Kapellenführer Leutasch
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Kapellenführer Leutasch
Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 1 Kapellen in Leutasch Ein kleiner Wegweiser zu 20 Kapellen Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 Inhaltsverzeichnis Vorwort von Monika und Hans Neuner .............. Seite 04 Vorwort von Bürgermeister Thomas Mößmer .... Seite 05 Mooskapelle ........................................................... Seite 06 Obernkapelle ........................................................... Seite 08 Kapelle in den Öfen ............................................... Seite 10 Ferlkapelle Plaik ..................................................... Seite 12 Schneiderliasnkapelle (St. Florian Kapelle Plaik) .... Seite 14 Antoniuskapelle ..................................................... Seite 16 Wegkreuze in Leutasch ......................................... Seite 17 Katznerkapelle (Kapelle Oberweidach) ............... Seite 18 Kreithkapelle .......................................................... Seite 20 Kapelle Obere Gasse .............................................. Seite 22 Lehner Kapelle ....................................................... Seite 24 Kapelle Puitbach .................................................... Seite 26 Kapelle Reindlau .................................................... Seite 28 Kapelle (Ober-)Lochlehn ....................................... Seite 30 Kapelle (Unter-)Lochlehn ..................................... Seite 32 Itzlkapelle ............................................................... Seite 34 Zenznkapelle (bei den Sonnenhöfen) ..................... Seite 35 Klammkapelle oder Höllkapelle ........................... Seite 36 Lehenwald Kapelle ................................................ Seite 38 Bildstöckl in der Scheibe ...................................... Seite 39 Mahder Kapelle ...................................................... Seite 40 Eine Gemeinde und zwei Pfarrkirchen ............... Seite 40 Pläne Ober- und Unterleutasch ........................... Seite 42 -2- 9:48 Uhr Seite 2 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 3 Ein Tal und 19 Kapellen … Oder genauer: Ein Tal mit 18 Kapellen, einem Bildstöckl und einer in Bau befindlichen Kapelle – so präsentiert sich das Leutaschtal: Beeindruckende Zahlen, wenn man bedenkt, dass das Tal zu jener Zeit, als die meisten der Kapellen erbaut wurden, keine 1.000 Einwohner zählte. Dass es gerade in unserem Tal so viele Kapellen als Zeugen gelebter Volksfrömmigkeit gibt, hat einen Hauptgrund – die Größe bzw. Ausdehnung der Gemeinde über mehr als 20 Kilometer. Erst 1831 wurde in Unterleutasch die Kirche erbaut – bis dahin gab es nur jene in Oberleutasch: Unterleutasch war nach Mittenwald »eingepfarrt«, da das Gebiet östlich vom »Heachgatter« (Viehgatter unterhalb des Ortsteils Reindlau) zur Diözese Freising gehörte. Beinahe 700 Jahre lang – von 1150 bis 1831 – war der Kirchgang für die Unterleutascher Bevölkerung so mit einem langen, beschwerlichen Fußmarsch verbunden: Nur ein einfacher Weg, vorbei an gefährlichen Abstürzen zur Klamm, den Elementen ausgesetzt, führte nach Mittenwald. Der Winterweg führte über das »Halsl«, eine Anhöhe in der Nähe der Ederkanzel; Strecken also, die heute nur von gut ausgerüsteten Wanderern bewältigt werden. Aber auch alle Weiler in Oberleutasch lagen und liegen mehr oder weniger weit entfernt von der Pfarrkirche. Nur wenige Häuser gab es damals im Kirchplatzl – und so erbaute fast jeder Weiler eine Kapelle, um sommerliche Abendandachten (Rosenkränze) gemeinsam in der Nähe verrichten zu können. Die Kapellenglocken hatten aber noch viele weitere Funktionen: Starb jemand aus dem Weiler, wurde dies durch das Totenläuten angezeigt. Das Wetter- und Sturmläuten sollte die Bewohner in einer Zeit, in der es noch keine Wettervorhersagen im Fernsehen oder Radio gab, rechtzeitig vor nahenden Unwettern warnen. Wieviel diese Kapellengemeinschaften zu einem friedlichen Zusammenleben in einem Weiler beitrugen, kann nur der ermessen, der diese Zeiten noch erlebt hat. Nach dem sonntäglichen Abendrosenkranz blieben die Nachbarn noch gerne eine Weile bei einem abendlichen Plausch zusammen. In Leutasch gibt es aber noch viele weitere Zeugnisse, wie wichtig der Glaube den Menschen im Tal war und ist: An die 80 Wegkreuze, zahlreiche Marterln und Almkreuze und ein Kreuzweg in den Öfen, der bereits zweimal (1984 und 2007) von den Leutascher Jungbauern renoviert wurde, laden zum Innehalten bzw. zu einem stillen Gebet ein. Hans und Monika Neuner (Bantl) haben in vielen Gesprächen, aus alten Urkunden und in den Kapellen selber die Informationen für das Büchlein zusammengetragen. Trotzdem können die Texte natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit erheben, sondern möchten einfach einladen, sich mit den verborgenen Schätzen des Leutaschtals zu beschäftigen. Anregungen, Korrekturen und weitere Informationen sind natürlich erwünscht! -3- Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 4 Liebe Leser! Die großen Entfernungen der weitverstreuten Ortsteile zu den zuständigen Kirchen waren vielfach der Grund zum Bau einer eigenen Kapelle. Dies war früher nicht nur der Ort des Gebetes, sondern auch der „Treff“ der Gemeinschaft, auf die man ja angewiesen war. Überstandene Krankheiten und Katastrophen, Heimkehr von Krieg und Gefangenschaft, ja sogar erfülltes Liebesglück und Kindersegen, gab Anlass zum Bau einer Kapelle. So hat jede Kapelle ihre eigene Geschichte sowie ihre eigenen „Heiligen und Patrone“. Meine Frau Monika und ich erhielten im Jahr 2003 vom Tourismusverband der Olympiaregion Seefeld den Auftrag, für die Veranstaltungsreihe „ADVENT AUSTRIA“, einen zum Tal passenden Beitrag zu schaffen und zu organisieren. Abendliche Fackelwanderungen an den Adventwochenenden zu den Kapellen wurden nicht nur von den Gästen, sondern auch von den Einheimischen in einem unerwarteten Ausmaß angenommen. Dass dadurch das Interesse an diesen wertvollen Kulturgütern in unserem Tal gehoben und verstärkt wurde, bestätigen die zahlreichen Renovierung und Erhaltungsmaßnahmen in letzter Zeit. Allen sei Dank, die sich so für die Betreuung und Erhaltung dieser wertvollen Schätze einsetzen. Die Kapellen sind Zeugen nicht nur vergangener Volksfrömmigkeit , sondern auch des lebendigen Glaubens in unserer Gemeinde. Mögen sie allen Bewohnern dieses Tales, Einheimischen und Gästen, ein Ort und Raum der Ruhe und Einkehr sein. Monika und Hans Neuner Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 5 Sehr geehrte Leser, ich freue mich, ihnen mit diesem kleinen Büchlein eine besondere „Visitenkarte“ unseres schönen Tales überreichen zu dürfen. Bürgermeister Im Rahmen der weihnachtlichen Kapellenwanderungen werden Thomas Mößmer diese wunderschönen Kleinode schon seit mehreren Jahren einem breiten Publikum mit viel Erfolg und großer Zustimmung präsentiert, und so hat die Gemeinde sehr gerne die Idee von Monika und Hans Neuner (Bantl) aufgegriffen, einen kleinen Kapelleführer für das Leutaschtal herauszugeben. Diesen beiden, die sich mit ganzem Herzen für die Kultur in Leutasch engagieren, möchte ich auch ein ganz besonderes Dankeschön aussprechen: Ohne ihre Recherche, ihre vielen Gespräche mit Kapellenbesitzern und –freunden und ihren „sanften Druck“ in dieser Sache, würde dieses Büchlein heute nicht in dieser Form vorliegen. Mein besonderer Dank gilt aber auch all jenen, die sich das ganze Jahr über für die Kapellen engagieren: In den Weilern kümmern sich die Kapellengemeinschaften liebevoll um „ihre“ Kapellen, und viele Renovierungen wären ohne großes Privatengagement – sei es finanziell, aber auch durch die vielen Stunden, die auf den Baustellen verbracht wurden – nicht möglich gewesen. Auch dieses Buch verdanken wir all jenen, die sich um alte Aufzeichnungen und Geschichten zu den Kapellen kümmern und ihr Wissen weitergeben – auch hierfür ein herzliches Vergelt’s Gott. Die Gemeinde leistet gerne auch weiterhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung, wenn Renovierungen oder Ausbesserungen bei den einzelnen Kapellen anstehen – diesen Beitrag der Allgemeinheit für unseren Kapellenschatz möchte ich gerne zusichern. Alle Leser dieses Büchleins möchte ich einladen, die Kapellen auch in ihrer Umgebung kennen zulernen: Nehmen Sie sich Zeit für einen Spaziergang, für einige Minuten des Innehaltens oder lassen Sie sich bei den Leutascher Kapellenwanderungen von jenen Menschen, die sich um die kleinen Kostbarkeiten kümmern, ein wenig davon erzählen. Bürgermeister Thomas Mößmer Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 6 Mooskapelle D ie Kapelle in Moos dürfte sehr alt sein. Die Wurzeln der Bauernhöfe des Weilers gehen - zumindest von einem Hof – bis zur ersten Besiedlung des Leutaschtals zurück. Die eigenartige Form zweier Fensterlöcher und die auf Holztafeln dargestellten Gemälde mit sehr realistischer Darstellung von Fegefeuer und Hölle lassen auch für die Kapelle ein Alter von mehr als 200 Jahren vermuten. Die Kapelle mit Glockenturm und Glocke bietet auf ihren Betbänken für 12 Personen Platz. Das Altarbild zeigt Maria als Himmelskönigin mit Christkind, darüber Gottvater, links einen Engel mit Kind, rechts einen Engel mit Flammenschwert und Waage. Links unten sieht man den Hl. Josef, rechts Johannes den Täufer. Rechts vom Altarbild findet sich ein weiteres, zweiteiliges Bild: Im oberen ist der Tod des Gerechten, im unteren der Tod des Sünders mit zwei Teufeln dargestellt. Links findet man vier weitere Bildtafeln: Himmel, Hölle, Sterben eines Gerechten mit Angehörigen um das Sterbebett. Der Kreuzweg in der Kapelle ist dem späten 18. Jahrhundert zuzurechnen. Das Betläuten wurde in der Kapelle im Moos bis zum zweiten Weltkrieg praktiziert: Jedes Jahr war ein anderer Bauer als „Kopalla-Moaschta“ (Kapellen–Meister) dafür zuständig. Im Jahre 1961 wurde die Kapelle renoviert, durch mehrere Besitzerwechsel der umliegenden Höfe wurde sie anschließend ein wenig vernachlässigt. 1987 erhielt sie einen neuen Turm, und 2001 wurde sie letztmalig komplett renoviert. Diese Renovierung zeigte, dass sich auch neu in den Weiler zugezogene Einwohner mit der »eigenen« Kapelle identifizieren – auch sie unterstützen die Kapellengemeinschaft gerne mit großzügigen Spenden. Erbaut: um 1700 Letzte Renovierung: 2001 Standort: Moos, Plan Nr. 1 Kapellen-Heiliger: Hl. Antonius -6- Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch -7- 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 7 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 8 Obernkapelle D ie heutige Obernkapelle dürfte ein Zweitbau sein, d.h. sie wurde an der Stelle einer viel älteren Kapelle gebaut, deren Grundmauern neben dem neuen Gebäude gefunden wurden. Mit acht Betbänken ausgestattet, bietet die gepflegte Kapelle Platz für rund 20 Personen. Der Altar, der durch ein sehr hohes Eisengitter geschützt ist, wird von einem dreiteiligen Altargemälde dominiert: Es zeigt links die Herbergssuche von Josef und Maria, in der Mitte die Anbetung der Hirten, rechts die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Der Fußteil des Altars zeigt Mariä Verkündigung und die Flucht nach Ägypten. Links am Altar findet man eine interessante Inschrift: »der Hl. Georg stelt sich als Ritter ein durch deinen marther Tod fuer uns im Himel ein«. 2 Muttergot- tesstatuen – eine aus Wachs und eine bekleidete Madonna in einem Schrein – gehören weiters zur Ausstattung. Eine Madonnenfigur am Altar wird als Nachbildung der weinenden Madonna von Syrakus beschrieben. Die Kapelle hat keine Deckengemälde, wohl aber 14 Kreuzwegstationen auf kleinen Holztafeln. An der Außenseite der Kapelle steht eine Statue des Heiligen Johannes mit Buch. Früher wurde in der Obernkapelle morgens, mittags und abends zum Ave geläutet. Heute geschieht dies nur mehr abends. Die neun Hofbesitzer des Weilers Obern besorgen dies in einem neunjährigen Turnus. Ein eigener so genannter Kapellenbrief - über 140 Jahre alt - setzt die Reihenfolge fest, in welcher die Hofbesitzer das Aveläuten jeweils durch ein Jahr besorgen müssen. Früher wurden in den Kapellen noch weit mehr Andachten gehalten: Bis vor 25 Jahren wurde in der Obernkapelle jeweils von Ostern bis Allerheiligen am Sonntag ein Abendrosenkranz gebetet. Noch in den 60er Jahren führte am St. Augustin-Tag (28. August) ein Bittgang zu dieser Kapelle. Erbaut: um 1700 Letzte Renovierung: 1984 Standort: Obern, Plan Nr. 2 Kapellen-Heiliger: Marienkapelle -8- Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch -9- 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 9 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 10 Kapelle in den Öfen I m Gegensatz zu allen anderen Leutascher Kapellen gehört die kleine, offene St. Josefs Kapelle zu keinem Weiler. Ihr Name – St. Josefs Kapelle in den Öfen – gibt auch Auskunft über ihren geologisch interessanten Standort: »In den Öfen« heißt es auf dem Weg ins Gaistal, da die Ache in das Nagelfluhgestein der Talenge ofenartige Höhlungen gefressen hat. 1959 war auch die Kapelle in den Öfen der nahezu unaufhaltsamen Kraft des Wassers ausgeliefert: Nach mehrtägigem Dauerregen wurden durch das Hochwasser die etwas über dem Straßenniveau liegende Kapelle und die Straße weggerissen. Die Ache breitete sich in der ganzen Felsenge aus, sodass kein Weg mehr ins Gaistal führte. Nach dem Hochwasser wurde nicht nur die Straße, sondern auch die Kapelle am anderen Ufer neu errichtet. Am Josefitag, dem Tiroler Landesfeiertag am 19. März, wird in der Kapelle jedes Jahr ein Rosenkranz gebetet. Oberhalb der St. Josefskapelle findet man auch eine Kreuzigungsgruppe sowie eine alte Tafel mit der Martinslegende – über deren Geschichte und Ursprung ist leider nichts bekannt. Erbaut: Letzte Renovierung: Standort: Kapellen-Heiliger: - 10 - Kurz vor 1800 Neubau 1959 nach dem Hochwasser An der Straße ins Gaistal, Plan Nr. 3 Hl. Josef Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 11 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 11 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 12 Ferlkapelle Plaik N ach Erzählungen soll die nach dem benachbarten Ferlhof benannte Kapelle in Anschluss an ein Hochwasser, bei dem die Leutascher Ache über die Ufer getreten war, die Höfe aber verschont blieben, errichtet worden sein. Ein überlieferter Spruch der Erbauer lautete folgendermaßen: Wo dös Wasser stiah bleibt, bau`n mir a Kopalla. (Wo das Wasser stehen bleibt, bauen wir eine Kapelle). Kurz vor dem Jahr 1800 wurde die Kapelle mit Glockenturm wirklich errichtet. Das Altarbild zeigt die Muttergottes mit dem Jesuskind, links davon den Hl. Antonius den Einsiedler (im Volksmund: „Fackentoni“), rechts die Hl. Magdalena. Rechts auf dem Altar findet man eine Teilstatue von Gott Vater, links Jesus an der Geiselsäule. Der Fußteil des Altars zeigt links St. Magnus, in der Mitte das Fegefeuer mit armen Seelen und die Inschrift: »Man bittet für die armen Seelen«, rechts. Die Kapelle ist vollständig ausgemalt, an der Außenseite steht eine Statue des Hl. Johannes (?). Die Kapellenglocken erfüllten nicht nur die Aufgabe, zur Andacht zu läuten, auch als Totenglocken waren und sind sie zu hören. Besonders wichtig war in früheren Tagen ohne Fernsehen, Radio und Wettervorhersage das Wetter- und Sturmläuten, um die Bewohner rechtzeitig zu warnen. Bis vor wenigen Jahren erklangen die Glocken der Ferlkapelle noch täglich zum abendlichen Betläuten, wofür immer ein Jahr lang ein Hof zuständig war – gewechselt wurde auch hier am Tiroler Landesfeiertag, dem Josefitag. Früher wurden in der Ferlkapelle auch die toten Bergsteiger, die im Wetterstein abgestürzt waren, aufgebahrt. Bartl Klotz (Hamml) und Helga Reindl (Ferl), zwei Leutascher, die damals noch Kinder waren, erinnern sich mit Schaudern an die toten Bergsteiger, auf die sie sich nur durch einen Türspalt zu blicken trauten. Erbaut: Kurz vor 1800 Letzte Renovierung: 1998/99 Standort: Im Weiler Plaik an der Straße Richtung Gaistal, Plan Nr. 4 Kapellen-Heiliger: Muttergotteskapelle - 12 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 13 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 13 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 14 Schneiderliasnkapelle (St. Florian Kapelle Plaik) E ine Sage erzählt, warum die Schneiderliasnkapelle im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Auch wenn diese Sage beinahe gleich lautend in zwei anderen Orten erzählt wird, ist vielleicht doch ein wenig Wahrheit in dieser Erzählung über die Entstehung der St. Florians-Kapelle in der Plaik zu finden: „Ein Mann aus Leutasch, der Plaikner genannt, habe im 13. Jahrhundert eine Wallfahrt zum hl. Jakob von Compostela in Spanien versprochen, wenn ihn Gott mit einem männlichen Erben erfreuen würde. Gott erhörte sein Gebet. Kaum war der Sohn zum Jüngling herangewachsen, so trat er die Reise samt seinem Weibe und Sohne dahin an. Als sie in einem Wirtshaus in der Stadt St. Dominici Calciatensis einkehrten, verliebte sich die Wirtstochter in den Jüngling. Dieser aber hatte seine Jungfrauschaft der selig- sten Jungfrau verlobt und widersetzte sich deshalb standhaft ihrem bösen Ansinnen. Darüber ergrimmte die Wirtstochter und legte heimlich den silbernen Becher ihres Vaters in seinen Reisesack. Am anderen Morgen lief sie den Reisenden nach, schalt den Jüngling einen Dieb und reißt den Becher aus seinem Sack. Der Jüngling wird ergriffen, eingesperrt, zum Tode am Galgen verurteilt und wirklich gehenkt. Er aber, seiner Unschuld bewusst, empfahl sich der seligsten Jungfrau und dem hl. Jakob. Unterdessen reisten seine Eltern in größter Betrübnis zum hl. Jakob und verrichteten daselbst ihre Andacht. Nachdem dies geschehen, kehrten sie auf dem nämlichen Weg zurück. Siehe, da fanden sie ihren Sohn noch lebend auf dem Galgen hängen, der also sprach: Vater ich leben noch frisch und gesund. Maria und St. Jakob erhielten mich unverletzt. Der Vater zeigte dies dem Richter an, der soeben einen gebratenen Hahn und Henne vor sich hatte. So wenig, sprach der Richter, als diesen Hahn und diese Henne leben, lebt euer Sohn. Kaum hatte er dies gesprochen, sprangen der Hahn und die Henne schon auf. Der unschuldige Jüngling wird nun sogleich vom - 14 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch Galgen herab genommen und kehrte frisch und gesund mit seinen Eltern nach Hause zurück.“ An den Wänden der Kapelle ist diese Begebenheit eindrucksvoll bildlich dargestellt. Das Altarbild stellt die Himmelskönigin mit dem Jesuskind dar. Am unteren Rande des Altarbildes findet man in einem kleinen Kreis folgende Inschrift: Die Katharina Schöpfin zu ehren Maria und S. Katharina und S. Barbara hab ich die Capellä lassen bauen im Jahr 1813. Eine Statue des Hl. Florian und eine Statue der schmerzharten Muttergottes schmücken den Altar. Der Heilige Florian scheint seine schützende Hand besonders über die Kapelle zu halten: Vor Jahren vergaß man nach einer Abendandacht die Kerzen zu löschen. Es entstand ein Brand. Das Altartuch verbrannte und versengte auch den äußeren Rand des Altars. Das Feuer ergriff auch das kleine Häuschen, über das der hl. Florian seinen Wassereimer hält. Die Flammenzungen schwärzten es bis zum Giebel. Seltsamerweise erlosch das Feuer aber ohne menschliches Zutun. Mit Verwunderung betrachteten am nächsten Tag die Bewohner der Plaiknerhöfe das sich ihnen bietende Bild und erkannten, in welcher Gefahr sie schwebten, denn wäre die Kapelle zur Gänze in Brand geraten, so hätte er auch auf die Höfe übergreifen können. Erbaut: 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 15 Im 13. Jahrhundert laut einer Sage; auf einer Inschrift steht 1813 als Baudatum der Kapelle Letzte Renovierung: 2003 durch Franz Neuner Standort: Plaik, Plan Nr. 5 Kapellen-Heiliger: Hl. Florian Besonderheit: Darstellung der Entstehungssage im Deckenfresko - 15 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 16 Antoniuskapelle D ie kleine Kapelle, bei der der Altar mit einen Holzgitter abgetrennt ist, wurde aus Dankbarkeit für die glückliche Heimkehr aus dem zweiten Weltkrieg errichtet. Sie ist im Besitz der Katznerbauern, den Nachfahren der Erbauer. Erbaut: Standort: Kapellen-Heiliger: - 16 - Nach 1945 Hauptstraße Weidach Kirchplatzl, nahe Sportplatz, Plan Nr. 6 Hl. Antonius Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Wegkreuze Leutasch Bei einer Wanderung oder einem Spaziergang durch das Leutaschtal kann man neben den Kapellen an die 80 Weg- und Almkreuze bzw. Marterln entdecken. Sie prägen nicht nur die Landschaft, sondern geben jedem, der sich darauf einlässt das gute Gefühl, sicher und wohlbehütet unterwegs zu sein. (Foto: Wegkreuz Deales) - 17 - Seite 17 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 18 Katznerkapelle (Kapelle Oberweidach) D ie Kapelle, in der rund 20 Personen auf 6 Betbänken Platz finden, wurde 1790 erbaut und 1991 gemeinsam von allen Anwohnern komplett neu errichtet. Auf dem Altar, der mit einem Eisengitter abgetrennt ist, findet sich eine HerzjesuStatue, eine Kreuzigungsgruppe, links eine Marienstatue und eine Herzjesuskind-Statue, rechts die Heilige Maria mit einer Jesuskindstatue. Vor dem Altar kniend rechts eine Figur der Heiligen Notburga (verm.), links eine LourdesMuttergottesstatue. Gerade die Heilige Notburga wurde in ihrer Heimat Tirol sehr verehrt: Sie stand als Dienstbotin bzw. Magd den einfachen Menschen näher als so mancher Heiliger, der adeligen Kreisen entstammte, und als Schutzpatronin der Bauern wurde Sie in vielen Nöten gerne angerufen. Barocke Kreuzwegtafeln sind an den Seitenwänden angebracht. Erbaut: um 1790 Letzte Renovierung: 1991 neu erbaut Standort: Oberweidach, an der Hauptstraße Richtung Kirchplatzl, Plan Nr. 7 - 18 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 19 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 19 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 20 Kreithkapelle D ie Kapelle wurde 1634 gleich nach der Pest errichtet. Als einfache Rindenhütte entstand sie in Erfüllung eines Gelöbnisses zum Dank für die Verschonung vor der Pest: Als einzige ihrer Familie überlebte ein junges Mädchen in einer Rindenhütte eben am Platz der jetzigen Kapelle die Pest. 1637 machten die Erbauer aus dem einfachen Rindenhäuschen eine »echte« gemauerte Kapelle, diese ist jedoch sehr klein – wie auch die Pestkapelle im Gaistal – und bietet keinen Platz für eine Andacht. 1929 wurde sie durch einen Nachfahren der Erbauerin, Matthias Neuner (Knechtler) renoviert. Dadurch, dass das Straßenniveau – die Kapelle steht an der Hauptverbindungsstraße zwischen Leutasch und Seefeld – immer mehr erhöht wurde, sank die Kapelle immer weiter ab, man geht heute einige Stufen hinunter. 1995 wurde sie von Familie Rauth (Geggeler) komplett neu gebaut. Nachdem Statuen gestohlen wurden, ist das Original-Altarbild, welches das Jüngste Gericht zeigt, nicht mehr in der Kapelle, es wird von Nachkommen der Knechtler verwahrt. Innschriften in der Kapelle weisen auf das Gelöbnis hin: »Vor Pest, Hunger und Krieg, verschone uns oh Herr« bzw. gemahnen an Mäßigung im Leben: »Wer vor diesem Gericht besteht, fröhlich in den Himmel geht, wers immer hat mit Lust und Freud, der wird wie mir vermaladeit« (1634). Über dem Eingang ließ Matthias Neuner (Knechtl) bei der Erneuerung 1929 den schönen Vers aus Friedrich Wilhelm Webers »Dreizehnlinden« anbringen: »Zitternd in des Lebens Mitte sind vom Tode wir umgeben, auf der Heid ein Wolkenschatten fährt dahin das Menschenleben« - zum einen, weil er ihm so gut gefiel, zum anderen, weil er sich auch mit dem Gedanken, nach Brasilien in die Tiroler-Siedlung Dreizehnlinden auszuwandern, beschäftigte. Erbaut: 1634 Letzte Renovierung: 1995 von Familie Rauth Standort: Kreith, an der Straße nach Seefeld, Plan Nr. 8 Kapellen-Heiliger: Marienkapelle Besonderheiten: Erinnerung an die Pestzeit - 20 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 21 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 21 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 22 Kapelle Obere Gasse D ie Kapelle in der oberen Gasse ist die größte Kapelle im ganzen Tal. Nicht erst seit der letzten Restaurierung 2002 ist die wunderschöne Kapelle, um die sich rund 17 Familien kümmern, ein beliebtes Postkarten- und Fotomotiv. Das Altargemälde zeigt die Muttergottes als Maria Imaculata mit Sternenkranz, der Hl. Geist schwebt auf Sichel und Schlange über Maria. Auf dem Altar stehen links eine Statue des Heiligen Ignatius und Halbbüsten des Hl. Antonius und des Hl. Bernhardin, rechts eine Statue des Heiligen Aloisius und Halbbüsten des Hl. Bonaventura und des Hl. Franziskus. Zwei Säulen, die mit Weinreben umrankt sind, rahmen den Altar ein. Das Deckengemälde zeigt die Anbetung der Hirten in Bethlehem, über der Eingangstür sind nochmals Maria Imaculata und der Hl. Antonius abgebildet. Die Gemälde und der Kreuzweg, der die Seitenwände der Kapelle ziert, sind von Josef Degenhart (1790). Nahe der Tür findet man ein eingemauertes Weihwasserbecken, auf dem als Jahreszahl ebenfalls 1790 (17IHS90) aufscheint. Die Kapelle, die bis zu 30 Personen Platz bietet, wurde 2002 von Manfred Neuner komplett restauriert. Mit einer neuen Glocke wurde sie bereits 1951 ausgestattet. Erbaut: 1790 (Jahreszahl auf dem Weihwasserbecken) Letzte Renovierung: 2002 durch Manfred Neuner Standort: Gasse, Plan Nr. 9 Kapellen-Heiliger: Marienkapelle Besonderheit: Beliebtes Postkartenmotiv - 22 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 23 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 23 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 24 Lehner Kapelle D ie Lehner oder Veitlkapelle – Veitlkapelle, da sie neben dem Veitlhof steht – ist eine der „großen“ Leutascher Kapellen: An die 30 Personen finden in der Marienkapelle mit Glockenturm Platz. Das Altarbild zeigt die schmerzhafte Muttergottes mit Sieben Schwertern, links davon ziert ein Fresko des früheren Tiroler Landesheiligen, des Hl. Georgs, des Drachentöters, rechts der Heilige Martin, der dem Bettler seinen Mantel reicht, die Kapelle. Das Altarbild selber ist von sieben Emblemen umgeben, die Szenen aus dem Leben Jesu darstellen: die Beschneidung Jesu, Flucht nach Ägypten, der 12 jährige Jesus im Tempel, Kreuztragung, Kreuzigung, Jesus am Kreuz, Grablegung Jesu. Drei Barockengel sind um den Altar gruppiert. Das Deckengemälde stellt die Himmelfahrt Marias dar, das Deckenmedaillon die Heilige Dreifaltigkeit und Maria Immaculata. Interessant ist, dass an den Seitenwänden der Kapelle nicht nur eine Abbildung der Kapelle selber zu finden ist, sondern gegenüberliegend auch eine Abbildung der Pestkapelle in Weidach. Sogar auf der Außenseite findet man ein Gemälde – die Flucht nach Ägypten ist dargestellt. Als Maler scheint Joseph Degenhart auf. Früher war die Kapelle blau angemalt – daher hieß sie auch die „blaue Kapelle“ – die Farbgebung wurde bei der letzten Renovierung geändert In früheren Zeiten führte am 2. Juli ein Bittgang zur Lehnerkapelle, um die sich noch heute eine Kapellengemeinschaft mit 55 Mitgliedern kümmert. Erbaut: 1721 (lt. Kapellen-Inschrift Letzte Renovierung: 1984 Standort: Lehner / untere Gasse, Plan Nr. 10 Kapellen-Heiliger: Zu den 7 Schmerzen Mariae Besonderheit: Wird von der größten Kapellengemeinschaft betreut - 24 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 25 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 25 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 26 Kapelle Puitbach D ie kleine Kapelle besticht vor allem durch ihre außergewöhnliche Lage: Das Rauschen des Puitbachs und die beeindruckende Bergkulisse, die der Öfelekopf und die Dreitorspitze bilden, machen den Platz zu etwas ganz Besonderem. Leider ist die Kapelle sehr renovierungsbedürftig, auch Fenster schützen das Gebäude nicht mehr vor den Witterungseinflüssen, obwohl der Dachstuhl 1984 erneuert wurde. Das Altarbild zeigt das Herz Mariä. Über die einstige Ausstattung berichtet noch der Leutascher Ortschro- nist Matthais Reindl: »Statuen: Herz Jesu, Heiland an der Geiselsäule. Außerdem finden sich einige sehr altertümliche Scherenschnittbilder; zwei Exvotodtafeln von 1850«. Erbaut im 17. Jahrhundert Letzte Renovierung: 1984 - DachstuhlErneuerung Standort: Direkt am Puitbach im Weiler Puitbach, Plan Nr. 11 Kapellen-Heiliger: Herz-Maria-Kapelle - 26 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 27 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 27 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 28 Kapelle Reindlau V on den zahlreichen Leutascher Kapellen hebt sich jene in Reindlau ab – ist sie doch die einzige Kreuzkapelle: Der Altar stellt eine Kreuzigungsgruppe dar, unter dem Kreuz sind Jesus und das Herz Maria auf einem Strahlenkranz dargestellt. Statuen der schmerzhaften Muttergottes und des dornengekrönten Heilands findet man ebenso wie links des Altars eine Statue der alttestamentarischen Hl. Rachel und rechts jene der Hl. Magdalena. Reliquienschreine, ein Ablassbrief und ein Kreuzweg als Druck in fünf Sprachen sind ebenfalls im Inneren der Kapelle zu finden. Das Deckengemälde stellt Gott Vater dar, Baldachin und ein Ster- nenhimmel am Gewölbe stammen von Josef Zunterer aus Seefeld (Pinzit 1856). Die Besitzverhältnisse der Kapelle, die bis zu 25 Personen Platz bietet, widerspiegeln einmal mehr wie Erbgänge, Heiraten und ähnliches Einfluss nahmen. Die Kapelle gehört den Reindlauern, der Grund gehört jedoch dem Muchnbauern im Ortsteil Klamm. Viele Jahre lang kümmerte sich Familie Albrecht liebevoll um die Kapelle. Erbaut: Standort: Kapellen-Heiliger: - 28 - im 19. Jahrhundert Reindlau, Plan Nr. 12 Als Kreuzkapelle dem Hl. Kreuz geweiht Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 29 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 29 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 30 Kapelle (Ober-)Lochlehn D ie kleine Kapelle in Oberlochlehn gibt auf einer Tafel Auskunft über ihre Erbauer: »Anno 1721 hat der Ehrngeachtete Veith Nairz diese dafel machen lassen, zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria. Auch haben die zwea Bilter machen lassen, als Wenodicht (Benedikt) Caspar Nairz und Valentin Nairz«. Zwei Heilige zieren die Kapelle – der Hl. Franz von Assisi und der Hl. Antonius von Padua, neben einem alten Kruzifix findet man im Inneren auch Kreuzwegtafeln. Erbaut: 1721 Letzte Renovierung: 1989/90 neu mit Glockenturm erbaut Standort: Oberlochlehn, Straße nach Mittenwald, Plan Nr. 13 Kapellen-Heiliger: Mariahilf-Kapelle - 30 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 31 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 31 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 32 Kapelle (Unter-)Lochlehn D ie Besitzverhältnisse der gar nicht so kleinen Kapelle – sie bietet bis zu 20 Personen Platz – gewähren einen guten Einblick, wie sich Hof- und Besitzernamen in der Leutasch oft ganz unterschiedlich entwickelten. Über die Entstehung der Kapelle berichtet die Legende: »Zu dieser Zeit war eine Dirn beim Bauern – vom Spackler Hof war sie – so marod, dass sie versprach, eine Kappel zu bauen, wenn sie die Krankheit überlebt«. Sie scheint es überlebt zu haben – und war wohl jene Gertraut Heisin, die 1717 beim Bauern eingeheiratet hatte. Über sie wird weiter berichtet »Die Gertraut hatte ein Vermögen von 861 Gulden und 20 Kronen in die Ehe eingebracht und ihre Schwester hat beim Liasn eingeheiratet«. Das Innere der Kapelle, die auch ein Glockenturm ziert, ist mit einem Altarbild der schmerzhaften Muttergottes, zwei Engelsköpfen und zwei weinenden Engeln geschmückt. Eine Inschrift auf dem Bild gibt Auskunft über die Stifter: »Et voto 1723 haben die zwey jungen gesellen Caspar und Balthasar Witing diese daffel machen lassen«. Unter anderem sind eine sehr realistische Darstellung des Jüngsten Gerichts, auf der die Hölle als Rachen eines ungeheuren Tieres, in dem die Verdammten in feuriger Glut brennen, gezeigt wird und der Herr am Ölberg, Maria und Maria Magdalena mit Jesus und Petrus weitere Elemente. Dass auch diese Kapelle eine Ablasskapelle war, bestätigt eine kleine Tafel, auf der steht: »Ach komm ich bitt verlass mich nit, ein vater unser abschlag mir nit«. Erbaut: um 1720 Letzte Renovierung: 2006 Standort: Lochlehn, Bundesstaße, Plan Nr. 14 Kapellen-Heiliger: Marienkapelle - 32 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 33 - 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 33 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 34 Itzlkapelle E ine Inschrift auf der kleinen Kapelle gibt Auskunft über ihr Entstehen: »Den im Jahre 1805 gefallenen Kriegern, Freunden und Feinden, verschiedenen Kriegsfahnen folgend scharten sich einig unter das Kreuz Jesu Christ«. Gut kann man sich so vorstellen, dass die Kapelle über dem Grab der am 4. November 1805 in den Napoleonischen Kriegen gefallenen Kriegern errichtet wurde, wie die Überlieferung berichtet. Bestärkt wird dieser Glaube durch die Tatsache, dass es damals in Unterleutasch weder Kirche noch Friedhof gab. Ihr heutiges Aussehen erhielt die kleine Kapelle mit Turm 1975, als sie von Alfons und Katharina Reindl renoviert bzw. neu erbaut wurde. Erbaut: Anfang 19. Jahrhundert Letzte Renovierung: 1975 von Alfons und Katharina Reindl Standort: Unterkirchen beim Itzlhof Plan Nr. 15 - 34 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:48 Uhr Seite 35 Zenznkapelle (bei den Sonnenhöfen) D ass sich hier Menschen ein sonniges Plätzchen für ihre Siedlung gesucht haben, macht schon die Bezeichnung, die die Umgangssprache den schmucken Häusern gibt, deutlich – die »Sunnabauern«. Für die kleine Kapelle hat man sich den wohl stimmungsvollsten Ort ausgesucht: Sie liegt auf einem Hügel und grüßt so schon von weit her. Sie gehört zu einem der ältesten Bauernhöfe des Leutaschtals – dem Zenznhof, um den sich eine »hochherrschaftliche« Sage rankt: Herzog Friedrich mit der leeren Tasche soll sich hier auf der Flucht vor seinen Feinden versteckt haben. Im Inneren der Zenznkapelle, die mit zwei kleinen Statuen und Kreuzwegbildern, die leider beschädigt sind, geschmückt ist, finden an die 6 Personen Platz. Die Kapelle war früher – so erzählt man es sich – eine Ablasskapelle. Erbaut: Standort: Kapellen-Heiliger: - 35 - im 17. Jahrhundert Schanz, bei den Sonnenhöfen, Plan Nr. 16 Marienkapelle Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 36 Klammkapelle oder Höllkapelle D ie Klamm- oder Höllkapelle im Grenzgebiet zwischen Leutasch und Mittenwald wurde schon 1697 erstmalig erwähnt. Über ihre Entstehung bzw. Renovierungen erfährt man aus einem Aufsatz von Pfarrer A. Goller in den Tiroler Heimatblättern aus den 30er Jahren: »Die Entstehung der Kapelle fällt vermutlich in das Ende des 17. Jahrhunderts, während ihr heutiges Äußeres aus den Achziger Jahren des 19. Jh. datiert. Damals entkleidete sie nämlich ein Sturmwind bis auf die nackte Mauer und sorgte so für eine gründliche Renovierung vor«. Im Innenraum findet sich weiters eine Christusdarstellung an der Geiselsäule, die der Darstellung des Herrn im Elend in der bekannten Wieskirche nachempfunden ist. Matthias Reindl, der langjährige Schuldirektor und Ortschronist in Leutasch, schreibt über die Kapelle mit den zwei Namen: »Diese Kapelle führte bei den Unterleutaschern den Namen beim Klamm-Joggl, die Mittenwalder nannten sie immer die Höllkapelln«. Maximilian Schmidt erzählt in seinem »Bubenrichter von Mittenwald« über die Kapelle folgendes: »Die etwa eine halbe Stunde vom Markt Mittenwald entfernte Kapelle des hl. Jakob wird vom Volk wegen ihrer wildromantischen Lage das Höllkapellein genannt, und in den Nöten des Lebens wallt mancher dorthin«. Heute liegt die Kapelle längst nicht mehr so beschaulich wie noch bis 1912, als hier nur ein kleiner Fußweg Bayern und Tirol verband. Dafür kann man nun aber gerade an dieser Stelle zur beeindruckenden Leutascher Geisterklamm hinabwandern. Dass Reisende aber schon zur Zeit, als die Kapelle erbaut wurde, diese grenzüberschreitende Route wählten, lässt das Altarbild, das den Hl. Jakobus in Öl zeigt, vermuten – war der Hl. Jakob doch auch der Schutzheilige der Reisenden und Pilger. Da die kleine Kapelle offen ist, sind die zwei kleinen Statuen, die die »zwoa Jakoberlen« genannt wurden, schon lange verschwunden. Neu ist auf der Vorderseite eine Jakobsmuschel und die Innschrift »Jacob beschütze uns auf diesem Weg«. Erbaut: vor 1697 Letzte Renovierung: 1998-1992 von den Wirtsleuten der Alpen rose/Mittenwald und des Gasthofs Mühle/ Leutasch Standort: Bundesstraße zwischen Leutasch und Mittenwald, Plan Nr. 17 Kapellen-Heiliger: Hl. Jakob Besonderheit: Kapelle am Jakobsweg durch Leutasch - 36 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 37 - 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 37 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 38 Lehenwald Kapelle E in wenig im »Niemandsland« befindet sich die Lehenwald-Kapelle – steht sie doch im Wald im Grenzgebiet zwischen Leutasch, Seefeld und Scharnitz. In der kleinen Kapelle trennt ein vergoldetes, schmiedeeisernes Gitter den Altar ab. Der Altar der Marienkapelle ist mit einem Marienbild mit Jesuskind geschmückt – die alte Mariendarstellung wird zusätzlich durch eine Aufschrift ergänzt: »Maria Mutter von der immerwährenden Hülfe bitt für uns«. Standort: Kapellen-Heiliger: - 38 - Lehenwald (zwischen Gasthof Triendlsäge und Bodenalm), Plan Nr. 18 Marienkapelle Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 39 Bildstöckl in der Scheibe D as Bildstöckl in der Scheibe (Flurname) fällt nicht sofort als Kapelle ins Auge des Betrachters: Als offene Kapelle gleicht sie mehr einem größeren Bildstökkel, und doch ist sie einem besonders interessanten Heiligen, Pater Josef Freinademetz, geweiht. Der gebürtige Südtiroler (1852) war einer der beiden ersten Steyler Missionare, die nach China gingen - fast 30 Jahre war er in der Provinz Südshantung tätig. Der ladinische Pater wird in ganz Tirol sehr verehrt. Erbaut: Standort: Kapellen-Heiliger: - 39 - im 20. Jahrhundert Unterkirchen, Fuhrweg Needer, Plan Nr. 19 Pater Josef Freinademetz Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 40 Mahder Kapelle F ür den kleinen Kapellenführer stellt diese letzte Kapelle einen schönen Abschluss dar – auch wenn noch nicht allzu viel zu ihrem Erscheinungsbild erzählt werden kann: Jeder, der die Möglichkeiten zum Innehalten und für ein stilles Gebet schätzt, die die zahlreichen Leutascher Kapellen bieten, wird sich freuen, dass die Kapellen-Tradition »weiterlebt«. In Neuleutasch entsteht eine neue Kapelle – und so sind es nun 20 Kapellen, die das Tal zieren – vorläufig …. Erbaut: Standort: Kapellen-Heiliger: 2008 In Neuleutasch, an der Straße Leutasch - Seefeld, Plan Nr. 20 Hl. Johannes und Hl. Simon Eine Gemeinde und zwei Pfarrkirchen Nicht nur 20 Kapellen findet man in Leutasch: In 2 Pfarrkirchen – Magdalena in Oberleutasch und St. Johannes der Täufer in Unterleutasch - werden regelmäßig Gottesdienste gefeiert. pletter Neubau, der der Kirche in Oberleutasch ihr heutiges Aussehen verlieh. Der massige, kaum gegliederte Baukörper und die leicht geschweifte Dachkonstruktion mit dem Turm, der noch vom Vorgängerbau stammt, lassen das Gebäude nicht wie eine typische Tiroler Kirche anmuten. Das Innere stellt sich als ein geräumiger Saalraum mit Volltonne ohne Stichkappen und umlaufendem, geradem dorischem Gesims dar. Ein runder, hoher Chorbogen trennt das Presbyterium vom Schiff. Der stattliche, klassizistische Hochaltar stammt aus der Marienpfarrkirche in Benediktbeuren, die 1805 abgebrochen wurde. St. Magdalena in Oberleutasch Bereits 1190 wurde die Kirche in Oberleutasch erbaut - vom Augustinerchorherrenstift Polling bei Weilheim, das den Grund von Bernhard von Weilheim, der größere Grundbesitze im Tal sein eigen nannte, erhalten hatte. 9,5 Meter in der Länge und 5,75 Meter in der Breite maß dieses erste Gotteshaus, das im 13. Jahrhundert das Begräbnisrecht und das Recht zur Spende der heiligen Sakramente erhielt. Ein namentlich erwähnter Seelsorger scheint erstmals 1460 auf – Frater Lukas war dieser erste „bekannte“ Leutascher Pfarrer. Nach mehreren Vergrößerungen erfolgte 1820/21 ein kom- 40 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 41 Obrigkeit die Erlaubnis zum Kirchenbau, und so entstand 1828/29 die Unterleutascher Kirche als spätklassizistischer Bau: Ein nüchternes Langhaus mit einem eingezogenen, gerade abschließendem Chor prägen den Bau. Das Walmdach, das beide Teile bedeckt, wird im Westen vom Kirchturm durchstoßen. Das Altarblatt zeigt in metallisch-harten Farben eine Predigt des Kirchenpatrons, der klassizistische, einfacher Säulenaltar wurde von Franz Xaver Renn 1830/31 gestaltet. Figuren der Eltern Johannes des Täufers – Zacharias und Elisabeth – flankieren den Altar. Erst 1864 schmückte der Leutascher Lehrer Alois Nairz die Chortonne mit einer Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit und verzierte auch die Chorwände. (nach Josef Frankenstein) Das Altarblatt stellt Christi im Hause des Pharisäers Simon dar, der viersäulige Altar schließt nach oben hin in zwei steil aufsteigenden Voluten. Flankiert von Engeln schließen sie eine Schnitzgruppe der Heiligsten Dreifaltigkeit ein. Zwei spätbarocke Bischofsfiguren – Hl. Kassian und Hl. Bonifaz ergänzen das Gesamtbild. Obwohl man nur an der Südseite und neben dem Altar große Fenster findet, wirkt der Kirchenraum sehr hell und freundlich - sicherlich auch durch die farbenfrohen, typisch klassizistischen Fresken, die das Leben der Hl. Magdalena zum Inhalt haben. Wandbilder mit alttestamentarischen Szenen – die Gesetzgebung Moses, die Jakobsleiter, Moses mit der ehernen Schlange und die Opferung des Isaaks – schmücken die nordseitige, fensterlose Langhaus- und Chorwand. (nach Josef Ringler) St. Johannes der Täufer in Unterleutasch Die Kirche in Unterleutasch entstand erst im 19. Jahrhundert – vor dieser Zeit war Unterleutasch nach Mittenwald eingepfarrt. Erst nach mehreren Eingaben erteilte die Ausführlichere Informationen zu den beiden Kirchen und viel Wissenswertes über das ganze Tal findet man im LeutaschBuch, das anlässlich der 800-Jahr-Feier der Weihe der St.-Magdalena-Kirche 1990 herausgegeben wurde. St. Magdalena in Oberleutasch St. Johannes der Täufer in Unterleutasch - 41 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch - 42 - 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 42 Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 9:49 Uhr Seite 43 A uf rund 16 Kilometern erstreckt sich das Leutaschtal. Um alle Kapellen kennen zu lernen, sollte man sich also genügend Zeit nehmen. Daneben warten ganz unterschiedliche landschaftliche Besonderheiten nur darauf, entdeckt zu werden. Wanderungen bzw. Spaziergänge zu den einzelnen Kapellen sind so echte Entdeckungsreisen. Eine Möglichkeit wäre es z.B., auf den Spuren des Jakobswegs durch Leutasch zu wandern – eine entsprechende Beschilderung ist bereits in Ausarbeitung. © TVB Olympiaregion Seefeld - 43 - Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch 29.05.2008 Gefördert von IMPRESSUM: Herausgeber: Gemeinde Leutasch, alle Rechte vorbehalten. Fotos: Heinz Holzknecht · Texte: Astrid Schösser-Pichler Grafische Gestaltung: WestMedia, Telfs Trotz sorgfältiger Recherche kann für die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. 9:49 Uhr Seite 44