Gymnasium schkeuditz - Ganztägig Lernen
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Gymnasium schkeuditz - Ganztägig Lernen
VIVA La neugier Gymnasium Schkeuditz Gymnasium Schkeuditz Schulform: Gymnasium Organisationsform: offen (Bläserklasse gebunden) Schülerzahl: 1070 (2011/12) Ganztagsangebote seit: 2005/2006 Rhythmisierungsmodell: 45-Minuten-Stunden Besonderheiten: Bläserklasse, Arbeiten an zwei Standorten Wer wie wir an einem Dienstagmorgen die Markranstädter „Filiale“ des Gymnasiums Schkeuditz besucht, mag zunächst seinen Ohren kaum trauen: Aus dem Klassenraum der 5f tönt laute Blasmusik. Noch größer ist die Überraschung, als sich die Tür öffnet. Dann sehen wir uns plötzlich einem kleinen Orchester mit 21 Schülerinnen und Schülern gegenüber. Und es kommt noch besser: Die Bläserklasse unter Leitung von Musiklehrer Lars Haugk bringt uns sogar ein Ständchen. Nicht jeder Ton sitzt, aber darum geht es bei diesem Ganztagsangebot am allerwenigsten. Worum es geht, lässt sich an den Gesichtern der Kinder ablesen: um die pure Freude am Musizieren – und um den Stolz darauf, was die Klasse gemeinsam leisten kann. Das Gymnasium Schkeuditz ist eine außergewöhnliche Schule – allerdings nicht nur wegen ihrer Bläserklasse, sondern allein schon aufgrund der besonderen Struktur: Sie besteht als einziges Gymnasium in Sachsen aus zwei Schulen in verschiedenen Städten, die mindestens dreizügig bis zur Oberstufe geführt werden. Die Entfernung zwischen den Standorten Markranstädt und Schkeuditz beträgt 13 km. Entsprechend intensiv ist die Reisetätigkeit der Lehrer – und der Schüler ab Sekundarstufe II. Das Gymnasium bietet ein sprachliches (Englisch, Russisch/Französisch, Latein) und ein mathematisch-naturwissenschaftliches Profil. An beiden Standorten können Schüler montags bis donnerstags von 13.30 Uhr bis 16.00 Uhr aus einem breiten additiven unterrichtsergänzenden und freizeitpädagogischen Angebot wählen: Dabei reicht die Auswahl von Sportangeboten wie Floorball über musikalische Angebote bis zu Ökologie oder Gruppen, die sich der Pflege von Partnerschaften mit Schulen in Frankreich und der Ukraine widmen. Zu Beginn jedes Schuljahres können die Schüler in zwei Schnupperwochen herausfinden, welche Kurse ihren Neigungen entsprechen. Können sie während dieser beiden Wochen – auch innerhalb der Stunde – zwischen mehreren Angeboten wechseln, müssen sie sich dann ab der dritten Woche verbindlich für den Rest mindestens des 1. Schul- halbjahres festlegen. Auch Hausaufgabenbetreuung wird an vier Tagen pro Woche angeboten. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre arbeitet man hier möglichst mit einem konstanten Ansprechpartner, der an allen Tagen für die Schüler da ist. Der Stolz von GTA-Koordinatorin Beate Schaaf ist natürlich die oben bereits erwähnte Bläserklasse – eine spezielle Ganztagsklasse am Standort Markranstädt, deren Schüler zwei Jahre lang statt des regulären Musikunterrichts und darüber hinaus ein Blasinstrument lernen. Bis zu sechs Stunden pro Woche verwenden die Schüler darauf, ihre Fähigkeiten und das Zusammenspiel im Orchester zu schulen. „Was Herr Haugk hier leistet, finde ich bemerkenswert: Da sitzen 28 Schüler, die meisten von ihnen haben noch nie ein Instrument gespielt – und würden es wohl ohne diese Klasse auch nie tun. Und bereits nach drei Monaten haben diese Kinder zum Weihnachtskonzert einen Auftritt hingelegt. Das finde ich stark“, kommentiert Beate Schaaf. Bei der Ganztagsklasse gelingt zudem, was ansonsten schon aufgrund der beiden Standorte unmöglich ist: Die GTA-Stunden für die Orchesterprobe sind in den regulären Vormittagsunterricht integriert, der Einzelunterricht findet in Kooperation mit der örtlichen Musikschule am Nachmittag statt. Der Effekt ist spürbar: Die Ganztagsklassen zeichnen sich durch einen starken Zusammenhalt aus – und sie lernen, dass sowohl das Können jedes Einzelnen als auch Teamgeist gefragt sind. Damit die Entwicklung nach Beendigung der 6. Klasse nicht einfach abbricht, plant man langfristig den Aufbau einer Schul-Big-Band. Darüber hinaus unterhalten das Haus Markranstädt wie auch das Haus Schkeuditz enge Kooperationen mit zahlreichen Sportvereinen beider Städte. Hier herrscht eine gute Balance zwischen Geben und Nehmen: Die Honorarkräfte und Freiwilligen aus den Vereinen bereichern das nachmittägliche Freizeitangebot immens – und gewinnen im Gegenzug eventuell neue Mitglieder für ihre Vereine. Bei den Projekten im Bereich soziales Lernen kooperiert man mit dem örtlichen Mehrgenerationenhaus Markranstädt und zunehmend auch mit der Mittelschule, mit der sich das Gymnasium GTA-Koordinatorin Christiane Brandenburg, stellvertretende Schulleiterin Beate Schaaf ein Gebäude und eine Sozialpädagogin teilt. Ein Fußballturnier und die gemeinsame erfolgreiche Teilnahme am karitativen Peter-Escher-Lauf boten Raum für Begegnungen auf Augenhöhe. Am Standort Schkeuditz besuchen die Schüler einen modernen Campus mit einem von Grund auf sanierten und mit neuester Technik ausgestatten Schulgebäude aus der Gründerzeit – eine neue Turnhalle direkt auf dem Campus wird 2013 fertiggestellt. GTA-Koordinatorin Christiane Brandenburg verweist auf eine Besonderheit des Hauses: das astronomische Zentrum mit Planetarium und Observatorium, das von der AG „Sterngucker“ genutzt wird. Neben der reinen Beobachtung fertigen die Schüler hier beispielsweise auch Modelle von Himmelskörpern an. Andere Angebote nehmen Impulse aus der Wirtschaft vor Ort auf. Die enge Zusammenarbeit mit dem Schkeuditzer Flughafen beispielsweise – hier betreibt die DHL Hub Leipzig Gmbh ein Drehkreuz – kommt der Ökologie-AG zugute. Sie nutzt einen vom Unternehmen als Ausgleich für die Bodenversiegelung angelegten 18 ha großen Wald als grünes Klassenzimmer. Die Schüler entnehmen Bodenproben, analysieren Flächen und stellen Informationstafeln auf. Für dieses Engagement wurde die AG 2010 beim Wettbewerb „Entdecke die Vielfalt“ ausgezeichnet. An der Netzwerkarbeit schätzten Christiane Brandenburg und Beate Schaaf vor allem die intensiven Einblicke in die Praxis: „Es ist interessant zu sehen, wie die anderen im Detail arbeiten. Die Schülerpatenschaften sind etwas, das wir uns auch sehr gut an unserer Schule vorstellen können. Ebenfalls wäre die Einrichtung einer Ganztagesklasse Sport im Haus Schkeuditz denkbar.“ Und welchen Tipp würden sie anderen Schulen mit auf den Weg geben? „Wer glaubt, er könne Kollegen oder Eltern Neuerungen einfach überstülpen, der ist auf dem Holzweg. Man muss alle Vorhaben detailliert erklären und so viele Leute wie möglich mit ins Boot holen. Sonst lässt sich langfristig kaum etwas bewegen.“