5.8 Wasserförderung über lange Schlauchstrecken
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5.8 Wasserförderung über lange Schlauchstrecken
5.8 Wasserförderung über lange Schlauchstrecken Merkblatt für die Feuerwehren Bayerns 1 Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeines 2. Grundbegriffe der Wasserförderung über lange Schlauchstrecken ....................................................................................... 3 3. Vorbereitung eines Einsatzplanes zur Wasserförderung über lange Schlauchstrecken ................................................................ 6 4. Ermitteln der Pumpenabstände (Schätzverfahren) .......................................... 7 5. Grundsätze des Streckenaufbaus ............................................................................. 11 6. Anleitung für die Gruppe .................................................................................................. 14 ............................................................................................................................ Beilage: Schätzlineal 3 Wasserförderung über lange Schlauchstrecken 1. Allgemeines Eine Wasserförderung über lange Schlauchstrecken ist für die Feuerwehren eine Möglichkeit, um an Einsatzstellen trotz nicht ausreichender Löschwasserversorgung noch einigermaßen erfolgreich Brandbekämpfung durchführen zu können. Beim Aufbau der Wasserförderung müssen mehrere Feuerwehren wie ein eingespieltes Team zusammenarbeiten. Ein fehlendes oder nicht funktionsfähiges Glied in der Kette der zusammenwirkenden Feuerwehren führt zum Scheitern der gesamten Löschwasserförderung. Dieses Merkblatt soll deshalb den Feuerwehren Hinweise zur planerischen und übungsmäßigen Vorbereitung auf eine Wasserförderung über lange Schlauchstrecken geben. 2. Grundbegriffe der Wasserförderung über lange Schlauchstrecken 2.1 Förderstrom Der Förderstrom richtet sich nach der Größe des zu schützenden Objektes/Bereiches und wird mit der „notwendigen Deckungsbreite” zum Ausdruck gebracht. Je CM-Strahlrohr werden dabei 10 m und je BM-Strahlrohr 20 m Deckungsbreite zugrunde gelegt. Der Förderstrom ergibt sich aus der Summe der Einzelförderströme aller über die Schlauchleitung versorgten Strahlrohre. In Abhängigkeit vom Strahlrohrdurchmesser und Druck am Strahlrohr können Förderströme je Strahlrohr nach Tabelle 1 berücksichtigt werden. Druck am Strahlrohr in bar: 4 5 6 8 Förderstrom je Strahlrohr in l/min: CM-Strahlrohr ∅ 9 mm (mit Mundstück) ∅ 12 mm (ohne Mundstück) 105 190 120 215 130 235 150 270 BM-Strahlrohr ∅ 16 mm (mit Mundstück) ∅ 22 mm (ohne Mundstück) 340 640 380 715 415 785 480 905 Tabelle 1: Schätzwerte für Förderströme der CM- und BM-Strahlrohre 2.2 Druck Um Strecken bei der Wasserförderung überwinden zu können, muss ein entsprechend hoher Druck mit der Pumpe aufgebaut werden. In der Regel beträgt dieser Druck 8 bar (Pumpenausgangsdruck). Durch Reibungsverluste und Geländesteigungen fällt der Druck in der Schlauchleitung ab. Der Druck muss dann nach einer bestimmten Strecke mit einer weiteren Pumpe verstärkt werden. Der an dieser Pumpe ankommende Druck (Pumpeneingangsdruck) darf den Mindestwert von 1,5 bar nicht unterschreiten. Für Reibungsverluste und/oder Druckhöhenverluste können damit 6,5 bar „aufgebraucht” werden. Bis zum Schutzobjekt / Schutzbereich muss der Druck oft mehrmals verstärkt werden. 2.3 Reibungsverlust Der Reibungsverlust steigt mit dem Förderstrom und der Schlauchlänge an. Für gummierte B-Druckschläuche können Schätzwerte nach Tabelle 2 zugrunde gelegt werden: Förderstrom l/min 600 800 1000 1200 Reibungsverluste je 100 m B-Schlauchleitung bar 0,7 1,2 1,7 2,4 Reibungsverluste je 20 m B-Schlauch 0,14 0,24 0,34 0,48 bar Tabelle 2: Schätzwerte für Reibungsverluste 2.4 Druckhöhenverluste Je 10 m Höhenunterschied im Gelände muss mit ca. 1 bar Druckabfall (Steigung) bzw. 1 bar Druckzunahme (Gefälle) gerechnet werden. 2.5 Saughöhe Die Saughöhe hat Einfluss auf die Leistung der Pumpe. Bei einer Saughöhe von 7,50 m kann der Förderstrom der Pumpe auf ca. 50 % herabfallen (z.B. bei der TS 8/8 kann der Förderstrom von 800 l/min auf 400 l/min bei 7,50 m Saughöhe herabfallen). Bei größeren Saughöhen sollte deshalb an der Wasserentnahmestelle eine entsprechend leistungsfähige Pumpe (z.B. FP 16/8) verwendet werden. 2.6 Förderstrecke Die Förderstrecke ist die Entfernung von der Wasserentnahmestelle bis zum Verteiler vor der letzten Pumpe (vgl. Bild 1). Die Förderstrecke kann - je nach Länge - in mehrere Teilabschnitte unterteilt werden: Erster Teilabschnitt: Wasserentnahme und Fortleitung Weitere(r) Teilabschnitt(e): Wasserfortleitung 4 5 Eingangsdruck 1,5 bar Ausgangsdruck 8 bar Druckschlauch B 5m Sammelstück Druckbegrenzungsventil 2 bar Eingangsdruck 1,5 bar Ausgangsdruck wird angeordnet Druckschlauch B 5m Sammelstück Druckbegrenzungsventil entsprechend angeordnetem Ausgangsdruck der Pumpe Verteiler Strahlrohrstrecke Bild 1: Schaltschema für eine Wasserförderung über lange Schlauchstrecken Ausgangsdruck 8 bar Druckbegrenzungsventil 2 bar Verteiler (Wasserfortleitung) (Wassereentnahme und Fortleitung) Verteiler weitere(r) Teilabschnitt(e) Erster Teilabschnitt Förderstrecke 2.7 Strahlrohrstrecke Die Strahlrohrstrecke ist der letzte Abschnitt einer Wasserförderung über lange Schlauchstrecken (vgl. Bild 1). Sie beginnt am letzten Verteiler der Förderstrecke und endet an der Wasserabgabe. 3. Vorbereitung eines Einsatzplanes zur Wasserförderung über lange Schlauchstrecken Im Regelfall kennt die örtlich zuständige Feuerwehr ihre Objekte und Bereiche, für die im Brandfall der Aufbau einer Wasserförderung über lange Schlauchstrecken erforderlich ist. Es ist deshalb eine Notwendigkeit für die betroffenen Feuerwehren, eine entsprechende Vorausplanung durchzuführen, deren Ergebnis dann als Einsatzplan zur Verfügung steht. Die Wasserförderung über lange Schlauchstrecken ist immer in einem gesonderten Teil des Einsatzplanes für ein Schutzobjekt oder einen Schutzbereich darzustellen, damit dieser Teil im Einsatz z. B. dem Abschnittsführer „Wasserförderung” übergeben werden kann. Bei der Erstellung eines Einsatzplanes für Wasserförderung über lange Schlauchstrecken ist folgendes zu beachten (vgl. auch Merkblatt „Einsatzpläne” Nr. 5.2 und 7.2): – geeigneten Kartenausschnitt mit Höhenlinien oder Lageskizze vorbereiten – Löschwasserentnahmestelle festlegen (möglichst unerschöpflich) – Pumpenabstände ermitteln (vgl. Nr. 4) – Aufstellplätze für Pumpen unter Berücksichtigung der Geländemerkmale festlegen – Schlauch- und Gerätebedarf für die Strecke einschließlich Reserven ermitteln Beispiele Pumpen und Reservepumpen Schlauchbrücken/Rohrschlauchüberführungen B-Druckschläuche und Reserve Verkehrswarngeräte 5 m B-Schläuche Beleuchtungsgeräte Druckbegrenzungsventile Sprechfunkgeräte Verteiler – Feuerwehren, die für den Aufbau und die Förderung vorgesehen sind, aufzählen und ggf. einteilen – Abschnittsführer „Wasserförderung” bestimmen – Aufstellplätze der Lotsen festlegen – Bei Pendelverkehr: Pendelstrecke, Ausweichstellen, Einbahnverkehr, Ringverkehr regeln verfügbare TLF/Güllefässer auflisten 6 – Angefertigten Einsatzplan bei entsprechenden Stellen hinterlegen: zuständige Ortsfeuerwehr (im Gesamt-Einsatzplan) Kreisbrandrat/Kreisbrandinspektor (im Gesamt-Einsatzplan) bei jeder für die Wasserförderung vorgesehenen Feuerwehr 4. Ermitteln der Pumpenabstände (Schätzverfahren) Zur Ermittlung der Pumpenabstände für eine Wasserförderung über lange Schlauchstrecken hat sich seit vielen Jahren das Schätzverfahren bewährt. Das Schätzverfahren kommt mit Faustwerten aus und bringt auf einfache Weise, trotz technisch bedingter Ungenauigkeiten wie unterschiedliche Reibungsverluste der Schläuche, Abweichungen in der Pumpenleistung und Ungenauigkeiten bei der Streckenmessung, praktikable Ergebnisse. 4.1 Ermitteln der Pumpenabstände in der Ebene Das Verfahren zur Ermittlung der Pumpenabstände kann für den ebenen Verlauf der Wasserförderung wesentlich vereinfacht werden. Der zur Verfügung stehende Druck von 6,5 bar dient in der Ebene nur zur Überwindung der Reibungsverluste. Je nach Förderstrom ergeben sich dann für gummierte B-Schläuche Pumpenabstände nach Tabelle 3. Förderstrom l/min 600 800*) Pumpenabstand ca. m 930 540 1000 1200 380 270 Tabelle 3: Pumpenabstände Dabei sind die Förderströme aller einzusetzenden Strahlrohre entsprechend Tabelle 1 zusammenzuzählen und auf die nächste der Förderstromabstufungen 600 - 800 - 1000 - 1200 l/min aufzurunden. Förderströme über 1000 l/min sollten auf 2 Leitungen verteilt werden (weniger Pumpen). 4.2 Ermitteln der Pumpenabstände bei Höhenunterschieden Bei Höhenunterschieden dient der zur Verfügung stehende Druck von 6,5 bar zur Überwindung der Reibungsverluste in den Druckschläuchen und der Höhenunterschiede. Bei der Ermittlung der Pumpenabstände müssen deshalb beide Faktoren berücksichtigt werden. Mit dem Schätzverfahren ist dies auf einfache Weise möglich. *) wirtschaftlichster Förderstrom für B-Schlauchleitungen 7 4.2.1 Vorbereitungen Zur Ermittlung der Pumpenabstände nach Schätzverfahren werden benötigt: – eine Wasserwaage, die an einer ca. 1,8 - 2,0 m langen Latte in 1,6 m Höhe schwenkbar befestigt ist – das Schätzlineal (siehe Beilage) mit 2 Heftklammern – falls Strecke nicht mit Druckschläuchen markiert ist, kann zur Streckenmessung verwendet werden: Streckenmeßrad (Straßenbaufirmen, Vermessungsbüros), Maßband, notfalls auch ein Fahrrad mit Tachometer. – ggf. zusätzliche Liste (Notizblock) zur Gegenkontrolle und zum Eintragen der Teilstreckenergebnisse 4.2.2 Durchführung – Als Ausgangspunkt möglichst unerschöpfliche Wasserentnahmestelle wählen – Förderstrom nach Nr. 4.1 ermitteln – Gesamte Förderstrecke in 20 m Abschnitte unterteilen Dies kann erfolgen durch • Verlegen der gesamten Schlauchleitung z. B. im Rahmen einer Übung, oder • Verwendung eines Streckenmeßrades, notfalls auch eines Fahrrades mit Tachometer oder eines Maßbandes 800 l/min 27 x B 20 5m 1,6 m Bild 2: Ausschnitt aus dem Schätzlineal für den Förderstrom von 800 l/min – Am Schätzlineal Heftklammern auf die richtige Leiste in der Anfangsposition entsprechend dem angenommenen Förderstrom stecken (Regelfall 800 l/ min, vgl. Bild 2). Die obere Linie zeigt von links nach rechts die Unterteilung der Förderstrecke in 20 m Abschnitten (Ausnahme bei Förderstrom von 600 l/min - 100 m Abschnitte). Die untere Linie zeigt von rechts nach links die Unterteilung nach Höhenstufen zu 1,6 m (Visierverfahren) bzw. 5 m (zur Verwendung eines Höhenmessers). 8 – Höhenschätzung durchführen Visierverfahren 3 1 2 Bild 3: Visierverfahren Person 1 geht mit Schätzlineal voraus Person 2 hält Wasserwaage waagerecht Person 3 visiert über die Wasserwaage (oder über eine andere Visierkante z. B. Schlauchwaage) den Schuhabsatz der vorausgehenden Person 1 und ruft „Halt”, wenn Person 1 die anvisierte Höhe erreicht hat. Personen 2 und 3 gehen zu Person 1; dabei wird auf dem Schätzlineal die Heftklammer von rechts nach links um einen (unteren) Teilstrich verschoben. Bei einem Gefälle bleibt Person 1 stehen; die Personen 2 und 3 gehen voraus, Person 2 hält die Wasserwaage in Lot, Person 3 visiert dabei die Standebene der Person 1, bis die Visierkante mit Schuhabsatz der Person 1 übereinstimmt. Die Heftklammer wird auf dem Schätzlineal um einen (unteren) Teilstrich von links nach rechts verschoben. Wird auf dem Weg eine Schlauchkupplung von der vorher verlegten B-Schlauchleitung passiert, wird dies auf dem Schätzlineal durch Verschieben der Heftklammer von links nach rechts (obere Linie) um einen Teilstrich markiert. Erfolgt die Längenmessung anstelle der verlegten B-Schlauchleitung, z.B. mit Meßrad, so werden vom Meßradführer (4. Person) die 20 m Teilstrecken durch Zuruf bekanntgegeben. Das Festhalten der Ergebnisse erfolgt wie vor auf dem Schätzlineal. 9 10 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400 420 440 460 480 500 520 540 Streckenlänge in m 20 Pumpe 1 Pumpe 2 Bild 4: Beispiel eines Diagramms für ein Geländeprofil in einem Teilabschnitt bei Förderstrom 800 l/min Geländehöhe in m Einsatz des Höhenmessers Beim Einsatz des Höhenmessers wird in den auf der unteren Linie des Schätzlineals dargestellten 5 m Höhenstufen abgeschiebert. Die Längenmessung erfolgt wie beim Visierverfahren. Die Messung mit Höhenmessern kann mit 2 Personen (Einsparung von 1 bis 2 Personen gegebüber Visierverfahren) durchgeführt werden. Bei der Anwendung der o. g. Verfahren zur Höhenschätzung kann zusätzlich ein Höhenschnitt des Geländes für die Förderstrecke erstellt werden. Das Geländeprofil kann auf einem einfachen Diagramm dargestellt werden (siehe Bild 4). – Kommen beide Heftklammern auf der Skala des Schätzlineals zusammen, ist an dieser Stelle der Förderstrecke eine Pumpe vorzusehen. Durch Zusammenzählen der Teilstriche auf der Skala des Schätzlineals steht die notwendige Anzahl der B-Schläuche fest. – Aufstellplatz der Pumpe unter Berücksichtigung der Geländemerkmale festlegen – Die Ermittlung der Pumpenabstände ist solange fortzusetzen, bis das Schutzobjekt/Schutzbereich erreicht ist. Heftklammern am Schätzlineal dazu nach jedem Teilabschnitt der Förderstrecke in die Anfangsstellung bringen. – Der Standort der letzten Pumpe muss so nah am Objekt/Bereich sein, dass eine Bewegungsfreiheit für die Strahlrohrstrecke und der erforderliche Druck am Strahlrohr (ca. 5 bar) gesichert sind. – Ergebnisse der Ermittlung im Einsatzplan festhalten 5. Grundsätze des Streckenaufbaus An Schutzobjekten und Schutzbereichen, für die Wasserförderung über lange Schlauchstrecken im Brandfall notwendig ist, sind regelmäßig Übungen zum Aufbau der Förderstrecke und zur Überprüfung des Einsatzplanes durchzuführen. Bei Einsätzen und Übungen sind folgende Grundsätze zu beachten: 5.1 Wasserentnahmestelle Möglichst unerschöpfliche bzw. die im Einsatzplan festgelegte Wasserentnahmestelle wählen. 5.2 B-Schlauchleitung – B-Schlauchleitung – möglichst gestreckt – am Rande der Straßen und Wege verlegen, dabei Durchlässe ausnützen – B-Schlauchleitung soll gut beobachtet werden können – Strecke so wählen, dass möglichst wenig Straßenüberquerungen notwendig sind – Nicht querfeldein verlegen 11 5.3 Förderstrom Förderstrom gemäß Einsatzplan anordnen bzw. je nach Größe des zu schützenden Objektes/Bereiches festlegen (vgl. auch Nr. 2.1). 5.4 Pumpenabstände Pumpenstandorte gemäß Einsatzplan anordnen bzw. festlegen. 5.5 Pumpen – Saughöhe beachten (vgl. Nr. 2.5) – TLF nur in Notfällen in Förderstrecke einbauen, da es als bewegliche Einsatzreserve dienen kann – Für je 3 Pumpen eine Reservepumpe, darunter für gesamte Förderstrecke wegen größerer Beweglichkeit mindestens ein Löschfahrzeug, vorsehen – Für jede Pumpe 2 B-Druckschläuche als Reserve bereitlegen – Als letzte Pumpe (Strahlrohrstrecke) ist es zweckmäßig, ein Löschfahrzeug einzusetzen; damit sind Ausrüstung und Gerät nahe am Objekt – Ausgangsdruck der Pumpe in der Strahlrohrstrecke beträgt normalerweise 5 bis 6 bar, außer • wenn längere Strahlrohrstrecke erforderlich • wenn Strahlrohre in Obergeschossen eingesetzt • in Sonderfällen, dann für Pumpe in Strahlrohrstrecke notwendigen Ausgangsdruck abschätzen (5 bis 8 bar) und anordnen; dabei Druckbegrenzungsventil entsprechend einstellen. Der Wasserverbrauch darf den der Berechnung zugrunde liegenden Förderstrom nicht überschreiten (vgl. Nr. 4.1). 5.6 Sonderfall: Behälter als Puffer Im Ausnahmefall kann vor der letzten Pumpe auch ein Behälter als „Puffer” verwendet werden (z. B. Faltbehälter, Löschwasserbehälter). Der Einbau von Druckbegrenzungsventil und Verteiler am Ende der Förderstrecke ist notwendig, um den Wasserstand im Behälter regulieren zu können. Freien Auslauf vermeiden, Förderstrom während des Betriebes nicht ändern. – Vorteil: Unterbrechung des Förderstroms bei Schlauch- oder Pumpenwechsel wird durch Behälterinhalt überbrückt. Förderstrecke wird durch Schließen der Strahlrohre nicht beeinflusst. Behälterinhalt ist zugleich Reserve für Brandwache. – Nachteil: Letzte Pumpe muss aus Behälter ansaugen, deshalb evtl. Fehlerquelle durch unterschiedliche Förderströme in Förder- und Strahlrohrstrecke. 12 5.7 Sicherung der Förderstrecke – Geeigneten Dienstgrad (Zugführer) als Abschnittsführer für die Förderstrecke einteilen (möglichst mit Fahrzeug). – An Schlauchbrücken und Rohrschlauchüberführungen bei Straßenüberquerungen Verkehrssicherung durch Posten mit Warnkleidung, Warnflagge und Winkerkelle (nachts rote Lampe oder beleuchtete Winkerkelle), Warndreieck, Warnleuchten durchführen. – Wassertrupp und Schlauchtruppmann übernehmen die Schlauchaufsicht jeweils für den Teilabschnitt der Förderstrecken von der eigenen Pumpe zum nächsten Verteiler. – Druckbegrenzungsventil (2 bar) mit Abgangsschlauch und Verteiler in jedem Teilabschnitt der Förderstrecken einbauen (vgl. Bild 1). 5.8 Inbetriebnahme der Förderstrecke Die Förderstrecke jeweils bis zum Verteiler des entsprechenden Teilabschnitts in Betrieb nehmen, dazu freien Abgang öffnen, bis Wasser austritt. Ausgangsdruck langsam bis zum befohlenen Wert steigern, mit „Gefühl” arbeiten. Strahlrohre und Verteiler nicht ruckartig bedienen. Druckmeßgeräte laufend beobachten! Eingangsdruck mindestens auf 1,5 bar halten, ggf. Ausgangsdruck verringern. 5.9 Schlauchwechsel Bei Schlauchwechsel Ausgangsdruck der Pumpe verringern und am vorhergehenden Verteiler einen C-Abgang öffnen. 5.10 Pumpenwechsel Bei Pumpenwechsel Ausgangsdruck der Pumpe im vorhergehenden Teilabschnitt verringern, am Verteiler C-Abgang öffnen. Bei Höhenunterschieden Teilabschnitt entwässern. 5.11 Verständigung Die Verständigung entlang der Förderstrecke erfolgt durch Melder, Sprechfunkgeräte u. ä. 13 6. Anleitung für die Gruppe Eine Gruppe kann bei Wasserförderung über lange Schlauchstrecken mit Aufgaben in folgenden Bereichen betraut werden: – Aufbau eines Teilabschnittes der Förderstrecke – Aufbau der Strahlrohrstrecke 6.1 Tätigkeit der Gruppe im ersten Teilabschnitt der Förderstrecke Der Gruppenführer prüft vor dem Befehl „Zum Einsatz fertig” kurz die Lage, bestimmt die Wasserentnahmestelle und den Standort der Pumpe. Ist die Strecke nicht ausgemessen und sind die Standorte der Verstärkerpumpen nicht bekannt, schätzt er die Entfernung und den Höhenunterschied der Förderstrecke ab und bestimmt die Lage des Verteilers vor der nächsten Pumpe (= Wasserentnahmestelle des 2. Teilabschnittes der Förderstrecke). Einsatzbefehl z.B.: „Wasserentnahme der Bach, TS 8/8 links von der Brücke aufstellen, Verteiler am Wegkreuz, Ausgangsdruck 8 bar, Wasserförderung über lange Schlauchstrecke zum Einsatz fertig!” Der Melder arbeitet nach Weisung des Gruppenführers. Der Angriffstrupp beginnt sofort mit dem Verlegen der B-Leitung zum Verteiler. Nach Verlegen der B-Schlauchleitung stellt sich der Angriffstrupp zur weiteren Verfügung am Verteiler auf. Maschinist, Wassertrupp und Schlauchtrupp arbeiten an der Wasserentnahmestelle gemäß Feuerwehr-Dienstvorschrift 4 (FwDV4). Nach dem Aufbau der Schlauchleitung (Saugleitung) zwischen Wasserentnahmestelle und Pumpe unterstützt der Wassertrupp den Angriffstrupp beim Verlegen der B-Schlauchleitung. Während der Angriffs- und der Wassertrupp die B-Leitung verlegen, nimmt der Schlauchtrupp den Verteiler und 2 B-Schläuche, das Druckbegrenzungsventil und den Abgangsschlauch (5 m B-Schlauch - falls nicht vorhanden, normalen B14 Schlauch verwenden) aus dem Fahrzeug, geht bis zur angegebenen Lage des Verteilers und kuppelt Druckbegrenzungsventil und Verteiler zusammen (vgl. Schaltschema, Bild 1). Der Schlauchtruppführer stellt das Druckbegrenzungsventil auf 2 bar ein und kuppelt den mitgebrachten Abgangsschlauch am Überlauf des Druckbegrenzungsventils an. Anschließend verlegt der Schlauchtrupp die B-Schläuche vom Druckbegrenzungsventil zur Unterstützung des Wasserund des Angriffstrupps rückwärts in Richtung Wasserentnahmestelle zur Pumpe. Dann bedient der Schlauchtruppführer den Verteiler. Der Schlauchtruppmann übernimmt die Schlauchaufsicht. Der Angriffstrupp baut nach Bedarf Schlauchbrücken ein und sichert sie gegen fließenden Verkehr. Nach Verlegen der B-Leitung kontrolliert der Wassertruppführer die Strecke und gibt dem Maschinisten den Befehl „Wasser marsch!” Der Wassertrupp legt bei der Pumpe 2 B-Schläuche als Reserve ab und übernimmt mit dem Schlauchtruppmann die Schlauchaufsicht (dabei besonders auf Straßenüberquerungen, Schlauchbrücken usw. achten). 6.2 Tätigkeit der Gruppe in einem der weiteren Teilabschnitte der Förderstrecke Der Gruppenführer prüft vor dem Befehl „Zum Einsatz fertig” kurz die Lage, bestimmt den Standort der Pumpe und die Wasserentnahmestelle (Verteiler der vorhergehenden Gruppe). Ist die Strecke nicht ausgemessen und sind die Standorte der Pumpen nicht bekannt, schätzt er die Entfernung und den Höhenunterschied des Teilabschnittes der Förderstrecke ab und bestimmt die Lage des Verteilers vor der nächsten Pumpe. Einsatzbefehl z.B.: „Wasserentnahmestelle Verteiler der (vorhergehenden) Gruppe....., Verteiler an der Weggabelung, Ausgangsdruck 8 bar, Wasserförderung über lange Schlauchstrecke zum Einsatz fertig!” Reicht z.B. das Schlauchmaterial einer Gruppe allein nicht für einen ganzen Teilabschnitt der Förderstrecke aus, so müssen mehrere Gruppen für Teilabschnitte eingeteilt werden. Der Befehl des Gruppenführers für die 2. oder 3. Gruppe kann dann z.B. lauten: „Wasserförderung über lange Schlauchstrecke, Weiterbau der B-Leitung im (2.) Teilabschnitt im Anschluss an die Gruppe . . . in Richtung Wegkreuz zum Einsatz fertig!” Die weitere Verwendung dieser Gruppe (Bereitstellungsplatz o. ä.) ist dann je nach Lage zu befehlen. 15 Der Melder arbeitet nach Weisung des Gruppenführers. Der Maschinist nimmt vom Fahrzeug das Sammelstück A-2B (notfalls Übergangsstück A/B) und einen Kupplungsschlüssel, bringt alles zum angegebenen Standort der Pumpe und kuppelt das Sammelstück am Saugeingang der Pumpe an. Der Angriffstrupp beginnt sofort mit dem Verlegen der B-Leitung zur angegebenen Lage des Verteilers. Nach Verlegen der B-Leitung stellt sich der Angriffstrupp zur weiteren Verfügung am Verteiler auf. Wassertrupp und Schlauchtrupp bringen die Tragkraftspritze zum angegebenen Standort (sofern nicht Fahrzeugpumpe verwendet wird). Der Wassertrupp legt die Verbindung zwischen Pumpe und Wasserentnahmestelle (Verteiler der vorhergehenden Gruppe). Der Wassertruppführer meldet der vorhergehenden Gruppe „Wasser marsch!”. Anschließend unterstützt der Wassertrupp den Angriffstrupp beim Verlegen der B-Leitung. Während der Wassertrupp und der Angriffstrupp die B-Leitung verlegen, nimmt der Schlauchtrupp den Verteiler, 2 B-Schläuche, das Druckbegrenzungsventil und den Abgangsschlauch vom Fahrzeug, geht bis zur angegebenen Lage des Verteilers und kuppelt den Abgangsschlauch am Überlauf des Druckbegrenzungsventils an. Anschließend verlegt der Schlauchtrupp die BSchläuche vom Druckbegrenzungsventil zur Unterstützung des Wasser- und des Angriffstrupps rückwärts in Richtung Wasserentnahmestelle zur Pumpe. Dann bedient der Schlauchtruppführer den Verteiler. Der Schlauchtruppmann übernimmt die Schlauchaufsicht. Der Angriffstrupp baut nach Bedarf Schlauchbrücken ein und sichert diese gegen Verkehr. Nach Verlegen der B-Leitung kontrolliert sie der Wassertruppführer und gibt dem Maschinisten den Befehl „Wasser marsch!”. Der Wassertrupp legt bei der Pumpe 2 B-Schläuche als Reserve ab und übernimmt mit dem Schlauchtruppmann die Schlauchaufsicht (siehe Nr. 6.1). 16 6.3 Tätigkeit der Gruppe in der Strahlrohrstrecke Der Gruppenführer überprüft vor Erteilung des Befehls „Zum Einsatz fertig” kurz die Lage, bestimmt den Standort der Pumpe und die Lage des Verteilers. Wenn – längere Strahlrohrstrecke erforderlich – Strahlrohre in Obergeschossen eingesetzt oder – in Sonderfällen ordnet der Gruppenführer den notwendigen Ausgangsdruck für die Pumpe (und das Druckbegrenzungsventil) an. Einsatzbefehl z.B.: „Wasserentnahmestelle Verteiler der (vorhergehenden) Gruppe . . ., Verteiler am Hoftor zum Einsatz fertig!” Der Melder arbeitet nach Weisung des Gruppenführers. Der Maschinist nimmt vom Fahrzeug das Sammelstück A-2B (notfalls Übergangsstück A/B) und einen Kupplungsschlüssel, bringt alles zum angegebenen Standort der Pumpe und kuppelt das Sammelstück am Saugeingang der Pumpe an. Der Angriffstrupp rüstet sich gem. FwDV 4 aus und stellt sich zur weiteren Verfügung am Verteiler auf. Wassertrupp und Schlauchtrupp bringen die Tragkraftspritze zum angegebenen Standort (sofern nicht Fahrzeugpumpe verwendet wird). Der Wassertrupp legt die Verbindung zwischen Pumpe und Wasserentnahmestelle (Verteiler der vorhergehenden Gruppe). Der Wassertruppführer meldet der vorhergehenden Gruppe „Wasser marsch!”. Anschließend verlegt der Wassertrupp die B-Leitung zur angegebenen Lage des Verteilers. Während der Wassertrupp die B-Leitung verlegt, nimmt der Schlauchtrupp den Verteiler, das Druckbegrenzungsventil und den Abgangsschlauch vom Fahrzeug, geht bis zur angegebenen Lage des Verteilers und kuppelt Verteiler und Druckbegrenzungsventil zusammen. Der Schlauchtruppführer stellt das Druckbegrenzungsventil auf 5 - 6 bar (ggf. auf Anordnung des Gruppenführers 5 - 8 bar) ein und schließt den Abgangsschlauch am Überlauf des Druckbegrenzungsventils an. Dann bedient der Schlauchtruppführer den Verteiler. Der Schlauchtruppmann übernimmt die Schlauchaufsicht. Der weitere Aufbau geschieht gemäß FwDV4. 17 6.4 Aufbau der Förderstrecke mit dem Schlauchwagen Der Melder arbeitet nach Weisung des Gruppenführers. Der Maschinist nimmt vom Fahrzeug das Sammelstück A-2B (notfalls Übergangsstück A/B) und einen Kupplungsschlüssel, bringt alles zum angegebenen Standort der Pumpe und kuppelt das Sammelstück am Saugeingang der Pumpe an. Der Angriffstrupp nimmt den Verteiler, das Druckbegrenzungsventil und den Abgangsschlauch, geht bis zur befohlenen Lage des Verteilers vor und kuppelt Druckbegrenzungsventil und Verteiler zusammen. Der Angriffstruppführer stellt das Druckbegrenzungsventil auf 2 bar ein und kuppelt den Abgangsschlauch an. Er baut nach Bedarf Schlauchbrücken ein und sichert diese. Wassertrupp und Schlauchtrupp bauen die Wasserentnahmestelle auf bzw. die Pumpen ein. 6.5 Abbau Der Abbau erfolgt in allen Fällen gemäß FwDV 4 auf den Befehl „Zum Abmarsch fertig!” 18 19 Merkblatt: „Wasserförderung über lange Schlauchstrecken” Herausgeber: Staatliche Feuerwehrschule Würzburg, Weißenburgstr. 60, 97082 Würzburg Ausgabe CD MA 07/2003 20