Bleibende Werte mit Stil
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Bleibende Werte mit Stil
TITELSTORY Design-Klassiker Rechts im Bild: E-1027 Adjustable Table, Sofa: Monte Carlo; Teppich: Bonaparte , Design: Eileen Gray (1926-29), Hersteller: Cassicon, Tisch: 508 Euro exkl. MwSt., Foto: www.classicon.com Bleibende Werte mit Stil Design-Klassiker fürs Büro und Zuhause E ines morgens machte sich hektisches Treiben im Treppenhaus eines Duisburger Bürogebäudes breit. Die Mitarbeiter der Manchester GmbH (Name von der Redaktion geändert) wuselten mit hochroten Köpfen und schweißgetränkten Hemden durch die Flure, rollten Perser-Teppiche aus, schraubten Antiquitäten-Regale an die blanken Wände und wuchteten eine 3er-Couchgarnitur durch die engen Glastüren. Auf Bemerkungen von staunenden Büronachbarn wie „Ach, neue Möbel? Schick!“ reagierten sie ziemlich genervt. Zwei Stunden später war dann auch klar, warum: Die Betriebsprüfer hatten sich angekündigt und so musste die halbe Wohnungs-Einrichtung des Chefs kurzerhand in die Büroräume verfrachtet werden. Die Rechnung eines Antiquitäten-Händlers über mehrere tausend Euro fällt zwischen Geschäftsbilanzen nun mal auf, und veranlasst die Prüfer eher, sich ganz genau im Büro umzuschauen. Im Gegensatz zur Rechnung eines 10 REVIER MANAGER 3/08 Büromöbelhändlers… Dies ist selbstverständlich keine Aufforderung, das Finanzamt zu täuschen, aber die Wenigsten wissen, dass es Büromöbel vom Fachhändler gibt, die man sich auch als schickes Möbelstück ins Wohnzimmer stellen kann, und die zudem noch eine sinnvolle Wertanlage sein können. Der Wertzuwachs hochklassiger Designmöbel liege jährlich bei drei Prozent – und damit sogar über den ak- Panton Chair Classic, Design: Verner Panton (1959/60) Hersteller: Vitra, 730 Euro exkl. MwSt. tuellen Steigerungsraten anderer Anlagen, heißt es von der creativen inneneinrichter GmbH. Der Verband, in dem sich über 60 Händler aus Deutschland und der Schweiz zusammengeschlossen haben, hat einen Klassiker-Index entwickelt und dafür die Verkaufspreise der zehn wichtigsten Designklassiker von 1998 bis 2005 analysiert. Anders als zum Beispiel bei Unterhaltungselektronik, gebe es bei Designklassikern keine Preiserosion. So war die Lederliege „LC4“ von Le Corbusier 1998 noch für 2.048 Euro im Laden zu haben. Jetzt zahlen Liebhaber für das nummerierte Original von Cassina knapp 3.000 Euro. Diese Originale hätten außerdem eine extrem lange Lebensdauer, und so ließen sich Designklassiker auch nach Jahrzehnten noch problemlos verkaufen. Gut erhaltene Originale brächten bei Auktionen regelmäßig mehr als 50 Prozent des aktuellen Neupreises ein – und damit, je nach Datum des Kaufs, bis zu 100 Prozent des früheren Einstandspreises. Design-Klassiker TITELSTORY XXXXX Dienstleistungspartner für kaufmännisches und technisches Personal Pioniere der Möbelgeschichte Quelle: Verband der creativen Inneneinrichter GmbH. Z E I T A R B E I T S P R O F I S I H R E Personal GmbH Lilienstraße 37 45133 Essen Fon 02 01 - 42 12 52 + 56 Fax 02 01 - 42 12 66 [email protected] www.es-pe-gmbh.de 03-2008 Stellenangebote Hamburg: Für Petrochemie in estellte m/w *) . Sozialversicherungsfachang /w *) . Personalsachbearbeiter m sh gli alt/SAP/BusinessEn *) Intern.-Lohn/Geh LC 4 Liege (Chaise Longue), Design: Le Corbusier (1929) Hersteller: Cassina, 3.000 Euro exkl. MwSt. Foto: Oliviero Venturi REVIER MANAGER 3/08 11 h rn in Gummersbac Für Energiekonze al rw ve mobilien zur Grundstücks-/Im Dokumentation: tek bj tung mit Wohno . Kaufmann m/w bzw. m/w. . Ing. Bauwesen/Architekt forderlich! er d en ing Berufserfahrung zw J A H R E N Nr.14, der sogenannte „Wiener CaféhausStuhl“, von Michael Thonet. Die Firma der Gebrüder Thonet übernimmt bereits 1819 die Vorreiterrolle für diesen neuen Stil. Sie entwickelt eine Technik, mit der in Leim gekochtes Holz unter Dampf gebogen wird, und fertigt daraus Bugholzmöbel. Der legendäre Stuhl Nr.14 besteht aus sechs Holzteilen, zehn Schrauben und zwei Muttern, ist einfach zu zerlegen und Platz sparend zu transportieren. Damit gelingt Thonet der Durchbruch zur industriellen Fertigung, was sich auch im attraktiven Preis niederschlägt: Der Nr. 14 wird zum begehrten Massenprodukt und bis heute rund 60 Millionen Mal verkauft, nicht mitgezählt die unzähligen • Adjustable Table, DESIGN-KLASSIKER e 1027, Eileen Gray, 1927, ClassiCon, 520,- Euro • Alu-Chair, EA 117, Bürodrehsessel auf Rollenuntergestell, Hopsack Charles + Ray Earnes, 1958, Vitra, 1.668,- Euro • Arco Bogenleuchte, Achille, Pier Giacamo Castiglioni, 1962, Flos, 1.379,- Euro • Barcelona Chair, Bezug Leder, Ludwig Mies van der Rohe, 1929, Knoll Int., 3.921,- Euro • LC 4, Gestell verchromt, Bezug Kuhfell/ Leder, Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand,1928, Cassina 2.930,- Euro • Lounge Chair & Ottoman, Gestell poliert, Schale Kirschbaum lackiert/Leder, Charles+Ray Eames, 1956, Vitra 3.996,- Euro • Soft Pad-Chair, EA 219 Bürodrehsessel auf Rollenuntergestell, Charles+Ray Eames, 1969, Vitra, 3.132,- Euro • Wagenfeld-Leuchte, WA 24 bzw. WG 24, Wilhelm Wagenfeld, 1924, Tecnolumen, 369,- Euro • Wassily Chair B 3, Marcel Breuer, 1925, Knoll Int., 1.114,- Euro • WOGG 13, Litfass Säule, farbig, Hans Eichenberger, 1994, WOGG, 1.528,- Euro 2 1 Das erste Möbelstück, das diesen neuen Typus des „Modernen Klassikers“ widerspiegelt, ist aber noch aus Holz: Der berühmte Stuhl Klassiker-Index Aktueller Wert der Design-Büromöbel S E I T Die schwarzen Chrom-Leder-Sitzgarnituren von Le Corbusier, zum Beispiel, machen sich im Wohnbereich ebenso gut, wie der berühmte runde Eileen-Gray-Glastisch. Klassische Linien, hochwertige Materialien und schlichte Farben zeichnen diese (Büro)Möbel aus und ihr Aussehen erscheint sehr modern. Viele Modelle wurden aber bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entworfen. Die Form, das Material und die Wirkung dieser Möbel sei so zeitlos, dass sie seit Jahrzehnten als „moderne Klassiker“ bezeichnet werden, sagt Daniela Sommer von der Otto Blesel GmbH in Hagen. „Die Möbel waren damals eine Revolution. Sie bestanden aus bis dahin nicht verwendeten Materialien wie zum Beispiel Stahlrohr, und das hat sie einzigartig gemacht.“ TITELSTORY Design-Klassiker 37.500 Euro für das teuerste Chefbüro STATUSSYMBOLE Laut einer Studie des CI-Verbandes geben deutsche Vorstände und Geschäftsführer für die Einrichtung ihres Büros bis zu 37.500 Euro aus. Im Schnitt investieren deutsche Unternehmen 15.330 Euro in das Büro ihrer Führungskräfte. Markenmöbel werden als wichtige Statussymbole angesehen. Manager, die es sich leisten können, umgeben sich mit repräsentativen Designmöbeln. Auch in den Fluren und dem Weg vom Eingang bis zum Managerschreibtisch wird durch Design-Möbel gerne Macht symbolisiert. Je größer das Unternehmen, desto größer das Budget für den Chef: Bei Unternehmen ab 250 Mitarbeitern verfügen Vorstand und Geschäftsführer für ihre Büromöbel über ein Budget von 19.700 Euro. Das durchschnittliche Vorstandsbüro in Deutschland misst 33 Quadratmeter – und ist damit knapp zweieinhalb mal so groß wie das eines normalen Angestellten. schlichte Form war Ausdruck einer neuen Haltung in Alltagskultur und Architektur, die unter dem Stichwort „Neue Sachlichkeit“ bekannt wurde. Der Cesca Stuhl von Marcel Breuer und der „Stahl-Stuhl“ von René Herbst sind typische Produkte dieser Periode. „Diese Möbel können noch heute mit all den neuen Stücken konkurrieren, und was das Entscheidende ist, sie werden immer noch gekauft. Nicht zuletzt das macht sie zu Klassikern.“, sagt Daniela Sommer. Die bedeutendste Erfindung der Zeit war aber wohl die des Freischwingers, des hinterbeinlosen federnden Kragstuhls, der heute als eine der wichtigsten Design-Innovationen des 20. Jahrhunderts eingeordnet wird. Dem holländischen Architekten Mart Stam wurde 1932 dafür das künstlerische Urheberrecht zugesprochen. Stahl wurde als Material entdeckt, da es die Massenproduktion von billigen Möbeln ermöglichte. Das Bauhaus und die „Neue Geist Foto: Oliviero Venturi LC 2 (Einsitzer) Sofa, Design: Le Corbusier (1928) Hersteller: Cassina, 3.550 Euro exkl. MwSt. Doch die breite Masse konnten die Stahlmöbel nie richtig begeistern. Selbst wenn sie preiswerter hätten hergestellt werBewegung“ in Frankreich sahen das Potential den können, der moderne Stil war eben nicht von Stahl als Rohstoff zur Möbelfertigung und „Jedermanns“ Sache. Die sozial schwächeren Schichten haben imbedienten sich dieses „Diese Möbel können noch heute Quelle: CI-Verband: Studie „Büroinvestitionen mer noch als WunschMaterials häufig. Doch mit all den neuen Stücken konkurrieren, 2006“ (Befragt wurden 60 Firmen und Instituvorstellung einen bürdann stellte sich die tionen, die zusammen über 43.000 Mitarbeiter gerlichen Wohnstil, der Stahlmassenprodukund was das Entscheidende ist, beschäftigen) sich in dem schlichten tion als zu teuer hersie werden immer noch gekauft. aus, sodass die Möbel Nicht zuletzt das macht sie zu Klassikern.“ und deshalb wohl „billig“ wirkenden Ausseschließlich in aufwenPlagiate. Die zweite Konstante im Thonet- diger Handarbeit hergestellt werden mussten. hen dieser Metallmöbel nicht wiederfindet. Programm bilden Stahlrohrmöbel. In den Während beispielsweise Mies van der Rohe Deshalb verunglimpfte die breite Masse 1930er Jahren war das Unternehmen der als Direktor des Bauhauses ein jährliches Ein- auch die Möbel von Le Corbusier als Kranweltweit größte Produzent dieser neuartigen kommen von 5.000 Reichsmark hatte, kostete kenhaus-Möbel, als sie in den 1930ern der Möbel, die von berühmten Architekten wie sein Barcelona-Stuhl 520 Reichsmark. Seit da- Öffentlichkeit gezeigt wurden. Erst Ende Mart Stam, Mies van der Rohe, Marcel Breu- mals sind die Kosten für Stahlmöbel auf einen der 60er Jahre begann eine kleine Avantgarer, Le Corbusier, Charlotte Pérriand oder Bruchteil gesunken; indem man statt Pferde- de diese Möbelstücke zu schätzen. In den Guyot entworfen wurden. Heute gelten die haar Kunststoff verwendet und Leder durch 80er Jahren, in einer Zeit des „sophisticated frühen Stahlrohrmöbel als Meilensteile in den gestiegenen Fleischkonsum erschwingli- understatement“, wurden die Designer-Stücke zum Ausdruck eines neuen gehobenen der Designgeschichte. Ihre klare, offene und cher geworden ist. Lebensstils. „Wer so ein Stück kauft, hat Sinn für Kunst, ist designorientiert, schätzt Langlebigkeit, Qualität und Perfektionismus. Und häufig identifiziert der Käufer sich selbst mit diesen Eigenschaften“, berichtet Sommer. Thonet Möbel sind heute in den wichtigsten Sammlungen weltweit vertreten, darunter im Museum of Modern Art (MoMA) in New York und im Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Auf Auktionen erzielen historische Thonet-Möbel Höchstpreise. Unter anderem sind der Deutsche Bundestag in Berlin und das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig mit Thonet Möbeln S 285, Design: Marcel Breuer (1935) Hersteller: Thonet, 2.523 Euro exkl. MwSt. ausgestattet. 12 REVIER MANAGER 3/08 Design-Klassiker Sitzen wie im Baseballhandschuh Der Lounge Chair von Charles und Ray Eames – eigentlich als Geburtstagsgeschenk für ihren Freund Billy Wilder, dem Hollywood Regisseur, gedacht – entwickelte sich der Lounge Chair zum Kult-Möbel. Wilder war bekennender Fan eines kurzen Mittagsschlafs, des sogenannten „loungen“ (elegantes Abhängen). Der Sessel besteht aus drei Schichtholzschalen, die über Hartgummischeiben mit Metallelementen verbunden sind. Diese sorgen für eine elastische Verbindung und vermitteln den Eindruck eines weichen, gebrauchten Baseballhandschuhs. Der Ottoman ist als passender Hocker dem Lounge Chair im Design nachempfunden. Weitere Ikonen der Designgeschichte sind auch der Schaukelstuhl Nr.1 aus dem Jahr 1860, im späteren 19. Jahrhundert die Erfolgsmodelle Nr.18 und Nr.56, und der elegante 209 (um 1900) mit seinen geschwungenen Armlehnen, der Le Corbusier zum Schwärmen brachte. Auch der Jugendstilsessel 247 von Otto Wagner (1904), der als sogenannter „Postsparkassen-Stuhl“ in die Designgeschichte Arco, Design: A. Castiglioni (1962), Hersteller: Flos, 1307,56 Euro, exkl. MwSt. TITELSTORY XXXXX 13x in Ihrer Nähe! eingegangen ist, wurde in der Thonet-Manufaktur hergestellt. Kampf den Plagiaten Auch im Designmöbelbereich gibt es Kopien und Plagiate. Die Händlergruppe, die sich im Verband der creativen inneneinrichter zusammengeschlossen hat, stattet seit einiger Zeit Originale aller wichtigen Möbelhersteller mit Echtheitssiegel und -zertifikat aus. Das Siegel kann ähnlich einer TÜVPlakette nicht übertragen werden, denn es zerstört sich beim Abnehmen von selbst. Wichtig für Kunden: CI-Echtheitszertifikat und Echtheitssiegel sind auch Gutscheine für eine stabile Wertentwicklung. Dazu kommen Garantie und Gewährleistung von Hersteller und Händler: „Bei einem OriginalDesignsessel von Vitra oder Cassina kann ein Käufer auch nach zehn Jahren jederzeit eine neue Lehne einbauen lassen“, versichert Daniela Sommer. Eine Kopie ist zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon nicht mehr zu gebrauchen, denn sie wird meist aus billigerem oder dünnerem Stahl gefertigt. Doch einige Modelle hätten unverkennbare Echtheits-Zeichen, meint die Möbel-Expertin: „Eileen Gray hat zum Beispiel einen speziellen Stempel im Stahlrohr, der nicht nach- Breite Angebote direkt vor Ort. Als größte BMW Autohaus Gruppe der Region haben wir viel zu bieten. Zum Beispiel über 1000 Gebrauchtwagen, mehr als 750 sofort verfügbare Neu- und Vorführfahrzeuge und einen schnellen höchst kompetenten Service. Aber das Wichtigste: Dieses riesige Angebot finden Sie nicht irgendwo, sondern immer in Ihrer Nähe! Procar Freude am Fahren Das Unternehmen Bochum • Tel.: 02 34 / 3 88 71- 0 Bottrop • Tel.: 0 20 41 / 18 47- 0 Castrop-Rauxel • Tel.: 0 23 05 / 9 23 36 - 0 Herne • Tel.: 0 23 23 / 9 46 21 - 0 Hagen • Tel.: 0 23 31 / 80 90 - 0 Iserlohn • Tel.: 0 23 71 / 78 98 - 0 Menden • Tel.: 0 23 73 / 92 85 - 0 Solingen • Tel.: 02 12 / 59 63 - 0 Sprockhövel • Tel.: 0 23 39 / 91 8 3 - 0 Unna • Tel.: 0 23 03 / 2 50 20 - 0 Velbert • Tel.: 0 20 51 / 31 17 - 0 Wuppertal • Tel.: 02 02 / 25 27- 0 Wuppertal • Tel.: 02 02 / 70 90 7- 0 www.bmw-procar.de Lounge Chair & Ottoman, Design: Charles & Ray Eames (1956) Hersteller: Vitra, Stuhl: 3.348,- Euro, Ottoman: 1.177 Euro, exkl. MwSt. REVIER MANAGER 3/08 13 TITELSTORY Design-Klassiker Foto: www.classicon.com zumachen ist, ein Vitra Alu Chair hat einen Einnäher als Erkennungszeichen, und Cassina stellt Echtheits-Zertifikate aus. Bei den USM-Klassikern sind die Verbinder zwischen dem Blech und dem Stahlrohr rund. Möbel, die keine USM-Originale sind, haben eckige Verbinder.“ Und den Panteon Chair zu kopieren, wäre so aufwendig, dass es sich gar nicht erst lohne, ergänzt Sommer. Auch in diesem Bereich gilt das Wettbewerbs- und Urheberrecht: „Möbelklassiker wie der Lounge Chair von Vitra, die Le-Corbusier-Sessel, das USM-Haller-Programm und natürlich der Freischwinger von Thonet gelten als geschützte Werke der angewandten Kunst“, erklärt Rechtsanwalt Markus Deck. „Solche Werke dürfen nur von den Rechteinhabern produziert werden.“ Das Nachahmen geschützter Produkte ist nicht nur für Plagiatoren und Händler, sondern auch für den Käufer ein rechtliches und finanzielles Risiko: 14 REVIER MANAGER 3/08 „Eine Firma, die Plagiate in öffentlich zugänglichen Bereichen aufstellt, muss diese Kopien vernichten und dem Hersteller des OriginalMöbels Schadenersatz zahlen“, so Deck. Ein Fall, der im Berliner Hotel Esplanade vorgekommen ist. Auch Möbelriese Ikea musste seinen Tischbock „Sture“ aus dem Programm nehmen – es war eine unlautere Nachahmung des Designstücks „Taurus“ der Nils Holger Moormann GmbH. Zweieinhalb Jahre stritt der Mittelständler vom Chiemsee vor Gericht gegen Ikea. Dabei standen sich zwei ungleiche Kontrahenten gegenüber: Der Umsatz von lkea übersteigt den der Firma Moormann um das über 100fache. Die juristische Auseinandersetzung hätte Moormann fast die Existenz gekostet. Schließlich wurde durch Nichtannahme der Revision vom Bundesgerichtshof im April 2001 endgültig zu seinen Gunsten entschieden. Nur ganz wenige Möbelkäufer wählen bewusst eine Kopie, denn viele wissen gar nicht, dass es auch bei Möbeln Plagiate gibt. Da auch Freischwingstuhl S 34 N, Design: Marcel Brauer (1929/30) Hersteller: Thonet, 538 Euro exkl. MwSt. der bloße Erwerb eines Plagiats zu privaten Zwecken strafbar sein kann, können sich private Käufer können davor schützen, indem sie sich vorab über die EchtheitsKennzeichen informieren. Design-Legenden TITELSTORY XXXXX Design-Legenden Die Köpfe hinter den Möbel-Klassikern Ludwig Mies van der Rohe Ludwig Mies van der Rohe mit seinem Klassiker, dem Barcelona Chair - Eleganz für etwa 4500 Euro. Ludwig Mies van der Rohe wurde 1886 als Sohn eines Bauunternehmers in Aachen geboren. Sein Ziel ist es stets Zweckmäßigkeit mit dem Mehrwert Ästhetik zu verbinden. 1921 baut er das Glashochhaus am Bahnhof Friedrichsstraße in Berlin und weitere Häuserblocks nach dem Internationalen Stil, der von rationalen Elementen geprägt ist. Diese sogenannte Haut-und-Knochen-Architektur war revolutionär und gab der zeitgenössischen und späteren Baukunst neue Impulse. In den Jahren 1925/26 gestaltete Mies van der Rohe im Auftrag der Kommunistischen Partei Deutschlands (DKP) die Grabsteine von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Im Jahr 1927 fand die Ausstellung „Die Wohnung“ statt. Dafür entwarf Mies van der Rohe ein Haus der Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Hier war er auch für die Realisierung verantwortlich. Die Weißenhofsiedlung wurde ein Signal für das „Neue Bauen“ im Internationalen Stil. In den Jahren 1928/29 entstand unter der Leitung Mies van der Rohes der Deutsche Pavillon für die Weltausstellung in Barcelona. Er ist ein klares Zeichen für sein architektonisches Streben nach Perfektion und Qualität. Dazu verwendete der Architekt edle Baustoffe wie Marmor, Onyx, verchromten Stahl und grünes Glas. Adolf Hitler lehnte zwei Jahre später seinen Entwurf zum Bau des Pavillons auf der Weltausstellung in Brüssel ab. Im Jahr 1938 siedelte Mies van der Rohe in die USA über, wo er zahlreiche Appartement-Türme, Verwaltungsgebäude und Parkanlagen entwarf. Ludwig Mies van der Rohe starb 1969 in Chicago. Der mittlerweile geflügelte Ausspruch „Weniger ist mehr“ stammt von Mies van der Rohe. Der Klassiker „Flachstuhl“ wurde für das Schlafzimmer des Tugendhat Hauses in Brno entworfen. Im Brno Stuhl hat Ludwig Mies van der Rohe seinen luxuriösesten Stuhl kreiert, der in seiner aufwendigen Konstruktion an den Barcelona Sessel erinnert. ton widmete sich den Entwürfen von Möbeln, Lampen, Teppichen, Wanddekorationen, Uhren, Kleidern, Accessoires und anderen Dingen. Zu Pantons herausragenden Leistung auf dem Gebiet des Design zählt, unter anderem, die „Drahttüte“ aus Eisengitter, ein 1959 für Fritz Hansen entworfener Stuhl sowie der weltweit erste freischwingende Kunststoff-Stuhl, der Panton-Chair, den der Däne zusammen mit Vitra realisierte. Diese beiden Objekte waren wegweisend für das Schaffen zahlreicher Designer nach Panton. Besonders in den 1960er und 1970er Jahren wagte sich Panton mit neuen Formen, Farben und Materialien an die Öffentlichkeit, wie kein anderer vor ihm. Panton, der als „Enfant terrible“ des dänischen Designs der Nachkriegszeit galt, war häufig umstritten und rief kontroverse Meinungen hervor. Panton widmete sich auch der Innenausstattung von Gebäuden, so auch im Astoria Hotel im niederländischen Trondheim (1960), im Spiegel Publishing Haus (1971) und im Gruner + Jahr Publishing Haus in Hamburg (1974). Panton starb 1998 in Kopenhagen. Eileen Gray Eileen Gray Adjustable Table steht noch heute in unzähligen Büros und Wohnungen Verner Panton „…es ist leichter, etwas zu machen, was die anderen haben wollen. Man macht sich nicht beliebt, wenn man andere Ideen hat.“ Verner Panton. Verner Panton wurde 1926 im dänischen Gamtofte geboren. Der Architekt und Designer führte als einer der ersten die Pop-Art in die Welt der Möbel ein. Im Jahr 1957 gründete Panton ein Designer-Atelier in einem umgebauten VW-Bus. Pan- Eileen Gray war ihrer Zeit immer weit voraus. Sie gilt selbst 30 Jahre nach ihrem Tod als Inbegriff der Moderne. Aus einer irischschottischen Adelsfamilie stammend, geboren 1878, geht sie zuerst zum Studium nach London und dann nach Paris. Hier führt sie seit 1902 das freie und wilde Leben einer Frau, die in jeder Hinsicht Unabhängigkeit bewies. Sie REVIER MANAGER 3/08 15 TITELSTORY Design-Legenden liebt Männer und Frauen, Autos, Flugzeuge, Schiffe und das Reisen – und sie revolutioniert die Vorstellung vom Wohnen. Jeder kennt ihre Möbel, den berühmten Beistelltisch Adjustable Table, das Lota Sofa und die stehende Neonlampe. Als Architektin schuf sie eines der berühmtesten Privathäuser des 20. Jahrhunderts: E.1027. Der große Architekt Le Corbusier war davon so fasziniert, dass es ihn bis zu seinem Lebensende nicht mehr losließ. Er entwickelte eine Obsession, die letztlich seine Freundschaft mit Eileen Gray zerstörte. Eileen Gray starb 1976 einsam und fast vergessen in Paris. Heute erzielen ihre Originalmöbel auf Auktionen Millionenbeträge und berühmte Persönlichkeiten, wie Yves St. Laurent zählen zu den Sammlern. Die Nachbauten ihrer Möbel gelten achtzig Jahre später noch immer als avantgardistisch. Eileen Gray ist eine Ikone der Moderne und eine der faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts. satz zu Panton und manch anderen waren Eames niemals erst Mode und dann Retro, sondern stets aktuell. Auch die Filme der beiden widmen sich vielen verschiedene Themen, unter anderem der Wissenschaft, Dingen wie dem Kreisel, der Industrie und Werbung, aber auch der Unterhaltung. Ihre Sitzmöbel wie der Wire Chair oder der Bürostuhl EA105 sind absolute Klassiker, die seit ihrer Entstehung nichts von ihrer Attraktivität verloren haben. Und wer träumt nicht davon, einmal einen Lounge-Chair zu besitzen, den Rolls-Royce unter allen Sitzmöbeln und vielleicht sogar das berühmteste Möbelstück der Welt? viele Möbelstücke in handwerklicher Arbeit hergestellt. In ihrer Schlichtheit drücken sie eine distanzierte Eleganz und Sachlichkeit aus, die der Bauhausidee entspricht. Marcel Breuer starb 1981 in New York. Le Corbusier „Architektur ist die gekonnte Vollendung eines korrekten und wunderbareren Zusammenspiels von Masse unter Lichteinfluss“, Le Corbusier. Marcel Breuer Marcel Breuer propagierte die „Machbarkeit für alle“. Sein Freischwinger Stuhl sollte für alle erschwinglich sein, heute kostet er über 500,-Euro. Charles & Ray Eames: Designer, Filmemacher, Maler, Architekten. Ihre Kreativität kannte keine Grenzen: Charles und Ray Eames. Als Charles und Ray Eames sich begegneten, soll es einen Urknall gegeben haben, aus dem ein Universum voller Meisterwerke entstand, so beschreiben Freunde den Beginn der Liebesgeschichte des berühmten DesignerPaares. Der 1907 in St. Louis geborene Eames, brach sein Architekturstudium ab, eröffnete 1930 ein eigenes Büro und entwarf zehn Jahre später im Rahmen eines Stipendiums gemeinsam mit Eero Saarinen eine bedeutende Serie von Sitzen aus gebogenem Schichtholz. Charles Eames wäre 2007 100. Jahre alt geworden. Seine Möbel sind aber noch immer modern und aktuell. Die Eames waren die ersten großen Designer der Nachkriegszeit. Im Gegen- 16 REVIER MANAGER 3/08 Marcel Lajos Breuer wurde 1902 im ungarischen Pécs geboren. Der Architekt und Möbeldesigner war einer der prominentesten Vertreter des „Bauhauses“. Er entwickelte ab Mitte der 1920er Jahre insbesondere Stahlrohrmöbel sowie andere Inneneinrichtungsgegenstände, die zu einem neuen Wohnstil führten. In den Vereinigten Staaten entwarf Breuer zahlreiche Einfamilienhäuser, Schul-, Verwaltungs- und Industriebauten im Bauhausstil und gestaltete unter anderen das Unesco-Gebäude in Paris. Zusammen mit Walter Gropius machte er den Bauhausstil in Frankreich bekannt. Breuer entwickelte seine Möbel von der Einzelanfertigung bis zum standardisierten Typenmöbel, die sich durch eine auffallende Schlichtheit auszeichneten. Sie waren entworfen für Kleinwohnungen im rationellen Wohnungsbau des „Neuen Wohnens“. Das Mobiliar beantwortete die soziale Frage, die in den Entwürfen des Bauhausstils gestellt wurde. Außerdem eigneten sich später einige Entwürfe zur wirtschaftlichen Serienanfertigung. Dennoch wurden Le Corbusier (eigentlich Charles Edouard Jeanneret-Gris) wurde 1887 als Sohn eines Designers und einer Musiklehrerin im Schweizerischen La Chaux-de Fonds geboren. Im Jahr 1900 ließ sich Le Corbusier an der Kunsthochschule École d`Art in seinem Geburtsort zum Maler, Graveur und Goldschmied ausbilden. Im Jahr 1914 gelang ihm die Entwicklung eines Skelettsystems aus Eisenbeton mit Namen „Domino“, das für den Einsatz von Mehrgeschossbauten gedacht war. Le Corbusiers „Strahlende Stadt“, ein städtebauliches Konzept einer Stadt mit drei Millionen Einwohnern, erschien 1922. Herausragendes und wegweisendes Merkmal dabei waren die getrennten Verkehrswege für Autos und Fußgänger sowie große Wohneinheiten in Kombination mit Handel und Gewerbebetrieben. Auch diese architektonischen Konzepte entwarf er in geometrischen Grundformen. Le Corbusier verstand Architektur als „kluges, korrektes und herrliches Spiel vereinter Körper im Licht“. In seiner Baukunst verwendete er sowohl funktionalistische als auch künstlerische Elemente. Die Reaktionen in der Fachwelt über Le Corbusiers Entwürfe waren geteilt. Von 1936 bis 1945 lieferte er den Entwurf zum Bildungsministerium in Rio de Janeiro. Das provozierend Neue daran war der Einsatz von Sonnenschutzelementen als Fassadengestaltung. Damit setzte Le Corbusier wegweisende Akzente in der Formgestaltung nach funktionalen Vorgaben. Le Corbusier starb 1965 in Frankreich.