Reinheim hat was - Gemeinsam. Stark. Besser.
Transcription
Reinheim hat was - Gemeinsam. Stark. Besser.
WISSENSWERTES s a w t a h Reinheim Reinheimer helfen sich selbst Selbsthilfegruppen (SHG) Selbsthilfe ist die urbanste Form des menschlichen Miteinanders. Einer hilft dem anderen und alle dem einen, der gerade Hilfe braucht. Gemeinsam ist man nicht unbedingt immer stärker, aber wissender, kreativer, man erkennt Auswege und Alternativen und schöpft aus den gegenseitigen Erfahrungen. Selbsthilfe braucht keinen Vereinsstatus, sondern nur ein paar Aufrechte, die Treffen organisieren. Bei Gruppen von mehr als sechs Personen kann man sogar Fördermittel beantragen. Krank ohne Diagnose Helga Schäfer-Otto gehört zu den Menschen, die leicht in die Schublade Hypochonder rutschen. So ergeht es vielen, die unerklärliche Beschwerden haben. Einzelne Symptome passen zu vielen unterschiedlichen Krankheiten und ergeben trotzdem keine Diagnose außer: Seltene Krankheiten. Ärzte sind überfordert. Im Schnitt vergehen zehn Jahre, bis vielleicht doch eine Diagnose gefunden wird. Bis dahin ist der Weg gepflastert mit vielen Versuchs-Diagnosen, mit Herumprobieren und immer wieder mit der niederschmetternden Fluchtdiagnose: dies sei eine psychische Störung. In Deutschland gibt es wenigstens vier Millionen betroffener Menschen, weshalb sich die ehemalige Firstlady Eva Luise Köhler noch immer als Schirmherrin für die „Allianz chronischer seltener Krankheiten“ (ACHSE) stark macht. Doch für die Pharmaindustrie ist das zu wenig, um ihren Forschungsapparat anzuwerfen. Etwa 4.000 bis 6.000 seltene Krankheiten gibt es derzeit in Europa, oft sind nur ein paar Hundert oder gar nur eine Handvoll Menschen davon betroffen. „Selten“ definiert sich als Einer von 2.000. Rein rechnerisch wären das 9 Reinheimer. Und tatsächlich gehören zur 2010 gegründeten SHG zehn bis 15 Menschen. Medizinische Hilfe finden sie zwar nicht. Aber das Gefühl, nicht alleine zu stehen, verleiht Zuversicht und Mut und den Angehörigen die Gewissheit, dass die Krankheit keine Einbildung ist. Diagnose Brustkrebs Jedes Jahr erkranken mehr als 75.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs; 17.000 sterben daran. Die hohe Überlebensrate ermutigt, sich diesem Schicksal nicht zu ergeben, sondern alle Chancen zu nutzen, die Medizin, Psychologie aber auch Eigeninitiative in Aussicht stellen. Vor diesem Hintergrund entstand 2002 auf Intension von Ingrid Göcke SHG Seltene Krankheiten 2. Montag im Monat, 18.00 Uhr Vereinsheim der Reinheimer Bürgergemeinschaft für Behinderte, Kirchstraße 24. Kontakt: Helga Schäfer-Otto, Tel. 6514 SHG Brustkrebs 1. Montag im Monat, 10 bis 12 Uhr Nächstes Treffen am 8. SeptemberFrauen- und Familienzentrum, Hofgut, Kirchstraße 24 Kontakt: Susann Herrmann-Leibe, Tel. 6364 Rollende Reporter Kontakt ist der „Fußgänger“ Friedrich Ahl, zugleich Helfer, Pressesprecher, Organisator unter Tel. 5737. Ansonsten: [email protected] Diabetiker-Selbsthilfegruppe Reinheim 2. Montag im Monat, 19.30 bis 21.00 Uhr Cafeteria im Senioren-Dienstleistungszentrum „Gersprenz“, Willy Brand-Straße 3 Kontakt: Erich Hennig, Tel. 06154-82267 und Friedel Engel, Tel. 5642 www.dshg-reinheim.info SHG/Kontaktstelle Prostatakrebs Letzter Donnerstag in ungeraden Monaten, 18.00 Uhr Kontakt: Erich Simon, Tel. 1843 Text: Ute Fischer, Redaktionsbüro Fischer + Siegmund | Bilder: Fotolia und Conny Hinrichsen die SHG Betroffene für Betroffene bei Brustkrebs, bis dahin einmalig im Landkreis. Jedoch Landkreis und Stadt Darmstadt kapitulierten. Kein Geld. Lediglich der Verein FrauenFreiräume erkannte die Notwendigkeit und stellte Beratungsraum zur Verfügung. Im Schnitt treffen sich acht bis zwölf Frauen mit der gleichen Diagnose, in allen Krankheitsstadien, mit unterschiedlichen Behandlungsschemata und drängenden Fragen. Es geht um Befunderklärungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Bestrahlung und Chemotherapie, Ernährung, Sport aber vor allem um den Erfahrungsaustausch im Umgang mit der Krankheit, mit der Angst und dem Leben danach. Die Auswirkungen auf Familie, Beruf, Partnerschaft greifen in fast alle Lebensbereiche. Die spezielle Hilfe in dieser SHG erbringen die Onkologin Corinna Hinrichsen, eine Psychoonkologin und eine Sozialpädagogin, die sechs Mal im Jahr hinzu kommen, auch um Angehörigen den Schrecken vor dieser Diagnose zu nehmen, um begreiflich zu machen, was diese erkrankte Frau braucht und was nicht. Finanziell unterstützt wird die SHG von Spenden der Kunstmeile Mühlberg, Lucie Heirich und Anne Seeger. Davon werden Vorträge und spezielle Angebote organisiert. Das Besondere dieser SHG ist, dass sie zugleich Keimzelle für den Verein Weiterleben e.V. war. Als psycho soziale Krebsberatung in Darmstadt ist sie Ansprechpartner für Menschen mit allen Krebserkrankungen im gesamten Landkreis und in Darmstadt. Rollende Reporter November 2010. Ellen Biegi und Florian Ahl erzählten in einem Leser brief, wie beschwerlich es war, mit ihren elektrisch betriebenen Rollstühlen Kaffeetrinken zu fahren. Wo ist ein Café mit barrierefreiem Zugang und ebenerdigen Toiletten? Wie überquert man eine Straße, bei der nur am Straßenende die Bordsteine abgesenkt sind? Autofahrer wollen die Fahrbahn freihalten und parken daher halb auf den Bürgersteigen. Da kommen aber weder Rolli noch Rollator oder Kinderwagen durch. Autos parken so dicht hintereinander, dass kein Durchschlüpfen möglich ist. Das brachte die beiden Reinheimer auf eine pfiffige Idee: Als Rolli-Reporter fahren sie – inzwischen zu Dritt mit Hella Bernius – regelmäßig auf Patrouille durch Reinheim und melden ihre Verbesserungsvorschläge entweder den Ladenbesitzern, dem Bürgermeister oder dem Bauamt, damit Abhilfe geschaffen wird. Sogar das Planungsbüro, das für Reinheim ein Verkehrskonzept entwickelte, ließ sich von den Rolli-Reportern beraten. Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt entwickelte eine dreidimensionale Simulation, in der die Rolli-Reporter geplante Projekte per Computertechnik „Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.“ Zitat: Rolli-Reporter durchfahren und schon in der Planungsphase Hindernisse erkannten. Die drei sind eine eingeschworene Clique, stoßen allerdings an Grenzen, wenn es um die Reinheimer Stadtteile geht. In nächster Zeit sollen „Außenreporter“ angeworben werden, die auf eigene Faust ermitteln, was zu optimieren ist. Zucker Menschen, deren Bauchspeicheldrüse kein oder zu wenig Insulin produziert, versuchen mit Insulingaben die natürliche Insulinausschüttung so gut wie möglich nachzuahmen. Aktuell sind etwa sechs Millionen Deutsche an Diabetes erkrankt; jeder Fünfte – 1,3 Millionen – weiß es nicht. Die, die neu erkranken, sind nicht selten überrumpelt von dieser Diagnose. Hier leisten Selbsthilfegruppen echte Auffanghilfe. Diabetes kann jeden treffen. Das sieht man an den 20 bis 30 Teilnehmern, die Erich Henning und Friedel Engel als Gruppenbegleitung betreuen: Männer und Frauen aller Altersgruppen, Zeilhard/Georgenhausen Spachbrücken J ugendliche, Kinder mit ihren Eltern. Hier erfahren sie, wie man mit Diabetes im Alltag umgeht, speziell im Beruf und auf Reisen, was man mit der Ernährung steuern kann, welche Therapiemöglichkeiten für wen sinnvoll sind. Vor allem die Vorträge von Diabetologen und der persönliche Erfahrungsaustausch nehmen der Volkskrankheit den Schrecken und geben Antworten auf Fragen, an die man beim Arzt nicht gedacht hat, zum Beispiel Diabetes und Sex. Speziell beim nächsten Treffen am 8. September berichtet die Diabetologin Dr. Karin Langer über Neues aus Medizin und Forschung. Männerthema Der Prostatakrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes im fortgeschrittenen Alter. Sie ist im Frühstadium nicht zu spüren. Lediglich umstrittene Blutuntersuchungen engen das Risikopotenzial ein. Wie gut, wenn man dann Geschlechtsgenossen findet, mit denen man von Mann zu Mann reden kann. 2012 setzten sich betroffene Männer zusammen, die ihre Erfahrungen austauschen wollten. Es entstand die SHG Prostatakrebs Odenwald mit Sitz in Michelstadt. Einer davon war Erich Simon in Reinheim. Nachdem es ihm neun Jahre nach seiner OP den Umständen entsprechend gut ging, fühlte er sich motiviert, auch anderen Männern mit schlechten Werten Mut zu machen. Simon: „Inzwischen ist mein Erfahrungsschatz gewachsen, so dass ich auch einige Tipps über das weitere Vorgehen geben kann.“ Wichtig zu wissen: Es muss nicht immer operiert werden. Simon: „Je nachdem, welche Diagnose des Arztes vorliegt, kann eine aktive Beobachtung vorgenommen werden. Und vor jeder Entscheidung sollte man immer eine Zweit-, manchmal auch eine Drittmeinung einholen.“ Die Treffen selbst finden in Michelstadt statt. Am 25. September referiert ein auf Prostata erkrankungen spezialisierter Urologe aus Bad Reichenhall über „Erfahrungen bei der hochdosierten Testosterontherapie“. Interessenten rufen Erich Simon vielleicht an. Man könnte ja zusammen hinfahren. REINHEIM Gemeinsam. Stark. Besser. Reinheim Verein zur Stärkung und Förderung des Standorts Reinheim e.V. Ueberau