Salzburg zum Angedenken

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Salzburg zum Angedenken
LIFE UND STYLE
SALZBURG
Das Reise-Souvenir – Kunst, Kitsch und Kommerz
Salzburg zum Angedenken
Souvenirs, wohin man schaut und für jeden Geschmack: Ob „Wolferl“, Salz in all seinen Formen oder ausgefallene Kreationen aus Schokolade und Porzellan: Erinnerungsstücke stillen
die Sehnsucht nach einer Reise ins schöne Salzburg.
Vo n E VA V O N S C H I L G E N
enn einer eine Reise tut, dann hat
er nicht nur viel zu erzählen, sondern er bringt meist auch ein Souvenir mit zurück nach Hause. Das war
schon in der Antike üblich. Später besorgten sich die Kreuzfahrer Reliquien aus der
Heiligen Stadt Jerusalem und vom Mittelalter bis heute kaufen Pilger in Wallfahrtsorten Devotionalien wie Kreuze, geweihte
Münzen, Andachtsbilder, Rosenkränze,
Heiligenfiguren und Ikonen. Die Blütezeit
der Souvenire beginnt jedoch erst im ausgehenden 18. Jahrhundert, als es für gebil-
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dete Personen von Stand schicklich war,
Reisen in ferne Länder zu unternehmen.
Heute, im Zeitalter der allgemeinen Mobilität, ist die Andenken-Industrie auf gigantische Maße angewachsen. Egal, welch
fernes, exotisches Land man auch aufsucht, Souvenirverkäufer warten schon
auf den Touristen.
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Mozart, wohin man schaut
Und da bekanntlich die Geschmäcker
verschieden sind, ist das Angebot reichhaltig. Auch in Salzburg. Kunst und Kitsch lie-
gen oft nahe beisammen. So gibt es zum
Beispiel Salzburgs berühmtesten musikalischen Sohn Wolfgang Amadeus Mozart als
Bärchen, Bleistift, Hampelmann, als Kinderpuppe oder als Räuchermännchen, aus
Wachs, Plastik, Holz, Zinn oder Porzellan.
Mozartporträts zieren Anstecknadeln,
Aschenbecher, Bierkrüge, Bleistifte, Brieföffner, Fächer, Fingerhüte, Glocken, Pillendosen, Tassen, Teller, T-Shirts, Salz- und
Pfefferstreuer, Schlüsselanhänger, Schuhlöffel, Spieldosen, Tragetaschen und Uhren
und manches mehr.
FOTOS: FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON EVA VON SCHILGEN, AUGARTEN PORZELLAN, MICHEAL SPORER, WOLFGANG R. FÜRST ODER WRFUERST.COM,
SPRINGER-VERLAG WIEN, LICHTBLICK VERLAG SALZBURG, ZOTTER SCHOKOLADEN FOTOCREDIT: K. TRUMMER, KONDITOREI FÜRST
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Salz für alle Fälle
Aber es gibt auch noch andere Dinge,
sich seines Salzburgaufenthaltes im trauten Heim wieder zu erinnern. Bleiben wir
gleich beim Salz, dem Salzburg seinen
Reichtum verdankt. Um 600 v. Chr. begannen die Kelten im Salzburgerland mit dem
Untertageabbau. Dass der Salzhandel
schon damals sehr lukrativ war, bezeugen
deren exquisite Grabbeigaben, die im Halleiner Museum zu besichtigen sind. Als das
keltische Königreich Norikum um 15 v.
Chr. dem Römischen Reich einverleibt wurde, kam die Salzgewinnung zum Stillstand
und wurde erst im 12. Jahrhundert von
den Salzburger Fürsterzbischöfen wieder
aufgenommen. Die Einkünfte aus dem
Salzhandel investierten diese in die prachtvollen Bauten der Mozartstadt und förderten Kunst und Wissenschaft. Dass auch
heute mit Salz gute Geschäfte zu machen
sind, zeigen die zahlreichen Produkte in
dem Salzladen in der Philharmonikergasse. Diverse Speisesalze, Natur-Salzkosmetikprodukte für eine wunderbar zarte
Haut, Solelösungen für Bäder, Inhalationen, Umschläge und Aufgüsse, Salzessig
zur Wundheilung oder Salzlösungen für
Trinkkuren werden auch Ihre Erinnerung
an Salzburg lange aufrecht erhalten.
blaues Silberstaniolpapier gewickelt und
exklusiv in den sich noch in Familienbesitz
befindlichen vier Konditoreien verkauft.
Aber auch die später auf Grund des großen
Erfolges von der Industrie nachgefertigten
„Mozartkugeln“ in rotgoldener Verpakkung erfreuen sich großer Beliebtheit.
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„Choc me Amadeus“…
Josef Zotter, Österreichs innovativster
Schokoladenschöpfer, hat sich ebenfalls
des Themas „Salzburg“ angenommen. Seine „Salzburger Nockerln“ bestehen aus
Marzipan, Preiselbeeren und Mandelnougat. Zotters Chefdesigner Andreas H. Gratze hat die rockig-poppigen Pralinenschachteln „I Love Salzburg“ und „Choc me
Amadeus“ entworfen, die dem Salzburger
Wolferl sicher gefallen hätten. Diese werden nach Kundenwünschen mit einer Auswahl aus 64 verschiedenen Sorten Pralinen, den so genannten BIOfekt, der neuen
Konfektlinie von Zotter, gefüllt. Auch „JeSALZBURGER SOUVENIRS
Salzburg Salz, Wiener Philharmonikergasse 3,
www.salzburg-salz.at
ZOTTERS SCHOKO-LADEN, Herbert-von-Karajan-Platz 4,
www.zotter.at
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Die original Mozartkugel
Eines der wohl bekanntesten Souvenirs
ist die „Original Salzburger Mozartkugel“,
1890 vom Salzburger Konditor Paul Fürst
erfunden und bei der Pariser Gewerbeausstellung 1905 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. In Handarbeit wird diese süße
Verführung, ein mit feinem Nougat umhüllter und in dunkle Kuvertüre getunkter
Pistazien-Marzipankern, hergestellt, in
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asghfas gh afs ghfa hgf
SCHATZ KONDITOREI, Schatz-Durchhaus, Getreidegasse
3a, www.schatz-konditorei.at
SPIRITUOSEN SPORER, Getreidegasse 39,
www.sporer.at
NEUE WIENER PORZELLANMANUFAKTUR AUGARTEN,
Filiale Salzburg, Alter Markt 11,
www.augarten.at
dermanns Liebling“, die neue handgeschöpfte Schokolade mit einer Pistazienfüllung, ist bereits ein durchschlagender Erfolg. Alle Produkte Zotters sind aus
biologisch kontrollierten und fair gehandelten Rohstoffen und die Verpackung
lässt ebenfalls das Herz eines Umweltschützers höher schlagen.
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…und „Nannerl-Herzen“
Konditormeister Erich Winkler, der
Naschkatzen wie Anna Netrebko, Ricardo
Muti, José Carreras und viele andere Stars
der Festspiele schon verwöhnte, hat sich etwas Besonderes für Souvenirjäger einfallen
lassen. Ein originales Rezept aus dem 18.
Jahrhundert steckt in seinen „NannerlHerzen“. Sie bekommt man in der SchatzKonditorei im romantischen Innenhof eines mittelalterlichen Hauses in der
Getreidegasse, im Paradies für Kuchenliebhaber aus aller Welt mit Hang zur Nostalgie. Die mit einem großen Schokolade-„N“
verzierten Marzipanherzen, gefüllt mit
feinsten, in Rum getränkten Früchten haben wahrscheinlich schon Mozarts Schwester schwach werden lassen.
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Schnaps aus dem Holzfass
Wenn nach so viel Süßem vielleicht
der Magen rebelliert, dann hilft ein
Schnapserl der Firma Sporer. Seit drei Generationen und seit mehr als hundert Jahren werden in dem Familienunternehmen
nach wohlgehüteten Rezepten feinste
Schnäpse produziert. In dem Altstadtgewölbe des aus dem Jahr 1407 stammenden
Hauses in der Getreidegasse werden sie aus
großen Holzfässern abgefüllt. Der herbe
Enzian, aus den kräftigen Wurzeln der
Enzianblume oder der zarte und fruchtige
Heidelbeergeist, der besonders von den
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Damen geliebte Himbeergeist, der Hollerbrand oder der Kirschbrand mit seiner interessanten Duftnote, der Kornschnaps aus
Roggen und der Marillenschnaps, der Nussschnaps aus grünen Walnüssen, der feinherbe Vogelbeerschnaps, der kräftige Wadie
fruchtige
cholderschnaps,
Williamsbirne, ein Pflaumenschnaps oder
die alte Spezialität aus den Salzburger Gebirgstälern, der Zirbenschnaps, der zweifach gebrannte Obstler, ein Gemisch aus
Apfel- und Birnenbrand, sie machen dem
Kunden die Wahl nicht leicht.
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Das „weiße Gold“
Am Alten Markt befindet sich die Salzburger Filiale der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten, die edle Andenken aus
dem „weißen Gold“ anbietet. Die Erzeugnisse der Manufaktur, die 1718 gegründet
wurde und die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas ist, werden nach dem
Firmencredo „manu factum est“ tatsächlich auch heute noch von Hand gearbeitet
und von hochrangigen Designern gestaltet.
So hat die Art-Direktorin Claudia Stuhlhof
Mayr, die auch für Hermes Paris arbeitet,
eine reizende Kollektion „Mozart“-bezogener Teile gestaltet. Mozart hatte einen besonderen Bezug zu dem Park „Augarten“
in Wien und dem darin gelegenen Saalgebäude, Sitz der heutigen Manufaktur. Hier
leitete er am 26. Mai 1782 das erste der so
genannten „Morgenkonzerte“, die eine besondere Attraktion in der damaligen Zeit
darstellten, und trat mehrmals als Dirigent
und Pianist bei diesen Konzerten auf. Der
Eipeldauer, der Wiener Journalist Joseph
Richter (1749-1813), dessen Kulturberichte
eine damalige bedeutende Einrichtung waren, berichtet 1796: „Da bin ich also gestern in aller früh in Augarten gangen. Da
ist in Saal eine schöne Musik gwesen, und
da hat ein Herr aufn forte pani gschlagen.
Das ist ein völliger Hexenmaster (das wird
der berühmte Wölfl gwesen sein, der auch
aus der Mozartschen Schule ist) und da hat
man vor lauter Geschwindigkeit keine Finger gsehn, und da hat eine hübsche Mamsell dazu gsungen, und da ists schreklich
applodiert worden.“
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Neue Bücher über Salzburg
Auf eine spirituelle Wanderschaft
durch Salzburg führt Sie das Buch „Geheimes Salzburg. Ein genussvoller Roman“
von Edith Kneifl. Offenbar konnte die Autorin sich nicht so recht entscheiden, ob
sie nun einen Reise-, Hotel- oder Restaurantführer, ein Kochbuch oder einen Kriminalroman, der in der Festspielzeit spielt,
verfassen sollte. Herausgekommen ist eine
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bunte Mischung für ein etwas anderes
Buch, das Sie an alle liebgewordenen Stätten in der Stadt und deren Umgebung erinnern wird und dessen über sechzig originelle Rezepte zum Nachkochen verführen.
Um die Erinnerung an die Stadt visuell
hochzuhalten, bietet sich der von Salzburgs größtem Mäzen Donald Khan gesponserte Kunstband „Salzburg – Gemälde
und Grafiken“ des Salzburg-Liebhabers
Hans Wolfsbauer-Schönau an. Der 1925 in
Niederösterreich geborene Maler und
außerordentlich erfolgreiche Architekt –
unter anderen baute er in der Schweiz die
Ferienvilla von Herbert von Karajan um –
war der Stadt Salzburg künstlerisch „verfallen“ und, Zitat von Heinz Nußbaumer,
Herausgeber der „Furche“, Wien: „ …hat –
BUCHTIPPS
SALZBURG – GEMÄLDE UND
GRAFIKEN
von Hans WolfsbauerSchönau
Springer Verlag Wien /
New York
ISBN 978-3-211-98121-4
GEHEIMES SALZBURG.
EIN GENUSSVOLLER ROMAN
von Edith Kneifl
Lichtblick Verlag
ISBN 978-3-9502307 3-4
fern von allen gewohnten Ansichten, Veduten und Panoramen – offenbar genau jenen magischen Punkt zwischen Außenund Innenschau gefunden, der den hohen Ansprüchen dieser so schwierigen,
einmaligen Stadt gerecht wird“.
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Salzburger „Festspieldokumente“
Akustisch und visuell wird Ihnen Salzburg in Erinnerung bleiben, wenn Sie den
Festspielshop im Haus für Mozart besucht
haben. Die Auswahl der so genannten „Festspieldokumente“, CDs und DVDs mit den
Aufnahmen wichtiger Aufführungen, von
den dreißiger Jahren bis zum letzten Festspieljahr, ist enorm. So können Sie alle versäumten Festspielproduktionen in Ihren eigenen vier Wänden nachholen, was
besonders dann Freude macht, wenn Sie
sich dazu ein Gläschen des ebenfalls hier erhältlichen Festspielweines gönnen.
Wenn Sie nun zu Hause Salzburger Konfekt aus Porzellanschalen knabbern, die
Salzburg-Bände durchblättern, im Gesicht
eine Salzpeeling-Maske, die Füße in Salzsokken geparkt und die Schnapsflasche in
Reichweite haben, wenn im Hintergrund
von einer Klassik-CD die „Kleine Nachtmusik“ von Mozart erklingt, während in der
Küche im Backofen ein Bauernbratl
schmort, wird Sie die Sehnsucht nach dem
schönen Salzburg überkommen und den
Wunsch wach werden lassen, wieder dorthin zu reisen. Dann haben die Souvenirs ihren wahren Zweck erfüllt. Die Salzburger
wird es freuen. Also dann, auf Wiedersehen!