligentes Leben.“
Soweit sei die Zerstörungsfreie Prüfung noch nicht. Ein anderes
Science-Fiction-Thema, die Detektion von Materie auf große
Distanzen, sei noch lange nicht zu verwirklichen.
Möglich dagegen sei es heute schon, mit Hilfe von Radar zum
Beispiel zu erkennen, dass jemand ein Messer unter seiner Zeitung verbirgt. Neue Möglichkeiten eröffnen sich auch durch
Terahertz-Wellen: Durch mobile CT-Anlagen mit hohem technischen Aufwand werden Fehler wie Betonkorrosion in fünf
Zentimetern Tiefe gefunden.
Es sei erwiesen, so Hennecke, dass die Zufriedenheit am Geburtstag vom Lebensalter des Jubilars abhänge. Anhand einiger Formeln leitete er den Satz ab, dass die Zufriedenheit am
Geburtstag ab einem gewissen Zeitpunkt exponentiell steigt.
(Apostelgeschichte des Lukas 19,32)
Seinen Blick zurück auf die Gründung der Röntgenstelle beim
Preußischen Materialprüfungsamt und die Gründung der Fördergemeinschaft der Röntgenstelle im Jahre 1933 leitete Hennecke mit der Bemerkung ein, seine spontane Reaktion, als er von
Matthias Purschke gefragt wurde, ob er heute den Festvortrag
halten wolle, sei der Satz gewesen: „Hoffentlich hat da 1933
nicht der Falsche das Grußwort gesprochen“. Allerdings sei die
Gründung der Röntgenstelle und der Fördergemeinschaft klein
und unspektakulär gewesen, außerdem seien Mitte des Jahres
1933 die Strukturen der Nazi-Herrschaft noch nicht ausgebaut
gewesen.
Hennecke ging der Frage nach, was denn bemerkenswert an
dieser Gründung gewesen sei. Rudolf Berthold sei damals Anfang 30 gewesen, er kam aus der Industrie und wusste, dass
Zerstörungsfreie Prüfung stark an Bedeutung gewinnen würde.
Robert Otzen, der Präsident des Preußischen Materialprüfungsamtes, des Vorgängers der BAM, habe der Röntgenstelle
die Räume überlassen. Beide seien überzeugt gewesen, dass
ZfP wichtig sei, und tatsächlich habe der Verein seine Umsätze
schnell steigern können.
Heute gebe es für solche Fälle Existenzgründerprogramme,
dazu würde ein Gutachten vom Bundesamt für Strahlenschutz
benötigt. Die Technikfolgenabschätzung würde mindestens
4
Z (A) = Z0 [ 1 – exp +a (A – A0) ]
Zufriedenheit
am
Geburtstag
2
Aw = A0 - ln2 / a
Zo
Aw
Prof. Dr. M. Hennecke
75 Jahre DGzfP
Ao
Lebensalter
1. Juli 2008
Als Schlusschoral hatte Professor Hennecke der DGZfP zum 75.
Geburtstag ein leicht verändertes Gedicht „Die Messnacht“
(nach Joseph von Eichendorff) zugedacht.
Es war als hätt‘ der Völker die Probe still geküsst,
Dass sie im Strahlenschimmer von ihm nun träumen müsst.
Der Schall ging durch die Felder, die Poren wogten sacht
Es rauschten leis‘ die Melder, so sternklar war die Nacht.
Und seine Seele spannte weit ihre Flügel aus
Flog durch die stillen Lande – bald kann auch er nach Haus.
Um 16 Uhr begrüßte der Vorsitzende der DGZfP, Jörg Völker,
rund 150 Gäste, die sich im Dierk-Schnitger-Saal zum Vortragsprogramm versammelt hatten. Zu den Fachvorträgen
bei den vier Veranstaltungen später mehr. Unter den Gästen
in Berlin waren auch drei Repräsentanten der beiden befreundeten DACH-Gesellschaften, Dr. Hugo Eberhardt und
Gerhard Aufricht aus Wien, und Dr. Andreas Brunner aus
Dübendorf in der Schweiz.
Hamburg, 3. Juli 2008
Der Einladung zur Feier des 75-jährigen Jubiläums der
DGZfP in Hamburg am 3. Juli 2008 war auch der Präsident
der tschechischen ZfP-Gesellschaft CSNDT, Dr. Pavel Mazal,
gefolgt. Vor dem Ausbildungszentrum Hamburg im Hause
der Firma Helling wurden die Gäste zur Jubiläumsfeier mit
fruchtig dekorierten Cocktails empfangen. DGZfP-Geschäftsführer Dr. Matthias Purschke und Hausherr Nathanael Riess begrüßten die aus ganz Norddeutschland angereisten Besucher persönlich. Hin und wieder ging der Blick
zum Himmel, zum einen wegen der großen Flugzeuge im
Landeanflug auf Hamburg-Fuhlsbüttel, andererseits weil
dunkle Wolken und gelegentliches Grollen ein Gewitter ankündigten. Das Timing stimmte, als der große Regen kam,
hatte sich die Festgesellschaft bereits im Hörsaal versammelt. Zuvor hatte es auch in Hamburg einen Tag der offenen Tür im Ausbildungszentrum der DGZfP gegeben, Gunnar Morgenstern, Timur Gens und Peter Malkowski führten
interessierte Besucher durch die Schulungsräume.
hes Verfassungsziel sei. Diesem Ziel vor allem diene die ZfP,
die eben mit verantwortlich dafür sei, dass Unfälle und Katastrophen nicht passieren. Er nannte verschiedene Bereiche
der Wirtschaft, dazu die in diesen Bereichen vorwiegend
eingesetzten Prüfverfahren. Anhand mehrerer Abbildungen erläuterte Heidt die Prüfung von Schienenkurven mit
Hilfe der Wirbelstromtechnik, sogenannte „Head Checks“.
Gute ZfP bedeute, so Heidt, die Auswahl der geeigneten
Prüfmethode und die Interpretation des Ergebnisses für den
Kunden. Auch sei es wichtig, dass ein Prüfer entscheidet, ob
die Ergebnisse überzeugend sind, oder weitere Analysen erforderlich werden. Heidt wies darauf hin, dass ein ständiger
Austausch von Informationen und eine hohe Kollegialität
in der ZfP-Community gefordert seien. Dies gelinge nicht
zuletzt durch die Institution der Arbeitskreise und Fachausschüsse der DGZfP. Zur Förderung der Qualität von Zerstörungsfreier Prüfung seien Normen wichtig, die nach dem
jeweiligen Stand der Technik zu modifizieren seien. Hinzu
komme die Entwicklung neuer Geräte und Programme, hier
spielen neben den Herstellern auch die Forschungsinstitute
eine wichtige Rolle.
Abschließend erinnerte Professor Heidt an die Gründung
der Fördergemeinschaft der Röntgenstelle vor 75 Jahren,
die im Laufe der Jahre als DGZfP zwar wechselnde Standorte, jedoch immer eine fachliche Nähe zur Bundesanstalt
für Materialforschung und -prüfung gehabt habe. Er beendete den Vortrag mit einem herzlichen „Happy Birthday“.
Wilfried Hueck vom Vorstand der DGZfP moderierte den
Vortragsteil und wies darauf hin, dass im Grundgesetz der
Bundesrepublik das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit verankert sei. Ziel der ZfP sei es, sagte Hueck, Teile
so sicher zu machen, dass niemand zu Schaden kommt.
Auch im geteilten Deutschland haben die ZfPler, zum Teil
unter schwierigen Bedingungen, hervorragende Arbeit geleistet, betonte Hueck.
Den einführenden Vortrag „Bedeutung der Zerstörungsfreien Prüfung“ hielt Professor Dr. Heinrich Heidt, Leiter der
Abteilung ZfP der BAM. Heidt begann seinen Vortrag mit
dem Hinweis, dass der Schutz menschlichen Lebens ein ho-
Stuttgart, 10. Juli 2008
Den Hauptvortrag zum Thema „Bedeutung der Zerstörungsfreien Prüfung“ hielt in Stuttgart Dr. Franziska Ahrens,
Mitglied des Vorstands der DGZfP. Vor dem Hintergrund
der Entwicklungsgeschichte der Menschheit erläuterte sie
die Entstehung der Zerstörungsfreien Prüfung aus dem
Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit. Mit dem technischen Fortschritt, so Ahrens, habe auch die ZfP an Bedeutung gewonnen, Störungen und Unfälle bewirkten eine
stetige Differenzierung der Verfahren. Schadensbegutachtung und Zustandsbewertung gehören zu den wichtigsten
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75 Jahre DGZfP | Vier Jubiläumsfeiern
Arbeitsfeldern von Franziska Ahrens. Anhand von Bildern
aus der Prüf-Praxis zeigte sie Beispiele von Anwendungen
unterschiedlicher ZfP-Verfahren in Kraftwerken, Windenergieanlagen, im Schiffsbau und an Schienenfahrzeugen.
Der Nachmittag hatte in Stuttgart-Untertürkheim mit einer
Führung durch das Mercedes-Benz-Museum begonnen,
rund 100 Gäste der DGZfP-Jubiläumsfeier, die vorab die Automobilausstellung im Hause besichtigen wollten, trafen
sich im Foyer. In dem beeindruckenden ovalen Bau, der
dem New Yorker Guggenheim-Museum nachempfunden
ist, macht der Besucher eine Zeitreise durch 125 Jahre Automobil-Geschichte. Von der ersten Motorkutsche, die Gottlieb Daimler 1886 baute, über das erste Automobil, das Karl
Benz im gleichen Jahr in Mannheim fuhr, geht es zu den
Modellen des folgenden 20. Jahrhunderts bis heute. Parallel
zu den Fahrzeugen eines Jahrzehnts sind auf hinterleuchteten Glasplatten die wichtigen Ereignisse jener Jahre in Bild
und Text dokumentiert. Mercedes-Benz präsentiert sich
hier als Pionier der Auto-Entwicklung, aber auch Themen
wie Zwangsarbeiter in der Rüstungsproduktion des Unternehmens bleiben nicht unerwähnt.
Dortmund, 12. August 2008
Das Ausbildungszentrum Dortmund hatte ab 14 Uhr zum
Tag der offenen Tür geladen. Einige Gäste, darunter Firmenvertreter und Freunde der DGZfP, nutzten die Gelegenheit,
sich von den Dortmunder Dozenten neue und bewährte
Prüfgeräte zeigen zu lassen.
Ein Schulungsraum war festlich dekoriert, Hungrige konnten sich bei kleinen Snacks und Kaffee eine Video-Präsentation zur Entstehungsgeschichte des Ausbildungszentrums
Dortmund anschauen. Das Wetter war in Dortmund an
diesem Festtag ausgesprochen wechselhaft. Mittags hatte
es aufgeklart, die Sonne schien warm, bis sich der Himmel
plötzlich verdunkelte und sintflutartige Sturzregen entließ.
DGZfP-Geschäftsführer Dr. Matthias Purschke wies später
zu Beginn seines Vortrags darauf hin, dass es bei allen vier
Veranstaltungen an den verschiedenen Orten schwülwarm
gewesen war, trotzdem aber kaum jemand sein Jackett abgelegt habe. Das sollte sich übrigens auch in Dortmund erst
zu sehr vorgerückter Stunde ändern…
Sämtliche Teilnehmer empfanden die sachkundige Führung
als gelungenes Vorprogramm der 75-Jahr-Feier der DGZfP
in einem Vortragssaal auf der obersten Ebene des Mercedes-Benz-Museums. Hier konnte Gerhard Maier, der Leiter
des AK Stuttgart, die rund einhundert Gäste, die vorwiegend aus dem Süden der Bundesrepublik angereist waren,
begrüßen. Sein Dank ging an den anwesenden Dr. Dieter
Steegmüller, Leiter der Produktions- und Werkstofftechnik
der Daimler-AG, für die Unterstützung der DGZfP durch Bereitstellung der Räumlichkeiten für die Jubiläumsfeier und
übrigens auch für die Arbeitskreissitzungen, die im gleichen
Hause stattfinden.
Wilfried Hueck vom Vorstand der DGZfP begrüßte Fachkollegen und Gäste und dankte für die Teilnahme, die zugleich Ausdruck der Hochachtung für die Gesellschaft für
Zerstörungsfreie Prüfung sei. Der Gang durch das Museum
habe sichtbar gemacht, wie sehr eine Idee, die Erfindung
des Autos, die Welt verändert habe. Hueck unterstrich die
Bedeutung der ZfP für die Sicherheit von Autos und damit
aller Verkehrsteilnehmer.
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Fachvorträge und Feiern
Doch noch einmal zurück zu den Themen der Vorträge, die
aus Anlass des Jubiläums einen Einblick in ganz unterschiedliche Gebiete der ZfP boten. An allen vier Orten war die
Redezeit auf zehn Minuten begrenzt. So bekamen die Zuhörer eine ganze Menge an Informationen in kurzweiliger
und komprimierter Form.
 In Berlin stellte Hartmut Hintze, zuständig für ZfP bei der
Deutschen Bahn, die wesentlichen Anwendungsgebiete der
Zerstörungsfreien Prüfung vor. Ein Bild zeigte den ersten
Röntgenzug der Reichsbahn im Jahre 1935, die Anfänge der
ZfP bei der Bahn lagen laut Hintze noch etwa zehn Jahre
weiter zurück. Seitdem sei der Umfang der Eingangs- und
Instandhaltungsprüfungen ständig gestiegen. Durch höhere Geschwindigkeiten ergeben sich hohe Anforderungen,
daher spielten die automatisierten Prüfungen eine wichtige
Rolle. Hintze bezeichnete die DGZfP als wichtigen Partner
der Bahn, zumal es inzwischen gelungen sei, die gesamte
Ausbildung des Prüfpersonals unter dem Dach der DGZfP
zusammenzufassen. Zum Abschluss übermittelte der Redner herzliche Glückwünsche von DB Systemtechnik.
„ZfP an Bauwerken“ war das Thema des Vortrags von Dr.
Gerd Kapphahn vom Institut für experimentelle Mechanik
an der Universität Leipzig. Kapphahn stellte die experimentelle Tragsicherheitsbewertung als ein ZfP-Verfahren aus
dem Bauwesen vor.
Ein Foto von 1890 zeigte das Belastungsprinzip im Hochbau
am Beispiel einer Brücke. Während der Belastungsprüfung
mit schweren Gewichten stand der verantwortliche Bauingenieur unter dem Bauwerk, dies sei also eine ganz spezielle
Form von Produkthaftung gewesen, so Kapphahn.
Am Beispiel des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel erläuterte Dr. Kapphahn verschiedene Verfahren,
mit denen Decken und tragende Säulen heute mit Belastungsvorrichtungen auf ihre Tragfähigkeit untersucht werden. Das Neue Museum ist ein Denkmal für industrialisiertes Bauen, zwischen 1841 und 1859 nach Plänen von Friedrich August Stüler erbaut. Von Anfang an hatte es Probleme
mit dem Baugrund gegeben, so Kapphahn, hinzu kamen
schwere Zerstörungen durch Bombardierungen. Erst 1986
begannen die Rekonstruktionsarbeiten, die noch einige
Jahre andauern werden.
Anschließend gab es im großen Zelt bei kühlen Getränken
und Büfett Gelegenheit zum persönlichen und fachlichen
Gedankenaustausch. Als Begleitprogramm leiteten Animateure die Gäste zu Geschicklichkeitsspielen an. Der Berliner
Schulleiter Gunnar Morgenstern zeichnete die Sieger des
„Kabelsalat“-Wettbewerbs mit DGZfP-Tassen aus.
 In Hamburg lag der Schwerpunkt des ersten Vortrags –
wie könnte es an diesem Ort anders sein – auf dem Gebiet der maritimen ZfP. Uwe Cohrs, Geschäftsführer bei BIS
Blohm und Voss Inspection Services GmbH in Hamburg
und stellvertretender AK-Leiter Hamburg, stellte in seinem
Vortrag die „ZfP in der Schifffahrt“ vor. Cohrs dankte der
Gesellschaft für die angenehme und gute Zusammenarbeit
und wünschte „immer eine Hand breit Wasser unter dem
Kiel und eine Brise Wind in den Segeln, damit die DGZfP
erfolgreich in die Zukunft gelenkt“ werden könne. Cohrs
erläuterte die wichtigsten Aufgaben der ZfP am Beispiel
des Containerschiffs „Cosco Brisbane“, das vor drei Jahren
in Hamburg vom Stapel lief. Es sei wohl eines der letzten
Schiffe gewesen, das auf dem Helgen gebaut wurde, immer
häufiger kämen Schwimmdocks zum Einsatz, die während
des Baufortschritts ins Wasser abgesenkt werden können.
Im Schiffbau werden sämtliche ZfP-Verfahren angewandt,
auf der „Cosco Brisbane“ an insgesamt 720 Prüfpositionen,
erklärte der Redner.
Cohrs zog am Ende seines Vortrags das Resümee, dass der
deutsche Schiffbau einen exzellenten Ruf in aller Welt habe
und auch die Chance, den ersten Platz zu halten, wenn die
hohen Anforderungen an Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit weiterhin aufrecht erhalten werden. Hier spiele die
ZfP eine wesentliche Rolle.
Zum Abschluss hielt Dr. Richard Kauermann von der Audi
AG in Neckarsulm einen Vortrag über ZfP in der Automobilindustrie. Kauermann erklärte zunächst das Funktionsprinzip der Röntgen-Computertomographie-Anlage bei Audi,
mit der von Kleinteilen bis hin zu kompletten Karosserien
alles geprüft werden kann. Neben der serienbegleitenden
Prüfung in einer Schicht arbeitet die CT bei Audi auch als
externer Dienstleister beispielsweise für Zulieferer, aber
auch für Museen. Um die Qualität von Bauteilen zu beurteilen, sei die Korrelation zwischen zerstörender und Zerstörungsfreier Prüfung im Automobilbau wichtig, so Kauermann. Bei neueren Produktionsverfahren wie zum Beispiel
Falzklebeverbindungen und Laser-Schweißnähten liefert die
CT sehr gute Ergebnisse. Kauermann zeigte verschiedene
3-D-Modelle und Schnitte aus der Motorenentwicklung,
aber auch bei der Prüfung von keramischen Dieselpartikelfiltern und keramischen Bremsscheiben kommt die Computertomographie zum Einsatz. Auch wenn die Thermographie als besonders schnelles und preiswertes Verfahren geschätzt wird, bei bestimmten Anzeigen gebe es Klarheit erst
durch die CT-Aufnahmen. Eine wichtige Rolle spiele auch
die Schadensanalyse bei elektronischen Bauteilen anhand
von CT-Untersuchungen.
Bei der fertigungsnahen Qualitätssicherung zur Überwachung der Serie gebe es einen Gewinn an Zusatzinformationen durch die CT. Als Bonbon für die Zuhörer zeigte Dr.
Kauermann abschließend einen Film mit animierten CTAufnahmen von einem Nil-Storch, eine Grabbeigabe aus
dem alten Ägypten, der bei Audi für das Landesmuseum
tomographiert wurde. Hier konnte auf den ultrascharfen
CT-Aufnahmen sogar der Mageninhalt des Storchs sichtbar
gemacht werden. Im Anschluss an die Vorträge überreichte
der Hausherr Nathanael Riess dem Geschäftsführer der
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75 Jahre DGZfP | Vier Jubiläumsfeiern
DGZfP, Dr. Matthias Purschke, und dem Geschäftsführer
der DGZfP Ausbildung, Ralf Holstein, chinesische Vasen als
Jubiläumsgaben. Als Anerkennung für ihre Vorbereitungen
der Feier erhielten Jutta Koehn, Assistentin der DGZfP-Geschäftsleitung, und Gabriela Austen vom Controlling der
DGZfP prächtige Blumensträuße. Zum Abendessen waren
in den oberen Räumen des Hauses festliche Tafeln gedeckt.
Nathanael Riess hatte als „Zwischengang“ die Hamburger
Kabarettistin Helga Siebert eingeladen, die einige witzige
Kabarett-Nummern unter anderem zum Thema Mode und
Umgang mit dem Handy zum Besten gab. Zum Dessert
spielte später eine dreiköpfige Jazz-Band auf.
 In Stuttgart bot Dr. Andreas Hecht nach den Grundsatzvorträgen von Dr. Franziska Ahrens und Dr. Matthias
Purschke einen Überblick über „ZfP in der Chemischen Industrie“. Anhand eindrucksvoller Aufnahmen stellte Hecht
den Verbundstandort Ludwigshafen der BASF vor, die
größte zusammenhängende Chemie-Anlage der Welt.
Die Fachstelle ZfP ist als Dienstleister vor Ort angesiedelt,
etwa 55 Mitarbeiter sind dort ständig mit der Anlagenüberwachung und der betrieblichen Instandhaltung durch
Zerstörungsfreie Prüfung beschäftigt. Aus Respekt vor der
Arbeit der Material- und Werkstoffprüfer, so Hecht, wolle er
Belege für den harten Arbeitsalltag seiner Mitarbeiter zeigen. Es folgten Bilder von der Begehung enger Räume, von
ZfP-Einsätzen in Chemie-Tanks, zum Teil mit vollem Atemschutz und unter Aufsicht von Feuerwehr und Werkschutz.
ZfP in der Chemischen Industrie, so fasste Andreas Hecht
seinen Vortrag zusammen, heiße: anspruchsvolle Aufgaben, innovative Prüftechnik, Kundenorientierung und hohe
Flexibilität.
Anschließend gab Dr. Dieter Steegmüller, Leiter der Produktions- und Werkstofftechnik der Daimler AG, einen
Einblick in den Einsatz Zerstörungsfreier Prüfverfahren im
Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim. 110 Mitarbeiter sind
hier im Bereich Qualitätsprüftechnik tätig. Durch ZfP seien
im Automobilbau bei Mercedes-Benz stabile, robuste Herstellungsprozesse erreicht worden, berichtete Steegmüller,
und verdeutlichte dies mit Bildern von Rissprüfungen an
Achsschenkeln.
Immer mehr Bedeutung gewinnt die ZfP aber auch im Bereich der Produktentwicklung. Durch die Begleitung des
Entwicklungsprozesses sei eine schnelle Verfahrensoptimierung möglich geworden, so Steegmüller. Bei der Entwicklung neuer Antriebe mit Wasserstoff, Hybrid-Motoren oder
dem neuen „DiesOtto“ seien inzwischen kürzere Prüfzeiten
als im Flugzeugbau an der Tagesordnung. Das Gleiche gilt
für die Prüfung neuer Verbundwerkstoffe, neuer Komponenten und Fügeverfahren. Eins könne man sicher sagen:
„Dem Werkstoffprüfer wird auch in Zukunft die Arbeit nicht
ausgehen“, so Steegmüller. Ein Film bot einen Einblick in
die hauseigene CT-Anlage, die bereits seit fünfzehn Jahren
in Betrieb ist.
„Messtechnik ist das Eine, die Bewertung durch qualifiziertes Prüfpersonal ein wichtiger Beitrag zur Wertschöpfung“,
so Steegmüller, „konsequente Weiterentwicklung und innovative Lösungen sind gefragt.“
Steegmüller schloss seinen Vortrag: „Automobilbau gibt es
seit 125 Jahren, die DGZfP wirkt seit 75 Jahren. Herzlichen
Glückwunsch zum Fünfundsiebzigsten. Auf dass ein guter
Stern auch weiterhin über der DGZfP steht.“
Auf der Dachterrasse des Mercedes-Benz-Museums, die
eine herrliche Aussicht über das Neckartal bot, gab es anschließend ein sommerliches Jubiläumsfest.
 In Dortmund begann das Vortragsprogramm mit einer
kleinen Verspätung, weil einige Teilnehmer mit dem Auto
im Stau auf der Autobahn gestanden hatten und deshalb
verspätet eintrafen. Ulrich Südmersen, seit einem guten Jahr
Schulleiter in Dortmund, begrüßte die Gäste dieser „ungewöhnlichen Veranstaltung“ in einem Saal, in dem sonst die
ZfP-Ausbildung stattfindet.
Anschließend übergab Südmersen das Wort an Wilfried
Hueck vom Vorstand der DGZFP, der die rund 80 Anwesenden durch das Programm begleitete. Hueck begrüßte
besonders Herrn Stürmer vom Technologie-Zentrum Dortmund und Herrn Brüggemann von der Dortmunder Handwerkskammer.
Schließlich wurde noch Professor Dieter Stegemann als der
Gast begrüßt, der den weitesten Weg auf sich genommen
hatte, um in Dortmund dabei zu sein, Stegemann war aus
Marbella angereist. Hueck blickte kurz zurück auf seine Arbeit für die DGZfP in seinem „Heimathafen Dortmund“,
hier hatte Hueck seine Ausbildung gemacht, ZfP-Kurse belegt und war viele Jahre lang AK-Leiter.
Hueck zitierte aus dem Festvortrag, den Professor Manfred
Hennecke, der Präsident der BAM, am 1. Juli in Berlin gehalten hatte. Hennecke hatte die Frage aufgeworfen, mit
welchen Problemen die Gründung einer Fördergemeinschaft der ZfP heute zu kämpfen hätte. Als Ergänzung
führte Hueck die Geschichte vom „Ei des Columbus“ anschaulich vor: Columbus hatte auf die Frage, ob nicht jeder
Andere ebenso hätte Amerika entdecken können, ein Ei aus
der Tasche geholt und in die Runde gefragt, wer dieses Ei
auf den Kopf stellen könne. Als alle dies verneinten, habe
Columbus das Ei leicht aufgeschlagen, sodass es auf dem
Kopf stehen blieb. Columbus’ Fazit: „Sie alle hätten es gekonnt, ich aber habe es getan“. Dozenten, Fachausschüsse
und Arbeitskreis-Teilnehmer seien eben die, die es nicht nur
9
75 Jahre DGZfP | Vier Jubiläumsfeiern
können, sondern auch tun. Dies sei vor 75 Jahren wichtig
gewesen, als die Fördergemeinschaft der Röntgenstelle gegründet wurde und sei auch heute die Voraussetzung für
eine erfolgreiche DGZfP.
Den ersten Vortrag zum Thema „Bedeutung der Zerstörungsfreien Prüfung“ hielt Thomas Monsau, Ministerialrat
im Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des
Landes Nordrhein-Westfalen und Leiter des DGZfP-Arbeitskreises Düsseldorf. Monsau erläuterte die Bedeutung der
ZfP in vier Bereichen, nämlich für die Industrie, für Nordrhein-Westfalen, für die Stadt Dortmund und schließlich für
ihn persönlich. Monsau hatte den Begriff ZfP „gegoogelt“
und war auf die Zahl von 101.800 Seiten auf Deutsch zu
diesem Stichwort gestoßen. Erster Treffer bei der Eingabe
des Begriffs Zerstörungsfreie Prüfung sei die Homepage
der DGZfP, dann komme die Begriffsdefinition bei Wikipedia, anschließend das IZFP Dresden, dann die BAM, die
SLV Duisburg und weitere Adressen. Mit anschaulichen Beispielen belegte Monsau die sich wandelnde und zugleich
wachsende Bedeutung der Zerstörungsfreien Prüfung in
den genannten Sektoren. Abschließend bekannte Thomas
Monsau, dass er viele persönliche Kontakte und schöne Erlebnisse durch die DGZfP bekommen habe und schloss mit
den Worten: „Auf zum 100. Jubiläum!“.
Nach der Standortbestimmung der DGZfP durch den Vortrag von Dr. Purschke folgten in Dortmund zwei industriebezogene Vorträge.
Der erste, gehalten von Martin Klein, stellvertretender AKLeiter in Düsseldorf, und Leiter einer ZfP-Firma innerhalb
der Bayer Technology Services GmbH in Dormagen, trug
den Titel „ZfP in der chemischen Industrie“. Klein berichtete, dass er 1981 im Rahmen seines Studiums erste Kontakte zur DGZfP geknüpft habe und erläuterte sehr anschaulich die Bedeutung der ZfP in der Chemie-Industrie. Hohe
Bedeutung habe das frühzeitige Erkennen von Schäden
und außerdem die Vermeidung von Stillständen. Mit interessanten Bildern erklärte Klein die Ermittlung des Zustands
von Rohrleitungen durch Digitale Radiographie während
des laufenden Betriebs. Auf dem Radiogramm waren der
Füllstand und Ablagerungen im Rohr sehr gut zu erkennen.
Mit Bildern aus seiner Prüfpraxis erklärte Klein die Anwendung weiterer ZfP-Verfahren, zuletzt der Thermographie,
die in jüngster Zeit nach Kleins Angaben sehr an Bedeutung
gewonnen hat. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten:
„Die chemische Industrie braucht gut ausgebildetes Prüfpersonal, deshalb unterstützen wir die DGZfP!“
Den zweiten industriebezogenen Vortrag hielt Ernst Rau
von EADS Military Air Systems in Manching bei München.
Sein Thema: ZfP in der Luftfahrt. Mit eindrucksvollen Bildern zeigte Rau die vier Kilometer lange Start- und Landebahn, die im militärischen Luftfahrtzentrum Manching zur
Verfügung steht.
Ernst Rau ist bei EADS an der Produktion des Eurofighters
beteiligt, insbesondere bei der Ausrüstung von dessen
Rumpf- und Mittelteilen. Die klassischen Zerstörungsfreien
Prüfverfahren spielen eine Rolle bei der Montage und bei
der Instandhaltung von Kampf-, Transport- und Missionsflugzeugen. Auch während der Montage finden ständig
Inspektionen zur Qualitätssicherung statt. Rau betonte, es
sei eine „sehr sportliche Vorgabe“, in zehn Minuten einen
Überblick über die zahlreichen Anwendungsbereiche der
Zerstörungsfreien Prüfverfahren in der Flugzeugindustrie
zu geben. Es gelang ihm aber, in der knappen Zeit eine
Reihe von Anwendungen beispielhaft darzustellen.
Wilfried Hueck dankte dem Redner und erklärte, Ziel dieser
zeitlich eng begrenzten Fachvorträge über ZfP bei allen vier
Jubiläumsveranstaltungen sei es gewesen, zu informieren,
vor allem aber, neugierig zu machen.
Anschließend lud Ralf Holstein, der Geschäftsführer der
DGZfP Ausbildung, zur Eröffnungsfeier des neuen DGZfPAusbildungszentrums Anfang September in Ismaning ein.
Als nächsten wichtigen Termin kündigte Holstein die Fertigstellung des Erweiterungsbaus des Ausbildungszentrums in
Wittenberge im Jahr 2009 an.
Mit einem Geburtstagsgedicht, das Professor Volker Deutsch
der DGZfP zum 75-jährigen Bestehen gewidmet hatte, meldete sich Dr. Schuster zu Wort. Professor Deutsch konnte
aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Dortmunder
Jubiläumsfeier teilnehmen. Dr. Schuster überbrachte herzliche Grüße an die Festgemeinde und trug folgendes Gedicht vor:
Laudatio an die DGZfP
Die DGZfP ist ein Verein, da tritt ein Prüfer gerne ein.
Denn unter sachgerechter Leitung bekommt er Kurse,
kriegt ’ne Zeitung.
Er findet Freunde und die Spitze, das ist die Tagung – meist bei
Hitze.
So wird die Tradition bewahrt: Die ZfP vor Himmelfahrt.
Ein Club ’nen Vorstand haben muss, zerstörungsfrei,
aus einem Guss:
Der Vorsitz Völkers Jörg gebührt. Herr Purschke die Geschäfte führt.
Als Stellvertreter treten an: eine Frau und noch ein Mann,
aus Mecklenburg Frau Dr. Ahrens und Wilfried Hueck, ein Spross
Westfalens.
Den Rainer Link muss ich noch nennen, der kann sich gottlob noch
nicht trennen.
Von seinem Amt, er ist genauer: der ZfP ihr Beckenbauer.
Er holt mit Eifer an die Spree EC- und WCNDT.
Kein Zf-Fachverband wird je so alt wie DGZfP.
So wollen wir mit Jubilieren zur Fünfundsiebzig gratulieren.
11
Berlin
Dortmund
Hamburg
Stuttgart
DEUTSCHE
GESELLSCHAFT FÜR
ZERSTÖRUNGSFREIE
PRÜFUNG E.V.
Die ZfP-Ausbildung in den neuen Bundesländern seit 1957
Es gab noch weitere Ausbildungsstätten in der DDR (Tabelle, s. Abb. unten).
Für die Ultraschallprüfung bestand ein in sich geschlossenes
Standardsystem TGL 15003.
Die Grundlagen (z. B. Begriffe, Kontrollkörper, AVG-Diagramm) wurden in acht Blättern beschrieben. Die Anwendungen (z. B. Bleche, Schweißverbindungen, Gussteile) beinhalten weitere sieben Blätter. Den Standardblättern waren
jeweils Ausbildungslehrgänge direkt zugeordnet.
Bis zur Wende im Jahre 1989 sind in Magdeburg
154 Ultraschalllehrgänge
  90 Durchstrahlungslehrgänge
  25 Oberflächenrissprüfungslehrgänge
durchgeführt worden.
Nach der Wende engagierten sich wiederum Magdeburger
Fachleute, nämlich die Herren Linke, Giffhorn, Schellenberg, Rühe und Richter, um die ZfP-Ausbildung nach den
Lehrinhalten der DGZfP weiterzuführen.
Der erste Ausbildungslehrgang Ultraschallprüfung Stufe 1
unter maßgeblicher Mitwirkung der Magdeburger Fachkollegen fand im Jahre 1990 an der Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik Magdeburg statt.
Anlässlich der Berliner Veranstaltung zum 75-jährigen Bestehen der DGZfP wurde vom Geschäftsführer der Firma
Prüftechnik Linke & Rühe, Sven Rühe, ein Poster über die
ZfP-Ausbildung übergeben – beginnend 1957 in der DDR
bis zum Jahre 2008 in Gesamtdeutschland.
Erstmals fand 1957 an der Hochschule für Schwermaschinenbau in Magdeburg ein Ultraschall-Lehrgang auf Initiative von Prof. Ernst Schiebold statt.
Referenten waren die Herren Gerischer, Krüger, Richter,
Zellmann und Thorwirth. Der erste Lehrgang „Prüfung mit
radioaktiven Isotopen“ wurde 1959 ebenfalls in Magdeburg
durchgeführt.
Im Jahre 1978 erschien das „Programm für die Qualifizierung von Facharbeitern zu Prüfern für die zerstörungsfreie
Werkstoffprüfung“, herausgegeben vom Amt für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung und dem Staatssekretariat für Berufsausbildung. In diesem Programm wurden
alle Grund- und Aufbaulehrgänge auf dem Gebiet der ZfP
inhaltlich genau vorgegeben. Dieses Programm war nach
der Wende die Grundlage für die gegenseitige Anerkennung der KDT-Lehrgänge mit den Kursen der DGZfP.
„Geburtsstätte“ und Schwerpunkt der ZfP-Ausbildung war
Magdeburg (Kammer der Technik), später auch Halle (Zentralinstitut für Schweißtechnik – jetzt SLV).
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In den neu gegründeten Firmen Prüftechnik Linke & Rühe
GmbH und Prüftechnik Prof. Dr. Richter wurden in den Folgejahren Ausbildungslehrgänge UT, RT, MT, PT, ET und VT
in den Stufen 1 und 2 abgehalten. Grundlage dafür bildeten
die Verträge mit der DGZfP als „Anerkannte Ausbildungsstätte“.
Die qualitativ hochwertige Ausbildung mit langjährig erfahrenen Fachleuten aus der Industrie in Magdeburg führte
schließlich im Jahre 1996 zur Gründung des DGZfP-Ausbildungszentrums Magdeburg im Hause Prüftechnik Linke &
Rühe. Seit nunmehr fast 12 Jahren werden unter diesem
„Dach“ Fachleute aus ganz Deutschland erfolgreich ausgebildet.
Dieter Linke
75 Jahre DGZfP –
Ein Blick ins Archiv und in die Gegenwart
von Klaus Kolb
Die Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung
e.V. (DGZfP) verdankt ihre Gründung einer Idee und der
Initiative von Rudolf Berthold. Auf ihn geht die Schaffung
einer „Fördergemeinschaft“ und Einrichtung einer „Röntgenstelle“ beim Staatlichen Materialprüfungsamt BerlinDahlem zurück. Diese Institution wurde am 1. Juli 1933
Wirklichkeit. Sie war die erste ihrer Art weltweit.
Die heutige DGZfP entwickelte sich aus der „Fördergemeinschaft“. Sie war quasi der legislative und die Röntgenstelle,
in welcher die praktische Arbeit geleistet wurde, der exekutive Teil der Gesamtinstitution. Fördergemeinschaft und
Röntgenstelle waren damals de facto eine Einheit. So ist,
wenn im Folgenden die Entwicklung der Röntgenstelle beschrieben ist, implizit die Entwicklung der Fördergemeinschaft enthalten.
Die erste Zweigstelle der Röntgenstelle wurde am 1. Juli 1936
in Nürnberg etabliert. In den folgenden sechs Jahren bis
1943 wurden zusätzliche Zweigstellen und Arbeitsgemeinschaften in Deutschland, Holland, Österreich und Rumänien eingerichtet.
Ebenfalls 1936 erhielt die Röntgenstelle als Zeichen ihrer
Wichtigkeit im öffentlichen Interesse und als staatliche Unterstützung das Kleine Reichssiegel und firmierte fortan
unter Reichs-Röntgenstelle (RR) beim Staatlichen Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem.
Die folgenden Zeichnungen von Wolfgang Kolb (Bild 1
bis 5) sind der Broschüre „10 Jahre Röntgenstelle 1933 bis
1943“ entnommen und zeigen beispielhaft die Höhepunkte
der ersten Dekade der Röntgenstelle und das Wachsen und
Gedeihen der Fördergemeinschaft, der heutigen DGZfP.
Als Basis für mobile ZfP-Einsätze baut die Röntgenstelle ihren ersten Röntgenwagen.
Bild 3: Zweigstellen und Arbeitsgemeinschaften der Röntgenstelle.
Anfang 1937 wurde die „Fördergemeinschaft“ in einen
eingetragenen Verein, die „Gesellschaft zur Förderung Zerstörungsfreier Prüfverfahren e.V.“ umgewandelt. Folgende
Aufgaben waren Aktivitätsschwerpunkte:
Bild 1: Die Fördergemeinschaft gründet am 1. Juli 1933 die Röntgenstelle.
Das Staatliche Materialprüfungsamt gibt ihr eine vorläufige Unterkunft
Bild 4: Die Röntgenstelle erhält am 1. September 1936 das allein selig machende Reichssiegel.
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Bild 2: Taufe und Stapellauf des ersten Röntgenwagens am 01.01.1934.
Zerstörungsfreie Prüfungen aller Art mit eigenen Geräten.
Überwachung der Durchführung zerstörungsfreier Prüfungen. Kontrolle der angewandten Prüfverfahren und
-geräte.
Strahlenschutzmessungen im Auftrag des Arbeitsministers an allen nichtmedizinischen Röntgen- und Gammaanlagen in Deutschland.
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75 Jahre DGZfP |– Seitenüberschrift
Ein Blick ins Archiv und in die Gegenwart | Klaus Kolb
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F orschung und Entwicklung neuer und Weiterbildung
bestehender zerstörungsfreier Prüfverfahren.
Vorlesungen mit Übungen für Studierende der TH Berlin.
Unterricht mit praktischen Übungen für Schülerinnen
des Lettehauses, Berlin, zur Ausbildung als Technische
Assistentinnen.
Ö ffentliche und geschlossene Lehrkurse (mehrtägig bis
mehrwöchig).
Vorträge in Gesellschaften und Vereinen und auf Tagungen.
Veröffentlichungen.
Normung: Die Röntgenstelle war federführend bei der
Aufstellung der einschlägigen Normen (Röntgenfilmaufnahmen, Magnetpulverprüfungen, Strahlenschutz etc.).
Die Röntgenstelle übernahm 1941 mit der Errichtung eines
Lehrstuhles für Zerstörungsfreie Prüfverfahren an der TH
Berlin und seiner Besetzung mit Rudolf Berthold auch die
Aufgaben eines Außeninstitutes dieser Hochschule.
Am 1. April 1941 wurde die Röntgenstelle einschließlich ihrer Zweigstellen als außerplanmäßige Hauptabteilung dem
Staatlichen Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem angegliedert, ohne ihre Selbständigkeit zu verlieren.
Ab 1. September 1941 wurde die Abteilung Forschung und
Entwicklung der Röntgenstelle als Dienststelle des Amtes
für Wirtschaftsausbau geführt.
Neben den vielseitigen Aufgaben der Röntgenstelle, wie
zum Beispiel
Durchführung Zerstörungsfreier Prüfungen sowie Kontrollen der angewandten Prüfverfahren und Geräte,
• Strahlenschutzmessungen,
• Lehre der Zerstörungsfreien Materialprüfung durch Vorlesungen, Unterricht, Sonderkurse und Vorträge,
• technisch-wissenschaftliche Veröffentlichungen und
Normung
wurden neue Verfahren bzw. folgende Geräte und Hilfsmittel entwickelt:
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IN-Drahtsteg (DIN 1914, August 1935, heute DIN EN
D
462/1, März 1994),
Gummi-Filmkassette,
Hohlanodenröhre,
Nietlochprüfer,
Perifluxgerät,
Prüfgerät für dünne Halteseile,
Rohrbundprüfer,
Stahlseilprüfgerät,
Stoßgerät für die Magnetpulverprüfung,
Betastrahlenmessgerät,
Strahlenschutzmessgeräte,
Testkörper für Magnetpulverprüfung,
Tunnelmagnet,
Ultraschallgerät,
Universalzählrohrgerät,
Zählrohr-Interferenzkammer und Zählrohre.
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Bild 5: An der TH Berlin wird der erste Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfungen eingerichtet.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ruhten die Aktivitäten
kurzzeitig. Im Jahre 1947 wurde die „Gesellschaft zur Förderung Zerstörungsfreier Prüfverfahren e.V.“ durch Rudolf
Berthold erneut mit Sitz in Stuttgart ins Leben gerufen
und als Verein in das Vereinsregister eingetragen. Da die
Zentrale in Berlin und die Zweigstellen in Düsseldorf und
Nürnberg anderen staatlichen Institutionen angegliedert
wurden, wurde nur noch der verbliebene Teil der Zweigstelle Wien als Röntgenstelle Stuttgart und als Organ der
Gesellschaft zur Förderung Zerstörungsfreier Prüfverfahren
e.V. weiter geführt. Am 30. Juni 1954 wurde auch die Röntgenstelle Stuttgart aufgelöst. Ab diesem Zeitpunkt besitzt
die Gesellschaft keine eigene Prüfstelle mehr. Die bislang
praktizierten Hauptaufgaben wie ZfP-Dienstleistung und
Entwicklung von ZfP-Verfahren wurden von staatlichen In­
stitutionen übernommen.
Zwei Jahre später wurde laut Mitgliederversammlung am
14. Mai 1966 die Änderung des Namens in „Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfverfahren e.V. (DGZfP)“
beschlossen und am 14. Juli 1966 in das Vereinsregister
Stuttgart eingetragen.
Die Schwerpunkte der DGZfP-Aktivitäten entwickelten sich
bis heute unter den vielfältigen Zielrichtungen wie
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Ausrichtung von Tagungen und Seminaren
E inrichtung, Pflege und Unterstützung von 18 DGZfPArbeitskreisen über das gesamte Bundesgebiet (erste Arbeitskreissitzung am 29. November 1956 in Mannheim)
Aus- und Weiterbildung sowie Prüfung der Qualifikation
von ZfP-Personal über Durchführung von Kursen für alle
ZfP-Gebiete und insbesondere für Strahlenschutz (DGZfP
Ausbildung und Training GmbH – DAT)
Nachweis der Fachkompetenz in Form eines Zertifikates
nach DIN EN 473 (DGZFP Personal-Zertifizierungsstelle
– DPZ)
Publikationen
- Unterlagen für Unterricht und Kursus
- Schrifttumsberichte für Zerstörungsfreie Prüfung
und Strahlenschutz
- ZfP-Zeitung (Beginn August 1986 mit Nr. 1 als
DGZfP-Zeitung)
- DGZfP-Tagungs- und Seminarberichte
Mitarbeit bei Normungsaufgaben, Erstellen und Harmonisieren von Normen und Richtlinien auf nationaler und
internationaler Ebene für die Bereiche
- Qualifizierung und Zertifizierung von Personal der
Zerstörungsfreien Prüfung
- Durchstrahlungsprüfung und Strahlenschutz
- Ultraschallprüfung
- Elektrische und magnetische Prüfverfahren
- Oberflächenprüfverfahren
- Dichtheitsprüfung
- Visuelle und thermografische Prüfung
- Qualifizierung von Zerstörungsfreien Prüfverfahren
- Online-Recherche in DGZfP-Datenbanken
- Informationen über Internet
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eratung beim Aufbau von Ausbildungs-, QualifizieB
rungs-, Akkreditierungs- und Zertifizierungssystem im
Bereich der Zerstörungsfreien Prüfung
Internationale Zusammenarbeit mit
- International Committee of Non-Destuctive Testing:
ICNDT
- E uropäische Föderation für ZfP: EFNDT (Ausrichtung
der 9. ECNDT-Tagung in Berlin, September 2006)
- Ausländischen ZfP-Schwestergesellschaften
Führen der DGZfP-Fachgesellschaft F-GZP für akkreditierte ZfP-Dienstleister
Geburtstagshöhepunkte und Meilensteine für die DGZfP
waren
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5 Jahre DGZfP mit einer Festschrift der AGFA Aktienge2
sellschaft, Leverkusen, 1958
50 Jahre DGZfP e.V. mit einer Festschrift der AGFA-GEVAERT AG – Sparte Röntgen –, Leverkusen, 1983 (vgl. auch
Berichte der DGZfP e.V., August 1983, Heft 47)
Der Wandel des Aufgabenbereiches der DGZfP in den letzten 75 Jahren von der Gründung bis heute lässt sich zusammengefasst so beschreiben: Die DGZfP fördert satzungsgemäß die Aus- und Weiterbildung sowie die Wissenschaft
und Forschung auf dem Gebiet der Zerstörungsfreien Prüfung.
In 75 Jahren hat sich die DGZfP von der Institution „Fördergemeinschaft“ für Entwicklung, Forschung, Lehre sowie
insbesondere Verbreitung und Anwendung der Zerstörungsfreien Prüfung zu einer modernen ZfP-Management­
organisation entwickelt. Diese Entwicklung und dieser
Wandel mögen sich den jeweiligen technischen und wissenschaftlichen Anforderungen entsprechend weiterhin im
Interesse der Mitglieder dynamisch fortsetzen.
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75 Jahre DGZfP | Ein Blick hinter die Kulissen – Mitarbeiterportrait
„Die Koordinatorin“:
Karina Bachmann
Die Arbeit in der Kursusabteilung macht ihr Spaß,
sagt Karina Bachmann,
auch wenn es hier öfter
mal stressig ist: „Ich bin ein
Mensch, der immer ein bisschen Bewegung braucht,
auch Stress braucht. Ich
mag nicht in eingefahrenen Bahnen arbeiten. Für
mich macht es am meisten
Sinn, wenn man Bewährtes
mit neuen Ideen verbindet.
Dafür engagiere ich mich
gern und ermutige vor allem unsere jungen Kolleginnen,
ihre Ideen mit einzubringen. Die Arbeitsatmosphäre bei uns
ist gut, wenn man Hilfe braucht, wenn Not am Mann ist,
packt jeder mit an.“
Vor sechs Jahren kam Karina Bachmann zur DGZfP. Sie hatte
sich auf eine Stellenanzeige beworben, in der eine Sekretärin gesucht wurde: „Mir ging es so, wie vielen anderen
auch, man muss sich einen neuen Job suchen. Ich habe
vorher für einen Mobilfunk-Anbieter gearbeitet, der schloss
seine Niederlassung in Berlin und die Jobs waren weg, also
musste ich mir eine neue Arbeit suchen.“ Nach einem Vorstellungsgespräch wurde sie als Sekretärin bei Ralf Holstein
eingestellt. Drei Jahre später musste unerwartet und kurzfristig eine Stelle in der Kursusabteilung neu besetzt werden. Das machte innerbetriebliche Veränderungen nötig,
Karina Bachmann wechselte in die Kursusabteilung, denn
sie musste dort nicht völlig neu eingearbeitet werden.
„Ich sehe die Kursusabteilung als Service-Abteilung in zwei
Richtungen“, sagt die studierte Betriebswirtin. „Zum Einen
nach außen für die Kunden, für die wir oft der erste Ansprechpartner sind. Fühlen sich unsere Kunden gut beraten,
dann sind sie überzeugt, für sich die richtige Ausbildung
gewählt zu haben und kommen mit einem guten Gefühl
zu unseren Kursen. Zum Anderen nach innen für die Dozenten: Für sie stellen wir die Kursusunterlagen zusammen,
machen den „Papierkram“, der natürlich notwendig ist.
Wir unterstützen sie bei der Vorbereitung der Kurse und
der Schulungsunterlagen. Da muss man manchmal flexibel
sein, auch mal schnell reagieren können, wenn ein Dozent
etwas braucht.“
Am BC-Kursus hat Karina Bachmann teilgenommen, als sie
bei der DGZfP anfing, sie fand das gut: „Man bekommt einen Einblick in das Thema der ZfP, kennt die Inhalte natürlich nicht im Detail, bekommt aber reichlich Informationen,
die bei der Arbeit hilfreich sind.“ Während des Kurses hat
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sie festgestellt, dass sie aus ihrer Lehre als Maschinenbauzeichnerin einiges an technischem Verständnis mitbrachte.
In den drei Jahren, die sie in der Kursusabteilung arbeitet,
habe sich vieles verändert, sagt Karina Bachmann. „Die Anzahl der Kursus-Buchungen ist enorm angewachsen. Mit
den Mitteln, die wir damals hatten, war das nicht mehr zu
händeln. Durch die Unterstützung der Kollegen der EDV
war es möglich, das Buchungsprogramm so zu optimieren
und zu erweitern, dass die Kursusanmeldungen schnell und
unkompliziert bearbeitet werden können. Auch die OnlineAnmeldung über die DGZfP Homepage ist seit Anfang
dieses Jahres möglich. Durch die optimierte Abarbeitung
der Standardaufgaben wird die notwendige Zeit gewonnen, um immer mehr auf die speziellen Wünsche unserer
Kunden eingehen zu können. Dazu unterstütze ich unsere
Regionalleiter beim Angebotswesen. Über unsere Standardkurse hinaus wird hier Ausbildung angeboten, die inhaltlich,
terminlich und örtlich speziell auf die Erfordernisse des Kunden zugeschnitten ist.“
Der private Ruhepol für Karina Bachmann ist die Familie.
Der Zusammenhalt ist ihr wichtig, und der gute Draht zu
den beiden erwachsenen Kindern im Studium.
Für die Firma wünscht sie sich, dass es so weitergeht wie
bisher: „Dass wir Erfolge vorweisen können in der Ausbildung, neue Marktsegmente erobern. So zum Beispiel das
Verfahren TT (Thermografie), dazu wurde vor ein paar Jahren noch gar nicht ausgebildet.
Jetzt bieten wir hierzu eine umfangreiche Ausbildung bezogen auf verschiedene Sektoren an. Um Anfragen von
Kunden beantworten zu können, müssen wir dazulernen
und uns um relevante Informationen kümmern. So bleibt es
spannend auch für uns. Und so soll es bleiben.“
„Mister IT“:
Stefan Cullmann
„Wir sind halt ständig gefordert. Wenn ich anderen Leuten erzähle, dass wir in Ausbildung und Verein zusammen
circa 60 Leute sind und davon drei Leute in der EDV, dann
wundern die sich. Das ist ein komisches Verhältnis, das
passt halt irgendwo nicht. Uns wird aber nicht langweilig.
Unsere Anforderungen werden durch Normen und Regeln
bestimmt, dafür gibt es keine Lösungen auf dem Markt zu
kaufen. Dadurch sind wir ständig gefordert, selbst zu agieren. Wir schreiben selber Software und pflegen diese. Man
kann mit neuen Technologien arbeiten, man muss aber genauso noch die alten weiter betreuen. Die ganze Arbeit ist
aber schon sehr kreativ.“
Stefan Cullmann, 41 Jahre alt und Vater zweier Kinder,
macht seinen Job gern. Er hat 1996 bei der DGZfP angefangen, da steckte das Internet noch in den Kinderschuhen:
„Die DGZfP war damals ja schon stolz, dass sie eine Compuserve-Adresse hatte. Zugang war nur an einem Rechner
möglich, an diesem wollte dann auch jeder einmal ans Internet heran. Einige Zeit danach verfügte die Firma über
einen zentralen E-Mail-Server, das war eine schöne Sache.
Ich habe wochenlang vorbereitet und herumgebastelt, anschließend hatten wir dann ein vollwertiges Internetgateway für die ganze Firma“.
Das Internet vereinfacht auch den Austausch mit den anderen Standorten. Wenn es früher Probleme mit der EDV
in einem Ausbildungszentrum gab, musste ein Mitarbeiter
hinfahren, das ist inzwischen einfacher: „Heutzutage muss
man halt nur noch, wenn es hart auf hart kommt, zu den
anderen Standorten reisen. Man kann durch die Vernetzung
alles von hier aus steuern, zum Beispiel Software installieren
oder neue Treiber.“
Ein Highlight war für Stefan Cullmann und seine Kollegen
die Planung der ECNDT: „Die Arbeiten zur ECNDT erstreckten sich über vier Jahre, angefangen vom mehrsprachigen
Internetauftritt bis zur Unterstützung der Tagung vor Ort:
Teilnehmerregistrierung, zentrale Vortragsannahme und
Verteilung in die Vortragsräume oder die Sitzplatzreservierung für den Galaabend. Wir schrieben unsere eigenen
Programme, bauten aus über 30 gemieteten Notebooks vor
Ort ein Netzwerk auf, letztendlich übernahmen dann die
verschieden Teams. Wir waren dann nur noch Feuerwehr,
die bis auf einen Fehlalarm nicht zum Einsatz kam. Alles lief
perfekt.“
Dagegen war der Start der neuen Website im letzten Jahr
fast „business as usual“. Die Resonanz ist gut: „Insgesamt
haben sich über tausend Leute auf der Seite registriert, von
diesen sind schon über 500 als Mitglied oder Mitarbeiter in
unseren Gremien durch die Eingabe des Identifizierungscodes bestätigt. 120 Leute haben sich zusätzlich im Bereich
der Arbeitskreise angemeldet. Ich bin zufrieden, man muss
schließlich um jeden einzelnen Kunden kämpfen. Wir haben ja nur eine kleine Zielgruppe. Immerhin gab es aber im
letzten Monat rund 42.000 Seitenzugriffe auf das InternetAngebot der DGZfP.“
Nach Feierabend schaltet Stefan Cullmann zu Hause oft
noch einmal den Computer an: „Unsere Homepage sitzt
auf DotNetNuke, einem Open Source Web-Framework.
Viele Leute aus der ganzen Welt arbeiten zusammen an einem gemeinsamen Ziel mit unterschiedlichen Verantwortungen. Mittlerweile leite ich dort zwei Unterprojekte und
bin Mitglied im Core-Team, da geht noch einiges an Freizeit
ab. Ich freue mich schon, die Ergebnisse aus meinen Arbeiten noch dieses Jahr auch auf Konferenzen und Seminaren
vorzutragen.“
Die Aufgaben für die Zukunft hat Cullmann klar vor Augen,
die EDV soll die Arbeitsabläufe vereinfachen: „Die Anforderungen kommen direkt aus den Fachabteilungen. So zum
Beispiel sollen externe Ausbildungszentren die Prüfungen
schon vorab über das Internet anmelden und die Teilnehmerlisten vorweg übermitteln. Dies beschleunigt unsere
Prozesse, vermeidet Übertragungsfehler, ermöglicht es uns,
Engpässe zu erkennen, hilft früh zu handeln und damit auch
den Kunden besser zu betreuen.
Ansonsten ist es wie in der ZfP: „Wenn wir unsere Arbeit gut
machen, klappt alles und es fällt keinem auf.“
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75 Jahre DGZfP | Mitarbeiterportrait
„Der Ausländer“:
Wolf-Dieter Janke
„Das Schöne bei den Auslandseinsätzen war, dass es ständig neue Herausforderungen gab, wie die Prüfung einer
Pipeline vom Kilimandscharo nach Nairobi etwa, oder einer
Trinkwasserleitung vom Lake Naivasha zu einem Geothermischen Kraftwerk im Ostafrikanischen Graben. Auf einmal
standen Giraffen circa 80 Meter von uns entfernt. Sie haben
uns beobachtet, als wir dort an der Pipeline die Röntgenröhre einrichteten. Als wir dann den Sicherheitsabstand eingenommen hatten, gingen die Giraffen an unser Gerät, um
zu schauen, was wir dort hatten, eine Situation (Überwachungsbereich für Giraffen), die wir bei der StrahlenschutzAusbildung so noch nicht behandelt hatten…“
Wolf-Dieter Janke, verheiratet, ein Sohn, kann viele Geschichten erzählen über seine Erfahrungen in Kenia und der
Türkei, in Argentinien, Ecuador und Spanien, aber auch aus
Vietnam und Malaysia. „Ausbildung war ein Schwerpunkt“,
so Janke, „wenn aber Kunden anklopften, ging es nahtlos
zum Training-on-the-job über, die Feuerprobe, ob es sich
nun um eine Francis-Turbine eines Wasserkraftwerkes am
Tana River oder um Schweißverbindungen beim Bau der
Turkwell-Talsperre im entfernten Westen des Landes handelte.“
Immer wieder ging der Dozent ins Ausland, um Zerstörungsfreie Prüfung zu unterrichten und in Kenia und der
Türkei eine ZfP-Gesellschaft aufbauen zu helfen.
„Routine gefällt mir überhaupt nicht“, sagt der Dreiundsechzigjährige, der fünf Sprachen spricht. Von klein auf
machte Wolf-Dieter Janke Auslandserfahrungen: Vier Jahre
nach Kriegsende wanderten seine Eltern nach Argentinien
aus, da war er gerade einmal vier Jahre alt. „Mein Vater sah
keine Chancen in Deutschland und hatte die Befürchtung,
dass er als ehemaliger Oberst der Wehrmacht belangt werden könnte.“ Mit einundzwanzig Jahren ging Janke zurück
nach Deutschland und machte zunächst Praktika in Gie-
20
ßereien, Werften und im Werkstoffprüfamt in Hamburg
sowie in der Westfalenhütte. „Nach einem dreiviertel Jahr
hat man mir dort empfohlen, ein Studium anzufangen“,
erinnert sich Janke. „Danach habe ich in einem Stahlwerk
in Krefeld gearbeitet und dann an der TU Berlin Werkstoffwissenschaften studiert und dort mein Diplom gemacht.“
Kurz nach dem Studium fing er als Dozent bei der DGZfP
an. Das war 1978.
„Da hat sich viel verändert, seit ich bei der DGZfP anfing.
Wir haben damals fast Pionierarbeit geleistet in einer kleineren Gruppe. Und heutzutage sind es ja viel mehr geworden.“ Dass es damals in den 80er Jahren nicht gelang, einen
Betriebsrat nachhaltig einzurichten, bedauert Janke: „Nach
meinem Gefühl ist eine Personalvertretung ein unverzichtbares Organ in einem gesunden Betrieb“.
Wolf-Dieter Janke wünscht sich weniger Belastung und
mehr Unterstützung für die Dozenten, deren Arbeitsanforderungen in den letzten Jahren enorm gestiegen sind.
„Desweiteren wünsche ich mir für mich und meine Kollegen eine Kultur eines lustvollen und aktiven fachlichen und
pädagogischen Austauschs und Weiterbildung. Natürlich
alles robust von einem soliden Management flankiert.“
In seinem lichtdurchfluteten Büro voller Reiseandenken
wächst eine stattliche Zimmerlinde, vor dem Fenster steht
eine Schale mit Körnern für die Vögel. „Ich habe viele gute
Dinge erlebt bei meiner Arbeit für die DGZfP, interessante
Leute getroffen, mit einigen habe ich heute immer noch
Kontakt.“
„Der Nachwuchs“:
Peter Malkowski
Er hat ein Studium der Mechatronik an der Fernfachhochschule Darmstadt aufgenommen. „Mechatronik ist eine
Mischung aus EDV, Maschinenbau und Elektrotechnik. Das
viele Lernen neben der Arbeit ist schon stressig, Zeit bleibt
meist nur am Wochenende. Nach acht bis zehn Stunden
Kursus und anschließendem Aufräumen habe ich definitiv
keine Lust mehr zum Lernen.“
In Zusammenarbeit mit der Firma PLR in Magdeburg habe
er auch schon ZfP-Kurse in Polen durchgeführt, berichtet
Malkowski, nur ganz beiläufig erwähnt er, dass er selbst die
Kursus-Unterlagen ins Polnische übersetzt hat. Bei seinem
Praktikum bei PLR habe er auch die Prüfpraxis kennengelernt: „Ja, Unterschiede zwischen Theorie und Praxis, die
gibt es“, erklärt er lächelnd.
Den Weg zur DGZfP fand Peter Malkowski, 30 Jahre alt,
über Ulrich Kaps. Mit dem kam der Maschinenbau-Student
Malkowski vor ein paar Jahren ins Gespräch, er fand es interessant, was Kaps über seine Arbeit erzählte. Als es bei
Malkowski im Studium nicht so recht voranging, stellte er
sich bei der DGZfP vor. Wenig später konnte er die ersten
Kurse belegen und nach einem Praktikum und zweieinhalb
Jahren Ausbildung wurde er fest angestellt. Inzwischen unterrichtet er PT, MT und VT und assistiert in den UT und RTKursen. Peter Malkowski legt Wert darauf, dass er in allen
Verfahren mit Stufe 1-Kursen angefangen hat, inzwischen
hat er in MT und PT die Prüfung in Stufe 3 gemacht und bei
UT und RT die Stufe 2 absolviert.
Wenn ihn Bekannte fragen, was er beruflich macht, nennt
er zunächst den Namen der Firma, dann erklärt er die Verfahren und ihren Zweck: „Das ist meistens eine längere Geschichte, weil sich keiner was darunter vorstellen kann“, so
Malkowskis Erfahrung. „Nur wenige kennen draußen den
Begriff ZfP“.
Malkowski arbeitet gern bei der DGZfP: „So ein Arbeitsklima
wie hier findet man nicht oft. Meckern kann man da nicht.“
Das Unterrichten macht Peter Malkowski Spaß, besonders
die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen bei teilnehmerreichen Kursen. „Es gibt Tage, die sind anstrengend, weil
die Leute sich schwer tun, dann wieder gibt es Tage, da gibt
es keinerlei Probleme, die Teilnehmer arbeiten gut mit und
verstehen alles auf Anhieb“.
Dass man nicht alles versteht, kennt Malkowski aus eigener
Erfahrung. Als der Zehnjährige 1989 mit seiner Familie aus
Polen nach Deutschland kam, verstand er in der Schule erst
einmal kein Wort. In der siebten Klasse wechselte er auf die
Gesamtschule, machte dort seine Mittlere Reife und bekam
eine Abitur-Empfehlung. „Ich habe dann auf dem Gymnasium Abitur gemacht und ich war nicht der Schlechteste in
Deutsch“, erzählt Malkowski.
Peter Malkowski hat einen fünfzehn Kilometer langen Weg
zur Arbeit, seit das neue Autobahnstück fertig ist, geht es
deutlich schneller. „Ich fahre morgens und abends immer
gegen den Stau“, erzählt er, „ich lebe allein in einer kleinen
Zwei-Zimmer-Wohnung. Die Freizeit verbringe ich mit meinen Freunden und mit Lernen, Sport kommt im Moment
zu kurz. Früher habe ich Volleyball und Tischtennis gespielt
und das will ich auch wieder machen.“
Seinen Urlaub macht er meistens in Polen, wo viele Verwandte leben. Sein Bruder sei nach Polen zurückgekehrt,
erzählt er und habe dort eine Firma gegründet. Da packe
er häufig mit an.
Für die Zukunft wünscht sich Peter Malkowski, dass er sein
Studium in nicht allzu langer Zeit abschließen und sich dann
ganz auf die Arbeit als Dozent konzentrieren kann.
21
75 Jahre DGZfP | Mitarbeiterportrait
„Der Mann im Hintergrund“:
Mario Mielitz
Lieferanten macht ihm Spaß: „Bei großen Firmen drück‘ ich
die Preise, bis die weenen. Bei kleinen Firmen mit wenig
Angestellten kommt schon mal die soziale Ader durch.“
„Die Ordner mit den Schulungsunterlagen müssen perfekt
sein“, findet Mario Mielitz, „dafür muss ich meine Hand ins
Feuer legen. Und sie müssen pünktlich in den einzelnen
Ausbildungszentren sein, wie ich das mache, das ist meine
Sache. Und wenn ich das Flugzeug anschieben muss. Es gibt
immer mehr Kurse, also auch immer mehr Unterlagen.“
Es gibt mehrere Gründe, in die Poststelle im ersten Stock des
DGZfP-Gebäudes in Berlin-Adlershof zu gehen, ein guter ist
sicher das stets freundliche Gesicht von Mario Mielitz, der
fragt, was er für einen tun kann. Postversand, dabei immer
mal wieder Unterstützung an der Frankiermaschine, das
sind so die alltäglichen Sachen. Aber es kommen auch Kursusteilnehmerinnen mit abgerissenem Absatz oder anderen
Kleinigkeiten zu ihm, und man geht zu Herrn Mielitz, weil
die Lampe im Büro kaputt ist oder ein Bild aufgehängt werden soll. Es ist fast unmöglich, Mario Mielitz mal eine halbe
Stunde lang ungestört ein paar Fragen zu stellen, ständig
klingelt sein Telefon, alle paar Minuten kommt jemand rein,
der etwas will.
Mario Mielitz, Jahrgang 1959, hat vor sechs Jahren bei der
DGZfP angefangen. Er ist gelernter Werkzeugmacher und
hat nach der Wende auf Werbekaufmann mit IHK-Abschluss
umgeschult. Neun Jahre hat er in einer Werbeagentur gearbeitet, für renommierte Kunden wie den SFB, das ZDF oder
McDonalds Deutschland Werbetouren organisiert.
Eines Tages sah er zufällig die Annonce der DGZfP in der
Berliner Morgenpost. Da wurde jemand gesucht, der sich
um Lehrgangsunterlagen kümmert.
„Da hab ick mir gedacht, Mensch, dit isset doch“, sagte sich
Herr Mielitz, da könnte er nämlich alle seine Talente anwenden: das kaufmännische, das gestalterische und eben auch
das technische. Also hat er sich vorgestellt – und wurde genommen.
Als er 2002 die Arbeit bei der DGZfP aufnahm, gab es kein
gelochtes Papier, das wurde alles per Hand gemacht. Das
fand er schwachsinnig, im 20. Jahrhundert tausende von
Seiten per Hand zu lochen. Schließlich machte Mielitz einen
Anbieter ausfindig, der gelochtes Papier in hoher Qualität
zu einem vernünftigen Preis liefern konnte. Verhandeln mit
22
Angefangen hat er mit 30 Stunden in der Woche, aber die
reichten schon bald nicht mehr. Die Hausmeister-Tätigkeit
kam dazu, die Post. Mario Mielitz macht es Spaß, eigene
Ideen einzubringen, die Briefmarke mit DGZfP-Logo zum
Jubiläum zum Beispiel. Fühlt er sich als ein „Mann im Hintergrund“, der manchmal gern mehr im Vordergrund stünde?
Nein, bloß nicht, sein Job mache ihm 110%ig Spaß, sagt
Herr Mielitz, „und ich glaube, das merkt man auch. Natürlich kann man sagen, das ist Schnulli-Arbeit, dass man immer das Gleiche macht, aber ein Herz-Chirurg macht auch
immer das Gleiche.“
Als Hobbys nennt er „Haus und Hof, Ackerbau und Viehzucht“. Er wohnt in Tremsdorf im Nuthetal. „Berlin ist bloß
ein Vorort von Tremsdorf. Die Fahrt zur Arbeit dauert 45
Minuten, ein Wermutstropfen sind die Benzinpreise, alle
dreieinhalb Tage ist eine Tankfüllung fällig“.
Neben Haus und Garten in Tremsdorf kümmert er sich noch
um seine Parzelle bei Potsdam. Ein guter Ausgleich für den
Stress sei das, es macht den Kopf frei.
Herr Mielitz hat den BC-Kurs besucht und den VT 1+2 mit
Prüfung abgeschlossen. Zusammen mit Frau Sölter übrigens. Technische Vorkenntnisse hatte er ja. Er hat das damals begrüßt, dass Herr Holstein ihm die Chance gegeben
hat.
Die Frage nach seinen Wünschen für die Zukunft beantwortet Mario Mielitz kurz und
knackig: „Ich wünsch mir Gesundheit, Geld ham wa ja alle
jenuch!“
„Der Praktiker“:
Johann Pöppl
Der Tag von Johann Pöppl beginnt morgens um sechs oder
halb sieben im Büro, anschließend ist er meist im Kursus,
oder macht Angebote für In-house-Schulungen an Firmen
in München und Umgebung. Zusätzlich kümmert er sich
um das DGZfP-Ausbildungsangebot in Mannheim. Als Regionalleiter Süd stehen regelmäßig Kundenbesuche auf
seinem Programm, anschließend arbeitet er Angebote aus:
„Frau Bachmann in Berlin hilft da ganz prima mit, es gibt
inzwischen eine einheitliche Form, alles ist auf einem Stand.
Früher hat das jeder Schulleiter allein gemacht, jetzt gibt es
einen einheitlichen Stil“, so Pöppl.
Johann Pöppl ist gelernter Wasserbauwerker, und hat danach die Ausbildung im mittleren bautechnischen Dienst
absolviert. Im Jahr 1981 traf er Willi Beushausen und begann, als Prüfer bei verschiedenen Kraftwerksprojekten wie
Philippsburg, Landshut und Gundremmingen zu arbeiten.
Bei Prüfeinsätzen an großen Gas- und Erdölleitungen waren schon damals Organisationstalent und Improvisation
gefragt, denn, so Johann Pöppl: „Es war 1981 ähnlich wie
heute, man suchte händeringend Prüfer, und es gab nicht
viele, die qualifiziert waren.“
Wenig später übernahm Pöppl die Leitung der neu gegründeten RTD-Niederlassung in Regensburg. Als er 1990 dort
anfing, gab es zwei Mitarbeiter, als er im Jahr 2000 zur
DGZfP wechselte, waren sie 20 Kollegen. Während der Zeit
legte Pöppl großen Wert auf Weiterbildung. Er selbst hat
die Fortbildung im Projektmanagement und den IHK-Personalfachkaufmann am Wochenende und abends gemacht.
Berufsbegleitend hatte Pöppl zwar bei der DGZfP in Dortmund und Mannheim Kurse absolviert, aber dass er mal
eine Chance bekäme, bei der DGZfP mitzuarbeiten, hätte
er nicht gedacht.
Als er im Jahr 2000 die Schulleitung übernahm, gab es in
München Kurse in UT, MT und PT, erzählt Johann Pöppl:
„Inzwischen sind RT und Strahlenschutz hinzugekommen.
Die praktischen Übungen werden bei einem Dienstleister in der Nähe durchgeführt. Die sind technisch auf dem
neuesten Stand und haben bei den Gammastrahlern auch
brauchbare Aktivitäten“.
Großen Wert legt er auf die Qualifikation seiner Mitarbeiter,
es gibt öfter Schulungen, zum Beispiel Telefon-Training. Das
Ziel sei guter Umgang mit Kunden: „Kundenorientierung
ist wichtig, das sage ich auch meinen Mitarbeitern, nicht
der Pöppl ist wichtig, sondern der Teilnehmer, wir leben
von denen. Und das können wir nur, wenn wir gut sind.“
Gemeinsam mit seiner Frau schafft er den notwendigen
Ausgleich. Im großen Garten, vollbiologisch, gibt es immer
etwas zu tun und für die Heizung in ihrem Haus braucht
es jedes Jahr etwa 30 Kubikmeter Brennholz, das selbstverständlich von Hand gesägt und gespalten wird. Wann
immer Zeit ist, gehen sie gemeinsam gern in klassische
Konzerte. Meditation ist ein neues Gebiet, auf das er sich
gerade mit Hilfe seiner Frau vortastet.
Auf die Frage, was sich bei der DGZfP in den letzten Jahren verändert habe, antwortet Johann Pöppl: „Die DGZfP
ist offener geworden, moderner, im Mitgliederbereich gab
es früher nichts Farbiges. Nach außen gibt es jetzt ein einheitliches Erscheinungsbild. Inzwischen wurde auch in neue
Geräte und Präsentationstechnik investiert. Wir haben früher für die Kurse werben müssen, um Teilnehmer zu bekommen. Jetzt können wir gar nicht so viele Kurse ansetzen,
wie Nachfrage herrscht.“
Die Gründe sieht er zum einen im Generationswechsel:
„Mit mir haben damals viele angefangen, heute sind die 50
und weit drüber, die letzten Jahre hat kaum jemand Prüfer
eingestellt. Zum anderen wurden durch die Einführung von
QM-Systemen Hersteller und Zulieferer gleichermaßen gefordert, qualitätsorientiert zu fertigen und zu prüfen.“
Das Münchner Ausbildungszentrum steht vor der größten
Veränderung seiner Geschichte. Im August steht der Umzug
in ein modernes Bürogebäude in Ismaning an. Endlich wird
es einen Pausenraum geben, bessere sanitäre Einrichtungen. Dazu zwei Hörsäle, einer davon teilbar. Das bedeutet
eine große Veränderung, höhere Kosten, mittelfristig soll
ein Dozent in München fest eingestellt werden.
Für die Zukunft wünscht sich Pöppl: „Dass das neue Ausbildungszentrum ein Erfolg wird, dass es richtig gut ankommt,
dass ich bis 65 machen kann und dann alles so schön
übergeben kann wie ich es beim letzten Abgang machen
konnte. So, dass ich da jederzeit wieder gern hinkommen,
Hallo sagen und mich daran freuen kann.“
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75 Jahre DGZfP | Mitarbeiterportrait
„Der Erfahrene“:
Dr. Wilfried Schmidt
Wilfried Schmidt, 60 Jahre alt, Vater von drei erwachsenen
Kindern, hat jede Menge Erfahrung als Dozent: „Immer
wenn ein neues Verfahren dazukam, fand ich das gut, auch
für die DGZfP, erinnert sich Schmidt.“ 1982 wechselte der
promovierte Physiker von der Max-Planck-Gesellschaft zur
DGZfP, nach einem Jahr als Dozent in Berlin zog Wilfried
Schmidt nach Dortmund um: „Teilweise liefen zwei bis drei
Ultraschall-Kurse parallel, das war etwas langweilig und etwas nervig. Aber 1984 wurden dann die ersten Röntgenkurse in Dortmund durchgeführt. Die gab es damals nur in
Berlin. In Dortmund haben wir die RT-Kurse bei der Firma
Hoesch durchgeführt. Wir sind zusammen mit den Teilnehmern rausgefahren und konnten dann bei denen die Räume
nutzen. 1986 wurden dann PT- und MT-Labore eingerichtet
und irgendwann auch Durchstrahlungslabore in der alten
Dortmunder Schule. Danach kamen ET und Dichtheitsprüfung dazu.“
Seitdem hat sich viel verändert in den Jahren, nicht nur für
Wilfried Schmidt: „Ich habe jetzt 25 Jahre Erfahrung in der
DGZfP. Heutzutage ist es viel hektischer geworden. Es hat
sich auch viel Positives getan, zum Beispiel ist die Ausbildung viel professioneller geworden.“
Aber auf die lange Sicht gibt es auch andere Wahrnehmungen: „Das Niveau bei den Teilnehmern ist gesunken, also
das, was die Teilnehmer von der Ausbildung mitbringen,
24
von der schulischen Ausbildung. Das sagen alle Dozenten.
Nach der Wende war das anders. Die Teilnehmer aus der
DDR haben eine sehr gute naturwissenschaftliche Ausbildung gehabt.“
Wilfried Schmidt hat auch verschiedene Arbeitseinsätze im
Ausland absolviert, er war einige Male in China, in Brasilien
und der Türkei, als Verstärkung für seinen Kollegen WolfDieter Janke.
In diesem Jahr hat Wilfried Schmidt die Schulleitung in
Dortmund auf eigenen Wunsch an Ulrich Südmersen abgegeben und ist nun im Ausbildungszentrum Hamburg tätig:
„Ich fühle mich hier ja auch wohl und wollte wieder zurück
in den Norden. Berge brauche ich nicht, aber das Wasser.
Meine Mutter wohnt in Bremen und ich habe da auch einen kleinen Garten. Und von Hamburg aus bin ich ja viel
schneller dort. Und der Bedarf in Hamburg ist viel größer,
weil Herr Morgenstern da ganz alleine ist. Und er macht
ja dann auch noch den Schulleiter für Berlin. Er ist häufig
unterwegs und da benötigt er ja auch eine Person, die dann
immer da ist.“
Für die Zukunft hat Wilfried Schmidt einige Pläne und wenige Wünsche:
„Dass ich gesund bleibe, wünsche ich mir. Ansonsten habe
ich keine Wünsche. Ich hoffe, dass ich meine Hobbies wieder mehr ausüben kann, zum Beispiel Fahrrad fahren. Und
wenn ich Rentner bin, kann ich ja dann immer noch ab und
zu als Dozent arbeiten. Aber es sollte nicht zu oft werden,
denn schließlich sollen mehr jüngere Leute eingestellt werden.“
„Der Neue“:
Ulrich Südmersen
„Wenn Sie einen Lagerschaden am Auto haben, dann
macht es „klock, klock,
klock“, das Rad. Bei einer
komplexeren Anlage, mit
mehreren Radlagern, hören Sie das nicht mehr so
einfach. Da gibt es dann
Sonden und Geräte, die das
bestimmen. Die Aufgabe
war die Integration dieser
Systeme in Leittechnik. Das
ist, wo ich ursprünglich herkomme. Ich habe die gesamte Maschinenüberwachung und Prozessüberwachung
gemacht. Das war mein Themengebiet, also keine Handprüfung, sondern automatisierte Systeme.“
So erklärt Ulrich Südmersen die Schwingungsanalyse, sein
bisheriges Arbeitsgebiet. Vor einem Jahr hat der neunundvierzigjährige Vater zweier Töchter die Leitung des Ausbildungszentrums in Dortmund von Wilfried Schmidt übernommen. Kurse, in denen Schwingungsanalyse unterrichtet wird, gibt es bei der DGZfP nicht.
„Noch nicht“, sagt Südmersen, „bei der Wirbelstromprüfung oder der Ultraschallprüfung lasse ich die automatisierten Systeme mit einfließen. Außerdem bringe ich die
Kenntnisse und Erfahrungen, die ich an großen Maschinen
erlangt habe, mit ein. Wir machen dies auf freiwilliger Basis,
jeder Teilnehmer, der sich interessiert, kann nach Abschluss
des Kurses am Freitagnachmittag noch bleiben und die anderen können gehen. Meistens bleiben aber 80 Prozent der
Teilnehmer.“
anders, früher musste ich mich nicht um die Beschaffung
von Toilettenpapier, Keksen oder ähnlichem kümmern. Das
ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es gibt
schon Dinge, die verbesserungswürdig sind. Da bin ich
noch dran.“
Auch privat will er einiges ändern, noch wohnt die Familie
in Hannover: „Ich habe mein Haus in Hannover und arbeite
aber in Dortmund. Weil ich die Ausbildungszertifikate nicht
habe und das Unterrichtssystem noch nicht so gut kenne,
habe ich ein Defizit. Ich mache den LT-Kursus mit Wilfried
Schmidt zusammen und VT mittlerweile schon allein, Ping
und Pong (Ultraschall) unterstütze ich auch, sowie die Geheimnisse der elektromagnetischen Felder (Wirbelstrom),
aber ich muss halt vieles noch aufarbeiten. Dadurch, dass
ich nicht zu Hause bin, habe ich relativ viel Zeit. Da kann ich
mich dann noch einmal abends ein bis zwei Stunden hinsetzen und etwas machen. Das geht natürlich nicht, wenn ich
zu Hause bei meiner Frau und meiner zweijährigen Tochter
bin.“
Über seine Wünsche und Träume muss er nicht lange
nachdenken: „Ich will im Lotto gewinnen. Und dann eine
Strandbar und ein Segelschiff in Brasilien haben. Ich hätte
da schon einige Ideen. Ich will nicht in irgendeinen Trott
verfallen. Neue Sachen machen und die industriellen Kontakte behalten.“ Ach ja, und dann fällt Ulrich Südmersen
noch ein Wunsch ein: „endlich die Promotion zu Ende machen, die ich schon so lange vor mir herschiebe“.
Ulrich Südmersen hat in Hannover Maschinenbau studiert
und neben dem Studium in einem Hydraulikunternehmen
gearbeitet.
„Nach meinem Studium habe ich am Institut für Kerntechnik im Bereich zerstörungsfreie Prüfverfahren gearbeitet.
Ich war dort zehn Jahre als Abteilungsleiter tätig. Währenddessen habe ich auch verschiedene Projekte der IAEA (Atomaufsichtsbehörde in Wien) und der DLR in Südamerika gemacht. Dort lief ein Programm für ZfP-Weiterbildung. Mein
damaliger Chef Dr. Stegemann war einer der Leiter aus
Deutschland. Durch dieses Projekt war ich in Ecuador, Brasilien, Argentinien, Chile und Jamaika. Wir waren zuständig
für die Ausbildung. Unser Schwerpunkt war Schwingungsanalyse und Wirbelstrom, die Kollegen von Krautkrämer haben die Ultraschallprüfung gemacht.“
An die Aufgaben eines Schulleiters in Dortmund hat er sich
langsam herangetastet: „Die Arbeit als Schulleiter ist ganz
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75 Jahre DGZfP | Mitarbeiterportrait
„Der Zertifizierer“:
Michael Zwanzig
Aber was macht eigentlich ein Angestellter der Personalzertifizierungsstelle? Michael Zwanzig: „Wir sind für die
Organisation und Logistik aller Prüfungen verantwortlich.
Das heißt, dass wir die Prüfungen vorbereiten, indem wir
die Prüfungsunterlagen zusammenstellen, Prüfungsstücke
auswählen, die Prüfungsbeauftragten bestellen und den
Prüfungszentren alles rechtzeitig zur Verfügung stellen.
Nach Durchführung der Prüfungen sind die Dokumente
für die Zeugniserstellung und Archivierung aufzuarbeiten.
Dazu gehört die Erstellung der Zeugnisse und Zertifikatsanträge genauso wie die Datenpflege und Aktualisierung der
Prüfungsunterlagen. Weitere Aufgaben der DPZ-Mitarbeiter
sind die Erstellung der Kompetenzzertifikate, die Unterstützung der Kollegen der Ausbildungsabteilung, die Beratung
der Kunden sowie die Vorbereitung und Durchführung der
jährlichen Prüfungsbeauftragtenschulungen. Es gibt also
viel zu tun in der DPZ. Einerseits muss alles für eine Prüfung
erforderliche planmäßig in der entsprechenden Qualität am
rechten Ort sein, andererseits erfordern kurzfristige Sonderwünsche unserer Kunden hohe Flexibilität und Einsatzbereitschaft. Nur absolut exaktes Arbeiten sichert uns unsere
Akkreditierungen bei der TGA und der ZLS, welche durch
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regelmäßige Audits überprüft werden.“ Fährt man mit dem
Aufzug in die zweite Etage der Berliner Geschäftsstelle, fallen einem auf der linken Seite des Flurs als erstes die Akkreditierungsurkunden der TGA und der ZLS ins Auge.
In seiner Freizeit gestaltet Michael Zwanzig auch Urkunden,
allerdings handgeschriebene. Er beschränkt sich aber keineswegs nur auf Urkunden, von kleinen Kalligrafien und
Glückwunschkarten bis hin zu handgeschriebenen und
selbst gebundenen kleinen Büchern mit Miniaturmalereien
ist alles möglich. Kalligrafie ist die „Kunst des Schön-schreibens“ und schöne Schriften und alte Bücher faszinierten ihn
schon als Kind. Mit der Zeit eignete er sich immer mehr
historische Handschriften an. Michael Zwanzig: „Angefangen hatte alles mit einem Federhalter, drei Stahlfedern und
einem Glas Tusche und als Schriftvorlage eine alte in Fraktur gedruckte Bibel.“ Im Laufe der Jahre ist die Menge des
Schreibmaterials kräftig gewachsen. Von Beschreibstoffen
wie Papyrus, Pergament und handgeschöpftem Büttenpapier, den unterschiedlichsten Tinten und Tuschen, bis hin zu
Schreibgeräten wie Rohr- und Glasfedern oder dem Gänsekiel steht ihm alles zur Verfügung.
Foto: M. Zwanzig
In einem lichtdurchfluteten Büro in der zweiten Etage der
Berliner Geschäftsstelle stapeln sich die Prüfungsunterlagen. Hier arbeitet Michael Zwanzig gemeinsam mit Petros
Perakis in der DPZ, der Personalzertifizierungsstelle der
DGZfP. Bevor Zwanzig 1999 zur DGZfP wechselte, hatte
er bereits Erfahrungen als Prüfer bei einem renommierten
Dienstleister der Branche gesammelt. Im Jahr 2001 schloss
er erfolgreich den Grundlagenkursus der Stufe 3 „ZG-100“,
den ersten Kursus der DGZfP mit dem damals neu geschaffenen „NDT-Master“-Modul ab. Wenige Wochen später war
er mit den erfolgreich bestandenen MT 3- und PT 3-Prüfungen einer der ersten NDT-Master.
Bekannte, die sich nach Michael Zwanzigs beruflicher Tätigkeit erkundigen, machen erstmal ein erstauntes Gesicht,
wenn sie von „Zerstörungsfreier Prüfung“ hören. Dann
stellt er den Vergleich zwischen den allgemein bekannten
ärztlichen Untersuchungsverfahren der Röntgen- und Ul­
traschalluntersuchung und den gleichnamigen industriellen ZfP-Prüfverfahren her. Doch auch der Name „Deutsche
Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung“ stellt sich bei
Externen manchmal als Zungenbrecher heraus. Ein Kurierdienst hat selbst nach vielen Jahren der Zusammenarbeit
noch den Namen „Deutsche Gesellschaft für Zerstörung“ in
seiner Kundenkartei, woran aber sicher die begrenzte Zeichenzahl im Datenbankfeld schuld ist. Das wirkt keinesfalls
wie Sprengstoff in der Geschäftsbeziehung, der steckt nur
im Namenskürzel des Spediteurs.
75 Jahre DGZfP | Portraits der Vorstandsmitglieder
„Die Frau aus der Praxis“:
Dr. Franziska Ahrens
Was
Zerstörungsfreie
Prü­fung angeht, sei sie
erblich vorbelastet, sagt
Franziska Ahrens. Mathematik und Physik waren
in der Schule ihre Lieblingsfächer und sie wollte
etwas studieren, wo sie
diese Fächer anwenden
kann. Ihr Vater, der mehrere Patente auf dem
Gebiet der ZfP besitzt,
hat sie nicht zu diesem
Berufsfeld gedrängt, weil
er nicht schuld sein wollte, wenn es ihr nicht gefällt. Sie hat
trotzdem in Magdeburg Werkstofftechnik studiert. „Nach
vielen beruflichen Veränderungen, die ich hatte, bin ich
nun in der Schadensanalyse und der Zustandsbewertung
von Anlagen tätig. Wirklich gefragt sind meine Kollegen
und ich, wenn Bauteile versagt haben oder wenn die Frage
besteht, wann wird eine Anlage oder ein Bauteil versagen.
Und da wieder braucht man natürlich dann ZfP, nicht nur
die anderen analytischen Untersuchungsmethoden. Und
das alles zusammen, und immer wieder was Neues, das ist
natürlich sehr spannend.“
Im Jahr 2000 hat Franziska Ahrens zusammen mit einem
Geschäftspartner in Rostock die Firma MQ Engineering
GmbH gegründet: „Wir sind alleinige Gesellschafter, sind
unabhängig, sind auch akkreditiert als unabhängige In­
spektionsstelle und als Prüflabor, das ist sehr wichtig, denn
gegen die Großen können wir nur bestehen, wenn wir wirklich unabhängig sind und mehr Service bieten. Wir sind ein
Team von elf Mitarbeitern.“
Eigentlich war es ganz anders geplant, als Assistentin an der
Rostocker Universität bescheinigte der damalige Doktorvater Franziska Ahrens eine hohe Eignung als Hochschullehrerin. Als die Wende kam, steckte sie gerade in der dreijährigen Praxisphase im Prüflabor eines Dieselmotorenwerks.
Als jüngste Assistentin musste sie die Stelle an der Uni aufgeben, aber im Dieselmotorenwerk gab es das Angebot, die
Leitung des Werkstoffprüflabors zu übernehmen. Dazu fehlten Franziska Ahrens allerdings die Zertifikate der DGZfP. Sie
wandte sich an Ulrich Kaps, der ihr mitteilte, es gebe einen
Kurs für Leute aus den neuen Ländern, die schon in der ZfP
gearbeitet hatten. Das war 1991 in Kleinmachnow.
1991 trat sie in die DGZfP ein: „Ich wurde sehr nett aufgenommen, es gab einen engen Zusammenhalt der Mitglieder.“ Im Jahr 2004 stellte sie sich zur Vorstandswahl, machte
aber dabei deutlich, dass sie wenig Zeit hat: „Diese Botschaft ist auf der Mitgliederversammlung auch angekommen, man wusste dann, man hat ein Vorstandmitglied, das
nicht immer zur Verfügung steht. Ohne Herrn Hueck, der
sehr viel Zeit investiert und Herrn Völker, der hier vor Ort ist,
würde es gar nicht gehen.“
Die Arbeit für die DGZfP ist ihr auch als Ausgleich wichtig:
„Ich denke immer, ich komme auf die Insel der Glückseligkeit.“
Bei der Frage, wie sich Franziska Ahrens als einzige Frau
in der Männerwelt ZfP fühlt, lächelt sie und sagt: „Meine
männlichen Kollegen sind manchmal fast eifersüchtig, dass
ich als Frau mehr Beachtung finde. Obwohl das gar nicht
gerecht ist, wir arbeiten alle gleich gut. Jeder hat seine Spezialstrecke.“
Es freut sie, dass es allmählich mehr weiblichen ZfP-Nachwuchs gibt.
Um sich fit zu halten, nimmt Franziska Ahrens sich jeden
Morgen um halb sechs 40 Minuten Zeit zum Walken, und
zwar bei Wind und Wetter. Sie kann sich gut vorstellen, über
die Pensionsgrenze hinaus noch zu arbeiten: „So wie mein
Vater das macht mit 76 Jahren, eben in einem Maße, wie ich
dann Lust habe, es mir einzuteilen und noch gebraucht zu
werden, das finde ich nicht schlecht.“
Die Vorstandsfrau wünscht sich für die Zukunft der DGZfP:
„Dass sie sich verjüngt und weiter entwickelt. Dass es uns
gelingt, guten Nachwuchs zu gewinnen und zu erreichen,
dass sich viele Menschen von unserer Gesellschaft angesprochen fühlen“.
„Ich war noch jung, sollte plötzlich eine eigene Abteilung
mit 30 Leuten leiten. Und ich hatte zwei kleine Kinder,
das war nicht einfach. Die Familie musste einspringen, das
musste irgendwie gehen.“
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75 Jahre DGZfP | Portraits der Vorstandsmitglieder
„Liebe auf den zweiten Blick“:
Wilfried Hueck
Sein Weg zur DGZfP verlief, um es vorsichtig zu sagen, nicht
ganz direkt. 1982 besuchte Wilfried Hueck einen Firmenkurs „Strahlenschutz für Prüfer“. Dabei lernte er Professor
Urs Malkomes kennen, der ihn neugierig auf einen weiteren Strahlenschutz-Kurs im Röntgen-Museum Remscheid
machte. Noch im selben Jahr nahm Hueck auch an diesem
Kurs teil und wurde Mitglied in der DGZfP.
Da er sich in der Gesellschaft nicht zu Hause fühlte, kündigte er zwei Jahre später wieder seine Mitgliedschaft.
„Ich hatte damals einen Reisejob, war dauernd auf Achse.
Es gab Zeiten, da saß ich jeden Tag im Flugzeug. Wir haben große Anlagen gebaut und da musste mal in München
etwas kontrolliert werden, danach wurde ich nach Mailand
geschickt, weil die dort ein Problem hatten.
Von Mailand ging es dann nach Hamburg und von Hamburg nach Ulm. Ich glaube, ich hatte da 70.000 km mit
dem Auto im Jahr und unzählige Flüge. Und davon wollte
ich weg. Als ich hörte, dass die Stelle Leiter Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung frei wird, habe ich mich dann auch
beworben.“
1991 trat er wieder in die DGZfP ein und zwar, wie er heute
mit einem Augenzwinkern sagt: „Diesmal aber richtig! Es
war bei mir eben Liebe auf den zweiten Blick.“
Er besuchte fast alle Stufe 1-Kurse, beginnend mit RT 1, und
sämtliche Kurse der Stufen 2 und 3, die zu diesem Zeitpunkt
von der DGZfP angeboten wurden.
„Meinen damaligen Lehrern Dr. Schmidt, Leon Semieniuk,
Hajo Sy, Dieter Janke und Professor Heidt gelang es immer
wieder, mich auf einen weiteren Kurs neugierig zu machen“,
erinnert sich Hueck. Glücklicherweise hatte er nach eigenen
Aussagen in seiner Firma Vorgesetzte, die diese Neugierde
verstanden und förderten.
Von 1995 bis 2001 leitete Hueck den Arbeitskreis Dortmund, 1999 wurde er in den Beirat gewählt.
Hueck war bei der Einführung der dreistufigen VT-Ausbildung von der ersten Stunde an beteiligt, ebenso an der
Konzeption der Stufe 3-Ausbildung in LT und der kompletten AT-Ausbildung. Außerdem war er Mitinitiator des NDTMasters. Inzwischen hat er selbst die Stufe 3 in acht ZfPVerfahren absolviert.
Auf der Mitgliederversammlung in Innsbruck im Mai 2000
wurde Wilfried Hueck in den Vorstand der DGZfP gewählt
und seitdem dreimal wiedergewählt. Beim nächsten Mal
will er nicht noch einmal für den Vorstand kandidieren,
sondern wieder mehr Zeit haben für die Werkelei in Haus
und Garten und vor allem für seine Familie: „Ich habe in-
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zwischen zwei Enkel, mit denen ich gern herumtobe. Das
ist wieder eine neue Baustelle für mich.“
Und der Sport soll in seiner Freizeit nicht zu kurz kommen:
„In diesem Jahr habe ich das goldene Sportabzeichen zum
26. Mal abgelegt und die DGZfP beim „6-km-Elbetreiben“
sowie bei der Elbeüberquerung in Wittenberge repräsentiert.“
Hueck ist im Vorstand für die Arbeitskreise zuständig und
pflegt einen engen Kontakt zu den Mitgliedern. Er wird
häufig gefragt, warum er so viel Zeit in seine Arbeit für die
DGZfP investiert, aber er findet, dass sich das lohnt: „Durch
die DGZfP habe ich viele außergewöhnliche Menschen kennengelernt. Außerdem habe ich Sachen gesehen, die kaum
jemand kannte, weil sie noch gar nicht öffentlich zugänglich waren. Ich habe in fast jedem Kampfjet gesessen. Es
gibt kaum eine Erfindung, die nicht mit ZfP zu tun hat.“
Huecks Bilanz: „Die DGZfP hat sich schon gewaltig geändert. Wir haben uns aber auch alle geändert. Wenn unsere
Gesellschaft nicht die Veränderungen der allgemeinen Gesellschaft mitgemacht hätte, dann hätten wir unser Jubiläum nicht in dieser Form feiern können.“
Der Vorsitzende:
Jörg Völker
„Der Kleine ist der Beste,
den wir im Moment kriegen können. Wenn der
gegen die Wand läuft, bekommen wir einen, den
wir nicht haben wollen.
Den wollen wir, also helft
ihm“ – mit diesen Worten
führte der Chef der Zerstörungsfreien Prüfung im
Siemens-Gasturbinenwerk
den neuen Abteilungsleiter
Werkstofftechnik, Jörg Völker, bei den Kollegen ein.
Das war 1970, Jörg Völker war damals erst 26 Jahre alt und
hatte gerade sein Ingenieur-Studium in Werkstofftechnik
und Fluggasturbinenbau an der TU Berlin beendet. Er hatte
zwar schon als Werkstudent seine Erfahrungen bei Siemens
gemacht, aber die Verantwortung im neuen Job raubte ihm
manchmal den Schlaf.
„Ich habe oft 12 Stunden und länger gearbeitet, um die
notwendigen Kompetenzen zu erwerben. Abends hieß es
häufig, Anzug und Krawatte gegen den Blaumann zu tauschen, um mit den Kollegen in der Werkstatt Rissprüfungen
vorzunehmen. Das war hart, aber eine Lehre fürs Leben.“
Irgendwann in dieser Zeit bekam er Kontakt zur DGZfP und
fuhr als Vertreter seines Standorts Anfang der 70er Jahre
zum ersten Mal zur Jahrestagung: „Ich habe mich zwar mit
einigen Mitgliedern vertraut gemacht, doch die Vertreter
des Vorstands saßen für mich ganz weit oben.
Ich lernte dann aber auch Dierk Schnitger dort kennen und
seine BAM-Mannschaft, dazu gehörten Toni Erhard, Eddi
Schulz und all die anderen Koryphäen. Das waren hervorragende Fachleute, die man immer um Rat fragen konnte.“
Welche Aufgaben sieht Jörg Völker noch für die Zukunft der
DGZfP?
„Ich denke, wir müssen alles daran setzen, uns im Bewusstsein der Öffentlichkeit größere Präsenz zu verschaffen, insbesondere in Kreisen von Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik, Vereinen und Verbänden. Die bereits
vorhandene Vernetzung innerhalb der DGZfP hat schon ein
sehr hohes Niveau, aber wir müssen im positiven Sinne des
Wortes extrovertierter werden. Die externe Kommunikation
muss deutlich verbessert werden.“
Sind wir dazu in der Lage?
„Ich meine, wir sind es, haben aber noch nicht genug Erfahrung in der Selbstdarstellung nach außen. Das sieht man
schon an der geringen Resonanz, die wir aus der Presse bekommen. Die Presse nimmt uns nicht wahr. Das ist nicht
gut. Wir müssen lernen, unsere Leistungsfähigkeit und unser Potential medienwirksam zu präsentieren.
Jörg Völker sieht die Zukunft der DGZfP optimistisch: „Wir
haben richtig tolle, hochqualifizierte junge Kolleginnen und
Kollegen. Bezogen auf meine Person kann ich da nur sagen: Bei den Vorstandswahlen 2010 sollten jüngere Mitglieder Verantwortung übernehmen. Und die Jungen können
das auch, dessen bin ich mir ganz sicher. Die Struktur der
DGZfP ist so, dass sie das tragen wird. Das ist für unsere
Arbeit in der Gesellschaft und im Netzwerk der EFNDT besonders wichtig.“
Wie hat sich die DGZfP aus seiner Sicht entwickelt in den
38 Jahren seiner Mitgliedschaft?
„Heute ist die DGZfP basis- und mitgliederorientiert, Entscheidungen werden dort getroffen, wo die größte Fachkompetenz vorhanden ist.
Die DGZfP hat sich zu einem seriösen technisch-wissenschaftlichen Verein entwickelt, der sich in starkem Maße
auf die Nachwuchsförderung konzentriert. Wenn wir diese
weiterhin intensivieren, geht das genau in die richtige Richtung. Die Nachwuchsförderung ist unsere wichtigste Aufgabe. Als die Altvorderen vor 75 Jahren angetreten sind,
wollten sie Netzwerke bilden, und die Fachkompetenz über
die Ausbildung erhöhen, damit sie vor Ort kompetente Prüfer haben.“
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ZUR GESCHICHTE DER DGZfP
2008
In 75 Jahren hat sich die DGZfP von der „Fördergemeinschaft der Röntgenstelle“
zu einem modernen technisch-wissenschaftlichen Verband entwickelt, in dem
sich mehr als 500 namhafte Firmen und rund tausend persönliche Mitglieder
engagieren. Wir machen uns für die Zerstörungsfreie Prüfung durch Qualifizierung von Prüfpersonal und gezielte Nachwuchsförderung stark. Im Interesse
unserer Mitglieder arbeiten wir am Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
2003
seit 1999
Berlin-Adlershof, Stadt für
Wissenschaft, Wirtschaft
und Medien
1997
Eröffnung Ausbildungszentrum Magdeburg
1993
1997
Eröffnung Ausbildungszentrum Wittenberge
1995
Eröffnung Ausbildungszentrum München
1995
Eröffnung Ausbildungszentrum Hamburg/Helling
1994 – 99
Berlin-Siemensstadt,
als Mieter bei der Siemens AG
1991 Eröffnung Ausbildungszentrum Dortmund
ab 1987 D-A-CH: Im 4-Jahresturnus gemeinsame Jahrestagungen mit der
1983
1973
österreichischen und der schweizerischen ZfP-Gesellschaft, ÖGfZP und SGZP
1975 Die Gesellschaft erhält ihren heutigen Namen
„Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie
Prüfung e.V. (DGZfP)“
DEUTSCHE
GESELLSCHAFT FÜR
ZERSTÖRUNGSFREIE
PRÜFUNG E.V.
Von 1993 – 1995 war die Ausbildung Berlin in die Symeonstraße,
Marienfelde ausgelagert, weil die
Räume der DGZfP bei der BAM
nicht ausreichten.
1971 – 94
Berlin-Dahlem, wieder
„Unter den Eichen“ Haus 2
der BAM
1969 – 71
Berlin-Dahlem,
als Mieter der BAM
1966 Änderung des Namens in
„Deutsche Gesellschaft für
Zerstörungsfreie Prüfverfahren e.V.“
1959 – 69
Berlin-Dahlem,
Wohnung von Otto Vaupel
1963
1957 Innerhalb der Ingenieurorganisation „Kammer der
Technik“ der DDR bildet sich ein Zentraler Fachausschuss Werkstoffprüfung und ein Fachunterausschuss
Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung
1952 – 59
Berlin-Lichterfelde,
Wohnung von Otto Vaupel
1953
Lediglich zwischen 1945 und 1947 ruhen sämtliche Aktivitäten der Zerstörungsfreien Prüfverfahren.
Doch bereits 1947 gründet Rudolf Berthold den Verein in
Stuttgart neu und lässt ihn ins Vereinsregister eintragen.
1943
Nach der Zerstörung der unten genannten Geschäftsräume
„Unter den Eichen 87“ im Jahre 1943, wird der Verein aus
Privathäusern geführt.
1937
Umwandlung der Fördergemeinschaft in einen eingetragenen Verein: Gesellschaft zur Förderung
Zerstörungsfreier Prüfverfahren e.V. – GFZfP
1933
Gründung einer Fördergemeinschaft von Vertretern aus Behörden, Verbänden und Industrie, sowie Einrichtung einer
Röntgenstelle beim Staatlichen Materialprüfungsamt BerlinDahlem, heute BAM, mit Räumlichkeiten in einem ehemaligen Pferdestall der Domäne Dahlem.
Diese Institution war die Erste ihrer Art weltweit.
1943 – 45
Berlin-Wannsee,
Wohnhaus von Rudolf Berthold
75 JAHRE DGZfP – WICHTIGE DATEN
2008
2006 9. Europäische ZfP-Konferenz in Berlin
2003
Cfsmjo!3117
2001 Akkreditierung der DGZfP-Zertifizierungsstelle (DPZ) durch die Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik
HAMBURG
NIEDERSACHSEN
Hannover/Osnabrück
Bremen
BERLIN
MAGDEBURG
HALLE-LEIPZIG
DORTMUND
DÜSSELDORF
DRESDEN
ZWICKAU-CHEMNITZ
1993
SIEGEN
THÜRINGEN
Jena /Ilmenau
FRANKFURT
MANNHEIM-LUDWIGSHAFEN
FRANKEN
Fürth/Erlangen
SAARBRÜCKEN
1989 Zusammenschluss mit den ZfP-Fachleuten in Ostdeutschland, Gründung
von sechs regionalen Arbeitskreisen in den neuen Bundesländern
STUTTGART
MÜNCHEN
1987 Erste DACH-Jahrestagung gemeinsam mit der österreichischen und der
schweizerischen ZfP-Gesellschaft, ÖGfZP und SGZP
1986 Erstmaliges Erscheinen der DGZfP-Zeitung
1983
1982 Otto Vaupel erhält die Röntgen-Medaille der
Stadt Remscheid. Erstmals wird ein Experte
für ZfP mit dieser wichtigen Auszeichnung
geehrt.
1978
1. Europäische ZfP-Konferenz,
Mainz
1973
1973 Der Bertholdpreis wird
bei der Jahrestagung in Salzburg
zum ersten Mal verliehen.
BERTHOLD-PREIS
2008
In Würdigung und Anerkennung hervorragender
Leistungen auf dem Gebiet der Zerstörungsfreien Prüfung
verleiht die DGZfP
1963
Dr.-Ing. Klaus Mayer
Dipl.-Ing. Boris Milmann
den Berthold-Preis für ihre Arbeit
„Verfahrensentwicklungen zum zerstörungsfreien Nachweis des
Verpressungszustandes der Hüllrohre von Spanngliedern in vorgespannten Betonstrukturen unter Nutzung von bildgebenden
Ultraschallmethoden“
St.Gallen, den 28. April 2008
Der Vorsitzende
1955 Schriftwechsel dokumentieren die damalige gegenseitige Förderung
von Verein und Wirtschaft.
1953
1954 Otto Vaupel, Geschäftsführer der GFZfP,
veröffentlicht den „Bild-Atlas für die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung“ auf Deutsch
und Englisch. Das Bildmaterial stammt teilweise aus dem
früheren „Atlas der
zerstörungsfreien
Prüfung“ von
Rudolf Berthold.
1943
1933
Größere Bedeutung erhielt die Materialprüfung
zum Beispiel auch durch Prüfergebnisse wie die der
nächtlich durchgeführten und dem Produzenten
verschwiegenen Röntgenkontrolle der geschweißten Eisenbahnbrücke für das Ferngleis in BerlinZehlendorf-West. Die Prüfung ergab, dass Schweissgut teilweise mit Fensterkitt ausgefüllt worden war.
Abb.: Prüfung mit Röntgenwagen der Firma Seifert
DEUTSCHE
GESELLSCHAFT FÜR
ZERSTÖRUNGSFREIE
PRÜFUNG E.V.
75 Jahre DGZfP | Impressum
Die Jubiläumszeitung erscheint einmalig anlässlich des
75-jährigen Bestehens der Deutschen Gesellschaft für
Zerstörungsfreie Prüfung
Redaktion:
Dipl.-Ing. Jörg Völker, DGZfP (V.i.S.P.)
Siemens AG Power Generation
P34MC
Market Communication/Information
Huttenstraße 12, 10553 Berlin
Tel.: +49 30 3461-2550
E-Mail: [email protected]
Dr.-Ing. Matthias Purschke, DGZfP
Max-Planck-Straße 6, 12489 Berlin
Tel.: +49 30 67807-0
Fax: +49 30 67807-109
E-Mail: [email protected]
Friederike Pohlmann, DGZfP
Max-Planck-Straße 6, 12489 Berlin
Tel.: +49 30 67807-103
Fax: +49 30 67807-109
E-Mail: [email protected]
Fotos: Martin Junger, Friederike Pohlmann,
Thomas Rafalzyk, Sigrid Sy, Snjezana Welz
Layout/Gestaltung: Dipl.-Des. Sigrid Sy
Druck: Peter Throm GmbH
Hohentwielsteig 6a, 14163 Berlin
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