Lokaler Routenführer Nr. 29 Vorderer Taunus
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Lokaler Routenführer Nr. 29 Vorderer Taunus
ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR RHEIN-MAIN ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR RHEIN-MAIN VORDERER TAUNUS Mehr zur Route der Industriekultur Rhein-Main finden Sie im Faltblatt „Wissenswertes“ und unter www.krfrm.de. 29 Objekte der Industriekultur im Vorderen Taunus NR.29 LOKALER ROUTENFÜHRER OBERURSEL, KRONBERG, KÖNIGSTEIN UND STEINBACH Den Schatz an lebendigen Zeugnissen des produzierenden Gewerbes samt dazugehöriger Infrastruktur zu bergen, wieder ins Bewusstsein zu bringen und zugänglich zu machen, ist Ziel der Route der Industriekultur Rhein-Main. Sie führt zu wichtigen industriekulturellen Orten im gesamten Rhein-Main-Gebiet und befasst sich mit Themen wirtschaftlicher, sozialer, technischer, architektonischer und städtebaulicher Entwicklung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. INDUSTRIEGESCHICHTE VORDERER TAUNUS Das hier vorgestellte Gebiet der Städte Königstein, Kronberg, Oberursel und Steinbach am Südrand des Taunusgebirges ist keine klassische Industrielandschaft in dem Sinne, dass sie durch große Fabrikationsanlagen und die sprichwörtlichen „rauchenden Schlote“ gekennzeichnet wäre. Dennoch weist sie eine reichhaltige und in ihren Zeugnissen eindrucksvolle Industriegeschichte auf, deren Wurzeln weit zurück reichen. In den drei alten städtischen Siedlungen Königstein, Kronberg und Oberursel herrschte schon in vorindustrieller Zeit ein reges gewerbliches Leben, das vielfach den Nährboden für die im 19. Jahrhundert entstehende Industrie darstellte. Hierbei spielten vor allem die aus dem Taunus nach Süden fließenden Gewässer als Energiequelle eine wichtige Rolle – nicht nur für Getreidemühlen, sondern auch für Walk-, Hammer- und Mahlwerke. Die Wasserkraft des Urselbaches war beispielsweise der entscheidende Standortfaktor für die Errichtung der Spinnerei und Weberei an der Hohen Mark, die im Herbst 1860 ihre Produktion aufnahm und mit mehreren hundert Beschäftigten rasch zu einem der größten Industriebetriebe im Herzogtum Nassau avancierte. Die Bereitstellung der Energie für die nördlich der Stadt gelegene Fabrik erfolgte durch eine spektakuläre, rund 700m lange Transmissionsanlage. Auch der zweite große Oberurseler Industriebetrieb, die Motorenfabrik, entwickelte sich aus einem Mühlenbetrieb. Neben der Wasserkraft als Energiequelle waren das Reservoir an verfügbaren Arbeitskräften und die Anbindung an den Umschlagplatz und Absatzmarkt Frankfurt ent- scheidende Faktoren für die Entwicklung der Industrie am südlichen Taunusrand. Die Arbeiterschaft rekrutierte sich vielfach aus der Dorfbevölkerung des Hohen Taunus, die auf einen Zuverdienst zur heimischen Landwirtschaft angewiesen war. Namen wie „Arbeiterweg“ erinnern bis heute an die Wege aus den Taunusdörfern in die Fabriken. Für die Anbindung nach Frankfurt ist auf den Eisenbahnbau hinzuweisen. Bereits 1860 wurde Oberursel mit dem Bau der Linie Frankfurt – Homburg an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1874 nahm die Frankfurt-Kronberger Eisenbahn den Betrieb auf und 1902 folgte schließlich die – aufgrund der Höhenunterschiede technisch anspruchsvolle – Bahnstrecke zwischen Höchst und Königstein. Gerade die letztgenannte hatte auch den Zweck, die Industrie im Rhein-Main-Gebiet mit Arbeitskräften aus dem Taunus zu versorgen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der südliche Taunusrand zudem zu einer für Unternehmer aus den ganzen Rhein-Main Gebiet attraktiven Wohngegend. Der südliche Taunus bietet damit zwei Facetten der Industriekultur: Die ortsansässigen Fabrikationsbetriebe ebenso wie die Zeugnisse des anderswo industriell erwirtschafteten Wohlstandes. Friedberg Bad Vilbel Hanau Offenbach am Main Aschaffenburg Rüsselsheim Bingen am Rhein Mainz Oberursel Der Urselbach fließt von der Hohen Mark aus quer durch Oberursel bis hin zur Nidda. Entlang seines Ufers verläuft auf knapp 11 km Länge der Mühlenwanderweg. Dieser bietet die einzigartige Möglichkeit, die historische Nutzung der Wasserkraft und die vielgestaltigen Lebensräume am Bach anhand von 24 abwechslungsreichen Informationstafeln zu erkunden. Die Wasserkraft des Baches und seiner Werkgräben wurde seit Jahrhunderten von Mühlen, Hammerwerken und Fabriken zur Energiegewinnung genutzt. Noch heute kann man das eindrucksvolle Gebäude der ehemaligen Herrenmühle an der Bleiche und die am idyllischen Bachpfädchen gelegene Schuckardtsmühle mit ihrem funktionsfähigen Mühlrad bewundern. U3 Haltestelle Hohe Mark Führung auf Anfrage, Tel. 06171-502 232 Bischofsheim Darmstadt Miltenberg Die einzelnen Orte und Objekte der Route der Industriekultur können mit dem Fahrrad entlang der ausgewiesenen Radwege, mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln besucht werden. Die Buslinien starten im Allgemeinen an den Bahnhöfen. Besichtigung Hohemarkstraße 60-70, Oberursel Die Gebäude der ehemaligen Motorenfabrik Oberursel, die heute zum Werk der Firma Rolls-Royce Deutschland gehören, zählen zu den eindrucksvollsten architektonischen Zeugnissen aus der industriellen Gründerzeit. Die Ursprünge der Motorenfabrik reichen bis Anfang der 1890er Jahre zurück. Willy Seck konstruierte hier seinen kompakten 4 PS starken „GNOM“ Petroleummotor. Später wurde in Frankreich aus dem „GNOM“ ein Umlaufmotor für Jagdflugzeuge entwickelt, den die Motorenfabrik ab 1913 auch in Oberursel mit großem Erfolg produzierte. 1916-18 entstand der Verwaltungsbau mit seiner beeindruckenden Fassade. Heute werden in dem Werk hochwertige Komponenten für Rolls-Royce-Turbostrahltriebwerke hergestellt. Die Geschichte des Industriestandortes dokumentiert der Geschichtskreis Motorenfabrik Oberursel. S5 Oberursel Bahnhof, U3 Haltestelle Lahnstraße www.gkmo.net 5 VILLA GANS (VILLA KESTENHÖHE) Königsteiner Straße 29, Oberursel Im einstigen Kastanienhain an der Königsteiner Straße lag die ehemalige Villa Gans, die heute Bestandteil eines modernen Hotels ist. Sie wurde mit Bauschein von 1909 von Ludwig Wilhelm von Gans im englischen Landhausstil errichtet und luxuriös ausgestattet. Sein Schwiegervater, der Gartenarchitekten Karl Keller, gestaltete wohl den dazugehörigen Park. Ludwig Wilhelm Gans stammte aus einer jüdischen Fabrikantenfamilie, die 1912 in den Adelsstand erhoben wurde. Sein Vater Fritz von Gans war Mitbegründer der Cassella Farbwerke in Frankfurt. 1911 siedelte Ludwig Wilhelm mit seinem eigenen, 1897 gegründeten Chemieunternehmen („Pharmagans“) nach Oberursel über. Die Familie lebte bis 1928 in Oberursel. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Ludwig Wilhelm in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und verstarb 1946 an den Spätfolgen der Inhaftierung. S5 Oberursel Bahnhof, Buslinie 42 Haltestelle Am Rahmtor, weiterer Fußweg ca. 1km Als Ersatz für die seit 1850 teils über Oberursel verkehrende Pferdeomnibuslinie wurde nach mehreren gescheiterten Versuchen 1860 die Homburger Bahn eröffnet, die von Frankfurt nach Bad Homburg führte. An dieser Strecke erhielt Oberursel einen Bahnhof und damit eine wesentliche Voraussetzung zur Erschließung als Wohnort für Frankfurter Fabrikanten. Von den ursprünglichen Gebäuden sind heute nur noch zwei vorhanden: das frühere Weichenwärtergebäude und das Empfangsgebäude. Der neue Nutzungsmix macht den Alten Bahnhof Oberursel (Modernisierung und Sanierung des Bahnhofs von 2009 bis 2012) als öffentlich genutztes Gebäude für die Oberurseler Bevölkerung wieder erlebbar. Bahnhof Oberursel Öffentliche Verkehrsmittel 3 ROLLS-ROYCE DEUTSCHLAND LTD & CO KG Nicht öffentlich zugänglich 2 BAHNHOF OBERURSEL ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR IM ÜBERBLICK Bad Nauheim Friedrichsdorf Bad Homburg v.d.Höhe Oberursel Königstein i. Ts. Kronberg i. Ts. Frankfurt am Main Wiesbaden 1 MÜHLENWANDERWEG AM URSELBACH Information 4 FIRMA NEUBRONNER Neubronnerstraße 1, Oberursel 1905 gründete der Hofapotheker Dr. Julius Neubronner in Kronberg die heutige Neubronner GmbH & Co. KG, die schwarze Einfassstreifen für die Glasplatten der Diapositiv-Photographie produzierte. Während des 1. Weltkrieges nahm die Firma die Produktion von Verpackungsklebestreifen auf. 1934 verlegte der Sohn des Hofapothekers, Carl Neubronner, den Firmensitz nach Oberursel. Auf dem Areal befindet sich eine, Anfang des 20. Jhs., erbaute Villa. In den 1980er Jahren entstanden auf dem Gelände neue Büro- und Fabrikgebäude. Heute stellt die Firma Papiererzeugnisse und Maschinen für die Verpackungs- und Wellpappenindustrie her. U3 Haltestelle Kupferhammer www.neubronner.de 6 KRAFTWERK (EHEMALIGES UMSPANNWERK) Zimmersmühlenweg 2, Oberursel Im Jahr 1910 errichtete die Frankfurter LokalbahnAktiengesellschaft in Oberursel ein Gleichrichterhaus. In einem Nebengebäude, das heute nicht mehr existiert, befanden sich Transformatoren für die Bahn. Das Gleichrichterhaus war von herausragender Bedeutung für den Güter-und Personenverkehr von und nach Frankfurt a. M. bzw. in den Taunus. Bis 1997 gehörte das Gebäude den Main-Kraftwerken, bis 2004 der Stadt Oberursel. Heute befindet sich in dem denkmalgeschützten Gebäude, mit Jugendstilelementen und original erhaltener Laufkatze unter der Hallendecke, ein Restaurant. U3 Haltestelle Oberursel-Bommersheim www.kraftwerkrestaurant.de 7 BAHNDEPOT BOMMERSHEIM Gablonzer Straße, Oberursel Im Jahr 1910 errichtete die Frankfurter LokalbahnAktiengesellschaft (FLAG) in der Nähe der heutigen „Haltestelle Bommersheim“ der U3 ein Betriebsgebäude. Es diente zunächst als Depot für die Trieb- und Beiwagen der früheren Linie 24, die bis zur Hohemark fuhr. In den Nebenhallen wurden kleinere Wartungsarbeiten durchgeführt. Um Einrichtungswagen wenden zu können, erfolgte 1956 der Bau einer Wendeschleife um das Depot. 1970 wurde die Halle komplett modernisiert und verlängert, um auf jedem Hallengleis zwei U-Bahn-Wagen abstellen zu können. U3 Haltestelle Bommersheim Nicht öffentlich zugänglich 9 ELEKTROTECHNISCHE FABRIK MEDIDENTA SCHRAMM Gattenhöferweg 33, Oberursel 1905 gründete Carl Schramm das Unternehmen in Frankfurt a. M. als Fabrikation für Zahn- und Papierwaren. Das Herstellungsprogramm wurde im Laufe der Zeit mehrfach erweitert, so z. B. um SIMPLEX-Ventilatoren. 1930 erfolgte der Umzug der Elektrogeräte-Produktionsstätten auf ein Gelände in Oberursel, das wohl schon im Mittelalter Standort einer Mühle war. Außerdem haben die Gebr. Heitefuß bereits um die Mitte des 19. Jhs. hier einen Kupferhammer betrieben. 1955, 1987 und 2004 erfolgt der Bau weiterer Produktionsgebäude. Ab 1970 kam der Produktionsbereich Fahrzeugtechnik und Oldtimerzubehör hinzu. Das Firmengelände beeindruckt durch seine gut erhaltene Industriearchitektur verschiedener Epochen. S5 Haltestelle Oberursel-Stierstadt 8 ALT OBERURSELER BRAUHAUS www.medidentaschramm.de S5 Oberursel Bahnhof, U3 Haltestelle Altstadt www.meinbier.de Zimmersmühlenweg 11, Oberursel 1930 gründete Franz May das Unternehmen „Franz May-Transformatoren“ mit zwölf Beschäftigten in Frankfurt-Sossenheim. Die Fabrik stellte Transformatoren und Spulen für die Radioindustrie her. 1931 wurde Gustav Christe als Teilhaber aufgenommen. 1939/40 zog die Firma von Sossenheim nach Oberursel mit ca. 120 Beschäftigten. Seit etwa 1949 lag der Schwerpunkt der Produktion auf Vorschaltgeräten für Gas-Entladungslampen und Transformatoren. Ende der 1980er Jahre erwirtschaftete die Firma über 200 Mio. DM Umsatz mit ca. 1.500 Beschäftigten, davon etwa 700 in Oberursel. 1992 übernahm das US-amerikanische Unternehmen „MagneTec“ die Firma, die bereits wenige Jahre später geschlossen wurde. Auf dem Gelände sind heute vor allem Kleinbetriebe angesiedelt. Die alte Industriearchitektur der Gebäude ist noch immer gut zu erkennen. U3 Haltestelle Bommersheim Ackergasse 13, Oberursel Das als Barock-Palais Pfeiff oder Pfeiffsches Haus bekannte Gebäude wurde in den Jahren 1723 bis 1728 erbaut. Besonders beeindruckend sind noch heute das großzügig angelegte Treppenhaus mit steinerner Treppenbrüstung sowie die Stuckdecke im Blumenzimmer. 1994 wurden die unteren Räume zur Gaststätte umgestaltet und eine eigene Hausbrauerei eingerichtet. So findet man heute, hinter dem Ausschank in der Gaststube, zwei beeindruckende Braukessel aus Kupfer. Außerdem ließ der neue Eigentümer die barocken Räumlichkeiten im Obergeschoss mit Unterstützung des Landes Hessen, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stadt Oberursel sanieren und restaurieren. 11 MAY UND CHRISTE 10 ARBEITERHÄUSER UND DIREKTORENVILLA DER AKTIENGESELLSCHAFT FÜR SPINNEREI UND WEBEREI ZUR HOHEN MARK Hohemarkstraße, Oberursel Auf Betreiben des Oberurseler Kaufmanns Josef Schaller wurde 1857 die erste Aktiengesellschaft des Herzogtums Nassau in Oberursel gegründet. 1858 begann man Fabrikgebäude, Nebengebäude, Wohnhäuser für die Arbeiter, Verwaltungsgebäude und eine Direktorenvilla zu bauen. Bereits 1860 lief die Produktion an. Im Jahr 1865 errichtete die Spinnerei eine 700 Meter lange Drahtseil-Transmissionsanlage zur Nutzung der Wasserkraft, die damals größte ihrer Art in Europa. Außerdem erbrachte die Aktiengesellschaft für ihre Mitarbeiter bemerkenswerte soziale Leistungen. So stellte sie u. a. zwei Unterkunftshäuser für ledige Arbeiter und Ein- und Mehrfamilienhäuser mit verbilligter Miete für Verheiratete zur Verfügung. Noch heute sind die Villa Schaller und die Arbeiterhäuser an der Hohemarkstraße zu sehen. U3 Haltestelle Hohe Mark 12 VORTAUNUSMUSEUM Marktplatz 1, Oberursel 1704 erwarben Johann Sebastian Straub, ein im Amt Königstein tätiger Rentmeister und Kammerrat und seine Ehefrau Maria Elisabetha, geb. Korn ein Grundstück, das am heutigen Marktplatz 1 lag und bauten dort ein neues Haus. Seit Juni 1987 befindet sich das Vortaunusmuseum in dem historischen Gebäude. Das Vortaunusmuseum, gegründet als modernes Stadtmuseum, zeigt neben Exponaten aus der frühesten Besiedlung der Region, u.a. Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs aus den Bereichen Handwerks- und Industriegeschichte. Im Hof des Museums steht der letzte Zain-Hammer der Sensenwerke Andreas Schilli & Co. Oberursel Bahnhof, U3 Haltestelle Altstadt www.vortaunusmuseum.de IMPRESSUM Herausgeber: KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH Unter Mitwirkung: Hochtaunuskreis, Königstein, Kronberg, Oberursel Texte: Beate Großmann-Hofmann, Susanna Kauffels, Gregor Maier, Renate Messer, Dr. Peter Schirmbeck Redaktion: Salvatore Granatella, Cornelia Kalinowski Fotos: Christian Bandy, BraunSammlung, Jörg Keller, Werner Lienow, Andreas Malkmus, Stadt Kronberg im Taunus, Vortaunusmuseum Oberursel, Manuela Wehrle Gestalterisches Konzept: unit-design Gestaltung: Transparent Design Management GmbH Druck: Henrich Druck + Medien, Frankfurt ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR RHEIN-MAIN Geschäftsstelle KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH Poststraße 16 60329 Frankfurt am Main Tel.: 069 25771700 www.krfrm.de [email protected] Juni 2016 / 1. Auflage / 5.000 © KulturRegion FrankfurtRheinMain 2016 Gefördert durch: 13 BRAUNSAMMLUNG N Westerbachstraße 23 c, Kronberg Die Einführung klarer Formen und strukturierter Benutzerführung für die Produkte der Firma Braun ist noch heute Vorbild für gutes Industriedesign. Dieter Rams, einer der einflussreichsten Industrie-Designer der Moderne, war bis 1995 Leiter des Produktdesigns der Firma Braun, das unter ihm stilbildend wurde. In einer Dauerausstellung am Firmenstandort Kronberg zeigt die BraunSammlung die Entwicklung ihres wegweisenden Geräte-Designs, vom ersten Braun Radio über den weltberühmten Plattenspieler SK4 mit dem Spitznamen „Schneewittchensarg“ bis hin zu den aktuellen Produkten. Buslinie 261 Haltestelle Jacques Reiss-Straße 15 QUELLENPARK KRONTHAL Im Kronthal, Kronberg Die wirtschaftliche Nutzung der Quellen im Sauerborntal begann 1831 mit dem Amtsarzt Dr. Ferdinand Küster, dem Pionier des Badekurbetriebs im seitdem so genannten Kronthal. 50 Jahre später war das Kurwesen untergegangen, das Kronthaler Wasser wurde nur mehr von verschiedenen aufeinanderfolgenden Brunnenbetrieben abgefüllt und überwiegend ins Ausland vertrieben. Die Kelterei Herberth, die die Abfüllung 2005 aus wirtschaftlichen Gründen einstellte, nutzt in den 1920er Jahren entstandene Gebäude. Im renaturierten ehemaligen Kurpark kann man heute an zwei Quellen Mineralwasser abfüllen. Buslinie 261 Haltestelle Sodener Stock Geöffnet Di-So 11:00-17:00 Uhr 17 VILLA BONN / RATHAUS Katharinenstraße 7, Kronberg 1901 ließ Wilhelm Bonn diesen Neubau auf dem langjährigen Landsitz der Bankiersfamilie aus Frankfurt errichten. Bonn war 1863 als Mitarbeiter der Frankfurter Bank Lazard-Speyer-Ellissen nach New York entsandt worden und stieg dort zum Geschäftsführer der Tochterbank Speyer & Co auf. Frankfurter Bankhäuser und die von ihm gegründete Firma Ruette & Bonn waren stark an der Finanzierung amerikanischer Eisenbahnlinien beteiligt. Mit dem hieraus entstandenen Vermögen stattete Bonn, 1885 als Teilhaber von Lazard-Speyer-Ellissen nach Frankfurt zurückgekehrt, großzügig Stiftungen in verschiedensten Bereichen aus. Buslinie 261 Haltestelle Berliner Platz Geöffnet Mo-Fr 8:00-12:00 19 VILLA CLARA GANS Falkensteiner Straße 19, Kronberg Das vom Architekten Peter Behrens bis in die Details der extravaganten Inneneinrichtung geplante Wohnhaus von Clara Gans wurde 1932 fertig gestellt. Sie war die Tochter von Adolf Gans (Villa Hainerberg), der Mitinhaber der Chemischen Werke Cassella in Frankfurt und nach deren Fusion mit der Höchst AG dort Aufsichtsrat war. Die Werke von Peter Behrens als Maler, Architekt, Grafik- und Industriedesigner waren wegweisend. Er gilt als Begründer der modernen sachlichen Industriearchitektur und des modernen Industrie-Designs. Das Haus wird seit einigen Jahren als Dreifamilienhaus genutzt. Buslinie 261 Haltestelle Königsteiner Straße Nicht öffentlich zugänglich 16 KRONBERGER LICHTSPIELE N Am Roten Hang, Kronberg 1958 hatte die Firma Braun das Vorkaufsrecht für das Areal erworben, um eine Siedlung für Mitarbeiter zu errichten. Mitte der 60erJahre wurde von der Stadt Kronberg selbst eine Lösung für das Grundstück gesucht. 1968/69 plante das Architekturbüro Kramer die Bebauung, unterstützt von Dieter Rams, dem Chefdesigner von Braun, der für seine funktionale, reduzierte Formsprache berühmt ist. Im Zentrum der Siedlung stehen in Gruppen zusammengefasste und terrassenförmig, kompakt und wirtschaftlich angeordnete Bungalows mit hoher Aufenthaltsqualität, am südlichen Rand finden sich zweigeschossige Reihenhäuser, im Norden Mehrfamilienhäuser im Geschosswohnungsbau. Besonders erwähnenswert sind auch die horizontalen und vertikalen Wegeverbindungen in der Bebauung. Buslinie 73 Haltestelle Roter Hang Königsteiner Straße 24, Kronberg 1935 kaufte Fritz ter Meer einen etwa 4,5 Hektar großen Teil des Parks des Anwesens der Frankfurter Bankiersfamilie von Guaita und ließ darauf einen großzügigen Landsitz erbauen, den er bis 1945 bewohnte. Ter Meer war von 1925 bis 1945 Vorstandsmitglied der IG Farben und als solches verantwortlich für den Aufbau der Kautschuk-Fabrikation in Auschwitz. Nach dem Ende der Beschlagnahmung des Anwesens durch die amerikanischen Streitkräfte erwarb es 1953 Hermann Josef Abs, der von 1937 bis 1945 als Bankvertreter im Aufsichtsrat der IG Farben, ab 1957 Vorstandssprecher, dann Aufsichtsrat der Deutschen Bank war. Er lebte in Kronberg bis zu seinem Tod 1994. Friedrich Ebert-Straße 1, Kronberg Drei Generationen der Familie Hirsch haben im 1926 gegründeten Kino „Kronberger Lichtspiele“ Filme vorgeführt, bis mit der Umrüstung auf digitale Abspieltechnik 2012 auch ein Betreiberwechsel einherging. Anfangs saß das Publikum im Saal der Gaststätte „Schützenhof“ auf 200 ebenerdigen Stühlen, die mit Stangen fixiert waren. Der Saal ist es geblieben, die Innenausstattung bietet heute mit ansteigenden Sitzen Komfort. Als Familienbetrieb sind die „Lichtspiele“ zum festen Bestandteil des Stadtlebens geworden, und es ist das selten gewordene persönliche Ambiente, das den Charme dieses Kinos ausmacht. Buslinie 261 Haltestelle Berliner Platz 18 HAUS KASTANIENHAIN / VILLA MUMM Oberer Aufstieg 11 , Kronberg Fritz Mumm von Schwarzenstein, Mitinhaber des Frankfurter Bankhauses Wilhelm Mumm & Co, ließ 1911 auf dem ehemaligen Schießplatz der Cronberger Schützengesellschaft in den „Kastanienstücken“ das „Haus Kastanienhain“ errichten. Seine Frau Mila war eine Tochter der Guaitas, deren Landsitz in unmittelbarer Nachbarschaft lag. 1936 wurde das Anwesen verkauft und als Gauführerschule der NSDAP, dann als Reservelazarett genutzt. Seit 1947 diente das Haus unter anderem als Erholungsheim. Heute ist die restaurierte „Villa Mumm“, als „Kastanienhöhe“ Sitz eines Finanzdienstleisters. Buslinie 73 Haltestelle Am Aufstieg Nicht öffentlich zugänglich 20 VILLA MEISTER Königsteiner Straße 7 a und b, Kronberg Die Villa Meister wurde 1895 für Carl Friedrich von Meister, Mitbegründer und Vorstand der „Farbwerke Meister, Lucius und Brüning“, der späteren Farbwerke Höchst, erbaut. Später übernahm sie sein Schwiegersohn, Walther vom Rath. Er war ebenfalls Vorstand der Farbwerke Höchst und später der „IG Farben“, in der die Farbwerke aufgegangen waren. Zuletzt wurde das Anwesen von der Familie seines Schwiegersohnes Louis Leisler Kiep geführt, nach dessen Tod verkauft und 1968 abgebrochen. Das Pförtnerhaus und das zu Wohnzwecken umgebaute Stallgebäude mit Remise sind heute noch erhalten. Buslinie 261 Haltestelle Königsteiner Straße Nicht öffentlich zugänglich 23 LOKSCHUPPEN Ludwig-Sauer-Straße 12, Kronberg Der heute als Bürogebäude genutzte Lokschuppen wurde 1935 erbaut. Im Zuge des Infrastrukturwandels mit dem Beginn des S-BahnBetriebes 1978 verlor er seinen eigentlichen Zweck, wurde als Lagerhalle genutzt und stand zuletzt leer. 2010 /11 erfolgte seine Restaurierung, der typische Charakter eines Industriebaus in Backstein-Stahl-Konstruktion blieb erhalten: die kräftigen Mauerpfeiler, die raumübergreifend gespannten Stahlträger und die so genannte „Dachlaterne“. Buslinie 261 Haltestelle Bahnhof Kronberg 25 DER KÖNIGSTEINER BAHNHOF Königstein Mit der Eröffnung der privaten Bahnlinie Frankfurt-Höchst – Königstein am 24. Februar 1902 erhielt die kleine Kurstadt endlich eine Bahnanbindung. Im Bahnhofshauptbau, einem Fachwerkbau, befand sich einst eine Wirtschaft. Südlich des Bahnhofs stand ein Pavillon für „hochgestellte“ Reisende. Um 1990 erfolgte der Abriss des Güterschuppens. Zum 100. Geburtstag 2002 wurde das Bahnhofsgelände neu gestaltet: Die Bahnsteige erhielten eine Überdachung, der Bahnhofsvorplatz wurde umgestaltet und ein Kiosk gebaut. Hinzu kamen neue Park- und Busabstellplätze. 27 VILLA GANS, HEUTE DEUTSCHE RENTENVERSICHERUNG HESSEN Altenhainer Straße 1, Königstein Der Frankfurter Industrielle Adolf Gans (1840-1912) ließ 1910-1912 auf dem Hainerberg bei Königstein eine schlossähnliche Sommervilla mit Hauptbau und zwei Seitenflügeln erbauen. Architekt war Bruno Paul (1874-1968), der auch an der Gestaltung des Parks wesentlich mitwirkte. Zu dem Anwesen gehören auch die an der Straße gelegenen Wirtschaftsgebäude. Nach unterschiedlicher Nutzung der Villa – u.a. auch als Klinik – befindet sich hier seit 2005 die Verwaltung der Deutschen Rentenversicherung Hessen. Buslinie 803 Haltestelle Kuckucksweg Nicht öffentlich zugänglich Buslinie 261 Haltestelle Königsteiner Straße Nicht öffentlich zugänglich www.foerderkreis-braunsammlung.de 14 SIEDLUNG ROTER HANG 21 VILLA ABS / TER MEER 22 STREITKIRCHE / HOFAPOTHEKE JULIUS NEUBRONNER Friedrich-Ebert-Straße 16, Kronberg Die „Streitkirche“ war seit 1891 Sitz der Apotheke und Wohnhaus der Familie Neubronner. Apotheker Julius Neubronner war begeisterter Fotograf und Erfinder. Sein Hobby führte zur Entwicklung der Brieftaubenfotografie: Er stattete Brieftauben mit Kameras aus, die während des Fluges automatisch auslösten und so Luftaufnahmen mitbrachten. Zur Fabrikation von schwarzen Klebestreifen für die Umrandung von Glas-Fotoplatten gründete Neubronner 1905 die „Fabrik trocken- und feuchtklebender Papiere Dr. J. Neubronner“. Die Neubronner GmbH und Co KG mit Sitz in Oberursel stellt heute noch Klebestreifen aller Art her. Buslinie 261 Haltestelle Berliner Platz 24 VILLA GERMANIA / ERWIN KLEYER Königsteiner Straße 10, Kronberg Seit 1920 war die ehemalige „Villa Germania“ Wohnsitz von Erwin Kleyer, einem der Direktoren der „Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG“, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs einer der erfolgreichsten deutschen Automobilhersteller. Der Sohn des Firmengründers fuhr selber Autorennen und galt als kunstsinniger Mäzen. Er verpflichtete den BauhausArchitekten Walter Gropius als Berater, der zwei Karosserien für Adler Modelle gestaltete. Buslinie 261 Haltestelle Königsteiner Straße Nicht öffentlich zugänglich Historische Seifenkiste (Vortaunusmuseum) 26 KEMPINSKI GRAND FALKENSTEINWIRTSCHAFTSGEBÄUDE Debusweg 6-18, Königstein Von 1907 bis 1909 wurde in Falkenstein südlich des Debuswegs mit Unterstützung Kaiser Wilhelms II. ein Erholungsheim für Offiziere errichtet. Nach 1945 war hier eine Klinik des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen untergebracht, heute befindet sich hier ein Luxushotel. Nördlich des Gebäudekomplexes, der aus insgesamt sieben Gebäuden besteht, entstanden weitläufige Wirtschaftsgebäude im gleichen Baustil, die sich um einen Hof gruppieren. Auffallend sind der markante Uhrturm sowie das sich an den Hauptbau anschließende Heizwerk mit dem weithin sichtbaren Schornstein. Buslinien 84, 85 Haltestelle Ehrenmal Zugang nur für Restaurant- und Hotelgäste 28 FIRMA SEEGER-ORBIS Wiesbadener Straße 243, Königstein-Schneidhain Willy Seeger gründete 1917 das Unternehmen, das durch den 1928 patentierten „Seeger-Ring“ zur Sicherung von Kolbenbolzen bekannt wurde. Die 1944 wegen Bombenschäden aus Frankfurt ausgelagerte Firma Seeger fand in Zweigbe- trieben Unterkunft im Taunus, der größte war in Baracken im Johanniswald bei Schneidhain untergebracht. 1949 erwarb die Firma Gelände in Schneidhain zur Ansiedlung. Die Inbetriebnahme des Schneidhainer Werkes war am 5. August 1950. Seitdem erfolgten einige Erweiterungen. Seit 2002 gehört Seeger-Orbis zur amerikanischen Barnes Group Inc. Buslinie 263 Haltestelle Werk Seeger Nicht öffentlich zugänglich 29 EISENBAHNBRÜCKE STEINBACH Steinbach Die Eisenbahnbrücke bei Steinbach steht stellvertretend für eine Reihe ähnlicher Funktionsbauwerke im Zusammenhang mit der Verkehrserschließung des südlichen Taunus. Sie wurde 1860 für die Bahnstrecke Frankfurt–Homburg errichtet, eine vor allem auf Betreiben der Homburger Spielbankpächter zustande gekommene Privatbahn. Die Brücke ist trotz ihrer schlichten Funktionalität – sie überspannt den Steinbach und einen ihn begleitenden Weg – durchaus ansprechend ausgeführt. In den Zwickeln zwischen den drei Brückenbögen aus Sandstein sind dekorative Tondi im Backsteinmauerwerk angebracht. Heute ist die Steinbacher Eisenbahnbrücke über die RegionalparkRundroute für Spaziergänger bequem erreichbar. Braukessel im Alt Oberurseler Brauhaus Rolls-Royce Turbostrahltriebwerk