Zeugnisse für die Gemeinde Band 2 - kornelius

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Zeugnisse für die Gemeinde Band 2 - kornelius
Zeugnisse für die Gemeinde
Band 2
Vorwort
Z2.12.1 Absatz: 1/11
Alle „Zeugnisse für die Gemeinde“ in diesem zweiten Band wurden zum ersten Mal in
Battle Creek veröffentlicht, und zwar: Nr. 15 im Jahr 1869; Nr. 16 im Jahr 1868; Nr. 17 im
Jahr 1869; Nr. 18 im Jahr 1970; Nr.19 im Jahr 1870; Nr. 20 im Jahr 1871.
Z2.12.2 Absatz: 2/11
Nachdem Band 1 der „Zeugnisse für die Gemeinde“ sich hauptsächlich mit den Lehren,
den Erfahrungen und Unternehmungen der Gemeinschaft befasst hatte, finden wir in
diesem 2. Band spezielle Belehrungen über die persönliche Frömmigkeit der Glieder. Die
Unterweisungen sind zeitgemäß, treffend und praktisch in ihrer Anwendung. Sie befassen
sich beinahe mit jeder Phase persönlicher Erfahrung. Sie tadeln Dinge wie Klatschsucht,
Frönen der Esslust, Unmoral, fehlgeleiteten Eifer, Habsucht, Geiz und Fanatismus.
Z2.12.3 Absatz: 3/11
Zu Beginn der Zeitperiode, in der Band 2 entstand, war Bruder White wegen seines
schlechten Gesundheitszustandes sehr in seiner auswärtigen Arbeit behindert, und mit
ihm auch Schwester White. Sobald es seine Wiederherstellung erlaubte, hielten sie
Versammlungen in Michigan, wo sie sich aufhielten, und in angrenzenden Staaten ab. Im
November 1868 kehrten sie nach Battle Creek zurück.
Z2.12.4 Absatz: 4/11
Im September 1868 fand eine Lagerversammlung in Wright Michigan statt, die erste dieser
Art. Sie erwies sich als ein so großer Segen, dass solche Zusammenkünfte zum
feststehenden Programm in den verschiedenen Vereinigungen wurden.
Z2.12.5 Absatz: 5/11
Während des letzten Teils von 1868 gelangte die gegenwärtige Wahrheit durch die Arbeit
der Ältesten J.N. Loughborough und D.T. Bourdeau an die Westküste der USA. Im
gleichen Jahr nahmen fünfzig Sabbathalter in Europa schriftliche Verbindung mit der
Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten auf und sandten einen Stellvertreter
nach Battle Creek mit der Bitte, ihnen Missionare zu schicken.
Z2.12.6 Absatz: 6/11
Trotz aller ermutigenden Fortschritte versuchte der Seelenfeind die geistliche Gesinnung
der Gemeindeglieder zu schwächen, Liebe zur Welt und ihren Reizen anzufachen, die
Gemeinde mit einem Kritikgeist zu durchsäuern, die Wohltätigkeit zum Erliegen zu bringen
und besonders die Jugend auf seine Seite zu ziehen. Gottes treue Botin vermittelte
gewissenhaft ihre Botschaften in Wort und Schrift und rief die Gemeindeglieder auf, sich
an den göttlichen Maßstab von Redlichkeit und Gerechtigkeit zu halten.
Z2.13.1 Absatz: 7/11
Bei vielen Gelegenheiten empfing E.G. White Offenbarungen über das Leben und die
Erfahrung von Personen in den verschiedenen Gemeinden, die sie zunächst mündlich
mitteilte, dann in schriftlicher Form wiederholte und an die Gemeinden schickte. Eine
Anzahl davon befinden sich in diesem Band.
Z2.13.2 Absatz: 8/11
Der nachdenkliche Leser dieses umfangreichen Bandes kann nicht nur über die große
Verschiedenheit der angesprochenen Themen erstaunt sein, sondern auch über das
Ausmaß der schriftlichen Tätigkeit innerhalb dieser kurzen Zeitperiode. Doch sollte man
bedenken, dass nur ein Teil dessen, was aus der Hand der Schreiberin hervorging,
veröffentlicht wurde.
Z2.13.3 Absatz: 9/11
Wie unermüdlich war sie tätig! Des Nachts, während andere schliefen, ging sie ihrer
aufreibenden Arbeit nach. Selbst auf Reisen per Bahn oder Schiff fand sie nicht die so
sehr benötigte Erholung, um sich an vorüberziehenden Szenen der Natur oder der lieben
Gesellschaft von mitreisenden Freunden zu erfreuen. Nein, sie schrieb Briefe an
Personen, deren Gefahr ihr in Gesichtern gezeigt worden war. Und was erntete sie in sehr
vielen Fällen? Was war der Lohn für all ihre Aufopferung, Mühe und Seelenpein, die sie für
andere empfand? Nur Unverständnis, Widerstand, Misstrauen, üble Nachrede und selbst
bitteren Hass. Aber sie durfte sich nicht entmutigen lassen. Sie musste der ihr auferlegten
Pflicht nachkommen, und Gott gab ihr die Kraft.
Z2.13.4 Absatz: 10/11
Heute nun kommen alle Bekehrungen, Ehrmahnungen, Tadel, aber auch Ermutigungen zu
uns. Sie haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Sie sind wie ein Spiegel, in welchem
sich der Leser betrachten kann. Gott hat sich nicht geändert. Sünden und Unrecht
betrachtet er immer noch im gleichen Licht, wie in vergangenen Zeiten. Wie er damals
Menschen aus lauter Liebe zu wahrer Buße und Umkehr aufrief, damit sie nicht verloren
gehen sollten, so wendet er sich heute durch die Botschaften, die er ihnen sandte, an uns.
Werden wir seinen Rat beachten? Werden wir uns in dieser letzten so ernsten Zeit von
ganzem Herzen zu ihm wenden zu unserem Heil? Der Herr gebe es in Gnaden.
Z2.14.1 Absatz: 11/11
Möge Gottes reicher Segen diesen Band 2 der „Zeugnisse für die Gemeinde“ begleiten
und vielen aufrichtigen Seelen als Wegweiser dienen. Die Herausgeber
Nummer 15
Kapitel 1: Einleitung
Z2.15.1 (2T.9.1) Absatz: 1/2
Meine Geschwister werden diese Nummer der Zeugnisse nicht so bald erwartet haben.
Aber ich hatte viele persönliche Zeugnisse geschrieben, und einige davon werde ich auf
den folgenden Seiten wiedergeben. Ich kenne keinen besseren Weg, als meine
Anschauungen betreffs allgemeinen Gefahren und Irrtümern und die Pflicht aller, die Gott
lieben und seine Gebote halten, darzustellen, als das Geben dieser Zeugnisse. Es gibt
sicher keinen direkteren und wirksameren Weg der Kundgabe dessen, was der Herr mir
gezeigt hat.
Z2.15.2 (2T.9.2) Absatz: 2/2
Es schien von Wichtigkeit zu sein, dass Zeugnis Nr. 14 euch einige vor der
Generalkonferenz erreichte. Deshalb beeilte ich mich, es für den Druck fertig zu machen,
ehe ich Zeit finden konnte, wichtiges Material vorzubereiten, das eigentlich in Nr. 14
erscheinen sollte. In Wirklichkeit war auch kein Platz mehr dafür vorhanden. So habe ich
genügend Stoff für Nr. 15 zur Hand und übergebe euch dieses Zeugnis mit dem Gebet,
dass Gottes Segen es zum Guten für sein geliebtes Volk begleiten möge.
Kapitel 2: Kurze Darstellung von Erfahrungen
Z2.16.1 (2T.10.1) Absatz: 1/32
Vom 7. Februar bis 20. Mai 1868 Nachdem wir unser Heim erreicht hatten und der
inspirierende Einfluss von Reisen und Arbeit nachließ, empfanden wir deutlich, wie sehr
uns die Reise in den Osten angestrengt hatte. Viele drängten mich in Briefen,
niederzuschreiben, was der Herr mir über ihren Fall gezeigt hatte. Und es gab viele
andere Fälle, die ich noch nicht angesprochen hatte, die genauso wichtig und dringend
waren. Aber in meiner schwachen Verfassung schien mir die Aufgabe, so viel zu
schreiben, größer als ich verkraften konnte. Entmutigung überkam mich; ich war für einige
Tage so schwach, dass ich oft ohnmächtig wurde. In diesem Zustand von Körper und
Geist stellte ich meine Pflicht in Frage, so viel schreiben zu müssen, an so viele Personen,
von denen einige äußerst unwürdig waren. Es schien mir, dass hier irgendwo ein Fehler
liegen müsse.
Z2.16.2 (2T.10.2) Absatz: 2/32
Am Abend des 5. Februar sprach Bruder Andrews in unserem Gotteshaus zu den Leuten.
Die meiste Zeit an jenem Abend befand ich mich in einem Zustand der Ohnmacht, gestützt
von meinem Mann. Als Bruder Andrews von der Versammlung zurückkehrte, beteten sie
ernstlich für mich, und ich fand Erleichterung. Jene Nacht schlief ich gut. Obgleich ich
noch schwach war, fühlte ich mich am Morgen wunderbar befreit und ermutigt. Ich hatte
geträumt, dass jemand mir einen Ballen weißen Stoffes brachte und mir gebot, daraus
Kleider für Personen aller Größen und aller Wesenszüge und Lebensumstände
herzustellen. Mir wurde gesagt, ich solle die Kleider zuschneiden und bereitlegen bis zu
der Zeit, wo sie benötigt wurden. Ich hatte den Eindruck, dass viele dieser Leute, für die
ich Kleider zuschneiden sollte, unwürdig waren. Ich fragte dann, ob das der letzte
Stoffballen war, den ich zuschneiden sollte, aber man sagte mir, dass es nicht der letzte
sei. Sobald ich mit diesem einen fertig war, gab es weitere zu verarbeiten. Die Menge
Arbeit, die vor mir lag, entmutigte mich. Ich legte dar, dass ich bereits für mehr als 20
Jahre damit beschäftigt gewesen war, Kleider für andere zuzuschneiden. Doch meine
Arbeit war nie gewürdigt worden, noch konnte ich sehen, dass viel Gutes dadurch bewirkt
worden war. Ich sprach zu der Person, die mir den Stoff gebracht hatte, speziell über eine
Frau, für die sie mir geboten hatte, ein Kleid zuzuschneiden. Ich sagte, dass sie das Kleid
nicht achten und dass es ein Verlust an Zeit und Material sein würde, es ihr zu geben. Sie
war sehr arm, ungebildet und unordentlich in ihren Gewohnheiten und würde es bald
beschmutzen.
Z2.17.1 (2T.11.1) Absatz: 3/32
Die Person sagte: „Schneide du die Kleider zu. Das ist deine Pflicht. Der Verlust ist nicht
deiner, sondern meiner. Gott sieht nicht wie ein Mensch sieht. Er gibt die Arbeit aus, die er
getan haben möchte, und du weißt nicht, ob dies oder jenes geraten wird. Es wird sich
herausstellen, dass viele solch armer Seelen ins Himmelreich eingehen werden, während
andere, die sich aller Segnungen des Lebens erfreuten, die guten Verstand und alle
Vorzüge besaßen, um voranzukommen, zurückgelassen werden. Es wird gesehen
werden, dass diese armen Seelen das wenige Licht, das sie besaßen, auslebten und die
beschränkten Mittel in ihrer Reichweite in Anspruch nahmen und Fortschritte erzielten. Sie
führten ein annehmbareres Leben als einige andere, die sich voller Erkenntnis und
ausreichender Mittel erfreuten.“
Z2.17.2 (2T.11.2) Absatz: 4/32
Ich hielt dann meine Hände empor, voller Schwielen vom Gebrauch der Schere, und
sagte, dass ich bei dem Gedanken, weiter diese Arbeit verrichten zu müssen, nur davor
zurückschrecken müsse. Wieder antwortete die Person:
Z2.17.3 (2T.11.3) Absatz: 5/32
„Schneide Kleider zu. Du bist noch nicht entlassen.“
Z2.17.4 (2T.11.4) Absatz: 6/32
Mit Gefühlen großer Schwäche begab ich mich wieder an die Arbeit. Vor mir lag eine neue,
glänzende Schere, die ich in Gebrauch nahm. Im Nu verließen mich die Gefühle der
Müdigkeit und Entmutigung. Die Schere schnitt beinahe ohne jede Anstrengung
meinerseits, und ich schnitt die Kleider mit Leichtigkeit aus, im Vergleich zu meiner
früheren Arbeit.
Z2.17.5 (2T.12.1) Absatz: 7/32
Mit der Ermutigung, die dieser Traum mir vermittelt hatte, entschloss ich mich sofort,
meinen Mann und Bruder Andrews nach Gratiot, Saginaw und Tuscola Counties zu
begleiten und auf den Herrn zu vertrauen, dass er mir Kraft zur Arbeit geben würde. So
verließen wir am 7. Februar unser Heim und fuhren 50 Meilen zu einer Verabredung in
Alma. Hier arbeitete ich wie gewöhnlich, mit einem angenehmen Maß an Freiheit und
Stärke. Die Freunde in Gratiot County zeigten Interesse zu hören; aber viele von ihnen
sind weit zurück in der Gesundheitsreform und im Werk der Vorbereitung im Allgemeinen.
Unter diesen Leuten bestand ein Mangel an Ordnung und Leistungsfähigkeit, die zum
Gedeihen des Werkes und dem Geist der Botschaft notwendig sind. Bruder Andrews
besuchte sie drei Wochen später und verbrachte eine gute Zeit mit ihnen. Ich will eine
Tatsache nicht unerwähnt lassen, die mich sehr ermutigte. Ich hatte einer Familie ein sehr
deutliches Zeugnis übermittelt, und es wurde zu ihrem Nutzen von ihnen angenommen.
Wir fühlen weiterhin ein tiefes Interesse für diese Familie und wünschen sehr, dass sie
sich des Wachstums im Herrn erfreuen möge, und obgleich wir über das Werk im
Allgemeinen in Gratiot County etwas entmutigt sind, möchten wir gern den Geschwistern
helfen, wenn sie willig sind, sich helfen zu lassen.
Z2.18.1 (2T.12.2) Absatz: 8/32
Auf der Versammlung in Alma waren Geschwister aus St. Charles und Tittabawassee,
Saginaw County, anwesend, die uns drängten, sie zu besuchen. Wir hatten nicht die
Absicht gehabt, diese Gegend im Augenblick zu besuchen, sondern nur einen Besuch in
Tuscola County, zu machen, wenn sich ein Weg öffnete. Da wir von Tuscola nichts hörten,
entschlossen wir uns, Tittabawassee zu besuchen und mittlerweile in Tuscola County
schriftlich anzufragen, ob wir dort gebraucht wurden. In Tittabawassee erlebten wir eine
freudige Überraschung. Wir fanden dort ein größeres Gemeindehaus vor, das unsere
Geschwister vor kurzem gebaut hatten, gut gefüllt mit Sabbathaltern. Die Geschwister
schienen aufnahmebereit für unser Zeugnis zu sein, und wir erfreuten uns der Freiheit.
Durch gewissenhafte Arbeit von Bruder A war an diesem Ort ein großes und gutes Werk
verrichtet worden. Es hatte viel bitteren Widerstand und Verfolgung gegeben, aber diese
schienen bei jenen, die kamen um zu hören, hinwegzuschmelzen, und unsere Arbeit
schien auf alle einen guten Eindruck zu machen. Ich wohnte elf Versammlungen in einer
Woche an diesem Ort bei, sprach verschiedene Male ein bis zwei Stunden und nahm teil
an anderen Versammlungen. In einer Versammlung erging ein Aufruf an Verschiedene, die
den Sabbat hielten, voranzugehen und das Kreuz aufzunehmen. Ihre Pflicht war es, sich
taufen zu lassen. In meinem letzten Gesicht hatte ich Plätze gesehen, wo die Wahrheit
gepredigt und Gemeinden gegründet werden und die wir besuchen sollten. Dies war einer
dieser Plätze. Die Fälle einiger in dieser Versammlung wurden mir eröffnet, und ein Geist
der Arbeit für diese Seelen erfüllte mich, dem ich nicht widerstehen konnte. Ungefähr drei
Stunden lang bemühte ich mich um sie mit Gefühlen größter Besorgnis. Bei jener
Gelegenheit nahmen alle das Kreuz auf sich, kamen nach vorne zum Gebet, und beinahe
alle sprachen. Am nächsten Tag wurden fünfzehn getauft.
Z2.19.1 (2T.13.1) Absatz: 9/32
Niemand kann diese Seelen besuchen, ohne vom Wert der treuen Arbeit des Bruder A
beeindruckt zu werden. Seine Arbeit sollte darin bestehen, an Orte zu gehen, wo die
Wahrheit bisher noch nicht verkündigt wurde. Ich hoffe nur, dass unsere Geschwister ihre
Bemühungen aufgeben, ihn von diesem speziellen Werk abzuberufen. Im Geist der Demut
kann er hinausgehen, sich auf den Arm des Höchsten stützend, und viele Seelen von den
Mächten der Finsternis befreien. Möge ihn Gottes Segen weiterhin begleiten.
Z2.19.2 (2T.13.2) Absatz: 10/32
Als unsere Serie von Versammlungen an diesem Ort fast beendet war, besuchte Bruder
Spooner aus Tuscola diese Gegend. Durch ihn sandten wir eine Botschaft, als er am
Montag zurückkehrte, und folgten ihm nach der Taufe am Dienstag. In Vassar hielten wir
unsere Sabbatversammlung und am ersten Wochentag eine Versammlung im UnionsSchulgebäude. Hier konnten wir frei sprechen, und wir sahen gute Früchte unserer Arbeit.
Am Sonntagnachmittag kamen ungefähr dreißig, die abgewichen waren, und Kinder, die
noch kein Bekenntnis abgelegt hatten, nach vorne. Dies war eine sehr interessante und
nutzbringende Versammlung. Einige hatten sich vom Werk zurückgezogen, für die wir uns
besonders verpflichtet fühlten, zu beten. Aber die Zeit war bemessen, und es schien mir,
als müssten wir unser Werk unvollendet verlassen. Wir hatten Verabredungen in St.
Charles und Alma, und so mussten wir unsere Arbeit in Vassar am Montag beenden.
Z2.20.1 (2T.14.1) Absatz: 11/32
In jener Nacht wurde mir das, was ich in einem Gesicht betreffs gewisser Personen in
Tuscola gesehen hatte, in einem Traum wiederholt. Mehr als je war ich mir bewusst, dass
die Arbeit für diese Leute nicht beendet war. Doch sah ich im Augenblick keinen anderen
Weg, als unsere Verabredung einzuhalten. Am Diensteg fuhren wir zweiunddreißig Meilen
nach St. Charles und verbrachten die Nacht bei Bruder Griggs. Hier schrieb ich fünfzehn
Seiten Zeugnisse und wohnte der Versammlung am Abend bei. Mittwochmorgen
beschlossen wir nach Tuscola zurückzufahren, wenn Bruder Andrews der Verabredung in
Alma nachkommen würde. Er stimmte dem zu. An jenem Morgen schrieb ich fünfzehn
weitere Seiten, nahm an einer Versammlung teil, auf der ich eine Stunde sprach, und wir
fuhren mit Geschwister Griggs dreiunddreißig Meilen zu Bruder Spooners Haus in
Tuscola. Donnerstagmorgen gingen wir nach Watrousville, sechzehn Meilen entfernt. Ich
schrieb sechzehn Seiten und nahm teil an einer Abendversammlung, in welcher ich ein
sehr bestimmtes Zeugnis an eine dort anwesende Person richtete. Am nächsten Morgen
schrieb ich zwölf Seiten vor dem Frühstück, kehrte nach Tuscola zurück und schrieb
weitere acht Seiten.
Z2.20.2 (2T.14.2) Absatz: 12/32
Am Sabbatvormittag sprach mein Mann und ich folgte mit zwei Stunden, ohne vorher
gegessen zu haben. Die Versammlung wurde dann für einige Augenblicke unterbrochen.
Ich aß etwas und sprach dann bei einem geselligen Beisammensein für eine Stunde und
gab scharfe Zeugnisse für einige Anwesende. Diese wurden im Allgemeinen mit Gefühlen
der Demut und Dankbarkeit angenommen, doch nicht von allen.
Z2.20.3 (2T.14.3) Absatz: 13/32
Am nächsten Morgen, als wir gerade zum Gotteshaus gehen wollten, um unsere
anstrengende Tagesarbeit zu beginnen, kam eine Schwester, für welche ich ein Zeugnis
gegeben hatte, dass ihr Taktgefühl und Vorsicht mangelte und dass sie nicht völlige
Kontrolle über ihre Worte und Taten hatte, mit ihrem Mann und offenbarte Gefühle großer
Unversöhnlichkeit und Aufgeregtheit. Sie fing an zu reden und zu weinen. Sie murmelte
etwas, bekannte ein bisschen und rechtfertigte sich ganz beachtlich. Sie hegte eine
verkehrte Ansicht über viele Dinge, die ich ihr vorgehalten hatte. Ihr Stolz war verletzt, weil
ich ihre Fehler so öffentlich genannt hatte. Hier lag scheinbar die Hauptschwierigkeit. Aber
weshalb sollte sie so empfinden? Die Geschwister wussten, dass die Dinge so standen.
Ich erzählte ihnen nichts Neues. Doch zweifelte ich nicht daran, dass es für die Schwester
selbst neu war. Sie besaß keine Selbsterkenntnis und konnte ihre eigenen Worte und
Handlungen nicht richtig beurteilen. Dies ist im gewissen Maß bei allen so. Deshalb
besteht die Notwendigkeit treuen Tadels in der Gemeinde, und dass alle ihre Glieder eine
Liebe zum klaren Zeugnis entwickeln.
Z2.21.1 (2T.15.1) Absatz: 14/32
Ihr Mann schien beleidigt zu sein, weil ich ihre Fehler öffentlich vor der Gemeinde getadelt
hatte und sagte, dass, wenn Schwester White den Anweisungen unseres Herrn in
Matthäus 18,15-17 gefolgt wäre, würde er sich nicht verletzt fühlen. „Sündigt aber dein
Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast
du deinen Bruder gewonnen. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf
dass alle Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Hört er die nicht, so sage
es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so halt ihn als einen Zöllner oder Heiden.“
(Matthäus 18,15-17)
Z2.21.2 (2T.15.2) Absatz: 15/32
Mein Mann erklärte dann, dass er diese Worte unseres Herrn so verstehen müsse, dass
sie sich auf Fälle von persönlichen Vergehen beziehen und nicht auf den Fall dieser
Schwester zutreffe. Sie hatte sich nicht an Schwester White versündigt. Was gerügt
worden war, waren öffentliche Verkehrtheiten, welche das Wohlergehen der Gemeinde
und des Werkes in Gefahr brachten. Hier sagte mein Mann, ist der Text, der auf diesen
Fall zutrifft: „Die da sündigen, die strafe vor allen, auf dass sich auch die anderen
fürchten.“ (1.Timotheus 5,20)
Z2.21.3 (2T.16.1) Absatz: 16/32
Der Bruder anerkannte seinen Irrtum gleich einem Christen und schien versöhnt in dieser
Sache. Es war augenscheinlich, dass sie seit der Versammlung am Sabbatnachmittag viel
über die Sache herumgeredet und sie ganz groß und falsch herausgestellt hatten. Es
wurde deshalb vorgeschlagen, das geschriebene Zeugnis vorzulesen. Als das geschehen
war, fragte die getadelte Schwester: „Entspricht das dem, was du gestern gesagt hast?“
Ich antwortete, dass dem so sei. Sie schien erstaunt zu sein und dem geschriebenen
Zeugnis zuzustimmen. Ich gab es ihr, ohne eine Kopie für mich zu nehmen. Hier handelte
ich verkehrt. Aber ich hegte so zärtliche Gefühle für sie und ihren Mann und wünschte so
sehr ihr Wohlergehen, dass ich in diesem Fall eine feste Gewohnheit fallen ließ.
Z2.22.1 (2T.16.2) Absatz: 17/32
Die Zeit, wo die Versammlung beginnen sollte, war bereits verstrichen und wir hasteten
anderthalb Meilen zum Gotteshaus, wo man auf uns wartete. Der Leser mag darüber
urteilen, ob die Szene am Morgen dazu diente, dass wir uns sammeln und auf unsere
Arbeit vorbereiten konnten. Aber wer denkt darüber nach? Einige mögen es tun und ein
wenig Barmherzigkeit walten lassen. Aber die Erregten und Achtlosen werden uns mit
ihren Bürden und Schwierigkeiten überfallen, im Allgemeinen gerade unmittelbar bevor wir
eine Ansprache halten sollen oder wenn wir vom Sprechen ganz erschöpft sind. Mein
Mann sammelte jedoch alle Kraft, und als er aufgefordert wurde, sprach er über das
Gesetz in Verbindung mit dem Evangelium. Ich hatte eine Einladung erhalten, am
Nachmittag im neuen Gotteshaus zu sprechen, das kürzlich von den Methodisten gebaut
und eingeweiht worden war. Dieses geräumige Gebäude war bis zum letzten Platz besetzt
und viele mussten stehen. Ich sprach mit Freiheit ungefähr anderthalb Stunden über das
erste der zwei großen Gebote, die unser Herr wiederholte, und war erstaunt, dass es das
gleiche Thema war, worüber der methodistische Prediger am Vormittag gesprochen hatte.
Er und seine Gemeindeglieder waren nun zugegen, um zu hören, was ich zu sagen hatte.
Z2.22.2 (2T.16.3) Absatz: 18/32
Am Abend hatten wir im Haus von Bruder Spooner eine segensreiche Unterhaltung mit
den Brüdern Miller, Hatch und Haskell und den Schwestern Sturges, Bliss, Harrison und
Malin. Wir empfanden nun, dass unsere Aufgabe für den Augenblick in Tuscola County
beendet war. Wir fühlten großes Interesse für diese lieben Seelen, fürchteten aber, dass
die zuvor erwähnte Schwester, für die ich ein Zeugnis hatte, Satan Einlass gewähren und
ihnen Schwierigkeiten bereiten könnte. Wie sehr wünschte ich, dass sie die Sache im
rechten Licht sehen möchte. Ihr Verhalten zerstörte ihren Einfluss in der Gemeinde und
außerhalb derselben. Würde sie den benötigten Tadel annehmen und sich demütig
bemühen, Fortschritte zu machen, könnte sie wieder die Herzen für sich gewinnen und die
Leute würden ihr Christentum höher einschätzen. Und was noch besser ist, sie könnte
sich des wohlwollenden Lächelns ihres teuren Erlösers erfreuen. Würde sie das Zeugnis
völlig annehmen? So fragte ich mich ängstlich. Ich musste befürchten, dass sie es nicht
tun würde, und dass die Geschwister an jenem Platz um ihretwillen betrübt sein würden.
Z2.23.1 (2T.17.1) Absatz: 19/32
Nachdem ich daheim angelangt war, bat ich um eine Kopie des Zeugnisses, und am 15.
April erhielt ich folgende Mitteilung, datiert vom 11. April 1868, Denmark: „Schwester
White, dein Schreiben vom 23. letzten Monats liegt vor. Es tut mir leid, ich kann deiner
Bitte nicht nachkommen.“
Z2.23.2 (2T.17.2) Absatz: 20/32
Ich hege immer noch die zärtlichsten Gefühle für diese Familie und wäre froh, ihnen helfen
zu können. Es ist wahr, dass ich über die Behandlung, die mir von jenen widerfährt, für die
ich mein Leben hingeben würde, traurig bin. Aber mein Weg ist mir deutlich
vorgeschrieben, dass ich mich durch solche Dinge nicht von meiner Pflicht abhalten
lassen darf. Als ich von der Post mit der obigen Nachricht nach Hause kam und sehr
niedergeschlagen war, nahm ich die Bibel und öffnete sie mit dem Gebet, dass ich Trost
und Unterstützung finden möge. Mein Auge ruhte direkt auf folgenden Worte des
Propheten: „So begürte nun deine Lenden und mache dich auf und predige ihnen alles,
was ich dich heiße. Erschrick nicht vor ihnen, auf dass ich dich nicht erschrecke vor ihnen;
denn ich will dich heute zur festen Stadt, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer machen
im ganzen Lande, wider die Könige Juda‘s, wider ihre Fürsten, wider ihre Priester, wider
das Volk im Lande, dass, wenn sie gleich wider dich streiten, sie dennoch nicht sollen
wider dich siegen; denn ich bin bei dir, spricht der Herr, dass ich dich errette.“ (Jeremia
1,7-19)
Z2.23.3 (2T.18.1) Absatz: 21/32
Von dieser Reise kehrten wir nach Hause zurück, gerade rechtzeitig, um einem
fürchterlichen Regen, der den Schnee wegschmelzen ließ, zu entgehen. Dieser Sturm
verhinderte die Versammlung am folgenden Sabbat. Ich begann sofort Material für
Zeugnis Nr. 14 vorzubereiten. Wir hatten ebenfalls das Vorrecht, für unseren lieben Bruder
King zu sorgen, den wir zu uns nach Hause holten, der durch einen schweren Unfall am
Kopf und Gesicht ernsthaft verletzt war. Wir nahmen ihn mit nach Hause und dachten, er
werde sterben. Wir hielten es nicht für möglich, dass jemand mit einem so schrecklichen
Schädelbruch mit dem Leben davonkommen könnte. Aber mit Gottes Segen, sehr
vorsichtiger Wasseranwendung und sehr sparsamer Diät, bis die Gefahr von Fieber
vorüber war, und guter Ventilation Tag und Nacht, war er nach drei Wochen imstande,
nach Hause zurückzukehren und seiner Farmertätigkeit nachzukommen. Von Anfang bis
zu Ende hatte er nicht einen Tropfen Medizin zu sich genommen. Obwohl er durch hohen
Blutverlust von seinen Wunden und die eingeschränkte Nahrungsaufnahme noch sehr
geschwächt war, erstarkte er rasch, als er wieder mehr essen konnte.
Z2.24.1 (2T.18.2) Absatz: 22/32
Um diese Zeit begannen wir für unsere Geschwister und Freunde in der Nähe von
Greenville zu wirken. Wie an vielen Plätzen, benötigten unsere Geschwister auch hier
Hilfe. Es gab dort einige, die zwar den Sabbat hielten, aber nicht zur Gemeinde gehörten,
und andere, die den Sabbat aufgegeben hatten und Hilfe brauchten. Wir fühlten uns
gedrungen, diesen armen Seelen beizustehen. Doch die vergangene Handlungsweise und
die gegenwärtige Stellung der leitenden Glieder der Gemeinde in Verbindung mit diesen
Seelen machte es uns beinahe unmöglich, sie anzusprechen. In ihrer Arbeit mit den
Irrenden waren einige unserer Brüder zu streng, zu verletzend in ihren Bemerkungen.
Wenn dann einige dazu neigten, ihren Rat zu verwerfen und sich von ihnen zu trennen,
sagten sie: „Gut, wenn sie gehen wollen, lasst sie gehen.“ Weil Jesu bekenntliche
Nachfolger solch einen Mangel an Mitgefühl, Geduld und Zärtlichkeit offenbarten, mussten
diese armen, irrenden, unerfahrenen Seelen, von Satan angefochten, ja Schiffbruch im
Glauben erleiden. Wie schwerwiegend die Verkehrtheiten und Sünden der Irrenden auch
sein mögen, unsere Brüder müssen lernen, nicht nur das Zartgefühl des großen
Seelenhirten zu offenbaren, sondern auch seine unermüdliche Sorge und Liebe für die
armen, abgeirrten Schafe. Unsere Prediger schaffen und belehren Woche um Woche und
freuen sich, wenn ein paar Seelen die Wahrheit annehmen. Und dann gibt es Brüder, die
in ihrer unüberlegten, entschlossenen Art in fünf Minuten ihr Bemühen zunichte machen
können, die Gefühle hegen, welche zu Äußerungen gleich diesen führen: „Gut, wenn sie
uns verlassen wollen, lasst sie gehen.“
Z2.25.1 (2T.19.1) Absatz: 23/32
Wir fanden heraus, dass wir für die zerstreuten Schafe in unserer Umgebung nichts tun
konnten, ehe wir nicht die Verkehrtheiten in vielen von unseren Gemeindegliedern
korrigiert hatten. Sie hatten diese armen Seelen gehen lassen. Sie empfanden keine
Seelenlast für sie. Sie hatten sich faktisch abgekapselt und starben einen geistlichen Tod
aus Mangel an geistlicher Übung. Sie liebten weiterhin das Werk im Allgemeinen und
waren bereit, es zu unterstützen. Sie sorgten gut für Gottes Diener. Aber sie versäumten
entschieden, für die Witwen, Waisen und die Schwachen der Herde zu sorgen. Neben
einigem Interesse am Werk im Allgemeinen, war nur wenig Interesse an irgendjemand
vorhanden, außer ihrer eigenen Familie. Mit einer so eingeengten Religion waren sie
einem geistlichen Tod verfallen.
Z2.25.2 (2T.19.2) Absatz: 24/32
Es waren etliche da, die den Sabbat hielten, den Versammlungen beiwohnten, sich an
systematischer Wohltätigkeit beteiligten, aber nicht zur Gemeinde gehörten. Und es ist
eine Tatsache, dass sie nicht tauglich waren, zu irgendeiner Gemeinde zu gehören. Aber
während leitende Gemeindeglieder eine Stellung einnahmen, die ihnen nur wenig oder
keine Ermutigung vermittelte, war es ihnen fast unmöglich, sich in der Kraft Gottes zu
erheben und Fortschritte zu machen. Als wir mit der Gemeinde zu arbeiten begannen und
sie belehrten, dass sie für die Irrenden arbeiten müssten, eröffnete sich manches vor mir,
dass mir über das Werk an diesem Platz gezeigt worden war. Ich schrieb treffende
Zeugnisse, nicht nur für jene, die geirrt hatten und sich außerhalb der Gemeinde
befanden, sondern auch für jene Gemeindeglieder, die sehr geirrt hatten, indem sie nicht
nach den verlorenen Schafen suchten. Und ich war nie mehr enttäuscht über die Art und
Weise, wie diese Zeugnisse angenommen wurden. Wenn diejenigen, die sich sehr verfehlt
hatten, öffentlich streng durch die Zeugnisse gerügt wurden, nahmen sie dieselben an und
bekannten unter Tränen. Einige in der Gemeinde jedoch, die den Anspruch erhoben,
ergebene Freunde des Werkes und der Zeugnisse zu sein, konnten es kaum für möglich
halten, dass sie so verkehrt waren, wie die Zeugnisse sie ausgewiesen hatten. Wenn
ihnen gesagt wurde, dass sie nur an sich und ihre Familie dachten; dass sie versäumt
hätten, sich um andere zu sorgen; dass sie sich unnahbar verhielten; dass sie kostbare
Seelen dem Verderben überließen; dass sie anmaßend und selbstgerecht waren –
gerieten sie in große Erregung und Schwierigkeit.
Z2.26.1 (2T.20.1) Absatz: 25/32
Doch diese Erfahrung war genau das, was sie benötigten, um sie Nachsicht gegen andere
zu lehren, die sich in ähnlichen prüfenden Situationen befanden. Es gibt viele, die sich
sicher sind, dass sie keine Schwierigkeiten mit den Zeugnissen haben. Sie empfinden so,
bis sie geprüft werden. Sie finden es befremdlich, dass irgendjemand daran zweifeln kann.
Sie verfahren streng mit denen, die zweifeln, und sie selbst verletzen sie und üben
rücksichtslos Kritik an ihnen, um ihren Eifer für die Zeugnisse zu zeigen, wobei sie mehr
Selbstgerechtigkeit als Demut offenbaren. Tadelt der Herr aber ihre Fehler, erweisen sie
sich als schwach wie Wasser. Sie können die Prüfung nur schwer ertragen. Sie sollten
dadurch Demut, Selbsterniedrigung, Zartgefühl und unendliche Liebe zu den Irrenden
lernen.
Z2.26.2 (2T.20.2) Absatz: 26/32
Es scheint mir, dass der Herr an die Irrenden, die Schwachen und Zitternden und selbst an
jene, die von der Wahrheit abgefallen sind, einen besonderen Aufruf ergehen lässt, sich
der Herde völlig anzuschließen. Aber es gibt nur wenige in unseren Gemeinden, die das
erkennen. Noch weniger sind derer, die bereit sind, solchen zu helfen. Es gibt weit mehr,
die diesen armen Seelen direkt im Wege stehen. Sehr viele offenbaren einen Geist der
Strenge. Sie fordern von ihnen, erst diesen und jenen Bedingungen nachzukommen, ehe
sie ihnen eine helfende Hand reichen wollen. So halten sie die Seelen eine Armlänge von
sich entfernt. Sie haben nicht gelernt, dass sie eine spezielle Pflicht haben, nach diesen
verlorenen Schafen zu suchen. Sie dürfen nicht warten bis sie zu ihnen kommen. Lest das
rührende Gleichnis vom verlorenen Schaf. „Es nahten aber zu ihm allerlei Zöllner und
Sünder, dass sie ihn hörten. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und
sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isset mit ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies
Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, so er
der eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste und hingehe nach dem
verlorenen, bis dass er’s finde? Und wenn er’s gefunden hat, so legt er’s auf seine
Achseln mit Freuden. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und
spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren
war. Ich sage euch: Also wird auch ‚Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße
tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen.“ (Lukas 15,1-7)
Z2.27.1 (2T.21.1) Absatz: 27/32
Die Pharisäer murrten darüber, dass Jesus die Zöllner und gewöhnlichen Sünder annahm
und mit ihnen aß. In ihrer Selbstgerechtigkeit verachteten sie diese armen Sünder, die
freudig Jesu Worte annahmen. Um diesen Geist der Schriftgelehrten und Pharisäer zu
rügen und eine eindrucksvolle Lehre für alle zu erteilen, gab der Herr das Gleichnis vom
verlorenen Schaf. Beachtet besonders die folgenden Einzelheiten:
Z2.27.2 (2T.21.2) Absatz: 28/32
Die neunundneunzig Schafe bleiben zurück und es wird fleißig nach dem einen Verlorenen
gesucht. Alle Bemühungen konzentrieren sich auf dieses unglückliche Schaf. So sollten
sich alle Anstrengungen der Gemeinde jenen Gliedern zuwenden, die sich von Christi
Herde getrennt haben. Wenn sie sich weit entfernt haben, wartet nicht bis sie
zurückkommen, um ihnen dann zu helfen, sondern sucht nach ihnen.
Z2.27.3 (2T.22.1) Absatz: 29/32
Als das verlorene Schaf gefunden worden war, wurde es mit Freuden nach Hause
getragen, und viel Freude folgte. Dies illustriert die gesegnete, frohe Arbeit zugunsten der
Irrenden. Eine Gemeinde, die dieses Werk erfolgreich in Angriff nimmt, ist eine glückliche
Gemeinde. Jener Mann und jene Frau, die sich voll Liebe und Mitleid der Irrenden
annehmen, und die arbeiten, um sie zur Herde des großen Hirten zurückzubringen, tun ein
segensreiches Werk. Und, welch ein entzückender Gedanke ist es doch, dass im Himmel
über diesen einen geretteten Sünder mehr Freude herrscht als über neunundneunzig
Gerechte! Selbstsüchtige, unnahbare, strenge Seelen, die sich zu fürchten scheinen jenen
zu helfen, die sich im Irrtum befinden, als ob sie sich dadurch besudeln würden,
schmecken nicht die Süße dieses Missionswerkes. Sie empfinden nicht jene
Glückseligkeit, die den ganzen Himmel erfüllt, wenn das Eine gerettet wird, das verirrt war.
Sie sind in ihren engstirnigen Ansichten und Gefühlen gefangen und werden so trocken
und unfruchtbar, wie die Hügel von Gilboa, denen es an Tau und Regen fehlte. Sollte sich
ein starker Mann von der Arbeit enthalten, so würde er schwach. Jene Gemeinde oder
jene Personen, die sich weigern, Lasten für andere zu tragen, die sich von anderen
abschließen und nur sich selbst leben, werden bald geistliche Schwäche erleiden. Arbeit
erhält den kräftigen Mann stark. Und geistliche Arbeit, Mühe und Tragen von Lasten wird
der Gemeinde Christi Stärke verleihen.
Z2.28.1 (2T.22.2) Absatz: 30/32
Am Sabbat, den 18., und am ersten Wochentag, den 19. April, erfreuten wir uns unseres
Zusammenseins mit unseren Geschwistern in Greenville. Die Brüder A und B waren bei
uns. Mein Mann taufte acht Seelen. Am 25. und 26. besuchten wir die Gemeinde in
Wright. Diese lieben Geschwister sind immer bereit, uns willkommen zu heißen. Hier
taufte mein Mann acht Seelen.
Z2.28.2 (2T.22.3) Absatz: 31/32
Am 2. Mai trafen wir eine große Versammlung im Gotteshaus in Monterey an. Mein Mann
sprach klar und kraftvoll über das Gleichnis vom verlorenen Schaf. Das Wort war ein
großer Segen für alle Versammelten. Einige hatten sich verirrt und befanden sich
außerhalb der Gemeinde, und niemand kümmerte sich um sie. Tatsächlich war die starre,
strenge und gefühlslose Haltung einiger Gemeindeglieder dazu angetan, ihre Rückkehr zu
verhindern, falls sie gerne gekommen wären. Der Gegenstand berührte die Herzen aller,
und alle zeigten den Wunsch, sich zu ändern. Am ersten Wochentag sprachen wir dreimal
in Allegan zu einer aufmerksamen Zuhörerschaft. Unser ursprünglicher Plan war gewesen,
am 9. mit der Gemeinde in Battle Creek zusammenzutreffen. Da wir jedoch fühlten, dass
unser Werk in Monterey gerade erst begonnen hatte, entschlossen wir uns, nach dort
zurückzukehren und mit jener Gemeinde eine weitere Woche zu arbeiten. Ein gutes Werk
begann, das unsere Erwartungen übertraf. Das Haus war angefüllt, und wir hatten nie
zuvor solch ein Werk in Monterey in so kurzer Zeit erlebt. Am ersten Wochentag kamen
fünfzig Seelen nach vorne zum Gebet. Geschwister zeigten sich tief bewegt um der
verlorenen Schafe willen. Sie bekannten ihre Kälte und Gleichgültigkeit und nahmen eine
gute Haltung ein. Die Brüder G.T. Lay und S. Rummery legten ein gutes Zeugnis ab und
wurden freudig von ihren Brüdern aufgenommen. Vierzehn Seelen wurden getauft, einer
von ihnen ein Mann im mittleren Lebensalter, der zuvor der Wahrheit widerstanden hatte.
Das Werk ging voran in Feierlichkeit, mit Bekenntnissen und vielen Tränen, das alle mit
sich fortriss. So fanden die schwierigen Arbeiten dieses Konferenzjahres ihren Abschluss.
Doch hatten wir immer noch das Empfinden, dass das gute Werk in Monterey keinesfalls
beendet war. Wir haben versprochen, zurückzukehren und einige Wochen in Allegan
County zu verbringen.
Z2.29.1 (2T.23.1) Absatz: 32/32
Die Konferenz, die gerade vorüber ist, war eine Zeit tiefsten Interesses. Mein Mann
arbeitete hart während dieser zahlreichen Zusammenkünfte. Er benötigte Ruhe. Die
Geschwister betrachten unsere Arbeiten während des vergangenen Jahres günstig, und
auf der Konferenz wurde uns Mitgefühl, zärtliche Fürsorge und Wohltätigkeit bewiesen.
Wir haben uns großer Freiheit erfreut und wir scheiden in gegenseitigem Vertrauen und
Liebe voneinander.
Kapitel 3: Etwas tun für Christum
Z2.29.2 (2T.24.1) Absatz: 1/28
Wie mir gezeigt wurde, werden Sabbathalter immer selbstsüchtiger, je mehr sie an
Reichtümern zunehmen. Die Liebe zu Christo und seinem Volk nimmt ab. Sie gehen an
den Bedürfnissen der Armen vorüber, noch empfinden sie ihre Leiden und Sorgen. Sie
erkennen nicht, dass sie durch Vernachlässigung der Leidenden Christum
vernachlässigen und dass sie, wenn sie den Bedürfnissen der Leidenden und Armen
soweit wie möglich abhelfen, damit Jesu dienen.
Z2.29.3 (2T.24.2) Absatz: 2/28
Christus sagt zu seinen Erlösten: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters ererbet das
Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr
habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Gast
gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich
bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen,
und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen:
Wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? oder durstig und haben
dich getränkt? Wann haben wir dich als einen Gast gesehen und beherbergt? oder nackt
und dich bekleidet? Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir
gekommen? Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich ich sage euch:
Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir
getan.“ (Matthäus 25,34-40)
Z2.30.1 (2T.24.4) Absatz: 3/28
Sich abzumühen, fortwährend geduldig im Wohl tun fortzufahren, das selbstverleugnende
Arbeit erforderlich macht, ist ein großartiges Werk, worüber der Himmel sich freut. Treue
Arbeit ist für Gott annehmbarer als der eifrigste und für sehr heilig erachtete Gottesdienst.
Zusammenarbeit mit Christo macht wahre Anbetung aus. Gebete, Ermahnungen und
Reden sind billige Früchte; Früchte hingegen, die sich in guten Werken, im Sorgen für die
Bedürftigen, Vaterlosen und Witwen bekunden, sind echte Früchte, die ein guter Baum
natürlich hervorbringt.
Z2.30.2 (2T.25.1) Absatz: 4/28
Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor dem Vater ist der: „Die Waisen und Witwen in
ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt erhalten.“ (Jakobus 1,27) Gute
Taten sind die Früchte, die Christus von uns erwartet: Freundliche Worte, Wohltätigkeit
und zärtliche Fürsorge für die Armen, die Bedürftigen und die Angefochtenen. Wenn
Herzen mit Herzen mitempfinden, die von Entmutigung und Kummer niedergebeugt sind,
wenn die Hand sich Bedürftigen auftut, wenn die Nackten gekleidet werden und der
Fremdling in Haus und Herz willkommen geheißen wird – dann kommen die Engel sehr
nahe und die gute Tat findet Widerhall im Himmel. Jede Handlung der Gerechtigkeit,
Barmherzigkeit und Wohltätigkeit weckt Melodien im Himmel. Der Vater auf seinem Thron
schaut auf jene hernieder, die sich dieser Taten der Barmherzigkeit befleißigen und zählt
sie zu seinen kostbarsten Schätzen. „Sie sollen, spricht der Herr Zebaoth des Tages, den
ich machen will, mein Eigentum (engl. meine Juwelen) sein.“ (Maleachi 3,17) Jede
Barmherzigkeit, die den Bedürftigen und Leidenden erwiesen wird, findet Beachtung, als
wäre sie Jesu erwiesen worden. Wenn ihr Armen helft, Mitleid mit den Angefochtenen und
Unterdrückten habt und euch mit den Waisen anfreundet, bringt ihr euch in engere
Verbindung mit Jesu.
Z2.31.1 (2T.25.2) Absatz: 5/28
„Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das
ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Ich bin hungrig gewesen, und
ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt. Ich
bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr
habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht
besucht. Da werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich
gesehen hungrig oder durstig oder als einen Gast oder nackt oder krank oder gefangen
und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich ich sage
euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht
getan. Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“
(Matthäus 25,41-46)
Z2.31.2 (2T.25.3) Absatz: 6/28
Hier stellt Jesus sich mit seinem leidenden Volk gleich. Ich war hungrig und durstig. Ich
war ein Fremdling. Ich war nackend. Ich war krank. Ich war im Gefängnis. Als ihr euch der
Speise von euren wohl gedeckten Tisch erfreutet, saß ich hungrig in einer Höhle, auf der
Straße nicht weit von euch entfernt. Während ihr mir eure Tür verschlosst, wo es doch
unbenutzte Räume in eurem Hause gab, hatte ich nichts, wohin ich mein Haupt legen
konnte. Während eure Schränke mit vielen Kleidern und Anzügen angefüllt waren, die
nutzlos viel Geld verschlungen hatten, das ihr den Armen hättet geben können, besaß ich
nicht die notwendigste Kleidung. Während ihr euch guter Gesundheit erfreutet, war ich
krank. Unglück brachte mich ins Gefängnis, band mich in Ketten, beugte meinen Geist
nieder und beraubte mich meiner Freiheit und Hoffnung, während ihr frei umherstreiftet.
Wie betont Jesus hier die Einheit, die zwischen ihm und seinem leidenden Jünger besteht!
Er macht seinen Fall zu seinem eigenen. Er stellt sich dem Leidenden völlig gleich. Merke
dir, selbstsüchtiger Christ: Jede Vernachlässigung des bedürftigen Armen, des Waisen,
des Vaterlosen ist eine Vernachlässigung Jesu in ihrer Person.
Z2.32.1 (2T.26.1) Absatz: 7/28
Ich bin mit Personen bekannt, die ein hohes Bekenntnis ablegen, deren Herzen jedoch so
in Selbstliebe und Selbstsucht eingeschlossen sind, dass sie nicht würdigen können, was
ich schreibe. Während ihres ganzen Lebens haben sie nur an sich gedacht und für sich
selbst gelebt. Ein Opfer zugunsten anderer zu bringen, sich selbst zum Vorteil anderer zu
benachteiligen, steht für sie außer Frage. Sie verschwenden nicht einen Gedanken daran,
dass Gott dies von ihnen fordert. Das eigene Ich ist ihr Gott. Kostbare Wochen, Monate
und Jahre eilen dahin in die Ewigkeit; aber sie haben keinen Bericht im Himmel über
freundliche Taten, Opfer zugunsten anderer, Speisen der Hungrigen, Bekleiden der
Nackten oder Aufnahme des Fremdlings. Fremde aufzunehmen ist ein Wagnis, das nicht
angenehm erscheint. Wussten sie, dass alle, die an ihrem Wohlergehen teilhaben
möchten, würdig wären, könnten sie vielleicht dazu bewogen werden, etwas in dieser
Richtung zu tun. Aber es liegt etwas Gutes darin, ein Wagnis einzugehen. Vielleicht
beherbergen wir Engel.
Z2.32.2 (2T.27.1) Absatz: 8/28
Es gibt Waisenkinder, für die gesorgt werden müsste. Aber einige werden nicht wagen,
dies zu unternehmen, denn es brächte mehr Arbeit mit sich, als sie willig wären, zu tun,
weil ihnen dann nur wenig Zeit bliebe, ihrer Bequemlichkeit zu dienen. Wird aber der König
eine Untersuchung vornehmen, dann werden diese Untätigen, diese geizigen und
selbstsüchtigen Seelen lernen müssen, dass der Himmel nur für Arbeiter und für jene
bestimmt ist, die sich um Christi willen selbst verleugnet haben. Keine Vorkehrung ist für
jene getroffen, die immer nur sehr darum bemüht waren, nur für sich selbst zu sorgen. Die
schreckliche Strafe, die der König jenen zu seiner Linken androht, bezieht sich in diesem
Fall nicht auf ihre schweren Sünden. Sie werden nicht verdammt für das, was sie getan
haben, sondern für das, was sie nicht getan haben. Ihr tatet nicht jene Dinge, die der
Himmel euch gebot. Ihr hattet Gefallen an euch selber. Euer Teil ist mit den Verfluchten.
Z2.32.3 (2T.27.2) Absatz: 9/28
Meinen Schwestern möchte ich sagen: Seid Töchter der Wohltätigkeit. Der Menschensohn
kam, um zu retten, was verloren war. Ihr mögt gedacht haben, könntet ihr ein Kind ohne
Fehler finden, ihr würdet es wohl nehmen und dafür sorgen. Doch euch mit einem irrenden
Kind abzuplagen, ihm vieles abzugewöhnen und es neu zu belehren, ihm
Selbstbeherrschung beizubringen, dass ist ein Werk, das ihr nicht unternehmen wollt. Die
Unwissenden zu unterweisen, solche zu bemitleiden und zu reformieren, die bisher nur
Böses lernten, ist keine leichte Aufgabe. Aber der Himmel hat euch gerade solche in den
Weg gestellt. Sie sind Segnungen in Verkleidung.
Z2.33.1 (2T.27.3) Absatz: 10/28
Vor Jahren wurde mir gezeigt, dass Gottes Kinder in diesem Punkt, ihr Heim Heimatlosen
zur Verfügung zu stellen, geprüft werden würden, dass es viele ohne Heim geben würde
als Folge ihres Glaubens an die Wahrheit. Widerstand und Verfolgung würden Gläubige
ihres Heims berauben, und es war die Pflicht derer, die Häuser hatten, ihre Tür für jene
weit zu öffnen, die kein Heim mehr hatten. Vor kürzerer Zeit hat Gott mir eröffnet, dass er
besonders sein bekenntliches Volk in dieser Hinsicht prüfen würde. Christus wurde arm
um unsertwillen, auf dass wir durch seine Armut reich würden. Er brachte ein Opfer, dass
er ein Heim für Pilger und Fremdlinge in der Welt, die nach einem besseren Land – einem
himmlischen – Ausschau hielten, bereiten möchte. Sollten diejenigen, die Empfänger
seiner Gnade sind und erwarten Erben der Unsterblichkeit zu werden, sich weigern oder
auch nur zögern, ihr Heim mit Heimatlosen und Bedürftigen zu teilen? Sollten wir, die wir
Jesu Jünger sind, Fremden den Eintritt in unser Heim verwehren, weil sie sich auf keine
Bekanntschaft mit den Hausbewohnern berufen können?
Z2.33.2 (2T.28.1) Absatz: 11/28
Hat die Anweisung des Apostels in diesem Zeitalter keine Bedeutung mehr: „Gastfrei zu
sein vergesset nicht; denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt“
(Hebräer 13,2)? Täglich werde ich schmerzlich berührt von der Zurschaustellung von
Selbstsucht unter unserem Volk. Es besteht ein alarmierender Mangel an Liebe und
Fürsorge für jene, die Anspruch darauf haben. Unser himmlischer Vater stellt uns
Segnungen in Verkleidung in den Weg, aber einige wollen sie nicht anrühren aus Furcht,
sie müssten etwas von ihrem Vergnügen einbüßen. Engel warten darauf zu sehen, ob wir
die Gelegenheit zum Gutestun in unserem Bereich ergreifen – sie wachen darüber, ob wir
anderen zum Segen sind, damit sie als Gegenleistung uns segnen können. Der Herr
selbst hat uns verschieden gemacht – einige arm, einige reich, einige geplagt – damit alle
eine Gelegenheit haben, einen Charakter zu entwickeln. Gott hat mit Absicht zugelassen,
dass die Armen arm sind, damit wir geprüft und erprobt werden und entwickeln, was in
unserem Herzen ist.
Z2.34.1 (2T.28.2) Absatz: 12/28
Ich habe gehört, wie viele sich entschuldigt haben, die Heiligen Gottes in Heim und Herz
willkommen zu heißen: „Oh, ich habe gar nichts vorbereitet. Ich habe nichts gekocht. Sie
müssen woanders hingehen.“ Und an jenem Ort mögen andere sein, die sich
entschuldigen, diejenigen, die der Gastfreundschaft bedürfen, nicht einladen zu können.
Die Gefühle der Besucher sind tief verletzt, und sie gehen mit unliebsamen Eindrücken
betreffs der Gastfreundschaft dieser bekenntlichen Brüder und Schwestern weg. Wenn du
kein Brot zu Hause hast, Schwester, ahme den Fall nach, der in der Bibel erwähnt wird.
Gehe zum Nachbarn und sage: „Lieber Freund, leihe mir drei Brote; denn es ist mein
Freund zu mir gekommen von der Straße, und ich habe nicht, was ich ihm vorlege.“
(Lukas 11,6) Wir finden kein Beispiel, wo dieser Mangel an Brot je als Ausrede benutzt
wurde, einen Bittsteller abzuweisen. Als Elia zur Witwe nach Zarpath kam, teilte sie ihren
Bissen Brot mit dem Propheten Gottes, und er wirkte ein Wunder. Er sorgte dafür, dass
der Akt, seinem Diener ein Heim zu bereiten und ihr Brot mit ihm zu teilen, ihr selbst zum
Unterhalt gereichte, und ihr Leben und das ihres Sohnes wurde erhalten. So wird es sich
als Segen für viele erweisen, wenn sie zur Ehre Gottes freudig dieser Pflicht
nachkommen.
Z2.34.2 (2T.29.1) Absatz: 13/28
Einige schieben ihre schwache Gesundheit vor – sie täten liebend gerne etwas, wenn sie
nur die Kraft dazu hätten. Solche haben sich so lange auf sich selbst beschränkt, so viel
über ihre armseligen Gefühle nachgedacht und so ausgiebig von ihren Leiden,
Schwierigkeiten und Plagen gesprochen, dass dies ihre gegenwärtige Wahrheit ist. Sie
können nur an sich selbst denken, wie sehr andere auch des Mitgefühls und der
Unterstützung bedürfen. Es gibt ein Heilmittel für euch, die ihr unter schwacher
Gesundheit leidet. Wenn ihr die Nackten kleidet, die, so im Elend sind, ins Haus führt, und
euer Brot mit den Hungrigen teilt, „alsdann wird (euer) Licht hervorleuchten wie die
Morgenröte und (eure) Besserung wird schnell wachsen.“ (Jesaja 58,8) Gutestun ist ein
hervorragendes Heilmittel für Krankheit. Diejenigen, die dieses Werk in Angriff nehmen,
sind eingeladen, den Herrn anzurufen, und er hat sich verpflichtet, ihnen zu antworten. Er
wird ihre Seele sättigen in der Dürre, und sie werden sein wie ein gewässerter Garten,
dem es nicht an Wasser gebricht.
Z2.35.1 (2T.29.2) Absatz: 14/28
Wacht auf, Geschwister! Fürchtet euch nicht vor guten Werken. „Lasset uns aber Gutes
tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.“
(Galater 6,9) Wartet nicht darauf, dass man euch auf eure Pflicht hinweist. Öffnet eure
Augen und schaut umher; macht euch mit den Hilflosen, Leidenden und Bedürftigen
bekannt. Verbergt euch nicht vor ihnen, und verschließt euch nicht vor ihrer Not. Wer
liefert den Beweis reinen und unbefleckten Gottesdienstes, den Jakobus beschreibt,
unbefleckt von Selbstsucht oder Verdorbenheit? Wer möchte eifrig alles in seiner Macht
Stehende tun, im großen Erlösungsplan mitzuhelfen.
Z2.35.2 (2T.30.1) Absatz: 15/28
Ich kenne eine Witwe, die zwei kleine Kinder durch Nähen zu versorgen hat. Sie ist blass
und abgehärmt. Durch den ganzen harten Winter hat sie sich abgemüht, sich und ihre
Kinder durchzubringen. Sie hat ein wenig Hilfe empfangen; aber wer würde Mangel leiden,
wenn man sich etwas mehr ihrer angenommen hätte? Hier sind ihre beiden Jungen, neun
und elf Jahre alt, die ein Heim brauchen. Wer möchte sie um Christi willen aufnehmen?
Die Mutter könnte dieser Sorge enthoben werden, so dass sie nicht so sehr auf ihre
Näharbeit angewiesen wäre. Die Jungen wohnen in einem Dorf, und ihre schwer
arbeitende Mutter ist ihr einziger Wächter. Es ist notwendig, sie arbeiten zu lehren, soweit
es ihr Alter zulässt. Sie sollten geduldig, freundlich und liebevoll unterwiesen werden.
Einige mögen sagen: „O ja, ich würde sie nehmen und sie lehren, wie man arbeitet.“ Aber
sie sollten andere Dinge nicht aus den Augen verlieren, die diese Kinder ebenfalls
benötigen, außer der Anleitung zum arbeiten. Sie müssen unterrichtet werden, wie sie
einen guten christlichen Charakter entwickeln können. Sie brauchen Liebe und Zuneigung.
Sie müssen herangebildet werden, hier nützlich zu sein und für den Himmel zubereitet zu
werden. Entkleidet euch der Selbstsucht und seht, ob hier nicht viele sind, denen ihr mit
eurem Heim, eurem Mitgefühl, eurer Liebe und eurem Hinweis auf Gottes Lamm, welches
der Welt Sünden trägt, zum Segen sein und helfen könnt. Möchtet ihr irgendein Opfer
bringen, um Seelen zu retten? Jesus, der teure Heiland, bereitet eine Wohnung für euch.
Warum wollt ihr nicht eurerseits ein Heim für jene bereiten, die es benötigen und damit
dem Beispiel eures Meisters nacheifern? Wenn ihr dies nicht tun wollt, aber einer
Wohnung im Himmel begehrt, werdet ihr dort keine vorfinden, denn Christus erklärte: „Was
ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“
(Matthäus 25,45) Ihr, die ihr so selbstsüchtig gewesen seid, die ihr euer ganzes Leben
lang nur auf eure Bequemlichkeit und euren Vorteil bedacht gewesen seid: Eure
Gnadenzeit ist beinahe abgelaufen. Was tut ihr, um euer Leben der Selbstsucht und
Nutzlosigkeit gutzumachen? Erwacht! Erwacht!
Z2.36.1 (2T.31.1) Absatz: 16/28
Wenn ihr eure ewigen Interessen in Betracht zieht, erhebt euch und beginnt guten Samen
auszustreuen. Was ihr sät, werdet ihr ernten. Die Ernte kommt – die große Erntezeit – wo
wir einheimsen werden, was wir gesät haben. Der Ertrag bleibt nicht aus, die Ernte ist
sicher. Jetzt ist Saatzeit. Bemüht euch jetzt an guten Werken reich zu werden, „gern
geben, behilflich sein“, „sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige“ zu legen, damit ihr
einst das ewige Leben erlangen könnt. (1.Timotheus 6,18.19) Ich appelliere an euch,
meine Geschwister an allen Orten, entledigt euch eurer Eiseskälte. Ermutigt in euch eine
Liebe zur Gastfreundschaft, eine Liebe, denen zu helfen, die der Hilfe bedürfen.
Z2.36.2 (2T.31.2) Absatz: 17/28
Ihr mögt sagen, dass ihr Leute aufgenommen und eure Mittel an solche verschwendet
habt, die eurer Wohltat unwürdig waren, und dass ihr deshalb entmutigt seid, den
Bedürftigen zu helfen. Ich stelle euch Jesum vor Augen. Er kam, um den gefallenen
Menschen zu retten, seinem eigenen Volk das Heil zu bringen. Aber sie nahmen ihn nicht
an. Sie behandelten seine Barmherzigkeit mit Beleidigung und Verachtung. Am Ende
töteten sie den, der gekommen war, um ihnen das Leben zu geben. Hat unser Herr sich
deshalb von der gefallenen Rasse abgewendet? Wenn eure Bemühungen zum Gutes tun
in neunundneunzig Fällen erfolglos waren, wenn ihr nur Beleidigung, Vorwürfe und Hass
geerntet habt, wenn ihr aber im hundertsten Fall erfolgreich seid und eine Seele gerettet
wird – oh, welch ein Sieg ist dann errungen! Eine Seele aus Satans Klauen gerettet, einer
Seele Nutzen gebracht, eine Seele ermutigt – das wird tausendfach all eure Mühe
belohnen. Jesus wird zu euch sagen: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen
geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40) Sollten wir nicht freudig alles
tun, um dem Leben unseres göttlichen Herrn nachzueifern? Viele schrecken davor zurück,
für andere irgendein Opfer zu bringen. Sie sind nicht bereit, zu leiden, um andern zu
helfen. Sie schmeicheln sich, dass es nicht von ihnen gefordert wird, zum Nutzen anderer
auf eigene Vorteile zu verzichten. Solchen sagen wir: Jesus ist unser Vorbild.
Z2.37.1 (2T.32.1) Absatz: 18/28
Als die Bitte für die beiden Söhne des Zebedäus vorgebracht wurde, einen zur Rechten
und den andern zur Linken in seinem Reich sitzen zu lassen, antwortete Jesus: „Ihr wisset
nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen
lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Jawohl. Und er
sprach zu ihnen: Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft
werde, sollt ihr getauft werden; aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben
steht mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.“ (Matthäus 20,22.23)
Wie viele können antworten: Wir können den Kelch trinken. Wir können mit der Taufe
getauft werden, und diese Antwort verständig geben? Wer ahmt das große Vorbild nach?
Alle, die sich als Nachfolger Christi bekennen, haben sich, indem sie diesen Schritt taten,
verpflichtet, so zu wandeln wie er. Doch das Verhalten vieler, die ein hohes Bekenntnis zur
Wahrheit ablegen, zeigt, dass sie nur wenig tun, um ihr Leben danach einzurichten. Sie
folgen ihrem eigenen unvollkommenen Maßstab. Sie eifern nicht der Selbstverleugnung
Christi nach noch seinem Leben der Opferbereitschaft, um andern Gutes zu tun.
Z2.38.1 (2T.32.2) Absatz: 19/28
Die Armen, die Heimatlosen und die Witwen befinden sich unter uns. Ich hörte, wie ein
reicher Farmer die Situation einer armen Witwe unter ihnen beschrieb. Er beklagte ihre
dürftigen Verhältnisse und sagte dann: „Ich weiß nicht, wie sie durch diesen strengen
Winter kommt. Für sie ist jetzt eine harte Zeit.“ Solche Leute haben das Vorbild vergessen.
Durch ihre Taten sagen sie: „Nein, Herr, wir können nicht den Kelch der
Selbstverleugnung, Demütigung und des Opferbringens trinken, den du getrunken hast.
Wir können nicht mit der Leidenstaufe getauft werden, die du erduldet hast. Wir können
nicht leben, um andern Gutes zu tun. Es ist unser Geschäft, für uns selbst zu sorgen.“ Wer
könnte wissen, wie die Witwe zurecht kommt, es sei denn jene mit wohlgefüllten
Kornspeichern? Die Mittel, womit sie zurechtkommen würde, sind vorhanden. Wollen
diejenigen, die Gott zu seinen Haushaltern gemacht hat, es wagen, die ihnen anvertrauten
Mittel den bedürftigen Jüngern Christi vorzuenthalten? Tun sie es, dann lassen sie diese
Behandlung Christo zuteil werden. Erwartet ihr, dass der Herr Getreide vom Himmel fallen
lässt, um die Bedürftigen zu versorgen? Hat er es nicht vielmehr euch in die Hände
gegeben, damit ihr sie durch euch segnen kann? Hat er nicht euch in diesem guten Werk
zu seinem Werkzeug gemacht, um euch zu prüfen und euch das Vorrecht einzuräumen,
Schätze im Himmel anzulegen?
Z2.38.2 (2T.33.1) Absatz: 20/28
Vater- und mutterlose Kinder sind der Gemeinde in die Arme gelegt, und Christus sagt zu
seinen Nachfolgern: Nimm diese verlassenen Kinder, ziehe sie auf für mich, und du wirst
Lohn empfangen. In diesen Dingen hat sich viel Selbstsucht offenbart. Es sei denn, es ist
ein deutlicher Beweis vorhanden, dass sie selbst Nutzen daraus ziehen können, wenn sie
jene in ihre Familien aufnehmen, die eines Heims bedürfen, wenden einige sich ab und
sagen: Nein! Es scheint sie nicht zu kümmern, ob solche gerettet werden oder verloren
gehen. Sie denken, das sei nicht ihr Problem. Mit Kain sagen sie: „Soll ich meines Bruders
Hüter sein?“ (1.Mose 4,9) Sie sind nicht bereit, sich einige Unbequemlichkeiten
aufzuerlegen oder irgendein Opfer für Waisen zu bringen. Gleichgültig überlassen sie
diese Kinder Weltmenschen, die manchmal williger sind, sich ihrer anzunehmen, als diese
bekenntlichen Christen. Am Tage Gottes wird nach jenen gefragt werden, die sie hätten
retten können, hätten sie die ihnen vom Himmel gegebene Gelegenheit benutzt. Aber sie
wünschten entschuldigt zu sein und wollten das gute Werk nicht in Angriff nehmen, wenn
nicht ein Nutzen für sie selbst dabei heraussprang. Es wurde mir gezeigt, dass jene, die
sich weigern, die Gelegenheiten zum Gutes tun zu ergreifen, von Jesu die Worte hören
werden: „Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch
nicht getan.“ (Matthäus 25,45) Lest bitte Jesaja 58: „Sollte das ein Fasten sein, das ich
erwählen soll, dass ein Mensch seinem Leibe des Tages übel tue oder seinen Kopf hänge
wie ein Schilf oder auf einem Sack und in der Asche liege? Wollt ihr das ein Fasten
nennen und einen Tag, dem Herrn angenehm? Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle:
Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei,
welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im
Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht
von deinem Fleisch. Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine
Besserung wird schnell wachsen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die
Herrlichkeit des Herrn wird dich zu sich nehmen. Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr
antworten; wenn du wirst schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei
dir beschweren wirst noch mit Fingern zeigen noch übel reden und wirst den Hungrigen
lassen finden dein Herz und die elende Seele sättigen: so wird dein Licht in der Finsternis
aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar
führen und deine Seele sättigen in der Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein
wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser
fehlt.“ (Jesaja 58,5-11)
Z2.39.1 (2T.34.1) Absatz: 21/28
Dies ist heute unsere spezielle Aufgabe. All unser Gebet und Fasten wird von keinem
Nutzen sein, wenn wir nicht ernsthaft dieses Werk angreifen. Es ruhen feierliche
Verpflichtungen auf uns. Unsere Pflicht ist deutlich dargelegt. Der Herr hat durch seinen
Propheten zu uns gesprochen. Die Gedanken des Herrn und seine Wege entsprechen
nicht dem, was blinde, egoistische Sterbliche zu sein vorgeben oder was sie gerne sein
möchten. Der Herr schaut aufs Herz. Wenn Selbstsucht darin wohnt, weiß er es. Wir
mögen versuchen, unseren wahren Charakter vor unseren Geschwistern zu verstecken,
aber Gott weiß alles. Nichts bleibt ihm verborgen.
Z2.40.1 (2T.34.2) Absatz: 22/28
Das Fasten, das der Herr annimmt, ist deutlich beschrieben. „Brich dem Hungrigen dein
Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus.“ Warte nicht darauf, dass sie zu dir
kommen. Es ist nicht ihre Aufgabe, dich aufzuspüren und um Aufnahme in deinem Heim
zu bitten. Du sollst nach ihnen suchen und sie in dein Haus führen. Deine Seele soll nach
ihnen Verlangen haben. Mit deiner einen Hand sollst du im Glauben den machtvollen Arm
ergreifen, der Errettung bringt, während du die andere Hand der Liebe den Unterdrückten
reichst und sie errettest. Es ist dir unmöglich, mit der einen Hand Gottes Arm zu ergreifen,
während du mit der anderen deinem eigenen Vergnügen dienst.
Z2.40.2 (2T.35.1) Absatz: 23/28
Wird diese Arbeit sich als zu schwer für dich erweisen, wenn du dieses Werk der
Barmherzigkeit und Liebe in Angriff nimmst? Wirst du einen Fehlschlag erleiden und unter
der Last zusammenbrechen, und wird deine Familie deines Beistandes und deines
Einflusses beraubt werden? O nein, Gott hat sorgfältig jeden Zweifel in dieser Sache durch
ein Versprechen ausgeräumt, das er dir unter der Bedingung des Gehorsams gegeben
hat. Diese Verheißung schließt alles ein, das der Genaueste, der Zögerlichste, erbitten
könnte. „Dein Licht (wird) hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird
schnell wachsen.“ (Jesaja 58,8) Glaube nur, er ist treu, der es verheißen hat. Gott kann die
körperliche Kraft erneuern. Und noch mehr, er sagt, er wird es tun. Die Verheißung endet
aber nicht hier. „Deine Gerechtigkeit wird vor dir her gehen, und die Herrlichkeit des Herrn
wird dein Lohn sein.“ Gott wird um dich eine Festung bauen. Selbst hier endet die
Verheißung nicht. „Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst
schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.“ Wenn du Unterdrückung aufgibst und eitle
Reden lässt, wenn du den Hungrigen dein Brot brichst, dann „wird dein Licht in der
Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich
immerdar führen und deine Seele sättigen in der Dürre (Hungersnot) und deine Gebeine
stärken; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher
es nimmer an Wasser fehlt.“ (Verse 10.11)
Z2.41.1 (2T.35.2) Absatz: 24/28
Ihr, die ihr den Anspruch erhebt, Kinder des Lichts zu sein, lest Jesaja 58. Besonders ihr,
die ihr so gezögert habt, Unbequemlichkeit auf euch zu nehmen, um die Bedürftigen zu
begünstigen, lest es wieder und wieder. Ihr, deren Herzen und Häuser zu klein sind, um
den Heimatlosen ein Heim zu bereiten, lest es. Ihr, die ihr zusehen könnt, wie Waisen und
Witwen durch die eiserne Hand der Armut bedrückt und durch die hartherzigen
Weltmenschen unterdrückt werden, lest es. Wenn ihr euch fürchtet, dass sich etwas in
eure Familie eindrängt, das euch mehr Arbeit bringt, lest es. Eure Furcht mag grundlos
sein und ein Segen mag kommen, den ihr jeden Tag erkennen und wahrnehmen könnt..
Wenn wirklich Extraarbeit gefordert wird, könnt ihr euch auf Einen berufen, der verheißen
hat: „Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung
(Gesundheit) wird schnell wachsen.“ Der Grund, warum es Gottes Volk an geistlicher
Gesinnung mangelt und nicht mehr Glauben vorhanden ist, liegt darin, wie mir gezeigt
wurde, dass es von Selbstsucht eingeengt wird. Der Prophet spricht Sabbathalter an; nicht
Sünder, nicht Ungläubige, sondern solche, die Gottseligkeit vorgeben. Es ist nicht die
Anzahl der Versammlungen, die ihr abhaltet, die Gott akzeptiert. Es sind nicht die
zahllosen Gebete, sondern Recht tun, das Richtige zur rechten Zeit zu tun. Wir müssen
weniger ichbezogen und mehr wohltätig sein. Unsere Seelen müssen sich erweitern. Dann
wird Gott sie gleich gewässerten Gärten machen, denen es nicht an Wasser mangelt.
Z2.41.2 (2T.36.1) Absatz: 25/28
Lest Jesaja Kapitel 1: „Und wenn ihr schon eure Hände ausbreitet, verberge ich doch
meine Augen vor euch; und ob ihr schon viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure
Hände sind voll Blut. Waschet, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen,
lasst ab vom Bösen; lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helfet dem Unterdrückten,
schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache. So kommt denn und lasst uns
miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch
schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle
werden. Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen. Weigert ihr euch
aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden; denn der Mund
des Herrn sagt es. (Jesaja 1,15-20)
Z2.42.1 (2T.36.2) Absatz: 26/28
Das Gold, von dem Christus, der treue Zeuge spricht, und das wir alle haben müssen, ist,
wie mir gezeigt wurde, Glaube und Liebe vereint, wobei die Liebe den Vorrang hat. Satan
ist beständig bemüht, diese köstlichen Gaben aus den Herzen des Volkes Gottes zu
entfernen. Alle haben am Spiel des Lebens teil. Satan ist sich dessen wohl bewusst, dass,
wenn er Liebe und Glauben entfernen und dies durch Selbstsucht und Unglauben
ersetzen kann, alle verbleibenden guten Wesenszüge bald geschickt von seiner
betrüglichen Hand ausgelöscht werden können, und das Spiel ist verloren.
Z2.42.2 (2T.37.1) Absatz: 27/28
Meine lieben Geschwister, wollt ihr Satan gestatten, dass er sein Ziel erreicht? Wollt ihr
zulassen, das Spiel zu verlieren, durch welches ihr das ewige Leben zu erlangen
wünscht? Wenn Gott je durch mich gesprochen hat – wenn ihr nicht völlig umgestaltet
werdet, wird Satan euch ebenso sicher überwinden, wie Gottes Thron feststeht, anstatt
dass ihr zu Überwindern werdet. Liebe und Glauben müssen zurückgewonnen werden.
Wollt ihr diesen Kampf aufs Neue aufnehmen und die köstlichen Gaben zurückgewinnen,
die euch fast völlig verloren gingen? Ihr werdet ernstere, ausdauerndere und
unermüdlichere Anstrengungen machen müssen als je zuvor. Beten und Fasten genügen
nicht. Ihr müsst gehorchen, euch der Selbstsucht entledigen und das Fasten durchführen,
das Gott erwählt hat und das er annehmen kann. Viele möchten sich verletzt fühlen, weil
ich so deutlich gesprochen habe. Doch ich werde es weiterhin tun, wenn Gott mir die
Bürde auferlegt.
Z2.42.3 (2T.37.2) Absatz: 28/28
Gott fordert, dass diejenigen, die Vertrauensstellungen bekleiden, dem Werk geweiht sind;
denn wenn sie falsch handeln, wird sich das Volk frei fühlen, ihren Fußstapfen zu folgen.
Wenn das Volk verkehrt handelt, und die Leiter nicht ihre Stimme dagegen erheben,
heißen sie es gut, und die Sünde wird ihnen sowohl wie dem Übertreter zugerechnet. Die
verantwortliche Positionen einnehmen, sollten fromme Männer sein, die ständig die Last
des Werkes fühlen, die auf ihnen ruht.
Kapitel 4: Das Erstgeburtsrecht verkaufen
Z2.43.1 (2T.37.3) Absatz: 1/26
Lieber Bruder D, ich hatte schon lange die Absicht, dir zu schreiben. Aber unsere Arbeit
war so anhaltend und ermüdend, dass ich weder Zeit noch Kraft dazu fand. In meinem
letzten Gesicht wurde mir dein Fall vorgeführt. Du befandest dich in einem kritischen
Zustand. Du kanntest die Wahrheit, wusstest um deine Pflicht. Du hattest dich des Lichtes
der Wahrheit erfreut, weil sie aber mit deiner weltlichen Beschäftigung in Konflikt geriet,
warst du bereit, Wahrheit und Pflicht deiner Bequemlichkeit zu opfern. Du zogst deine
augenblicklichen finanziellen Vorteile in Betracht und verlorst die ewige Herrlichkeit aus
den Augen. Um der Aussicht auf weltlichen Gewinnes willen warst du zu einem
unermesslichen Opfer bereit. Du warst bei dem Punkt angelangt, dein Erstgeburtsrecht um
ein Linsengericht zu verkaufen. Hättest du dich um irdischen Gewinnes willen von der
Wahrheit abgewandt, wäre es deinerseits keine Sünde der Unwissenheit gewesen,
sondern eine vorsätzliche Übertretung.
Z2.43.2 (2T.38.1) Absatz: 2/26
Esau verlangte nach einer Lieblingsspeise und opferte sein Erstgeburtsrecht, um seine
Esslust zu befriedigen. Nachdem seine Essgier befriedigt war, erkannte er seine Torheit,
fand aber keinen Raum zur Buße, obwohl er sie sorgfältig und unter Tränen suchte. Es
gibt viele Menschen wie Esau. Er stellt eine Menschenklasse dar, in deren Reichweite sich
ein spezieller, wertvoller Segen befindet – das unvergängliche Erbe, ein Leben, das sich
am Leben Gottes, des Schöpfers des Universums, misst, unermessliche Glückseligkeit
und ewige Herrlichkeit. Sie haben aber so lange ihrer Esslust gefrönt, ihren
Leidenschaften und Neigungen, dass ihr Wahrnehmungsvermögen für den Wert ewiger
Dinge abgeschwächt ist.
Z2.43.3 (2T.38.2) Absatz: 3/26
Esau hatte ein besonderes starkes Verlangen nach einem speziellen Gericht, und er hatte
das eigene Ich so lange befriedigt, dass er es nicht für notwendig ansah, sich von der
verführerischen, begehrten Speise abzuwenden. Er dachte an sie, machte keine
Anstrengung, seinen Appetit einzuschränken, bis dessen Macht jeden anderen Gedanken
verbannte und ihn völlig beherrschte. Er bildete sich ein, er würde großen Verlust erleiden,
ja selbst den Tod, wenn er nicht diese begehrte Speise bekäme. Je länger er daran
dachte, desto stärker wurde sein Wunsch, bis sein heiliges Erstgeburtsrecht seinen Wert
und seine Heiligkeit in seinen Augen verlor. Er dachte, wenn ich es jetzt verkaufe, kann ich
es ja rasch wieder zurückkaufen. Er vertauschte es gegen eine Lieblingsspeise, sich
schmeichelnd, er könne sich seiner entledigen und es nach Belieben zurückkaufen. Als er
es aber zurückkaufen wollte, selbst unter großen Opfern, war es ihm nicht möglich. Dann
bereute er bitter seine Übereilung, seine Torheit, seinen Wahnsinn. Er betrachtete die
Sache jetzt von allen Seiten. Er suchte mit Sorgfalt und unter Tränen nach Reue, aber
alles war umsonst. Er hatte den Segen verachtet, und der Herr hatte ihn für immer
entfernt. Du hast gedacht, wenn du die Wahrheit jetzt opferst und dich auf den Pfad
offener Übertretung und Ungehorsams begibst, wolltest du nicht alle Einschränkungen
abwerfen und leichtsinnig werden. Solltest du dann in deinen Hoffnungen und
Erwartungen auf weltlichen Gewinn enttäuscht werden, könntest du dein Interesse wieder
der Wahrheit zuwenden und ein Anwärter auf das ewige Leben werden.. Doch damit hast
du dich selbst getäuscht. Hättest du die Wahrheit um weltlichen Gewinnes willen
aufgegeben, wäre dies auf Kosten des ewigen Lebens geschehen.
Z2.44.1 (2T.39.1) Absatz: 4/26
Im Gleichnis vom großen Abendmahl zeigt unser Heiland, wie viele die Welt ihm vorziehen
und als Folge den Himmel verlieren werden. Die gnadenvolle Einladung unseres Erlösers
wurde verachtet. Unter einem unermesslichen Opfer, unter Mühe und Kosten, hatte er
große Vorbereitungen getroffen. Darum sandte er seine Einladung aus; aber „sie fingen
an, alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen
Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.
Und der andere sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu
besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und der dritte sprach: Ich habe ein Weib
genommen, darum kann ich nicht kommen.“ (Lukas 14,18-20)Dann wendet der Herr sich
von den Wohlhabenden und Weltliebenden ab, deren Ländereien, Ochsen und Frauen in
ihren Augen so viel wertvoller waren als die Vorteile, die sie erlangen konnten, wenn sie
die gnadenvolle Einladung zum Abendmahl annahmen. Der Herr des Hauses ist ärgerlich,
er wendet sich von jenen ab, die seine Freigebigkeit so verschmähten, und er lädt jene
Menschenklasse ein, die keine Ländereien und Häuser besitzen, die arm und hungrig,
verstümmelt, lahm und blind sind, welche die gewährten Wohltaten schätzen und dem
Hausherrn aufrichtigen Dank, unverhohlene Liebe und Verehrung entgegenbringen
werden.
Z2.45.1 (2T.40.1) Absatz: 5/26
Aber noch ist Platz vorhanden. Dann wird der Befehl gegeben: „Und der Herr sprach zu
dem Knechte: Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie
hereinzukommen, auf dass mein Haus voll werde. Ich sage euch aber, dass der Männer
keiner, die geladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.“ (Lukas 14,23.24) Hier wird
eine Menschenklasse von Gott verworfen, weil sie die Einladung des Hausherrn
verschmähte. Der Herr erklärte Eli: „Wer mich ehrt, den will ich auch ehren, wer aber mich
verachtet, der soll wieder verachtet werden.“ (1.Samuel 2,30) Christus hat gesagt: „Wer
mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer
mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ (Johannes 12,26) Gott lässt nicht mit sich
spielen. Wenn diejenigen, die das Licht haben, es verwerfen und versäumen, ihm zu
folgen, wird es in ihnen zu Finsternis werden.
Z2.45.2 (2T.40.2) Absatz: 6/26
Gottes teurer Sohn brachte ein unermessliches Opfer, um Macht zu haben, den gefallenen
Menschen zu erlösen und ihn zu seiner Rechten zu erhöhen und ihn zum Erben der Welt
und ewigen Besitzer einer unvergänglichen Herrlichkeit zu machen. Keine Sprache kann
den Wert des unvergänglichen Erbes zum Ausdruck bringen. Die Herrlichkeit, der
Reichtum und die Ehre, die Gottes Sohn darbietet, sind von solch unendlichem Wert, dass
es außerhalb der Macht von Menschen oder selbst der Engel liegt, ihren Wert, ihre
Vorzüglichkeit und Bedeutung zu ermessen. Wenn Menschen, in Sünde und Entartung
versunken, diese himmlischen Wohltaten verweigern; wenn sie es abschlagen, ein Leben
des Gehorsams zu führen; die Gnadeneinladung mit Füßen treten und die erbärmlichen
Dinge der Erde wählen, weil diese sichtbar sind, und es ihnen wegen zeitlicher Ergötzung
angenehm erscheint, ein Sündenleben zu führen – dann wird Jesus sich so verhalten, wie
es im Gleichnis geschrieben steht. Solche werden keinen Teil an seiner Herrlichkeit haben,
und seine Einladung wird an andere ergehen.
Z2.46.1 (2T.41.1) Absatz: 7/26
Diejenigen, welche die Wahl treffen, Entschuldigungen vorzubringen, in der Sünde und der
Gleichförmigkeit mit der Welt zu beharren, wird man ihren Götzen überlassen. Es wird
einen Tag geben, an dem sie nicht bitten werden, entschuldigt zu sein. Niemand wird dann
entschuldigt sein wollen. Wenn Christus in seiner und des Vaters Herrlichkeit erscheint,
umgeben von allen Engeln des Himmels, die ihn mit Stimmen des Triumphes begleiten,
während das Ohr von lieblichster Musik entzückt wird, werden alle interessiert sein. Es
wird keine gleichgültigen Zuschauer geben. Dann werden keine Spekulationsgeschäfte die
Sinne gefangen halten. Der Goldhaufen des Geizhalses, woran er seine Augen ergötzte,
ist jetzt nicht mehr für ihn anziehend. Die Paläste, welche die stolzen Menschen der Erde
errichtet haben und die ihre Götzen waren, werden jetzt mit Abscheu und Ekel betrachtet.
Niemand führt jetzt seine Ländereien, seine Ochsen und die Frau, die er gerade
genommen hat, als Grund an, warum er entschuldigt sein möchte, an der Herrlichkeit
teilzunehmen, die sich vor seinen erstaunten Blicken entfaltet. Alle wollen daran teilhaben,
aber sie wissen, dass es nicht für sie ist.
Z2.46.2 (2T.41.2) Absatz: 8/26
In ernstem, herzzerreißendem Gebet flehen sie Gott an, nicht an ihnen vorüberzugehen.
Könige, Männer der Macht, der erhabene, der stolze, der knausrige Mann – alle beugen
sich gemeinsam nieder unter dem Gewicht von unaussprechlichem Weh, von
Trostlosigkeit und Elend. Qualerfüllte Gebete ringen sich von ihren Lippen. Barmherzigkeit!
Barmherzigkeit! Rette uns vor dem Zorn eines beleidigten Gottes! Eine Stimme antwortet
ihnen mit schrecklicher Deutlichkeit, Strenge und Majestät: „Weil ich denn rufe, und ihr
weigert euch, ich recke meine Hand aus, und niemand achtet darauf, und lasst fahren
allen meinen Rat und wollt meine Strafe nicht: so will ich auch lachen in eurem Unglück
und eurer spotten, wenn da kommt, was ihr fürchtet.“ Sprüche 1,24-26)
Z2.47.1 (2T.41.3) Absatz: 9/26
Dann beginnen die Könige, die Edlen, der mächtige Mann und der arme und geringe
Mann bitterlich zu weinen. Sie, die in den Tagen ihres Wohlergehens Christum und die
Demutsvollen, die seinen Fußstapfen folgten, verachtet haben; Männer, die sich in ihrer
Würde nicht vor Christo beugen wollten, die sein verachtetes Kreuz hassten, liegen jetzt
niedergestreckt im Staub der Erde. Ihre Größe hat sie mit einem Mal verlassen, und sie
zögern nicht, vor den Füßen der Heiligen zur Erde niederzufallen. Sie erkennen mit
schrecklicher Bitterkeit, dass sie die Früchte ihres eigenen Tuns essen müssen und mit
ihren eigenen Erfindungen gefüllt sind. In ihrer angemaßten Weisheit haben sie sich von
ihrem erhabenen ewigen Lohn abgewandt und den himmlischen Anreiz um irdischen
Gewinnes willen verworfen. Das Lametta und Flittergold der Erde zog sie an, und in ihrer
eingebildeten Weisheit wurden sie zu Toren. Sie rühmten sich ihres weltlichen
Wohlergehens, als ob sie durch weltliche Vorteile so groß würden, dass sie sich damit Gott
empfehlen und den Himmel sichern könnten.
Z2.47.2 (2T.42.1) Absatz: 10/26
Unter den Törichten dieser Erde stellte Geld Macht dar, und das Geld war ihr Gott. Doch
gerade ihr Wohlstand hat sie vernichtet. Sie wurden zu Narren in Gottes und der heiligen
Engel Augen, während Männer mit weltlichem Ehrgeiz sie für weise hielten. Jetzt ist ihre
vermutete Weisheit zu Torheit geworden und ihr Wohlergehen ihre Vernichtung. Wieder
wird ihr Geschrei furchtbarer, herzzerreißender Qual vernommen: Ihr Berge und Felsen
„fallet über uns und verberget uns vor dem Angesichte des, der auf dem Stuhl sitzt, und
vor dem Zorn des Lammes! Denn es ist gekommen der große Tag seines Zorns, und wer
kann bestehen?“ (Offenbarung 6,16.17) In den Höhlen der Erde suchen sie nach einem
Versteck, aber hier gibt es kein solches für sie.
Z2.47.3 (2T.42.2) Absatz: 11/26
Lieber Bruder, du hast das Leben oder den Tod vor dir. Weißt du, weshalb du gestrauchelt
bist, warum du nicht mutig und fest geblieben bist? Du hast ein verletztes Gewissen. Dein
Geschäftsgebaren ist nicht ehrlich gewesen. Du hast hier etwas zu korrigieren. Dein Vater
hat die Grundsätze des Geschäftslebens nicht im rechten Licht betrachtet. Du betrachtest
sie, wie Weltmenschen im Allgemeinen es tun, aber nicht wie Gott es sieht. „Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22,39) Hast du das getan? „Du sollst
lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem
Gemüt.“ (Matthäus 22,37) Wird dieses Gebot befolgt, bereitet es das Herz vor, dem
zweiten zu gehorchen, das ihm gleichgestellt ist: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Alle Zehn Gebote sind in diesen beiden zusammengefasst. Das erste Gebot umfasst die
ersten vier Gebote, welche die Pflicht des Menschen gegen seinen Schöpfer zeigen. Das
zweite umfasst die letzten sechs Gebote, welche die Pflicht des Menschen gegen seinen
Mitmenschen zeigen. „In diesen zwei Geboten hanget das ganze Gesetz und die
Propheten.“ (Matthäus 22,40) Sie sind zwei starke Arme, die alle Zehn Gebote stützen, die
ersten vier und die letzten sechs. Sie müssen streng beobachtet werden.
Z2.48.1 (2T.43.1) Absatz: 12/26
„Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“ (Matthäus 19,17) Sehr viele
bekenntliche Jünger Christi bewegen sich scheinbar recht geschmeidig durch diese Welt
und werden als aufrichtige, göttliche Männer angesehen, während ihr innerer Kern einen
Schandflecken aufweist, der ihren ganzen Charakter befleckt und ihre religiöse Erfahrung
verdirbt. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Dies verbietet uns, unsern
Nächsten zu benachteiligen, um uns selbst Vorteile zu verschaffen. Es ist uns verboten,
unsern Nächsten in irgendeiner Weise zu schädigen. Wir dürfen die Angelegenheit nicht
vom Standpunkt eines Weltmenschen sehen. Unsere Mitmenschen in allem so zu
behandeln wie wir selbst behandelt werden möchten, ist eine Regel, die wir uns in der
Praxis aneignen müssen. Gottes Gesetze müssen buchstäblich beobachtet werden. In all
unserem Umgang und unserer Handlungsweise mit unseren Mitmenschen, ob Gläubige
oder Ungläubige, muss diese Regel angewandt werden: „Liebe deinen Nächsten wie dich
selbst.“
Z2.49.1 (2T.43.2) Absatz: 13/26
Hier entsprechen viele bekenntliche Christen nicht dem göttlichen Maßstab. Wenn sie in
der Waage des Heiligtums gewogen werden, wird man sie für zu leicht befinden. Lieber
Bruder: „Darum gehet aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt kein
Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne
und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr.“ (2.Korinther 6,17.18) Welch eine
Verheißung ist dies! Doch sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass sie an die
Bedingung des Gehorsams gegenüber dem Gebot geknüpft ist. Gott gebietet dir, dich von
der Welt zu trennen. Folge nicht ihren Gewohnheiten noch richte dich in irgendeiner Weise
nach ihr. „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die
Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute,
wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.“ (Römer 12,2)
Z2.49.2 (2T.44.1) Absatz: 14/26
Gott fordert Trennung von der Welt. Willst du gehorchen? Willst du von ihnen ausgehen
und dich absondern? „Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der
Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?“ (2.Korinther
6,14) Du kannst dich nicht unter Weltmenschen mischen, an ihrem Geist teilhaben und
ihrem Beispiel folgen und gleichzeitig ein Kind Gottes sein. Der Schöpfer des Universums
spricht zu dir wie ein liebevoller Vater. Wenn du der Welt deine Zuneigung entziehst, dich
rein von ihrer Befleckung erhältst und dem Verderben entfliehst, das wegen der Lust in der
Welt herrscht, wird Gott dein Vater sein. Er wird dich in seine Familie aufnehmen, und du
wirst sein Erbe sein. An Stelle der Welt wird er dir für ein Leben des Gehorsams das Reich
unter dem ganzen Himmel geben. Ewige Herrlichkeit und ein Leben, das sich an der
Ewigkeit misst, wird dein Teil sein.
Z2.49.3 (2T.44.2) Absatz: 15/26
Dein himmlischer Vater beabsichtigt, dich zu einem Glied der königlichen Familie zu
machen, damit du durch seine überaus große und köstliche Verheißung zum Teilhaber
göttlicher Natur werden kannst, dem Verderben entflohen, das wegen der Lust in der Welt
herrscht. Je mehr du an dem Charakter reiner, sündloser Engel und Christi, unseres
Erlösers teilhast, desto deutlicher wirst du das göttliche Bild an dir tragen und desto mehr
wird die Ähnlichkeit mit der Welt verblassen. Die Welt und Christus stimmen nicht überein,
weil die Welt keine Verbindung mit Christo hat. Die Welt wird auch uneinig mit Christi
Nachfolgern sein. Im Gebet unseres Heilandes zu seinem Vater sagt er: „Ich habe ihnen
gegeben dein Wort, und die Welt hasste sie; denn sie sind nicht von der Welt, wie ich denn
auch nicht von der Welt bin.“ (Johannes 17,14)
Z2.50.1 (2T.45.1) Absatz: 16/26
Du hast eine hohe, erhabene Berufung – Gott durch Leib und Geist, die ihm gehören, zu
verherrlichen. Du darfst dich nicht an andern messen. Gottes Wort hat dir ein unfehlbares
Vorbild, ein fehlerloses Beispiel vor Augen gestellt. Du hast das Kreuz gefürchtet. Es ist
ein unbequemes Instrument, nicht leicht zu tragen, und weil es mit Schmach und Schande
bedeckt ist, hast du es gescheut. Du solltest die Gesundheitsreform ausleben, dich selbst
verleugnen und zur Ehre Gottes essen und trinken. Enthalte dich von fleischlichen Lüsten,
welche wider die Seele streiten. Du solltest Mäßigkeit in allen Dinge üben. Hier ist ein
Kreuz, das du gescheut hast. Dich auf eine einfache Diät zu beschränken, die dich bei
bester Gesundheit erhalten wird, ist eine Prüfung für dich. Wärst du dem Licht gefolgt, das
der Himmel auf deinen Pfad scheinen ließ, hätte deiner Familie viel Leiden erspart bleiben
können. Euer eigenes Verhalten hat das sichere Resultat hervorgebracht. Wenn ihr
fortfahrt wie bisher, wird Gott nicht in eure Familie kommen, euch besonders segnen und
ein Wunder wirken, um eure Familie vor Leiden zu bewahren. Eine einfache Nahrung, frei
von scharfen Gewürzen, Fleischwaren und tierischen Fetten jeder Art, würde sich für euch
als Segen erweisen und deiner Frau eine Menge von Leiden, Kummer und Verzweiflung
ersparen.
Z2.50.2 (2T.45.2) Absatz: 17/26
Du bist nicht einem Kurs gefolgt, der dir Gottes Segen sichert. Wenn du seinen Segen und
seine Gegenwart in deiner Familie wünschst, müsst ihr ihm gehorchen, ohne Rücksicht
auf Verlust oder Gewinn oder eigenes Vergnügen. Ihr dürft nicht eure Wünsche zu Rate
ziehen noch den Beifall von Weltmenschen suchen, die Gott nicht kennen und die nicht
danach trachten, ihn zu ehren. Wenn ihr euch gegen Gott wendet, wird er sich gegen euch
wenden. Hegt ihr andere Götter neben dem Herrn, wird euer Herz sich abwenden, dem
einzig wahren und lebendigen Gott zu dienen, der das ganze Herz, die ungeteilte
Zuneigung fordert. Gott fordert das ganze Herz, die ganze Seele, das ganze Gemüt und
alle Kräfte. Er wird nichts weniger als das akzeptieren. Hier ist keine Teilung gestattet.
Halbherziger Dienst wird nicht angenommen.
Z2.51.1 (2T.46.1) Absatz: 18/26
Um Gott vollkommenen Dienst weihen zu können, brauchst du einen klaren Begriff von
seinen Anforderungen. Du solltest die einfachste Nahrung genießen, auf einfachste Weise
zubereitet, damit die empfindlichen Nerven des Gehirns nicht geschwächt, umwölkt oder
gelähmt werden. Nur so wird es dir möglich sein, heilige Dinge wahrzunehmen und den
Wert der Versöhnung, des reinigenden Blutes Christi, recht zu würdigen. „Wisset ihr nicht,
dass die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod?
Laufet nun also, dass ihr es ergreifet! Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles
Dinges; jene also, dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine
unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der
in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht den
andern predige, und selbst verwerflich werde.“ (1.Korinther 9,24-27)
Z2.51.2 (2T.46.2) Absatz: 19/26
Wenn Menschen für keinen höheren Gegenstand als einen verwelklichen Lorbeerkranz als
Lohn ihres Ehrgeizes, sich der Mäßigkeit in allen Dingen befleißigen, um wie viel mehr
sollten jene zur Selbstverleugnung bereit sein, die nicht nur nach einer Krone unsterblicher
Herrlichkeit trachten, sondern nach einem Leben, das so lange währt wie Jehovas Thron.
Ewige Reichtümer warten ihrer, unvergängliche Ehren und immerwährende Herrlichkeit.
Sollten nicht die Anreize, die jenen vor Augen gestellt werden, die am christlichen Wettlauf
teilnehmen, Grund genug für sie sein, Selbstverleugnung und Mäßigkeit in allen Dingen zu
üben, damit sie ihre tierischen Neigungen unter Kontrolle halten, ihren Leib zähmen und
ihre Esslust und Leidenschaften bezwingen können? Dann können sie Teilhaber der
göttlichen Natur werden und der Verderbtheit entrinnen, die wegen der Lust in der Welt
vorherrscht.
Z2.52.1 (2T.46.3) Absatz: 20/26
Wenn der außerordentliche köstliche und herrliche verheißene Lohn uns nicht veranlasst,
größere Entbehrungen in Kauf zu nehmen und größere Selbstverleugnung zu erdulden,
als sie freudig von Weltmenschen ertragen werden, die nur einem Klumpen Erde, einem
verwelklichen Lorbeer nachjagen, die Ehren von einigen und Hass von mehr Menschen
einbringen – dann sind wir des ewigen Lebens nicht wert. Im Ernst und in der Tiefe
unseres Eifers, der Ausdauer, dem Mut, der Kraftanstrengung, der Selbstverleugnung und
Opferbereitschaft sollten wir umso mehr jene überragen, die mit andern Unternehmungen
beschäftigt sind, als der Gegenstand, nach dem wir trachten, von höherem Wert ist als der
ihre. Die Schätze, die wir suchen, sind unvergänglich, ewig, unsterblich und überaus
kostbar. Das, dem die Weltmenschen nachjagen, vergeht in einem Tag; es ist verwelklich,
verderblich, vergänglich wie der Morgentau.
Z2.52.2 (2T.47.1) Absatz: 21/26
Bruder D, nimm das Kreuz, das Kreuz auf; hebe es empor, und du wirst erstaunt sein,
dass es dich emporhebt und dich unterstützt. In Unglück, Mangel und Sorge wird es dir
Kraft, eine Stütze sein. Du wirst sehen, dass es rundum von Barmherzigkeit, Mitleid,
Mitgefühl und unaussprechlicher Liebe eingehüllt ist. Es wird sich dir als Pfand der
Unsterblichkeit erweisen. Möchtest du doch imstande sein, mit Paulus zu sagen: „Es sei
aber ferne von mir, mich zu rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi,
durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“ (Galater 6,14)
Z2.52.3 (2T.47.2) Absatz: 22/26
Der Geist des Herrn wirkt seit einiger Zeit an deiner Frau. Wenn du alles Gott übergeben
würdest, hätte sie Kraft, ihre Stellung einzunehmen, um die Wahrheit auszuleben.
Erwählst du, dich von der Wahrheit abzuwenden, wirst du nicht allein gehen. Du wirst nicht
nur deine eigene Seele verlieren, sondern wirst ein Werkzeug sein, andere vom Weg
abzuwenden, und das Blut von Seelen wird an deinen Kleidern kleben. Hättest du an
deiner Redlichkeit festgehalten, könnten deine Mutter, dein Bruder E und jemand, dessen
Füße dem Grab zueilen, sich jetzt des Trostes des Geistes Gottes erfreuen und eine gute
Erfahrung in der Wahrheit haben. Denke immer daran, dass wir für den Einfluss, den wir
ausüben, verantwortlich sind. Unser Einfluss sammelt entweder mit Christo oder er
zerstreut. Entweder helfen wir Seelen auf dem schmalen Pfad der Heiligkeit oder wir sind
ein Hindernis, ein Stein des Anstoßes für sie und bringen sie vom Weg ab. Mein sehr
geachteter Bruder, du hast keine Zeit zu verlieren. Beeile dich, die Zeit auszukaufen, denn
es ist böse Zeit. Deine Gefährten, deren Gesellschaft du erwählt hast, sind ein Hindernis
für dich. Gehe aus von ihnen, sondere dich ab. Nahe dich zu Gott und komme in engere
Verbindung mit seiner Gemeinde. Konzentriere dein Interesse und deine Zuneigungen auf
Christum und seine Nachfolger. Liebe diejenigen am meisten, deren ganze Liebe Jesu gilt.
Löse die Bande, die dich mit jenen verbunden haben, die weder Gott noch die Wahrheit
lieben. Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Was für ein Teil hat der
Gläubige mit dem Ungläubigen?
Z2.53.1 (2T.48.1) Absatz: 23/26
Du stehst in unmittelbarer Gefahr, am Glauben Schiffbruch zu erleiden. Du benötigst alle
Kraft, die du vom Volke Gottes erlangen kannst, von denen, die Hoffnung, Mut und
Glauben besitzen. Versäume nicht das Gebet, das Gebet im Kämmerlein. Halte an am
Gebet. Ermutige einen Geist wahrer Weihe. Was deine Geschäftsangelegenheiten
anbetrifft, hast du ein Werk zu tun. Um was es sich genau handelt, kann ich dir nicht
sagen; aber etwas läuft verkehrt. Forsche sorgfältig nach. Wir wirken für die Ewigkeit. All
unsere Handlungen und all unsere Worte werden in der Waage des Heiligtums gewogen.
Ein gerechter und unparteiischer Gott beschließt über alle Fälle, über jedes Ereignis in
unserer Lebensgeschichte. „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und
wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.“ (Lukas 16,10)
Z2.53.2 (2T.48.2) Absatz: 24/26
Lass nichts deinen Fortschritt auf dem Weg zum ewigen Leben aufhalten. Dein ewiges
Interesse steht auf dem Spiel. In dir muss ein gründliches Werk geschehen. Du musst dich
vollständig bekehren, oder du wirst den Himmel verfehlen. Doch Jesus lädt dich ein, ihn zu
deiner Kraft, zu deiner Stütze zu machen. Er wird dir in jeder Notzeit eine gegenwärtige
Hilfe sein. Er wird dir wie der Schatten eines großen Felsens in der Wüste sein. Lass
deine größte Sorge nicht die sein, Erfolg in dieser Welt zu haben, sondern lass die Last
deiner Seele die sein: Wie kann ich die bessere Welt erlangen, oder was muss ich tun, um
gerettet zu werden? Durch die Rettung deiner eigenen Seele, rettest du andere. Wenn du
dich selbst emporschwingst, hebst du auch andere empor. Wenn du die Wahrheit und
Gottes Thron mit festerem Griff umklammerst, hilfst du mit, dass andere ihren zitternden
Glauben an seine Verheißungen und seinen ewigen Thron klammern können. Die Haltung,
zu der du gelangen musst, ist, die Erlösung höher zu schätzen als irdischen Gewinn und
alles als Verlust zu betrachten, um Christum zu gewinnen. Deine Übergabe muss
vollständig sein. Gott wird keinen Rückhalt dulden, kein geteiltes Opfer annehmen. Du
darfst keinen Götzen hegen. Du musst dem eigenen Ich und der Welt absterben. Erneure
täglich deine Weihe an Gott. Das ewige Leben ist einer lebenslangen, ausdauernden,
unermüdlichen Anstrengung wert.
Z2.54.1 (2T.49.1) Absatz: 25/26
Es wurde mir gezeigt, dass dein Bruder eine Zeit lang von der Wahrheit überzeugt war,
aber bestimmte Einflüsse hielten ihn zurück. Seine Frau hinderte ihn daran, seiner
Überzeugung zu gehorchen. Doch in ihrem Leiden suchte sie den Herrn und er ließ sich
finden. Dann war sie besorgt, dass ihr Mann die Wahrheit annehmen möchte. Sie bereute,
dass sie ihm widerstanden hatte und dass ihr Stolz und ihre Liebe zur Welt ihn so lange
zurückgehalten hatten, die Wahrheit anzunehmen. Gleich einem müden Kind, das nach
Ruhe verlangte, sie aber nicht finden konnte, folgte sie schließlich der gnadenvollen
Einladung: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch
erquicken.“ (Matthäus 11,28) Ihre müde, beladene Seele suchte ihren Herrn. In Reue,
Demütigung und ernstem Gebet warf sie ihre Bürde auf den großen Lastenträger, und in
ihm fand sie Ruhe. Sie empfing den Beweis, dass ihre Demütigung und aufrichtige Reue
von Gott angenommen wurde, und dass ihr um Christi willen ihre Sünden vergeben waren.
Z2.54.2 (2T.49.2) Absatz: 26/26
Es wurde mir gezeigt, Bruder D, dass dir nur noch eine kurze Zeit zu wirken bleibt. Nimm
dein Werk gründlich in Angriff. Kaufe die Zeit aus. In deinem Geschäftsgebaren gestatte
nicht, dass dein christlicher Charakter befleckt wird. Erhalte deine Kleider von der Welt
unbesudelt. Wache und bete, damit du nicht in Versuchung fällst. Du magst allenthalben
von Versuchungen umgeben sein. Aber du bist nicht gezwungen, denselben
nachzugeben. Du kannst Kraft von Christo erhalten, um inmitten der Verdorbenheit dieses
Zeitalters unbefleckt dazustehen. „...durch welche uns die teuren und allergrößten
Verheißungen geschenkt sind, nämlich, dass ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen
Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt.“ (2.Petrus 1,4) Halte deinen Blick auf
Christum gerichtet, auf das göttliche Bild. Ahme sein fleckenloses Leben nach, und du
wirst zum Teilhaber seiner Herrlichkeit werden. Mit ihm wirst du das Reich ererben, das für
dich von Anbeginn der Welt bereitet ist.
Kapitel 5: Üble Nachrede
Z2.55.1 (2T.50.1) Absatz: 1/11
Bruder F lag Gottes Werk am Herzen. Doch seine Gefühle gingen zu tief, und er hat viele
Lasten auf sich genommen, die er nicht hätte tragen sollen. Auf diese Weise hat er
gesundheitlichen Schaden erlitten. Manchmal hat er Dinge in zu strengem Licht gesehen
und war zu ernst und eifrig darauf bedacht, dass alle es ebenso sehen sollten wie er.
Hielten sie sich zurück, fühlte er sich fast vernichtet. Sein Empfinden geht sehr tief, und er
ist in Gefahr, seine Ansichten andern aufzuzwingen.
Z2.55.2 (2T.50.2) Absatz: 2/11
Schwester F möchte eine Christin sein; aber sie hat keine Besonnenheit und wahre
Höflichkeit entwickelt. Sie ist lebhafter Gemütsart, eifrig und selbstsicher. Die rauen Seiten
ihres Charakters treten hervor und lassen sie wenig vorteilhaft erscheinen. Sie lässt sich
von Gefühlen leiten, handelt impulsiv, und oftmals ist sie sehr erregt und heftig. Sie hat
starke Zuneigungen und ebenso starke Abneigungen und hat zugelassen, dass sich dieser
unglückliche Charakterzug entwickelt hat, sehr zum Nachteil ihres eigenen geistlichen
Fortschrittes und zum Schaden der Gemeinde. Sie hat zu viel und unklug geredet,
geradeso, wie sie fühlte. Dies hat einen starken Einfluss auf ihren Mann ausgeübt und hat
ihn veranlasst, nach erregten Gefühlen zu handeln. Hätte er gewartet und die Dinge ruhig
betrachtet und richtig erwogen, wäre es besser für ihn selbst und für die Gemeinde
gewesen. Nichts wird gewonnen, wenn man übereilt nach Impulsen und starken Gefühlen
handelt.
Z2.56.1 (2T.51.1) Absatz: 3/11
Schwester F handelt nach Gefühlen, findet Fehler und hat zu viel gegen ihre Brüder und
Schwestern zu sagen. Dies bringt Verwirrung in jede Gemeinde. Beherrschte sie ihren
eigenen Geist, könnte ein großer Sieg errungen werden. Würde sie nach himmlischem
Schmuck trachten, nach dem Schmuck eines sanften und stillen Geistes, welchen Gott,
der Schöpfer Himmels und der Erde, für so wertvoll hält, dann könnte sie der Gemeinde
eine wirkliche Hilfe sein. Würde sie Christi Geist hegen und ein Friedensstifter werden,
könnte ihre eigene Seele gedeihen, und wo sie auch wohnte, könnte sie der Gemeinde
zum Segen sein. Es sei denn, sie bekehrt sich und es findet eine völlige Veränderung in
ihr statt, es sei denn, sie erzieht sich dazu, langsam zum Reden und langsam zum Zorn zu
sein, oder ihr Einfluss wird sich als schädlich erweisen, und das Glück derer, mit denen sie
verbunden ist, wird in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie legt eine Unabhängigkeit an
den Tag, die ihr selbst schadet und ihre Freunde entfremdet. Diese Unabhängigkeit hat ihr
viel Schwierigkeiten bereitet und ihre besten Freunde verletzt.
Z2.56.2 (2T.51.2) Absatz: 4/11
Wenn diejenigen, die über Mittel verfügten, sich gegenüber ihrem Mann knauserig
verhielten und ihn nicht mehr begünstigten als Weltmenschen es in ihren Geschäften tun,
äußerte sie sich darüber und erweckte Gefühle der Unzufriedenheit, wo vorher keine
existierten. Wir leben in einer selbstsüchtigen Welt. Viele von denen, die sich zur Wahrheit
bekennen, sind nicht durch sie geheiligt. Sie mögen kein Herz haben, auch nur einen
geringen Preisnachlass zu gewähren, wenn sie es mit einem armen Bruder zu tun haben.
Sie behandeln ihn auf gleiche Weise wie einen zahlungskräftigen Weltmenschen. Sie
lieben ihren Nächsten nicht wie sich selbst. Es wäre Gott wohlgefälliger, wenn es weniger
Selbstsucht und mehr uneigennützige Wohltätigkeit gäbe.
Z2.56.3 (2T.51.3) Absatz: 5/11
Wenn Schwester F sah, wie egoistisch gehandelt wurde, hat sie sich einer größeren
Sünde schuldig gemacht durch die Art und Weise, wie sie darüber empfand und sprach.
Sie irrte darin, dass sie zu viel erwartete. Die Zunge war in der Tat „ein Feuer, eine Welt
voll Ungerechtigkeit ... von der Hölle entzündet“, ungezähmt und unbezähmbar. (Jakobus
3,6) Schwester F hat einen Geist der Wiedervergeltung gehegt und zeigte durch ihr
Verhalten, dass sie beleidigt war. Das war verkehrt. Sie hegte bittere Gefühle, die dem
Geist Christi fremd sind. Zorn, Empfindlichkeit und alle Arten unfreundlicher
Leidenschaften werden gehegt, indem wir über jene reden, die uns missfallen und über die
Irrtümer, Verfehlungen und Sünden unserer Nächsten herziehen. Die lüsternen Wünsche
sind befriedigt.
Z2.57.1 (2T.52.1) Absatz: 6/11
Schwester F, wenn du verletzt bist, weil deine Nachbarn oder Freunde verkehrt handeln zu
ihrem eigenen Schaden, wenn sie von einem Fehler übereilt wurden, folge der biblischen
Regel. „Strafe ihn zwischen dir und ihm allein.“ (Matthäus 18,15) Gehst du zu demjenigen,
den du im Irrtum glaubst, sieh zu, dass du im sanftmütigen und demütigen Geist zu ihm
sprichst, denn der Zorn des Menschen hat nichts mit göttlicher Gerechtigkeit zu tun. Der
Irrende kann nur durch Sanftmut, Freundlichkeit und zärtliche Liebe zurechtgebracht
werden. Sei vorsichtig in deinem Verhalten. Vermeide jeden Blick, jede Geste, jedes Wort
und jeden Ton, die von Stolz und Selbstgenügsamkeit zeugen. Hüte dich vor jedem Wort
und Blick, die dich selbst erhöhen oder die deine Vortrefflichkeit und Gerechtigkeit im
Kontrast zu ihrem Fehlverhalten hervorheben sollen. Vermeide den geringsten Anschein
von Geringschätzung, Anmaßung oder Verachtung. Gib Acht, keinen Zorn zu äußern.
Wenngleich du eine deutliche Sprache sprichst, mache keine Vorwürfe, äußere keine
schmähenden Anklagen, offenbare keine hitzigen Gefühle, außer der Wärme ernsthafter
Liebe. Vor allem lass keinen Funken von Hass oder Böswilligkeit, keine Bitterkeit in dein
Herz kommen noch zeige eine saure Miene. Aus einem Herzen der Liebe kann nur
Freundlichkeit und Güte fließen. Doch all diese köstlichen Früchte brauchen dich nicht
daran zu hindern, in ernster, feierlicher Weise zu sprechen, als ob Engel ihre Blicke auf
dich gerichtet hätten und du im Hinblick auf das kommende Gericht handeln würdest.
Denke daran, dass der Erfolg des Tadels sehr von dem Geist abhängt, in welchem er
erteilt wird. Versäume nicht, ernstlich zu beten, damit du von Demut geleitet wirst und dass
die Engel Gottes vorher an den Herzen, mit denen du arbeiten willst, wirken und sie durch
himmlische Einflüsse besänftigen können. Dann mögen deine Bemühungen erfolgreich
sein: Wenn etwas Gutes bewirkt wird, rechne dir kein Verdienst zu. Gott allein gebührt alle
Ehre. Er hat alles bewirkt.
Z2.58.1 (2T.53.1) Absatz: 7/11
Du hast Entschuldigungen vorgebracht, dass du schlecht über deinen Bruder, deine
Schwester oder deinen Nachbarn gesprochen hast, bevor du persönlich zu ihm gegangen
bist und die Schritte unternommen hast, die Gott ausdrücklich geboten hat. Du sagst: „Ich
habe nicht eher über jemand gesprochen, bis ich so belastet war, dass ich mich nicht mehr
zurückhalten konnte.“ Was hat dich denn so belastet? War es nicht eine deutliche
Vernachlässigung deiner eigenen Pflicht, dem zu folgen, was der Herr gesagt hat? Du
befandest dich unter der Schuld der Sünde, weil du nicht zu dem Missetäter gingst und ihn
zwischen dir und ihm allein straftest. Weil du dies nicht tatest, weil du Gott ungehorsam
warst, konntest du doch nur belastet sein. Dein Herz wurde verhärtet, während du Gottes
Gebot mit Füßen tratest und deinen Bruder oder Nächsten im Herzen hasstest. Und
welchen Weg fandest du, dich zu entlasten? Gott rügt dich der Sünde wegen, dass du
nicht zu deinem Bruder gingst und mit ihm über seinen Fehler sprachst. Dann
entschuldigst du dich und tröstest dich mit einer Sünde, einer anderen Person die Fehler
deines Bruders zu berichten. Ist dies der rechte Weg, Frieden zu erkaufen, indem du
Sünde begehst?
Z2.58.2 (2T.53.2) Absatz: 8/11
All deine Bemühungen, die Irrenden zu retten, mögen umsonst sein. Sie mögen dir Gutes
mit Bösem vergelten. Sie mögen eher beleidigt als überzeugt sein. Was ist, wenn sie nicht
hören wollen und ihren üblen Kurs weiter verfolgen? Dies wird oft der Fall sein. Manchmal
wird der mildeste und zarteste Tadel keine gute Wirkung haben. In diesem Fall wird der
Segen, den du dem andern zuwenden wolltest, indem er gerecht handelt, aufhört Böses
zu tun und das Gute lernt, auf dich zurückfallen. Wenn der Irrende in seiner Sünde
fortfährt, behandle ihn freundlich und überlasse ihn deinem himmlischen Vater. Du hast
deine Seele errettet. Seine Sünde ruht nicht auf dir. Du bist kein Teilhaber seiner Sünde.
Kommt er um, klebt sein Blut nicht an deinen Kleidern.
Z2.59.1 (2T.54.1) Absatz: 9/11
Lieber Freund, in dir muss eine völlige Umwandlung stattfinden, oder du wirst in der
Waage gewogen und zu leicht erfunden. Die Gemeinde in ..., besonders die
schwatzhaften Frauen, haben eine Lektion zu lernen. „So sich jemand unter euch (Mann
oder Frau) lässt dünken, er diene Gott und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern
täuscht sein Herz, des Gottesdienst ist eitel.“ (Jakobus 1,26) Viele werden in dieser Sache
von so großer Bedeutung in der Waage gewogen und zu leicht erfunden werden. Wo sind
die Christen, die sich nach dieser Regel richten? Wer wird sich auf Gottes Seite stellen
gegen die Verleumder? Wer wird Gottes Wohlgefallen haben und einen Wächter, einen
ständigen Wächter, vor seinen Mund stellen und die Tür der Lippen geschlossen halten?
Sprich über niemand etwas Böses. Höre es dir auch nicht an. Gibt es keine Hörer, wird es
auch keine Verleumder geben. Wenn einer in deiner Gegenwart über andere Böses
spricht, gebiete ihm Einhalt. Weigere dich, ihm zuzuhören, auch wenn er sich noch so
sanft und milde gibt. Er mag Zuneigung bekennen, und doch versteckte Anspielungen
machen und hinterhältig den Charakter anschwärzen.
Z2.59.2 (2T.54.2) Absatz: 10/11
Weigere dich entschieden zuzuhören, auch wenn der Zuträger klagt, solche Last zu
tragen, bis er sprechen kann. In der Tat ist er belastet – mit einem fluchwürdigen
Geheimnis, das selbst Freunde entzweit. Geht hin, ihr Belasteten, macht euch frei in der
von Gott angeordneten Art und Weise. Geht zu eurem Bruder und sagt ihm seinen Fehler
zwischen ihm und euch allein. Wenn dies keinen Erfolg hat, nehmt noch einen oder zwei
Freunde mit euch und sprecht in ihrer Gegenwart mit ihm. Wenn auch dieser Schritt
versagt, dann sagt es der Gemeinde. Kein Ungläubiger darf die geringste Einzelheit
dieses Falles erfahren. Es der Gemeinde zu sagen ist der letzte Schritt, der unternommen
werden darf. Veröffentlicht es nicht vor den Feinden unseres Glaubens. Sie haben kein
Recht, Kenntnis über Gemeindeangelegenheiten zu erlangen, wodurch die Schwächen
und Verfehlungen der Nachfolger Christi bloßgestellt würden.
Z2.59.3 (2T.54.3) Absatz: 11/11
Diejenigen, die sich auf Christi Kommen vorbereiten, sollen nüchtern und wachsam zum
Gebet sein, denn unser Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und
sucht, welchen er verschlinge. „... wer leben will und gute Tage sehen, der schweige seine
Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht trügen. Er wende sich
vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des
Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Gebet.“ (1.Petrus 3,10-12)
Kapitel 6: Selbstsucht und Weltliebe
Z2.60.1 (2T.55.1) Absatz: 1/11
Lieber Bruder, liebe Schwester G, seit einiger Zeit hatte ich die Absicht, euch zu schreiben.
Während ich vor der Versammlung in ... stand, wurde ich mir eindringlich einiger Dinge
bewusst, worüber der Herr mir Licht gegeben hatte. Ich hatte gehofft, dass ihr auch bei
einer weiteren Versammlung zugegen sein würdet, wo die begonnene Arbeit weiter
fortgeführt werden konnte. Leider muss ich feststellen, dass unsere Geschwister im
Allgemeinen nicht erkennen, wie wichtig es ist, sich innerlich auf eine Konferenz
vorzubereiten. Anstatt sich Gott zu weihen bevor sie kommen, warten sie bis zur
Versammlung, dass dort dieses Werk für sie geschieht. Sie bringen alle häuslichen
Probleme mit zur Konferenz, und das, was sie zurückgelassen haben, ist ihnen wertvoller
und wichtiger als die Herzensvorbereitung für das Kommen des Herrn. Aus diesem Grund
verlassen sie den Ort nicht besser, als sie zuvor waren. Solche Versammlungen sind mit
erheblichen Kosten verbunden und wenn jene, die kommen keinen Nutzen davon haben,
ist es ein Verlust für sie. Außerdem erschweren sie erheblich die Arbeit derer, welche die
Last des Werkes fühlen und tragen. Unsere Geschwister verlassen die Konferenzen zu
früh. Gott hätte mehr für uns getan, wenn alle geblieben wären und sich am Werk beteiligt
hätten.
Z2.60.2 (2T.56.1) Absatz: 2/11
Schwester G, ich habe eine Botschaft für dich. Du bist weit vom Reich Gottes entfernt. Du
liebst diese Welt, und diese Liebe hat dich kalt, selbstsüchtig, streng und geizig gemacht.
Dein Hauptinteresse gilt dem starken, mächtigen Dollar. Wie wenig weißt du darüber, wie
Gott Personen betrachtet, die sich in einem Zustand wie du befinden. Du lebst in einer
schrecklichen Täuschung. Du passt dich der Welt an, anstatt durch Erneuerung deines
Sinnes verändert zu werden. In großem Maße bekunden sich in deinem Leben
Selbstsucht und Eigenliebe. Du hast diese unglücklichen Wesenszüge nicht überwunden.
Wenn keine Veränderung eintritt, wirst du den Himmel verlieren, und hier wirst du nicht
glücklich sein. Dies ist bereits der Fall. Die finstere Wolke, die dein Leben überschattet,
wird ausgedehnter und dunkler werden, bis dein ganzer Himmel verdeckt ist. Du magst
dich zur Rechten wenden, so ist kein Licht da, zur Linken, und du kannst nicht einen
Schimmer entdecken.
Z2.61.1 (2T.56.2) Absatz: 3/11
Du schaffst dir Kummer, wo keiner ist, weil du nicht recht stehst. Du bist ungeheiligt. Dein
klagender, habgieriger Geist macht dich unglücklich und missfällt Gott. Während dieses
ganzen Lebens hast du dich nur um dich selbst gekümmert, nur nach eigenem Glück
getrachtet. Welch ein ärmliches Werk, welch ein uneinträgliches Geschäft! Je mehr du hier
investierst, desto größer ist der Verlust. Je weniger du auf diesem Konto der
Selbstbefriedigung anlegst, desto größer wird deine Ersparnis sein. Uneigennützige,
selbstlose Liebe ist ein Fremdwort für dich. Weil du die Abwesenheit dieser köstlichen
Tugend nicht als besonders sündig betrachtest, bist du nicht eifrig darauf bedacht, sie zu
entwickeln.
Z2.61.2 (2T.56.3) Absatz: 4/11
Du hast deinen Mann geliebt und geheiratet. Du wusstest, dass du dich durch diese Ehe
verpflichtetest, seinen Kindern eine Mutter zu sein. Aber hierin kommst du zu kurz. Hier
besteht ein großer Mangel. Du hegst keine Liebe zu den Kindern deines Mannes. Wird
keine völlige Umwandlung, keine gründliche Reformation in deinem Verhalten ihnen
gegenüber stattfinden, werden diese kostbaren Juwelen ruiniert. Liebe, die sich in
Zuneigung offenbart, gehört nicht zu deinem Erziehungsplan. Soll ich dir die Wahrheit
sagen und dich dadurch zu meinem Feind machen? Du bist viel zu egoistisch, um die
Kinder eines andern lieben zu können. Es wurde mir gezeigt, dass dem Ergebnis eurer
Verbindung kein Gedeihen, kein Segen an Kraft, Leben und Gesundheit beschieden sein
wird. Gottes Geist würde dich dir selbst überlassen, es sei denn, du würdest gründlich
geprüft und erprobt und jene Dinge berichtigen, worin du entschieden zu kurz kommst.
Ebenso, wie deine Selbstsucht die jungen Herzen in deinem Heim verdorren lässt und mit
Mehltau behaftet, so wird Gottes Fluch auch die Gelübde deiner eigensüchtigen Liebe und
Verbindung dahinwelken lassen und verderben. Und falls du in deiner Selbstsucht
fortfährst, wird Gott dir noch näher treten und dir einen Götzen nach dem andern nehmen,
bis du dein stolzes, selbstsüchtiges, störrisches Herz vor ihm demütigst.
Z2.62.1 (2T.57.1) Absatz: 5/11
Ich sah, dass du dich am Tage Gottes furchtbar für deine unerfüllten Pflichten wirst
verantworten müssen. Du machst das Leben der Kinder, besonders der Tochter, sehr
bitter. Wo ist Zuneigung, liebevolle Fürsorge, geduldige Nachsicht? In deinem
ungeheiligten Herzen wohnen eher Hass als Liebe. Mehr Tadel als Lob und Ermutigung
kommen von deinen Lippen. Dein Verhalten, dein hartes Wesen, deine unfreundliche
Natur sind für jene empfindsame Tochter wie vernichtender Hagel für eine zarte Pflanze.
Sie erzittert bei jedem kalten Hauch, bis das Leben erstirbt und sie geknickt und
zerbrochen am Boden liegt.
Z2.62.2 (2T.57.2) Absatz: 6/11
Deine Erziehungsmethode trocknet den Kanal der Liebe, der Hoffnung und der Freude im
Herzen deiner Kinder aus. Das Gesicht des Mädchens ist von tiefer Traurigkeit
gekennzeichnet. Anstatt in dir Mitleid und Zartgefühl zu wecken, veranlasst dich dies,
ungeduldig zu sein und ausgeprägte Abneigung zu zeigen. Wenn du nur wolltest, könntest
du diesen Ausdruck zu einem belebten und freudigen umgestalten. „Sieht Gott es nicht?
Nimmt er es nicht zur Kenntnis?“ lauteten die Worte des Engels. Er wird diese Dinge
bestrafen. Du nahmst diese Verantwortung freiwillig auf dich, aber Satan hat Vorteil aus
deinem unglücklichen, unliebenswürdigen, lieblosen Wesen, aus deiner Eigenliebe,
Strenge, deiner Selbstsucht gezogen, und nun tritt dies alles in seiner ganzen Hässlichkeit
in Erscheinung, unkorrigiert, unbesänftigt und umgibt dich wie mit eisernen Banden.
Kinder lesen im Gesicht ihrer Mutter. Sie verstehen, ob Liebe oder Ablehnung zum
Ausdruck kommt. Du weißt nicht, welch ein Werk du tust. Erweckt das kleine traurige
Gesicht, der schwere Seufzer eines bedrückten Herzens nach Liebe, kein Mitleid? Nein,
nicht in deinem. Es treibt das Kind weiter von dir fort und vergrößert deine Abneigung.
Z2.63.1 (2T.58.1) Absatz: 7/11
Ich sah, dass der Vater nicht handelte, wie es ihm als Vater zukam. Gott stimmt seiner
Stellung nicht zu. Jemand anders hat des Vaters Herz gestohlen und es seinem eigenen
Fleisch und Blut entfremdet. Bruder G, dir fehlt es sehr an Unterscheidungsgabe. Als
Haupt der Familie solltest du deine Stellung eingenommen und nicht den Dingen ihren
Lauf gelassen haben. Du hast gesehen, dass etwas verkehrt lief und bist manchmal
besorgt gewesen. Aber Furcht, deiner jetzigen Frau zu missfallen und unglücklichen Streit
in deine Familie zu bringen, hat dich veranlasst zu schweigen, wo du hättest reden sollen.
Du bist nicht unschuldig in der Angelegenheit. Deine Kinder haben keine Mutter, die für sie
eintritt, um sie durch verständnisvolle Worte vor Tadel zu schützen.
Z2.63.2 (2T.58.2) Absatz: 8/11
Deine Kinder und alle andern Kinder, die jene verloren haben, deren Herzen von
mütterlicher Liebe überflossen, haben einen Verlust erlitten, dem niemals abgeholfen
werden kann. Wenn es aber jemand unternimmt, für die kleine verlassene Herde
Mutterstelle einzunehmen, dann ruht die Last auf ihr, möglichst noch liebevoller, noch
geduldiger im Tadeln und Verhalten zu sein als es ihre eigene Mutter gewesen wäre, um
auf diese Weise den Verlust auszugleichen, den die kleine Herde erlitt. Du, Bruder B, hast
dich wie ein Schlafender verhalten. Drücke deine Kinder an dein Herz, umgib sie mit
deinen schützenden Armen. Liebe sie zärtlich. Versäumst du diese Pflicht, wird gegen dich
geschrieben stehen: „Zu leicht erfunden.“
Z2.63.3 (2T.59.1) Absatz: 9/11
Ihr beide habt ein Werk zu tun. Gib für immer dein Murren auf. Gestatte nicht, dass der
strenge, habgierige, selbstsüchtige Geist deiner Frau deine Handlungen beherrscht. Du
hast dich vom gleichen Geist genährt und ihr beide habt Gott beraubt. Ihr entschuldigt
euch mit Armut, aber der Himmel weiß, dass dies nicht stimmt. Doch werden eure Worte
gewiss wahr werden. Ihr werdet in der Tat arm sein, wenn ihr fortfahrt, die Liebe zur Welt
zu hegen wie bisher. „Will ein Mensch Gott berauben? Doch ihr habt mich beraubt. Womit
haben wir dich beraubt? Am Zehnten und Hebopfer. Darum seid ihr auch verflucht.“
(Maleachi 3,8.9. engl) Löscht diesen Fluch so rasch wie möglich aus.
Z2.63.4 (2T.59.2) Absatz: 10/11
Bruder G, als Haushalter Gottes richte deinen Blick auf ihn. Ihm hast du Rechenschaft
über deine Haushalterschaft abzulegen, nicht deiner Frau. Du handelst mit Gottes Gütern.
Er hat sie dir nur für eine kleine Weile geliehen, um dich zu prüfen. Er will sehen, ob du
reich wirst sein „an guten Werken“, gerne gibst, behilflich bist, ob du dir „Schätze
sammeln“ und „einen guten Grund aufs Zukünftige“ legen willst, um „das wahre Leben“ zu
ergreifen. (1.Timotheus 6,18.19) Gott wird sein Eigentum mit Zinsen zurückfordern. Möge
er dir helfen, dich aufs Gericht vorzubereiten. Kreuzige dein Ich. Mögen die Gnadengaben
des Geistes in euer beider Herzen lebendig sein. Treibt die Welt mit ihren verderblichen
Lüsten aus. „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt liebhat,
in dem ist nicht die Liebe des Vaters.“ (1.Johannes 2,15) Wenn euer Bekenntnis gleich
hoch wie der Himmel ist, könnt ihr doch mit den Geheiligten, den Reinen und Heiligen
keinen Teil am Himmelreich haben, wenn ihr selbstsüchtig seid und die Welt liebt. „Wo
euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Matthäus 6,21) Befindet sich euer Schatz im
Himmel, wird auch euer Herz dort sein. Ihr werdet vom Himmel, vom ewigen Leben, von
der unvergänglichen Krone sprechen. Habt ihr eure Schätze auf Erden angelegt, werdet
ihr über irdische Dinge sprechen und euch mit Verlust und Gewinn beschäftigen. „Was
hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner
Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?“ (Matthäus
16,26)
Z2.64.1 (2T.60.1) Absatz: 11/11
Es ist Licht und Erlösung für euch vorhanden, wenn ihr nur fühlt, dass ihr es haben oder
umkommen müsst. Jesus kann euch retten bis zum Äußersten. Aber Schwester G, wenn
Gott je durch mich gesprochen hat – du bist betreffs deiner selbst schrecklich betrogen.
Du brauchst eine gründliche Bekehrung, oder du wirst niemals zur Schar derer gehören,
die ihre Kleider gewaschen und sie im Blute des Lammes weiß gemacht haben, so dass
sie die große Trübsal überstehen können.
Kapitel 7: Fleischnahrung und Reizmittel
Z2.65.1 (2T.60.2) Absatz: 1/14
Liebe Geschwister H, unter den Gesichtern Verschiedener, die ich gesehen hatte und für
die noch ein besonderes Werk getan werden muss, ehe sie durch die Wahrheit geheiligt
werden können, bemerkte ich auch euch. Ihr habt die Wahrheit angenommen, weil ihr
erkanntet, dass es die Wahrheit ist, aber ihr seid von ihr noch nicht durchdrungen. Den
heiligenden Einfluss der göttlichen Wahrheit auf das Leben habt ihr noch nicht an euch
erfahren. Die Erkenntnis betreffs der Gesundheitsreform ward euch zuteil, und in diesen
letzten Tagen ruht auf Gottes Volk die Verpflichtung, in allen Dingen Maß zu halten. Im
Gesicht sah ich, dass ihr zu denen gehört, die nur langsam zur vollen Erkenntnis gelangen
und folglich ebenso langsam ihre Lebensweise im Essen, Trinken und Arbeiten umstellen.
Sobald das Licht der Wahrheit angenommen und ausgelebt wird, bewirkt es eine völlige
Umgestaltung im Leben und Charakter all derer, die durch das Wort Gottes geheiligt sind.
Z2.65.2 (2T.60.3) Absatz: 2/14
Euer Geschäft dient nicht dem Fortschritt im göttlichen Leben, sondern ist dem Wachstum
in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit hinderlich. Es dient dazu den Menschen
zu erniedrigen, zu verunreinigen und seine niederen Triebe zu stärken. Die höheren
Verstandeskräfte werden von den niederen überwunden. Eure tierischen Neigungen
beherrschen die geistlichen. Diejenigen, die sich auf die Verwandlung vorbereiten, sollten
nicht Metzger werden.
Z2.65.3 (2T.60.4) Absatz: 3/14
Eure Familie hat sich hauptsächlich von Fleisch ernährt, und die tierischen Neigungen sind
erstarkt, während die Verstandeskräfte geschwächt wurden. Wir sind aus dem
zusammengesetzt, was wir essen. Ernähren wir uns hauptsächlich vom Fleisch toter Tiere,
werden wir Teilhaber ihrer Natur. Ihr habt den sinnlichen Teil eures Organismus gefördert,
während der edle Teil geschwächt wurde. Wiederholt habt ihr in Verteidigung eures
Fleischgenusses geäußert: „Wie schädlich es für andere sein mag, mir schadet es nicht,
denn ich habe es mein ganzes Leben lang gegessen.“ Aber ihr wisst nicht, wie wohl ihr
euch gefühlt haben würdet, wenn ihr den Fleischgenuss aufgegeben hättet. Als Familie
seid ihr weit davon entfernt, frei von Krankheit zu sein. Ihr habt tierisches Fett gebraucht,
was Gott in seinem Wort ausdrücklich verboten hat. „Das sei eine ewige Sitte bei euren
Nachkommen in allen Wohnungen, dass ihr kein Fett noch Blut esset.“ (3.Mose 3,17) „Ihr
sollt auch kein Blut essen, weder vom Vieh noch von Vögeln, überall, wo ihr wohnt.
Welche Seele würde irgendein Blut essen, die soll ausgerottet werden von ihrem Volk.“
(3.Mose 7,26.27)
Z2.66.1 (2T.61.1) Absatz: 4/14
Ihr habt Fleisch an eurem Körper, doch es ist von schlechter Qualität. Diese Menge an
Fleisch tut euch nicht gut. Jeder von euch sollte sich an eine kärgliche Diät halten, die
euer Körpergewicht um fünfundzwanzig bis dreißig Pfund reduzieren würde. Dann wäret
ihr weniger anfällig für Krankheiten. Das Fleischessen hat zu einer schlechten Blut- und
Fleischqualität geführt. Euer Organismus befindet sich in einem fieberhaften Zustand,
bereit, irgendeiner Krankheit anheim zu fallen. Ihr seid in Gefahr, akut zu erkranken und
von plötzlichem Tod dahingerafft zu werden, weil ihr keine starke Konstitution besitzt,
Krankheiten zu widerstehen oder sich davon zu erholen. Es wird die Zeit kommen, wo sich
die Kraft und Gesundheit, deren ihr euch rühmt, als Schwäche erweisen wird. Es ist nicht
der Lebenszweck des Menschen, seinen Magen zu verherrlichen. Tierische Bedürfnisse
sind da, die befriedigt werden müssen; aber sollte der Mensch deshalb zum Tier werden?
Z2.66.2 (2T.61.2) Absatz: 5/14
Ihr habt euren Kindern ungesunde Nahrung vorgesetzt, zubereitet auf ungesunde Art. Ihr
habt ihnen Fleisch zu essen gegeben, und was ist das Resultat? Sind sie veredelt,
geistreich, gehorsam, gewissenhaft und religiös eingestellt? Ihr wisst, dies ist nicht der
Fall, sondern genau das Gegenteil. Eure Lebensweise hat die sinnliche Natur in euch
gestärkt und die geistliche geschwächt. Ihr habt euren Kindern ein erbärmliches Erbgut
übermittelt, eine moralisch verdorbene Natur, noch verstärkt durch eure falschen
Gewohnheiten im Essen und Trinken. Was ihr auf den Tisch bringt, hat sie zu dem
gemacht, was sie sind. Die Sünde liegt vor eurer Tür. Ihr wisst, dass sie nicht an Religion
interessiert sind, dass sie sich keiner Einschränkung unterwerfen, sondern ungehorsam
sind und sich eurer Autorität widersetzen. Besonders euer ältester Sohn ist verdorben und
den niederen Trieben unterworfen. In seinem Organismus gibt es kaum einen Funken des
Göttlichen. Ihr habt eure Kinder dazu erzogen, der Esslust nachzugeben, wann und wie es
ihnen gefällt. Euer Beispiel hat sie gelehrt, dass sie leben um zu essen, und dass die
Befriedigung des Appetits Hauptziel des Lebens ist. Bruder H, du hast ein Werk zu tun. Du
hast dich wie ein schlafender, wie ein gelähmter Mann verhalten. Es ist Zeit, dass du eine
machtvolle Anstrengung machst, die jüngeren Glieder deiner Familie zu retten. Der
Einfluss deines ältesten Sohnes schadet ihnen nur. Verändere das, was auf den Tisch
kommt. Eine verdorbene, aufreizende Diät stärkt die niederen Leidenschaften deiner
Kinder. Von allen Familien, die ich kenne, hat es die deine am nötigsten, Fleischspeisen
und tierische Fette aufzugeben und gesundes Kochen zu erlernen.
Z2.67.1 (2T.62.1) Absatz: 6/14
Schwester H ist eine Frau mit unreinem Blut. Durch den Genuss von Fleischspeisen ist
der Säftehaushalt ihres Organismus skrofulös geworden. Die Verwendung von
Schweinefleisch in ihrer Familie führte zur Verunreinigung des Blutes. Schwester H muss
ihre Kost lediglich auf Getreide, Obst und Gemüse beschränken und bei der Zubereitung
auf Fleisch und tierisches Fett jeder Art verzichten. Einige Zeit wird die Beachtung einer
streng gesundheitsgemäßen Ernährung nötig sein, um ihren Gesundheitszustand zu
bessern und sie ganz dem Leben wiederzugeben. Wer uneingeschränkt Fleischspeisen
genießt, kann unmöglich einen ungetrübten Verstand und ein gutes Urteilsvermögen
besitzen.
Z2.67.2 (2T.63.1) Absatz: 7/14
Wir raten euch, eure Lebensgewohnheiten zu ändern; verknüpfen damit jedoch die
Mahnung, verständnisvoll vorzugehen. Mir sind Familien bekannt, die ihre bisherige
Fleischnahrung durch eine kraftlose Kost ersetzt haben. Ihre Speise wurde so schlecht
zubereitet, dass sie der Magen nicht annahm. Sie sagten mir, dass die Gesundheitsreform
nicht mit ihnen übereinstimme, da ihre körperlichen Kräfte abnehmen. Darin liegt auch der
Grund, warum die Bemühungen mancher Frauen zur Vereinfachung ihrer Ernährung ohne
Erfolg geblieben sind. Ihre Kost ist zu dürftig. Die Speise wird ohne besondere Sorgfalt
zubereitet und zeigt keinerlei Abwechslung. Die einzelnen Mahlzeiten dürfen nicht zu
reichhaltig sein, aber sich auch auf keinen Fall aus den gleichen Nahrungsmittelarten ohne
irgendeine Abwechslung zusammensetzen. Einfach sollten die Speisen zubereitet werden,
jedoch so delikat, dass der Appetit angeregt wird. Tierisches Fett müsst ihr aus eurer Kost
verbannen; denn es verunreinigt jegliche Nahrung. Esst dafür reichlich Obst und Gemüse!
Z2.68.1 (2T.63.2) Absatz: 8/14
Nachdem einige durch Herabsetzung der Nahrungsmenge und durch ihre geringe Qualität
ihre körperlichen Kräfte heruntergewirtschaftet haben, folgern sie, dass ihre frühere
Lebensweise die bessere war. Der Organismus muss erhalten werden. Dennoch zögern
wir nicht zu sagen, dass Fleischspeisen weder für die Gesundheit noch für die Erhaltung
der Körperkräfte nötig sind. Wenn man sie isst, dann nur, weil eine irregeleitete Esslust
danach verlangt. Der Fleischgenuss erregt die animalen Neigungen zu größerer Aktivität
und stärkt die niederen Leidenschaften. Sobald aber diese tierischen Triebe zunehmen,
vermindern sich die geistigen und moralischen Kräfte. Die Verwendung von Fleisch führt
zu körperlicher Fülle und zur Betäubung der hoch empfindlichen Sinnesorgane.
Z2.68.2 (2T.63.3) Absatz: 9/14
Wird das Volk, das sich darauf vorbereitet, geheiligt, gereinigt und geläutert zu werden, um
einmal an der Gesellschaft heiliger Engel teilhaben zu können, fortfahren, Gottes
Geschöpfe zu töten, sich von ihrem Fleisch zu ernähren und es als Leckerbissen
verzehren? Nach dem, was der Herr mir gezeigt hat, werden sich diese Verhältnisse
ändern. Das abgesonderte Gottesvolk wird sich in allen Dingen der Mäßigkeit befleißigen.
Wer sich jedoch in der Hauptsache von Fleisch ernährt, kann es nicht vermeiden, auch
das Fleisch der Tiere zu genießen, die mehr oder weniger schwer verseucht sind. Das
Mastverfahren, um die Tiere schlachtreif zu machen, lässt sie erkranken. Werden sie auch
noch so gesundheitsgemäß gemästet, der Abtrieb erhitzt sie und lässt sie erkranken, ehe
sie den Markt erreichen. Die Säfte und das Fleisch dieser kranken Tiere gelangen
unmittelbar ins Blut und gehen in den Blutkreislauf des menschlichen Körpers über, ja
bilden dessen Säfte und Fleisch. Auf diese Weise entstehen im Organismus Geschwüre.
Wenn ein Mensch bereits ungesundes Blut hat, verschlimmert er es noch erheblich durch
den Genuss des Fleisches dieser kranken Tiere. Die Empfänglichkeit für Krankheiten wird
durch Fleischkost verzehnfacht, und die geistigen, sittlichen und körperlichen Kräfte lassen
durch regelmäßigen Genuss von Fleischspeisen wesentlich nach; denn der Fleischgenuss
stört den Organismus, trübt die Verstandestätigkeit und stumpft das sittliche Feingefühl ab.
Lieber Bruder, liebe Schwester, ich rate euch, meidet alles Fleisch; das ist euch
zuträglicher.
Z2.69.1 (2T.64.1) Absatz: 10/14
Der Genuss von Tee und Bohnenkaffee schadet dem Körper. Tee ruft bis zu einem
gewissen Grade Betäubung hervor. Er gelangt in den Blutkreislauf und schwächt
allmählich die Kräfte des Körpers und des Geistes. Er reizt und erregt die lebendige
Maschinerie des Organismus, beschleunigt ihre Bewegungen, zwingt sie zu unnatürlicher
Tätigkeit und ruft so in dem Teetrinker den Eindruck hervor, als erweise er ihm einen
großen Dienst und teile ihm Stärke mit. Doch das ist ein Irrtum. Der Tee greift die Kräfte
der Nerven an und schwächt sie in hohem Maße. Entkräftung und Schwäche im Verhältnis
zu der künstlichen Belebung, die der Tee mitgeteilt hat, sind die Folgen, die sich zeigen,
sobald seine Wirkung aufhört und die durch seinen Genuss verursachte gesteigerte
Tätigkeit nachlässt. Wenn der Organismus bereits überlastet ist und der Ruhe bedarf,
spornt der Tee durch den von ihm ausgeübten Reiz zur Verrichtung ungewöhnlicher,
außerordentlicher Tätigkeit an und verringert dadurch seine Leistungsfähigkeit und seine
Widerstandskraft. Seine Kräfte werden verausgabt, lange bevor es der Himmel will. Der
Tee ist dem Körper ein Gift. Christen sollten nichts mit ihm zu tun haben. Die Wirkung des
Bohnenkaffees ist in gewisser Hinsicht dieselbe wie die des Tees; seine Einwirkung auf
den Körper ist jedoch noch schlimmer. Er wirkt anregend; doch in eben demselben
Verhältnis, in dem man sich durch seinen Genuss zuerst mehr als gewöhnlich gehoben
fühlt, tritt hernach eine Erschöpfung und Abspannung ein. Tee- und Bohnenkaffeetrinker
kann man es vom Gesicht ablesen, welchen Genüssen sie huldigen. Die Haut wird bleich;
das Gesicht nimmt einen matten Ausdruck an. Von seiner gesunden Farbe ist nichts mehr
zu sehen.
Z2.70.1 (2T.65.1) Absatz: 11/14
Tee und Bohnenkaffee bieten dem Körper keinen Nährwert. Die Erleichterung, die sie
schaffen, erfolgt plötzlich, ehe noch der Magen Zeit hat, sie zu verdauen. Dieser Umstand
beweist, dass das, was die Benutzer dieser Reizmittel Kraft nennen, nichts weiter als eine
Aufpeitschung der Nerven des Magens ist, die den Reiz dem Gehirn mitteilen. Dieses
wiederum wird nur erregt, um eine gesteigerte Herztätigkeit hervorzurufen und dem
gesamten Körper eine Kräfteauffrischung von kurzer Dauer mitzuteilen. Dies ist alles nur
trügerische Stärke, durch die wir uns schlechter stehen, als wenn wir sie nicht hätten.
Z2.70.2 (2T.65.2) Absatz: 12/14
Die weiteren Wirkungen des Teetrinkens sind Kopfschmerz, Schlaflosigkeit, Herzklopfen,
Verdauungsstörungen, Nervenzittern sowie viele andere Übel. „Ich ermahne euch nun,
liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebet zum Opfer,
das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger
Gottesdienst.“ (Römer 12,1) Gott fordert ein lebendiges Opfer, kein totes oder sterbendes.
Wenn wir Gottes Anforderungen beachten, werden wir sehen, dass er von uns Mäßigkeit
in allen Dingen verlangt. Der Zweck unserer Erschaffung ist, Gott zu verherrlichen in
Körper und Geist, die Gottes Eigentum sind. Wie können wir dies tun, wenn wir zum
Schaden unserer körperlichen und moralischen Kräfte der Esslust frönen? Gott fordert,
dass wir unsere Leiber zu einem lebendigen Opfer darbringen. Dann haben wir die Pflicht,
jenen Leib in der besten gesundheitlichen Verfassung zu erhalten, damit wir seinen
Anforderungen genügen können. „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles
zu Gottes Ehre.“ (1.Korinther 10,31)
Z2.70.3 (2T.65.3) Absatz: 13/14
Ihr habt ein Werk zu tun, euer Haus in Ordnung zu bringen. Reinigt euch selbst von aller
Befleckung des Fleisches und des Geistes und bringt Heiligkeit in der Furcht Gottes
hervor. Ihr sollt alle Anstrengungen machen, eure Irrtümer zu entdecken und sie in der
Furcht Gottes und mit seiner Hilfe abzustellen. Lieber Bruder, liebe Schwester, es tut euch
not, euch betreffs Ordnung zu reformieren. Ihr solltet mehr Geschmack an den Tag legen
und euch strikter Reinlichkeit befleißigen. Gott ist ein Gott der Ordnung. Er wird keine
nachlässigen und unordentlichen Gewohnheiten in einem seiner Kinder dulden. Offenbart
in eurer Kleidung, eurem Haus und in allen Dingen guten Geschmack und Ordnung. Wir
werden als sonderbares Volk betrachtet. Die Kleiderreform bildet einen großen Gegensatz
zu den Moden der Welt. Wer sich dieser Kleidung bedient, sollte guten Geschmack,
Ordnung und strikte Reinlichkeit offenbaren. Dieser Kleiderstil sollte nicht übernommen
werden, es sei denn, die Kleidung ist richtig und geschmackvoll angefertigt. Wir sollten
sorgsam darauf bedacht sein, Ungläubige nicht durch Achtlosigkeit und Nachlässigkeit in
unserer Kleidung zu schockieren; sondern sollten uns nett und gesundheitsgemäß kleiden,
damit sie eine Empfehlung für unvoreingenommene Gemüter ist.
Z2.71.1 (2T.66.1) Absatz: 14/14
Um das erhabene Wesen der Wahrheit, den Wert der Versöhnung und die ewigen Dinge
recht schätzen und würdigen zu können, braucht ihr einen nüchternen, tatkräftigen
Verstand. Wenn ihr einer falschen Lebensweise huldigt, euch ungesund ernährt und
dadurch eure Geisteskräfte schwächt, lasst ihr der Erlösung und dem ewigen Leben nicht
die Wertschätzung zukommen, die euch begeistert, euer Leben dem Leben Christi
anzupassen. Dann werdet ihr nicht jene ernsten, aufopfernden Anstrengungen zur völligen
Übereinstimmung mit dem Willen Gottes machen können, die sein Wort fordert und die
notwendig sind, um euch für die Verwandlung zur Unsterblichkeit geschickt zu machen.
Kapitel 8: Vernachlässigung der Gesundheitsreform
Z2.71.2 (2T.66.2) Absatz: 1/11
Lieber Bruder, liebe Schwester I, der Herr hat mir einige Dinge gezeigt, die euch betreffen,
und ich fühle mich verpflichtet, euch zu schreiben. Ihr befandet euch unter der Anzahl
derer, die mir vorgeführt wurden als solche, die in der Gesundheitsreform rückständig
waren. Licht hat auf den Pfad geschienen, auf dem Gottes Volk pilgert. Doch folgen nicht
alle dem Licht so rasch, wie Gottes Vorsehung es bestimmt und den Weg bahnt. Solange
dies nicht geschieht, werden sie sich in Finsternis befinden. Wenn Gott zu seinem Volk
spricht, beabsichtigt er, dass sie auf seine Stimme hören und ihr gehorchen. Als ich am
letzten Sabbat sprach, erschienen vor mir deutlich eure blassen Gesichter, wie sie mir
gezeigt worden waren. Ich sah euren Gesundheitszustand und die Unpässlichkeiten, unter
denen ihr seit langem leidet. Es wurde mir gezeigt, dass ihr ungesund lebtet. Euer Appetit
war ungesunder Art, und ihr habt den Geschmack auf Kosten des Magens befriedigt. Ihr
habt eurem Magen Artikel zugeführt, die unmöglich in gutes Blut umgewandelt werden
können. Dies hat der Leber eine große Last aufgebürdet, da die Verdauungsorgane in
Unordnung waren. Ihr beide seid leberkrank. Die Gesundheitsreform würde sich für euch
beide als sehr nützlich erweisen, wenn ihr sie strikt befolgtet. Dies habt ihr zu tun
versäumt. Euer Appetit ist krankhaft, und weil ihr keinen Geschmack an einfacher Nahrung
findet – ungesiebtem Weizenmehl, Gemüse und Früchte, zubereitet ohne Gewürze oder
tierische Fette – übertretet ihr fortwährend Gottes Naturgesetze, denen ihr unterworfen
seid. Während ihr dies tut, müsst ihr die Strafe erdulden, denn jede Übertretung hat ihre
Strafe. Doch wundert ihr euch über euren anhaltend schlechten Gesundheitszustand.
Z2.72.1 (2T.67.1) Absatz: 2/11
Seid euch dessen gewiss, dass Gott keine Wunder wirken wird, um euch von den Folgen
eurer Handlungsweise zu bewahren. Ihr habt nicht genügend Zufuhr frischer Luft gehabt.
Bruder J hat in seinem Magazin gearbeitet, sich seinen Geschäften gewidmet und sich nur
beschränkt der frischen Luft ausgesetzt und Bewegung verschafft. Seine Blutzirkulation ist
träge. Er atmet nur mit den Lungenspitzen. Nur selten benutzt er beim Atmen die
Bauchmuskeln. Magen, Leber, Lunge und Gehirn leiden unter Mangel an tiefen, vollen
Atemzügen, die das Blut beleben und ihm eine helle, lebendige Farbe vermitteln würden.
Nur so kann das Blut rein erhalten bleiben und jedem Teil des lebendigen Organismus
Farbe und Lebenskraft verleihen.
Z2.72.2 (2T.68.1) Absatz: 3/11
Ihr, meine lieben Geschwister, könntet euch einer weit besseren Gesundheit erfreuen als
bisher, und ihr könntet die vielen Unpässlichkeiten vermeiden, wenn ihr Mäßigkeit in allen
Dingen üben würdet – Mäßigkeit in der Arbeit, Mäßigkeit im Essen und Trinken. Heiße
Getränke schwächen den Magen. Käse sollte nie in den Magen gelangen. Weißes Brot
kann dem Körper nicht die Kraft zuführen, die ihr im Vollkornbrot finden werdet. Der
gewohnheitsmäßige Verzehr von Weißbrot kann den Körper nicht gesund erhalten. Ihr
beide leidet unter einer untätigen Leber. Die Verwendung von weißem Mehl vermehrt die
Schwierigkeiten, unter denen ihr leidet.
Z2.73.1 (2T.68.2) Absatz: 4/11
Es gib keine Behandlung, die euch von euren gegenwärtigen Schwierigkeiten befreien
könnte, während ihr esst und trinkt, wie es eurer Gewohnheit entspricht. Ihr könnt das für
euch selbst tun, was der erfahrenste Arzt nicht tun kann. Ändert eure Ernährungsweise.
Um den Geschmack zu befriedigen, legt ihr euren Verdauungsorganen schwere Lasten
auf, indem ihr dem Magen ungesunde Nahrung zuführt und manchmal noch in unmäßiger
Menge. Dies ermüdet den Magen und macht ihn unfähig, selbst die gesündeste Nahrung
richtig zu verarbeiten. Wegen eurer verkehrten Essgewohnheiten bleibt euer Magen
ständig in geschwächtem Zustand. Eure Nahrung ist zu reichhaltig. Sie ist nicht einfach
und natürlich zubereitet, sondern für den Magen völlig ungeeignet, wenn sie eurem
Geschmack angepasst ist. Die Natur ist überlastet und ist entschlossen, euren
Bemühungen, sie zu schwächen, Widerstand entgegenzusetzen. Erkältungen und Fieber
sind das Resultat ihrer Versuche, sich der ihr auferlegten Last zu entledigen. Ihr erleidet
die Strafen der übertretenen Naturgesetze. Gott hat euren Körper Gesetzen unterworfen,
die ihr nicht ungestraft übertreten könnt. Ihr habt euch nach eurem Geschmack gerichtet,
ohne an eure Gesundheit zu denken. Ihr habt einige Veränderungen vorgenommen, aber
das sind gerade die ersten Schritte in der Reformdiät. Gott fordert Mäßigkeit in allen
Dingen. „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.“
(1.Korinther 10,31)
Z2.73.2 (2T.69.1) Absatz: 5/11
Von allen Familien, die ich kenne, benötigt keine den Nutzen der Gesundheitsreform mehr
als die eure. Ihr stöhnt unter Schmerzen und Erschöpfung, für die ihr keine Erklärung
findet. Ihr versucht, euch allem geduldig zu unterwerfen und glaubt, Anfechtungen dieser
Art seien euer Los und von der Vorsehung bestimmt. Könnten eure Augen geöffnet
werden, und könntet ihr Rückblick auf euer vergangenes Leben halten, zu erkennen,
wodurch ihr in euren gegenwärtigen Zustand schwacher Gesundheit geraten seid, würdet
ihr über eure Blindheit erstaunt sein, nicht schon früher die wahren Ursachen erkannt zu
haben. Ihr habt einen unnatürlichen Appetit entwickelt und könnt euch nicht in dem Maße
eurer Mahlzeiten erfreuen, wie es der Fall wäre, wenn ihr euch in rechter Weise eures
Appetits bedient hättet. Ihr habt eure Natur verdorben und die Folgen erdulden müssen, so
schmerzhaft sie waren.
Z2.74.1 (2T.69.2) Absatz: 6/11
Die Natur erträgt Missbrauch so lange es ihr ohne Widerstand möglich ist; doch dann
erhebt sie sich und macht eine heftige Anstrengung, sich von den Hindernissen und der
üblen Behandlung, die ihr zuteil wurde, zu befreien. Dann stellen sich Kopfschmerzen,
Erkältungserscheinungen, Fieber, Nervosität, Lähmungen und andere Übel ein, zu zahllos,
um sie zu nennen. Verkehrtes Verhalten im Essen und Trinken zerstört die Gesundheit
und damit das Lebensglück. Oh, wie oft habt ihr etwas um den Preis eines erhitzten
Systems, Verlust des Appetits und einer schlaflosen Nacht gekauft, was ihr eine gute
Mahlzeit nanntet! Unfähigkeit, euch der Nahrung zu erfreuen, Mangel an Schlaf, Stunden
der Schmerzen – alles um ein Essen, das den Geschmack befriedigte! Tausende haben
ihrer Esslust nachgegeben, haben eine gute Mahlzeit eingenommen, wie sie es nannten,
und haben als Folge Fieber oder eine akute Krankheit bekommen, sogar mit Todesfolge.
Das war Gaumenfreude, erkauft unter ungeheuren Kosten. Und doch haben viele dies
getan, und auf diese Selbstmörder wurden von ihren Freunden und Pastoren Lobreden
gehalten, die sie bei ihrem Ableben direkt in den Himmel beförderten. Welch ein Gedanke!
Schlemmer im Himmel! Nein, nein, solche werden niemals durch die Perlentore der
goldenen Stadt Gottes eingehen. Sie werden nie zur Rechten Jesu, des köstlichen
Heilandes, des Mannes von Golgatha, erhöht werden, dessen Leben fortwährende
Selbstverleugnung und Opferbereitschaft war. Ihnen ist ein Platz unter den Unwürdigen
bestimmt, die keinen Teil am besseren Leben, dem ewigen Erbe, haben.
Z2.74.2 (2T.70.1) Absatz: 7/11
Gott fordert von allen Menschen, dass sie ihm ihre Leiber als ein lebendiges Opfer
darbringen, nicht als ein totes, sterbendes Opfer, das durch ihre eigene Handlungsweise
geschwächt und mit Unreinigkeiten und Krankheiten angefüllt ist. Gott will ein Opfer voller
Leben haben. Er sagt uns, dass der Körper der Tempel des heiligen Geistes, dessen
Wohnung ist, und er gebietet allen, die sein Bild an sich tragen, für ihren Körper zu sorgen,
dass sie ihm dienen und ihn verherrlichen können. „Ihr seid nicht euer selbst“, sagt der
inspirierte Apostel, „denn ihr seid teuer erkauft, darum so preiset Gott an eurem Leibe und
in eurem Geiste, welche sind Gottes.“ (1.Korinther 6,19.20) Um dies tun zu können, fügt
eurer Tugend Erkenntnis zu, eurer Erkenntnis Mäßigkeit, und eurer Mäßigkeit Geduld. Es
ist eine Pflicht, zu wissen, wie man den Körper bei bester Gesundheit erhält, und es ist
eine heilige Pflicht, dem Licht zu folgen, das Gott in Gnaden geschenkt hat. Wenn wir
unsere Augen vor dem Licht verschließen aus Furcht, dass wir unsere Verkehrtheiten
erkennen könnten, die wir nicht bereit sind aufzugeben, wird unsere Sünde dadurch nicht
geringer, sondern größer. Wenn man sich in einer Sache von dem Licht abwendet, wird es
auch in einer anderen missachtet. Es ist eine ebenso große Sünde die Naturgesetze zu
übertreten wie eines der Zehn Gebote zu brechen, denn wir können weder das eine noch
das andere tun, ohne Gottes Gesetz zu übertreten. Wir können den Herrn nicht von
ganzem Herzen, ganzem Gemüt, ganzer Seele und allen Kräften lieben, während wir
unseren Appetit und Geschmack viel mehr lieben als den Herrn. Täglich schmälern wir
unsere Kraft, den Herrn zu verherrlichen, während er all unsere Kräfte und unsern ganzen
Verstand fordert. Durch unsere verkehrten Gewohnheiten verringern wir unseren Halt am
Leben, und dabei bekennen wir, Christi Nachfolger zu sein, die sich auf die Unsterblichkeit
vorbereiten.
Z2.75.1 (2T.71.1) Absatz: 8/11
Meine Geschwister, ihr habt ein Werk zu tun, das niemand anders für euch verrichten
kann. Erwacht aus eurer Gleichgültigkeit, und Christus wird euch Leben geben. Verändert
eure Lebensweise, euer Essen, euer Trinken und eure Arbeit. Während ihr weiterhin dem
Kurs folgt, den ihr seit Jahren eingeschlagen habt, könnt ihr heilige und ewige Dinge nicht
klar unterscheiden. Euer Empfindungsvermögen ist abgestumpft und euer Verstand
umwölkt. Ihr seid nicht in der Gnade und der Erkenntnis der Wahrheit gewachsen, wie es
euer Vorrecht war. Eure geistliche Gesinnung hat nicht zugenommen, sondern ist mehr
und mehr verblasst. Ihr seid zu schnell gewesen, Eigentum zu erwerben. Ihr seid in Gefahr
gewesen, andere zu übervorteilen, indem ihr nur auf eure eigenen Interessen bedacht
seid. So wie ihr wünscht, dass andere eure Interessen in Betracht ziehen, sollt ihr es auch
mit den ihren tun. Ihr habt Selbstsucht in euch gefördert, die überwunden werden muss.
Prüft genau eure Herzen. Ahmt in eurem Leben das unfehlbare Vorbild nach, und alles
wird mit euch in Ordnung sein. Erhaltet euch ein reines Gewissen vor Gott. Verherrlicht in
allem seinen Namen. Gebt euren Egoismus und eure Selbstliebe auf.
Z2.76.1 (2T.71.2) Absatz: 9/11
„Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung
eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und
vollkommene Gotteswille.“ (Römer 12,2) Die Sitten und Gewohnheiten der Menschen
können euch nicht als Maßstab dienen. Wie beschränkt eure Verhältnisse auch sein
mögen, gestattet euch nie, andere zu übervorteilen. Satan wird euch versuchen, dies zu
tun und wird euch darin keine Ruhe lassen. Es ist einem Kaufmann möglich, ein Christ zu
sein und vor Gott redlich zu bleiben. Um dies jedoch tun zu können, ist fortwährende
Wachsamkeit notwendig und ernstes Gebet vor Gott, vor den üblen Praktiken dieses
verdorbenen Zeitalters, nämlich sich auf Kosten anderer zu bereichern, bewahrt zu
bleiben. Ihr befindet euch in einer schwierigen Lage, Fortschritte im göttlichen Leben zu
machen. Ihr habt ein Prinzip, aber ihr verlasst euch nicht völlig auf Gott. Ihr vertraut zu viel
auf eure eigene schwache Kraft. Ihr bedürft göttlicher Hilfe, einer Macht, die nicht in euch
selbst gefunden wird. Es ist jemand da, den ihr um Rat bitten könnt, dessen Weisheit
unendlich ist. Er hat euch eingeladen, zu ihm zu kommen, denn er will euren Bedürfnissen
abhelfen. Wenn ihr im Glauben alle Sorgen auf ihn werft, der auf die Sperlinge achtet,
vertraut ihr nicht umsonst. Wenn ihr euch auf seine sicheren Verheißungen verlasst und
an eurer Ehrlichkeit festhaltet, werdet ihr von Engeln Gottes umgeben sein. Beharrt in
guten Werken, die aus dem Glauben kommen, vor Gott. Dann wird der Herr eure Schritte
ordnen und er wird seine segnende Hand nicht von euch abziehen.
Z2.77.1 (2T.72.1) Absatz: 10/11
Wenn es euch überlassen bliebe, euren eigenen Weg zu wählen, würdet ihr sicher
ernstliche Fehler machen und bald Schiffbruch im Glauben erleiden. Tragt eure Sorgen
und Lasten zum Bürdenträger. Lasst nicht zu, dass ein Makel euren christlichen Charakter
befleckt. Nie, nie solltet ihr um Gewinnes willen euren Lebensbericht im Himmel, der von
allen Engeln und von eurem selbstverleugnenden Erlöser gelesen wird, mit
Übervorteilung, Habgier, Selbstsucht und unrechtem Handel besudeln. Solch ein Verhalten
mag euch Nutzen bringen, wie diese Welt es betrachtet. Doch im Licht des Himmel
betrachtet, würde es sich als ein ungeheurer, nicht wieder gut zu machender Verlust
erweisen. „Gott sieht nicht wie ein Mensch sieht.“ In anhaltendem völligem Vertrauen ist
Sicherheit, da gibt es keine Furcht vor zukünftigem Übel. Diese geborgte Sorge und Furcht
wird aufhören. Wir haben einen himmlischen Vater, der für seine Kinder sorgt, und in jeder
Notzeit reicht seine Gnade aus. Wenn wir die Verwaltung der uns betreffenden Dinge in
die eigene Hand nehmen und auf eigene Weisheit vertrauen, mögen wir uns wohl
ängstigen und Verluste erwarten, da sie sicher kommen werden.
Z2.77.2 (2T.72.2) Absatz: 11/11
Völlige, ganzherzige Weihe an Gott wird von uns gefordert. Während der Erlöser sündiger
Sterblicher für uns wirkte und litt, verleugnete er sich selbst. Sein ganzes Leben war eine
fortwährende Szene von Plackerei und Entbehrung. Hätte er gewollt, hätte er seine Tage
auf Erden in Bequemlichkeit und Fülle zubringen und sich aller Vergnügungen und
Freuden dieses Lebens erfreuen können. Aber er lebte nicht, um sich selbst zu
befriedigen, sondern um Gutes zu tun, andere von Leiden zu befreien und denen zu
helfen, die des Beistandes am meisten bedurften. Er litt bis zu seinem Ende. Die Strafe lag
auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und er hat unser aller Sünden getragen. Der bittere
Kelch galt uns, es waren unsere Sünden. Aber unser teurer Heiland nahm den Kelch von
unseren Lippen und trank ihn selbst. An seiner Statt bietet er uns den Kelch der Gnade,
des Segens und des Heils. Oh, welch ein unermessliches Opfer für die gefallene Rasse!
Welch eine Liebe, welch eine wunderbare, unvergleichliche Liebe! Sollten wir nach diesem
Beweis des Erdulders, um seine Liebe zu zeigen, vor kleinen Prüfungen zurückschrecken,
die wir zu tragen haben? Können wir Christum lieben und uns weigern, das Kreuz zu
tragen? Möchten wir gerne bei ihm in der Herrlichkeit sein, und ihm nicht folgen wollen
vom Richthaus nach Golgatha? Wenn Christus in uns die Hoffnung der Herrlichkeit ist,
werden wir ihm nachwandeln, sein Leben der Opferbereitschaft, um andere zu segnen,
nachahmen. Wir werden den Kelch trinken und mit der Taufe getauft werden. Wir werden
um seinetwillen ein Leben der Weihe, der Prüfungen und der Selbstverleugnung
willkommen heißen. Der Himmel wird billig genug sein, welche Opfer auch gebracht
werden müssen, um ihn zu erlangen.
Kapitel 8: Liebe zu den Irrenden
Z2.78.1 (2T.73.1) Absatz: 1/8
Es wurde mir gezeigt, dass Schwester J und Geschwister K, während sie Fehler bei
andern sahen, sich nicht bemühten, diese Verkehrtheiten zu korrigieren und denen zu
helfen, denen sie helfen sollten. Sie haben sie zu viel allein gelassen und sich von ihnen
ferngehalten und empfunden, es nütze nichts, etwas für sie zu tun. Dies ist verkehrt. Sie
irren, indem sie so handeln. Christus hat gesagt: „Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße
zu rufen, und nicht die Gerechten.“ (Matthäus 9,13) Der Herr möchte, dass wir jenen
helfen, die am meisten der Hilfe bedürfen. Während ihr die Irrtümer und Verkehrtheiten bei
andern gesehen habt, habt ihr euch zu sehr abgesondert und euch selbstsüchtig der
Wahrheit erfreut. Gott schätzt es nicht, wenn wir uns mit der Wahrheit zufrieden geben und
kein Opfer bringen, um solche zu unterstützen und zu stärken, die Kraft benötigen. Wir
sind nicht alle gleich, und viele haben keine rechte Erziehung genossen. Sie war
fehlerhaft. Einigen wurde ein hitziges Temperament vererbt, und ihre Erziehung in der
Kindheit war nicht solcherart, sie Selbstbeherrschung zu lehren. Mit diesem hitzigen
Wesen sind oft Neid und Eifersucht verbunden. Anderen haften andere Fehler an. Einige
sind in ihrem Geschäft unehrlich und übervorteilen im Handel. Andere wieder handeln in
ihren Familien mit Willkür und lieben zu herrschen. Ihr Leben ist weit davon entfernt,
korrekt zu sein. Ihre Erziehung war verkehrt. Ihnen wurde nicht gesagt, dass es Sünde ist,
diesen bösen Neigungen zu folgen. Deshalb erscheint ihnen die Sünde nicht so überaus
sündhaft. Andere, die besser erzogen wurden, haben einen weniger unangenehmen
Charakter entwickelt. Das christliche Leben wird durch frühere Erziehung sehr zum Guten
oder Bösen beeinflusst.
Z2.79.1 (2T.74.1) Absatz: 2/8
Jesus, unser Fürsprecher, ist mit allen Umständen, die uns umgeben, bekannt und
behandelt uns nach dem Licht, das uns schien, und den Verhältnissen, in denen wir leben.
Einige haben eine viel glücklichere Gemütsverfassung als andere. Während einige
fortwährend beunruhigt, angefochten und wegen ihrer unglücklichen Charakterzüge in Not
sind, und mit inneren Feinden und der Verderbtheit ihrer Natur zu kämpfen haben, haben
andere nicht halb so viel Kämpfe. Sie haben im Gegensatz zu ihren Brüdern und
Schwestern, die nicht so günstig veranlagt sind, kaum mit Schwierigkeiten zu kämpfen. In
vielen Fällen müssen sie nicht halb so hart ringen, um zu überwinden und das Leben
eines Christen zu führen wie einige der Unglücklichen, die ich erwähnt habe. Die Letzteren
erscheinen die meiste Zeit unvorteilhaft, während die Ersteren ein viel besseres Bild
abgeben, einfach deshalb, weil es ihrer Natur entspricht. Es ist für sie viel einfacher, zu
wachen und ihren Körper zu beherrschen; und doch vergleichen sie ihr Leben mit dem
Leben anderer, die unglücklich veranlagt sind und falsch erzogen wurden, und
schmeicheln sich, weit besser zu sein als diese. Sie sprechen über die Mängel, die
Irrtümer und Verkehrtheiten der Unglücklichen, fühlen aber keinerlei Verantwortung in
dieser Sache, als bei den Verkehrtheiten zu verweilen, und diejenigen, die sie begehen, zu
meiden.
Z2.79.2 (2T.75.1) Absatz: 3/8
Die herausragende Stellung, die ihr als Familie in der Gemeinde einnehmt, macht es sehr
notwendig für euch, Lastenträger zu sein. Es ist nicht so, dass ihr die Lasten derer auf
euch nehmen sollt, die sie selbst tragen und andern noch behilflich sein könnten. Ihr sollt
denen helfen, die am meisten der Hilfe bedürfen, die ungünstiger gestellt, die irren und
fehlerhaft sind, die euch vielleicht sogar Unrecht zugefügt und eure Geduld aufs Äußerste
beansprucht haben. Gerade mit solchen hat Jesus Mitleid, weil Satan größere Macht über
sie hat. Ständig zieht er Vorteil aus ihren Schwächen und schießt seine Pfeile auf sie ab,
um sie dort zu verwunden, wo sie am wenigsten geschützt sind. Jesus übt seine Macht
und Barmherzigkeit gerade für solche bemitleidenswerte Fälle aus. Als er die Frage stellte,
wer ihn wohl am meisten lieben würde, antwortete Simon: „Dem er am meisten vergeben
hat.“ So ist es. Jesus zog sich nicht von den Schwachen, Unglücklichen und Hilflosen
zurück, sondern half ihnen. Er beschränkte seine Besuche und Arbeiten nicht auf eine
Menschenklasse, die intelligenter und fehlerloser war, unter Vernachlässigung der
Unglücklichen. Er fragte nicht, ob ihm der Umgang mit den Ärmsten und Bedürftigsten
angenehm war. Gerade ihre Gesellschaft suchte er – die verlorenen Schafe vom Hause
Israel.
Z2.80.1 (2T.75.2) Absatz: 4/8
Dieses Werk habt ihr vernachlässigt. Ihr habt unangenehme Pflichten versäumt, habt die
Irrenden nicht besucht, ihnen Interesse und Liebe entgegengebracht und euch mit ihnen
bekannt gemacht. Ihr habt nicht den Geist christlicher Vergebensbereitschaft offenbart. Ihr
habt genau den Kurs angegeben, dem alle entsprechen müssen, ehe ihr ihnen
Wohltätigkeit erweisen wollt. Es wird nicht von euch gefordert, Sünde zuzudecken,
sondern mitfühlende Liebe den Irrenden zu erweisen, wie Christus sie euch erwiesen hat.
Z2.80.2 (2T.76.1) Absatz: 5/8
Ihr befindet euch zur Entwicklung guter christlicher Charaktere in äußerst günstigen
Verhältnissen. Ihr leidet keinen drückenden Mangel. Eure Seele wird nicht verbittert und
geplagt durch das Verhalten ungehorsamer, rebellischer Kinder. In eurer Familie erhebt
sich keine Stimme des Widerspruchs. Ihr besitzt alles, was das Herz wünscht. Doch trotz
eurer günstigen Umgebung habt ihr Fehler und Sünden und viel zu überwinden, um von
geistlichem Stolz, Selbstsucht, einem hastigen Wesen, Eifersucht und übler Nachrede frei
zu sein.
Z2.80.3 (2T.76.2) Absatz: 6/8
Bruder K hat nicht die Sünde des Afterredens zu bereuen, wie viele andere, aber es
mangelt ihm an Bereitschaft, Hilfsbedürftigen beizustehen. Er ist egoistisch. Er liebt sein
Heim, liebt ein ruhiges, bequemes Leben, Freiheit von Sorgen, Verlegenheiten und
Prüfungen. Er lebt sich selbst zum Gefallen. Er nimmt nicht die Lasten auf, die ihm vom
Himmel bestimmt sind. Er vermeidet unangenehme Pflichten und gibt sich der Ruhe hin.
Mit Geld ist er freizügig gewesen. Wenn es aber notwendig ist, sich selbst zu verleugnen,
um Gutes zu tun, wenn wirkliches Opferbringen gefragt ist – dann mangelt es ihm
diesbezüglich an Erfahrung, und die muss er noch erlangen.
Z2.81.1 (2T.76.3) Absatz: 7/8
Er fürchtet, dass man ihn tadeln werde, wenn er es wagt, den Irrenden zu helfen. „Wir
aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen und nicht Gefallen
an uns selber haben. Es stelle sich ein jeglicher unter uns also, dass er seinem Nächsten
gefalle zum Guten, zur Besserung. Denn auch Christus hatte nicht an sich selber Gefallen,
sondern wie geschrieben steht: ‚Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf
mich gefallen.’“ (Römer 15,1-3) Alle, die Teilhaber dieser großen Seligkeit sind, haben
etwas für diejenigen zu tun, die am Rockzipfel Zions hängen. Sie sollten ihren Griff nicht
lösen und sie fortjagen, ohne sich zu bemühen, ihnen beim Überwinden zu helfen und sie
auf das Gericht vorzubereiten. Nein, wirklich nicht! Während sie die Herde „blökend“
umkreisen, sollten sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften ermutigt und gestärkt
werden. Ihr als Familie habt zu strenge Regeln und zu starre Ansichten, die nicht auf alle
Fälle anzuwenden sind. Es mangelt euch an Liebe, Freundlichkeit, Zartgefühl und Mitleid
für jene, die sich nicht so schnell voranbewegen, wie sie sollten. Dieser Geist hat sich so
stark entwickelt, dass ihr geistlich dahinwelkt, anstatt im Herrn zu gedeihen. Euer
Interesse, eure Anstrengungen und Sorgen gelten eurer Familie und euren Verwandten.
Aber ihr habt euch nicht bemüht, andere in eurer Umgebung zu erreichen. Ihr zögert,
euren Einfluss außerhalb eines besonderen Zirkels auszudehnen. Ihr vergöttert das Eure
und verschließt euch vor andern. Möge der Herr mich und die Meinen retten, das ist eure
Sorge. Dieser Geist muss begraben werden, ehe ihr im Herrn gedeihen und geistliche
Fortschritte machen könnt. Eher kann die Gemeinde nicht wachsen und sich neuer Seelen
erfreuen, die hinzugefügt und gerettet werden.
Z2.81.2 (2T.77.1) Absatz: 8/8
Eure Arbeit ist zu beschränkt, ihr müsst das Gebiet erweitern. Eure Verwandten sind in
Gottes Augen nicht wertvoller als andere arme Seelen, die der Erlösung bedürfen. Wir
müssen das eigene Ich und Selbstsucht überwinden und in unserem Leben den Geist der
Selbstaufopferung und selbstloser Wohltätigkeit offenbaren, den Christus hegte, als er auf
Erden war. Alle sollten sich für ihre Verwandten interessieren, sich aber nicht erlauben,
sich nur um sie zu kümmern, als wären sie die Einzigen, die Jesus retten will.
Kapitel 9: Tägliche Religion
Z2.82.1 (2T.78.1) Absatz: 1/16
Bruder und Schwester L, es wurde mir gezeigt, dass die Aufgabe vor euch liegt, euer Haus
in Ordnung zu bringen. Bruder L, du hast die Wahrheit nicht würdig vertreten. Du hast die
Wahrheit geliebt, aber sie hat nicht jenen heiligenden Einfluss auf dein Leben ausgeübt,
wie es sein muss, wenn du für die Gesellschaft der heiligen Engel im Reich der
Herrlichkeit geschickt sein willst. Du bist ein rauer Kloben, der behauen werden und in
Gottes Werkstatt bleiben muss, bis die groben Ecken entfernt und alle Unebenheiten
geglättet sind, so dass du geschickt für den Bau erfunden werden kannst.
Z2.82.2 (2T.78.2) Absatz: 2/16
Du solltest nicht versuchen, irgendwo über die Themen der gegenwärtigen Wahrheit zu
sprechen. Du kannst mehr ausrichten, wenn du die Wahrheit auslebst, anstatt zu anderen
darüber zu sprechen. Durch ein vorbildliches Leben kannst du viel tun. In der Verrichtung
deiner Geschäfte musst du sorgfältig darauf achten, sie nach den Grundsätzen deines
Glaubens zu tätigen. Sei ehrlich im Handel, gründlich in deiner Arbeit und bedenke, dass
nicht nur das Auge deines Arbeitgebers über deine Arbeit wacht, sondern auch Gottes
Auge. Er ist mit allen Verrichtungen deines Lebens bekannt. Die Engel Gottes betrachten
deine Arbeit, und es sollte Bestandteil deiner Religion sein, dass jedes Werkstück von
Wahrheit und Treue gekennzeichnet ist. „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im
Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.“ (Lukas
16,10) Gott möchte dich gerecht, heilig und aufrichtig machen.
Z2.82.3 (2T.78.3) Absatz: 3/16
Du begegnest deiner Frau und deinen Kindern nicht weise und verständnisvoll. Sei
freundlich und zuvorkommend. Deine Kinder haben nicht den besten Einfluss und das
richtige Vorbild gehabt. Sie sollten nicht dich beherrschen, sondern du sie, nicht hart und
anmaßend, aber mit Festigkeit und gleich bleibendem Vorsatz.
Z2.83.1 (2T.78.4) Absatz: 4/16
Schwester L, vor dir liegt ein schwerer Kampf, wenn du überwinden willst. Dein eigenes
Ich hat den Sieg davongetragen. Dein hartnäckiger Wille ist dein größter Feind. Du besitzt
ein unbeherrschtes Temperament und eine ungezügelte Zunge. Der Mangel an
Selbstbeherrschung hat dir selbst und deiner Familie sehr geschadet. Glück, Ruhe und
Frieden haben immer nur für kurze Zeit in eurem Haus geweilt. Wenn dein Wille
durchkreuzt wird, bist du leicht erregt, und dann sprichst und handelst du, als wärest du
von einem Dämon besessen. Die Engel wenden sich von der Szene des Streites ab, wo
ärgerliche Worte ausgetauscht werden. Durch deine leidenschaftlichen Ausbrüche hast du
oftmals die heiligen Engel aus deiner Familie vertrieben.
Z2.83.2 (2T.79.1) Absatz: 5/16
Gleiches bringt Gleiches hervor. Der Geist, den du offenbarst, ist auf dich zurückgefallen.
Deine Kinder haben so wenig Zuneigung, Zärtlichkeit und Freundlichkeit erfahren, dass es
nichts gab, was sie zur Wahrheit hingezogen oder sie mit Achtung vor deiner Autorität
erfüllt hätte. Sie haben so lange an den bösen Früchten deines Wesens teilgehabt, dass
ihr Gemüt verbittert ist. Sie sind nicht von Grund auf verdorben. Unter der Oberfläche
eines unkultivierten Äußeren schlummern gute Regungen, die erreicht und angeregt
werden könnten. Wäre dein religiöses Leben ausgeglichener, dem Leben Christi ähnlicher,
würde es in eurer Familie anders aussehen. „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“
(Galater 6,7) Genauso wie der Same ist, den du ausstreust, wird die Ernte sein, die du
einsammelst. Wären freundliche Worte in eurem Heim an der Tagesordnung, könntest du
eine dementsprechende Frucht erwarten.
Z2.83.3 (2T.79.2) Absatz: 6/16
Auf dir ruht eine große Verantwortung. Wie sorgfältig solltest du deshalb auf all deine
Worte und Taten achten! Welche Art von Samen säst du in die Herzen deiner Kinder? Die
Erntezeit – denke daran – ist nicht weit entfernt. Säe keinen schlechten Samen. Satan ist
bereit, es zu tun. Säe nur reinen, edlen Samen.
Z2.84.1 (2T.79.3) Absatz: 7/16
Meine liebe Schwester, du bist eifersüchtig, neidisch und tadelsüchtig gewesen. Du hast
geglaubt, du würdest vernachlässigt und verachtet. Du bist zu viel vernachlässigt worden.
Aber du hast ein Werk für dich zu tun, das kein anderer an deiner Stelle tun kann. Es wird
Anstrengungen, Ausdauer und Ernsthaftigkeit erfordern, den Sieg über lang gehegte
Gewohnheiten zu erringen, die zur zweiten Natur geworden sind. Wir haben die
zärtlichsten Gefühle für dich, mit all deinen Irrtümern und Fehlern. Während wir uns die
Freiheit nahmen, dir deine Fehler zu sagen, verpflichten wir uns, dir zu helfen, soweit wir
können.
Z2.84.2 (2T.80.1) Absatz: 8/16
Es wurde mir gezeigt, dass du nicht die notwendige Liebe zu deinen Eltern hegst. Die Übel
in deiner Natur zeigen sich auf ganz unnatürlicher Weise. Du zeigst deinen Eltern
gegenüber weder Zartgefühl noch Respekt. Was auch ihre Fehler sein mögen, du hast
keine Entschuldigung für dein Verhalten. Es war sehr gefühllos und unehrerbietig. Die
Engel wandten sich traurig von dir ab und wiederholten die Worte: „Was der Mensch sät,
das wird er ernten.“ Sollte die Zeit verziehen, würdest du von deinen Kindern ebenso
behandelt werden, wie du deine Eltern behandelt hast. Du hast nicht nachgedacht, wie du
deine Eltern glücklich machen könntest, um dann deine Wünsche und dein Vergnügen
diesem Ziel anzupassen. Ihre Tage auf Erden sind gezählt und werden voll von Sorgen
und Leiden sein, selbst wenn du alles tust, um ihre Schritte zum Grab zu erleichtern. „Du
sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, dass
dir der Herr, dein Gott, gibt.“ (2.Mose 20,12) Dies ist das erste Gebot, das eine Verheißung
in sich schließt. Es gilt für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Alte. Es gibt keine
Zeitperiode im Leben, wo Kinder entschuldigt wären, ihre Eltern zu ehren. Diese feierliche
Verpflichtung ist jedem Sohn und jeder Tochter auferlegt und ist eine der Bedingungen,
unter der ihr Leben im Lande verlängert wird, das der Herr den Treuen geben wird. Dies ist
kein Gegenstand, der Beachtung unwert, sondern er ist von lebenswichtiger Bedeutung.
Die Verheißung ist an die Bedingung des Gehorsams geknüpft. Wenn du gehorchst, wirst
du lange leben in dem Land, das dir der Herr, dein Gott gibt. Bist du ungehorsam, gilt
diese Verheißung nicht.
Z2.85.1 (2T.81.1) Absatz: 9/16
Hier, meine Schwester, ist ein Gegenstand, dem du andachtsvolle Beachtung und
ernsthaftes Nachdenken widmen solltest. Prüfe dein eigenes Herz sehr sorgfältig im Lichte
der Ewigkeit. Suche nichts zu verbergen. Erforsche, o erforsche dich, es gilt dein Leben.
Verurteile dich selbst, richte dich selbst, und dann beanspruche im Glauben das
reinigende Blut Christi, um die Flecken von deinem christlichen Charakter zu entfernen.
Schmeichle nicht dir selbst, entschuldige dich nicht. Sei ehrlich zu dir selbst. Und wenn du
dich als Sünder erkannt hast, falle zerbrochen nieder vor dem Kreuz. Jesus wird dich und
alle, die wie du befleckt sind, in seinem Blut waschen, von aller Befleckung reinigen und
dich geschickt für die Gesellschaft der heiligen Engel in einem reinen, harmonischen
Himmel machen. Dort gibt es keinen Misston, keinen Streit, nur Gesundheit, Glückseligkeit
und Freude.
Z2.85.2 (2T.81.2) Absatz: 10/16
Schwester L, du bist nicht gleichgültig gegenüber deinem Seelenheil gewesen. Zu
gewissen Zeiten hast du ernste Anstrengungen gemacht und hast dich vor Gott und der
Gemeinde gedemütigt. Doch hast du nicht die Ermutigung bekommen, die du brauchtest,
und die Jesus dir bereitwillig erwiesen hätte, wenn er noch auf Erden wäre. In der
Gemeinde mangelt es an Liebe. Liebe zu den Irrenden ist von Selbstsucht verdeckt. Unter
Gottes Volk herrscht ein großer Mangel an dieser köstlichen Gnadengabe. Du hattest das
Empfinden, dass du der Gemeinde gleichgültig warst, und das hat dich empört. Die
Geschwister haben nicht die richtigen Gefühle gehabt und nicht recht gesprochen. Sie
haben nicht den rechten Weg eingeschlagen. Darin sind sie nicht gerechtfertigt. Dem
Himmel missfällt es. Jesus hat Mitleid mit dir und lädt dich ein, mühselig und beladen wie
du bist, zu ihm zu kommen und von ihm, der sanftmütig und von Herzen demütig ist, zu
lernen, und du wirst Ruhe finden für deine Seele. Christi Joch ist leicht, seine Last nicht
schwer. Wenn du verwirrt, gequält und verdrießlich bist, flieh zu dem Lastenträger. Sage
alles Jesu. Deine Geschwister mögen deine Bemühungen nicht würdigen. Sie mögen
niemals wissen, wie schwer du kämpfen musst, um den Sieg zu erlangen. Dies sollte dich
nicht entmutigen. Wenn Jesus es weiß, wenn er mit deinen aufrichtigen Bemühungen
bekannt ist, sei zufrieden.
Z2.86.1 (2T.82.1) Absatz: 11/16
Es muss eine durchgreifende Reformation in deinem Leben, eine Umwandlung durch
Erneuerung deines Gemüts, stattfinden. Gott fordert von den Geschwistern, dir zu helfen,
weil du der Hilfe bedarfst, und du solltest demütig genug sein, dir helfen zu lassen. Wenn
du versucht wirst, dem unruhigen Übel nachzugeben, oh, dann denke daran, dass der
berichtführende Engel jedes Wort niederschreibt. Alles ist im Buch verzeichnet, und wenn
es durch Christi Blut nicht ausgetilgt ist, musst du ihm wieder begegnen. Jetzt ist dein
Bericht im Himmel befleckt. Aufrichtige Reue vor Gott wird er annehmen. Wenn dir
leidenschaftliche Worte auf der Zunge liegen, halte deinen Mund geschlossen. Äußere
kein Wort. Bete bevor du sprichst. Heilige Engel werden dir zu Hilfe eilen und die bösen
Engel zurückdrängen, die dich verführen wollen, Gott zu entehren, seinem Werk Schande
zu bereiten und deine eigene Seele zu schwächen.
Z2.86.2 (2T.82.2) Absatz: 12/16
Ein besonderes Werk liegt vor dir, vor deinen Eltern dein respektloses Verhalten zu
bekennen. Es gibt keinen Grund für dieses unnatürliche Betragen ihnen gegenüber. Es ist
ein rein satanischer Geist, und du hast ihn gehegt, weil deine Mutter deinem Kurs nicht
zugestimmt hat. Deine Gefühle beschränken sich nicht auf ausgesprochene Abneigung
und entschiedene Respektlosigkeit, sondern haben zu Hass, Böswilligkeit, Neid und
Eifersucht geführt, die sich in deinen Handlungen offenbaren und ihnen viel Leiden und
Entbehrungen einbringen. Du bist nicht bemüht, sie glücklich oder es ihnen wenigstens
behaglich zu machen. Deine Gefühle sind wechselhaft. Manchmal wird dein Herz
erweicht, doch es schließt sich sofort, sobald du einen Fehler bei ihnen entdeckst, und die
Engel können keine Regung von Liebe in dir wecken. Ein böser Dämon beherrscht dich,
und du bist verhasst und gehässig. Gott hat deine respektlosen Worte, dein unfreundliches
Betragen gegen deine Eltern gehört und gesehen, die zu ehren er dir befohlen hat. Wenn
du versäumst, diese große Sünde einzusehen und sie zu bereuen, wird es in dir immer
finsterer werden, bis du deinen bösen Wegen überlassen wirst.
Z2.86.3 (2T.83.1) Absatz: 13/16
Der Herr ist bereit, allen zu helfen, die des Beistandes bedürfen und es auch fühlen. Wenn
du deine Armut und Erbärmlichkeit vor Gott erkennst und dich an seine Kraft klammerst,
wird er helfen, segnen und dir Kraft geben, dass du durch gute Werke andere veranlasst,
unseren Vater im Himmel zu preisen. Willst du dich selbst erkennen? Willst du deinen
Willen und deine Wege Gott unterwerfen? Willst du nach reinem und unbeflecktem
Gottesdienst trachten? Ach, was hast du davon, wenn du weiter in diesem erbärmlichen
Zustand beharrst? Deine Art zu leben macht dich selbst nicht glücklich und auch jene
nicht, die mit dir zusammenleben. Du schaffst dir selbst viel Trübsal, und ein Leben, wie du
es führst, hat wenig Wert. Warum nicht lieber dich Gott unterwerfen? Sterbe dem eigenen
Ich ab und bekehre dich, damit Jesus dich heilen kann. Er möchte dich retten, wenn du
gewillt bist, dass dies auf dem vorgeschriebenen Weg geschieht. Möge der Herr dir helfen,
jeden Irrtum zu erkennen und zu berichtigen, ist mein Gebet.
Z2.87.1 (2T.83.2) Absatz: 14/16
Bruder L, du solltest schnell zu hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn sein.
Achte auf deine Worte. Lass nicht zu, dass Satan dich zu einem Stein des Anstoßes für
andere machen kann. Es gibt Versäumnisse in deiner beruflichen Tätigkeit. Du arbeitest
oberflächlich. Du beeilst dich, die Arbeit hinter dich zu bringen, wenn sie nur getan ist,
ganz gleich wie. Es mangelt dir an Gründlichkeit. Du solltest in allem, was du tust,
Geschmack und Ordnung an den Tag legen. Was wert ist, getan zu werden, ist auch wert,
gut getan zu werden. Wenn es dir an Treue in geschäftlichen Dingen mangelt, wirst du
auch Mängel in deinem religiösen Leben offenbaren, und am Tage Gottes wird die Waage
des Heiligtums die Tatsache bekunden, dass du als zu leicht befunden bist. Dieser Mangel
ist eine Schande für deinen Glauben. Ungläubige betrachten es als Unehrlichkeit und
sagen: „Wenn die Beobachter des Sabbats solche Menschen sind, möchte ich nicht zu
ihnen gehören.“
Z2.87.2 (2T.83.3) Absatz: 15/16
Wenn Menschen deine Arbeit einer Prüfung unterziehen und finden sie wenig dauerhaft,
sorgfältig und ordentlich getan, sagen sie, du seiest ein Schwindler. Viele harte Reden
sind darüber geführt worden. Viel ist über deine Arbeit geflucht worden, und Gott wurde
gelästert. Du meinst, nicht unredlich zu sein; aber deine Arbeiten zeugen von
Nachlässigkeit. Du denkst, deine Arbeitgeber nähmen es zu genau, du wüsstest genauso
gut wie sie, was dem Zweck dient, und deshalb kennzeichnet dieser oberflächliche,
liederliche, unvollendete Arbeitsstil alles, was du tust, in großem Maße. Du musst dich
darin bessern. Du sollst ehrenhaft in all deiner Arbeit sein und sie so vollenden, dass sie
einer Prüfung durch Gott standhält. Verschmähe es, irgendeine Arbeit nachlässig zu tun.
Sei treu im Geringsten.
Z2.88.1 (2T.84.1) Absatz: 16/16
Versuche, deiner Frau im Kampf, der vor ihr liegt, zu helfen. Achte auf deine Worte.
Verfeinere dein Benehmen, pflege Höflichkeit, Freundlichkeit, und du wirst Lohn dafür
empfangen.
Kapitel 10: Reform im Heim
Z2.88.2 (2T.84.2) Absatz: 1/8
Bruder M, nach dem, was mir gezeigt wurde, muss ein durchgreifendes Werk für dich
geschehen, ehe du in Gottes Augen annehmbar bist. Das eigene Ich ist vorherrschend. Du
besitzt ein hastiges, leidenschaftliches Temperament und bist anmaßend und
herrschsüchtig in deiner Familie. Schwester M ist nachlässig und unordentlich in der
Führung ihres Haushalts. Ihrer Veranlagung nach neigt sie nicht zu Ordnungsliebe und
Sauberkeit. Sie könnte in diesen Dingen Fortschritte machen. Bruder M, du rügst deine
Frau, bist diktatorisch und hast nicht jene Liebe, die du offenbaren solltest. Sie fürchtet
deinen tyrannischen Geist, tut aber nicht, was sie könnte, ihre verkehrten Gewohnheiten
abzustellen, die das Heim wenig angenehm und liebenswert machen.
Z2.88.3 (2T.84.3) Absatz: 2/8
Bruder M, du behandelst deine Familie nicht verständnisvoll. Deine Kinder haben keine
Liebe zu dir. Eher hassen sie dich, anstatt dich zu lieben. Deine Frau liebt dich nicht. Du
handelst nicht so, dass man dich lieben könnte. Du bist ein Extremist. Du bist zu deinen
Kindern streng, genau und willkürlich. Du sprichst zu ihnen von der Wahrheit, führst ihre
Grundsätze aber nicht im täglichen Leben durch. Du bist nicht geduldig, höflich und
vergebungsbereit. Du hast so lange deinem eigenen Geist gefrönt, bist so rasch erregt,
wenn du herausgefordert wirst, dass es sehr zweifelhaft erscheint, ob du dich je genug
anstrengen wirst, Christi Geist zu entsprechen. Du besitzt nicht die Macht der Ausdauer,
der Nachsicht, der Freundlichkeit und Liebe. Du benötigst diese christlichen Tugenden,
ehe du ein wirklicher Christ sein kannst. Du reservierst deine ermutigenden Worte und
liebevollen Taten für jene, die keinen solchen Anspruch darauf haben wie deine eigene
Frau und deine Kinder. Befleißige dich freundlicher Worte, liebevoller Blicke, des Lobes
und des Beifalls für deine eigene Familie. Dies wird wesentlich zu eurem Glück beitragen.
Niemals lass tadelnde und mürrische Worte deinen Lippen entschlüpfen. Unterdrücke
diesen Wunsch zu herrschen und mit eisernem Zepter zu regieren. Du besitzt ein äußerst
unangenehmes Wesen, einen kritischen Geist. Einigen gegenüber bist du selbstsüchtig
und geizig; anderen, von denen du wünschst, dass sie dich hoch ansehen sollen, würdest
du alles opfern, selbst das, was deine Familie selbst benötigt. In diesen Fällen bist du
freigebig, damit sie dich loben und achten sollen. Wenn du den Himmel durch ein großes
Opfer für jene erkaufen könntest, denen du dich freigebig erzeigst, würdest du ihn sicher
erlangen. Du bist nicht abgeneigt, die größten Unannehmlichkeiten auf dich zu nehmen,
um andern dienlich zu sein, wenn du dich dadurch selbst erhöhen kannst. In diesen
Dingen verzehntest du Minze und Kümmel, während du die wichtigeren Dinge,
Gerechtigkeit und Gottes Liebe, vernachlässigst.
Z2.89.1 (2T.85.1) Absatz: 3/8
Du bist deiner Familie gegenüber nicht gerecht. Dort hast du ein Werk zu tun. Mache es
zuerst für deine Frau gemütlich und mache sie glücklich. Dann betrachte den Zustand
deiner Kinder. Versorge sie mit guter Nahrung und Kleidung. Dann hilf solchen, wenn du
es tun kannst, ohne deine Frau und Kinder einzuschränken, die am meisten der
Unterstützung bedürfen. Verteile deine Gunst dort, wo sie geschätzt wird, und es wird
lobenswert sein, wenn du freigebig bist. Aber deine erste und heiligste Pflicht gilt deiner
Familie. Sie sollte nicht beraubt werden, um andere zu begünstigen. Zeige deine
Wohltätigkeit, deine Freigebigkeit in deiner eigenen Familie. Gib ihnen fühlbare Beweise
deiner Zuneigung, deines Interesses, deiner Fürsorge und Liebe. Dies hat viel mit eurem
Glück zu tun. Höre auf, bei deiner Frau Fehler zu finden und sie zu schelten, denn dies
macht alles viel schwerer für dich und macht ihr das Leben zur Hölle.
Z2.90.1 (2T.86.1) Absatz: 4/8
Die Engel Gottes werden nicht in eurer Familie verweilen, bis dort ein anderer Zustand
herrscht. Die Gemeinde will nicht euer Geld. Doch wenn du getadelt wurdest, hast du dies
gedacht. Hierin täuschst du dich. Du bist zu freigebig mit deinem Geld umgegangen, aus
dem Grund, weil du dachtest, du könntest dir dafür die Seligkeit und eine Stellung in der
Gemeinde erkaufen. Nein, wirklich nicht! Die Gemeinde wollte dich, nicht die wenigen
Mittel, die du besitzt. Alles, was die Gemeinde wünscht, ist, dass du durch Erneuerung
deines Geistes umgestaltet und bekehrt wirst und aufrichtig zu dir selbst bist. Du bist
selbstbetrogen. Wenn irgendjemand religiös erscheint und hält seine Zunge nicht im
Zaum, des Gottesdienst ist eitel. Behandle deine Familie so, dass der Himmel es
gutheißen und Friede in eurem Heim wohnen kann. Für euch als Familie muss alles getan
werden. Deine Kinder hatten dein schlechtes Beispiel vor Augen. Du hast daheim
angeklagt, getadelt und einen leidenschaftlichen Geist offenbart, während du dich
gleichzeitig dem Gnadenthron nahtest, Versammlungen beiwohntest und für die Wahrheit
zeugtest. Dieses Verhalten hat deine Kinder veranlasst, dich zu verachten und ebenso die
Wahrheit, zu der du dich bekennst. Sie haben kein Vertrauen zu deinem Christentum. Sie
sehen dich als Heuchler an, und es ist wahr, du bist ein traurig betrogener Mann. Du
kannst ohne gründliche Umgestaltung nicht eher ins Himmelreich eingehen als Simon
Magus, der dachte, er könne den Heiligen Geist um Geld kaufen. Deine Familie hat deinen
Geist der Übervorteilung gesehen, deine Bereitschaft, Vorteile aus andern zu ziehen,
deinen Geiz denen gegenüber, mit denen du manchmal zu tun hast, und sie verachtet dich
deshalb. Und doch folgt sie zu bereitwillig deinen Fußtapfen im Unrechttun.
Z2.90.2 (2T.87.1) Absatz: 5/8
Dein Wandel ist nicht, wie er sein sollte. Es fällt dir schwer, gerecht zu sein und
Barmherzigkeit zu lieben. Durch dein Leben hast du Gottes Werk entehrt. Du hast für die
Wahrheit gekämpft, doch nicht im rechten Geist. Du hast Seelen daran gehindert, die
Wahrheit anzunehmen, die es sonst getan hätten. Sie haben sich entschuldigt, indem sie
auf die Verkehrtheiten bekenntlicher Sabbathalter hinwiesen, und gesagt: „Sie sind nicht
besser als ich. Sie lügen, betrügen, übertreiben, werden zornig, rühmen sich selbst, und
solch eine Religion wünsche ich nicht.“ So wird das ungeheiligte Leben dieser
unzulänglichen Sabbathalter zu einem Stein des Anstoßes für Sünder.
Z2.91.1 (2T.87.2) Absatz: 6/8
Das vor dir liegende Werk muss in deiner Familie beginnen. Du hast dich sehr bemüht,
dich äußerlich zu entwickeln. Das Werk war zu oberflächlich, ein äußerliches Werk, wovon
das Herz unberührt blieb. Bringe dein Herz in Ordnung, demütige dich vor Gott, bitte um
seine Gnade, dir zu helfen. Handle nicht wie die heuchlerischen Pharisäer, die in den
Augen anderer heilig und gerecht erscheinen wollten. Lass dein Herz vor Gott zerbrechen
und wisse, dass es dir unmöglich ist, die heiligen Engel zu betrügen. Deine Worte und
Taten liegen offen vor ihnen. Deine Beweggründe, deine Absichten und Ziele sind ihren
Blicken nicht verborgen, ja, nicht die geheimsten Dinge. Zerreiß dein Herz. Sei nicht so
übereifrig, deine Geschwister glauben zu machen, es stünde recht um dich, wenn es doch
nicht so ist. Handle umsichtig in deiner Familie. Du hast über die Verkehrtheiten anderer
gewacht. Tue es nicht mehr. Was du jetzt zu tun hast, ist, deine eigenen Fehler zu
überwinden und mit deinen starken inneren Feinden zu kämpfen. Handle gerecht mit
Witwen und Vaterlosen. Versuche deine Taten nicht unter einem Deckmantel des Betrugs
zu verbergen, um jene zu beeinflussen, von denen du als gut angesehen werden
möchtest, während deine Beweggründe und Handlungen vom Gegenteil zeugen.
Z2.91.2 (2T.88.1) Absatz: 7/8
Beende allen Streit und versuche, ein Friedenstifter zu sein. Liebe nicht mit Worten,
sondern in Tat und Wahrheit. Deine Werke müssen der Untersuchung im Gericht
standhalten. Willst du ehrlich mit dir selbst sein? Betrüge dich nicht selbst. Denke daran,
dass Gott seiner nicht spotten lässt. Wer das ewige Leben besitzen will, muss alles
daransetzen, sein Haus in Ordnung zu bringen. Er muss am eigenen Herzen beginnen
und die Arbeit fortführen, bis der Sieg, der vollständige Sieg, errungen ist. Das eigene Ich
muss sterben. Christus muss in dir leben und in dir eine Quelle sein, die ins ewige Leben
quillt. Dir stehen noch kostbare Stunden der Probezeit zur Verfügung. Selbst in deinem
fortgeschrittenen Alter kannst du noch einen rechten Charakter entwickeln. Du hast noch
eine Zeit der Wiedergutmachung vor dir. Aus eigener Kraft kannst du deine Irrtümer und
Fehler nicht überwinden. Sie sind mit den Jahren erstarkt, weil du ihre Abscheulichkeit
nicht erkannt und sie nicht in Gottes Kraft resolut abgestellt hast. In lebendigem Glauben
musst du dich an den Arm dessen klammern, der mächtig ist, zu erretten. Demütige dein
armes, stolzes, selbstgerechtes Herz vor Gott. Beuge dich tief, sehr tief, zerbrochen in
deiner Sündhaftigkeit, zu seinen Füßen. Widme dich dem Werk der Vorbereitung. Ruhe
nicht, bis du in Wahrheit sagen kannst: Mein Erlöser lebt! Und weil er lebt, lebe auch ich.
Z2.92.1 (2T.88.2) Absatz: 8/8
Wenn du den Himmel verlierst, verlierst du alles. Erlangst du ihn, hast du alles. Begehe in
dieser Angelegenheit keinen Fehler; ich bitte dich allen Ernstes. Hier stehen ewige
Interessen auf dem Spiel. Sei gründlich. Möge der Gott aller Gnade dein Verständnis so
erleuchten, dass du ewige Dinge unterscheiden kannst, dass dir durchs Licht der Wahrheit
deine eigenen Fehler, deren viele sind, offenbart werden. Und dann unternimm die
notwendigen Anstrengungen, sie zu überwinden, so dass du anstelle dieser bösen,
bitteren Früchte solche hervorbringen kannst, die köstlich sind und zum ewigen Leben
führen. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Matthäus 7,20) Jeder Baum wird an
seinen Früchten erkannt. Welche Frucht soll in Zukunft auf diesem Baum gefunden
werden? Die von dir hervorgebrachte Frucht wird entscheiden, ob du ein guter Baum bist
oder einer, von dem Christus zu seinem Engel sagen wird: „Haue ihn ab! was hindert er
das Land?“ (Lukas 13,7)
Kapitel 11: Ein verletztes Gewissen
Z2.92.2 (2T.89.1) Absatz: 1/9
Lieber Bruder N! Aus Pflichtgefühl heraus sehe ich mich veranlasst, an dich einige Zeilen
zu richten. Es wurden mir bestimmte Dinge gezeigt, die dich betreffen und die ich dir nicht
vorzuenthalten wage. Ich sah, dass Satan aus der Tatsache, dass deine Frau die Wahrheit
nicht angenommen hat, Vorteile zog. Du wurdest in die Gesellschaft einer verdorbenen
Frau getrieben, die selbst am Rande des Verderbens steht. Sie nahm an deinen
unglücklichen Eheverhältnissen starken Anteil. Wie die Schlange in Eden bezauberte sie
dich durch ihr Verhalten. Sie erweckte in deinem Herzen den Eindruck, dass du ein
betrogener Mann seiest; dass deine Frau deine Gefühle nicht achte und deine Liebe nicht
erwidere; dass du in deiner ehelichen Verbindung eine falsche Wahl getroffen hättest.
Schließlich hast du dir selbst eingebildet, dass die Ehe mit der Frau, die du zur
Lebensgefährtin erwählt hattest, unerträglichen Fesseln gleiche. Du gingst zu diesem
scheinheiligen „Engel“, um Mitgefühl zu finden. Du hast ihr das anvertraut, was zu wissen
nur deiner Frau zukommt, der du versprochen hast, sie zu lieben, zu ehren und zu
schützen, solange ihr lebt. Du hast versäumt, ständig zu wachen und zu beten, damit du
nicht der Versuchung erliegst. Deine Seele wurde durch diesen Frevel entstellt. Du hast
deinem Lebensbericht im Himmel einen furchtbaren Schandfleck aufgeprägt. Dennoch
wird tiefe Reue und Demütigung vor Gott von ihm angenommen werden. Das Blut Christi
vermag von allen diesen Sünden zu reinigen.
Z2.93.1 (2T.89.2) Absatz: 2/9
Du bist gefallen, sehr tief gefallen! Satan lockte dich in sein Netz und überließ es dann dir,
dich, so gut du vermagst, loszureißen. Du wurdest gequält, verwirrt und schrecklich
versucht. Dich plagt dein schuldbeladenes Gewissen. Du zweifelst an dir selbst und bildest
dir ein, dass jeder andere dir gleichfalls misstrauen müsste. Du hast kein Selbstvertrauen
und stellst dir vor, dass deine Brüder auch kein Vertrauen zu dir haben. Satan hält dir oft
die Vergangenheit vor Augen und sagt dir, dass der Versuch, die Wahrheit auszuleben, für
dich zwecklos sei. Der Weg sei zu schmal für dich. Du bist überwunden. Jetzt ist Satan
durch deinen sündigen Wandel im Vorteil und will dich glauben machen, für dich gäbe es
keine Erlösung mehr. Du hast dich auf dem Kampffeld Satans in einen folgenschweren
Streit eingelassen. Du hast die Schranke. die um jede Familie gezogen ist und die sie
heiligt, niedergerissen. Jetzt quält dich Satan nahezu ununterbrochen. Ja, du kommst gar
nicht mehr zur Ruhe. Du hast deinen Frieden verloren und versuchst nun, deine Brüder für
deine widerstreitenden Gefühle, für deine Zweifel und Besorgnisse verantwortlich zu
machen. Du meinst, dass sie nicht recht handeln, dass sie dir keine Aufmerksamkeit
schenken. Das liegt jedoch an dir selbst. Du willst deinen eigenen Weg gehen und beugst
dein Herz nicht vor Gott, um dich gebrochen und zerknirscht, völlig zerschlagen und
sündenbefleckt auf seine Gnade zu werfen. Wenn du hartnäckig bleibst, werden deine
Bemühungen, dir selbst zu helfen, dein sicheres Verderben zur Folge haben.
Z2.94.1 (2T.90.1) Absatz: 3/9
Gib deine Eifersüchteleien und deine Tadelsucht auf! Lenke deine Aufmerksamkeit auf
dich selbst. Rette deine eigene Seele durch demutsvolle Reue, indem du dich allein auf
das Blut Christi verlässt! Leiste eine gründliche Arbeit für die Ewigkeit! Wenn du dich von
der Wahrheit abwendest, bist du verloren und auch deine Familie ist zu Grunde gerichtet.
Nachdem alle Schutzmauern, die die Unantastbarkeit und die Vorrechte eurer
Familienbande heilig wahrten, niedergerissen wurden, ist es schwierig, sie wieder zu
errichten. Aber in der Kraft Gottes und nur allein in seiner Kraft kannst du es erreichen.
Wahrheit, heilige Wahrheit, wird dein Anker sein und dich davor bewahren, dass du in der
verhängnisvollen Strömung dem Verbrechen und Verderben entgegengetrieben wirst.
Z2.94.2 (2T.90.2) Absatz: 4/9
Ein einmal verletztes Gewissen ist stark geschwächt. Es braucht die Kraft, die aus steter
Wachsamkeit und unaufhörlichem Gebet erwächst. Du stehst auf unsicherem Boden und
bist auf all die Kraft angewiesen, die die Wahrheit dir bieten kann, um dich zu festigen und
vor dem völligen Zusammenbruch zu bewahren. Die Entscheidung zwischen ewigem
Leben und ewigem Tod liegt in deiner Hand! Was wirst du wählen? Hättest du die
Notwendigkeit, nach bestimmten Grundsätzen und nicht impulsiv zu handeln eingesehen,
dann ließest du dich nicht so schnell entmutigen, sondern könntest Härten begegnen und
wärst nicht unterlegen, wie es geschehen ist. Du hast aus plötzlichem Antrieb gehandelt.
Du warst nicht bereit, wie unser vollkommenes Vorbild, den Widerspruch der Sünder
gegen dich selbst zu erdulden. Wir werden ermuntert, uns seiner zu erinnern, damit unser
Gemüt nicht müde und zaghaft werde. Schon als Kind warst du schwach und hattest keine
Kraft zur Ausdauer. Du hast nicht das Bedürfnis empfunden, im Glauben gegründet,
gestärkt, gefestigt und überzeugt zu sein.
Z2.95.1 (2T.91.1) Absatz: 5/9
Du hast geglaubt, dass es deine Pflicht sei, andere die Wahrheit zu lehren, statt dich
selbst belehren zu lassen. Du musst nun bereit sein, wieder Schüler zu werden und die
Wahrheit anzunehmen, und aufhören mit deiner Kritiksucht, deinem Misstrauen und
deinem Klagen. Sanftmütig sollst du das umgestaltende Wort annehmen, denn es vermag
deine Seele zu retten. Es hängt von dir ab, ob du Glück oder Elend erfahren wirst. Du hast
dich einmal der Versuchung ergeben und kannst nun deiner eigenen Kraft nicht mehr
vertrauen. Satan besitzt große Gewalt über dein Gemüt, und du wirst ohne Halt dastehen,
wenn du dich von dem Einhalt gebietenden Einfluss der Wahrheit losreißt. Dieser Einfluss
war dir ein Schutz, der dich vor Schuld und Missetat bewahrte. Deine einzige Hoffnung
besteht darin, dich durch ein wohlgeordnetes Leben und durch Gott wohlgefällige
Gespräche gründlich zu bekehren und das Vergangene wieder gutzumachen.
Z2.95.2 (2T.91.2) Absatz: 6/9
Du hast nach Gefühlen gehandelt; Erregung entsprach deinem Wesen. Deine einzige
Hoffnung liegt jetzt darin, die begangene Übertretung von Gottes Gesetz zu bereuen und
deine Seele durch Gehorsam zur Wahrheit zu reinigen. Pflege Lauterkeit der Gesinnung
und des Lebens. Die Gnade Gottes wird dich stärken, um deine Leidenschaften zu
bezähmen und deine Esslust zu zügeln. Wenn du aufrichtig wachst und betest, wird dir der
Heilige Geist helfen, das Werk zu vollenden und unserem unfehlbaren Vorbild ähnlich zu
werden.
Z2.95.3 (2T.92.1) Absatz: 7/9
Solltest du aber den heiligenden, einschränkenden Einfluss der Wahrheit abschütteln
wollen, wird dich Satan ohne Einschränkung seinem Willen unterwerfen. Du wirst in
Gefahr kommen, deiner Esslust und deinen Leidenschaften Raum zu geben, und üblen
Gewohnheiten, sinnlichen Lüsten und verabscheuungswürdigen Wünschen nachgeben.
Statt auf deinem Angesicht auch in Prüfungen und Trübsalen wie der treue Henoch eine
heitere Gelassenheit zu zeigen, indem es voller Hoffnung leuchtet und jenen Frieden trägt,
der höher ist als alle Vernunft, werden sich auf deinen Zügen wollüstige Gedanken und
Begierden ausdrücken. Du wirst an Stelle des Göttlichen den Stempel des Satanischen an
dir tragen.
Z2.96.1 (2T.92.2) Absatz: 8/9
„Durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind, nämlich,
dass ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust
der Welt.“ (2.Petrus 1,4) Es ist jetzt dein Vorrecht, durch demütiges Bekennen und
aufrichtige Reue den Herrn beim Wort zu nehmen und zu ihm zurückzukehren. Das teure
Blut Christi kann dich von aller Untugend reinigen, all deine Sündenlast von dir nehmen
und dich in ihm zur Vollkommenheit führen. Die Gnadengaben des Herrn sind für dich
noch erreichbar, wenn du sie annehmen willst. Um deiner gekränkten Frau und deiner
Kinder willen, die ja deines Blutes sind: Höre auf zu sündigen und befleißige dich, recht zu
handeln! Was du säst, wirst du auch ernten. Wenn du aufs Fleisch säst, wirst du
Verderben ernten; wenn du aber auf den Geist säst, wirst du das ewige Leben ernten.
Z2.96.2 (2T.92.3) Absatz: 9/9
Du musst deine Empfindlichkeit und deine Krittelei überwinden. Du bist argwöhnisch, weil
dir andere nicht die Aufmerksamkeit widmen, die du erwartest. Du darfst nicht an
Erfahrungen hängen, die sich auf Gefühle stützen und einen etwas fanatischen Anstrich
haben. Das ist unsicher. Grundsätzliche und einsichtsvolle Entscheidungen sollten dein
Handeln bestimmen. Forsche in der Schrift, und sei jedem Menschen gegenüber zur
Verantwortung bereit, der Grund fordert der Hoffnung, die in dir ist, und das mit Sanftmut
und Gottesfurcht. Lass deine Selbstüberheblichkeit absterben! „Reiniget die Hände, ihr
Sünder, und machet eure Herzen keusch, ihr Wankelmütigen. Seid elend und traget Leid
und weinet; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit.“
(Jakobus 4,8.9) Wenn du von Versuchungen und üblen Gedanken gequält wirst, gibt es
nur einen, den du um Hilfe und Beistand anrufen kannst. Flüchte dich zu ihm in deiner
Schwachheit. In seiner Nähe zerbrechen Satans Pfeile. Sie können dir nicht schaden. Die
im Aufblick zu Gott getragenen Prüfungen und Anfechtungen werden dich reinigen und
demütig machen; aber gefährden und zugrunde richten werden sie dich nicht.
Kapitel 12: Warnungen und Tadel
Z2.97.1 (2T.93.1) Absatz: 1/30
Lieber Bruder O, es wurde mir gezeigt, dass du in Finsternis gehüllt warst, die nicht durch
Lichtstrahlen von Jesu erhellt wurde. Du schienst dir deiner Gefahr nicht bewusst zu sein.
Du befandest dich in einem Zustand der Gleichgültigkeit, gefühllos und unbekümmert. Ich
fragte nach der Ursache dieses angsterweckenden Zustandes. Ich wurde um Jahre
zurückgeführt und sah, dass du durch die Wahrheit, nachdem du sie angenommen
hattest, nicht geheiligt worden bist. Du hast deiner Esslust und niederen Leidenschaften
gefrönt, die deiner geistlichen Gesinnung hindernd im Wege standen. Es wurde mir
gezeigt, dass Gott durch die Geistesgaben, die er der Gemeinde verliehen hat, Licht
zukommen lässt, welches unterweist, Rat erteilt, leitet, tadelt und warnt. Diese Zeugnisse,
von denen du zu glauben vorgabst, dass sie von Gott kommen, hast du nicht ausgelebt.
Licht zu missachten heißt, es verwerfen. Die Verwerfung des Lichts bindet Menschen mit
Ketten der Finsternis und des Unglaubens.
Z2.97.2 (2T.93.2) Absatz: 2/30
Es wurde mir vorgeführt, dass du deine Familie vergrößert hast, ohne die
Verantwortlichkeit zu bedenken, die du damit übernommen hast. Es ist dir unmöglich
gewesen, deiner Gefährtin oder deinen Kindern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Deine erste Frau hätte nicht sterben müssen, aber du hast ihr Sorgen und Lasten
auferlegt, die sie das Leben kosteten. Deine jetzige Frau hat ein hartes Los. Ihre
Lebenskraft ist nahezu erschöpft. Indem ihr eure Familie so rasch vergrößert habt, seid ihr
arm geblieben; und die Mutter, die mit dem Aufziehen der jungen Familienmitglieder
beschäftigt ist, hat keine Lebenschance. Sie hat ihre Kinder unter ungünstigsten
Verhältnissen stillen müssen, während sie vom Kochen am Herd überhitzt war. Sie konnte
die Kinder nicht unterweisen, wie es ihre Aufgabe gewesen wäre, noch konnte sie deren
Gewohnheiten im Essen und Arbeiten überwachen. Das Essen ungesunder Nahrung und
andere Übertretungen der Gesetze, denen unser Leben unterworfen ist, hat Krankheit und
vorzeitigen Tod deiner älteren Kinder zur Folge gehabt. Krankheiten wurden auf sie
vererbt, und der reichliche Genuss von Fleischspeisen hat die Schwierigkeiten nur noch
vermehrt. Das Essen von Schweinefleisch hat einen außerordentlich gefährlichen
Krankheitserreger, der im Organismus schlummerte, zum Leben erweckt und gestärkt.
Deine Kinder sind bereits der Vitalität beraubt, bevor sie geboren werden. Du hast der
Tugend keine Erkenntnis hinzugefügt, und deine Kinder sind nicht darin unterrichtet
worden, wie sie sich den besten Gesundheitszustand erhalten können. Niemals sollte
Schweinefleisch auf eurem Tisch erscheinen.
Z2.98.1 (2T.94.1) Absatz: 3/30
Deine Kinder wuchsen auf ohne jede Erziehung, die darauf abzielt, sie zu Christen
heranzubilden. In vielerlei Hinsicht hast du dein Vieh besser behandelt als deine Kinder.
Du hast deine Pflicht deinen Kindern gegenüber nicht erfüllt, sondern hast sie in
Unwissenheit aufwachsen lassen. Du hast die Verantwortlichkeit nicht erkannt, die du auf
dich nahmst, indem du eine so zahlreiche Herde in die Welt brachtest, für deren Errettung
du in großem Maße verantwortlich bist. Dieser Verantwortung kannst du dich nicht
entziehen. Du hast deine Kinder ihrer Rechte beraubt, indem du dich nicht für ihre
Erziehung interessiert noch sie geduldig und treu darin unterwiesen hast, Charaktere für
den Himmel zu formen. Dein Verhalten hat viel dazu beigetragen, ihr Vertrauen in dich zu
zerstören. Du bist streng, anmaßend und tyrannisch. Du bist zornig, du schimpfst und
tadelst, und dadurch verlierst du ihre Zuneigung. Du behandelst sie so, als hätten sie
keine Rechte, als wären sie Maschinen, die du nach Lust und Laune mit deinen Händen
dirigieren kannst. Du erweckst Zorn in ihnen, und oft entmutigst du sie. Sie bekommen
keine Liebe und Zuneigung zu spüren. Liebe erweckt Liebe, Zuneigung erweckt
Zuneigung. Der Geist, den du gegenüber deinen Kindern offenbarst, wird in dir selbst
Widerhall finden.
Z2.98.2 (2T.95.1) Absatz: 4/30
Du befindest dich in einer kritischen Lage und bist dir dessen nicht bewusst. Wer unmäßig
isst, kann nicht geduldig sein. Zuerst kommt Mäßigkeit, dann folgt die Geduld. Du hast so
lange dem eigenen Ich gelebt und bist den Eingebungen deines Herzens gefolgt, dass du
heilige Dinge nicht unterscheiden kannst. Genusssucht und Leidenschaften haben dich
beherrscht. Die edleren Geisteskräfte wurden von niederen Trieben beherrscht. Die
tierischen Neigungen sind erstarkt. Wenn die Vernunft vom Appetit beherrscht wird, wird
das Empfinden für heilige Dinge geschwächt. Die Verstandeskräfte sind herabgemindert,
die Zuneigungen ungeheiligt, und Worte und Handlungen offenbaren, was im Herzen ist.
Durch deine Unterhaltung und dein Betragen wurde Gott entehrt und sein Missfallen
erregt. Deine Worte waren nicht wohl gewählt. Niedrige, gemeine Ausdrücke kommen
ganz natürlich aus deinem Mund, sogar in der Gegenwart von Kindern und Jugendlichen.
In dieser Hinsicht hast du einen schlechten Einfluss ausgeübt.
Z2.99.1 (2T.95.2) Absatz: 5/30
Dein Beispiel war nicht rechter Art. Du bist deinen eigenen Kindern und den Kindern von
Sabbathaltern, die den Herrn suchten, direkt im Wege gestanden. Diesbezüglich kann
dein Verhalten nicht streng genug getadelt werden. „Wes das Herz voll ist, geht der Mund
über. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens; und
ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz. Ich sage euch aber,
dass die Menschen müssen Rechenschaft geben am Jüngsten Gericht von einem
jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt
werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“ (Matthäus 12,35-37) Dein
Herz muss durch Gehorsam zur Wahrheit geläutert, gereinigt und geheiligt werden. Nichts
kann dich retten, nur eine gründliche Bekehrung – eine rechte Erkenntnis deiner
Sündhaftigkeit und eine völlige Umwandlung deines Gemüts.
Z2.99.2 (2T.96.1) Absatz: 6/30
Du bist überaus eifrig gewesen zu betonen, wie wichtig es sei, unseren Glauben nicht
durch unsere Werke zu verleugnen. Damit hast du entschuldigt, dass du deinen Kindern
keine Gelegenheit eingeräumt hast, eine Ausbildung zu erlangen, nicht einmal in den
alltäglichen Wissenszweigen. Was du brauchst, ist Selbsterkenntnis. Aber zuerst musst du
einsehen, wie notwendig es ist, diese zu erlangen. Deine Kinder benötigen Kenntnisse,
doch ihnen wird das Vorrecht verweigert, sie zu erlangen. Mit diesem großen Mangel
können sie keine nützlichen Glieder der Gesellschaft werden, und auch ihre religiöse
Erziehung wird darunter leiden. Eine schwere Verantwortung ruht vor deiner Tür. Du
verkürzt das Leben deiner Frau. Wie kann sie Gott an ihrem Leib und Geist verherrlichen,
die sein Eigentum sind?
Z2.100.1 (2T.96.2) Absatz: 7/30
Gott hat dir Licht und Erkenntnis gegeben. Du hast vorgegeben, daran zu glauben, als
direkt von ihm kommend, Licht darüber, dass du deine Esslust bezähmen musst. Du
weißt, dass der Verzehr von Schweinefleisch in direktem Widerspruch zu seinem
ausdrücklichen Gebot steht, nicht weil er seine Autorität hervorkehren wollte, sondern weil
es denen schadet, die es essen. Seine Verwendung verunreinigt das Blut und erfüllt den
Organismus mit schädlichen Krankheitserregern, worunter der ganze Körper leidet. In
besonderer Weise werden die feinen, empfindlichen Gehirnnerven geschwächt und so
getrübt, dass heilige Dinge nicht erkannt, sondern mit gewöhnlichen Dingen auf die
gleiche Stufe gestellt werden. Das Licht betreffs dieses schädlichen Nahrungsartikels, der
die Ursache von Krankheiten ist, kam, sobald Gottes Volk imstande war, es zu ertragen.
Hast du das Licht befolgt?
Z2.100.2 (2T.96.3) Absatz: 8/30
Du hast dich direkt gegen das Licht gewandt, das Gott bezüglich des Gebrauchs von
Tabak gegeben hat. Die Befriedigung der Genusssucht hat das vom Himmel gesandte
Licht ausgelöscht, und du hast aus dieser schädlichen Befriedigung einen Abgott gemacht.
Tabak ist dein Götze. Du hast ihn anstatt Gott angebetet. Zu gleicher Zeit gibst du vor,
großen Glauben an die Gesichte zu haben, handelst aber direkt dagegen. Seit Jahren hast
du nicht den geringsten Fortschritt im geistlichen Leben gemacht. Stattdessen bist du
schwächer und schwächer geworden und in immer dichtere Finsternis geraten. Du bist
sehr traurig über die Handlungsweise von Bruder P gewesen, der der Wahrheit
widerstanden hat. Den schwachen, entmutigten Zustand der Gemeinde hast du seinem
Widerstand zugeschrieben. Es ist wahr, dass er dem Fortschritt des Werkes Gottes in ...
ein großes Hindernis war. Aber dein Verhalten, während du vorgibst, die Wahrheit zu
kennen und Erfahrung im Werke Gottes zu haben, war ein noch größeres Hindernis.
Wärest du im Rate Gottes gestanden und durch die Wahrheit geheiligt gewesen, zu der du
dich bekanntest, hätte Bruder P nicht so viele Zweifel gehabt. Deine Stellung als
Verteidiger der Gesichte ist für jene, die nicht daran glaubten, ein Stein des Anstoßes
gewesen. Es wurde mir gezeigt, dass dein Bruder, der sehr unter dem traurigen Zustand
der Gemeinde litt, versuchte, sich von der schweren Last zu befreien, die ihn fast
erdrückte, indem er das Werk verließ, um sein Leben zu retten. Ich sah, dass Gottes
Fürsorge über Bruder und Schwester R wachte. Wenn ihr Glauben nicht wankte, würden
sie noch Gottes Heil in ihrem eigenen Haus und in der Gemeinde erfahren.
Z2.101.1 (2T.97.1) Absatz: 9/30
Mir wurde der Fall von Bruder und Schwester S vorgeführt. Sie haben schwere Zeiten
durchlebt; die Wogen schlugen fast über ihren Häuptern zusammen. Doch Gott liebt sie.
Wenn sie ihm glaubensvoll ihr Schicksal anvertrauen, wird er sie geläutert aus dem
Feuerofen der Trübsal hervorbringen. Bruder S sieht alles zu schwarz. Er hat daran
gezweifelt, ein Gotteskind zu sein. Ja, er hat an seiner Erlösung gezweifelt. Ich sah, dass
er sich nicht so sehr anstrengen sollte, um zu glauben. Er sollte Gott vertrauen, wie ein
Kind sein Vertrauen auf die Eltern setzt. Er macht sich zu viele Sorgen – er windet sich
aus Christi Armen und gibt dem Feind Gelegenheit, ihn zu versuchen und zu belästigen.
Gott ist mit der Schwachheit des Körpers und des Geistes bekannt und wird ihn nicht über
seine Kräfte fordern. Er hat sich bemüht, treu und gewissenhaft sein Bekenntnis
auszuleben. Unwissend hat er in mancherlei Hinsicht Fehler begangen. Er hat es als
notwendig angesehen, in der Zucht seiner Kinder streng zu sein und ist dabei zu weit
gegangen. Kleine Vergehen hat er zu hart bestraft. Dies hat das Vertrauen des Sohnes in
seinen Vater in gewissem Maße geschwächt. Während seiner Krankheit hat die
Einbildungskraft von Bruder S gelitten. Sein Nervensystem war zerrüttet, und er dachte,
dass seine Kinder nicht das Mitgefühl und die Liebe ihm gegenüber offenbarten, die ihm
zustanden. Aber dies war eine Folge seiner Krankheit. Satan wollte ihn vernichten und ihn
und seine armen Kinder entmutigen. Gott rechnet ihm dies nicht an. Seine Kinder haben
eine größere Bürde zu tragen als viele andere, die älter sind als sie. Sie benötigen
sorgfältige Erziehung, verständnisvolle Anleitung, gepaart mit Mitgefühl, Liebe und großer
Zärtlichkeit.
Z2.101.2 (2T.98.1) Absatz: 10/30
Die Mutter besaß besondere Kraft und Weisheit von Gott, ihren Mann zu ermutigen und
ihm zu helfen. Sie verband die Kinder mit ihrem Herzen und stärkte ihre Zuneigung zu
ihren Eltern und zueinander. Ich sah, dass Engel der Barmherzigkeit diese Familie
umgaben, obgleich die Aussichten düster und unheilvoll waren. Diejenigen, die tiefes
Mitgefühl für Bruder S hegten, werden niemals Ursache haben, dies zu bedauern, denn er
ist ein Gotteskind und Gott liebt ihn. Der geschwächte Zustand der Gemeinde hat sich
sehr nachteilig auf seine Gesundheit ausgewirkt. Alles erschien ihm so düster. Er
misstraute sich selbst und war zu Tode betrübt. Er hätte nicht auf diese Dinge schauen
sollen, sondern auf Jesum, der unser unfehlbares Vorbild ist. Er muss Frohsinn und Mut
im Herrn hegen – von Glaube und Hoffnung reden, in Gott ruhen und nicht denken, dass
von ihm hartes, anstrengendes Bemühen gefordert werde. Alles, was Gott fordert, ist
einfaches Vertrauen – sich in seine Arme sinken zu lassen, mit all seinen Schwächen,
seiner Zerbrochenheit und Unvollkommenheit. Jesus will den Hilflosen helfen und
diejenigen aufbauen, die sich ihrer Schwachheit voll bewusst sind. Durch die Geduld, den
Glauben und die Unterwerfung in seine Anfechtung wird Gott verherrlicht. Oh, dies wird die
Macht der Wahrheit bezeugen, zu der wir uns bekennen. Sie ist uns Trost, wenn wir ihn
brauchen; sie ist Stütze, wenn jede irdische Stütze versagt und entfernt ist.
Z2.102.1 (2T.99.1) Absatz: 11/30
Mir wurde auch der Fall von Bruder T gezeigt. Er hat sich in ein Knechtschaftsjoch
begeben, das Gott ihm nicht auferlegt hat. Es gefällt Gott nicht, wenn betagte Väter ihre
Haushalterschaft in die Hände ungeheiligter Kinder legen, selbst wenn diese sich zur
Wahrheit bekennen. Wenn aber die Mittel, die der Herr seinem Volk anvertraut hat,
ungläubigen Kindern übergeben werden, die Feinde Gottes sind, ist er entehrt; denn das,
was in den Reihen des Herrn bleiben sollte, gerät in die Reihen des Feindes.
Z2.102.2 (2T.99.2) Absatz: 12/30
Andererseits hat Bruder T sich als Betrüger betätigt. Er hat Tabak gebraucht, seine
Geschwister aber glauben gemacht, es sei nicht der Fall. Ich sah, dass diese Sünde
seinen Fortschritt im göttlichen Leben verhindert hat. Noch in seinem fortgeschrittenen
Alter hat er ein Werk zu tun, nämlich sich von fleischlichen Lüsten zu enthalten, welche
wider die Seele streiten. Er hat die Wahrheit geliebt und um der Wahrheit willen gelitten.
Jetzt sollte er den ewigen Lohn, den himmlischen Schatz, das ewige Erbteil, die
unvergängliche Krone der Herrlichkeit so schätzen, dass er freudig die Befriedigung eines
verdorbenen Appetits aufgibt, koste es, was es wolle, um am Fleische und am Geiste
gereinigt zu werden.
Z2.103.1 (2T.99.3) Absatz: 13/30
Dann sah ich seine Schwiegertochter. Gott liebt sie; aber sie ist in Furcht, Zittern,
Verzagtheit und Zweifel gefangen und sehr nervös. Diese Schwester sollte sich nicht
verpflichtet fühlen, ihren Willen dem Willen eines gottlosen jungen Mannes zu unterstellen,
der jünger ist als sie. Sie sollte bedenken, dass ihre Ehe sie nicht ihrer Persönlichkeit
beraubt. Gott hat ein höheres Anrecht an ihr als jeder irdische Anspruch, der erhoben
werden mag. Christus hat sie mit seinem eigenen Blut erkauft. Sie gehört nicht sich selbst.
Sie versäumt, ihr volles Vertrauen in Gott zu setzen, und stattdessen unterordnet sie ihre
Überzeugungen und ihr Gewissen einem herrschsüchtigen, tyrannischen Mann, der von
Satan angefeuert wird, wann immer er seine satanische Majestät benutzen kann, um
diese zitternde, scheue Seele einzuschüchtern. Sie ist so oft in Aufregung versetzt
worden, dass ihre Nerven zerrüttet sind und sie nur noch ein nervliches Wrack ist. Ist es
der Wille des Herrn, dass diese Schwester sich in diesem Zustand befindet, in dem Gott
ihres Dienstes beraubt wird? Nein. Ihre Heirat war eine Täuschung des Feindes. Doch
jetzt muss sie versuchen, das Beste aus ihrer Ehe zu machen, ihren Mann zärtlich zu
behandeln und ihn so glücklich zu machen, wie sie kann, ohne ihr Gewissen zu verletzen;
denn wenn er in seiner Rebellion beharrt, ist diese Welt der einzige Himmel, den er je
haben wird. Aber sich selbst der Vorrechte der Versammlungen zu berauben, um einen
herrschsüchtigen Ehemann zufrieden zu stellen, der den Geist des Drachen offenbart, ist
nicht nach Gottes Willen. Er möchte, dass diese zitternde Seele bei ihm Zuflucht sucht. Er
will ihr Schutz bieten. Er will ihr gleich dem Schatten eines großen Felsens in der Wüste
sein. Sie soll nur Glauben und Vertrauen in Gott haben, und er wird stärken und segnen.
Alle ihre drei Kinder sind dem Einfluss der Wahrheit und des Geistes Gottes zugänglich.
Wären diese Kinder so günstig gestellt wie die Kinder mancher Sabbathalter, würden alle
bekehrt und sich dem Heer des Herrn anschließen.
Z2.104.1 (2T.100.1) Absatz: 14/30
Dann wurde mir ein junges Mädchen am gleichen Ort vorgeführt, das sich von Gott
getrennt hatte und sich in dichter Finsternis befand. Der Engel sagte: „Eine Zeit lang war
alles in Ordnung mit ihr; was hinderte sie?“ Ich wurde zurückverwiesen und sah, dass die
Ursache im Wechsel ihrer Umgebung lag. Sie verkehrte mit Jugendlichen gleichen Alters,
voller Ausgelassenheit, Fröhlichkeit, Stolz und Liebe zur Welt. Wenn sie Christi Worte
beachtet hätte, würde sie dem Feind nicht nachgegeben haben. „Wachet und betet, dass
ihr nicht in Versuchung fallet!“ (Markus 14,38) Versuchungen lauern überall rings um uns
her; aber es besteht nicht die Notwendigkeit, ihnen nachzugeben. Die Wahrheit ist von
größerem Wert als alles andere. Ihr Einfluss neigt nicht dazu, jemand herabzuwürdigen.
Sie verleiht Würde, veredelt, reinigt und erhöht zur Unsterblichkeit und zum Throne
Gottes. Der Engel sagte: „Wollt ihr Christum haben oder die Welt?“ Satan stellt die Welt
armen Sterblichen in verführerischstem, betörendstem Glanz vor Augen. Sie schauen
darauf, und ihr glitzerndes Flittergold löscht die Herrlichkeit des Himmels und jenes Leben,
das ewig währt wie Gottes Thron, aus. Ein Leben des Friedens, der Glückseligkeit und
unendlicher Freude, das nichts von Sorge, Traurigkeit, Schmerzen oder Tod kennt, wird für
eine kurze Lebensspanne in Sünde eingetauscht. Alle, die sich von irdischen
Vergnügungen abwenden und mit Mose viel lieber erwählen, mit dem Volke Gottes
Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, welche die
Schmach Christi als größeren Reichtum ansehen als die Schätze der Welt, werden
zusammen mit dem treuen Mose eine unvergängliche Krone der Unsterblichkeit und eine
unendlich größere und ewige Herrlichkeit empfangen.
Z2.104.2 (2T.101.1) Absatz: 15/30
Die Mutter des Mädchens war zeitweise dem Einfluss der Wahrheit zugänglich, aber durch
ihre Unentschlossenheit ging der Eindruck verloren. Ihr mangelt es an Charakterfestigkeit,
sie ist zu unschlüssig und lässt sich leicht von Ungläubigen beeinflussen. Sie muss sich zu
einer Entscheidung, zu Standhaftigkeit und entschlossener Absicht durchringen, die nicht
durch Umstände ins Wanken gebracht werden können. Sie braucht nicht in einem solchen
Zustand der Unentschlossenheit zu beharren. Wenn sie sich in dieser Hinsicht nicht
ändert, wird sie leicht von Satan verstrickt und nach seinem Willen gefangen geführt
werden. Im Werk des Überwindens wird sie Ausdauer und Festigkeit entwickeln müssen,
oder sie wird überwunden werden und ihre Seele verlieren. Die Erlösung ist kein
Kinderspiel, das man nach Lust und Laune aufnehmen und wieder aufgeben kann. Das
Erlösungswerk schließt feste Absicht, unermüdliches Bemühen ein, das am Ende den Sieg
davontragen wird. Wer bis ans Ende beharrt, der wird selig. Es sind diejenigen, die
geduldig fortfahren im Gutestun, die das ewige Leben und unvergänglichen Lohn
empfangen werden. Wenn diese liebe Schwester in Übereinstimmung mit ihrer
Überzeugung gehandelt hätte, wenn sie unerschütterlich ihr Ziel verfolgt hätte, würde sie
einen rettenden Einfluss auf ihre Familie und ihren Mann ausgeübt haben. Besonders ihrer
Tochter wäre sie eine Hilfe gewesen. Alle, die den Kampf mit Satan und seinen
Heerscharen aufgenommen haben, ist eine schwere Aufgabe beschieden. Sie dürfen nicht
formbar wie Wachs sein, das in der Hitze schmilzt und jede gewünschte Gestalt annimmt.
Sie müssen als tapfere Kämpfer Härten erdulden, auf ihrem Posten beharren und sich zu
jeder Zeit als treu erweisen.
Z2.105.1 (2T.102.1) Absatz: 16/30
Der Geist Gottes ringt um diese ganze Familie. Er möchte sie retten, wenn sie willig sind,
sich auf die von ihm bestimmte Art und Weise retten zu lassen. Jetzt ist die Stunde der
Bewährung. Jetzt ist der Tag des Heils. Jetzt, jetzt ist Gottes Zeit. An Christi Statt flehen
wir sie an, sich mit Gott versöhnen zu lassen, während sie in Demut ihre Seligkeit mit
Furcht und Zittern schaffen können. Es wurde mir gezeigt, dass es Satans Absicht war, die
Gemeinde in einen Zustand der Gleichgültigkeit zu versetzen, um die Jugend in seinen
Reihen zu halten. Ich sah, dass die Jugend dem Einfluss der Wahrheit zugänglich war.
Wenn die Eltern sich Gott weihen und mit Hingabe für die Bekehrung ihrer Kinder wirken
würden, könnte Gott sich ihnen offenbaren und seinen Namen unter ihnen verherrlichen.
Z2.105.2 (2T.102.2) Absatz: 17/30
Dann wurde mir der Fall von Bruder U gezeigt. Satan hatte seine Bande um ihn
geschlungen und führte ihn von Gott und seinen Geschwistern weg. Bruder V übte einen
Einfluss auf diesen Bruder aus, der durch seinen Unglauben dessen Verständnis sehr
trübte. Ich wurde zurückverwiesen und sah, dass der Fall dieses Bruders nicht sehr weise
gehandhabt wurde. Es gab nicht genügend Gründe, ihn außerhalb der Gemeinde zu
lassen. Er hätte ermutigt, ja gedrängt werden sollen, sich mit seinen Geschwistern als
Gemeindeglied zu vereinigen. Er befand sich in einem besseren Zustand, um sich der
Gemeinde anzuschließen, als verschiedene andere, die bereits zu ihr gehörten. Ihm waren
nicht alle Dinge ganz klar, und der Feind benutzte diese Unwissenheit zu seinem
Schaden. Gott, der auf die Herzen sieht, hatte größeres Wohlgefallen am Leben und
Verhalten von Bruder U, als am Leben einiger, die zur Gemeinde gehörten. Der Herr
wünscht, dass er sich eng mit seinen Brüdern verbindet, dass er sie stärkt und sie ihn
stärken.
Z2.106.1 (2T.103.1) Absatz: 18/30
Die Frau von Bruder U kann durch die Wahrheit erreicht werden. In mancherlei Hinsicht ist
ihr Betragen nicht so fragwürdig wie das Verhalten einiger, die vorgeben, an die Wahrheit
zu glauben. Doch sollte sie nicht auf die Fehler und Verkehrtheiten derer schauen, die es
besser wissen, aber nicht tun, sondern ernstlich fragen: Was ist Wahrheit? In Verbindung
mit ihrem Mann kann sie einen guten Einfluss ausüben. Diese Seelen können, wenn sie
durch die Wahrheit geheiligt werden, in Gottes Kraft Säulen in der Gemeinde sein und
einen rettenden Einfluss auf andere ausüben. Sie sind Gott verantwortlich für ihren
Einfluss. Entweder werden sie mit Christo sammeln oder zerstreuen. Gott wünscht, dass
ihr Einfluss auf Seiten der Wahrheit zählt. Jesus hat sie mit seinem eigenen Blut erkauft.
Sie gehören nicht sich selbst. Sie sind um einen Preis erkauft. Deshalb ist es ihre Aufgabe,
Gott in ihrem Leibe und in ihrem Geiste zu verherrlichen, die sein Eigentum sind. Wir
wirken für die Ewigkeit. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass jede Stunde dem Dienste
Gottes geweiht ist. Dadurch sichern wir uns einen Schatz im Himmel.
Z2.106.2 (2T.103.2) Absatz: 19/30
Bruder V, mir wurde dein Fall in Verbindung mit der Gemeinde in ... vorgeführt, und zwar
zwei Jahre zurück. Das Gesicht befasste sich mit der Vergangenheit, der Gegenwart und
der Zukunft. Wenn wir reisen und ich stehe vor den Leuten an verschiedenen Orten, führt
der Geist des Herrn mir deutlich die Fälle vor Augen, die ich gesehen habe, und ruft mir
das in Erinnerung, was mir schon früher gezeigt wurde. Ich sah dich, als du den Sabbat
annahmst, während du anderen wichtigen Wahrheiten, die mit dem Sabbat verbunden
sind, Widerstand entgegenbrachtest. Du warst nicht in der ganzen Wahrheit gefestigt.
Dann sah ich, wie deine Gedanken mit Unglauben, Zweifel und Misstrauen erfüllt wurden,
und wie du jene Dinge zu erlangen suchtest, die Unglauben und Finsternis stärkten.
Anstatt nach Beweisen zu trachten, die deinen Glauben stärkten, schlugst du den
entgegengesetzten Weg ein, und Satan lenkte deine Gedanken in eine Bahn, die seinen
Zwecken diente. Du liebst den Kampf, und wenn du einmal den Kampfplatz betreten hast,
weißt du nicht, wann es an der Zeit ist, die Waffen niederzulegen. Du argumentierst gerne,
und du hast diese Neigung gepflegt, bis sie dich vom Licht, von der Wahrheit und von Gott
weggeführt und dich dorthin gebracht hat, wo du in Finsternis und Unglauben gehüllt bist.
Du bist von Satan verblendet.
Z2.107.1 (2T.104.1) Absatz: 20/30
Gleich dem ungläubigen Thomas hast du es als eine Tugend betrachtet, zu zweifeln, bis
du nicht unmissverständliche Beweise erhalten hast, die aus deinem Gemüt alle Ursachen
zum Unglauben entfernen. Hat Jesus den ungläubigen Thomas gelobt, während er ihm
den gewünschten Beweis lieferte, den er forderte, ehe er glauben würde? Jesus sagte zu
ihm: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Johannes 20,27) Thomas antwortete: „Mein
Herr und mein Gott!“ (Vers 28) Jetzt war er gezwungen zu glauben; es war kein Raum zu
zweifeln. Dann sprach Jesus: „Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Vers 29) Du wurdest mir vorgeführt, wie du
dich mit dem Rebellenführer und seinen Heerscharen verbandest, um jene zu belästigen,
zu verwirren, zu entmutigen und zu überwinden, die für das Rechte kämpfen und sich
unter dem blutbefleckten Banner des Fürsten Immanuel befinden. Es wurde mir gezeigt,
dass dein Einfluss dazu gedient hat, Seelen von der Beobachtung des Sabbats des
vierten Gebotes abwendig zu machen. Du hast deine Talente und deinen Scharfsinn
darauf gerichtet, Waffen zu schmieden und sie den Feinden Gottes in die Hände zu legen,
um damit gegen diejenigen zu streiten, die versuchen, Gottes Geboten zu gehorchen.
Während Engel beauftragt waren, das zu stärken, was am Sterben war, und deinem
Einfluss zu widerstehen und entgegenzuarbeiten, haben sie mit tiefstem Kummer auf dein
Werk, zu entmutigen und zu zerstören, geschaut. Du hast reine, sündlose, heilige Engel
zum Weinen gebracht.
Z2.108.1 (2T.105.1) Absatz: 21/30
Diejenigen, die inmitten der Gefahren der letzten Tage leben, die davon gekennzeichnet
sind, dass viele Menschen sich von Gottes Wahrheit ab- und den Fabeln zukehren, die
allenthalben für sie bereitet sind, haben eine schwere Aufgabe vor sich, sich von diesen
Fabeln abzuwenden und Gefallen an unvolkstümlichen Wahrheiten zu finden. Die sich von
den Fabeln abwenden und die Wahrheit annehmen, werden verachtet, gehasst und
verfolgt von denjenigen, welche dem Volk die Fabeln vorführen. Satan befindet sich im
Kampf mit den Übrigen, die Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu haben. Böse
Engel sind beauftragt, Menschen als ihre Helfer auf Erden anzustellen. Diese können sehr
erfolgreich einen Einfluss ausüben, Satans Angriffe gegen die Übrigen wirkungsvoll zu
machen, die Gott „das auserwählte Volk, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das
Volk des Eigentums“ nennt; „dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch
berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ (1.Petrus 2,9) Dies möchte
Satan verhindern. Er wird jeden anstellen, der in seinen Dienst eintreten will, um Gottes
Volk daran zu hindern, die Tugenden des zu verkündigen, der sie aus der Finsternis zu
seinem wunderbaren Licht berufen hat. Dieses Licht zuzudecken, das Volk zu
veranlassen, ihm zu misstrauen und nicht daran zu glauben – das ist das Werk des
großen Abtrünnigen und seines Heeres. Während Jesus sein Volk reinigt und es von aller
Ungerechtigkeit frei macht, wird Satan seine Streitkräfte einsetzen, um dieses Werk zu
hindern und die Vollkommenheit der Heiligen zu hintertreiben. Er übt seine Gewalt nicht
über diejenigen aus, die mit Täuschung umgeben und in Fabeln und Irrtum eingehüllt sind,
die gar keine Anstrengung machen, die Wahrheit anzunehmen und ihr zu gehorchen. Er
weiß, dass er ihrer sicher ist; aber solche, die nach der Wahrheit verlangen, die ihr
gehorchen und sie lieben wollen, über sie schüttet er seine Bosheit aus und lässt sie
seinen Zorn spüren. Er kann sie niemals schwächen, solange sie sich dicht zu Jesu
halten. Darum gefällt es ihm, wenn er sie zum Ungehorsam verführen kann.
Z2.109.1 (2T.106.1) Absatz: 22/30
Wenn wir gegen Gott sündigen, besteht die Neigung, eine Tagesreise hinter Jesu
zurückzubleiben. Wir versuchen, uns von seiner Gesellschaft zu trennen, weil sie uns nicht
angenehm ist, denn jeder Lichtstrahl von seiner göttlichen Gegenwart weist auf die Sünde
hin, deren wir uns schuldig gemacht haben. Satan frohlockt über die Sünden, wozu er die
Seelen verleitet hat und stellt diese Verfehlungen und Sünden im grellsten Licht dar. Er
wiederholt sie vor den Engeln Gottes und verhöhnt sie mit diesen Schwächen und
Fehlern. In jeder Hinsicht ist er ein Verkläger der Brüder und frohlockt über jede Sünde
und jedes Zukurzkommen, wozu er Gottes Volk verführt hat. Bruder V, du hast dich in
großem Maße an diesem Werk beteiligt. Du hast alles, was dir nur als Verkehrtheit,
Schwachheit und Irrtum in den Reihen der Sabbathalter unter den Adventisten erschien,
aufgefangen und hast es den Feinden unseres Glaubens übermittelt, die gegen jene
Schar kämpfen, der Engel des Himmels dienen und für die Jesus, ihr Vermittler,
Fürsprache bei seinem Vater einlegt. Er ruft: „Verschone sie, Vater, verschone sie, denn
sie sind mit meinem Blut erkauft“, und er hebt seine durchbohrten Hände vor dem Vater
empor. Du hast dich vor Gott einer schweren Sünde schuldig gemacht. Du hast Vorteil aus
den Dingen gezogen, die verletzen, die Seelenpein über Gottes Volk bringen, wenn sie
sehen müssen, dass einige aus ihren Reihen ungeheiligt sind und oft von Satan
überwunden werden. Anstatt diesen irrenden Seelen beizustehen, dass sie
zurechtkommen, hast du ihre Verkehrtheiten triumphierend jenen zur Kenntnis gebracht,
die sie hassten, weil sie sich zu Gottes Geboten und dem Glauben Jesu bekannten. Du
hast das Los derer sehr erschwert, die bemüht sind, die Irrenden zu retten und die
verlorenen Schafe vom Hause Israel zur Herde zurückzuführen.
Z2.109.2 (2T.106.2) Absatz: 23/30
Wegen ihres Ungehorsams und ihres Abweichens von Gott wurden die Israeliten in
schwierige Lagen gebracht und brach Unheil über sie herein. Ihren Feinden wurde
gestattet, sie zu bekriegen und sie zu demütigen, damit sie veranlasst würden, Gott in
ihrer Trübsal und Bedrängnis zu suchen. „Da kam Amalek und stritt wider Israel in
Raphidim.“ (2.Mose 17,8) Dies fand unmittelbar darauf statt, als die Israeliten sich ihres
empörerischen Murrens und ihrer ungerechten, unvernünftigen Anklagen gegen die Leiter
hingegeben hatten, die Gott befähigt und erwählt hatte, sie durch die Wüste ins Land
Kanaan zu führen. Der Herr brachte sie dorthin, wo kein Wasser war, um sie zu prüfen, um
zu sehen, ob sie nach Empfang so vieler Beweise von seiner Macht gelernt hatten, sich in
ihrer Not an ihn zu wenden, und ob sie ihr früheres empörerisches Murren gegen ihn
bereut hatten. Sie hatten Mose und Aaron selbstsüchtiger Motive beschuldigt, sie aus
Ägypten geführt zu haben, um sie und ihre Kinder durch Hunger umzubringen und sich
dann an ihrem Besitz zu bereichern. Damit schrieben die Israeliten Menschen zu, was
allein von Gott kam, dessen Macht unbeschränkt ist, und dafür hatten sie
unmissverständliche Beweise. Er wünschte, dass sie die wunderbaren Offenbarungen der
Macht Gottes ihm allein zuschrieben und seinen Namen auf Erden verherrlichten. Der Herr
brachte sie wiederholt in gleiche Schwierigkeiten, um zu sehen, ob sie etwas von seiner
Verfahrensweise mit ihnen gelernt hatten und ihren sündigen Ungehorsam und ihr
aufrührerisches Murren bereuten. In Raphidim, als die Israeliten kein Wasser hatten, erhob
sich wiederum ihr Stolz. Sie zeigten, dass sie immer noch ein böses Herz des
Unglaubens, des Murrens und der Rebellion besaßen, welches die Tatsache offenbarte,
dass sie noch nicht dazu bereit waren, sich in Kanaan niederzulassen. Wenn sie nicht
bereit waren, Gott in ihren Schwierigkeiten und Nöten während ihrer Reise durch die
Wüste in Erwartung Kanaans zu verherrlichen, wo Gott ihnen doch fortwährend
unmissverständliche Beweise seiner Macht und Herrlichkeit und seiner Fürsorge für sie
gab, würden sie seinen Namen auch nicht im Lande Kanaan ehren und verherrlichen,
umgeben mit seinen Segnungen und von Wohlstand begleitet. Weil das Volk kein Wasser
hatte, war es so gereizt, dass Mose um sein Leben fürchten musste.
Z2.110.1 (2T.107.1) Absatz: 24/30
Als Israel von den Amalekitern angegriffen wurde, gab Mose Josua den Befehl, wider ihre
Feinde zu streiten, während er mit Gottes Stab in der Hand seine Hände vor den Augen
des Volkes zum Himmel emporstrecken würde, um dem rebellischen, murrenden Israel zu
zeigen, dass ihre Kraft und Macht nur in Gott war. Er war ihre Stärke und die Quelle ihrer
Kraft. In jenem Stab war keine Macht, Gott wirkte durch Mose. Mose musste alle Stärke
von oben empfangen. Wenn er seine Hände emporhob, siegte Israel, wenn er seine
Hände sinken ließ, siegte Amalek. Als Mose müde wurde, waren Vorkehrungen notwendig,
seine müden Hände andauernd zum Himmel emporgestreckt zu halten. Aaron und Hur
bereiteten einen Sitzplatz für Mose, und dann hielten sie seine müden Hände empor, bis
die Sonne unterging. Diese Männer zeigten den Israeliten ihre Pflicht, Mose in seiner
schwierigen Aufgabe zu helfen, während er Worte von Gott empfing und an sie weitergab.
Diese Handlung sollte den Israeliten auch zeigen, dass Gott allein ihr Schicksal in seinen
Händen hielt, dass er ihr anerkannter Leiter war. „Und der Herr sprach zu Mose: Schreibe
das zum Gedächtnis in ein Buch und befiehl’s in die Ohren Josuas; denn ich will den
Amalek unter dem Himmel austilgen, dass man sein nicht mehr gedenke... Denn er
sprach: Es ist ein Malzeichen bei dem Stuhl des Herrn, dass der Herr streiten wird wider
Amalek von Kind zu Kindeskind.“(2.Mose 17,14.16) „Gedenke was dir die Amalekiter taten
auf dem Wege, da ihr aus Ägypten zoget, wie sie dich angriffen auf dem Wege und
schlugen die letzten deines Heeres, alle die Schwachen, die dir hintennach zogen, da du
müde und matt warst, und fürchteten Gott nicht. Wenn nun der Herr, dein Gott, dich zur
Ruhe bringt von allen deinen Feinden umher im Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt
zum Erbe einzunehmen, so sollst du das Gedächtnis der Amalekiter austilgen unter dem
Himmel. Das vergiss nicht!“ (5.Mose 25,17-19)
Z2.111.1 (2T.108.1) Absatz: 25/30
Als der Engel Gottes dieses Geschehen betreffs der Reisen und Erfahrungen der Kinder
Israel vorführte, war ich tief berührt von der besonderen Fürsorge Gottes für sein Volk.
Trotz ihrer Fehler, ihres Ungehorsams und ihrer Empörung waren sie dennoch Gottes
auserwähltes Volk. Er hatte sie besonders geehrt, indem er von seiner heiligen Wohnung
auf den Berg Sinai herniederstieg und in Majestät und Herrlichkeit und Ehrfurcht
gebietender Erhabenheit vor den Ohren des ganzen Volkes die Zehn Gebote sprach und
sie mit eigenem Finger auf die Steintafeln schrieb. Der Herr sagt von seinem Volk Israel:
„Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott
erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. Nicht hat euch der
Herr angenommen und euch erwählt, darum dass euer mehr wäre als alle Völker, denn du
bist das kleinste unter allen Völkern; sondern darum, dass er euch geliebt hat und dass er
seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat...“ (5.Mose 7,6-8)
Z2.112.1 (2T.109.1) Absatz: 26/30
Es wurde mir gezeigt, dass diejenigen, die sich bemühen, Gott zu gehorchen und die ihre
Seelen durch Gehorsam zur Wahrheit reinigen, Gottes auserwähltes Volk sind, sein
neuzeitliches Israel. Gott sagt durch Petrus von ihnen: „Ihr aber seid das auserwählte
Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr
verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem
wunderbaren Licht.“ (1.Petrus 2,9) Wie es für Amalek ein Verbrechen war, die Kinder Israel
in ihrer Schwäche und Müdigkeit zu belästigen, zu verwirren und zu entmutigen, so war es
deinerseits keine geringe Sünde, deine ganze Aufmerksamkeit darauf zu richten, die
Schwächen, die Unsicherheit, die Fehler und Sünden von Gottes angefochtenen Kindern
zu entdecken, um sie dann vor ihren Feinden auszubreiten. Du hast Satans Werk
verrichtet, nicht Gottes Werk. Viele der Sabbathalter in ... sind sehr schwach gewesen. Sie
waren erbärmliche Repräsentanten der Wahrheit. Sie sind der Sache der gegenwärtigen
Wahrheit keine Ehre gewesen, und das Werk wäre besser dran gewesen ohne sie. Du
hast das ungeheiligte Leben von Sabbathaltern als Entschuldigung für deine Zweifel und
deinen Unglauben angeführt. Dein Unglaube wurde auch dadurch gestärkt, dass einige
dieser ungeheiligten Glieder starken Glauben an die Gesichte bekundeten, sie bei
Widerstand verteidigten und mit Wärme befürworteten, während sie zu gleicher Zeit, wo
sie so großen Eifer offenbarten, die Lehren missachteten, die durch die Gesichte gegeben
wurden, und ihnen direkt entgegenhandelten. Auf diese Weise waren sie Steine des
Anstoßes für Bruder U und brachten durch ihr Verhalten die Gesichte in Verruf.
Z2.113.1 (2T.110.1) Absatz: 27/30
Bruder V, es wurde mir gezeigt, dass du stolz bist. Wenn du dachtest, dass deine Artikel
vom Review-Verlag geringschätzig behandelt wurden, erwachte dein Hochmut und du
begannst einen Kampf, der dem des Saulus glich, als er sich gegen Gott auflehnte. Du
hast dich mit solchen verbunden, welche die Wahrheit in Lüge verwandelten. Du hast die
Hände der Sünder in Zion gestärkt und dem Rat Gottes widerstanden. Das richtet sich
gegen deine eigene Seele. Du hast gegen etwas angekämpft, von dem du keine Kenntnis
hattest. Ich sah, wie deine Frau im Gebet mit Gott rang, wie sie dich fest mit ihren
Glaubensarmen umfing. Gleichzeitig klammerte sie sich an den Gnadenthron und
beanspruchte die nie versagenden göttlichen Verheißungen. Ihr Herz war von Schmerz
erfüllt, als sie sah, wie du in deinem Kampf gegen die Wahrheit fortfuhrst. Es wurde mir
gezeigt, dass du dies in Unwissenheit tatest, verblendet von Satan. Während du in diesen
Widerstreit verwickelt warst, mangelte es dir an geistlicher Gesinnung und Hingabe an
Gott. Du hattest nicht die Gewissheit, dass dein Verhalten Gott gefiel. Du hattest zwar
Eifer, aber es fehlte dir an Weisheit. Du hattest keine Erfahrung, was meine Berufung
anbetrifft. Du kanntest mich kaum und wusstest nichts über mein Werk.
Z2.113.2 (2T.110.2) Absatz: 28/30
Bruder V, du besitzt Befähigungen, die dich in der Gemeinde ... oder jeder anderen
Gemeinde zum besonderen Dienst geschickt machen würden, wenn deine Talente zum
Aufbau des Werkes Gottes dienten. Ich sah, dass deine Kinder sich jetzt in einem Zustand
befanden, wo sie für die Wahrheit zugänglich waren. Jesus legte Fürsprache für dich ein:
„Verschone ihn noch ein wenig länger.“ Ich sah, dass du, wenn du zur Wahrheit bekehrt
würdest, eine Säule in der Gemeinde sein könntest. Du könntest Gott durch deinen
Einfluss, geheiligt durch die Wahrheit, Ehre bereiten.
Z2.113.3 (2T.111.1) Absatz: 29/30
Ich sah, wie Engel der Gnade Bruder V umschwebten. Es wurde mir gezeigt, dass er
bezüglich des moralischen Wertes jener Klasse sehr betrogen war, die sich vom Körper
losgesagt hatte. Es gibt einige Aufrichtige unter ihnen, die noch zu retten sind. Aber die
meisten von ihnen waren schon seit langem ungeheiligten Herzens. Die genauen
Zeugnisse standen ihnen im Weg und waren für sie wie ein Knechtschaftsjoch. Sie haben
das Joch abgeschüttelt und beharren bei ihrer Verdorbenheit. Gott ruft dich auf, dich von
ihnen zu trennen. Mache dich los von denjenigen, die wider Gottes Wahrheit streiten. Sehr
bald wird sich der wahre Charakter zeigen. Sie gehören zu jener Klasse, welche Lügen
lieben und hervorbringen.
Z2.114.1 (2T.111.2) Absatz: 30/30
Wenn dein ganzes Interesse der Wahrheit und dem Werk der Vorbereitung für diese Zeit
gilt, wirst du durch die Wahrheit geheiligt und zur Unsterblichkeit befähigt werden. Du bist
in Gefahr, deinen Kindern gegenüber zu streng zu sein und nicht so geduldig, wie es
erforderlich wäre. Das gründliche Werk der Vorbereitung muss bei allen stattfinden, die
sich zur Wahrheit bekennen, bis wir ohne Fehl, ohne Flecken und Runzeln oder des etwas
am Throne Gottes stehen. Gott wird dich reinigen, wenn du dich seinem
Läuterungsprozess unterwirfst.
Nummer 16
Kapitel 13: Der Zweck persönlicher Zeugnisse
Z2.115.1 (2T.112.1) Absatz: 1/3
Liebe Geschwister, der Herr hat sich mir wiederum offenbart. Am 12. Juni 1868, als ich zu
den Geschwistern im Gotteshaus in Battle Creek, Michigan, sprach, kam der Geist Gottes
über mich, und sofort befand ich mich in einem Gesicht. Es war eine inhaltsreiche Schau.
Ich hatte mit dem Schreiben des fünften Bandes von Spiritual Gifts begonnen. Da ich aber
Zeugnisse von praktischem Nutzen besaß, die ihr sofort bekommen solltet, ließ ich die
Arbeit liegen, um diese Broschüre vorzubereiten.
Z2.115.2 (2T.112.2) Absatz: 2/3
In diesem letzten Gesicht wurde mir etwas vorgeführt, was meine Handlungsweise, private
Zeugnisse zu veröffentlichen, völlig rechtfertigt. Wenn der Herr einige persönliche Fälle
auswählt und ihre Verkehrtheiten herausstellt, dann nehmen es andere, die mir nicht im
Gesicht vorgeführt wurden, oftmals als bewiesen an, dass sie recht stehen oder nahezu
recht ständen. Wenn irgendjemand für eine spezielle Sünde gerügt wird, sollten Brüder
und Schwestern sich sorgfältig prüfen, worin sie zu kurz kommen und ob sie sich nicht der
gleichen Sünde schuldig gemacht haben. Sie sollten den Geist demütigen Bekenntnisses
pflegen. Wenn andere von ihnen denken, sie stünden recht, so muss dies noch lange nicht
der Fall sein. Gott schaut aufs Herz. Er prüft und erprobt Seelen auf diese Weise. Indem
er die Sünden des einen tadelt, beabsichtigt er viele zu korrigieren. Wenn sie aber
versäumen, sich selbst zu prüfen und sich schmeicheln, dass Gott ihre Fehler übersehen
werde, weil er sie nicht besonders namentlich erwähnt hat, dann betrügen sie sich selbst.
Sie werden in Finsternis gehüllt und ihren eigenen Wegen und den Einbildungen ihres
eigenen Herzens überlassen bleiben.
Z2.115.3 (2T.113.1) Absatz: 3/3
Viele handeln falsch gegen ihre eigene Seele und sind hinsichtlich ihrer wahren Stellung
vor Gott betrogen. Er wendet Mittel und Wege an, die am besten seinem Zweck dienen,
um zu offenbaren, was in den Herzen seiner bekenntlichen Nachfolger verborgen ist. Er
stellt die Verkehrtheiten einiger heraus, damit andere gewarnt werden, sich fürchten und
diese Sünden meiden. Indem sie sich selbst prüfen, können sie herausfinden, dass sie der
gleichen Dinge schuldig sind, die Gott in andern verurteilt. Wenn sie wirklich Gott dienen
wollen und sich fürchten, ihn zu beleidigen, werden sie nicht darauf warten, dass ihre
Sünden ihnen vorgeführt werden, sondern werden dieselben bekennen und in demütiger
Reue zum Herrn zurückkehren. Sie werden die Dinge aufgeben, die Gottes Missfallen
erregt haben, nach dem Licht, das anderen gegeben wurde. Wenn im Gegensatz dazu
diejenigen, die nicht recht stehen, sehen, dass sie der gleichen Sünden schuldig sind, die
bei andern gerügt wurden, weiter ihren ungeheiligten Wandel beibehalten, weil sie nicht
besonders benannt werden, dann gefährden sie ihre eigene Seele und werden von Satan
nach seinem Willen gefangengeführt werden.
Kapitel 14: Umzug nach Battle Creek
Z2.116.1 (2T.113.2) Absatz: 1/8
Im Gesicht, das mir am 12. Juni 1868 gegeben wurde, sah ich, dass ein großes Werk,
Seelen zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen, vollbracht werden könnte, wenn ernsthafte
Anstrengungen gemacht würden. In jeder Stadt und jedem Ort gibt es Personen, die sich
der Wahrheit zuwenden würden, wenn man sie ihnen vernünftig vorführte. Es werden
Missionare unter uns benötigt, opferbereite Missionare, die, unserem großen Vorbild
gleich, nicht sich selbst zum Gefallen leben, sondern anderen Gutes erweisen wollen.
Z2.116.2 (2T.114.1) Absatz: 2/8
Es wurde mir gezeigt, dass unter uns als Volk ein großer Mangel herrscht. Unsere Werke
stimmen nicht mit unserem Glauben überein. Unser Glaube bezeugt, dass wir in der Zeit
der Verkündigung der feierlichsten und wichtigsten Botschaft leben, die je Sterblichen
übertragen wurde. Doch im vollen Bewusstsein dieser Tatsache entsprechen unsere
Bemühungen, unser Eifer und unser Geist der Selbstaufopferung nicht dem Charakter des
Werkes. Wir sollten von den Toten erwachen, so wird uns Christus mit Leben erfüllen.
Z2.117.1 (2T.114.2) Absatz: 3/8
Viele unserer Geschwister wollen in Battle Creek leben. Aus allen Richtungen strömen
Familien herzu, um sich hier niederzulassen, und viele andere planen das Gleiche. Einige,
die nach Battle Creek gezogen sind, bekleideten Ämter in den kleinen Gemeinden, aus
denen sie gekommen sind, und ihre Hilfe und Kraft wurde dort sehr benötigt. Wenn diese
nach Battle Creek kommen und dort die vielen Sabbathalter sehen, haben sie oft das
Gefühl, dass ihr Zeugnis hier nicht benötigt wird, und ihre Talente werden begraben.
Z2.117.2 (2T.114.3) Absatz: 4/8
Einige kommen nach Battle Creek wegen der religiösen Vorteile, die sie hier vorfinden.
Dann wundern sie sich darüber, dass einige Monate nach ihrem Umzug ihre geistliche
Gesinnung im Abnehmen begriffen ist. Gibt es da nicht eine Ursache? Das Hauptziel vieler
bestand darin, finanzielle Vorteile zu erlangen – ein Geschäft anzufangen, das größeren
Gewinn verspricht. Ihre Erwartungen mögen sich in dieser Hinsicht erfüllen, während ihre
Seele dabei verkümmert und sie in geistigen Dingen Schaden erleiden. Sie übernehmen
keine Verantwortlichkeiten, weil sie denken, es wäre für sie nicht angebracht. Sie wissen
nicht, welche Arbeit sie in einer so großen Gemeinde leisten könnten, und so werden sie
zu Müßiggängern im Weinberg ihres Meisters. Alle, die diesen Weg verfolgen, werden nur
die Arbeit derjenigen vermehren, die die Lasten des Werkes in der Gemeinde tragen. Sie
sind nur toter Ballast. In Battle Creek gibt es viele, die rasch zu toten Zweigen werden.
Z2.117.3 (2T.114.4) Absatz: 5/8
Einige, die Arbeiter gewesen sind und Erfahrung im Werk der gegenwärtigen Wahrheit
haben, ziehen nach Battle Creek und legen ihre Bürde ab. Anstatt die Notwendigkeit zu
fühlen, doppelten Eifer, Wachsamkeit, Gebet und fleißige Pflichterfüllung an den Tag zu
legen, tun sie beinahe überhaupt nichts mehr. Die in der Verlagsanstalt Verantwortung zu
tragen haben und denen die Zeit fehlt, anderweitige Pflichten auf sich zu nehmen, sind
gezwungen, auch noch verantwortliche Stellungen in der Gemeinde zu übernehmen, dort
wichtige und anstrengende Arbeit zu leisten, die sonst ungetan bliebe, weil diese anderen
nicht willig sind, Lasten zu tragen.
Z2.118.1 (2T.115.1) Absatz: 6/8
Brüder, die ihren Wohnort wechseln möchten, die Gottes Verherrlichung im Auge haben
und sich persönlich verantwortlich fühlen, andern Gutes zu tun und Seelen zu nützen und
zu retten, für die Christus sein kostbares Leben dahingab, sollten sich in Städten und
Orten niederlassen, wo nur wenig oder kein Licht geschienen hat. Dort können sie
wirklichen Dienst leisten und anderen mit ihrer Arbeit und Erfahrung eine Hilfe sein. Es
werden Missionare benötigt, die in Städte und Ortschaften gehen und dort das Banner der
Wahrheit erhöhen. Auf diese Weise werden Gottes Zeugen über das ganze Land verteilt.
Das Licht der Wahrheit wird dahin gelangen, wo es bisher nicht geschienen hat, und die
Standarte der Wahrheit wird aufgepflanzt, wo sie bisher unbekannt war. Die Geschwister
sollten sich nicht auf einen Haufen zusammenscharen, weil ihnen das angenehmer ist,
sondern sollten danach trachten, ihrer hohen Berufung nachzukommen, andern Gutes zu
erweisen und wenigstens eine einzige Seele zu retten. Doch können mehr als nur eine
Seele gerettet werden.
Z2.118.2 (2T.115.2) Absatz: 7/8
Das Hauptziel dieser Arbeit sollte jedoch nicht darin gesehen werden, unseren Lohn im
Himmel zu vermehren. Einige sind in dieser Hinsicht selbstsüchtig. Angesichts dessen,
was Christus für uns getan hat und was er für Sünder gelitten hat, sollten wir aus reiner,
selbstloser Liebe zu Seelen sein Beispiel nachahmen, indem wir unser eigenes Vergnügen
und unsere Bequemlichkeit zu ihrem Besten aufgeben. Die Freude, die Christum in all
seinen Leiden unterstützte, war die Rettung armer Sünder. Dies sollte auch unsere Freude
und unser Antrieb im Werk unseres Meisters sein. Wenn wir das tun, gefallen wir Gott und
offenbaren unsere Liebe und Hingabe an ihn als seine Diener. Er hat uns zuerst geliebt. Er
hat uns seinen geliebten Sohn nicht vorenthalten, sondern gab ihn für uns in den Tod, auf
dass wir leben könnten. Liebe, wahre Liebe zu unseren Mitmenschen gibt den Beweis,
dass wir Gott lieben. Wir mögen ein hohes Bekenntnis ablegen; aber ohne Liebe ist alles
nichts. Unser Glaube mag uns veranlassen, unseren Leib dem Feuertod preiszugeben.
Aber ohne selbstaufopfernde Liebe, wie sie in Jesu Brust lebte und in seinem Leben zum
Ausdruck kam, gleichen wir nur einem tönenden Erz oder einer klingenden Schelle.
Z2.119.1 (2T.116.1) Absatz: 8/8
Es gibt Familien, die geistliche Kraft empfangen, indem sie nach Battle Creek ziehen. Es
ist der Ort, wo einige Hilfe empfangen; aber das trifft nicht auf alle zu. Bruder und
Schwester A mögen als Beispiel für jene gelten, die durch ihren Umzug an diesen Ort
Nutzen empfangen können. Der Herr wies sie an, diesen Weg zu gehen. Battle Creek war
genau der Platz, der ihnen helfen konnte, und er hat sich als Segen für die ganze Familie
erwiesen. Hier haben sie Kraft empfangen, ihre Füße fest auf das Fundament der
Wahrheit zu stellen. Wenn sie fortfahren auf dem Weg demütigen Gehorsams, dürfen sie
sich über die Hilfe freuen, die ihnen in Battle Creek zuteil wurde.
Kapitel 15: Ratschläge für Prediger
Z2.119.2 (2T.116.2) Absatz: 1/6
Im Gesicht, das mir am 12. Juni 1868 gegeben wurde, war ich tief von dem großen Werk
beeindruckt, das getan werden muss, um ein Volk auf das Kommen des Menschensohnes
vorzubereiten. Ich sah, dass die Ernte groß ist, aber nur wenige sind der Arbeiter. Viele,
die heute im Feld stehen und arbeiten, um Seelen zu retten, sind schwach. Sie haben
schwere Lasten getragen, die sie geprüft und ermüdet haben. Doch wurde mir gezeigt,
dass einige unserer Prediger sich zu sehr verausgabt haben, was nicht unbedingt
erforderlich war. Einige beten zu lange und zu laut, was ihre schwachen Kräfte erschöpft
und ihre Vitalität untergräbt. Andere ziehen ihre Predigten um ein Drittel oder die Hälfte zu
sehr in die Länge. Das ermüdet sie sehr, und die Aufmerksamkeit der Zuhörer nimmt ab,
ehe die Predigt endet. Vieles geht verloren, weil sie es nicht behalten können. Die Hälfte
von dem, was gesagt wurde, hätte genügt. Obwohl die Materie wichtig sein mag, würde
der Erfolg weit größer sein, wären Gebet und Ansprache nicht so langatmig. Das Resultat
könnte mit weit weniger ermüdender Anstrengung erreicht werden. Die Prediger verzehren
unnötigerweise ihre Kraft und Vitalität, die zum Nutzen des Werkes erhalten bleiben
sollten. Gerade diese in die Länge gezogene Anstrengung, nachdem die Ermüdung
bereits eintrat, ist es, wodurch die Erschöpfung und der Zusammenbruch gefördert
werden.
Z2.120.1 (2T.117.1) Absatz: 2/6
Ich sah, dass es diese zusätzliche Arbeit war, wenn der Körper bereits erschöpft war, die
das Leben unseres lieben Bruders Sperry aufzehrte und ihn vorzeitig ins Grab brachte.
Hätte er besser auf seine Gesundheit geachtet, könnte er heute noch leben und arbeiten.
Diese zusätzliche Arbeit war es auch, welche die Lebenskraft von Bruder Cranson
erschöpfte und sein Leben der Brauchbarkeit auslöschte.
Z2.120.2 (2T.117.2) Absatz: 3/6
Auch vieles Singen ist ebenso ermüdend wie zu langes Beten und Sprechen. In den
meisten Fällen sollten unsere Prediger nicht länger als eine Stunde sprechen. Sie sollten
lange Einleitungen vermeiden, sofort zum Thema kommen und die Predigt beenden, wenn
das Interesse am größten ist. Sie sollten in ihrem Bemühen nicht fortfahren, bis ihre
Zuhörer wünschen, sie möchten endlich aufhören. Viel von diesem zusätzlichen Bemühen
geht den Leuten verloren, weil sie oft zu müde sind, um Nutzen aus dem Gehörten zu
ziehen; und wer kann ermessen, wie groß der Verlust für die Prediger ist, die so arbeiten?
Am Ende ist nichts gewonnen durch diese Überbeanspruchung der Vitalität.
Z2.120.3 (2T.117.3) Absatz: 4/6
Oftmals ist die Kraft bereits am Anfang eines in die Länge gezogenen Bemühens
erschöpft. Und gerade zu der Zeit, wo viel gewonnen oder verloren gehen kann, besitzt
der ergebene Prediger Christi, der das notwendige Interesse und die Bereitwilligkeit zur
Arbeit hat, nicht die notwendige Stärke. Er hat sie durch Singen, lange Gebete und eine
lange Predigt vergeudet. Der Sieg ist durch Mangel an ernster, wohlgezielter Arbeit zur
rechten Zeit verloren gegangen. Der goldene Augenblick ist vorbei. Der hinterlassene
Eindruck hat keine Frucht getragen. Es wäre besser gewesen, kein Interesse zu wecken;
denn wenn der Überzeugung einmal widerstanden und sie überwunden wird, ist es sehr
schwierig, das Gemüt noch einmal mit der Wahrheit zu beeindrucken.
Z2.120.4 (2T.118.1) Absatz: 5/6
Mir wurde gezeigt, dass unsere Prediger durch vernünftige, wohldurchdachte Arbeit in
einem Jahr weit mehr ausrichten könnten, wenn sie ihre Kräfte schonten, anstatt sie so
nutzlos durch langes Predigen, Beten und Singen zu vergeuden, was so ermüdend und
erschöpfend ist. Im letzteren Fall werden die Leute oft der Arbeit beraubt, die so notwendig
zur rechten Zeit getan werden müsste, denn der Arbeiter braucht Ruhe und würde seine
Gesundheit und sein Leben gefährden, wenn er in seinen Anstrengungen fortführe.
Z2.121.1 (2T.118.2) Absatz: 6/6
Unsere lieben Brüder Matteson und D.T. Bourdeau haben hierin gefehlt und sollten ihre
Arbeitsweise korrigieren. Sie sollten kurze Predigten halten und kurz beten. Sie sollten
sofort zum Thema kommen und aufhören, bevor sie erschöpft sind. Sie können beide
mehr ausrichten, wenn sie so handeln. Gleichzeitig werden sie ihre Kräfte schonen für
weitere Arbeit, der ihre ganze Liebe gilt, ohne völlig zusammenzubrechen.
Kapitel 16: Schaut auf Jesum
Z2.121.2 (2T.118.3) Absatz: 1/10
In dem Gesicht vom 12. Juni 1868 wurde mir die Gefahr des Volkes Gottes vor Augen
geführt, auf Bruder und Schwester White zu schauen, mit dem Gedanken, sie müssten mit
ihren Lasten zu ihnen gehen und sie um Rat bitten. Dies soll nicht sein. Ihr mitleidiger,
liebevoller Heiland hat sie eingeladen, zu ihm zu kommen, wenn sie mühselig und beladen
sind, und er will ihnen Ruhe geben. Indem sie ihre Sorgen und Schwierigkeiten zu Jesu
bringen, werden sie die Erfüllung der Verheißung an sich selbst erfahren. Wenn sie in
ihrem Kummer die Erquickung finden, die sie nur durch ihn empfangen können, erlangen
sie eine höchst wertvolle Erfahrung. Bruder und Schwester White streben nach Reinheit
des Lebens und möchten Frucht bringen, die zur Heiligkeit führt. Doch sie sind irrende
Sterbliche. Viele kommen zu uns mit mancherlei Fragen: Soll ich dies tun? Soll ich jenes
unternehmen? Oder was die Kleidung anbetrifft: Soll ich dieses oder jenes Kleid tragen?
Ich antworte ihnen dann: Ihr bekennt, Jünger Christi zu sein. Lest eure Bibel. Studiert
sorgfältig und unter Gebet das Leben unseres teuren Heilandes, als er auf Erden unter
den Menschen wandelte. Ahmt sein Leben nach, und ihr werdet nicht vom schmalen Pfad
abirren. Wir lehnen es strikt ab, Gewissen für euch zu sein. Wenn wir euch genau sagen,
was ihr tun sollt, werdet ihr um Leitung auf uns schauen, anstatt direkt zu Jesu zu gehen.
Eure Erfahrung wird sich auf uns gründen; sie sollte aber auf Gott gegründet sein. Dann
werdet ihr inmitten der Gefahren der letzten Tage feststehen, gereinigt sein und nicht
durch das Feuer der Anfechtung verzehrt werden, durch das alle Heiligen gehen müssen,
damit alle Unreinheiten von ihren Charakteren entfernt werden, bevor sie zur
Unsterblichkeit verwandelt werden können.
Z2.122.1 (2T.119.1) Absatz: 2/10
Viele unserer Geschwister denken, sie könnten keine große Versammlung haben, wenn
nicht Bruder und Schwester White anwesend sind. An vielen Orten wird erkannt, dass
etwas geschehen muss, um die Geschwister zu mehr Ernsthaftigkeit und entschiedene
Anstrengungen im Werk der Wahrheit zu bewegen. Sie hatten Prediger, die unter ihnen
gewirkt haben; aber sie sehen, dass mehr getan werden müsste, und sie schauen auf
Bruder und Schwester White, dass sie dies in Angriff nehmen. Doch wie ich sah, entspricht
dies nicht dem Willen Gottes. Zuerst einmal besteht eine Unzulänglichkeit bei einigen
unserer Prediger. Es mangelt ihnen an Gründlichkeit. Sie nehmen nicht die Last des
Werkes auf sich und erkennen nicht, welche Hilfe die Leute benötigen. Sie haben kein
Unterscheidungsvermögen, um zu erkennen, wo Korrektur, Warnung, Aufbauen und
Stärkung vonnöten sind. Einige von ihnen arbeiten Wochen und Monate an einem Ort, und
wenn sie weggehen, hinterlassen sie mehr Arbeit, als sie bei ihrem Arbeitsbeginn
vorfanden. Systematische Wohltätigkeit wird vernachlässigt. Es ist ein Teil der Arbeit eines
Predigers, diesen Zweig des Werkes zu fördern. Da diese Arbeit nicht angenehm ist,
vernachlässigen einige ihre Pflicht. Sie verkündigen die Wahrheit aus dem Worte Gottes,
prägen den Leuten aber nicht die Notwendigkeit des Gehorsams ein. Deshalb sind viele
nur Hörer, aber nicht Täter des Wortes. Die Geschwister empfinden den Mangel. Die
Dinge werden nicht in Ordnung gebracht, und so blicken sie auf Bruder und Schwester
White, dass sie dem Mangel abhelfen sollen.
Z2.122.2 (2T.120.1) Absatz: 3/10
Einige unserer Brüder im Predigtamt sind oberflächlich dahingesegelt, ohne das Werk fest
in den Griff zu bekommen und die Herzen des Volkes zu gewinnen. Sie haben sich mit
dem Gedanken entschuldigt, dass Bruder und Schwester White das ergänzen werde, was
fehlt und dass sie besonders zu diesem Werk befähigt seien. Diese Männer haben
gearbeitet, aber nicht in der rechten Art und Weise. Sie haben keine Last getragen. Sie
haben nicht geholfen, wo Hilfe nötig war. Sie haben Unzulänglichkeiten nicht korrigiert, die
abgestellt werden mussten. Sie haben sich nicht mit ganzem Herzen, ganzer Seele und
allen Kräften bemüht, den Bedürfnissen des Volkes abzuhelfen. Die Zeit ist vergangen,
und sie haben nichts vorzuweisen. Die Last ihrer Unzulänglichkeit fällt auf uns zurück. Und
sie ermutigen die Geschwister, auf uns zu schauen. Sie verbreiten die Idee, dass nichts
das Werk zu vollbringen vermag, außer unserem speziellen Zeugnis. Dies gefällt Gott
nicht. Prediger sollten größere Verantwortlichkeiten auf sich nehmen und nicht den
Gedanken hegen, dass sie nicht die Botschaft bringen können, die den Geschwistern
helfen kann, wo sie der Hilfe bedürfen. Können sie dies wirklich nicht, dann sollten sie in
Jerusalem verweilen, bis sie mit Kraft aus der Höhe angetan sind. Sie sollten keine Arbeit
beginnen, die sie nicht vollenden können. Sie sollten mit Tränen säen, köstliche Früchte
tragen und mit Freuden von ihrer Arbeit zurückkehren und die Garben mit sich bringen.
Z2.123.1 (2T.120.2) Absatz: 4/10
Prediger sollten den Gemeindegliedern die Notwendigkeit persönlicher Bemühungen
einprägen. Keine Gemeinde kann gedeihen, wenn ihre Glieder keine Arbeiter sind. Sie
müssen mit anfassen, wo der Prediger hebt. Ich sah, dass für die Gemeinden an den
verschiedenen Plätzen nichts Dauerhaftes erreicht werden kann, bis sie fühlen, dass eine
Verantwortung auf ihnen ruht. Jedes Glied des Leibes sollte fühlen, dass die Rettung der
eigenen Seele von eigenem persönlichem Bemühen abhängt. Ohne Anstrengung können
Seelen nicht gerettet werden. Der Prediger kann die Glieder nicht retten. Er kann ein
Kanal sein, durch den Gott seinem Volk Licht sendet; aber nachdem das Licht gegeben ist,
ist es dem Volk überlassen, das Licht zu würdigen und es auf andere scheinen zu lassen.
Die Geschwister sollten fühlen, dass eine persönliche Verantwortung auf ihnen ruht, nicht
nur ihre eigene Seele zu retten, sondern sich auch eifrig zu bemühen, solche zu retten, die
in der Finsternis beharren. Anstatt auf Bruder und Schwester White zu schauen, dass sie
ihnen aus der Finsternis heraushelfen, sollten sie sich ernsthaft anstrengen, sich selbst
daraus zu befreien. Würden sie damit beginnen, jene aufzuspüren, die noch schlimmer
dran sind als sie selbst, und würden sie versuchen, ihnen zu helfen, würden sie viel eher
wieder selber ins Licht zurückfinden als auf jede andere Weise. Wenn die Geschwister
sich auf Bruder und Schwester White stützen und ihr Vertrauen auf sie setzen, wird der
Herr sie unter euch demütigen oder sie von euch entfernen. Ihr müsst auf Gott schauen
und ihm vertrauen. Stützt euch auf ihn, und er wird euch nicht verlassen. Er wird euch
nicht dem Untergang preisgeben. Das Wort Gottes ist köstlich. „Suchet in der Schrift; denn
ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin.“ (Johannes 5,39) Dieses sind Worte Christi.
Die Worte der Inspiration, sorgfältig und andächtig studiert und praktisch ausgelebt,
werden euch zu allem guten Werk geschickt machen. Prediger und Volk müssen auf Gott
schauen.
Z2.124.1 (2T.121.1) Absatz: 5/10
Wir leben in einem bösen Zeitalter. Die Gefahren der letzten Tage verdichten sich um uns
her. Weil die Ungerechtigkeit überhand nimmt, erkaltet die Liebe in vielen. Henoch
wandelte dreihundert Jahre mit Gott. Jetzt drängt uns die Kürze der Zeit, Gerechtigkeit zu
suchen. Muss es notwendig sein, uns die Schrecken des Tages Gottes vor Augen zu
halten, um uns zu rechtem Handeln zu veranlassen? Wir haben Henochs Leben vor
Augen. Hunderte von Jahren wandelte er mit Gott. Er lebte in einem verdorbenen Zeitalter,
als moralische Verdorbenheit ihn von allen Seiten umgab. Doch er erzog sein Gemüt zur
Hingabe und die Reinheit zu lieben. Seine Unterhaltung drehte sich um himmlische Dinge.
Er erzog seine Gedanken, sich in diesen Bahnen zu bewegen, und er war göttlich geprägt.
Sein Angesicht wurde von dem Licht erleuchtet, das von Jesu Angesicht ausstrahlt.
Henoch wurde versucht wie auch wir. Er war von einer Gesellschaft umgeben, die der
Gerechtigkeit nicht freundlicher gesinnt war, als diejenige, die uns umgibt. Die Luft, die er
einatmete, war von Sünde und Verdorbenheit vergiftet, genauso, wie es bei uns der Fall
ist. Und doch führte er ein heiliges Leben. Von den vorherrschenden Sünden seines
Zeitalters blieb er unbefleckt. So können auch wir rein und unverdorben bleiben. Er war
ein Stellvertreter der Heiligen, die inmitten der Gefahren und Verderbtheiten der letzten
Tage leben. Weil er Gott getreulich gehorchte, wurde er verwandelt. So werden auch die
Treuen, die leben und übrig bleiben, verwandelt werden. Sie werden aus einer sündigen
und verdorbenen Welt entrückt und zu den Freuden des Himmels emporgeführt werden.
Z2.125.1 (2T.122.1) Absatz: 6/10
Der Kurs des Volkes Gottes sollte aufwärts und vorwärts zum Sieg führen. Ein Größerer
als Josua befehligt die Armeen Israels. Einer ist in unserer Mitte, der Herzog unserer
Seligkeit, der zu unserer Ermutigung gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an
der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20) „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
(Johannes 16,33) Er wird uns voranführen zum sicheren Sieg. Was Gott verheißt, kann er
zu jeder Zeit verwirklichen. Und das Werk, das er seinem Volk übergibt, kann er auch
durch dasselbe zum Abschluss bringen. Wenn wir ein Leben völligen Gehorsams führen,
werden sich seine Verheißungen an uns erfüllen.
Z2.125.2 (2T.122.2) Absatz: 7/10
Gott fordert von seinem Volk, als Lichter in der Welt zu scheinen. Dies wird nicht nur von
den Predigern erwartet, sondern von einem jeden Jünger Christi. Ihre Unterhaltung sollte
sich um himmlische Dinge drehen. Und während sie sich der Gemeinschaft mit Gott
erfreuen, werden sie den Wunsch haben, Verbindung mit ihren Mitmenschen
aufzunehmen, um durch ihre Worte und Taten die Liebe Gottes zum Ausdruck zu bringen,
die ihre Herzen belebt. Auf diese Weise werden sie Lichter in der Welt sein. Das Licht, das
durch sie vermittelt wird, verlischt nicht noch wird es hinweggenommen. Es wird in der Tat
zu Finsternis für jene werden, die nicht darin wandeln wollen. Doch wird es mit
zunehmender Helle den Pfad derer erleuchten, die dem Licht gehorchen und darin
wandeln.
Z2.125.3 (2T.123.1) Absatz: 8/10
Der Geist, die Weisheit und die Güte Gottes, in seinem Wort offenbart, müssen sich
beispielhaft im Leben der Jünger Christi zeigen, und dadurch wird die Welt verdammt. Gott
verlangt dies von seinen Kindern nach der Gnade und Wahrheit, die ihnen zuteil wurden.
Allen seinen gerechten Forderungen muss nachgekommen werden. Verantwortliche
Wesen müssen in dem Licht wandeln, das ihnen scheint. Wenn sie versäumen, dies zu
tun, wird ihr Licht zu Finsternis, und ihre Finsternis entspricht dann in ihrem Ausmaß der
Fülle empfangenen Lichtes. Immer helleres Licht hat dem Volk Gottes geschienen. Aber
viele haben es versäumt, dem Licht zu folgen, und aus diesem Grund befinden sie sich in
einem Zustand großer geistlicher Schwäche.
Z2.126.1 (2T.123.2) Absatz: 9/10
Gottes Volk kommt nicht um aus Mangel an Erkenntnis. Die Gemeindeglieder werden
nicht verurteilt, weil sie den Weg, die Wahrheit und das Leben nicht kennen. Die Wahrheit
hat ihren Verstand erreicht. Das Licht, das auf ihre Seele geschienen hat, aber
vernachlässigt oder verworfen wurde, das wird sie verdammen. Diejenigen, die nie vom
Licht erreicht wurden und es nicht verworfen haben, stehen nicht unter Verdammnis. Was
hätte mehr für Gottes Weinberg getan werden können, als bereits getan wurde? Licht,
kostbares Licht scheint Gottes Volk. Doch kann es sie nicht retten, wenn sie nicht
zustimmen, sich retten zu lassen, es völlig auszuleben und es andern mitzuteilen, die sich
in Finsternis befinden. Gott ruft sein Volk zur Tat auf. Ein persönliches Werk des
Bekennens und der Aufgabe von Sünden und der Rückkehr zum Herrn ist erforderlich. Der
eine kann es nicht für den andern tun. Religiöse Erkenntnis hat zugenommen, und dies
bringt zusätzliche Verpflichtungen mit sich. Die Gemeinde hat großes Licht empfangen,
und dies verurteilt alle, die sich weigern, darin zu wandeln. Wären sie blind, hätten sie
keine Sünde. Aber sie haben das Licht gesehen und viel Wahrheit gehört, und doch sind
sie nicht weise und heilig. Viele haben seit Jahren keinen Fortschritt in der Erkenntnis und
wahrer Heiligkeit gemacht. In geistlicher Hinsicht sind sie Zwerge. Anstatt zur
Vollkommenheit zu schreiten, gehen sie zurück in die Dunkelheit und Knechtschaft
Ägyptens. Ihre Sinne sind nicht auf Gottseligkeit und wahre Heiligkeit gerichtet.
Z2.126.2 (2T.124.1) Absatz: 10/10
Wird das Israel Gottes erwachen? Werden alle, die sich zur Frömmigkeit bekennen, jede
Verkehrtheit aufgeben, Gott jede geheime Sünde bekennen und ihre Seelen vor ihm
kasteien? Werden sie in tiefster Demut die Beweggründe zu jeder Tat erforschen und sich
dessen bewusst werden, dass Gottes Auge alles liest und alles Verborgene kennt? Lasst
das Werk ein gründliches sein, die Hingabe an Gott eine völlige Weihe. Er fordert eine
vollständige Unterwerfung von allem, was wir haben und sind. Prediger und Glieder
benötigen eine neue Bekehrung, eine Umgestaltung des Geistes, ohne die wir kein
Geruch des Lebens zum Leben sein werden, sondern ein Geruch des Todes zum Tode.
Dem Volke Gottes sind große Vorrechte eingeräumt worden. Großes Licht hat seinen
Kindern geschienen, damit sie ihre hohe Berufung in Christo Jesu erreichen können. Doch
sind sie nicht das, was sie nach Gottes Willen sein sollten oder was seine Absicht für sie
ist.
Kapitel 17: Trennung von der Welt
Z2.127.1 (2T.124.2) Absatz: 1/19
Liebe Geschwister, Gott beabsichtigt, dass das Licht der Gemeinde zunehmen und immer
heller leuchten soll bis zum vollen Tag. Unter der Bedingung des Gehorsams sind Gottes
Kindern köstliche Verheißungen gegeben. Wäret ihr wie Kaleb und Josua völlig dem Herrn
gefolgt, hätte er seine Macht unter euch offenbart. Sünder hätten sich bekehrt und
Abgefallene wären durch euren Einfluss zurückgekehrt. Selbst die Feinde unseres
Glaubens, obgleich sie die Wahrheit bekämpfen und gegen sie sprechen, könnten nur
zustimmen, dass Gott mit euch gewesen ist.
Z2.127.2 (2T.125.1) Absatz: 2/19
Viele des bekenntlichen, besonderen Volkes Gottes haben sich der Welt so angepasst,
dass ihr abgesonderter Charakter nicht in Erscheinung tritt, und es ist schwer „zwischen
dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient,“ (Maleachi 3,18) zu unterscheiden. Gott
würde große Dinge für seine Kinder tun, wenn sie von der Welt ausgingen und sich von ihr
getrennt hielten. Würden sie sich von ihm leiten lassen, könnte er sie überall auf der Welt
zu einem Lobpreis machen. Der Treue Zeuge sagt: „Ich weiß deine Werke.“ (Offenbarung
3,15) Engel Gottes, die ausgesandt sind zum Dienst um derer willen, die ererben sollen
die Seligkeit, sind mit dem Zustand aller vertraut und kennen das Maß des Glaubens, das
jeder persönlich besitzt. Der Unglaube, der Stolz, die Habsucht und die Liebe zur Welt, die
in den Herzen von Gottes bekenntlichem Volk existieren, haben die sündlosen Engel
betrübt. Als sie die schrecklichen, anmaßenden Sünden, die in den Herzen vieler
bekenntlicher Nachfolger Christi existierten, sahen, und dass Gott durch ihr
widersprüchliches, verkehrtes Verhalten entehrt wurde, haben sie geweint. Und doch
fühlen jene, die am fehlerhaftesten sind, die in der Gemeinde die größte Schwäche
verursachen und ihr heiliges Bekenntnis verunglimpfen, dass sie im Herrn wachsen und
gedeihen, anstatt alarmiert und überführt zu sein.
Z2.128.1 (2T.125.2) Absatz: 3/19
Viele glauben, auf dem wahren Fundament zu stehen und die Wahrheit zu haben. Sie
erfreuen sich deren Klarheit und rühmen sich der machtvollen Argumente als Beweise für
die Richtigkeit unserer Stellung. Solche rechnen sich zu Gottes auserwähltem,
abgesondertem Volk; doch besitzen sie nicht seine Gegenwart und Macht, sie vor
Versuchung und Torheit zu bewahren. Sie geben vor, Gott zu kennen, verleugnen ihn aber
durch ihre Werke. Wie groß ist ihre Finsternis! Sie lieben die Welt mit den vielen, den
Betrug des Reichtums mit anderen; sie haben das Wort erstickt und sind unfruchtbar
geworden.
Z2.128.2 (2T.126.1) Absatz: 4/19
Es wurde mir gezeigt, dass die Gemeinde in ... vom Geist der Welt durchsäuert und in
alarmierendem Ausmaß lau geworden ist. Wenn Anstrengungen gemacht werden, die
Dinge in der Gemeinde in Ordnung zu bringen und die Geschwister in die Stellung zu
bringen, die sie nach Gottes Willen einnehmen sollen, werden einige unter ihnen durch die
Arbeit beeindruckt und sich ernsthaft bemühen, von der Finsternis zum Licht
hindurchzudringen. Aber viele werden in ihren Bemühungen nicht lange genug beharren,
um den heiligenden Einfluss der Wahrheit an ihren Herzen und in ihrem Leben zu
erfahren. Die Sorgen der Welt nehmen die Gedanken so in Anspruch, dass Selbstprüfung
und das stille Gebet vernachlässigt werden. Die Waffenrüstung wird abgelegt und Satan
hat freien Zugang zu ihnen. Er kann ihr Empfindungsvermögen abstumpfen und sie arglos
gegenüber seinen Verführungskünsten machen.
Z2.128.3 (2T.126.2) Absatz: 5/19
Einige offenbaren keinen Wunsch, ihren wahren Zustand zu erkennen und Satans
Fallstricken zu entgehen. Sie sind kränklich und dem Tode nahe. Manchmal werden sie
vom Feuer anderer erwärmt, doch sind sie so von Formenwesen, von Stolz und vom
Einfluss der Welt erstarrt, dass sie nicht empfinden, Hilfe zu bedürfen.
Z2.129.1 (2T.126.3) Absatz: 6/19
Es gibt viele, denen es sehr an geistlicher Gesinnung und den christlichen Tugenden
mangelt. Sie sollten sich täglich ihrer feierlichen Verantwortung bewusst sein, wenn sie die
gefahrvollen Zeiten betrachten, in denen wir leben, und die verderblichen Einflüsse, von
denen wir umgeben sind. Ihre einzige Hoffnung, Teilhaber der göttlichen Natur zu werden,
besteht darin, der Verdorbenheit der Welt zu entrinnen. Diese Geschwister benötigen eine
gründliche Erfahrung in göttlichen Dingen, und diese können sie nur durch persönliche
Anstrengung erlangen. Ihre Position verlangt Ernsthaftigkeit und unermüdlichen Fleiß,
damit sie auf ihrem Posten nicht schlafend erfunden werden. Satan und seine Engel
schlafen nicht.
Z2.129.2 (2T.126.4) Absatz: 7/19
Christi Nachfolger sollten Werkzeuge der Gerechtigkeit, Arbeiter, lebendige Steine sein,
die Licht ausstrahlen, damit sie die Gegenwart heiliger Engel ermutigen. Sie sollen Kanäle
sein, durch welche der Geist der Wahrheit und Gerechtigkeit fließen kann. Viele haben in
solchem Ausmaß am Geist und Einfluss der Welt teilgenommen, dass sie wie die Welt
handeln. Sie hegen Vorlieben und Abneigung und erkennen nicht die Vorzüglichkeit von
Charakteren. Ihr Verhalten ist nicht von reinen christlichen Grundsätzen geprägt. Darum
denken sie nur an sich selbst und ihre Vergnügen und Ergötzungen, ohne Rücksicht auf
andere. Sie sind nicht durch die Wahrheit geheiligt. Deshalb nehmen sie das Einssein der
Nachfolger Christi in der ganzen Welt nicht wahr. Gott liebt die am meisten, die am
wenigsten Selbstvertrauen besitzen und mit einem sanftmütigen und demütigen Geist
geschmückt sind. Er liebt solche, deren Leben rein und selbstlos, deren Herzen durch ein
reiches Maß des Geistes Christi geneigt sind, gehorsam, gerecht, rein und wahrhaft heilig
zu sein.
Z2.129.3 (2T.127.1) Absatz: 8/19
Wären alle Gott ergeben, ginge kostbares Licht von ihnen aus, das einen unmittelbaren
Einfluss auf alle ausübte, die mit ihnen in Kontakt kommen. Aber für alle muss ein Werk
getan werden. Einige sind weit von Gott entfernt, veränderlich und unstet wie Wasser. Sie
wissen nichts vom Opferbringen. Wenn sie irgendeinen speziellen Genuss oder ein
Vergnügen oder irgendein Kleidungsstück wünschen, überdenken sie nicht, ob sie auch
ohnedem auskommen oder sich das Vergnügen versagen und Gott eine freiwillige Gabe
bringen könnten. Wie viele haben daran gedacht, dass von ihnen gefordert wird, Opfer zu
bringen? Obgleich es von geringerem Wert sein mag als das Opfer eines reichen Mannes,
der Tausende besitzt, ist es ein köstliches Opfer für Gott, weil es Selbstverleugnung
gekostet hat. Es wäre ein süßer Geruch, der von seinem Altar wie Weihrauch emporsteigt.
Z2.130.1 (2T.127.2) Absatz: 9/19
Die Jugend hat nicht das Recht, mit ihrem Geld zu tun, was ihr gefällt, ohne Rücksicht auf
Gottes Forderungen zu nehmen. Mit David sollten sie sagen: „Ich will dem Herrn, meinem
Gott, nicht Brandopfer tun, das ich umsonst habe.“ (2.Samuel 24,24) Eine ziemliche
Summe wurde ausgegeben, um ihre Fotografien zu vervielfältigen. Würden alle das Geld
zusammenzählen, das sie dem Fotografen für diesen Zweck gaben, käme eine
ansehnliche Summe heraus. Dies ist nur eine Art, Geld zu verschwenden, es zur
Befriedigung des eigenen Ichs auszugeben, ohne wirklichen Nutzen. Diese Ausgabe
versorgt sie nicht mit Kleidung noch Nahrung noch hilft sie Witwen und Waisen. Die
Hungrigen werden nicht dadurch gespeist, die Nackten nicht bekleidet.
Z2.130.2 (2T.128.1) Absatz: 10/19
Während leichtsinnig Geld zur Selbstbefriedigung ausgegeben wird, werden Gott nur
knauserige Opfer dargebracht, und das noch unwillig. Wie viel von den Löhnen, welche
die Jugendlichen verdienen, finden ihren Weg in die Schatzkammer des Herrn, um das
Werk der Seelenrettung zu fördern? Sie geben jede Woche eine Kleinigkeit und denken,
es sei viel. Aber sie bedenken nicht, dass sie ebenso Haushalter sind über das Wenige
wie die Wohlhabenden über ihren größeren Besitz. Gott wurde beraubt, das Ich befriedigt,
ihr Vergnügen zu Rate gezogen, ihr Geschmack zufrieden gestellt, ohne einen Gedanken
daran, dass er eine genaue Untersuchung anstellen wird, wie sie seine Güter verwendet
haben. Während solche ohne zu zögern ihre eingebildeten Bedürfnisse befriedigen und
Gott die Gaben vorenthalten, die sie ihm bringen sollten, wird er die Kleinigkeit, die sie ihm
darbringen, ebenso wenig akzeptieren wie das Opfer von Ananias und Saphira, die ihn
absichtlich mit ihrem Opfer betrogen.
Z2.131.1 (2T.128.2) Absatz: 11/19
Im Allgemeinen gesehen sind die Jugendlichen unter uns mit der Welt verbunden. Nur
wenige von ihnen unterhalten einen ernsten Kampf gegen den inneren Feind. Nur wenige
haben einen innigen Wunsch, Gottes Willen kennen zu lernen. Nur wenige hungern und
dürsten nach Gerechtigkeit und wissen etwas vom Geiste Gottes als Ermahner oder
Tröster. Wo sind die Missionare? Wo sind diejenigen, die sich selbst verleugnen und selbst
aufopfern? Wo sind die Kreuzträger? Das eigene Ich und Eigennutz haben alle hohen und
edlen Prinzipien aufgezehrt. Dinge von ewiger Bedeutung hinterlassen keinen besonderen
Eindruck auf dem Gemüt. Gott fordert von allen persönlich eine völlige Unterwerfung. „Ihr
könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6,24) Ihr könnt nicht euch selbst
dienen und gleichzeitig Diener Christi sein. Ihr müsst dem Ich, eurer Liebe zum Vergnügen
absterben und lernen, die Frage zu stellen: Werden Gott die Gegenstände gefallen, für die
ich mein Geld ausgeben will? Werde ich ihn damit ehren?
Z2.131.2 (2T.129.1) Absatz: 12/19
Uns ist geboten, alles zu Gottes Ehre zu tun, ganz gleich, ob wir essen, trinken oder was
es nur immer sein mag. Wie viele haben diesem Gebot wortgetreu Folge geleistet und aus
Grundsatz und nicht aus Gefühlen gewissenhaft danach gehandelt? Wie viele der
jugendlichen Nachfolger in ... haben Gott zu ihrer Zuversicht und ihrem Teil erwählt? Wie
viele von ihnen haben sich aufrichtig bemüht, den Willen Gottes zu erkennen und ihm zu
folgen? Es gibt genug, die nur dem Namen nach Christi Diener sind, aber nicht in
Wirklichkeit. Wo religiöse Grundsätze herrschen, ist die Gefahr gering, große Irrtümer zu
begehen; denn die Selbstsucht, die immer verblendet und betrügt, ist unterworfen. Das
aufrichtige Verlangen, anderen Menschen Gutes zu tun, überwiegt so sehr, dass das
eigene Ich vergessen ist. Feste religiöse Grundsätze stellen einen unschätzbaren Schatz
dar. Sie vermitteln den reinsten, höchsten und erhabensten Einfluss, den Sterbliche
besitzen können. Solche Menschen haben einen festen Anker. Jede ihrer Handlungen ist
wohlüberlegt, damit sie in ihrer Auswirkung einem anderen keinen Schaden zufüge und
ihn von Christo wegführe. Das ständige Gebet ihres Herzens lautet: Herr, wie kann ich dir
am besten dienen und deinen Namen auf Erden verherrlichen? Wie kann ich mein Leben
gestalten, um deinem Namen hier auf Erden zum Ruhme zu verhelfen? Wie kann ich
andere Menschen dahin bringen, dich zu lieben, zu ehren und dir zu dienen? Schaffe in
mir den Wunsch, nur deinen Willen zu tun! Lass die Worte und das beispielhafte Leben
des Erlösers das Licht und die Kraft meines Herzens sein! Solange ich ihm folge und
vertraue, wird er mich nicht dem Verderben überlassen. Er wird meine Freude und meine
Krone sein.
Z2.132.1 (2T.129.2) Absatz: 13/19
Wenn wir Menschenweisheit mit der Weisheit Gottes verwechseln, werden wir durch die
Torheit des menschlichen Verstandes irregeführt. Hierin liegt eine große Gefahr für viele in
... . Sie haben keine persönliche Erfahrung. Sie haben es sich nicht zur Gewohnheit
gemacht, neu auftauchenden Fragen und Problemen mit unvoreingenommenem und
unbefangenem Urteil zu begegnen und diese für sich selbst unter Gebet zu überlegen. Sie
warten ab, um zu erfahren, was andere darüber denken. Wenn diese anderer Meinung
sind, genügt es ihnen bereits, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass das anstehende
Problem der Beachtung gar nicht wert ist. Obgleich es genügend solcher Menschen gibt,
ändert dies nichts an der Tatsache, dass sie durch lange Nachgiebigkeit gegenüber dem
Feind unerfahren und charakterschwach sind. Diese Menschen werden stets so
schwächlich sein wie Säuglinge, im Licht anderer wandeln, nach den Erfahrungen anderer
leben und handeln und sie in jeder Weise nachahmen. Sie benehmen sich so, als hätten
sie kein Eigenleben. Ihre Eigenpersönlichkeit haben sie völlig aufgegeben. Sie sind nur
Schatten derer, die nach ihrer Meinung richtig handeln. Wenn solche Menschen sich ihres
wankelmütigen Charakters nicht bewusst werden und ihn nicht ändern, werden sie alle
des ewigen Lebens verlustig gehen. Sie werden den Gefahren der letzten Tage nicht
gewachsen sein. Ihnen wird es an Kraft mangeln, dem Teufel zu widerstehen, weil sie ihn
gar nicht erkennen. Es muss sich jemand an ihrer Seite befinden, der sagt, ob sich ihnen
ein Feind oder ein Freund nähert. Sie sind nicht geistlich gesinnt, deshalb können sie auch
geistliche Dinge nicht beurteilen. Sie wissen nichts von den Dingen, die das Reich Gottes
betreffen. Für Alt und für Jung ist es unentschuldbar, sich auf die Erfahrungen eines
anderen Menschen zu stützen. Der Engel sprach: „Verflucht ist der Mann, der sich auf
Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm.“ (Jeremia 17,5) In der christlichen
Erfahrung und im christlichen Kampf ist edles Selbstvertrauen erforderlich.
Z2.133.1 (2T.130.1) Absatz: 14/19
Männer, Frauen, Jugendliche! Gott erwartet von euch, dass ihr sittliche Kraft,
Zielstrebigkeit, Seelenstärke und Beharrlichkeit besitzt sowie einen Verstand, der nicht den
Behauptungen anderer Menschen folgt, sondern diese Aussagen, ehe er sie annimmt oder
zurückweist, untersucht, wägt, prüft und dem Herrn im Gebet vorlegt. „So aber jemand
unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket‘s
niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden.“ Nun die Bedingung: „Er bitte aber im
Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die
vom Winde getrieben und gewebt wird. Solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von
dem Herrn empfangen werde.“ (Jakobus 1,5-7) Diese Bitte um Weisheit soll kein
gedankenloses Gebet sein, das nach seiner Beendigung alsbald vergessen wäre, sondern
es soll aus einem bewussten Mangel an Weisheit, den starken, ernsthaften Wunsch des
Herzens ausdrücken, sich für den Willen Gottes zu entscheiden.
Z2.133.2 (2T.131.1) Absatz: 15/19
Werdet des Wartens nicht müde und werdet nicht wankelmütig, wenn euer Gebet nicht
sofort Erhörung findet. Zweifelt nicht, sondern klammert euch an die Verheißung: „Getreu
ist er, der euch ruft; er wird‘s auch tun.“ (1.Thessalonicher 5,24) Bringt euer Anliegen,
gleich der zudringlichen Witwe, immer wieder vor und haltet an eurem Vorsatz
entschlossen fest. Ist die Sache für euch von Bedeutung und von großer Tragweite?
Sicherlich! Dann wankt nicht; denn euer Glaube mag einer Prüfung unterzogen werden.
Wenn das Gewünschte so wertvoll ist, verdient es ernsthafte, überzeugende
Anstrengungen. Die Verheißung gehört euch; wacht und betet unentwegt, und euer Gebet
wird erhört werden. Ist es nicht Gott, der dies verheißen hat? Wenn euch die Erfüllung
eures Verlangens etwas kostet, schätzt ihr es um so mehr, nachdem es erfüllt ist. Euch ist
deutlich gesagt worden, dass ihr nicht denken dürft, etwas von dem Herrn zu empfangen,
wenn ihr daran zweifelt. Hier wird der mahnende Rat gegeben, nicht müde zu werden,
sondern fest auf die Verheißung Gottes zu trauen. Wenn ihr bittet, wird er euch reichlich
geben und euch nicht enttäuschen.
Z2.134.1 (2T.131.2) Absatz: 16/19
Hierin begehen viele einen Fehler. Sie zweifeln an ihrem Vorhaben, und ihr Glaube
versagt. Aus diesem Grunde empfangen sie nichts von dem Herrn, der unsere Kraftquelle
ist. Niemand braucht in der Finsternis zu gehen und wie ein Blinder zu straucheln; denn
der Herr hält das Licht bereit, wenn sie es in der von ihm verordneten Weise annehmen
und nicht ihren eigenen Weg wählen wollen. Er verlangt von allen eine gewissenhafte
Erfüllung der täglichen Pflichten; besonders jedoch von denen, die mit der außerordentlich
wichtigen Verlagstätigkeit betraut sind, ganz gleich, ob sie eine mehr oder weniger
verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen. Dies kann nur geschehen im Aufblick zu Gott. Er
verleiht ihnen die Fähigkeit, alles gewissenhaft ausführen zu können, was im himmlischen
Urteil für recht angesehen wird. Er gibt ihnen die Kraft, so selbstlos zu handeln, als ob das
Auge Gottes, das alles überschaut, allen sichtbar wäre.
Z2.134.2 (2T.132.1) Absatz: 17/19
Selbstsucht ist die Sünde, der am meisten gefrönt wird. Sie trennt uns von Gott und
erzeugt viele verderbliche geistliche Verwirrungen. Ohne Selbstverleugnung gibt es keine
Umkehr zum Herrn. Aus uns selbst können wir nichts tun. Doch wenn Gott uns Kraft gibt,
vermögen wir zu leben, um anderen Menschen Gutes zu erweisen. Auf diese Weise
können wir das Übel der Selbstsucht bannen. Es ist nicht notwendig, dass wir uns in
heidnische Länder begeben, um unser Verlangen zu beweisen, in einem nützlichen und
selbstlosen Leben alles Gott zu weihen. Dies sollten wir im Familienkreis, in der Gemeinde
und unter den Menschen tun, die durch gesellschaftlichen und geschäftlichen Umgang mit
uns verbunden sind. Gerade in den alltäglichen Lebensäußerungen muss unser eigenes
Ich unterdrückt und überwunden werden. Paulus konnte sagen: „Ich sterbe täglich.“ Das
tägliche Sterben des Ichs in den kleinen Verrichtungen des Lebens macht uns zu
Überwindern. In dem Wunsch, anderen Menschen Wohltaten zu erweisen, sollten wir alle
selbstsüchtigen Gedanken vergessen. Leider fehlt vielen entschiedene Liebe zu anderen
Menschen. Statt gewissenhaft ihre Pflichten zu erfüllen, suchen sie lieber ihr eigenes
Vergnügen.
Z2.135.1 (2T.132.2) Absatz: 18/19
Gott erlegt allen seinen Nachfolgern ausdrücklich die Verpflichtung auf, durch ihren
Einfluss und ihre Mittel andere glücklich zu machen und von ihm die Weisheit zu erbitten,
die sie befähigt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Gedanken und
Empfindungen der unter ihrem Einfluss befindlichen Menschen zu heben. Wer anderen
wirkliche Hilfe geleistet hat, den wird ein Gefühl tiefer Befriedigung erfüllen, und er wird
den inneren Frieden finden, der dafür ein genügender Lohn ist. Wer sich von dem edlen
und großmütigen Verlangen leiten lässt, anderen Gutes zu erweisen, wird in der
gewissenhaften Erledigung der mannigfachen Lebensaufgaben sein wahres Glück finden.
Dies bringt mehr mit sich als nur irdischen Lohn; denn jede gewissenhafte, selbstlose
Pflichterfüllung wird von den Engeln im Lebensbericht vermerkt. Im Himmel wird niemand
an sich denken oder sein eigenes Vergnügen suchen. Jeder wird aus reiner, echter Liebe
das Glück der andern himmlischen Wesen in seiner Umgebung erstreben. Wenn wir an
dem Leben auf der neuen Erde teilhaben wollen, müssen wir hier die Grundsätze des
Himmels ausleben.
Z2.135.2 (2T.133.1) Absatz: 19/19
Jede Tat unseres Lebens wirkt auf andere zum Guten oder zum Bösen. Unser Einfluss
führt empor oder zieht hinab. Er wird empfunden, man richtet sich nach ihm, und er wird
mehr oder weniger stark von anderen nachgeahmt. Wenn wir anderen Menschen durch
unser Beispiel bei der Entwicklung guter Grundsätze helfen, vermitteln wir ihnen auch die
Kraft, Gutes zu tun. Sie üben dann ihrerseits den gleichen segensreichen Einfluss auf
andere aus, wodurch Hunderte und Tausende mit unserem im Grunde genommen
unbewusst ausgeübten Einfluss in Berührung kommen. Bestärken wir durch unsere Taten
die üblen Züge, die die Menschen in unserer Umgebung aufweisen, haben wir teil an ihrer
Sünde. Wir werden Rechenschaft zu geben haben für das Gute, das wir zu tun
versäumten, weil wir Gott nicht zu unserer Stärke, zu unserem Führer und Ratgeber
erwählten.
Kapitel 18: Wahre Liebe
Z2.136.1 (2T.133.2) Absatz: 1/6
Wahre Liebe äußert sich nicht in einer heftigen, feurigen und ungestümen Leidenschaft.
Im Gegenteil; sie ist ihrer Natur nach ruhig und tief. Sie schaut über bloße Äußerlichkeiten
hinweg und würdigt allein echte Werte. Sie ist vernünftig und einsichtsvoll. Ihre Hingabe ist
echt und bleibt sich immer gleich. Gott prüft und erprobt uns in den alltäglichen
Ereignissen, die das Leben mit sich bringt. Es sind die kleinen Dinge, die die Gesinnung
des Herzens offenbaren: Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten und die zahllosen
unscheinbaren Geschehnisse und einfachen Gefälligkeiten, die das ganze Lebensglück
ausmachen. Die Vernachlässigung freundlicher, ermutigender, teilnahmsvoller Worte und
kleiner Gefälligkeiten lässt das Leben wenig lebenswert erscheinen. Dereinst wird sich
zeigen, dass der Selbstverleugnung zugunsten der Wohlfahrt und des Glückes unseres
Nächsten beim himmlischen Gericht große Bedeutung beigemessen wird. Ebenso wird die
Tatsache offenbar werden, dass alle egoistischen Bestrebungen, ohne Rücksicht auf das
Glück und Wohlergehen anderer, der Beachtung unseres himmlischen Vaters nicht
entgangen sind.
Z2.136.2 (2T.134.1) Absatz: 2/6
Bruder B, der Herr wirkt für dich und will dich auf dem Weg des Rechtes segnen und
stärken. Du verstehst die Theorie der Wahrheit. Du solltest dir nun nach Möglichkeit alles
Wissen über den Willen und das Werk Gottes aneignen, um vorbereitet zu sein, eine noch
verantwortungsvollere Stellung ausfüllen zu können, wenn Gott es von dir fordert,
nachdem er erkannt hat, dass du dann seinen Namen auf diese Weise am besten
verherrlichen kannst. Du musst aber noch Erfahrungen sammeln. Du bist zu impulsiv und
zu leicht durch Umstände zu beeinflussen. Gott ist bereit, dich zu stärken, zu festigen und
zurechtzurücken, wenn du von ihm, dem Unfehlbaren, ernstlich und demütig Weisheit
erbittest. Er hat verheißen, dass du nicht vergeblich bitten sollst.
Z2.136.3 (2T.134.2) Absatz: 3/6
Wenn du anderen Menschen die Wahrheit vorträgst, unterliegst du der Gefahr, zu scharf
zu sprechen; in einer Art und Weise, die mit deiner kurzen Erfahrung nicht in Einklang
steht. Du begreifst die einzelnen Dinge sofort und vermagst ihre Tragweite leicht zu
erkennen. Nicht alle sind so begabt wie du. Du bist nicht bereit, geduldig und ruhig auf
diejenigen zu warten, die das Beweismaterial erst prüfen müssen, weil sie nicht so rasch
zu urteilen vermögen wie du. Damit andere ebenso schnell begreifen und den Eifer und
die Notwendigkeit des Handelns ebenso fühlen sollen wie du selbst, bist du in Gefahr,
andere zu sehr zu nötigen. Erfüllen sich deine Erwartungen nicht, wirst du leicht entmutigt
und ruhelos und wünschst eine Veränderung. Der Veranlagung, zu verurteilen und
niederzureißen, musst du entgegenwirken. Halte dich von allem fern, was den Anschein
eines anklägerischen Geistes erwecken könnte. Es gefällt Gott nicht, wenn irgendeiner
seiner Diener mit langer Erfahrung von diesem Geist beherrscht wird. Es steht einem
Jüngling gut an, Eifer und Begeisterung zu zeigen, vorausgesetzt, dass er demütig und
bescheiden ist. Wenn aber ein Jüngling, der nur wenige Jahre Erfahrung besitzt, einen
unbesonnenen Eifer und einen anklägerischen Geist an den Tag legt, so wirkt das höchst
unziemlich und abstoßend. Nichts vermag seinen Einfluss so schnell zu untergraben wie
diese Charakterfehler. Sanftmut, Güte, Geduld, Langmut, Verträglichkeit, Duldsamkeit und
Zuversicht, das sind die Früchte, die auf dem köstlichen Baum der Liebe gedeihen, der
himmlischen Ursprungs ist. Dieser Baum wird bei entsprechender Pflege unverwelkbar
sein. Seine Zweige werden nicht verdorren und seine Blätter nicht welken. Er ist
unsterblich, ewig und wird ständig vom Tau des Himmels benetzt.
Z2.137.1 (2T.135.1) Absatz: 4/6
Liebe ist Macht. Geistige und moralische Stärke liegen in diesem Grundsatz beschlossen
und können von ihm nicht getrennt werden. Die Macht des Reichtums neigt dazu, zu
verderben und zu zerstören; die Macht der Gewalt versucht, Schaden anzurichten, aber
die Vorzüglichkeit und die Vollkommenheit echter Liebe bestehen in dem Vermögen,
Gutes und nichts als Gutes zu tun. Was immer aus echter Liebe getan wird, ist durchaus
fruchtbar, sei es in den Augen der Menschen auch noch so gering oder verächtlich. Gott
schaut nicht so sehr darauf, wie viel jemand tut, als vielmehr nach der Größe der Liebe,
mit der es geschieht. Die Liebe ist von Gott. Das unbekehrte Herz kann diese Pflanze
himmlischer Herkunft weder hervorbringen noch sichtbar machen. Sie lebt und gedeiht nur
dort, wo Christus regiert.
Z2.138.1 (2T.135.2) Absatz: 5/6
Liebe kann nicht bestehen, ohne Ausdruck zu finden. Jede Tat macht sie größer, stärker
und umfassender. Liebe wird den Sieg erringen, wo Beweise und Autorität machtlos sind.
Liebe arbeitet weder für Lohn noch Gewinn. Doch Gott hat bestimmt, dass großer Gewinn
die unausbleibliche Frucht jeder Liebestat ist. Liebe verströmt sich nach allen Seiten und
ist schlicht und still in ihrer Wirksamkeit, aber sie ist stark und mächtig in ihrer Absicht,
große Übel zu überwinden. Ihr Einfluss wirkt begütigend und umgestaltend. Sie packt das
Leben der Sünder und rührt ihre Herzen, wo alle anderen Mittel versagen. Wo auch immer
die Macht des Verstandes, der Autorität und der Gewalt angewandt wird und die Liebe
offenbar ausgeschaltet ist, nehmen die Gefühle und der Wille der Menschen, die wir zu
erreichen trachten, eine abwehrende, ja zurückweisende Haltung ein, und ihr Widerstand
nimmt zu. Jesus war der Friedensfürst. Er kam in die Welt, um sich Widerstand und
Gewalt zu unterwerfen. Er verfügte über Weisheit und Stärke. Doch die von ihm benutzten
Mittel zur Unterwerfung des Bösen waren die Weisheit und die Kraft der Liebe. Dulde
nicht, dass irgendetwas dein Interesse von der augenblicklichen Arbeit ablenkt, bis Gott
die Zeit für gekommen hält, dir eine andere Aufgabe im gleichen Bereich zu geben. Jage
nicht nach dem Glück, denn es wird niemals gefunden werden, indem man es sucht. Geh
deiner Pflicht nach. All dein Tun sei von Treue gekennzeichnet und sei demütig!
Z2.138.2 (2T.136.1) Absatz: 6/6
„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“
(Matthäus 7,12) Herrliche Resultate wären das Ergebnis eines solchen Wandels. „Mit
welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.“ (Vers 2) Das sind starke
Gründe, die uns drängen müssten, uns untereinander aus reinem Herzen inbrünstig zu
lieben. Christus ist unser Vorbild. Er zog umher und tat Gutes. Er lebte, um anderen zum
Segen zu werden. Liebe verschönte und adelte all sein Tun. Uns ist nicht befohlen, uns
selbst das zu sichern, was wir von anderen erwarten; wir sollen vielmehr anderen das
zubilligen, was wir unter gleichen Umständen auch von ihnen erwarten. Das Maß, mit dem
wir messen, wird in jedem Falle an uns selbst angelegt. Echte Liebe ist in ihrem Wesen
einfach und schlicht und von allen anderen Zweckhandlungen verschieden. Das
Verlangen, Einfluss zu gewinnen und von anderen geschätzt zu werden, kann ein
wohlgeordnetes Leben und häufig einen einwandfreien Umgang ermöglichen.
Selbstachtung mag uns helfen, allen bösen Schein zu meiden. Ein selbstsüchtiges Herz
mag großherzige Taten vollbringen, die gegenwärtige Wahrheit anerkennen und äußerlich
Demut und Liebe zeigen. Dennoch können die Motive trügerisch und unlauter sein. Alles
Handeln, das einem solchen Herzen entspringt, entbehrt nicht nur der Frische des Lebens
und der Früchte echter Frömmigkeit, sondern ermangelt auch der Grundsätze
unverfälschter Liebe. Liebe sollte gehegt und gepflegt werden, denn sie strahlt einen
göttlichen Einfluss aus.
Kapitel 19: Vergnügungen im Gesundheitsinstitut
Z2.139.1 (2T.137.1) Absatz: 1/6
Als die Vergnügungen im Gesundheitsinstitut eingeführt wurden, haben einige in ... ihren
oberflächlichen Charakter offenbart. Es hat ihnen gefallen und sie befriedigt und ihrer
leichtfertigen Gesinnung geschmeichelt. Die Dinge, die den Kranken empfohlen wurden,
sahen sie auch als gut für sich selbst an. Dr. C ist nicht für alle Folgen verantwortlich, die
aus seinem Rat an seine Patienten resultierten. Diejenigen in den verschiedenen
Gemeinden ringsumher, die ungeheiligt waren, ergriffen sofort die Gelegenheit als eine
Entschuldigung, sich dem Vergnügen, der Ausgelassenheit und Torheiten hinzugeben.
Sobald bekannt wurde, dass die Ärzte der Anstalt Spiele und Vergnügungen
befürworteten, um die Gedanken der Patienten von sich selbst abzulenken und sie in
freudigere Bahnen zu lenken, war dies wie ein Feuer in Stoppeln. Die Jugendlichen in ...
und anderen Gemeinden dachten, dass sie genau diese Dinge benötigten, und viele
legten den Panzer der Gerechtigkeit ab. Als sie nicht länger in Schranken gehalten
wurden, gaben sie sich diesen Dingen mit so viel Ernst und Ausdauer hin, als hinge das
ewige Leben von ihrem Eifer in dieser Richtung ab. Hier war eine Gelegenheit, zwischen
den gewissenhaften Nachfolgern Christi und den Selbstbetrogenen zu unterscheiden.
Einigen lag nicht das Werk Gottes am Herzen. Ihre Seelen waren ungeheiligt. Sie hatten
versäumt, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und waren wankelmütig. Es war nur ein
geringer Windhauch nötig, ihre Füße straucheln zu lassen und hin und her bewegt zu
werden. Sie zeigten, dass sie nur wenig Festigkeit besaßen und keine moralische
Unabhängigkeit. Sie hatten keine eigene Erfahrung und wandelten deshalb in den Funken,
die andere entzündet hatten. Sie wollten Christum nicht vor der Welt bekennen, denn er
war nicht in ihrem Herzen. Sie gaben vor, seine Nachfolger zu sein; aber irdische und
zeitliche Dinge hielten ihre leichtfertigen, selbstsüchtigen Herzen in Unterwerfung.
Z2.140.1 (2T.138.1) Absatz: 2/6
Es gab andere, die sich nicht so eifrig für die Frage betreffs Vergnügungen einsetzten. Sie
vertrauten darauf, dass Gott alles recht machen werde, so dass ihr Seelenfriede nicht
gestört war. Sie beschlossen, dass ein Rezept für Kranke keine Anwendung auf sie hatte,
deshalb fühlten sie sich nicht beunruhigt. Was andere in der Gemeinde oder in der Welt
auch tun mochten, bedeutete ihnen nichts. Sie sagten sich: Wem hatten sie nachzufolgen
außer Christo? Er hinterließ uns das Gebot, zu wandeln wie er. Wir müssen so leben, als
sähen wir den Unsichtbaren, und alles, was wir tun, von Herzen tun, als dem Herrn und
nicht den Menschen.
Z2.140.2 (2T.138.2) Absatz: 3/6
Wenn sich solche Dinge ereignen, entwickelt sich der Charakter. Moralischer Wert wird
dann richtig eingeschätzt. Es ist dann nicht schwer zu entdecken, wo jene zu finden sind,
die sich zur Gottseligkeit bekennen, aber ihr Vergnügen und ihr Glück in der Welt finden.
Ihre Zuneigungen sind nicht auf himmlische Dinge gerichtet, sondern auf irdische, wo
Satan regiert. Sie bewegen sich im Finstern und können himmlische Dinge nicht lieben
und würdigen, weil sie diese nicht erkennen. Sie sind dem Leben Christi entfremdet. Ihr
Verstand ist verfinstert. Geistliche Dinge sind für sie Torheit. Ihr Streben richtet sich nach
dem Kurs dieser Welt; ihr Interesse und ihre Aussichten sind mit der Welt und irdischen
Dingen verwoben. Wenn sie als Christen gelten können, während sie beiden, Gott und
dem Mammon, dienen, sind sie zufrieden. Aber es werden sich Dinge ereignen, welche
die Herzen derer offenbaren, die für die Gemeinde nur eine Last und ein Fluch sind.
Z2.141.1 (2T.138.3) Absatz: 4/6
Der Geist, der in der Gemeinde vorherrscht, führt von Gott und vom Pfad der Heiligkeit
weg. Viele in der Gemeinde haben ihren Zustand geistlicher Blindheit dem Einfluss
zugeschrieben, der von den im Gesundheitsinstitut gelehrten Grundsätzen ausgeht. Das
ist nicht ganz korrekt. Hätte die Gemeinde im Rate Gottes gestanden, hätte sie die Anstalt
unter Kontrolle gehabt. Das Licht der Gemeinde hätte sich auf jenen Zweig des Werkes
ausgebreitet, und die dort existierenden Irrtümer wären nicht passiert. Die moralische
Finsternis in der Gemeinde war es, die den größten Einfluss hatte, moralische Finsternis
und geistlichen Tod in die Anstalt hineinzubringen. Hätte die Gemeinde sich in einem
gesunden Zustand befunden, wäre von ihr ein belebender, gesunder Strom zu diesem Arm
des Körpers geflossen. Doch die Gemeinde war krank und erfreute sich nicht der Gunst
Gottes noch des Lichts von seinem Angesicht. Ein krankhafter, tödlicher Einfluss zirkulierte
durch den lebendigen Körper, bis die Krankheit überall augenscheinlich wurde.
Z2.141.2 (2T.139.1) Absatz: 5/6
Der liebe Bruder D hat seinen eigenen Zustand nicht erkannt. Selbstsucht hatte in seinem
Herzen Fuß gefasst, und Friede, gesunder, ruhiger Friede, war daraus gewichen. Was dir
am meisten fehlt, ist Liebe – Liebe zu Gott und zum Nächsten. Das Leben, das du jetzt
führst, ist kein Leben im Glauben an den Sohn Gottes. Es besteht ein Mangel an festem
Gottvertrauen, eine Furcht, alles in seine Hände zu legen, als könne er das nicht
bewahren, was seiner Fürsorge anvertraut ist. Du fürchtest, dass dir irgendein Übel
bestimmt ist, das dir Schaden zufügen wird, wenn du nicht in Abwehrstellung gehst und
dagegen ankämpfst. Die Kinder Gottes sind in dem Maße weise und machtvoll, in
welchem sie sich auf seine Weisheit und Macht verlassen. Sie sind stark und glücklich,
wenn sie sich von der Weisheit und Hilfe der Menschen trennen.
Z2.141.3 (2T.139.2) Absatz: 6/6
Daniel und seine Freunde befanden sich als Gefangene in einem fremden Land, aber Gott
ließ nicht zu, dass der Hass und Neid ihrer Feinde ihnen schaden konnte. Die Gerechten
haben immer Hilfe von oben empfangen. Wie oft haben die Feinde Gottes sich verbündet,
um den Ruf und den Einfluss von ein paar einfachen Personen, die auf Gott vertrauten, zu
vernichten. Weil Gott aber für sie war, konnte niemand etwas gegen sie ausrichten.
Wollten die Nachfolger Christi sich nur zusammenschließen, dann würden sie die
Oberhand haben. Lass sie sich von ihren Götzen und der Welt trennen, dann kann die
Welt sie nicht von Gott trennen. Christus ist unser allgegenwärtiger, allgenügender
Heiland, in ihm wohnt alle Fülle. Es ist das Vorrecht der Christen zu wissen, dass Christus
in der Tat in ihnen lebt. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
(1.Johannes 5,4) Alle Dinge sind dem möglich, der da glaubt. Worum wir auch im Gebet
bitten mögen, wir werden es empfangen, wenn wir im Glauben bitten. Dieser Glaube wird
die dunkelste Wolke durchdringen und der müden, verzagten Seele Strahlen des Lichts
und der Hoffnung bringen. Die Abwesenheit dieses Glaubens und dieses Vertrauens ist
es, welche Verwirrung, quälende Furcht und Vorahnung von Übeln mit sich bringt. Gott
wird große Dinge für sein Volk tun, wenn es ihm völlig vertraut. „Es ist aber ein großer
Gewinn, wer gottselig ist und lässet sich genügen.“ (1.Timotheus 6,6) Reine und
unbefleckte Religion wird sich beispielhaft im Leben offenbaren, Christus wird sich als nie
versiegende Quelle von Kraft, als gegenwärtige Hilfe in jeder Notzeit erweisen.
Kapitel 20: Das Versäumnis im Fall Hannah More
Z2.142.1 (2T.140.1) Absatz: 1/7
Im Fall von Schwester Hannah More wurde mir gezeigt, dass die Vernachlässigung, die ihr
zuteil wurde, einer Vernachlässigung Christi in ihrer Person gleichkommt. Wäre Gottes
Sohn in der einfachen, anspruchslosen Weise gekommen, in der er bei seinem
Erdendasein von Ort zu Ort pilgerte, wäre ihm keine bessere Aufnahme zuteil geworden.
Der tiefe Grundsatz der Liebe, der im Herzen des einfachen Mannes von Golgatha
wohnte, tut Not. Hätte die Gemeinde sich im Licht befunden, würde sie diese demütige
Missionarin gewürdigt haben, deren Leben dem Dienst ihres Meisters gewidmet war. Ihr
äußerst ernsthaftes Interesse wurde missdeutet. Ihr Äußeres war nicht so, dass es dem
Geschmack und der Mode entsprach, denn strikte Sparsamkeit und Armut hatten ihren
Eindruck auf ihrem Erscheinungsbild hinterlassen. Ihr schwer verdientes Geld wurde zum
Nutzen anderer verwendet, sobald es in ihren Besitz kam, um jenen Licht zu vermitteln,
von denen sie hoffte, dass sie die Wahrheit annehmen würden.
Z2.143.1 (2T.141.1) Absatz: 2/7
Selbst die bekenntliche Gemeinde Christi mit ihren erhabenen Vorrechten und ihrem
hohen Bekenntnis erkannte in diesem selbstverleugnenden Gotteskind nicht das Ebenbild
Christi. Die Glieder der Gemeinde waren so weit von Christo entfernt, dass sie nicht sein
Ebenbild widerspiegelten. Sie richteten nach der äußeren Erscheinung und bemühten sich
nicht, die inwendige Schönheit zu entdecken. Hier war eine Frau, deren Hilfsquellen der
Erkenntnis und echter Erfahrung im Geheimnis der Gottseligkeit bei weitem alle
übertrafen, die in ... wohnten, und deren Art und Weise, die Jugendlichen und Kinder
anzusprechen, wohlgefällig, belehrend und heilsam war. Sie war nicht schroff, sondern
korrekt und mitfühlsam. Sie hätte sich als eine der nützlichsten Arbeiter im Feld erwiesen,
als Unterweiser der Jugend und als eine verständnisvolle Gefährtin und Ratgeberin für
Mütter. Durch ihre ernste, anschauliche Darstellung von Ereignissen in ihrem religiösen
Leben, das sie dem Dienst ihres Erlösers geweiht hatte, konnte sie Herzen erreichen.
Hätte die Gemeinde sich von der Finsternis und Täuscherei abgewandt und sich dem
klaren Licht zugewandt, hätten die Herzen sich diesem einsamen Fremdling erschlossen.
Ihre Gebete, ihre Tränen, ihr Kummer, weil sie kein Betätigungsfeld für sich offen sah,
wurden im Himmel gesehen und gehört. Der Herr bot seinem Volk talentierte Hilfe an; aber
es war reich und satt und bedurfte nichts. Es wandte sich von einer sehr kostbaren
Segnung ab und verwarf sie; aber es kommt die Zeit, wo sich das Bedürfnis spürbar
machen wird. Hätte Ältester E sich im klaren Licht Gottes befunden, und wäre er von
seinem Geist erfüllt gewesen, als diese Dienerin Jesu, einsam, heimatlos und nach Arbeit
dürstend, die sie für ihren Meister tun wollte, ihm zur Kenntnis kam, würde er sie
verstanden haben. Geist und Herzen hätten zueinander gefunden, gleichwie sich das
Angesicht im Spiegelbild wiedererkennt. So war es auch mit den Gliedern der Gemeinde.
Sie befanden sich in einer solchen geistlichen Verblendung, dass sie den Klang der
Stimme des wahren Hirten nicht mehr unterscheiden konnten und der Stimme eines
Fremden folgten, der sie von der Herde Christi weglockte.
Z2.144.1 (2T.142.1) Absatz: 3/7
Viele schauen auf das große Werk, das für Gottes Volk getan werden soll, und ihre Gebete
steigen auf zu ihm um Hilfe in der großen Ernte. Kommt die Hilfe aber nicht genau in der
Art und Weise, wie sie diese erwarten, werden sie sie nicht annehmen, sondern sich von
ihr abwenden, wie die jüdische Nation sich von Christo abwandte, weil sie die Art seiner
Erscheinung enttäuschte. Zu viel Armut und Erniedrigung kennzeichneten sein
Erscheinen. In ihrem Stolz verwarfen sie den, der gekommen war, um ihnen Leben zu
geben. Dadurch wollte Gott seine Kinder veranlassen, ihre Herzen zu demütigen und ihr
großes Bedürfnis zu erkennen, ihre Wege vor ihm zu korrigieren, damit er sie nicht mit
Gerichten heimsuchen muss. Viele, die sich zur Gottseligkeit bekennen, legen viel
größeren Wert auf äußeren Schmuck als auf den inneren. Hätten die Gemeindeglieder
sich vor Gott gedemütigt und ihre früheren Verfehlungen so völlig korrigiert, wie es seinen
Vorstellungen entsprach, dann wäre es ihnen nicht so schwer gefallen, einen sittlich
hervorragenden Charakter zu schätzen.
Z2.144.2 (2T.142.2) Absatz: 4/7
Das Licht von Schwester Hannah More ist erloschen, wo es doch so hell hätte scheinen
können, um den Pfad vieler zu erleuchten, die sich auf dem dunklen Weg des Irrtums und
der Rebellion befinden. Gott ruft die Gemeinde auf, aus ihrem Schlaf zu erwachen und mit
tiefem Ernst die Ursache dieser Selbstsucht unter Bekennern zu erforschen, deren Namen
im Gemeindebuch stehen. Satan verführt und täuscht sie, was ihr Seelenheil anbetrifft. Es
ist der Gott dieser Welt, der verführt, verblendet und zum Untergang führt. Er kommt nicht
gleich mit seiner ganzen Mannschaft, um zu versuchen. Er versteckt seine Versuchungen
unter einem Anschein von etwas Gutem. Er mischt etwas Gewinnbringendes unter die
Torheiten und Vergnügungen, und er betrügt Seelen, als Entschuldigung anzuführen, dass
durch Teilnahme an denselben viel Gutes bewirkt werden kann. Darin besteht ja gerade
die Täuschung – Satans höllische Kunstgriffe sind maskiert. Betrogene Seelen
unternehmen einen Schritt und sind vorbereitet für den nächsten. Es ist viel angenehmer,
den Neigungen des eigenen Herzens zu folgen, als der ersten Einflüsterung des
verschlagenen Feindes zu widerstehen und so sein Hereinkommen zu verhindern. Oh, wie
Satan darüber lacht, dass Seelen seinen Köder bereitwillig annehmen und genau den
Weg betreten, den er für sie vorbereitet hat! Er wünscht nicht, dass sie ihr Gebet
aufgeben. Sie sollen ruhig eine Form religiöser Pflichten beibehalten, umso brauchbarer
sind sie in seinem Dienst. Er verbindet seine Spitzfindigkeit und seine betrüglichen
Schlingen mit ihrer Erfahrung und ihrem Bekenntnis und kann seine Sache dadurch
wunderbar fördern. Die heuchlerischen Pharisäer beteten und fasteten und bewahrten die
Formen der Frömmigkeit, während ihre Herzen verdorben waren. Satan steht da und
verhöhnt Christum und seine Engel mit seinen Schmähreden und sagt: „Ich habe sie! Ich
habe sie! Ich habe meine Täuschungen für sie parat. Hier ist dein Blut wertlos. Du hörst
besser mit deiner Fürbitte, deiner Macht und deinen Wunderwerken auf; ich habe sie! Sie
gehören mir! Trotz ihres hohen Bekenntnisses als Untertanen Christi, trotzdem sie sich
einst der Erleuchtung seiner Gegenwart erfreuten, will ich sie mir angesichts des Himmels
sichern, von dem sie reden. Solche Untertanen wie diese kann ich benutzen, andere zu
ködern.“
Z2.145.1 (2T.143.1) Absatz: 5/7
Salomo sagt: „Wer sich auf sein Herz verlässt, ist ein Narr.“ (Sprüche 28,26) Unter den
Bekennern der Gottseligkeit gibt es Hunderte von solchen. Der Apostel sagt: „Uns ist nicht
unbewusst, was er (Satan) im Sinn hat.“ (2.Korinther 2,11) Oh, welche Kunstgriffe, welche
Gewandtheit, welche List werden ausgeübt, um die bekenntlichen Nachfolger Christi zur
Verbindung mit der Welt zu veranlassen, indem sie ihr Glück in den Vergnügungen der
Welt suchen, unter der Täuschung, dass dabei etwas Gutes erlangt werden kann! So
gehen die Unwachsamen geradezu ins Netz und schmeicheln sich, dass nichts Böses auf
sie lauert. Auf ihre Zuneigung und ihre Sympathie wird eingewirkt, und dies legt ein
schlüpfriges Fundament, worauf sie ihr Vertrauen bauen, Kinder Gottes zu sein. Sie
vergleichen sich mit anderen und geben sich damit zufrieden, besser als manche wahre
Christen zu sein. Wo aber erstrahlt Christi tiefe Liebe in ihrem Herzen, die sich über
andere ergießt? Wo ist ihre Bibel, und wie viel wird sie studiert? Wohin richten sich ihre
Gedanken? Sind sie im Himmel und verweilen sie bei himmlischen Dingen? Es ist nicht
natürlich für sie, diese Richtung einzuschlagen. Das Studium des Wortes Gottes ist ihnen
uninteressant. Es enthält nicht das, was ihre Gemüter erregt und erhitzt. Das natürliche,
unbekehrte Herz zieht andere Bücher dem Worte Gottes vor. Ihre Aufmerksamkeit ist auf
die eigene Person gerichtet. Sie haben kein tiefes, ernstes Verlangen nach dem Einfluss
des Geistes Gottes auf Gemüt und Herz. Ihre Gedanken beschäftigen sich nicht mit Gott.
Z2.146.1 (2T.144.1) Absatz: 6/7
Wie kann ich den Gedanken ertragen, dass die meisten Jugendlichen dieses Zeitalters
des ewigen Lebens verlustig gehen werden? Oh, dass der Klang der Musikinstrumente
schweigen möchte und sie nicht so viel Zeit damit vergeuden möchten, ihren
Liebhabereien zu frönen! Oh, dass sie weniger Zeit auf ihre Kleidung und törichte
Unterhaltung verwenden möchten und stattdessen ernste, innige Gebete zu Gott
emporschicken möchten um eine gesunde Erfahrung! Es besteht ein großes Bedürfnis für
genaue Selbstprüfung im Licht von Gottes Wort. Jeder sollte sich fragen: „Stehe ich recht,
oder ist mein Herz verdorben? Bin ich in Christo wiedergeboren, oder ist mein Herz noch
fleischlich und nur äußerlich in ein neues Gewand gehüllt?“ Halte inne und denke an das
große Gericht; dann prüfe dich im Lichte Gottes, ob du noch eine geheime Sünde hegst,
irgendeinen Götzen, den du nicht aufgegeben hast. Bete, Bete, wie du noch nie gebetet
hast, dass du nicht in Satans Täuschungen gefangen wirst, dass du dich keinem
unachtsamen, sorglosen, eitlen Geist hingibst und religiösen Pflichten nur nachkommst,
um dein Gewissen zu beruhigen.
Z2.146.2 (2T.144.2) Absatz: 7/7
Zu allen Zeiten ist es für Christen nicht angebracht, Liebhaber des Vergnügens zu sein,
um wie viel weniger heute, wo sich die Szenen dieser Weltgeschichte ihrem Abschluss
nähern. Der Grund deiner Hoffnung aufs ewige Leben kann nicht zu tief gelegt werden.
Das Wohlergehen deiner Seele und dein ewiges Glück hängen davon ab, ob dein
Fundament auf Christum gegründet ist. Während andere nach irdischen Ergötzungen
verlangen, lechze du nach der unmissverständlichen Zusicherung der Liebe Gottes und
rufe mit Inbrunst aus: „Wer wird mir zeigen, wie ich meine Berufung und Erwählung fest
machen kann?“ Eines der Zeichen der letzten Tage ist, dass bekenntliche Christen
Vergnügungen mehr lieben als Gott. Handle ehrlich gegenüber dir selbst. Erforsche dich
mit aller Sorgfalt. Wie wenige können nach sorgsamer Selbstprüfung zum Himmel
aufschauen und sagen: „Die Beschreibung trifft auf mich nicht zu! Ich liebe Vergnügungen
nicht mehr als Gott!“ Wie wenige können sagen: „Ich bin der Welt abgestorben! Mein
Leben ist mit Christo in Gott verborgen; und wenn er, der mein Leben ist, erscheint, werde
ich mit ihm in der Herrlichkeit sein.“ Wie groß ist doch Gottes Liebe und Gnade! O
köstliche Gnade, wertvoller als reines Gold! Sie erhöht und veredelt den Geist über alle
Prinzipien hinaus und richtet die Zuneigungen auf den Himmel. Während alle in unserer
Umgebung eitel und auf Jagd nach Vergnügen und Torheit sein mögen, ist unsere
Unterhaltung im Himmel, von wo wir den Heiland erwarten. Unsere Seele ist im Verlangen
nach Vergebung und Frieden, nach Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit, auf Gott gerichtet.
Gespräche mit Gott und Betrachten himmlischer Dinge gestalten die Seele nach Christi
Ebenbild.
Kapitel 21: Das Gebet für die Kranken
Z2.147.1 (2T.145.1) Absatz: 1/9
Im Falle von Schwester F hätte ein besonderes Werk vollbracht werden müssen. Alle, die
sich im Gebet für sie vereinten, bedurften selbst noch eines Werkes. Hätte Gott ihre
Gebete erhört, würde es zu ihrem Untergang geführt haben. In solchen Fällen der
Bedrängnis, in denen Satan den Geist beherrscht, sollte sich jeder vor dem Gebet
genauestens prüfen, um zu sehen, ob nicht irgendwelche Sünden begangen wurden, die
bereut, bekannt und aufgegeben werden müssen. Tiefe Herzensdemut vor Gott ist
erforderlich sowie unerschütterliches, ergebenes Vertrauen allein auf die Verdienste des
Blutes Christi. Fasten und Beten können nichts vollbringen, wenn das Herz durch falsches
Verhalten Gott entfremdet ist. „Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche
du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du
drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind,
führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem
Fleisch... Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst schreien, wird
er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei dir beschweren wirst noch mit Fingern
zeigen noch übel reden und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz und die elende
Seele sättigen, so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein
wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der
Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie
eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt.“ (Jesaja 58,6.7.9-11)
Z2.148.1 (2T.146.1) Absatz: 2/9
Der Herr fordert Herzensarbeit, gute Werke, die einem von Liebe erfüllten Herzen
entspringen. Jeder sollte sorgfältig und unter Gebet diese Schriftstellen betrachten und
seine Beweggründe und Taten erforschen. Die Verheißung Gottes stützt sich auf die
Bedingung des Gehorsams, der Erfüllung all seiner Forderungen. Der Prophet Jesaja
sagt: „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige
meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden. Sie suchen mich täglich
und wollen meine Wege wissen wie ein Volk, das Gerechtigkeit schon getan und das
Recht ihres Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern mich zu Recht und wollen mit ihrem
Gott rechten. ‚Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum tun wir unserm Leibe
wehe, und du willst‘s nicht wissen?’ Siehe, wenn ihr fastet, so übet ihr doch euren Willen
und treibet alle eure Arbeiter.“ (Jesaja 58,1-3)
Z2.148.2 (2T.147.1) Absatz: 3/9
Hier wird ein Volk angesprochen, das ein feierliches Bekenntnis ablegt, das gewohnt ist,
zu beten und das Freude am Gottesdienst hat; dennoch ist nicht alles in Ordnung. Die
Glieder erkennen, dass ihre Gebete nicht erhört, ihre eifrigen, ernsten Bemühungen im
Himmel nicht beachtet werden, und sie fragen eindringlich, warum der Herr ihnen nicht
antwortet. Das liegt nicht etwa daran, dass Gott sie vernachlässigen will. Die Schwierigkeit
liegt vielmehr bei den Menschen. Während sie sich zur Frömmigkeit bekennen, bringen sie
keine Frucht zur Verherrlichung Gottes. Ihre Werke entsprechen nicht den an sie
gestellten Anforderungen. Sie versäumen vorgeschriebene Pflichten. Solange aber diese
nicht erfüllt sind, kann Gott um seiner Ehre willen ihre Gebete nicht beantworten. Als für
Schwester F gebetet wurde, herrschte in den Herzen eine eigenartige Gefühlsverwirrung.
Einige waren fanatisch und handelten nach Gefühlen. Sie zeigten einen Eifer, der jedoch
in keiner Weise ihrer Erkenntnis entsprach. Etliche schauten auf das große Werk, das in
diesem Fall bewältigt werden sollte, und triumphierten, noch ehe der Sieg errungen war.
Es wurde viel von Jehus Geist offenbar: „Komm mit mir und siehe meinen Eifer um den
Herrn!“ (2.Könige 10,16) An Stelle dieser selbstsicheren Aussage hätte das Anliegen mit
demütigem Geist, mit Misstrauen gegen sich selbst und mit zerbrochenem, reuigem
Herzen Gott vorgelegt werden sollen.
Z2.149.1 (2T.147.2) Absatz: 4/9
Es wurde mir gezeigt, dass im Krankheitsfall, wo dem Darbringen von Gebeten für den
Kranken nichts im Wege steht, die Angelegenheit dem Herrn nicht in leidenschaftlicher
Erregung, sondern in stillem Glauben übergeben werden sollte. Er allein ist mit dem
vergangenen Leben des Einzelnen vertraut und weiß, wie sich dessen Zukunft gestalten
wird. Er, der die Herzen aller Menschen kennt, weiß, ob der Kranke, wenn er wieder
gesund wird, seinen Namen verherrlichen oder ihn durch Abtrünnigkeit und Abfall entehren
würde. Alles, was wir zu tun haben, besteht darin, Gott zu bitten, den Kranken zu heilen,
wenn dies seinem Willen entspricht, und zu glauben, dass er die Gründe, die wir ins Feld
führen, ebenso hört wie die aufrichtigen Gebete, die wir darbringen. Sieht der Herr, dass er
dadurch wirklich geehrt wird, erhört er unsere Gebete. Aber es ist nicht recht, auf
Genesung des Kranken zu drängen, ohne sich dem Willen Gottes unterworfen zu haben.
Z2.149.2 (2T.148.1) Absatz: 5/9
Was Gott verheißen hat, kann er zu jeder Zeit erfüllen, und auch das Werk, das er seinen
Kindern übertragen hat, kann er durch sie vollbringen. Leben sie getreulich nach jedem
Wort, das er gesprochen hat, so wird sich jede Zusage und jede Verheißung an ihnen
erfüllen. Mangelt es ihnen jedoch an völligem Gehorsam, bleiben die bedeutenden und
kostbaren Verheißungen in weiter Ferne, und sie können nicht in Erfüllung gehen.
Z2.150.1 (2T.148.2) Absatz: 6/9
Alles, was im Gebet für die Kranken getan werden kann, ist, Gottes Hilfe um ihretwillen
ernstlich zu erbitten und in völligem Vertrauen die Angelegenheit seinen Händen zu
überlassen. Wenn wir Unrecht in unserem Herzen dulden, wird der Herr uns nicht erhören.
Er kann mit den Seinen verfahren, wie es ihm beliebt. Er wird sich selbst verherrlichen,
wenn er in denen und durch diejenigen wirkt, die ihm bedingungslos folgen, so dass man
erkennen wird, dass es der Herr ist und dass ihre Werke in Gott vollbracht werden.
Christus sprach: „Wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ (Johannes 12,26)
Wenn wir zu ihm kommen, sollten wir beten, dass wir seinen Willen erfassen und
ausführen können und dass unsere Wünsche und Interessen in ihm aufgehen. Wir
müssen bereit sein, seinen Willen anzuerkennen und ihn nicht bitten, sich unserem Willen
zu fügen. Es ist besser für uns, Gott erhört unsere Gebete nicht immer, wann und genau
auf die Weise wie wir es wünschen. Er vermag für uns mehr und Besseres zu tun, als all
unsere Wünsche zu erfüllen, denn unsere Weisheit ist Torheit.
Z2.150.2 (2T.148.3) Absatz: 7/9
Wir scharten uns in ernstem Gebet um das Krankenbett von Männern, Frauen und
Kindern und empfanden, dass sie durch die Erhörung unserer aufrichtigen Gebete dem
Tode entrissen wurden. Wir glaubten, in diesen Gebeten müssten wir zuversichtlich sein
und dürften, wenn wir schon den Glauben auf die Probe stellen, nichts weniger als das
Leben erbitten. Wir wagten nicht zu sagen: „Wenn es zur Ehre Gottes ist“, weil wir
fürchteten, dass es den Anschein des Zweifels haben könnte. Besorgt haben wir die uns
gewissermaßen von den Toten Zurückgegebenen beobachtet. Wir sahen etliche von
ihnen, besonders junge Menschen, die gesund wurden, aber dann Gott vergaßen, ein
zügelloses Leben führten, ihren Eltern und Freunden Kummer und Schmerz bereiteten
und sogar denen zur Schande gereichten, die sich fürchteten zu beten. Sie lebten nicht
zur Ehre und Verherrlichung Gottes, sondern sie schmähten ihn durch ihr lasterhaftes
Leben.
Z2.151.1 (2T.149.1) Absatz: 8/9
Wir schreiben dem Herrn nicht länger den Weg vor, noch versuchen wir, ihn zu unseren
Wünschen zu bekehren. Wenn ihn das Leben der Kranken verherrlichen kann, beten wir
für die Erhaltung ihres Lebens; doch nicht unser Wille, sondern sein Wille geschehe.
Unser Glaube kann genauso fest und noch zuverlässiger sein, wenn wir unsere Wünsche
dem allweisen Gott anheim stellen und ihm ohne fieberhafte Unruhe alles vertrauensvoll
überlassen. Wir besitzen seine Verheißung. Wir wissen, dass er uns erhört, wenn wir nach
seinem Willen bitten. Unsere Bitten dürfen nicht die Form eines Befehls annehmen. Wir
müssen vielmehr um seine Vermittlung bitten, uns das zu gewähren, was wir von ihm
wünschen. Wenn die Gemeinde zusammenhält, wird sie mächtig und stark sein; doch
wenn ein Teil von ihr mit der Welt verbunden ist und manche dem Geiz ergeben sind, den
Gott verabscheut, kann er nur wenig für sie tun. Unglaube und Sünde trennen sie von
Gott. Wir sind so schwach, dass wir Gnadenerweise kaum ertragen; wir beanspruchten
sonst zu leicht Ehre und schrieben uns Frömmigkeit und Gerechtigkeit zu als Folge des
außergewöhnlichen Segens Gottes. Dabei offenbart sich doch nur die große Gnade und
Barmherzigkeit unseres mitleidsvollen himmlischen Vaters. Wir erlangten sie nicht, weil
sich irgendetwas Gutes in uns gefunden hätte.
Z2.151.2 (2T.149.2) Absatz: 9/9
Wir sollten stets einen Einfluss ausüben, der auf alle um uns her heiligend wirkt. Dieser
rettende, veredelnde Einfluss war in ... sehr schwach. Viele haben sich mit der Welt
eingelassen und an ihrem Geist und Einfluss teilgenommen, und diese Freundschaft hat
sie von Gott getrennt. Jesus ist ihnen eine Tagereise voraus. Sie können nicht länger
seine Stimme des Rats und der Warnung vernehmen und folgen ihrer eigenen Weisheit
und ihrem eigenen Urteil. Sie verfolgen einen Weg, der in ihren Augen recht erscheint, der
sich aber als Torheit erweisen wird. Gott will nicht, dass sein Werk mit weltlicher Politik
vermischt wird. Schlaue, berechnende Weltmenschen eignen sich nicht für leitende
Stellungen in diesem feierlichen, heiligen Werk. Sie müssen sich entweder bekehren oder
sich Beschäftigung in einem andern Beruf suchen, der ihren weltlichen Neigungen
entspricht und nicht solch ewige Folgen in sich schließt. Gott wird niemals auf eine
Teilhaberschaft mit Weltmenschen eingehen. Christus lässt jedem seine Wahl: Willst du
mich oder die Welt? Willst du Vorwürfe und Schande erdulden, für absonderlich gelten,
eifrig sein zu guten Werken und meinen Namen bekennen, selbst wenn die Welt dich
hasst, oder willst du die Achtung, die Ehre, den Beifall und die Vorteile, die die Welt zu
geben hat, erwählen und keinen Teil an mir haben? „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem
Mammon.“
Kapitel 22: Mut beim Prediger
Z2.152.1 (2T.150.1) Absatz: 1/5
Lieber Bruder G, es wurde mir gezeigt, dass du in deinen Pflichten als Prediger sehr
nachlässig bist. Dir mangelt es an notwendigen Befähigungen. Du besitzt keinen
Missionsgeist. Du bist nicht geneigt, deine Bequemlichkeit und dein Vergnügen
aufzuopfern, um Seelen zu retten. Da sind Männer, Frauen und Jugendliche, die zu
Christo geführt werden können und die die Wahrheit annehmen würden, wenn sie ihnen in
rechter Weise vorgeführt würde. In deiner eigenen Nachbarschaft gibt es Seelen, die
Ohren haben, zu hören.
Z2.152.2 (2T.150.2) Absatz: 2/5
Ich sah, wie du einige unterrichtet hast. Doch gerade zu einer Zeit, wo du Ausdauer, Mut
und Tatkraft benötigtest, wurdest du kleinmütig, misstrauisch und entmutigt und gabst die
Arbeit auf. Du wünschtest deine eigene Bequemlichkeit und hast zugelassen, dass das
Interesse, das hätte vermehrt werden können, erstarb. Es hätte eine Seelenernte
eingeheimst werden können. Aber die goldene Gelegenheit ging vorüber durch deinen
Mangel an Tatkraft. Wenn du dich nicht entscheidest, die ganze Rüstung anzulegen, wenn
du nicht bereit bist, Härten als ein guter Streiter des Kreuzes Christi zu ertragen und nicht
fühlst, dass du dich aufopfern kannst, um Seelen zu Christo zu führen, dann solltest du
deinen Beruf als Prediger aufgeben und eine andere Beschäftigung suchen. So wurde mir
gezeigt.
Z2.152.3 (2T.151.1) Absatz: 3/5
Deine Seele ist nicht dem Werk geweiht. Du nimmst die Last des Werkes nicht auf dich.
Du erwählst ein leichteres Los als jenes, das einem Diener Christi bestimmt ist. Er
erachtete sein Leben nicht für zu teuer. Er lebte nicht sich selbst zum Gefallen, sondern tat
anderen Gutes. Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Es ist nicht genug,
fähig zu sein, den Leuten die Argumente unseres Glaubens vorzuführen. Der Diener
Christi braucht eine nie endende Liebe zu Seelen, einen Geist der Selbstverleugnung und
Opferbereitschaft. Er sollte bereit sein, wenn nötig, sein Leben hinzugeben, um zur
Rettung seiner Mitmenschen zu wirken, für die Christus starb.
Z2.153.1 (2T.151.2) Absatz: 4/5
Du musst zum Werk Gottes bekehrt werden. Du benötigst Weisheit und Urteilsfähigkeit,
dich dem Werk hinzugeben und deine Arbeit zu planen. Die Gemeinden brauchen deine
Arbeit nicht. Du solltest in neue Gebiete gehen und dich in der Arbeit bewähren. Gehe mit
einem Arbeitsgeist ans Werk und bekehre Seelen zur Wahrheit. Wenn du den Wert von
Seelen empfindest, wirst du beim leisesten Anzeichen von Gutem im Herzen frohlocken,
und du wirst ausharren, obgleich Arbeit und Ermüdung mit der Anstrengung verbunden
sind. Wenn du die Wahrheit einmal vorgeführt hast, verlasse den Ort nicht, solange auch
nur das geringste Anzeichen von Interesse vorhanden ist. Erwartest du eine Ernte ohne
Arbeit? Erwartest du, dass Satan bereitwillig seinen Untertanen gestattet, aus seinen
Reihen in Christi Reihen überzuwechseln? Er wird jede Anstrengung machen, sie in
Ketten der Finsternis unter seinem schwarzen Banner zu halten. Kannst du hoffen, in der
Seelengewinnung für Christum erfolgreich zu sein, wenn du einem solchen Feind im
Kampf begegnen musst?
Z2.153.2 (2T.151.3) Absatz: 5/5
Du brauchst mehr Mut, mehr Eifer, musst dich mehr anstrengen, oder du wirst dich
entscheiden müssen, ob du den richtigen Beruf hast. Ein leicht entmutigter Prediger
schadet dem Werk, das er doch im Grund fördern möchte, und ist ungerecht gegen sich
selbst. Alle, die vorgeben, Diener Christi zu sein, sollten Weisheit lernen, indem sie das
Leben des Mannes von Nazareth studieren und auch die Geschichte von Luther und
anderen Reformatoren. Ihre Arbeit war mühsam; aber sie erduldeten Härten als treue
Kämpfer des Kreuzes Christi. Du solltest keine Verantwortung scheuen. Mit Anstand
solltest du bereit sein, Rat und Unterweisung anzunehmen. Nachdem du Rat von den
Weisen und Verständigen angenommen hast, gibt es noch einen Ratgeber, dessen
Weisheit niemals irrt. Versäume nicht, ihm deinen Fall vorzulegen und ihn um Leitung zu
bitten. Er hat verheißen, dass er die Weisheit in reichem Maße geben wird, wenn es dir an
Weisheit fehlt und du ihn darum bittest. Das heilige, feierliche Werk, mit dem du dich
befasst, erfordert ganzherzige, gründlich bekehrte Männer, deren Leben mit dem Leben
Christi verwoben ist. Sie ziehen Saft und Nahrung aus dem lebendigen Weinstock und
bringen Frucht in dem Herrn. Obgleich sie die Erhabenheit des Werkes empfinden und
erklären: „Wer ist hierzu tüchtig?“, schrecken sie doch nicht vor Arbeit und Mühe zurück,
sondern werden sich ernsthaft anstrengen, um Seelen zu retten. Wenn die Unterhirten
treu ihren Pflichten nachkommen, werden sie zur Freude ihres Herrn eingehen und
Befriedigung darin finden, durch ihr treues Bemühen Seelen gerettet im Himmel zusehen.
Kapitel 23: Übervorteilung im Geschäftsleben
Z2.154.1 (2T.152.1) Absatz: 1/8
Lieber Bruder H, ich habe auf eine Gelegenheit gewartet, dir zu schreiben, war aber
verhindert. Nach meinem letzten Gesicht fühlte ich mich verpflichtet, dir bald zu sagen,
was der Herr mir vorgeführt hatte. Ich wurde auf die vergangenen Jahre deines Lebens
zurückverwiesen, noch vor deiner Heirat, und ich sah deine Neigung, andere im Handel zu
übervorteilen. Du besaßest einen Geist der Gewinnsucht, der Unehrlichkeit im Geschäft,
der deinem geistlichen Fortschritt sehr hinderlich war und deinem Einfluss schadete. Die
Familie deines Vaters sah die Angelegenheit eher von einem weltlichen Standpunkt aus
als von einem hohen und erhabenen Maßstab, wie unser Herr ihn zitierte: „Du sollst Gott,
deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von
ganzem Gemüte, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lukas 10,27) Hierin hast du
gefehlt. In irgendeiner Weise knauserig und ungerecht zu handeln, missfällt Gott. Er wird
Verfehlungen und Sünden dieser Art nicht übersehen, wenn sie nicht aufrichtig bekannt
und aufgegeben werden.
Z2.155.1 (2T.153.1) Absatz: 2/8
Ich wurde weit zurückverwiesen und sah, wie leicht du diese Dinge genommen hast. Der
Herr merkte darauf, wie du jene Ladung Vieh auf den Markt brachtest, das zu kümmerlich
war, als dass es sich gelohnt hätte, es weiter zu behalten. Deshalb wurde es geschlachtet
und auf dem Markt als Nahrung verkauft, um in den menschlichen Magen zu gelangen.
Eines dieser Tiere gelangte für eine Zeit lang auf unseren Tisch, um in den Tagen unserer
Armut unserer großen Familie als Nahrung zu dienen. Du warst nicht der allein Schuldige
in dieser Sache. Andere aus deiner Familie waren mitschuldig. Es tut nichts zur Sache, ob
es beabsichtigt war, dass wir das Fleisch kaufen und essen sollten oder Weltmenschen.
Es geht hier ums Prinzip. Du übertratest Gottes Gebot, und das missfiel ihm. Du hast
deinen Nächsten nicht wie dich selbst geliebt, denn es wäre dir nicht recht gewesen,
hätten andere so mit dir gehandelt. Du hättest dich in diesem Fall betrogen gefühlt. Ein
habsüchtiger Geist verführte dich zu einem Abweichen vom christlichen Grundsatz und
veranlasste dich zu einem Handel, der dir Vorteil zum Nachteil anderer verschaffte.
Z2.155.2 (2T.153.2) Absatz: 3/8
Als mir vor fünf Jahren der Gegenstand des Fleischessens vorgeführt wurde, sah ich, wie
unwissend die Leute betreffs der Qualität der Fleischspeisen sind, die sie essen, und ich
wurde auf dein Verhalten diesbezüglich hingewiesen. Der Verzehr des Fleisches von solch
ungesunden Tieren verursacht verdorbenes Blut, Krankheiten und Fieber. Viele Vergehen
dieser Art wurden mir gezeigt, derer Weltmenschen sich täglich schuldig machen. Du,
mein lieber Bruder, hast dieses Vergehen nicht in dem Licht betrachtet, wie der Herr es
sieht. Du hast niemals empfunden, dass dies eine große Sünde deinerseits war. Vieles
gleicher Art hat in deinem Leben stattgefunden, was der Bericht führende Engel getreulich
verzeichnet hat und dem du wieder begegnen musst, wenn du diese Dinge nicht durch
Reue und Bekenntnis in Ordnung bringst.
Z2.155.3 (2T.154.1) Absatz: 4/8
Mir wurde geboten, zu warten und zu schauen. Ich wurde angewiesen, deutlich zu
sprechen, allgemeine Grundregeln zu geben und es dann dir zu überlassen, es auf dich
anzuwenden. Es wurde mir gezeigt, dass Gott nicht regelmäßig die Verkehrtheiten genau
bezeichnen würde, die von seinem Volk begangen werden. Er würde veranlassen, in
ihrem Beisein allgemeine Grundregeln zu erörtern, genaue, bestimmte Wahrheiten
vorzuführen, und dann sollten alle bereit sein zu sehen, zu fühlen und zu verstehen, ob die
Sache auch sie betrifft oder nicht. Du hast nicht aufrichtig und getreulich deiner eigenen
Seele gegenüber gehandelt. Der Engel sagte: „Ich will ihn auf die Probe stellen. Ich will ihn
prüfen. Ich will ihm entgegenstehen, bis er anerkennt, dass es Gottes Hand ist, die so mit
ihm verfährt.“
Z2.156.1 (2T.154.2) Absatz: 5/8
Ich sah, dass, während ihr euch in ... befandet, diejenigen, die mit deiner Familie
verbunden waren, nicht recht handelten. Ihr offenbartet einen betrügerischen Geist, ihr
habt übervorteilt und wart unehrlich. Ihr konntet an jenem Ort keinen guten Einfluss
ausüben, es sei denn, ihr hättet die Vergangenheit durch völliges Verändern eures
Verhaltens im Verkehr mit euren Mitmenschen gutgemacht. Euer Licht erwies sich für die
Leute als Finsternis. Euer Einfluss, während ihr dort wart, bereitete der Sache der
gegenwärtigen Wahrheit große Schande; und euer unredlicher Handel wurde unter den
Leuten sprichwörtlich. Oftmals richteten sich Weltmenschen, was ehrlichen Handel
anbetraf, nach einem höheren Standard als ihr. Der Älteste I kann in ... keinen guten
Einfluss ausüben. Seine Worte sind wie Wasser, das auf die Erde ausgeschüttet wird, aus
dem einfachen Grund, weil er mit euch verbunden war und sich an eurem unredlichen
Handel beteiligte. In mancherlei Hinsicht, was sein Geschäftsgebaren anbetraf, wurde er
den Weltmenschen gleich. Er war geizig und wurde zunehmend selbstsüchtig. Sein
Verhalten war dazu angetan, seinen Einfluss zu zerstören und schickte sich nicht für einen
Diener Christi. In dem Gesicht, das mir in Rochester, New York, 1866 gegeben wurde,
sagte der Engel: „Meine Hand wird ihn in Unglück bringen. Er mag sammeln, aber ich
werde zerstreuen, bis er mit der Vergangenheit aufräumt und alles bereinigt für die
Ewigkeit.“ Jeder wahre Christ sollte sich erhaben fühlen über den niedrigen,
betrügerischen Geschäftsgeist der Weltmenschen.
Z2.157.1 (2T.155.1) Absatz: 6/8
Du bist kein Geizhals. Du bist gerne freigiebig, freizügig, offenherzig und hast eine offene
Hand. Was in dir verkehrt ist, ist der in diesem Brief erwähnte Geist, du liebst deinen
Nächsten nicht wie dich selbst. Du versäumst es, deine Verkehrtheiten einzusehen und sie
abzustellen, wenn das klare, eindringliche Licht der Wahrheit dir sehr deutlich deine
Pflichten vor Augen hält. Du liebst Gastfreundschaft, und Gott wird nicht zulassen, dass
der große Verführer der Menschheit dich überwindet. Er wird direkt zu dir kommen und dir
zeigen, worin du irrst, damit du innehalten kannst. Er ruft dich jetzt auf, die Vergangenheit
gutzumachen, dein Verhalten zu ändern und deinen Lebensbericht unbefleckt von
Übervorteilung und eigensüchtiger Liebe zu Gewinn zu erhalten.
Z2.157.2 (2T.155.2) Absatz: 7/8
Dein Urteil in weltlichen Belangen wird zur Torheit werden, wenn du nicht alles Gott weihst.
Dir und deiner Frau mangelt es an Frömmigkeit. Eure geistliche Gesinnung entspricht
nicht Gottes Wunsch. Lähmung scheint euch befallen zu haben; doch ihr seid beide
befähigt, einen starken Einfluss für Gott und seine Wahrheit auszuüben, wenn ihr euer
Bekenntnis mit einem wohlgeordneten Leben und göttlicher Unterhaltung schmückt.
Oftmals gerätst du in große Hast, dann wirst du ungeduldig und ärgerlich und gibst Hilfe
auf ungestüme Art. Dies behindert deinen geistlichen Fortschritt.
Z2.157.3 (2T.155.3) Absatz: 8/8
Die Zeit ist kurz. Du hast keine Zeit, die notwendige Herzensvorbereitung hinauszuzögern
und ernsthaft und getreulich für deine eigene Seele und die Rettung deiner Freunde und
Nachbarn und aller in deinem Einflussbereich zu sorgen. Habe stets das Ziel vor Augen,
so im Licht zu wandeln, dass du einen heiligenden Einfluss auf alle ausüben kannst, mit
denen du in geschäftlichen oder gesellschaftlichen Verbindungen stehst. In Jesu wohnt die
Fülle. Du kannst Kraft von ihm erhalten, die dich befähigt, so zu wandeln, wie er wandelte,
wenn du eng mit ihm verbunden bist. Er fordert den ganzen Menschen – Seele, Leib und
Geist. Wenn du deinerseits alles tust, was er verlangt, wird er für dich wirken, dich segnen
und dich stärken durch seine große Gnade.
Kapitel 24: Unterdrückung der Dienstboten
Z2.158.1 (2T.156.1) Absatz: 1/12
Lieber Bruder J, seit dem Gesicht, das mir am Freitagabend, den 12. Juni 1868 gegeben
wurde, ist mir sehr ernst zu Mute. Es wurde mir gezeigt, dass du dich nicht selbst
erkennst. Du hast dich nicht nach dem dir gegebenen Zeugnis gerichtet. Du hast keine
gründliche Reform durchgeführt. Ich wurde auf Jesaja hingewiesen: „Das ist aber ein
Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig,
welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem
Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst,
so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch.“ (Jesaja 58,6.7)
Z2.158.2 (2T.156.2) Absatz: 2/12
Du magst fragen: „Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum tun wir unserm
Leibe wehe, und du willst’s nicht wissen?“ (Jesaja 58,3) Gott hat Gründe angegeben,
weshalb deine Gebete nicht beantwortet wurden. Du glaubtest, du hättest Gründe in
andern gefunden und hast ihnen die Schuld zugeschoben. Aber ich sah, dass in dir selbst
genügend Ursache zu finden ist. Du musst dein eigenes Herz in Ordnung bringen. Du
solltest erkennen, dass das Werk bei dir selbst beginnen muss. Du hast die Bedürftigen
unterdrückt und Nutzen aus ihren Bedürfnissen gezogen. Was Geld anbetrifft, warst du
geizig und hast ungerecht gehandelt. Du hast nicht jenen freundlichen, edlen und
freigebigen Geist besessen, der das Leben eines Nachfolgers Christi kennzeichnen sollte.
Du hast die Dienstboten um ihren Lohn betrogen. Du sahst eine ärmlich gekleidete, hart
arbeitende Person, von der du wusstest, dass sie gewissenhaft und gottesfürchtig war;
und doch zogst du Vorteile aus ihr, weil es in deiner Macht stand. Ich sah, dass die
Nachlässigkeit, ihre Bedürfnisse zu sehen und zu verstehen, und der geringe ihr gezahlte
Lohn im Himmel verzeichnet wurde als Jesu in der Person einer seiner Heiligen angetan.
Wenn du so mit einer der geringsten Jüngerin Jesu verfuhrst, hast du es ihm angetan. Der
Himmel hat all deine Knauserigkeit gegenüber denen, die in deinem Haus gedient haben,
bemerkt, und es wird getreulich berichtet in den Büchern stehen bleiben, bist du bereust
und Wiedererstattung leistest. Eine verkehrte Handlung kann mehr Schaden anrichten, als
in Jahren gutgemacht werden kann. Könnte der Missetäter das Ausmaß des Übels
erkennen, er würde in Angstgeschrei ausbrechen. Du bist selbstsüchtig, was Geld
anbetrifft. Im Falle von Bruder K deutete der Engel Gottes auf dich und sagte: „Was du an
diesem einen der Jünger Christi getan hast, das hast du Jesu angetan.“
Z2.159.1 (2T.157.1) Absatz: 3/12
Die erwähnten Fälle sind nicht die einzigen dieser Art. Ich wünschte, dass du diese Dinge
so sehen könntest, wie der Himmel sie mir eröffnet hat. Gemüter befinden sich in
bedauernswerter Täuschung. Du benötigst die Religion Christi. Er lebte nicht sich selbst
zum Gefallen, sondern zum Wohl anderer. Du hast ein Werk zu tun, und du solltest keine
Zeit verlieren, dein Herz vor Gott zu demütigen und durch demütige Bekenntnisse die
Flecken von deinem Charakter zu entfernen. Dann kannst du das feierliche Werk auf dich
nehmen, zur Rettung anderer zu arbeiten, ohne so viele Fehler zu machen.
Z2.159.2 (2T.157.2) Absatz: 4/12
Welchen Wert hat deine Zeit gehabt, die du damit zubrachtest, ein Werk zu tun, das Gott
dir nicht aufgetragen hat? Es wurden Eindrücke auf Gemütern hinterlassen und
Erfahrungen gemacht, die viel Arbeit erfordern, um sie wieder zu löschen. Seelen werden
in Finsternis, Verwirrung und Unglauben wandeln, und einige werden nie wieder
zurechtkommen. Unter Fasten, ernstem Gebet, tiefer Herzenserforschung und strenger
Selbstprüfung lege deine Seele offen. Lass nichts deiner kritischen Untersuchung
entgehen. Ist dein eigenes Ich gestorben und dein Leben mit Christo in Gott geborgen,
dann bringe deine demutsvollen Bitten dar. Wenn du Unrechtes in deinem Herzen vorhast,
wird der Herr dich nicht hören. Hätte der Herr deine Gebete erhört, würdest du dich
überhoben haben. Satan stand an deiner Seite, bereit, das meiste aus den erlangten
Vorteilen zu machen.
Z2.159.3 (2T.158.1) Absatz: 5/12
Wie wichtig ist doch jene Treue in kleinen Dingen, die unser Leben charakterisieren soll,
dass wahre Redlichkeit all unser Tun kennzeichnet und dass wir immer daran denken,
dass Engel Gottes auf jede unserer Handlungen achten. Mit welcherlei Maß wir messen,
wird uns gemessen werden. Habe immer die Furcht vor Augen, ungerecht und
selbstsüchtig zu handeln. Durch Krankheit und Unglück wird der Herr viel mehr
wegnehmen, als was wir durch Bedrückung der Armen erlangen können. Ein gerechter
Gott beurteilt all unsere Beweggründe und Taten.
Z2.160.1 (2T.158.2) Absatz: 6/12
Mir wurden Bruder und Schwester L vorgeführt. Die Liebe zur Welt hat wahre Frömmigkeit
aufgezehrt und die Verstandeskräfte umnebelt, so dass die Wahrheit keine Kraft hat, einen
umgestaltenden Einfluss auf ihr Leben und ihren Charakter auszuüben. Die Liebe zur Welt
hat ihre Herzen dem Mitgefühl und der Beachtung der Nöte anderer verschlossen. Der
Weltgeist hat sie von Gott getrennt. Bruder und Schwester, ihr müsst euch vom Plunder
dieser Welt trennen. Ihr müsst euch ernstlich bemühen, eure Liebe zur Welt, euren
Egoismus und euren Geiz zu überwinden. Dies sind Sünden, die ein Fluch für Gottes Volk
sind. Ich wurde zurückgeführt an euren früheren Wohnort, bevor ihr nach ... gezogen seid.
Ihr wart dort geizig und genau in eurem Geschäftsgebaren. Aus allem habt ihr Vorteile
gezogen, wo es nur möglich war. Ich versuchte, in eurem Leben Taten der
Opferbereitschaft und Wohltätigkeit zu entdecken, fand sie aber nicht, es gab ja so
wenige. Euer Licht hat vor anderen so geschienen, dass sie sich von euch und eurem
Glauben angeekelt fühlten. Durch euren Geiz und eure Übervorteilung im Handel habt ihr
der Wahrheit Schande bereitet. Möge Gott euch helfen, alles im rechten Licht zu sehen
und diese Übel zu hassen, wie er sie hasst. Lasst euer Licht so scheinen, dass andere
eure guten Werke sehen und veranlasst werden, euren Vater im Himmel zu verherrlichen.
Gott hat euer Tun missfallen, denn es war von Eigeninteresse gekennzeichnet. Es
missfällt ihm immer noch, und er wird euch mit Gerichten heimsuchen, wenn ihr euren
Geist der Kleinlichkeit nicht aufgebt und danach strebt, durch die Wahrheit geheiligt zu
werden. Der Glaube ohne Werke ist tot. Der Glaube wird euch niemals retten, wenn er
nicht durch Werke gerechtfertigt wird. Gott fordert von euch, reich zu werden an guten
Werken, dass ihr bereit seid, mitzuteilen und auszustreuen, euch einen guten Grund aufs
Zukünftige zu legen, damit ihr das wahre ewige Leben erlangen könnt.
Z2.160.2 (2T.159.1) Absatz: 7/12
Es wurde mir gezeigt, dass ihr die Dienstboten um ihren Lohn betrogen habt. Ihr habt
Vorteil aus den Umständen gezogen und euch ihre Hilfe um geringsten Lohn gesichert.
Das hat Gott missfallen. Ihr hättet eure Helfer freigebig entlohnen sollen, alles, was sie
verdienten. Gott sieht und weiß alles. Der Herzenserforscher ist bekannt mit den
Gedanken, den Vorhaben und den Absichten des Herzens. Jeder Dollar, den ihr auf diese
Weise erlangt habt, wird durch Unglück und Leiden zerstreut werden, wenn ihr ihn
behaltet. Die Welt und nochmals die Welt war eure Tagesordnung. Die Rettung der Seele
nahm den zweiten Platz ein. Dass ihr doch im Lichte der Ewigkeit sehen könntet, wie Gott
diese Dinge betrachtet! Ihr wäret alarmiert und würdet nicht ruhen, bis ihr
Wiedererstattung geleistet habt.
Z2.161.1 (2T.159.2) Absatz: 8/12
Ihr besaßt Erkenntnis über die Gesundheitsreform, habt sie aber weder angenommen
noch ausgelebt. Ihr habt eure Esslust befriedigt und eurem Sohn eine traurige Lektion
erteilt, indem er essen durfte wann und was ihm gefiel. In eurer Weltliebe habt ihr euch
übermäßiger Arbeitsleistung ausgesetzt. Gott entfernte seine Hand, und ihr wurdet eurer
eigenen Schwäche überlassen. Dann befandet ihr beide euch am Rand des Grabes. Doch
ihr versäumtet, die Lektion in so vielen Dingen zu lernen, die Gott euch lehren wollte. Ihr
fuhrt in eurer Weltliebe fort. Eure selbstsüchtige Liebe zum Gewinn, euer habgieriges,
knauseriges Verhalten wurde nicht aufgegeben. Ihr habt das Mitgefühl, die freundliche
Fürsorge und wachsame Zärtlichkeit der Pflegerin, die in eurer Krankheit für euch sorgte,
nicht gewürdigt. Hättet ihr es geschätzt, dann hätte es euch veranlasst, ihr gegenüber
einen Geist der Wohltätigkeit zu offenbaren, anstatt euch so engherzig zu verhalten. Ihr
habt die Armen ausgenutzt und ungerecht behandelt. „Einer teilt aus und hat immer mehr;
ein anderer kargt, da er nicht soll, und wird doch ärmer.“ (Sprüche 11,24)
Z2.161.2 (2T.160.1) Absatz: 9/12
Als mir diese Dinge vorgeführt wurden, schien es mir, dass Satan so viel Macht hatte, die
Gemüter durch Weltliebe zu verblenden, dass selbst bekenntliche Christen vergaßen oder
die Tatsache aus den Augen verloren, dass Gott lebt und dass seine Engel über alles Tun
der Menschen Bericht führen. Jedes knauserige Verhalten, jeder Betrug im Handel wird
getreulich niedergeschrieben. Jeder Tag füllt die Himmelsbücher mit seinen Berichten über
unerfüllte Pflichten, Vernachlässigung, Selbstsucht, Betrug, Unehrlichkeit und
Übervorteilung: Welch eine Menge böser Werke wird angehäuft auf den Tag des letzten
Gerichts! Wenn Christus kommt, ist „sein Lohn bei ihm und seine Vergeltung vor ihm“
(Jesaja 40,10) „zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ (Offenbarung
22,12) Was wird dann alles offenbar werden! Welche Verwirrung wird dann über etliche
kommen, wenn die Handlungen ihres Lebens erscheinen, wie sie auf den Seiten der
Geschichte verzeichnet wurden!
Z2.162.1 (2T.160.2) Absatz: 10/12
„Höret zu, meine lieben Brüder! Hat nicht Gott erwählt die Armen in dieser Welt, die am
Glauben reich sind und Erben des Reichs, welches er verheißen hat denen, die ihn lieb
haben? Ihr aber habt den Armen Unehre getan.“ (Jakobus 2,5.6) „Was hilft’s, liebe Brüder,
so jemand sagt, er habe den Glauben, und hat doch die Werke nicht? Kann auch der
Glaube ihn selig machen? So aber ein Bruder oder eine Schwester bloß wäre und Mangel
hätte an der täglichen Nahrung, und jemand unter euch spräche zu ihnen: Gott berate
euch, wärmet euch und sättiget euch! ihr gäbet ihnen aber nicht, was des Leibes Notdurft
ist – was hülfe ihnen das? Also auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm
selber.“ (Jakobus 2,14-17) Ihr mögt der ganzen Wahrheit glauben, wenn ihr aber ihre
Grundsätze nicht in eurem Leben in die Tat umsetzt, wird euer Bekenntnis euch nicht
retten. Satan glaubt auch und zittert. Er arbeitet. Er weiß, dass seine Zeit kurz ist, und er
ist herniedergekommen mit großer Macht, seine bösen Werke nach seinem Glauben zu
tun. Doch Gottes bekenntliches Volk unterstützt den Glauben nicht durch Werke.
Gemeindeglieder glauben an die Kürze der Zeit, und doch haschen sie so nach den
Gütern dieser Welt, als stünde sie noch tausend Jahre.
Z2.162.2 (2T.161.1) Absatz: 11/12
Selbstsucht bestimmt das Verhalten vieler. „Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und
sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, – wie bleibt dann die Liebe
Gottes bei ihm? Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge,
sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit
sind, und können unser Herz vor ihm damit stillen, dass, so uns unser Herz verdammt,
Gott größer ist denn unser Herz und erkennt alle Dinge. Ihr Lieben, so uns unser Herz
nicht verdammt, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott, und was wir bitten, werden wir von
ihm nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist.“ (1.Johannes
3,17-22)
Z2.163.1 (2T.161.2) Absatz: 12/12
Gebt eure Selbstsucht auf und bereitet euch gründlich auf die Ewigkeit vor. Macht die
Vergangenheit gut und stellt die heilige Wahrheit, zu der ihr euch bekennt, dort, wo ihr jetzt
wohnt, nicht im gleichen Licht dar, wie ihr es an eurem vorigen Wohnort getan habt. Lasst
euer Licht so leuchten, dass andere eure guten Werke sehen und unseren Vater im
Himmel preisen. Stellt euch auf das erhabene Fundament der ewigen Wahrheit. Richtet
euch in all euren Geschäftsverbindungen strikt nach dem Worte Gottes.
Kapitel 25: Kampfgeist gerügt
Z2.163.2 (2T.162.1) Absatz: 1/8
Lieber Bruder M, als wir dir in ... begegneten, waren wir bemüht, dir zu helfen. Wir
befürchteten, dass du die so nötige Hilfe nicht annehmen würdest. Ich schlug dein
Kommen zu uns und die Verbindung mit uns und anderen von Gottes teuren Kindern vor,
damit du Lektionen lernen konntest, die so wichtig für dich sind, ehe du stark sein kannst,
den Versuchungen und Gefahren der letzten Tage zu begegnen. Ich erinnerte mich an
dein Gesicht als eines von jenen, die der Herr mir vorgeführt hatte. Ich sah, wie du um die
Herrschaft über machtvolle üble Gewohnheiten rangst, die nicht nur zur Zerstörung deines
Körpers gereichten, sondern auch zu deiner ewigen Vernichtung. Du hast Siege erlangt,
aber hast noch größere Siege zu erringen. Du hast einen Kampf gegen innere Feinde zu
führen, die dein eigenes Glück und das Glück derer zerstören, die mit dir verbunden sind,
wenn du sie nicht überwindest.
Z2.163.3 (2T.162.2) Absatz: 2/8
Deine üblen Wesenszüge müssen überwunden werden. Du musst das Werk mit Ernst
angreifen, dich demutsvoll Gott nahen im Gebet und deine Hilflosigkeit ohne seine
besondere Gnade empfinden. Der Glaube an die Wahrheit hat bereits eine Reformation in
deinem Leben bewirkt. Doch diese Reformation ist nicht so durchgreifend, wie sie sein
sollte, damit sie Gottes Maßstab entspricht. Du liebst die Wahrheit, aber sie muss tieferen
Halt in deinem Leben gewinnen und deine Worte und dein ganzes Verhalten beeinflussen.
Du hast eine große Lektion zu lernen und solltest keine Zeit verlieren, damit zu beginnen.
Du hast dich nicht zur Selbstbeherrschung erzogen. Hier musst du noch einen Sieg
erringen. Du bist eher zum Krieg als zum Frieden geneigt. Du musst dich in wahrer
Höflichkeit üben. „Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.“ (Römer 12,10)
„Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den andern höher
denn sich selbst.“ (Philipper 2,3)
Z2.164.1 (2T.163.1) Absatz: 3/8
Dein Kampfgeist ist groß. Du stehst immer auf der Hut, stets bereit, zurückzuschlagen, wo
sich eine Gelegenheit bietet. Du bist nicht bestrebt zu sehen, wie du deine Ideen und
Ansichten den Meinungen anderer anpassen kannst, sondern du willst in allem anderer
Meinung sein, wenn sich nur eine Gelegenheit dazu bietet. Dies schadet dir selbst,
mindert deinen geistlichen Fortschritt, und es betrübt und verwundet nicht nur diejenigen,
die deine aufrichtigen Freunde sein möchten, sondern widert sie auch an, so dass deine
Gesellschaft ihnen nicht angenehm ist, sondern lästig. Es ist dir so natürlich wie dein
Atemholen, dass du die Ansichten und Meinungen anderer als den deinigen unterlegen
betrachtest. Hierin irrst du oftmals sehr. Du besitzt nicht all jene Weisheit und Erkenntnis,
derer du dich rühmst. Oft stellst du deine Meinungen über diejenigen von Männern und
Frauen, die weit mehr Jahre der Erfahrung haben als du und die weit besser geeignet
sind, Anweisungen und Ratschläge zu erteilen, als du selbst. Du hast diese
unangenehmen Gewohnheitssünden jedoch nicht erkannt, und deshalb hast du nicht die
bösen und bitteren Früchte wahrgenommen, die sie hervorgebracht haben. Du hast lange
einem Geist des Streits und des Kampfes gehuldigt. Deine eigenartige Gemütsverfassung
erfreut sich an Gegensätzlichkeiten.
Z2.164.2 (2T.163.2) Absatz: 4/8
Deine Erziehung ist beklagenswert gewesen. Sie ist nicht geeignet gewesen, dir zu einer
korrekten religiösen Erfahrung zu verhelfen. Du hast beinahe alles zu verlernen und vieles
aufs Neue zu lernen. Du besitzt ein übereiltes Temperament, das deine Freunde und die
heiligen Engel betrübt und deine eigene Seele verwundet. Dies ist dem Geist der Wahrheit
und wahrer Heiligkeit entgegen. Du musst lernen, Anstand im Reden zu bewahren. Das
eigene Ich muss unterdrückt und in Unterwerfung gehalten werden. Ein Christ wird sich
nicht auf Gezänk und Streit einlassen, selbst nicht mit dem gottlosesten und ungläubigsten
Menschen. Wie verkehrt ist es dann, diesen Geist gegen jene zu offenbaren, die an die
Wahrheit glauben und danach trachten, Frieden, Liebe und Harmonie zu bewahren!
Paulus hat gesagt: „Habt einerlei Sinn, seid friedsam!“ (2.Korinther 13,11) Dieser
Kampfgeist steht in Widerspruch zu allen Prinzipien des Himmels. In seiner Bergpredigt
sagte Christus: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
(Matthäus 5,9) „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“
(Matthäus 5,5) Du wirst in Schwierigkeiten geraten, wohin du auch gehst, es sei denn, du
lernst die Lektion, die Gott dich lehren möchte. Du solltest weniger auf deine eigene
Meinung geben und sie besser zurückhalten und einen gelehrigen Geist, den eines
Schülers, offenbaren. „Ein Geduldiger ist besser denn ein Starker, und der seines Mutes
Herr ist, denn der Städte gewinnt.“ (Sprüche 16,32) „Wer geduldig ist, der ist weise; wer
aber ungeduldig ist, der offenbart seine Torheit.“ (Sprüche 14,29) Jakobus sagt: „Darum,
liebe Brüder, ein jeglicher Mensch sei schnell, zu hören, langsam aber, zu reden, und
langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.“ (Jakobus
1,19.20)
Z2.165.1 (2T.164.1) Absatz: 5/8
Mit deiner Erfahrung ist ein Geist des Selbstvertrauens verbunden. Hättest du mehr
Erfahrung in göttlichen Dingen, würdest du erkennen, dass du schlechte Früchte bringst.
Sie enthalten keine Nährkraft, sondern erfüllen alle, die davon essen, mit Bitterkeit. Du
musst deinen herrschsüchtigen, diktatorischen Geist überwinden. Ich habe die gute
Hoffnung, mein lieber Bruder, dass du an die Arbeit gehen und den Sieg erlangen wirst.
Du hast bereits bewiesen, dass du moralischen Mut besitzt, dem Feind in dir selbst zu
begegnen. Du hast Seelenstärke gezeigt, mit dem Feind Appetit und starker böser
Gewohnheit zu kämpfen. Du hast einen unbekümmerten Geist offenbart, hast empfunden,
dass sich niemand besonders um dich kümmert, dass beinahe jeder dein Feind war, und
dass es deshalb nichts ausmachte, was aus dir wurde.
Z2.166.1 (2T.164.2) Absatz: 6/8
Als die Wahrheit dich fand, warst du in einem erbärmlichen Zustand. Du sahst in ihr eine
Macht, die dich erheben und dir Stärke und Kraft vermitteln würde, deren du ermangeltest.
Du ergriffst die Lichtstrahlen, die dir schienen. Wenn du dich jetzt völlig dem Einfluss der
Wahrheit hingibst, wird sie dich gründlich bekehren und heiligen und auf die Verwandlung
zur Unsterblichkeit vorbereiten. Du weist viele gute Charakterzüge auf. Du hast ein
freigebiges Herz. Gott wünscht, dass du in Ordnung kommst. Du bist unwillig, dir diktieren
oder dich leiten zu lassen. Du wünschst, selbst zu diktieren. Aber du musst dich um einen
demütigen lehrhaften Geist bemühen und leutselig, geduldig, langmütig und voller
Freundlichkeit und Barmherzigkeit sein.
Z2.166.2 (2T.165.1) Absatz: 7/8
Wir haben ein Interesse an dir und möchten dir gerne helfen. Ich bitte dich, empfange
diese Zeilen in einem rechten Geist und lass sie dein Herz und dein Leben günstig
beeinflussen.
Z2.166.3 (2T.165.2) Absatz: 8/8
Die Antwort auf diesen Brief:Schwester White, das Zeugnis, das ich gestern erhielt,
betrachte ich als wohlverdienten Tadel, wofür ich dir sehr dankbar bin. Ich hoffe sehr, ein
Überwinder zu werden. Mir ist die Bedeutung des Werkes wohl bewusst, das ich zu tun
habe. Doch vertraue ich darauf, dass ich durch Hilfe der göttlichen Gnade imstande sein
werde, den Sieg zu erlangen.
Kapitel 26: Lastenträger in der Gemeinde
Z2.166.4 (2T.165.3) Absatz: 1/18
Lieber Bruder und liebe Schwester N, am 12. Juni 1868 wurden mir einige Dinge gezeigt,
die euch betrafen. Ihr habt ein Werk zu tun, seht es aber nicht. Ihr seid keine Lastenträger
gewesen. Es ist notwendig, dass ihr ein tieferes Interesse am Werk Gottes empfindet. Ihr
seid so von der Liebe zur Welt verblendet, dass ihr nicht erkennt, welch großen Einfluss
die Welt auf euch hat. Ihr fühlt nicht, dass eine besondere Verantwortung auf euch ruht,
noch erkennt ihr die Wichtigkeit der Zeit und des Werkes, das getan werden muss. Ihr
habt euch dem Schlaf überlassen. Einigkeit macht stark. In der Gemeinde herrscht große
Schwäche, weil so viele Träge darin sind, die keine Lasten aufnehmen. Ihr seid nicht
Christi Mitarbeiter. Der Geist der Welt hält von euren Herzen die Eindrücke fern, welche
die Wahrheit hinterlassen sollte.
Z2.167.1 (2T.165.4) Absatz: 2/18
Es ist von großer Wichtigkeit, dass alle sich jetzt aufmachen und ans Werk gehen, als
seien sie lebendige Menschen, um für die Rettung von Seelen zu arbeiten, die verloren
gehen. Kämen alle Glieder der Gemeinde dem Herrn zu Hilfe, so würden wir eine solche
Erweckung in seinem Werk sehen, wie wir es bisher nicht erlebt haben. Gott fordert dies
von euch und von jedem Gemeindeglied. Es ist nicht euch überlassen, zu entscheiden, ob
es gut für euch wäre, den Ruf Gottes zu befolgen. Gehorsam wird gefordert, und wenn ihr
nicht gehorcht, steht es schlechter um euch, als nähmet ihr eine neutrale Stellung ein.
Besitzt ihr nicht die Gunst des Segens Gottes, habt ihr seinen Fluch. Er fordert von euch,
willig und gehorsam zu sein, dann, sagt er, werdet ihr das Gute des Landes genießen. Ein
bitterer Fluch ist gegen diejenigen ausgesprochen, die dem Herrn nicht zu Hilfe kommen.
„Fluchet der Stadt Meros, sprach der Engel des Herrn, fluchet ihren Bürgern, dass sie
nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden.“ (Richter 5,23)
Satan und seine Engel sind auf dem Plan, um jeden Schritt voran, den Gottes Volk
unternimmt, zu verhindern. Deshalb ist die Hilfe eines jeden erforderlich.
Z2.167.2 (2T.166.1) Absatz: 3/18
Bruder und Schwester N, der Einfluss ungläubiger Freunde hat mehr Einwirkung auf euch,
als ihr euch bewusst seid. Sie vermitteln euch keine Kraft, sondern Finsternis und
Unglauben. Ihr habt ein individuelles Werk im Weinberg des Herrn zu erfüllen. Ihr habt zu
viel an euch gedacht und für euch selbst gesorgt. Bringt eure Herzen in Ordnung. Dann
geht an die Arbeit. Fragt: „Was willst du, Herr, das ich tun soll?“ Gott wünscht, dass ihr
euch ernsthaft zu ihm wendet. Er gebietet euch, eure Herzen fleißig zu erforschen, damit
ihr entdeckt, was euch daran hindert, viel Frucht zu tragen, die Bestand hat. Der Grund,
weshalb ihr nicht mehr vom Geist Gottes besitzt, liegt darin, dass ihr nicht freudig das
Kreuz Christi aufnehmt. In meinem letzten Gesicht sah ich, dass ihr betreffs der Stärke
eurer Liebe zur Welt getäuscht seid. Die Sorgen dieses Lebens und der Betrug des
Reichtums haben das Wort erstickt, und ihr werdet unfruchtbar. Gott fordert von uns, viel
Frucht zu tragen. Er gibt keine Befehle heraus, ohne nicht auch die Kraft zu vermitteln, sie
auszuführen. Er wird nicht unseren Teil der Arbeit verrichten, noch verlangt er von uns,
den seinen zu tun. Es ist Gott, der es in uns bewirkt; und doch müssen wir unsere eigene
Seligkeit schaffen mit Furcht und Zittern. „Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot
an ihm selber.“ (Jakobus 2,17) Der Glaube muss durch Werke unterstützt werden. Die
Täter des Wortes sind vor Gott gerechtfertigt. Ihr missfallt Gott, weil ihr von Armut sprecht,
wo ihr doch reichlich habt. Alles, was ihr besitzt, gehört ihm. Er hat es für gut befunden,
euch für kurze Zeit zu seinen Haushaltern darüber zu machen, um euch zu prüfen und zu
erproben. Wie werdet ihr die Prüfung bestehen? Er wird das Seine mit Zinsen
zurückfordern.
Z2.168.1 (2T.167.1) Absatz: 4/18
Ihr hattet euren Blick auf das gerichtet, was ihr zur Unterstützung der verschiedenen
Unternehmen gegeben habt, und es scheint euch sehr viel zu sein. Hättet ihr weit mehr
getan, wäret ihr großzügiger gewesen und hättet eure Hände dem Werke Gottes und den
Bedürftigen geöffnet, würdet ihr nicht mehr als eure Pflicht getan haben; aber ihr wäret viel
glücklicher gewesen. Der Herr ruft euch auf, eure Opfer auf den Altar zu legen, sie nicht
nur in seine Nähe zu bringen, sondern sie wirklich auf dem Altar darzubringen. Der Altar
heiligt die Gabe, wenn sie darauf dargebracht wird; vorher ist sie nicht geheiligt.
Z2.168.2 (2T.167.2) Absatz: 5/18
Ihr seid nicht so von der Welt getrennt, wie Gott es von euch fordert. Doch ihr seht und
versteht nicht eure Gefahr. Eure Liebe zur Welt führt euch in die Irre. Ihr beide müsst
reichlicher von der Quelle der Wahrheit trinken. Wenn ihr nicht in ein besseres Verhältnis
kommt, wo ihr Gott durch euren Einfluss und euer Vermögen ehren könnt, wird sein Fluch
über euch kommen. Ihr mögt sammeln, er aber wird zerstreuen. Statt dass eure
Besserung schnell wachsen wird, werdet ihr verdorrten Zweigen gleichen. Der Herr ruft
nach Arbeitern – nach Menschen, die sich um die Rettung von Seelen kümmern und zu
jedem Opfer bereit sind, damit sie gerettet werden. Niemand anders kann diese Arbeit für
euch tun. Die Opfer anderer, seien sie auch noch so großzügig, können eure Opfer nicht
ersetzen. Ihr selbst müsst euch Gott übergeben, das kann kein anderer an eurer Stelle
tun. Ihr könnt nur durch die Macht des Geistes, die durch kraftvollen Glauben wirksam
wird, den vielen Schlingen Satans erfolgreich entgehen, die er für eure Füße ausgelegt
hat. Die Worte und das Beispiel eures Erlösers werden für eure Herzen Licht und Kraft
sein. Wenn ihr im nachfolgt und ihm vertraut, wird er euch nicht umkommen lassen. Ihr
fürchtet euch zu sehr vor dem Missfallen derer, die Gott nicht lieben und dienen. Warum
wollt ihr Freundschaft mit den Feinden eures Herrn unterhalten und euch von ihren
Meinungen beeinflussen lassen? „Wisset ihr nicht, dass der Welt Freundschaft Gottes
Feindschaft ist?“ (Jakobus 4,4) Ständen die Herzen recht, gäbe es mehr entschiedene
Trennung von der Welt.
Z2.169.1 (2T.168.1) Absatz: 6/18
Der Herr hätte letztes Frühjahr in dieser Gegend ein großes und gutes Werk getan, wenn
alle das Bedürfnis dieses Werkes erkannt hätten und dem Herrn zu Hilfe geeilt wären. Es
gab kein vereintes Handeln. Nicht alle erkannten die Notwendigkeit des Werkes und
beteiligten sich ganzherzig daran. Es wurde nicht alles Gott unterstellt. Ich sah euch
bekümmert und verstört, in Nebel und Finsternis gehüllt. Ihr wart von Zweifel erfüllt und
nicht in der Lage, Kraft zu empfangen noch anderen Stärke zu vermitteln. Es ist eine
feierliche, furchtbare Zeit. Jetzt ist keine Zeit, Götzen zu hegen, noch ist es angebracht,
mit Belial übereinzustimmen oder Freundschaft mit der Welt zu suchen. Diejenigen, die
Gott anerkennt und für sich heiligt, sind berufen, fleißig und treu in seinem Dienst zu sein,
getrennt von der Welt und ihm geweiht. Nicht der Schein der Gottseligkeit noch ein im
Gemeindebuch eingetragener Name entscheidet darüber, ob jemand ein „lebendiger
Stein“ im geistlichen Tempel ist. Nur eine Erneuerung der Erkenntnis und wahrer
Heiligkeit, der Welt gekreuzigt und in Christo lebendig zu sein, verbindet die Seele mit
Gott. Die Nachfolger Christi haben nur ein Hauptziel, eine große Aufgabe im Auge: die
Rettung ihrer Mitmenschen. Jedes andere Anliegen sollte an zweiter Stelle stehen. Diese
eine Aufgabe fordert die ernstesten Anstrengungen und das tiefste Interesse.
Z2.170.1 (2T.168.2) Absatz: 7/18
Gott fordert zuerst das Herz, die ganze Zuneigung. Er fordert von seinen Nachfolgern, ihn
von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von allen Kräften zu lieben und ihm zu dienen.
Z2.170.2 (2T.169.1) Absatz: 8/18
Seine Gebote und seine Gnade sind unseren Bedürfnissen angepasst. Ohne sie können
wir nicht gerettet werden, was wir auch sonst tun mögen. Annehmbarer Gehorsam wird
verlangt. Das Opfern von Gaben noch jeder andere Dienst wird nicht akzeptiert werden,
wenn das Herz vorenthalten wird. Der Wille muss in Unterwerfung gebracht werden. Der
Herr fordert von euch eine tiefere Weihe und Übergabe an ihn und eine größere Trennung
vom Geist und Einfluss der Welt.
Z2.170.3 (2T.169.2) Absatz: 9/18
„Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk,
das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen
hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ (1.Petrus 2,9) Christus hat euch als
seine Nachfolger berufen, damit ihr sein Leben der Opferbereitschaft und
Selbstverleugnung nachahmt und am großen Erlösungswerk der gefallenen Rasse
interessiert seid. Ihr habt keinen rechten Begriff von dem Werk, das Gott von euch
verlangt. Christus ist euer Vorbild. Euch fehlt es an der Liebe. Dieser reine und heilige
Grundsatz unterscheidet den Charakter und das Verhalten des Christen von den
Weltmenschen. Göttliche Liebe hat einen machtvollen, reinigenden Einfluss. Sie wird nur
in einem erneuerten Herzen gefunden und ergießt sich ganz natürlich über die
Mitmenschen.
Z2.170.4 (2T.169.3) Absatz: 10/18
„Liebet einander,“ sagt unser Heiland, „wie ich euch geliebt habe.“ „Niemand hat größere
Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Johannes 15,12.13) Christus
hat uns ein Beispiel in reiner, selbstloser Liebe gegeben. Bis jetzt habt ihr euren Mangel in
dieser Hinsicht und euer Bedürfnis an dieser himmlischen Eigenschaft noch nicht erkannt.
Ohne sie sind all eure guten Absichten, euer Eifer nichts, selbst wenn es eure Natur wäre,
eure Güter den Armen zu geben und euren Leib brennen zu lassen. Ihr benötigt jene
Liebe, die langmütig, die nicht leicht erbittert ist, die das Böse nicht zurechnet, alles glaubt,
alles hofft und alles duldet. Ohne den Geist der Liebe kann niemand Christo gleich sein.
Lebt dieser Grundsatz aber in der Seele, kann andererseits niemand der Welt gleich sein.
Z2.171.1 (2T.169.4) Absatz: 11/18
Das Verhalten der Christen gleicht dem ihres Herrn. Er richtete das Banner auf, und es ist
uns überlassen, ob wir uns darum versammeln wollen oder nicht. Unser Herr und Heiland
legte seine Herrschaft nieder, seinen Reichtum und seine Herrlichkeit und suchte uns,
damit er uns aus dem Elend erretten und uns ihm gleich machen konnte. Er erniedrigte
sich selbst, nahm unsere Natur an, damit wir imstande sein könnten, von ihm zu lernen,
sein Leben der Wohltätigkeit und Selbstverleugnung nachzuahmen und ihm Schritt für
Schritt zum Himmel zu folgen. An Rang könnt ihr dem Vorbild nicht gleich sein; aber ihr
könnt ihm ähnlich werden und nach eurer Fähigkeit so handeln wie er. „Du sollst Gott,
deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von
ganzem Gemüte, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lukas 10,27) Solche Liebe muss
in euren Herzen wohnen, damit ihr bereit seid, die Schätze und Ehren dieser Welt
preiszugeben, wenn ihr dadurch eine Seele beeinflussen könnt, in Christi Dienst
einzutreten.
Z2.171.2 (2T.170.1) Absatz: 12/18
Gott heißt euch, mit der einen Hand, dem Glauben, seinen Arm zu erfassen und mit der
anderen Hand, der Liebe, verloren gehende Seelen zu erreichen. Christus ist der Weg, die
Wahrheit und das Leben. Folgt ihm, wandelt nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem
Geist. Wandelt genauso, wie er wandelte. Das ist Gottes Wille, eure Heiligung. Das Werk,
das ihr zu verrichten habt, ist, den Willen dessen zu tun, der euer Leben erhält zu seiner
Verherrlichung. Wenn ihr nur für euch selbst schafft, wird es euch keinen Nutzen bringen.
Für das Wohl anderer zu arbeiten, weniger um sich selbst besorgt zu sein und ernstlicher
alles Gott zu weihen, wird ihm wohlgefallen und durch seine reiche Gnade belohnt
werden.
Z2.172.1 (2T.170.2) Absatz: 13/18
Gott hat euch nicht das Los zugeteilt, nur über euch selbst zu wachen und für euch selbst
zu sorgen. Es wird von euch gefordert, andern zu dienen, über andere zu wachen, und in
dieser Übung werden jene Übel in eurem Charakter zum Vorschein kommen, die korrigiert
werden müssen, und jene schwachen Punkte, die gefördert werden müssen, werden
erstarken. Dies ist der Teil des Werkes, den wir selbst tun müssen, nicht ungeduldig,
ärgerlich und unwillig, sondern gern und freudig, damit wir die christliche Vollkommenheit
erreichen können. Von uns alles zu entfernen, was nicht genau der Liebenswürdigkeit
entspricht, heißt noch nicht Christum nachahmen. Ihr müsst sehr eifrig auf Gottes Ehre
bedacht sein. Wie vorsichtig solltet ihr in eurem Betragen sein, wo euer Verhalten jetzt
nicht ist, wie es sein sollte. Wenn ihr die heiligen Engel sehen könntet, wie sie mit ihren
leuchtenden, erforschenden Augen auf euch blicken, um berichten zu können, wie der
Christ seinen Meister verherrlicht! Oder könntet ihr den frohlockenden, spöttischen
Triumph der bösen Engel beobachten, wie sie jeden krummen Weg herausfinden und
dann die Schrift anführen, die übertreten wurde, wie sie euer Leben mit diesen
Schriftworten, denen ihr bekennt zu folgen, von denen ihr aber abweicht, vergleichen; wie
erstaunt und alarmiert wäret ihr! Es fordert den ganzen Menschen, ein tapferer Christ zu
sein. Was sind wir doch für blinde, kurzsichtige Geschöpfe! Wie wenig unterscheiden wir
heilige Dinge, und wie wenig verstehen wir von den Reichtümern seiner Gnade!
Z2.172.2 (2T.171.1) Absatz: 14/18
Eines möchte ich besonders eurem Gemüt einprägen. Ihr habt euch eng mit den
speziellen Medien Satans verbunden, und ihre Macht und ihr Einfluss haben Eindrücke auf
euch hinterlassen, weil ihr euch nicht nahe genug zu Gott haltet, um euch die besondere
Hilfe der Engel zu sichern, die stark und mächtig sind. Eure Verbindung mit den Feinden
des Herrn ist sehr eng, und ihr seid euch der Gefahr nicht bewusst, Schiffbruch im
Glauben zu erleiden. Wenn ihr nur in geringster Weise die Versuchungen Satans
herausfordert, begebt ihr euch auf seinen Grund und Boden, und dann ist der Kampf lang
und hart, bevor ihr den Sieg und Triumph im Namen Christi erringen könnt, der den Feind
überwunden hat.
Z2.173.1 (2T.171.2) Absatz: 15/18
Satan besitzt gewaltige Vorteile. Er hatte die wunderbare Verstandeskraft eines Engels,
von der sich nur wenige eine richtige Vorstellung machen können. Satan war sich seiner
Macht bewusst, sonst hätte er sich nicht in einen Kampf mit dem Allmächtigen, dem EwigVater und Friedefürst, eingelassen. Satan verfolgt unausgesetzt alle Ereignisse, und wenn
er jemand findet, der einen besonders stark ausgeprägten Widerstandsgeist gegen Gottes
Wahrheit aufweist, wird er diesem sogar zukünftige Dinge offenbaren, um sich dadurch
noch fester und sicherer in seinem Herzen einzunisten. Satan, der nicht zögerte, eine
Auseinandersetzung mit Gott, dem Erhalter, zu wagen, besitzt die Bosheit, andere zu
verfolgen und zu verführen. Er hält jetzt sterbliche Menschen in seinen Fesseln. Während
seiner nahezu sechstausendjährigen Erfahrung hat er nichts von seiner Gewandtheit und
Verschlagenheit eingebüßt. In dieser ganzen Zeit hat er alles das, was die Menschheit
angeht, sorgfältig beobachtet.
Z2.173.2 (2T.172.1) Absatz: 16/18
Die schärfsten Gegner der göttlichen Wahrheit benutzt Satan als seine Medien. Diesen
erscheint er in angenommener Gestalt und in dem Aussehen eines anderen,
möglicherweise sogar als ein Freund des Mediums. Er bestärkt ihren Glauben, indem er
sich der Redeweise dieses Freundes bedient und sich auf Ereignisse bezieht, die noch
eintreten werden oder schon geschehen sind, von denen aber das Medium nichts weiß.
Manchmal ruft er in den Menschen vor einem Todes- oder Unglücksfall Traumzustände
hervor oder spielt die Rolle eines anderen, verkehrt mit dem Medium, ja verleiht sogar
Erkenntnisse mit Hilfe seiner Suggestionen. Doch diese Weisheit ist teuflischen
Ursprungs. Die von Satan gelehrte Weisheit ist wider die Wahrheit; um seiner Absicht zu
dienen, bedient er sich anscheinend des gleichen Lichtes, das auch die Engel umhüllt.
Einer bestimmten Gruppe von Menschen wird er sich nähern, indem er einen Teil des
Glaubensgutes der Nachfolger Christi als Wahrheit bestätigt, während er sie gleichzeitig
eindringlich auffordert, den anderen Teil dieses Glaubensgutes als gefährlichen und
unheilvollen Irrtum zurückzuweisen.
Z2.173.3 (2T.172.2) Absatz: 17/18
Satan ist ein Meister in seiner Art. Seine teuflische Weisheit wendet er mit gutem Erfolg
an. Er ist bereit und fähig, alle die zu unterrichten, die Gottes Rat für ihr eigenes
Seelenheil zurückweisen. Der Köder, den er ausgeworfen hat, wird ihm dabei helfen,
Menschen in sein Netz zu locken. Um sich mit seiner teuflischen Habgier auf sie stürzen
zu können, wird er sich die Maske des Guten aufsetzen und sich so anziehend wie nur
möglich benehmen. Alle, die auf diese Weise in das Netz Satans geraten, werden bitter
dafür bezahlen, nur um zu erfahren, welch eine Torheit es ist, Himmel und Unsterblichkeit
für einen Betrug zu verschleudern, dessen Folgen unübersehbar sind. Unser Widersacher,
Satan, ist nicht um Weisheit und Stärke verlegen. Er geht umher wie ein brüllender Löwe
und sucht, welchen er verschlinge. Er wird arbeiten „mit allerlei lügenhaftigen Kräften und
Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die
verloren werden, dafür dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf
dass sie selig würden“. (2.Thessalonicher 2,9.10) Weil sie die Wahrheit von sich wiesen,
„wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, dass sie glauben der Lüge, auf dass gerichtet
werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit“.
(2.Thessalonicher 2,11.12) Wir haben mit einem mächtigen, betrügerischen Feind zu
kämpfen. Unsere einzige Sicherheit finden wir in dem wiederkommenden Herrn, der dem
Erzbetrüger „durch die Erscheinung seiner Zukunft“ ein Ende machen wird.
Z2.174.1 (2T.173.1) Absatz: 18/18
Ich übermittle euch dieses in der Furcht Gottes, und bitte euch inständig, von den Toten
aufzustehen, so wird Christus euch Leben geben.
Kapitel 27: Der Stolz der Jugend
Z2.174.2 (2T.173.2) Absatz: 1/20
Liebe Schwester O, es war meine Absicht, mit dir zu sprechen, bevor ich ... verließ. Doch
durch viele Dinge wurde ich daran gehindert. Während ich dir schreibe, habe ich wenig
Hoffnung, dass dieser Brief zu einer wirklichen Veränderung in deinem Verhalten beitragen
wird, was deine religiöse Erfahrung anbetrifft.
Z2.175.1 (2T.173.3) Absatz: 2/20
Ich bin sehr traurig über dich gewesen. In den Versammlungen, die in ... abgehalten
wurden, verweilte ich bei allgemeinen Grundsätzen. Durch das Vorbringen eines
Zeugnisses versuchte ich Herzen zu erreichen in der Hoffnung, dass es eine Veränderung
in deinem religiösen Leben hervorrufen würde. Im Zeugnis Nr. 12 versuchte ich die
Gefahren aufzuführen, die der Jugend drohen. Dieses Gesicht wurde mir in Rochester
gegeben. Es wurde mir gezeigt, dass du von Kindheit an falsch unterwiesen wurdest.
Deine Eltern glaubten und wiederholten es vor deinen Ohren, dass du von Natur aus ein
Christ seist. Deine Schwestern hegten eine Liebe zu dir, die mehr mit Abgötterei als mit
Heiligung zu tun hatte. Deine Eltern hatten eine unheilige Liebe zu ihren Kindern, die ihre
Augen verblendet hat, so dass sie ihre Fehler nicht sahen. Manchmal, wenn sie ein wenig
zum Nachdenken kamen, war es anders. Aber du wurdest verwöhnt und gelobt, bis dein
ewiges Interesse in Gefahr geriet.
Z2.175.2 (2T.174.1) Absatz: 3/20
Ich sah, dass du dich nicht selbst erkennst. Du besitzt eine Selbstgerechtigkeit, die dich
betreffs deiner geistlichen Errungenschaften betrügt. Zu Zeiten verspürtest du etwas vom
Einfluss des Geistes Gottes. Aber der Umgestaltung durch Erneuerung deines Gemüts
bist du fremd. „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch
Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute
wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.“ (Römer 12,2) Du hast diese Erfahrung nicht
gemacht, deshalb hast du keinen Anker. Du bist kein Christ, und doch hat man dir dein
Leben lang gesagt, du seist von Natur aus ein Christ. Du hast es für selbstverständlich
angesehen, dass mit dir alles in Ordnung sei, während du weit davon entfernt warst, von
Gott anerkannt zu sein. Diese Täuschung ist gewachsen mit deinem Wachstum und
erstarkt mit Zunahme deiner Stärke und droht deinen Untergang herbeizuführen. Deine
Eltern waren sehr eifersüchtig um ihre Kinder bemüht. Wenn ihre Kinder sich über
vermutete Geringschätzung bei ihnen beklagten, haben sie es sofort aufgegriffen und
ihnen beigestanden und ihrem geistlichen Wohlergehen dadurch großen Schaden
zugefügt.
Z2.175.3 (2T.174.2) Absatz: 4/20
Du und deine Schwester P habt großen Stolz gezeigt, der sich am Tage Gottes als Heu
und Stoppeln erweisen wird. Eigenliebe und Stolz aufs eigene Ich, auf Kleidung und
Aussehen haben bei euch vorgeherrscht. Egoismus hat euch vom Guten ferngehalten. Ihr
beide benötigt eine gründliche Bekehrung, eine völlige Erneuerung eures Gemüts, eine
gänzliche Umgestaltung, andernfalls werdet ihr keinen Teil am Reiche Gottes haben. Eure
Erscheinung, euer gutes Aussehen und eure Kleidung werden euch nicht die Gunst Gottes
sichern. Der große ICH BIN schaut auf den moralischen Wert. Es gibt keine wahre
Schönheit der Person oder des Charakters ohne Christum, keine wirkliche Vollkommenheit
der Haltung oder des Betragens ohne die heiligenden Tugenden des Geistes der Demut,
des Mitgefühls und wahrer Heiligkeit.
Z2.176.1 (2T.175.1) Absatz: 5/20
Es wurde mir gezeigt, dass Seelen durch euren Einfluss und euer Beispiel verloren gehen
werden. Ihr habt Licht und Vorrechte erhalten, wofür ihr Rechenschaft ablegen müsst. Ihr
seid nicht von Natur aus religiös oder hingebungsvoll; ihr müsst euch anstrengen, eure
Gedanken auf geistliche Dinge zu richten. Das eigene Ich steht bei euch im Vordergrund.
Euer Eigendünkel ist sehr ausgeprägt. Denkt daran, dass der Himmel auf moralische
Werte schaut. Er bewertet den Charakter als köstlich und wertvoll wegen des inneren
Schmucks, eines sanften und stillen Geistes – das hat Wert bei Gott. Kostbare Kleidung,
äußerlicher Schmuck, persönlicher Charme – all das versinkt in Bedeutungslosigkeit im
Vergleich zu dieser wertvollen Eigenschaft, einem sanften und stillen Geist. Eure Liebe zu
eigenem Vergnügen und zur Befriedigung des Ichs, euer Mangel an Hingabe und Weihe
haben vielen zum Schaden gereicht. Denen, die abgefallen sind, konntet ihr keinen
Nutzen bringen, denn euer Leben glich im Allgemeinen dem eines Weltmenschen.
Z2.176.2 (2T.175.2) Absatz: 6/20
Diejenigen, die ... besuchen, nehmen den Eindruck mit, der von euch und anderen
Jugendlichen, die sich keiner erfahrungsgemäßen Religion erfreuen, ausgeht, dass
Religion keine Wirklichkeit ist. Der Stolz wird in ihnen bestärkt. Liebe zur Schau, zu
Leichtfertigkeit und zum Vergnügen nehmen zu und heilige Dinge finden keine Beachtung.
Sie haben den Eindruck gehabt, dass sie zu gewissenhaft waren, es zu genau genommen
haben. Denn wenn jene, die der Zentrale des Werkes so nahe waren, so wenig von den
feierlichen Wahrheiten, die so oft vorgetragen werden, beeinflusst werden, warum sollten
sie dann so kleinlich sein? Warum sollten sie sich fürchten, sich der Vergnügen zu
erfreuen, wenn dies doch das Bestreben derer zu sein scheint, die in ... eine längere
Erfahrung besitzen als sie?
Z2.177.1 (2T.175.3) Absatz: 7/20
Der Einfluss der Jugend in ... dehnt sich in die ganze Umgebung aus. Ihre unheilige
Lebensführung ist sprichwörtlich, und niemand hat mehr Einfluss in die falsche Richtung
hin ausgeübt, als gerade ihr beiden. Ihr habt euer Bekenntnis entehrt und wart erbärmliche
Stellvertreter der Wahrheit. Der treue Zeuge sagt: „Ich weiß deine Werke, dass du weder
kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder
kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Offenbarung 3,15.16)
Wäret ihr kalt, bestünde noch Hoffnung, dass ihr euch bekehren würdet. Wo aber jemand
mit Selbstgerechtigkeit umgürtet ist anstatt mit der Gerechtigkeit Jesu Christi, da ist es
sehr schwer, die Täuschung zu erkennen. Es ist so schwierig, die Selbstgerechtigkeit
abzulegen, dass der Betreffende kaum zu erreichen ist. Ein unbekehrter, gottloser Sünder
befindet sich in einer günstigeren Stellung als eine solche Person.
Z2.177.2 (2T.176.1) Absatz: 8/20
Für Sünder seid ihr ein Stein des Anstoßes. Euer Mangel an Hingabe ist zu offensichtlich.
Ihr zerstreut von Christo anstatt mit ihm zu sammeln. Wenn Gott mir hilft, euch von eurem
Gewand der Selbstgerechtigkeit zu befreien, dann habe ich noch Hoffnung, dass ihr
umkehrt und ein vorbildliches Leben führt. Ihr wurdet oft erweckt, aber ebenso oft seid ihr
in euren vorigen Zustand der Untätigkeit und Selbstgerechtigkeit zurückgefallen. Ihr habt
den Namen, dass ihr lebt, seid aber tot. Euer Stolz wird sich als euer Untergang erweisen.
Gott hat deswegen zu euch gesprochen. Wenn ihr euch nicht reformiert, werdet ihr in
Trübsal geraten. Eure Freude wird in Trauer verwandelt werden, bis ihr eure Herzen unter
die Hand Gottes demütigt. Gott nimmt eure Gebete nicht an. Sie kommen aus Herzen,
erfüllt von Stolz und Selbstsucht. Du, meine liebe Schwester, bist eitel. Du hast ein
zielloses Leben geführt. Wärst du demütig gewesen und hättest du ein Leben zum Segen
für andere geführt, wärst du dir selbst und allen in deiner Umgebung zum Segen gewesen.
Möge Gott deinen Eltern und deinen Schwestern vergeben, worin sie gefehlt haben, dich
zu dem zu machen, was du bist – genau das, was Gott nicht akzeptieren kann, genau das,
was sich als Stoppeln erweisen wird, um vom Feuer des Tages Gottes verzehrt zu werden,
falls du dich nicht änderst.
Z2.178.1 (2T.176.2) Absatz: 9/20
Als ich den selbstsüchtigen Geist sah, der bei denjenigen vorherrscht, die im Verlagswerk
arbeiten, dass es etliche gab, die nur für Lohn arbeiten, wie in irgendeinem weltlichen
Betrieb, befandet ihr beide euch auch unter diesen. Ihr beide wart selbstsüchtig darauf
bedacht, nur dem Ich zu dienen, euch selbst zu gefallen und nach höherem Lohn zu
trachten. Dieser Geist hat in großem Maße die Verlagsanstalt durchsäuert und ist ein
Fluch für sie, und der Himmel ist erzürnt darüber. Viele sind zu eifrig gewesen, Geld an
sich zu reißen. Das alles ist verkehrt. Ein weltlicher Geist hat Eingang gefunden, und
Christus wurde ausgeschlossen. Möge Gott sich seines Volkes erbarmen. Ich hoffe, dass
ihr euch bekehrt.
Z2.178.2 (2T.177.1) Absatz: 10/20
Ihr habt einen leichtfertigen Geist offenbart und seid in eurer Unterhaltung eitel und
oberflächlich gewesen. Ach, wie selten wurde Jesus erwähnt! Seine erlösende Liebe hat
keine Dankbarkeit, kein Lob, keine Ausdrücke hervorgerufen, um seinen Namen und seine
unendliche, selbstaufopfernde Liebe zu verherrlichen. Was war das Thema eurer
Unterhaltung? Welche Gedanken bereiteten euch das größte Vergnügen? In Wahrheit
kann gesagt werden, dass Jesus und sein opfervolles Leben, seine überaus kostbare
Gnade und die Erlösung, die er so teuer für euch erworben hat, kaum Platz in euren
Gedanken gefunden hat. Nichtige Dinge nehmen die Sinne gefangen. Euch selbst zu
ergötzen, Ziele im Leben zu erreichen, die eurem Vergnügen dienen, damit beschäftigen
sich die Gedanken. Ich möchte nur wünschen, ihr hättet nie bekannt, mit Christo ein neues
Leben begonnen zu haben, denn ihr seid den Bedingungen nicht nachgekommen. „Seid
ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur
Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“ (Kolosser 3,13) Stellt euch selbst folgende Fragen: Habe ich die Anforderungen erfüllt, die der
inspirierte Apostel hier niedergeschrieben hat? Habe ich in meinem Leben bezeugt, dass
ich der Welt abgestorben bin, dass mein Leben mit Christo in Gott verborgen ist? Bin ich in
Christo aufgegangen? Beziehe ich den Unterhalt meines Lebens, alle Unterstützung von
ihm, der verheißen hat, eine gegenwärtige Hilfe in jeder Zeit der Not zu sein? Ihr habt eine
förmliche Religion, seid euch aber nicht eurer Schwäche, eurer Verdorbenheit und
Schlechtigkeit von Natur aus bewusst.
Z2.179.1 (2T.177.2) Absatz: 11/20
„Ein Christ von Natur aus!“ Diese betrügliche Idee hat vielen als Kleid der
Selbstgerechtigkeit gedient. Sie hat viele zu einer vermeintlichen Hoffnung in Christo
verführt, die keine erfahrungsgemäße Erkenntnis von ihm, von seiner Erfahrung, seinen
Prüfungen und seinem Leben der Selbstverleugnung und Selbstaufopferung besaßen.
Ihre Gerechtigkeit, von der sie so viel halten, ist nur wie ein schmutziges Kleid. Christus,
der geliebte Lehrer, sagt: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ (Matthäus16,24) Ja, folgt ihm in guten und in
schlechten Tagen. Folgt ihm, indem ihr euch mit den Bedürftigsten und Freundlosen
anfreundet. Folgt ihm in Selbstvergessenheit, in Taten der Selbstverleugnung und
Opferbereitschaft zum Nutzen anderer. Folgt ihm, indem ihr nicht wiederscheltet, wenn
man euch schilt, indem ihr den Gefallenen Liebe und Mitgefühl entgegenbringt. Er hielt
sein Leben nicht für zu teuer, sondern gab es für uns alle dahin. Er war unser Vorbild. Er
sagt uns, dass wir unser Kreuz, das verhasste Kreuz, aufnehmen und ihm nachfolgen
müssen, wenn wir seine Jünger sein wollen. Könnt ihr den Kelch trinken? Könnt ihr mit der
Taufe getauft werden?
Z2.179.2 (2T.178.1) Absatz: 12/20
Eure Handlungen beweisen, dass ihr Christo fremd seid. „Quillt auch ein Brunnen aus
einem Loch süß und bitter? Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Ölbeeren oder ein
Weinstock Feigen tragen? Also kann auch ein Brunnen nicht salziges und süßes Wasser
geben. Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine
Werke in der Sanftmut und Weisheit. Habt ihr aber bitteren Neid und Zank in eurem
Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht wider die Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit,
die von obenherab kommt, sondern irdisch, menschlich und teuflisch. Denn wo Neid und
Zank ist, da ist Unordnung und eitel böses Ding. Die Weisheit von obenher ist auf‘s erste
keusch, darnach friedsam, gelinde, lässt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter
Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesät im
Frieden denen, die den Frieden halten.“ (Jakobus 3,11-18)
Z2.180.1 (2T.178.2) Absatz: 13/20
Hier sind die Früchte aufgezählt, die ein deutlicher Beweis dafür sind, dass derjenige, der
in der Kraft des Lebens wandelt, eine Veränderung durchgemacht hat – eine Veränderung,
die so kennzeichnend ist, dass sie durch den Tod dargestellt wird. Von einem lebendigen,
tätigen Leben, zum Tod! Welch ein treffendes Sinnbild! Niemand braucht sich hier zu
täuschen. Habt ihr diese Umwandlung nicht erfahren, dann ruht nicht. Sucht den Herrn
von ganzem Herzen. Macht dies zum wichtigsten Geschäft eures Lebens.
Z2.180.2 (2T.179.1) Absatz: 14/20
Ihr müsst Rechenschaft ablegen für das Gute, das ihr während eures Lebens hättet tun
können, wenn ihr die Stellung eingenommen hättet, die Gott von euch fordert und euch
ermöglicht hat. Aber ihr habt versäumt, Gott auf Erden zu verherrlichen und Seelen in
eurer Umgebung zu retten, weil ihr euch nicht jener Gnade und Kraft, Weisheit und
Erkenntnis bedient habt, die Christus für euch vorgesehen hat. Ihr kanntet seinen Willen,
habt ihn aber nicht ausgeführt. In euch beiden muss eine sehr offenkundige Reformation
stattfinden, sonst werdet ihr nie Jesu Worte vernehmen: „Ei, du frommer und getreuer
Knecht.“ (Matthäus 25,21)
Z2.180.3 (2T.179.2) Absatz: 15/20
Am Abend des 12. Juni, nachdem ich das Vorausgegangene der Gemeinde vorgelegt
hatte, wurde mir gezeigt, dass der Tod seine Werke verrichtet, während ihr sorglos, stolz,
selbstsüchtig und gleichgültig gegenüber der Rettung von Seelen seid. Einer nach dem
anderen verlässt euch und sinkt ins Grab. Welchen Einfluss habt ihr auf jene ausgeübt, die
euren geselligen Zusammenkünften beigewohnt haben? Was wurde gesagt oder
unternommen, um Seelen zu Christo zu führen? Habt ihr zur Zeit und zur Unzeit immer
eure Pflicht getan? Seid ihr bereit, vor Gottes Richterstuhl jenen zu begegnen, unter die ihr
euch bei euren geselligen Zusammenkünften gemischt habt, besonders jener Klasse, die
unter euren Einfluss geriet, und die ohne Christum dahingerafft wurde? Wagt ihr zu sagen,
dass ihr Blut nicht an euren Kleidern klebt? Ich will einen Fall erwähnen, den von Q. Wird
sie euch nicht anklagen, euch, die ihr von so guten häuslichen Einflüssen umgeben
gewesen seid, die ihr alle günstigen Voraussetzungen hattet, einen guten christlichen
Charakter zu entwickeln, die ihr aber keine Seelenlast fühltet? Stolz, Eitelkeit und Liebe
zum Vergnügen habt ihr stattdessen gehegt und habt euer Bekenntnis entehrt. Diese arme
Seele, die von Satan hin und her getrieben und angefochten wurde, habt ihr dazu
gebracht, die Wahrhaftigkeit der Wahrheit und die Echtheit der christlichen Religion
anzuzweifeln.
Z2.181.1 (2T.180.1) Absatz: 16/20
Eure leichtfertige Unterhaltung zusammen mit anderen jungen Leuten, war widerwärtig. Es
war nichts Edles und Erhebendes in euren Worten. Es war ganz ordinäres Geplauder und
Geschwätz, das alberne, törichte Gelächter, das Scherzen und Spaßen. Die Engel haben
die Szenen niedergeschrieben, die sich oft wiederholten. Ungeachtet der feierlichsten
Aufrufe, die an euch ergingen – ihr wurdet getadelt, zurechtgewiesen und gewarnt – seid
ihr schuldiger als die anderen Jugendlichen, da ihr eine längere Erfahrung und größere
Erkenntnis in der Wahrheit hattet. Die längste Zeit habt ihr in ... gewohnt. Ihr wart unter
den ersten, die vorgaben, an die Wahrheit zu glauben und Christi Nachfolger zu sein.
Doch euer eitles und stolzes Verhalten hat mehr dazu beigetragen, die Erfahrung der
Jugend an jenem Ort zu prägen als das von allen anderen. Die sich zur Wahrheit
bekehrten, habt ihr an die Hand genommen und mit der Welt verbunden.
Z2.181.2 (2T.180.2) Absatz: 17/20
Auf euch ruht große Schuld und ebenso auf euren Eltern, die eurem Stolz und eurer
Torheit geschmeichelt haben. Wenn ihr getadelt wurdet, haben sie euch beigestanden und
zu verstehen gegeben, dass der Tadel nicht gerechtfertigt war. Du, Schwester O, hast
gedacht, du seist hübsch. Deine Eltern haben dir geschmeichelt. Du hast die
Bekanntschaft Ungläubiger gesucht. Außer deinem Bekenntnis hast du dich nicht wie ein
verständiges, sittsames Mädchen verhalten. Wenn man aber berechnet, dass du
bekennst, eine Nachfolgerin des sanftmütigen und demütigen Jesu zu sein, hast du dein
Bekenntnis entehrt. O meine Schwester, glaubst du, jene Büroangestellten konnten den
äußerlichen Firnis, womit du dich umgeben hattest, nicht durchdringen? Denkst du, sie
seien von deinem schönen Angesicht so geblendet worden, dass sie nicht unter die
Oberfläche sehen und deinen wahren oberflächlichen Charakter lesen konnten? Als du
deinen Kopf mit dem von Schwester R’s Geschäft geborgten Hut schmücktest und dich
damit vor den Büroangestellten präsentiertest, denkst du, sie hätten dich nicht
durchschaut? Vergaßest du, dass Engel Gottes gegenwärtig waren, dass ihre reinen
Augen deine Gedanken lasen, die Ziele und Absichten deines Herzens und jede Handlung
wahrnahmen und deinen wahren, leichtsinnigen Charakter aufzeichneten? Hättest du,
während du mit dem Büroangestellten plaudertest, von dem du fasziniert warst, weil er
deiner Eitelkeit schmeichelte, in den Spiegel schauen können, würdest du die Gesten und
das Geflüster derer gesehen und das Lachen derer gehört haben, die dich beobachteten
und über deine törichte Schau spotteten. Du hast Schande über Gottes Werk gebracht.
Hättest du unbemerkt jenes Geschäft noch einmal betreten, nachdem du es verlassen
hattest und der Unterhaltung lauschen können, die geführt wurde, nachdem du dich dort
so lange aufgehalten hattest, wie es der Anstand eben noch gestattete, würdest du einiges
gelernt haben, woran du zuvor nie gedacht hast. Du wärest verwundet und gedemütigt
worden, zu lernen, wie du sogar von leichtfertigen Büroangestellten betrachtet wurdest.
Der Gleiche, der dir ins Angesicht geschmeichelt hatte, beteiligte sich am Lachen seiner
Gefährten über dein lächerliches Betragen.
Z2.182.1 (2T.181.1) Absatz: 18/20
Du hättest in ... einen guten Einfluss haben und deinen Erlöser ehren können. Stattdessen
hast du dich zu einem Sprichwort unter schmeichelnden Büroangestellten und unreifen
Jugendlichen gemacht. Dieses unziemliche Verhalten wurde von vielen bemerkt, und jene,
die diese Ungereimtheiten beobachtet haben, wenn sie auch ungläubig waren und
vorgaben, dich zu respektieren, haben dich in ihrem Herzen verachtet. Du folgst den
Fußstapfen von S, und wenn deine Eltern nicht erwachen und deine Torheit sehen,
werden sie mitschuldig sein. Sie und deine Schwestern haben Sünde auf sich geladen,
indem sie deinen Stolz begünstigt und dir in deiner Eitelkeit geschmeichelt haben.
Befändest du und befänden deine Schwestern sich in einem geretteten Zustand, würdet
ihr die Gefahr der Ungeretteten erkennen. Wenn keine große Veränderung in euch
stattfindet, wird der Tag kommen, wo ihr von vielen Lippen die Worte vernehmen werdet:
„Ich verband mich mit diesen Christen, aber sie sprachen nie von meiner Gefahr. Sie
haben mich nie gewarnt. Ich dachte, wenn ich in Gefahr wäre, verloren zu gehen, würden
sie weder Tag noch Nacht geruht haben, mich aus meinem verlorenen Zustand zu retten.
Jetzt bin ich verloren. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen und hätte jemand in ähnlicher
Lage gesehen, würde ich nicht geruht haben, bis sie ihren Zustand eingesehen hätten,
und bis ich sie auf den Einen verwiesen hätte, der sie retten kann.“ Ihr seid gute,
wohlgefällige Diener Satans gewesen, während ihr vorgabt, Diener Christi zu sein.
Z2.183.1 (2T.182.1) Absatz: 19/20
Schwester O, du bist durch deinen Eigendünkel so erhaben gewesen, dass du dir nicht
bewusst gewesen bist, für wie oberflächlich Beobachter deinen Charakter eingeschätzt
haben. Sie betrachten dich als eine kokette, gefallsüchtige Frau, und diesen Ruf hast du
verdient. Es wäre dir sehr nützlich gewesen, den Rat des Apostels zu beachten: „Ihr
Schmuck soll nicht auswendig sein... Sondern der verborgene Mensch des Herzens
unverrückt mit sanftem und stillem Geiste, das ist köstlich vor Gott.“ (1.Petrus 3,3.4)
Z2.183.2 (2T.182.2) Absatz: 20/20
Deine Eltern haben in der Erziehung ihrer Kinder einen bedenklichen Fehler gemacht. Sie
haben sie von Lasten befreit, wo es doch sehr wichtig für sie gewesen wäre, solche
aufzunehmen. Weil sie vorzogen, zu ihrem Vergnügen zu leben, wurde ihnen gestattet, im
Bett zu bleiben und die besten und lieblichsten Morgenstunden zu verschlafen, während
ihre nachsichtigen Eltern auf waren und sich mit den Lasten des Lebens abplagten. Diese
Kinder haben nicht gelernt, ihren Neigungen zu widerstehen und gegen ihre Wünsche
anzukämpfen. Sie haben nicht gelernt, Härten zu begegnen. Sie wurden in großem Maße
von häuslichen Arbeiten entschuldigt, und dies hat ihnen zum Schaden gedient. Sie haben
nie Selbstverleugnung und Opferwilligkeit gelernt. Sie würden nie eine Aufgabe
übernehmen, die nicht ihrem Geschmack entspricht. Ihre Erziehung ist sehr fehlerhaft.
Doch Stolz – eitler, prahlerischer Stolz – erfüllt ihre Herzen. Schwester O hat sich als ihren
Gefährtinnen überlegen betrachtet, dass sie nicht zu großer Aufmerksamkeit und
Höflichkeit von ihrer Seite würdig wären. Dazu hat sie einen störrischen Eigenwillen, nach
eigenem Ermessen zu handeln, ohne Rücksicht auf die Wünsche, Bequemlichkeiten und
Bedürfnisse anderer. Diese Haltung ist ein unglücklicher Wesenszug, der noch so
manchen Schatten auf ihren Lebensweg werfen und das Leben ihrer besten Freunde
verbittern wird, falls sie ihn nicht überwindet.
Kapitel 28: Weltlichkeit in der Gemeinde
Z2.184.1 (2T.183.1) Absatz: 1/30
Liebe Geschwister in ... . Am 12. Juni 1868 wurde mir gezeigt, dass die Liebe zur Welt in
großem Maße die Stelle der Liebe zu Gott eingenommen hat. Ihr wohnt in einem
angenehmen Land, das weltlichem Wohlergehen sehr förderlich ist. Das bringt euch in
eine Lage, wo ihr fortwährend in Gefahr seid, euer ganzes Interesse der Welt zuzuwenden
und euch Schätze auf Erden anzulegen. Euer Herz wird da sein, wo euer Schatz ist. Ihr
wohnt, wo ihr versucht seid, euch immer mehr mit der Welt zu verstricken, völlig in ihr
aufzugehen und immer mehr Reichtum anzuhäufen. Und während ihr damit beschäftigt
seid, nehmen euch die Sorgen dieses Lebens so gefangen, dass wahre Frömmigkeit
keinen Raum mehr hat. Nur wenige erkennen den Betrug des Reichtums. Diejenigen, die
so eifrig bemüht sind, Geld zu erwerben, haben ihr Augenmerk nur auf dieses eine Ziel
gerichtet, und die Religion Christi steht an zweiter Stelle. Geistliche Dinge werden nicht
geschätzt noch wird danach getrachtet, denn die Liebe zum Gewinn hat den himmlischen
Schatz verdunkelt. Wenn der Preis des ewigen Lebens nach dem Eifer, der Ausdauer und
dem Ernst bewertet werden müsste, den bekenntliche Christen dafür aufwenden, wäre er
nur halb so viel wert wie die irdischen Besitztümer. Vergleicht die ernsten Anstrengungen,
die gemacht werden, um die Dinge dieser Welt zu erlangen, mit dem trägen, schwachen,
unzulänglichen Bemühen, geistliche Gesinnung und einen himmlischen Schatz zu
erwerben. Kein Wunder, dass wir so wenig von dem erleuchtenden Einfluss verspüren, der
vom himmlischen Heiligtum ausgeht. Unsere Wünsche gehen nicht in diese Richtung. Sie
sind meist auf irdische Unternehmungen gerichtet. Wir trachten nach weltlichen Dingen
und vernachlässigen die ewigen. Wohlstand verblendet die Augen und betrügt die Seele.
Gott mag sprechen, aber der Tand der Welt verhindert, dass seine Stimme gehört wird.
Z2.185.1 (2T.184.1) Absatz: 2/30
Unser betagter Vater T hat seine Zuneigung auf irdische Dinge gerichtet, wo er sie doch
davon abwenden sollte, um dem Himmel entgegenzureifen. Das Leben, das er jetzt führt,
sollte ein Leben im Glauben an den Sohn Gottes sein. Seine Zuneigung gelte dem
besseren Land, während ewige Dinge, die von höchster Wichtigkeit sind, sein ganzes
Interesse in Anspruch nehmen sollten. Seine Prüfungszeit ist fast zu Ende. Ach, wie wenig
Zeit verbleibt für die Hingabe an Gott! Seine Kraft ist erschöpft, sein Verstand gebrochen.
Wenn er sich anstrengt, ist es nur noch ein schwaches Bemühen, doch, wenn es von
Herzen und völlig geschieht, wird es angenommen. Mit deinem Alter, Bruder T, hat deine
Selbstsucht noch zugenommen. Die Schätze dieser Welt liebst du mehr als je zuvor.
Z2.185.2 (2T.184.2) Absatz: 3/30
Schwester T schätzt diese Welt. Sie ist von Natur aus egoistisch. Sie hat viel unter
körperlichen Beschwerden zu leiden. Gott hat zugelassen, dass diese Leiden über sie
kamen. Doch war es Satan nicht gestattet, ihr das Leben zu nehmen. Durch den
Feuerofen der Anfechtung beabsichtigt Gott, ihren Griff nach irdischen Schätzen zu
lockern. Nur durch Leiden kann dies geschehen. Sie ist eine von jenen, deren Körper
durch Medizinen vergiftet wurde. Indem sie diese einnahm, hat sie sich unwissend zu dem
gemacht, was sie ist. Doch Gott ließ nicht zu, dass sie starb. Er hat ihre Prüfungszeit und
ihr Leiden verlängert, damit sie durch die Wahrheit geheiligt, geläutert und gereinigt wird.
Im Feuerofen der Trübsal soll sie ihre Schlacken verlieren und köstlicher werden als feines
Gold, als Goldesstücke aus Ophir. Die Liebe zur Welt hat sich in den Herzen dieses
Bruders und dieser Schwester so eingewurzelt, dass es ein schwieriger Prozess sein wird,
sie zu entfernen. Lieber Bruder, liebe Schwester, es mangelt euch an Hingabe an Gott. Ihr
seid ganz versessen auf die Dinge dieser Welt. Die Welt hat Macht, euer Gemüt
umzugestalten, während das Geistliche und Himmlische nicht genügend Gewalt über euch
hat, euren Sinn zu verändern.
Z2.186.1 (2T.185.1) Absatz: 4/30
Männer und Frauen in ... , die ihr bekennt, Christi Nachfolger zu sein, warum folgt ihr ihm
nicht wirklich? Warum seid ihr so wahnsinnig darauf bedacht, euch irdische Schätze zu
sichern, die irgendein Unglück so leicht hinwegfegen kann? Und die Reichtümer des
Himmels, die unvergänglich und unsterblich sind, vernachlässigt ihr.
Z2.186.2 (2T.185.2) Absatz: 5/30
Mir wurde der Fall von Bruder U‘s Frau vorgeführt. Sie hat den Wunsch, recht zu handeln,
aber sie hat Schwächen, die ihr selbst und ihren Freunden viel Verdruss bereiten. Sie
redet zu viel. Es mangelt ihr an Erfahrung in göttlichen Dingen. Wenn sie sich nicht
bekehrt und in Erneuerung ihres Gemüts umgestaltet wird, kann sie nicht inmitten der
Gefahren der letzten Tage bestehen. Herzensarbeit ist von Nöten. Dann wird die Zunge
geheiligt. Wo viele Worte sind, geht es ohne Sünde nicht ab, und das muss vermieden
werden. Sie sollte einen strengen Wächter vor das Tor ihrer Lippen stellen und ihre Zunge
zähmen, damit ihre Worte nichts Böses anrichten. Sie sollte aufhören, über die Fehler
anderer zu sprechen, bei ihren Eigentümlichkeiten zu verweilen und die Schwächen
anderer zu entdecken. Solche Unterhaltung ist bei allen zu tadeln. Solche Reden sind
ohne Nutzen und äußerst sündhaft. Sie neigen nur zum Bösen. Der Feind weiß, dass
dieses Verhalten von Seiten der bekenntlichen Nachfolger Christi ihm eine Tür öffnet,
durch die er eintreten und wirken kann.
Z2.186.3 (2T.185.3) Absatz: 6/30
Ich sah, dass Satan immer zugegen ist, wenn Schwestern zum Schwätzen
zusammenkommen, denn dann findet er Beschäftigung. Er steht daneben und erregt die
Gemüter und macht das meiste aus dem ihm gebotenen Vorteil. Er weiß, dass all dies
Klatschen, diese Zuträgerei, das Offenbaren von Heimlichkeiten und dies Zerpflücken von
Charakteren die Seele von Gott trennt. Es tötet die geistliche Gesinnung und schwächt
den religiösen Einfluss. Schwester U sündigt sehr mit ihrer Zunge. Durch ihre Worte sollte
sie einen guten Einfluss ausüben, doch meistens spricht sie wahllos. Manchmal gibt sie
Tatsachen durch ihre Worte eine andere Auslegung. Oftmals übertreibt sie. Dann gibt sie
etwas völlig falsch wieder. Es besteht bei ihr nicht die Absicht, etwas falsch darzustellen.
Aber die Gewohnheit des vielen Redens und des Sprechens über nutzlose Themen wurde
so lange gehegt, dass sie unbekümmert und achtlos in ihren Worten geworden ist.
Manchmal weiß sie selbst nicht was sie spricht. Dies zerstört jeden guten Einfluss, den sie
haben könnte. Es ist höchste Zeit für eine Reform in diesen Dingen. Ihre Gesellschaft
wurde nicht so geschätzt, wie es hätte sein können, wenn sie sich nicht diesem sündigen
Geschwätz hingeben würde.
Z2.187.1 (2T.186.1) Absatz: 7/30
Christen sollen auf ihre Worte achten. Sie sollten niemals ungünstige Berichte von einem
ihrer Freunde zum anderen tragen, besonders, wenn sie wissen, dass zwischen ihnen ein
Mangel an Einigkeit besteht. Es ist grausam, Andeutungen und Bemerkungen fallen zu
lassen, als wüsstet ihr viel von diesem Freund oder jenem Bekannten, was andere nicht
wissen. Solche Andeutungen verbreiten sich weiter und schaffen mehr ungünstige
Eindrücke, als deutlich ausgesprochene Tatsachen, die ohne Übertreibung berichtet
werden. Welch unermesslichen Schaden hat die Gemeinde doch durch diese Dinge
erlitten! Das widersprüchliche, unbedachte Verhalten ihrer Glieder hat sie schwach
gemacht wie Wasser. Vertrauen wurde von Gliedern der gleichen Gemeinde verraten, und
doch beabsichtigte der Schuldige kein Unheil. Mangel an Weisheit im Auswählen des
Gesprächsthemas hat viel Schaden angerichtet. Die Unterhaltung sollte sich hauptsächlich
um geistliche und göttliche Dinge drehen; aber es ist leider nicht so. Wenn die Verbindung
mit christlichen Freunden sich mit der Vervollkommnung von Gemüt und Herz befasst, gibt
es nachher kein Bedauern. Jeder kann mit freudiger Befriedigung auf die Unterhaltung
zurückblicken. Wenn jedoch die Stunden mit leichtfertigen, eitlen Reden verbracht und die
kostbare Zeit damit vergeudet wurde, das Leben und den Charakter anderer zu
zerpflücken, dann wird sich die freundschaftliche Zusammenkunft als Quelle des Übels
erweisen, und euer Einfluss wird ein Geruch des Todes zum Tode sein.
Z2.188.1 (2T.187.1) Absatz: 8/30
Ich kann mich nicht genau an alle Personen in eurer Gemeinde erinnern, die mir
vorgeführt wurden. Doch sah ich, dass viele ein großes Werk zu tun hatten. Nahezu alle
reden zu viel und sinnen zu wenig nach und beten zu wenig. Viele sind sehr ichbezogen.
Die Gedanken sind nur mit dem eigenen Ich beschäftigt und nicht auf das Wohlergehen
anderer gerichtet. Satan hat in großem Maße Macht über euch. Es gibt einige kostbare
Lichter unter euch und solche, die nach Gottes Willen wandeln. Stolz und Liebe zur Welt
sind Schlingen, die sich als großes Hindernis für Frömmigkeit und das Wachstum in der
Gnade erweisen.
Z2.188.2 (2T.187.2) Absatz: 9/30
Die Welt ist nicht des Christen Himmel, sondern nur Gottes Werkstatt, wo wir zugerichtet
werden, uns mit den sündlosen Engeln in einem heiligen Himmel vereinigen zu können.
Wir sollten uns fortwährend bemühen, edle, selbstlose Gedanken zu hegen. Diese
Erziehung ist notwendig, um die Kräfte anzuregen, die Gott uns verliehen hat, damit sein
Name auf Erden verherrlicht werde. Wir sind für all diese uns verliehenen edlen Kräfte
verantwortlich. Wenn wir diese Fähigkeiten aber zu Zwecken benutzen, die er nie
beabsichtigt, zeigen wir ihm gegenüber verächtliche Undankbarkeit. Der Dienst für Gott
fordert alle Kräfte unseres Wesens, und wir kommen der Absicht Gottes nicht nach, es sei
denn, wir entwickeln diese Kräfte zur Vollkommenheit und erziehen unser Gemüt dazu,
eine Liebe zu himmlischen Dingen zu hegen und durch richtiges Handeln die Kräfte der
Seele zu stärken und zu veredeln, so dass sie zur Verherrlichung Gottes beitragen.
Z2.188.3 (2T.187.3) Absatz: 10/30
Frauen, die sich zur Gottseligkeit bekennen, versäumen im Allgemeinen ihren Verstand zu
schulen. Sie beherrschen ihre Gedanken nicht, sondern lassen ihnen ihren freien Lauf.
Dies ist ein großer Fehler. Einige scheinen keine Verstandeskräfte zu besitzen. Sie haben
sich nicht zum Denken erzogen. Und weil sie es daran fehlen ließen, nehmen sie an, sie
könnten es nicht. Nachdenken und Gebet gehören zum Wachstum in der Gnade. Es ist so
wenig Festigkeit unter den Frauen zu finden, weil die Verstandeskräfte nicht geübt wurden
und weil sie so wenig nachdenken. Sie strengen ihren Verstand nicht an, er bleibt untätig.
Dann verlassen sie sich auf andere, das Denken für sie zu übernehmen, zu planen und
sich zu erinnern, wodurch sie immer unfähiger werden. Bei einigen muss der Verstand
durch Übung herangebildet werden. Sie sollten ihn zum Denken zwingen. Während sie
sich auf jemand anderes verlassen, für sie zu denken und ihre Schwierigkeiten zu lösen,
bleibt ihre Unfähigkeit, sich zu erinnern und vorauszudenken, bestehen. Jeder Einzelne
muss sich bemühen, den Verstand zu erziehen.
Z2.189.1 (2T.188.1) Absatz: 11/30
Es wurde mir gezeigt, dass Bruder V sich um mehr geistliche Gesinnung bemühen muss.
Du besitzt nicht das stille Vertrauen auf Gott, das er von dir fordert. Du übst deinen
Verstand nicht, sich in geistlichen Bahnen zu bewegen. Du gibst dich viel eitlem, unnützem
Geschwätz hin, das deiner eigenen Seele und deinem Einfluss schadet. Du musst Ruhe
und Seelenstärke in dir ermutigen. Du bist leicht erregt. Du hast starke Gefühle und bringst
in energischen Worten deine Zuneigung und Abneigung zum Ausdruck. Du benötigst mehr
gute Religion, die einen besänftigenden Einfluss auf dich hat. Du hast die Einladung
Christi, von ihm Sanftmut und Demut zu lernen. Welch köstliche Lektion! Wenn sie richtig
gelernt wird, gestaltet sie das ganze Leben neu. Leichtfertigkeit und seichtes Geschwätz
behindern deinen geistlichen Fortschritt. Du solltest nach Vollkommenheit des Charakters
trachten. Lass deinen Einfluss in Worten und Taten für Gott zeugen. Du musst den Herrn
ernstlicher suchen und ausgiebiger von der Quelle der Wahrheit trinken, damit ihr Einfluss
dein Leben heiligen kann. Deine Gedanken beschäftigen sich zu viel mit der Welt. Dein
Interesse sollte auf das bessere Leben als das irdische gerichtet sein. Du darfst keine Zeit
verlieren. Beeile dich, die wenigen Stunden der Prüfungszeit zu nutzen.
Z2.189.2 (2T.188.2) Absatz: 12/30
Deine Frau ist von Stolz und Selbstsucht geprägt. Gott hat sie durch den Feuerofen der
Trübsal geführt, um diese Flecken von ihrem Charakter zu entfernen. Sie muss sehr Acht
geben, dass das Feuer der Anfechtung nicht umsonst um sie gelodert hat. Es sollte die
Schlacken entfernen und sie Gott näher bringen und ihre geistliche Gesinnung vermehren.
Sie muss ihre Liebe zur Welt aufgeben. Die Liebe zum eigenen Ich muss überwunden
werden und ihr Wille in Gottes Willen aufgehen.
Z2.190.1 (2T.189.1) Absatz: 13/30
Es wurde mir gezeigt, dass die Weltliebe in großem Maße Jesum von der Gemeinde
ausgeschlossen hat. Gott fordert eine Veränderung, eine völlige Hingabe von allem an ihn.
Wenn der Geist nicht dazu erzogen wird, bei religiösen Themen zu verweilen, wird er in
dieser Hinsicht kränklich und schwach sein. Wenn er bei weltlichen Unternehmungen
verweilen kann, erweist er sich als stark, weil er in dieser Richtung erzogen wurde, und
durch Übung ist er erstarkt. Der Grund, weshalb es Männern und Frauen so schwer fällt,
ein religiöses Leben zu führen, liegt darin, weil sie den Verstand nicht in Frömmigkeit
üben. Er ist dazu erzogen, sich entgegengesetzt zu bewegen. Wenn der Verstand nicht
ständig angehalten wird, sich geistliche Erkenntnis anzueignen und das Geheimnis Gottes
zu verstehen, ist er unfähig, ewige Dinge zu würdigen, weil keine Erfahrung in dieser
Richtung vorhanden ist. Das ist der Grund, weshalb nahezu alle es so schwierig finden,
dem Herrn zu dienen.
Z2.190.2 (2T.189.2) Absatz: 14/30
Wenn das Herz zerteilt ist und in der Hauptsache bei den Dingen dieser Welt verweilt und
nur wenig bei göttlichen Dingen, kann keine besondere Zunahme an geistlicher Stärke
stattfinden. Weltliche Unternehmungen beanspruchen den größten Teil des Verstandes
und üben seine Kräfte. Deshalb ist in dieser Richtung Kraft und Stärke vorhanden, welche
mehr und mehr Interesse und Zuneigung in Anspruch nehmen, während für die Weihe an
Gott immer weniger übrig bleibt. Ohne ständige Übung im Gebet ist es der Seele
unmöglich zu gedeihen. Das Gebet in der Familie oder in der Öffentlichkeit genügt
keineswegs. Das Gebet im Kämmerlein ist von großer Wichtigkeit. In der Stille liegt die
Seele dem forschenden Blick Gottes offen, und jeder Beweggrund wird genau geprüft.
Das stille Gebet. Wie kostbar! Die Seele pflegt Unterredung mit Gott! Das stille Gebet wird
nur von Gott vernommen, der Gebete erhört. Kein neugieriges Ohr soll diese Bitten hören.
Im stillen Gebet ist die Seele frei von allen sie umgebenden Einflüssen, frei von Erregung.
Ruhig, doch innig ist sie zu Gott erhoben. Oft wird das stille Gebet verfälscht durch lautes
Sprechen, und die süße Gemeinschaft geht verloren. Anstatt des ruhigen stillen
Vertrauens und Glaubens an Gott, während die Seele leise und demutsvoll ihre Bitten
äußert, erhebt sich die Stimme zu lauten Tönen, gerät in Erregung, und das stille Gebet
verliert seinen besänftigenden, heiligenden Einfluss. Ein Gefühlssturm erhebt sich, ein
Sturm von Worten, und macht es unmöglich, die sanfte, leise Stimme zu vernehmen, die
zur Seele spricht, während sie in geheimer, wahrer von Herzen kommender Hingabe
beharrt. Wenn das Gebet im Kämmerlein in rechter Weise durchgeführt wird, bringt es viel
Gutes hervor. Aber das Gebet, das von der ganzen Familie oder selbst von der
Nachbarschaft vernommen werden kann, ist kein stilles Gebet, mag es auch als solches
betrachtet werden. Keine göttliche Kraft wird dadurch erlangt. Süß und dauerhaft wird der
Einfluss sein, der von Dem ausgeht, der ins Geheime sieht, dessen Ohr offen ist, um
Gebete zu beantworten, die aus dem Herzen zu ihm emporsteigen. Durch ruhigen,
einfältigen Glauben unterhält die Seele Verbindung mit Gott und sammelt göttliche
Lichtstrahlen, die sie stärken und unterstützen im Kampf gegen Satan. Gott ist unsere
Feste der Kraft.
Z2.191.1 (2T.190.1) Absatz: 15/30
Jesus hat uns das Wort hinterlassen: „So wachet nun (denn ihr wisst nicht, wann der Herr
des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den
Hahnenschrei oder des Morgens), auf dass er nicht schnell komme und finde euch
schlafend. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“ (Markus 13,35-37)
Z2.191.2 (2T.190.1) Absatz: 16/30
Wir warten auf die Rückkehr des Meisters, der uns den Morgen bringt, und wir müssen
wachen, dass er nicht plötzlich komme und finde uns schlafend. Auf welche Zeit beziehen
sich diese Worte? Nicht auf die Zeit, wenn er in den Wolken des Himmels erscheint; da
wird er kein schlafendes Volk vorfinden. Nein, sie beziehen sich auf die Zeit, wo er seinen
Dienst im Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums beendet, seine hohepriesterlichen
Gewänder ablegt und die Kleider der Rache anzieht und die Verfügung ergeht: „Wer böse
ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist,
der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.“ (Offenbarung 22,11)
Z2.191.3 (2T.191.1) Absatz: 17/30
Wenn Jesus seine Fürsprache für den Menschen beendet, sind die Fälle aller für immer
entschieden. Es ist die Zeit, wo er mit seinen Knechten abrechnet. Für diejenigen, welche
die Vorbereitung versäumt haben, rein und heilig zu werden, welche sie geschickt macht,
zu den Wartenden zu gehören, die ihren Herrn willkommen heißen, geht die Sonne in
Trübsinn und Dunkelheit unter, um nie wieder aufzugehen. Die Prüfungszeit ist beendet,
Christus hört mit seiner Vermittlung im Himmel auf. Diese Zeit bricht schließlich plötzlich
über alle herein; und jene, die versäumt haben, ihre Seelen durch Gehorsam zur Wahrheit
zu reinigen, werden schlafend erfunden. Sie wurden des Wartens und Wachens müde. Sie
wurden gleichgültig betreffs des Kommens ihres Meisters. Sie verlangten nicht nach
seinem Erscheinen und dachten, solch fortwährendes, ausdauerndes Wachen sei unnötig.
Sie waren in ihrer Erwartung getäuscht worden und dachten, sie könnten wieder
enttäuscht werden. Sie schlussfolgerten, es wäre noch Zeit genug, sich zu erheben. Sie
wollten die Gelegenheit nicht versäumen, sich irdische Schätze zu sichern. Es wäre
sicherer, alles von dieser Welt zu erlangen, was nur möglich sei. Und indem sie sich diese
Dinge sicherten, verloren sie allen Eifer und alles Interesse am Erscheinen des Meisters.
Sie wurden gleichgültig und sorglos, als sei sein Kommen noch in weiter Ferne. Doch
während ihr Interesse ihrem weltlichen Gewinn galt, schloss das Werk im himmlischen
Heiligtum, und sie waren nicht vorbereitet.
Z2.192.1 (2T.191.2) Absatz: 18/30
Wenn solche nur gewusst hätten, dass Christi Werk im himmlischen Heiligtum so bald
aufhören würde, wie anders hätten sie sich verhalten, wie ernstlich hätten sie gewacht!
Der Meister, der alles im Vorhinein weiß, gibt ihnen zeitgemäße Warnungen, indem er
ihnen gebietet, zu wachen. Er betont deutlich die Plötzlichkeit seines Kommens. Er
bemisst nicht die Zeit, damit wir eine augenblickliche Vorbereitung nicht versäumen und in
unserer Trägheit auf eine zukünftige Zeit blicken, zu der er unserer Meinung nach
erscheinen würde, und die Vorbereitung hinausschieben. „Darum wachet, denn ihr wisst
nicht...“ Doch diese vorausgesagte Ungewissheit und zuletzt die Plötzlichkeit verfehlen,
uns von unserem Stumpfsinn zu ernster Wachsamkeit zu erwecken und unsere
Wachsamkeit für unseren erwarteten Meister neu zu beleben. Diejenigen, die nicht
wartend und wachend erfunden werden, werden schließlich in ihrer Untreue überrascht.
Der Meister kommt, und anstatt bereit zu sein, ihm sofort zu öffnen, sind sie in weltlichem
Schlummer befangen und gehen zuletzt verloren.
Z2.193.1 (2T.192.1) Absatz: 19/30
Im Gegensatz zu dieser Gruppe wurde mir eine andere Schar vorgeführt. Sie warteten und
wachten. Ihre Augen waren himmelwärts gerichtet, und die Worte ihres Meisters waren auf
ihren Lippen: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“ (Markus 13,37) „So
wachet nun, (denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am
Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens), auf dass er
nicht schnell komme und finde euch schlafend.“ (Markus 13,35.36) Der Herr hat eine
Verzögerung angedeutet, ehe der Morgen schließlich anbricht. Doch er wollte nicht, dass
sie sich der Müdigkeit hingeben noch in ihrer ernsten Wachsamkeit nachlassen, weil der
Morgen nicht so bald kommt, wie sie erwartet haben. Die Wartenden wurden mir als
himmelwärts schauend dargestellt. Sie ermutigten sich gegenseitig mit folgenden Worten:
„Die erste und die zweite Wache sind vorüber. Wir befinden uns in der dritten und warten
auf des Meisters Wiederkunft. Es bleibt jetzt nur noch eine kurze Periode des Wachens.“
Ich sah, wie einige müde wurden. Ihre Blicke waren niederwärts gerichtet. Sie
beschäftigten sich mit irdischen Dingen und waren untreu im Wachen. Sie sagten: „In der
ersten Wache erwarteten wir unseren Meister, doch wir wurden enttäuscht. Wir dachten
zuversichtlich, er würde in der zweiten Wache kommen, doch sie ging vorüber und er kam
nicht. Wir möchten wiederum enttäuscht werden. Wir brauchen es nicht so genau zu
nehmen. In der folgenden Wache mag er wieder nicht kommen. Wir befinden uns in der
dritten Wache und jetzt sehen wir es als das Beste an, uns Schätze auf der Erde
anzulegen, damit wir vor Mangel bewahrt bleiben.“ Viele schliefen, betäubt von den
Sorgen des Lebens und verlockt vom Betrug des Reichtums, und gaben ihre wartende,
wachsame Stellung auf.
Z2.193.2 (2T.193.1) Absatz: 20/30
Engel wurden mir gezeigt, wie sie mit innigstem Interesse auf die müden, aber treuen
Wächter schauen, damit sie nicht zu schwer geprüft und unter mühsamer Arbeit und
Härten niedersinken, doppelt erschwert, weil ihre Geschwister sich vom Wachen
abgewandt haben, von weltlichen Sorgen trunken geworden und von weltlichem
Wohlergehen betrogen sind. Diese himmlischen Engel sind betrübt, weil jene, die einst
wachten, durch ihre Trägheit und Untreue die Prüfungen und Lasten derer vermehrten, die
ernstlich und ausdauernd bemüht waren, ihre wartende, wachende Stellung
beizubehalten.
Z2.194.1 (2T.193.2) Absatz: 21/30
Ich sah, wie unmöglich es war, weltlichen Sorgen alle Zuneigung und alles Interesse zu
widmen, um irdische Besitztümer zu vermehren, und sich dennoch in einer wartenden,
wachenden Stellung zu befinden, wie unser Heiland es geboten hat. Der Engel sagte: „Sie
können sich nur eine Welt sichern. Wenn sie den himmlischen Schatz erlangen wollen,
müssen sie die irdischen Schätze aufgeben. Sie können nicht beides haben.“ Ich sah, wie
notwendig fortwährende Treue im Wachen war, um den verführerischen Schlingen Satans
zu entrinnen. Er verführt jene, die warten und wachen sollten, sich mit einem Schritt der
Welt zu nähern. Sie haben nicht die Absicht, weiterzugehen. Aber jener eine Schritt
entfernte sie weiter von Jesu, und machte es leichter, den nächsten Schritt zu tun. Und so
nähern sie sich Schritt für Schritt der Welt, bis aller Unterschied zwischen ihnen und der
Welt nur noch in einem Bekenntnis, in einem Namen, besteht. Sie haben ihren
abgesonderten heiligen Charakter verloren, und es ist nichts mehr vorhanden, was sie von
den Liebhabern der Welt um sie her unterscheidet, außer ihrem Bekenntnis.
Z2.194.2 (2T.193.3) Absatz: 22/30
Ich sah, dass Wache um Wache in der Vergangenheit lag. Sollte aus diesem Grund ein
Mangel an Wachsamkeit herrschen? O nein! Unaufhörliche Wachsamkeit ist jetzt
dringlicher notwendig, denn jetzt gibt es weniger Augenblicke als vor dem Vorübergehen
der ersten Wache. Die Periode des Wartens ist jetzt notwendigerweise kürzer als bei der
ersten Wache. Wenn wir damals unermüdlich wachten, um wie viel wichtiger war dann die
doppelte Wachsamkeit in der zweiten Wache. Das Vorübergehen der zweiten Wache hat
uns in die Zeit der dritten gebracht, und jetzt ist es unentschuldbar, wenn wir die
Wachsamkeit verringern. Die dritte Wache erfordert dreifache Ernsthaftigkeit. Jetzt
ungeduldig zu werden, heißt, alles zu verlieren, was wir bisher durch ernste, anhaltende
Wachsamkeit erlangt haben. Die lange Nacht der Dunkelheit ist eine Prüfung; aber der
Morgen wird in Barmherzigkeit hinausgezögert, weil wir nicht bereit wären, wenn der
Meister jetzt käme. Gottes Unwilligkeit, dass sein Volk umkomme, ist der Grund für die
lange Verzögerung gewesen. Doch das Kommen des Morgens für die Treuen und der
Nacht für die Untreuen, steht uns nahe bevor. Durch Warten und Wachen sollen die Kinder
Gottes ihren abgesonderten Charakter, ihre Trennung von der Welt, bekunden. Durch
unsere wachsame Haltung sollen wir zeigen, dass wir wirklich Gäste und Fremdlinge auf
Erden sind. Der Unterschied zwischen denjenigen, die diese Welt lieben und jenen, die
Christum lieben, ist so deutlich, dass kein Irrtum möglich ist. Während die Weltmenschen
eifrig darauf bedacht sind, sich irdischen Reichtum zu sichern, haben die Kinder Gottes
sich nicht dieser Welt angepasst, sondern zeigen durch ihre ernsthafte wachsame und
wartende Haltung, dass sie umgewandelt sind, dass ihr Heim nicht in dieser Welt ist, dass
sie ein besseres Vaterland suchen, nämlich das himmlische.
Z2.195.1 (2T.194.1) Absatz: 23/30
Meine lieben Geschwister, ich hoffe, dass ihr eure Augen nicht über diese Worte schweifen
lasst, ohne ihre Bedeutung gründlich zu überdenken. Als die Männer von Galiläa ihre
Blicke fest auf den Himmel gerichtet hatten, um noch einen Schein ihres auffahrenden
Erlösers zu erhaschen, standen bei ihnen zwei Männer in lichten Gewändern – himmlische
Engel, die beauftragt waren, sie wegen des Verlustes der Gegenwart ihres Heilandes zu
trösten. Sie sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser
Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr gesehen
habt gen Himmel fahren.“ (Apostelgeschichte 1,11)
Z2.195.2 (2T.194.2) Absatz: 24/30
Gott wünscht, dass seine Kinder ihre Augen himmelwärts richten und nach dem herrlichen
Erscheinen ihres Herrn und Heilandes, Jesu Christi, Ausschau halten. Während die
Aufmerksamkeit der Weltmenschen auf die verschiedensten Unternehmungen gerichtet
ist, sollte unser Augenmerk auf den Himmel gerichtet sein. Unser Glaube sollte sich immer
tiefer in die glorreichen Geheimnisse des himmlischen Schatzes versenken und die
kostbaren göttlichen Lichtstrahlen einfangen, die vom himmlischen Heiligtum in unsere
Herzen scheinen, wie sie Christi Angesicht erleuchten. Die Spötter verhöhnen die
Wartenden und Wachenden, indem sie fragen: „Wo ist die Verheißung seines Kommens?
Ihr seid enttäuscht worden. Tut euch mit uns zusammen, und ihr werdet Erfolg in
weltlichen Dingen haben. Erlangt Gewinn, verdient Geld und empfangt Ehre von der Welt.“
Die Wartenden schauen aufwärts und sagen: „Wir wachen.“ Und indem sie sich vom
irdischen Vergnügen und Ruhm abwenden, zeigen sie, dass sie sich in einer solchen
Stellung befinden. Durch Wachen werden sie stark. Sie überwinden Trägheit, Selbstsucht
und die Liebe zur Bequemlichkeit. Das Feuer der Anfechtung umgibt sie, und die Wartezeit
erscheint lang. Manchmal grämen sie sich, der Glaube gerät ins Wanken. Aber sie erholen
sich, überwinden ihre Ängste und Zweifel, und während sie ihre Blicke dem Himmel
zuwenden, sagen sie zu ihren Widersachern: „Ich wache und warte auf die Wiederkunft
meines Herrn. Ich will mich der Trübsal, der Anfechtung und der Nöte rühmen.“
Z2.196.1 (2T.195.1) Absatz: 25/30
Der Wunsch unseres Herrn ist, dass wir wachen, damit wir ihm sofort öffnen können,
sobald er kommt und anklopft. Ein Segen ist über jene Knechte ausgesprochen, die er
wartend findet. „Er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tische setzen und vor ihnen
gehen und ihnen dienen.“ ( Lukas 12,37) Wer von uns in diesen letzten Tagen wird auf
diese Weise speziell geehrt werden vom Meister der Versammlungen? Sind wir bereit, ihm
ohne zu zögern sofort aufzutun und ihn willkommen zu heißen? Wacht, wacht, wacht!
Nahezu alle haben ihr Wachen und Warten aufgegeben. Wir sind nicht bereit, ihm sofort
zu öffnen. Die Liebe zur Welt hat unsere Gedanken so beansprucht, dass unsere Augen
nicht aufwärts zum Himmel gerichtet sind, sondern niederwärts zur Erde. Wir hasten
umher, beschäftigen uns mit Eifer und Ernst mit den verschiedensten Dingen, aber Gott ist
vergessen. Der himmlische Reichtum wird nicht geschätzt. Wir befinden uns nicht in einer
wartenden, wachsamen Stellung. Die Liebe zur Welt und der Betrug des Reichtums haben
unseren Glauben verdunkelt, und wir verlangen nicht nach dem Erscheinen unseres
Heilandes noch gilt ihm unsere Liebe. Wir bemühen uns zu sehr, selbst für uns zu sorgen.
Wir sind ruhelos und es mangelt uns an starkem Gottvertrauen. Viele quälen sich ab,
schaffen und planen, in der Furcht, Mangel zu leiden. Sie können es sich in ihrer Sorge
um sich selbst nicht leisten, sich Zeit zum Gebet zu nehmen und religiösen
Versammlungen beizuwohnen. Sie räumen Gott keine Möglichkeit ein, für sie zu sorgen.
Der Herr tut auch nicht viel für sie, weil sie ihm keine Möglichkeit dazu geben. Sie tun viel
für sich selbst und glauben und vertrauen Gott zu wenig.
Z2.197.1 (2T.196.1) Absatz: 26/30
Die Liebe zur Welt hat das Volk schrecklich im Griff, dem der Herr geboten hat, immer zu
wachen und zu beten, damit er nicht plötzlich komme und es schlafend finde. „Habt nicht
lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die
Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust
und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit
ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ (1.Johannes 2,15-17)
Z2.197.2 (2T.196.2) Absatz: 27/30
Es wurde mir gezeigt, dass Gottes Volk, welches sich zur gegenwärtigen Wahrheit
bekennt, keine wartende, wachende Stellung einnimmt. Ihr Reichtum nimmt zu und sie
legen ihre Schätze auf Erden an. Sie werden reich an weltlichen Dingen, aber nicht reich
in Gott. Sie glauben nicht an die Kürze der Zeit, dass das Ende aller Dinge vor der Tür
steht und dass Christus bald kommt. Sie mögen vorgeben, viel Glauben zu haben. Sie
betrügen jedoch sich selbst, denn sie werden genau allen Glauben ausüben, den sie
wirklich besitzen. Ihre Werke zeigen den Charakter ihres Glaubens und bezeugen den
Menschen in ihrer Umgebung, dass Christus nicht zur Zeit ihrer Generation kommt. Nach
diesem Glauben handeln sie. Sie treffen Vorbereitungen, in dieser Welt zu bleiben. Sie
kaufen ein Haus nach dem anderen, Acker um Acker und sind Bewohner dieser Welt.
Z2.197.3 (2T.197.1) Absatz: 28/30
Der Zustand des armen Lazarus, der sich von den Brotsamen ernährte, die von des
Reichen Tisch fielen, ist demjenigen dieser Bekenner vorzuziehen. Wenn sie wahren
Glauben besäßen, würden sie irdische Besitztümer verkaufen, anstatt sie zu vermehren.
Sie würden sich von den lästigen Dingen dieser Welt befreien und ihren Schatz im Himmel
anlegen und nach dort vorausschicken. Dann wären ihre Interessen und Herzen dort,
denn das Herz des Menschen ist immer da, wo sein größter Schatz ist. Die meisten derer,
die sich zum Glauben an die Wahrheit bekennen, bezeugen, dass die Dinge, denen sie
den größten Wert beimessen, in dieser Welt sind. Diesen Dingen gilt ihre Sorge, ihr
eifriges Streben und ihre ermüdende Arbeit. Ihren Reichtum zu erhalten und zu
vermehren, ist ihr ganzer Lebensinhalt. Sie haben so wenig zum Himmel vorausgeschickt,
haben ein so geringes Kapital im Himmel angelegt, dass ihre Gemüter sich von jenem
besseren Land nicht besonders angezogen fühlen. Sie haben ihr Kapital in irdischen
Unternehmungen angelegt, und diese Anlagen ziehen ihre Sinne gleich einem Magnet von
dem Himmlischen und Unvergänglichen ab zu dem Irdischen und Vergänglichen. „Denn
wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Matthäus 6,21)
Z2.198.1 (2T.197.2) Absatz: 29/30
Selbstsucht umschließt viele wie mit einem eisernen Band. Das ist „meine Farm“, „mein
Gut“, „mein Geschäft“, das sind „meine Waren“. Selbst die Ansprüche der Menschheit
bleiben unbeachtet. Männer und Frauen, die vorgeben, Christi Erscheinen zu lieben und
darauf zu warten, sind völlig dem eigenen Ich ergeben. Von allem Edlen und Göttlichen
haben sie sich getrennt. Die Liebe zur Welt, Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges
Leben haben sie so in Besitz genommen, dass sie blind geworden sind. Sie sind von der
Welt verdorben und merken es nicht. Sie sprechen von ihrer Liebe zu Gott, aber ihre
Früchte zeigen nicht jene Liebe, die sie mit Worten zum Ausdruck bringen. Sie berauben
Gott an Zehnten und Opfergaben, und der vernichtende Fluch Gottes ruht auf ihnen. Die
Wahrheit hat ihren Pfad von allen Seiten erleuchtet. Gott hat in der Rettung von Seelen
wunderbar in ihren eigenen Familien gewirkt. Wo aber sind ihre Opfergaben, die ihm als
Dank für seine Zeichen der Barmherzigkeit an ihnen dargebracht werden? Viele von ihnen
sind so undankbar wie die unvernünftigen Tiere. Das Opfer für den Menschen war
unendlich groß, außerhalb des Begriffsvermögens des schärfsten Verstandes. Doch die
Menschen, die sich als Teilhaber dieser himmlischen Segnungen betrachten, die unter so
unendlichen Kosten für sie erworben wurden, sind so durch und durch selbstsüchtig, dass
sie kein wirkliches Opfer für Gott bringen. Ihre Sinne sind auf die Welt, die Welt und
nochmals die Welt gerichtet. Wir lesen im 49. Psalm: „... die sich verlassen auf ihr Gut und
trotzen auf ihren großen Reichtum. Kann doch einen Bruder niemand erlösen noch ihn
Gott versöhnen, denn es kostet zu viel, ihre Seele zu erlösen; man muss es lassen
anstehen ewiglich.“ (Psalm 49,7-9) Wenn alle an das unermessliche Opfer, das Christus
brachte, gedächten und es nur im Geringsten schätzen würden, dann fühlten sie sich
getadelt für ihre Furchtsamkeit und äußerst große Selbstsucht. „Unser Gott kommt und
schweigt nicht. Fressend Feuer geht vor ihm her und um ihn her ein mächtiges Wetter. Er
ruft Himmel und Erde, dass er sein Volk richte: ‚Versammelt mir meine Heiligen, die den
Bund mit mir gemacht haben beim Opfer.’“ (Psalm 50,3-5) Aus Egoismus und Liebe zur
Welt wird Gott vergessen, und die Seelen von vielen sind unfruchtbar, und sie rufen aus:
„Mein Mangel, mein Mangel!“ Der Herr hat seinen Kindern Mittel geliehen, um sie zu
prüfen, um die Tiefe ihrer bekenntlichen Liebe zu ihm zu erproben. Viele würden lieber ihn
und ihren himmlischen Schatz aufgeben, als ihre irdischen Besitztümer zu verringern und
einen Bund zu machen beim Opfer. Er fordert sie auf, Opfer zu bringen. Aber die Liebe zur
Welt verschließt ihre Ohren, sie wollen nicht hören.
Z2.199.1 (2T.198.1) Absatz: 30/30
Ich schaute, wer von denen, die vorgaben, auf Christi Kommen zu warten, willig war, Gott
ein Opfer von seinem Überfluss zu bringen. Ich sah ein paar demütige Arme, die gleich der
armen Witwe, sich selbst verleugneten und ihr Scherflein einwarfen. Eine jede solcher
Opfergabe wird von Gott als ein kostbarer Schatz betrachtet. Doch diejenigen, die Mittel
erwerben und ihre Besitztümer erweitern, sind weit dahinten. Vergleichsweise tun sie
nichts von dem, das sie tun könnten. Sie halten ihre Mittel zurück, berauben Gott, denn sie
befürchten, in Not zu geraten. Sie wagen nicht, auf Gott zu vertrauen. Dies ist einer von
den Gründen, weshalb wir als Volk so krank sind und viele sinken ins Grab. Die Geizigen
sind unter uns. Liebhaber der Welt, auch solche, welche ihre Arbeiter um ihren Lohn
betrogen haben, sind unter uns. Menschen, die nichts in dieser Welt besaßen, die arm und
von ihrer Arbeit abhängig waren, wurden betrogen und ungerecht behandelt. Der
Liebhaber der Welt hat mit hartem Angesicht und noch härterem Herzen den geringen
Lohn, der durch harte Arbeit verdient wurde, noch geschmälert. Gerade so haben sie ihren
Meister behandelt, dessen Diener sie sich nennen. Genauso sparsam verhalten sie sich
mit ihren Gaben für Gottes Schatzhaus. Der Mann im Gleichnis wusste nicht wohin mit
seinen Gütern, und der Herr verkürzte sein nutzloses Leben. So wird er auch mit vielen
umgehen. Wie schwierig ist es doch in diesem verdorbenen Zeitalter, nicht weltlich und
selbstsüchtig zu werden. Wie einfach ist es hingegen, gegen den Geber aller
Gnadengaben undankbar zu sein. Große Wachsamkeit und anhaltendes Gebet sind
notwendig, um die Seele mit allem Fleiß zu bewahren. „Sehet zu, wachet und betet, denn
ihr wisset nicht, wann es Zeit ist.“ (Markus 13,33)
Nummer 17
Kapitel 29: Die Leiden Christi
Z2.201.1 (2T.200.1) Absatz: 1/38
Um den Wert der Erlösung in seiner ganzen Größe schätzen zu können, ist es notwendig,
zu erkennen, was sie gekostet hat. Viele Menschen schätzen das große Werk der
Versöhnung nur wenig, da sie sich von dem Leiden Christi kaum eine Vorstellung machen
können. Der herrliche Plan, die Menschheit zu erlösen, wurde geboren aus der
unermesslichen Liebe Gottes, unseres Vaters. Dieser göttliche Plan ist die wunderbare
Offenbarung der Liebe Gottes zur gefallenen Menschheit. Solche Liebe, die in der
Hingabe des geliebten Gottessohnes offenbart wurde, setzte die heiligen Engel in
Erstaunen. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf
dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
(Johannes 3,16) Dieser Erlöser war der Abglanz der Herrlichkeit seines Vaters und das
genaue Ebenbild seiner Person. Er besaß göttliche Majestät, Vollkommenheit und
Erhabenheit. Er war dem Allmächtigen gleich. „Denn es ist das Wohlgefallen gewesen,
dass in ihm alle Fülle wohnen sollte.“ (Kolosser 1,19) „Welcher, ob er wohl in göttlicher
Gestalt war, hielt er‘s nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich
selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden
als ein Mensch erfunden; er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja
zum Tode am Kreuz.“ (Philipper 2,6-8)
Z2.201.2 (2T.200.2) Absatz: 2/38
Christus war bereit, an Stelle des Sünders in den Tod zu gehen, damit der Mensch durch
ein Leben des Gehorsams der Bestrafung nach dem Gesetz Gottes entgehen kann. Sein
Tod machte das Gesetz nicht wirkungslos, hob es nicht auf; weder verminderte er seinen
Anspruch noch beeinträchtigte er seine heilige Würde. Der Tod Christi bezeugte, dass das
göttliche Gesetz die Bestrafung des Sünders zu Recht forderte. Daher war er bereit, die
Strafe des Gesetzes auf sich zu nehmen, um den gefallenen Menschen von dessen Fluch
zu befreien. Der Tod des eingeborenen Sohnes Gottes am Kreuz zeigt die
Unveränderlichkeit des göttlichen Gesetzes. Sein Tod verherrlicht das Gesetz, macht es
ehrenwert und zeugt den Menschen gegenüber von seinem unveränderlichen Charakter.
Von seinen eigenen heiligen Lippen vernehmen wir die Worte: „Ihr sollt nicht wähnen, dass
ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen,
aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ (Matthäus 5,17) Der Tod Jesu Christi bestätigt, dass die
Forderungen des Gesetzes zu Recht bestehen.
Z2.202.1 (2T.201.1) Absatz: 3/38
In Christo fanden sich das Menschliche und das Göttliche zu einer Einheit zusammen.
Seine Aufgabe bestand in der Versöhnung Gottes mit dem Menschen, um das Endliche
mit dem Unendlichen zu verbinden. Das war der einzige Weg, um gefallene Menschen
durch das Blut Christi aufrichten zu können und sie an der göttlichen Natur teilhaben zu
lassen. Die Annahme der menschlichen Natur befähigte Christum, die Anfechtungen und
das Leid der Menschen zu verstehen, einschließlich aller Versuchungen, die jeden
bedrängen. Engel, denen die Sünde unbekannt blieb, konnten die Gefühle der Menschen
in ihren besonderen Anfechtungen nicht nachempfinden. Christus entäußerte sich selbst,
nahm die Natur des Menschen an und wurde in allen Dingen versucht, gleichwie wir, um
zu wissen, wie all denen geholfen werden kann, die versucht werden.
Z2.202.2 (2T.201.2) Absatz: 4/38
Nachdem er Mensch geworden war, fühlte er das Bedürfnis, von seinem Vater gestärkt zu
werden. Er hatte auserwählte Gebetsstätten. Er liebte es, in der Einsamkeit der Berge mit
seinem Vater Gemeinschaft zu pflegen. In diesen Zwiesprachen empfing seine heilige,
menschliche Natur die Kraft, die Pflichten und Anfechtungen des Tages bewältigen zu
können. Unser Heiland nahm unsere Nöte und Schwächen auf sich, insofern, als er ein
nächtlicher Bittsteller wurde, der von seinem Vater neue Kraftfülle erbat, um für alle
Pflichten und Versuchungen belebt, erquickt und gerüstet zu sein. Er ist in allem unser
Vorbild. Er ist uns ein Bruder in unseren Unvollkommenheiten, aber er hat nichts mit
unseren Leidenschaften gemein. Als einziger Sündloser schreckte sein Wesen vor dem
Bösen zurück. In einer sündigen Welt ertrug er Kämpfe und Seelenqualen. Sein
Menschsein machte das Gebet zu einer Notwendigkeit und einem Vorrecht. Umso mehr
verlangte er nach göttlicher Hilfe und göttlichem Trost. Sein Vater war bereit, ihm, der zum
Wohle der Menschen die himmlischen Freuden verlassen und seine Wohnung in einer
lieblosen und undankbaren Welt gewählt hatte, beides zu geben. Christus fand Trost und
Erquickung in der Gemeinschaft mit seinem Vater. Hier konnte er sein Herz von den
Sorgen erleichtern, die ihn quälten. Er war ein Mann der Sorgen und mit dem Kummer
bekannt.
Z2.203.1 (2T.202.1) Absatz: 5/38
Am Tage arbeitete er mit allem Eifer, um anderen Menschen Gutes zu tun und sie vor dem
Verderben zu bewahren. Er heilte die Kranken, tröstete die Betrübten, brachte den
Verzagten Frohsinn und Hoffnung und rief Tote ins Leben zurück. Nachdem sein Tagewerk
beendet war, kehrte er Abend für Abend dem städtischen Treiben den Rücken und beugte
seine Gestalt in einem abgelegenen Hain in demütigem Gebet vor seinem Vater. Zuweilen
ließ der Mond seinen glänzenden Lichtschein auf die gebeugte Gestalt Jesu fallen, bis
schließlich Wolken und Finsternis alles Licht wieder vertrieben. Während er in der Haltung
eines Bittstellers verharrte, legten sich Tau und Reif auf sein Haupt und seinen Bart.
Oftmals betete er die ganze Nacht hindurch. Er ist unser Vorbild. Wenn wir uns dessen
erinnerten und ihm nacheiferten, würden wir viel stärker in Gott sein.
Z2.203.2 (2T.202.2) Absatz: 6/38
Wenn der Erlöser der Menschheit, voll göttlicher Kraft, die Notwendigkeit des Gebets
empfand, wie viel mehr sollten wir schwache, sündhafte Sterbliche das Bedürfnis fühlen,
zu beten, inbrünstig und beständig zu beten! Christus aß nichts, wenn ihn die Versuchung
am Ärgsten überfiel. Er vertraute sich Gott an, und durch ernstes Gebet und völlige
Unterwerfung unter den Willen des Vaters ging er als Sieger hervor. Alle, die sich zur
Wahrheit für diese letzten Tage bekennen, sollten mehr als alle anderen Christen dem
beispielhaften Gebetsleben Jesu folgen.
Z2.203.3 (2T.203.1) Absatz: 7/38
„Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr.“
(Matthäus 10,25) Unsere Tische sind oft genug mit Leckerbissen bedeckt, die weder
gesund noch notwendig sind, weil wir diese Dinge der Selbstbeherrschung und der
Gesundheit des Leibes und der Seele vorziehen. Jesus bat seinen Vater ernstlich um
Kraft. Dies schätzte der Gottessohn für sich selbst höher ein, als an der reichgedecktesten
Tafel Platz zu nehmen. Er hat uns bewiesen, dass das Gebet unentbehrlich ist, um für den
Kampf mit den Mächten der Finsternis Kraft zu empfangen und die uns aufgetragene
Aufgabe zu meistern. Unsere eigene Kraft ist Schwäche, doch die Kraft, die Gott verleiht,
ist gewaltig und lässt jeden, der sie empfängt, mehr als Sieger sein.
Z2.204.1 (2T.203.2) Absatz: 8/38
Als sich der Sohn Gottes im Garten Gethsemane zum Gebet niederbeugte, trieb seine
Seelenqual den Schweiß wie große Blutstropfen aus seinen Poren. An diesem Ort umgab
ihn das Grauen tiefer Finsternis. Die Sünden der Welt lasteten auf ihm. Er litt an Stelle der
Menschheit als Übertreter des göttlichen Gesetzes. Gethsemane wurde zur Stätte der
Versuchung. Das göttliche Licht wich von ihm, und er war den Mächten der Finsternis
ausgeliefert. In seiner Herzensangst warf er sich auf die kalte Erde. Er empfand den
Unwillen seines Vaters. Der Kelch des Leidens war den schuldigen Menschen von den
Lippen gerissen. Christus trank ihn selbst, um dadurch den Menschen den Kelch des
Segens reichen zu können. Der Zorn, den eigentlich der Mensch verdient hätte, entlud
sich nun über Christum. Hier im Garten Gethsemane zitterte der geheimnisvolle Kelch in
seinen Händen.
Z2.204.2 (2T.203.3) Absatz: 9/38
Jesus hatte oft mit seinen Jüngern in Gethsemane Zuflucht gesucht, zu stiller Betrachtung
und zum Gebet. Ihnen allen war dieser geweihte Zufluchtsort wohlvertraut. Selbst Judas
wusste, wohin er die mordlustige Schar zu führen hatte, um ihnen Jesus auszuliefern. Nie
zuvor hatte der Heiland diese Stätte mit einem so leiderfüllten Herzen aufgesucht. Es war
kein körperlicher Schmerz, vor dem der Sohn Gottes zurückschreckte, so dass in
Gegenwart seiner Jünger diese traurigen Worte von seinen Lippen kamen: „Meine Seele
ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir!“ (Matthäus 26,38)
Z2.204.3 (2T.204.1) Absatz: 10/38
Er entfernte sich ein wenig von seinen Jüngern, so dass sie ihn noch hören konnten, fiel
nieder auf sein Angesicht und betete. Seine Seele rang mit dem Tode, und er bat: „Mein
Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, sondern wie du
willst!“ (Matthäus 26,39) Die Sünden einer verlorenen Welt lasteten auf ihm und
überwältigten ihn. Das Gefühl gottväterlichen Zorns, als Folge der Sünde, zerriss sein
Herz mit heftigen Todesqualen und trieb große Blutstropfen auf seine Stirn, die seine
bleichen Wangen hinabrollten, auf den Boden fielen und die Erde feuchteten.
Z2.205.1 (2T.204.2) Absatz: 11/38
Als Jesus sich wieder erhoben hatte und zu seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend
und sprach zu Petrus: „Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und
betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“
(Matthäus 26,40.41) Im bedeutungsvollsten Augenblick – nachdem Jesus an sie die
besondere Bitte gerichtet hatte, mit ihm zu wachen – fand er seine Jünger schlafend. Er
wusste, dass ihnen schwere Kämpfe und furchtbare Versuchungen bevorstanden. Er hatte
sie mit sich genommen, damit sie ihn in seinem Ringen stärken könnten. Die Ereignisse,
deren Zeugen sie in jener Nacht wurden, und die Lektionen der Unterweisung, die sie
empfangen würden, sollten sich ihrem Gedächtnis unauslöschlich einprägen. All diese
Erlebnisse waren erforderlich, um ihren Glauben an ihren Herrn für die ihnen unmittelbar
bevorstehende Prüfung zu stärken.
Z2.205.2 (2T.204.3) Absatz: 12/38
Sie brachen unter der Last ihres Kummers zusammen und schliefen ein, statt mit Christo
zu wachen. Selbst der übereifrige Petrus schlief ein, obwohl er noch vor wenigen Stunden
erklärt hatte, nicht nur leiden, sondern, wenn nötig, auch mit seinem Herrn sterben zu
wollen. Im kritischsten Augenblick, als der Sohn Gottes ihrer Anteilnahme und ihrer innigen
Gebete am meisten bedurfte, wurden sie schlafend gefunden. Sie haben dadurch viel
verloren. Unser Heiland beabsichtigte, sie für die schwere Glaubensprüfung zu stärken,
der sie bald unterworfen werden würden. Hätten die Jünger jene trauererfüllten Stunden
damit zugebracht, mit dem Heiland zu wachen und zu Gott zu beten, wäre Petrus nie
seiner Schwachheit erlegen und in Versuchung geraten, den Herrn im Augenblick der
Prüfung zu verleugnen.
Z2.205.3 (2T.205.1) Absatz: 13/38
Der Sohn Gottes ging zum zweiten Mal wieder hin, betete und sprach: „Mein Vater, ist‘s
nicht möglich, dass dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein
Wille!“ (Matthäus 26,42) Wieder kam er zu seinen Jüngern und fand sie abermals
schlafend. Ihre Augen waren voll Schlafs. Diese schlafenden Jünger stellen eine
schlafende Gemeinde dar, wenn die Zeit der Heimsuchung Gottes naht. Es wird eine Zeit
voll Wolken und tiefster Finsternis sein, und es bedeutet höchste Gefahr, dann zu
schlafen.
Z2.206.1 (2T.205.2) Absatz: 14/38
Jesus hinterließ uns diese Warnung: „So wachet nun (denn ihr wisset nicht, wann der Herr
des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den
Hahnenschrei oder des Morgens), auf dass er nicht schnell komme und finde euch
schlafend.“ (Markus 13,35.36) Von der Gemeinde Gottes wird gefordert, dass sie auch in
der Nacht auf der Hut ist, ganz gleich, wie gefahrvoll oder ob die Nacht lang oder kurz sein
wird. Leiden ist keine Entschuldigung für sie, weniger wachsam zu sein. Drangsal darf
auch nicht zu Gleichgültigkeit führen, sondern muss die Wachsamkeit verdoppeln.
Christus hat die Gemeinde durch sein Beispiel auf die Quelle ihrer Kraft in Zeiten der Not,
der Bedrängnis und Gefahr hingewiesen. Ständige Wachsamkeit ist tatsächlich das
Kennzeichen der Gemeinde als des Volkes Gottes. Durch dieses Merkmal unterscheiden
sich die Wartenden von der Welt und zeigen, dass sie hier auf Erden Gäste und
Fremdlinge sind.
Z2.206.2 (2T.205.3) Absatz: 15/38
Abermals wandte sich der Heiland traurig von seinen schlafenden Jüngern ab, betete zum
dritten Male mit denselben Worten. Dann kam er zu ihnen und sprach: „Ach wollt ihr nun
schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist hier, dass des Menschen Sohn in der Sünder
Hände überantwortet wird.“ (Matthäus 26,45) Wie grausam handelten die Jünger, als sie
schliefen und ihre Augen und Sinne verschlossen, während ihr Meister unaussprechliche
seelische Qualen litt! Wären sie wachsam geblieben, hätten sie ihren Glauben nicht
verloren, als sie den Sohn Gottes am Kreuz sterben sahen. Edles seelisches Ringen und
aufrichtige Gebete, die ihnen Kraft verliehen hätten, den unsäglichen Todeskampf des
Sohnes Gottes mitzuerleben, hätten diese bedeutsame Nachtwache auszeichnen müssen.
Sie wären damit auch vorbereitet gewesen, angesichts seiner Leiden am Kreuz etwas von
dem Wesen der übermächtigen Qual zu verstehen, die er im Garten Gethsemane zu
erleiden hatte. Außerdem hätten sie sich die Worte, die er hinsichtlich seiner Leiden,
seines Todes und seiner Auferstehung gesprochen hatte, viel besser ins Gedächtnis
zurückrufen können. Inmitten des Trübsinns jener schrecklichen Versuchungsstunde
würden dann sicher einige Hoffnungsstrahlen die Finsternis erhellt und ihren Glauben
gestützt haben.
Z2.207.1 (2T.206.1) Absatz: 16/38
Christus hatte ihnen vorausgesagt, dass diese Ereignisse stattfinden würden, doch sie
verstanden ihn nicht. Der Schauplatz seiner Leiden sollte für seine Jünger zur Feuerprobe
werden. Daher ergab sich für sie auch die Notwendigkeit, zu wachen und zu beten. Ihr
Glaube bedurfte der Stärkung durch eine unsichtbare Kraft, da sie den Sieg der Mächte
der Finsternis erleben sollten. Wir können uns nur eine schwache Vorstellung von dem
unsagbaren Leiden des Gottessohnes in Gethsemane machen, als er sich von seinem
Vater getrennt sah, weil er die Sünden der Menschheit auf sich genommen hatte. Er wurde
für die gefallene Menschheit zur Sünde. Das Gefühl, dass sich die Liebe seines Vaters von
ihm zurückgezogen hatte, ließ seine geängstete Seele diese traurigen Worte ausstoßen:
„Meine Seele ist betrübt bis an den Tod ... Ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch von mir.“
Dann fügte er in völliger Unterwerfung unter den Willen seines Vaters hinzu: „Doch nicht,
wie ich will, sondern wie du willst!“ (Matthäus 26,38.39)
Z2.207.2 (2T.206.2) Absatz: 17/38
Der Sohn Gottes war der Ohnmacht, dem Tode nahe. Der Vater sandte einen Boten aus
seiner Gegenwart, um den göttlichen Dulder zu stärken und zu kräftigen, damit er den
blutbefleckten Weg gehen konnte. Die sterblichen Wesen verständen besser, wie
widerwärtig die Sünde in Gottes Augen ist, wenn sie die Bestürzung und die Trauer der
Engelheere gesehen hätten, die in stillem Schmerz zusahen, als der Vater die Strahlen
seines Lichtes, seiner Liebe und seiner Herrlichkeit seinem eingeborenen Sohn entzog.
Das Schwert der Gerechtigkeit erhob sich nun gegen seinen Sohn. Durch einen Kuss
wurde er seinen Feinden ausgeliefert, die mit ihm zu einem irdischen Gerichtshof eilten,
damit er von sündigen Sterblichen verspottet und zum Tode verurteilt würde. Dort wurde
der glorreiche Sohn Gottes „um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde
willen zerschlagen“. (Jesaja 53,5) Er ertrug Beschimpfungen, Spott und schändliche
Schmähungen, bis seine Gestalt hässlicher (war) denn anderer Leute und sein Ansehen
denn der Menschenkinder. (Jesaja 52,14. Menge-Übersetzung)
Z2.208.1 (2T.207.1) Absatz: 18/38
Wer kann die Liebe begreifen, die sich hier offenbart! Mit Verwunderung und Kummer
blickten die Engelscharen auf ihn, der die Majestät des Himmels gewesen war und die
Krone der Herrlichkeit getragen hatte, wie er nun die Dornenkrone trug – ein Blutopfer,
dem Toben eines rasenden Pöbels, der durch Satans Zorn zu irrer Wut angefeuert wurde,
schutzlos preisgegeben. Schaut auf den geduldig leidenden Erlöser! Auf seinem Haupt
trägt er die Dornenkrone. Sein Herzblut fließt aus jeder verletzten Ader. Und all das als
Folge der Sünde! Nichts als ewige Erlöserliebe, die uns immer ein Geheimnis bleiben wird,
konnte Christum veranlassen, seine Ehre und die Herrlichkeit des Himmels aufzugeben
und in eine sündige Welt zu kommen, um von denen, die er zu retten kam, verachtet,
geschmäht und verworfen zu werden und schließlich am Kreuz zu sterben.
Z2.208.2 (2T.207.2) Absatz: 19/38
Staunet, ihr Himmel, und wundere dich, du Erde! Schaut den Bedränger und den
Bedrängten! Eine unübersehbare Menge umgibt den Heiland der Welt. Hohn und Spott
vermischen sich mit gemeinen Gotteslästerungen. Über seine niedrige Geburt und sein
bescheidenes Leben wird von gefühllosen Kreaturen gesprochen, und über seinen
Anspruch, der Sohn Gottes zu sein, lachen die Hohenpriester und Ältesten. Gemeine
Witze und beleidigende Spottreden gehen von Mund zu Mund. Satan beherrscht
vollkommen die Gemüter seiner Diener. Um seine Wirksamkeit richtig zur Geltung zu
bringen, beginnt er bei den Hohenpriestern und Ältesten und erfüllt sie mit religiöser
Raserei. Sie werden von dem gleichen satanischen Geist angetrieben, der auch die
verkommensten und gefühllosesten Subjekte mit fortreißt. Die verderbte Einmütigkeit ihrer
Gefühle verbindet sie alle, angefangen von den scheinheiligen Priestern und Ältesten bis
hinunter zu den Allerniedrigsten. Christus, der eingeborene Sohn Gottes, wurde
hinausgeführt und das Kreuz auf seine Schultern gelegt. Das aus seinen Wunden
fließende Blut kennzeichnete seinen Weg. Von einer gewaltigen Menge erbitterter Feinde
und gefühlloser Neugieriger umdrängt, wurde er zur Kreuzigung geführt. „Da er gestraft
und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank
geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht
auftut.“ (Jesaja 53,7)
Z2.209.1 (2T.208.1) Absatz: 20/38
Seine besorgten Jünger folgen ihm von ferne, hinter der mordlustigen Menge
zurückbleibend. Er wird ans Kreuz genagelt und hängt nun zwischen Himmel und Erde.
Ihre Herzen zerbrechen vor Schmerz, als ihr geliebter Meister wie ein Verbrecher zu leiden
hat. Unmittelbar am Kreuz stehen die verblendeten, scheinheiligen und ungläubigen
Priester und Ältesten. Sie schmähen, spotten und höhnen: „Der du den Tempel Gottes
zerbrichst und baust ihn in drei Tagen, hilf dir selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab
vom Kreuz! Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein samt den Schriftgelehrten
und Ältesten und sprachen: Andern hat er geholfen, und kann sich selber nicht helfen. Ist
er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott
vertraut; der erlöse ihn nun, hat er Lust zu ihm; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.“
(Matthäus 27,40-43)
Z2.209.2 (2T.208.2) Absatz: 21/38
Kein Wort der Klage kam von den Lippen Jesu. Ja, während sich die Nägel immer tiefer in
seine Hände bohrten und der Todesschweiß aus seinen Poren drang, beteten die
bleichen, zuckenden Lippen des unschuldig Leidenden für seine Mörder: „Vater, vergib
ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34) Der ganze Himmel blickte mit
tiefer Anteilnahme auf diese Szene herab. Der herrliche Erlöser einer verlorenen Welt
nahm die Strafe für die Übertretung des göttlichen Gesetzes durch die Menschen auf sich.
Er war im Begriff, sein Volk mit seinem eigenen Blut loszukaufen und damit den
berechtigten Anspruch des heiligen Gesetzes Gottes zu begleichen. Dies war das Mittel,
wodurch schließlich die Macht der Sünde, die Gewalt Satans und seiner Engelscharen
gebrochen wurde.
Z2.209.3 (2T.209.1) Absatz: 22/38
Oh, gab es je Leiden und Schmerzen gleich denen, die der sterbende Heiland ertrug? Das
Gefühl des Missfallens Gottes ließ ihm den Kelch so bitter werden. Nicht körperlicher
Schmerz setzte dem Leben Christi am Kreuz ein so schnelles Ende, sondern es war die
erdrückende Last der Sünden der Welt und sein Wissen um den Zorn seines Vaters. Die
Herrlichkeit des Vaters und dessen stärkende Gegenwart waren von ihm gewichen. Das
Gefühl der Verzweiflung lastete dunkel und schwer auf ihm. Seinen bleichen und
zitternden Lippen entrang sich der qualvolle Schrei: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du
mich verlassen?“ (Matthäus 27,46)
Z2.210.1 (2T.209.2) Absatz: 23/38
Jesus erschuf gemeinsam mit seinem Vater die Welt. Angesichts der Todesqualen des
Sohnes Gottes blieben nur verblendete und irregeführte Menschen gefühllos. Die
Hohenpriester und Ältesten schmähten den eingeborenen Sohn Gottes während seines
letzten Ringens. Dennoch nimmt selbst die unbelebte Natur an dem Schicksal ihres
blutenden, sterbenden Schöpfers Anteil. Die Erde erzittert, die Sonne verliert ihren Schein
und der Himmel wird finster. Die Engel waren Zeugen der Leidensszene, bis sie nicht
mehr länger hinschauen können und ihr Antlitz von dem schrecklichen Geschehen
abwenden. Christus stirbt! Er verzagt! Die zustimmende Gunst des Vaters ist
geschwunden; und die Engel dürfen den Bann dieser furchtbaren Stunde nicht lösen.
Ihnen bleibt nur, in Bewunderung auf ihren geliebten Herrn, den König des Himmels, zu
schauen, der die Strafe für die Übertretung des Gesetzes durch die gefallene Menschheit,
dem Willen seines Vaters folgend, auf sich genommen hat.
Z2.210.2 (2T.209.3) Absatz: 24/38
Sogar Zweifel überfielen den mit dem Tode ringenden Sohn Gottes; denn er vermochte
nicht, durch die Pforten des Grabes hindurchzuschauen. Keine strahlende Hoffnung sagte
ihm, dass er als Sieger aus dem Grabe hervorgehen und dass sein Opfer von seinem
Vater angenommen würde. Die Sünde der Welt wurde von Gottes Sohn in all ihrer
Schrecklichkeit aufs tiefste empfunden. Die einzige Erkenntnis, die ihn in dieser
unbegreiflichen Finsternis durchdrang, war das Missfallen des Vaters an der Sünde und
deren Vergeltung durch den Tod. Er war versucht, zu befürchten, dass die Sünde in den
Augen seines Vaters so anstößig sein könnte, dass er sich mit seinem Sohn nicht
aussöhnen würde. Die feurige Anfechtung, dass sein Vater ihn für immer verlassen haben
könnte, ließ ihn am Kreuz jenen durchdringenden Schrei ausstoßen: „Mein Gott, mein
Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46)
Z2.211.1 (2T.210.1) Absatz: 25/38
In vielem empfand Christus genauso wie die Sünder, wenn die Schalen des göttlichen
Zorns über sie ausgegossen werden. Gleich einem Mantel des Todes wird sie dumpfe
Verzweiflung umhüllen, und sie werden dann das vollste Ausmaß der Verworfenheit der
Sünde erkennen. Durch das Leiden und Sterben des Sohnes Gottes wurde für sie die
Erlösung erkauft. Sie könnten das Heil empfangen, wenn sie es gern und freudig
annehmen würden; doch wird keiner von ihnen gezwungen, dem Gesetz Gottes gehorsam
zu sein. Wenn sie den himmlischen Segen zurückweisen und die Vergnügungen und den
Betrug der Sünde wählen, haben sie sich schon entschieden und erhalten am Ende ihren
Lohn. Sie werden den Zorn Gottes verspüren und den ewigen Tod erleiden. Für immer
sind sie dann von der Gegenwart Jesu getrennt, dessen unermessliches Opfer sie gering
schätzten. Um zeitweiliger Vergnügungen willen haben sie ein Leben der Glückseligkeit
und die ewige Herrlichkeit preisgegeben.
Z2.211.2 (2T.210.2) Absatz: 26/38
Während des Todesringens Christi schwankten Glaube und Hoffnung, weil Gott die seinem
Sohn gegebene vormalige Zusicherung seines Wohlgefallens und seiner Gunst
zurückzog. Der Heiland der Welt stützte sich alsdann auf die Zeugnisse, die ihn gestärkt
hatten, solange sein Vater seine Werke annahm und sie mit Wohlgefallen betrachtete. In
seinem Todeskampf, in der Hingabe seines kostbaren Lebens konnte er allein durch den
Glauben seinem Vater vertrauen, dem er stets freudig Gehorsam gezollt hatte. Weder zur
Rechten noch zur Linken wurde er durch helle, lichte Hoffnungsstrahlen aufgemuntert.
Alles war von bedrückender Schwermut eingehüllt. Inmitten der schrecklichen Finsternis,
die selbst von der mitempfindenden Natur wahrgenommen wurde, leerte der Erlöser den
geheimnisvollen Kelch bis auf den Grund; entsagte sogar der herrlichen Hoffnung und
dem klaren Vertrauen auf den Sieg, der ihm verheißen war, und rief mit lauter Stimme:
„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ (Lukas 23,46) Er kennt den Charakter
seines Vaters, kennt seine Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und seine große Liebe. Er sinkt
in seine Hände. Inmitten der Erschütterung der Natur, vernehmen die verwunderten
Zuschauer die Sterbeworte des Mannes von Golgatha.
Z2.212.1 (2T.211.1) Absatz: 27/38
Die Natur nahm an dem Leiden ihres Urhebers Anteil. Die bebende Erde und die
zerrissenen Felsen verkündeten, dass der Sterbende Gottes Sohn war. Ein mächtiges
Erdbeben ließ die Erde erzittern. Der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke. Entsetzen
erfasste Henker und Zuschauer, als sich die Sonne in Dunkel hüllte, als die Erde unter
ihnen erbebte und die Felsen zerrissen. Das Schmähen und Spotten der Hohenpriester
und Ältesten verstummte, als Christus seinen Geist in die Hände des Vaters befahl. Die
bestürzte Menge zog sich zurück und tappte in der Finsternis zurück zur Stadt. Unterwegs
schlugen sie sich an die Brust, und noch von Entsetzen gepackt, sprachen sie nur
flüsternd miteinander: „Ein Unschuldiger ist hingerichtet worden. Was soll werden, wenn er
wirklich Gottes Sohn ist, wie er behauptete?“
Z2.212.2 (2T.211.2) Absatz: 28/38
Jesus gab sein Leben nicht eher hin, bis er das Werk, zu dem er gekommen war, vollendet
hatte und mit dem letzten Atemzug ausrufen konnte: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30)
Hier und jetzt erhielt Satan eine Niederlage. Er wusste, dass sein Reich verloren war. Die
Engel triumphierten, als die Worte fielen: „Es ist vollbracht!“ Der große Erlösungsplan, der
vom Tode Christi abhängig war, war insoweit durchgeführt. Es herrschte Freude im
Himmel, dass die Nachkommen Adams durch ein Leben des Gehorsams schließlich zum
Throne Gottes erhoben werden konnten. Oh, welche Liebe! Welche erstaunliche Liebe,
die den Sohn Gottes zur Erde herniederbrachte und ihn für uns zur Sünde machte, damit
wir mit Gott versöhnt werden und zu einem Leben mit ihm in den Wohnungen der
Herrlichkeit emporsteigen können. Was ist der Mensch, dass für seine Erlösung solch ein
Preis bezahlt werden musste!
Z2.212.3 (2T.212.1) Absatz: 29/38
Wenn Männer und Frauen die Größe des Opfers, das von der Majestät des Himmels
dargebracht wurde, im Sterben anstelle des Menschen, besser begreifen, wird der
Erlösungsplan verherrlicht werden. Eine Versenkung in das Golgathageschehen wird dann
im Herzen des Christen zärtliche, heilige und lebendige Regungen wachrufen. Mit Herz
und Mund verherrlichen sie Gott und das Lamm. Stolz und Hochmut können nicht in
Herzen gedeihen, die das Geschehen von Golgatha stets in ihrem Gedächtnis behalten.
All denen, die den unermesslich hohen Preis für die Erlösung der Menschheit, das teure
Blut des geliebten Sohnes Gottes, recht schätzen, wird diese Welt nur wenig bedeuten.
Alle Reichtümer der Welt genügen nicht, um eine untergehende Seele zu erretten. Wer
kann die Liebe Christi ermessen, die er einer verlorenen Welt entgegenbrachte, als er am
Kreuz hing und für die Sünden schuldiger Menschen litt? Diese Liebe war wirklich
unermesslich und unendlich.
Z2.213.1 (2T.212.2) Absatz: 30/38
Christus hat bewiesen, dass seine Liebe stärker war als der Tod. Er erlöste die
Menschheit. Obwohl er mit den Mächten der Finsternis gewaltig rang, wurde seine Liebe
immer stärker. Er ertrug es, dass sich das Antlitz seines Vaters vor ihm verbarg, bis er in
Bitternis seiner Seele ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
(Matthäus 27,46) Sein Arm brachte Erlösung. Der Preis für die Erlösung des Menschen
wurde bezahlt, als er am Ende seines Ringens die segensreichen Worte sprach, die in der
ganzen Schöpfung widerzuklingen scheinen: „Es ist vollbracht!“
Z2.213.2 (2T.212.3) Absatz: 31/38
Viele von denen, die Christen zu sein vorgeben, werden durch weltliche Unternehmungen
angeregt, und ihr Interesse wird für neue und aufreizende Vergnügungen geweckt,
während sie dem Werke Gottes kaltherzig und teilnahmslos gegenüberstehen. Hier aber
ist ein Gegenstand, armer Formenmensch, der wichtig genug ist, um dich dafür zu
begeistern, denn Ewigkeitswerte stehen dabei auf dem Spiel. Bei dieser Aufgabe ist es
geradezu eine Sünde, ruhig und unbeteiligt zu bleiben. Die Szenen von Golgatha rufen
tiefste innere Bewegung hervor. Wenn du über dieses Thema in Verzückung gerätst, wird
dir verziehen werden. Unsere Gedanken und Vorstellungen können niemals völlig
verstehen, dass Christus, der unschuldig war, einen so qualvollen Tod erleiden und die
Sündenlast der Welt tragen musste. Nie und nimmer werden wir die Länge, Breite, Höhe
und Tiefe dieser wundersamen Liebe ergründen können. Die unvergleichliche Liebe des
Heilandes sollte unsere Gedanken ganz in Anspruch nehmen, unser Herz anrühren und
erweichen, unsere Neigungen läutern und veredeln und unser ganzes Wesen völlig
umgestalten. Nichts anderes meint der Apostel, wenn er sagt: „Denn ich hielt mich nicht
dafür, dass ich etwas wüsste unter euch, als allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.“
(1.Korinther 2,2) Lasst auch uns unentwegt nach Golgatha blicken und in den Ruf
einstimmen: „Es sei aber ferne von mir, mich zu rühmen, denn allein von dem Kreuz
unsers Herrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“
(Galater 6,14)
Z2.214.1 (2T.213.1) Absatz: 32/38
Was wird in Anbetracht des unvorstellbaren Preises, für den die Erlösung erkauft wurde,
das Schicksal derer sein, die dieses große Heil geringachten? Welche Strafe werden die
empfangen, die sich Christi Nachfolger nennen und doch unterlassen, sich in demütigem
Gehorsam den Forderungen ihres Heilandes zu beugen, die nicht als gehorsame Jünger
Christi das Kreuz auf sich nehmen und ihm von der Krippe bis nach Golgatha folgen?
„Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“, spricht Christus. (Matthäus 12,30)
Z2.214.2 (2T.213.2) Absatz: 33/38
Manche besitzen nur eine sehr beschränkte Auffassung von der Versöhnung. Sie glauben,
dass Christus nur einen geringen Teil der Strafe des Gesetzes Gottes erduldete. Weiterhin
behaupten sie, dass er in all seinen qualvollen Leiden die Gewissheit der väterlichen Liebe
und der Annahme seines Opfers besessen hätte, während der Zorn Gottes über ihm war;
die Pforten des Grabes wären vor ihm mit lichter Hoffnung erleuchtet gewesen, und er
hätte die bleibende Gewissheit seiner zukünftigen Herrlichkeit in sich getragen. Hierin liegt
ein schweres Missverständnis. Das Missfallen seines Vaters verursachte Christo die
bitterste Qual. Aus diesem Grunde war sein seelischer Kampf von solcher Heftigkeit, dass
wir Menschen uns davon nur eine schwache Vorstellung machen können.
Z2.214.3 (2T.214.1) Absatz: 34/38
Bei vielen erweckt die Geschichte von der Herablassung, von der Demütigung und von
dem Opfer unseres göttlichen Herrn weder tiefere Anteilnahme noch berührt sie das Herz
und beeinflusst das Leben mehr, als die Schilderungen vom Tode der christlichen Märtyrer.
Gewiss haben viele den Tod durch Folterung, andere durch Kreuzigung erlitten. Worin
unterscheidet sich aber der Tod des geliebten Sohnes Gottes von diesen? Es ist wahr, er
starb am Kreuz eines sehr qualvollen Todes, doch andere haben um seinetwillen das
Gleiche erduldet, soweit es körperliche Qualen betrifft. Warum litt Christus mehr als
andere Menschen, die um seinetwillen ihr Leben hingegeben haben? Wenn die Leiden
Christi nur aus körperlichem Schmerz bestanden hätten, dann wäre sein Tod nicht
schmerzhafter gewesen als der vieler Märtyrer.
Z2.215.1 (2T.214.2) Absatz: 35/38
Körperliche Schmerzen jedoch waren in dem Todeskampf des eingeborenen Sohnes
Gottes nur ein geringer Teil. Die Sünden der Welt lasteten ebenso auf ihm wie der Zorn
Gottes, als er die Strafe für die Übertretungen des Gesetzes erlitt. Dies beugte seine
göttliche Seele nieder. Verzweiflung überkam ihn, weil sein Vater das Angesicht vor ihm
verbarg – ein Gefühl, dass sein eigener Vater ihn verlassen hatte. Die weite Kluft, die die
Sünde zwischen Gott und Mensch hervorgerufen hatte, wurde von dem unschuldigen,
leidenden Mann von Golgatha in aller Klarheit empfunden. Er wurde von den Mächten der
Finsternis bedrängt. Es gab für ihn nicht einen einzigen Hoffnungsstrahl, der die Zukunft
erhellt hätte. Er kämpfte gegen die Macht Satans, der erklärte, Christum in seiner Gewalt
zu haben und dem Sohne Gottes an Stärke überlegen zu sein. Ebenso behauptete er,
dass Gott seinen Sohn verstoßen habe und dieser nun, gleichwie auch er, nicht mehr das
Wohlgefallen Gottes besitze. Warum musste er sterben, wenn er wirklich noch unter der
Gunst Gottes stand? Gott konnte ihn ja vom Tode erretten!
Z2.215.2 (2T.214.3) Absatz: 36/38
Christus gab seinem Peiniger nicht im Geringsten nach, selbst nicht während seiner
bittersten Seelenpein. Legionen böser Engel umlagerten den Sohn Gottes; dennoch wurde
den heiligen Engeln nicht gestattet, deren Reihen zu durchbrechen und sich mit dem
höhnenden und schmähenden Feind in einen Kampf einzulassen. Sie durften der
ringenden Seele des Sohnes Gottes nicht zu Hilfe eilen. In dieser schrecklichen Stunde
der Finsternis, als ihm das Angesicht seines Vaters verborgen war, als ihn Legionen böser
Engel umgaben und die Sündenlast der Welt auf ihm lag, da geschah es, dass sich seinen
Lippen die Worte entrangen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
(Matthäus 27,46)
Z2.216.1 (2T.215.1) Absatz: 37/38
Der Tod der Märtyrer hält keinem Vergleich stand mit den Todesqualen, die der Sohn
Gottes erdulden musste. Unser Wissen vom Leben, Leiden und Sterben des
eingeborenen Sohnes Gottes muss viel umfassender und tiefgreifender werden. Erst wenn
wir die Bedeutung des Versöhnungswerkes voll erfasst haben, werden wir den
unermesslichen Wert von Seelen erkennen. Im Vergleich zum ewigen Leben sinkt jedes
andere Unternehmen zur Bedeutungslosigkeit herab. Doch wie wenig wurden die
Ratschläge unseres gütigen Heilandes beachtet! Die Herzen der Menschen haben sich
der Welt zugewandt. Selbstsüchtige Interessen verschließen dem Sohn Gottes die Türen.
Hohle Heuchelei und eitler Stolz, Egoismus und Habsucht, Neid, Bosheit und Begierden
erfüllen die Herzen vieler Menschen so sehr, dass für Christum kein Raum mehr darin
bleibt.
Z2.216.2 (2T.215.2) Absatz: 38/38
Er war unendlich reich und wurde um unsertwillen arm, auf dass wir durch seine Armut
reich würden. Licht und Herrlichkeit waren sein Gewand; himmlische Heerscharen
umgaben ihn, seiner Befehle harrend. Dennoch nahm er unsere menschliche Natur an
und kam auf diese Erde, um unter sündigen Sterblichen zu verweilen. Für die Größe
dieser Liebe gibt es keine Worte; sie übertrifft alle Erkenntnis. Groß ist das Geheimnis der
Gottseligkeit! Unsere Herzen sollten von der Liebe des Vaters und des Menschensohnes
belebt, geadelt und hoch erfreut sein. Für die Nachfolger Christi gilt es, schon hier zu
lernen, jene geheimnisvolle Liebe in einem gewissen Ausmaß als Vorbereitung auf die
Vereinigung mit allen Erlösten widerzuspiegeln, indem sie „Lob und Ehre und Preis und
Gewalt“ dem darbringen, „der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm ... von Ewigkeit zu
Ewigkeit“. (Offenbarung 5,13)
Kapitel 30: Warnungen an die Gemeinde
Z2.216.3 (2T.216.1) Absatz: 1/26
Liebe Geschwister in ..., ihr steht nicht im Licht, wie Gott es von euch wünscht. Ich wurde
zurückverwiesen auf die Seelenernte in ... im vergangenen Frühling und mir wurde
gezeigt, dass ihr nicht auf das Werk vorbereitet gewesen seid. Ihr habt nicht erwartet noch
geglaubt, dass ein solches Werk unter euch bewirkt werden könnte. Aber es geschah trotz
eures Unglaubens und ohne Mitwirkung vieler unter euch.
Z2.217.1 (2T.216.2) Absatz: 2/26
Als ihr solche Beweise hattet, dass Gott darauf wartete, sich seinem Volk gnädig zu
erweisen, dass die Stimme der Gnade Sünder und Rückfällige einlud, zum Kreuz Christi
zu kommen – weshalb habt ihr euch auch dann nicht mit jenen vereinigt, die die Last des
Werkes trugen? Warum kamt ihr dem Herrn nicht zu Hilfe? Einige von euch schienen
betäubt, gelähmt und erstaunt zu sein und waren nicht bereit, sich an der Arbeit zu
beteiligen. Viele haben die Arbeit gebilligt, aber sie waren nicht mit dem Herzen dabei.
Dies war ein deutlicher Beweis für den lauen Zustand der Gemeinde.
Z2.217.2 (2T.216.3) Absatz: 3/26
Eure weltliche Gesinnung macht euch nicht geneigt, die Tür eurer harten Herzen beim
Anklopfen Jesu weit zu öffnen, dass er eintreten kann. Der Herr der Herrlichkeit, der euch
durch sein eigenes Blut erlöst, hat vor eurer Tür gewartet, Einlass zu finden; ihr habt sie
jedoch nicht weit geöffnet und ihn willkommen geheißen. Einige haben die Tür einen Spalt
breit geöffnet und gestattet, dass ein Lichtschein von seiner Gegenwart ins Herz fiel,
hießen den himmlischen Besucher aber nicht willkommen. Es war kein Platz darin für
Jesum. Der Platz, der für ihn hätte reserviert sein sollen, wurde von anderen Dingen
eingenommen. Jesus ersuchte euch: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So
jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das
Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ (Offenbarung 3,20) Es gab ein Werk für euch zu
tun, die Tür zu öffnen. Eine Zeit lang wart ihr geneigt zu hören und die Tür zu öffnen. Aber
selbst diese Neigung verging, und ihr versäumtet, euch das Abendmahl mit dem
himmlischen Gast zu sichern, was euer Vorrecht gewesen wäre. Es gab jedoch einige,
welche die Tür öffneten und ihren Heiland von Herzen hereinbaten.
Z2.217.3 (2T.217.1) Absatz: 4/26
Jesus wird sich den Eingang nicht erzwingen. Ihr selbst müsst die Tür öffnen und zeigen,
dass ihr seine Gegenwart wünscht, indem ihr ihn aufrichtig willkommen heißt. Hätten alle
gründliche Arbeit geleistet, den Schutt der Welt fortzuschaffen und Jesu einen Platz zu
bereiten, würde er eingetreten und bei euch geblieben sein. Er hätte ein großes Werk
durch euch verrichtet zur Rettung von anderen. Obgleich ihr für das Werk unvorbereitet
wart, geschah es unter euch mit Macht. Abgefallene bekehrten sich aufs neue, Sünder
wurden bekehrt und die Neuigkeit verbreitete sich in der ganzen Gegend. Die
Öffentlichkeit war in Bewegung. Wäre die Gemeinde dem Herrn zu Hilfe geeilt und wäre
der Weg für weitere Arbeit geebnet worden, hätte in ... und in ... und in der ganzen
Gegend umher ein Werk getan werden können, wie ihr es nie zuvor gesehen habt. Aber
die Gemüter der Geschwister waren nicht erweckt. Sie standen der ganzen Sache
gleichgültig gegenüber. Einige, die immer nur eigenen Interessen gefolgt waren konnten
sich nicht vorstellen, ihre Gedanken anlässlich dieser Gelegenheit vom eigenen Ich
abzuwenden, selbst wenn die Rettung von Seelen auf dem Spiel stand.
Z2.218.1 (2T.217.2) Absatz: 5/26
Der Herr hatte uns die Lasten auferlegt. Wir waren bereit, uns für eine Zeit aufzuopfern
und alles einzusetzen, wenn ihr nur mit uns gemeinsam dem Herrn zu Hilfe gekommen
wäret. Aber da war ein entschiedener Fehlschlag. Große Undankbarkeit war die Antwort
auf die Offenbarung der Macht Gottes unter euch. Hättet ihr die Zeichen der
Barmherzigkeit und der liebevollen Freundlichkeit Gottes angenommen wie es sein sollte,
mit dankbarem Herzen, und hättet ihr euer Interesse am Werk mit dem Geist Gottes
verbunden, dann befändet ihr euch nicht in eurem gegenwärtigen Zustand. Doch seit
jenes kostbare Werk unter euch geschah, seid ihr rückfällig geworden und geistlich
verdorrt.
Z2.218.2 (2T.218.1) Absatz: 6/26
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf habt ihr bis jetzt noch nicht verstanden. Ihr habt die
Lektion des göttlichen Lehrers nicht gelernt, wie es seine Absicht war. Ihr seid
schwerfällige Schüler gewesen. Lest das Gleichnis in Lukas 15: „Er sagte aber zu ihnen
dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, so
er der eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste und hingehe nach
dem einen verlorenen, bis dass er‘s finde? Und wenn er‘s gefunden hat, so legt er‘s auf
seine Achseln mit Freuden. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn
und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das
verloren war.“ (Lukas 15,4-6)
Z2.219.1 (2T.218.2) Absatz: 7/26
Hier gab es einige, die rückfällig geworden waren, die sich in Finsternis befanden und sich
von der Herde verirrt hatten. Dies betraf besonders den Fall von Bruder A. Es war nicht
genug unternommen worden, um ihn durch ernstes Bemühen vom Verlassen der Herde
abzuhalten. Und nachdem er abgeirrt war, wurde sich nicht eifrig darum bemüht, ihn zur
Herde zurückzuführen. Es gab mehr Klatsch über seinen Fall als aufrichtiges Trauern. All
das hielt ihn von der Herde fern und veranlasste ihn, sich immer weiter von seinen
Geschwistern zu entfernen, was seine Rückkehr nur erschwerte. Wie anders wurde in
seinem Fall gehandelt als von dem Hirten im Gleichnis, der ausging, um das verlorene
Schaf zu suchen. Die übrigen neunundneunzig Schafe wurden sich selbst überlassen,
allen Gefahren ausgesetzt. Aber das eine Schaf, getrennt von der Herde, befand sich in
größerer Gefahr, und um das eine zu retten, wurden die neunundneunzig allein gelassen.
Z2.219.2 (2T.218.3) Absatz: 8/26
Einige von der Gemeinde waren an einer Rückkehr von Bruder A nicht besonders
interessiert. Sie bemühten sich nicht genug, von ihrer Erhabenheit und dem Stolz
herabzusteigen und besondere Anstrengungen zu machen, ihm ans Licht zu helfen. Sie
verschanzten sich hinter ihrer Würde und sagten: „Wir werden ihm nicht nachgehen, lass
ihn zu uns kommen.“ Da er die Gefühle seiner Brüder ihm gegenüber sah, war ihm dies
unmöglich. Hätten sie die von Christo gelehrte Lektion befolgt, wären sie bereit gewesen,
ihre Würde und ihren Stolz abzulegen und den Verlorenen nachzugehen. Sie würden über
sie geweint, für sie gebetet und sie angefleht haben, Gott und der Wahrheit die Treue zu
bewahren und in der Gemeinde zu bleiben. Aber die Gefühle vieler waren: „Wenn er
gehen will, soll er gehen.“
Z2.219.3 (2T.219.1) Absatz: 9/26
Als der Herr seine Diener sandte, das für diese Verirrten zu tun, was ihr hättet tun sollen,
und selbst als ihr den Beweis hattet, dass der Herr diesen Seelen eine Botschaft der
Gnade sandte, wart ihr nicht bereit, eure Ansichten aufzugeben. Ihr hegtet nicht die
Absicht, die Neunundneunzig zu lassen und nach dem verlorenen Schaf zu suchen, bis es
gefunden war. Und als das Schaf gefunden war und mit Freude zur Herde zurückgebracht
wurde, habt ihr es da mit Freuden aufgenommen? Wir versuchten, euch
zusammenzurufen, wie der Hirte seine Nachbarn und Freunde herbeirief, damit ihr euch
mit uns freuen solltet, aber ihr schient unwillig zu sein. Ihr empfandet, dass das Schaf eine
schwere Sünde getan hatte, indem es die Herde verließ. Anstatt Freude zu zeigen, dass
der Bruder zurückgekommen war, wart ihr eifrig bemüht, ihn fühlen zu lassen, dass er es
sehr bedauern müsse, die Herde verlassen zu haben, und dass er nur in
Übereinstimmung mit euren Ideen zurückkehren könne. Seit seiner Rückkehr seid ihr
eifersüchtig auf ihn gewesen. Ihr habt darüber gewacht, ob auch alles seine Richtigkeit
habe. Einige sind nicht ganz zufrieden gewesen. Sie waren unwillig, die Dinge als
gegeben hinzunehmen.
Z2.220.1 (2T.219.2) Absatz: 10/26
Ihr besitzt keine Selbsterkenntnis. Einige sind selbstsüchtig, was ihren Einfluss und ihre
Bemühungen einschränkt. Es ist mehr Freude im Himmel über einen Sünder, der bereut,
als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Wäre die Gemeinde
vorbereitet gewesen, das Werk zu schätzen, das der Herr unter ihnen tat, hätten sie seit
dieser Seelenernte an Stärke zugenommen. Aber anstatt, dass alle ihre volle Kraft und ihr
ganzes Interesse einsetzten, um das Werk fortzuführen, nachdem wir es zurückgelassen
hatten, verhalten sie sich, als ginge es sie eigentlich nichts an, als seien sie nur Zuschauer
gewesen, bereit, zu misstrauen und Fehler zu finden, sobald sich eine Gelegenheit bot.
Z2.220.2 (2T.220.1) Absatz: 11/26
Mir wurde Bruder B vorgeführt. Er ist unglücklich. Er ist mit seinen Brüdern unzufrieden. Er
beschäftigte sich eine Zeit lang mit dem Gedanken, dass es seine Pflicht sei, die Botschaft
zu verkündigen. Er hat die Befähigung, und soweit es seine Erkenntnis der Wahrheit
anbetrifft, wäre er dazu imstande. Doch es fehlt ihm an Kultur. Er hat nicht gelernt, sich zu
beherrschen. Es erfordert große Weisheit, mit Menschen umzugehen, und dazu ist er nicht
befähigt. Er versteht die Theorie, aber er hat sich selbst nicht zu Nachsicht, Geduld,
Zuvorkommenheit, Freundlichkeit und wahrer Höflichkeit erzogen. Wenn sich irgendetwas
erhebt, was ihm nicht passt, bedenkt er nicht, ob es klug ist, Notiz davon zu nehmen oder
zu warten, bis es einer näheren Betrachtung unterzogen wurde. Er begibt sich sofort in
Kampfstellung. Er ist grob, streng, nimmt eine drohende Haltung ein und stiftet Unruhe,
sobald ihm etwas gegen den Strich geht.
Z2.221.1 (2T.220.2) Absatz: 12/26
Er ist eher zum Kampf geneigt als zu süßem Frieden und Harmonie. Er besitzt nicht die
Weisheit, allen Speise zur rechten Zeit auszuteilen. „Und haltet diesen Unterschied, dass
ihr euch etlicher erbarmet, etliche aber mit Furcht selig machet und rücket sie aus dem
Feuer; und hasset auch den Rock, der vom Fleische befleckt ist.“ (Judas 22.23) Bruder B
besitzt nur wenig Erkenntnis, diesen Unterschied zu machen. Er ist rau in seinen
Umgangsformen und unbesonnen in seinem Verhalten gegenüber anderen. Dies macht
ihn untauglich, ein weiser, sorgsamer Hirte zu sein. Ein Seelenhirte muss Großherzigkeit,
Mut, Geistesstärke, Liebe und Zartgefühl miteinander verbinden.
Z2.221.2 (2T.220.3) Absatz: 13/26
Bruder B ist in Gefahr, mehr niederzureißen, als er aufbauen kann. Er hat nicht all seine
Kräfte dem Willen Gottes untergeordnet. Er ist nicht umgewandelt durch Erneuerung
seines Gemüts. Er ist selbstgenügsam und verlässt sich nicht völlig auf die Gnade Gottes.
Seine Werke sind nicht in Gott getan. Ein Seelenhirte zu sein bedeutet, eine sehr wichtige,
verantwortliche Stellung einzunehmen. Die Herde Gottes zu speisen ist ein erhabenes,
heiliges Werk. Bruder B, der Herr betrachtet dich nicht als geeignet, ein Aufseher über
seine Herde zu sein. Hättest du in deiner religiösen Erfahrung Selbstbeherrschung gelernt;
hättest du es für notwendig befunden, dein Herz durch die Heiligung des Geistes Gottes
zu reinigen und alle Kräfte dem göttlichen Willen zu unterwerfen; hättest du nach Sanftmut
und Demut getrachtet – dann könntest du dich jetzt in einer Stellung befinden, Gutes zu
tun und einen erhebenden und rettenden Einfluss auszuüben.
Z2.221.3 (2T.221.1) Absatz: 14/26
Bruder und Schwester B, ihr habt ein Werk zu tun für euch selbst, das niemand anderes
für euch tun kann. Ihr seid geneigt zu murren und zu klagen. Ihr müsst eure natürlichen
Gefühle unterdrücken. Führt selbst ein Leben für Gott; die Verkehrtheiten anderer müsst
ihr nicht verantworten. Bruder B, ich sah, dass du gewiss von Satan überwunden und
Schiffbruch im Glauben erleiden wirst, wenn du deine Krittelei nicht aufgibst und nach
reiner und unbefleckter Religion vor Gott trachtest. In deinen Gedanken und in deinen
Gesprächen musst du einen höheren Stand einnehmen. Du bedarfst einer gründlichen
Bekehrung.
Z2.222.1 (2T.221.2) Absatz: 15/26
Leben und Tod liegen vor dir. Du solltest für dich in Betracht ziehen, dass du es mit dem
großen Gott zu tun hast, und sollst immer wissen, dass er kein Kind ist, mit dem man
spielen kann. Du kannst nicht in seinen Dienst eintreten und ihn wieder aufgeben, wie es
dir passt. Deine innerste Seele bedarf einer Bekehrung. Alle, die gleich dir, mein Bruder,
versäumt haben, in der Gnade Gottes zu wachsen und in seinem Namen die Heiligung zu
vervollkommnen, werden in diesen Tagen der Gefahr und Prüfung großen Verlust erleiden.
Ihr Fundament wird sich als Flugsand erweisen, anstatt auf den Felsen Jesu Christo
gegründet zu sein.
Z2.222.2 (2T.221.3) Absatz: 16/26
Du lässt dich von Gefühlen leiten. Du hegst unversöhnliche Gedanken gegenüber deinen
Brüdern, weil du nicht ausgesandt wirst, die Wahrheit zu verkündigen. Du bist nicht
geeignet für diese Vertrauensstellung. Es wären mehr als ein fähiger Prediger nötig, um
deinem Kielwasser zu folgen und die Wunden und Verletzungen zu verbinden, die du
anderen durch dein gefühlloses Vorgehen beigebracht hast. Du besitzt nicht Gottes
Wohlgefallen, und ich befürchte, dass du nicht das ewige Leben erlangst.
Z2.222.3 (2T.222.1) Absatz: 17/26
Du hast keine Zeit zu verlieren. Strenge dich gewaltig an, aus Satans Schlingen frei zu
kommen. Es ist für dich notwendig, von Jesu Sanftmut und Demut zu lernen. Dann wirst
du zur Ruhe kommen. Welche Aufgabe liegt doch vor dir, Heiligkeit in der Furcht Gottes zu
vervollkommnen und dich auf die Gesellschaft der reinen und heiligen Engel
vorzubereiten! Du musst dein Herz vor Gott demütigen und nach Sanftmut und
Gerechtigkeit trachten, damit du am Tage des grimmigen Zornes des Herrn geborgen sein
kannst.
Z2.222.4 (2T.222.2) Absatz: 18/26
Bruder B, letztes Frühjahr hat Gottes Segen auf dir geruht. Aber du hast nicht erkannt, in
welchem Verhältnis Wachsamkeit und Gebet zu einem Fortschritt im göttlichen Leben
stehen. Du hast diese Pflichten versäumt, deshalb bist du von Finsternis umgeben. Du
hast dich in einem Zustand der Ungewissheit und des Misstrauens befunden und hast oft
die Gesellschaft derer gesucht, die sich im Dunkeln befinden und die Satan benutzt, um
von Christo zu zerstreuen. Du wärst imstande, unter den Verdorbensten zu leben und
doch unbefleckt zu bleiben, wenn Gott in seiner Vorsehung dich in eine solche Lage
bringen würde. Es ist jedoch gefährlich für jene, die Gott zu ehren wünschen, wenn sie ihr
Vergnügen und ihre Ergötzung bei Gefährten suchen, die ihn nicht fürchten. Satan hüllt
solche immer in dicke Finsternis, und wenn diejenigen, die sich zu Christo bekennen, sich
ungeheißen in diese Finsternis begeben, laden sie den Teufel ein, sie zu versuchen. Wenn
der Herr von uns fordert, um des Guten und der Verherrlichung seines Namens willen uns
unter höllische Geister zu begeben, wo die dichteste Finsternis herrscht, dann werden uns
seine heiligen Engel umgeben und uns unbefleckt erhalten. Wenn wir aber die
Gesellschaft von Sündern suchen und Gefallen an ihren rauen Späßen finden und uns von
ihren Geschichten, Spielen und Zoten unterhalten lassen und Freude daran haben, dann
ziehen die reinen und heiligen Engel ihren Schutz zurück und überlassen uns der
Finsternis, die wir erwählt haben.
Z2.223.1 (2T.222.3) Absatz: 19/26
Bruder B, ich möchte dich aufwecken und zum Handeln anregen. Ich lade dich ernstlich
ein, Gott zu suchen, so lange er dich ruft, zu ihm zu kommen, damit du Leben haben
kannst. „Wachen, beten, arbeiten“ heißt des Christen Losung. Satan ist wachsam in
seinen Anstrengungen; seine Ausdauer ist unermüdlich, sein Eifer ernst und anhaltend. Er
wartet nicht, dass sein Opfer zu ihm kommt. Er sucht nach ihm. Seelen aus Christi Hand
zu reißen ist seine entschlossene Absicht. Doch bekenntliche Christen schlafen in ihrer
Blindheit, unsinnig in ihrem Streben. Gott ist nicht in ihren Gedanken. Ein wachsamer
Feind folgt ihren Fußstapfen. Wenn sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, sind sie in keiner
Gefahr. Tun sie das nicht, wird sich ihre Stärke als Schwachheit erweisen und Satan wird
sie überwinden.
Z2.223.2 (2T.223.1) Absatz: 20/26
Bruder B, es ist gefährlich für dich, Zweifel zu hegen. Du darfst nicht in derselben Richtung
weitergehen, die du bisher verfolgt hast. Du bist ständig in Gefahr. Satan stellt dir nach
und flüstert dir Zweifel ein und verursacht Unglauben. Hättest du im Rate Gottes
gestanden, würdest du einen guten Einfluss auf jene gehabt haben, die jetzt deine
Gesellschaft lieben.
Z2.224.1 (2T.223.2) Absatz: 21/26
Der arme Bruder C fühlte den Einfluss des Geistes Gottes, hatte aber wenig Erfahrung. Er
gab seine früheren Gewohnheiten nicht völlig auf. Er machte Gott nicht zu seiner
bleibenden Stärke und seine Füße kamen ins Gleiten. Es besteht keine Übereinstimmung
zwischen Christo und Belial. Du hättest ihm helfen können, wärst du mit dem Himmel
verbunden gewesen, wie es hätte sein sollen. Aber deine Untätigkeit, deine Art der
Unterhaltung und dein Einfluss bestärkten ihn in seinem Abfall und brachten die Stimme
seines Gewissens zum Schweigen. Dein Verhalten war ihm kein Tadel auf seinem abwärts
führenden Weg. Du könntest Gutes tun, wenn du für Gott lebtest. Deine Stärke ist
äußerste Schwäche, deine Weisheit Torheit; aber du erkennst es nicht. Du hast dich zu
sehr mit einer Theorie, einer korrekten Form der Lehre zufrieden gegeben. Aber du hast
nicht die Notwendigkeit der Macht Gottes gefühlt. Du hast den geistlichen Teil der Religion
vernachlässigt. Dein ganzes Wesen sollte nach dem Geist Gottes hungern und dürsten –
nach dem Leben und der Kraft der Religion in der Seele, die zur Kreuzigung des eigenen
Ichs und zu einem festen Vertrauen auf deinen Erlöser führen würde.
Z2.224.2 (2T.224.1) Absatz: 22/26
Du befindest dich in einer schrecklichen Finsternis, und wenn du dich nicht im Namen
Gottes erhebst, die Fesseln Satans zerbrichst und deine Freiheit behauptest, wirst du im
Glauben Schiffbruch erleiden. Der Unwille des Herrn, dich aufzugeben und seine Liebe zu
dir sind so groß, dass die Majestät des Himmels sich herablässt, dich um das Vorrecht zu
bitten, dir einen Besuch abstatten zu dürfen und dir einen Segen zu hinterlassen: „Siehe,
ich stehe vor der Tür und klopfe an“ (Offenbarung 3,20) – und das alles, obwohl dein
Leben nicht in Übereinstimmung mit seinem Willen war und deine Werke und Wege ihm
missfielen. Die Wohnungen der Herrlichkeit und die Wonnen der himmlischen Wohnstätte
gehören ihm. Doch er erniedrigt sich, um Eingang in deinem Herzen zu finden, damit er
dich mit seinem Licht segnen kann und du dich seiner Herrlichkeit erfreuen möchtest. Sein
Werk besteht darin, zu suchen und zu retten, was verloren und bereit zum Sterben ist. Er
möchte so viele wie möglich von Sünde und Tod erretten, damit er sie zu seinem Thron
erhöhen und ihnen ewiges Leben geben kann.
Z2.225.1 (2T.224.2) Absatz: 23/26
Bruder B, lass dich erbitten, dich zu erheben und deine Zweifel aufzugeben. Was ist es,
was dich so zum Zweifeln geneigt macht? Es ist dein Abweichen von Gott, dein
ungeheiligtes Leben, dein Spaßen und Herumschäkern. Dein Mangel an Ernsthaftigkeit
gefährdet deine ewigen Belange. Christus lädt dich ein, dich von diesen Torheiten
abzuwenden, hin zu ihm. Du wächst nicht in der Gnade und Erkenntnis der Wahrheit. Du
gereichst dem Werk nicht zur Ehre. Anstatt veredelt zu werden, sinkst du immer tiefer. Du
bildest keinen Charakter für den Himmel und das ewige Leben.
Z2.225.2 (2T.224.3) Absatz: 24/26
Du lebst deinen Vergnügungen und vergeudest die Zeit in Leichtfertigkeit, die du mit
deiner Familie verbringen solltest, um deine Kinder in den Wegen und Werken Gottes zu
unterrichten. Die Stunden, die du mit denen zubringst, die dir nur schaden, sollten dem
Gebet und dem Studium des Wortes Gottes gewidmet sein. Als Haupt deiner Familie
solltest du dir der Verantwortung bewusst sein, deine Kinder in der Zucht und Ermahnung
des Herrn zu erziehen. Welchen Rechenschaftsbericht wirst du dem Herrn für die
vergeudete Zeit abgeben? Welchen Einfluss übst du über jene aus, die keine Gottesfurcht
besitzen? „Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke
sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,16) Möge Gott deine Augen
salben, damit du deine Gefahr erkennst. Meine Gefühle für dich reichen tief. Mein Herz
verlangt nach deiner Errettung. Ich wünsche so sehr, dass du den hohen Stand erreichst,
den zu erlangen dein Vorrecht ist. Du kannst recht tun. Dein Einfluss wird zählen, wenn er
rechter Art ist. Bruder B, du bewegst dich auf dem abwärtsführenden Pfad. „Kehre um,
kehre um“, warum willst du sterben?
Z2.225.3 (2T.225.1) Absatz: 25/26
Wenn du deinen bisherigen Weg weiter verfolgst, wirst du deinen Glauben an die Wahrheit
und Gottes Wort verlieren. Wache und bete ohne Unterlass. Weihe dich rückhaltlos dem
Herrn, dann wird es dir nicht schwer sein, ihm zu dienen. Du hast ein geteiltes Herz. Dies
ist der Grund, weshalb dich Finsternis, statt Licht umgibt. Jetzt wird die letzte
Gnadenbotschaft verkündigt. Komm, lautet jetzt die Einladung. Komm, es ist alles bereit.
Dies ist der letzte Gnadenaufruf. Als Nächstes kommt die Rache eines beleidigten Gottes.
Z2.226.1 (2T.225.2) Absatz: 26/26
Bruder B, ermutige in dir Einfachheit, Liebe, Nachsicht und süße Einigkeit mit deinen
Brüdern. Ach, verkaufe das ewige Leben nicht um einen so billigen Preis! Wenn du die
Wahrheit verlässt, wirst du nicht wirklich glücklich sein. Du wirst dich in der Tat elend
fühlen. Der Himmel ist jedes Opfer wert. Zerbrich Satans Bande. Jesus lässt jetzt seine
Einladung an dich ergehen. Willst du auf seine Stimme achten? Dann musst du einen
höheren Stand einnehmen als bisher. Mache es zu deinem ersten Anliegen, das
Himmelreich und die Gerechtigkeit Christi zu erlangen. Lebe für Gott und den Himmel, und
am Ende des Laufs ist dir der ewige Lohn gewiss.
Kapitel 31: Die Absicht zu heiraten
Z2.226.2 (2T.225.3) Absatz: 1/9
Ich wurde zurückgewiesen auf den letzten Mai, als der Herr ein Werk in ... tat. Mir wurde
der Fall von Bruder D vorgeführt. Er war nicht vorbereitet, sich an dem Werk zu beteiligen.
Seine Gedanken und sein Herz waren woanders. Er beabsichtigte, zu heiraten und konnte
nicht auf die Einladung Jesu hören: „Kommt, denn es ist alles bereit!“ (Lukas 14,17) Seine
bevorstehende Heirat nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Er hatte weder die
Zeit noch die Absicht, dem gnadenvollen Besucher die Herzenstür zu öffnen. Hätte er dies
getan, würde Christus ihm guten Rat erteilt haben, der, falls befolgt, von unendlichem Wert
für ihn gewesen wäre. Er würde ihm seine Gefahr im rechten Licht vor Augen gestellt
haben, dem Diktat eigensinniger Zuneigung zu folgen und Gottes Verherrlichung und die
Entscheidung nüchterner Vernunft beiseite zu schieben. Er würde ihm anbefohlen haben,
sich davor zu hüten, in die Fußstapfen derer zu treten, die gefallen sind und ruiniert
wurden. Dieser Bruder beachtete nicht, dass Gott Ansprüche an ihn hatte, dass er keine
Entscheidung treffen sollte, ohne den um Rat zu fragen, der ihn erkauft hatte. Wir sind
angewiesen, alles, was wir tun, zu seiner Ehre zu tun.
Z2.226.3 (2T.226.1) Absatz: 2/9
Bist du, Bruder D, als ein Jünger, ein Schüler Christi in demütigem, aufrichtigem Gebet zu
ihm gegangen und hast ihm deine Wege anbefohlen? Du hast es versäumt. Du hast deine
Beweggründe nicht erforscht und bist nicht vorsichtig ans Werk gegangen, um ja keine
Schande über das Werk Christi, deines Erlösers, zu bringen. Du hast nicht bedacht, ob
dieser Schritt dein geistliches Empfindungsvermögen vermehren, deinen Eifer beleben
und deine Standhaftigkeit zur Wahrheit und dein Bemühen, dich selbst zu verleugnen,
stärken würde. Du kanntest dich selbst nicht. Gottes Wirken tat sich in der Gemeinde
kund, aber du hattest kein Verlangen nach dem Heiligen Geist. Du hattest keinen
Geschmack an himmlischen Dingen. Deine neue Hoffnung, deine Interessen mit denen
eines anderen zu verbinden, hatte dich verblendet. Du hast nicht in Betracht gezogen,
dass eine Ehe dein ganzes weiteres Leben beeinflussen würde, so kurz es auch sein
möchte.
Z2.227.1 (2T.226.2) Absatz: 3/9
Du solltest empfunden haben, dass eine Verbindung mit einem Einfluss, der es dir noch
schwieriger machen würde, das Ich zu überwinden, deinen Weg zum Himmel nur
dornenreicher machen würde, falls du nicht zuvor dein eigenes böses Herz unterwerfen
würdest. Du hast jetzt deinen religiösen Fortschritt tausendmal schwieriger gemacht, als
vorher, als du allein warst. Es ist wahr, du warst allein, weil du ein kostbares Juwel
verloren hattest. Hättest du dich aber mit deinen Brüdern beraten und deine Wege dem
Herrn anbefohlen, würde er dir geholfen haben, dich mit jemand zu verbinden, der dir eine
Hilfe, statt ein Hindernis sein würde.
Z2.227.2 (2T.227.1) Absatz: 4/9
Wenn du dich jetzt demutsvoll von ganzem Herzen zum Herrn wendest, wird er Mitleid mit
dir haben und dir helfen. Aber du befindest dich in einem Zustand, wo du aller Kraft
beraubt und vorbereitet bist, deinen Glauben und deine Treue zu Gott aufzugeben, um
deiner neuen Frau zu gefallen. Möge Gott sich deiner erbarmen, denn Untergang steht dir
bevor, wenn du dich nicht als treuer Kämpfer erweist und aufs Neue den Kampf ums
ewige Leben aufnimmst. Deine einzige Sicherheit besteht darin, in Verbindung mit deinen
Brüdern zu bleiben und alle Stärkung von ihnen zu erhalten, um in der Wahrheit zu
beharren. Um irdischen Friedens und Glücks willen bist du bereit, die Wahrheit zu opfern.
Du verkaufst deine Seele um einen billigen Preis. Deine Pflicht besteht jetzt darin, deine
Frau so glücklich wie möglich zu machen und trotzdem den Grundsätzen der Wahrheit
nicht untreu zu werden. Du solltest Nachsicht, Geduld und wahre Höflichkeit üben. Auf
diese Weise kannst du die Macht wahrer Güte und den Einfluss der Wahrheit unter Beweis
stellen.
Z2.228.1 (2T.227.2) Absatz: 5/9
Es wurde mir gezeigt, dass die Liebe zum Geld ein Fallstrick für dich ist. Wenn Geld nicht
als Gelegenheit betrachtet wird, Gutes zu tun, den Bedürftigen zu helfen und Gottes Werk
zu fördern, ist es wirklich von geringem Wert. Das Wenige, das du besitzt, ist eine
Schlinge für dich und wenn du es nicht als ein treuer und kluger Haushalter im Dienst
deines Meisters benutzt, wird es dir nur Elend einbringen. Du bist geizig und habgierig. Du
solltest einen edlen und freigebigen Geist entwickeln und der Welt deine Zuneigung
entziehen, oder du wirst überwunden werden. Der Betrug des Reichtums wird deine Seele
so verderben, dass das Gute vom Bösen überwunden wird. Selbstsucht und Liebe zum
Gewinn werden den Sieg davontragen.
Z2.228.2 (2T.228.1) Absatz: 6/9
Wenn du, mein Bruder, gerettet wirst, wird es in der Tat ein Wunder der Gnade sein. Die
Liebe zur Welt nimmt in dir zu. Bedenke sorgfältig die Worte Christi: „Jesus aber sprach zu
ihm: ‚Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von
ganzem Gemüte.’ Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm
gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.’ In diesen zwei Geboten hängt
das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 22,37-40) Mein Bruder, du hast weder
das erste noch das zweite dieser Gebote gehalten. Du würdest nicht zögern, dir selbst
Vorteile zu verschaffen, obgleich du weißt, dass es nur zum großen Nachteil für deinen
Nächsten geschehen kann. Du schaust auf deine eigenen selbstsüchtigen Interessen und
sagst: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ ( 1.Mose 4,9)
Z2.228.3 (2T.228.2) Absatz: 7/9
Du legst dir keinen Schatz im Himmel an, um reich in Gott zu werden. Das eigene Ich und
egoistische Interessen verzehren wahre Gottseligkeit aus deiner Seele. Du beugst dich vor
dem Gott dieser Welt. Dein Herz ist von Gott getrennt. Der inspirierte Schreiber sagt: „Der
Gerechten Pfad glänzt wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag.“
(Sprüche 4,18) Die Schritte eines Christen mögen manchmal schwach und schwankend
erscheinen, aber in der ihm bewussten Schwäche sucht er Unterstützung beim
Allmächtigen. Ihm wird geholfen, und er macht sichere Fortschritte voran und aufwärts zur
Vollkommenheit. Täglich erringt er neue Siege und kommt dem Maßstab völliger Heiligkeit
immer näher. Seine Blicke sind nicht niederwärts auf die Erde gerichtet, sondern aufwärts.
Sein himmlisches Vorbild behält er stets im Auge.
Z2.229.1 (2T.228.3) Absatz: 8/9
Bruder D, das Flittergold und der Glanz der vergänglichen Dinge auf Erden haben die
Schönheit des Himmels verdunkelt und den Wert des ewigen Lebens in deinen Augen
sehr herabgesetzt. Als Dienerin Christi bitte ich dich ernstlich, zur Selbsterkenntnis zu
erwachen. Der Nutzen, den du auf dem Weg erlangst, den du jetzt verfolgst, wird sich als
ewiger Verlust erweisen. Zuletzt wirst du herausfinden, dass du einen schrecklichen Fehler
begangen hast, der nie wieder gutzumachen ist.
Z2.229.2 (2T.229.1) Absatz: 9/9
Du kannst jetzt umkehren, den Ruf der Gnade beachten und leben. Freue dich, dass deine
Prüfungszeit noch nicht beendet ist, dass du jetzt durch geduldiges Beharren im Gutestun,
im Streben nach Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit, das ewige Leben erlangen kannst.
Freue dich, dass sie, die jahrelang deine treue Gefährtin war, auferstehen wird, dass das
Sterbliche die Unsterblichkeit anziehen wird. Schaue vorwärts auf den
Auferstehungsmorgen, wenn sie, die mehr als zwanzig Jahre deine Freuden und Leiden
teilte, aus ihrem Gefängnis hervorkommen wird. Möchtest du, dass sie umsonst nach dir
Ausschau halten wird? Wirst du dann fehlen, wenn ihre Stimme sich im Triumph erhebt:
„Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1.Korinther 15,55) Oh, jener Tag wird
allen Heiligen Ehre bringen. Dann gibt es keine Scham, keine Schande, kein Leiden mehr.
Jede Zunge der Erlösten spricht nur von Frieden, Freude, nie endendem Lob und Preis.
Dass Gott doch zu deinem Herzen sprechen möchte und dich den Wert des ewigen
Lebens so richtig erkennen ließe! Und möchtest du, mein Bruder, dahin gebracht werden,
immer einen Geist edler Freigebigkeit zu hegen und die Pflichten deiner Haushalterschaft
getreulich zu erfüllen, während du Gottes Ehre im Auge hast, damit der Meister zu dir
sagen kann: „Ei, du frommer und getreuer Knecht..., gehe ein zu deines Herrn Freude.“
(Matthäus 25,21)
Kapitel 32: Die Gefahr des Reichtums
Z2.230.1 (2T.229.2) Absatz: 1/6
Es wurde mir gezeigt, dass einige sich selbst betrügen. Sie schauen auf diejenigen, die
viele Besitztümer haben und glauben, dass diese die Einzigen sind, welche die Welt lieb
haben und in besonderer Gefahr stehen, geizig zu sein. Dies ist nicht der Fall. Solche, die
Mittel besitzen, sind ständig in Gefahr, und sie sind verantwortlich für die ihnen vom
Meister anvertrauten Zentner. Aber diejenigen, die nur wenig von dieser Welt ihr eigen
nennen, sind oftmals geneigt, nur für sich selbst zu sorgen. Sie tun nicht, was in ihrem
Vermögen steht, und was Gott von ihnen fordert. Oftmals bietet sich ihnen die
Gelegenheit, Gutes zu tun, aber sie haben so lange nur für sich selbst gesorgt und waren
nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, dass sie denken, sie können gar nicht anders
handeln.
Z2.230.2 (2T.230.1) Absatz: 2/6
Es wurde mir gezeigt, dass für Brüder und Schwester E die Gefahr besteht, ihre
Gedanken zu sehr auf sich selbst zu beschränken. Hierin fehlt besonders Schwester E.
Sie besitzt große Eigenliebe. Du, meine Schwester, bist nicht vorbereitet, inmitten der
Gefahren des Tages Gottes zu bestehen. Du folgst nicht dem wahren Vorbild, Jesum. In
seinem ganzen Leben finden wir nicht eine einzige eigensüchtige Tat. Du hast ein Werk zu
verrichten, das kein anderer für dich tun kann. Entledige dich deiner Selbstsucht und lerne
Gottes Wegen und seinem Willen zu folgen. Denke darüber nach, wie du Gott gefallen
kannst. Du bist leicht erregbar und von Natur aus gereizt und verdrießlich. Du arbeitest
weit über deine Kräfte hinaus. Darin liegt keine Tugend, denn Gott fordert es nicht.
Selbstsucht liegt diesem Verhalten zu Grunde. Die Beweggründe sind nicht lobenswert.
Du scheust dich vor Verantwortung und Aufnehmen von Bürden. Du glaubtest, man solle
dich bevorzugen. Es ist bedauerlich, dass du von Kind an verwöhnt und bevorzugt
wurdest, und dein Wille wurde nie unterjocht. Jetzt hast du im fortgeschrittenen Alter das
Werk zu tun, das man in deiner Kindheit versäumte. Dein Mann hat deinen Wünschen und
Launen nachgegeben, und das zu deinem Schaden.
Z2.231.1 (2T.230.2) Absatz: 3/6
Selbstsucht, die sich auf verschiedenste Art und Weise unter bestimmten Umständen und
je nach der Veranlagung des Einzelnen offenbart, muss überwunden werden. Wenn du
Kinder hättest, für die du sorgen und die du unterweisen und denen du ein Beispiel geben
müsstest, wäre dir dies zum Vorteil, weil sie dich von der Sorge um dich selbst ablenken
würden. Du hast in deinem Heim die Aufmerksamkeit und Nachsicht gefordert, die im
Allgemeinen Kindern zukommt. Diese Aufmerksamkeit verlangst du und sie wird dir
gewährt. Doch du hast es nie als Teil deiner Pflicht angesehen, für andere zu sorgen und
ihnen Vorteile einzuräumen. Du bist eigenwillig und sehr entschlossen, deine eigenen
Pläne durchzusetzen. Wenn alles nach deinem Willen geht, offenbarst du die Früchte, die
man bei einem Christen erwartet. Wenn jedoch deine Wege durchkreuzt werden,
geschieht das Gegenteil. Gleich einem verzogenen Kind, das Strafe verdient, verhältst du
dich sehr widerspenstig. Wenn zwei Personen eine Familie bilden, wie es bei euch der Fall
ist, wo keine Kinder sind, die Geduld, Nachsicht und wahre Liebe erfordern, ist große
Wachsamkeit von Nöten, sich nicht selbst als Mittelpunkt zu betrachten und
Aufmerksamkeit, Fürsorge und Interesse zu verlangen, die man nicht gewillt ist, anderen
zu gewähren. Die Sorge für Kinder in einer Familie macht es notwendig, einen Großteil der
Zeit im Heim zu verbringen, und es ist Gelegenheit vorhanden, in Verbindung mit den
Pflichten des häuslichen Lebens Gemüt und Herz zu schulen.
Z2.231.2 (2T.231.1) Absatz: 4/6
Du versäumst, dein Herz zu überwachen und mit den Mitteln, die Gott dir anvertraut hat,
Gutes zu tun. Du könntest einen guten Einfluss ausüben, wenn du dir bewusst würdest,
dass etwas von dir gefordert wird, nämlich denen zu helfen, die der Hilfe, der Ermutigung
und Stärkung bedürfen. Du hast dich aber so lange nur um dein eigenes Wohlergehen
gekümmert, dass du unfähig bist, Menschen in deiner Umgebung von Nutzen zu sein. Du
solltest dich selbst dazu erziehen, deine Neigungen und Gedanken in Unterwerfung zu
bringen. Nimm dir Zeit zur Selbstprüfung, damit du all deine Kräfte den Gedanken und
dem Willen Gottes unterordnen kannst. Gib dem eigenen Ich keinen Raum. Es ist das
Vorrecht jedes einzelnen Christen, auf alle, mit denen er verkehrt, einen guten Einfluss
auszuüben.
Z2.232.1 (2T.231.2) Absatz: 5/6
Du, meine Schwester, wirst nach deinen Taten belohnt werden. Überprüfe deine
Beweggründe sehr genau und entscheide aufrichtig, ob du reich an guten Werken bist. Ich
wurde zurückverwiesen auf letztes Frühjahr, als der Herr ein gutes Werk in ... und
Umgebung verrichtete. Engel der Gnade schwebten über seinem Volk, und Herzen, die
Gott und die Wahrheit nicht kannten, waren tief berührt. Der Herr würde das begonnene
Werk gnädiglich fortgeführt haben, wenn die Geschwister mitgewirkt hätten. Du hattest
dich so lange nach deinen eigenen Wünschen und Bequemlichkeiten gerichtet, dass die
Möglichkeit, dieser beraubt zu werden, dich veranlasste, die Tür zu schließen, die du
hättest öffnen können, um das Werk zu unterstützen.
Z2.232.2 (2T.232.1) Absatz: 6/6
Du spieltest deine Rolle, und einige zogen sich zurück und fürchteten die Auslagen und
kalkulierten, dass sie Zeit verlieren würden, wenn sie den Versammlungen beiwohnen
würden. Es mangelte an christlichem Eifer. Eine Welt lag vor uns, wegen ihrer
Gottlosigkeit dem Zorn Gottes preisgegeben, und arme Seelen, vom Fürsten der
Finsternis gefangen gehalten. Doch diejenigen, die hellwach und in der edelsten
Unternehmung hätten beschäftigt sein sollen – der Rettung verloren gehender Seelen –
hatten nicht genug Interesse, jedes nur mögliche Mittel anzuwenden, um den Pfad zum
Verderben abzuriegeln und die Füße der Strauchelnden auf den Pfad zum ewigen Leben
zu lenken. Das ewige Leben sollte für jeden Christen von tiefstem Interesse sein. Welche
Arbeit kann einen Vergleich aushalten mit dem Bemühen, ein Mitarbeiter Christi und
heiliger Engel zu sein im großen Erlösungsplan? Jede gerettete Seele trägt zur
Herrlichkeit Gottes bei, die wieder auf den Geretteten und auf denjenigen zurückstrahlt,
der zu seiner Rettung beigetragen hat.
Kapitel 33: Christlicher Eifer
Z2.233.1 (2T.232.2) Absatz: 1/7
Es gibt einen geräuschvollen Eifer ohne Sinn und Ziel, der unverständig, blind in seinen
Handlungen und zerstörend in seinen Folgen ist. Das ist kein christlicher Eifer! Christlicher
Eifer wird von bestimmten Grundsätzen beherrscht und tritt nicht sprunghaft auf. Er ist
ernsthaft, tief und stark, erfasst den ganzen Menschen und weckt die sittlichen
Fähigkeiten. Die Seelenrettung und die Belange des Reiches Gottes sind Dinge von
höchster Wichtigkeit. Was erfordert größeren Eifer als die Seelenrettung oder die
Verherrlichung Gottes? Hierin liegen Erwägungen, die nicht leicht genommen werden
dürfen. Sie sind so schwerwiegend wie die Ewigkeit selbst, denn ewiges Schicksal steht
dabei auf dem Spiel. Männer und Frauen haben sich für Wohl oder Wehe zu entscheiden.
Christlicher Eifer erschöpft sich nicht in Reden, sondern fühlt und handelt mit Mut und
Tatkraft. Dennoch geschieht das nicht, um damit vor anderen zu glänzen. Bescheidenheit
wird jede Bemühung und jede Tätigkeit kennzeichnen. Christlicher Eifer führt zu ernstem
Gebet, tiefer Demut und zu Gewissenhaftigkeit in den häuslichen Pflichten. Liebe und
Güte, Wohlwollen und Barmherzigkeit, die immer Früchte christlichen Eifers sind, werden
sich dann im Familienleben bekunden.
Z2.233.2 (2T.233.1) Absatz: 2/7
Mir wurde gezeigt, dass du Fortschritte machen musst, Schwester E. Dein Schatz im
Himmel ist nicht sehr groß. Du bist nicht reich in Gott. Möge der Herr deine Augen öffnen
und dein Herz empfinden lassen, dass du christlichen Eifer benötigst. Wie wertvoll ist jede
einzelne Seele! Doch nur wenige sind bereit, Opfer zu bringen, um diese Seelen zur
Erkenntnis Christi zu führen. Es wird um verlorene Seelen viel geredet und ihnen
scheinbare Liebe entgegengebracht, aber Reden ist billig. Ernster christlicher Eifer ist
notwendig, ein Eifer, der sich dadurch beweist, dass etwas Positives geschieht. Jeder
muss nun an sich selbst arbeiten, und wer Christum im Herzen trägt, wird sich auch vor
anderen Menschen zu ihm bekennen. Ein Mensch, der ein Kind Gottes geworden ist, kann
ebenso wenig daran gehindert werden, Christum zu bekennen, wie man den Niagarafall
aufhalten kann, in die Tiefe zu stürzen.
Z2.234.1 (2T.233.2) Absatz: 3/7
Es wurde mir gezeigt, dass Bruder F im Schutt dieser Welt begraben ist. Er kann sich nicht
die Zeit nehmen, Gott zu dienen, noch nicht einmal zu ernstem Studium und Gebet, um zu
erfahren, was der Herr von ihm wünscht. Er hat seinen Zentner in der Erde vergraben. Die
Sorgen dieses Lebens haben sein Interesse an ewigen Dingen aufgezehrt. Das Reich
Gottes und die Gerechtigkeit Christi stehen an zweiter Stelle. Er liebt das Geschäftsleben.
Aber ich sah, wenn er sein Verhalten nicht ändert, steht Gottes Hand gegen ihn. Er mag
zusammenraffen, aber Gott wird zerstreuen. Er könnte Gutes tun. Viele hegen jedoch die
Ansicht, wenn sie ein Arbeits- und Geschäftsleben führen, könnten sie nichts für die
Rettung der Seelen tun, nichts zur Förderung des Werkes ihres Erlösers beitragen. Sie
sagen, sie könnten keine Arbeit halb tun, deshalb wenden sie sich von religiösen Pflichten
und Übungen ab und vergraben sich in der Welt. Sie räumen ihrem Geschäft den ersten
Platz ein und vergessen Gott, und sie missfallen ihm. Wenn jemand einer Beschäftigung
nachgeht, in der er keine Fortschritte im göttlichen Leben machen und in der Furcht Gottes
seine Heiligung nicht vervollkommnen kann, dann sollte er zu einem Beruf überwechseln,
wo er Jesu Gegenwart in jeder Stunde haben kann.
Z2.234.2 (2T.234.1) Absatz: 4/7
Bruder F, du gereichst deinem Bekenntnis nicht zur Ehre. Dein Eifer ist ein weltlicher Eifer,
dein Interesse ein weltliches Interesse. Du neigst zum geistlichen Tod. Du weißt nichts von
deiner gefahrvollen Stellung. Die Liebe zur Welt zerstört deine Religion. Du musst
erwachen, du musst Gott suchen und deine Rückfälligkeit bereuen. Wende dich in
Zerknirschung zum Herrn. Deine religiösen Pflichten sind zur bloßen Form geworden. Du
hast keine Freude an der Religion, denn diese Freude ist vom willigen Gehorsam
abhängig. Die Willigen und Gehorsamen werden des Landes Gut genießen. Du hast keine
leuchtende Aussicht, dass du mit Gott in seinem Reich wohnen wirst. Manchmal kommst
du nach außen hin religiösen Pflichten nach; aber du bist nicht mit dem Herzen dabei.
Manchmal gibst du ein Wort der Warnung an Sünder von dir oder ein Wort zu Gunsten der
Wahrheit. Es ist ein solch zögernder Dienst, als gelte er einem Arbeitgeber, anstatt ein
freudiger Dienst zu sein, der aus kindlicher Zuneigung geschieht. Wenn dein Herz von
christlichem Eifer erglüht, werden die schwierigsten Pflichten dir angenehm und leicht
erscheinen.
Z2.235.1 (2T.234.2) Absatz: 5/7
Vielen erscheint das Christenleben so schwierig, weil sie ein zerteiltes Herz haben. Sie
sind unbeständig, deshalb mangelt es ihnen überall an Festigkeit. Wären sie von wahrem
christlichen Eifer beseelt, der immer das Resultat der Hingabe an Gott ist, würde ihre
Sprache lauten: „Höre, was der Herr für mich getan hat“, anstatt immerfort zu jammern:
„Meine Armut, meine Armut!“ Selbst, wenn du gerettet wirst, was wegen des Wegs, den du
verfolgst, sehr zweifelhaft ist, wird das Gute, das du vollbracht hast, äußerst gering sein.
Nicht eine einzige Seele wird durch dein Mitwirken gerettet werden. Wird der Meister zu dir
sagen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht“? Welche Arbeit hast du getreu getan? Harte
Arbeit hast du im Geschäft und den Sorgen dieses Lebens geleistet. Wird dir dies Christi
segensreiche Worte einbringen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht“?
Z2.235.2 (2T.235.1) Absatz: 6/7
Mein Bruder, Jesus liebt dich, und er bittet dich, eine Kehrtwendung zu machen, deine
Augen von der Welt abzuwenden und auf deine hohe Berufung in Christo Jesu zu heften.
Gib alle Leichtfertigkeit und Tändelei auf. Mache dir die Feierlichkeit der Zeit, in der wir
leben bewusst, bis der Kampf vorüber ist. Gehe an die Arbeit; wenn du Gott geweiht bist,
wirst du einen guten Einfluss haben.
Z2.235.3 (2T.235.2) Absatz: 7/7
Die meisten von Bruder G’s Familie befinden sich auf dem abwärts führenden Pfad. H
führt ein zielloses Leben. Sie ist voller Narrheit, Eitelkeit und Stolz. Ihr Einfluss wirkt nicht
veredelnd, führt nicht zu Tugend und Heiligkeit. Sie liebt nicht die Einschränkungen,
welche die Religion auferlegt. Deshalb wird sie sich nicht ihrer Herrschaft unterwerfen. Sie
liebt sich selbst, liebt das Vergnügen und trachtet nach eigenem Ergötzen. Traurig, sehr
traurig wird das Resultat sein, wenn sie nicht umkehrt und jetzt nach echter Frömmigkeit
trachtet. Sie könnte über ihre Brüder einen besänftigenden, veredelnden, erhebenden
Einfluss ausüben. Gott liebt diese Kinder, aber sie sind keine Christen. Wenn sie
versuchen würden, ein demütiges, christliches Leben zu führen, könnten sie Kinder des
Lichts und Arbeiter für Gott werden. Sie können Missionare in ihren eigenen Familien und
unter ihren Gefährten sein.
Kapitel 34: Die Verantwortlichkeit der Jugend
Z2.236.1 (2T.235.3) Absatz: 1/4
Wenn unsere Jugendlichen nur erkennen würden, wie viel Gutes sie leisten könnten, wenn
sie Gott zu ihrer Stärke und Weisheit machten! Sie beschritten dann nicht mehr den Weg
sorgloser Gleichgültigkeit und ließen sich auch nicht länger vom Einfluss ungeheiligter
Menschen beherrschen. Statt sich der persönlichen Verantwortung bewusst zu sein und
sich um das Wohl anderer zu bemühen und sie zur Rechtschaffenheit anzuleiten, trachten
sie nach eigenem Vergnügen. Indem ihr Dasein dem ziellosen Leben der Schmetterlinge
gleicht, erweisen sie sich als unnütze Glieder der Gesellschaft. Junge Menschen kennen
vielleicht die Wahrheit und glauben daran, aber sie leben nicht danach. Solche besitzen
einen toten Glauben. Ihre Herzen sind nicht so davon erfasst, dass ihre Lebensweise und
ihr Charakter in Gottes Augen bestehen können. Sie sind genauso weit entfernt, seinem
Willen zu folgen, wie die Ungläubigen. Ihre Herzen sind nicht Gottes Willen unterworfen,
und sie stehen ihm feindlich gegenüber. Wer Vergnügungen nachläuft und sich in
Gesellschaft vergnügungssüchtiger Menschen wohlfühlt, hegt Widerwillen gegenüber
religiösen Übungen. Ob der Meister wohl zu diesen jungen Menschen, die sich zu seinem
Namen bekennen, sagen wird: Ei, ihr frommen und getreuen Knechte, wenn sie nicht
fromm und treu sind?
Z2.236.2 (2T.236.1) Absatz: 2/4
Unsere Jugend ist großen Gefahren ausgesetzt. Vor allem übt ihre seichte
Unterhaltungslektüre einen schlechten Einfluss aus. Viel Zeit geht dadurch verloren, die zu
nutzbringender Beschäftigung verwendet werden sollte. Viele versäumen sogar den
Schlaf, um irgendeine alberne Liebesgeschichte zu Ende zu lesen. Die Welt ist von
Romanen jeder Art förmlich überflutet. Nicht alle Bücher sind unbedingt gefährlich.
Manche sind unsittlich in ihrem Inhalt und wenden sich an niedrigste Instinkte; andere
wieder strahlen eine etwas günstigere Wirkung aus. Aber nachteilig sind sie der
Entwicklung des Jugendlichen in jedem Fall. Wenn sich doch die jungen Menschen einmal
vor Augen hielten, welchen Einfluss diese aufreizenden Romane auf ihr Gemüt ausüben.
Könnt ihr denn nach solch einer Lektüre das Wort Gottes aufschlagen und die Worte des
Lebens mit Interesse lesen? Findet ihr die Heilige Schrift nicht uninteressant? Der Reiz
jener Liebesgeschichten hat eure Sinne gefangen genommen und euer normales
Verhalten gestört, so dass es euch unmöglich geworden ist, euch auf die ernsten und
feierlichen Wahrheiten zu konzentrieren, die euer ewiges Schicksal betreffen. Ihr
versündigt euch an euren Eltern, wenn ihr die Zeit, die ihnen gehört, für solch einen
armseligen Zweck hingebt, und ihr versündigt euch an Gott, weil ihr die Zeit missbraucht,
die ihm gewidmet sein sollte.
Z2.237.1 (2T.236.2) Absatz: 3/4
Es gehört zu den Aufgaben der Jugend, sich der Ernsthaftigkeit zu befleißigen. Leichtsinn,
Scherz und Ausgelassenheit führen zu seelischer Armut und zum Verlust des göttlichen
Wohlgefallens. Viele von euch meinen, dass sie auf andere keinen schlechten Einfluss
ausüben und fühlen darin eine gewisse Genugtuung. Übt ihr aber einen Einfluss zum
Wohle anderer Menschen aus? Bemüht ihr euch durch Wort und Tat, andere zu Christo zu
führen oder, wenn sie sich zu ihm bekennen, sie in ein noch engeres Verhältnis zu ihm zu
bringen?
Z2.237.2 (2T.237.1) Absatz: 4/4
Junge Menschen sollten einen Geist der Weihe und Frömmigkeit hegen. Sie können Gott
nicht verherrlichen, es sei denn, sie streben ständig nach Vollendung ihres Wesens in
Christo. Euer Handeln richte sich nach christlichen Tugenden! Weiht eurem Heiland eure
besten und heiligsten Gefühle! Unterwerft euch seinem Willen in völligem Gehorsam!
Weniger wird er nicht annehmen. Lasst euch in eurer Standhaftigkeit nicht durch den Hohn
und Spott derer erschüttern, die nur nach eitlen Dingen trachten! Folgt eurem Heiland,
durch „böse Gerüchte und gute Gerüchte.“ (2.Korinther 6,8) Achtet es für eitel Freude und
eine heilige Ehre, das Kreuz Christi zu tragen! Jesus liebt euch. Er starb für euch. Wenn
ihr nicht danach strebt, ihm mit eurer ungeteilten Liebe zu dienen, wird es euch nicht
gelingen, eure Heiligung in der Furcht Gottes zu vervollkommnen, und zuletzt werdet ihr
das furchtbare Wort vernehmen müssen: „Weichet von mir...“
Kapitel 35: Diener des Mammons
Z2.238.1 (2T.237.2) Absatz: 1/24
Der Fall von Bruder I ist beängstigend. Diese Welt ist sein Gott. Er betet das Geld an. Er
hat die Warnung, die ihm vor Jahren erteilt wurde, nicht beachtet. Während er im
Vollbesitz seiner Fähigkeiten war, hat er die Liebe zur Welt nicht überwunden. Die Dollars,
die er seitdem angehäuft hat, sind für ihn ebenso viele Bande gewesen, seine Seele zu
fesseln und ihn an diese Welt zu binden. Je mehr Besitztümer er erlangte, desto
habgieriger wurde er nach Gewinn. Alle seine Kräfte sind nur auf den einen Gegenstand
gerichtet, sich Geld zu sichern. Dies war der Schwerpunkt seiner Gedanken, sein ganzes
Lebenswerk, sein einziges Ziel, bis er im wahrsten Sinne des Wortes ein Anbeter des
Mammons geworden ist. Dies grenzt bei ihm schon an Wahnsinn. Das Beispiel, das er
seiner Familie gibt, verleitet sie zu dem Gedanken, dass Besitztum höher zu bewerten sei
als der Himmel und die Unsterblichkeit. Seit Jahren hat er seinen Verstand dazu erzogen,
Eigentum zu erwerben. Seine ewigen Belange opfert er für Schätze auf Erden auf. Er liebt
die Wahrheit, er liebt ihre Grundsätze, und er freut sich, wenn andere in der Wahrheit
gedeihen. Doch sich selbst hat er so sehr zum Sklaven des Mammons gemacht, dass er
sich verpflichtet fühlt, diesem Meister bis ans Ende seines Leben zu dienen. Doch je
länger er lebt, desto größer wird seine Liebe zum Gewinn, es sei denn, er reißt sich los
von diesem schrecklichen Gott, dem Geld. Es wird ihm sein, als verlöre er sein Leben,
aber es muss sein, wenn er Wert auf den Himmel legt.
Z2.238.2 (2T.238.1) Absatz: 2/24
Anstatt ihn zu tadeln, sollten alle ihn bemitleiden. Sein Leben ist ein schrecklicher
Fehlschlag gewesen. Er hat unter eingebildetem Geldmangel gelitten, während er im
Vollen saß. Satan hat von seinen Sinnen Besitz ergriffen, hat seine Erwerbssucht
angestachelt und ihn, was diesen Gegenstand anbetrifft, mit Wahnsinn erfüllt. Die
höheren, edleren Kräfte seines Wesens sind in großem Maße dieser habgierigen,
selbstsüchtigen Neigung unterworfen. Seine einzige Hoffnung besteht darin, Satans
Bande zu zerreißen und dieses Übel in seinem Charakter zu überwinden. Nachdem sein
Gewissen erweckt wurde, hat er versucht, etwas in dieser Richtung zu unternehmen, aber
das genügt nicht. Diese mächtige Anstrengung, ein wenig von seinem Mammon
herzugeben und dabei immer zu empfinden, als zerrisse seine Seele, ist nicht die Frucht
wahrer Religion. Er muss sich zu guten Werken erziehen. Er muss sich gegen die
Neigung, zu erwerben, stählen. Er muss gute Werke sein ganzes Leben durchdringen
lassen. Er muss Liebe zum Gutestun entwickeln und über den kleinlichen, habgierigen
Geist hinauswachsen, den er gepflegt hat.
Z2.239.1 (2T.238.2) Absatz: 3/24
In ihrem Handel mit den Geschäftsleuten in ... verfolgen Bruder und Schwester I keinen
Kurs, der Gott wohlgefällig ist. Sie feilschen, um die Ware so billig wie möglich zu
bekommen und halten sich über einen Unterschied von ein paar Cent auf. Sie verhalten
sich so, als sei Geld ihr ein und alles – ihr Gott. Wenn sie nur unbemerkt hören könnten,
was die Leute reden, nachdem sie gegangen sind, dann würden sie einen klaren Begriff
über den Einfluss von Knauserigkeit bekommen. Unser Glaube wird in Verruf gebracht,
und Gott wird entehrt um dieses geizigen, habgierigen Verhaltens willen. Engel wenden
sich mit Abscheu ab. Alles im Himmel ist edel und erhaben. Alle beachten die Belange und
das Glück des andern. Niemand trachtet danach, sich selbst zu dienen. Es ist die
Hauptfreude aller heiligen Wesen, die Freude und das Glück derer in ihrer Umgebung
wahrzunehmen.
Z2.239.2 (2T.239.1) Absatz: 4/24
Wenn diese Engel vom Himmel kommen, um den Erben der Erlösung zu dienen, und
Zeugen der Zurschaustellung von Selbstsucht, Habgier, Übervorteilung und Eigennutz
zum Nachteil anderer werden, wenden sie sich kummervoll ab. Wenn sie sehen müssen
wie jene, die vorgeben, Erben eines unvergänglichen Erbteils zu sein, sich so knauserig
gegen diejenigen verhalten, die sich nicht zu einem höheren Ziel bekennen, als ihre
Schätze auf Erden anzulegen, dann schämen sie sich, denn die heilige Wahrheit ist in
Schande geraten.
Z2.239.3 (2T.239.2) Absatz: 5/24
Der Herr kann nicht besser verherrlicht werden und die Wahrheit mehr geehrt werden, als
wenn Ungläubige sehen, dass die Wahrheit ein gutes Werk im Leben derer vollbracht hat,
die von Natur aus habgierig und geizig sind. Wenn offenbar würde, dass der Glaube
solcher Menschen ihre Charaktere ändern kann, dass sie anstatt geizig, egoistisch, auf
Übervorteilung bedacht und geldgierig zu sein, jetzt zu Menschen geworden sind, die
Gutes tun, die nach Gelegenheiten suchen, anderen zu helfen, die Witwen und Waisen in
ihrer Trübsal zu besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten – dann wäre
das der Beweis, dass ihre Religion echt ist. Solche werden ihr Licht scheinen lassen, dass
andere ihre guten Werke sehen und ihren Vater im Himmel preisen. Diese Früchte würden
zur Heiligung gereichen, und sie wären lebendige Stellvertreter Christi auf Erden. Sünder
würden überzeugt, dass in der Wahrheit eine Kraft liegt, die sie nicht besitzen. Diejenigen,
die vorgeben, auf das Erscheinen des Herrn zu warten und eine wachsame Haltung
einzunehmen, sollten ihr Bekenntnis nicht durch Betrug im Geschäft und Herauspressen
des letzten Cents entehren. Solche Frucht gedeiht nicht auf dem Baum des Christen.
Z2.240.1 (2T.240.1) Absatz: 6/24
Bruder I, der Herr möchte nicht, dass du umkommst. Er möchte, dass du seine Hilfe in
Anspruch nimmst und Frieden mit ihm machst, indem du deinen Willen dem seinen
unterstellst. Könnte dir ein genaues Bild von der Art und Weise, wie du zu Geld gelangst,
vor Augen gehalten werden, dann würdest du erschrecken. Du wärest angewidert von
deinem Geiz, deiner Genauigkeit und deiner Liebe zum Geld. Du würdest es zu deiner
Lebensaufgabe machen, die umgestaltende Gnade Gottes zu erlangen, die dich zu einem
neuen Menschen machen kann. Die Mittel, die du von deinen Verwandten erhieltest,
waren nur ein Fluch für dich. Sie vermehrten nur deinen Hang zur Geldliebe und stellten
ein zusätzliches Gewicht dar, dich ins Verderben hinabzuziehen.
Z2.240.2 (2T.240.2) Absatz: 7/24
„Geiz ist eine Wurzel alles Übels.“ (1.Timotheus 6,10) Wenn Menschen ihre Kräfte des
Verstandes und ihres Körpers einsetzen, um Reichtum zu erlangen, wenn sie sich mit dem
Vergnügen zufrieden geben, Güter anzuhäufen, die sie nie gebrauchen werden, und die
ihren Kindern nur zum Schaden dienen, dann missbrauchen sie die Kräfte, die Gott ihnen
verliehen hat. Sie offenbaren dadurch, dass ihre Charaktere durch die Sucht nach Gewinn
verdorben sind. Anstatt glücklich zu sein, fühlen sie sich elend. Sie haben ihre Herzen vor
dem Mangel des Bedürftigen verschlossen und haben bewiesen, dass sie kein Mitgefühl
für die Leidenden haben.
Z2.241.1 (2T.240.3) Absatz: 8/24
Mein Bruder, dein Herz ist nicht unempfindlich gegenüber dem Mangel und dem Bedürfnis
anderer. Du hast großzügige Impulse und möchtest gefällig sein. Häufig bist du bereit, ein
gutes Werk für einen deiner Brüder und einen Nächsten zu tun. Aber du machst Geld zu
deinem Gott und bist in Gefahr, den Himmel geringer zu schätzen als dein Geld. Im
Gelderwerb liegt immer Gefahr, es sei denn, die Gnade Gottes ist der herrschende
Grundsatz in der Seele. Wenn Christen vom Prinzip des Himmels beherrscht werden,
teilen sie mit einer Hand aus, während die andere einnimmt. Dies ist die einzige
vernünftige Einstellung, die ein Christ haben kann, während er Geld hat und Geld erwirbt.
Wir möchten Bruder I fragen: Was willst du mit deinem Geld tun? Du bist Gottes
Haushalter. Du besitzt Mittel und kannst viel Gutes mit ihnen tun. Du kannst sie auf der
Bank im Himmel anlegen und reich in guten Werken werden. Sei andern ein Segen. „Ihr
sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und
da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie
weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn
wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Matthäus 6,19-21)
Z2.241.2 (2T.241.1) Absatz: 9/24
Denke daran, dass im Himmel angelegte Schätze nicht verloren gehen. Sie sind gesichert
für dich durch klugen Gebrauch der Mittel, über welche dich der Himmel zum Verwalter
gemacht hat. Der Apostel sagt: „Den Reichen von dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz
seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott,
der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten
Werken, gern geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund
aufs Zukünftige, dass sie ergreifen das wahre Leben.“ (1.Timotheus 6,17-19)
Z2.241.3 (2T.241.2) Absatz: 10/24
Es besteht die Gefahr, Bruder I, dass die Gaben, die Gott dir verliehen hat, dem Teufel
zufallen, wenn dein Leben endet, und dass du nach seinem Willen gefangen geführt wirst.
Kannst du diesen Gedanken ertragen? Willst du die Wahl treffen, in diesem kurzen Leben
dem eigenen Ich zu dienen, dein Geld zu lieben und dich dann von allem zu trennen, ohne
ein Anrecht auf den Himmel und das ewige Leben zu haben? Du hast einen gewaltigen
Kampf vor dir, deine Neigungen von dem irdischen Schatz loszureißen. Wo dein Schatz
ist, da wird auch dein Herz sein. Wachen, beten und arbeiten ist die Losung des Christen.
Ich flehe dich an, wache auf! Trachte nach unvergänglichen Dingen. Die irdischen Dinge
werden bald vergehen. Bist du bereit, die Welten zu wechseln? Bildest du einen Charakter
heran fürs ewige Leben? Wenn du zuletzt verloren gehst, dann wirst du wissen, was
deinen Untergang herbeiführte – die Liebe zum Geld. Dann wirst du bitterlich klagen: „Ach,
der Betrug des Reichtums! Ich habe meine Seele verloren. Ich verkaufte sie um Geld. Ich
tauschte meine Seele und meinen Leib um Gewinn ein. Ich gab den Himmel preis aus
Furcht, dass ich mein Geld opfern müsste, um ihn zu erlangen.“ Der Meister wird sagen:
Nehmt den unnützen Knecht, bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn in die Finsternis
hinaus. Wir hoffen, dass dies nicht dein Los sein wird. Wir hoffen, dass du deinen Schatz
noch im Himmel anlegen und deine Zuneigung auf Gott und den unvergänglichen Schatz
richten wirst.
Z2.242.1 (2T.242.1) Absatz: 11/24
Ich habe gesehen, dass die ganze Familie in Gefahr war, in gewissem Grade den Geist
des Vaters zu teilen. Schwester I, du bist bereits von diesem Geist angesteckt. Möchte
Gott dir helfen, dies zu erkennen und eine völlige Veränderung vorzunehmen. Entwickle
eine Liebe zum Gutestun. Trachte danach, reich in guten Werken zu werden. In vielen
Dingen kannst du viel mehr als bisher tun. Du trägst eine persönliche Verantwortung vor
Gott. Du hast eine Pflicht, von der du dich nicht entschuldigen kannst. Unterhalte eine
enge Verbindung mit Gott. Bete ohne Unterlass. Du hast eine schwere Aufgabe vor dir,
deine Seele zu retten. Versuche einen entgegenwirkenden Einfluss in deiner Familie
auszuüben. Stehe edel für Gott ein. Du bist anders geartet als dein Mann, und du wirst
von Gott verdammt werden, es sei denn, du handelst für dich selbst. Sei eifrig bemüht,
deine eigene Seele zu retten und einen rettenden Einfluss auf deine Familie auszuüben.
Zeige durch dein Beispiel, dass dein Schatz im Himmel ist, dass du alles in einem
besseren Heim und einem besseren, ewigen Leben investiert hast. Übe deine Gedanken,
himmlische Dinge zu schätzen, sich mit erhabenen Themen zu beschäftigen, Gott zu
lieben und willig seinem Willen zu gehorchen.
Z2.243.1 (2T.242.2) Absatz: 12/24
Du magst geprüft werden. Du magst erprobt werden, um zu sehen, wie stark deine
Zuneigung zu den Dingen dieser Welt ist. Du magst mit einer Seite deines Herzen bekannt
gemacht werden, die dir bis jetzt verborgen blieb. Gott kennt deine Prüfungen angesichts
des Zustandes deines Mannes und deiner Kinder, denen es so sehr am rettenden
Glauben mangelt. Von dir hängt viel mehr ab, als dir bewusst ist. Vergeude deine kostbare
Kraft nicht mit erschöpfender Arbeit, die andere tun können. Ermutige deine Tochter, sich
nützlich zu beschäftigen und dich im Tragen der Lasten dieses Lebens zu unterstützen.
Sie benötigt Erziehung. Sie ist eitel. Sie benötigt Hingabe an Gott. Dann kann sie nützlich
sein und ihrem Erlöser gefallen.
Z2.243.2 (2T.243.1) Absatz: 13/24
Meine Schwester, arbeite weniger, bete mehr und denke nach. Ewige Interessen sollen
den Vorrang bei dir haben. Möge Gott verhüten, dass deine Kinder zu Liebhabern des
Mammons werden. Wahre Bildung und freundliches Verhalten können nie in einem Heim
gefunden werden, wo Selbstsucht regiert. Die wahrhaft Gebildeten haben Verstand und
Herz und nehmen immer Rücksicht auf andere. Wahrer Edelsinn findet keine Befriedigung
in der Ausschmückung und Zurschaustellung des Körpers. Wahre Bildung und Adel der
Seele zeigen sich in dem Bemühen, andere zu segnen und zu erhöhen. Deine Kinder
legen wenig Wert auf ewige Dinge. Möge Gott sie erwecken, ehe es zu spät ist und sie
erklären müssen: „Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin, und uns ist keine Hilfe
gekommen.“ (Jeremia 8,20)
Z2.243.3 (2T.243.2) Absatz: 14/24
Bruder J, dein Fall wurde mir vorgeführt. Du nimmst eine verantwortliche Position ein. Dir
sind Zentner in Form von Geld und Einfluss anvertraut. Jedem Menschen ist ein Werk
übertragen – irgendetwas zu tun, nicht nur seinen Verstand, seine Knochen und Muskeln
in gewöhnlicher Arbeit einzusetzen. Etwas zu tun, bedeutet mehr als dies. Du bist mit
diesem Werk bekannt von einem weltlichen Gesichtspunkt aus, und hast einige Erfahrung
darin durch die Position, die du bekleidest. Aber seit einigen Jahren hast du Zeit verloren,
und nun liegt es an dir, nachzuholen, was du in der vergangenen Zeit versäumt hast.
Gaben zu besitzen, ist nicht genug. Du musst sie nicht nur zu deinem eigenen Nutzen
verwenden, sondern zum Vorteil dessen, der sie dir verlieh. Alles, was du besitzt, ist ein
Darlehen von deinem Herrn. Er wird es mit Zinsen von dir zurückfordern.
Z2.244.1 (2T.244.1) Absatz: 15/24
Christus hat ein Recht auf deinen Dienst. Durch seine Gnade bist du zu seinem Diener
geworden. Du sollst nicht deinen eigenen Interessen folgen, sondern den Interessen
dessen, der dich angestellt hat. Als bekenntlicher Christ bist du Gott verpflichtet. Das
Vermögen gehört nicht dir, es ist dir anvertraut, damit du es anlegst. Wäre es dein eigen,
könntest du darüber verfügen nach deinem Gutdünken. Das Kapital gehört dem Herrn,
und du bist dafür verantwortlich, ob du es benutzt oder missbrauchst. Das Kapital kann so
angelegt werden – den „Wechslern“ übergeben werden – dass es dem Herrn etwas
einbringt. Wird es in der Erde vergraben, bringt es weder dem Herrn noch dir irgendeinen
Nutzen, und du wirst alles verlieren, was dir anvertraut wurde. Möge Gott dir helfen, mein
Bruder, deine wahre Stellung als ein von ihm angestellter Diener zu erkennen. Mit seinen
Leiden und seinem Tod hat er den Preis bezahlt, um sich deinen willigen Dienst und
bereitwilligen Gehorsam zu sichern.
Z2.244.2 (2T.244.2) Absatz: 16/24
Während der Prüfungen der letzten Jahre hast du seelisch gelitten und hast es als
Erleichterung empfunden, deine Aufmerksamkeit völliger den Dingen dieser Welt zu
widmen und Vermögen zu erwerben. Gott in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit hat
dich wieder zu seiner Herde zurückgebracht. Neue Pflichten und Verantwortlichkeiten sind
dir jetzt auferlegt. Deine Liebe zur Welt ist stark. Du hast Schätze auf Erden angelegt.
Jesus lädt dich ein, deine Schätze jetzt auf den Himmel zu übertragen, denn wo dein
Schatz ist, da wird dein Herz sein. Sei in all deinen Geschäften mit Gläubigen und mit
Ungläubigen vorsichtig. Sei deinem Bekenntnis treu, bewahre echten Seelenadel,
wodurch der Wahrheit, zu der du dich bekennst, Ansehen verschafft wird.
Z2.245.1 (2T.244.3) Absatz: 17/24
Du bekleidest eine Position, wo andere zu dir aufschauen. Du besitzt mehr als eine
gewöhnliche Intelligenz. Du bist von schneller Auffassungsgabe und tiefem Empfinden.
Einige deiner Brüder haben nicht klug gehandelt. Sie haben über dich gewacht, sich mit
deinem Fall beschäftigt und gewünscht, du wärst freigebiger, was deine Mittel anbetrifft.
Sie haben sich deinetwegen unglücklich gefühlt. All das ist unnötig. Gerade diesen
mangelt es auch in mancherlei Hinsicht. Wenn sie treu sind in dem bescheidenen Dienst,
den der Meister von ihnen fordert, dann genügt es für sie. Sie können es sich nicht leisten,
ihre Zeit damit zu vergeuden, ängstlich darauf zu achten, ob ihr Nächster, dem ein großes
Werk anvertraut ist, es auch richtig verrichtet. Während sie sich so um andere kümmern,
vernachlässigen sie ihre eigene Arbeit und sind wirklich unnütze Knechte. Sie wären eifrig,
das Werk ihres Nächsten zu tun, anstatt der Pflicht nachzukommen, die ihnen aufgetragen
ist.
Z2.245.2 (2T.245.1) Absatz: 18/24
Sie denken, wären ihnen doch die fünf Zentner anvertraut worden, dann hätten sie viel
besser mit ihnen gehandelt, als derjenige, dem sie übergeben wurden. Doch der Meister
weiß es besser. Niemand sollte darüber klagen, dass er Gott nicht durch Zentner ehren
kann, die er ihnen nie übergab und für die sie nicht verantwortlich sind. Sie haben nicht
nötig zu sagen: „Wenn ich mich in der Lebensstellung eines anderen befände, würde ich
mit meinem Kapital viel Gutes tun.“ Gott fordert nicht mehr von ihnen, als dass sie
dasjenige als Haushalter seiner Gnade nutzen, was sie haben.
Z2.245.3 (2T.245.2) Absatz: 19/24
Der eine Zentner, der geringste Dienst, ist genauso annehmbar wie die Anwendung des
größten Talents, wenn er völlig geheiligt ist und zur Verherrlichung Gottes dient. Die
verschiedenen Gaben sind unseren unterschiedlichen Fähigkeiten angepasst. Jeder
bekommt das, wozu er befähigt ist. Niemand sollte sein Werk geringschätzig behandeln
und denken, weil es so klein ist, kommt es nicht darauf an, es gut zu verrichten. Wenn er
so handelt, dann spielt er mit seiner moralischen Verantwortung und verachtet „die
geringen Tage“. Der Himmel teilt allen ihr Werk zu, und es sollte ihr Ehrgeiz sein, es gut zu
verrichten gemäß ihrer Fähigkeiten. Gott fordert, dass alle, der Schwächste sowohl wie
der Stärkste, das ihm zugewiesene Werk tut. Die erwarteten Zinsen richten sich nach dem
anvertrauten Kapital.
Z2.246.1 (2T.245.3) Absatz: 20/24
Jeder sollte fleißig und mit vollem Interesse seiner eigenen Aufgabe nachkommen, und
andere ihrem eigenen Meister überlassen, sie stehen oder fallen. Es gibt zu viele
Übereifrige in ..., zu viele, die ein Interesse daran haben, ihre Brüder zu überwachen. Aus
diesem Grund sind sie ständig schwach. Sie werden in der Versammlung Zeugnis
ablegen, und weil sie Jesum nicht in ihrem Herzen haben, um ihn zu bekennen, versuchen
sie ihren Brüdern ihre Pflichten vorzuschreiben. Diese armen Seelen kennen nicht ihr
eigene Pflicht, und doch übernehmen sie die Verantwortung, andere betreffs deren
Pflichten zu erleuchten. Wenn solche ihrer eigenen Arbeit nachkämen, würden sie eine
Macht in der Gemeinde darstellen, an der es jetzt mangelt.
Z2.246.2 (2T.246.1) Absatz: 21/24
Bruder J, du kannst Gutes tun. Du besitzt gute Urteilskraft, und Gott führt dich aus der
Finsternis ans Licht. Nutze deine Talente zur Verherrlichung Gottes. Übergib sie den
Wechslern, damit der Meister sein Eigentum mit Zinsen zurückerhalten kann, wenn er
kommt. Löse deine Ranken von den weltlichen Dingen der Erde und richte sie empor,
dass sie sich um Gott ranken. Die Rettung von Seelen ist von größerer Bedeutung als die
ganze Welt. Eine gerettete Seele, die ewig lebt und Gott und das Lamm immerdar preisen
wird, hat größeren Wert als Millionen in irdischer Währung. Reichtum versinkt in
Bedeutungslosigkeit, verglichen mit dem Wert der Seelen, für die Christus starb. Du bist
vorsichtig und wirst nicht übereilt handeln. Bringe Opfer für die Wahrheit und werde reich
in Gott. Möge der Herr dir beistehen, rasche Fortschritte zu machen und ewige Dinge
richtig einzuschätzen.
Z2.246.3 (2T.246.2) Absatz: 22/24
Deine Kinder benötigen ein tieferes Gnadenwerk an ihren Herzen. Sie müssen
Ernsthaftigkeit und Charakterfestigkeit entwickeln. Wenn sie sich Gott übergeben, können
sie gut sein und einen rettenden Einfluss auf ihre Gefährten ausüben.
Z2.246.4 (2T.246.3) Absatz: 23/24
Die Armen sollen nicht empfinden, dass sie nichts tun können, weil sie nicht so reich sind
wie ihre Geschwister. Sie können auf manche Art und Weise Opfer bringen. Sie können
sich selbst verleugnen. Sie können ein geheiligtes Leben führen und durch ihre Worte und
ihr Verhalten ihren Erlöser ehren. Besonders Schwestern können einen starken Einfluss
ausüben, wenn sie ihren Klatsch aufgeben und ihre Zeit mit Wachen und Beten
verbringen. Sie können Gott verherrlichen. Sie können ihr Licht anderen scheinen lassen,
indem diese ihre guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel preisen.
Z2.247.1 (2T.247.1) Absatz: 24/24
Als Illustration des Versäumnisses eurerseits, Gottes Werk zu verrichten, wie es euer
Vorrecht war, wurde ich auf die Worte hingewiesen: „Fluchet der Stadt Meros, sprach der
Engel des Herrn, fluchet ihren Bürgern, dass sie nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe
dem Herrn unter den Helden!“ (Richter 5,23) Was tat Meros? Nichts, und das war ihre
Sünde. Sie kamen dem Herrn nicht zu Hilfe wider den Mächtigen.
Kapitel 36: Sentimentalität und Heiratsvermittlung
Z2.247.2 (2T.247.2) Absatz: 1/13
Liebe Schwester K, im Gesicht, das mir letzten Juni gegeben wurde, sah ich, dass du
einen entschlossenen Charakter und Absichten besitzt, die schon an Halsstarrigkeit
grenzen. Du bist nicht gewillt, dich leiten zu lassen, und doch möchtest du Gottes Willen
gerne wissen und tun. Du bist selbstbetrogen, du kennst dein eigenes Herz nicht. Du hast
geglaubt, dein Wille sei dem Willen Gottes untertan, aber hierin hast du falsch geurteilt. Du
bist Schwierigkeiten begegnet und hast deinen Gedanken gestattet, bei enttäuschten
Hoffnungen zu verweilen. Seit einigen Jahren hat dein Leben eine eigentümliche
Wendung genommen. Du scheinst von Unrast umhergetrieben zu werden. Du bist nicht
glücklich gewesen, obwohl in deiner Umgebung nichts ist, das einen düsteren Schatten
auf dich wirft. Du hast deine Gedanken nicht dazu erzogen, bei freundlichen
Gegenständen zu verweilen. Du bist imstande, einen starken Einfluss zu Gunsten der
Wahrheit auszuüben, wenn du deine Gedanken dazu erziehst, in rechten Bahnen zu
gehen. All deine Worte und Taten sollen darauf gerichtet sein, deinen Erlöser zu ehren,
seine Liebe zu erhöhen und seine Schöne zu bekunden.
Z2.248.1 (2T.248.1) Absatz: 2/13
Du bist einem traurigen Irrtum verfallen, der in diesem verdorbenen Zeitalter so
vorherrschend ist, speziell bei Frauen. Du fühlst dich zu sehr zu Männern hingezogen. Du
liebst ihre Gesellschaft. Deine Aufmerksamkeit ihnen gegenüber ist schmeichelhaft, und
du ermutigst oder gestattest eine Vertraulichkeit, die nicht immer mit der Ermahnung des
Apostels, allen bösen Schein zu meiden, übereinstimmt.
Z2.248.2 (2T.248.2) Absatz: 3/13
Du hast keine rechte Selbsterkenntnis. Du wandelst im Finstern. Du hast etwas mit
Heiratsvermittlung zu tun gehabt. Das ist eine sehr zweifelhafte Angelegenheit, denn du
kennst nicht die Herzen. Du magst einen sehr schlechten Dienst verrichten und den
großen Empörer in seinem Werk der Heiratsvermittlung unterstützen. Er ist sehr eifrig
beschäftigt, Einfluss auf solche auszuüben, die völlig ungeeignet sind, ihre Interessen
miteinander zu verbinden. Er frohlockt, denn durch dieses Werk kann er mehr Elend und
hoffnungsloses Weh über die menschliche Familie bringen, als durch Ausübung seiner
Geschicklichkeit auf jede andere Weise.
Z2.248.3 (2T.248.3) Absatz: 4/13
Du hast viele Briefe geschrieben, was dich sehr angestrengt hat. Deine Briefe befassten
sich ein wenig mit unserem Glauben und unserer Hoffnung; aber vermischt mit diesem
hast du Fragen aufgeworfen und Vermutungen angestellt, ob dieser oder jener heiraten
wollte und hast diesbezüglich bestimmte Vorschläge gemacht. Du scheinst viel über
vorgesehene Heiraten zu wissen, und du sprichst und schreibst von diesen Dingen. Dies
fügt dir selbst Schaden zu. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ (Matthäus
12,34) Du warst sehr ungerecht gegen dich selbst, indem du deine Gedanken und Worte
bei Liebe und Heirat verweilen ließest. Du bist nicht glücklich gewesen, weil du nach Glück
getrachtet hast. Das bringt dir keinen Nutzen. Wenn du ernstlich bestrebt bist, deine Pflicht
zu tun und anderen zu dienen, wirst du innerlich zur Ruhe kommen. Deine Gedanken
drehen sich ums eigene Ich. Du musst davon Abstand nehmen, indem du versuchst, die
Lasten anderer zu erleichtern. Wenn du andere glücklich machst, wirst auch du glücklich
und froh sein.
Z2.248.4 (2T.248.4) Absatz: 5/13
Du besitzt eine krankhafte Einbildungskraft. Du glaubst krank zu sein, aber das ist mehr
Einbildung als Wirklichkeit. Du bist dir selbst untreu geworden. Du hast dich mit jungen
Männern unterhalten und ihnen gestattet, sich in deiner Gegenwart Freiheiten
herauszunehmen, die nur einem Bruder zustehen. Es wurde mir gezeigt, dass dein
Einfluss in ... nicht so war, wie es sein sollte. Du hast deinen Gedanken gestattet, sich auf
niederer Ebene zu bewegen. Du konntest plaudern, lachen und Unsinn daherreden, der
eines Christen unwürdig ist. Dein Verhalten ließ sehr zu wünschen übrig. Du betrugst dich
wie ein Mensch ohne Rückgrat. Du stütztest dich halb auf andere. Eine solche Haltung
nimmt eine Dame nicht in Gegenwart anderer ein. Du hättest sehr wohl gehen und
aufrecht sitzen können wie andere, wenn du nur gewollt hättest. Der Zustand deines
Gemüts verführt dich zu Trägheit und zur Scheu vor Anstrengung, während gerade
Bewegung sich als großes Hilfsmittel für deine Wiederherstellung erweisen würde. Du
wirst niemals gesunden, wenn du nicht die lustlose, träumerische Gemütsverfassung
ablegst und dich dazu zwingst, zu arbeiten, so lange der Tag währt. Denke und plane nicht
nur, sondern handle. Lenke deine Gedanken ab von romantischen Projekten. Du
vermengst mit deiner Religion eine romantische, liebeskranke Gefühlsduselei, die nicht
erhebt, sondern nur erniedrigt. Dies übt nicht nur auf dich selbst einen Einfluss aus,
sondern auch auf andere, die durch dein Beispiel angesteckt werden.
Z2.249.1 (2T.249.1) Absatz: 6/13
Du neigst von Natur aus zur Frömmelei. Wenn du dein Gemüt erziehen würdest, bei
erhabenen Themen zu verweilen, die nichts mit dir selbst zu tun haben, sondern
himmlischer Natur sind, könntest du noch von Nutzen sein. Aber viel Zeit deines Lebens
hast du mit Träumereien, in Zukunft ein großes Werk zu tun, vergeudet, während
gegenwärtige Pflichten, so gering sie dir erscheinen mögen, versäumt wurden. Du hast
dich als untreu erwiesen. Der Herr wird dir kein größeres Werk anvertrauen, bis du die
Arbeit, die vor dir liegt, gesehen und bereitwillig und freudig getan hast. Wenn das Herz
nicht bei der Arbeit ist, wird sie sich mühsam dahinschleppen, was es auch für Arbeit sein
mag. Der Herr prüft unsere Fähigkeit, indem er uns zunächst kleine Pflichten auferlegt.
Wenden wir uns von diesen Pflichten unzufrieden und murrend ab, wird uns nicht mehr
anvertraut, bis wir diese geringen Aufgaben freudig erfüllen und sie gut verrichten. Dann
erst werden uns größere Verantwortlichkeiten auferlegt.
Z2.250.1 (2T.250.1) Absatz: 7/13
Dir wurden Zentner anvertraut, nicht zum Vergeuden, sondern dass du sie zu den
Wechslern tust, damit der Meister sie bei seinem Kommen mit Zinsen zurückbekommt.
Gott hat diese Zentner nicht wahllos ausgeteilt. Er hat dieses heilige Pfand nach dem
Vermögen seiner Knechte ausgeteilt. „Jedem seine Arbeit.“ Er gibt unparteiisch und
erwartet dementsprechend Rückerstattung. Wenn alle ihre Pflicht nach dem Maß ihrer
Verantwortung erfüllen, wird das ihnen Anvertraute, sei es viel oder wenig, verdoppelt. Ihre
Treue wird geprüft und erprobt, und sie ist Beweis ihrer klugen Haushalterschaft und ihrer
Würdigkeit, mit dem wahren Reichtum betraut zu werden, nämlich mit der Gabe des
ewigen Lebens.
Z2.250.2 (2T.250.2) Absatz: 8/13
Auf der Konferenz in New York, Oktober 1868, wurden mir viele vorgeführt, die nichts tun,
aber Gutes vollbringen könnten. Es wurde mir eine Klasse von Gläubigen gezeigt, die sich
großzügiger Impulse, frommer Gefühle und einer Liebe, Gutes zu tun, wohl bewusst
waren, gleichzeitig aber nichts taten. Sie hegen selbstgefällige Empfindungen und
schmeicheln sich, dass sie ein großes und gutes Werk tun könnten und wollten, wenn sich
nur die Gelegenheit dazu böte und die Umstände günstig wären. Sie wollen jedoch die
Gelegenheit abwarten. Sie verachten die Kleinlichkeit des armen Geizhalses, der die
Bedürftigen mit einem armseligen Almosen abspeist. Sie sehen, dass er nur für sich selbst
lebt und nicht aufgefordert werden will, anderen Gutes zu tun. Er will andern mit den
Gaben seines Einflusses und seiner Mittel nicht beistehen, die ihm zum Gebrauch, aber
nicht zum Missbrauch, anvertraut wurden oder um sie in der Erde zu vergraben.
Diejenigen, die sich ihrer Selbstsucht und ihrem Geiz hingeben, sind verantwortlich für ihre
Knauserigkeit und die Gaben, die sie missbräuchlich verwenden. Aber mehr verantwortlich
sind jene, die wohltätige Empfindungen haben und geistliche Dinge rasch erfassen, wenn
sie unwillig bleiben, auf Gelegenheiten warten, die ihrer Auffassung nach noch nicht
gekommen sind, und dann ihre Bereitwilligkeit mit der Unwilligkeit des Geizhalses
vergleichen und ihren Zustand als besser einschätzen als den ihres geizigen Nachbarn.
Solche betrügen sich selbst. Der bloße Besitz von Fähigkeiten, die nicht benutzt werden,
vermehrt nur ihre Verantwortung; und wenn sie ihres Meisters Gaben unbenutzt lassen
oder horten, ist ihr Zustand nicht besser als der ihres Nachbarn, für den sie solche
Verachtung empfinden. Zu ihnen wird gesagt werden: Ihr kanntet eures Meisters Willen,
habt ihn aber nicht getan.
Z2.251.1 (2T.251.1) Absatz: 9/13
Hättest du deine Gedanken dazu erzogen, sich mit erhabenen Gegenständen zu befassen
und über himmlische Themen nachzusinnen, hättest du viel Gutes ausrichten können. Du
hättest einen Einfluss auf andere ausüben können, ihre selbstsüchtigen Gedanken und
ihre weltliche Haltung in Kanäle geistlicher Gesinnung zu leiten. Wären deine Zuneigung
und deine Gedanken dem Willen Christi unterworfen, wärst du zum Gutestun befähigt.
Deine Einbildungskraft ist krank, weil du ihr gestattet hast, sich in verbotenen Bahnen zu
bewegen und träumerisch zu werden. Tagträumerei und das Bauen von Luftschlössern
haben dich zur Brauchbarkeit unfähig gemacht. Du hast in einer Welt der Einbildung
gelebt. Du bist ein imaginärer Märtyrer und imaginärer Christ.
Z2.251.2 (2T.251.2) Absatz: 10/13
Im heutigen Zeitalter der Welt gibt es unter den Jugendlichen viel von dieser niedrigen
Gefühlsduselei, die sich mit ihrer religiösen Erfahrung vermischt. Meine Schwester, Gott
fordert von dir eine Umgestaltung. Ich bitte dich inständig, bringe deine Neigung auf ein
höheres Niveau. Weihe deine geistigen und körperlichen Kräfte dem Dienst deines
Erlösers, der dich erkauft hat. Heilige deine Gedanken und deine Gefühle, damit all deine
Werke in Gott getan sind.
Z2.251.3 (2T.251.3) Absatz: 11/13
Du befindest dich in einer traurigen Täuschung. Gott möchte, dass du jeden Gedanken
und jede Absicht deines Herzens einer Prüfung unterziehst. Gehe ehrlich mit dir selbst um.
Wären deine Zuneigungen auf Gott gerichtet gewesen, wie er es fordert, hättest du nicht
durch solche Prüfungen gehen müssen, wie es der Fall gewesen ist. Du bist ruhelos, und
das wird sich auch nicht ändern, bis deine Gedanken in eine andere Richtung gehen, bis
Tagträumerei und das Bauen von Luftschlössern aufhören und du die Arbeit der
Gegenwart verrichtest.
Z2.252.1 (2T.252.1) Absatz: 12/13
In deinen Briefen, die du schreibst, sprich nicht mehr von Ehestiften und von Vermutungen
über das Heiraten deiner Freunde. Der Ehebund ist heilig, aber in diesem entarteten
Zeitalter verdeckt er Verdorbenheiten jeder Beschreibung. Die Ehe wird missbraucht und
ist zu einer Sünde geworden, die heute eines der Zeichen der letzten Tage bildet, ebenso
wie die Eheschließungen vor der Sintflut, die damals eine Sünde darstellten. Satan ist
fortwährend bemüht, unerfahrene Jugendliche anzutreiben, übereilt eine eheliche
Verbindung einzugehen. Aber je weniger wir uns über die Ehen freuen, die heute
geschlossen werden, desto besser. Wenn die heilige Natur und die Anforderungen der
Ehe verstanden werden, wird sie selbst jetzt noch vom Himmel gutgeheißen, und das
Resultat bedeutet Glück für beide Parteien, und Gott wird verherrlicht werden. Möge der
Herr dich befähigen, das Werk zu verrichten, das vor dir liegt.
Z2.252.2 (2T.252.2) Absatz: 13/13
Ich bin dabei, über dieses verkehrte, betrügliche Werk zu schreiben, das unter dem
Deckmantel der Religion betrieben wird. Die Fleischeslust beherrscht Männer und Frauen.
Der Verstand ist durch verkehrte Gedanken und Gefühle moralisch verdorben. Und doch
hat die betrügerische Macht Satans ihre Augen so verblendet, dass getäuschte Seelen
sich schmeicheln, sie seien geistlich gesinnt und besonders geheiligt, während ihre
religiöse Erfahrung mehr aus liebeskranker Gefühlsduselei als aus Reinheit, wahrer
Frömmigkeit und Demut der Seele besteht. Ihr Gemüt ist nicht vom eigenen Ich entleert
und geübt und veredelt, indem sie durch gute Werke anderen zum Segen werden. „Ein
reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der: die Waisen und Witwen in
ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt erhalten.“ (Jakobus 1,27)
Wahre Religion veredelt den Verstand, läutert den Geschmack, heiligt das
Urteilsvermögen und macht ihren Besitzer zum Teilhaber der Reinheit und des Einflusses
vom Himmel. Sie zieht die Engel an und trennt mehr und mehr vom Geist und Einfluss der
Welt. – Battle Creek, Michigan.
Kapitel 37: Strenge in der Leitung der Familie
Z2.253.1 (2T.253.1) Absatz: 1/23
Bruder L, im letzten Juni wurde mir gezeigt, dass du Korrekturen in deinem Verhalten
vorzunehmen hast. Du erkennst dich selbst nicht. Dein Leben ist ein Fehlschlag gewesen.
Du behandelst deine Familie nicht klug und barmherzig. Du bist zu streng. Wenn du so
weitermachst wie bisher, wirst du das Leben deiner Frau verkürzen und deine Kinder
werden dich nicht lieben, sondern fürchten. Du glaubst, du handelst nach christlicher
Vernunft, aber darin betrügst du dich selbst.
Z2.253.2 (2T.253.2) Absatz: 2/23
Du hast eigenartige Ansichten, was die Führung deiner Familie anbelangt. Du übst eine
unabhängige despotische Herrschaft aus, die niemand in deiner Umgebung seinen freien
Willen lässt. Du denkst, als Haupt der Familie seist du hinlänglich geeignet, alle
Familienmitglieder nach deinem Kopf zu regieren, wie eine Maschine von den Händen des
Arbeiters in Bewegung gesetzt wird. Du diktierst und maßt dir Autorität an. Dies missfällt
dem Himmel und macht die mitleidigen Engel traurig. Du hast dich in deiner Familie
verhalten, als wärst du allein fähig zur Selbstverwaltung. Du hast dich verletzt gefühlt,
dass deine Frau es wagt, sich deiner Meinung zu widersetzen oder deine Entscheidungen
in Frage zu stellen.
Z2.253.3 (2T.253.3) Absatz: 3/23
Nach viel Langmut ihrerseits und geduldiger Nachsicht gegenüber deinen Launen hat sie
sich gegen die ungerechte Autoritätsanmaßung empört. Sie ist nervös und zerstreut
geworden und hat Verachtung gegenüber deinem Verhalten gezeigt. Du hast dies
Betragen von ihrer Seite in den schlimmsten Farben geschildert, hast sie der Sünde
beschuldigt und gesagt, sie lasse sich vom Geist des Teufels leiten, wo die Schuld doch
bei dir zu finden ist. Du hast sie beinahe zur Verzweiflung gebracht, und sie dann damit
verhöhnt. Wie leicht wäre es für dich gewesen, ihr Leben froh und angenehm zu gestalten.
Doch du hast das Gegenteil getan.
Z2.253.4 (2T.254.1) Absatz: 4/23
Du bist träge gewesen. Du warst nicht bestrebt, die Kräfte anzuwenden, die dir der Herr
verliehen hat. Diese sind dein Kapital. Ein vernünftiger Gebrauch dieser Kräfte und
Gewohnheiten der Ausdauer und des Fleißes würden dich zur Erlangung der
Bequemlichkeiten des Lebens befähigt haben. Du hast geirrt und angenommen, dass
Stolz deine Frau veranlasst, mehr Behaglichkeit in ihrem Heim zu wünschen. Du hast sie
sehr eingeschränkt und knapp gehalten. Sie benötigt eine größere Auswahl an
Lebensmitteln zu ihrer Ernährung, einen reichlicher gedeckten Tisch. In ihrem Haushalt
benötigt sie Dinge, so bequem und angenehm wie du es eben machen kannst, Dinge, die
ihre Arbeit erleichtern. Du hast die Sache ganz verkehrt angesehen. Du hast gedacht,
dass beinahe alles, was essbar ist, gut genug zum Leben sei, wenn du selbst damit
auskamst und deine Kraft erhalten konntest. Du hast Nachdruck darauf gelegt, dass
magere Kost das richtige für deine Frau sei. Aber sie kann kein gutes Blut und Fleisch
bilden und mit der Kost gedeihen, auf welche du dich beschränkst. Nicht alle Personen
können mit der gleichen Nahrung bestehen wie andere, selbst, wenn sie auf die gleiche
Art zubereitet ist.
Z2.254.1 (2T.254.2) Absatz: 5/23
Du bist in Gefahr, ein Fanatiker zu werden. Dein Körper war imstande, sehr raue, ärmliche
Kost in gutes Blut umzuwandeln. Deine blutbildenden Organe befinden sich in guter
Verfassung. Aber deine Frau benötigt eine ausgewähltere Nahrung. Gib ihr die gleiche
Kost, die dein Körper in gutes Blut umwandeln kann, und ihr Organismus kann sie nicht
verarbeiten. Ihr mangelt es an Lebenskraft. Deshalb benötigt sie eine reichhaltige,
stärkende Ernährung. Sie sollte eine gute Auswahl an Früchten haben und nicht Tag für
Tag auf die gleichen Dinge beschränkt sein. Sie hat einen schwachen Halt am Leben. Sie
ist krank, und die Bedürfnisse ihres Körpers sind sehr verschieden von denen eines
Gesunden.
Z2.254.2 (2T.254.3) Absatz: 6/23
Bruder L, du beanspruchst beachtliche Würde. Hast du diese Würde auch verdient? O
nein! Du hast sie dir zugeeignet. Du liebst deine Bequemlichkeit. Du und harte Arbeit – ihr
stimmt nicht überein. Wärst du nicht so träge in deinem Geschäft gewesen, könntest du
über manche Bequemlichkeit des Lebens verfügen, die du jetzt entbehren musst. Du hast
deiner Frau und deinen Kindern durch deine trägen Gewohnheiten Unrecht zugefügt.
Stunden, die mit emsiger Arbeit hätten zugebracht werden sollen, wurden von dir mit
Geschwätz, Lesen und eitlem Müßiggang vergeudet.
Z2.255.1 (2T.255.1) Absatz: 7/23
Du bist ebenso verantwortlich für dein Kapital an Kraft wie der Reiche für seinen
Reichtum. Ihr beide seid Haushalter. Jedem ist ein Werk zugewiesen. Du darfst deine
Kraft nicht missbrauchen, sondern sollst sie anwenden, dass du die Bedürfnisse deiner
Familie großzügig befriedigen kannst und dass du etwas hast, um Gottes Werk der
gegenwärtigen Wahrheit zu fördern. Du hast gesehen, dass in ... Stolz, Aufwand und
Eitelkeit existieren, und du warst entschlossen, dass dein Beispiel diesen Stolz und diese
Verschwendung nicht unterstützen soll. In deinem Bemühen, so zu handeln, ist deine
Sünde jedoch ebenso groß, nur in anderer Richtung.
Z2.255.2 (2T.255.2) Absatz: 8/23
Deine religiöse Erfahrung ist sehr fehlerhaft. Du hast dich als Beobachter betätigt, der über
das Zukurzkommen und die Fehler anderer wacht, und weil du Verkehrtheiten in ihnen
siehst, hast du dich über sie erhoben. Du bist vorsichtig und ehrlich im Handel gewesen,
und wenn du Nachlässigkeit in dieser Hinsicht bei anderen bemerkt hast, die ein hohes
Bekenntnis ablegen, hast du ihr Unrecht mit deinen Geschäftsprinzipien verglichen und in
deinem Herzen gesagt: „Ich bin besser als sie.“ Aber zur gleichen Zeit hieltest du dich von
der Gemeinde entfernt, wachtest und fandest Fehler, tatest aber nichts, um dem Herrn zu
Hilfe zu kommen und das Übel zu beseitigen. Du hattest einen Maßstab, nach dem du
andere richtetest. Wenn sie deinen Ideen nicht entsprachen, hatten sie nicht deine
Sympathie. Du verfielst in Selbstgefälligkeit.
Z2.255.3 (2T.255.3) Absatz: 9/23
Deine religiöse Erfahrung ist von Strenge gekennzeichnet. Würde Gott mit dir so
verfahren, wie du jene in der Gemeinde behandelt hast, die du im Irrtum glaubtest, und
wie du mit deiner eigenen Familie verfährst, wäre es in der Tat schlecht um dich bestellt.
Aber ein barmherziger Gott, der von zartem Mitgefühl ist und dessen liebevolle
Freundlichkeit sich nicht ändert, hat dir vergeben und dich nicht verworfen noch dich
deiner Übertretungen, deiner zahllosen Irrtümer und deines Abfalls wegen beiseite
geschoben. O nein! Er liebt dich immer noch.
Z2.255.4 (2T.256.1) Absatz: 10/23
Hast du je ernstlich daran gedacht: „Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen
werden“? Du hast in ... Stolz, Eitelkeit und einen weltlichen Geist in einigen gesehen, die
sich Christen nennen. Dies ist ein großes Übel; und weil dieser Geist gepflegt wird, sind
die Engel betrübt. Diejenigen, die auf diese Weise die Ungeheiligten nachahmen,
zerstreuen von Christo, und das Blut von Seelen klebt an ihren Kleidern. Wenn sie diesen
Weg weiter verfolgen, werden sie ihre eigene Seele verlieren und werden eines Tages zu
spüren bekommen, was es heißt, an anderen Seelen schuldig zu sein, die durch ihren
ungeheiligten Lebenswandel in die Irre geführt wurden, während sie vorgaben, durch
religiöse Grundsätze geleitet zu werden.
Z2.256.1 (2T.256.2) Absatz: 11/23
Du hast guten Grund, über den Stolz und den Mangel an Einfachheit bei denen, die sich
zu besseren Dingen bekennen, betrübt zu sein. Aber du hast auf andere aufgepasst und
über ihre Fehler und Verkehrtheiten gesprochen und dabei deine eigene Seele
vernachlässigt. Du bist nicht verantwortlich für irgendeine Sünde deiner Geschwister, es
sei denn, dass dein Beispiel sie zum Straucheln gebracht und ihre Füße vom schmalen
Pfad hinweggeführt hat. Dir steht ein großes und feierliches Werk bevor, dich selbst zu
beherrschen und zu besänftigen, sanftmütig und von Herzen demütig zu werden, dich zum
Zartgefühl zu erziehen, mitleidsvoll mit deiner Familie umzugehen, und jenen edlen Geist
und wahre Großmut der Seele zu besitzen, die alle Kleinlichkeit verabscheut.
Z2.256.2 (2T.256.3) Absatz: 12/23
Du hast gedacht, dass zu viel Mühe auf das Versammlungshaus angewandt wurde und
hast Bemerkungen fallen lassen über unnötige Ausgaben. Diese spezielle
Gewissenhaftigkeit deinerseits ist völlig unnötig. Es gibt nichts in dem Haus, was mit zu
viel Sorgfalt, zu viel gutem Geschmack und zu viel Ordnung bereitet wurde. Die Arbeit ist
nicht zu gut gemacht. Die Anordnung ist nicht übertrieben. Beachten jene, die über dieses
Haus der Anbetung murren, für wen es erbaut wurde? Es wurde errichtet, um Gottes Haus
zu sein, ihm geweiht zu werden, ein Platz, wo sich die Geschwister versammeln, um Gott
zu begegnen. Viele handeln so, als ob der Schöpfer Himmels und der Erde, der alles
Liebliche und Schöne in der Welt geschaffen hat, daran Gefallen fände, wenn ihm ein
Haus errichtet wird, dem es an Ordnung und Schönheit mangelt. Einige bauen große und
kostspielige Häuser für sich selbst, können es sich aber nicht leisten, viel auf ein Haus zu
verwenden, das sie Gott weihen wollen. Jeder Dollar in ihren Händen ist des Herrn. Er hat
ihnen das Geld für eine kurze Zeit geliehen, um es zu seiner Verherrlichung anzuwenden.
Sie aber geben diese Mittel zur Förderung des Werkes Gottes, als ob jeder so
verausgabte Dollar ein totaler Verlust wäre.
Z2.257.1 (2T.257.1) Absatz: 13/23
Gott möchte von seinen Kindern nicht, dass sie Mittel ausgeben für bloße Schau oder
Ausschmückungen; wenn sie ihm aber ein Haus zurichten, wo er seinem Volk begegnen
will, dann soll dies von schlichter Eleganz, Ordnung, Geschmack und einfacher Schönheit
gekennzeichnet sein. Diejenigen, die ein Haus für Gott bauen, sollten größeres Interesse,
mehr Sorgfalt und Geschmack in seiner Anordnung an den Tag legen, als der Zweck für
den es errichtet wird erhabener und heiliger ist, als das Bauen eines gewöhnlichen
Wohnhauses.
Z2.257.2 (2T.257.2) Absatz: 14/23
Der Herr liest die Absichten und Vorhaben der Menschen. Diejenigen, welche erhabene
Ansichten von seinem Charakter haben, werden ihr höchstes Vergnügen darin finden,
dass alles, was in irgendeiner Verbindung zu ihm steht, auf allerbeste Art und Weise
ausgeführt wird und von ausgewähltem Geschmack zeugt. Jene jedoch, die geizig ein
ärmlicheres Haus errichten, um es Gott zu weihen, als sie für sich selbst akzeptieren
würden, um darin zu wohnen, zeigen dadurch ihren Mangel an Ehrfurcht vor Gott und
heiligen Dingen. Ihre Werke zeigen, dass ihnen ihre eigenen Belange wichtiger sind, als
Angelegenheiten geistlicher Natur. Ewige Dinge nehmen bei vielen den zweiten Platz ein.
Es wird nicht für notwendig angesehen, gute und zweckdienliche Dinge zum Gebrauch im
Dienste Gottes zu haben; aber sie werden als sehr wichtig eingestuft, wenn es sich um
das irdische Leben dreht. Die Menschen offenbaren die wahre Natur der Prinzipien, von
denen sie sich leiten lassen.
Z2.257.3 (2T.258.1) Absatz: 15/23
Viele unserer Geschwister sind in ihren Ansichten engstirnig geworden. Ordnung,
Sauberkeit, Geschmack und Zweckmäßigkeit werden Stolz und Liebe zur Welt
gleichgestellt. Hier liegt ein Irrtum vor. Eitler Stolz, der sich durch auffällige Putzsucht und
nutzlosen Schmuck bekundet, gefällt Gott nicht. Aber er, der für den Menschen eine
wunderbare Welt erschuf, der in Eden einen lieblichen Garten mit einer großen Auswahl
an Bäumen mit Früchten und zur Zier pflanzte und die Erde mit lieblichen Blumen in
vielerlei Farben schmückte, hat ausgiebigen Beweis geliefert, dass er das Schöne liebt.
Doch wird er von den ärmsten seiner Kinder das bescheidenste Opfer akzeptieren, wenn
es das Beste ist, was sie ihm zu geben vermögen. Der Herr nimmt die Aufrichtigkeit der
Seele an. Der Mensch, in dessen Herzen Gott den Thron einnimmt, erhaben über alles
andere, wird von einer völligen Unterwerfung seines Willens unter den göttlichen Willen
geleitet werden, und wird sich vollkommen seiner Herrschaft und Regierung unterordnen.
Z2.258.1 (2T.258.2) Absatz: 16/23
Kurzsichtige Sterbliche können Gottes Wege und Werke nicht begreifen. Ihre Blicke sind
nicht zum Himmel gerichtet, wie es der Fall sein sollte. Sie hegen keine erhabenen
Ansichten über ewige Dinge. Sie betrachten diese mit umwölkten Sinnen. Sie finden keine
Ergötzung darin, Gottes Liebe, die Herrlichkeit und Pracht des Himmels, den erhabenen
Charakter der heiligen Engel und die Majestät und unaussprechliche Lieblichkeit Jesu,
unseres Erlösers, zu betrachten. Sie haben ihre Augen so lange auf irdische Dinge
gerichtet, dass ewige Szenen ihnen unbestimmt und undeutlich erscheinen. Sie haben
beschränkte Ansichten von Gott, Himmel und Ewigkeit.
Z2.258.2 (2T.258.3) Absatz: 17/23
Heilige Dinge werden irdischen gleichgestellt. Deshalb offenbaren Menschen Gott
gegenüber den gleichen habsüchtigen, engherzigen Geist wie im Umgang mit ihren
Mitmenschen. Ihre Opfer für den Herrn sind lahm, krank und mangelhaft. Sie berauben ihn
auf gleiche Weise wie sie ihre Mitmenschen berauben. Ihre Gemüter erreichen keinen
hohen moralischen Stand, sondern bewegen sich auf niedriger Ebene. Sie atmen ständig
die unreinen Ausdünstungen der Niederungen der Erde ein.
Z2.258.3 (2T.259.1) Absatz: 18/23
Bruder L, du beherrschst deine Familie mit eiserner Rute. Du gehst streng mit deinen
Kindern um. Durch dieses Verhalten wirst du nicht die Liebe deiner Kinder ernten. Du bist
nicht zärtlich, liebevoll, herzlich und höflich zu deiner Frau, sondern barsch, anklagend und
tadelsüchtig. Eine gut verwaltete, ordentliche Familie ist Gott und dienstbaren Engeln
wohlgefällig. Du musst lernen, ein Heim ordentlich, behaglich und angenehm zu gestalten.
Dann schmücke das Heim mit schicklicher Würde. Die Kinder werden diesen Geist
verspüren, und ihr beide werdet bereitwilliger Ordnung, Regelmäßigkeit und Gehorsam
von ihrer Seite erwarten können.
Z2.259.1 (2T.259.2) Absatz: 19/23
Bruder L, hast du daran gedacht, was ein Kind ist und wohin es geht? Deine Kinder sind
die jüngeren Glieder der Familie des Herrn – Brüder und Schwestern, die dir dein
himmlischer Vater anvertraut hat, damit du sie für den Himmel erziehst und heranbildest.
Wenn du sie so rau anfasst, wie es oft geschieht, denkst du daran, dass Gott dich dafür
zur Verantwortung ziehen wird? Du sollst deine Kinder nicht so hart behandeln. Ein Kind
ist kein Pferd oder Hund, die du nach deinem anmaßenden Willen dirigieren oder mit dem
Stecken, einer Peitsche oder mit Schlägen deiner Hand zur Unterwerfung zwingen kannst.
Einige Kinder haben ein so ungezügeltes Temperament, dass sie eine fühlbare Strafe
brauchen, aber sehr viele Fälle werden durch diese Art der Zucht nur verschlimmert.
Z2.259.2 (2T.259.3) Absatz: 20/23
Du musst Selbstbeherrschung üben. Strafe deine Kinder nie, wenn du ungeduldig oder
ärgerlich bist oder unter dem Einfluss von Leidenschaft stehst. Strafe sie mit Liebe und
zeige ihnen, dass es dir keine Freude macht, ihnen Schmerzen zu bereiten. Erhebe nie
deine Hand wider sie, ihnen einen Schlag zu versetzen, wenn du dich nicht mit gutem
Gewissen vor Gott beugen und ihn um seinen Segen zu dieser Korrektur, die du
vornehmen willst, anflehen kannst. Ermutige Liebe im Herzen deiner Kinder. Stelle ihnen
hohe und rechte Beweggründe der Selbstbeherrschung vor Augen. Erwecke bei ihnen
nicht den Eindruck, dass sie sich der Kontrolle unterwerfen müssen, weil es dein
despotischer Wille ist, weil sie schwach sind, du aber stark bist, und weil du der Vater bist
und sie die Kinder sind. Wenn du deine Familie ruinieren willst, dann fahre fort, sie mit
brutaler Gewalt zu beherrschen, und der Erfolg wird dir sicher sein.
Z2.259.3 (2T.260.1) Absatz: 21/23
Deine Frau ist weichherzig und leicht erregt. Sie fühlt die Härte deiner Strafe und dies
verleitet sie zum anderen Extrem. Sie versucht deiner Strenge entgegenzuwirken, und du
bemängelst es als große Pflichtvergessenheit ihrerseits, ihre Kinder unter Kontrolle zu
halten. Du glaubst, sie verwöhne sie, sei zu nachsichtig und zu weich. Du kannst ihr in
dieser Hinsicht nicht helfen, solange du dich nicht selbst korrigierst und jenes elterliche
Zartgefühl in deiner Familie offenbarst, wie es sich gebührt. Es ist dein verkehrtes
Verhalten, das deine Frau veranlasst, zu weich in ihrer Erziehung zu sein. Du musst deine
Natur besänftigen. Du musst durch den Einfluss des Geistes Gottes veredelt werden. Du
benötigst eine gründliche Bekehrung. Dann kannst du aus rechten Prinzipien handeln. Du
musst der Liebe Eingang in deiner Seele verschaffen und gestatten, dass sie die Stelle
deiner angemaßten Würde einnimmt. Das eigene Ich muss sterben.
Z2.260.1 (2T.260.2) Absatz: 22/23
Deine Frau braucht Zärtlichkeit und Liebe. Der Herr liebt sie. Sie ist dem Himmelreich viel
näher als du. Aber sie stirbt dahin in Zentimetern, und du bist derjenige, der ihr langsam
das Leben nimmt. Wenn du willst, kannst du ihr Leben glücklich machen. Du kannst sie
ermutigen, sich auf deine große Zuneigung zu stützen, ihr Vertrauen in dich zu setzen und
dich zu lieben. Du entfremdest ihr Herz von dir. Sie schreckt davor zurück, vor dir ihre
Gefühle zu offenbaren, denn du hast über ihre Ängste gespottet und prahlerisch deine
Meinung geäußert, als wäre sie das einzig Richtige. Ihre Hochachtung vor dir wird mit
Sicherheit schwinden, wenn du deinen Kurs beibehältst wie bisher. Und wenn erst der
Respekt verloren gegangen ist, wird auch die Liebe nicht mehr lange bleiben.
Z2.260.2 (2T.261.1) Absatz: 23/23
Ich bitte dich allen Ernstes, eine völlige Kehrtwendung zu machen, dich zu demütigen und
zu bekennen, dass du deiner Frau Unrecht zugefügt hast. Sie ist nicht vollkommen. Sie
hat Fehler, aber sie wünscht aufrichtig Gott zu dienen und geduldig dein Verhalten ihr und
deinen Kindern gegenüber zu ertragen. Du bist schnell dabei, die Fehler deiner Frau zu
entdecken, und wenn du einen Makel aufschnappen kannst, wirst du es tun. Sie ist
schwach, aber mit ihrer geringen Stärke verherrlicht sie Gott mehr als du mit deiner
großen Kraft. – Battle Creek, 17. Januar 1869.
Kapitel 38: Ein Brief zum Geburtstag
Z2.261.1 (2T.261.2) Absatz: 1/20
Mein lieber Sohn! Ich schreibe dir dies zu deinem neunzehnten Geburtstag. Wir haben uns
gefreut, dass du einige Wochen bei uns sein konntest. Du wirst uns nun verlassen,
begleiten aber werden dich unsere Gebete.
Z2.261.2 (2T.261.3) Absatz: 2/20
Heute vollendest du wieder ein Lebensjahr. Welchen Rückblick kannst du darüber halten?
Bist du im Glaubensleben gewachsen? Hast du an geistlicher Gesinnung zugenommen?
Hast du alle Selbstsucht samt den Lüsten und Begierden abgelegt? Hat dein Interesse am
Studium der Heiligen Schrift zugenommen? Hast du deine Gefühle und deinen Eigensinn
entscheidend bezwingen können? Wie lautet der Bericht über dein vergangenes
Lebensjahr, das nun der Ewigkeit angehört und nie mehr zurückkehren kann?
Z2.261.3 (2T.261.4) Absatz: 3/20
Wenn du nun in ein neues Lebensjahr eintrittst, dann nimm dir ernsthaft vor, deinen Kurs
vorwärts und aufwärts zu richten. Führe ein edleres und vortrefflicheres Leben als bisher!
Setz dir zum Ziel, weniger deinen eigenen Interessen und Vergnügen nachzugehen als
dem Fortschritt des Werkes Gottes zu dienen! Lass dich nicht in eine Stellung bringen, in
der du ständig Hilfe benötigst und in der andere auf dich achten müssen, um dich auf dem
schmalen Pfad zu halten! Du musst stark sein, um einen heiligenden Einfluss auf andere
Menschen ausüben zu können. Dein Platz ist dort, wo sich dein Herz angesprochen fühlt,
anderen Gutes zu tun, die Traurigen zu trösten, die Hilflosen zu stärken und dein Zeugnis
für Christum abzulegen, sooft sich Gelegenheit dazu bietet. Ehre Gott in allen Dingen,
immer und überall. Verbinde deine Religion mit allen Lebenslagen. Sei gründlich in allem,
was du unternimmst!
Z2.261.4 (2T.262.1) Absatz: 4/20
Du hast die errettende Kraft Gottes nicht so erfahren, wie es hätte der Fall sein können,
weil du die Verherrlichung Christi nicht zum Hauptziel deines Lebens gemacht hast. Lass
jedes Vorhaben, das du planst, jede Arbeit, die du aufnimmst, und jedes Vergnügen,
dessen du dich erfreust, zur Ehre Gottes gereichen! Die Sprache deines Herzens sei: O
Gott, ich bin dein, um für dich zu leben, zu wirken und zu leiden.
Z2.262.1 (2T.262.2) Absatz: 5/20
Viele bekennen, sich auf des Herrn Seite zu befinden; doch in Wirklichkeit liegt das
Schwergewicht ihres Tun und Lassens auf Satans Seite. Wodurch können wir
unterscheiden, auf wessen Seite wir uns befinden? Wer besitzt unser Herz? Bei wem
verweilen unsere Gedanken? Über wen unterhalten wir uns am liebsten? Wem gelten
unsere innigsten Gefühle und besten Kräfte? Wenn wir uns auf der Seite des Herrn
befinden, sind unsere Gedanken bei ihm, und er allein wird zum Mittelpunkt unseres
Denkens und Handelns. Freundschaft mit der Welt kennen wir nicht. Alles, was wir sind
und haben, ist ihm geweiht. Wir sehnen uns danach, seinem Bild ähnlich zu werden,
seinen Geist zu atmen, seinen Willen zu tun und ihm in allen Dingen zu gefallen.
Z2.262.2 (2T.262.3) Absatz: 6/20
Du solltest einen so entschiedenen Lebenswandel führen, dass sich niemand in dir
täuschen kann. Ohne Entschlossenheit ist es dir nicht möglich, deine Umwelt zu
beeinflussen. Deine Entschlüsse mögen gut und aufrichtig sein, aber sie werden erfolglos
bleiben, wenn du Gott nicht zu deiner Stärke machst und selbst mit unerschütterlicher
Zielstrebigkeit vorangehst. Deine Aufgabe sei, dein ganzes Herz im Werke Gottes
einzusetzen und im christlichen Leben ernsthaft Erfahrungen zu sammeln. Folge dem
beispielhaften Leben des Heilandes!
Z2.262.3 (2T.263.1) Absatz: 7/20
Du kannst nicht Gott und dem Mammon zu gleicher Zeit dienen. Entweder bist du völlig
auf der Seite des Herrn oder auf der Seite des Feindes. „Wer nicht mit mir ist, der ist wider
mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ (Matthäus 12,30) Das religiöse Leben
mancher Menschen endet als Fehlschlag, weil sie immer hin und her schwanken und sich
nicht entscheiden können. Häufig sind sie überzeugt und nahezu bereit, Gott alles
auszuliefern, aber dann verlieren sie diese Bereitwilligkeit und fallen wieder zurück. Auf
diese Weise verhärtet sich das Gewissen und wird gegenüber den Einwirkungen des
Geistes Gottes immer unempfindlicher. Sein Geist, der warnt und überzeugt, wurde so
lange missachtet, bis er sich betrübt zurückzog. Gott lässt sich nicht spotten. Er zeigt uns
deutlich unsere Pflicht, und wenn wir versäumen, dem Licht zu folgen, wird es zu
Finsternis.
Z2.262.4 (2T.263.2) Absatz: 8/20
Gott fordert dich auf, mit ihm in seinem Weinberg zu arbeiten. Beginne dort, wo du dich
gerade befindest! Komm zum Kreuz, und dort sage dich los von aller Ichsucht, von der
Welt und von jedem Götzen! Nimm Jesus ganz in dein Herz auf! Du befindest dich an
einem Platz, wo es dir nicht leicht ist, die Hingabe zu bewahren und einen Einfluss
auszuüben, der andere Menschen von Sünde, Vergnügen und Ausschweifung wegführt
und sie auf den schmalen Weg bringt, der vom Herrn durch die Erlösung bereitet wurde,
dass man darauf wandle.
Z2.263.1 (2T.263.3) Absatz: 9/20
Unterwirf dich völlig dem Herrn; gib alles rückhaltlos hin, und trachte dann nach dem
Frieden, welcher höher ist denn alle Vernunft. Nur wenn du in Christo lebst, kannst du von
ihm Nahrung bekommen, sonst gleichst du einer vertrockneten Rebe. Dein Mangel an
Reinheit und wahrer Heiligkeit kommt dir nicht zum Bewusstsein. Ernsthaft solltest du
nach dem Heiligen Geist verlangen und aufrichtig darum beten. Du kannst nicht den
Segen Gottes erwarten, ohne danach zu trachten. Wenn du alle dir erreichbaren Mittel
benutzen würdest, verspürtest du ein Wachstum in der Gnade Gottes und könntest dich zu
einem erhabeneren Leben aufschwingen.
Z2.263.2 (2T.263.4) Absatz: 10/20
Es ist für dich nicht selbstverständlich, geistliche Dinge zu lieben; doch du kannst dich
dafür begeistern, wenn du dein Gemüt, die Kraft deines Wesens, in dieser Richtung
schulst. Dir fehlt die Tatkraft. Wahre Erziehung besteht darin, unsere Fähigkeiten so
einzusetzen, dass nützliche Ergebnisse erzielt werden. Warum vermag Religion unsere
Aufmerksamkeit so wenig zu fesseln, während das weltliche Leben unsere Geistes- und
Körperkräfte mit Beschlag belegt? Es kommt daher, weil die ganze Kraft unseres Seins in
diese Richtung zielt. Wir haben uns so lange ernsthaft und nachdrücklich mit weltlichen
Angelegenheiten beschäftigt, bis es für unsere Gedanken selbstverständlich ist, sich in
dieser Richtung zu bewegen. Aus diesem Grunde finden es Christen so schwer, ein
religiöses Leben zu führen und so leicht, der Welt zu dienen. Die Fähigkeiten sind daran
gewöhnt worden, ihre Kraft auf diesem Gebiet anzuwenden. Im Glaubensleben hat man
wohl den Wahrheiten aus Gottes Wort zugestimmt, doch fehlt es an der praktischen
Durchführung dieser Wahrheiten im wirklichen Leben.
Z2.263.3 (2T.264.1) Absatz: 11/20
Man hat versäumt, Frömmigkeit und religiöses Gedankengut in die Erziehung
einzubeziehen; denn sie sollten das ganze Wesen beeinflussen und beherrschen. Es fehlt
die Gewohnheit, recht zu handeln. Hie und da ein Anlauf, ja, aber über göttliche Dinge
bereitwillig und in natürlicher Weise nachzudenken, gehört nicht zum alles
beherrschenden Grundsatz.
Z2.264.1 (2T.264.2) Absatz: 12/20
Es ist nicht nötig, geistlich zu verkümmern, wenn der Verstand fortgesetzt in geistlichen
Dingen geübt wird. Jedoch dafür lediglich zu beten, kann den Erfordernissen eines
solchen Falles niemals gerecht werden. Du musst deinen Geist daran gewöhnen, sich
auch auf geistliche Dinge zu konzentrieren, denn die Übung stärkt dieses Bestreben. Viele
bekenntliche Christen sind auf dem besten Wege, beide Welten zu verlieren. Halb Christ
und halb Weltmensch zu sein, heißt, dass du nur zum hundertsten Teil ein Christ bist; der
Rest ist weltlich.
Z2.264.2 (2T.264.3) Absatz: 13/20
Gott fordert ein Leben aus dem Geist. Doch Tausende rufen: „Ich weiß nicht, was mit mir
ist. Mir fehlt die geistliche Kraft, und ich besitze nicht den Geist Gottes.“ Die gleichen
Menschen aber werden munter und gesprächig, ja sogar beredt, wenn sie von weltlichen
Angelegenheiten erzählen. Hör ihnen jedoch einmal in der Versammlung zu: Dort wissen
sie nur ungefähr ein Dutzend Wörter mit kaum hörbarer Stimme zu sagen. Sie sind
Männer und Frauen der Welt. Sie haben ihre weltlichen Neigungen so lange gepflegt, bis
ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet erstarkt sind. In geistlichen Dingen aber erscheinen sie
so hilflos wie Säuglinge, während man von ihnen erwartet, dass sie tüchtig und erfahren
seien. Sie lieben es nicht, über das Geheimnis der Gottseligkeit nachzusinnen. Die
Sprache des Himmels ist ihnen unbekannt. Sie erziehen sich nicht dazu, in die
himmlischen Chöre oder in die Huldigungen mit einzustimmen, denen dort alle
Aufmerksamkeit gehört.
Z2.264.3 (2T.265.1) Absatz: 14/20
Namenschristen, weltliche Christen sind mit himmlischen Dingen nicht vertraut. Sie
werden niemals zu den Toren des neuen Jerusalem gebracht werden, um dort an
Gottesdiensten teilzunehmen, die sie bisher nicht sonderlich interessierten. Sie haben ihre
Gemüter nicht darin geübt, an der Hingabe für Gott und an der Betrachtung göttlicher und
himmlischer Dinge Gefallen zu finden. Wie sollte es dann möglich sein, dass sie sich an
himmlischen Gottesdiensten beteiligen? Wie würden sie sich an geistlichen, reinen und
heiligen Dingen im Himmel erfreuen können, wenn ihnen dies auf Erden keine besondere
Freude bereitet? Dort herrscht wahre Reinheit. Aber dies alles ist ihnen fremd. Als sie noch
ihren weltlichen Beschäftigungen nachgingen, wussten sie genau, woran sie sich zu halten
hatten und was zu tun war. Durch ständige Gewohnheit nahmen die weniger wertvollen
Fähigkeiten zu, während die wertvolleren, edleren Kräfte des Geistes – weil sie
brachlagen –unfähig wurden, sich plötzlich auf geistliche Dinge einzustellen. Diese
geistlichen Dinge werden nicht erkannt, weil sie mit weltliebenden Augen betrachtet
werden, die nicht beurteilen können, um wie viel der Wert und die Herrlichkeit des
Göttlichen höher einzuschätzen sind als alle Güter der Welt.
Z2.265.1 (2T.265.2) Absatz: 15/20
Der Geist muss erzogen und angehalten werden, die Reinheit zu schätzen. Liebe zu
geistlichen Dingen sollte ermutigt werden, ja, muss ermutigt werden, wenn du in der
Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen willst. Der Wunsch nach Güte und
wahrer Heiligkeit ist schon richtig, sofern du danach handelst; hältst du dich aber hier
zurück, nützen alle Bemühungen nichts. Gute Vorsätze sind recht, doch sie bringen nichts
ein, solange sie nicht entschlossen ausgeführt werden. Viele werden verloren gehen,
während sie hoffen und wünschen, Christen zu sein. Weil sie sich aber nicht ernsthaft
darum bemüht haben. werden sie einst gewogen und zu leicht befunden werden. Dem
menschlichen Willen muss ständig das rechte Ziel vor Augen stehen. Ich will von ganzem
Herzen ein Christ sein. Ich will die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe vollkommener
Liebe erkennen. Beachte das Wort Jesu: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der
Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ (Matthäus 5,6) Christus hat reichlich
vorgesorgt, um die nach Gerechtigkeit hungernde und dürstende Seele zu sättigen.
Z2.265.2 (2T.266.1) Absatz: 16/20
Das reine Element der Liebe weitet die Aufnahmefähigkeit der Seele für eine tiefere
Erkenntnis göttlicher Dinge, so dass sie sich mit nichts weniger als der Fülle zufrieden gibt.
Die meisten bekenntlichen Christen haben keinen Begriff von der geistlichen Stärke, die
sie empfangen könnten, wenn sie ebenso ehrgeizig, eifrig und ausdauernd nach göttlicher
Erkenntnis trachteten wie nach den armseligen, vergänglichen Dingen dieses Lebens. Die
Mehrzahl dieser Scheinchristen ist mit ihrem geistlich verkümmerten Zustand zufrieden.
Sie verspüren keinerlei Neigung, das Trachten nach dem Reiche Gottes und seiner
Gerechtigkeit zum Hauptgegenstand ihres Lebens zu machen, daher bleibt ihnen die
Gottseligkeit ein unerforschliches Geheimnis, das sie nicht begreifen können. Sie kennen
Christum nicht aus Erfahrung.
Z2.266.1 (2T.266.2) Absatz: 17/20
Diese Männer und Frauen mit ihrer zwergenhaften, verkümmerten göttlichen Erkenntnis
sollten einmal plötzlich in den Himmel versetzt werden und für einen Augenblick Zeuge der
erhabenen und heiligen Vollkommenheit sein, die dort immer herrscht. Jede Seele ist dort
voll Liebe; jedes Antlitz strahlt vor Freude; gewaltige Chöre erklingen zur Ehre Gottes und
des Lammes; unaufhörlich ergießen sich Lichtströme über die Heiligen vom Angesichte
Gottes, der auf dem Stuhl sitzt, und von dem Lamm. Jene Menschen sollten sich bewusst
werden, dass man noch größere und stolzere Freuden erleben kann; denn je mehr
göttliche Freuden man empfängt, desto größer wird die Fähigkeit, ewige Freuden
aufzunehmen. Ständig müssten sie bemüht sein, noch mehr von den unerschöpflichen
Quellen der Herrlichkeit und Wonne zu empfangen. Könnten solche Menschen, so frage
ich, sich mit den himmlischen Scharen vereinen, teilhaben an ihren Liedern und die reine,
erhabene und großartige Herrlichkeit ertragen, die von Gott und dem Lamm ausgeht? O
nein! Ihre Prüfungszeit wurde um Jahre verlängert, damit sie die Sprache des Himmels
lernen könnten und teilhaftig würden der göttlichen Natur, so sie fliehen die vergängliche
Lust der Welt. (2.Petrus 1,4) Sie aber handelten nach eigenen Plänen, die ihre
Geisteskräfte und die Energien ihres Wesens voll in Anspruch nahmen. Sie konnten es
sich nicht leisten, Gott uneingeschränkt zu dienen und darin ihre Aufgabe zu erblicken.
Zuerst wurden die weltlichen Angelegenheiten erledigt, die ihre besten Kräfte
verschlangen, während Gott nur ein sehr flüchtiger Gedanke gewidmet wurde. Können
solche umgestaltet werden, nachdem die letzte Entscheidung gefallen ist: „Wer böse ist,
der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der
sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig“ (Offenbarung 22,11)? Diese
Zeit wird kommen.
Z2.267.1 (2T.267.1) Absatz: 18/20
Wem es zu einer Gewohnheit geworden ist, sich an geistlichen Übungen zu erfreuen,
kann auch verwandelt werden, ohne von der Reinheit und unvorstellbaren Herrlichkeit des
Himmels niedergeschmettert zu werden. Du magst ein guter Kunstkenner sein, auch als
Wissenschaftler Erfolg haben, magst dich als Musiker und Schriftsteller auszeichnen und
mit deinen Manieren bei deinen Freunden Anklang finden, aber was haben diese Dinge
mit der Vorbereitung auf den Himmel zu tun? Können sie dich vorbereiten, einmal vor
Gottes Gericht zu stehen?
Z2.267.2 (2T.267.2) Absatz: 19/20
Irre dich nicht! Gott lässt seiner nicht spotten. Nichts anderes als Heiligkeit kann dich auf
den Himmel vorbereiten. Nur echte, aufrichtige und auf Erfahrung beruhende Frömmigkeit
kann dir einen reinen, edlen Charakter vermitteln und dich befähigen, in die Gegenwart
Gottes einzugehen, der in einem Licht wohnt, da niemand zukommen kann. (1.Timotheus
6,16) Wenn der himmlische Charakter nicht auf Erden erworben wird, kann er überhaupt
nie erlangt werden. Deshalb beginne damit sofort! Schmeichle dir nicht, dass eine Zeit
kommen wird, wo es dir gelänge, dich ernsthafter um echte Frömmigkeit zu bemühen.
Jeder Tag vergrößert den Abstand zwischen dir und Gott. Bereite dich für die Ewigkeit mit
einem Eifer vor, den du bisher nicht an den Tag gelegt hast! Erziehe dich so, dass du dich
nach dem Wort Gottes sehnst, nach den Gebetsversammlungen, nach den Stunden der
Erbauung und vor allem nach den Zwiegesprächen mit ihm. Werde himmlisch gesinnt,
wenn du einst in den himmlischen Chor in den Wohnungen droben mit einstimmen willst!
Z2.267.3 (2T.268.1) Absatz: 20/20
Nun beginnt für dich ein neues Lebensjahr. In den Büchern des Himmels schlägt der
berichtführende Engel eine neue Seite um. Was wird wohl auf dieser Seite stehen? Soll
sie durch die Nichtachtung Gottes und durch unerfüllte Pflichten befleckt werden? Gott
verhüte das! Möge dort ein Zeugnis eingetragen werden, dessen du dich nicht zu
schämen brauchst, wenn es dem prüfenden Blick von Menschen und Engeln offenbar
wird. – Greenville, Michigan, 27. Juli 1868.
Kapitel 39: Der Betrug des Reichtums
Z2.268.1 (2T.268.2) Absatz: 1/52
Liebe Schwester M! Als mir der Herr deinen Fall vor Augen führte, wurde ich im Geist viele
Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, als du den Glauben an die baldige Wiederkunft
Christi annahmst. Du schautest nach ihm aus und liebtest sein Erscheinen.
Z2.268.2 (2T.268.3) Absatz: 2/52
Dein Mann war von Natur aus ein liebevoller, edelgesinnter Mann, aber er verließ sich auf
seine eigene Kraft, die sich als Schwäche erwies. Er empfand nicht die Notwendigkeit,
Gott zu seiner Stärke zu machen. Alkohol betäubte sein Gehirn und lähmte schließlich die
hohen Verstandeskräfte. Seine göttliche Manneswürde wurde geopfert, um seinen Durst
auf starke Getränke zu befriedigen.
Z2.268.3 (2T.268.4) Absatz: 3/52
Du hast Widerstand und Beschimpfungen erlitten. Doch Gott war die Quelle deiner Kraft.
Weil du ihm vertrautest, half er dir. Trotz all deiner Prüfungen wurdest du nicht
überwunden. Wie oft haben die heiligen Engel dich gestärkt, wenn du verzweifelt warst.
Sie haben deine Gedanken lebhaft auf Schriftstellen verwiesen, die von der nie
erlahmenden Liebe Gottes zeugten und dass seine liebevolle Freundlichkeit kein Ende
hat. Du hast dein Vertrauen auf Gott gesetzt. Es war dir Speise und Trank, den Willen
deines himmlischen Vaters zu tun. Zeitweilig vertrautest du fest Gottes Verheißungen;
dann aber wurde dein Glaube aufs Äußerste geprüft. Gottes Handlungen schienen
geheimnisvoll zu sein. Die meiste Zeit jedoch hattest du den Beweis, dass er deine
Anfechtungen sah und nicht zulassen würde, dass die Lasten dich erdrücken.
Z2.268.4 (2T.269.1) Absatz: 4/52
Der Meister sah, dass du eine Tauglichkeit für das Himmelreich benötigtest. Er ließ nicht
zu, dass die Feuer der Anfechtung dich verzehrten. Als derjenige, der das Silber läutert
und reinigt, war sein Blick auf dich gerichtet und wachte über den Reinigungsprozess, bis
er in dir sein Ebenbild erkannte. Obgleich die Flammen der Anfechtung dich oftmals
umloderten und du dachtest, sie würden dich verzehren, war Gottes liebevolle
Freundlichkeit ebenso stark auf dich gerichtet wie zu den Zeiten, als du festen Geistes
warst und in ihm triumphiertest. Der Feuerofen sollte dich reinigen und läutern, aber nicht
verzehren und vernichten.
Z2.269.1 (2T.269.2) Absatz: 5/52
Ich sah deinen Kampf mit der Not, wie du danach strebtest, dich selbst und deine Kinder
zu ernähren. Oftmals wusstest du keinen Ausweg mehr, und die Zukunft lag dunkel und
ungewiss vor dir. In deinem Elend riefst du zum Herrn, und er tröstete dich und half dir,
und Lichtstrahlen der Hoffnung erleuchteten deinen Pfad. Wie teuer war dir zu solchen
Zeiten Gott! Wie wohltuend seine trostreiche Liebe! Du warst dir bewusst, einen köstlichen
Schatz im Himmel zu haben. Als du den Lohn der schwergeprüften Kinder Gottes
erblicktest, wurde dir die Tatsache, dass du Gott als deinen Vater in Anspruch nehmen
darfst, zu einer ungemein tröstlichen Gewissheit.
Z2.269.2 (2T.269.3) Absatz: 6/52
Dein Fall war wirklich schlimmer, als wenn du Witwe geworden wärst. Dein Herz verzagte
wegen der Bosheit deines Mannes. Aber seine Verfolgung, seine Drohungen und seine
Gewaltanwendungen verleiteten dich nicht, auf deine eigene Weisheit zu vertrauen und
Gott zu vergessen. Im Gegenteil, du fühltest deutlich deine Schwachheit und dass du nicht
im Stande gewesen warst, deine Last zu tragen, und in deiner empfundenen Schwäche
erfuhrst du Erleichterung, indem du die schweren Bürden zu Jesu, dem großen
Bürdenträger, brachtest. Wie schätztest du jeden Lichtstrahl von seiner Gegenwart! Wie
stark fühltest du dich in seiner Kraft! Wenn ein Sturm der Verfolgung und Grausamkeit
plötzlich über dich hereinbrach, ließ der Herr nicht zu, dass du überwältigt wurdest. In
jenen Zeiten der Prüfung empfandest du eine Kraft, eine Ruhe und einen Frieden, die dich
erstaunten.
Z2.269.3 (2T.270.1) Absatz: 7/52
Wenn schmähende Anklagen und Sticheleien, grausamer als Speere und Pfeile, auf dich
niederprasselten, veranlasste dich der Einfluss des Geistes Gottes, ruhig und
leidenschaftslos zu sprechen. Es war nicht natürlich, so zu handeln. Es war die Frucht des
Geistes Gottes. Es war Gottes Gnade, die deinen Glauben inmitten der Betrübnis
enttäuschter Hoffnungen aufrechterhielt. Die Gnade stärkte dich für den Kampf und die
Mühsal und ließ dich als Sieger daraus hervorgehen. Die Gnade lehrte dich, zu beten, zu
lieben und zu vertrauen trotz deiner ungünstigen Umgebung. Wenn du oftmals
bemerktest, dass deine Gebete auf ganz spezielle Art und Weise erhört wurden, fühltest
du nicht, dass es deinen Verdiensten zuzuschreiben war, sondern deiner großen Not.
Deine Verlegenheit war Gottes Gelegenheit. Dein Leben in jenen Prüfungstagen bestand
darin, Gott zu vertrauen. Und die Offenbarung seiner besonderen Befreiung aus
schwierigsten Lagen waren gleich einer Oase in der Wüste für den ermatteten, müden
Reisenden.
Z2.270.1 (2T.270.2) Absatz: 8/52
Der Herr ließ dich nicht zugrunde gehen. Der Herr erweckte dir oftmals Freunde, wenn du
es am wenigsten erwartetest. Engel Gottes dienten dir, während sie dich Schritt für Schritt
auf dem rauen Pfad leiteten. Du wurdest von Armut bedrückt, aber das war noch die
geringste Schwierigkeit, mit der du zu kämpfen hattest. Als N seine Macht ausübte, dich zu
misshandeln und dir Schaden zuzufügen, fühltest du, dass der Kelch in der Tat bitter war,
den du zu trinken hattest. Und als er sich selbst herabwürdigte, um einen anderen Kurs
der Ungerechtigkeit zu verfolgen und du in deinem Haus beschimpft und beleidigt wurdest,
schuf er einen Abgrund zwischen sich und dir, der nie mehr überbrückt werden konnte. In
diesem schlimmen Elend und dieser Verlegenheit erweckte der Herr dir Freunde. Er ließ
dich nicht allein. Seine Kraft wurde dir mitgeteilt, und du konntest sagen: „Der Herr ist mein
Helfer.“
Z2.270.2 (2T.271.1) Absatz: 9/52
Durch all deine Prüfungen hindurch, die nie vor anderen völlig offenbar wurden, hattest du
einen nie versagenden Freund, der gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an
der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20) Während er auf Erden weilte, wurde er immer von
menschlichem Weh berührt. Obgleich er zu seinem Vater aufgefahren ist und jetzt von
Engeln angebetet wird, die bereitstehen, rasch seinen Befehlen zu gehorchen, hat sein
Herz, das liebt, bemitleidet und mitfühlt, keine Veränderung erfahren. Es bleibt ein Herz
voll unveränderlicher Zärtlichkeit. Der gleiche Jesus war bekannt mit all deinen Prüfungen
und ließ dich nicht allein in deinem Kampf mit Versuchungen und dem Bösen. Er ließ nicht
zu, dass du schließlich von Lasten und Sorgen niedergewalzt wurdest. Durch seine Engel
flüsterte er dir zu: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir.“ (Jesaja 41,10) Ich bin „der
Lebendige, ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
(Offenbarung 1,18) „Ich kenne deinen Kummer; ich habe ihn selbst erfahren. Ich bin mit
deinen Kämpfen bekannt; auch ich hatte zu kämpfen. Ich weiß von deinen Versuchungen;
auch mir blieben sie nicht erspart. Ich habe deine Tränen gesehen; auch ich habe geweint.
Deine irdischen Hoffnungen wurden zerstört; aber lass die Augen des Glaubens
emporgerichtet sein und den Vorhang durchdringen, und dort verankere deine
Hoffnungen. Die ewige Verheißung wird dir gehören, dass du einen Freund besitzt, der
mehr liebt als ein Bruder.“
Z2.271.1 (2T.271.2) Absatz: 10/52
O meine Schwester, wenn du nur die Wege und Werke Gottes erkennen könntest, wie sie
mir gezeigt wurden, die er in den Schwierigkeiten und Prüfungen deiner früheren
Erfahrungen offenbarte, als du von Armut niedergebeugt wurdest, dann würdest du ihn nie
vergessen, deine Liebe würde statt dessen zunehmen und dein Eifer, seine Ehre zu
fördern, würde nie erlahmen.
Z2.271.2 (2T.271.3) Absatz: 11/52
Als Folge deiner Anfechtungen und absonderlichen Prüfungen hat deine Gesundheit
gelitten. Es gab nur wenige Freunde des Werkes Gottes, und viele von ihnen waren arm.
Du konntest nur wenig Hilfe von rechts und links erwarten. Du blicktest auf deine Kinder
und deinen verlassenen, hilflosen Zustand, und dein Herz verzagte fast. In dieser Zeit
wurdest du durch den Einfluss von Adventisten, die sich mit den „Shakers“ verbunden
hatten, und in die du Vertrauen setztest, weil sie deine Freunde in der Not gewesen waren,
veranlasst, die Versammlung dieser Sekte eine Zeit lang zu besuchen. Aber die Engel
Gottes verließen dich nicht. Sie dienten dir und umgaben dich wie eine feurige Mauer.
Besonders behüteten sie dich von den betrüglichen Einflüssen, die unter jenen Leuten
herrschten. Die „Shakers“ dachten, du würdest deine Interessen mit den ihren verbinden,
du würdest ihnen und ihrer Sache eine gute Hilfe sein, wenn du veranlasst werden
könntest, dich ihnen anzuschließen; denn du würdest ein ehrenhaftes Glied ihrer
Gesellschaft sein. Sie würden dir eine hohe Stellung angeboten haben. Einige der
„Shakers“ hatten geistliche Offenbarungen empfangen und sagten ihnen, dass du von Gott
erwählt seist, ein prominentes Glied ihrer Gesellschaft zu werden. Du würdest dich jedoch
nicht drängen lassen; dass aber Freundlichkeit einen machtvollen Einfluss ausüben
würde, wo Gewalt und Druck verfehlen würden, ihre Hoffnungen zu erfüllen. Unter ihnen
wurde auf machtvolle Weise Magnetismus ausgeübt. Sie schmeichelten sich, dass du
durch diese Macht dahin gebracht werden könntest, die Dinge im gleichen Licht zu sehen
wie sie. Du warst dir all der Künste und der Täuschungen nicht bewusst, die angewendet
wurden, um ihren Zweck zu erreichen. Der Herr bewahrte dich. Du schienst von einem
Lichtkreis umgeben zu sein, der von den dienstbaren Engeln ausging. Der Herr öffnete
einen Weg für dich, so dass du jene verführte Gemeinschaft unbeschadet und mit den
Grundsätzen deines Glaubens unverändert verlassen konntest.
Z2.272.1 (2T.272.2) Absatz: 12/52
Dein kranker Arm war eine große Prüfung. Du hattest dich überall um Hilfe hingewandt. Du
hattest einer Frau gestattet, ihre vergebliche Geschicklichkeit bei dir anzuwenden. Diese
Frau war ein spezielles Werkzeug Satans. Durch ihre Experimente verlorst du fast dein
Leben. Das Gift, das deinem Organismus einverleibt wurde, hätte genügt, eine starke
Person zu töten. Wieder trat Gott dazwischen, oder dein Leben wäre aufgeopfert worden.
Z2.272.2 (2T.273.1) Absatz: 13/52
Alle Mittel, die du einsetztest zur Wiederherstellung der Gesundheit, sind fehlgeschlagen.
Nicht nur dein Arm, sondern dein ganzer Körper war krank. Deine Lungen waren
angegriffen, und du gingst rasch dem Tod entgegen. Zu dieser Zeit fühltest du, dass Gott
allein dir helfen konnte. Du konntest noch etwas mehr tun; du konntest der Anweisung des
Apostels in Jakobus 5 folgen. Dort machtest du einen Bund mit Gott, dass, wenn er dein
Leben erhielte, um den Bedürfnissen deiner Kinder zu dienen, du ihm allein dienen
würdest. Du würdest dein Leben seiner Verherrlichung weihen, deine Kraft dem Fortschritt
seines Werkes widmen und auf Erden Gutes tun. Engel berichteten das Versprechen, das
du Gott machtest.
Z2.272.3 (2T.273.2) Absatz: 14/52
Wir besuchten dich in deinem Leiden und beanspruchten Gottes Verheißung zu deinen
Gunsten. Wir wagten nicht, auf den Anschein zu blicken, denn sonst hätten wir wie Petrus
gehandelt, den der Herr einlud, zu ihm aufs Wasser zu kommen. Er hätte seinen Blick auf
Jesum gerichtet halten sollen, aber er schaute auf die bewegten Wellen und sein Glaube
geriet ins Wanken. Wir klammerten uns ruhig und fest an Gottes Verheißungen, ohne
Rücksicht auf den Anschein, und im Glauben beanspruchten wir den Segen. Mir wurde
speziell gezeigt, dass Gott auf wunderbare Weise wirkte, und durch ein Wunder der
Gnade wurde dein Leben bewahrt, um ein lebendiges Denkmal seiner heilenden Macht zu
sein und von seinen wunderbaren Werken für die Menschenkinder zu zeugen.
Z2.273.1 (2T.273.3) Absatz: 15/52
Zu genau dieser Zeit fühltest du eine entschiedene Veränderung, deine Knechtschaft
wendete sich, und Freude und Frohsinn an Stelle von Zweifel und Verzagtheit erfüllten
dein Herz. Das Lob Gottes war in deinem Herzen und auf deinen Lippen. „Oh, was der
Herr gewirkt hat“ war das Empfinden deiner Seele. Der Herr erhörte die Gebete seiner
Diener und richtete dich auf, um weiter zu leben, Prüfungen zu ertragen und auf sein
Erscheinen zu warten und seinen Namen zu verherrlichen. Armut und Sorgen lagen
schwer auf dir. Eine finstere Wolke hüllte dich zu Zeiten ein, und du konntest nicht
unterlassen zu fragen: „O Gott, hast du mich verlassen?“ Aber du warst nicht verlassen,
obgleich du keinen offenen Weg vor dir sehen konntest. Der Herr wollte, dass du inmitten
von Wolken und Finsternis ebenso wie im Sonnenschein seiner Liebe und Barmherzigkeit
vertrauen solltest. Manchmal lichteten sich die Wolken und erleuchteten die Finsternis, um
dein verzweifelndes Herz zu stärken und dein wankendes Vertrauen zu vermehren, und du
konntest deinen zitternden Glauben erneut auf die sicheren Verheißungen deines
himmlischen Vaters heften. Du riefst unwillkürlich aus: „O Gott, ich will glauben. Ich will dir
vertrauen. Du bist bisher mein Helfer gewesen, und du wirst mich auch jetzt nicht
verlassen.“
Z2.273.2 (2T.274.1) Absatz: 16/52
Du erlangtest einen Sieg, Licht umgab dich wieder, und du konntest keine Worte finden,
deine aufrichtige Dankbarkeit gegenüber deinem gnadenvollen himmlischen Vater
auszudrücken. Du dachtest, dass du nie wieder an seiner Liebe zweifeln und seiner
Fürsorge misstrauen würdest. Du hast nicht nach Bequemlichkeit getrachtet. Du hast
schwere Arbeit nicht als Last empfunden, wenn nur ein Weg offen war, für deine Kinder zu
sorgen und sie vor der Ungerechtigkeit zu schützen, die heute in der Welt herrscht. Es war
die Last deiner Seele, dass sie sich zum Herrn hinwenden möchten. Du batest Gott mit
starkem Geschrei und Tränen, deinen Kindern zu helfen. Ihre Bekehrung war so sehr
erwünscht. Manchmal wollte dein Herz verzagen und schwach werden und du fürchtetest,
dass deine Gebete nicht beantwortet würden. Dann weihtest du deine Kinder dem Herrn
aufs Neue, dein verlangendes Herz legte sie wiederum auf den Altar.
Z2.274.1 (2T.275.1) Absatz: 17/52
Als sie zum Heeresdienst gingen, folgten ihnen deine Gebete. Sie wurden wunderbar vor
Schaden bewahrt. Sie nannten es Glück. Aber einer Mutter Gebete aus einem besorgten,
belasteten Herzen, als sie die Gefahr ihrer Kinder fühlte und dass sie in ihrer Jugend
hinweggerafft werden könnten, ohne Hoffnung in Gott, hatten sehr viel mit ihrer
Bewahrung zu tun. Wie viele Gebete stiegen zum Himmel empor, dass diese Söhne
behütet werden möchten, Gott zu gehorchen und ihr Leben zu seiner Verherrlichung zu
verbringen? In deiner Angst um deine Kinder flehtest du Gott an, sie dir zurückzugeben,
und du würdest ernstlicher darum bemüht sein, sie auf den Pfad der Heiligkeit zu führen.
Du nahmst dir vor, treuer zu arbeiten als je zuvor.
Z2.274.2 (2T.275.2) Absatz: 18/52
Der Herr ließ zu, dass du in Widerwärtigkeiten und Anfechtung geschult wurdest, um dir
eine Erfahrung zu geben, die für dich und andere wertvoll war. In den Tagen deiner Armut
liebtest du den Herrn und religiöse Vorteile. Die Nähe des Kommens Christi war dein
Trost. Es war dir eine lebendige Hoffnung, dass du bald Ruhe finden würdest von deiner
Arbeit, dass all deine Schwierigkeiten enden würden und du herausfändest, dass du nicht
zu viel gearbeitet und gelitten hattest, denn der Apostel Paulus erklärt: „Denn unsere
Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige
Herrlichkeit.“ (2.Korinther 4,17)
Z2.274.3 (2T.275.3) Absatz: 19/52
Dich mit dem Volke Gottes zu versammeln erschien dir fast so, als besuchtest du den
Himmel. Hindernisse hielten dich nicht davon ab. Du konntest Müdigkeit und Hunger an
zeitlicher Nahrung ertragen, aber du wolltest die geistliche Speise nicht entbehren. Du
suchtest allen Ernstes die göttliche Gnade, und deine Suche war nicht umsonst.
Gemeinschaft mit dem Volke Gottes war dir der reichste Segen, dessen du dich erfreuen
konntest.
Z2.275.1 (2T.275.4) Absatz: 20/52
In deiner christlichen Erfahrung verabscheutest du Eitelkeit, Stolz und Schaugepränge.
Wenn du Zeuge davon warst, wie bekenntliche Christen Mittel verausgabten, um Prunk
und Stolz zu pflegen, sagtest du in deinem Herzen und mit deinen Lippen: „Oh, wenn ich
nur die Mittel hätte, die jene besitzen, die untreu in ihrer Haushalterschaft sind, dann
würde ich es als das größte Vorrecht betrachten, den Bedürftigen zu helfen und Gottes
Werk zu fördern!“
Z2.275.2 (2T.276.1) Absatz: 21/52
Du verspürtest oftmals Gottes Gegenwart, wenn du in demütiger Weise versuchtest,
anderen die Wahrheit für diese letzten Tage nahe zu bringen. Du hattest die Wahrheit an
dir selbst erfahren. Von dem, was du gesehen, gehört, erfahren hattest und du bezeugen
konntest, war dir bewusst, dass es nicht erdichtet war. Du warst entzückt, es in privaten
Gesprächen anderen kundzutun, wie wunderbar Gott sein Volk leitete. Du erzähltest von
seinen Werken mit einer solchen Gewissheit, dass die Herzen derer, die dir zuhörten,
überzeugt wurden. Du sprachst, als ob du eine Kenntnis der Dinge hattest, die du
behauptetest. Wenn du zu anderen über die gegenwärtige Wahrheit sprachst, sehntest du
dich nach größeren Gelegenheiten und weitreichenderem Einfluss, um das Licht, das auf
deinen Pfad geschienen hatte, an viele weiterzugeben, die sich in Finsternis befanden.
Wenn du manchmal auf deine Armut, deinen beschränkten Einfluss und deine besten
Bemühungen schautest, die oft von den bekenntlichen Freunden der Wahrheit missdeutet
wurden, warst du nahezu entmutigt.
Z2.275.3 (2T.276.2) Absatz: 22/52
Manchmal kam es vor, dass du in deinem geschwächten Zustand in deinem Urteil irrtest.
Dann waren solche zur Stelle, die jene Liebe hätten besitzen sollen, die nichts Böses
vermutet, die aufpassten und Schlechtes argwöhnten und das meiste aus deinen Fehlern
hervorholten, die sie vermeintlich bei dir entdeckt hatten. Aber Jesus entzog dir nicht seine
Liebe und sein zartes Mitgefühl, die dich inmitten der Schwierigkeiten und Verfolgungen in
deinem Leben unterstützten. Das Himmelreich und Christi Gerechtigkeit waren dir die
Hauptsache. Dein Leben war entstellt wegen deiner Unvollkommenheit, weil Irren
menschlich ist. Doch aus dem, was der Herr mir über die entmutigenden Verhältnisse in
den Tagen deiner Armut und Schwierigkeiten gezeigt hat, weiß ich, dass es kaum jemand
gegeben haben würde, der sich besser verhalten hätte, wäre er in der gleichen Lage von
Armut und verwickelten Lebensumständen gewesen. Es ist leicht für solche, denen
schwere Prüfungen erspart bleiben, denen andere unterworfen sind, zuzuschauen, in
Frage zu stellen, Böses zu vermuten und Fehler zu finden. Einige sind mehr bereit, andere
wegen eines eingeschlagenen Weges zu tadeln, als die Verantwortung auf sich zu
nehmen, zu sagen, was getan werden könnte, oder einen besseren Weg vorzuschlagen.
Z2.276.1 (2T.277.1) Absatz: 23/52
Du gerietest in Verwirrung. Du wusstest nicht, wem du vertrauen solltest. Es gab nur
wenige Sabbathalter in … und in der Umgebung, die einen rettenden Einfluss ausübten.
Einige, die sich zum Glauben bekannten, gereichten der Wahrheit nicht zur Ehre. Sie
sammelten nicht mit Christo, sondern zerstreuten. Sie konnten laut und lange reden,
waren aber nicht mit dem Herzen dabei. Sie waren nicht durch die Wahrheit geheiligt, zu
der sie sich bekannten. Da sie in der Wahrheit nicht tief eingewurzelt waren, gaben sie den
Glauben auf. Hätten sie dies schon früher getan, wäre es für die Sache der Wahrheit
besser gewesen. Als Folge all dieser Dinge zog Satan Vorteil aus dir und bereitete den
Weg für dein Abweichen.
Z2.276.2 (2T.277.2) Absatz: 24/52
Ich wurde auf deinen Wunsch aufmerksam gemacht, finanzielle Mittel zu besitzen. Dein
Herzenswunsch war: „Ach, wenn ich doch nur über Geld verfügte. Ich würde es nicht
verschwenden! Ich gäbe denen, die engherzig und geizig sind, ein Beispiel der
Mildtätigkeit. Ich zeigte ihnen den großen Segen, den man durch Wohltätigkeit empfangen
kann.“ Deine Seele verabscheute die Habgier. Als du solche gesehen hattest, die wohl die
Güter dieser Welt in Hülle und Fülle besaßen, ihre Herzen aber dem Notschrei der
Bedürftigen verschlossen, da sagtest du: „Gott wird sie heimsuchen und sie belohnen
nach ihren Werken.“ Als du die Begüterten, deren Herzen wie mit eisernen Klammern in
Selbstsucht gefangen waren, in ihrem Hochmut dahinleben sahst, fühltest du, dass sie
ärmer waren als du selbst, obgleich du dich in Not und Elend befandest. Du hast sogar
Mitleid mit diesen protzigen Menschen empfunden, als du beobachtetest, wie hochfahrend
sie auftraten, weil ihnen Geld Macht zu bedeuten schien. Niemals hätte man dich
veranlassen können, mit ihnen zu tauschen. Dennoch verlangtest du nach Mitteln, die in
deinen Händen den Geizigen zum Vorwurf dienen sollten.
Z2.277.1 (2T.278.1) Absatz: 25/52
Der Herr sprach zu seinem Engel, der dir bisher gedient hatte: „Ich habe sie in Armut und
Trübsal geprüft, und sie hat sich weder von mir getrennt noch hat sie sich gegen mich
empört. Ich will sie nun auch mit Wohlergehen prüfen. Ich will ihr eine Seite des
menschlichen Herzens enthüllen, die für sie fremd ist. Ich will ihr zeigen, dass Geld der
gefährlichste Feind ist, der ihr je begegnete. Ich will ihr das Trügerische des Reichtums
zeigen; dass er selbst denen zum Fallstrick wird, die glauben, vor Selbstsucht gefeit und
gegen Selbsterhebung, Verschwendungssucht, Hochmut und Menschenlob unempfindlich
zu sein.“
Z2.277.2 (2T.278.2) Absatz: 26/52
Mir wurde dann gezeigt, dass sich dir ein Weg eröffnete, der deine Lebensverhältnisse
besserte und dir schließlich die Mittel verschaffte, die du mit Weisheit und zur Ehre Gottes
anwenden wolltest. Wie besorgt beobachtete der dir dienende Engel die neue Prüfung, um
zu sehen, wie du sie bestehen würdest. Als dir diese Mittel zur Verfügung standen, sah
ich, wie du dich immer mehr und nahezu unmerklich von Gott entferntest. Die dir
anvertrauten Mittel gabst du nach deinem eigenen Gutdünken aus, um dir damit ein
angenehmes Leben zu schaffen. Ich sah die Engel mit schmerzlicher Trauer auf dich
blicken, ihr Angesicht halb abgewandt. Nur ungern wollten sie dich verlassen. Doch ihre
Gegenwart wurde von dir nicht bemerkt, und du setztest deinen Weg fort, ohne noch mit
deinem Schutzengel verbunden zu sein.
Z2.277.3 (2T.278.3) Absatz: 27/52
Das Geschäft und die Sorgen deiner neuen Stellung beanspruchten deine Zeit und deine
Aufmerksamkeit, und deine Pflicht Gott gegenüber wurde nicht in Betracht gezogen. Jesus
hatte dich durch sein Blut erkauft. Du gehörtest nicht dir selbst. Deine Zeit, deine Kraft und
die Mittel, die du verwaltetest, gehörten deinem Erlöser. Er war dein fortwährender Freund
gewesen, deine Stärke und deine Hilfe, als jeder andere Freund sich als ein zerbrochenes
Schilf erwiesen hatte. Du hast die Liebe und Wohltat Gottes mit Undankbarkeit und
Vergesslichkeit bezahlt.
Z2.277.4 (2T.279.1) Absatz: 28/52
Deine einzige Sicherheit bestand in vollem Vertrauen auf Christum, deinen Erlöser.
Außerhalb des Kreuzes gab es für dich keine Sicherheit. Wie schwach erwies sich
menschliche Stärke in diesem Fall. Wie beweist dies, dass es keine wirkliche Kraft gibt,
außer derjenigen, die Gott jenen mitteilt, die ihm vertrauen! Eine einzige Bitte im Glauben
an Gott gerichtet hat mehr Macht, als ein Reichtum an menschlicher Weisheit.
Z2.278.1 (2T.279.2) Absatz: 29/52
Als sich deine Verhältnisse gebessert hatten, hast du die in der Notzeit gefassten
Entschlüsse nicht gehalten. Der Betrug des Reichtums entfremdete dich deinen Absichten.
Deine Sorgen nahmen zu, doch wurde dein Einfluss immer größer. Die Geplagten, denen
du in ihrem Leid geholfen hattest, sangen dein Lob in allen Tönen, und du lerntest, dich an
Lobreden von armseligen Sterblichen zu ergötzen. Du wohntest in einer ansprechenden
Stadt und hieltest es, um den geschäftlichen Erfolg und um deinen Einfluss zu wahren, für
nötig, deine Umgebung standesgemäß zu gestalten. Du triebst es aber zu weit, und du
ließest dich auch zu viel von den Meinungen und Urteilen anderer Menschen beherrschen.
Du gabst das Geld nutzlos aus, nur um die Augenlust und den Stolz zu befriedigen. Du
vergaßest, dass du mit dem Geld des Herrn umgingst. Als du Geld ausgabst, nur um der
Eitelkeit zu dienen, hast du nicht daran gedacht, dass all deine Handlungen im Himmel
verzeichnet werden, so dass du erröten würdest, stellte man dich zur Rede. Auf dich
zeigend, sprach der Engel: „Du hast dich selbst verherrlicht, aber nicht Gott gepriesen.“ Du
prahltest sogar damit, dass es dir möglich sei, all diese Dinge zu kaufen.
Z2.278.2 (2T.279.3) Absatz: 30/52
Eine große Summe des Geldes wurde für nutzlose Dinge verausgabt, die nur der Schau
dienten und Eitelkeit und Stolz ermutigten, die dir Gewissensbisse und Scham einbringen
werden. Wenn du die Ansprüche des Himmels im Auge behalten und die dir anvertrauten
Mittel richtig verwendet hättest, indem du den Bedürftigen halfst und das Werk der
gegenwärtigen Wahrheit unterstütztest, hättest du dir einen Schatz im Himmel angelegt
und wärest reich in Gott. Beachte, wie viel Geld du ausgegeben hast für Dinge, die
niemanden einen Nutzen brachten, niemand wurde gespeist und bekleidet, niemand
wurde veranlasst, die Irrtümer seiner Lebensführung einzusehen und sich Christo
zuzuwenden und zu leben.
Z2.279.1 (2T.280.1) Absatz: 31/52
Du hast viel Geld in ungewisse Unternehmungen angelegt. Satan hat deine Augen
verblendet, dass du nicht sehen konntest, dass diese Unternehmungen dir nichts
einbringen werden. Das Unternehmen, dir ewiges Leben zu sichern, erweckte nicht dein
Interesse. Hier hättest du Geld investieren können, ohne Risiko, ohne Enttäuschungen,
und am Ende hättest du einen Riesengewinn einheimsen können. Hier hättest du dein
Geld in der Himmelsbank anlegen können, die nie in Konkurs gerät. Hier hättest du deinen
Schatz angelegt, wo kein Dieb ihn stehlen und Rost ihn nicht verderben kann. Dieses
Unternehmen ist ewig und viel edler als jedes irdische, um so viel edler, als der Himmel
höher als die Erde ist.
Z2.279.2 (2T.280.2) Absatz: 32/52
Deine Kinder waren keine Jünger Christi. Sie lebten in Freundschaft mit der Welt, und ihre
natürlichen Herzen wünschten der Welt gleich zu sein. Die Augenlust und die Hoffart des
Lebens beherrschte sie und hat in gewisser Hinsicht Einfluss auf dich gehabt. Du warst
ernstlicher bemüht, deinen Kindern zu gefallen und sie zu befriedigen, als Gott zu gefallen
und ihn zu verherrlichen. Du hast Gottes Ansprüche an dich und die Bedürfnisse seines
Werkes vergessen. Selbstsucht hat dich verführt, Geld für Schmuck für dich und deine
Kinder auszugeben. Du dachtest nicht daran, dass dieses Geld dir nicht gehörte, dass es
dir nur geliehen war, um dich zu prüfen und zu erproben, um zu sehen, ob du die Übel
meiden würdest, die du bei andern bemerkt hattest. Gott machte dich zu seinem
Haushalter. Wenn er nun kommt und mit seinen Dienern abrechnet – welchen Bericht wirst
du von deiner Haushalterschaft ablegen können?
Z2.279.3 (2T.280.3) Absatz: 33/52
Dein Glaube und dein schlichtes Gottvertrauen schwanden dahin, nachdem dir Mittel
zugeflossen waren. Du hast dich nicht sofort von Gott losgesagt, sondern entferntest dich
allmählich von ihm. Weil es nicht immer angebracht schien, hieltest du keine Morgen- und
Abendandachten mehr. Deine Schwiegertochter verursachte dir Schwierigkeiten
besonderer Art, die im Wesentlichen darauf hinzielten, dich von den Familienandachten
fernzuhalten. Dein Haus wurde ein Heim ohne Gebet. Am wichtigsten war dir dein
Geschäft; der Herr und seine Wahrheit kamen erst an zweiter Stelle. Denk einmal an deine
früheren Erfahrungen zurück! Hätten dich damals diese Prüfungen von der
Familienandacht zurückgehalten?
Z2.280.1 (2T.281.1) Absatz: 34/52
Mit der Vernachlässigung des lauten Betens hast du deinen häuslichen Einfluss
eingebüßt, den du dir erhalten haben könntest. Es gehörte zu deiner Aufgabe, Gott auch in
deiner Familie ohne Rücksicht auf die etwaigen Folgen anzuerkennen. Du solltest Gott
deine Gebete morgens und abends dargebracht haben. Du hättest als Priester der Familie
dienen und deine und deiner Kinder Sünden bekennen sollen. Wärst du treu geblieben,
würde dich Gott, der dein Führer war, nicht der eigenen Weisheit überlassen haben.
Z2.280.2 (2T.281.2) Absatz: 35/52
Um vor anderen Menschen zu protzen, wurde das Geld unnütz ausgegeben. Über diese
Sünde zeigtest du dich bei anderen früher zutiefst betrübt. Indem du deine Mittel auf diese
Weise verbrauchtest, hast du Gott beraubt. Daraufhin sprach der Herr: „Ich will zerstreuen.
Ich will ihr vorerst gestatten, ihren selbstgewählten Weg zu gehen. Ich will ihr
Urteilsvermögen trüben und ihre Weisheit von ihr nehmen. Ich werde ihr zeigen, dass ihre
Kraft nichts als Ohnmacht und ihre Weisheit nur Torheit ist. Ich werde sie demütigen und
ihre Augen öffnen, damit sie erkennt, wie weit sie sich von mir entfernt hat. Wird sie dann
nicht von ganzem Herzen zu mir zurückkehren und mich in allen ihren Wegen
anerkennen, wird meine Hand zerstreuen, und der Hochmut der Mutter und ihrer Kinder
soll gebrochen werden und Armut wieder ihr Schicksal sein. Mein Name soll erhöht
werden. Der Stolz der Menschen soll gedemütigt und seine Überheblichkeit gebeugt
werden.“
Z2.280.3 (2T.281.3) Absatz: 36/52
Das obige Gesicht wurde mir am 25. Dezember 1865 in der Stadt Rochester, New York,
gegeben. Letzten Juni sah ich, dass der Herr dich mit Liebe behandelt, dass er dich jetzt
einlädt zu ihm zurückzukehren, damit du leben möchtest. Es wurde mir vorgeführt, dass
du seit Jahren deinen rückfälligen Zustand empfunden hast. Hättest du dich Gott geweiht,
hättest du ein gutes und wichtiges Werk vollbringen können, indem du vor anderen dein
Licht leuchten ließest. Jedem ist ein Werk für den Meister aufgetragen. Jedem seiner
Knechte sind besondere Gaben oder Talente anvertraut. „Einem gab er fünf Zentner, dem
anderen zwei, dem dritten einen, einem jeden nach seinem Vermögen.“ (Matthäus 25,15)
Jeder Knecht hat etwas empfangen, für das er Rechenschaft ablegen muss. Die
verschiedenen anvertrauten Zentner sind unseren verschiedenen Fähigkeiten angepasst.
Im Verteilen seiner Gaben hat Gott nicht parteiisch gehandelt. Er hat die Talente gemäß
der bekannten Kräfte seiner Diener zugeteilt und erwartet eine entsprechende
Rückerstattung.
Z2.281.1 (2T.282.1) Absatz: 37/52
In deiner früheren Erfahrung war dir die Fähigkeit zuteil geworden, Menschen beeinflussen
zu können; aber Gott gab dir keinen Reichtum. Deshalb erwartete er von dir in deiner
Armut nicht, irgendetwas mitzuteilen, was du nicht hattest. Gleich der Witwe gabst du, was
deinen Möglichkeiten entsprach, obwohl du dich in Anbetracht deiner Lage hättest
entschuldigen können, wenn du weniger gegeben hättest, als du gegeben hast. Während
deiner Krankheit erwartete Gott von dir nicht jenen tatkräftigen Kraftaufwand, der ja durch
deine Krankheit beeinträchtigt wurde. Wenn du auch deinen Einfluss und deine Mittel nur
beschränkt einsetzen konntest, hat Gott deine Bemühungen, Gutes zu tun und sein Werk
zu unterstützen, angenommen, und zwar nach dem, was du getan hast und nicht nach
dem, was du nicht tun konntest. Der Herr verachtet nicht die geringste Gabe, die willig und
aufrichtig gespendet wird.
Z2.281.2 (2T.282.2) Absatz: 38/52
Du besitzt ein leidenschaftliches Temperament. Ernsthaftigkeit in einer guten Sache ist
gut. In deinen früheren Prüfungen und Schwierigkeiten hast du dir eine Erfahrung zu eigen
machen können, die anderen Menschen von Nutzen sein sollte. Eifrig dientest du Gott,
und voll Hingabe hast du denen, die der gegenwärtigen Wahrheit nicht glaubten, die
Gewissheit unseres Glaubens vor Augen geführt. Du konntest mit Überzeugung sprechen,
weil diese Dinge für dich eine Wirklichkeit waren. Die Wahrheit war ein Teil deines Seins.
Wer deinen eindringlichen Ausführungen zuhörte, zweifelte nicht an deiner Aufrichtigkeit,
sondern war davon überzeugt, dass die Dinge sich wirklich so verhielten.
Z2.281.3 (2T.283.1) Absatz: 39/52
Nach Gottes Vorsehung wuchs dein Einfluss immer mehr. Hinzu kam, dass Gott es für gut
befand, dich zu prüfen, indem er dir den Zentner des Reichtums verlieh. Du standest
dadurch unter doppelter Verantwortung. Als sich deine Lebensverhältnisse besserten,
sagtest du: „Sobald ich mir ein Heim leisten kann, will ich Gottes Werk wieder
unterstützen.“ Doch als du ein Haus hattest, ergaben sich so viele bauliche
Verbesserungen, um in deiner unmittelbaren Umgebung alles bequem und angenehm zu
haben, dass du den Herrn und seinen Anspruch an dich vergaßest und noch weniger
bereit warst, dem Werke Gottes zu helfen, als in den Tagen deiner Armut und Trübsal.
Z2.282.1 (2T.283.2) Absatz: 40/52
Du suchtest die Freundschaft der Welt und entferntest dich immer weiter von Gott. Du
vergaßest die Mahnung Christi: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert
werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag
schnell über euch.“ (Lukas 21,34) „Darum, wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl
zusehen, dass er nicht falle.“ (1.Korinther 10,12)
Z2.282.2 (2T.283.3) Absatz: 41/52
Im christlichen Leben gilt es drei Losungen zu beachten, wenn wir nicht wünschen, dass
uns Satan zuvorkomme: Wachen, beten und arbeiten! Gebet und Wachsamkeit sind
notwendig, um im göttlichen Leben Fortschritte zu machen. Niemals war in deinem Leben
eine Zeit bedeutungsvoller als die gegenwärtige. Deine einzige Sicherheit besteht darin,
ein Wächter zu sein. Wache und bete zu jeder Zeit! Wie bewahrt das vor Versuchungen
und vor dem Gefangenwerden in den Schlingen der Welt! Du hättest in den vergangenen
Jahren, als dein Einfluss noch weit reichend war, ernsthaft wirken müssen.
Z2.282.3 (2T.283.4) Absatz: 42/52
Liebe Schwester, Menschenlob und weltliche Schmeicheleien haben dich mehr beeinflusst
als du glaubst. Du hast mit deinen Zentnern nicht gewuchert. Hättest du sie doch den
Wechslern anvertraut! Du bist von Natur gütig und großzügig. Diese
Charaktereigenschaften wurden bis zu einem gewissen Grade angewandt, doch traten sie
nicht so hervor, wie Gott das erwartet. Es genügt nicht, diese vortrefflichen Gaben nur zu
besitzen. Gott verlangt, dass sie ständig eingesetzt werden. Durch diese Gaben segnet er
die Hilfsbedürftigen und treibt sein Erlösungswerk für die Menschheit voran.
Z2.282.4 (2T.284.1) Absatz: 43/52
Der Herr wird sich nicht auf knauserige Seelen verlassen, um die würdigen Armen oder
sein Werk zu unterstützen. Sie sind zu engherzig; sie würden noch die geringste Gabe, die
den Bedürftigen in ihrer Not zukommt, beneiden. Sie würden auch fordern, dass die
Bedürfnisse des Werkes ihren beschränkten Ansichten angepasst werden sollten. Ihr
Hauptziel wäre, Geld zu sparen. Ihr Geld wäre ihnen wertvoller als kostbare Seelen, für
die Christus starb. Das Leben solcher, was Gott und den Himmel anbetrifft, ist schlimmer
als leer. Gott wird ihnen sein wichtiges Werk nicht anvertrauen.
Z2.283.1 (2T.284.2) Absatz: 44/52
„Fluchet der Stadt Meros, sprach der Engel des Herrn; fluchet ihren Bürgern, dass sie
nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden!“ (Richter 5,23) Was
hatte Meros getan? Nichts! Dies war ihre Sünde. Gottes Fluch kam über diese Stadt
wegen dem, was sie nicht getan hat. Der Mensch mit einem egoistischen, engherzigen
Geist ist verantwortlich für seinen Geiz; aber diejenigen, die freundliche Zuneigung,
freigebige Gefühle hegen und Liebe zu Seelen haben, tragen schwere Verantwortung.
Wenn sie gestatten, dass diese Gaben nicht zur Anwendung kommen oder verkümmern,
werden sie den untreuen Knechten gleich gerechnet. Der bloße Besitz dieser Gaben ist
nicht genug. Die sie besitzen, sollen erkennen, dass ihre Verpflichtung und
Verantwortlichkeiten zunehmen.
Z2.283.2 (2T.284.3) Absatz: 45/52
Der Meister wird von jedem seiner Haushalter einen Rechenschaftsbericht fordern, um zu
sehen, was er mit den ihm anvertrauten Zentnern erworben hat. Diejenigen, die belohnt
werden, rechnen sich selbst keine Verdienste zu für ihr fleißiges Handeln. Sie geben Gott
die Ehre. Sie sprechen von dem, was ihnen übergeben wurde, als von „deinem Zentner“,
nicht von ihrem. Wenn sie von ihrem Gewinn sprechen, dann berichten sie, woher er
rührte. Das Kapital stammte vom Meister. Sie haben erfolgreich damit gehandelt, und
erstatten Kapital und Zinsen dem Geber zurück. Er belohnt ihre Anstrengungen, als wäre
es ihr Verdienst, obwohl sie das alles der Gnade und Barmherzigkeit des wohltätigen
Gebers verdanken. Die Worte unberechtigten Lobes erreichen ihre Ohren: „Ei, du frommer
und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen;
gehe ein zu deines Herrn Freude!“ (Matthäus 25,21)
Z2.283.3 (2T.285.1) Absatz: 46/52
Meine Schwester, dir sind die Zentner von Einfluss und Geld anvertraut worden. Deine
Verantwortung ist groß. Du solltest behutsam und in aller Gottesfurcht vorangehen. Deine
Weisheit ist Schwäche, doch die Weisheit von oben ist Stärke. Der Herr will deine
Finsternis erhellen und dir erneut einen Lichtstrahl von dem himmlischen Schatz geben,
damit du den Wert beider Welten miteinander vergleichen kannst. Dann überlässt er es dir,
zwischen dieser Welt und dem ewigen Erbteil zu wählen. Ich sah, dass es noch eine
Gelegenheit gibt, zur Herde zurückzufinden. Jesus hat dich durch sein Blut erlöst, und er
erwartet nun, dass du all deine Fähigkeiten und Mittel in seinen Dienst stellst. Du bist dem
Einfluss des Heiligen Geistes nach wie vor zugänglich, denn sobald Gottes Wahrheit
verkündigt wird, bleibt sie in deinem Herzen nicht ohne Widerhall.
Z2.284.1 (2T.285.2) Absatz: 47/52
Ich sah, dass du auf jeden deiner Schritte achten musst. Du solltest nichts übereilt tun.
Lass Gott dein Ratgeber sein. Er liebt deine Kinder. Du liebst deine Kinder, und es ist recht
so. Aber es ist nicht recht, ihnen den Platz in deiner Zuneigung einzuräumen, den der Herr
beansprucht. Sie sind freundlich gesinnt und haben großzügige Absichten. Sie besitzen
edle Charakterzüge. Wenn sie nur das Bedürfnis nach einem Erlöser empfänden und sich
am Fuße des Kreuzes niederbeugen würden, könnten sie einen guten Einfluss ausüben.
Jetzt lieben sie das Vergnügen mehr als Gott. Sie befinden sich jetzt in Satans Reihen,
unter seinem schwarzen Banner. Jesus lädt sie ein, zu ihm zu kommen, die Reihen des
Feindes zu verlassen und unter dem blutbefleckten Banner des Kreuzes Christi ihren
Stand einzunehmen.
Z2.284.2 (2T.286.1) Absatz: 48/52
Dies wird ihnen wie ein Werk erscheinen, das sie nicht verrichten können, denn es wird zu
viel Selbstverleugnung fordern. Sie haben keine Erfahrung in diesem Werk. Solche, die im
Militärdienst ihres Landes gestanden haben und den Härten, der Plackerei und den
Gefahren des Soldatenlebens ausgesetzt gewesen sind, sollten die Letzten sein, zu
zögern und in diesem großen Kampf um das ewige Leben Feigheit zu offenbaren. In
diesem Fall werden sie um eine Krone des Lebens und ein ewiges Erbteil kämpfen. Ihr
Sold ist sicher, und wenn der Kampf vorüber ist, wird ewiges Leben, ungetrübtes Glück
und immerwährende Herrlichkeit ihr Gewinn sein.
Z2.285.1 (2T.286.2) Absatz: 49/52
Satan wird jeder Anstrengung, die sie machen mögen, widerstehen. Er wird ihnen die Welt
im anziehendsten Licht vorführen, wie er es beim Heiland der Welt tat, als er ihn vierzig
Tage in der Wüste versuchte. Christus überwand alle Versuchungen Satans, und deine
Kinder vermögen es auch. Sie dienen einem harten Meister. Der Sünde Sold ist der Tod.
Sie können es sich nicht leisten, zu sündigen. Sie werden herausfinden, dass es eine
teure Angelegenheit ist. Sie werden am Ende ewigen Verlust erleiden. Sie werden die
Wohnungen verlieren, die Jesus denen bereitet, die ihn lieben, und werden das Leben
verlieren, das sich am Leben Gottes misst. Und das ist noch nicht alles. Sie müssen den
Zorn eines beleidigten Gottes erleiden, weil sie ihm ihren Dienst vorenthalten und ihn
seinem ärgsten Feind gewidmet haben. Deine Kinder hatten bis jetzt noch nicht das klare
Licht, und Verdammnis folgt nur der Verwerfung des Lichts.
Z2.285.2 (2T.286.3) Absatz: 50/52
Wenn alle bekenntlichen Christen aufrichtig und ernst in ihren Bemühen wären, Gott alle
Ehre zu geben, welche Bewegung entstünde dann in den Reihen Satans! Satan ist ernst
und seinem Werk ergeben. Er wünscht nicht, dass Seelen gerettet werden. Er möchte
nicht, dass seine Macht über sie gebrochen wird. Satan erweckt nicht nur einen Anschein.
Er ist mit ganzem Ernst dabei. Er sieht, wie Christus Seelen einlädt, zu ihm zu kommen,
damit sie das Leben haben können, und er ist ernst und eifrig in seinen Bemühungen, sie
davon abzuhalten, die Einladung anzunehmen. Er wird keine Mittel unversucht lassen, sie
davon abzuhalten, seine Reihen zu verlassen und sich Christi Reihen anzuschließen.
Warum können die bekenntlichen Nachfolger Jesu nicht so viel für ihn tun, wie seine
Feinde gegen ihn tun? Warum tun sie nicht alles, was in ihren Kräften steht? Satan tut
alles, was ihm möglich ist, Seelen von Christo fernzuhalten. Er war einst ein geehrter
Engel im Himmel, und obgleich er seine Heiligkeit eingebüßt hat, hat er nicht seine Macht
verloren. Er übt seine Macht mit schrecklichem Erfolg aus. Er wartet nicht, dass sein Opfer
zu ihm kommt. Er jagt ihm nach. Er geht auf Erden umher wie ein brüllender Löwe, und
sucht, welchen er verschlinge. Er hat nicht immer das erschreckende Aussehen von einem
Löwen. Wenn er dadurch erfolgreicher wirken kann, verkleidet er sich als Engel des Lichts.
Er kann ganz schnell das Brüllen des Löwen gegen die überzeugendsten Argumente und
das zarteste Flüstern eintauschen. Er hat Legionen Engel, die ihn in seinem Werk
unterstützen. Oft verbirgt er seine Schlingen und verlockt durch wohlgefällige
Täuschungen. Er bezaubert und verleitet viele, indem er ihrer Eitelkeit schmeichelt. Durch
seine Helfer stellt er die Vergnügungen der Welt im anziehendsten Licht dar und bestreut
den Weg zur Hölle mit verführerischen Blumen. So werden Seelen angezogen und
ruiniert. Nach jedem weiteren Schritt auf der abwärtsführenden Straße hat Satan eine
besondere Versuchung bereit, um noch weiter voran in die Irre zu führen.
Z2.286.1 (2T.287.1) Absatz: 51/52
Wenn deine Kinder sich von religiösen Grundsätzen beherrschen ließen, wären sie gegen
das Laster und die Verdorbenheit gefeit, von denen sie in diesem herabgekommenen
Zeitalter umgeben sind. Wenn sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, wird er für sie eine starke
Festung sein. „Er wird mich erhalten bei meiner Kraft und wird mir Frieden schaffen;
Frieden wird er mir dennoch schaffen.“ (Jesaja 27,5) Der Herr würde sie in ihrer Jugend
leiten, wenn sie an ihn glauben und ihm vertrauen würden.
Z2.286.2 (2T.288.1) Absatz: 52/52
Meine liebe Schwester, der Herr hat sich deiner und deiner Familie in Barmherzigkeit
angenommen. Du bist es deinem himmlischen Vater schuldig, seinen heiligen Namen auf
Erden zu preisen und zu verherrlichen. Um in seiner Liebe zu bleiben, musst du dich stets
zur Demut und zu jenem sanften und stillen Geist erziehen, der in Gottes Augen von
großem Wert ist. Während du ihm alles weihst, wird deine Stärke in Gott zunehmen, so
dass du voll Vertrauen sprechen kannst: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?
Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder
Schwert?... Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch
Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch
Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo
Jesu ist, unserem Herrn.“ (Römer 8,35.38.39)
Kapitel 40: Der Selbstbetrug der Jugend
Z2.287.1 (2T.288.2) Absatz: 1/5
Bruder O, in einem Gesicht wurden mir die Gefahren der Jugend vorgeführt. Dein Fall
wurde mir gezeigt. Ich sah, dass du dein Bekenntnis entehrt hast. Du hättest das Rechte
tun und dein Beispiel hätte den Jugendlichen, mit denen du Umgang pflegtest, zum Segen
sein können. Aber wie traurig – im Innersten warst du nicht zu Gott bekehrt. Wenn du ein
gewissenhafter Christ gewesen wärest, wären deine Verwandten und Freunde durch dein
göttliches Leben veranlasst worden, in deine Fußtapfen zu treten. Mein Bruder, dein Herz
steht nicht recht vor Gott. Du hast keine erhabenen Gedanken. Du gestattest ihnen, sich in
falschen Bahnen zu bewegen. Du besitzt keine reine, erhabene Moral. Deine
Gewohnheiten schädigen deine Gesundheit und töten deine geistliche Gesinnung. Du
kannst in religiöser Hinsicht nicht gedeihen, bis du dich bekehrst.
Z2.287.2 (2T.289.1) Absatz: 2/5
Wirst du den umgestaltenden Einfluss der Macht Gottes an deinem Herzen verspüren,
dann wird sich dies in deinem Leben bemerkbar machen. Dir mangelt es an religiöser
Erfahrung, aber es ist noch nicht zu spät für dich, Gott mit ernstem und von Herzen
kommendem Geschrei zu suchen: „Was muss ich tun, um selig zu werden?“ Du kannst nie
ein wahrer Christ sein, bis du eine gründliche Bekehrung erfahren hast. Du hast das
Vergnügen mehr geliebt als Gott. Aber hast du darin wirkliches Ergötzen gefunden? Du
hast versucht, vor jungen, unerfahrenen Mädchen angenehm zu erscheinen. Deine
Gedanken haben sich zu sehr mit ihnen beschäftigt, so dass du sie nicht aufwärts zu Gott
richten konntest. „Reiniget die Hände, ihr Sünder, und machet eure Herzen keusch, ihr
Wankelmütigen.“ (Jakobus 4,8) Diese Ermahnung gilt dir. Du musst Gottes Wege, seinen
Willen und seine Werke kennen lernen. Du benötigst reine, unbefleckte Religion. Du musst
weihevolle Gefühle entwickeln. Höre auf, Böses zu tun und lerne das Gute zu tun. Gottes
Segen kann nicht auf dir ruhen, solange du Christo nicht ähnlicher wirst.
Z2.287.3 (2T.289.2) Absatz: 3/5
Es schmerzt mich, den Mangel an Frömmigkeit unter der Jugend zu sehen. Satan nimmt
die Gedanken in Beschlag und leitet sie in verdorbene Bahnen. Selbstbetrug hat viele
Jugendliche befallen. Sie glauben, sie seien Christen, doch sie wurden nie bekehrt. Wird
dieses Werk nicht an ihnen getan, werden sie das Geheimnis der Gottseligkeit nicht
verstehen. Die Gottlosen haben keinen Frieden. Gott fordert Wahrheit und Aufrichtigkeit
des Herzens. Er sieht dich und hat Mitleid mit dir. Er bemitleidet alle Jugendlichen, die
eifrig kindischen Spielereien folgen und die kurze, kostbare Zeit mit wertlosen Dingen
vergeuden. Christus hat dich mit einem hohen Preis erkauft und bietet dir Gnade und
Herrlichkeit an, wenn du sie annehmen willst. Doch du wendest dich von der köstlichen
Verheißung der Gabe ewigen Lebens ab und begnügst dich mit den mageren,
unbefriedigenden Vergnügungen der Erde.
Z2.288.1 (2T.289.3) Absatz: 4/5
Dein Bemühen in dieser Richtung wird dir keinen Nutzen, sondern großen Verlust
einbringen. Der Sünde Sold ist der Tod. Das Leben und der Himmel sind dir in Aussicht
gestellt. Doch du scheinst ihren Wert nicht zu erkennen. Du hast über die kostbaren Dinge
des Himmels niemals nachgedacht. Wenn wir uns von der unschätzbaren Liebe Christi
abwenden, wenn der Himmel, die Herrlichkeit und das ewige Leben von so wenig Wert
angesehen werden, welchen Beweggrund können wir dann anführen, der uns zum
Handeln treibt, welchen Antrieb zum Entzücken? Sollen törichter Sport und eine Runde
erregender Vergnügungen das Herz entzücken, es von Gott trennen und alle Gottesfurcht
abtöten?
Z2.288.2 (2T.290.1) Absatz: 5/5
Ach, ich bitte dich, der du so wenig Interesse an heiligen Dingen hast, erforsche dein Herz
mit allem Fleiß! Wie willst du dich vor Gott wegen deines weltlichen, ungeheiligten Lebens
entschuldigen? An jenem gefürchteten Tag wirst du keine Entschuldigung vorbringen
können. Du wirst verstummen. Ach, bedenke in den Stunden, die du dem Vergnügen
widmest, dass all diese Dinge ein Ende haben werden. Wenn du richtige Ansichten über
das Leben haben würdest, endlos wie Gottes Leben, wie schnell würdest du dich von
einem Leben des Vergnügens und der Sünde abwenden! Wie rasch würdest du deine
Gedanken, dein Verhalten und deinen Umgang ändern und die Kraft deiner Zuneigung auf
Gott und himmlische Dinge lenken! Wie entschieden würdest du dich von den
Versuchungen abwenden, die dich betrogen und gefangen genommen haben! Wie eifrig
wären deine Bemühungen um das segensreiche Leben! Wie ernst und anhaltend wären
deine Gebete zu Gott um seine Gnade und um seine Kraft, dich zu unterstützen und dir im
Widerstand gegen den Teufel zu helfen! Wie fleißig wärst du, jede religiöse Gelegenheit zu
nützen, um Gottes Wege und seinen Willen kennen zu lernen! Wie sorgfältig würdest du
Gottes Gesetz betrachten und dein Leben mit seinen Forderungen vergleichen! Wie
ängstlich wärest du darauf bedacht, weder in Wort noch in Tat zu sündigen, und wie
ernstlich bemüht, in der Gnade und wahrer Heiligkeit zu wachsen! Deine Unterhaltung
drehte sich nicht um nichtige Dinge, sondern um himmlische. Dann würden sich dir
herrliche und ewige Themen eröffnen, und du würdest nicht ruhen, bis du nicht mehr und
mehr an geistlicher Gesinnung zunimmst. Aber irdische Dinge beanspruchen deine
Aufmerksamkeit, und Gott ist vergessen. Ich bitte dich inständig, kehre um! Suche den
Herrn, damit du ihn findest. Rufe in an, so lange er nahe ist.
Kapitel 41: Echte Bekehrung
Z2.289.1 (2T.291.1) Absatz: 1/15
Lieber Bruder P, als wir vor einem Jahr in … waren, wirkten wir in deinem Interesse. Mir
waren deine Gefahren gezeigt worden, und wir wünschten dir zu helfen. Doch müssen wir
feststellen, dass du nicht die Kraft gehabt hast, die damals gefassten Beschlüsse in die Tat
umzusetzen. Ich bin beunruhigt und fürchte, dass ich nicht so gewissenhaft gewesen bin,
wie ich hätte sein sollen, dir alles vorzuführen, was ich betreffs deines Falles wusste.
Einige Dinge habe ich dir vorenthalten. Während ich mich im Juni in Battle Creek aufhielt,
wurde mir wieder gezeigt, dass du keinerlei Fortschritte machst, und der Grund wäre der,
dass du die Vergangenheit nicht bereinigt hast. Du hast keine Freude an Religion. Du hast
dich von Gott und der Gerechtigkeit abgewandt. Du hast dein Glück auf verkehrten
Wegen, in verbotenem Vergnügen gesucht, und du besitzt nicht den moralischen Mut,
deine Sünden zu bekennen und aufzugeben, damit du Gnade finden kannst.
Z2.290.1 (2T.291.2) Absatz: 2/15
Du hast die Sünde nicht als sehr anstößig in Gottes Augen betrachtet und hast sie nicht
hinweggetan. Du versäumtest, ein gründliches Werk zu tun, und als der Feind mit seinen
Versuchungen an dich herantrat, widerstandest du ihm nicht. Wenn du erkannt hättest, wie
widerwärtig die Sünde in Gottes Augen war, hättest du nicht so leicht der Versuchung
nachgegeben. Du warst nicht so gründlich bekehrt, dass du ein Leben der Sünde und
Torheit verabscheutest. Die Sünde erschien dir noch angenehm, und du warst sehr
zögerlich, ihr betrügliches Vergnügen aufzugeben. Du warst nicht von innen heraus
bekehrt und hast bald verloren, was du bereits erreicht hattest.
Z2.290.2 (2T.291.3) Absatz: 3/15
Persönliche Eitelkeit ist dir, wie vielen anderen, ein spezielles Hindernis gewesen. Lob
hast du immer geliebt. Dies war ein Fallstrick für dich. Deine so genannten Freunde haben
besonderes Vergnügen an deiner Gesellschaft bekundet, und das hat dich befriedigt.
Törichte, gefühlsbetonte Frauen haben dich gelobt und schienen von deiner Gesellschaft
bezaubert zu sein, und du warst bezaubert von ihnen. Du warst dir nicht bewusst, dass
Satan deine Füße in seinem Netz verstrickte, während du jene Stunden, die deiner Familie
gehörten, zu deinem Vergnügen verbrachtest.
Z2.290.3 (2T.292.1) Absatz: 4/15
Satan hat für jeden Schritt in deinem Leben seine Versuchungen ausgelegt. Du bist mit
deinem Geld nicht so sparsam umgegangen, wie es hätte sein sollen. Du hasst Geiz. Das
ist schon richtig, aber du gehst ins andere Extrem, und dein Verhalten ist von
Verschwendung gekennzeichnet. Christus lehrte seine Jünger in der Speisung der
Fünftausend eine Lektion. Er tat ein großes Wunder und speiste jene große Volksmenge
mit fünf Broten und zwei kleinen Fischen. Nachdem alle gesättigt waren, betrachtete er die
übrigen Brocken nicht gleichgültig, als wäre es unter seiner Würde, darauf zu achten. Er,
der die Macht besaß, ein solch bemerkenswertes Wunder zu wirken und einer so großen
Menge Nahrung zu verschaffen, sprach zu seinen Jüngern: „Sammelt die übrigen
Brocken, dass nichts umkomme.“ (Johannes 6,12) Dies ist eine Lehre für uns alle, die wir
nicht unbeachtet lassen sollten.
Z2.290.4 (2T.292.2) Absatz: 5/15
Du hast ein großes Werk vor dir, und du kannst es nicht wagen, weitere Augenblicke zu
vergeuden, um es in Angriff zu nehmen. Bruder P, ich bin deinetwegen alarmiert. Doch ich
weiß, dass Gott dich liebt, obgleich du dich eigensinnig verhalten hast. Hegte er nicht eine
besondere Liebe für dich, würde er mir nicht deine Gefahren gezeigt haben. Du hast dich
mit Männern und Frauen, die nicht gottesfürchtig sind, in Späßen und Scherzen
eingelassen. Törichte, charakterlose Frauen haben dich in ihrer Gesellschaft
zurückgehalten, und du hast dich wie ein verlockter Vogel verhalten. Du schienst entzückt
von diesen oberflächlichen Personen zu sein. Engel Gottes waren in deiner Nähe und
haben getreulich jede verkehrte Handlung, jede Abweichung vom Pfad der Tugend
aufgezeichnet.
Z2.291.1 (2T.292.3) Absatz: 6/15
Ja, jede Handlung, wie geheim sie in deinen Augen war, lag offen vor Gott, vor Christo und
den heiligen Engeln. Von allen Taten der Menschen wird ein Buch geführt. Nicht ein Punkt
dieses Berichtes bleibt verborgen. Es ist nur eine Vorkehrung für den Übertreter getroffen:
Aufrichtige Reue und Bekennen der Sünde und Glauben an das reinigende Blut Christi.
Nur dadurch wird Vergebung erlangt, und wird hinter seinem Namen verzeichnet.
Z2.291.2 (2T.293.1) Absatz: 7/15
O mein Bruder, hättest du doch ein Jahr zuvor ein gründliches Werk getan, so wäre das
vergangene kostbare Jahr nicht schlimmer als vergeudet gewesen. Du kanntest den
Willen deines Meisters, hast ihn aber nicht getan. Du befindest dich in einem gefahrvollen
Zustand. Dein Empfindungsvermögen für geistliche Dinge ist abgestumpft. Du hast ein
verletztes Gewissen. Dein Einfluss dient nicht dazu, zu sammeln, sondern zu zerstreuen.
Du hast wenig Interesse an geistlichen Übungen. Du bist nicht glücklich. Deine Frau würde
sich mit dem Volk Gottes verbinden, wenn du ihr nicht im Wege ständest. Sie braucht
deine Hilfe. Wollt ihr dieses Werk nicht gemeinsam unternehmen?
Z2.291.3 (2T.293.2) Absatz: 8/15
Letzten Juni sah ich, dass deine einzige Hoffnung, die Ketten deiner Knechtschaft zu
sprengen, darin bestand, dich von deinen Gefährten zu trennen. Du hast Satans
Versuchungen nachgegeben, bis du zu einem Schwächling geworden bist. Du hast
Vergnügen mehr als Gott geliebt und es ging mit dir rasch bergab. Ich war sehr enttäuscht,
dass du in demselben gleichgültigen Zustand beharrst, wie schon vor Jahren. Du hast
Gottes Liebe erkannt und erfahren. Es war dir eine Freude, seinen Willen zu tun. Du hast
dich am Studium des Wortes Gottes ergötzt. Du hast pünktlich an den
Gebetsversammlungen teilgenommen. Deine Zeugnisse kamen von einem Herzen, das
den belebenden Einfluss der Liebe Christi verspürt hatte. Aber du hast deine erste Liebe
verloren.
Z2.292.1 (2T.293.3) Absatz: 9/15
Gott ruft dich jetzt zur Buße auf. Sei fleißig in diesem Werk. Deine ewige Glückseligkeit
hängt von dem Kurs ab, den du jetzt einschlägst. Kannst du die Gnadeneinladung
verwerfen, die dir jetzt angeboten wird? Kannst du deinen eigenen Weg wählen? Willst du
Stolz und Eitelkeit hegen und zuletzt deine Seele verlieren? Das Wort Gottes lehrt
deutlich, dass nur wenige gerettet werden, und dass die größte Zahl derer, obwohl
berufen, sich als des ewigen Lebens unwürdig erweisen wird. Sie werden keinen Teil im
Himmel haben, sondern werden ihren Teil mit Satan haben und den ewigen Tod erleiden.
Z2.292.2 (2T.294.1) Absatz: 10/15
Männer und Frauen können diesem Schicksal entrinnen, wenn sie den Willen dazu haben.
Es ist wahr, dass Satan der große Anstifter der Sünde ist. Es ist aber für keinen Menschen
eine Entschuldigung, denn Satan kann niemand zur Sünde zwingen. Er versucht die
Menschen dazu und lässt die Sünde anziehend und ergötzlich erscheinen. Doch ist es
ihrem eigenen Willen überlassen, ob sie ihr nachgeben wollen oder nicht. Er zwingt die
Menschen nicht, sich zu berauschen, noch zwingt er sie, von religiösen Versammlungen
fernzubleiben. Er präsentiert seine Versuchungen in einer Weise, zum Bösen zu
verführen, und der Mensch ist frei, ihnen nachzugeben oder zu widerstehen.
Z2.292.3 (2T.294.2) Absatz: 11/15
Die Bekehrung ist ein Vorgang, den die meisten Menschen nicht zu schätzen wissen. Es
gehört nicht wenig dazu, einen Menschen umzuwandeln, dessen Sinn auf irdische, ja
sündige Dinge gerichtet ist, und ihm die unaussprechliche Liebe Christi, den Reiz seiner
Barmherzigkeit und die Vorzüglichkeit Gottes nahe zu bringen, damit die Seele mit
göttlicher Liebe durchdrungen und von den himmlischen Geheimnissen gefesselt werde.
Wenn der Mensch diese Tatsachen erkennt, erscheint ihm sein früheres Leben abstoßend
und verabscheuungswürdig. Ja, er hasst die Sünde, und indem sein Herz vor Gott
zerbricht, ergreift er Christum als das Leben und das Glück seiner Seele. Er entsagt
seinen früheren Vergnügungen. Er hat ein neues Wesen, neue Neigungen, neue
Interessen und einen neuen Willen. Seine Sorgen, seine Wünsche und seine Vorlieben
sind völlig andere. Fleisches- und Augenlust sowie hoffärtiges Leben, die bisher den
Vorzug vor Christo hatten, gibt er jetzt auf, und Christus ist das Entzücken seines Lebens,
die Krone seiner Freuden. Den Himmel, von dem er sich früher nicht angezogen fühlte,
wird er nun in seinem Reichtum und seiner Herrlichkeit erkennen. Der Bekehrte betrachtet
ihn als seine künftige Heimat, in der er Christum, der ihn durch sein kostbares Blut erlöst
hat, sehen, lieben und loben wird.
Z2.293.1 (2T.294.3) Absatz: 12/15
Die Werke der Heiligkeit, die ihm einst mühsam erschienen, erwecken nun seine höchste
Freude. Das Wort Gottes, das ihm erst langweilig und uninteressant erschienen war, hat er
nun zu seinem Studium erwählt. Es ist für ihn zum Ratgeber geworden, mehr noch, es ist
wie ein an ihn gerichteter Brief aus den Händen des Allmächtigen. All seine Gedanken,
seine Worte und sein Handeln werden der Herrschaft des Wortes Gottes unterstellt und
geprüft. Er zittert vor den Geboten und Drohungen, die es enthält, während er die
Verheißungen des göttlichen Wortes ergreift und sein Herz stärkt, indem er sich diese zu
eigen macht. Er wählt jetzt die Gesellschaft der Gottesfürchtigsten, denn er findet an der
Gemeinschaft mit Gottlosen, die er einst liebte, keinen Gefallen mehr. Er weint über ihre
Sünden, die ihn einstmals erfreuten. Alle Eigenliebe und Eitelkeit hat er aufgegeben. Er
lebt in Gott und ist reich an guten Werken. Das ist die Heiligung, die der Himmel von uns
erwartet, und Gott wird sich mit nichts Geringerem begnügen.
Z2.293.2 (2T.295.1) Absatz: 13/15
Mein Bruder, ich bitte dich, dein Herz sorgfältig zu erforschen und dich zu fragen: Welchen
Weg habe ich eingeschlagen, und wo endet er? Du hast alle Ursache, erfreut zu sein,
dass dein Leben nicht beendet wurde, als du noch keine sichere Hoffnung auf das ewige
Leben hattest. Gott verhüte, dass du diese Aufgabe weiter vernachlässigst und dadurch in
deinen Sünden zugrunde gehst. Schmeichle deinem Herzen nicht mit falschen
Hoffnungen! Nur einen Weg siehst du vor dir, um wieder Halt zu bekommen; aber es
scheint dir so demütigend, dass du dich nicht entschließen kannst, ihn anzunehmen.
Christus bietet dir, ja sogar dir, mein irrender Bruder, seine Gnadenbotschaft an: „Kommt,
denn es ist alles bereit!“ (Lukas 14,17) Gott ist bereit, dich anzunehmen und dir alle deine
Übertretungen zu vergeben, wenn du nur kämest. Gott will dich, den verlorenen Sohn,
willkommen heißen, obwohl du von ihm so lange getrennt und weggeblieben warst. Er will
dir selbst jetzt noch begegnen. Ja, die himmlische Majestät lädt dich ein, zu ihr zu
kommen und das ewige Leben zu empfangen. Christus wird dich von allen Sünden
reinigen, wenn du dich zu ihm hältst. Wie groß war dein Gewinn, als du der Sünde, dem
Fleisch und dem Teufel dientest? Erhieltest du nicht einen armseligen Lohn? Kehr um,
kehr um! Warum willst du sterben?
Z2.294.1 (2T.296.1) Absatz: 14/15
Du hattest deine Verfehlungen erkannt und littest Gewissensqualen, hattest mancherlei
Absichten und machtest viele Versprechungen; dennoch zögerst du und willst nicht zu
Christo kommen, das ewige Leben zu empfangen. Ach, hättest du doch in deinem Herzen
ein Gefühl für diese Zeit, damit du jetzt umkehrtest, um zu leben! Vermagst du nicht die
Stimme des treuen Hirten in dieser Botschaft zu vernehmen? Wie kannst du ungehorsam
sein? Spiele nicht mit Gott, damit er dich nicht deinen krummen Wegen überlässt! Leben
oder Tod: Die Entscheidung liegt bei dir. Was wirst du wählen? Es ist schrecklich, mit Gott
zu streiten und sich seinen ernsten Bitten zu widersetzen. Die Liebe zu Gott kann wieder
in deinem Herzen brennen wie früher. Du kannst wieder mit Gott Gemeinschaft pflegen,
wie es einstmals der Fall war. Ziehe hinter dir einen klaren Trennstrich, und du wirst erneut
den Reichtum seiner Gnade erfahren. Dein Angesicht wird dann wieder die Liebe Gottes
widerstrahlen.
Z2.294.2 (2T.296.2) Absatz: 15/15
Niemand verlangt von dir, dein Unrecht und deine Fehler denen zu bekennen, die darum
nicht wissen. Es gehört auch nicht zu deiner Pflicht, etwas zu bekennen, das Ungläubigen
zum Triumph verhilft. Doch wo es angebracht ist, bekenne im Sinne des Wortes Gottes
denen, die aus deinen Irrtümern keinen Nutzen ziehen werden. Lass diese für dich beten,
und Gott wird dein Werk annehmen und dich heilen. Bemühe dich um deiner selbst willen
ernsthaft, das ewige Heil zu erlangen. Lege deinen Stolz und deine Eitelkeit ab! Mache
keine Umwege, und komme wieder zurück zur Herde! Der Hirte wartet, um dich zu
empfangen. Sei reumütig, tue die ersten Werke, und stelle die Gemeinschaft mit Gott
wieder her!
Kapitel 42: Pflichten von Ehemann und Ehefrau
Z2.295.1 (2T.296.3) Absatz: 1/27
Bruder R, letzten Juni wurde mir dein Fall im Gesicht vor Augen geführt. Ich bin jedoch
ständig so von Arbeit bedrängt worden, dass es mir nicht möglich war, die Dinge
niederzuschreiben, die mir betreffs verschiedener Personen gezeigt worden waren. Ich
möchte niederschreiben, was ich zu schreiben habe, bevor mir etwas von anderer Seite zu
Ohren kommt, was deinen Fall betrifft, damit Satan dir nicht Zweifel einflößen kann. Dies
ist sein Werk.
Z2.295.2 (2T.297.1) Absatz: 2/27
Ich wurde zurückverwiesen auf dein vergangenes Leben. Mir wurde gezeigt, wie gnädig
dir Gott war, deine Augen zu erleuchten, damit du die Wahrheit erkennen konntest. Er
befreite dich aus deiner gefährlichen Lage des Zweifels und der Ungewissheit, gründete
dich im Glauben und festigte deine Überzeugung betreffs der ewigen Wahrheiten seines
Wortes. Er stellte deine Füße auf den Felsen. Eine Zeit lang warst du dankbar und
demütig. Doch seit einiger Zeit hast du dich von Gott getrennt. Als du gering in deinen
eigenen Augen warst, hat Gott dich geliebt.
Z2.295.3 (2T.297.2) Absatz: 3/27
Musik war eine Schlinge für dich. Du hast Schwierigkeiten mit Eigendünkel. Es ist natürlich
für dich, eine hohe Meinung von deinen Fähigkeiten zu haben. In Musik zu unterrichten
war dir zum Schaden. Viele Frauen haben dir Familienschwierigkeiten anvertraut. Dies
war nicht gut für dich. Es hat dich erhaben gemacht und dir zu noch größerem
Eigendünkel verholfen.
Z2.295.4 (2T.297.3) Absatz: 4/27
In deiner eigenen Familie hast du eine würdevolle und eher hochmütige Haltung
eingenommen. Deine Frau hat Fehler, deren du dir bewusst bist. Sie haben zu schlimmen
Folgen geführt. Sie ist keine gute Hausfrau. Hierin bedarf sie einer Ausbildung. Sie hat
schon einige Fortschritte gemacht, sollte sich aber weiter um Vervollkommnung bemühen.
Ihr fehlt es an Ordnung, gutem Geschmack und Sauberkeit in der Haushaltsführung und
auch in der Kleidung. Es wäre Gott wohlgefällig, wenn sie sich darin schulen würde, wo es
ihr mangelt. Die Verwaltung ihrer Familie lässt zu wünschen übrig. Sie ist zu nachgiebig
und versäumt, bei ihren Entscheidungen zu beharren. Sie lässt sich von den Wünschen
und Ansprüchen ihrer Kinder lenken und unterwirft ihr Urteil dem ihren. Anstatt sich in
dieser Hinsicht zu bessern, wie es ihre Pflicht wäre, ist sie froh über jede Gelegenheit und
jede Ausrede, sich ihrer häuslichen Sorgen und Verantwortlichkeiten zu entledigen und
gestattet anderen, ihre familiären Pflichten zu übernehmen. Sie sollte sich dazu erziehen,
diese Pflichten zu lieben und sie selbst zu tun. Sie kann ihren Teil als Ehefrau und Mutter
nicht erfüllen, ehe sie sich in dieser Hinsicht nicht bessert. Ihr mangelt es an
Selbstvertrauen. Sie ist schüchtern, in sich zurückgezogen und misstraut sich selbst. Sie
hat eine geringe Meinung von dem, was sie tut, und dies entmutigt sie, mehr zu tun. Sie
braucht Ermutigung und Worte der Zärtlichkeit und Zuneigung. Sie ist gutherzig. Sie ist
sanftmütig und still, und der Herr hat sie lieb. Doch muss sie sich ernsthaft bemühen, die
Übel abzustellen, die ihre Familie unglücklich machen. Praxis in diesen Arbeiten wird ihr
Vertrauen in ihre eigene Befähigung, die Pflichten in rechter Weise zu erfüllen, verleihen.
Z2.296.1 (2T.298.1) Absatz: 5/27
Du und deine Frau seid unterschiedlicher Wesensart. Du liebst Ordnung und Sauberkeit
und hast einen guten Geschmack und eine durchaus gute Verwaltung. Als Ehemann bist
du eher hart und streng. Du solltest in deiner Frau Vertrauen und Vertrautheit ermutigen.
Ihre Unzulänglichkeiten haben dich veranlasst, sie als dir unterlegen zu betrachten, und
sie empfindet das. Gott achtet sie höher als dich, denn du stehst nicht recht vor ihm. Um
ihres Mannes und ihrer Kinder willen und aus anderen Gründen sollte sie danach trachten,
ihre Fehler zu korrigieren und sich zu bessern, worin sie jetzt zu kurz kommt. Sie kann es,
wenn sie sich genug anstrengt.
Z2.296.2 (2T.298.2) Absatz: 6/27
Gott missfällt Unordnung, Nachlässigkeit und Mangel an Gründlichkeit, ganz gleich, um
wen es sich handelt. Diese Unzulänglichkeiten sind ernste Fehler und neigen dazu, die
Liebe eines Ehemannes gegenüber seiner Frau zu beeinträchtigen, wenn er Ordnung,
wohlerzogene Kinder und einen gut verwalteten Haushalt liebt. Eine Ehefrau und Mutter
kann ihr Heim nicht anziehend und glücklich machen, wenn es ihr an Ordnungsliebe fehlt.
Sie muss ihre Würde bewahren und sich guter Verwaltung befleißigen. Deshalb sollten
alle, die in diesen Punkten zu kurz kommen, sofort beginnen, sich in dieser Richtung zu
erziehen und die Dinge zu verbessern, worin ihr größter Mangel besteht. Disziplin wird
ihnen dabei eine große Hilfe sein. Schwester R gibt diese Mängel zu und denkt, sie könne
es nicht besser. Wenn sie einen Versuch macht und nicht sofort einen großen Fortschritt
bei sich feststellt, ist sie entmutigt. Das soll nicht sein. Ihr eigenes Glück und das ihrer
Familie hängen davon ab, dass sie sich daran begibt, mit Ernst und Eifer eine
entschiedene Reform in diesen Dingen durchzuführen. Sie muss Vertrauen und
Entschlusskraft an den Tag legen und sich als Frau erweisen. Von Natur aus schreckt sie
vor allem zurück, in dem sie keine Übung hat. Wenn sie sich ihres Erfolges sicher ist, gibt
es keinen, der bereitwilliger wäre, die Aufgabe zu übernehmen. Wenn sie in ihrem neuen
Unternehmen einen Fehlschlag erleidet, muss sie es immer wieder aufs Neue versuchen.
Sie kann die Hochachtung ihres Mannes und ihrer Kinder erwerben.
Z2.297.1 (2T.299.1) Absatz: 7/27
Es wurde mir gezeigt, dass Bruder R durch Selbsterhöhung ins Straucheln gekommen ist.
Er hat eine gewisse Erhabenheit, die an Strenge grenzt, gegenüber seiner Familie und
seiner Frau ausgeübt. Dies hat sie von ihm getrennt. Sie hatte Angst, ihn anzusprechen,
und ihr Verhalten in ihrer Ehe war mehr die eines furchtsamen Kindes gegenüber einem
strengen, erhabenen Vater, als die einer Ehefrau. Sie hat ihren Mann geliebt, geachtet und
vergöttert, obgleich er ihr Vertrauen nicht ermutigte. Mein Bruder, du solltest einen Kurs
einschlagen, der deine schüchterne, in sich zurückgezogene Frau ermutigt, sich auf deine
starke Zuneigung zu stützen. Dies gäbe dir eine Gelegenheit, auf feinfühlige, liebevolle Art
und Weise ihre Fehler zu korrigieren, soweit es dir möglich ist, und ihr Selbstvertrauen zu
stärken.
Z2.297.2 (2T.299.2) Absatz: 8/27
Ich sah, dass du nicht jene Liebe zu deiner Frau hattest, die du für sie hegen solltest.
Satan hat Vorteile aus ihren Fehlern und deinen Irrtümern gezogen, um deine Familie zu
zerstören. Du hast dich deiner Frau geschämt, und deine Achtung ihr gegenüber hat
immer mehr abgenommen, wo du doch gelobt hast, sie zu lieben und zu hegen, bis der
Tod euch scheidet.
Die Gefahr des Berichtens von Familienschwierigkeiten
Z2.298.1 (2T.300.1) Absatz: 9/27
Am 25. Oktober 1868 wurde mir dein Fall erneut vorgeführt. Es wurde mir gezeigt, dass
üble Gedanken und verbotene Wünsche zu ungehörigen Taten und zu einer Übertretung
der Gebote Gottes geführt hatten. Du hast dich, deine Frau und Gottes Werk entehrt. Du
hättest im Werke Gottes einen guten Einfluss ausüben können. Aber das Verfolgen eines
falschen Weges in Sachen, die du als von geringer Wichtigkeit angesehen hast, hat zu
großen Übeln geführt.
Z2.298.2 (2T.300.2) Absatz: 10/27
Bruder R, du bist jetzt in Gefahr, völligen Schiffbruch in deinem Glauben zu erleiden. Du
hast dich schwer versündigt. Doch die Sünde, die Augen anderer zu verblenden, die
Verkehrtes vermuteten, indem du die Sünde bemäntelst, ist zehnmal schlimmer. Nicht alle
sind so klüglich und mit soviel Liebe und Sorgfalt vorgegangen, wie es der Herr erwartete,
um dir zurechtzuhelfen. Als du aber versuchtest, eine verletzte Unschuld vorzutäuschen,
hast du da gedacht, Gott hätte deine verkehrten Wege nicht bemerkt? Glaubtest du, dass
er, der den Menschen aus Erde schuf und dem er seinen Lebensodem einblies, die
Absichten und Vorhaben des Herzens nicht ergründen könnte? Du dachtest, wenn du
deine Sünde bekennen würdest, könntest du deine Ehre, ja selbst dein Leben verlieren.
Du dachtest, deine Brüder hätten dann kein Vertrauen mehr zu dir. Du hast die Sache
nicht im rechten Licht gesehen. Es ist immer eine Schande zu sündigen, aber eine Ehre zu
bekennen.
Z2.298.3 (2T.300.3) Absatz: 11/27
Die Engel Gottes haben jede Handlung getreulich berichtet, so geheim du sie auch
vorgenommen hast. Gott sieht alle Absichten des Menschen und all sein Tun. Jeder
Mensch wird nach seinen Werken belohnt werden, seien sie gut oder böse. Was der
Mensch sät, wird er auch ernten. Es wird keinen Fehlschlag in der Ernte geben, und sie ist
sicher und fällt reichlich aus. Du hast versucht, deine Brüder zu täuschen. Wie konntest du
so handeln, wenn du doch wusstest, dass du vor Gott schuldig warst? Wenn du deine
Seele retten willst, tue gründliche Arbeit für die Ewigkeit.
Z2.299.1 (2T.301.1) Absatz: 12/27
Durch aufrichtiges Bekenntnis musst du reinen Tisch schaffen. Du benötigst eine
gründliche Bekehrung – eine Umgestaltung durch Erneuerung deines Sinnes. Dein
Eigendünkel muss überwunden werden. Du musst lernen, andere höher zu achten als dich
selbst. Deine hohe Meinung von deinen eigenen Errungenschaften muss aufgegeben
werden. Du musst einen sanften und stillen Geist entwickeln, der köstlich vor Gott ist.
Z2.299.2 (2T.301.2) Absatz: 13/27
Du hast einen Geist gehegt, der dich vom redlichen Weg weggeführt hat, und jetzt bist du
in Schwierigkeiten. Zweifel, Furcht und Verzweiflung haben sich deiner bemächtigt. Es gibt
immer nur einen Ausweg für dich, den Weg des Bekennens. Deine einzige Hoffnung ist,
auf den Felsen zu fallen und zu zerbrechen. Andernfalls wird er auf dich fallen und dich
zermalmen. Du kannst jetzt deine Verkehrtheiten gutmachen und die Vergangenheit tilgen.
Durch ein Leben der Güte und wahrer Demut kannst du annehmbar vor Gott und deiner
Familie wandeln. Möge der Herr dir helfen, angesichts des Gerichts zu wirken, als ob es
um dein Leben ginge. Mein Bruder, ich empfinde tiefes Interesse für dich. Du hast dich für
eine Zeit lang in Dunkelheit befunden. Du bist nicht auf einmal in deinen gegenwärtigen
Zustand der Finsternis geraten. Du hast das Licht nach und nach verlassen. Zuerst
wurdest du hochmütig, und als du dich dann selbstgenügsam in deiner eigenen Stärke
fühltest, hat der Herr seine Stärke von dir zurückgezogen.
Z2.299.3 (2T.301.3) Absatz: 14/27
Du hast dich für Musik interessiert. Dies hat unvorsichtige, unkluge Frauen veranlasst, dir
ihre Schwierigkeiten anzuvertrauen. Es hat deinen Stolz befriedigt, war jedoch ein
Fallstrick für dich. Dadurch wurde eine Tür für Satans Einflüsterungen geöffnet. Du hast
unklug gehandelt. Du hattest kein Recht, dir diese Familienangelegenheiten anzuhören.
Diese Mitteilungen haben dein Gemüt verdorben, deinen Eigendünkel vermehrt und dich
zu bösen Gedanken verführt. Du hast dir erlaubt, ein Beichtvater für sentimentale Frauen
zu werden, die Mitgefühl wünschten und sich bei anderen anlehnen wollten. Hätten sie
gesunde Urteilskraft besessen, auf sich selbst vertraut und ein Ziel im Leben gehabt, sich
daran erfreut, anderen Gutes zu tun, dann wären sie nicht in einen Zustand geraten, wo
sie es für notwendig erachteten, zu irgendjemand zu gehen, der sie bemitleiden sollte.
Z2.300.1 (2T.302.1) Absatz: 15/27
Du bist nicht mit dem Betrug menschlicher Herzen bekannt. Du kennst nicht Satans
Kunstgriffe. Einige, die sehr nach deinem Mitgefühl verlangten, haben eine krankhafte
Einbildung, sind liebeskrank, sentimental und machen viel Aufhebens um nichts. Einige
sind unzufrieden mit ihrem Eheleben. Es bietet ihnen nicht genug Romanze. Das Lesen
von Romanen hat alle Vernunft, die sie je besaßen, verdorben. Sie leben in einer Welt der
Einbildung. Ihre Einbildung gaukelt ihnen einen Ehemann vor, den es nur in Romanen gibt.
Sie reden von unerwiderter Liebe. Sie sind nie zufrieden oder glücklich, weil ihre
Einbildung ihnen ein unwirkliches Leben vorspiegelt. Wenn sie der Wirklichkeit ins Auge
sehen, heruntersteigen zur Einfachheit des täglichen Lebens und die Lasten des
Familienlebens aufnehmen, wie es sich als Frau gebührt, dann werden sie Zufriedenheit
und Glück erfahren.
Z2.300.2 (2T.302.2) Absatz: 16/27
Du hast Gedanken gehegt, die nicht recht waren. Diese Gedanken haben Frucht getragen.
„Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ (Matthäus 12,34) „Lasset kein faules
Geschwätz aus eurem Munde gehen.“ (Epheser 4,29) Arglist wird zu oft in deinem Munde
gefunden – herabwürdigende Ausdrücke, die aus einem Herzen kommen, das verdorbene
Gedanken und schlechte Wünsche hegt.
Z2.300.3 (2T.302.3) Absatz: 17/27
Seit einiger Zeit haben sich deine Füße vom Pfad der Redlichkeit und Reinheit abgewandt.
Du weißt, dass dein Verhalten Gott missfällt, dass du sein heiliges Gesetz übertrittst. Du
weißt, dass dies nicht verborgen bleiben kann. Gott wird nicht zulassen, dass sein Volk in
deinem Fall getäuscht wird. Deine große Sünde besteht darin, die Sympathie derer zu
gewinnen, die nichts von deinen krummen Wegen wissen. Auf diese Weise entzweist du
das Urteil des Volkes, das sich zur Wahrheit bekennt. Wir bemitleiden dich. Wie weh ist
mir ums Herz deinetwegen! Ich sehe nur Verderben, das dir bevorsteht, nichts als
äußersten Schiffbruch im Glauben.
Z2.301.1 (2T.303.1) Absatz: 18/27
Willst du deine Sünden zudecken und die Sache durchstehen? Gott sagt, dass es dir nicht
gelingen wird. Wer aber seine Sünden bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit finden.
Willst du den Tod wählen? Willst du dir den Himmel verschließen, nur weil du deinen
bösen Stolz nicht aufgeben möchtest? Deine einzige Hoffnung besteht darin, deinen Abfall
zu bekennen. Gott hat Licht auf deinen Weg scheinen lassen. Willst du deinen eigenen
verdorbenen Weg wählen? Willst du der Wahrheit abschwören, weil sie dich nicht in deiner
Ungerechtigkeit unterstützt? Oh, ich bitte dich, „zerreiße dein Herz und nicht deine
Kleider“. Gehe gründlich ans Werk, schaffe für die Ewigkeit. Gott will dir gnädig sein. Er
wird sich deinethalben erbitten lassen. Er wird einen zerbrochenen, bußfertigen Geist nicht
verschmähen. Willst du zurückkehren? Willst du leben? Deine Seele ist es wert, gerettet
zu werden; sie ist kostbar. Wir möchten dir gerne helfen.
Z2.301.2 (2T.303.2) Absatz: 19/27
Ich sah, dass du nicht glücklich bist. Du bist unruhig. Du bist in Bedrängnis, und doch
weigerst du dich, den einzigen Weg einzuschlagen, der dir Erleichterung und Hoffnung
bringen würde. Wer seine Sünde bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen. Dein
Zustand ist beklagenswert, und du fügst dem Werk Gottes großen Schaden zu. Dein
Einfluss wird nicht nur dich, sondern auch andere vernichten.
Z2.301.3 (2T.303.3) Absatz: 20/27
Wenn du dich weigerst, zu Gott zu kommen und deinen Abfall zu bekennen, damit er dich
heilen kann, gibt es in Zukunft keine Hoffnung für dich und deine arme Familie. Elend ist
die Folge der Sünde. Gottes Hand wird wider dich sein. Er wird dich der Hand Satans
überlassen, dass er dich nach seinem Willen gefangen führen kann. Du weißt nicht, wie
weit es mit dir kommen mag. Du wirst einem Menschen auf See gleichen, der keinen
Anker mit sich führt. Die göttliche Wahrheit ist ein Anker. Du bist dabei, dich von diesem
Anker zu lösen. Du opferst deine ewigen Interessen der Fleischeslust, der Augenlust und
hoffärtigem Leben. Du hast den Punkt erreicht, die Bande zu zerreißen, die dich vor dem
völligen Untergang bewahren. Indem du versuchst, dein Leben durch Verbergen deiner
Sünde zu retten, verlierst du es. Wenn du dich jetzt vor Gott demütigst, deine
Verkehrtheiten bekennst und völlig entschlossen zu ihm zurückkehrst, könnt ihr noch eine
glückliche Familie werden. Wirst du dies nicht tun, sondern deinen eigenen Weg wählen,
hat dein Glück ein Ende.
Z2.302.1 (2T.304.1) Absatz: 21/27
Du hast ein großes Werk vor dir. Du bist zu nachlässig in deinem Verhalten gewesen.
Deine Worte waren nicht auserwählt, keusch und rein. Du hast dich von dem Göttlichen
getrennt und den niederen Leidenschaften gehuldigt. Der Verstand und die edlen Kräfte
des Gemüts wurden den tierischen Neigungen unterworfen. Du folgst seit einiger Zeit nicht
dem rechten Weg. Du hast nicht den bösen Schein gemieden. Es besteht für dich keine
Sicherheit, wenn du weiterhin auf diesem Weg beharrst.
Z2.302.2 (2T.304.2) Absatz: 22/27
Du hast deine Frau nicht geliebt, wie es ihr zustand. Sie ist eine gute Frau. In geringem
Maße hat sie deine Gefahr erkannt. Aber du hast deine Ohren vor ihren Warnungen
verschlossen. Du hast gedacht, sie sei eifersüchtig. Das ist aber nicht ihre Art. Sie liebt
dich und wird Nachsicht mit dir haben. Sie wird dir vergeben und dich lieben trotz dem
tiefen Unrecht, das du ihr zugefügt hast, wenn du nur ans Licht durchdringst und reinen
Tisch mit der Vergangenheit machst. Du benötigst eine gründliche Bekehrung. Wenn diese
Bekehrung nicht stattfindet, werden all deine früheren Bemühungen, der Wahrheit zu
gehorchen, dich nicht retten noch deine vergangenen Verkehrtheiten zudecken können.
Jesus fordert von dir eine durchgreifende Reformation. Dann wird er dir helfen, dich
segnen, dich lieben und deine Sünden mit seinem eigenen sehr kostbarem Blut austilgen.
Du kannst die Vergangenheit gutmachen. Du kannst deine Wege korrigieren und noch
Gottes Werk ehren. Du kannst recht handeln, wenn du Gottes Kraft in Anspruch nimmst
und in seinem Namen wirkst – wirkst zu deiner eigenen Errettung und zum Besten
anderer.
Z2.302.3 (2T.305.1) Absatz: 23/27
Ihr könnt noch eine glückliche Familie werden. Deine Frau braucht deine Hilfe. Sie gleicht
einer Weinranke; sie möchte sich an deine Kraft klammern. Du kannst ihr helfen und sie
leiten. Du solltest sie niemals tadeln. Schimpfe nicht mit ihr, wenn ihre Bemühungen nicht
deinen Wünschen entsprechen. Ermutige sie lieber durch zärtliche und liebevolle Worte.
Du kannst deiner Frau helfen, ihre Würde und ihre Selbstachtung zu bewahren. Rühme
nie die Arbeit oder die Taten anderer vor ihr, um sie ihre Unzulänglichkeit fühlen zu lassen.
Du bist in dieser Hinsicht hart und gefühllos gewesen. Du hast den Dienstmädchen mehr
Höflichkeit entgegengebracht als ihr und hast ihnen die Vorrangstellung im Haushalt
eingeräumt.
Z2.303.1 (2T.305.2) Absatz: 24/27
Gott liebt deine Frau. Sie hat gelitten, und er hat alles bemerkt und wird dich nicht
schuldlos halten für die Wunden, die du ihr beigebracht hast. Weder Reichtum noch
Verstand bringen Glück. Es ist der moralische Wert. Wahre Güte wird vom Himmel als
wahre Größe eingeschätzt. Der moralische Gemütszustand entscheidet über den Wert
eines Mannes. Jemand mag Vermögen und Verstand besitzen und dennoch wertlos sein,
weil das glühende Feuer der Güte nie auf dem Altar des Herzens gebrannt hat, weil sein
Gewissen verletzt, geschwärzt und durch Selbstsucht und Sünde verhärtet ist. Wenn die
Fleischeslust den Menschen beherrscht, wenn den üblen Leidenschaften der fleischlichen
Natur die Überhand eingeräumt wird, werden sich Zweifel bezüglich der Wirklichkeit der
christlichen Religion erheben, und diese Zweifel werden zum Ausdruck gebracht, als sei
Zweifeln eine besondere Tugend.
Z2.303.2 (2T.305.3) Absatz: 25/27
Das Leben Salomos hätte bemerkenswert sein können, wenn er bis zu seinem Tod seine
Tugend bewahrt hätte. Aber er unterwarf diese besondere Gnadengabe der sinnlichen
Leidenschaft. In seiner Jugend verließ er sich auf Gottes Führung und setzte sein
Vertrauen auf ihn, und Gott wählte für ihn und verlieh ihm Weisheit, welche die Welt in
Erstaunen versetzte. Seine Macht und Weisheit wurde in allen Landen gepriesen. Doch
seine Liebe zu Frauen war seine Sünde. Diese Leidenschaft beherrschte er nicht mit
Manneswürde, und sie erwies sich ihm als Schlinge. Seine Frauen verführten ihn zur
Abgötterei, und als er die Lebensmitte überschritten hatte, wurde ihm die von Gott
verliehene Weisheit entzogen. Er verlor seine Charakterfestigkeit und glich mehr der
unbesonnenen Jugend, die zwischen Recht und Unrecht schwankt. Indem er seine
Grundsätze fahren ließ, begab er sich auf einen verkehrten Weg, und damit trennte er sich
von dem Fundament und der Quelle seiner Kraft. Er hatte nach Grundsätzen gehandelt.
Weisheit war ihm wichtiger gewesen als Goldesstücke aus Ophir. Doch wie traurig,
sinnliche Leidenschaften gewannen die Oberhand. Er wurde betrogen und ruiniert von
Frauen. Welch eine Warnung zur Wachsamkeit! Welch ein Zeugnis dafür, dass die Kraft
von Gott bis zum letzten Atemzug benötigt wird!
Z2.304.1 (2T.306.1) Absatz: 26/27
Im Kampf gegen innere Verdorbenheit und von außen kommender Versuchung ist sogar
der weise und machtvolle Salomo unterlegen. Es ist nicht sicher, sich auch nur die
geringste Abweichung von strikter Redlichkeit zu erlauben. „Meidet allen bösen Schein.“
(1.Thessalonicher 5,22) Wenn eine Frau ihre Familienschwierigkeiten berichtet oder sich
bei einem anderen Mann über ihren Mann beklagt, versündigt sie sich am Ehegelübde.
Sie entehrt ihren Mann und reißt die Mauer ein, die errichtet wurde, um die Heiligkeit ihrer
ehelichen Verbindung zu bewahren. Sie öffnet die Tür weit und lädt Satan ein, mit seinen
heimtückischen Versuchungen hereinzukommen. So will Satan es haben. Wenn eine Frau
mit einem Gespräch über ihr Weh und Ach, über ihre Enttäuschungen und Prüfungen zu
einem christlichen Bruder kommt, sollte er ihr in jedem Fall den Rat geben, eine
Schwester ins Vertrauen zu ziehen, wenn sie ihre Schwierigkeiten jemanden offenbaren
möchte. Dann wird kein böser Schein geweckt, wodurch das Werk Gottes in Schande
geraten könnte.
Z2.304.2 (2T.306.2) Absatz: 27/27
Denkt an Salomo. Unter vielen Nationen war kein König ihm gleich, von seinem Gott
geliebt. Aber er kam zu Fall. Er wurde von Gott weggeführt und wurde verdorben durch die
Befriedigung sinnlicher Begierden. Dies ist die vorherrschende Sünde dieses Zeitalters,
und ihr Fortschritt ist schrecklich. Bekenntliche Sabbathalter sind nicht rein. Es gibt solche,
die vorgeben an die Wahrheit zu glauben, die verdorbenen Herzens sind. Gott wird sie
prüfen, und ihre Torheit und Sünde wird offenbar werden. Nur Reine und Demütige können
in seiner Gegenwart leben. „Wer wird auf des Herrn Berg gehen, und wer wird stehen an
seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist; der nicht Lust
hat zu loser Lehre und schwört nicht fälschlich.“ (Psalm 24,3.4) „Herr, wer wird wohnen in
deiner Hütte? Wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge? Wer ohne Tadel einhergeht
und recht tut und redet die Wahrheit von Herzen; wer mit seiner Zunge nicht verleumdet
und seinem Nächsten kein Arges tut und seinen Nächsten nicht schmäht; wer die
Gottlosen für nichts achtet, sondern ehrt die Gottesfürchtigen; wer sich selbst zum
Schaden schwört und hält es; wer sein Geld nicht auf Wucher gibt und nimmt nicht
Geschenke gegen den Unschuldigen: wer das tut, der wird wohl bleiben.“ (Psalm 15,1-5)
Kapitel 43: Brief an einen Waisenknaben
Z2.305.1 (2T.307.1) Absatz: 1/17
Lieber Freund, in meinem letzten Gesicht wurde mir gezeigt, dass du Fehler zu korrigieren
hast. Es ist notwendig, dass du diese Fehler erkennst, bevor du die geforderte
Anstrengung machst, sie abzustellen. Du hast noch viel zu lernen, ehe du einen guten,
christlichen Charakter bilden kannst, der Gott wohlgefällig ist. Von Kind auf bist du
eigensinnig gewesen und dazu geneigt, deinen eigenen Weg zu gehen und deinen Kopf
durchzusetzen. Du warst nicht bereit, deine Wünsche und deinen Willen denen
unterzuordnen, die für dich sorgten. Diese Erfahrung musst du erlangen.
Z2.305.2 (2T.307.2) Absatz: 2/17
Deine Gefahr wird vermehrt durch den Geist der Unabhängigkeit und des
Selbstvertrauens – der mit Unerfahrenheit einhergeht – den junge Männer in deinem Alter
nur zu gerne an den Tag legen, wenn sie keine liebe Eltern haben, die über sie wachen
und zarte Gefühle der Zuneigung im Herzen anregen. Du meinst, es sei jetzt Zeit, dass du
für dich selbst denkst und handelst. „Ich bin ein junger Mann und nicht länger ein Kind. Ich
bin imstande, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Ich habe Rechte, und dafür
will ich mich einsetzen. Ich weiß selbst, was ich zu tun habe. Wer hat die Autorität, sich
einzumischen?“ Dies sind einige deiner Gedankengänge, und Jugendliche in deinem Alter
unterstützen dich darin.
Z2.305.3 (2T.308.1) Absatz: 3/17
Du empfindest, dass du deine Freiheit verteidigen und wie ein Mann handeln musst. Diese
Gefühle und Gedanken führen zu verkehrtem Handeln. Du besitzt keinen unterwürfigen
Geist. Weise ist der Mann und gesegnet, der seine Pflicht fühlt, zu seinen Eltern
emporzuschauen. Hat er keine Eltern, soll er seinen Vormund oder jene, mit denen er lebt,
als Tröster und in gewisser Hinsicht als seine Vorgesetzten achten und anerkennen,
denen es zusteht, die Einschränkungen des Heimes auf ihn anzuwenden. Unabhängigkeit
in einer Hinsicht ist lobenswert. Zu wünschen, für sich selbst aufzukommen und nicht das
Brot der Abhängigkeit zu essen, ist richtig. Es ist ein edler, hochherziger Ehrgeiz, der den
Wunsch nach Selbstunterhaltung anregt. Gewohnheiten des Fleißes und der Sparsamkeit
sind notwendig.
Z2.306.1 (2T.308.2) Absatz: 4/17
Du warst Umständen ausgesetzt, die der Bildung eines guten christlichen Charakters nicht
günstig waren. Jetzt aber befindest du dich an einem Platz, wo du dir einen guten Ruf
erwerben oder vernichten kannst. Wir hoffen nicht, dass du das Letztere tun wirst. Du bist
jedoch vor Versuchungen nicht sicher. In einer einzigen Stunde magst du etwas tun, was
dich hinterher bittere Reuetränen kosten wird. Indem du der Versuchung nachgibst, magst
du Herzen von dir entfremden, den Respekt und die Achtung verlieren, die du in deiner
Umgebung erworben hast, und auch deinen christlichen Charakter beflecken. Du hast die
Lektion der Unterwerfung zu lernen. Du betrachtest es als unter deiner Würde, im Haus zu
helfen, leichte Hausarbeiten oder Besorgungen zu übernehmen. Du hast direkt einen
Widerwillen gegen diese kleinen Anforderungen entwickelt. Aber gerade für das, was dir
so zuwider ist, solltest du eine Liebe heranbilden. Wenn du es nicht tust, wirst du
nirgendwo eine rechte Hilfe sein. Wenn du diese notwendigen kleinen Arbeiten verrichtest,
versiehst du einen größeren Dienst, als wenn du mit einem großen Geschäft und
mühsamem Werk beschäftigt wärst.
Z2.306.2 (2T.309.1) Absatz: 5/17
Es fällt mir jetzt jemand ein, der mir im Gesicht vorgeführt wurde, der diese kleinen
Pflichten versäumte und kein Interesse daran fand, denen die Arbeit zu erleichtern, die
Hausarbeit zu verrichten hatten. Diese Arbeiten erschienen ihm zu gering. Er hat jetzt eine
Familie und ist noch genauso unwillig, diese kleinen aber wichtigen Pflichten zu verrichten.
Als Folge ruht eine schwere Last auf seiner Frau. Sie muss viele Dinge tun, die sonst
ungetan blieben. Die Menge der Sorgen, die auf ihr lasten, zerbricht ihre Konstitution, weil
ihr Mann versäumt, seinen Teil beizutragen. Er kann dieses Übel heute nicht so leicht
überwinden, wie er es in jungen Jahren hätte tun können. Er vernachlässigt die kleinen
Pflichten und versäumt, alles in ordentlichem Zustand zu erhalten. Deshalb ist er kein
erfolgreicher Farmer. „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im
Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.“ (Lukas 16,10)
Z2.307.1 (2T.309.2) Absatz: 6/17
Naeman, der Syrer, konsultierte den Propheten Gottes, wie er von einer schrecklichen
Krankheit, dem Aussatz, geheilt werden könnte. Es wurde ihm geboten, sich sieben Mal im
Jordan unterzutauchen. Warum folgte er nicht sofort den Anweisungen Elisas, des
Propheten Gottes? Warum weigerte er sich zu tun, was der Prophet befohlen hatte? Er
wandte sich an seine Knechte und murrte. In seiner Kränkung und Enttäuschung wurde er
zornig und weigerte sich, den demütigen Weg zu gehen, den ihm der Prophet Gottes
gewiesen hatte. Er sagte: „Ich meinte, er sollte zu mir herauskommen und hertreten und
den Namen der Herrn, seines Gottes, anrufen und mit seiner Hand über die Stätte fahren
und den Aussatz also abtun. Sind nicht die Wasser Amana und Pharphar zu Damaskus
besser denn alle Wasser in Israel, dass ich mich darin wüsche und rein würde? Und
wandte sich und zog weg mit Zorn.“ (2.Könige 5,11.12) Sein Diener sprach zu ihm: „Lieber
Vater, wenn dich der Prophet etwas Großes hätte geheißen, solltest du es nicht tun? Wie
viel mehr, so er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein.“ (2.Könige 5,13) Ja, dieser
gewaltige Mann erachtete es als unter seiner Würde, zu dem einfachen Fluss Jordan zu
gehen und sich zu waschen. Die Flüsse, die er erwähnte und sich wünschte, waren von
Bäumen und Hainen geschmückt, und Götzen waren in diesen Gehölzen aufgestellt. Viele
Menschen begaben sich an diese Flüsse und beteten die Götzen dort an. Das wäre ihm
keine Demütigung gewesen. Gerade das Befolgen der besonderen Anweisungen des
Propheten sollte seinen stolzen und hochfahrenden Geist demütigen. Williger Gehorsam
würde das erwünschte Resultat bringen. Er wusch sich und wurde geheilt.
Z2.307.2 (2T.310.1) Absatz: 7/17
In gewissem Sinn gleicht dein Fall dem des Naemans. Du beachtest nicht, dass du dich
herablassen musst, treu in geringen Dingen zu sein, wenn du einen vollkommenen
christlichen Charakter entwickeln willst. Obgleich die Dinge, die dir zu tun aufgetragen
werden, in deinen Augen gering sein mögen, gehören sie doch zu den Pflichten, die du ein
ganzes Leben lang zu verrichten haben wirst. Eine Vernachlässigung dieser Dinge wird zu
einem großen Mangel in deinem Charakter führen. Mein lieber junger Mann, du sollst dich
zur Treue in kleinen Dingen erziehen. Du kannst Gott nicht gefallen, wenn du dies
versäumst. Du kannst keine Liebe und Zuneigung erlangen, wenn du nicht tust, was dir
aufgetragen wird, und zwar willig und mit Freuden. Wenn du wünschst, dass diejenigen,
bei denen du wohnst, dich lieben, dann musst du ihnen Liebe und Respekt
entgegenbringen.
Z2.308.1 (2T.310.2) Absatz: 8/17
Es ist deine Pflicht, alles zu tun, was in deinen Kräften liegt, die Sorgen der Schwester zu
erleichtern, bei der du wohnst. Du siehst, wie sie, bleich und schwach, für eine große
Familie kochen muss. Jede Extraarbeit, die sie tun muss, schwächt sie und vermindert
ihre Lebenskraft. Sie hat keine jungen Hände und Füße, kleine Besorgungen mit zu
übernehmen. Sie nahm dich in ihre Familie auf, wie sie dir und uns sagte, speziell aus
dem Grund, dass ihr diese kleinen Dinge abgenommen würden. Wenn du es jetzt
versäumst, das zu tun, was ihr eine große Hilfe wäre, wenn du deinem eigenen,
unabhängigen Willen folgen willst, dann wirst du diesen Platz verlassen müssen, und sie
müssen sich nach jemand anders umsehen, der willig ist, diese kleinen Besorgungen zu
machen, die dir zu gering erscheinen. Du verrichtest jetzt schwerere Arbeit, als deine Kraft
erlaubt. Du möchtest Mannesarbeit tun. Du hast einen starken Eigenwillen, den du
aufgeben musst. Du musst dem Ich absterben, es kreuzigen und den Sieg über dich selbst
erlangen. Du kannst kein wahrer Nachfolger Christi sein, solange du dieses Werk nicht
resolut in Angriff nimmst.
Z2.308.2 (2T.311.1) Absatz: 9/17
Ich sah, dass du nicht von Natur aus Ehrfurcht und Respekt für ältere Menschen hegst. Du
solltest treu in der Verrichtung der kleinen Besorgungen und Pflichten sein, die dir
aufgetragen sind und nicht darüber murren, als wäre es eine bittere Medizin. Du erkennst
nicht, wie unliebsam du dich selbst machst. So kannst du selbst nicht glücklich sein noch
deine Umgebung glücklich machen. Du solltest daran denken, dass Gott von dir als
seinem Diener fordert, treu, geduldig, freundlich, liebevoll, gehorsam und respektvoll zu
sein. Du kannst nicht zur christlichen Vollkommenheit gelangen, wenn du nicht deinen
eigenen Geist beherrschst. Du gestattest, dass sich Gefühle in deinem Herzen erheben,
die sündig sind, die dir großen Schaden zufügen und die dazu neigen, einen harten,
trotzigen Geist hervorzurufen, dem Geist Christi sehr unähnlich, dessen Leben du
nachahmen sollst.
Z2.309.1 (2T.311.2) Absatz: 10/17
Mein lieber junger Mann, beginne aufs neue und entschlossen, mit Gottes Hilfe dem zu
folgen, was wahrhaftig, was lieblich, was ehrbar ist. Lass Gottesfurcht, vereint mit Liebe
und Zuneigung für alle Menschen in deiner Umgebung in allem, was du tust, offenbar
werden. Sei treu und gründlich, lege alle Nachlässigkeit ab. Habe einen Platz für jedes
Ding, und tue alles an seinen Platz. Sei gefällig, freundlich, fröhlich und angenehm. Dann
kannst du die Herzen aller gewinnen, mit denen du Umgang pflegst. Behalte eines im
Gedächtnis: Kein junger Mann kann einen rechten Geist besitzen, der keine Achtung vor
Frauen hat und versucht, ihre Lasten zu erleichtern. Es ist das Schlimmste, was in einem
jungen Mann gefunden werden kann, der es als unter seiner Würde betrachtet, die Arbeit
von Frauen zu erleichtern. Solch ein Mann ist gekennzeichnet. Keine Frau würde einem
solchen Mann ihr Leben anvertrauen, denn er wird niemals ein zärtlicher, behutsamer,
rücksichtsvoller Ehemann sein.
Z2.309.2 (2T.312.1) Absatz: 11/17
Was der Knabe ist, wird er als Mann sein. Ich bitte dich, mache eine Kehrtwendung. Tue
alles, was getan werden muss in Gestalt kleiner Pflichten, so unangenehm sie dir
erscheinen mögen. Dann wirst du das Wohlwollen derer haben, in deren Mitte du dich
befindest, und was noch höher zu bewerten ist, Gottes Wohlgefallen. Du kannst kein
Christ sein, wenn du nicht treu im Geringsten bist. Wenn du betest und danach strebst,
dein Bestes zu geben in jeder Aufgabe, die dir zufällt, dann wird Gott dich segnen und dir
helfen. Wenn Jesus kommt, um seine Getreuen heimzuholen, möchtest du nicht, dass er
dann zu dir sagt: „Ei, du frommer und getreuer Knecht“? Möchtest du, dass alle
Unvollkommenheiten von deinem Charakter entfernt werden, damit du ohne Fehler vor
Gottes Thron erfunden wirst? Wenn es so ist, dann hast du ein persönliches Werk zu tun,
das kein anderer für dich tun kann. Du bist persönlich vor Gott verantwortlich. Du kannst
im Licht wandeln und täglich Kraft von Gott empfangen, jede Unvollkommenheit zu
überwinden und schließlich unter den Treuen, Wahren und Heiligen im Reiche Gottes zu
sein. Gib der Versuchung nicht nach. Satan wird dich belästigen und dein Gemüt
beherrschen wollen, damit er dich zur Sünde verleiten kann. „Widersteht dem Teufel, so
flieht er von euch; nahet euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“ (Jakobus 4,7.8)
Z2.310.1 (2T.312.2) Absatz: 12/17
Denke daran, dass Gottes Auge immer auf dir ruht. Wenn du respektlos antwortest, sieht
und hört es Gott. Die Zeit kommt, wo jeder nach seinen Taten gerichtet wird. Du hast auch
eine Rolle im Gericht zu spielen. Jesus wir dich entweder annehmen oder verwerfen.
Fliehe zu ihm um Kraft und Gnade. Er wünscht dir zu helfen, der Führer deiner Jugendzeit
zu sein und dich so zu stärken, dass andere durch deinen Einfluss gesegnet werden. Gott
liebt dich und wird dich retten, wenn du dich ihm nahst auf dem von ihm vorgeschriebenen
Weg. Empörst du dich aber und wählst deinen eigenen Weg, geschieht dies zu deinem
eigenen Schaden und ewigen Verlust. Bete viel, denn Gebet ist eine der notwendigsten
Pflichten. Ohne Gebet kannst du keinen christlichen Wandel führen. Es erhebt, stärkt und
veredelt, es ist der Seele Gespräch mit Gott.
Z2.310.2 (2T.313.1) Absatz: 13/17
Denke nicht, dass du deine Bemühungen und deine Wachsamkeit für einen Augenblick
einstellen kannst. Studiere Gottes Wort fleißig, damit du nicht unwissend betreffs Satans
Täuschungen bist, und dass du den Weg der Erlösung besser kennen lernst. Dein Wille
muss Gottes Willen unterworfen werden. Suche nicht dein eigenes Vergnügen, sondern
das der anderen in deiner Umgebung. Nur so kannst du glücklich sein. Komm mit all
deinen Bedürfnissen und Wünschen zu Jesu. In einfachem Vertrauen ergreife seine
Segnungen. Stütze dich auf Gott und versuche nach Prinzipien zu handeln, gestärkt und
veredelt durch erhabene Beschlüsse und entschlossene Absichten, die nur in Gott
gefunden werden.
Z2.310.3 (2T.313.2) Absatz: 14/17
Du solltest nicht so rasch aufgebracht sein. Lass dein Herz nicht selbstsüchtig werden,
sondern von Liebe erfüllt. Du hast ein Werk zu tun, das nicht vernachlässigt werden darf.
Ertrage Härten wie ein guter Kämpfer. Jesus kennt jeden Kampf, jede Prüfung und jeden
Seelenschmerz. Er will dir helfen, denn er wurde in allen Dingen versucht gleichwie wir,
doch ohne Sünde. Lieber Junge, gehe zu ihm mit all deinen Lasten. Ziehe niemand ins
Vertrauen und erzähle niemand deine Schwierigkeiten, außer uns. Mache Jesum zu
deinem Lastenträger und trachte nach einer gründlicheren Erfahrung in religiösen Dingen.
Dass Gott dir helfen und dich segnen möchte ist mein aufrichtiger Wunsch und mein
Gebet.
Z2.311.1 (2T.313.3) Absatz: 15/17
Mein zartestes Mitgefühlt gilt den Waisen. Du hast in der Tat kein Heim. Der Tod hat
deinen Vater und deine Mutter von dir genommen; und das Heim deiner Kindheit wird nun
von anderen bewohnt. An deinen gottesfürchtigen Vater kannst du dich nicht mehr so gut
erinnern, wie an deine Mutter. Du weißt, dass du sie oft gekränkt hast. Du hattest nicht
gelernt, dich zu unterwerfen und bis jetzt hast du es nur teilweise gelernt. Aber die Gebete
deiner Eltern, dass du zu jenen gehören mögest, die Gott lieben und fürchten, sind im
Himmel aufbewahrt.
Z2.311.2 (2T.314.1) Absatz: 16/17
Ach, wir leben in einer kalten selbstsüchtigen Welt! Deine Verwandten, die dich hätten
lieben und dir beistehen sollen, wenn schon nicht um deinetwillen, dann doch wenigstens
um deiner Eltern willen, haben sich dir in ihrer Selbstsucht verschlossen und haben kein
besonderes Interesse an dir. Aber Gott will dir näher und teurer sein als alle deine
irdischen Verwandten dir je sein können. Er will dein Freund sein und wird dich nie
verlassen. Er ist ein Vater der Vaterlosen. Seine Freundschaft wird dir süßen Frieden
vermitteln und wird dir helfen, deinen großen Verlust mit Seelenstärke zu tragen. Suche
Gott zu deinem Vater zu machen, und es wird dir nie an einem Freund fehlen. Du wirst
Prüfungen ausgesetzt sein; aber sei standhaft und trachte danach, dein Bekenntnis zu
ehren. Du brauchst Gnade, um bestehen zu können, aber Gottes mitleidiges Auge wacht
über dich. Bete viel und ernstlich, und glaube, dass Gott dir helfen wird. Hüte dich vor
Reizbarkeit, Launenhaftigkeit und sei kein Peiniger. Nachsicht ist eine Tugend, die du
pflegen musst. Trachte nach Herzensfrömmigkeit. Sei ein entschlossener Christ. Liebe
Reinheit und demütige Einfachheit. Verbinde diese Tugenden mit deinem Leben.
Z2.312.1 (2T.314.2) Absatz: 17/17
Wenn du dich selbst dazu erziehst, Gott zu fürchten und alle Menschen in deiner
Umgebung zu lieben, kannst du ein nützliches, glückliches Leben führen. Durch ein
Beispiel kannst du andere veranlassen, den demütigen Pfad der Heiligkeit zu erwählen.
Habe den moralischen Mut, zu allen Zeiten recht zu handeln und deinen Erlöser zu ehren.
Ich bitte dich inständig, trachte nach wahrer Heiligkeit.
Kapitel 44: Das unruhige Übel
Z2.312.2 (2T.314.3) Absatz: 1/9
Liebe Schwester S, mir wurden einige Dinge vorgeführt, die dich betreffen. Du erkennst
nicht deinen wahren Zustand. Du benötigst ein tief greifendes, gründliches Gnadenwerk
an deinem Herzen. Du musst dein Herz und dein Haus in Ordnung bringen. Dein Beispiel
in deiner Familie ist nicht nachahmenswert. Du hast dir einen zu niedrigen Maßstab
gesetzt und hast verfehlt, den Standard zu erreichen, den unser göttlicher Herr aufgestellt
hat. Du liebst es, Besuche zu machen und zu sprechen und sagst vieles, was sich nicht für
einen Christen schickt. Deine Darstellungen sind übertrieben und weichen oft weit von der
Wahrheit ab. Deine Worte und Taten werden dich einmal richten. Durch sie wirst du
gerechtfertigt oder verdammt werden. Deine Erziehung übte keinen veredelnden Einfluss
auf dich aus. Deshalb ist es jetzt sehr notwendig für dich, dass du dich selbst zu reinen
Gedanken und Handlungen erziehst. Bilde deine Gedanken so heran, dass es ihnen leicht
fällt, bei reinen und heiligen Dingen zu verweilen. Entwickle eine Liebe für geistliche
Gesinnung und wahre Frömmigkeit.
Z2.312.3 (2T.315.1) Absatz: 2/9
Deine Unterhaltung dreht sich oft um nichtige Dinge. Du betrügst dich selbst, und diese
Selbsttäuschung wird sich als verhängnisvoll erweisen, wenn du nicht zur Selbsterkenntnis
erwachst und dich in wahrer Herzensdemut zu Gott nahst. Du neigst zum Betrug. Dein
Sohn besitzt keine erfahrungsgemäße Erkenntnis Gottes noch der heiligen Ansprüche der
Wahrheit. Seine Eltern schmeicheln ihm, er sei ein Christ. Doch er ist ein äußerst
schlechter Darsteller Sabbat haltender Christen. Gott verhüte, dass wir solche Personen
als Christus ähnlich bezeichnen. Du hältst deinen Sohn nicht unter Zucht. Er ist eigenwillig
und scheinfromm. Er hat nur wenig Ahnung von wahrer Höflichkeit oder selbst ganz
gewöhnlicher Zuvorkommenheit. Er ist lümmelhaft und unkultiviert, lieblos und
unliebenswert. Du sagst anderen, er sei ein Christ, und damit schändest du Christi Werk.
Dieser Junge ist auf dem besten Weg, als Heuchler erzogen zu werden. Er besitzt keine
Selbstbeherrschung und doch schmeichelst du ihm, er sei ein Christ.
Z2.313.1 (2T.315.2) Absatz: 3/9
Das Reformationswerk muss bei dir beginnen. Du solltest rein in deiner Ausdrucksweise
werden, deinem Haushalt recht vorstehen, häusliche Pflichten lieben und deinen Mann
und dein Kind lieben. Du musst deine Zeit gut einteilen, damit du deine Kräfte nicht
erschöpfst. Die leichte Bürde an häuslichen Pflichten, die du zu erfüllen hast, wirst du
ohne Überlastung tragen können, wenn du Ausdauer und angemessenen Fleiß an den
Tag legst. Aber du musst deine Zunge im Zaum halten. Sie ist ein kleines Glied und rühmt
sich großer Dinge; aber sie benötigt die Zügel der Gnade und den Zaum der
Selbstbeherrschung, damit sie nicht davonrennt. Deine Unterhaltung ist niedriger Art, und
du führst viele unnütze Reden. „Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen,
sondern was nützlich zur Besserung ist, wo es Not tut, dass es gottselig sei zu hören!“
(Epheser 4,29)
Z2.313.2 (2T.316.1) Absatz: 4/9
Möge der Herr dich von diesen Dingen überzeugen, wenn du diese Zeilen liest. Ich bitte
dich inständig, lege die sanftmütige Würde an, die dich als Ehefrau und Mutter
auszeichnen sollte. Eine Verantwortung ruht auch auf dem Vater. Eure vereinten
Anstrengungen sollten darauf gerichtet sein, euren Sohn in Zucht zu halten. Er eilt auf
dem Weg zum Verderben dahin. Du solltest ernstlich nach dem inwendigen Schmuck
trachten, nach einem sanften und stillen Geist, das ist köstlich vor Gott. Mit Geduld,
Barmherzigkeit und süßer Demut kannst du deinen armen betrogenen Sohn die ersten
Grundsätze des Christentums und wahre christliche Höflichkeit lehren. Du bist oft hastig
und heftig. Wie wichtig wäre es doch für dich, zu erkennen, was für dich getan werden
muss, ehe es für immer zu spät ist! Jetzt lädt Jesus dich ein, zu ihm zu kommen und von
ihm zu lernen, denn er ist sanftmütig und von Herzen demütig. Die Verheißung, dass er dir
Ruhe in ihm schenken wird, ist sicher. Ihr alle habt ein großes Werk vor euch. Betrügt
euch nicht selbst, sondern prüft euch im Licht der Ewigkeit. Ihr könnt so, wie ihr seid, nicht
gerettet werden.
Z2.314.1 (2T.316.2) Absatz: 5/9
Schwester S, dein Mann könnte der Gemeinde von Nutzen sein, wenn dein Einfluss das
wäre, was er sein sollte. Aber dein Beispiel und dein Einfluss machen ihn unfähig, einen
heiligenden Einfluss in der Gemeinde auszuüben. Häusliche Einflüsse wirken seinen
Bemühungen ums Gute entgegen. Du bist völlig ungeeignet als Frau eines
Gemeindeältesten. Gott fordert, dass du dich reformierst. Dein Mann hat die Aufgabe, sein
Herz und sein Haus in Ordnung zu bringen. Wenn er sich bekehrt hat, kann er seine
Brüder stärken.
Z2.314.2 (2T.317.1) Absatz: 6/9
Ihr als Familie müsst durch die Wahrheit geheiligt werden. Liebe Schwester, wirst du das
Werk sehen, das für dich getan werden muss, und wirst du es ohne Verzögerung in Angriff
nehmen, damit dein Einfluss ein rettender sein kann? Schaffe deine Seligkeit mit Furcht
und Zittern. Wandle vorsichtig gegen die, die draußen sind, und kaufe die Zeit aus.
(Kolosser 4,5) „Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisset, wie ihr
einem jeglichen antworten sollt.“ (Kolosser 4,6) „Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was
gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob,
dem denket nach!“ (Philipper 4,8)
Z2.314.3 (2T.317.2) Absatz: 7/9
Es gibt genug nützliche Gegenstände, über die man nachdenken und sprechen kann. Die
Unterhaltung des Christen sollte sich mit dem Himmel befassen, von wo wir den Heiland
erwarten. Nachsinnen über himmlische Themen ist nützlich und wird immer vom Frieden
und Trost des Heiligen Geistes begleitet sein. Unsere Berufung ist heilig, unser Bekenntnis
erhaben. Gott reinigt sich ein abgesondertes Volk, das fleißig ist zu guten Werken. „Er wird
sitzen und schmelzen und das Silber reinigen.“ (Maleachi 3,2) Wenn die Schlacken und
das Flittergold entfernt sind, wird sein Ebenbild aus uns hervorleuchten. Dann wird Christi
Gebet für seine Jünger in uns verwirklicht: „Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die
Wahrheit.“ (Johannes 17,17) Wenn die Wahrheit einen heiligenden Einfluss auf unsere
Herzen und unser Leben hat, können wir Gott einen annehmbaren Dienst erweisen. Wir
werden ihn auf Erden verherrlichen, indem wir zu Teilhabern seiner Natur werden,
nachdem wir der vergänglichen Lust der Welt entflohen sind.
Z2.315.1 (2T.317.3) Absatz: 8/9
Ach, wie viele werden unvorbereitet sein, wenn der Meister kommt, um mit seinen
Knechten abzurechnen! Viele haben keine blasse Ahnung, was es heißt, ein Christ zu
sein. Selbstgerechtigkeit wird dann von keinem Nutzen sein. Nur diejenigen werden die
Prüfung bestehen können, die mit der Gerechtigkeit Christi bekleidet und mit seinem Geist
erfüllt sind und in Reinheit des Herzens und des Lebens wandeln, wie er gewandelt hat.
Unsere Unterhaltung muss heilig sein, dann werden unsere Worte mit Gnade gewürzt
sein.
Z2.315.2 (2T.318.1) Absatz: 9/9
Möge der Herr euch als Familie helfen, in Ordnung zu kommen, einen erhabeneren Stand
im Leben einzunehmen und in all eurem Tun euer Bekenntnis zu ehren.
Kapitel 45: Trost in Anfechtung
Z2.315.3 (2T.318.2) Absatz: 1/5
Liebe Schwester T, ich hörte von deinem großen Kummer und möchte dir rasch ein paar
Zeilen schreiben. Meine liebe Schwester, ich bin der besten Zuversicht, dass der Herr dich
liebt. In meinem letzten Gesicht wurde mir dein Fall neben anderen vorgeführt. Ich sah,
dass du in der Vergangenheit von Irrtümern angefochten warst, die andere aufgebracht
hatten. Aber weil du äußerst gewissenhaft warst und immer bemüht, dass Rechte zu
wissen, warst du sehr feinfühlend und empfandest deinen Fall schlimmer als er war.
Z2.315.4 (2T.318.3) Absatz: 2/5
Seit geraumer Zeit leidest du an Krankheit. Du hast unter nervös bedingten
Magenbeschwerden zu leiden. Das Gehirn ist eng mit dem Magen verbunden, und seine
Kräfte wurden oft in Anspruch genommen, die geschwächten Verdauungsorgane zu
unterstützen, und diese wieder schwächten das Gehirn, was zu tiefer
Niedergeschlagenheit führte. In diesem Zustand ist dein Geist bedrückt und befasst sich
mit finsteren Gedanken, und du glaubst, Gottes Zorn ruhe auf dir. Du hast angenommen,
dein Leben sei nutzlos gewesen, dass es mit Irrtümern und verkehrtem Handeln angefüllt
sei. Liebe Schwester, dein schwacher Gesundheitszustand hat dich zu dieser Verzagtheit
und Entmutigung veranlasst. Gott hat dich nicht verlassen. Er liebt dich noch. Ich sah,
dass du ihm vertrauen sollst wie ein Kind, das sich in die Arme der Mutter schmiegt. Gott
ist barmherzig und freundlich, voll zärtlichen Mitleids und Erbarmens. Er hat sein
Angesicht nicht von dir abgewandt.
Z2.316.1 (2T.319.1) Absatz: 3/5
Du bist extrem feinfühlig. Deine Gefühle gehen sehr tief und besitzen nicht die Kraft, sich
über Sorgen, Verwirrung und Entmutigung hinwegzusetzen. Ich sah, dass Gott dir eine
gegenwärtige Hilfe in jeder Notlage sein würde, wenn du ihm nur voll vertrautest. Aber du
windest dich aus den Armen deines teuren, liebevollen Heilandes heraus. „Welcher auch
seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben;
wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Römer 8,32) Wie kostbar ist diese
Verheißung! Wir dürfen viel von unserem himmlischen Vater beanspruchen. Er hat große
Segnungen für uns vorgesehen. Wir dürfen an ihn glauben, ihm vertrauen und damit
seinen Namen ehren. Selbst wenn wir vom Feind überwunden werden, verwirft,
verschmäht und verlässt er uns nicht. Nein, Christus ist zur Rechten Gottes und legt
Fürbitte für uns ein. „Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem
Vater, Jesum Christum, der gerecht ist.“ (1.Johannes 2,1)
Z2.316.2 (2T.319.2) Absatz: 4/5
Wirf dein Vertrauen nicht weg, liebe Schwester. Arme, zitternde Seele, ruhe in Gottes
Verheißungen. Wenn du das tust, werden Satans Ketten zerrissen, seine Einflüsterungen
werden kraftlos sein. Beachte die Einflüsterungen des Feindes nicht. Mache dich frei, du
unterjochte Seele. Sei guten Mutes! Sage zu deinem armen, verzagten Herzen: „Harre auf
Gott! Denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott
ist.“ (Psalm 42,12) Ich weiß, dass Gott dich liebt. Setze dein Vertrauen auf ihn. Denke
nicht an die Dinge, die Traurigkeit und Qual verursachen. Wende dich von diesen
unangenehmen Gedanken ab und denke an deinen kostbaren Heiland. Verweile bei seiner
Macht zu retten, bei seiner unveränderlichen, unvergleichlichen Liebe zu dir, sogar zu dir!
Ich weiß, der Herr liebt dich! Wenn du dich nicht auf deinen eigenen Glauben stützen
kannst, stütze dich auf den Glauben anderer. Wir glauben und hoffen für dich. Gott nimmt
unseren Glauben zu deinen Gunsten an.
Z2.317.1 (2T.319.3) Absatz: 5/5
Du hast versucht, recht zu handeln, und Gott ist dir gegenüber mitleidig und mitfühlend.
Sei freudig! Sage dem Kummer und dem Zweifel Lebewohl! Wenn du diese Zweifel hegst,
entehrst du Gott. Im Glauben liegt Friede und Freude im heiligen Geist. Der Glaube führt
zum Frieden und Gottvertrauen bringt Freude. Glaube, glaube, meine Seele sagt: Glaube!
Ruhe in Gott. Er ist imstande, das zu erhalten, was du ihm anvertraut hast. Durch den, der
dich geliebt hat, kannst du mehr als Sieger sein. Möge der Herr dich segnen und deinen
zitternden Glauben stärken, ist unser Gebet. Wir übersenden dir diese Zeilen im
Vertrauen, dass sie dir helfen.
Kapitel 46: Ein egoistischer, diktatorischer Geist
Z2.317.2 (2T.320.1) Absatz: 1/4
Lieber Bruder U, in meinem letzten Gesicht wurde mir gezeigt, dass du sehr über dich
wachen musst, andernfalls wird dein eigentümliches Temperament dich beherrschen. Du
irrtest, als du es unternahmst, für Schwester V zu beten. Du offenbartest den gleichen
diktatorischen, herrischen Geist, der ein Fluch in deinem Leben ist. Du hast Bruder W
unterdrückt, wo du doch in Anbetracht deiner Verfehlungen in der Vergangenheit
bescheiden und zurückhaltend sein solltest. Es wird für dich sehr schwierig sein, die
Gewohnheit, über andere zu wachen, aufzugeben. Du bemerkst geringfügige Dinge, die
du dann aufs schärfste rügst. Mit all diesem hast du nichts zu tun. Genauso sicher, wie du
in geringer Weise in dieser Hinsicht überwunden wirst, ist die Tür für größere Verfehlungen
offen. Wenn du nicht fortwährend dich selbst beherrschst und Geduld bewahrst, besteht
keine Sicherheit für dich. Du bist für kein großes Werk geeignet. Wenn du den rechten
Geist offenbartest, könntest du eine kleine Arbeit im Werke Gottes verrichten. Doch sollte
dein Einfluss nicht verletzen. Wenn du auf dich Acht gibst und Gott geweiht bist, kannst du
ein friedliches Wort des Trostes sprechen und von den Reichtümern Gottes und der
unendlichen Liebe Jesu zeugen.
Z2.318.1 (2T.320.2) Absatz: 2/4
Lass dein Herz besänftigt werden und unter dem göttlichen Einfluss des Geistes Gottes
zerschmelzen. Du musst nicht so viel über dich selbst sprechen, das ist niemand
förderlich. Du solltest dich nicht zum Mittelpunkt machen, fortwährend nur für dich selbst
sorgen und andere anhalten, für dich zu sorgen. Wende deine Gedanken von dir selbst ab
in gesündere Bahnen. Sprich von Jesu und gib das eigene Ich auf. Lass es in Christo
geborgen sein. Sage: „Ich lebe aber, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“
(Galater 2,20) Jesus wird dir in jeder Zeit der Not eine gegenwärtige Hilfe sein. Er wird
dich im Kampf wider die Mächte der Finsternis nicht allein lassen. O nein, er hat jemand
mit der Macht zu helfen ausgestattet, der bis zum Äußersten retten kann.
Z2.318.2 (2T.321.1) Absatz: 3/4
Sorge dich nicht nur um dich selbst. Überwinde deine Neigungen, deine kleinen
Sonderlichkeiten und trachte danach, Jesum darzustellen. Wenn du in der Versammlung
sprichst oder betest, fasse dich kurz. Hierin hast du gefehlt. Du kannst dies ändern. Lange
Reden und Gebete schaden dir selbst und sind von keinem Nutzen für die Zuhörer. Du
hast ein Werk vor dir, wenn du ein Überwinder werden willst. Doch du kannst dies
erreichen, wenn du ruhig dieses Werk in Angriff nimmst. Hierin musst du über dich
wachen. Du bist unruhig, übereilt und nervös. Dies kannst du ebenfalls überwinden.
Z2.318.3 (2T.321.2) Absatz: 4/4
Du hegst den ernsten, innigen Wunsch, recht zu handeln und Gottes Wohlgefallen zu
erringen. Fahre fort in deinem ernsten, anhaltenden Bemühen und werde nicht entmutigt.
Habe Geduld. Sprich keinen Tadel aus. Lass niemals zu, dass der Feind dich verführt, in
deiner Wachsamkeit nachzulassen. Wache und bete. Nachdem du gebetet hast, handle
nach deinem Gebet. Dieses Werk musst du selbst tun, niemand anders kann es für dich
tun. Ergreife die Kraft Gottes, und so bald du zur Einsicht betreffs deiner Fehler in der
Vergangenheit kommst, beeile dich, sie abzustellen.
Kapitel 47: Ein vergesslicher Hörer
Z2.319.1 (2T.321.3) Absatz: 1/4
Lieber Bruder Y, in meinem letzten Gesicht wurde mir gezeigt, dass es dir an
Selbsterkenntnis mangelt. Du hast ein Werk für dich zu tun, das niemand sonst für dich
tun kann. Deine Erfahrung in der Wahrheit ist kurz. Du bist nicht gründlich bekehrt. Du
schätzt dich höher ein, als es sich für dich gebührt. Ich wurde auf dein vergangenes Leben
zurückverwiesen. Deine Gedanken sind nicht von erhebender Natur gewesen, sondern
haben sich mit Gegenständen beschäftigt, die zu unreinen Handlungen führen. Du fröntest
verdorbenen Gewohnheiten, die deine Moral befleckt haben. Du bist zu vertraulich mit
Frauen umgegangen und hast dich nicht sittsam betragen. Es würde dir sehr passen,
wenn größere Ungezwungenheit zwischen den Geschlechtern ermutigt würde, wie Doktor
A sie befürwortet. Dein Einfluss in … war nicht gut. Du warst nicht die rechte Person an
jenem Platz. Deine seichte und leichtfertige Unterhaltung hat dich unfähig gemacht, einen
guten Einfluss auszuüben. Deine Musik war nicht solcherart, dass sie edle Gedanken und
Gefühle ermutigt hätte, sondern wirkte erniedrigend.
Z2.319.2 (2T.322.1) Absatz: 2/4
Seit einigen Wochen hat sich dein Einfluss verbessert, doch es mangelt dir an
Grundsatzfestigkeit. Du bist in vielen Dingen unzulänglich, und hier und da ist es
unerlässlich, dass du weißt, worin du fehlst. Die Torheiten deiner Jugendzeit haben dich
geprägt. Du kannst nie zurückholen, was du durch unreine Handlungen verloren hast.
Diese Dinge haben dein Empfindungsvermögen so getrübt, dass geistliche Dinge nicht
richtig erkannt werden. Mit deiner gegenwärtigen Erfahrung kannst du der Versuchung
nicht widerstehen. Du kannst keine Prüfung erdulden. Du bist nicht durch die Wahrheit
geheiligt. Du hast die Wahrheit ergriffen, aber sie hat dich nicht ergriffen, um dich durch
Erneuerung deines Gemüts umzugestalten. Du bist ein selbstbetrogener Mann. Ich
möchte dich ernstlich aufrufen, betreffs deiner wahren Stellung nicht betrogen zu bleiben.
Du hast keine tiefe Überzeugung bezüglich deiner Sünden empfunden noch den Herrn in
tiefster Herzensdemut gesucht, damit deine Übertretungen ausgetilgt werden können. Du
hast nicht erkannt, dass deine Wege sehr sündig vor Gott gewesen sind. Deshalb hat kein
Reformationswerk in deiner Seele stattgefunden.
Z2.320.1 (2T.322.2) Absatz: 3/4
Du hast dich in Kleider der Selbstgerechtigkeit gehüllt, um die Entstellung durch die Sünde
dahinter zu verbergen. Doch dies ist kein Heilmittel. Du weißt nicht, was wahre Bekehrung
bedeutet. Der alte Mensch ist in dir nicht erstorben. Du hast den Schein der Gottseligkeit,
aber nicht die reinigende Macht Gottes. Du kannst angenehm sprechen und schreiben,
und was deine Worte anbetrifft, sind sie möglicherweise korrekt; aber es ist nicht die wahre
Sprache deines Herzens. Du bist genügend mit dir selbst bekannt, um dies zu wissen.
Deine Stellung ist gefährlich, doch Gott hat Mitleid mit dir und will dich retten, wenn du
zerbrochen zu seinen Füßen niederfällst und deine Unreinheit und Verdorbenheit und die
Fäulnis deiner Seele ohne die umgestaltende Kraft Gottes fühlst.
Z2.320.2 (2T.323.1) Absatz: 4/4
Mein Bruder, ich will dich nicht entmutigen, sondern dich veranlassen, deine Motive zu
untersuchen und im Hinblick auf die Ewigkeit zu wirken. Befreie dich aus Satans Schlinge.
Ich bitte dich, verleite andere nicht dazu, dich in einem besseren Licht zu sehen, als es der
Tatsache entspricht, denn wenn diese Täuschung entfernt wird und dein wahres Ich
zutage tritt, wird es eine Reaktion geben. Der Geist Gottes überzeugt dich, und du fühlst
die Kraft der Wahrheit, wenn du auf die Stimme achtest. Doch diese heiligen,
besänftigenden Eindrücke verschwinden, und du bist ein vergesslicher Hörer. Du bist nicht
in der Wahrheit gestärkt, gekräftigt und gegründet. Du hast gedacht, es sei zu deinem
Vorteil, die Wahrheit anzunehmen. Aber du hast noch nicht ihren heiligenden Einfluss
erfahren. Jetzt bitten wir dich, betrüge dich nicht selbst, Gott lässt seiner nicht spotten. Es
ist nicht zu spät für dich, ein Christ zu werden. Handle jedoch nicht nach Gefühlen.
Erwäge jede Handlung sehr gut und betrüge dich nicht selbst.
Kapitel 48: Das Heilmittel für Sentimentalität
Z2.321.1 (2T.323.2) Absatz: 1/10
Liebe Schwester B, in meinem Gesicht vom 12. Juni wurde mir dein Fall gezeigt. Du
befindest dich in einem traurigen Zustand, nicht so sehr wegen tatsächlicher Krankheit,
sondern wegen eingebildeter Unfähigkeit zur Arbeit. Vor einigen Jahren wurde mir gezeigt,
dass deine Gedanken zu viel bei jungen Männern verweilten. Du hast sie häufig zum
Thema deiner Unterhaltung gemacht. Deine Gedanken liefen in eine Richtung, die nicht
deinem geistlichen Fortschritt diente, was zu üblen Folgen führte. Du hast deinen eigenen
Körper geschädigt und missbraucht und dein Gemüt in einen geistesschwachen Zustand
versetzt. Du hast dich liebeskranken Gedanken und Gefühlen hingegeben, so dass du an
Seele und Leib beinahe ruiniert bist. Deine Abneigung, deine Kräfte einzusetzen, ist sehr
nachhaltig für dich. Nützliche Beschäftigung mit häuslichen Arbeiten würde dir besser
helfen, diesen krankhaften, gefühlsbetonten Zustand zu überwinden, als jedes andere
Mittel.
Z2.321.2 (2T.324.1) Absatz: 2/10
Man hat dir zuviel Mitleid entgegengebracht. Dich von aller Verantwortung zu befreien, ist
ein großer Fehler gewesen. Du beschäftigst dich nahezu ausschließlich mit dir selbst. Du
bist verdrießlich. Du verweilst in Gedanken bei traurigen Dingen und betrachtest deinen
Zustand als sehr schlecht. Du bildest dir sogar ein, dass du nicht gesund werden kannst,
wenn du nicht heiratest. In deinem gegenwärtigen Gemütszustand bist du gar nicht zur
Ehe geeignet. Es wird niemanden geben, der dich in deinem gegenwärtigen hilflosen und
nutzlosen Zustand haben wollte. Wenn es sich jemand einbilden würde, dich zu lieben,
wäre es bestimmt ein wertloser Mensch. Kein vernünftiger Mann würde nur einen
Augenblick daran denken, seine Zuneigung an einen nutzlosen Gegenstand zu
verschwenden.
Z2.321.3 (2T.324.2) Absatz: 3/10
Dein trauriger, trübsinniger Gemütszustand, der dich veranlasst, zu weinen und dein
Leben als nicht wünschenswert zu betrachten, ist das Resultat davon, dass du deinen
Gedanken gestattest, dich in unreinen Bahnen zu bewegen, bei verbotenen
Gegenständen zu verweilen, während du Gewohnheiten huldigst, die stetig und mit
Sicherheit deine Konstitution untergraben und dich auf einen vorzeitigen Verfall
vorbereiten. Es wäre weit besser für dich gewesen, wenn du nie nach … gegangen
wärest. Dein Aufenthalt dort war dir zum Schaden. Du verweiltest bei deinen Gebrechen
und mischtest dich unter eine Gesellschaft, die einen verdorbenen Einfluss ausübt. Frau C
war eine verdorbene, übelgesinnte Person. Deine Verbindung mit ihr vermehrte das Übel,
das dir bereits anhing. „Böse Geschwätze verderben gute Sitten.“ (1.Korinther 15,33)
Augenblicklich ist dein Zustand in Gottes Augen nicht annehmbar. Doch du bildest dir ein,
du hättest keine Lust zu leben. Würde aber nach deinem geäußerten Wunsch gehandelt
und dein Leben beendet, würde dein Fall in der Tat hoffnungslos sein. Du bist weder für
diese Welt noch für die zukünftige vorbereitet.
Z2.322.1 (2T.325.1) Absatz: 4/10
Du bildest dir ein, nicht gehen, nicht fahren, dich nicht mal bewegen zu können, und du
verharrst in einer kalten, toten Gleichgültigkeit. Du bist ein Kummer und eine Not für deine
nachsichtigen Eltern und kein Trost für dich selbst. Du kannst genesen, du kannst arbeiten
und diese schreckliche Gleichgültigkeit abschütteln. Deine Mutter braucht deine Hilfe. Dein
Vater benötigt deinen Trost, den du ihm geben kannst. Deine Brüder brauchen freundliche
Fürsorge von ihrer älteren Schwester. Deine Schwestern warten auf deine Unterweisung.
Doch hier sitzt du auf dem Stuhl der Faulheit und träumst von unerwiderter Liebe. Um
deiner eigenen Seele willen, beende diese Torheit. Lies deine Bibel, wie du sie nie zuvor
gelesen hast. Beschäftige dich mit häuslichen Pflichten und erleichtere die Sorgen deiner
überbürdeten, überarbeiteten Eltern. Zu Anfang magst du nicht imstande sein, viel zu tun,
aber vermehre täglich das Arbeitspensum, das du dir vornimmst. Dies ist das sicherste
Heilmittel für ein krankes Gemüt und einen missbrauchten Körper.
Z2.322.2 (2T.325.2) Absatz: 5/10
Wenn du Ernsthaftigkeit und Ausdauer in deinen Vorsätzen übst, kann dein Gemüt sich bis
zu einem gewissen Grad erholen und mehr bei gesünderen, reinen Gegenständen
verweilen. Die Befriedigung des eigenen Ichs hat nach und nach zu solcher Lustlosigkeit
geführt, die nicht mehr imstande ist, sich an etwas zu erfreuen. Anstatt dich in deinem
Verhalten nach Vernunft und Grundsatz zu richten, gestattest du dir, von jeder
Geringfügigkeit und augenblicklichen Gefühlen geleitet zu werden. Dies lässt dich
unbeständig und veränderlich erscheinen. Es ist umsonst, wenn andere sich bemühen, dir
gefällig zu sein, da du selbst nicht imstande bist, dich an etwas zu erfreuen, selbst wenn
all deine Wünsche erfüllt würden. Du bist ein verwöhntes Kind, und deine eigene
Selbstsucht hat dich krank gemacht.
Z2.323.1 (2T.326.1) Absatz: 6/10
Dieser elende Zustand ist das Resultat unklugen Mitgefühls und von Schmeichelei. Du
hast einen sehr guten Verstand gehabt, aber er ist unausgeglichen geworden, weil er in
eine verkehrte Richtung gelenkt wurde. Jetzt bist du für die Gesellschaft nicht von
geringstem Wert. Das brauchte nicht zu sein. Du kannst für dich selbst tun, was kein
anderer für dich tun kann. Du hast Pflichten zu verrichten, aber du hast dich so lange
einem hilflosen Zustand hingegeben, dass du dir einbildest, du könntest diesen Aufgaben
nicht nachkommen. Dein Wille ist verkehrt. Du hast Kraft zur Arbeit, aber nicht den Willen.
Z2.323.2 (2T.326.2) Absatz: 7/10
Du schmachtest nach Liebe. Jesus fordert deine Zuneigung. Wenn du sie ihm gibst, wird
er dich von dieser krankhaften, sentimentalen, unreinen Liebe frei machen, die man in
Romanen findet. In Jesu findest du innige, ernsthafte Liebe. Diese Liebe kann an Tiefe
zunehmen und sich ohne Grenzen ausdehnen, ohne die Gesundheit von Körper und Geist
zu gefährden. Du brauchst die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Du musst erwachen und
den auf dir lastenden Betrug abschütteln und nach wahrer, reiner Liebe trachten.
Z2.323.3 (2T.326.3) Absatz: 8/10
Deine einzige Hoffnung für dieses und das zukünftige Leben besteht darin, ernstlich nach
der wahren Religion in Christo zu suchen. Du besitzt keine religiöse Erfahrung. Du musst
dich bekehren. Deine lustlose, träge, selbstsüchtige Traurigkeit wird dann in Freudigkeit
umgewandelt werden, die Körper und Geist von Nutzen ist. Liebe zu Gott wird Liebe zum
Nächsten hervorbringen, und du wirst die Pflichten des Lebens mit tiefem, selbstlosem
Interesse in Angriff nehmen. All deine Handlungen sollten reinen Grundsätzen unterworfen
sein. Innerer Frieden wird sogar deine Gedanken in gesunde Bahnen lenken. Übergib dich
Gott, oder du wirst nie das bessere Leben erlangen.
Z2.324.1 (2T.326.4) Absatz: 9/10
Du hast Pflichten gegenüber deinen Eltern. Du solltest nicht entmutigt werden, wenn du zu
Anfang ermüdest. Das wird dir nicht im Geringsten schaden. Deine Eltern werden oft sehr
müde. Es wird dir nicht halb so viel schaden, wenn du durch nützliche Arbeit sehr müde
wirst, als wenn deine Gedanken auf dich selbst gerichtet sind, Leiden begünstigen und
sich der Verzweiflung hingeben. Eine treue Erfüllung häuslicher Pflichten, indem du die
Stellung einnimmst, der du am besten gerecht werden kannst, sei sie noch so bescheiden
und einfach, ist wahrer Adel. Dieser göttliche Einfluss wird benötigt. Darin wird Frieden und
heilige Freude gefunden. Er besitzt heilende Kraft. Er wird heimlich und unbewusst die
Wunden der Seele heilen und selbst die Leiden des Körpers genesen lassen.
Seelenfriede, der durch reine und heilige Beweggründe und Handlungen erlangt wird, wird
alle Organe des Körpers mit neuer Lebenskraft erfüllen.
Z2.324.2 (2T.327.1) Absatz: 10/10
Innerer Friede und ein reines Gewissen vor Gott wird den Verstand beleben und stärken
wie der Tau die zarten Pflanzen. Der Wille wird dann richtig eingesetzt und beherrscht, ist
entschlusskräftiger und frei von Launenhaftigkeit. Das Nachsinnen ist angenehm, weil es
geheiligt ist. Die Heiterkeit des Gemüts, die du besitzen kannst, wird allen in deiner
Umgebung zum Segen sein. Dieser Frieden und diese Ruhe werden mit der Zeit ganz
natürlich werden und werden in köstlichen Strahlen auf andere scheinen und wieder auf
dich zurückstrahlen. Je mehr du von diesem himmlischen Frieden und dieser Gemütsruhe
schmeckst, desto mehr werden sie zunehmen. Es ist ein belebendes, lebendiges
Vergnügen, das die moralischen Kräfte nicht schwächt, sondern sie zu aktiver Tätigkeit
erweckt. Vollkommener Friede ist eine Eigenschaft des Himmels, welche die Engel
besitzen. Möge Gott dir helfen, diesen Frieden zu erlangen.
Kapitel 49: Pflicht gegenüber Waisenkindern
Z2.324.3 (2T.327.2) Absatz: 1/14
Lieber Bruder, liebe Schwester D, euer letzter Besuch und die Unterhaltung mit uns hat
viele Gedanken angeregt, die ich zu Papier bringen möchte. Es hat mir sehr leid getan,
dass E sich nicht immer gut betragen hat. Doch zieht das in Betracht: Ihr könnt von
Jugendlichen in seinem Alter keine Vollkommenheit erwarten. Kinder haben Fehler, und
sie brauchen viel geduldige Unterweisung.
Z2.325.1 (2T.328.1) Absatz: 2/14
Dass seine Gefühle nicht immer rechter Art waren, müsst ihr bei einem Jungen seines
Alters erwarten. Ihr müsst bedenken, dass er weder Vater noch Mutter hat, denen er seine
Gefühle, seine Sorgen und Versuchungen anvertrauen könnte. Jeder Mensch fühlt, dass
er jemand braucht, der mit ihm fühlt. Dieser Junge ist hin und her gestoßen worden, von
einem Platz zum andern, und mag oftmals irren, mag sorglos, von beachtlicher
Unabhängigkeit sein. Auch mag es ihm an Ehrfurcht fehlen. Aber er hat
Unternehmungsgeist, und ich glaube, dass er mit rechter Unterweisung und freundlicher
Behandlung unsere Hoffnungen nicht enttäuschen, sondern alle auf ihn angewandten
Bemühungen zurückzahlen wird. Zieht seine Benachteilung in Betracht. Ich denke, er ist
ein sehr guter Junge.
Z2.325.2 (2T.328.2) Absatz: 3/14
Als wir euch baten, euch seiner anzunehmen, taten wir dieses, weil wir voll davon
überzeugt waren, dass es eure Pflicht sei und dass ihr dafür gesegnet werden würdet. Wir
erwarteten nicht, dass ihr ihn nur um der Hilfe willen annehmen würdet, die ihr euch von
ihm erhofftet, sondern um ihm zu nützen, eine Pflicht gegenüber einem Waisenkind zu
erfüllen. Dies ist eine Pflicht, nach der jeder wahre Christ trachten und sie getreulich
erfüllen sollte. Wir glaubten, dass es euch von Nutzen sei, dieser heiligen Pflicht
nachzukommen, wenn ihr sie freudig erfüllt und euch als Werkzeug Gottes betrachtet, eine
Seele aus Satans Schlingen zu erretten, einen Sohn zu retten, dessen Vater sein
kostbares Leben der Rettung von Seelen weihte, und sie auf das Lamm Gottes hinwies,
welches der Welt Sünden trägt.
Z2.325.3 (2T.328.3) Absatz: 4/14
Wie mir gezeigt wurde, haben Sabbat haltende Adventisten nur einen schwachen Begriff
davon, wie viel Raum die Welt und Selbstsucht in ihrem Herzen einnimmt. Wenn ihr den
Wunsch habt, Gutes zu tun und Gott zu verherrlichen, könnt ihr das auf vielerlei Art und
Weise tun. Ihr habt jedoch nicht empfunden, dass dies das Resultat wahrer Religion war.
Dies ist die Frucht, die jeder gute Baum tragen wird. Ihr habt nicht gefühlt, dass von euch
gefordert wird, Interesse an anderen zu zeigen, ihren Fall zu eurem zu machen und euch
derer selbstlos anzunehmen, die am meisten der Hilfe bedürfen. Ihr habt euch nicht
bemüht, den Bedürftigsten und Hilflosesten zu helfen. Hättet ihr eigene Kinder, die
Fürsorge, Zuneigung und Liebe erforderten, würdet ihr euch nicht so abkapseln und euren
eigenen Interessen nachgehen. Wenn diejenigen, die keine eigenen Kinder haben, und
die Gott zu Haushaltern über seine Güter gesetzt hat, ihre Herzen öffneten, um für Kinder
zu sorgen, die Liebe, Fürsorge, Zuneigung und Unterstützung mit den Gütern dieser Welt
brauchen, dann könnten sie viel glücklicher sein, als es heute der Fall ist. Solange
Jugendliche, die weder eines Vaters mitleidige Fürsorge noch einer Mutter zärtliche Liebe
besitzen, den verderblichen Einflüssen dieser letzten Tage ausgesetzt sind, ist es
irgendjemandes Pflicht, für einige von ihnen die Stelle von Vater und Mutter einzunehmen.
Lernt es, ihnen Liebe, Zuneigung und Mitgefühl entgegenzubringen. Alle, die vorgeben,
einen Vater im Himmel zu haben, von dem sie erwarten, dass er für sie sorgt und sie
schließlich dem Heim zuführt, dass er für sie bereitet hat, sollten es als feierliche Pflicht
ansehen, Freunde der Freundlosen, Vater der Waisen, Versorger der Witwen und von
praktischem Nutzen in dieser Welt zu sein. Viele haben diese Dinge nicht im rechten Licht
betrachtet. Wenn sie nur für sich selbst leben, werden sie auch nur soviel Kraft besitzen,
wie dies fordert.
Z2.326.1 (2T.329.1) Absatz: 5/14
Den Jugendlichen, die unter uns aufwachsen, wird nicht die Fürsorge zuteil, die sie
brauchen. Einige Geschwister haben Pflichten, die sie weder sehen noch erfüllen wollen.
Die Furcht, etwas von ihrer Bequemlichkeit einzubüßen, ist ihnen genug Grund für eine
Entschuldigung. Der Tag Gottes wird unerfüllte Pflichten offenbaren – Verlust von Seelen,
weil die Egoisten sich nicht bemühten, ihnen Interesse entgegenzubringen.
Z2.326.2 (2T.329.2) Absatz: 6/14
Es wurde mir gezeigt, dass bekenntliche Christen vierfach belohnt würden, wenn sie mehr
Zuneigung und freundliches Mitgefühl für andere entwickeln würden. Gott sieht alles. Er
weiß, was unser Lebensziel ist, ob wir leben, der armen, gefallenen Menschheit zu dienen,
oder ob unsere Augen verfinstert sind für alles andere, nur nicht für unsere eigenen
Interessen und die Sorge um unser ärmliches Ich. Ich ersuche euch um Christi willen, um
eurer eigenen Seelen und um der Jugend willen, nicht so leichtfertig über diese
Angelegenheit hinwegzugehen, wie viele es tun. Es ist eine feierliche, ernste Sache und
betrifft euer Interesse am Reich Christi ebenso, wie sie die Rettung kostbarer Seelen
einschließt. Warum macht ihr, die ihr dazu imstande seid, es nicht zu eurer euch von Gott
auferlegten Pflicht, etwas zum Nutzen der Heimatlosen zu unternehmen, selbst wenn sie
unwissend und unerzogen sind? Wollt ihr eure Sinne nur darauf richten, wie ihr das beste
selbstsüchtige Vergnügen und den größten Nutzen erlangen könnt? Es schickt sich für
euch nicht, die göttliche Gunst zu verwirken, die der Himmel euch anbietet, wenn ihr für
jene sorgt, die eurer Fürsorge bedürfen, und Christum umsonst an eurer Tür anklopfen zu
lassen. Er steht dort in Gestalt der Armen, der heimatlosen Waisen, der angefochtenen
Witwen, die Liebe, Mitgefühl, Zuneigung und Ermutigung brauchen. Beweist ihr es nicht an
ihnen, würdet ihr es auch nicht für Christum tun, wenn er auf Erden wäre.
Z2.327.1 (2T.330.1) Absatz: 7/14
Ruft euch eure frühere Erbärmlichkeit, eure geistliche Blindheit und die euch umgebende
Finsternis ins Gedächtnis zurück, ehe Christus, ein zärtlicher, liebevoller Erlöser, euch zu
Hilfe kam und euch erreichte, wo ihr euch befandet. Wenn ihr diese Gelegenheiten
vorübergehen lasst, ohne sichtbare Beweise eurer Dankbarkeit für diese wunderbare,
erstaunliche Liebe zu erbringen, die ein mitleidiger Heiland euch erwies, die ihr dem
Reiche Israels fremd wart – dann besteht Grund zu befürchten, dass noch dichtere
Finsternis und größeres Elend über euch kommen wird. Jetzt ist die Zeit der Saat. Ihr
werdet ernten, was ihr gesät habt. Benutzt jedes Vorrecht zum Gutestun. Wenn ihr alle
Vorrechte nutzt, werden sie euch wie ein Regenschauer sein, der euch wässert und
erquickt. Ergreift jede Gelegenheit in eurer Reichweite, um Gutes zu tun. Träge Hände
werden nur eine magere Ernte einbringen. Zu welchem anderen Zweck leben denn ältere
Menschen, als den Jungen und Hilflosen zu helfen und für sie zu sorgen? Gott hat sie uns
anvertraut, die wir älter sind und Erfahrung haben. Er wird uns zur Verantwortung ziehen,
wenn wir unsere Pflichten diesbezüglich vernachlässigen. Was macht es schon aus, wenn
unsere Arbeit nicht gewürdigt wird? Was ist, wenn sie sich oft als Fehlschlag erweist und
nur ein einziges Mal als Erfolg? Dieses eine Mal wird uns für alle Enttäuschungen, die wir
bisher erlitten, entschädigen.
Z2.328.1 (2T.331.1) Absatz: 8/14
Nur wenige wissen, was das Wort Christ alles einschließt. Es heißt, Christo gleich sein,
andern Gutes tun, aller Selbstsucht entledigt zu sein und unser Leben mit Taten
selbstloser Wohltätigkeit zu schmücken. Unser Erlöser legt Seelen in die Arme der
Gemeinde, damit sie selbstlos umsorgt und für den Himmel erzogen werden, und dass sie
dadurch seine Mitarbeiter werden. Aber die Gemeinde stößt sie zu oft ab und überlässt sie
dem Seelenfeind. Das eine Gemeindeglied sagt: „Das ist nicht meine Aufgabe“, und bringt
eine nichts sagende Entschuldigung vor. „Nun“, sagt ein anderes Gemeindeglied, „meine
Pflicht ist es auch nicht“. Schließlich ist es niemandes Aufgabe, und die Seele wird dem
Verderben überlassen. Es ist die Pflicht eines jeden Christen, dieses Werk in
Selbstverleugnung und Opferbereitschaft in Angriff zu nehmen. Kann Gott nicht ihre
Kornspeicher füllen und ihre Herden vermehren, so dass sie anstatt Verlust Gewinn zu
verzeichnen haben? „Einer teilt aus, und hat immer mehr; ein anderer kargt, da er nicht
soll, und wird doch ärmer.“ (Sprüche 11,24)
Z2.328.2 (2T.331.2) Absatz: 9/14
Eines jeden Menschen Werk wird untersucht und kommt vor Gericht, und er wird belohnt
werden nach seinen Werken. „Ehre den Herrn von deinem Gut und von den Erstlingen all
deines Einkommens, so werden deine Scheunen voll werden und deine Kelter mit Most
übergehen.“ (Sprüche 3,9.10) „Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche
du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du
drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind,
führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem
Fleisch.“ (Jesaja 58,6.7) Lest den nächsten Vers und beachtet den Lohn, der denen
verheißen ist, die so handeln. „Alsdann wir dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte
und deine Besserung wird schnell wachsen.“ (Vers 8) Hierin ist eine überaus kostbare
Verheißung für alle enthalten, die sich mit den Fällen solcher befassen, die der Hilfe
bedürfen. Wie kann Gott denjenigen Segen und Gedeihen schenken, die für niemand
anders sorgen als nur für sich selbst, und die die ihnen anvertrauten Gaben nicht nutzen,
um Gottes Namen auf Erden zu verherrlichen?
Z2.329.1 (2T.332.1) Absatz: 10/14
Schwester Hannah More ist tot. Sie starb als Märtyrerin durch die Selbstsucht eines
Volkes, das bekennt, nach der Herrlichkeit, der Ehre, der Unsterblichkeit und dem ewigen
Leben zu trachten. Abgeschlossen von Gläubigen während des vergangenen kalten
Winters starb diese selbstaufopfernde Missionarin, weil kein Herz offen war, sich ihrer
anzunehmen. Ich klage niemand an. Ich bin nicht Richter. Wenn aber der Weltenrichter
seine Untersuchung vornimmt, wird er jemand finden, der schuldig ist. Wir alle sind in
unserer Selbstsucht eingeschlossen und werden von ihr verzehrt. Möge Gott diese
verfluchte Ichbezogenheit zerbrechen und uns Herzen von Fleisch, erfüllt mit
Barmherzigkeit, Zärtlichkeit und Mitgefühl schenken, ist mein Gebet, dargebracht von
einer bedrückten, gepeinigten Seele. Ich bin mir dessen sicher, dass ein Werk für uns
geschehen muss, andernfalls werden wir am Tage Gottes als zu leicht erfunden werden.
Z2.329.2 (2T.332.2) Absatz: 11/14
Was E betrifft, bitte ich euch ernstlich, nicht zu vergessen, dass er ein Kind ist, mit nur
einer kindlichen Erfahrung. Messt diesen armen, schwachen Jungen nicht an euch selbst
und erwartet nichts Dementsprechendes. Ich bin davon überzeugt, dass es in eurer Macht
liegt, das Rechte für dieses Waisenkind zu tun. Ihr könnt ihn so behandeln, dass er nicht
empfindet, dass sein Dasein freudlos ist, unerhellt durch einen Lichtstrahl der Ermutigung.
Ihr, mein Bruder und meine Schwester, könnt euch eures gegenseitigen Vertrauens
erfreuen, ihr könnt miteinander fühlen, euch füreinander interessieren und euch
gegenseitig Freude machen und eure Schwierigkeiten und Lasten miteinander tragen. Ihr
habt etwas, was euch ergötzen kann; er ist allein. Er ist ein nachdenklicher Junge, hat
aber niemand, dem er sich anvertrauen kann, der ihm ein ermutigendes Wort inmitten
seiner Entmutigungen und schweren Prüfungen gönnt, denen er ebenso unterworfen ist,
wie jeder andere, der älter ist als er. Dessen bin ich mir gewiss.
Z2.329.3 (2T.333.1) Absatz: 12/14
Wenn ihr euch nur auf euch selbst konzentriert, ist es eine selbstsüchtige Liebe,
unbegleitet vom Segen des Himmels. Ich hoffe sehr, dass ihr das Waisenkind um Christi
Willen lieben und dass ihr fühlen werdet, dass eure Besitztümer wertlos sind, wenn sie
nicht zu guten Werken benutzt werden. Befleißigt euch der Wohltätigkeit, werdet reich an
guten Werken, seid willig, mitzuteilen, sammelt Schätze und legt euch selbst einen guten
Grund aufs Zukünftige, damit ihr das ewige Leben ergreifen könnt. „Dass sie Gutes tun,
reich werden an guten Werken, gern geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst
einen guten Grund aufs Zukünftige, dass sie ergreifen das wahre Leben.“ (1.Timotheus
6,18.19) Niemand wird den Lohn des ewigen Lebens davontragen, außer denen, die sich
selbst aufopfern. Ein sterbender Vater und eine sterbende Mutter überließen ihre Juwelen
der Obhut der Gemeinde, um sie in göttlichen Dingen zu unterweisen und sie für den
Himmel geschickt zu machen. Wenn diese Eltern nach ihren Kindern Ausschau halten und
eines fehlt wegen Vernachlässigung – was wird die Gemeinde antworten? Sie ist in
großem Maße für die Errettung dieser Waisenkinder verantwortlich.
Z2.330.1 (2T.333.2) Absatz: 13/14
Aller Wahrscheinlichkeit nach habt ihr versäumt, das Vertrauen und die Zuneigung des
Jungen zu gewinnen, weil ihr nicht mehr fühlbare Beweise eurer Liebe geliefert habt,
indem ihr ihm entgegenkommt. Wenn ihr schon kein Geld aufwenden konntet, solltet ihr
ihn wenigstens irgendwie ermutigen und ihn wissen lassen, dass er euch nicht gleichgültig
ist. Dass Liebe und Zuneigung nur von einer Seite kommen muss, ist eine
Fehleinschätzung. Zu wie viel Zuneigung habt ihr euch erzogen? Ihr habt euch zu viel in
euch selbst abgekapselt und empfindet nicht die Notwendigkeit, euch mit einer
Atmosphäre des Zartgefühls und der Freundlichkeit zu umgeben, die wahrem Seelenadel
entspringt. Bruder und Schwester F überließen ihre Kinder der Obhut der Gemeinde. Sie
hatten viele reiche Verwandte in der Welt, welche die Kinder haben wollten. Aber sie
waren Ungläubige, und wenn ihnen gestattet würde, für die Kinder zu sorgen und ihre
Beschützer zu werden, würden sie ihre Herzen von der Wahrheit abwendig machen, sie
zum Irrtum verleiten und ihre Seligkeit gefährden. Weil diesen Verwandten nicht erlaubt
wurde, die Sorge für die Kinder zu übernehmen, waren sie unzufrieden, und haben nichts
für sie getan. Das Vertrauen der Eltern in die Gemeinde darf nicht enttäuscht und aus
lauter Selbstsucht vergessen werden.
Z2.331.1 (2T.334.1) Absatz: 14/14
Wir haben tiefstes Interesse an diesen Kindern. Eines von ihnen hat bereits einen schönen
christlichen Charakter entwickelt und einen Prediger des Evangeliums geheiratet. Aus
Dank für die Fürsorge und die Lasten, die für sie getragen wurden, ist sie eine wahre
Lastenträgerin in der Gemeinde geworden. Seelen mit weniger Erfahrung suchen bei ihr
Rat und Unterweisung, und sie suchen nicht umsonst. Sie besitzt wahre christliche Demut
mit angemessener Würde, die nur Achtung und Vertrauen bei allen weckt, die mit ihr
bekannt sind. Diese Kinder stehen mir so nahe wie meine eigenen. Ich werde sie nicht aus
den Augen verlieren noch aufhören, mich um sie zu kümmern. Ich liebe sie aufrichtig,
zärtlich und mitfühlend.
Kapitel 50: Aufruf an Prediger
Z2.331.2 (2T.334.2) Absatz: 1/30
Am 2. Oktober 1869 wurde mir ein großes, feierliches Werk gezeigt, das vor uns liegt,
nämlich die Welt vor dem kommenden Gericht zu warnen. Unser Beispiel, wenn es in
Übereinstimmung mit der Wahrheit ist, zu der wir uns bekennen, wird einige erretten und
viele verdammen. An dem Tag, an dem die Fälle aller entschieden werden, sind sie ohne
Entschuldigung. Die Gerechten werden für das ewige Leben vorbereitet, und Sünder, die
nicht mit Gottes Willen und Wegen bekannt werden wollen, fallen der Vernichtung anheim.
Z2.331.3 (2T.334.3) Absatz: 2/30
Nicht alle, die andern die Wahrheit predigen, sind durch dieselbe geheiligt. Viele haben nur
eine schwache Vorstellung vom heiligen Charakter des Werkes. Sie versäumen, ihr
Vertrauen auf Gott zu setzen und alles, was sie beginnen, in Gott zu tun. Ihre innerste
Seele ist nicht bekehrt. Sie haben in ihrem täglichen Leben nicht das Geheimnis der
Gottseligkeit erfahren. Sie gehen mit unvergänglichen Wahrheiten um, schwerwiegend wie
die Ewigkeit, trachten aber nicht mit allem Ernst danach, sie ihren Seelen aufzuprägen, sie
zum Teil ihrer selbst zu machen, so dass sie in allem, was sie tun, dadurch beeinflusst
werden. Sie sind nicht so innig mit den Grundsätzen dieser Wahrheiten verbunden, so
dass es unmöglich ist, auch nur einen Teil der Wahrheit von ihnen zu trennen.
Z2.332.1 (2T.335.1) Absatz: 3/30
Nur Heiligung des Herzens und des Lebens kann von Gott angenommen werden. Als der
Engel auf Prediger wies, die nicht recht stehen, sagte er: „Reiniget die Hände, ihr Sünder,
und machet eure Herzen keusch, ihr Wankelmütigen.“ (Jakobus 4,8)„Reinigt euch, die ihr
des Herrn Geräte tragt!“ (Jesaja 52,11) Gott fordert Redlichkeit der Seele, Wahrheit im
Innern, Umgestaltung des ganzen Menschen durch Erneuerung des Gemüts durch den
Einfluss des göttlichen Geistes. Nicht alle Prediger sind dem Werk geweiht; nicht alle sind
mit dem Herzen dabei. Sie bewegen sich lustlos, als ständen ihnen noch tausend Jahre
zur Verfügung, in denen sie für Seelen wirken können. Sie scheuen Lasten,
Verantwortung, Sorgen und Entbehrung. Selbstverleugnung, Leiden und Ermüdung sind
weder angenehm noch bequem. Einige sinnen darüber nach, wie sie sich am besten vor
ermüdender Arbeit schützen können. Sie studieren ihre eigene Bequemlichkeit und wie sie
sich selbst, ihre Frauen und Kinder ergötzen können, und das Werk, womit sie begonnen
haben, gerät beinahe in Vergessenheit.
Z2.332.2 (2T.335.2) Absatz: 4/30
Gott fordert Erniedrigung der Seele und demütiges Bekennen von Predigern, deren Werke
nicht in ihm gewirkt wurden. Ich wurde auf Männer hingewiesen, die in weltliche
Unternehmungen eintreten. Sie wissen, dass sie Strapazen erdulden müssen, wenn sie ihr
Ziel erreichen wollen. Sie opfern ihre Bequemlichkeit, die Liebe des Heims und halten
Entbehrungen aus. Sie sind ausdauernd, energisch und eifrig. Unsere Prediger offenbaren
nicht halb so viel Eifer wie jene, die sich irdischen Gewinn sichern. Sie sind nicht so auf ihr
Vorhaben bedacht, nicht so ernst in ihrem Bemühen, sie sind nicht so ausdauernd, nicht
so bereit, sich selbst zu verleugnen wie jene, die sich in weltliche Vorhaben einlassen.
Z2.332.3 (2T.335.3) Absatz: 5/30
Vergleiche diese beiden Unternehmungen. Das eine ist gewiss, ewig, anhaltend wie das
Leben Gottes. Das andere betrifft nur dieses Leben, ist veränderlich und vergänglich. Und
wenn Männer in ihren ehrgeizigen Unternehmen Erfolg haben, sticht das, was sie
erlangen, oftmals wie eine Schlange und zieht sie ins Verderben. Ach, warum bloß sollte
so ein großer Unterschied sein im Bemühen derer, die etwas beginnen – die eine Klasse
in einem weltlichen Unternehmen, die andere Klasse in einem himmlischen? Die einen
arbeiten für einen Schatz hier auf Erden, der vergänglich ist. Sie erdulden viel Pein um
etwas, das oft genug eine Quelle großen Übels ist. Die anderen bemühen sich um die
Rettung kostbarer Seelen, was der Himmel gutheißt und mit himmlischem Reichtum
belohnt. In dieser Arbeit gibt es kein Risiko, keine Verluste. Der Lohn ist sicher und
unendlich groß.
Z2.333.1 (2T.336.1) Absatz: 6/30
Diejenigen, die an Christi Statt Seelen einladen, sich mit Gott versöhnen zu lassen, sollten
durch Wort und Beispiel ein unendliches Interesse an der Rettung von Seelen offenbaren.
Ihr Ernst, ihre Ausdauer, ihre Selbstverleugnung und ihr Opfergeist sollten bei weitem den
Fleiß und die Ernsthaftigkeit derer übertreffen, die nach irdischem Gewinn streben, da die
Seele wertvoller ist als aller weltlicher Plunder und der Gegenstand erhabener als alle
irdischen Unternehmungen. Alle weltlichen Vorhaben sind von nichtiger Bedeutung im
Vergleich zum Werk der Seelenrettung. Irdische Dinge vergehen, obgleich sie viel kosten.
Aber eine gerettete Seele wird im Himmelreich durch alle Zeitalter der Ewigkeit leuchten.
Z2.333.2 (2T.336.2) Absatz: 7/30
Einige unserer Prediger schlafen, das Volk schläft auch; aber Satan ist hellwach. Es
wurden nur wenig Opfer für Gott und die Wahrheit gebracht. Prediger sollten darin
vorbildlich sein. In ihren Arbeiten sollten sie zeigen, dass sie ewigen Dingen unendlichen
Wert beimessen und dass irdische Dinge im Vergleich dazu nichts sind. Es gibt Prediger,
welche die gegenwärtige Wahrheit verkündigen, die der Bekehrung bedürfen. Ihr
Verständnis muss belebt, ihr Herz gereinigt und ihre Zuneigungen müssen auf Gott
gerichtet werden. Sie sollten die Wahrheit in einer Art und Weise vorführen, dass der
Verstand erweckt wird, ihre Vorzüglichkeit, Reinheit und Heiligkeit zu würdigen. Damit sie
dazu imstande sind, müssen sie über Gegenstände nachsinnen, die erhaben sind und
einen reinigenden, belebenden und erhebenden Einfluss auf den Verstand ausüben. Das
läuternde Feuer der Wahrheit muss auf dem Altar ihres Herzens entzündet werden, um ihr
Leben zu beeinflussen und zu charakterisieren. Dann werden sie, wohin sie sich auch
begeben, sei es inmitten von Dunkelheit und Schwermut, jene, die sich im Finstern
befinden, mit dem Licht erleuchten, das in ihnen wohnt und um sie her scheint.
Z2.334.1 (2T.337.1) Absatz: 8/30
Prediger müssen von gleichem Ernst beseelt sein, der ihren Meister erfüllte, als er auf
Erden weilte. Er ging umher und tat Gutes und segnete andere durch seinen Einfluss. Er
war ein Mann der Sorgen und mit dem Kummer bekannt. Prediger brauchen ein klares
Verständnis ewiger Belange und von Gottes Anforderungen an sie. Dann können sie
andere beeindrucken und in ihnen eine Liebe zu himmlischen Dingen entfachen.
Z2.334.2 (2T.337.2) Absatz: 9/30
Prediger sollten ihre Bibel studieren. Sind die Wahrheiten, mit denen sie umgehen,
machtvoll? Dann sollten sie geschickt damit umgehen. Ihre Ansichten müssen klar und
stark sein, ihr Geist feurig; andernfalls werden sie die Macht der Wahrheit, die sie lehren,
abschwächen. Wenn sie die Wahrheit ausdruckslos vorführen, nur die Theorie
wiederholen, ohne selbst davon ergriffen zu sein, können sie niemals Menschen
bekehren. Würden sie auch so lange leben wie Noah, so wären ihre Bemühungen doch
fruchtlos. Ihre Liebe zu Seelen muss stark, ihr Eifer voller Inbrunst sein. Eine lustlose,
gefühllose Vorführung der Wahrheit wird niemals Männer und Frauen aus ihrem
Todesschlaf erwecken. Sie müssen durch ihr Verhalten, durch Tat und Wort, ihr Predigen
und Beten zeigen, dass sie daran glauben, dass Christi Kommen vor der Tür steht.
Männer und Frauen leben in den letzten Stunden der Prüfungszeit und sind doch sorglos
und abgestumpft, und die Prediger haben keine Kraft, sie aufzuwecken, sie selbst
schlafen. Schlafende Prediger, die einem schlafenden Volk predigen!
Z2.334.3 (2T.337.3) Absatz: 10/30
Ein großes Werk muss für Prediger getan werden, damit das Predigen der Wahrheit Erfolg
haben kann. Gottes Wort muss gründlich studiert werden. Alles andere Lesematerial ist
zweitrangig. Ein sorgfältiges Studium der Bibel schließt nicht unbedingt alles Lesen
anderer religiöser Literatur aus. Wird aber Gottes Wort andächtig studiert, sollte alles
Lesen, das dazu neigt, die Gedanken abzulenken, ausgeschlossen werden. Wenn wir
Gottes Wort mit Interesse und der Bitte, es zu verstehen, lesen, werden wir in jedem Satz
neue Schönheit entdecken. Gott wird kostbare Wahrheiten so klar offenbaren, dass es
dem Verstand echtes Vergnügen bereitet und wie ein fortgesetztes Fest erscheint, wenn
sich ihm trostvolle und großartige Wahrheiten entfalten.
Z2.335.1 (2T.338.1) Absatz: 11/30
Besuche von Haus zu Haus sind ein wichtiger Teil der Arbeit eines Predigers. Es sollte
sein Ziel sein, mit allen Familiengliedern zu sprechen, ob sie sich zur Wahrheit bekennen
oder nicht. Es ist seine Pflicht, sich des geistlichen Zustandes aller zu vergewissern. Er
sollte Gott so nahe stehen, dass er beraten, ermahnen und tadeln kann, sorgsam und in
Weisheit. Gottes Gnade sollte in seinem eigenen Herzen wohnen, und er sollte
fortwährend Gottes Verherrlichung im Auge behalten. Alle Leichtfertigkeit und Tändelei ist
im Worte Gottes strikt verboten. Seine Unterhaltung sollte im Himmel sein, seine Worte mit
Gnade gewürzt. Alle Schmeichelei muss abgelegt werden, denn es ist Satans Werk,
jemand zu schmeicheln. Arme, schwache, gefallene Menschen schätzen sich im
allgemeinen hoch genug ein und brauchen keine Unterstützung in dieser Richtung. Unsern
Predigern zu schmeicheln, ist völlig unangebracht. Es verdirbt das Gemüt und führt nicht
zu Sanftmut und Demut. Doch Männer und Frauen wollen gelobt werden, und es ist zu oft
so, dass Prediger Lob lieben. Ihre Eitelkeit wird dadurch befriedigt, aber für viele hat es
sich als Fluch erwiesen. Tadel ist mehr angebracht als Schmeichelei.
Z2.335.2 (2T.338.2) Absatz: 12/30
Nicht alle, welche die Wahrheit predigen, erkennen, dass ihr Zeugnis und Beispiel das
Schicksal von Seelen entscheidet. Wenn sie untreu in ihrer Mission und unachtsam im
Verhalten werden, wird Verlust von Seelen das Resultat sein. Wenn sie opferbereit und
treu in ihrer Arbeit sind, die der Meister ihnen aufgetragen hat, können viele durch sie
gerettet werden. Einige lassen sich durch Geringfügigkeiten von ihrem Werk ablenken.
Schlechte Straßen, regnerisches Wetter oder geringe häusliche Angelegenheiten genügen
ihnen als Ausreden, die Arbeit für Seelen hintanzustellen. Und oft geschieht das gerade zu
einem Zeitpunkt, der im Werk von großer Bedeutung ist. Wenn ein Interesse angefacht
wurde und die Gemüter der Leute angerührt sind, wird zugelassen, dass das Interesse
erstirbt, weil der Prediger ein gefälligeres und leichteres Arbeitsfeld wählte. Diejenigen, die
so handeln, zeigen deutlich, dass sie nicht die Last des Werkes tragen. Sie wollen vom
Volk getragen werden. Sie sind nicht willig, die Entbehrungen und Härten zu ertragen, die
das Los eines wahren Hirten sind.
Z2.336.1 (2T.339.1) Absatz: 13/30
Einige haben keine Erfahrung darin, das Werk anzupacken, als sei es von lebenswichtiger
Bedeutung. Sie gehen nicht mit jenem Eifer und Ernst daran, die beweisen würden, dass
sie eine Arbeit verrichten, die der Prüfung im Gericht standhalten muss. Sie wirken zu viel
in eigener Kraft. Sie setzen ihr Vertrauen nicht in Gott. Deshalb sind ihre Anstrengungen
von Irrtümern und Unvollkommenheit gekennzeichnet. Sie geben dem Herrn nicht die
Gelegenheit, alles für sie zu tun. Sie wandeln nicht im Glauben, sondern im Schauen. Sie
wollen nicht schneller und weiter vorangehen, als ihr Blick reicht. Sie scheinen nicht zu
verstehen, dass etwas zu wagen mit ihrer religiösen Erfahrung zu tun hat.
Z2.336.2 (2T.339.2) Absatz: 14/30
Einige verlassen ihr Heim, um im Evangeliumsfeld zu arbeiten. Aber sie handeln nicht so,
als wären die Wahrheiten, die sie lehren, Wirklichkeit für sie. Ihr Verhalten zeigt, dass sie
selbst nicht die rettende Macht der Wahrheit erfahren haben. Außerhalb des Sprechpults
scheinen sie keine Last für die Wahrheit zu tragen. Manchmal scheint ihre Arbeit von
Nutzen zu sein, häufiger aber ohne Wirkung. Solche fühlen sich zu ihrem Lohn berechtigt,
als hätten sie ihn verdient, obgleich es jenen Arbeitern, welche die Last des Werkes
fühlten, mehr Arbeit, Anstrengung und Seelenpein gekostet hat, den Schaden
auszugleichen, den sie durch ihre mangelnde Hingabe verursacht haben. Solche Prediger
sind keine nützlichen Arbeiter. Doch die Verantwortung dafür haben sie selbst zu tragen.
Z2.336.3 (2T.340.1) Absatz: 15/30
Es ist oftmals der Fall, dass Prediger geneigt sind, fast ausschließlich innerhalb der
Gemeinde zu arbeiten und ihre Zeit und Kraft dort zu verausgaben, wo ihre Arbeit nichts
Gutes ausrichtet. Oft sind die Gemeinden den Predigern voraus, die für sie arbeiten, und
sie befänden sich in gedeihlicherem Zustand, wenn ihnen diese Prediger aus dem Weg
gingen und ihnen Gelegenheit zur Arbeit einräumten. Die Bemühungen solcher Prediger,
die Gemeinden aufzubauen, neigen eher dazu, sie niederzureißen. Die Theorie der
Wahrheit wird ständig wiederholt, wird aber nicht von der belebenden Kraft Gottes
begleitet. Sie offenbaren eine lustlose Gleichgültigkeit. Dieser Geist wirkt ansteckend, und
die Gemeinden verlieren ihr Interesse und die Last zur Errettung anderer. Auf diese Weise
lullen die Prediger durch ihr Predigen und ihr Beispiel das Volk in fleischliche Sicherheit.
Wenn sie die Gemeinden verlassen und sich in neue Arbeitsgebiete begeben würden, und
arbeiteten, um neue Gemeinden zu gründen, würden sie ihre Fähigkeit verstehen und was
es kostet, Seelen zu veranlassen, Stellung für die Wahrheit zu nehmen. Sie würden dann
erkennen, wie achtsam sie in ihrem Beispiel und Einfluss sein müssen, um jene nicht zu
entmutigen und zu schwächen, die es solch harte, gebetsvolle Arbeit gekostet hat,
Menschen zur Wahrheit zu bekehren. „Ein jeglicher aber prüfe sein eigen Werk; und
alsdann wird er an sich selber Ruhm haben und nicht an einem anderen.“ (Galater 6,4)
Z2.337.1 (2T.340.2) Absatz: 16/30
Die Gemeinden geben ihr Geld, um die Prediger in ihrer Arbeit zu unterstützen. Welche
Ermutigung haben sie in ihrer Freigebigkeit? Einige Prediger arbeiten Monat für Monat und
bewirken so wenig, dass die Gemeinden entmutigt werden. Sie sehen nicht, dass
irgendetwas geschieht, um Seelen zur Wahrheit zu bekehren oder Gemeindeglieder mehr
geistlich gesinnt oder inniger in ihrer Liebe zu Gott und seiner Wahrheit zu machen. Die
mit heiligen Dingen umgehen, müssen völlig dem Werk geweiht sein. Sie sollten
uneigennütziges Interesse am Werk und eine innige Liebe zu verlorenen Seelen an den
Tag legen. Wenn sie das nicht besitzen, haben sie ihren Beruf verfehlt und sollten
aufhören, andere zu belehren, denn sie richten mehr Schaden als Nutzen an. Einige
Prediger stellen sich selbst zur Schau, speisen aber nicht die Herde, die aus Mangel an
Speise zur rechten Zeit umkommt.
Z2.337.2 (2T.341.1) Absatz: 17/30
Einige neigen dazu, vor Widerstand zurückzuschrecken. Sie fürchten sich, in neue
Gebiete vorzudringen, weil sie dort Finsternis und Kampf zu begegnen erwarten. Dies ist
Feigheit. Man muss den Menschen begegnen, wo sie sich befinden. Sie brauchen
aufrüttelnde Ansprachen, praktische Anweisungen sowie Predigten, welche die
Glaubenslehre betreffen. Vorschriften, vom Beispiel begleitet, werden einen machtvollen
Einfluss haben.
Z2.338.1 (2T.341.2) Absatz: 18/30
Ein wahrer Hirte wird nicht seine eigene Bequemlichkeit und Ruhe zu Rate ziehen,
sondern wird im Interesse seiner Schafe arbeiten. In dieser großen Aufgabe wird er sich
selbst vergessen. In der Suche nach dem verlorenen Schaf wird er gar nicht merken, wie
müde, kalt und hungrig er ist. Er hat nur ein Ziel im Auge: Das verlorene und verirrte Schaf
zu retten, was immer es ihn kosten mag. Sein Lohn wird ihn in seiner Arbeit nicht
beeinflussen noch ihn von seiner Pflicht abhalten. Er hat seinen Auftrag von der Majestät
des Himmels erhalten, und seine Belohnung erwartet er, wenn das ihm anvertraute Werk
getan ist.
Z2.338.2 (2T.341.3) Absatz: 19/30
Personen, die sich als Schullehrer betätigen wollen, bereiten sich auf ihren Beruf vor. Sie
qualifizieren sich, indem sie Schulen besuchen und sich dem Studium widmen. Ihnen wird
nicht gestattet, Kinder und Jugendliche in den Wissenschaften zu unterrichten, ehe sie
nicht dazu befähigt sind. Ehe sie als Lehrer angestellt werden, müssen sie vor
kompetenten Personen eine Prüfung ablegen. Es ist ein wichtiges Werk, mit jungen
Gemütern umzugehen und sie korrekt in wissenschaftlichen Fächern zu unterrichten. Von
wie viel größerer Bedeutung ist die Arbeit des Predigers! Doch viele treten in die wichtige
Arbeit ein, Männer und Frauen für den Eintritt in Christi Schule zu interessieren, wo sie
lernen können, Charaktere für den Himmel zu bilden, in der sie zunächst einmal selbst
Studenten sein sollten. Einige, die ins Predigtamt eintreten, fühlen nicht die Last des
Werkes auf sich ruhen. Sie haben unkorrekte Ansichten betreffs der Befähigung eines
Predigers angenommen. Sie haben gedacht, dass es nur wenig angestrengtes Studium
der Wissenszweige oder des Wortes Gottes erfordert, um ein Prediger zu sein. Einige,
welche die gegenwärtige Wahrheit lehren, sind nicht mit ihrer Bibel bekannt. Sie sind so
mangelhaft in ihrer Bibelkenntnis, dass es schwer für sie ist, einen Bibeltext korrekt aus
dem Gedächtnis zu zitieren. Indem sie so in ihrer linkischen, unbeholfenen Art
einherstolpern, sündigen sie gegen Gott. Sie vergewaltigen die Schrift und lassen die Bibel
Dinge sagen, die nicht darin geschrieben stehen.
Z2.339.1 (2T.342.1) Absatz: 20/30
Einige, die sich in ihrem ganzen Leben auf Gefühle verlassen haben, dachten, dass eine
Erziehung oder gründliche Kenntnis der Schrift nicht wesentlich seien, wenn sie nur den
Heiligen Geist hätten. Doch Gott sendet nie seinen Geist, um Unwissenheit zu billigen.
Diejenigen, die keine Kenntnisse besitzen und sich in einer Lage befinden, wo es ihnen
unmöglich ist, diese zu erwerben, mag der Herr bemitleiden und segnen – und er tut es
auch – und manchmal lässt er sich herab, seine Kraft in ihrer Schwachheit zu bekunden.
Aber er macht es solchen zur Pflicht, sein Wort zu studieren. Ein Mangel an Erkenntnis in
den Wissenschaften ist keine Entschuldigung für eine Vernachlässigung des
Bibelstudiums, denn die Worte der Inspiration sind so klar zum Ausdruck gebracht, dass
sie auch die Ungebildeten verstehen können.
Z2.339.2 (2T.342.2) Absatz: 21/30
Vor allen Menschen, die auf Erden leben, sollten diejenigen, die mit den feierlichen
Wahrheiten für diese gefahrvollen Zeiten umgehen, ihre Bibel verstehen und mit den
Beweisen unseres Glaubens bekannt werden. Wenn sie keine Erkenntnis des Wortes des
Lebens besitzen, haben sie nicht das Recht, andere im Weg des Lebens zu unterweisen.
Prediger sollten allen Fleiß daransetzen, in ihrem „Glauben Tugend und in der Tugend
Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld
Gottseligkeit und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe
allgemeine Liebe“ (2.Petrus 1,5-7) zu erlangen. Einige unserer Prediger steigen bereits zu
einer höheren Stellung auf, wenn sie kaum die ersten Grundsätze der Lehren Christi
gelernt haben. Die Botschafter Christi, die an seiner Statt die Seelen auffordern, sich mit
Gott versöhnen zu lassen, sollten befähigt sein, unseren Glauben verständig vorzuführen
und in Sanftmut und Furcht Grund ihrer Hoffnung zu geben. Christus hat gesagt: „Suchet
in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist‘s, die von mir
zeuget.“ (Johannes 5,39)
Z2.339.3 (2T.343.1) Absatz: 22/30
Prediger, die unvolkstümliche Wahrheiten verkündigen, werden von Männern bedrängt
werden, die von Satan beherrscht sind, und, gleich ihrem Meister, Schriftstellen geschickt
anführen können. Sollten die Diener Gottes den Dienern Satans unterlegen sein im
Benutzen der Worte der Inspiration? Sie sollten, wie Christus, Schriftstelle mit Schriftstelle
begegnen. Möchten doch jene, die mit heiligen Dingen umgehen, den edlen Beröern
gleich sein, erwachen und täglich in der Schrift forschen! Brüder im Predigtamt, ich rufe
euch auf, die Schrift mit demütigem Gebet um ein verständiges Herz zu studieren, damit
ihr den Weg des Lebens vollkommener kundtun könnt. Euer Rat, eure Gebete und euer
Beispiel müssen ein Geruch des Lebens zum Leben sein, oder ihr seid für diese Aufgabe
nicht geschickt.
Z2.340.1 (2T.343.2) Absatz: 23/30
Der Meister fordert von allen seinen Dienern, dass sie die Talente fördern, die er ihnen
verliehen hat. Aber um wie viel mehr wird er von denen verlangen, die vorgeben, den Weg
zum Leben zu wissen und die die Verantwortung auf sich nehmen, andere darin zu
unterweisen. Der Apostel Paulus ermahnte Timotheus: „So sei nun stark, mein Sohn,
durch die Gnade in Christo Jesu. Und was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das
befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren.“ (2.Timotheus 2,1.2)
Z2.340.2 (2T.343.3) Absatz: 24/30
Die herrlichen Resultate, die dem Dienst der erwählten Jünger Christi folgten, waren die
Auswirkung davon, dass sie das Sterben des Herrn Jesu am eigenen Leib erfahren hatten.
Einige, die von Christo zeugten, waren ungeschulte und unwissende Männer. Doch Gnade
und Wahrheit regierten in ihren Herzen, inspirierten und reinigten ihr Leben und
beherrschten ihr Tun. Sie waren lebendige Repräsentanten des Gemüts und Geistes
Christi. Sie waren ein lebendiger Brief, erkannt und gelesen von allen Menschen. Sie
wurden von allen gehasst und verfolgt, welche die Wahrheit, die sie predigten, nicht
annehmen wollten, und die Christi Kreuz verachteten.
Z2.340.3 (2T.344.1) Absatz: 25/30
Böse Menschen werden einer Form der Frömmigkeit nicht widersprechen noch ein
volkstümliches Predigtamt verwerfen, das ihnen kein Kreuz auferlegt. Das natürliche Herz
wird keinen ernsten Widerspruch gegen eine Religion erheben, in der nichts enthalten ist,
was den Übertreter vor dem Gesetz erzittern lässt oder dem Herzen und Gewissen die
schreckliche Wirklichkeit eines kommenden Gerichts nahe legt. Es ist die Demonstration
des Geistes und der Macht Gottes, welche Widerstand erregt und das natürliche Herz
rebellieren lässt. Die Wahrheit, welche die Seele rettet, muss nicht nur von Gott kommen,
sondern sein Geist muss auch ihre Mitteilung an andere begleiten, andernfalls wird sie
widerstreitenden Einflüssen zum Opfer fallen. Ach, dass die Wahrheit doch von Gottes
Dienern mit solcher Kraft verkündigt würde, dass sie sich ihren Weg in die Herzen des
Volks bahnen würde!
Z2.341.1 (2T.344.2) Absatz: 26/30
Prediger müssen mit Kraft aus der Höhe angetan sein. Wenn die Wahrheit, wie sie in Jesu
ist, sich in ihrer Einfachheit und Kraft gegen den Geist der Welt richtet, ihre erregenden
Vergnügungen und ihre verderbliche Anziehung verurteilt, wird deutlich gesehen werden,
dass es keine Übereinstimmung zwischen Christo und Belial gibt. Das natürliche Herz
kann die Dinge des Geistes Gottes nicht unterscheiden. Ein ungeheiligter Prediger, der die
Wahrheit in unleidenschaftlicher Art vorführt, während seine eigene Seele unbewegt bleibt
von den Wahrheiten, die er anderen sagt, wird nur Schaden anrichten. Jede Anstrengung,
die er macht, erniedrigt nur den Standard.
Z2.341.2 (2T.344.3) Absatz: 27/30
Egoistische Interessen müssen von einem eifrigen Bemühen um die Rettung von Seelen
verzehrt werden. Einige Prediger haben gearbeitet, nicht weil sie es nicht wagten, anders
zu handeln, da sonst ein Wehe auf ihnen ruhen würde, sondern um des Lohnes willen,
den sie empfingen. Der Engel sagte: „Dass doch einer unter euch die Türen zuschlösse,
damit ihr nicht umsonst auf meinem Altar Feuer anzündet! Ich habe kein Gefallen an euch,
spricht der Herr Zebaoth, und das Speisopfer von euren Händen ist mir nicht angenehm.“
(Maleachi 1,10)
Z2.341.3 (2T.345.1) Absatz: 28/30
Es ist völlig verkehrt, für jede Kleinigkeit, die für den Herrn getan wird, Geld zu bezahlen.
Das Schatzhaus des Herrn ist von solchen erschöpft worden, die dem Werk nur Schaden
zugefügt haben. Wenn Prediger sich völlig dem Werk Gottes weihen und alle Kräfte
seinem Aufbau widmen, werden sie keinen Mangel leiden. Was zeitliche Güter anbelangt,
ergeht es ihnen besser als ihrem Herrn und seinen erwählten Jüngern, die er aussandte,
um verlorene Menschen zu retten. Unser großes Vorbild, Christus, der sich im Glanz der
Herrlichkeit seines Vaters befand, wurde von Menschen verachtet und verworfen. Er
wurde mit Vorwürfen und Falschheiten überschüttet. Seine erwählten Jünger waren
lebendige Beispiele vom Leben und Geist ihres Meisters. Sie wurden mit Geißelung und
Einkerkerung geehrt, und schließlich mussten sie ihr Lehramt mit ihrem Blut besiegeln.
Z2.342.1 (2T.345.2) Absatz: 29/30
Wenn Prediger so mit dem Werk verbunden sind, dass sie es als einen Teil von ihrer
Existenz betrachten, können sie sagen: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?
Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder
Schwert? wie geschrieben steht: ‚Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir
sind geachtet wie Schlachtschafe.’ Aber in dem allem überwinden wir weit um des willen,
der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch
Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch
Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo
Jesu ist, unserm Herrn.“ (Römer 8,35-39)
Z2.342.2 (2T.345.3) Absatz: 30/30
„Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, die
in Christo sind, und auch teilhaftig der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Weidet die
Herde Christi, die euch befohlen ist und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig;
nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; nicht als die übers
Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird
der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen.“ (1.Petrus 5,1-4)
Kapitel 51: Moralische Befleckung
Z2.342.3 (2T.346.1) Absatz: 1/16
Es wurde mir gezeigt, dass wir inmitten der Gefahren der letzten Zeit leben. „Dieweil die
Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.“ (Matthäus
24,12) Das Wort „viele“‚ bezieht sich auf die bekenntlichen Nachfolger Christi. Diese
werden von der heute vorherrschenden Ungerechtigkeit beeinflusst und fallen von Gott ab,
was aber keineswegs so zu sein brauchte. Die Ursache dieses Verfalls liegt in der
mangelnden Ablehnung dieser Ungerechtigkeit. Die Tatsache, dass ihre Liebe zu Gott
erkaltet, während die Ungerechtigkeit überhand nimmt, zeigt, dass sie in gewissem Sinne
an dieser Ungerechtigkeit teilhaben; denn sonst könnte sie ihre Liebe zu Gott und ihren
Eifer und ihre Begeisterung für sein Werk nicht beeinflussen.
Z2.343.1 (2T.346.2) Absatz: 2/16
Ein schreckliches Bild von dem Zustand der Welt wurde mir vor Augen geführt. Die
Unmoral nimmt allenthalben überhand. Die Zügellosigkeit kennzeichnet unsere Zeit. Wohl
kaum hat das Laster je sein entstelltes Haupt so dreist erhoben wie jetzt. Die Menschen
scheinen wie betäubt zu sein. Durch das dreiste Hervorkehren des Lasters, durch seine
Macht und seine weite Verbreitung sind die Tugendhaften und echten Frommen nahezu
entmutigt. Die überhand nehmende Ungerechtigkeit beschränkt sich nicht nur auf
Ungläubige und Spötter. Wenn dies doch der Fall wäre! Aber leider sind viele Männer und
Frauen, die sich zur Religion Christi bekennen, ebenso lasterhaft. Selbst etliche von
denen, die vorgeben auf die Wiederkunft Christi zu warten, sind auf dieses Ereignis nicht
besser vorbereitet als Satan. Sie reinigen sich nicht von aller Befleckung. Da sie so lange
ihrer Lust gefrönt haben, ist naturgemäß ihre Gedankenwelt unrein und ihre Phantasie
verdorben. Es ist ebenso unmöglich für sie, bei reinen und heiligen Dingen zu verweilen,
wie den Lauf des Niagara umzuwenden und seine Wasser die Fälle aufwärts strömen zu
lassen.
Z2.343.2 (2T.347.1) Absatz: 3/16
Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts geben sich der Selbstbefriedigung hin und
betreiben dieses widerliche, Seele und Körper zerstörende Laster. Viele angebliche
Christen sind von dem gleichen Treiben so benommen, dass ihrem sittlichen Empfinden
die Sündhaftigkeit ihres Tuns, das zum völligen Ruin von Leib und Seele führen wird –
wenn weiterhin geübt – gar nicht mehr bewusst wird. Der Mensch, das edelste Wesen auf
dieser Erde und zum Ebenbild Gottes geschaffen, verwandelt sich selbst in ein Tier! Er
macht sich selbst gemein und verdorben. Jeder Christ muss lernen, seine Leidenschaften
zu bezwingen und sie durch einen festen Grundsatz zu beherrschen. Bemüht er sich nicht
darum, ist er des christlichen Namens unwürdig.
Z2.344.1 (2T.347.2) Absatz: 4/16
Manche legen wohl ein hohes Bekenntnis ab, erkennen jedoch nicht die Sünde der
Selbstbefriedigung und ihre sicheren Folgen. Diese tief eingewurzelte Gewohnheit hat ihr
Urteilsvermögen getrübt. Sie erkennen nicht die außerordentliche Verworfenheit dieser
erniedrigenden Sünde, die den Organismus schwächt und die Verstandeskräfte zerstört.
Ihr moralischer Grundsatz ist äußerst schwach, wenn es zur Auseinandersetzung mit
dieser eingewurzelten Gewohnheit kommt. Ein Herz, das gegen die Befriedigung dieses
erniedrigenden Lasters nicht gefeit ist, kann auch durch ernste Botschaften vom Himmel
nicht wirksam beeindruckt werden. Die empfindlichen Gehirnnerven verlieren ihre gesunde
Spannkraft durch diese krankhafte Reizung, nur um ein widernatürliches Verlangen nach
sinnlicher Befriedigung zu erfüllen. Dabei sind diese Nerven, die mit dem gesamten
Organismus in Verbindung stehen, der einzige Mittler, durch den der Himmel mit dem
Menschen verkehren und sein Innerstes bewegen kann. Was immer den Umlauf der
elektrischen Ströme im Nervensystem stört, vermindert die Stärke der Lebenskräfte, was
zum Absterben des seelischen Empfindungsvermögens führt. Wie wichtig ist es
angesichts dieser Tatsache, dass Prediger und Volk, die sich zur Gottseligkeit bekennen,
von diesem seelenverderbenden Laster rein und unberührt bleiben!
Z2.344.2 (2T.347.3) Absatz: 5/16
Ich war sehr niedergeschlagen, als mir der schwache Zustand des bekenntlichen Volkes
Gottes vor Augen geführt wurde. Ungerechtigkeit nimmt überhand, und die Liebe erkaltet
in vielen. Es gibt nur wenige bekenntliche Christen, die diese Angelegenheit im rechten
Licht betrachten und sich selbst da in gehöriger Gewalt haben, wo öffentliche Meinung und
Sitte sie nicht verdammen. Wie wenige fühlen die moralische Verpflichtung, ihre
Leidenschaften zu beherrschen, weil sie die Furcht vor Gott im Auge haben. Die höheren
geistigen Kräfte des Menschen sind durch die Esslust und verderbte Leidenschaften
unterjocht.
Z2.344.3 (2T.348.1) Absatz: 6/16
Manche geben das Übel sündiger Genüsse zu, entschuldigen sich aber gleichzeitig, indem
sie meinen, ihre Leidenschaften nicht überwinden zu können. Dies ist ein furchtbares
Eingeständnis für jeden, der den Namen Christi bekennt. „Es trete ab von Ungerechtigkeit,
wer den Namen Christi nennt.“ (2.Timotheus 2,19) Woher kommt diese Schwäche? Die
tierischen Triebe im Menschen sind, weil man ihnen freien Lauf ließ, so erstarkt, dass sie
die Herrschaft über die höheren Kräfte erlangten. Männern und Frauen fehlt es an
Grundsatz. Ihre geistliche Gesinnung stirbt, weil sie ihrer natürlichen Genusssucht so
lange nachgegeben haben, bis ihre selbstbeherrschende Kraft geschwunden scheint. Üble
Leidenschaften ihres Wesens haben die Zügel ergriffen, während die eigentlich zum
Herrschen bestimmte Kraft zum Diener verderbter Leidenschaften wurde. Die Seele wird
in niedrigster Knechtschaft gehalten. Nackte Sinnlichkeit hat das Verlangen nach Heiligkeit
ausgelöscht und geistliches Wachstum vereitelt.
Z2.345.1 (2T.348.2) Absatz: 7/16
Ich bange um die Jugendlichen, die in dieser verkommenen Zeit gute Charaktere
entwickeln sollen. Ich zittere auch für ihre Eltern, denn mir ist gezeigt worden, dass sie im
Allgemeinen ihre Aufgabe nicht erkennen, ihre Kinder in den Wegen zu unterrichten, die
sie gehen sollen. Man nimmt Rücksicht auf Bräuche und Mode, und bald erfahren die
Kinder deren Macht und werden verdorben, während ihre nachsichtigen Eltern diesen
Gefahren gegenüber die Augen verschließen und schlafen. Nur sehr wenige Jugendliche
sind frei von schlechten Gewohnheiten. Viele Jugendliche aber werden, meistens aus
Furcht, sie könnten sich überarbeiten, von körperlicher Betätigung verschont. Eltern
bürden sich Arbeiten auf, die ihre Kinder übernehmen sollten. Sich zu überarbeiten ist
nicht gut, aber die Folgen der Untätigkeit sind noch mehr zu fürchten. Müßiggang verleitet
zum Frönen schlechter Gewohnheiten. Eine nützliche Beschäftigung aber verbraucht nicht
den fünften Teil der Energie, wie die äußerst schädliche Gewohnheit der
Selbstbefriedigung. Wenn eine einfache, gutgeregelte Arbeit eure Kinder erschöpft, dann,
seid gewiss, gibt es neben ihrer Arbeit noch etwas anderes, das ihren Organismus
entkräftet und ihnen das Gefühl ständiger Müdigkeit gibt. Beschäftigt eure Kinder mit
körperlicher Arbeit; sie wird Nerven und Muskeln beanspruchen! Die als Folge einer
solchen Arbeit auftretende Ermüdung wird ihre Anfälligkeit für lasterhafte Gewohnheiten
verringern. Müßiggang ist ein Fluch, denn er führt zu ausschweifenden Gewohnheiten.
Z2.346.1 (2T.349.1) Absatz: 8/16
Ich bin mit vielen Fällen bekannt geworden. Nachdem ich ihr Innenleben durchschaut
hatte, wurde mir weh ums Herz, und mich widerte der üble Herzenszustand dieser
Menschen an, die sich zur Frömmigkeit bekannten und von Entrückung in den Himmel
sprachen. Oft sagte ich mir selbst: Wem kann ich noch trauen? Wer ist frei von
Ungerechtigkeit?
Z2.346.2 (2T.349.2) Absatz: 9/16
Mein Mann und ich wohnten einmal einer Versammlung bei, in der um unsere Anteilnahme
an dem Ergehen eines Bruders geworben wurde, der sehr schwer an Schwindsucht
erkrankt war. Er machte einen bleichen und abgezehrten Eindruck und erbat die Gebete
des Volkes Gottes. Er sagte, dass seine Familie krank sei und er ein Kind verloren habe.
Mit innerer Bewegung sprach er von seinem Verlust. Er bemerkte, dass er seit einiger Zeit
darauf gewartet hätte, Geschwister White zu sehen. Felsenfest hätte er daran geglaubt,
dass er geheilt werden könnte, wenn sie für ihn beteten. Nach Beendigung der
Versammlung lenkten die Brüder unsere Aufmerksamkeit auf diesen Fall. Sie sagten uns,
dass die Gemeinde die Familie unterstütze und dass die Frau des Bruders krank sei und
sein Kind gestorben wäre. Die Brüder hatten sich in seinem Haus im Gebet für die
angefochtene Familie vereint. Wir waren sehr erschöpft, hatten in der Versammlung
gesprochen und wollten von der an uns herangetragenen Bitte entbunden sein.
Z2.346.3 (2T.349.3) Absatz: 10/16
Ich war entschlossen, für niemanden zu beten, es sei denn, der Geist des Herrn geböte es
mir. Es war mir gezeigt worden, dass selbst unter den angeblichen Sabbathaltern vielerlei
Ungerechtigkeit überhand nahm. Deshalb wollte ich nicht für Menschen beten, deren
Lebensgeschichte ich nicht kannte. Ich äußerte meinen Standpunkt. Die Brüder
versicherten mir aber, dass, soweit ihnen bekannt, der Kranke ein ehrenwerter Bruder sei.
Ich wechselte ein paar Worte mit dem Betreffenden, der unsere Gebete zu seiner Heilung
begehrte. Für ihn zu beten fühlte ich mich jedoch keineswegs frei. Er weinte und sagte,
dass er auf unser Kommen gewartet hätte und mit Gewissheit fühle, dass er wieder
gesund würde, wenn wir für ihn beteten. Wir erklärten ihm, dass wir mit seinem Leben
nicht vertraut wären und es lieber sähen, wenn die für ihn beteten, denen er bekannt sei.
Er bestürmte uns so eindringlich, dass wir entschieden, seinen Fall zu bedenken und ihn
am Abend dem Herrn vorzulegen. Wenn keine Bedenken bestünden, wollten wir seiner
Bitte nachkommen.
Z2.347.1 (2T.350.1) Absatz: 11/16
In jener Nacht beugten wir uns im Gebet und brachten sein Anliegen vor den Herrn. Wir
baten Gott, uns seinen Willen in dieser Angelegenheit zu offenbaren. Gott sollte in jedem
Falle verherrlicht werden. Das war alles, was wir wünschten. Entsprach es dem Willen des
Herrn, dass wir für diesen Leidgeprüften beteten? Wir überließen die Last dem Herrn und
zogen uns zur Ruhe zurück. In einem Traum wurde mir der Fall dieses Mannes deutlich
vorgeführt. Seine Lebensweise von Kindheit an trat zutage. Es wurde uns auch gezeigt,
dass der Herr uns nicht erhören würde, wenn wir für diesen Kranken beteten, denn er
hegte Unrecht in seinem Herzen. Am nächsten Morgen kam der Mann zu uns, damit wir
für ihn beteten. Wir sagten ihm, dass wir zu unserem Bedauern genötigt wären, seine Bitte
abzuschlagen. Ich erzählte meinen Traum, dessen Richtigkeit er bestätigte. Von Kindheit
an hatte er Selbstbefriedigung getrieben und dieses Tun sogar als Verheirateter
fortgesetzt; er sagte, dass er versuchen wollte, diese Angewohnheit abzulegen.
Z2.347.2 (2T.350.2) Absatz: 12/16
Dieser Mann hatte eine fest eingewurzelte Gewohnheit zu überwinden. Er befand sich in
den besten Jahren. Seine sittlichen Grundsätze aber waren so kraftlos, dass sie sich
gegen seine unnatürliche Leidenschaft nicht durchsetzen konnten. Die niederen Triebe
hatten die Vorherrschaft übernommen. Ich fragte ihn, wie er zur Gesundheitsreform
stände. Er antwortete, dass er nicht danach leben könne. Seine Frau würfe
Weizenschrotmehl hinaus, wenn es jemand ins Haus brächte. Dieser Familie wurde von
der Gemeinde geholfen, auch betete man für sie. Das Kind war gestorben, die Frau lag
krank, und der Ehemann und Vater erwartete unsere Fürbitte vor einem reinen und
heiligen Gott. Dieser wäre ja in der Lage, Wunder zu wirken und ihn zu heilen. Das
sittliche Feingefühl dieses Mannes war betäubt.
Z2.347.3 (2T.351.1) Absatz: 13/16
Wenn junge Menschen abscheuliche Gewohnheiten annehmen, während sie noch
bildungsfähig sind, werden sie niemals die Kraft erlangen, um einen nach Körper, Seele
und Geist einwandfreien Charakter zu entfalten. Hier war ein Mann, der sich täglich
erniedrigte. Dennoch unterstand er sich, in die Gegenwart Gottes vorzudringen und um
neue Kraft zu bitten, obwohl er seine Kräfte schmählich verschwendete. Hätte Gott ihm
seine Bitte erfüllt, würde er die empfangene Kraft seiner Wollust geopfert haben. Wie groß
ist doch die Langmut Gottes! Wer könnte vor seinem Angesicht bestehen, wenn er mit den
Menschen nach deren bösen Wegen handelte? Was würde geschehen sein, wenn wir
weniger achtsam gewesen wären und den Fall dieses Mannes vor den Herrn gebracht
hätten, während er sich gröblichen Sünden hingab? Ob der Herr uns wohl gehört und auch
geantwortet hätte? „Denn du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt; wer böse ist,
bleibt nicht vor dir. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen; du bist feind allen
Übeltätern.“ (Psalm 5,5.6). „Wo ich Unrechtes vorhätte in meinem Herzen, so würde der
Herr nicht hören.“ (Psalm 66,18)
Z2.348.1 (2T.351.2) Absatz: 14/16
Dies ist kein Einzelfall. Selbst die eheliche Verbindung genügte nicht, um diesen Mann vor
den schlechten Gewohnheiten seiner Jugend zu bewahren. Ich wünschte, man könnte
mich überzeugen, dass solche Fälle wie der eben geschilderte selten sind. Leider weiß
ich, dass sie häufig vorkommen. Kinder, deren Eltern im Banne sündiger Leidenschaften
stehen, sind wertlos. Was kann von ihnen erwartet werden, als dass sie noch tiefer sinken
als ihre Eltern? Was erhoffen wir von der heranwachsenden Generation? Tausende leben
ohne jegliche Grundsätze. Gerade diese Menschen sind es, die ihre erbärmlichen,
verderbten Leidenschaften auf ihre Nachkommen übertragen. Was für ein Vermächtnis!
Tausende frönen ihrem zügellosen Leben, verderben ihre Lebensgefährten und verewigen
ihre erniedrigenden Leidenschaften, indem sie diese auf ihre Kinder übertragen. Sie allein
sind dafür verantwortlich, wenn ihren Kindern der Stempel ihres eigenen Charakters
aufgeprägt wird.
Z2.348.2 (2T.352.1) Absatz: 15/16
Ich spreche erneut zu Christen. Wenn alle jene frei von Unrecht wären, die angeblich dem
Gesetz Gottes gehorchen, würde mein Herz beruhigt sein; sie sind es aber nicht. Sogar
manche von denen, die vorgeben, sämtliche Gebote Gottes zu halten, machen sich des
Ehebruchs schuldig. Was soll ich sagen, um ihr erstarrtes Empfindungsvermögen zu
wecken? Strengstens ausgelebte sittliche Grundsätze werden zum einzigen Schutz der
Seele. Wenn es je eine Zeit gab, in der die Kost so einfach wie möglich sein sollte, so ist
es die heutige. Unseren Kindern sollten wir kein Fleisch vorsetzen; denn der Einfluss der
Fleischnahrung erregt und stärkt die niederen Leidenschaften, ja er ist sogar imstande, die
sittlichen Kräfte abzutöten. Getreidespeisen und Früchte, ohne tierisches Fett zubereitet
und in möglichst natürlichem Zustand belassen, sollten die Nahrung sein, die von denen
bevorzugt wird, die sich auf die Verwandlung vorbereiten. Je leichter die Kost ist, umso
besser können die Leidenschaften beherrscht werden. Es darf niemals in Betracht
kommen, den Appetit ohne Rücksicht auf die körperliche, geistige und seelische
Gesundheit zu befriedigen.
Z2.349.1 (2T.352.2) Absatz: 16/16
Nachsicht gegenüber den niederen Trieben wird sehr viele dazu führen, ihre Augen vor
dem Licht zu verschließen, denn sie befürchten, Sünden zu sehen, die sie nur ungern
aufgäben. Diese Erkenntnis steht allen offen, wenn sie nur sehen wollten. Wer die
Finsternis dem Licht vorzieht, dessen Schuld wird dadurch nicht geringer. Warum lesen
Männer und Frauen nicht, um wahre Erkenntnis über die Dinge zu erlangen, die so
bestimmend auf ihre körperlichen, geistigen und sittlichen Kräfte einwirken? Gott hat uns
mit einer Wohnung ausgestattet, die wir zu seinem Dienst und zu seiner Verherrlichung in
der besten Verfassung bewahren sollen. Unser Leib gehört nicht uns selbst. „Oder wisset
ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr
habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preiset
Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes.“ (1.Korinther 6,19.20)
„Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? So
jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist
heilig, – der seid ihr.“ (1.Korinther 3,16.17)
Nummer 18
Kapitel 52: Christliche Mäßigkeit
Z2.350.1 (2T.354.1) Absatz: 1/49
(Ansprache, gehalten am 6. März 1869 in Battle Creek, berichtet von U. Smith)„Oder
wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist,
welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft; darum
so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes.“ (1.Korinther
6,19.20)
Z2.350.2 (2T.354.2) Absatz: 2/49
Wir gehören nicht uns selbst. Wir sind mit einem teuren Preis erkauft, dem Leiden und
Sterben des Sohnes Gottes. Wenn wir dies verstehen und völlig erfassen könnten, fühlten
wir die große Verantwortung, die auf uns ruht, uns im allerbesten Gesundheitszustand zu
erhalten, damit wir Gott von ganzem Herzen dienen können. Wenn wir aber einen Weg
einschlagen, der unsere Lebenskraft erschöpft, unsere Widerstandsfähigkeit vermindert
oder unseren Verstand trübt, sündigen wir gegen Gott. Leben wir in dieser Weise, so
preisen wir Gott weder durch unseren Leib noch durch unseren Geist, die ihm gehören,
sondern begehen ein großes Unrecht vor seinen Augen.
Z2.350.3 (2T.354.3) Absatz: 3/49
Hat Jesus sich selbst für uns hingegeben? Wurde zu unserer Errettung ein hoher Preis
bezahlt? Stimmt es, dass wir nicht uns selbst gehören? Ist es wahr, dass all die Kräfte
unseres Leibes und Geistes, dass alles, was wir besitzen und darstellen, Gott gehört?
Gewiss ist es so. Denken wir doch daran, welch eine Verpflichtung uns damit auferlegt ist,
wenn wir uns in einer derartigen Verfassung erhalten sollen, dass wir Gott hier auf Erden
durch unseren Leib und durch unseren Geist, die ihm gehören, preisen können.
Z2.350.4 (2T.355.1) Absatz: 4/49
Wir zweifeln nicht daran, dass Christus bald wiederkommt. Das ist in unseren Augen keine
Fabel, sondern Wirklichkeit. Wir zweifeln jetzt nicht daran, noch haben wir jemals daran
gezweifelt, dass die Glaubenslehren, die wir heute vertreten, gegenwärtige Wahrheit sind
und dass wir dem Gericht entgegengehen. Wir bereiten uns darauf vor, dem Herrn zu
begegnen, der in Begleitung heiliger Engel in den Wolken des Himmels erscheinen wird,
um den Gläubigen und Gerechten Unsterblichkeit zu verleihen. Wenn er kommt, dann
nicht, um sie erst noch von ihren Sünden zu reinigen, ihre charakterlichen Mängel zu
beseitigen oder sie von ihrer menschlich-schwachen Neigung und Veranlagung zu heilen.
Wenn dieses Werk überhaupt für uns geschieht, dann wird es vor seinem Kommen
abgeschlossen sein. Wer heilig ist, wird fernerhin heilig sein, wenn der Herr erscheint. Nur
wer Leib und Seele in Sauberkeit, Heiligkeit und Ehre bewahrt hat, wird dann die letzte
Vollendung zur Unsterblichkeit empfangen. Wer aber böse, ungeheiligt und unrein ist, wird
es auch fernerhin bleiben. Nichts wird dann mehr geschehen, um ihre Mängel zu
beseitigen und ihnen einen heiligen Charakter zu verleihen. Dann werden sie nicht von
ihren Sünden und Verderbtheiten geläutert werden. Dies alles geschieht während der
Gnadenzeit. Jetzt ist die Zeit, da dieses Werk an uns vollzogen werden muss.
Z2.351.1 (2T.355.2) Absatz: 5/49
Mit unserem ganzen Menschen müssen wir die göttliche Wahrheit ergreifen. Sobald wir
unter dem Einfluss dieser Wahrheit stehen, wird sie an uns das Werk vollbringen, das
erforderlich ist, um uns die sittliche Reife für das Reich der Herrlichkeit und für die
Gemeinschaft mit den heiligen Engeln zu vermitteln. Wir befinden uns jetzt in der
Werkstatt Gottes. Viele von uns gleichen den unbearbeiteten Steinen eines Steinbruches.
Doch wenn wir die göttliche Wahrheit ergreifen, wird ihr Einfluss in uns wirksam werden.
Sie erhebt uns und nimmt jede Unvollkommenheit und Sünde von uns, ganz gleich
welcher Art. Dadurch werden wir zubereitet, den Herrn in seiner Schönheit zu schauen
und mit den Engeln schließlich im Reich der Herrlichkeit vereint zu sein. Dieses Werk
muss jetzt in diesem Leben für uns vollbracht werden; auf dieser Erde müssen unser Leib
und unser Geist für die Unsterblichkeit zubereitet werden.
Z2.351.2 (2T.356.1) Absatz: 6/49
Wir leben in einer Welt, die der Gerechtigkeit, der Reinheit des Charakters und dem
Wachstum in der Gnade Gottes feindlich gegenübersteht. Wohin wir blicken, bemerken wir
Sittenverderbnis, Verführung, Verunstaltung und Sünde. Wie lautet die Aufgabe, die wir
jetzt, unmittelbar bevor wir die Unsterblichkeit anziehen, bewältigen müssen? Unsere
Leiber heilig und unseren Geist rein zu erhalten, damit wir mitten in der Verderbnis der
letzten Tage unbefleckt dastehen. Um sie zu erfüllen, müssen wir uns dieser Aufgabe
sofort mit ungeteiltem Herzen und verständnisvoll unterziehen. Egoistische Gefühle sollten
uns dabei nicht beeinflussen können, sondern der Geist Gottes herrsche über uns und
leite uns in allen unseren Handlungen. Wenn wir in rechter Verbindung mit dem Himmel,
mit der Kraft von oben sind, werden wir den heiligenden Einfluss des Geistes Gottes auf
unsere Herzen verspüren.
Z2.352.1 (2T.356.2) Absatz: 7/49
Während wir uns bemüht haben, unseren Geschwistern die Grundsätze der
Gesundheitsreform nahe zu bringen und zu ihnen über die Bedeutung der Verherrlichung
Gottes im Essen, Trinken und allen anderen Dingen des täglichen Lebens gesprochen
haben, brachten viele durch ihre Handlungsweise zum Ausdruck, dass es niemanden
etwas angehe, ob sie dies oder jenes essen. Was sie auch immer tun, die Folgen müssten
sie in jedem Falle selbst tragen. Liebe Freunde, ihr irrt euch gewaltig! Ihr seid nicht die
einzigen Leidtragenden einer falschen Lebensweise. Die Gesellschaft, in der ihr euch
bewegt, hat genauso wie ihr selbst die Folgen eurer unvernünftigen Lebensweise zu
tragen. Wenn ihr infolge eurer Unmäßigkeit im Essen und Trinken leidet, werden wir, die
wir mitten unter euch leben, ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Auch wir leiden unter
eurer ungesunden Lebensweise. Nehmen dadurch etwa eure Geistes- und Körperkräfte
ab, spüren wir dies, wenn wir uns in eurer Gesellschaft befinden. Wenn ihr, statt geistige
Spannkraft zu besitzen, schwermütig werdet, überschattet euer Wesen die Gemüter aller
in eurer Umgebung. Sind wir selbst traurig, niedergeschlagen und voller Kummer, würdet
ihr uns bei gutem Gesundheitszustand und klarem Kopf ohne weiteres einen Ausweg
zeigen und ein tröstendes Wort sagen können. Wenn jedoch euer Verstand durch eure
falsche Lebensweise so benommen ist, dass ihr uns nicht den passenden Rat geben
könnt, erleiden wir dadurch nicht einen Verlust? Werden wir nicht durch euren Einfluss
ernstlich geschädigt? Selbst wenn wir unserer eigenen Urteilsfähigkeit in hohem Maße
vertrauen, brauchen wir Ratgeber; denn „wo aber viel Ratgeber sind, da geht es wohl zu“.
(Sprüche 11,14) Unser Bestreben ist es, dass unser Lebenswandel von jenen, die wir
lieben, bejaht wird. Wir verlangen nach ihrem Rat und erwarten, dass sie in der Lage sind,
diesem Verlangen mit einem klaren Urteil nachzukommen. Wie viel zählt aber euer Urteil,
wenn eure Nervenkraft bis aufs Äußerste belastet ist und eure Lebenskräfte vom Gehirn
abgezogen werden, damit die unzuträgliche Speise, ja sogar die gesunde, aber im
Übermaß genossene Nahrung verdaut werden kann? Wie viel bedeutet uns das Urteil
solcher Menschen? Ihr Urteil ist durch das Übermaß unverdauter Nahrung getrübt.
Deshalb beeinflusst eure Lebensführung auch uns. Es ist einfach unmöglich, dass ihr
einer falschen Lebensführung frönt, ohne dass andere Menschen in Mitleidenschaft
gezogen werden.
Z2.353.1 (2T.357.1) Absatz: 8/49
„Wisset ihr nicht, dass die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt
das Kleinod‘? Laufet nun also, dass ihr es ergreifet! Ein jeglicher aber, der da kämpft,
enthält sich alles Dinges; jene also, dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber
eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht
als der in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht
den andern predige, und selbst verwerflich werde.“ (1.Korinther 9,24-27) Wer an dem
Wettlauf um den Siegeslorbeer, der als ein ganz besonderer Ehrenpreis sehr hoch
geschätzt wurde, teilnahm, war mäßig in allen Dingen, um seinen Körper, seine
Geisteskräfte und jede Körperfunktion in der bestmöglichen Verfassung für den Lauf zu
erhalten. Ohne diese Mäßigkeit hätten sie sich nicht jene Elastizität bewahren können, die
sie durch ihre maßvolle Lebensführung bewiesen. Dadurch konnten sie diesen Lauf viel
erfolgreicher unternehmen; denn sie waren dem Sieg näher.
Z2.353.2 (2T.358.1) Absatz: 9/49
Doch ungeachtet ihrer Mäßigkeit und all ihrer Bemühungen, sich einer sorgsamen Diät zu
unterwerfen, um sich in der besten Verfassung zu befinden, war der irdische Wettlauf für
die Teilnehmer nur ein Lauf ins Ungewisse. Sie gaben ihr Bestes, konnten aber den
Lorbeer nicht erringen, denn ein anderer war ihnen ein wenig voraus und schmückte sich
mit dem Siegerkranz. Nur ein Einziger erhielt den Preis. Doch am Wettlauf um das
himmlische Kleinod können wir uns alle beteiligen und auch alle den Preis gewinnen. Hier
gibt es weder Ungewissheit noch Risiko. Wir müssen uns nur mit den himmlischen
Tugenden bekleiden und, den Blick auf die Krone der Unsterblichkeit gerichtet, stets das
Beispiel unseres Heilandes vor Augen haben, dessen Leben voller Schmerzen und Leiden
war. Das demütige, selbstaufopfernde Leben unseres göttlichen Herrn sollte uns ständig
Aufruf und Ansporn sein, es ihm gleichzutun. Wenn wir uns aufrichtig darum bemühen und
das hohe Ziel nicht außer Acht lassen, können wir diesen Lauf zuversichtlich beginnen und
wissen, dass wir den Lorbeer bestimmt erringen werden, sobald wir all unsere Kräfte
einsetzen.
Z2.354.1 (2T.358.2) Absatz: 10/49
Die Menschen nehmen Selbstverleugnung und strenge Zucht auf sich, um einen
vergänglichen Siegeslorbeer zu erringen, einen Preis, der in einem Tag verwelkt, der nur
eine Ehrengabe sterblicher Menschen ist. Uns aber ist ein Lauf verordnet, an dessen Ziel
wir die Krone der Unsterblichkeit und des ewigen Lebens empfangen dürfen. Ja, ein weit
größerer, zeitloser Ruhm wird uns als Preis zuerkannt werden, wenn der Lauf beendet ist.
Der Apostel sagt: „Wir aber [empfangen] eine unvergängliche [Krone].“ Führen alle, die
hier auf Erden an dem Lauf nach einem vergänglichen Siegeslorbeer teilnehmen, ein
maßvolles Leben, warum nicht auch wir, die wir unser Augenmerk auf eine unvergängliche
Krone, auf ewige Herrlichkeit und auf ein Leben richten, das sich an dem Leben Gottes
misst? Können wir nicht aus diesem entscheidenden Anlass „laufen durch Geduld in dem
Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des
Glaubens“? (Hebräer 12,1.2) Er hat uns den Weg gewiesen und ihn von Anfang bis Ende
durch seine eigenen Fußspuren gekennzeichnet. Es ist der gleiche Weg, den er selbst
wandelte. Fühlen wir uns in Gemeinschaft mit ihm verbunden, dann werden wir gewürdigt,
Selbstverleugnung und Leiden auf uns zu nehmen und den Weg zu gehen, den er mit
seinem Blut getränkt hat.
Z2.354.2 (2T.359.1) Absatz: 11/49
„Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft
streicht, sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn.“ (1.Korinther 9,26.27) Für
jeden, ganz gleich, ob Mann, Frau oder Kind, besteht hierin eine große Aufgabe. Satan
bemüht sich fortwährend, euren Leib und euren Geist zu beherrschen. Christus jedoch hat
euch erkauft, und ihr seid sein Eigentum. Nun liegt es an euch, in Gemeinschaft mit
Christo und den heiligen Engeln, die euch dienen, euer Werk zu beginnen. Es ist nur zu
eurem Besten, wenn ihr lernt, euch selbst zu beherrschen. Versäumt ihr es aber, werdet
ihr bestimmt das ewige Leben und die Krone der Unsterblichkeit verlieren. Dennoch wird
manch einer sagen: „Wer hat sich darum zu kümmern, was ich esse oder trinke?“ Ich habe
euch gezeigt, welcher Zusammenhang zwischen eurer Handlungsweise und euren
Mitmenschen besteht. Ihr habt gesehen, dass der Einfluss sehr wichtig ist, den ihr auf eure
Familien ausübt; dasselbe gilt auch für die Charakterbildung eurer Kinder.
Z2.355.1 (2T.359.2) Absatz: 12/49
Wie wir bereits sagten, leben wir in einem verdorbenen Zeitalter, in der Satan die völlige
Herrschaft über die Menschen zu besitzen scheint, die sich Gott nicht von ganzem Herzen
geweiht haben. Deshalb haben Eltern und Erzieher, die Kinder heranbilden sollen, eine
große Aufgabe zu erfüllen. Die Eltern haben es auf sich genommen, eine Familie zu
gründen. Worin besteht nun ihre Aufgabe? Etwa darin, dass sie dem Willen ihrer Kinder in
jeder Weise nachkommen? Glaubt mir, auf diesen Eltern lastet eine schwere
Verantwortung. „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.“
(1.Korinther 10,31) Achtet ihr darauf, wenn ihr die Speisen zubereitet und eure Familie zu
Tisch bittet? Setzt ihr euren Kindern nur solche Speisen vor, von denen ihr wisst, dass sie
nur das beste Blut erzeugen? Ist es Nahrung, die ihren Organismus möglichst vor
fieberhaften Zuständen bewahrt? Ist es solche Nahrung, die ihr Leben und ihre
Gesundheit in die bestmögliche Verfassung bringt? Ist es die Speise, die ihr euren Kindern
mit Überlegung vorsetzt? Oder bietet ihr ihnen ohne jede Rücksicht auf ihr künftiges Wohl
eine ungesunde und scharf gewürzte Reizkost?
Z2.355.2 (2T.360.1) Absatz: 13/49
Lasst euch sagen, dass Kinder von Geburt an zum Schlechten neigen. Satan scheint sie
zu beherrschen. Er nistet sich in ihren jungen Gemütern ein, und alsbald sind sie
verdorben. Warum handeln Väter und Mütter als wären sie von einer Lähmung befallen?
Befürchten sie nicht, dass Satan verderblichen Samen in ihre Familien streuen könnte? In
Anbetracht dieser Erscheinungen sind sie aber so blind, sorglos und unbekümmert, wie
man es sich kaum vorstellen kann. Warum erwachen sie nicht und lesen und studieren
diese Dinge? Der Apostel spricht: „Reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der
Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in
der Geduld Gottseligkeit.“ (2.Petrus 1,5.6) Hier ist ein Werk bezeichnet, das jeder
unabdingbar zu erfüllen hat, der sich ein Nachfolger Jesu Christi nennt, nämlich nach dem
Gesetz des Wachstums zu leben.
Z2.356.1 (2T.360.2) Absatz: 14/49
Kapitel nach Kapitel wurde vor mir eröffnet. Ich kann Familie um Familie mit Kindern in
diesem Haus erwähnen, und jedes von ihnen ist so verdorben wie die Hölle. Einige von
ihnen nennen sich Christi Nachfolger, und ihr Eltern seid so gleichgültig, als wäret ihr von
Lähmung befallen.
Z2.356.2 (2T.360.3) Absatz: 15/49
Ich habe gesagt, dass einige von euch selbstsüchtig sind. Ihr habt nicht verstanden, was
ich damit gemeint habe. Ihr habt studiert, welche Nahrung am besten dem Geschmack
entgegenkommt. Geschmack und Vergnügen waren vorherrschend, anstatt Gottes
Verherrlichung und der Wunsch, im göttlichen Leben Fortschritte zu machen und Heiligung
in der Furcht Gottes zu vervollkommnen. Ihr habt euer eigenes Vergnügen, euren Appetit
zu Rate gezogen. Und während ihr damit beschäftigt wart, hat Satan einen Sieg über euch
davongetragen, und wie es gewöhnlich der Fall ist, hat er jedes Mal eure Bemühungen
vereitelt.
Z2.356.3 (2T.360.4) Absatz: 16/49
Einige der Väter sind mit ihren Kindern zum Arzt gegangen, um herauszufinden, was ihnen
fehlt. Ich hätte euch in zwei Minuten sagen können, worin die Schwierigkeit besteht. Eure
Kinder sind verdorben. Satan hat die Herrschaft über sie erlangt. Er hat sich hinter euch
eingeschlichen, während ihr, die ihr für sie an Gottes Stelle steht, um über sie zu wachen,
ganz der Ruhe ergeben, abgestumpft und am schlafen gewesen seid. Gott hat euch
geboten, eure Kinder in der Zucht und Vermahnung zum Herrn zu erziehen. Aber Satan ist
euch zuvorgekommen und hat starke Bande um sie geschlungen. Und dennoch schlaft ihr
weiter. Möge der Himmel Mitleid mit euch und euren Kindern haben, denn jeder von euch
benötigt es.
Z2.357.1 (2T.361.1) Absatz: 17/49
Hättet ihr Stellung für die Gesundheitsreform genommen, hättet ihr eurem Glauben
Tugend und der Tugend Erkenntnis und der Erkenntnis Mäßigkeit hinzugefügt, dann
könnte es anders um euch stehen. Die Bosheit und Verdorbenheit, die in euren Heimen
herrscht, hat euch nur teilweise aufgerüttelt. Ihr habt eure Augen ein wenig geöffnet, und
euch dann wiederum dem Schlaf hingegeben. Glaubt ihr, Engel werden in euren
Wohnungen verweilen? Denkt ihr, dass eure Kinder für heilige Einflüsse empfänglich
wären, so wie die Dinge stehen? Ich kann Familie um Familie aufzählen, die beinah völlig
unter Satans Herrschaft stehen. Ich weiß, dass diese Dinge wahr sind, und ich wünsche
die Menschen aufzuwecken, ehe es für immer zu spät ist und das Blut von Seelen, ja das
Blut der Seelen ihrer eigenen Kinder, an ihren Kleidern gefunden wird.
Z2.357.2 (2T.361.2) Absatz: 18/49
Der Verstand einiger dieser Kinder ist so geschwächt, dass sie nur die Hälfte oder ein
Drittel der Verstandesschärfe besitzen, über die sie verfügen könnten, wenn sie tugendhaft
und rein gewesen wären. Sie haben sie durch Selbstbefleckung verschleudert. Gerade
hier, in dieser Gemeinde, herrscht zur Rechten und zur Linken Verdorbenheit. Dann und
wann ist Gesangstunde oder es ist irgendeine Vergnügungsparty. Immer, wenn ich das
höre, möchte ich mich in Säcke hüllen. „Ach, dass ich Wasser genug hätte in meinem
Haupte und meine Augen Tränenquellen wären!“ (Jeremia 8,23) „Herr, schone deines
Volks.“ (Joel 2,17) Ich bin so unglücklich. Ich empfinde unsäglichen Seelenschmerz, ich
kann ihn euch nicht beschreiben. Ihr schlaft. Vermögen Blitz und Donner vom Sinai diese
Gemeinde zu erwecken? Würden sie euch, Väter und Mütter, erwecken, das Werk der
Reformation in eurem eigenen Haus zu beginnen? Ihr solltet eure Kinder belehren. Ihr
solltet sie unterweisen, wie sie die Laster und Verdorbenheiten dieses Zeitalters meiden
können. Stattdessen setzt ihr euren Kindern Butter, Eier und Fleischgerichte vor. Ihr speist
sie mit solchen Dingen, die ihre niederen Leidenschaften erregen, und dann kommt ihr in
die Versammlung und bittet Gott, eure Kinder zu segnen und zu retten. Wie hoch steigen
eure Gebete? Ihr habt zuerst ein Werk zu tun. Wenn ihr selbst alles für eure Kinder getan
habt, was Gott euch auferlegt hat, dann könnt ihr im Vertrauen die besondere Hilfe
beanspruchen, die Gott euch zu gewähren verheißen hat.
Z2.358.1 (2T.362.1) Absatz: 19/49
Ihr solltet nach Mäßigkeit in allen Dingen trachten. Ihr müsst studieren, was ihr essen und
was ihr trinken sollt. Doch ihr sagt: „Es geht niemand etwas an, was ich esse und trinke
oder was ich auf meinen Tisch stelle.“ Es geht andere etwas an, es sei denn ihr schließt
euch und eure Kinder ein oder geht in die Wüste, wo ihr anderen keine Last sein könnt
und wo eure unerzogenen, lasterhaften Kinder nicht die Gesellschaft verderben können,
unter die sie sich mischen.
Z2.358.2 (2T.362.2) Absatz: 20/49
Viele Verfechter der Lebensreform meiden alles Ungesunde; folgt aber daraus, dass sie
nun, was die zu verzehrende Menge betrifft, kein Maß zu kennen brauchen? Sie setzen
sich zu Tisch und lassen ihrer Esslust freien Lauf und essen viel zuviel, statt vorher zu
überlegen, wie viel sie essen sollten. Dadurch hat dann der Magen für den Rest eines
solchen Tages seine Mühe, die ihm zugemutete Nahrungsmenge, so gut er kann oder
muss, zu verdauen. Alle Nahrung, die in den Magen gelangt, ohne dem Organismus
genützt zu haben, belastet die Natur in ihrer Aufgabe. Die Harmonie des Organismus ist
gestört. Er ist überlastet und nicht imstande, seine Funktionen mit Erfolg zu erfüllen. Die
lebenswichtigen Organe sind unnötigerweise beansprucht. Die nervliche Energie des
Gehirns muss dem Magen bei seinem Bemühen, sich der ihm aufgebürdeten Last zu
entledigen, helfen. Damit wird der Organismus geschädigt. Was für Empfindungen nimmt
man als Folge dieser unnötigen Verausgabung von Lebenskräften wahr, nachdem die
Nerven ihre Aufgabe gelöst haben? Man fühlt sich matt und erschöpft, als müsste man
noch mehr essen. Möglicherweise überfällt einen dieses Gefühl gerade vor einer Mahlzeit.
Woher kommt das? Der Organismus hat sich mit seiner Arbeit abgequält und ist deshalb
so sehr erschöpft, dass man sich völlig kraftlos fühlt. Man meint, den Magen sprechen zu
hören: „Gebt mir mehr zu essen“; dabei sagt er uns in seiner Mattigkeit in nicht
misszuverstehender Weise: „Lasst mich in Ruhe!“
Z2.359.1 (2T.363.2) Absatz: 21/49
Der Magen braucht Ruhe, um seine erschöpften Energien für neue Aufgaben ergänzen zu
können. Statt ihm aber die entsprechenden Ruhepausen zu gewähren, glaubt ihr, dass er
mehr Nahrung benötige, und ihr häuft dem Organismus eine neue Last auf und verweigert
ihm damit die erforderliche Ruhe. Es ist die gleiche Situation wie bei einem Mann, der den
ganzen Vormittag bis zur Ermüdung auf dem Felde gearbeitet hat, der mittags müde und
abgespannt nach Hause kommt, und von dem ihr dann verlangt, wieder an die Arbeit zu
gehen, und ihm sagt, das werde ihm zur Erholung dienen. So behandelt ihr den Magen. Er
ist völlig erschöpft; doch statt ihn ruhen zu lassen, gebt ihr ihm mehr zu verdauen und
zieht dadurch die Lebenskräfte von anderen Körperteilen zum Magen, den
Verdauungsprozess zu unterstützen.
Z2.359.2 (2T.363.3) Absatz: 22/49
Viele von euch haben zeitweise eine Benommenheit des Gehirns verspürt. Ihr wart jeder
Arbeit abgeneigt, die geistliche oder körperliche Anstrengung erfordert, bis ihr euch der
Last entledigt fühltet, die dem Organismus aufgebürdet wurde. Dann wieder leidet ihr unter
einem Schwächegefühl. Ihr sagt, ihr braucht mehr Nahrung, und ladet dem Magen eine
doppelte Portion auf. Selbst wenn ihr genau auf die Qualität eurer Nahrung achtet, glaubt
ihr, dass ihr Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche Gott gehören, verherrlicht
(1.Korinther 6,20), wenn ihr eine solche Menge Nahrung zu euch nehmt? Diejenigen, die
den Magen mit so viel Nahrung belasten, können die Wahrheit nicht schätzen, wenn sie
vorgeführt wird. Sie können die betäubten Gehirnnerven nicht erwecken, den Wert der
Versöhnung und des großen Opfers, das für den gefallenen Menschen gebracht wurde, zu
ermessen. Es ist für solche unmöglich, die große, kostbare und überaus reiche Belohnung
zu würdigen, die den treuen Überwindern vorbehalten ist. Dem sinnlichen Teil unserer
Natur darf niemals gestattet werden, die Moral und den Geist zu beherrschen.
Z2.359.3 (2T.364.1) Absatz: 23/49
Und welchen Einfluss hat Überessen auf den Magen? Er wird geschwächt, die
Verdauungsorgane werden überlastet und Krankheit, mit allen Übeln im Gefolge, ist das
Resultat. Wenn Personen schon vorher krank waren, werden die Schwierigkeiten noch
vermehrt, und an jedem Tag, den sie verbringen, wird die Lebenskraft vermindert. Sie
nehmen ihre Kräfte unnötig in Anspruch, indem sie für die Nahrungsmenge sorgen
müssen, die sie ihrem Magen aufbürden. Wie schrecklich ist es, sich in einem solchen
Zustand zu befinden! Wir haben einige Erfahrung mit Magenkrankheit. Wir hatten in
unserer Familie damit zu tun, und wir wissen, dass es eine Krankheit ist, vor der man sich
fürchten muss. Wenn jemand das volle Ausmaß dieser Krankheit auskosten muss, hat er
viel zu erdulden, geistig und körperlich; und auch seine Freunde leiden, es sei denn, sie
sind so gefühllos wie Tiere. Und dann wollt ihr sagen: „Es geht niemanden etwas an, was
ich esse oder welchen Kurs ich einschlage“? Hat jemand zu leiden, der mit einem
Magenkranken zusammenlebt? Tue etwas, was ihn in irgendeiner Weise irritiert. Wie
natürlich ist es für ihn, aufzubrausen! Diese Kranken fühlen sich miserabel, und es scheint
ihnen, dass ihre Kinder sehr schlimm sind. Sie können nicht ruhig zu ihnen sprechen noch
ohne göttliche Gnade besonnen in ihrer Familie handeln. Alle in ihrer Umgebung werden
von der Krankheit betroffen. Alle haben unter ihrem Gebrechen zu leiden. Sie werfen einen
düsteren Schatten. Haben eure Gewohnheiten im Essen und Trinken keine Auswirkung
auf andere? Natürlich haben sie es! Deshalb solltet ihr sehr sorgfältig auf euren
Gesundheitszustand achten, damit ihr Gott vollkommenen Dienst darbringen und eure
Pflicht gegenüber der Gesellschaft und eurer Familie erfüllen könnt.
Z2.360.1 (2T.365.1) Absatz: 24/49
Selbst Gesundheitsreformer können in der Nahrungsmenge irren, die sie zu sich nehmen.
Sie können unmäßig von guten Speisen essen. Einige in diesem Haus irren in der
Qualität. Sie haben niemals Stellung für die Gesundheitsreform eingenommen. Sie haben
gegessen und getrunken was ihnen gefiel und wann es ihnen gefiel. Sie schädigen ihren
Körper auf diese Weise. Nicht nur das, sondern sie schaden ihren Familien, indem sie
erregende Speisen auf ihren Tisch bringen, welche die sinnlichen Neigungen ihrer Kinder
stärken und sie dahin bringen, sich nur wenig Sorge um himmlische Dinge zu machen. Die
Eltern stärken dadurch die niederen Triebe ihrer Kinder und vermindern die geistlichen
Neigungen in ihnen. Welch schwere Strafe erwartet sie am Ende! Dann wundern sie sich
noch, dass ihre Kinder moralisch so schwach sind!
Z2.361.1 (2T.365.2) Absatz: 25/49
Eltern haben ihren Kinder nicht die rechte Erziehung angedeihen lassen. Oft offenbaren
sie die gleichen Unvollkommenheiten, die sich bei ihren Kindern zeigen. Sie essen
unrichtig, und dies ruft ihre Nervenkraft zum Magen, so dass es ihnen in anderen
Richtungen an Vitalität mangelt. Wegen ihrer Ungeduld können sie ihre Kinder nicht in
angemessener Zucht halten noch können sie ihnen den rechten Weg weisen. Vielleicht
fassen sie die Kinder hart an und geben ihnen einen ungeduldigen Schlag. Ich habe
gesagt, dass man durchs Schlagen eher zwei Teufel hineinschlagen kann, als einen
hinaus. Wenn sich ein Kind falsch verhält, werden Schläge es nur ärger machen. Sie
werden es nicht unterwerfen. Wenn sich der Organismus nicht im rechten Zustand
befindet, wenn die Zirkulation unterbrochen ist und die Nervenkraft alles zu tun hat, um mit
der schlechten Qualität der Nahrung oder mit der zu großen Menge selbst von an sich
guter Nahrung fertig zu werden, besitzen Eltern keine Selbstbeherrschung. Sie können
nicht von Ursache auf Wirkung schließen. Hier ist der Grund, weshalb sie bei allem, was
sie in ihrer Familie unternehmen, mehr Verdruss schaffen, als heilen. Sie scheinen nichts
zu verstehen und von Ursache auf Wirkung zu schließen und gehen gleich Blinden ans
Werk. Sie scheinen zu handeln, als würde Gott speziell dadurch geehrt, wenn sie sich wie
Wilde verhalten, und dass sie, wenn etwas Verkehrtes in ihrer Familie geschieht, es mit
Härte und Gewalt unterdrücken.
Z2.361.2 (2T.366.1) Absatz: 26/49
Wer sind unsere Kinder? Sie sind die jüngeren Brüder und Schwestern in der Familie, die
Gott als die seine anerkennt. Wir haben es mit Gliedern der Familie des Herrn zu tun. Und
weil uns die Fürsorge für sie vom Herrn übertragen ist, sollten wir sehr umsichtig sein, sie
für den Herrn zu erziehen, damit wir, wenn der Meister kommt, sagen können: „Hier, Herr,
sind wir und die Kinder, die du uns gegeben hast.“ Werden wir dann imstande sein zu
sagen: „Wir haben versucht, unserer Aufgabe nachzukommen und versucht, sie recht zu
erfüllen“?
Z2.361.3 (2T.366.2) Absatz: 27/49
Ich habe Mütter großer Familien beobachtet, die die Arbeit, die ihnen in ihren eigenen
Familien unmittelbar im Wege lag, einfach übersahen. Sie wollten gern Missionare sein
und irgendetwas Großes vollbringen. Sie schauten sich nach einer hohen Stellung um,
vernachlässigten jedoch ihre häuslichen Pflichten, die der Herr ihnen übertragen hatte.
Wie wichtig ist es, einen klaren Verstand zu haben! Nicht weniger bedeutsam ist es,
wirklich gesund zu sein, um das uns von Gott aufgetragene Werk in einer Weise ausführen
und vollenden zu können, dass der Meister sagen kann: „Ei, du frommer und getreuer
Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen; gehe ein zu
deines Herrn Freude!“ (Matthäus 25,21) Meine Schwestern, verachtet die wenigen
Aufgaben nicht, die Gott euch überlassen hat! Handelt täglich so, dass ihr euch am Tage
der endgültigen Abrechnung nicht zu schämen braucht, dem Bericht zu begegnen, den der
berichtführende Engel über euer Tun und Lassen niederschrieb.
Z2.362.1 (2T.367.1) Absatz: 28/49
Was ist über eine dürftige Kost zu sagen? Ich sprach davon, wie wichtig es ist, dass
Menge und Güte der Nahrung eng mit den Grundsätzen der Gesundheitsreform
übereinstimmen. Aber wir empfehlen keine dürftige Kost! Ich sah, dass viele eine falsche
Auffassung von der Gesundheitsreform vertreten und eine zu geringwertige Kost
empfehlen. Sie leben von billigen Nahrungsmitteln, die wenig Nährwert besitzen, bereiten
diese ohne Sorgfalt zu und lassen die Beziehungen zwischen Ernährung und Organismus
außer Acht. Es ist wichtig, dass die Speise liebevoll zubereitet werde, damit der Gaumen,
wenn er nicht verdorben ist, daran Gefallen finde. Weil wir aus Grundsatz weder Fleisch,
Butter, Fleischpasteten, Gewürze, Schweineschmalz noch alles, was den Magen reizt und
die Gesundheit schädigt, verwenden, sollte niemals der Gedanke aufkommen, dass es
von untergeordneter Bedeutung sei, was wir essen.
Z2.362.2 (2T.367.2) Absatz: 29/49
Es gibt etliche, die zu Extremen neigen. Sie beschränken sich bei der Auswahl der
Lebensmittel auf eine bestimmte Menge und Güte und nur auf zwei oder drei Sorten. Sie
erlauben sich oder ihren Familien nur wenig Nahrung. Wenn sie unzureichende
Nahrungsmengen zu sich nehmen, die zudem nicht einmal von bester Qualität sind,
lassen sie dem Magen nicht das zukommen, was den Organismus in geeigneter Weise
ernährt. Wirkstoffarme Nahrung dient nicht der Bildung lebenskräftigen Blutes. Eine
kraftlose Kost schwächt das Blut. Ich möchte den Fall von Schwester A, erwähnen. Jener
Fall wurde mir vorgeführt, um ein Extrem zu zeigen. Zwei Klassen wurden mir vor Augen
gestellt: Erstens solche, die nicht nach dem Licht lebten, das Gott ihnen gegeben hatte.
Sie fingen mit der Reform an, weil irgendjemand es tat. Sie verstanden nicht das System
an sich. Es gibt viele unter euch, die sich zur Wahrheit bekennen, die sie angenommen
haben, indem sie dem Beispiel anderer folgten; aber ihr könnt nicht den Grund angeben.
Deshalb seid ihr schwach wie Wasser. Anstatt eure Beweggründe im Licht der Ewigkeit zu
erforschen; anstatt eine praktische Erkenntnis der Prinzipien zu haben, denen all eure
Handlungen unterworfen sind; anstatt tief zu graben und für euch selbst auf dem rechten
Fundament zu bauen, wandelt ihr im Schein des Feuers, das irgendjemand anders
entzündet hat. Und ihr werdet hier einen Fehlschlag erleiden, wie ihr es in der
Gesundheitsreform gemacht habt. Hättet ihr aus Grundsatz gehandelt, wäre es euch nicht
so ergangen.
Z2.363.1 (2T.368.1) Absatz: 30/49
Manchen Menschen will nicht einleuchten, dass Essen und Trinken zur Ehre Gottes
geschehen soll. Die Befriedigung ihrer Esslust beeinträchtigt sie in allen Lebenslagen.
Man spürt es in ihren Familien, in der Gemeinde, in der Gebetsversammlung und an dem
Benehmen ihrer Kinder. Die Esslust ist zum Fluch ihres Lebens geworden. Es ist
unmöglich, ihnen die Wahrheiten für diese letzten Tage verständlich zu machen. Gott hat
für den Lebensunterhalt und für das Glück all seiner Geschöpfe reichlich vorgesorgt.
Wenn sie seine Gebote niemals übertreten hätten und wenn alle in Übereinstimmung mit
seinem göttlichen Willen handelten, würden sie an Stelle von Elend und fortwährendem
Übel Gesundheit, Frieden und Glück erfahren.
Z2.363.2 (2T.368.2) Absatz: 31/49
Eine andere Klasse, die die Gesundheitsreform angenommen hat, ist sehr streng. Sie
nehmen eine Stellung ein und beharren hartnäckig darin, und in beinahe allem übertreiben
sie es. Schwester A gehörte zu dieser Klasse. Sie war nicht mitfühlend, liebevoll und
herzlich wie unser göttlicher Herr. Bei ihr ging es nur um Gerechtigkeit. Sie ging in diesen
Dingen weiter als Dr. Trall. Ihre Patienten waren gezwungen, sie zu verlassen, weil sie
nicht genug zu essen bekamen. Ihre ärmliche Nahrung verschaffte ihr ärmliches Blut.
Z2.364.1 (2T.368.3) Absatz: 32/49
Fleischspeisen entwerten das Blut. Kocht Fleisch reichlich gewürzt, esst es mit viel
Gebäck und Pasteten, und euer Blut wird eine schlechte Qualität aufweisen! Die
Aufnahme dieser Nahrung überlastet den Organismus. Fleischpasteten und Essiggemüse,
die niemals in einen menschlichen Magen gelangen sollten, verursachen einen schlechten
Zustand des Blutes. Ebenso kann eine qualitätsarme Nahrung kein gesundes Blut bilden,
zumal sie noch auf ungeeignete Weise gekocht und in unzureichender Menge genossen
wird. Fleischspeisen und schwere Kost zeitigen die gleichen Ergebnisse wie eine dürftige
Kost.
Z2.364.2 (2T.368.4) Absatz: 33/49
Und nun zu Milch und Zucker. Ich kenne Menschen, die vor der Gesundheitsreform
zurückschreckten und sagten, dass sie damit nichts zu tun haben wollten, weil sich diese
Reform gegen den uneingeschränkten Gebrauch der genannten Lebensmittel
ausgesprochen hatte. Änderungen der Lebensweise sollten nur mit größter Sorgfalt
vorgenommen werden. Wir müssen dabei bedachtsam und vernünftig vorgehen. Wir
wollen den Weg einschlagen, der sich den einsichtsvollen Männern und Frauen des
Landes von selbst empfiehlt. Große Mengen von Milch und Zucker wirken, zusammen
gegessen, sehr schädlich. Sie verunreinigen das System; die Tiere sind nicht immer
gesund, von denen wir die Milch erhalten. Sie können verseucht sein. Eine Kuh mag am
Morgen einen gesunden Eindruck erwecken und doch vor Einbruch der Dunkelheit
sterben. Sie war also bereits morgens krank, und demnach die Milch verseucht; und ihr
habt es nicht gewusst. Die Tierwelt ist krank, Fleischspeisen sind ungesund. Wenn wir
wüssten, dass die Tiere absolut gesund wären, würde ich empfehlen, dass die Menschen
eher Fleisch äßen, statt großer Mengen Milch und Zucker. Das wirkte sich nicht so
nachteilig aus wie der Genuss von Milch und Zucker. Zucker blockiert die Organe in ihrer
Tätigkeit und hemmt den Ablauf der Lebensfunktionen.
Z2.364.3 (2T.369.1) Absatz: 34/49
Es gab einen Fall in Montcalm County, Michigan, auf den ich Bezug nehmen will. Dieser
Mann war von edler Erscheinung und maß über 1,80 Meter. Ich wurde gerufen, ihn in
seiner Krankheit zu besuchen. Einige Zeit früher hatte ich bereits mit ihm über seine
Lebensweise gesprochen. „Mir gefällt der Blick deiner Augen nicht“, sagte ich zu ihm. Er
aß recht viel Zucker. Ich fragte ihn, weshalb er das tue. Er antwortete, dass er das Fleisch
aufgegeben habe und nicht wisse, womit er es besser ersetzen könne als mit Zucker.
Seine Nahrung befriedigte ihn nicht, aus dem einfachen Grund, weil seine Frau nicht zu
kochen verstand. Einige von euch schicken ihre Töchter, die fast zu Frauen
herangewachsen sind, zur Schule, um die Wissenschaften zu studieren, bevor sie kochen
können, wobei diesem Wissenszweig die größte Wichtigkeit beigemessen werden sollte.
Hier war eine Frau, die nicht kochen konnte. Sie hatte nicht gelernt, gesunde Nahrung
zuzubereiten. Die Frau und Mutter war unzulänglich in diesem wichtigen Zweig der
Erziehung, und als Resultat, weil die ärmlich zubereitete Nahrung den Forderungen des
Organismus nicht entsprach, wurde Zucker in unmäßigen Mengen gegessen, was den
ganzen Körper krank machte. Dieses Mannes Leben wurde unnötig geopfert durch
verkehrtes Kochen. Als ich den kranken Mann besuchte, versuchte ich ihnen zu erklären,
wie sie sich verhalten sollten, und langsam erholte er sich. Doch unvernünftigerweise
überbeanspruchte er seine Kräfte, als er nicht dazu imstande war, aß eine zu geringe
Menge, nicht von bester Qualität, und er wurde aufs neue niedergeworfen. Diesmal gab es
keine Hilfe mehr für ihn. Sein Körper schien eine lebendige Masse von Verwesung zu sein.
Er starb als Opfer unzulänglichen Kochens. Er versuchte mit Zucker gutes Kochen zu
ersetzen und machte die Sache nur schlimmer.
Z2.365.1 (2T.370.1) Absatz: 35/49
Ich bin häufig bei Geschwistern zu Gast und bemerke, dass sie viel zuviel Milch und
Zucker verbrauchen. Diese Nahrungsmittel hemmen die Tätigkeit der Organe, reizen die
Verdauungsorgane und beeinträchtigen das Denkvermögen. Alles, was die rege
Bewegung der Lebensvorgänge behindert, zieht auch die Verstandesfunktion des
Einzelnen unmittelbar in Mitleidenschaft. Nach der mir zuteil gewordenen Erkenntnis ist
zuviel Zucker schädlicher als Fleisch. Die erforderlichen Änderungen in der Lebensweise
müssen behutsam vor sich gehen. Diese Angelegenheit sollte nicht so behandelt werden,
dass wir den Menschen, denen unsere Belehrung und Hilfe gelten soll, Misstrauen und
Vorurteile einflößen.
Z2.366.1 (2T.370.2) Absatz: 36/49
Unsere Schwestern wissen oft nicht, wie sie kochen sollen. Solchen Schwestern möchte
ich sagen, dass ich zu dem besten Koch ginge, den ich im Lande finden könnte, und bei
ihm, wenn nötig, wochenlang bliebe, bis ich es in dieser Kunst zur Meisterschaft gebracht
hätte und eine kluge, erfahrene Köchin wäre. Selbst wenn ich das vierte Lebensjahrzehnt
schon hinter mir hätte, würde ich diesen Weg beschreiten. Es gehört ebenso zu euren
häuslichen Pflichten, selbst kochen zu können, wie eure Töchter kochen zu lehren. Wenn
ihr sie die Kochkunst lehrt, errichtet ihr um eure Töchter einen Schutzwall, der sie vor
Torheit und Untugend bewahrt, denen sie sonst erliegen könnten. Ich schätze gewiss
meine Näherin und meine Sekretärin; aber mein Koch, der genau weiß, wie man die
Nahrung zubereitet, um das Leben zu erhalten und Hirn, Knochen und Muskeln zu
kräftigen, füllt unter den Helfern meiner Familie den wichtigsten Platz aus.
Z2.366.2 (2T.371.1) Absatz: 37/49
Mütter, es gibt nichts, was zu solchen Übelständen führt, als euren Töchtern alle Lasten
abzunehmen, sie mit nichts zu beschäftigen und sie ihre eigene Beschäftigung wählen zu
lassen, vielleicht ein bisschen Häkeln oder sonst etwas Unwichtiges zu tun. Lasst sie ihre
Glieder und Muskeln üben. Was ist, wenn es sie müde macht? Werdet ihr nicht müde bei
eurer Arbeit? Wird Müdigkeit euren Kindern schaden, wenn sie nicht durch Überarbeitung
hervorgerufen ist? Schadet sie ihnen mehr als euch? Nein, wirklich nicht. Sie können sich
bei guter Nachtruhe von ihrer Ermüdung erholen und für die Arbeit am nächsten Tag
vorbereitet sein. Es ist Sünde, sie in Müßiggang aufwachsen zu lassen. Die Sünde und
der Untergang Sodoms war Reichtum an Nahrung und Müßiggang.
Z2.366.3 (2T.371.2) Absatz: 38/49
Wir müssen uns nach rechten Grundsätzen richten. Wir müssen wie Männer und Frauen
handeln, die im Gericht Rechenschaft abzulegen haben. Und wenn wir die
Gesundheitsreform annehmen, dann sollten wir diese als Pflicht ansehen, und nicht, weil
jemand anders sie angenommen hat. Ich habe meinen Kurs um nichts verändert, seit ich
mich zur Gesundheitsreform bekannt habe. Ich bin nicht einen Schritt rückwärts
gegangen, seit das Licht vom Himmel über diesen Gegenstand auf meinem Pfad schien.
Ich habe sofort mit allem gebrochen – mit Fleisch, Butter und drei Mahlzeiten – und das,
während ich mit erschöpfender Geistesarbeit beschäftigt war, schreibend vom frühen
Morgen bis Sonnenuntergang. Mir genügten zwei Mahlzeiten am Tag, ohne mein
Arbeitspensum zu vermindern. Ich habe viel unter Krankheit zu leiden gehabt, habe fünf
Schlaganfälle erlitten. Meinen linken Arm habe ich monatelang an meinem Körper
festgebunden, weil ich unter starken Herzbeschwerden litt. Als ich diese Veränderung in
meiner Lebensweise vornahm, weigerte ich mich, meinem Geschmack zu folgen und ihn
über mich herrschen zu lassen. Sollte der Appetit mir im Wege stehen, größere Stärke zu
erlangen, um dadurch meinen Herrn zu verherrlichen? Niemals! Ich habe wirklich Hunger
empfunden. Ich bin ein starker Fleischesser gewesen. Wenn ich aber schwach wurde,
schlang ich meine Arme um meinen Körper und sagte: „Ich werde nicht einen Krümel zu
mir nehmen. Ich werde einfache Nahrung essen oder nichts.“ Brot hat mir überhaupt nicht
geschmeckt. Ich brachte davon kaum ein Bröcklein so groß wie ein Dollar herunter. Mit
anderen Dingen in der Reform konnte ich leichter fertig werden; aber als es ans Brotessen
ging, stand mir es sehr entgegen. Als ich diesen Wechsel vornahm, hatte ich einen
speziellen Kampf auszufechten. Während der ersten zwei oder drei Mahlzeiten konnte ich
nichts essen. Ich sagte zu meinem Magen: „Dann warte eben, bis du Brot essen kannst!“
Nach kurzer Zeit konnte ich Brot essen, sogar Grahambrot. Das konnte ich vorher nie
essen. Aber jetzt schmeckt es mir, und ich habe meinen Appetit nicht verloren.
Z2.367.1 (2T.372.1) Absatz: 39/49
Als ich mit dem Schreiben von Spiritual Gifts Band drei und vier beschäftigt war, wurde ich
erschöpft von übermäßiger Arbeit. Ich sah dann, dass ich meinen Lebensstil ändern
musste. Nachdem ich ein paar Tage ausgesetzt hatte, ging es mir wieder besser. Ich gab
diese Dinge aus Grundsatz auf. Ich nahm meinen Stand für die Gesundheitsreform aus
Prinzip ein. Und seit der Zeit, Geschwister, habt ihr nie gehört, dass ich eine extreme
Stellung in der Gesundheitsreform eingenommen hätte, die ich hätte zurücknehmen
müssen. Ich habe nichts befürwortet, wozu ich nicht auch heute noch stehe. Ich empfehle
euch eine gesunde, nahrhafte Kost.
Z2.368.1 (2T.372.2) Absatz: 40/49
Ich betrachte es nicht als eine große Entbehrung, jene Dinge nicht mehr zu essen, die
einen unangenehmen Atem und einen schlechten Geschmack im Mund hinterlassen.
Kann ich das als Selbstverleugnung bezeichnen, jene Dinge aufzugeben und einen
Zustand zu erlangen, wo alles so süß wie Honig ist, wo kein übler Geschmack im Mund
zurückbleibt und kein schwaches Gefühl im Magen, was ich früher oft hatte? Ich wurde
immer wieder ohnmächtig mit meinem Kind im Arm. Damit habe ich heute nichts mehr zu
tun. Soll ich das Entbehrung nennen, wenn ich jetzt vor euch stehe, wie ich es an diesem
Tag tue? Es gibt nicht eine Frau unter hundert, die eine solche Arbeitsmenge bewältigte,
wie ich es tue. Ich ging von Grundsätzen aus, nicht von Gefühlen. Ich unternahm es, weil
ich glaubte, dass der Himmel meinen eingeschlagenen Kurs gutheißen würde, indem ich
mich selbst in den besten Gesundheitszustand brachte, um Gott an meinem Leibe und in
meinem Geiste, welche Gott gehören, zu ehren.
Z2.368.2 (2T.373.1) Absatz: 41/49
Wir können vielerlei gute, dem Organismus zuträgliche Nahrungsmittel haben, die, auf
gesundheitsgemäße Weise zubereitet, für alle schmackhaft sind. Wenn ihr aber, meine
Schwestern, nicht kochen könnt, rate ich euch, es zu lernen; denn das Wissen um die
Kochkunst ist lebensnotwendig. Es werden durch unzulängliches Kochen mehr Menschen
zugrunde gerichtet, als ihr ahnt. Krankheit, Schwäche und ein mürrisches Wesen sind die
Folge. Der Organismus gerät in Unordnung, und göttliche Wahrheiten können nicht mehr
aufgenommen werden. In einem Laib guten Brotes steckt mehr Religion, als viele von
euch annehmen. Das gilt gleicherweise für eine gute Kochkunst. Wir wünschen, dass ihr
lernt, was gute Religion bedeutet, um sie in euren Familien auszuleben. Als ich zuweilen
fort von Zuhause war, wusste ich im voraus, dass das Brot auf dem Tisch und die
allgemein übliche Speise mir nicht bekommen würden. Ich war aber genötigt, etwas davon
zu essen, um mein Leben zu erhalten. Der Himmel sieht es als Sünde an, derartige
Speise zu sich zu nehmen. Unter dem Mangel an gesunder Nahrung habe ich sehr
gelitten. Für einen schwachen Magen könnt ihr zu einer Mahlzeit verschiedene Früchte auf
den Tisch bringen, aber nicht zu viele Sorten auf einmal. Auf diese Weise habt ihr jedoch
immer Abwechslung, es mundet gut und ihr werdet euch wohlfühlen, nachdem ihr die
Mahlzeiten verzehrt habt.
Z2.369.1 (2T.373.2) Absatz: 42/49
Ich bin erstaunt zu erfahren, dass viele von euch trotz des Lichts, das an diesem Platz
geschienen hat, zwischen den Mahlzeiten essen. Nicht ein Krümel sollte außerhalb der
regulären Mahlzeiten eure Lippen passieren. Esst was ihr braucht, aber während der
Mahlzeit, und dann wartet bis zur nächsten. Ich esse genug, um die Bedürfnisse der Natur
zu befriedigen; aber wenn ich den Tisch verlasse, ist mein Appetit noch genauso gut wie
vorher. Wenn die andere Mahlzeit kommt, bin ich bereit, meine Portion zu essen und nicht
mehr. Würde ich dann und wann, weil es gut schmeckt, die doppelte Menge essen, wie
könnte ich mich dann vor Gott beugen und ihn bitten, mir in meiner Schreibarbeit zu
helfen, während ich um meiner Unmäßigkeit willen keinen klaren Gedanken fassen kann.
Könnte ich Gott bitten, für die unvernünftige Last, die ich meinem Magen aufgebürdet
habe, Sorge zu tragen? Das würde ihn entehren. Das würde heißen, mich in meiner Lust
verzehren. Nun esse ich gerade so viel, wie es mich recht dünkt, und ich kann ihn bitten,
mir die nötige Kraft zu schenken, das Werk zu verrichten, das er mir aufgetragen hat. Und
ich weiß, dass der Himmel mein Gebet gehört und beantwortet hat, wenn ich diese Bitte
vortrug.
Z2.369.2 (2T.374.1) Absatz: 43/49
Wenn wir unmäßig essen, sündigen wir auch gegen unseren Körper. Schlemmer werden
am Sabbat im Hause Gottes sitzen und unter den brennenden Wahrheiten des Wortes
Gottes schlafen. Sie können weder ihre Augen offen halten noch die feierlichen Predigten
erfassen. Glaubt ihr, dass solche Gott in ihrem Leibe und in ihrem Geiste, welche Gottes
sind, ehren? Nein, sie entehren ihn. Und was ist mit dem Magenkranken? Was hat ihn
dazu gemacht? Er hat diesen Kurs eingeschlagen. Anstatt auf Regelmäßigkeit zu achten,
hat sein Appetit ihn beherrscht, und er hat zwischen den Mahlzeiten gegessen. Vielleicht
hat er auch, falls er eine sitzende Lebensweise hat, Mangel an der belebenden
Himmelsluft gelitten, um ihm in der Verdauungsarbeit zu helfen. Er mag nicht genügend
Bewegung zur Gesunderhaltung gehabt haben.
Z2.370.1 (2T.374.2) Absatz: 44/49
Manche von euch möchten am liebsten jemand bei sich haben der ihnen sagte, wie viel
man essen darf. Damit verhalten sie sich durchaus nicht richtig; denn von uns wird
erwartet, dass wir nach sittlichen und religiösen Gesichtspunkten handeln. Wir sollen in
allen Dingen mäßig sein, weil wir einer unvergänglichen Krone und einem himmlischen
Schatz zustreben. Ich möchte meinen Brüdern und Schwestern sagen, dass ich den
sittlichen Mut haben würde, einen festen Standpunkt zu beziehen und mein Leben selbst
in die Hand zu nehmen. Ich möchte das auf niemand anders abwälzen. Ihr esst zuviel und
dann reut es euch. Aus diesem Grunde verweilen eure Gedanken ständig bei der Frage:
Was soll ich essen und trinken? Esst das, was euch dienlich ist! Zögert nicht, sondern fühlt
euch frei im Angesicht des Himmels und habt keine Gewissensbisse! Wir glauben nicht,
dass weder Kinder noch Erwachsene von Versuchungen gänzlich verschont bleiben. Wir
alle haben einen Kampf vor uns und müssen bereit sein, den Versuchungen Satans
Widerstand leisten zu können. Wir sollten wissen, dass wir in uns selbst die Kraft besitzen,
diese Versuchungen abzuwehren.
Z2.370.2 (2T.374.3) Absatz: 45/49
Während wir euch vor Überessen – selbst wenn es allerbeste Speisen sind – warnen,
mahnen wir gleichzeitig die Fanatiker, keine falschen Grundsätze aufzustellen und zu
versuchen, jeden dafür zu gewinnen. Da gibt es einige, die sich zwar als
Gesundheitsreformer hervortun wollen, die aber nicht in der Lage sind, auf irgendeinem
anderen Gebiet etwas zu leisten und die auch nicht genügend Verstand besitzen, für ihre
eigenen Familien zu sorgen oder gar in der Gemeinde ein geeignetes Amt zu bekleiden.
Womit beschäftigen sie sich aber? Nun, sie versuchen sich als Ärzte der
Gesundheitsreform, als ob sie dadurch zu einem Erfolg kommen könnten. Sie
übernehmen die Verantwortung für ihre Praxis und spielen mit dem Leben von Männern
und Frauen, obgleich sie in Wirklichkeit von diesem Beruf gar keine Ahnung haben.
Z2.370.3 (2T.375.1) Absatz: 46/49
Ich will meine Stimme gegen die Neulinge erheben, die es wagen, Krankheiten angeblich
nach der Gesundheitsreform zu behandeln. Gott verhüte, dass wir für sie Versuchsobjekte
abgeben! Wir sind zu wenige. Es wäre für uns kein schöner Ausgang des Lebenskampfes,
wenn wir bei dieser Behandlung stürben. Gott möge uns vor solch einer Gefahr bewahren.
Auf solche Lehrer und Ärzte können wir gut und gern verzichten! Lasst diejenigen sich um
Krankheiten bemühen, die etwas vom menschlichen Organismus verstehen! Der
himmlische Arzt war voll Barmherzigkeit, und wer mit Kranken umgehen will, muss die
gleiche Gesinnung haben. Manche, die sich unterfangen, Arzt zu werden, sind von sich
eingenommen, selbstsüchtig, eigensinnig und zu alledem noch unbelehrbar. Es kann
sogar sein, dass sie nie etwas vollbracht haben, was überhaupt der Rede wert ist, ja dass
ihr Leben völlig erfolglos war. Sie kennen nichts wirklich Wissenswertes und haben
dennoch begonnen, im Sinne der Gesundheitsreform zu praktizieren. Wir können nicht
zulassen, dass solche Menschen den Tod des einen oder anderen fahrlässig verursachen.
Nein, wir können uns das nicht leisten!
Z2.371.1 (2T.375.2) Absatz: 47/49
Wir haben das Verlangen, jederzeit und in jeder Weise recht zu handeln. Wir wollen unser
Volk in das rechte Verhältnis zur Gesundheitsreform bringen. Der Apostel sagt: „Lasset
uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit
der Heiligung in der Furcht Gottes.“ (2.Korinther 7,1) Wir müssen ein rechtschaffenes
Leben führen, um in den letzten Tagen bestehen zu können. Wir brauchen einen klaren
Kopf und eine gesunde Seele in einem gesunden Körper. Wir sollten anfangen, ernsthaft
für unsere Kinder und für alle unsere Angehörigen zu wirken. Werden wir die richtige
Erkenntnis festhalten und nach ihr handeln? Jesus kommt; aber wenn wir einen Weg
beschreiten, der uns gegenüber den erhebenden Wahrheiten dieser letzten Tage blind
macht, wie können wir dann durch sie geheiligt werden? Wie können wir auf die
Unsterblichkeit vorbereitet werden? Der Herr helfe uns, dass wir in diesem Bemühen
rastlos tätig sein können, wie nie zuvor!
Z2.371.2 (2T.376.1) Absatz: 48/49
Wir haben davon gesprochen, eine Serie von Versammlungen an diesem Platz zu haben
und für das Volk zu arbeiten. Aber wir wagen es nicht, euch in eurem Nichtstun zu
unterstützen. Wir wünschen, dass ihr mit diesem Reformationswerk in eurem eigenen
Haus beginnt. Wir wünschen, dass alle, die sich im Hintergrund gehalten haben,
hervortreten. Ihr müsst mit der Arbeit beginnen. Wenn wir dann sehen, dass ihr
angefangen habt, für euch selbst zu arbeiten, dann werden wir euch zu Hilfe kommen. Wir
hoffen eure Kinder zu reformieren, dass sie zu Christo bekehrt werden, damit der Geist
der Reformation sich in eurer Mitte kundtun kann. Aber wenn ihr „zweimal erstorben und
ausgewurzelt“ (Judas 12) erscheint, wagen wir nicht, das Werk zu unternehmen. Wir
würden lieber in die Versammlung Ungläubiger gehen, wo Herzen willig sind, die Wahrheit
anzunehmen. Die Last der Wahrheit ruht auf unseren Schultern. Es gibt genug, die auf die
Wahrheit hören, und wir verlangen danach, dort zu sein, wo wir zu ihnen sprechen
können. Wollt ihr uns helfen, indem ihr für euch selbst arbeitet?
Z2.372.1 (2T.376.2) Absatz: 49/49
Möge der Herr euch helfen, zu fühlen wie nie zuvor. Möge er euch helfen, dem eigenen
Ich abzusterben und den Geist der Reformation in euer Heim aufzunehmen, damit die
Engel Gottes in eurer Mitte erscheinen und euch dienen können, dass ihr für den Himmel
vorbereitet werdet.
Kapitel 53: Extreme Stellungen in der Gesundheitsreform
Z2.372.2 (2T.377.1) Absatz: 1/34
Während der jährlichen Konferenz am 25. Oktober 1868 in Adams Center, New York, sah
ich, dass die Brüder in ... in großer Verwirrung und Bedrängnis waren wegen der Stellung,
die von B und C eingenommen wurde. Diejenigen, denen das Werk Gottes am Herzen
liegt, können nur eifersüchtig auf sein Gedeihen bedacht sein. Mir wurde gezeigt, dass
diese Männer nicht zuverlässig sind. Sie waren Fanatiker und würden die
Gesundheitsreform zu Grunde richten. Sie folgten nicht einem Kurs, der dazu angetan
wäre, jene zu korrigieren oder zu reformieren, die im Essen unmäßig waren. Ihr Einfluss
würde Gläubige und Ungläubige mit Widerwillen erfüllen und sie nur weiter von jeder
Reform wegtreiben, anstatt sie ihr näher zu bringen.
Z2.373.1 (2T.377.2) Absatz: 2/34
Unsere Ansichten unterscheiden sich sehr von jenen in der Welt im Allgemeinen. Sie sind
nicht volkstümlich. Die meisten Menschen werden jede Theorie verwerfen, wie vernünftig
sie auch sein mag, wenn sie dem Appetit Schranken auferlegt. Anstatt Vernunft und
Gesundheit wird der Geschmack zu Rate gezogen. Alle, die sich von allgemeinen Sitten
und Gebräuchen abwenden und Reformen befürworten, werden Widerstand erfahren,
werden wahnsinnig, geisteskrank und radikal genannt werden, sei ihr Kurs noch so
folgerichtig. Wenn Männer aber die Reform übertreiben und unvernünftig in ihrem
Verhalten sind, braucht man die Leute nicht zu tadeln, wenn sie von der
Gesundheitsreform angewidert sind. Diese Extremisten richten in ein paar Monaten mehr
Schaden an, als sie in ihrem ganzen Leben gutmachen können. Durch sie wird die ganze
Theorie unseres Glaubens in Verruf gebracht, und sie können niemals jene, die Zeugen
solcher Zurschaustellung so genannter Gesundheitsreform sind, dazu bringen, dass sie in
ihr etwas Gutes sehen. Diese Männer verrichten ein Werk, an dem Satan seine Freude
hat, wenn es vorangeht.
Z2.373.2 (2T.377.3) Absatz: 3/34
Diejenigen, die unvolkstümliche Wahrheiten vertreten, sollten sehr widerspruchsfrei in ihrer
Lebenshaltung sein und sich sorgfältig vor allem hüten, was ans Extreme grenzt. Sie
sollten nicht bemüht sein, sich in ihrer Stellung soweit wie möglich von andern Menschen
zu entfernen, sondern im Gegenteil, sie sollten zusehen, dass sie jenen, die sie zu
reformieren wünschen, so nahe wie möglich kommen können, damit sie ihnen helfen
mögen, zu der Stellung zu gelangen, die sie selbst so hoch schätzen. Wenn sie so
empfinden, werden sie einen Kurs einschlagen, welcher die Wahrheit, die sie vertreten,
dem guten Urteil aufrichtiger, vernünftiger Männer und Frauen empfiehlt. Diese werden
gezwungen sein, anzuerkennen, dass in der Gesundheitsreform Folgerichtigkeit enthalten
ist.
Z2.373.3 (2T.378.1) Absatz: 4/34
Mir wurde B’s Verhalten in seiner eigenen Familie vorgeführt. Er ist streng und
herrschsüchtig gewesen. Er nahm die Gesundheitsreform an, wie sie von Bruder C
vertreten wurde, und gleich ihm nahm er eine extreme Stellung ein. Da es ihm an
Ausgewogenheit mangelt, beging er schreckliche Fehler, deren Folgen die Zeit offenbaren
wird. Unterstützt von Artikeln, die er aus Büchern entnommen hatte, begann er eine
Theorie zu entwickeln, die Bruder C befürwortet hatte, und ebenso wie dieser, versuchte
er alle zu dem Standard zu bekehren, den er aufgerichtet hatte. Er zwang seine eigene
Familie unter seine starren Regeln, versäumte aber, seine eigenen niederen
Leidenschaften zu beherrschen. Er versäumte, auf sich selbst Acht zu geben und seinen
Körper in Zucht zu halten. Hätte er eine rechte Erkenntnis vom System der
Gesundheitsreform gehabt, würde er gewusst haben, dass seine Frau nicht in der Lage
war, gesunde Kinder zu gebären. Seine nicht überwundenen Leidenschaften ergriffen die
Herrschaft, ohne von Ursache auf Wirkung zu schließen.
Z2.374.1 (2T.378.2) Absatz: 5/34
Vor der Geburt seiner Kinder behandelte er seine Frau nicht so, wie es einer Frau in
anderen Umständen gebührt. Er unterwarf sie strengen Regeln, nach den Ideen von
Bruder C, die ihr großen Schaden zufügten. Er versah sie nicht mit der Qualität und
Quantität an Nahrung, die notwendig war, um zwei Leben zu unterhalten. Ein anderes
Leben hing von dem ihren ab, und ihr Körper erhielt nicht die nährstoffreiche, gesunde
Nahrung, die notwendig war, um ihre Kraft zu erhalten. Es bestand Mangel sowohl in der
Qualität als auch in der Quantität. Ihr Organismus verlangte nach Abwechslung, nach
einer größeren Auswahl an Speisen, die besser ernährten. Ihre Kinder wurden mit
schwachen Verdauungsorganen und in Blutarmut geboren. Aus der Nahrung, welche die
Mutter gezwungen war, zu sich zu nehmen, konnte sie keine gute Blutqualität bilden und
gab deshalb Kindern das Leben, deren Körper mit schädlichen Stoffen angefüllt war.
Z2.374.2 (2T.379.1) Absatz: 6/34
Das Verhalten des Ehemannes und Vaters dieser Kinder verdient strengsten Tadel. Seine
Frau litt aus Mangel an guter, nahrhafter Kost. Sie bekam nicht genug Nahrung oder
Kleidung, um es ihr behaglich zu machen. Sie hatte ein bitteres Joch zu tragen. Er wurde
für sie zum Gott, zum Gewissen und Willen. Es gibt Naturen, die gegen angemaßte
Autorität rebellieren. Sie werden sich solcher Überwachung nicht unterordnen. Sie werden
der Unterdrückung müde und erheben sich dagegen. In diesem Fall war es nicht so. Sie
hat es ertragen, dass er Gewissen für sie war und versuchte zu fühlen, dass es so zu
ihrem Besten war. Aber der schimpflich behandelte Organismus konnte sich nicht so leicht
unterordnen. Er verlangte sein Recht. Das Verlangen der Natur nach nährstoffreicher Kost
veranlasste sie, darum zu bitten; aber ohne Wirkung. Sie hatte so wenig Bedürfnisse, aber
sie blieben unbeachtet. Zwei Kinder wurden seinen verblendeten Irrtümern und
unwissender Blindgläubigkeit geopfert. Hätten mit Vernunft begabte Männer ihr stummes
Vieh behandelt wie er seine Frau behandelte, was die Ernährung anbetraf, hätten die
Nachbarn die Angelegenheit in ihre Hände genommen und ihn vors Gericht gebracht.
Z2.375.1 (2T.379.2) Absatz: 7/34
An erster Stelle hätte B kein solch großes Unrecht begehen dürfen, Kinder in die Welt zu
setzen, die nach vernünftiger Überlegung seinerseits krank sein würden, weil sie von ihren
Eltern ein elendes Erbe übernehmen mussten. Ihnen musste ein schlechtes Erbgut
übertragen werden. Ihr Blut musste von schädlichen Stoffen überladen sein, von beiden
Elternteilen, besonders vom Vater, dessen Gewohnheiten solcherart waren, dass das Blut
verdorben und sein ganzer Organismus geschwächt war. Diese armen Kinder mussten
nicht nur eine verdoppelte Neigung zu tuberkulösen Krankheiten übernehmen, sondern
was noch schlimmer war, sie würden auch die geistigen und moralischen
Unzulänglichkeiten des Vaters und den Mangel an edler Unabhängigkeit, an moralischem
Mut und Stärke von Seiten der Mutter aufweisen. Die Welt leidet bereits unter dem Fluch
durch Vermehrung von Menschen dieser Prägung, die noch weniger körperliche, geistige
und moralische Stärke besitzen als ihre Eltern, denn ihr Zustand und ihre Umgebung sind
noch ungünstiger als die ihrer Eltern gewesen.
Z2.375.2 (2T.380.1) Absatz: 8/34
B ist nicht fähig für eine Familie zu sorgen. Er kann keine Familie unterhalten, wie sie
unterhalten werden muss. Deshalb hätte er nie eine gründen dürfen. Seine Ehe war ein
Fehler. Seiner Frau hat er ein mühseliges Leben aufgebürdet, und hat ihr Elend durch die
Kinder, die ihnen geboren wurden, noch vermehrt. Einige von ihnen existieren, aber das ist
auch alles.
Z2.375.3 (2T.380.2) Absatz: 9/34
Solche, die sich als Christen bekennen, sollten keine Ehe eingehen, bevor sie die Sache
nicht sorgfältig und unter Gebet von einem erhabenen Standpunkt aus in Betracht
gezogen haben, um zu erfahren, ob Gott durch diese Verbindung verherrlicht werden
kann. Dann sollten sie genau das Resultat eines jeden Vorrechtes der ehelichen
Verbindung bedenken, und geheiligte Prinzipien sollten die Grundlage jeder Handlung
sein. Bevor sie ihre Familie vergrößern, sollten sie erwägen, ob Gott verherrlicht oder
entehrt werden würde, wenn sie Kinder in die Welt setzen. Von Anbeginn ihrer Vereinigung
sollten sie Gott verherrlichen, und in einem jeden Jahr ihres Ehelebens. Sie sollten in
Ruhe überlegen, welche Vorsorge sie für Kinder treffen können. Sie haben nicht das
Recht, Kinder in die Welt zu bringen, um für andere eine Last zu sein. Haben sie eine
Arbeit, durch die sie ihre Familie unterhalten können, so dass sie nicht andern zur Last
fallen müssen? Wenn das nicht der Fall ist, dann begehen sie ein Verbrechen, Kindern
das Leben zu schenken, die unter Mangel an angemessener Fürsorge, an Nahrung und
Kleidung zu leiden haben werden. In diesem schnelllebigen, verdorbenen Zeitalter werden
diese Dinge nicht in Betracht gezogen. Sinnliche Leidenschaften herrschen vor und dulden
keine Einschränkung, obgleich Schwäche, Elend und Tod die Folgen ihrer Herrschaft sind.
Frauen sind gezwungen, ein hartes Leben, Schmerzen und Leiden zu erdulden wegen der
unbeherrschten Leidenschaften von Männern, die sich Ehemänner nennen, aber besser
als Scheusale bezeichnet würden. Mütter führen eine miserable Existenz, die meiste Zeit
mit Säuglingen im Arm, sich immerfort bemühend, genug Nahrung für sie zu beschaffen
und ihre Blöße zuzudecken. Solch angehäuftes Elend füllt die Welt.
Z2.376.1 (2T.381.1) Absatz: 10/34
Es gibt nur wenig wirkliche, echte, geheiligte, reine Liebe. Diese kostbare Eigenschaft ist
sehr rar. Leidenschaft wird Liebe genannt. Die feinen und zarten Empfindungen vieler
Frauen sind gröblich beleidigt worden, weil die eheliche Verbindung mit ihm, den sie
Ehemann nennen, ihm gestattet hat, sie brutal zu misshandeln. Sie mussten herausfinden,
dass seine Liebe von so niederer Qualität war, dass es sie angeekelt hat.
Z2.376.2 (2T.381.2) Absatz: 11/34
Sehr viele Familien sind sehr unglücklich, weil der Ehemann und Vater den niedrigen
Neigungen seiner Natur gestattet, über die geistigen und moralischen zu herrschen. Die
Folge ist ein Gefühl der Schwäche und Niedergeschlagenheit, deren Ursache selten auf
ihr eigenes unschickliches Verhalten zurückgeführt wird. Wir sind Gott feierlichst
verpflichtet, den Geist rein und den Leib gesund zu erhalten, damit wir der Menschheit
zum Segen sein und Gott einen vollkommenen Dienst darbringen können. Der Apostel
warnt uns: „So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, ihr
Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten.“ (Römer 6,12) Er drängt uns vorwärts, indem er
sagt: „Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges.“ (1.Korinther 9,25) Er
gebietet allen, die sich Christen nennen: „... dass ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das
da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei.“ (Römer 12,1) Er sagt: „Ich betäube meinen
Leib und zähme ihn, dass ich nicht den andern predige, und selbst verwerflich werde.“
(1.Korinther 9,27)
Z2.377.1 (2T.381.3) Absatz: 12/34
Es ist ein allgemein begangener Irrtum, keinen Unterschied im Leben einer Frau zu
machen, wenn sie in anderen Umständen ist. Während dieser wichtigen Periode sollte die
Arbeit der Mutter erleichtert werden. In ihrem Körper gehen große Veränderungen vor
sich. Es erfordert eine größere Menge Blut und deshalb eine vermehrte Nahrungsmenge
von bester Qualität. Mangelt es der Mutter an genügend nährstoffreicher Ernährung, kann
sie ihre körperliche Kraft nicht aufrechterhalten, und ihr Kind wird der Lebensenergie
beraubt. Auch ihre Kleidung erfordert Aufmerksamkeit. Sie muss vorsichtig sein, ihren
Körper vor Abkühlung zu bewahren. Sie sollte die Lebenskraft nicht unnötig
beanspruchen, um den Mangel an ungenügender Bekleidung auszugleichen. Wenn der
Mutter nicht genügend gesunde, nahrhafte Kost zur Verfügung steht, wird sie nicht genug
Blut von bester Qualität erzeugen können. Ihre Blutzirkulation wird mangelhaft sein, und
ihrem Kind wird es an all diesem fehlen. Das Kind wird eine Unfähigkeit entwickeln,
Nahrung aufzuschließen, die in gutes Blut umgewandelt werden und den Körper ernähren
kann. Das Wohlergehen von Mutter und Kind hängt sehr von guter, warmer Kleidung und
genug und nahrhafter Kost ab. Der Mehrbeanspruchung der Lebenskraft der Mutter muss
Rechnung getragen werden.
Z2.377.2 (2T.382.1) Absatz: 13/34
Andrerseits ist die Idee, dass schwangere Frauen ihrer Esslust freien Lauf lassen sollen,
auf Gebräuchen basiert, aber nicht auf gesunden Menschenverstand. Der Appetit von
Frauen in diesem Zustand mag veränderlich, launenhaft und schwer zu befriedigen sein.
Die Sitte erlaubt ihr, alles zu haben, wonach sie verlangt, ohne die Vernunft zu befragen,
ob diese Speisen ihren Körper ernähren und das Wachstum ihres Kindes fördern. Die Kost
soll nahrhaft, aber nicht erregend sein. Die Sitte sagt, wenn sie Fleisch, scharf gewürztes
Eingelegtes oder Fleischpasteten wünscht, dann sollte man es ihr geben, nur ihr Appetit
soll zu Rate gezogen werden. Dies ist ein großer Fehler, der einen Schaden anrichtet, den
man nicht ermessen kann. Wenn es je notwendig ist, auf Einfachheit in der Ernährung und
auf Qualität zu achten, dann ist es während dieser wichtigen Zeitperiode.
Z2.378.1 (2T.382.2) Absatz: 14/34
Frauen mit Grundsätzen und die gut unterrichtet sind, werden in dieser Zeit nicht von
Einfachheit in der Ernährung abweichen. Sie werden beachten, dass ein anderes Leben
von ihnen abhängig ist. Sie werden in all ihren Gewohnheiten, besonders, was ihre
Nahrung anbetrifft, vorsichtig sein. Sie sollten nichts essen, das ungesund und erregend
ist, nur weil es gut schmeckt. Es gibt zu viele Ratgeber, die sie zu Dingen überreden
möchten, die sie, nach der Vernunft zu urteilen, nicht tun sollten.
Z2.378.2 (2T.383.1) Absatz: 15/34
Wegen der Befriedigung des Appetits von Seiten der Eltern, werden kranke Kinder
geboren. Der Körper benötigte nicht die große Auswahl an Speisen, die ihnen die
Einbildung vorspiegelte. Das dem Magen zuzuführen, wonach die Esslust verlangt, ist ein
großer Irrtum, dem christliche Frauen entsagen sollten. Der Einbildung darf nicht gestattet
werden, die Bedürfnisse des Organismus zu beherrschen. Diejenigen, die dem
Geschmack zu herrschen gestatten, werden die Strafe der Übertretung der Naturgesetze
zu erleiden haben. Und die Sache endet nicht hier, ihre unschuldigen Kinder werden auch
die Leidtragenden sein.
Z2.378.3 (2T.383.2) Absatz: 16/34
Die blutbildenden Organe können scharfe Gewürze, Fleischpasteten, scharfe Konserven
und verseuchtes Fleisch nicht in gutes Blut umwandeln. Und wenn der Magen so mit
Nahrung überlastet wird, dass die Verdauungsorgane sich überarbeiten müssen, um damit
fertig zu werden und den Organismus von den erregenden Substanzen zu befreien, fügt
die Mutter sich selbst Schaden zu und legt das Fundament für Krankheiten in ihrem Kind.
Wenn sie sich entscheidet, zu essen, wie es ihr gefällt und was sie sich einbilden mag,
ungeachtet der Folgen, dann hat sie die Strafe zu erdulden, aber nicht allein. Ihr
unschuldiges Kind muss wegen ihrer Unvernunft leiden.
Z2.379.1 (2T.383.3) Absatz: 17/34
Es sollte sehr darauf geachtet werden, dass die Umgebung der Mutter angenehm und
freundlich ist. Der Ehemann und Vater ist besonders dafür verantwortlich, alles, was in
seiner Macht steht zu tun, die Lasten der Frau und Mutter zu erleichtern. Er sollte soweit
wie möglich die Bürde ihres Zustandes mittragen. Er sollte leutselig, höflich, freundlich und
zärtlich sein und aufmerksam ihren Wünschen entgegenkommen. Einigen schwangeren
Frauen wird nur halb so viel Fürsorge entgegengebracht wie dem Vieh im Stall.
Z2.379.2 (2T.383.4) Absatz: 18/34
B ist sehr unzulänglich gewesen. Während er sich bei bester Gesundheit befand, wurde
seine Frau nicht mit genügend gesunder Nahrung und angemessener Kleidung versorgt.
Als sie Extrakleidung und Extrakost von einfacher, aber nahrhafter Qualität benötigte,
wurde es ihr vorenthalten. Ihr Körper forderte Stoffe, die er in Blut umwandeln konnte,
erhielt diese aber nicht. Eine mäßige Menge Milch und Zucker, etwas Salz, zur
Abwechslung weißes Brot, mit Hefe gebacken, Grahammehl, auf verschiedene Art und
Weise von andern Händen zubereitet, einfacher Rosinenkuchen, Reispudding mit
Rosinen, Pflaumen und Feigen dann und wann, und viele andere Gerichte, die ich
erwähnen könnte, würden den Forderungen des Appetits entsprochen haben. Wenn er
einige dieser Dinge nicht haben konnte, hätte ein bisschen hausgemachter Wein ihr
keinen Schaden zugefügt, sondern nur Nutzen gebracht. In einigen Fällen würde selbst
eine geringe Menge von am wenigsten schädlichen Fleisch weniger Schaden anrichten,
als starke Gier danach zu erdulden.
Z2.379.3 (2T.384.1) Absatz: 19/34
Es wurde mir gezeigt, dass beide, B und C, Gottes Werk entehrt haben. Sie haben ihm
einen Schandfleck zugefügt, der nie gänzlich ausgetilgt werden kann. Mir wurde die
Familie von unserem lieben Bruder D vorgeführt. Wenn dieser Bruder die rechte Hilfe zur
rechten Zeit empfangen hätte, würde jedes Familienglied heute am Leben sein. Es ist ein
Wunder, dass die Landesgesetze in diesem Fall der Misshandlung nicht zur Anwendung
kamen. Jene Familie kam um aus Mangel an Nahrung, an einfachster, schlichtester
Nahrung. Sie verhungerte in einem Land des Überflusses. Ein Anfänger maßte sich ihre
ärztliche Behandlung an. Der junge Mann starb nicht an einer Krankheit, er verhungerte.
Nahrung hätte den Organismus gestärkt und seine Funktion erhalten.
Z2.380.1 (2T.384.2) Absatz: 20/34
In Fällen von schlimmem Fieber wird Enthaltsamkeit von Nahrung für eine kurze Zeit das
Fieber senken und die Wasseranwendungen wirksamer machen. Aber der behandelnde
Arzt muss den wirklichen Zustand des Patienten verstehen und ihm nicht gestatten, die
Nahrungsaufnahme für lange Zeit einzuschränken, bis der Organismus geschwächt ist.
Während das Fieber wütet, mag Nahrung das Blut reizen und erhitzen. Sobald aber das
Fieber gebrochen ist, muss dem Körper Nahrung sorgfältig und vernünftig zugeführt
werden. Wenn sie zu lange vorenthalten wird, kann das Verlangen des Magens nach
Nahrung aufs Neue Fieber erzeugen, was bei vernünftiger Zufuhr von Speise der rechten
Qualität verschwindet. Es gibt der Natur etwas zu tun. Wenn ein großer Wunsch nach
Nahrung während des Fiebers besteht, sollte dieses Verlangen mit einer mäßigen Menge
einfacher Kost befriedigt werden, das ist für den Patienten weniger schädlich, als wenn sie
ihm verweigert wird. Können seine Gedanken nicht auf andere Gegenstände abgelenkt
werden, dann wird die Natur durch eine geringe Portion einfacher Nahrung nicht
überlastet.
Z2.380.2 (2T.385.1) Absatz: 21/34
Diejenigen, die das Leben anderer in ihre Hände nehmen, müssen Männer sein, deren
Leben von Erfolg gekennzeichnet ist. Sie müssen Männer von Urteilskraft und Weisheit
sein, mit tiefem Mitgefühl, die aufs tiefste vom Leiden anderer berührt werden. Einige
Männer, die in anderen Unternehmungen keinen Erfolg hatten, entschließen sich zum
Arztberuf. Sie nehmen das Leben von Männern und Frauen in ihre Hände, während es
ihnen sehr an Erfahrung mangelt. Sie lesen von einem Plan, den irgendjemand mit Erfolg
durchgeführt hat, übernehmen ihn und behandeln damit jene, die Vertrauen in sie setzen.
Dadurch vernichten sie den letzten Funken von Leben. Trotz allem lernen sie nichts
daraus, übernehmen den nächsten Fall in voller Zuversicht und wenden die gleiche
unsinnige Behandlungsmethode an. Einige Personen mögen eine so starke Konstitution
besitzen, dass sie diese schreckliche Prozedur überstehen und am Leben bleiben. Dann
nehmen diese Anfänger alle Ehre für sich, die ihnen in keiner Weise gebührt. Alles ist Gott
und einer kräftigen Körperverfassung zu verdanken.
Z2.381.1 (2T.385.2) Absatz: 22/34
Bruder C hat eine unwürdige Stellung als Stütze für B eingenommen. Er war Verstand für
ihn, hat ihn unterstützt und ihm den Rücken gestärkt. Diese beiden Männer sind Fanatiker
in der Gesundheitsreform. Bruder C weiß weit weniger, als er sich anmaßt zu wissen. Er
betrügt sich selbst. Er ist selbstsüchtig und engstirnig im Ausführen seiner Ansichten und
unbelehrbar. Er hat keinen unterwürfigen Willen. Es fehlt ihm an Demut. Solch ein Mann
kann nicht Arzt sein. Er mag sich einige Kenntnisse durch Lesen erworben haben, aber
das ist nicht genug. Erfahrung ist notwendig. Unsere Geschwister sind zu wenige, um so
billig und unwürdig dem Experiment solcher Männer geopfert zu werden. Zu viele kostbare
Menschenleben würden ihren fanatischen Ansichten und Vorstellungen zum Opfer fallen,
ehe sie aufgeben, ihre Irrtümer bekennen und Weisheit durch Erfahrung erlangen würden.
Z2.381.2 (2T.386.1) Absatz: 23/34
Bruder C ist zu festgefahren und eigensinnig, zu unbelehrbar, als dass der Herr ihn zu
einer besonderen Aufgabe in seinem Werk berufen könnte. Er ist zu eigensinnig, als dass
ein paar aufgeopferte Leben seinen Kurs ändern würden. Er würde umso entschlossener
an seinen Ansichten und Begriffen festhalten. Diese Männer werden noch zu ihrem
Leidwesen lernen müssen, dass es besser für sie wäre, Lehre anzunehmen und ihre
extremen Ansichten nicht durchzusetzen, ohne Rücksicht auf die Folgen. Dem
Gemeinwesen erginge es nicht schlechter, im Gegenteil, es wäre für dasselbe sicherer,
wenn diese beiden Männer sich in anderen Berufen versuchen würden, wo Leben und
Gesundheit nicht durch ihre Behandlungsmethoden gefährdet wären.
Z2.381.3 (2T.386.2) Absatz: 24/34
Es ist eine große Verantwortung, das Leben menschlicher Wesen in die Hand zu nehmen,
und jenes kostbare Leben durch falsche Behandlung zu opfern, ist eine schreckliche
Sache. Der Fall von Bruder D’s Familie ist furchtbar. Diese Männer mögen ihr Verhalten
entschuldigen, aber das wird Gottes Werk nicht vor Schmach bewahren, noch jenen Sohn
ins Leben zurückbringen, der aus Mangel an Nahrung zu Tode kam. Ein wenig guter Wein
und Nahrung würde ihn vom Totenbett erweckt und seiner Familie zurückgegeben haben.
Der Vater würde ebenfalls gestorben sein, wenn die Behandlung in gleicher Weise wie bei
seinem Sohn fortgeführt worden wäre, aber die Gegenwart und Beratung eines Arztes von
der Gesundheitsanstalt rettete sein Leben.
Z2.382.1 (2T.386.3) Absatz: 25/34
Es ist Zeit, dass etwas unternommen wird, Neulinge daran zu hindern, das Feld zu
übernehmen und die Gesundheitsreform zu vertreten. Man kann sehr gut auf ihre Arbeit
und ihre Worte verzichten, denn sie richten mehr Schaden an, als die weisesten und
verständigsten Männer mit ihrem besten Einfluss je entgegenzuwirken vermögen. Es ist
den bestbefähigsten Vertretern der Gesundheitsreform unmöglich, die Gemüter der
Öffentlichkeit so völlig von dem Vorurteil zu befreien, das sich durch den verkehrten Kurs
dieser Fanatiker festgesetzt hat, dass man den großen Gegenstand der
Gesundheitsreform in rechter Weise der Gesellschaft vorführen kann, wo diese Männer in
Erscheinung traten. Hier können Ungläubige kaum noch mit der gegenwärtigen Wahrheit
über den Sabbat und das Kommen unseres Heilandes erreicht werden; die Tür ist
verschlossen. Die kostbarsten Wahrheiten werden von den Leuten als eines Anhörens
nicht wert, verworfen. Man betrachtet diese Männer als Repräsentanten der
Gesundheitsreform und der Sabbathalter im Allgemeinen. Eine große Verantwortung ruht
auf denen, die sich auf diese Weise als Steine des Anstoßes für Ungläubige erwiesen
haben.
Z2.382.2 (2T.387.1) Absatz: 26/34
Bruder C benötigt eine gründliche Bekehrung. Er besitzt keine Selbsterkenntnis. Wenn er
weniger Eigendünkel und mehr Demut besäße, könnten seine Kenntnisse praktische
Anwendung finden. Er hat ein Werk für sich zu tun, das niemand anders für ihn tun kann.
Er wird seine Ansichten und sein Urteil keinem Menschen unterordnen, es sei denn, er
wird dazu gezwungen. Er hat sehr unvorteilhafte Wesenszüge, die überwunden werden
müssen. Er ist mehr verantwortlich als B, und sein Fall ist schlimmer, da er mehr Verstand
und Kenntnis besitzt. B ist ihm blindlings nachgefolgt.
Z2.383.1 (2T.387.2) Absatz: 27/34
Bruder C ist eigenwillig. Er hat stark ausgeprägte Zuneigungen und Abneigungen. Wenn
er einen falschen Weg einschlägt und der Neigung seines Gemüts folgt, ungeachtet aller
Vernunft, und sein Irrtum wird ihm vorgehalten, anerkennt er nur sehr zögernd, dass er im
Irrtum war und einen falschen Weg gegangen ist, selbst wenn er es sich selbst
eingestehen muss. Er wird eine Entschuldigung erfinden, um andere glauben zu machen,
dass er nach allem doch im Recht ist. Dies ist der Grund, weshalb er seinem eigenen
Urteil und seiner eigenen Weisheit überlassen wurde, die nichts anderes als Torheit ist.
Z2.383.2 (2T.387.3) Absatz: 28/34
In seines Vaters Familie ist er kein Segen gewesen, sondern eine Ursache zu Angst und
Sorge. Sein Wille wurde in seiner Kindheit nicht unterworfen. Er konnte sich nie dazu
durchringen, frei anzuerkennen, dass er einen Fehler gemacht und falsch gehandelt hatte.
Um der Schwierigkeit aus dem Weg zu gehen, strengte er seinen Kopf an, irgendeine
Entschuldigung zu finden, die keine direkte Lüge war, wie er sich schmeichelte, und das
lieber, als sich genügend zu demütigen und sein Unrecht einzugestehen. Diese
Gewohnheit hat er mit in seine religiöse Erfahrung gebracht. Er hat eine besondere
Fähigkeit entwickelt, Dinge zu verdrängen und sich dann mit Vergesslichkeit zu
entschuldigen, während er es oftmals absichtlich vergisst.
Z2.383.3 (2T.388.1) Absatz: 29/34
Seine Verwandten und Freunde hätten vielleicht die Wahrheit angenommen, wenn er
gewesen wäre, was er nach Gottes Willen hätte sein sollen. Aber sein eigensinniges
Verhalten hat ihn unangenehm gemacht. Er hat die Wahrheit zu einem Streitobjekt
erhoben. Trotz seines Vaters Widerstand hat er in seines Vaters Familie über biblische
Themen gesprochen und hat die anstößigsten Gegenstände benutzt, um darüber zu
streiten, anstatt in aller Demut und unsterblicher Liebe zu Seelen zu versuchen, sie für die
Wahrheit zu gewinnen und ans Licht zu führen.
Z2.383.4 (2T.388.2) Absatz: 30/34
Als er einen falschen Weg eingeschlagen hatte, zweifelsohne nicht, wie es sich für einen
Jünger des sanftmütigen und demütigen Jesus geziemt, und trotzdem er wusste, dass
seine Worte und Handlungen nicht mit dem heiligenden Einfluss der Wahrheit
übereinstimmten, hat er sich störrisch verteidigt, bis seine Aufrichtigkeit in Frage gestellt
wurde. Er hat die kostbare Wahrheit für diese letzten Tage für seine Freunde und
Verwandten in widerwärtigem Licht erscheinen lassen. Er hat sich für sie als Stein des
Anstoßes erwiesen. Seine Ausflüchte, seine Engstirnigkeit und die extreme Stellung, die er
eingenommen hat, haben mehr Seelen von der Wahrheit fortgetrieben, als seine besten
Bemühungen hineingebracht haben.
Z2.384.1 (2T.388.3) Absatz: 31/34
Sein Kampfgeist, seine Entschlossenheit und sein Eigendünkel sind stark entwickelt. Er
kann keiner Gemeinde durch seinen Einfluss zum Segen sein, ehe er sich nicht bekehrt
hat. Er kann die Fehler anderer sehen und wird das Verhalten des einen und anderen in
Frage stellen, wenn sie nicht völlig mit dem übereinstimmen, was er vorführt. Sobald aber
jemand annimmt, was er vertritt, ist er gegenüber seinen Fehlern und Irrtümern blind. Das
ist nicht recht. Er mag in vielen Punkten recht haben, aber er besitzt nicht den Geist
Christi. Wenn er sich selbst erkennt, wie er ist, und seine Charakterfehler korrigiert, wird er
sich in einer Stellung befinden, sein Licht vor den Menschen leuchten zu lassen, dass sie
seine guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen. Sein Licht hat auf solche
Weise geschienen, dass die Menschen es Finsternis genannt und sich in Abscheu davon
abgewendet haben. Das eigene Ich muss sterben und er muss einen belehrbaren Geist
offenbaren, oder er wird seinem eigenen Weg überlassen bleiben und seines „Rats satt
werden“.
Z2.384.2 (2T.389.1) Absatz: 32/34
„Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann,
lehrhaft, der die Bösen tragen kann und mit Sanftmut strafe die Widerspenstigen, ob ihnen
Gott dermaleinst Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen.“ (2.Timotheus 2,24.25)
„...niemand lästern, nicht hadern, gelinde seien, alle Sanftmütigkeit beweisen gegen alle
Menschen.“ (Titus 3,2) „Heiligt aber Gott den Herrn in euren Herzen. Seid allezeit bereit
zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist.“ (1.Petrus
3,15)
Z2.384.3 (2T.389.2) Absatz: 33/34
Bruder C wünscht alle anderen Gemüter zu beherrschen, und wenn er dieses Vorrecht
nicht bekommt, ist er unzufrieden. Er ist kein Friedensstifter. Sein Verhalten wird in einer
Gemeinde mehr Verwirrung und Misstrauen anrichten, als zehn Personen gutmachen
können. Seine spezielle Gemütsart neigt dazu, in allem und bei allen Fehler zu finden, nur
nicht bei sich selbst. Er wird keine Fortschritte machen können, ehe er nicht die Lektion
gelernt hat, die er schon vor Jahren hätte lernen sollen – Demut des Herzens. In seinem
Alter wird es seinem Ich schwer fallen, diese Lektion zu lernen. Sein ganzes Leben lang
hat er danach getrachtet, sich selbst aufzubauen, sich selbst zu retten, sein Leben zu
behüten, und jedes Mal hat er seine Arbeit verloren.
Z2.385.1 (2T.389.3) Absatz: 34/34
Was Bruder C benötigt, ist, die betrüglichen Augengläser von seinen Augen zu entfernen,
damit er mit vom Geiste Gottes erleuchteten Augen in sein eigenes Herz schauen und
jeden Beweggrund prüfen und erwägen kann, anstatt Satan zu gestatten, seinem
Verhalten einen falschen Schein zu geben. Seine Stellung ist außerordentlich gefährlich.
Er wird sich entweder bald entschieden dem Rechten zuwenden, oder er wird fortfahren,
sich selbst und andere zu betrügen. Er benötigt eine völlige Erneuerung des Herzens, eine
Umgestaltung und Unterwerfung seines ganzen Wesens. Dann kann er recht handeln.
Aber er kann nie zum Licht durchdringen, bis er einen Geist demütigen Bekennens
bekundet und den festen Entschluss fasst, seine Verkehrtheiten zu korrigieren und, soweit
es ihm möglich ist, die Schande zu entfernen, die er dem Werk Gottes zugefügt hat.
Kapitel 54: Sinnlichkeit unter der Jugend
Z2.385.2 (2T.390.1) Absatz: 1/43
Lieber Bruder und liebe Schwester E, seit längerer Zeit ist es mir nicht möglich gewesen,
meine Feder in die Hand zu nehmen, um zu schreiben, außer die dringendsten Briefe, die
nicht hinausgezögert werden konnten. Seit Monaten ist mein Geist sehr bedrückt und
entmutigt, was mich fast mein Leben gekostet hat. Was mich am meisten entmutigt ist die
Furcht, dass all mein Schreiben nicht mehr Gutes ausrichten wird als unser ernstes,
besorgtes und ermüdendes Bemühen in ... im vergangenen Winter und Frühjahr. Die
hoffnungslose Aussicht betreffs des Zustandes der Dinge an jenem Ort hat meine Feder
fast still und meine Stimme schweigend erhalten. Meine Hände wurden geschwächt und
mein Herz niedergedrückt, sehen zu müssen, dass nichts durch das lange Bemühen dort
gewonnen wurde. Ich habe fast alle Hoffnung verloren, dass unsere Arbeit erfolgreich war,
die Gefühle unserer Sabbat haltenden Geschwister zu wecken, damit sie erkennen, welch
erhabene Stellung Gott von ihnen verlangt. Sie betrachten religiöse Dinge nicht von einem
hohen Standpunkt. Das ist genau euer Zustand.
Z2.386.1 (2T.390.2) Absatz: 2/43
Der Herr hat mir einige der Verderbtheiten gezeigt, die überall existieren. Gottlosigkeit,
Verbrechen und Sinnlichkeit herrschen selbst unter den gehobenen
Gesellschaftsschichten. Sogar in den Gemeinden, die vorgeben, Gottes Gebote zu halten,
gibt es Sünder und Heuchler. Es ist die Sünde, nicht Prüfungen und Leiden, welche Gott
von seinem Volk trennt und die Seele unfähig macht, ihn zu erfreuen und zu verherrlichen.
Die Sünde zerstört Seelen. Sünde und Laster existieren in Familien, die den Sabbat
halten. Moralische Befleckung hat mehr dazu beigetragen, das Menschengeschlecht
herabzuwürdigen als jedes andere Übel. Sie wird im alarmierenden Ausmaß praktiziert
und bringt Krankheiten jeder Art mit sich. Selbst sehr kleine Kinder, noch Säuglinge, die
mit einer natürlichen Erregbarkeit der Geschlechtsorgane geboren wurden, finden
momentane Befriedigung, wenn sie damit spielen, was nur die Erregung steigert und zur
Wiederholung der Handlungen führt, bis eine Gewohnheit daraus wird, die mit ihrem
Wachstum noch zunimmt. Diese Kinder, die im Allgemeinen schwächlich und
zurückgeblieben sind, werden zu einem Arzt gebracht und mit Medikamenten behandelt,
aber dem Übel wird nicht abgeholfen, weil die Ursache nicht entfernt wurde.
Z2.386.2 (2T.391.1) Absatz: 3/43
Die Eltern vermuten meistens nicht, dass ihre Kinder mit diesem Laster vertraut sind. In
vielen Fällen sind die Eltern selbst die wirklich Schuldigen. Sie haben ihre ehelichen
Vorrechte missbraucht und durch Befriedigung ihre niederen Leidenschaften gestärkt.
Während diese gestärkt wurden, sind die geistigen und moralischen Fähigkeiten schwach
geworden. Der Geist wurde dem Sinnlichen unterworfen. Kinder werden geboren, in
denen die tierischen Neigungen stark entwickelt sind; ihnen ist der Charakter der Eltern
aufgeprägt. Die unnatürliche Tätigkeit der Empfindungsorgane ruft Erregung hervor. Sie
sind leicht erregbar, und eine momentane Befriedigung wird durch Betätigung erreicht.
Aber das Übel nimmt ständig zu. Die Kraft des Gehirns wird geschwächt, das Gedächtnis
lässt nach. Kinder, die diesen Eltern geboren werden, neigen schon von Natur aus zu den
widerwärtigen Gewohnheiten der Selbstbefriedigung. Der Ehebund ist heilig; doch wie viel
Sinneslust und Verbrechen ist unter seinem Deckmantel verborgen! Diejenigen, die sich
frei fühlen, ihren Körper durch tierisches Frönen niederer Leidenschaften zu erniedrigen,
weil sie verheiratet sind, werden ihre entartete Moral in ihren Kindern wiederfinden. Die
Sünden der Eltern werden an ihren Kindern heimgesucht, weil die Eltern ihnen den
Stempel ihrer eigenen lüsternen Neigungen aufgeprägt haben.
Z2.387.1 (2T.392.1) Absatz: 4/43
Solche, die vollkommen in diesem seelen- und leibzerstörenden Laster gefangen sind,
werden selten ruhen, bis sie dieses geheime Übel denjenigen mitgeteilt haben, mit denen
sie Umgang pflegen. Die Neugier ist sofort geweckt, und die Kenntnis dieses Lasters geht
von einem Jugendlichen zum andern und von einem Kind zum nächsten, bis kaum noch
jemand unter ihnen gefunden werden kann, der betreffs der Praktik dieser erniedrigenden
Sünde unwissend ist.
Z2.387.2 (2T.392.2) Absatz: 5/43
Eure Kinder haben Selbstbefriedigung gepflegt, bis die Inanspruchnahme der
Gehirnnerven ein solches Ausmaß erreicht hat – dies ist besonders bei eurem ältesten
Sohn der Fall – dass ihr Verstand großen Schaden erlitten hat. Der Scharfsinn ihres
jugendlichen Verstandes ist getrübt. Die moralischen und geistigen Kräfte sind
geschwächt, während der unedle Teil ihrer Natur die Oberhand gewonnen hat. Aus diesem
Grund wendet euer Sohn sich mit Abscheu von religiösen Dingen ab. Er hat die Macht der
Selbstbeherrschung verloren und hat immer weniger Achtung vor heiligen Dingen und
weniger Respekt vor allem Geistlichen. Ihr habt dieses eurer Umgebung zugeschrieben
und die wahre Ursache nicht erkannt. Von eurem Sohn kann gesagt werden, dass er vom
Satanischen anstatt vom Göttlichen geprägt ist. Er liebt die Sünde und das Böse mehr als
wahre Tugend, Reinheit und Gerechtigkeit. Es ist ein bejammernswertes Bild.
Z2.387.3 (2T.392.3) Absatz: 6/43
Die Auswirkung solch erniedrigender Gewohnheiten sind nicht bei allen gleich. Bei einigen
Kindern sind die sittlichen Kräfte stark und entwickelt, die durch Umgang mit Kindern, die
der Selbstbefleckung huldigen, darin eingeführt werden. Sie werden oft schwermütig,
erregbar und eifersüchtig. Sie mögen ihre Achtung vor religiöser Anbetung nicht verlieren
und mögen keinen Unglauben betreffs geistlicher Dinge offenbaren. Sie werden zu Zeiten
sehr von Gewissensbissen geplagt, fühlen sich in ihren eigenen Augen erniedrigt und
verlieren ihre Selbstachtung.
Z2.388.1 (2T.392.4) Absatz: 7/43
Bruder und Schwester, ihr seid vor Gott nicht rein. Ihr habt eure Pflicht daheim versäumt,
in eurer eigenen Familie. Ihr habt eure Kinder nicht kontrolliert. Ihr habt sehr verfehlt,
Gottes Willen zu wissen und auszuführen. Sein Segen hat nicht auf eurer Familie geruht.
Bruder E, du bist selbstsüchtig. Du hast großen Eigendünkel offenbart. Du hast dir
eingebildet, ein gutes Maß an Demut zu besitzen. Du hast dich selbst nicht erkannt. Dein
Verhalten vor Gott ist nicht recht. Dein Einfluss und dein Beispiel haben nicht mit deinem
Bekenntnis übereingestimmt. Bei andern kannst du gut Fehler entdecken. Du siehst, wo
sie vom Rechten abweichen; doch deinem eigenen Verfehlen gegenüber bist du blind.
Z2.388.2 (2T.393.1) Absatz: 8/43
Schwester E ist weit von Gott entfernt. Ihr Herz wurde nicht durch Gnade besänftigt. Ihre
Liebe zur Welt und zu den Dingen dieser Welt hat ihr Herz der Liebe zu Gott verschlossen.
Die Liebe zu Kleidung und Aussehen hat sie vom Guten ferngehalten und sie veranlasst,
ihre Gedanken und Zuneigungen an diese leichtfertigen Dinge zu heften. Unglaube ist in
ihrem Herzen erstarkt. Sie besitzt immer weniger Liebe zur Wahrheit und kann nur wenig
Anziehendes in der Einfachheit wahrer Frömmigkeit entdecken. Sie hat ein Wachstum in
christlichen Tugenden nicht angestrebt. Sie hat keine Liebe zu Demut und Weihe. Sie hat
den Irrtum derer, die bekannten, der Wahrheit geweiht zu sein, und ihren Mangel an
geistlicher Gesinnung angeführt, um ihre Verirrungen, ihre eigenen Sünden und ihre
weltliebende Haltung zu entschuldigen. Sie hat über das Verhalten derer gewacht, die mit
dem ... verbunden waren, die voreilig die Lasten der Gemeinde auf sich nahmen, und hat
ihr Zukurzkommen auf ihre Verkehrtheiten zurückgeführt und gesagt, sie sei nicht
schlimmer als diese. Solche und solche Personen in gutem Stand haben dies oder das
getan, und sie habe das gleiche Recht. Solche und solche Personen lebten die
Gesundheitsreform um nichts besser aus als sie. Sie haben Fleisch gekauft und
gegessen, hatten eine hohe Position in der Gemeinde und sicher wäre sie zu
entschuldigen, bei einem solchen Vorbild, wenn sie das Gleiche täte.
Z2.389.1 (2T.393.2) Absatz: 9/43
Dies ist nicht der einzige Fall, wo Vernachlässigung, dem vom Herrn gegebenen Licht zu
folgen, mit dem Verfehlen anderer entschuldigt wird. Es ist eine Schande für
vernunftbegabte Männer und Frauen, dass sie keinen höheren Maßstab haben als
unvollkommene menschliche Wesen. Das Verhalten von Menschen in ihrer Umgebung,
wie fehlerhaft auch immer, wird von einigen für genügend Entschuldigung betrachtet, den
gleichen Weg zu gehen. Viele werden durch das Beispiel irgendeines leitenden Bruders
ins Wanken geraten. Wenn er vom Rat Gottes abweicht, wird sein Beispiel freudig von den
Ungeheiligten aufgegriffen, die jetzt empfinden, dass sie von jeder Einschränkung frei
sind. Jetzt haben sie eine Entschuldigung. Ihre ungeheiligten Herzen ergötzen sich an der
Gelegenheit, ihre Wünsche befriedigen und dem Geist der Welt freier folgen zu können,
wo sie sich ihrer Vergnügungen erfreuen und ihrer Esslust huldigen dürfen. So bringen sie
ungesunde Dinge auf ihren Tisch, deren sie sich enthalten sollten, um sich besserer
Gesundheit zu erfreuen.
Z2.389.2 (2T.394.1) Absatz: 10/43
Seit die Gesundheitsreform zuerst eingeführt wurde, hat in den Herzen einiger ein Kampf
getobt. Sie waren innerlich ebenso empört wie die Kinder Israel, als ihre Esslust auf ihrer
Reise von Ägypten nach Kanaan eingeschränkt wurde. Bekenntliche Nachfolger Christi,
die ihr Leben lang nur ihr eigenes Vergnügen und eigene Interessen, eigene
Bequemlichkeit und ihren Appetit zu Rate gezogen haben, sind nicht vorbereitet, ihre
Lebensweise zu ändern, zu Gottes Verherrlichung zu leben und das selbstverleugnende
Leben ihres unfehlbaren Vorbildes nachzuahmen. Christen ist ein vollkommenes Vorbild
gegeben, dem sie nacheifern sollen. Die Worte und Taten der Nachfolger Christi sind der
Kanal, durch welchen die reinen Grundsätze der Wahrheit und Heiligkeit der Welt
zufließen sollen. Seine Nachfolger sind das Salz der Erde und das Licht der Welt.
Z2.390.1 (2T.394.2) Absatz: 11/43
Schwester E, du kannst die vielen, dir verloren gegangenen Segnungen nicht erkennen,
weil du wegen der Vernachlässigung deiner Pflicht, mit den Verfehlungen anderer dein
Gewissen beruhigt hast. Du hast dich an andern gemessen. Ihre krummen Wege, ihre
Fehler hast du zu deinem Lehrbuch gemacht. Aber ihre Irrtümer, ihre Torheiten und
Sünden machen deinen Ungehorsam Gott gegenüber nicht weniger sündhaft. Wir
bedauern, dass jene, die dich in deinem Bemühen, die Liebe zum eigenen Ich, deinen
Stolz, deine Eitelkeit und deine Liebe zum Beifall der Weltmenschen zu überwinden,
hätten stärken sollen, dir durch ihren Mangel an geistlicher Gesinnung und wahrer
Frömmigkeit nur ein Hindernis waren. Wir können dir nicht sagen, wie sehr wir darüber
betrübt sind, dass jene, die selbstverleugnende Christen sein sollten, so weit davon
entfernt sind, dem Maßstab gerecht zu werden. Diejenigen, die standhaft sein und im
Werke Gottes immer zunehmen sollten, werden durch Satan geschwächt, weil sie in solch
großem Abstand von Gott beharren. Sie versäumen es, die Macht seiner Gnade zu
erlangen, durch welche sie die Schwächen ihrer Natur überwinden könnten. Würden sie
die bemerkenswerten Siege durch Gott erlangen, wären sie imstande, den Schwächeren
im Glauben den Weg, die Wahrheit und das Leben zu zeigen.
Z2.390.2 (2T.395.1) Absatz: 12/43
Was uns am meisten entmutigt hat ist die Tatsache, dass jene in ..., die auf Jahre der
Erfahrung im Werke Gottes zurückblicken, durch eigene Untreue ihrer Kraft beraubt sind.
In beinahe jeder Attacke sind sie vom Feind überwunden worden. Gott hätte diese
Personen zu starken, treuen Wächtern auf ihrem Posten machen können, die Festung zu
halten, wenn sie in dem ihnen gegebenen Licht gewandelt und standhaft in ihrer Pflicht
geblieben wären, den ganzen Willen Gottes zu erkennen und zu befolgen. Ohne Zweifel
wird Satan durch seine Täuschungen diese pflichtvergessenen Seelen betrügen und sie
glauben machen, dass es trotz allem gut um sie steht. Sie haben keine schrecklichen,
offenkundigen Sünden begangen, so müssten sie sich doch eigentlich auf dem wahren
Fundament befinden, und Gott werde ihre Werke schon annehmen. Sie sehen keine
speziellen Sünden, die sie zu bereuen hätten, keine Sünden, die besondere Demütigung,
ein aufrichtiges Bekenntnis und Zerreißen des Herzens erforderlich machten. Die
Täuschung solcher Seelen ist in der Tat schwerwiegend, denn sie verwechseln die Form
der Gottseligkeit mit deren Kraft. Sie schmeicheln sich selbst, reich zu sein und nichts zu
bedürfen. Der Fluch von Meros ruht auf ihnen: „Fluchet der Stadt Meros, sprach der Engel
des Herrn; fluchet ihren Bürgern, dass sie nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem
Herrn unter den Helden!“ (Richter 5,23)
Z2.391.1 (2T.396.1) Absatz: 13/43
Meine Schwester, entschuldige nicht deine Fehler, weil andere verkehrt handeln. Am Tage
Gottes wirst du nicht wagen, deine Vernachlässigung, einen Charakter für den Himmel zu
entwickeln, damit zu entschuldigen, dass andere keine Hingabe und geistliche Gesinnung
offenbarten. Der gleiche Mangel, den du bei andern entdecktest, bestand bei dir. Und die
Tatsache, dass andere Sünder waren, macht deine Sünden nicht weniger kränkend.
Beide, sie und du, wenn ihr in eurem jetzigen Zustand der Untauglichkeit beharrt, werdet
von Christo getrennt werden und mit Satan und seinen Engeln sein, um der ewigen
Vernichtung anheim zu fallen, die von der Gegenwart des Herrn und von der Herrlichkeit
seiner Macht ausgeht.
Z2.391.2 (2T.396.2) Absatz: 14/43
Der Herr hat genügend Vorsorge getroffen, dass du den Weg nicht zu verfehlen brauchst,
wenn du ihn suchen und dem Licht folgen würdest, das er dir geben möchte. Das Wort
Gottes ist dir als deines Fußes Leuchte und ein Licht auf deinem Wege gegeben. Wenn du
strauchelst, dann deshalb, weil du deinen Führer, das Wort Gottes, nicht um Rat gefragt
und jenes kostbare Wort nicht zur Richtschnur deines Lebens gemacht hast. Gott hat dir
kein menschliches Wesen als Vorbild gegeben, wie gut und scheinbar tadellos sein Leben
sein mag. Wenn du tust, was andere tun, und handelst, wie andere handeln, wirst du dich
schließlich außerhalb der Heiligen Stadt unter der großen Masse derer befinden, die
ebenso taten wie du, indem sie einem Vorbild folgten, das der Herr ihnen nicht gab, und
die ebenso verloren gehen werden wie du.
Z2.391.3 (2T.396.3) Absatz: 15/43
Das, was andere getan haben oder in Zukunft tun werden, wird deine Verantwortlichkeit
oder Schuld um nichts verringern. Ein Vorbild ist dir vor Augen gestellt, ein fehlerloses
Leben, gekennzeichnet von Selbstverleugnung und uneigennütziger Wohltätigkeit. Wenn
du dich von diesem korrekten, vollkommenen Vorbild abwendest, und an seine Stelle ein
unvollkommenes setzt, worüber Gottes Wort dich informierte, es zu meiden, dann wird
dein Verhalten seinen verdienten Lohn empfangen; dein Leben wird ein Fehlschlag sein.
Z2.392.1 (2T.396.4) Absatz: 16/43
Eine der größten Ursachen für den Abfall der Gemeinde in ... ist der, dass sie sich selbst
messen und untereinander vergleichen. Es gibt nur wenige, die einen lebendigen
Grundsatz in ihrer Seele unterhalten und Gottes Verherrlichung im Auge haben. Viele in ...
werden nicht zustimmen, auf dem von Gott verordneten Weg gerettet zu werden. Sie
wollen nicht die Anstrengung auf sich nehmen, ihre Seligkeit mit Furcht und Zittern zu
schaffen. Das ist nicht Bestandteil ihrer Erfahrung. Anstatt die Mühe aufzubringen, eine
Erfahrung durch persönliche Anstrengung zu erlangen, gehen sie das Risiko ein, sich auf
andere zu stützen und auf deren Erfahrung zu vertrauen. Sie können nicht zustimmen, zu
wachen und zu beten und allein für Gott zu leben. Es ist ihnen angenehmer, dem eigenen
Ich zu gehorchen.
Z2.392.2 (2T.397.1) Absatz: 17/43
Die Gemeinde in ... ist ihrer eigenen Abtrünnigkeit überlassen. Sie brauchen nicht von
Gedeihen zu träumen, bevor nicht jene, die sich nach dem Namen Christi nennen, sich
von aller Ungerechtigkeit trennen und lernen, das Böse zu meiden und das Gute zu
wählen. Es wird von uns gefordert, ohne Unterlass zu wachen und zu beten. Eine Schlinge
ist über unseren Pfad ausgebreitet, und wir werden irgendeiner List Satans begegnen, wo
wir es am wenigsten erwarten. Gerade dann, genau zu der Zeit, wo wir nicht wachsam
zum Gebet sind, werden wir dem Feind zum Opfer fallen und einen schrecklichen Verlust
erleiden.
Z2.392.3 (2T.397.2) Absatz: 18/43
Welch große Verantwortung hat auf euch als Eltern geruht! Wie wenig habt ihr das
Gewicht dieser Last empfunden! Herzensstolz, Liebe zu Schaugepränge, Befriedigung der
Esslust haben eure Gemüter in Anspruch genommen. Diese Dinge haben bei euch den
ersten Platz eingenommen, und Satans Eintritt ist unbemerkt geblieben. Er hat sein
Banner in eurem Haus aufgepflanzt und dem Charakter eurer Kinder seinen
abscheulichen Stempel aufgedrückt. Aber ihr seid vom Gott dieser Welt so verblendet,
geistlichen und göttlichen Dingen gegenüber so erstorben, dass ihr den von Satan
errungenen Vorteil und sein Wirken in eurer Familie nicht entdecken konntet.
Z2.393.1 (2T.397.3) Absatz: 19/43
Ihr habt Kinder in die Welt gebracht, die zu ihrer Existenz nichts beigetragen haben. Ihr
habt euch in großem Maße für ihr zukünftiges Glück, für ihr ewiges Wohlergehen
verantwortlich gemacht. Die Last ruht auf euren Schultern, ob ihr euch dessen bewusst
seid oder nicht, diese Kinder für Gott zu erziehen, über die ersten Annäherungen eines
listigen Feindes zu wachen und darauf vorbereitet zu sein, ihm entgegenzutreten. Baut
eine Festung des Gebets und des Glaubens um eure Kinder, richtet einen Wachposten
auf! Vor Satans Angriffen seid ihr keinen Augenblick sicher. Ihr habt keine Zeit, euch von
wachsamer, ernster Arbeit auszuruhen. Ihr könnt nicht einen Augenblick auf eurem Posten
schlafen. Ihr seid in einen wichtigen Entscheidungskampf verwickelt. Ewige Belange
stehen auf dem Spiel. Sie umfassen Leben oder Tod für euch und eure Familie. Eure
einzige Sicherheit besteht darin, eure Herzen vor Gott zerbrechen zu lassen und wie
kleine Kinder nach dem Himmelreich zu trachten. Ihr könnt in diesem Kampf nicht Sieger
werden, wenn ihr fortfahrt wie bisher. Ihr seid dem Himmelreich nicht nahe.
Z2.393.2 (2T.398.1) Absatz: 20/43
Einige, die sich nicht zu Christo bekannt haben, sind dem Reiche Gottes näher als viele
bekenntliche Sabbathalter in ... . Ihr wandelt nicht in der Liebe Gottes noch habt ihr eure
Kinder in der Furcht Gottes belehrt. Ihr habt sie nicht getreulich in der Wahrheit
unterrichtet, wenn ihr im Hause sitzt oder auf dem Wege geht, wenn ihr euch niederlegt
oder aufsteht. (5.Mose 6,7) Ihr habt ihnen keine Einschränkung auferlegt. Ihr betrachtet
andere Kinder und beruhigt euch mit den Worten: „Meine Kinder sind nicht schlimmer als
diese.“ Das mag wahr sein, aber vermindert die Vernachlässigung ihrer Pflicht die Kraft
der Forderungen Gottes, die er besonders an euch als Eltern stellt? Er hat euch die
Verantwortung auferlegt, diese Kinder für ihn zu erziehen, und ihre Seligkeit hängt in
großem Maße von der Unterweisung ab, die sie in ihrer Kindheit erhalten. Diese
Verantwortung können andere nicht übernehmen, sie ruht auf euch, ganz allein auf euch
als Eltern. Ihr könnt in diesem feierlichen und ernsten Werke jede nur mögliche Hilfe in
Anspruch nehmen. Nachdem ihr dies getan habt, gibt es eine Macht, die über jedes
menschliche Hilfsmittel erhaben ist, die mit euch zusammenwirken wird durch jene Mittel,
die ihr benutzen könnt. Gott wird euch zu Hilfe kommen. Auf seine Kraft dürft ihr euch
stützen. Diese Macht ist unendlich. Menschliche Werkzeuge mögen sich als wenig
erfolgreich erweisen; aber Gott kann sie fruchtbar machen, indem er mit ihnen und durch
sie wirkt.
Z2.394.1 (2T.399.1) Absatz: 21/43
Ihr habt ein Werk vor euch, nämlich euer Heim in Ordnung zu bringen. Reine, sündlose
Engel haben keine Freude daran, in eine Wohnung einzukehren, worin soviel Sünden
praktiziert werden. Ihr habt auf eurem Posten geschlafen. Dinge von geringerer Wichtigkeit
haben eure Gedanken beschäftigt, unter Ausschluss wichtigerer Angelegenheiten. Das
erste Ziel eures Lebens sollte sein, nach dem Himmelreich und seiner Gerechtigkeit zu
trachten. Dann habt ihr die Verheißung, dass euch alles andere zufallen wird. Hierin hat es
in eurer Familie gefehlt. Hättet ihr euch zusammen mit den Euren bemüht, zur engen
Pforte einzugehen, würdet ihr eifrig jeden Lichtstrahl aufgefangen haben, den der Herr auf
euren Weg scheinen ließ; ihr würdet ihn gehegt und befolgt haben.
Z2.394.2 (2T.399.2) Absatz: 22/43
Ihr habt das Licht, das der Herr euch über die Gesundheitsreform in Gnaden gewährt hat,
nicht beachtet. Ihr habt euch demselben entgegengestellt. Ihr habt es nicht für wichtig
angesehen, keinen Grund gesehen, warum ihr es annehmen solltet. Ihr seid nicht bereit
gewesen, eurem Appetit Schranken aufzuerlegen. Ihr konntet keine göttliche Weisheit
darin sehen, Licht betreffs der Einschränkung der Esslust zu geben. Alles, was ihr
entdecken konntet, war, dass es unbequem sei, den Geschmack zu verleugnen. Der Herr
hat in diesen letzten Tagen sein Licht auf uns scheinen lassen, um Schwermut und
Finsternis, die sich wegen sündhafter Befriedigung auf die vergangenen Generationen
senkten, in gewissem Maße zu vertreiben, und damit die vielen Übel, die der Unmäßigkeit
im Essen und Trinken folgten, vermindert werden möchten.
Z2.394.3 (2T.399.3) Absatz: 23/43
Der Herr bestimmte in seiner Weisheit, sein Volk in eine Stellung zu versetzen, wo sie in
Geist und Praxis von der Welt getrennt sein können, damit ihre Kinder nicht so leicht zum
Götzendienst verführt und von den Verdorbenheiten dieses entarteten Zeitalters befleckt
werden möchten. Es ist Gottes Absicht, dass gläubige Eltern und ihre Kinder lebendige
Repräsentanten Christi und Anwärter des ewigen Lebens sein sollen. Alle, die Teilhaber
der göttlichen Natur sind, werden der Verderbtheit dieser Welt, die durch die Sinnenlust
entsteht, entrinnen. Für alle, die der Esslust nachgeben, ist es unmöglich, die christliche
Vollkommenheit zu erlangen. Ihr könnt das moralische Empfindungsvermögen eurer
Kinder nicht wecken, wenn ihr nicht sorgfältig in der Wahl ihrer Ernährung seid. Der Tisch,
den ihre Eltern für sie decken, ist für Kinder oft ein Fallstrick. Ihre Nahrung ist nicht einfach
und gesund zubereitet. Die Speisen sind oft zu üppig und erhitzend; sie irritieren und
reizen die zarten Magenschleimhäute. Die tierischen Triebe werden erregt und erlangen
die Herrschaft, während die moralischen und geistigen Kräfte geschwächt und zu Dienern
niederer Leidenschaften werden. Ihr solltet lernen, eine einfache, aber nährstoffreiche
Nahrung zuzubereiten. Fleischspeisen, üppige Kuchen und Pasteten mit vielen Gewürzen
sind nicht die gesündeste und nahrhafteste Speise. Eier sollen nicht auf euren Tisch
kommen. Sie sind euren Kindern schädlich. Früchte und Getreide, auf einfachste Art
zubereitet, sind am gesündesten und werden dem Körper die beste Ernährung bieten und
nicht den Geist beeinträchtigen.
Z2.395.1 (2T.400.1) Absatz: 24/43
Regelmäßigkeit ist sehr wichtig für die Gesundheit des Körpers und für Seelenruhe. Eure
Kinder sollten nur zu den regulären Mahlzeiten essen. Es darf ihnen nicht gestattet
werden, von dieser Regel abzuweichen. Wenn du, Schwester E, nicht daheim bist, kannst
du diese wichtigen Dinge nicht kontrollieren. Euer ältester Sohn hat bereits sein ganzes
System geschädigt und den Grund zu ständigem Kranksein gelegt. Euer zweites Kind folgt
seinen Fußstapfen, und nicht eines von euren Kindern ist vor diesem Übel sicher.
Z2.395.2 (2T.400.2) Absatz: 25/43
Ihr mögt nicht imstande sein, die Wahrheit von euren Kindern bezüglich ihrer
Gewohnheiten herauszubekommen. Diejenigen, die diesem geheimen Laster frönen,
werden lügen und betrügen. Eure Kinder mögen euch betrügen, denn ihr seid nicht in
einer Verfassung zu erkennen, ob sie versuchen, euch hinters Licht zu führen. Ihr seid so
lange vom Feind verblendet gewesen, dass ihr kaum einen Lichtstrahl besitzt, um
Finsternis zu erkennen. Ihr habt ein großes, feierliches, ernstes Werk zu tun, eure eigenen
Herzen und euer Heim in Ordnung zu bringen. Eure einzige Sicherheit besteht darin,
sofort damit anzufangen. Betrügt euch nicht selbst in dem Glauben, letzten Endes sei
diese Angelegenheit doch in zu grellem Licht geschildert worden. Ich habe das Bild nicht
gefärbt. Ich habe von Tatsachen berichtet, die der Prüfung des Gerichts standhalten.
Erwacht, erwacht! Ich bitte euch inständig, bevor es zu spät ist, Verkehrtheiten zu
korrigieren, und ihr und eure Kinder in den allgemeinen Untergang verwickelt werdet.
Nehmt das feierliche Werk in Angriff. Ruft jeden Lichtstrahl zu Hilfe, der auf euren Weg
scheint und den ihr missachtet habt; und zusammen mit dem Licht, das euch jetzt scheint,
beginnt euer Leben und euren Charakter zu untersuchen, als stündet ihr vor Gottes
Gerichtsschranken. „Enthaltet euch von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele
streiten“, (1.Petrus 2,11) lautet die Ermahnung des Apostels. Laster und Verdorbenheit
sind vorherrschend. Und wenn ihr nicht mehr als menschliche Kraft besitzt, um euch
gegen einen solchen Strom des Übels zu stemmen, werdet ihr überwunden und mit dem
Strom dem Untergang entgegengeführt werden. Ohne Heiligung wird niemand Gott
schauen.
Z2.396.1 (2T.401.1) Absatz: 26/43
Der Herr erprobt und prüft sein Volk. Engel Gottes wachen über die Charakterentwicklung
und wägen den moralischen Wert. Die Prüfungszeit ist beinahe zu Ende, und ihr seid nicht
bereit! Wirkt, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Der
Urteilsspruch wird ergehen: Wer heilig ist, sei fernerhin heilig; und wer unrein ist, sei
fernerhin unrein. Das Schicksal aller wird entschieden sein. Einige wenige, ja, nur wenige
unter den vielen Menschen auf Erden werden zum ewigen Leben gerettet werden,
während die Massen, die ihre Seelen nicht durch Gehorsam zur Wahrheit vollkommen
gemacht haben, dem ewigen Tod anheimfallen werden. O Heiland, rette die durch dein
Blut Erkauften, ist der Schrei meines geängsteten Herzens!
Z2.397.1 (2T.402.1) Absatz: 27/43
Ich fürchte um euch und um viele, die sich in ... zur Wahrheit bekennen. Oh, erforscht
eifrig eure eigenen Herzen; bereitet euch gründlich auf das Gericht vor. Es schmerzt mich
so, wenn ich daran denke, wie viele Kinder von Sabbat haltenden Eltern Leib und Seele
durch geheime Laster ruinieren. In eurer Nähe gibt es eine Familie, die ihre üblen
Gewohnheiten deutlich an ihren Körpern und Gemütern zur Schau tragen. Diese Kinder
befinden sich auf dem direkten Weg zum Verderben. Sie selbst sind verdorben und haben
viele andere in diesem Laster unterrichtet. Der älteste Junge ist körperlich und geistig
zurückgeblieben, indem er dieser Praktik gehuldigt hat. Das Wenige an Verstand, das ihm
verblieben ist, ist von geringer Qualität. Wenn er mit der Ausübung dieses Lasters fortfährt,
wird er im Wahnsinn enden. Erliegen erwachsene Kinder diesem Laster, ist es ein
schreckliches Übel, das schlimme Folgen haben wird, denn es entnervt den Organismus
und schwächt den Verstand. Doch in jenen, die diesem verderblichen Laster frönen, bevor
sie herangewachsen sind, machen sich die üblen Auswirkungen deutlicher bemerkbar, und
eine Erholung von den Folgen ist nahezu hoffnungslos. Die Gestalt ist schwach und
verkümmert, die Muskeln sind schwammig, die Augen werden klein und erscheinen
manchmal geschwollen, das Gedächtnis ist unzuverlässig und wie ein Sieb, und die
Unfähigkeit, die Gedanken aufs Studium zu konzentrieren, nimmt zu.
Z2.397.2 (2T.402.2) Absatz: 28/43
Den Eltern dieser Kinder möchte ich sagen: Ihr habt Kinder in die Welt gebracht, die der
Gesellschaft nur zum Fluch gereichen. Sie sind unbändig, leidenschaftlich, zänkisch und
lasterhaft. Ihr Einfluss auf andere ist verderblich. Sie tragen den Stempel des Charakters
ihres Vaters, seiner tierischen Leidenschaften. Sein hastiges, gewalttätiges Temperament,
spiegelt sich in ihnen wider. Diese Eltern hätten schon lange aufs Land ziehen sollen und
sich selbst und ihre Kinder von der Gesellschaft derer trennen sollen, denen sie keinen
Nutzen sondern nur Schaden bringen konnten. Ständige Beschäftigung auf einer Farm
hätte sich für diese Kinder als Segen erwiesen, und fortwährende Tätigkeit, soweit ihre
Kräfte reichen, würde ihnen weniger Gelegenheit eingeräumt haben, ihren Körper durch
Selbstbefriedigung zu beflecken. Es würde verhindert haben, dass sie eine große Anzahl
in dieser höllischen Praktik unterwiesen. Arbeit ist ein großer Segen für alle Kinder,
besonders aber für jene, deren Sinne von Natur aus zu Laster und Verdorbenheit geneigt
sind.
Z2.398.1 (2T.403.1) Absatz: 29/43
Diese Kinder haben in ... mehr Kenntnis von Laster verbreitet als alle vereinten
Anstrengungen von Predigern und Geschwistern, die sich zur Gottseligkeit bekennen,
entgegenwirken können. Viele derer, die von euren Kindern gelernt haben, werden lieber
ins Verderben gehen, als ihre Leidenschaften zu beherrschen und aufzuhören, dieser
Sünde zu huldigen. Ein Verdorbener kann in kurzer Zeit mehr üblen Samen ausstreuen,
als viele in einer ganzen Lebenszeit ausreuten können. Eure Kinder sind ein Sprichwort im
Mund der Lästerer der Wahrheit. Dies sind Kinder von Sabbathaltern, aber sie sind
schlimmer als die Kinder von Weltmenschen im Allgemeinen. Sie besitzen weniger Bildung
und Selbstachtung. Bruder F bereitet dem Werk Gottes keine Ehre. Sein gottloses Wesen
und sein Einfluss im Allgemeinen dienen nicht dazu, zu veredeln, sondern alles auf ein
niedriges Niveau zu bringen. Gottes Werk ist durch seinen Mangel an Urteil und Bildung in
Verruf geraten. Es wäre für das Werk der Wahrheit weit besser gewesen, wenn er seine
Familie schon vor langer Zeit zu einem weniger wichtigen Posten entfernt hätte, wo sie
einsamer sind und ihr Einfluss weniger empfunden wird. Ihre Kinder haben im Licht der
Wahrheit gelebt und haben Vorrechte gehabt wie wenige andere. Sie haben jedoch diese
Zeit nicht genutzt, sondern sind immer mehr in Verdorbenheit verhärtet. Wenn sie
fortziehen würden, wäre das ein Segen für die Gemeinde und die Gesellschaft und für die
ganze Familie. Ständige Beschäftigung auf dem Land würde sich als Segen für den Vater
und die Kinder erweisen, wenn sie von den Vorteilen des Landlebens profitieren könnten.
Z2.398.2 (2T.404.1) Absatz: 30/43
Ich sah, dass für die Familie von Bruder G ein großes Werk getan werden muss. H und I
sind in der Sünde der Selbstbefleckung sehr weit gegangen. Dies ist besonders bei H der
Fall. Er hat diese Sünde so lange praktiziert, dass sein Verstand in Mitleidenschaft
gezogen ist, sein Augenlicht ist geschwächt und er ist Krankheiten ausgesetzt. Satan hat
beinahe völlige Kontrolle über das Gemüt dieses armen Jungen; aber seine Eltern
erkennen nicht das Übel und seine Folgen. Sein Sinn ist verdorben, sein Gewissen
verhärtet, sein moralisches Empfindungsvermögen abgestumpft, und er wird ein williges
Opfer für böse Gefährten sein, ihn in Sünde und Verbrechen zu stürzen. Bruder und
Schwester G, ich bitte euch, erwacht! Ihr habt das Licht der Gesundheitsreform nicht
angenommen und seid ihm nicht gefolgt. Hättet ihr eure Esslust eingeschränkt, wäre euch
viel Extraarbeit und Geld erspart geblieben. Und was noch folgenschwerer ist, ihr wäret
gesünder und hättet mehr Verstandeskraft, ewige Wahrheiten zu würdigen. Ihr hättet
klarere Geistesschärfe, die Beweise der Wahrheit zu erwägen und wäret besser befähigt,
andere mit der Hoffnung bekannt zu machen, derer ihr euch erfreut. Eure Ernährung ist
nicht von so einfacher und gesunder Qualität, dass sie gutes Blut erzeugen würde.
Unsauberes Blut umwölkt mit Sicherheit die moralischen und geistigen Kräfte und weckt
und stärkt die niederen Leidenschaften eurer Natur. Keiner von euch kann eine erregende
Nahrung gebrauchen, denn dies geschieht nur auf Kosten eurer körperlichen Gesundheit
und des Wohlergehens eurer eigenen Seele und der Seelen eurer Kinder.
Z2.399.1 (2T.404.2) Absatz: 31/43
Ihr stellt Nahrung auf euren Tisch, welche die Verdauungsorgane belastet, die niederen
Leidenschaften erregt und die moralischen und geistigen Fähigkeiten schwächt. Üppige
Speisen und Fleischwaren bringen euch keinen Nutzen. Wüsstet ihr, wie das Fleisch
beschaffen ist, das ihr esst, könntet ihr die lebenden Tiere sehen, bevor sie geschlachtet
werden, um als Nahrung verkauft zu werden, würdet ihr euch mit Abscheu von euren
Fleischspeisen abwenden. Die Tiere, deren Fleisch ihr verzehrt, sind oft so krank, dass sie
von selbst sterben würden. Doch solange noch Odem in ihnen ist, werden sie getötet und
auf den Markt gebracht. Ihr nehmt direkt tödliche Ansteckungsstoffe und Gifte in euren
Körper auf, und ihr merkt es nicht. Ihr wollt eurer Esslust frönen. Ihr habt die Lektion zu
lernen: „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.“
(1.Korinther 10,31)
Z2.399.2 (2T.405.1) Absatz: 32/43
Ich bitte dich um Christi willen, Hand und Herz in Ordnung zu bringen. Lass die Wahrheit
himmlischen Ursprungs Leib, Seele und Geist veredeln und heiligen. „Enthaltet euch von
fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten.“ (1.Petrus 2,11) Bruder G, dein
Essen neigt dazu, die niedrigen Triebe zu stärken. Du beherrschst deinen Körper nicht,
wie es deine Pflicht wäre, um Heiligkeit in der Furcht Gottes zu wirken. Zuerst musst du
mäßig sein, ehe du geduldig sein kannst. Denke daran, dass du deinen Kindern in großem
Maße den Stempel deines Charakters aufgeprägt hast. Du musst über dich wachen und
nicht so hart, streng und ungeduldig sein. Behandle deine Kinder entschieden, aber doch
geduldig, liebevoll und mitfühlend, wie Jesus dich behandelt. Sei vorsichtig mit deinem
Tadel. Trage deine Kinder mit Geduld, aber halte sie in Zucht. Dieses Werk hast du sehr
vernachlässigt. Du hast sie nicht in rechter Weise korrigiert noch dich selbst beherrscht.
Eine große Aufgabe steht dir und deiner Frau bevor.
Z2.400.1 (2T.405.2) Absatz: 33/43
Bruder G, wenn du von Kraft zu Kraft vorangeschritten und dem Licht gefolgt wärest, das
dir der Herr gegeben hat, würde er dich jetzt als Werkzeug der Gerechtigkeit benutzt
haben. Du hast Talente und Fähigkeiten, du kannst zu Gottes Verherrlichung wirken. Aber
du hast dich nicht völlig Gott übergeben. Oh, dass du doch wenigstens jetzt nach Sanftmut
und der Gerechtigkeit Christi trachten würdest, dass du am Tage des Zorns des Herrn
geborgen wärest!
Z2.400.2 (2T.405.3) Absatz: 34/43
Mein lieber Bruder, meine liebe Schwester, ihr solltet vereint mit Ausdauer ans Werk
gehen, die falsche Erziehung eurer Kinder zu berichtigen. Schwester G ist zu nachgiebig
gewesen. Vereint und in Liebe könnt ihr selbst jetzt noch viel erreichen, eure Kinder an
eure Herzen zu binden und ihnen den guten und rechten Weg zu weisen. Ihr habt ein
Werk zu tun, euer eigenes Herz und euer Haus in Ordnung zu bringen. Ihr solltet
harmonisches Handeln anstreben. Der umgestaltende Einfluss des Geistes Gottes kann
ein großes Werk für euch beide ausrichten. Er wird eure Herzen und Bemühungen in dem
Werk, eure Familien zu reformieren, verbinden. Jedes Klagen, Murren und jede hastige
Erregung sollten ein Ende finden. Ihre Auswirkungen schwächen euch beide und zerstören
den Einfluss, den ihr ausüben sollt, wenn ihr Erfolg haben wollt, eure Kinder für den
Himmel zu erziehen.
Z2.401.1 (2T.406.1) Absatz: 35/43
Satan hält jetzt das Feld besetzt. Eure armen Kinder sind seine Gefangenen. Er
beherrscht ihre Sinne und veranlasst sie, sich dem Schlechten zuzuwenden. Ihr
moralisches Empfindungsvermögen scheint gelähmt zu sein. Sie haben Selbstbefleckung
geübt und sich ihrer Bosheit gerühmt. Solche Jungen sind fähig, eine ganze
Nachbarschaft und Umgebung zu vergiften, und ihr lasterhafter Einfluss wird alle
gefährden, mit denen sie in der Schule in Kontakt kommen. Eure Kinder sind an Körper
und Seele verdorben. Das Laster hat euren älteren Kindern seinen Stempel aufgedrückt.
Sie sind sehr mit Sünde befleckt. Die tierischen Neigungen überwiegen, während die
moralischen und geistigen Fähigkeiten sehr geschwächt sind. Die niederen
Leidenschaften haben durch Übung an Stärke zugenommen, während das Gewissen
verhärtet und verletzt ist. Das ist der Einfluss, den das Laster auf die Geisteskräfte ausübt.
Diejenigen, die sich dem Werk, ihre eigenen Körper und Gemüter zu ruinieren, hingeben,
werden hierbei nicht verweilen. Sie werden schließlich zu Verbrechen aller Art bereit sein,
denn ihr Gewissen ist verletzt. Eltern haben nicht zur Hälfte die Verantwortung
wahrgenommen, was es heißt, Eltern zu werden. Sie sind lässig in ihrer Pflicht. Sie
belehren ihre Kinder nicht über die Sündhaftigkeit dieser gefährlichen und
seelenzerstörenden Gewohnheiten. Solange die Eltern nicht erwachen, besteht keine
Hoffnung für ihre Kinder.
Z2.401.2 (2T.406.2) Absatz: 36/43
Ich könnte die Fälle vieler anderer erwähnen, will aber nur noch auf wenige Beispiele
zurückgreifen. J ist ein gefährlicher Bursche. Er ist diesem Laster ergeben. Sein Einfluss
ist schlecht. Gottes Gnade hat keinen Einfluss auf sein Herz. Er besitzt einen guten
Verstand, und sein Vater hat sein Vertrauen darauf gesetzt, ihn dadurch beeinflussen zu
können. Aber Geistesstärke allein garantiert keine tugendhafte Überlegenheit. Der Mangel
an religiösen Grundsätzen macht ihn von Herzen verdorben und verschlagen in seinem
Unrechttun. Sein Einfluss ist überall verderblich. Er ist ungläubig in seinen Grundsätzen
und rühmt sich seiner Zweifel. Wenn er mit gleichaltrigen oder jüngeren Gefährten
zusammen ist, spricht er schlau über religiöse Dinge und spottet und lacht über die
Wahrheit und die Bibel. Diese vorgetäuschte Kenntnis verdirbt Gemüter und veranlasst
junge Männer, sich der Wahrheit zu schämen. Solche Kameraden sollten völlig gemieden
werden, denn nur das garantiert Sicherheit. Junge Mädchen lieben die Gesellschaft dieser
jungen Männer; selbst einige von denen, die sich Christen nennen, bevorzugen eine
solche Gesellschaft.
Z2.402.1 (2T.407.1) Absatz: 37/43
K ist ein Junge, der umgewandelt werden kann, wenn er korrekten Einflüssen ausgesetzt
ist. Er braucht ein rechtes Vorbild. Wenn die Jugendlichen, die sich zu Christo bekennen,
ihn in ihrem Leben ehrten, könnten sie einen Einfluss ausüben, der dem verderblichen
Einfluss von Jugendlichen, gleich J, entgegenwirken würde. Aber im Allgemeinen besitzen
die Jugendlichen nicht mehr Religion als jene, die nie Christi Namen in ihren Mund
genommen haben. Sie haben sich nicht von der Ungerechtigkeit getrennt. Ein fescher,
intelligenter Bursche wie J kann einen starken Einfluss zum Bösen haben. Würde seine
Intelligenz von Tugend und Redlichkeit gekennzeichnet, könnte er machtvoll zum Guten
sein; ist sie aber von Verdorbenheit beeinflusst, kann ihr böser Einfluss auf seine
Gefährten nicht ermessen werden, und sie wird ihn mit Sicherheit ins Verderben stürzen.
Ein guter Verstand, der verdorben ist, schafft ein sehr böses Herz. Ein glänzender
Verstand, geheiligt durch den Geist Gottes, übt eine verborgene Macht aus und verbreitet
Licht und Reinheit bei allen, mit denen ihr glücklicher Besitzer Umgang pflegt.
Z2.402.2 (2T.407.2) Absatz: 38/43
Wenn ein Junge mit solchen geistigen Fähigkeiten wie J sein Herz Jesu übergeben würde,
gereichte es ihm zum Heil. Durch reine Religion würde sein Verstand in gesunde Bahnen
gelenkt. Seine geistigen und moralischen Kräfte würden ins Gleichgewicht gebracht. Sein
Gewissen, durch göttliche Gnade erleuchtet, würde schnell und rein den Willen und die
Wünsche beherrschen und zu Offenheit und Aufrichtigkeit in jedem Lebensakt führen.
Ohne religiöse Grundsätze wird dieser Junge verschlagen, listig und falsch sein und alle
vergiften, mit denen er Umgang pflegt. Ich warne alle Jugendlichen, sich vor diesem
jungen Mann zu hüten, wenn er damit fortfährt, Religion und die Bibel geringschätzig zu
behandeln. In seiner Gesellschaft könnt ihr nicht zu vorsichtig sein.
Z2.403.1 (2T.408.1) Absatz: 39/43
Durch Umgang mit jenen Jungen, die keinen rechten Einfluss ausüben, ist auch L
verdorben worden. J und K sind kein nützlicher Umgang für ihn, denn er ist leicht in
falscher Richtung zu beeinflussen. ... ist nicht der rechte Platz für ihn. Seine
Gewohnheiten sind nicht rein; er praktiziert Selbstbefriedigung. Aus diesem Grund und
wegen seiner Liebe zur Gesellschaft übler Kameraden, werden jene Wünsche, die eine
Hilfe zur Entwicklung eines tugendhaften Charakters und zur Sicherung des Himmels
notwendig sind, letztendlich geschwächt. Die Jugendlichen, die Unsterblichkeit wünschen,
müssen innehalten und sich keinen unreinen Gedanken und keine unsauberen
Handlungen erlauben. Unreine Gedanken führen zu unreinen Taten. Wenn Christus der
Gegenstand des Nachsinnens ist, werden die Gedanken weit von jedem Gegenstand
entfernt sein, der zu unreinen Handlungen führt. Der Verstand wird durch das Verweilen
bei erhabenen Gegenständen erstarken. Wenn er dazu erzogen wird, sich in reinen und
heiligen Bahnen zu bewegen, wird er gesund und kraftvoll sein. Wenn er herangebildet
würde, bei geistlichen Dingen zu verweilen, wird er sich ganz natürlich in dieser Richtung
bewegen. Aber diese Hinwendung der Gedanken auf himmlische Dinge kann nicht ohne
Glauben an Gott und einen ernsten und demütigen Wunsch nach jener Kraft und Gnade
erlangt werden, die in jeder Notlage hinreichend ist.
Z2.403.2 (2T.408.2) Absatz: 40/43
Reinheit des Lebens und ein Charakter, der nach dem göttlichen Vorbild umgestaltet ist,
können nicht ohne ernstes Bemühen und feste Grundsätze erlangt werden. Ein
unschlüssiger Mensch wird in der Erlangung christlicher Vollkommenheit nicht erfolgreich
sein. Solche werden in der Waage des Heiligtums gewogen und zu leicht erfunden
werden. Gleich einem brüllenden Löwen sucht Satan nach seiner Beute. Er wendet seine
Tücken bei jedem arglosen Jugendlichen an. Nur in Christo ist Sicherheit. Nur durch seine
Gnade kann Satan mit Erfolg zurückgewiesen werden. Satan sagt den Jugendlichen, dass
noch Zeit ist, dass sie sich dies eine Mal noch der Sünde und dem Laster hingeben
können, und dann nie mehr. Aber dieses eine Nachgeben vergiftet ihr ganzes Leben.
Verharrt nicht ein einziges Mal auf verbotenem Grund. In diesen gefahrvollen Tagen des
Übels, wo Verführungen zu Laster und Verdorbenheit von allen Seiten kommen, sollte von
jedem jungen Menschen der Ruf ernstlich und von Herzen kommend zum Himmel
emporsteigen: „Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen?“ Mögen seine Ohren
offen und sein Herz geneigt sein, der Unterweisung, die in der Antwort liegt, zu gehorchen:
„Wenn er sich hält nach deinen Worten.“ (Psalm 119,9) Die einzige Sicherheit für den
Jugendlichen in diesem Zeitalter der Verdorbenheit ist, sein Vertrauen auf Gott zu setzen.
Ohne göttliche Hilfe werden die jungen Menschen unfähig sein, menschliche
Leidenschaften und den Appetit zu beherrschen. In Christo ist die Hilfe zu finden, die sie
benötigen; doch nur wenige werden sich um diese Hilfe an ihn wenden. Christus sagte, als
er auf Erden war: „Ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben haben möchtet.“
(Johannes 5,40) In Christo können alle überwinden. Ihr könnt mit dem Apostel sagen:
„Aber in dem allem überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat.“ (Römer 8,37)
Und wiederum: „sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn.“ (1.Korinther 9,27)
Z2.404.1 (2T.409.1) Absatz: 41/43
Ich habe den Fall von Bruder E und seiner Familie ausführlich beschrieben, weil dieser
eine Fall eine Illustration des wahren Zustandes vieler Familien ist. Gott wünscht, dass
diese Familien dies annehmen möchten, als sei es besonders zu ihrem Nutzen
geschrieben. Es gibt viel mehr Fälle, die ich bezeichnen könnte, aber ich habe bereits
genug erwähnt. Junge Mädchen sind nicht in selbstverständlicher Weise frei von dem
Laster der Selbstbefleckung. Sie praktizieren es, und als Folge wird ihre Konstitution
ruiniert. Einige, die gerade erst ins Frauenalter eintreten, stehen in Gefahr von Lähmung
des Gehirns. Die moralischen und geistigen Kräfte sind bereits geschwächt und umwölkt,
während die tierischen Neigungen die Oberhand haben und Leib und Seele verderben.
Die jungen Leute, ob männlich oder weiblich, können keine Christen sein, ehe sie nicht
völlig damit aufhören, diesem höllischen, Leib und Seele verderbenden Laster zu frönen.
Z2.404.2 (2T.410.1) Absatz: 42/43
Viele der Jugendlichen sind eifrige Leser und lesen alles, was ihnen in die Hände kommt.
Erregende Liebesromane und unreine Bilder haben einen verderblichen Einfluss. Romane
werden von vielen eifrig verschlungen, und als Folge wird ihre Einbildungskraft befleckt. In
den Zügen werden oft Photos von nackten Frauen zum Verkauf angeboten. Diese
widerwärtigen Bilder werden auch bei Fotografen aufgestellt oder an die Wände solcher
gehängt, die sich mit Gravieren beschäftigen. Wir leben in einer Zeit, wo überall
Verdorbenheit lauert. Die Augen- und Fleischeslust wird durch Anschauen und Lesen
geweckt. Das Gemüt gewinnt Freude daran, Szenen zu betrachten, welche die niederen
Leidenschaften anregen. Diese gemeinen Abbildungen, durch befleckte Einbildung
betrachtet, verderben die Moral und bereiten getäuschte und betörte Wesen darauf vor,
ihren niederen Neigungen freien Lauf zu lassen. Dann folgen Sünden und Vergehen, die
Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, auf eine Stufe mit dem Vieh
stellen und sie zuletzt in den Untergang führt. Vermeidet Lesen und Anschauen, wodurch
unreine Gedanken geweckt werden. Pflegt die moralischen und geistigen Kräfte. Lasst
nicht zu, dass diese edlen Kräfte durch viel Lesen, selbst von einfachen Geschichten,
geschwächt und verfälscht werden. Ich kenne Personen mit starken Verstandeskräften,
die unausgeglichen und teilweise durch Unmäßigkeit im Lesen gelähmt wurden.
Z2.405.1 (2T.410.2) Absatz: 43/43
Ich rufe die Eltern auf, den Lesestoff ihrer Kinder zu kontrollieren. Viel Lesen schadet
ihnen nur. Haltet besonders alle Magazine, Illustrierte und Tageszeitungen aus euren
Häusern fern, worin es Liebesromane gibt. Es ist für Jugendliche unmöglich, einen
gesunden Geist und korrekte religiöse Grundsätze zu besitzen, wenn sie sich nicht am
Lesen des Wortes Gottes erfreuen. Dieses Buch enthält die interessanteste Geschichte,
zeigt den Weg des Heils durch Christum und ist ihr Führer zu einem höheren und
besseren Leben. Sie alle würden es das interessanteste Buch nennen, das sie je gelesen
haben, wenn ihre Einbildung nicht durch die erregenden erfundenen Geschichten
verdorben worden wäre. Ihr, die ihr darauf wartet, dass euer Herr zum zweiten Mal
erscheint, um euren sterblichen Leib zu verwandeln und ihn nach seinem herrlichen Leib
zu gestalten, müsst euch zu einer höheren Ebene des Handelns emporschwingen. Ihr
müsst von höherer Warte aus wirken als bisher, oder ihr werdet euch nicht unter der Zahl
derer befinden, die zur Unsterblichkeit verwandelt werden.
Kapitel 55: Wahre Liebe daheim
Z2.406.1 (2T.411.1) Absatz: 1/24
Bruder M, in Adams Center wurde mir gezeigt, dass du es während deiner Arbeit in
unserer Anstalt sehr an einem selbstlosen Geist fehlen ließest. Du übtest nicht den
Einfluss aus, wie es sich gebührte. Du hättest dort dein Licht scheinen lassen können;
aber du versäumtest es zu tun. Du hast oftmals um deines Vergnügens willen deine Pflicht
vernachlässigt. Du hast versäumt, Sorge zu tragen und Verantwortung auf dich zu
nehmen. An aktiver Tätigkeit hast du keine Freude gehabt. Du liebst deine Bequemlichkeit.
Du und harte Arbeit stimmen nicht überein. Das ist Selbstsucht. Du hast zugelassen, dass
das Eigentum der Anstalt verdarb und vernichtet wurde, wo es doch deine Aufgabe war,
darüber zu wachen, dass alles erhalten blieb und in Ordnung gehalten wurde. Du hättest
größeres Interesse und größere Sorgfalt darüber walten lassen sollen, als wäre es dein
Eigentum. Du warst ein untreuer Haushalter. Jedes Mal, wenn du dir Vergnügen
erlaubtest, wie Krocketspiel oder Ähnliches, benutztest du die Zeit, wofür du bezahlt
wurdest und die dir nicht gehörte. Ebenso hättest du dir das Geld aneignen können, das
du nicht verdient hattest, es aber für dich verwendetest.
Z2.406.2 (2T.411.2) Absatz: 2/24
Die Brüder Loughborough, Andrews, Aldrich und andere kannten dich nicht. Sie schätzten
dich zu hoch ein. Du konntest die Position nicht ausfüllen, zu der du angestellt wurdest.
Sie irrten in ihrem Urteil, als sie dir ein so hohes Gehalt für deine Arbeit zahlten. Du
verdientest das Geld nicht, das du in Empfang nahmst. Du warst sehr langsam und es
mangelte dir sehr an Tatkraft. Du hattest nicht genug Interesse und Aufmerksamkeit, zu
sehen und zu handeln, und alles wurde durch dich sehr vernachlässigt.
Z2.406.3 (2T.412.1) Absatz: 3/24
Mein Bruder, du bist weit von Gott entfernt. Du befindest dich in einem rückfälligen
Zustand. Du besitzt keinen edlen moralischen Mut. Du gibst deinen persönlichen
Wünschen nach, anstatt Selbstverleugnung zu üben. Indem du dem Glück nachjagst, hast
du dich an Vergnügungsstätten begeben, die Gott nicht billigt. Dadurch hast du deine
eigene Seele geschwächt. Mein Bruder, du hast viel zu lernen. Du gibst der Esslust nach
und nimmst mehr Nahrung zu dir, als dein Körper in gutes Blut umwandeln kann. Es ist
Sünde, unmäßig in der Quantität der Nahrung zu sein, wie es Sünde ist, es an Qualität
fehlen zu lassen. Viele denken, wenn sie kein Fleisch und andere schädliche Dinge essen,
dass sie dann von einfachen Speisen so viel essen können, wie viel sie nur
hinunterbringen. Dies ist ein Fehler. Viele bekenntliche Gesundheitsreformer sind nichts
weniger als Schlemmer. Sie legen den Verdauungsorganen eine solche Last auf, dass die
Lebenskraft in dem Bemühen erschöpft wird, sich ihrer zu entledigen. Unmäßigkeit im
Essen hat auch einen niederdrückenden Einfluss auf den Geist, denn die Gehirnnerven
büßen ihre Kraft ein, um den Magen in seiner Arbeit zu unterstützen. Überessen, selbst
mit einfacher Nahrung, betäubt die empfindlichen Nerven des Gehirns und schwächt ihre
Vitalität. Überessen hat schlimmere Auswirkungen auf den Organismus als Überarbeiten.
Die Seelenkräfte werden wirkungsvoller durch unmäßiges Essen lahm gelegt als durch
Unmäßigkeit in der Arbeit.
Z2.407.1 (2T.412.2) Absatz: 4/24
Die Verdauungsorgane sollten niemals mit einer Quantität oder Qualität von Nahrung
belastet werden, die dem Organismus Extraarbeit abfordern. Alles, was dem Magen über
das Maß hinaus zugeführt wird, was der Organismus in gutes Blut umwandeln kann,
blockiert den Mechanismus; denn es kann weder in Fleisch noch in Blut umgewandelt
werden. Es belastet die Leber und führt einen krankhaften Zustand herbei. Der Magen ist
überlastet in seinem Bemühen, mit dem Nahrungsangebot fertig zu werden. Dann macht
sich ein Schwächegefühl bemerkbar, das als Hunger ausgelegt wird. Ohne den
Verdauungsorganen Zeit zur Ruhe von ihrer schweren Arbeit zu gönnen und neue Kräfte
zu sammeln, wird dem Magen eine andere unmäßige Menge an Nahrung aufgebürdet, um
die übermüdete Mechanik wieder in Bewegung zu setzen. Der Körper wird schlechter
durch eine zu große Menge an Nahrung von rechter Qualität ernährt, als durch eine
mäßige Menge, die zu regelmäßigen Zeiten eingenommen wird.
Z2.408.1 (2T.413.1) Absatz: 5/24
Mein Bruder, dein Gehirn ist gelähmt. Jemand, der eine solch große Menge an Nahrung
zu sich nimmt wie du, sollte körperlich tätig sein. Bewegung ist für die Verdauung wichtig
und für einen gesunden Zustand von Körper und Geist. Du brauchst körperliche
Bewegung. Du bewegst dich und arbeitest, als wärst du aus Holz, als besäßest du keine
Elastizität. Du brauchst gesunde, aktive körperliche Übung. Das wird den Verstand
beleben. Weder Studium noch schwere körperliche Anstrengung sollten unmittelbar nach
einer reichlichen Mahlzeit vorgenommen werden, denn das wäre eine Übertretung der
Naturgesetze. Unmittelbar nach dem Essen wird die Nervenkraft sehr in Anspruch
genommen. Die Kräfte des Gehirns werden in aktive Tätigkeit versetzt, um den Magen zu
unterstützen. Werden Geist oder Körper nach dem Essen schwer in Anspruch genommen,
wird der Verdauungsvorgang behindert. Die Lebenskraft des Systems, die an der einen
Stelle benötigt wird, wird an anderer Stelle eingesetzt.
Z2.408.2 (2T.413.2) Absatz: 6/24
Du solltest Mäßigkeit in allen Dingen üben. Pflege die höheren Geisteskräfte, dann werden
die tierischen Neigungen weniger stark zunehmen. Es ist dir unmöglich, an geistlicher
Stärke zuzunehmen, solange die Esslust und die Leidenschaften nicht unter völliger
Kontrolle gehalten werden. Der inspirierte Apostel sagt: „...sondern ich betäube meinen
Leib und zähme ihn, dass ich nicht den andern predige, und selbst verwerflich werde.“
(1.Korinther 9,27)
Z2.408.3 (2T.414.1) Absatz: 7/24
Mein Bruder, erwache, ich bitte dich, und lass das Wirken des Geistes Gottes nicht nur die
Oberfläche berühren, sondern lass es in die Tiefe gehen und die tiefen Ursprünge einer
jeden Handlung erreichen. Grundsatz wird benötigt, fester Grundsatz, und lebendige
Tätigkeit sowohl in geistlichen wie in irdischen Angelegenheiten. Deinen Bemühungen
mangelt es an Ernsthaftigkeit. Oh, wie vielen fehlt es an geistlicher Gesinnung, weil sie
ihren Appetit nicht beherrschen wollen! Die Kraft der Gehirnnerven ist durch Überessen
geschwächt und beinahe gelähmt. Wenn solche Personen am Sabbat zum Hause Gottes
gehen, können sie ihre Augen kaum offen halten. Die ernstesten Aufrufe verfehlen ihren
schwerfälligen, empfindungslosen Verstand zu wecken. Die Wahrheit mag mit tiefem
Gefühl vorgeführt werden, aber sie erweckt nicht das moralische Empfindungsvermögen
noch erleuchtet sie das Verständnis. Haben solche daran gedacht, Gott in allen Dingen zu
verherrlichen?
Z2.409.1 (2T.414.2) Absatz: 8/24
Es ist unmöglich einen klaren Blick für ewige Dinge zu haben, bis die Gedanken erzogen
werden, bei erhabenen Themen zu verweilen. Alle Leidenschaften müssen den
moralischen Kräften völlig unterworfen werden. Wenn Männer und Frauen vorgeben,
starken Glauben und geistliche Gesinnung zu besitzen, weiß ich, dass ihr Bekenntnis
falsch ist, wenn sie nicht ihre Leidenschaften unter Kontrolle haben. Gott fordert dies. Der
Grund, weshalb so viel geistliche Finsternis vorherrscht, liegt darin, dass der Geist
zufrieden ist, auf niedrigem Niveau zu beharren und nicht emporgelenkt wird, um sich in
reinen, heiligen und himmlischen Bahnen zu bewegen.
Z2.409.2 (2T.414.3) Absatz: 9/24
Betreffs deiner Familie sah ich, Bruder M, dass du nicht glücklich bist. Deine Frau ist
enttäuscht worden und du bist enttäuscht worden. Deine Frau erwartete, in dir einen
edleren, gebildeteren Menschen zu finden. Sie ist sehr unglücklich gewesen. Sie besitzt
einen beachtlichen Stolz. Ihre Familie mütterlicherseits besitzt natürliche
Gewissenhaftigkeit, ist aber stolz und aristokratisch. Sie hat von diesen Wesenszügen viel
mitbekommen. Sie ist nicht gefühlvoll. Es ist nicht natürlich für sie, jemand
entgegenzukommen und Zuneigung zu zeigen. Offenbarung von Zuneigung zwischen
Ehemann und Ehefrau betrachtet sie als Schwäche und kindisch. Sie hat gefühlt, dass,
würde sie Zuneigung ermutigen, es nicht durch reine, erhabene Liebe beantwortet werden
würde, sondern mit Leidenschaft. Diese würde dadurch gestärkt, aber nicht edle, tiefe,
heilige Liebe.
Z2.409.3 (2T.415.1) Absatz: 10/24
Deine Frau sollte starke Anstrengungen machen, aus ihrer zurückgezogenen, würdevollen
Reserviertheit herauszukommen und Einfachheit in all ihren Handlungen heranzubilden.
Wenn du höhere Fähigkeiten in dir weckst und sie durch Übung stärkst, wirst du besser
die Wünsche von Frauen verstehen. Du wirst dann begreifen, dass sich die Seele nach
einer höheren, reineren Liebe sehnt, anstatt nach niedriger, tierischer Leidenschaft. Durch
Ermutigung und Übung sind diese Leidenschaften in dir erstarkt. Wenn du jetzt in der
Furcht Gottes deinen Körper beherrschst und deine Frau mit reiner, veredelter Liebe zu
begegnen suchst, wirst du den Wünschen ihrer Natur entgegenkommen. Ziehe sie an dein
Herz, schätze sie hoch.
Z2.410.1 (2T.415.2) Absatz: 11/24
Du hast dich über deine Frau erhaben gefühlt. Du hast keine Selbsterkenntnis. Deine
eigene religiöse Erfahrung und deinen Fortschritt im geistlichen Leben hast du sehr hoch
eingeschätzt. Dies ist für deine Frau ein Hindernis anstatt eine Hilfe gewesen. Sie
fürchtete um dich, dass du dich nicht selbst erkennen und zu rasch vorangehen möchtest.
Eure Verbindung war nicht glücklich. Ihr habt nicht zueinander gepasst. Deine Frau ist von
Natur aus schüchtern, furchtsam und in sich zurückgezogen. Du hast kein Verständnis für
sie. Sie zögert und wagt nicht voranzugehen, aus Furcht vor Übereilung. Sie benötigt
Selbstvertrauen und mehr Unabhängigkeit.
Z2.410.2 (2T.415.3) Absatz: 12/24
Bruder M, du hast versäumt, das Vertrauen deiner Frau in dich zu ermutigen. Dir mangelt
es an Höflichkeit und an ständiger, liebevoller Aufmerksamkeit ihr gegenüber. Manchmal
zeigst du Liebe, aber es ist eine selbstsüchtige Liebe. Die Liebe ist bei dir kein Prinzip, das
tief geht und dein ganzes Verhalten bestimmt. Es ist keine selbstlose Liebe, die eine
fortwährende Fürsorglichkeit garantiert und den Wunsch hegt, sie in deiner Nähe zu haben
und die ihr zeigt, dass du ihre Gesellschaft allen andern vorziehst. Du hast dein eigenes
Vergnügen gesucht, sie allein daheim zurückgelassen, oft sehr traurig. Du hast dich so
verhalten, ehe du an diesen Ort gezogen bist und handelst auch jetzt noch so, nur weniger
oft, weil es dir an Gelegenheiten oder Ausreden fehlt.
Z2.410.3 (2T.416.1) Absatz: 13/24
Deine Frau würde dich niemals wissen lassen, dass sie deine Unzulänglichkeiten erkannt
hat. Sie fürchtet sich vor dir. Hättest du wahre Liebe offenbart, eine Liebe, wie ihre Natur
sie erfordert, hätte sie Widerhall in ihrem Herzen gefunden. Du bist zu kalt und steif. Du
hast manchmal Zuneigung gezeigt, aber sie hat keine Gegenliebe in deiner Frau geweckt,
weil du nicht höflich und aufmerksam ihr gegenüber gewesen bist und nicht freundlich
bemüht warst, sie glücklich zu machen. Du hast dich zu oft frei gefühlt, nur deinem
eigenen Vergnügen nachzugehen, ohne auch nur im Geringsten an ihr Vergnügen oder
Glücklichsein zu denken.
Z2.411.1 (2T.416.2) Absatz: 14/24
Wahre, reine Liebe ist ein kostbares Gut. Sie ist himmlisch in ihrem Einfluss. Sie ist tief
und ausdauernd. Sie ist nicht sprunghaft und offenbart sich nicht nur dann und wann. Sie
ist keine selbstsüchtige Leidenschaft. Sie trägt Frucht. Sie wird dich veranlassen, dich
fortwährend zu bemühen, deine Frau glücklich zu machen. Wenn du diese Liebe besitzt,
wird es für dich ganz natürlich sein, diese Anstrengung zu machen. Es wird nicht den
Anschein haben, etwas Erzwungenes zu sein. Wenn du fortgehst, um einen Spaziergang
zu machen oder einer Versammlung beizuwohnen, wird es das Natürlichste auf der Welt
sein, deine Frau zu bitten, dich zu begleiten und sie mit deiner Gesellschaft zu beglücken.
Du betrachtest ihre geistlichen Errungenschaften als den deinen unterlegen. Ich sah
jedoch, dass Gott ihre Geisteshaltung höher einschätzt als die deinige. Du bist deiner Frau
nicht würdig. Sie ist zu gut für dich. Sie ist eine zerbrechliche, zarte Pflanze. Sie braucht
zärtliche Fürsorge. Sie hegt den ernstlichen Wunsch, Gottes Willen zu tun. Aber sie besitzt
Stolz, ist schüchtern und schreckt vor Tadel zurück. Es ist ihr Tod, Gegenstand von
Beobachtung und Bemerkung zu sein. Liebe, ehre und hege deine Frau in Erfüllung des
Eheschwurs, und sie wird aus ihrer zurückgezogenen, schüchternen Haltung
herausfinden, die ihrer Natur entspricht.
Z2.411.2 (2T.416.3) Absatz: 15/24
Wenn eine Frau erkennt, dass sie von ihrem Ehemann geschätzt wird und ihm kostbar ist,
nicht nur wegen ihrer Brauchbarkeit und Eignung im häuslichen Leben, sondern weil sie
ein Teil von ihm selbst ist – dann wird sie seine Zuneigung erwidern und die Liebe
widerstrahlen, die ihr zuteil wird. Mache deine Frau zum Gegenstand deiner besonderen
und herzlichen Aufmerksamkeit. Wenn du empfindest, wie Gott es von dir verlangt, dann
wirst du dir ohne die Gegenwart deiner Frau verloren vorkommen. Du denkst, es sei nicht
wert, ihr Vertrauen zu besitzen; aber es wird eher Frucht tragen als der Glaube, den du
besitzt.
Z2.411.3 (2T.417.1) Absatz: 16/24
Bruder M, du hast kein Verständnis für das Herz einer Frau. Du schlussfolgerst nicht von
Ursache auf Wirkung. Du weißt, dass deine Frau nicht so froh und glücklich ist, wie du sie
gerne sehen möchtest. Doch du forschst nicht nach der Ursache. Du analisierst nicht dein
eigenes Verhalten, ob die Schwierigkeit nicht bei dir liegt. Liebe deine Frau. Sie hungert
nach tiefer, wahrer, erhebender Liebe. Liefere ihr sichtbare Beweise, dass ihre Sorge und
ihr Interesse um dich, die sie durch Aufmerksamkeit um deine Bequemlichkeit zeigt,
geschätzt und erwidert wird. Frage sie nach ihrer Meinung und trachte nach ihrer
Zustimmung in allem, was du unternimmst. Respektiere ihr Urteil. Empfinde nicht, dass du
alles weißt, was des Wissens wert ist.
Z2.412.1 (2T.417.2) Absatz: 17/24
Ein Heim, in dem Liebe herrscht, wo Liebe in Worten, im Blick und in Taten zum Ausdruck
kommt, ist ein Ort, wo Engel gern ihre Gegenwart offenbaren. Sie erhellen die Szene mit
Lichtstrahlen der Herrlichkeit. Da werden die häuslichen Pflichten als angenehm
empfunden. Unter solchen Gegebenheiten werden die Pflichten des Lebens deiner Frau
nicht unangenehm sein. Sie wird sie mit einem freudigen Geist verrichten und wird allen in
ihrer Umgebung wie ein Sonnenstrahl sein und in ihrem Herzen den Herrn preisen.
Augenblicklich fühlt sie, dass sie nicht die Zuneigung deines Herzens besitzt. Du hast ihr
Ursache gegeben, so zu fühlen. Du erfüllst die notwendigen Pflichten als Haupt der
Familie, aber da ist ein Mangel vorhanden. Da besteht ein ernster Mangel am köstlichen
Einfluss der Liebe, der zu freundlicher Aufmerksamkeit führt. Liebe sollte sichtbar werden
im Blick und Verhalten und aus dem Ton der Stimme herausgehört werden.
Z2.412.2 (2T.418.1) Absatz: 18/24
Deine Frau wagt nicht, dir ihr Herz zu öffnen, denn sobald sie einen Gedanken äußert, der
nicht mit deinen Ansichten übereinstimmt, weist du sie zurück. Du sprichst so hart, dass
sie keinen Mut hat, noch ein weiteres Wort zu sagen. Ihr seid nicht im Herzen eins. Du
zeigst dich über sie erhaben und beträgst dich so, als sei ihr Urteil und ihre Meinung von
keinerlei Bedeutung. Du bist der Meinung, dass deine geistlichen Erkenntnisse den ihren
weit überlegen sind. Mein Bruder, du erkennst dich selbst nicht. Gott schaut aufs Herz,
nicht auf Worte oder ein Bekenntnis. Äußerlichkeiten haben bei Gott kein Gewicht wie bei
Menschen. Gott schätzt ein demütiges Herz und einen zerschlagenen Geist. Unser
Heiland ist mit den Lebenskämpfen einer jeden Seele bekannt. Er urteilt nicht nach dem
Schein, sondern gerecht.
Z2.413.1 (2T.418.2) Absatz: 19/24
Du besitzt einen strengen Geist. Wenn du eine Stellung einnimmst, erwägst du die Sache
nicht vernünftig und ziehst nicht in Betracht, welche Auswirkungen es haben wird, wenn du
bei deinen Ansichten beharrst und sie auf unabhängige Art und Weise in deine Gebete
und deine Gespräche einflichst, obwohl du weißt, dass deine Frau nicht gleicher Ansicht
ist. Anstatt die Gefühle deiner Frau zu respektieren und freundlich jene Gegenstände zu
vermeiden, in denen ihr nicht übereinstimmt, wie ein Mann von Bildung und wahrer
Erziehung es tun würde, beharrst du bei strittigen Punkten und bringst deine Meinung
starrköpfig zum Ausdruck, ohne Rücksicht auf irgendjemand. Du glaubst, andere hätten
nicht das Recht, anderer Ansicht zu sein als du. Diese Früchte wachsen nicht auf einem
christlichen Baum.
Z2.413.2 (2T.418.3) Absatz: 20/24
Was Schwester N betrifft, hast du die Sache nicht im rechten Licht gesehen. Wenn sie in
Beantwortung der Gebete von dir oder anderen geheilt worden wäre, hätte sich dies als
Verderben für mehr als zwei oder drei von euch erwiesen. Ein weiser Gott führte die
Oberaufsicht. Er las die Beweggründe und Absichten des Herzens.
Z2.413.3 (2T.418.4) Absatz: 21/24
Deine Frau hat ebenso viel Recht auf eine eigene Meinung wie du. Ihr Eheverhältnis
zerstört nicht ihre Identität. Sie trägt eine persönliche Verantwortung. Du wirst dich nicht
frei fühlen, bis du den Weg für sie freigibst und ihr gegenüber einen lieblicheren, Christo
ähnlichen Geist der Nachsicht offenbarst und andere in dem Licht betrachtest, in dem du
selbst betrachtet werden möchtest. Du hast noch zu lernen: „Nichts tut durch Zank oder
eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst.“
(Philipper 2,3) „Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern
mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brünstig im Geiste.
Schicket euch in die Zeit.“ (Römer 12,10.11)
Die Durchführung von geselligen Versammlungen
Z2.414.1 (2T.419.1) Absatz: 22/24
Bruder M, es wurde mir gezeigt, dass ein großes Werk für dich getan werden muss, ehe
du in der Gemeinde einen Einfluss ausüben, ihre Irrtümer korrigieren und sie fördern
kannst. Du besitzt nicht die Herzensdemut, durch die du die Herzen des Volkes Gottes
erreichen kannst. Du bist hochmütig. Du solltest deine Beweggründe und Handlungen
erforschen, um zu sehen, ob du Gottes Verherrlichung im Auge hast. Weder Bruder O
noch du seid befähigt, den Bedürfnissen der Jugend und der Gemeinde im Ganzen
nachzukommen. In eurer Erhabenheit könnt ihr nicht erkennen, wie ihr ihnen am besten
auf einfache Art helfen könnt. Es macht nicht den besten Eindruck, wenn Bruder O oder du
euren Platz in den Reihen verlasst und euch aufs Podium begebt. Wenn ihr jene Position
vorne vor der Gemeinde eingenommen habt, glaubt ihr, etwas sagen oder tun zu müssen,
was dieser Position entspricht. Anstatt euch zu erheben und ein paar Worte genau zum
Punkt zu sprechen, ergeht ihr euch oft in langatmigen Bemerkungen, die den Geist der
Versammlung nur dämpfen. Viele fühlen sich erleichtert, wenn ihr euch endlich hinsetzt.
Wärt ihr auf einer Versammlung draußen auf dem Land, wo sich nur wenige am Sprechen
beteiligen können, wären solch lange Ansprachen eher angebracht.
Z2.414.2 (2T.419.2) Absatz: 23/24
Das Werk des Herrn ist groß, und es werden weise Männer gebraucht, die es in Angriff
nehmen. Es werden Männer benötigt, die sich den Bedürfnissen des Volkes anpassen
können. Wenn ihr den Menschen helfen wollt, müsst ihr euch zu ihnen herablassen, da,
wo sie sich befinden. Das ist Bruder O’s großer Fehler. Er ist zu starr, zu unbeweglich. Es
entspricht nicht seiner Natur, Einfachheit anzuwenden. Er kann nicht von Ursache auf
Wirkung schließen. Er kann keine Liebe und Zuneigung gewinnen. Er kann sich nicht dem
Verständnis von Kindern anpassen und nicht in einer rührenden Weise sprechen, die den
Weg zum Herzen findet. Er steht auf und spricht zu den Kindern in solch hohen Worten,
dass sie nichts Gutes bewirken. Seine Bemerkungen sind gewöhnlich langatmig und
ermüdend. Wenn nur der vierte Teil von dem, was gesagt wird, vorgebracht würde, könnte
oft ein besserer Eindruck auf den Gemütern hinterlassen werden.
Z2.415.1 (2T.420.1) Absatz: 24/24
Diejenigen, die Kinder unterweisen, sollten weitschweifige Erklärungen unterlassen.
Wenige Worte genau zum Thema werden einen guten Einfluss haben. Wenn viel zu sagen
ist, teilt es auf mehrere Gelegenheiten auf. Ein paar interessante Bemerkungen dann und
wann werden mehr Nutzen bringen, als wenn alles auf einmal gesagt wird. Lange
Ansprachen belasten den Geist von Kindern. Zuviel Reden wird sie veranlassen,
Abneigung zu entwickeln, selbst gegenüber geistlicher Unterweisung, ebenso wie
Überessen den Magen belastet, den Appetit verdirbt und sogar zur Verweigerung des
Essens führt. Durch langatmige Reden können die Zuhörer tatsächlich überfüttert werden.
Die Arbeit für die Gemeinde und besonders für die Jugend sollte „Gebot auf Gebot,
Satzung auf Satzung, hier ein wenig, dort ein wenig (Jesaja 28,10) erfolgen. Gebt dem
Geist Zeit, die Wahrheiten zu verdauen, mit denen ihr ihn gespeist habt. Kinder müssen
behutsam dem Himmel entgegengeführt werden, nicht unbesonnen, sondern sanft.Battle
Creek, Michigan, 2. Oktober 1868.
Kapitel 56: Die Wichtigkeit der Selbstbeherrschung
Z2.415.2 (2T.421.1) Absatz: 1/27
Lieber Bruder P, ich versuchte schon mehrmals, dir zu schreiben, wurde aber jedes Mal
verhindert. Nun will ich nicht länger zögern. Seit einigen Tagen fühle ich mich deinethalben
besonders besorgt. Letzten Juni wurden mir einige Dinge, die dich betreffen, gezeigt. Ich
wurde in die Vergangenheit zurückgeführt und sah dein unbeständiges Wanderleben. Du
warst ohne Gott. Du hast ein hartes, rücksichtsloses Leben geführt. Doch ich sah, dass
Gott in seiner Barmherzigkeit dein Leben oft verschonte, wenn es schien, dass
menschliche Macht oder Weisheit es nicht bewahren konnte. Dein Dasein ist ein Wunder
der Gnade. Wenn dein Leben in unmittelbarer Gefahr war, hat Christus, unser
Fürsprecher, für dich Fürbitte eingelegt: „Vater, verschone sein Leben noch ein wenig
länger. Er ist ein unfruchtbarer Baum gewesen, der den Grund gehindert hat. Bitte, haue
ihn nicht ab. Ich will geduldig abwarten, ob er nicht doch noch Frucht bringen wird. Ich
werde seinem Herzen die Wahrheit nahe bringen. Ich werde ihn von der Sünde
überzeugen.“
Z2.416.1 (2T.421.2) Absatz: 2/27
Es wurde mir gezeigt, dass dir der Herr den Weg ebnete, ihm zu gehorchen und zu
dienen. Deine Schritte wurden gen Westen gelenkt, wo deine Umgebung dem Wachstum
in der Gnade günstiger war, und wo es leichter für dich sein würde, einen Charakter für
den Himmel zu bilden. Du kamst in unsere Familie und wurdest in unserem Herzen
aufgenommen. Dies hatte der Herr so gefügt. Du hattest nicht die notwendige Erfahrung,
ein Leben zu führen, das Gott wohlgefiel. Du befandest dich jetzt dort, wo du in wenigen
kurzen Monaten mehr Licht und eine bessere Erkenntnis der gegenwärtigen Wahrheit
erlangen konntest, als es dir in Jahren möglich gewesen wäre, wenn du weiterhin im
Osten gelebt hättest.
Z2.416.2 (2T.421.3) Absatz: 3/27
Unser mitleidiger Hoherpriester war bekannt mit deiner Schwachheit und deinen Irrtümern.
Er ließ nicht zu, dass du in deiner Unerfahrenheit mit dem großen Feind inmitten einer
ungünstigen Umgebung kämpfen musstest. Wärst du in ... geblieben, hättest du die
Wahrheit nicht angenommen. Der Widerstand, dem du dort begegnet wärest, hätte deinen
Kampfgeist geweckt, und du hättest die Wahrheit durch ein heftiges Temperament entehrt.
Wenn sich dann auf deiner christlichen Pilgerreise Hindernisse in den Weg gestellt hätten,
wärest du mutlos geworden und hättest die Wahrheit aufgegeben. Du hast viel Grund zur
Dankbarkeit. Dein Herz sollte mit Dank gegenüber deinem liebevollen Heiland für seine
Barmherzigkeit erfüllt sein, die er dir, der so lange seine Liebe verschmähte, erwiesen hat.
Z2.416.3 (2T.422.1) Absatz: 4/27
Es wurde mir gezeigt, dass du ein rauer Stein aus dem Steinbruch warst, der behauen,
angepasst und geschliffen werden musste, ehe er seinen Platz im himmlischen Bauwerk
einnehmen konnte. Einiges von dieser Arbeit ist bereits an dir geschehen; aber oh, es
muss noch ein viel größeres Werk an dir getan werden! Du bist in einer sehr unglücklichen
Verfassung gewesen. Du hast die rauen Seiten des Lebens kennen gelernt. Du bist nicht
sehr glücklich gewesen. Aber du selbst hast dir im Wege gestanden und hast dich selbst
vom Guten ausgeschlossen. In deiner Jugend hast du einen Geist der Unzufriedenheit
genährt. Du wolltest nicht beherrscht werden. Du hast erwählt, eigene Wege zu gehen,
ungeachtet des Urteils oder der Ratschläge anderer. Du wolltest dich der Leitung deines
Stiefvaters nicht unterwerfen, weil du deinen eigenen Weg gehen wolltest. Er wusste nicht
recht, wie er dich behandeln sollte, und du warst entschlossen, seine Autorität nicht zu
respektieren. Sobald er dich ansprach, gingst du in die Offensive. Dein Kampfgeist war
ausgeprägt, und du würdest alles und jeden bekämpfen, der deine Pläne durchkreuzte.
Selbst wenn Vorschläge gemacht wurden, wie du besser deine Pläne und Arbeiten
durchführen könntest, bist du sofort in Zorn geraten. Du dachtest, du würdest getadelt
oder beschuldigt und fühltest dich von denen verletzt, die deine wahren Freunde waren.
Deine Einbildung war krankhaft. Du dachtest, alle wären gegen dich und dass dein Los
außergewöhnlich hart sei. Es war hart, weil du selbst es so gemacht hattest.
Z2.417.1 (2T.422.2) Absatz: 5/27
Du hast dich gegen deinen Stiefvater schlecht benommen. Er hatte keine solche
Behandlung von dir verdient. Er hatte Fehler und hat Irrtümer begangen. Aber während du
dies in einem übertriebenen Licht sahst, hast du deine eigenen Irrtümer nicht erkannt.
Durch Gottes Vorsehung wurde deine Frau durch Krankheit niedergeworfen. Sie war eine
hochmütige Frau; aber sie bereute ihre Sünden, und Gott nahm ihre Reue an.
Z2.417.2 (2T.423.1) Absatz: 6/27
Dein Weg war zur Rechten und zur Linken versperrt, um deinen Fortschritt zum Verderben
zu verhindern. Der Herr hat deinen ungestümen, unbezähmbaren Geist dahin gebracht,
sich ihm zu unterwerfen. Durch Gerichte, vermischt mit Barmherzigkeit, wurdest du zur
Buße geführt. Gleich Jona entflohst du gegenwärtiger Pflicht. Gott versperrte dir den Weg
durch Heimsuchungen seiner Vorsehung. Du konntest nicht vorankommen noch glücklich
sein, weil du dich selbst nicht zurücklassen konntest. Du nahmst das Ich und die Sünde
überall mit. Du hegtest einen unzufriedenen, ruhelosen Geist und wolltest die Pflichten auf
deinem Weg nicht erfüllen. Du wünschtest eine Veränderung, irgendein größeres Werk.
Du nahmst eine unstete, wankelmütige Haltung ein.
Z2.418.1 (2T.423.2) Absatz: 7/27
Das Auge des teuren Heilandes wachte über dich, oder du wärst in deinem schwankenden
Zustand und in deinen Sünden geblieben, verworfen in Charakter und Elend, was die
Umstände anbetraf. Während du in der Fremde weiltest und krank unter Fremden warst,
wurdest du dir deines verlassenen, trostlosen Zustandes bewusst. Du hast Nächte und
mühsame Tage in Ruhelosigkeit und Schmerzen verbracht, fern von deiner Mutter und
deinen Schwestern, wo dir nur fremde Hände freundlich einen Dienst erwiesen, und es
gab keine christliche Hoffnung, dich aufrecht zu erhalten.
Z2.418.2 (2T.423.3) Absatz: 8/27
Du suchtest nach Glück, erlangtest es aber nicht. Du hattest den Rat deiner Mutter und
ihre inständigen Bitten, nicht Gottes Gebote zu übertreten, in den Wind geschlagen.
Zeitweise hat dir diese Vernachlässigung viel Bitterkeit verursacht. Ich kann nicht ins
Einzelne gehen, denn ich bin nicht stark, so will ich nur bei dem Wichtigsten bleiben, das
mir gezeigt wurde.
Z2.418.3 (2T.423.4) Absatz: 9/27
Ich sah, dass ein Werk vor dir liegt, von dem du keine Ahnung hast. Du musst dem Ich
absterben, musst es kreuzigen. Du hast ein hastiges, ungestümes Wesen, das du
unterdrücken musst. Du besitzt edle Charakterzüge, die dir Freunde verschaffen werden,
wenn dein unüberlegter Geist sie nicht verletzt. Du fühlst dich sehr zu jenen hingezogen,
die ein Interesse an dir zeigen. Wenn du Dinge recht verstehst, bist du gewissenhaft. Doch
oft handelst du nach Gefühlen, ohne nachzudenken.
Z2.418.4 (2T.424.1) Absatz: 10/27
Du urteilst über andere Personen und sprichst über ihr Tun und Verhalten, während du
nichts über ihre Stellung oder ihr Werk weißt. Du betrachtest die Dinge von deinem
Standpunkt aus und bist dann bereit, was sie tun in Frage zu stellen oder zu verdammen,
ohne die Sache ernsthaft von allen Seiten zu betrachten. Du hast keine Kenntnis von den
Pflichten anderer und solltest dich nicht für ihre Taten verantwortlich fühlen, sondern deine
Pflichten erfüllen und andere dem Herrn überlassen. Übe dich in Geduld, bewahre
Seelenfrieden und sei dankbar.
Z2.418.5 (2T.424.2) Absatz: 11/27
Ich sah, dass der Herr dir Licht und Erfahrung gegeben hat, dass du die Sündhaftigkeit
eines ungestümen Geistes erkennen und deine Leidenschaften beherrschen möchtest.
Versäumst du dies zu tun, wirst du mit Sicherheit das ewige Leben verlieren. Du musst
diese krankhafte Einbildung überwinden. Du bist extrem empfindlich, und wenn günstig
über eine Haltung gesprochen wird, die der deinen nicht entspricht, fühlst du dich beleidigt.
Du fühlst dich angegriffen und meinst, dich verteidigen zu müssen, dein Leben zu retten.
Und in deinem ernsten Bemühen, dein Leben zu retten, verlierst du es. Du hast die
Aufgabe, dem Ich abzusterben und einen Geist der Nachsicht und Geduld zu pflegen. Gib
die Ansicht auf, dass du missbraucht wirst, dass man dir Unrecht tut, dass irgendjemand
dich bedrängen oder dir Schaden zufügen will. Du siehst durch eine verfälschte Brille.
Satan veranlasst dich, die Dinge im verdrehten Licht zu sehen.
Z2.419.1 (2T.424.3) Absatz: 12/27
Lieber Bruder P, in Adam Center wurde mir dein Fall wiederum vorgeführt. Ich sah, dass
du immer versäumt hast, wahre Selbstbeherrschung zu üben. Du hast dich bemüht, aber
diese Anstrengungen waren nur auf das Äußere gerichtet, sie haben nicht die Quelle des
Handelns berührt. Dein hastiges Temperament hat oft aufrichtiges, schmerzliches
Bedauern und Selbstverdammnis verursacht. Wenn dieser leidenschaftliche Geist nicht
unterdrückt wird, wird er sich zu einem verdrießlichen, fehlerfinderischen Geist entwickeln.
Teilweise ist dies schon geschehen. Du wirst bereit sein, alles übel zu nehmen. Wenn man
dich auf den Bürgersteig abdrängt, wirst du beleidigt sein und dich beschweren. Wenn du
auf der Straße fährst, und dir wird nicht die ganze Hälfte gewährt, wirst du augenblicklich
erregt. Wenn du gebeten wirst, etwas beiseite zu treten, um anderen entgegenzukommen,
wirst du erzürnt sein und dich ärgern und empfinden, dass deine Ehre angegriffen wurde.
Du wirst allen deine Gewohnheitssünden kundtun. Dein ungeduldiger Geist wird auf
deinem Angesicht geschrieben stehen, und dein Mund scheint immer bereit zu sein, ein
ärgerliches Wort zu äußern. Diese Gewohnheit kann nur, wie das Rauchen, durch völlige
Enthaltsamkeit kuriert werden. In dir muss eine gänzliche Umwandlung stattfinden. Oft
empfindest du, dass du mehr auf der Hut sein musst. Du sagst entschieden: „Ich will
ruhiger und geduldiger sein.“ Du berührst das Übel nur von außen. Du bist zufrieden, den
Löwen zu behalten und ihn zu bewachen. Du musst tiefer gehen. Nur Grundsatzstärke
kann diesen vernichtenden Feind vertreiben und Frieden und Frohsinn verleihen.
Z2.420.1 (2T.425.1) Absatz: 13/27
Du hast oft gesagt: „Ich kann mein Temperament nicht im Zaum halten.“ „Ich muss
sprechen.“ Dir mangelt es an einem sanftmütigen, demütigen Geist. Das eigene Ich lebt,
und du bist ständig auf der Hut, es vor Kränkung oder Beleidigung zu schützen. Der
Apostel sagt: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“
(Kolosser 3,3) Diejenigen, die dem Ich abgestorben sind, werden sich nicht so leicht
angegriffen fühlen und nicht bereitstehen, allem zu widerstehen, das reizen mag. Tote
haben kein Gefühl. Du bist nicht tot. Wenn du es wärst und wenn dein Leben in Christo
verborgen wäre, würdest du tausend Dinge, die du jetzt beachtest und die dich anfechten,
übergehen als keiner Beachtung wert. Du würdest dann das Ewige ergreifen und über die
geringfügigen Schwierigkeiten des Lebens erhaben sein.
Z2.420.2 (2T.426.1) Absatz: 14/27
„Die Zunge ist auch ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit.“ (Jakobus 3,6) „Wer
geduldig ist, der ist ein kluger Mensch, und es ist ihm eine Ehre, dass er Untugend
überhören kann.“ (Sprüche 19,11) „Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist,
der offenbart seine Torheit.“ (Sprüche 14,29) „Ein Geduldiger ist besser denn ein Starker,
und der seines Mutes Herr ist, dem der Städte gewinnt.“ (Sprüche 16,32) „Darum, meine
Brüder, ein jeglicher Mensch sei schnell, zu hören, langsam aber zu reden, und langsam
zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.“ (Jakobus 1,19.20)
„Ein Vernünftiger mäßigt seine Rede, und ein verständiger Mann ist kalten Muts.“ (Sprüche
17,27)
Z2.420.3 (2T.426.2) Absatz: 15/27
Unser großes Vorbild wurde sehr erhöht und Gott gleichgestellt. Er war der erhabene
Befehlshaber des Himmels. Allen heiligen Engeln war es eine Freude, sich vor ihm zu
beugen. „Und abermals, da er einführte den Erstgeborenen in die Welt, spricht er: ‚Und es
sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.’“ (Hebräer 1,6) Jesus nahm unsere Natur an, legte
seine Herrlichkeit, seine Majestät und seine Reichtümer beiseite, um seine Mission zu
erfüllen – zu retten, was verloren war. Er kam nicht, um sich dienen zu lassen, sondern um
zu dienen. Wenn Jesus geschmäht, beschimpft und beleidigt wurde, übte er keine
Vergeltung. „... welcher nicht wiederschalt, da er gescholten ward.“ (1.Petrus 2,23) Als die
Grausamkeit der Menschen ihm schmerzhafte Striemen und Wunden zufügte, drohte er
nicht, sondern stellte es dem anheim, der gerecht richtet. Der Apostel ermahnt die
Philipper: „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: welcher, ob er wohl in
göttlicher Gestalt war, hielt er’s nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte
sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein andrer Mensch und an
Gebärden als ein Mensch erfunden.“ (Philipper 2,5-7) Ist der Knecht größer als sein
Meister? Christus hat uns sein Leben als Vorbild gegeben, und wir entehren ihn, wenn wir
uns über jede Geringfügigkeit aufregen und bereit sind, jedes vermeintliche oder wirkliche
Unrecht zu rächen. Es ist kein Beweis edler Gesinnung, wenn wir stets vorbereitet sind,
uns selbst zu verteidigen und unsere Würde zu schützen. Wir sollten lieber hundertmal
Unrecht leiden, als die Seele durch einen Geist der Wiedervergeltung oder indem wir dem
Zorn Raum geben, zu verletzen. Von Gott können wir Kraft empfangen. Er kann helfen. Er
kann Gnade und himmlische Weisheit verleihen. Wenn du ihn im Glauben bittest, wirst du
empfangen. Aber du musst wachsam sein unter Gebet. Wachen, Beten, Arbeiten sollte
deine Losung sein.
Z2.421.1 (2T.427.1) Absatz: 16/27
Deine Frau könnte ein Segen sein, wenn sie nur die ihr gebührende Verantwortung
übernehmen würde. Aber sie hat während ihres ganzen Lebens jede Verantwortung
gescheut, und jetzt ist sie in Gefahr, beeinflusst zu werden, anstatt Einfluss auf dich
auszuüben. Anstatt besänftigend und veredelnd auf dich einzuwirken, besteht die Gefahr,
dass sie denkt, wie du denkst, und handelt, wie du handelst, ohne in all ihrem Tun von
Grundsätzen geleitet zu werden. Ihr sympathisiert miteinander, und unglücklicherweise
helft ihr einander, Dinge im verkehrten Licht zu sehen. Sie kann einen Einfluss zum Guten
ausüben; aber sie besitzt einen Geist, der zu Trägheit und Faulheit neigt. Sie zögert,
irgendein gutes Werk in Angriff zu nehmen, wenn es nicht angenehm ist und ihr passt.
Worin bestand die Sünde von Meros? Nichts zu tun. Es wurde nicht wegen schwerer
Vergehen verflucht, sondern weil es dem Herrn nicht zu Hilfe kam.
Z2.422.1 (2T.427.2) Absatz: 17/27
Es wurde mir gezeigt, dass deine Frau sich nicht selbst erkennt. Sie hat sich in ihrer
Jugend gescheut, Verpflichtungen auf sich zu nehmen, und selbst heute ist sie nicht
geneigt, es zu tun. Sie verlässt sich lieber auf andere, anstatt sich selbst anzustrengen.
Sie hat keine edle Unabhängigkeit entwickelt. Sie hätte sich schon vor Jahren darin üben
sollen, Lasten zu übernehmen. Sie ist nicht gesund. Sie leidet unter einer trägen Leber
und ist körperlicher Bewegung abgeneigt. Sie besitzt nicht die Fähigkeit, sich an die Arbeit
zu begeben, außer, wenn es nicht mehr anders geht. Sie isst nahezu die doppelte Menge
von dem, was ihr zuträglich wäre. Alles, was sie dem Magen zuführt über das hinaus, was
der Organismus in gutes Blut umwandeln kann, wird zu einer fauligen Substanz, welche
die Natur belastet, wenn sie sich ihrer entledigen muss. Ihr Organismus ist durch die
Nahrungsmenge verstopft, die ihn an seiner Arbeit hindert, die Mechanik blockiert und die
Lebenskraft vermindert.
Z2.422.2 (2T.428.1) Absatz: 18/27
Mehr Nahrung in den Körper aufzunehmen, als er in gutes Blut umwandeln kann, schafft
eine schlechte Blutqualität und nimmt die Vitalität mehr in Anspruch als Arbeit oder
körperliche Bewegung. Diese Unmäßigkeit im Essen verursacht geistige Trägheit und
Benommenheit. Die Gehirnnerven werden von den Verdauungsorganen beansprucht, um
sie in ihrer Arbeit zu unterstützen, aber so sind sie ständig überfordert, geschwächt und
benommen. Dies hinterlässt ein dumpfes Gefühl im Kopf und macht deine Frau anfällig für
einen Schlaganfall, der jederzeit auftreten kann. Sie braucht keine Ermutigung, sich der
Bewegung zu enthalten. Es wird für sie nichts so schädlich sein als sich dort aufzuhalten,
wo ihre körperlichen Kräfte nicht aktiv beansprucht werden. Körperliche Betätigung ist
lebensnotwendig. Diese wird ihren Körper und ihren Geist stärken. Wenn sie zu der
Verantwortlichkeit ihrer Stellung erwacht und den Nutzen erkennt, der das Resultat sein
wird, wenn sie sich ein Lebensziel setzt, wird sie nicht in Trägheit versinken und alle
Härten scheuen. Sie ist nicht mit dem Herzen bei der Arbeit. Sie arbeitet mehr wie eine
Maschine und empfindet die Arbeit als Last. Während sie solche Gefühle hegt, kann sie
nicht jenes neue Leben und jene Energie wahrnehmen, die ihr zuteil werden könnten. Sie
ist zu sehr geneigt, sich dem Stumpfsinn und schwerfälliger Gleichgültigkeit hinzugeben.
Die Schläfrigkeit, die sie empfindet, kann nur durch eine sparsame Nahrungsaufnahme,
durch völlige Kontrolle über ihren Appetit und ihre Leidenschaften und durch Zuhilfenahme
ihres Willens, sich zu bewegen, überwunden werden. Sie benötigt Willenskraft, die Nerven
anzuregen, damit sie der Trägheit widerstehen kann.
Z2.423.1 (2T.428.2) Absatz: 19/27
Schwester P, du wirst der Welt niemals von Nutzen sein, wenn du dir nicht allen Ernstes
vornimmst, diese Unwilligkeit, Sorge und Lasten auf dich zu nehmen, zu überwinden.
Wenn du täglich die inneren Kräfte übst, wird die Aufgabe immer leichter werden, bis es dir
zur zweiten Natur wird, deine Pflicht zu erfüllen und sorgsam und fleißig zu sein. Du
kannst dich dazu erziehen, selbst zu denken, wenn du deinen Magen weniger belastest.
Diese Bürde nimmt das Gehirn in Anspruch.
Z2.423.2 (2T.429.1) Absatz: 20/27
Du solltest auch ein Ziel haben, bestimmte Vorsätze im Leben. Wo die Entschlusskraft
fehlt, besteht die Neigung zur Trägheit. Wenn man aber einen wichtigen Gegenstand im
Auge hat, werden alle Kräfte des Gehirns in Tätigkeit versetzt. Um das Leben erfolgreich
zu gestalten, müssen die Gedanken ständig auf das Lebensziel ausgerichtet bleiben und
nicht hin und her wandern und sich mit unwichtigen Dingen beschäftigen oder mit
unnützen Grübeleien, welche die Folge davon sind, sich vor Verantwortung zu scheuen.
Luftschlösser bauen verdirbt das Gemüt.
Z2.423.3 (2T.429.2) Absatz: 21/27
Stelle dich der gegenwärtigen Pflicht. Verrichte sie mit ganzem Willen und mit ganzem
Herzen. Du musst dich entschließen, etwas zu unternehmen, das sowohl die geistigen wie
auch die körperlichen Kräfte fordert. Dein Herz sollte bei dem sein, was du gerade tust.
Die Ausführung der Pflicht, die vor dir liegt, ist das, was der Himmel von dir wünscht. Von
einem Werk in weiter Zukunft zu träumen und dafür Pläne zu legen, wird sich als unnütz
erweisen und dich für die Arbeit unfähig machen, so gering sie auch sein mag, die der
Himmel wünscht, dass du sie tust. Du solltest nicht darüber nachsinnen, irgendein großes
Werk zu tun, sondern verrichte freudig und gut die Arbeiten, die dir der heutige Tag bietet.
Dir sind Zentner anvertraut, die du verdoppeln sollst. Du bist verantwortlich für ihre richtige
Benutzung oder ihren Missbrauch. Du sollst nicht nach hohen Dingen trachten, nach
irgendeinem großen Dienst, sondern komme deiner kleinen Pflicht nach. Nutze deine
Talente, auch wenn es nur wenige sind, und fühle, dass du vor Gott für ihre rechte
Benutzung verantwortlich bist.
Z2.424.1 (2T.429.3) Absatz: 22/27
Du kannst nicht erwarten, dass dir Schmerzen und Müdigkeit in den Mühen und Prüfungen
des Lebens erspart bleiben. Der Sohn Gottes war Teilhaber der menschlichen Gestalt. Er
war oft müde an Leib und Geist. Er sagte: „Ich muss wirken die Werke des, der mich
gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.“ (Johannes
4,9) Du solltest aufhören, von der Zukunft zu träumen. Richte deine Gedanken auf
gegenwärtige Pflichten und erfülle sie freudig.
Z2.424.2 (2T.430.1) Absatz: 23/27
Diese Welt ist nicht des Christen Himmel. Sie ist nur die Vorbereitungsstätte. Sie ist der
Ort unseres Lebenskampfes, unseres Ringens und unserer Sorgen. Es ist sehr wichtig,
dass wir alle einen festeren Halt an der besseren Welt gewinnen, wo wir uns auf ewig des
Friedens, der Freude und des Segens erfreuen können, wenn der irdische Kampf ein
Ende hat. Ich sah, dass ihr beide in größerer Gefahr wäret, am Glauben Schiffbruch zu
erleiden, wenn ihr euch einig seid, denn ihr würdet alles in einem falschen Licht sehen. Ihr
habt beide ein wichtiges Werk zu tun, doch ihr seid in Gefahr, eure Augen vor den Fehlern
des andern zu verschließen.
Z2.424.3 (2T.430.2) Absatz: 24/27
Schwester P sollte Acht geben, den übereilten Geist ihres Mannes nicht zu erregen, indem
sie über vermeintliche Kränkungen klagt, um sein Mitleid zu erregen. Er betrachtet die
Dinge in einem übertriebenen Licht und empfindet tief über Angelegenheiten, die der
Beachtung nicht wert sind. Sie muss dies lernen und verstehen, dass es weise ist, zu
schweigen. Sie muss lernen, etwas ertragen zu können. Es ist viel einfacher, etwas dem
Gemüt einzuprägen, als es wieder zu entwurzeln, wenn es einmal darin verankert ist. Es
ist leichter, bei einem vermeintlichen Unrecht zu verweilen, als die Gefühle zu besänftigen
oder zu beherrschen, wenn sie einmal geweckt sind.
Z2.425.1 (2T.430.3) Absatz: 25/27
Bruder P besitzt Fähigkeiten, die wirklich hervorragend wären, wenn sie durch den
veredelnden Einfluss reiner Religion geläutert würden. Er kann von Nutzen sein.
Aufrichtige Frömmigkeit allein kann ihn befähigen, seinen Pflichten in dieser Welt recht
nachzukommen und ihn für den Himmel geschickt zu machen. Ein himmlischer Charakter
muss auf Erden erworben werden, mein Bruder, oder du wirst ihn nie besitzen. Deshalb
solltest du sofort mit dem Werk beginnen, das du zu tun hast. Du musst ernstlich danach
streben, für den Himmel geschickt zu werden. Lebe für den Himmel. Lebe im Glauben.
Z2.425.2 (2T.430.4) Absatz: 26/27
Bruder P, du bist ein rauer Stein. Aber die Hand eines geschickten Meisters ist an der
Arbeit. Willst du zulassen, dass er dich bearbeitet, dich in Form bringt, dich schleift und
poliert für jenes Bauwerk, das ohne den Lärm von Axt und Hammer zusammengefügt
wird? Wenn die Prüfungszeit beendet ist, kann kein Schlag mehr ausgeführt werden. Du
musst jetzt, in den Stunden der Prüfungszeit, dein ungestümes Temperament überwinden,
oder zuletzt von Gott getrennt werden.
Z2.425.3 (2T.431.1) Absatz: 27/27
Gott hat euch beide lieb und will euch retten, wenn ihr euch auf dem von ihm erwählten
Weg retten lasst. Ihr könnt erfahrungsgemäße Religion erlangen, wenn ihr wirklich danach
hungert und dürstet. Naht euch im Glauben und Demut zu Gott, bittet ihn, und er wird euch
annehmen. Aber bedenkt, dass der Jünger nicht größer ist als sein Meister noch der
Knecht größer als sein Herr. Ihr müsst jene Demut und Einfachheit des Gemüts hegen, die
in Christo zum Ausdruck kamen.Battle Creek, Michigan, 9. Februar 1869.
Kapitel 57: Fleiß und Sparsamkeit
Z2.425.4 (2T.431.2) Absatz: 1/16
Lieber Bruder, liebe Schwester R, ich wartete auf eine Gelegenheit, euch zu schreiben;
doch ich bin krank gewesen und konnte niemand schreiben. Ich will aber versuchen, euch
an diesem Morgen einige Zeilen zukommen zu lassen.
Z2.425.5 (2T.431.3) Absatz: 2/16
Nachdem ich die Pflichten gesehen hatte, die bezüglich der Bedürftigen, besonders der
Witwen und Waisen, auf Gottes Volk ruhen, wurde mir gezeigt, dass mein Mann und ich in
Gefahr sind, mehr Lasten aufzunehmen, als Gott uns auferlegt hat. Durch Zunahme
unserer Sorgen und Unruhen würden wir unseren Mut und unsere Kräfte nur schwächen.
Ich sah, dass mein Mann in unserem Fall weiterging, als es seine Pflicht war. Sein
Interesse an euch veranlasste ihn, eine Last auf sich zu nehmen, die weit über seine
Pflicht hinausging. Dies war euch nicht von Nutzen, denn es hat in euch eine Neigung
ermutigt, euch auf eure Geschwister zu verlassen. Ihr schaut auf sie um Hilfe und
Begünstigung, obgleich ihr nicht so hart arbeitet wie sie, noch immer so sparsam seid, wie
sie es als ihre Pflicht ansehen.
Z2.426.1 (2T.431.4) Absatz: 3/16
Es wurde mir gezeigt, dass ihr, meine Geschwister, viel zu lernen habt. Ihr habt nicht
gemäß eures Einkommens gelebt. Ihr habt keine Sparsamkeit gelernt. Wenn ihr hohe
Löhne verdient, wisst ihr nicht damit umzugehen, dass sie so weit wie möglich reichen. Ihr
zieht Geschmack und Appetit zu Rate, anstatt Vernunft. Manchmal gebt ihr Geld für
Nahrungsmittel aus, die sich eure Geschwister nicht leisten können. Ihr seid sehr
leichtsinnig im Geldausgeben.
Z2.426.2 (2T.432.1) Absatz: 4/16
Schwester R ist nicht gesund. Sie frönt der Esslust und belastet ihren Magen. Sie ist
unmäßig im Essen und führt dem Magen Nahrung zu, die nicht geeignet ist, ihren Körper
richtig zu ernähren. Sie isst zu viel und bewegt sich zu wenig. Dadurch wird der
Organismus stark beansprucht. Nach dem Licht, das der Herr uns gegeben hat, ist
einfache Nahrung am geeignetsten, Gesundheit und Kraft zu erhalten. Bewegung ist für
ihre Gesundheit notwendig.
Z2.426.3 (2T.432.2) Absatz: 5/16
Ihr beide habt Selbstverleugnung zu lernen. Schränke deinen Appetit ein, Bruder R. Gott
hat dir ein Kapital an Kraft gegeben. Dies hat größeren Wert als Geld und sollte höher
eingeschätzt werden. Kraft kann nicht mit Gold und Silber, mit Häuser oder Ländereien
erkauft werden. Du hast damit einen großen Besitz. Gott fordert von dir, dass du weisen
Gebrauch von diesem Kapital an Kraft machst, womit er dich gesegnet hat. Du bist ebenso
ein Haushalter wie jemand, der Geld besitzt. Es ist für dich ebenso verkehrt, deine Kraft
nicht zum besten Nutzen einzusetzen, wie es für den Reichen verkehrt ist, seinen
Reichtum habsüchtig zurückzuhalten, weil es ihm so gefällt. Du strengst dich nicht so an,
wie es sich gehört, um deine Familie zu unterhalten. Du kannst arbeiten und tust es auch,
wenn die Arbeit bequem zugerichtet ist. Aber du strengst dich nicht selbst an, das Werk in
Angriff zu nehmen mit dem Gefühl, dass es eine Pflicht ist, deine Zeit und Kraft zum
besten Nutzen und in der Furcht des Herrn einzusetzen.
Z2.427.1 (2T.432.3) Absatz: 6/16
Du bist in einem Beruf tätig gewesen, der manchmal auf einmal großen Gewinn abwirft.
Nachdem du die Mittel in Händen hattest, bist du im Hinblick auf Zeiten, wo das Geld nicht
so leicht verdient werden kann, nicht sparsam damit umgegangen, sondern hast es für
eingebildete Bedürfnisse ausgegeben. Hättet ihr beide, du und deine Frau, es als Pflicht
angesehen, die Gott euch auferlegt hat, euren Appetit und eure Wünsche zu verleugnen
und Vorsorge für die Zukunft zu treffen, anstatt nur für die Gegenwart zu leben, dann
könntet ihr jetzt euer Auskommen haben. Eure Familie könnte sich der Bequemlichkeiten
des Lebens erfreuen. Ihr habt eine Lektion zu lernen und solltet damit nicht zögern. Tut
den ersten Schritt!
Z2.427.2 (2T.433.1) Absatz: 7/16
Schwester R hat sich zu sehr auf ihren Mann gestützt. Sie hat während ihres ganzen
Lebens nach Mitgefühl von andern ausgeschaut, hat nur an sich selbst gedacht und sich
als Mittelpunkt betrachtet. Sie wurde zuviel verwöhnt und hat nicht genug Selbstvertrauen.
Sie ist ihrem Mann weder in zeitlichen noch in geistlichen Dingen eine Hilfe gewesen. Sie
muss lernen, ihre körperlichen Schwächen zu tragen und nicht ständig dabei zu verweilen,
wie sie es tut. Sie muss ihren Lebenskampf persönlich führen. Auf ihr ruht eine persönliche
Verantwortung.
Z2.427.3 (2T.433.2) Absatz: 8/16
Schwester R, dein Leben ist ein Fehlschlag gewesen. Du hast zuviel gelesen, alles was dir
in die Hände fiel. Dein Verstand hat keinen Nutzen aus dem vielen Lesen gezogen. Deine
Nerven wurden erregt, indem du rasch die Zeilen der Geschichte verschlangst. Wenn
deine Kinder dich dabei unterbrachen, hast du ärgerlich und ungeduldig mit ihnen
gesprochen. Du besitzt keine Selbstbeherrschung, deshalb versäumst du, deine Kinder
mit fester, gleichmäßiger Hand zu führen. Du handelst aus Gefühlen heraus. Einmal
verwöhnst du sie und lässt ihnen alles durchgehen, das andere Mal bist du ärgerlich,
schimpfst mit ihnen und bist streng. Diese veränderliche Erziehungsart wirkt sich sehr
nachteilig auf sie aus. Sie brauchen eine feste, zuverlässige Hand; denn sie sind
eigensinnig. Sie benötigen regelmäßige, weise, verständige Zucht.
Z2.428.1 (2T.433.3) Absatz: 9/16
Du könntest dir selbst viel Unannehmlichkeiten ersparen, wenn du deine Frauenwürde
anlegen und aus Grundsatz handeln würdest, anstatt nach Gefühlen. Du hast dir
eingebildet, dass dein Mann immer in deiner Nähe sein müsste, dass du nicht allein sein
kannst. Du musst einsehen, dass es seine Pflicht ist, zu arbeiten und seine Familie zu
unterhalten. Du solltest dich dahin erziehen, deine Wünsche und dein Verlangen zu
verleugnen und ihn nicht fühlen zu lassen, dass er sich dir anpassen müsse. Du musst
dazu beitragen, des Lebens Lasten zu tragen. Befleißige dich des Mutes und der
Seelenstärke. Sei eine Frau und kein verhätscheltes Kind. Du bist verwöhnt worden, und
man hat dir zu lange alle Lasten abgenommen und sie für dich getragen. Es ist jetzt deine
Pflicht, dein Verlangen und deine Wünsche zu verleugnen und für das gegenwärtige und
zukünftige Wohlergehen deiner Familie nach Grundsätzen zu handeln. Du fühlst dich nicht
wohl. Trotzdem solltest du zufriedenen, freudigen Geistes sein, was dir helfen würde,
einen festeren Halt in diesem Leben zu gewinnen und auch im zukünftigen.
Z2.428.2 (2T.434.1) Absatz: 10/16
Bruder R, es ist deine Pflicht, einen sorgfältigen, verständigen Gebrauch von dem Kapital
an Kraft zu machen, die Gott dir gegeben hat.
Z2.428.3 (2T.434.2) Absatz: 11/16
Schwester R, dein Gehirn ist vom Lesen ermüdet und überanstrengt. Du solltest die
Neigung unterdrücken, deine Gedanken mit allem anzufüllen, was sie nur aufnehmen
können. Du verwendest deine Lebenszeit nicht auf die beste Art und Weise. Du hast nur
dir selbst gedient, nicht anderen in deinem Umfeld. Du hast dich mehr auf deine Mutter
verlassen, als es zu deinem Besten war. Hättest du dich mehr auf deine eigenen Kräfte
verlassen und mehr Selbstvertrauen gehabt, wärst du glücklicher gewesen. Jetzt solltest
du deine eigenen Lasten tragen, so weit wie es dir möglich ist, und deinen Mann
ermutigen, die seinen zu tragen und sein Werk zu tun.
Z2.429.1 (2T.434.3) Absatz: 12/16
Wenn du deine Sucht nach Lesen und dein Trachten nach Selbstergötzung verleugnet und
mehr Zeit verwendet hättest, dich körperlich zu betätigen, und wenn du auf angemessene
gesunde Ernährung geachtet hättest, wären dir viele Leiden erspart geblieben. Ein Teil
dieser Leiden beruht auf Einbildung. Hättest du deine Gedanken darauf gerichtet, deinen
Schwächen nicht nachzugeben, wäre es nicht zur Verkrampfung der Nerven gekommen.
Du solltest deine Gedanken von dir selbst ablenken auf deine Haushaltspflichten hin und
dein Haus ordentlich, anziehend und geschmackvoll erhalten. Das viele Lesen und
Beschäftigen mit geringfügigen Dingen hat zur Vernachlässigung deiner Kinder und der
Haushaltspflichten geführt. Gerade dies sind Pflichten, die dir Gott auferlegt hat.
Z2.429.2 (2T.434.4) Absatz: 13/16
Du hast dich selbst bemitleidet. Du hast deine Gedanken auf dich selbst gerichtet und bei
deinen unguten Gefühlen verweilt. Meine Schwester, iss weniger! Betätige dich körperlich
und befasse dich mit geistlichen Dingen. Sorge dafür, dass deine Gedanken sich nicht mit
der eigenen Person beschäftigen. Erziehe dich zu einem zufriedenen, fröhlichen Geist. Du
sprichst zu viel über unnütze Dinge. Daraus ziehst du keine geistliche Stärke. Wenn die
Kraft, die im Reden verzehrt wird, dem Gebet gewidmet würde, könntest du geistlich
erstarken und dem Herrn im Herzen singen.
Z2.429.3 (2T.435.1) Absatz: 14/16
Du hast dich von Gefühlen, nicht von Pflicht und Grundsätzen leiten lassen. Du hast dich
heimwehkranken Gefühlen hingegeben und deine Gesundheit durch einen Geist der
Unrast geschädigt. Du nährst ungesunde Lebensgewohnheiten. Du musst dich
reformieren. Keiner von euch beiden ist bereit zu arbeiten, wie andere arbeiten, oder zu
essen, wie eure Geschwister essen. Wenn es in eurer Macht liegt, Dinge zu erlangen,
habt ihr sie. Es ist eure Pflicht, zu sparen.
Z2.429.4 (2T.435.2) Absatz: 15/16
Im Gegensatz zu euch wurde mir Schwester S vorgeführt. Sie ist von schwacher
Gesundheit, und hat zwei Kinder mit Näharbeit, die sehr schlecht bezahlt wird, zu
unterhalten. Seit Jahren hat sie kaum mal eine geringe Summe an Hilfe erhalten. Sie war
krank, hat aber ihre eigenen Lasten getragen. Hier war wirklich Wohltätigkeit am Platz.
Jetzt betrachtet euren Fall. Ein Mann mit einer kleinen Familie und einem guten Kapital an
Kraft, jedoch ständig in Schulden und von andern um Hilfe abhängig. Das ist ganz
verkehrt. Ihr habt eine Lektion zu lernen. Für Schwester S ist Sparsamkeit ein
Lebenskampf. Ihr besitzt eines starken Mannes Energie, und doch unterhaltet ihr euch
nicht selbst. Ihr habt ein Werk zu tun. Ihr solltet Gleichförmigkeit in der Nahrung haben.
Lebt immer einfach, wie es auch eure Geschwister tun. Lebt die Gesundheitsreform aus.
Z2.430.1 (2T.435.3) Absatz: 16/16
Jesus wirkte ein Wunder und speiste Fünftausend. Dann lehrte er eine wichtige Lektion in
Sparsamkeit: „Sammelt die übrigen Brocken, dass nichts umkomme.“ (Johannes 6,12)
Pflichten, ganz wichtige Pflichten ruhen auf euch. „Seid niemand nichts schuldig.“ (Römer
13,8) Wäret ihr schwach, unfähig zu arbeiten, dann wäre es Pflicht eurer Geschwister,
euch zu helfen. Wie die Sache steht, brauchtet ihr von euren Brüdern nur eine Starthilfe,
als ihr den Wohnplatz gewechselt habt. Wärest du, Bruder, so strebsam wie du sein
solltest und wäret ihr beide zufrieden, in den Grenzen eures Einkommens zu leben,
brauchtet ihr euch nicht in Geldschwierigkeiten befinden. Du wirst sowohl für geringen als
auch für hohen Lohn arbeiten müssen. Fleiß und Sparsamkeit würden eure Familie schon
seit langem in bessere Verhältnisse versetzt haben. Gott wünscht von dir, dass du ein
treuer Haushalter deiner Kraft bist. Er wünscht, dass du deine Familie aus Mangel und
Abhängigkeit herausführst.Battle Creek, Michigan, 22. März 1869.
Kapitel 58: Widerstand herausfordern
Z2.430.2 (2T.436.1) Absatz: 1/6
Liebe Schwester T, es wurde mir gezeigt, dass ein Fehler in deinem religiösen Leben
besteht. Du bist zu kämpferisch veranlagt. Während es dein Vorrecht ist, selbstständig zu
denken und zu handeln, bist du darin zu weit gegangen. Du hast mehr Unabhängigkeit als
Demut offenbart. Dein Verhalten dient eher dazu, andere zu reizen anstatt zu besänftigen.
Es war notwendig, in Verteidigung der Wahrheit Festigkeit zu besitzen. Doch oftmals hast
du darin geirrt, nicht jenen sanftmütigen und stillen Geist zu besitzen, den Gott so hoch
einschätzt. In deiner Familie bist du Widerstand und offenem Widerwillen gegen die
Wahrheit begegnet. Aber du hast versäumt, diesen Schwierigkeiten in der besten Art und
Weise zu begegnen. Du hast zu viel geredet und bist zu rechthaberisch gewesen. Du hast
in deinem Bemühen um deine Familie zu wenig Liebe und Zartgefühl offenbart, besonders
deinem Mann gegenüber. Du bist in Gefahr, die Dinge zu übertreiben und zu verwunden
anstatt zu heilen. Wo immer du dein Urteil unterordnen kannst, ohne die Grundsätze der
Wahrheit zu opfern, solltest du es zu deinem Besten auch tun, wenn du auch glaubst, im
Recht zu sein. Du hast eine Verantwortung, eine Identität, die nicht in deinem Mann
aufgehen kann. Doch es besteht ein Bund, der euch eins macht, und in vielen Dingen
wäre es besser für deinen Mann, deine Kinder und dich selbst, wenn du nachgiebiger
wärest. Du bist zu genau. Du suchst jene nicht zu gewinnen, die sich von dir
unterscheiden. Wenn du die Gelegenheit hast, bist du sehr schnell dabei, etwas zu
entdecken und so viel wie möglich daraus zu machen. Wenn du mehr Nachsicht,
vermischt mit freundlicher Liebe, walten ließest, und wenn du um Christi willen mehr Dinge
übersehen würdest, anstatt sie aufzugreifen und sie vorzuhalten, was zu unglücklichen
Gefühlen führt, könnte dein Einfluss ein besserer, ein rettender, sein. Du benötigst Liebe,
zärtliches Mitgefühl und Zuneigung.
Z2.431.1 (2T.437.1) Absatz: 2/6
Du siehst die Wahrheit, und dann versuchst du zu bestimmen, wie dieser und jener sie
ausleben muss. Wenn sie dem nicht nachkommen, hast du das Gefühl, dich von ihnen
zurückziehen zu müssen. Du kannst nicht Gemeinschaft mit ihnen haben, und die Liebe
zu ihnen erstirbt in deinem Herzen, wenn sie in Wirklichkeit ebenso im Recht sind wie du.
Du schaffst dir Feinde, wo du Freunde haben könntest. Du bist eifrig und positiv in deiner
Wesensart, und wenn du Wahrheitspunkte erkennst, treibst du die Sache ins Extrem.
Damit stößt du Personen zurück, anstatt sie zu gewinnen und sie an dein Herz zu binden.
Du schaust auf die unangenehmen Charakterzüge derer, mit denen du Umgang pflegst
und verweilst bei ihren scheinbaren Ungereimtheiten und Verkehrtheiten und übersiehst
ihre wertvollen Qualitäten, die einen Ausgleich schaffen. Ich wurde auf die Schriftworte
hingewiesen: „Weiter, liebe Brüder, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was
keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket
nach!“ (Philipper 4,8) Hierüber solltest du nachdenken, liebe Schwester, und einen Nutzen
daraus ziehen. Verweile bei den guten Wesenszügen deiner Gefährten, und sieh so wenig
wie möglich von ihren Fehlern und ihrem Zukurzkommen. Du besitzt zu viel vom
Kampfgeist, und bringst Dinge in Verwirrung und Streit. Du musst dein Leben und deinen
Charakter ändern, wenn du zu denen gezählt werden möchtest, die die Worte hören
werden: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus
5,9) Lass nur freundliche, liebevolle Worte betreffs der Glieder deiner Familie oder der
Gemeinde von deinen Lippen kommen.
Z2.432.1 (2T.438.1) Absatz: 3/6
Du musst dein Herz der Liebe öffnen, jener Liebe, die in Jesu Brust wohnte. Würde dein
Heiland dich so behandeln, wie du mit denjenigen umgehst, die nicht mit dir
übereinstimmen, befändest du dich bestimmt in einem unglücklichen Zustand. Dein Fall
wäre beinahe hoffnungslos. Aber ich danke dem Herrn, dass wir einen barmherzigen
Hohenpriester haben, der Mitleid mit unseren Schwächen hat. Du wurdest durch andere
geprüft und hast ihnen gegenüber einen Kurs eingeschlagen, den der Himmel nicht
gutheißen konnte. Du hast ein Werk zu tun. Möge der Einfluss der göttlichen Gnade dein
Herz besänftigen. Suche Sanftmut; suche Gerechtigkeit.
Z2.432.2 (2T.438.2) Absatz: 4/6
Du hegst Eifer für die Wahrheit. Du liebst sie und willst etwas in sie investieren. Das ist
richtig, aber gib Acht, dass die Rezepte, die du andern gibst, von gutem Beispiel begleitet
werden. Du musst nach Frieden trachten. Du kannst dies tun, ohne einen Grundsatz der
Wahrheit zu opfern. Du hast dir deinen Weg erkämpft und bist vorangestürmt, jetzt ist es
notwendig, dass du deinen Einfluss besänftigst, dass du ihn versüßt und milderst, anstatt
Widerstand herauszufordern. Du hast ein gutes Teil Selbstvertrauen und Eigendünkel an
den Tag gelegt und hast dich selbst erhöht. Jetzt musst du Jesu erhöhen und sein
fehlerloses Leben nachahmen, dem überall hin Frieden folgte.
Z2.432.3 (2T.438.3) Absatz: 5/6
Du, meine Schwester, wirst eine Prüfung für Gottes Volk sein, bis du willig bist, zu lernen
und dir raten zu lassen. Du darfst nicht fortfahren, zu meinen, du wüsstest alles. Du hast
noch viel zu lernen, bis du vor Gott vollkommen sein kannst. Die beste und schönste
Lektion, die du lernen kannst, ist die der Demut. „Lernet von mir“, sagt der demütige
Nazarener, „denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden
für eure Seelen.“ (Matthäus 11,29) Diese Lektion der Sanftmut, der Nachsicht, der Geduld
und Liebe hast du noch zu lernen und zu praktizieren. Du kannst ein Segen sein. Du
kannst solchen helfen, die der Hilfe bedürfen. Aber du musst deinen Messstab
niederlegen, denn dieser ist nicht für deinen Gebrauch bestimmt. Jemand, der nicht in
seinem Urteil irrt, der die Schwäche unserer gefallenen, verdorbenen Natur kennt, hält den
Maßstab in Händen. Er bedient die Waage des Heiligtums, und sein gerechtes Messen
müssen wir alle anerkennen.
Z2.433.1 (2T.439.1) Absatz: 6/6
Du behandelst deinen Mann nicht richtig. Du sollst ihm freundlicher und mit mehr
Ehrerbietung begegnen. Du bist streng. Du treibst die Dinge ins Extrem und schadest
deiner eigenen Seele und der Wahrheit. Du machst die Wahrheit abstoßend und
veranlasst Seelen, sie zu fürchten. Lass Liebe deine Worte besänftigen und deine Taten
würzen, und du wirst eine Veränderung in deinen Gefährten feststellen. Es wird Frieden,
Einigkeit und Harmonie an Stelle von Streit, Eifersucht und Uneinigkeit herrschen. Lass
Liebe und Zartgefühl zum Ausdruck kommen, besonders in deiner Familie und du wirst
einen Segen empfangen.
Kapitel 59: Ein Aufruf an die Gemeinde
Z2.433.2 (2T.439.2) Absatz: 1/108
Am 2. Oktober 1868 wurde mir der Zustand von Gottes bekenntlichem Volk gezeigt. Viele
von ihnen befanden sich in großer Finsternis, schienen sich aber ihres wahren Zustandes
nicht bewusst zu sein. Das Empfindungsvermögen einer großen Anzahl schien betreffs
geistlicher und ewiger Dinge gelähmt zu sein, während ihre Sinne weltlichen Belangen
gegenüber hellwach waren. Viele hegten Götzen in ihrem Herzen und praktizierten Laster,
die sie von Gott trennten und sie in Finsternis hüllten. Ich sah nur wenige, die im Licht
standen und Unterscheidungsgabe und geistliche Gesinnung besaßen, diese Steine des
Anstoßes zu entdecken und sie aus dem Weg zu räumen. Männer, die sich in sehr
verantwortlichen Stellungen in der Zentrale des Werkes befinden, schlafen. Satan hat sie
gelähmt, damit seine Pläne und Kunstgriffe nicht entdeckt werden, während er am Werk
ist, zu verstricken, zu betrügen und zu vernichten.
Z2.434.1 (2T.440.1) Absatz: 2/108
Einige, welche die Stellung eines Wächters einnehmen, um das Volk vor Gefahr zu
warnen, haben ihre Wachsamkeit aufgegeben und sich bequem zurückgelehnt. Sie sind
untreue Wächter. Sie bleiben tatenlos, während der verschlagene Feind in die Festung
eindringt und mit Erfolg an ihrer Seite wirkt, das niederzureißen, was Gott geboten hat,
aufzubauen. Sie sehen, dass Satan die Unerfahrenen und Arglosen betrügt; aber sie
nehmen es gelassen hin, als hätten sie kein besonderes Interesse, als ob diese Dinge sie
nichts angingen. Sie befürchten keine besondere Gefahr. Sie sehen keine Ursache, Alarm
zu schlagen. Ihnen scheint alles in Ordnung zu sein, und sie sehen es nicht für notwendig
an, der Posaune einen deutlichen Ton zu geben, wie er in den klaren Zeugnissen zum
Ausdruck kommt, um dem Volk ihr Übertreten und dem Hause Israel ihre Sünden zu
zeigen. Diese Tadel und Warnungen stören den Frieden dieser schläfrigen,
bequemlichkeitsliebenden Wächter, und es gefällt ihnen nicht. Sie sagen in ihrem Herzen,
wenn auch nicht in Worten: „Das ist alles unnötig. Es ist zu streng, zu hart. Diese Männer
sind unnötig beunruhigt und erregt und scheinen unwillig, uns ein wenig Ruhe oder Stille
zu gönnen. ‚Ihr macht’s zu viel. Denn die ganze Gemeinde ist überall heilig, und der Herr
ist unter ihnen.’ (4.Mose 16,3) Sie wollen uns kein bisschen Bequemlichkeit, Frieden oder
Glück gönnen. Nur aktive Arbeit, mühsame Plackerei und unermüdliche Wachsamkeit wird
diese unvernünftigen, hartherzigen Wächter zufrieden stellen. Warum prophezeien sie
nicht gute Dinge und rufen: Friede, Friede? Dann würde alles viel angenehmer sein.“
Z2.434.2 (2T.440.2) Absatz: 3/108
Das sind die wahren Gefühle vieler unserer Geschwister. Und Satan frohlockt über seinen
Erfolg, die Gemüter so vieler zu beherrschen, die sich Christen nennen. Er hat sie
betrogen, ihr Empfindungsvermögen gelähmt und sein höllisches Banner direkt in ihrer
Mitte erhöht. Sie sind so vollkommen getäuscht, dass sie ihn nicht erkennen. Sie haben
keine Götzenbilder aufgestellt, aber ihr Sünde ist in Gottes Augen nicht geringer. Sie beten
den Mammon an. Sie lieben weltlichen Gewinn. Viele werden ihr Gewissen aufopfern, um
ihr Ziel zu erreichen. Gottes bekenntliches Volk ist selbstsüchtig und sorgt nur für sich. Sie
lieben die Dinge dieser Welt und haben Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der
Finsternis. Sie haben Gefallen an der Ungerechtigkeit. Sie lieben weder Gott noch ihren
Nächsten. Sie sind Götzendiener, und sind schlimmer, viel schlimmer in Gottes Augen als
die Heiden und Götzenanbeter, die keinen besseren Weg kennen.
Z2.435.1 (2T.441.1) Absatz: 4/108
Von Christi Nachfolgern wird erwartet, von der Welt auszugehen, sich zu trennen und
nichts Unreines anzurühren. Dann haben sie die Verheißung, Söhne und Töchter des
Allerhöchsten, Glieder der königlichen Familie, zu sein. Wenn sie aber ihrerseits die
Bedingungen nicht erfüllen, werden und können sie nicht die Erfüllung der Verheißung
erwarten. Ein Bekenntnis zum Christentum ist in Gottes Augen nichts. Echter,
demutsvoller, williger Gehorsam gegenüber seinen Forderungen kennzeichnet die Kinder,
die er adoptiert hat, die Empfänger seiner Gnade und die Teilhaber an seiner großen
Erlösung. Solche werden abgesondert sein, ein Schauspiel für die Welt, den Engeln und
den Menschen. Ihr besonderer, heiliger Charakter wird sichtbar sein und wird sie deutlich
von der Welt, ihren Vorlieben und ihren Lüsten trennen.
Z2.435.2 (2T.441.2) Absatz: 5/108
Ich sah, dass nur wenige unter uns dieser Beschreibung entsprechen. Ihre Liebe zu Gott
besteht nur in Worten, nicht in der Tat und in der Wahrheit. Ihr Verhalten und ihre Werke
zeigen, dass sie nicht Kinder des Lichts, sondern Kinder der Finsternis sind. Ihre Werke
sind nicht in Gott getan, sondern in Selbstsucht, in Ungerechtigkeit. Ihre Herzen sind
seiner erneuernden Gnade fremd. Sie haben die umgestaltende Macht nicht erfahren, die
sie dazu führt, wie Christus zu wandeln. Diejenigen, die lebendige Reben am himmlischen
Weinstock sind, haben teil am Saft und der Ernährung des Weinstocks. Sie werden keine
vertrockneten und fruchtlosen Reben sein, sondern werden Leben und Kraft zeigen. Sie
werden wachsen und Frucht zu Gottes Ehre tragen. Sie werden sich von aller
Ungerechtigkeit fernhalten und ihre Heiligkeit in der Furcht Gottes vervollkommnen.
Z2.436.1 (2T.441.3) Absatz: 6/108
Gleich dem alten Israel hat die Gemeinde Gott durch ihr Entfernen vom Licht, durch
Vernachlässigung ihrer Pflicht und durch Missbrauch ihres erhabenen Vorrechts,
abgesondert und heiligen Charakters zu sein, entehrt. Ihre Glieder haben ihren Bund, nur
für ihn und für ihn allein zu leben, gebrochen. Sie haben sich mit den Selbstsüchtigen und
Weltliebenden verbunden. Stolz, Liebe zum Vergnügen und Sünden wurden gehegt, und
Christus hat sich entfernt. Sein Geist wurde in der Gemeinde ausgelöscht. Satan wirkt
Seite an Seite mit bekenntlichen Christen. Doch sie ermangeln so des geistlichen
Scharfblicks, dass sie ihn nicht entdecken. Sie fühlen nicht die Last des Werkes. Die
feierlichen Wahrheiten, zu denen sie sich bekennen, sind für sie keine Wirklichkeit. Sie
besitzen keinen echten Glauben. Männer und Frauen werden allen Glauben ausleben,
den sie wirklich haben. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Nicht ihr Bekenntnis,
sondern die Frucht, die sie hervorbringen, zeugt vom Charakter des Baumes. Viele haben
eine Form der Gottseligkeit; ihre Namen stehen im Gemeindebuch. Aber im Himmel haben
sie einen befleckten Bericht. Der berichtführende Engel hat ihre Taten getreulich
niedergeschrieben. Jede selbstsüchtige Handlung, jedes unrechte Wort, jede unerfüllte
Pflicht und jede geheime Sünde mit jeder verschlagenen Heuchelei ist im Berichtsbuch
getreulich aufgeführt, das der berichtführende Engel verwaltet.
Z2.436.2 (2T.442.1) Absatz: 7/108
Sehr viele von denen, die sich Diener Christi nennen, gehören ihm nicht an. Sie betrügen
ihre Seelen zu ihrer Vernichtung. Während sie bekennen, Diener Christi zu sein,
gehorchen sie nicht seinem Willen. „Wisset ihr nicht: welchem ihr euch begebet zu
Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid, es sei der Sünde
zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?“ (Römer 6,16) Viele, welche sich Christi
Diener nennen, gehorchen einem anderen Meister und wirken täglich dem Meister
entgegen, dem sie zu dienen vorgeben. „Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er
wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den
andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6,24)
Z2.437.1 (2T.442.2) Absatz: 8/108
Irdische und egoistische Interessen beanspruchen Seele, Geist und Kraft der
bekenntlichen Nachfolger Gottes. In jeder Hinsicht sind sie die Diener des Mammons. Sie
sind nicht der Welt mit ihren Lüsten und Begierden gekreuzigt. Nur wenige unter den
vielen, die sich Christi Nachfolger nennen, können wirklich mit dem Apostel sagen: „Es sei
aber ferne von mir, mich zu rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi,
durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“ (Galater 6,14) „Ich lebe aber;
doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das
lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich
dargegeben.“ (Galater 2,20) Wenn williger Gehorsam und wahre Liebe die Kinder Gottes
kennzeichnen, wird ihr Licht in heiligem Glanz in der Welt erstrahlen.
Z2.437.2 (2T.443.1) Absatz: 9/108
Die Worte, die Christus an seine Jünger richtete, waren für alle bestimmt, die an seinen
Namen glauben würden: „Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit
soll man‘s salzen? Es ist hinfort zu nichts nütze, denn dass man es hinausschütte und
lasse es die Leute zertreten.“ (Matthäus 5,13) Ein Bekenntnis von Frömmigkeit ohne
lebendigen Grundsatz ist ebenso wertlos wie Salz ohne seine erhaltende Wirksamkeit. Ein
prinziploser bekenntlicher Christ ist ein Gespött, eine Schande für Christum und eine
Unehre für seinen Namen. „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem
Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter
einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind.
Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und
euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,14-16)
Z2.437.3 (2T.443.2) Absatz: 10/108
Die guten Werke des Volkes Gottes haben einen machtvolleren Einfluss als Worte. Durch
ihr tugendhaftes Leben und ihre selbstlosen Taten wird der Betrachter dahin geführt, die
gleiche Gerechtigkeit zu wünschen, welche so gute Früchte hervorbringt. Er wird
angerührt von jener Macht von Gott, die selbstsüchtige menschliche Wesen ins göttliche
Ebenbild umgestaltet, und Gott ist geehrt und sein Name verherrlicht. Aber der Herr ist
entehrt und sein Werk geschändet, wenn seine Kinder sich in Knechtschaft der Welt
befinden. Sie sind der Welt Freund und Gottes Feind. Ihre einzige Hoffnung auf Errettung
ist Trennung von der Welt und dass sie mit Eifer ihren abgesonderten, heiligen und
einzigartigen Charakter beibehalten. Ach, warum will Gottes Volk nicht mit den
Bedingungen übereinstimmen, die er in seinem Wort niedergelegt hat? Täten sie es,
würden sie nicht verfehlen, die hervorragenden Segnungen zu empfangen, die Gott den
Demütigen und Gehorsamen so reichlich zuteil werden lässt.
Z2.438.1 (2T.444.1) Absatz: 11/108
Ich war über die schreckliche Finsternis vieler unserer Gemeindeglieder erstaunt. Der
Mangel an wahrer Gottseligkeit war solcherart, dass sie Finsternis und Tod verbreiteten,
anstatt das Licht der Welt zu sein. Viele geben vor, Gott zu lieben, doch mit ihren Werken
verleugneten sie ihn. Sie liebten, dienten und gehorchten ihm nicht. Bei vielen von ihnen
herrschte ein alarmierender Mangel an Grundsatz. Sie ließen sich von unheiligen
Einflüssen hin und her bewegen und schienen keine Wurzeln in sich selbst zu haben. Ich
fragte, was diese Dinge bedeuteten. Warum herrschte solch ein Mangel an geistlicher
Gesinnung, warum hatten nur so wenige eine lebendige Erfahrung in religiösen Dingen?
Ich wurde auf die Worte des Propheten hingewiesen: „Menschenkind, diese Leute hangen
mit ihrem Herzen an ihren Götzen und halten an dem Anstoß zu ihrer Missetat; sollte ich
denn ihnen antworten, wenn sie mich fragen? Darum rede mit ihnen und sage zu ihnen:
So spricht der Herr Herr: Welcher Mensch vom Hause Israel mit dem Herzen an seinen
Götzen hängt und hält an dem Anstoß zu seiner Missetat und kommt zum Propheten, dem
will ich, der Herr, antworten, wie er verdient hat mit seiner großen Abgötterei, auf dass ich
das Haus Israel fasse an ihrem Herzen, darum dass sie alle von mir gewichen sind durch
ihre Abgötterei.“ (Hesekiel 14,3-5)
Z2.438.2 (2T.444.2) Absatz: 12/108
Das Volk Gottes wurde mir in einem Zustand der Rückfälligkeit vorgeführt. Sie haben nicht
die Verherrlichung Gottes im Auge. Es herrscht Selbstverherrlichung vor. Sie suchen
eigene Ehre und doch nennen sie sich Christen. Heiligkeit des Herzens und Reinheit des
Lebens war der große Gegenstand der Lehren Christi. Nachdem Christus in seiner
Bergpredigt klar herausgestellt hatte, was getan werden muss, um gesegnet zu werden,
und was nicht getan werden darf, sagte er: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie
euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Matthäus 5,48)
Z2.439.1 (2T.445.1) Absatz: 13/108
Vollkommenheit und Heiligkeit, und nichts weniger als dies, würde sie im Ausleben der von
ihm gegeben Prinzipien erfolgreich machen. Ohne diese Heiligkeit ist das menschliche
Herz selbstsüchtig, sündig und böse. Heiligkeit wird ihren Besitzer dahin bringen, in allen
guten Werken fruchtbar zu sein. Er wird im Gutestun nie müde werden noch wird er nach
Beförderung in dieser Welt trachten. Um Beförderung wird er auf jene Zeit vorausschauen,
wenn die Majestät des Himmels die Heiligen zu seinem Thron erhöhen wird. Dann wird er
zu ihnen sagen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch
bereitet ist von Anbeginn der Welt.“ (Matthäus 24,34) Der Herr zählt dann die Werke der
Selbstverleugnung und Barmherzigkeit, des Mitleids und der Gerechtigkeit auf, die sie
getan haben. Heiligkeit des Herzens wird gerechtes Handeln hervorbringen. Es ist die
Abwesenheit von geistlicher Gesinnung und Heiligkeit, die zu ungerechtem Handeln, zu
Neid, Hass, Eifersucht, übler Nachrede und jeder hassenswerten, widerwärtigen Sünde
führt.
Z2.439.2 (2T.445.2) Absatz: 14/108
Ich habe versucht, in der Furcht Gottes seinem Volk seine Gefahren und Sünden vor
Augen zu führen und habe mich nach besten Kräften bemüht, die Geschwister
aufzuwecken. Ich habe Aufsehen erregende Tatsachen dargelegt, und wenn sie diese
geglaubt hätten, würden sie ihnen Qual und Entsetzen verursacht und sie zu eifriger Reue
über ihre Sünden und Ungerechtigkeit geführt haben. Ich habe ihnen gesagt, dass nach
dem, was mir gezeigt wurde, schließlich nur eine kleine Zahl derer, die jetzt vorgeben, der
Wahrheit zu glauben, gerettet würden – nicht weil sie nicht gerettet werden könnten,
sondern weil sie nicht auf dem von Gott vorgeschriebenen Weg gerettet werden wollen.
Der Weg, den unser göttlicher Herr bezeichnet hat, ist zu schmal, und die Pforte zu eng,
um sie zuzulassen, während sie nach der Welt haschen oder Selbstsucht oder Sünden
irgendwelcher Art hegen. Da ist kein Platz für diese Dinge, und doch gibt es nur wenige,
die bereit sind, mit ihnen zu brechen, damit sie den schmalen Weg betreten und zur engen
Pforte eingehen können.
Z2.440.1 (2T.446.1) Absatz: 15/108
Christi Worte sind klar: „Ringet darnach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet; denn
viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hineinkommen, und werden‘s
nicht tun können.“ (Lukas 13,24) Nicht alle bekenntlichen Christen sind von Herzen
Christen. Es gibt heute in Zion Sünder, wie es sie vor alters gab. Jesaja spricht von ihnen
mit Bezug auf den Tag Gottes: „Die Sünder zu Zion sind erschrocken, Zittern ist die
Heuchler angekommen und sie sprechen: Wer ist unter uns, der bei einem verzehrenden
Feuer wohnen möge? Wer ist unter uns, der bei der ewigen Glut wohne? Wer in
Gerechtigkeit wandelt und redet, was recht ist; wer Unrecht hasst samt dem Geiz und
seine Hände abzieht, dass er nicht Geschenke nehme; wer seine Ohren zustopft, dass er
nicht Blutschulden höre, und seine Augen zuhält, dass er nichts Arges sehe: der wird in
der Höhe wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm
gegeben, sein Wasser hat er gewiss.“ (Jesaja 33,14-16)
Z2.440.2 (2T.446.2) Absatz: 16/108
Es gibt jetzt Heuchler, die erzittern müssen, wenn sie sich im wahren Licht betrachten. Ihre
eigene Verdorbenheit wird sie an jenem Tage, der bald über uns hereinbrechen wird, mit
Schrecken erfüllen, „denn siehe, der Herr wird ausgehen von seinem Ort, heimzusuchen
die Bosheit der Einwohner des Landes.“ (Jesaja 26,21) Ach, dass sie jetzt mit Schrecken
erfüllt und ihren wahren Zustand erkennen und sich erheben möchten, während noch
Gnade und Hoffnung ist. Möchten sie jetzt ihre Sünden bekennen und ihre Seelen sehr vor
Gott demütigen, damit er ihre Übertretungen vergeben und ihren Abfall heilen kann! Die
Kinder Gottes sind nicht vorbereitet auf die furchtbaren, prüfenden Szenen vor uns, sie
sind nicht bereit, rein von allen Übeln und Lüsten inmitten der Gefahren und
Verderbtheiten dieses heruntergekommenen Zeitalters dazustehen. Sie sind nicht mit dem
Panzer der Gerechtigkeit bekleidet und unvorbereitet, gegen die überhand nehmende
Bosheit anzukämpfen. Viele wandeln nicht in Gottes Geboten, obgleich sie vorgeben,
ihnen zu gehorchen. Gehorchten sie treu allen göttlichen Vorschriften, würden sie eine
Macht besitzen, welche die Herzen der Ungläubigen überzeugen würde.
Z2.441.1 (2T.447.1) Absatz: 17/108
Ich habe versucht, meine Pflicht zu tun. Ich habe die speziellen Sünden einiger
herausgestellt. Es wurde mir gezeigt, dass Gott in seiner Weisheit nicht die Sünden und
die Irrtümer aller offenbart. Alle würden genügend Erkenntnis haben, ihre Sünden und
Fehler zu sehen, wenn sie es wünschten und ernsthaft entschlossen wären, sie abzulegen
und in der Furcht Gottes Heiligkeit zu erlangen. Sie könnten sehen, welche Sünden Gott
kennzeichnete und in andern rügte. Wenn auch sie diese hegten, sollten sie wissen, dass
sie von Gott verabscheut würden und von ihm getrennt waren. Würden sie nicht ernst und
eifrig bestrebt sein, diese Sünden hinwegzutun, würden sie in Finsternis zurückgelassen
werden. Gott ist zu rein, um Ungerechtigkeit anzusehen. Die Sünde bei dem einen ist in
seinen Augen genauso beleidigend wie bei dem andern. Ein unparteiischer Gott macht
keine Ausnahme. Alle Schuldigen werden durch diese persönlichen Zeugnisse
angesprochen; obgleich ihre Namen nicht in diesen speziellen Zeugnissen erwähnt
werden mögen. Wenn Einzelne darüber hinweggehen und ihre eigenen Sünden zudecken,
weil ihre Namen nicht besonders genannt werden, wird Gott ihnen kein Gedeihen
schenken. Sie können keine Fortschritte im geistlichen Leben machen, sondern es wird in
ihnen immer dunkler werden, bis ihnen das Licht des Himmels endgültig entzogen wird.
Z2.441.2 (2T.447.2) Absatz: 18/108
Diejenigen, die sich zur Gottseligkeit bekennen, aber nicht durch die Wahrheit geheiligt
sind, werden ihr Verhalten nicht wesentlich ändern, von dem sie wissen, dass es von Gott
gehasst wird, weil sie nicht der Prüfung unterworfen sind, persönlich für ihre Sünden
getadelt zu werden. Durch die Zeugnisse an andere wird ihr Fall deutlich dargelegt. Sie
hegen das gleiche Übel. Wenn sie in ihren Sünden fortfahren, verletzen sie ihr Gewissen,
verhärten ihre Herzen und versteifen ihren Nacken ebenso, als wenn die Zeugnisse
unmittelbar an sie gerichtet worden wären. Wenn sie ihre Augen verschließen und sich
weigern, ihre Sünden aufzugeben und ihre Verkehrtheiten durch demütiges Bekennen,
durch Reue und Erniedrigung zu korrigieren, erwählen sie ihren eigenen Weg, bleiben ihm
überlassen und werden zuletzt von Satan nach seinem Willen gefangen geführt. Sie
mögen kühn werden, weil es ihnen gelingt, ihre Sünden vor andern zu verbergen und weil
Gottes Gerichte nicht sichtbar über sie hereinbrechen. Sie mögen in dieser Welt scheinbar
Erfolg haben. Sie mögen arme, kurzsichtige Sterbliche täuschen und trotz ihrer Sünden
als Vorbilder in Frömmigkeit angesehen werden. Aber Gott kann nicht getäuscht werden.
„Weil nicht alsbald geschieht ein Urteil über die bösen Werke, dadurch wird das Herz der
Menschen voll, Böses zu tun. Ob ein Sünder hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß
ich doch, dass es wohl gehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen.
Aber dem Gottlosen wird es nicht wohl gehen; und wie ein Schatten werden nicht lange
leben, die sich vor Gott nicht fürchten.“ (Prediger 8,11-13) Obgleich das Leben des
Sünders auf Erden lange währen mag, so doch nicht auf der neuen Erde. Er wird zur Zahl
derer gehören, die David in seinen Psalmen erwähnt: „Es ist noch um ein kleines, so ist
der Gottlose nimmer; und wenn du nach seiner Stätte sehen wirst, wird er weg sein. Aber
die Elenden werden das Land erben und Lust haben in großem Frieden.“ (Psalm 37,10.11)
Z2.442.1 (2T.448.1) Absatz: 19/108
Gnade und Wahrheit sind den Demütigen und Reumütigen verheißen, aber Gerichte sind
für die Sünder und Empörerischen vorbereitet. „Gerechtigkeit und Gericht ist deines
Stuhles Festung.“ (Psalm 89,15) Ein böses und ehebrecherisches Volk wird dem Zorn
Gottes nicht entrinnen und der Bestrafung, die es verdient hat. Der Mensch ist gefallen. Es
wird das Werk eines ganzen Lebens sein, sei es länger oder kürzer, sich von jenem Fall
zu erholen und durch Christum das göttliche Ebenbild wiederzugewinnen, das durch
Sünde und fortgesetzte Übertretung verloren ging. Gott fordert eine gründliche
Umgestaltung von Seele, Leib und Geist, damit der Zustand zurückerlangt werden kann,
der durch Adam verloren ging. Der Herr sendet in Gnaden Lichtstrahlen, um dem
Menschen seinen wahren Zustand zu zeigen. Wenn er nicht im Licht wandelt, zeigt er,
dass er die Finsternis liebt. Er will nicht ans Licht kommen, damit seine Taten nicht gerügt
werden.
Z2.443.1 (2T.449.1) Absatz: 20/108
Der Fall von N. Fuller hat mir viel Kummer und Herzeleid gebracht. Dass er sich Satans
Herrschaft übergeben hat, um solche Bosheit zu tun, wie er es getan hat, ist schrecklich.
Ich glaube, dass Gott diesen Fall von Heuchelei und Schändlichkeit auf die Art und Weise,
wie es geschah, ans Licht gebracht hat, damit er als Warnung für andere diene. Hier ist ein
Mann, der mit den Lehren der Bibel bekannt war, der den von mir in seiner Gegenwart
vorgebrachten Zeugnissen gelauscht hatte, die gerade von den Sünden sprachen, deren
er schuldig war. Mehr als einmal hatte er mich entschieden gegen die Sünden sprechen
hören, die diese Generation kennzeichnen, dass überall Verdorbenheit herrscht, dass
böse Leidenschaften die Männer und Frauen im Allgemeinen beherrschen, dass unter den
Massen Verbrechen dunkelster Art fortwährend begangen werden, und dass sie ganz von
ihrer eigenen Verdorbenheit durchdrungen sind. Die bekenntlichen Kirchen sind angefüllt
mit Hurerei und Ehebruch, Verbrechen und Mord, als Resultat von niedriger, verdorbener
Leidenschaft; aber diese Dinge sind zugedeckt. Prediger in hohen Positionen sind
schuldig. Doch ein Mantel der Frömmigkeit bedeckt ihre finsteren Taten, und von Jahr zu
Jahr fahren sie in ihrer Heuchelei fort. Die Sünden der bekenntlichen Kirchen reichen bis
an den Himmel, und die Aufrichtigen werden ans Licht gebracht und werden von ihnen
ausgehen.
Z2.443.2 (2T.449.2) Absatz: 21/108
Wie Gott mir kundgetan hat, wird Hurerei und Ehebruch von einer großen Anzahl der
Ersten-Tags-Adventisten als eine Sünde betrachtet, die Gott leicht nimmt. Diese Sünden
werden in großem Ausmaß begangen. Sie anerkennen nicht die Anforderungen des
Gesetzes Gottes als für sie bindend. Sie haben die Gebote des großen Jehovas
gebrochen und belehren ihre Zuhörer mit Eifer, das Gleiche zu tun. Sie erklären, dass das
Gesetz Gottes abgeschafft sei und dass es keine Ansprüche an sie stellt. In
Übereinstimmung mit dieser freizügigen Einstellung erscheint die Sünde nicht so
außerordentlich sündhaft, „denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ (Römer
3,20) Wir müssen erwarten, unter dieser Menschenklasse solche zu finden, die betrügen,
lügen und ihren Leidenschaften freien Lauf lassen. Aber Männer und Frauen, welche die
Zehn Gebote als bindend anerkennen, die das vierte Gebot des Dekalogs beobachten,
sollten in ihrem Leben die Grundsätze aller zehn Vorschriften durchführen, die unter
feierlicher Machtentfaltung am Sinai verkündigt wurden.
Z2.444.1 (2T.450.1) Absatz: 22/108
Siebenten-Tags-Adventisten, die vorgeben, auf Christi Wiederkunft zu warten und sie zu
lieben, sollten nicht dem Kurs von Weltmenschen folgen. Sie sind kein Maßstab für die
Beobachter der Gebote. Auch können sie nicht dem Vorbild der Ersten-Tags-Adventisten
folgen, welche sich weigern, die Ansprüche des Gesetzes Gottes anzuerkennen und sie
mit Füßen treten. Diese Menschen sind kein Maßstab für sie. Adventisten, welche die
Gebote halten, nehmen eine besondere, erhabene Stellung ein. Johannes sah sie in
heiligem Gesicht und beschreibt sie folgendermaßen: „Hier sind, die da halten die Gebote
Gottes und den Glauben Jesum.“ (Offenbarung 14,12)
Z2.444.2 (2T.450.2) Absatz: 23/108
Der Herr machte einen besonderen Bund mit dem alten Israel: „Werdet ihr nun meiner
Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen
Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein priesterlich Königreich und ein
heiliges Volk sein.“ (2.Mose 19,5.6) In diesen letzten Tagen spricht der Herr zu seinem
Volk, das die Gebote hält: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche
Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die
Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
Liebe Brüder, ich ermahne euch als die Fremdlinge und Pilgrime: Enthaltet euch von
fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten.“ (1.Petrus 2,9.11)
Z2.444.3 (2T.450.3) Absatz: 24/108
Nicht alle, welche vorgeben die Gebote Gottes zu beobachten, halten ihren Körper in
Heiligung und Ehren. Die feierlichste Botschaft, die je Sterblichen anvertraut wurde, ist
diesem Volk übertragen. Sie können einen machtvollen Einfluss ausüben, wenn sie durch
dieselbe geheiligt sind. Sie geben vor, auf der Plattform ewiger Wahrheit zu stehen und
alle Gebote Gottes zu halten. Deshalb ist ihr Verbrechen, der Sünde zu huldigen, indem
sie sich der Hurerei und dem Ehebruch hingeben, zehnmal schlimmer als bei jener von mir
erwähnten Klasse, die Gottes Gesetz nicht als für sie bindend anerkennt. Wenn solche,
die sich zu Gottes Gesetz bekennen, seine Vorschriften übertreten, entehren sie Gott und
schänden die Wahrheit.
Z2.445.1 (2T.451.1) Absatz: 25/108
Es war das Vorherrschen gerade dieser Sünde, Hurerei, unter dem alten Israel, die ihnen
in besonderer Weise Gottes Missfallen einbrachte. Dieser abscheulichen Sünde folgten
seine Gerichte unmittelbar; Tausende fielen ihnen zum Opfer, und ihre befleckten
Leichname wurden in der Wüste zurückgelassen. „Aber an ihrer vielen hatte Gott kein
Wohlgefallen; denn sie wurden niedergeschlagen in der Wüste. Das ist aber uns zum
Vorbilde geschehen, dass wir nicht uns gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet
hat. Werdet auch nicht Abgöttische, gleichwie jener etliche wurden, wie geschrieben steht:
‚Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken, und stand auf, zu spielen.’ Auch
lasset uns nicht Hurerei treiben, wie etliche unter jenen Hurerei trieben, und fielen auf
einen Tag dreiundzwanzigtausend. Lasset uns aber auch Christum nicht versuchen, wie
etliche von jenen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht. Murret auch
nicht, gleichwie jener etliche murrten und wurden umgebracht durch den Verderber.
Solches alles widerfuhr jenen zum Vorbilde; es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf
welche das Ende der Welt gekommen ist. Darum, wer sich lässt dünken, er stehe, mag
wohl zusehen, dass er nicht falle.“ (1.Korinther 10,5-12)
Z2.445.2 (2T.451.2) Absatz: 26/108
Mehr als alle anderen Menschen sollten gerade wir Siebenten-Tags-Adventisten eine
vorbildliche Frömmigkeit pflegen, heiligen Herzens sein und rein in unseren Worten. In
Gegenwart von N. Fuller erwähnte ich, dass Gott von dem Volk, das er zu seinem
besonderen Schatz erwählt hat, erwartet, dass es edel, geläutert und geheiligt sei,
teilhaftig geworden der göttlichen Natur, indem es der vergänglichen Lust der Welt absagt.
Legte jemand ein solch hohes Bekenntnis ab, frönte aber dabei der Sünde und dem
Laster, so wüchse seine Schuld ins Unermessliche. Der Herr tadelt die Sünden des einen,
um dadurch andere Menschen zu warnen.
Z2.446.1 (2T.452.1) Absatz: 27/108
Warnungen und Verweise werden den Irrenden unter den Siebenten-Tags-Adventisten
nicht deshalb gegeben, weil ihr Leben etwa mehr zu tadeln wäre als das Leben der
Angehörigen anderer Gemeinschaften; auch nicht, weil ihr Beispiel oder ihre Handlungen
schlechter wären als die jener Adventisten, die den Forderungen des Gesetzes Gottes
nicht gehorchen wollen, sondern vielmehr, weil sie eine Erkenntnis besitzen und sich als
Gottes besonderes, auserwähltes Volk bekennen, dem Gott sein Gesetz ins Herz
geschrieben hat. Sie kennzeichnen sich als treue Untertanen des Höchsten, indem sie den
Gesetzen seiner Regierung Gehorsam zollen. Sie sind Gottes Stellvertreter auf Erden.
Doch jede Sünde trennt sie von Gott und entehrt in spezieller Weise seinen Namen, weil
dadurch den Feinden seines heiligen Gesetzes Gelegenheit gegeben wird, sein Werk und
sein Volk zu schmähen. Dieses Volk nannte er: „... das auserwählte Geschlecht, das
königliche Priestertum, das heilige Volk und das Volk des Eigentums“, dass es
verkündigen soll die Tugenden des, der sie berufen hat von der Finsternis zu seinem
wunderbaren Licht. (1.Petrus 2,9)
Z2.446.2 (2T.452.2) Absatz: 28/108
Das Volk, das mit dem Gesetz des Herrn auf Kriegsfuß steht und es als besonderes
Verdienst betrachtet, die spöttischsten und gehässigsten Dinge zu reden, zu schreiben
und zu tun, um diesem Gesetz seine Nichtachtung zu zeigen, mag ein begeistertes
Bekenntnis seiner Liebe zu Gott ablegen und zweifellos auch einigen religiösen Eifer
besitzen, wie etwa die jüdischen Hohenpriester und Ältesten. Dennoch wird am Tag des
Herrn die Majestät des Himmels von diesem Volk sagen: „Zu leicht befunden!“ – „Durch
das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ (Römer 3,20) Der Spiegel, der ihnen die
Mängel ihres Charakters aufdecken soll, macht sie wütend, weil ihre Sünden zu deutlich
zu Tage treten. Führende Adventisten, die das Licht Gottes zurückgewiesen haben, rasen
gegen sein heiliges Gesetz, wie die jüdische Nation gegen den Sohn Gottes. Sie befinden
sich jedoch in einem furchtbaren Irrtum; sie verführen andere und werden selbst verführt.
Sie wollen nicht ans Licht kommen, damit sie für ihr Handeln nicht bestraft werden. Solche
Menschen sind unbelehrbar. Aber der Herr straft und züchtigt das Volk, das sein Gesetz zu
halten bekennt. Er offenbart dessen Sünden und Missetaten, weil er es davon befreien
möchte. Es soll in der Furcht Gottes heilig und vorbereitet sein, im Herrn zu sterben oder
für den Himmel verwandelt zu werden. Gott schilt, tadelt und züchtigt sein Volk, damit es
geläutert und geheiligt endlich zu seinem Thron erhoben werde.
Z2.447.1 (2T.453.1) Absatz: 29/108
Ältester Fuller hat die Zeugnisse gehört, die öffentlich vorgetragen wurden, dass unter
dem bekenntlichen Volk Gottes nicht alle heilig sind, dass einige verdorben sind. Gott
suchte sie emporzuheben, aber sie weigerten sich, einen höheren Stand einzunehmen.
Die verdorbenen tierischen Triebe gewannen die Oberhand, und die moralischen und
geistigen Kräfte wurden ihnen unterworfen und zu ihren Knechten gemacht. Solche, die
ihre niederen Leidenschaften nicht beherrschen, können die Versöhnung nicht würdigen
noch den Wert der Seele richtig einschätzen. Sie haben die Erlösung nicht erfahren noch
verstanden. Die Befriedigung ihrer tierischen Triebe ist ihr höchstes Lebensziel. Gott wird
nur Reinheit und Heiligkeit annehmen. Ein Flecken, eine Runzel, ein Charakterfehler wird
sie für immer vom Himmel ausschließen, mit all seiner Herrlichkeit und seinen Schätzen.
Z2.447.2 (2T.453.2) Absatz: 30/108
Für alle, die aufrichtig, ernstlich und mit voller Absicht ans Werk gehen, die Heiligkeit in der
Furcht Gottes zu vervollkommnen, ist reichlich Vorsorge getroffen worden. Kraft, Gnade
und Herrlichkeit sind durch Christum vorgesehen, um den Erben der Erlösung durch
dienstbare Engel überbracht zu werden. Niemand ist so herabgewürdigt, so verdorben und
lasterhaft, dass er in Jesu, der für ihn starb, nicht Kraft, Reinheit und Gerechtigkeit
erlangen könnte, wenn er seine Sünden ablegt, nicht mehr in der Ungerechtigkeit fortfährt
und sich mit ganzem Herzen dem lebendigen Gott zuwendet. Er wartet darauf, ihnen die
mit Sünden befleckten Kleider auszuziehen und sie mit den weißen, glänzenden
Gewändern der Gerechtigkeit zu bekleiden. Er gebietet ihnen zu leben, und nicht zu
sterben. In ihm können sie gedeihen. Ihre Zweige werden weder verdorren noch fruchtlos
sein. Wenn sie in ihm bleiben, können sie Saft und Nahrung von ihm ziehen, mit seinem
Geist beseelt werden, wandeln wie er gewandelt hat, überwinden wie er überwand und zu
seiner rechten Hand erhöht werden.
Z2.448.1 (2T.454.1) Absatz: 31/108
Ältester Fuller ist gewarnt worden. Die Warnungen, die andern erteilt wurden, verdammten
ihn. Die Sünden, die bei andern getadelt wurden, waren ein Verweis für ihn und gaben ihm
genügend Licht, wie Gott Vergehen dieser Art, wie er sie beging, betrachtet. Aber er wollte
sich nicht von seinen bösen Wegen abwenden. Er fuhr in seinem schrecklichen, gottlosen
Werk fort, die Leiber und Seelen seiner Herde zu verderben. Satan hatte die sinnlichen
Neigungen gestärkt, die dieser Mann nicht unterdrücken wollte, und benutzte sie, Seelen
zum Tod zu führen.
Z2.448.2 (2T.454.2) Absatz: 32/108
Während er vorgab, Gottes Gesetz zu halten, übertrat er in frevelhafter Weise seine
deutlichen Vorschriften. Er hat sich der Befriedigung sinnlichen Vergnügens hingegeben.
Er hat sich verkauft, Böses zu tun. Was wird der Lohn für einen solchen Mann sein? Die
Entrüstung und der Zorn Gottes werden ihn für seine Sünden bestrafen. Die Rache Gottes
wird sich gegen alle richten, deren sinnliche Leidenschaften unter dem Deckmantel des
Predigtamtes verborgen werden. Während er vorgab, ein Hirte der Herde zu sein, führte er
die Herde in den sicheren Untergang. Diese furchtbaren Folgen sind die Früchte einer
fleischlichen Gesinnung, welche „eine Feindschaft wider Gott (ist), sintemal das Fleisch
dem Gesetz Gottes nicht untertan ist, denn es vermag’s auch nicht.“ (Römer 8,7)
Z2.448.3 (2T.454.3) Absatz: 33/108
Ich wurde auf die Schriftstelle hingewiesen: „So lasset nun die Sünde nicht herrschen in
eurem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten. Auch begebet nicht der
Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern begebet euch selbst Gott, als
die da aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit.“
(Römer 6,12.13) Bekenntliche Christen, wenn euch kein weiteres Licht gegeben wäre als
das in diesem Text enthaltene, seid ihr ohne Entschuldigung, wenn ihr euch erlaubt, von
niedrigen Leidenschaften beherrscht zu werden.
Z2.448.4 (2T.454.4) Absatz: 34/108
Das Wort Gottes genügt, um den beschränktesten Verstand zu erleuchten, und kann von
allen verstanden werden, die es verstehen wollen. Trotz allem gibt es einige, die vorgeben
Gottes Wort zu studieren, die in direktem Widerspruch zu seinen deutlichen Lehren
handeln. Um Männer und Frauen ohne Entschuldigung zu lassen, gibt Gott zusätzlich
klare und bestimmte Zeugnisse und führt sie zurück aufs Wort, dem zu folgen sie
versäumten. Doch diejenigen, die den eigenen Lüsten dienen, wenden sich von all diesem
Licht ab. Sie wollen ihre Sünden nicht aufgeben, sondern fahren fort, Lust an der
Ungerechtigkeit zu haben, und das angesichts der Strafandrohungen und Rache Gottes
gegen jene, die solches tun.
Z2.449.1 (2T.455.1) Absatz: 35/108
Seit langem habe ich die Absicht, zu meinen Schwestern zu sprechen und ihnen zu sagen,
dass ihrerseits ein großer Fehler vorliegt, wie mir der Herr von Zeit zu Zeit gezeigt hat. Sie
sind nicht achtsam, allen bösen Schein zu meiden. Sie sind nicht immer in ihrem Verhalten
vorsichtig, wie es sich für Frauen gebührt, die sich zur Gottseligkeit bekennen. Ihre Worte
sind nicht so auserwählt, wie sie aus dem Mund von Frauen kommen sollten, die Gottes
Gnade empfangen haben. Sie sind zu familiär mit ihren Brüdern. Sie halten sich in ihrer
Nähe auf, sie sind ihnen geneigt und scheinen ihre Gesellschaft zu suchen. Sie sind sehr
erfreut über ihre Aufmerksamkeit.
Z2.449.2 (2T.455.2) Absatz: 36/108
Nach dem Licht, das Gott mir gegeben hat, sollten unsere Schwestern einen anderen Weg
einschlagen. Sie sollen sich reservierter verhalten, nicht so dreist sein und in sich selbst
„Scham und Zucht“ ermutigen. Beide, Brüder und Schwestern, geben sich, wenn sie
beisammen sind, zuviel lustigem Geplauder hin. Frauen, die vorgeben fromm zu sein,
ergehen sich in vielen Späßen, Neckereien und Gelächter. Dies ist unschicklich und
betrübt den Geist Gottes. Diese Zurschaustellungen offenbaren einen Mangel an wahrhaft
christlicher Bildung. Sie stärken nicht die Seele in Gott, sondern bringen große Finsternis.
Sie vertreiben die reinen, edlen Engel des Himmels und bringen jene, die sich diesen
Dingen hingeben, auf ein niedriges Niveau.
Z2.449.3 (2T.456.1) Absatz: 37/108
Unsere Schwestern sollten sich wahrer Sanftmut befleißigen. Sie sollten nicht vorlaut,
gesprächig und dreist sein, sondern bescheiden, anspruchslos und langsam zum Reden.
Sie können höflich sein. Freundlich, zartfühlend, mitleidig, nachsichtig und demütig zu
sein, wäre Gott wohlgefällig. Wenn sie diese Haltung einnehmen, werden sie nicht mit
ungebührlicher Aufmerksamkeit von Männern innerhalb oder außerhalb der Gemeinde
bedacht werden. Alle werden fühlen, dass diese gottesfürchtigen Frauen von einer
Atmosphäre der Reinheit umgeben sind, die sie vor unerlaubten Freiheiten schützten.
Z2.450.1 (2T.456.2) Absatz: 38/108
Einige Frauen, die sich zur Gottseligkeit bekennen, sind sorglos und freizügig in ihrem
Betragen, das zu Verkehrtheiten und zum Bösen führt. Aber jene gottesfürchtigen Frauen,
deren Gedanken und Herzen bei Themen verweilen, welche die Reinheit des Lebens
stärken, und welche die Seele zum Umgang mit Gott erhöhen, werden nicht so leicht vom
Pfad der Redlichkeit und Tugend abirren. Sie werden vor Satans Verführungskünsten
gefeit sein. Sie werden vorbereitet sein, seinen täuschenden Kunstgriffen zu widerstehen.
Z2.450.2 (2T.456.3) Absatz: 39/108
Aufgeblasenheit, die Mode der Welt, Augenlust und Fleischeslust stehen in Verbindung mit
dem Fall der Unglücklichen. Was dem natürlichen Herzen und dem fleischlichen Sinn
gefällt, wird gehegt. Wäre die Fleischeslust in ihren Herzen entwurzelt, wären sie nicht so
schwach. Wenn unsere Schwestern die Notwendigkeit empfänden, ihre Gedanken zu
reinigen und sich nie Sorglosigkeit im Verhalten erlaubten, was zu falschen Handlungen
führt, brauchten sie nicht im Geringsten ihre Reinheit zu besudeln. Wenn sie die Sache so
betrachteten, wie Gott sie mir vorgeführt hat, würden sie solch eine Abscheu vor unreinen
Handlungen entwickeln, dass sie nicht unter jenen gefunden werden, die durch Satans
Versuchungen fallen, ganz gleich, wen er als Werkzeug benutzt.
Z2.450.3 (2T.456.4) Absatz: 40/108
Ein Prediger mag mit erhabenen, heiligen Dingen zu tun haben und doch unheiligen
Herzens sein. Er mag sich Satan übergeben, Bosheit ausüben und die Seelen und Leiber
seiner Herde verderben. Wenn jedoch die Gemüter von Frauen und Jugendlichen, die
vorgeben, Gott zu lieben und zu fürchten, durch seinen Geist gefestigt wären, wenn sie
ihre Sinne zu reinen Gedanken erzögen und sich selbst darin geübt hätten, allen bösen
Schein zu meiden, dann würden sie vor allem unreinen Anerbieten und der Verdorbenheit
rings um sie her sicher sein. Der Apostel Paulus schrieb von sich selbst: „Ich betäube
meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht den andern predige, und selbst verwerflich
werde.“ (1.Korinther 9,27)
Z2.451.1 (2T.457.1) Absatz: 41/108
Wenn ein Prediger des Evangeliums seine niederen Triebe nicht beherrscht, wenn er
versäumt, dem Beispiel des Apostels zu folgen und sein Bekenntnis und seinen Glauben
so entehrt, dass er sogar die Befriedigung der Sünde mit Namen nennt, sollten unsere
Schwestern, die Gottseligkeit bekennen, sich nicht für einen Augenblick schmeicheln, dass
Sünde oder Verbrechen ihre Sündhaftigkeit auch nur im Geringsten vermindert, weil ihr
Prediger es wagt, sie zu begehen. Die Tatsache, dass Männer in verantwortlichen
Stellungen zeigen, dass sie mit der Sünde vertraut sind, sollte die Schuld und die Größe
der Sünde in niemandes Gemüt geringer erscheinen lassen. Sünde sollte als geradeso
sündhaft und verabscheuungswürdig betrachtet werden, wie sie zuvor geschildert wurde.
Die Gemüter der Reinen und Edlen sollten denjenigen, der der Sünde huldigt,
verabscheuen und meiden, wie sie vor einer Schlange fliehen würden, deren Stich tödlich
ist.
Z2.451.2 (2T.457.2) Absatz: 42/108
Wären die Schwestern so edel und würden sie Herzensreinheit besitzen, würde jede
unsittliche Annäherung, selbst von ihrem Prediger, so entschieden zurückgewiesen, dass
sie sich nie wiederholte. Gemüter müssen schrecklich von Satan verblendet sein, wenn sie
der Stimme des Verführers lauschen können, weil er ein Prediger ist, wenn sie Gottes
deutliche, klare Gebote übertreten und sich dann schmeicheln, sie hätten keine Sünde
begangen. Haben wir nicht die Worte des Apostels Johannes: „Wer da sagt: Ich kenne ihn,
und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist keine Wahrheit“?
(1.Johannes 2,4) Was sagt das Gesetz? „Du sollst nicht ehebrechen.“ (2.Mose 20,14)
Wenn ein Mann, der vorgibt, Gottes heiliges Gesetz zu halten und der einen heiligen
Dienst versieht, Vorteil aus dem Vertrauen zieht, welches seine Stellung ihm sichert,
seinen verdorbenen Lüsten dient, dann sollte diese Tatsache genügen, jeder Frau, die sich
zur Frömmigkeit bekennt, zu zeigen, dass jeder unreine Antrag von ihm direkt von Satan
kommt, verkleidet als Engel des Lichts, auch wenn sein Bekenntnis so hoch wie der
Himmel sein mag. Ich kann nicht glauben, dass Gottes Wort in den Herzen derer wohnt,
die so bereitwillig ihre Unschuld und Tugend auf dem Altar sinnlicher Leidenschaft opfern.
Z2.452.1 (2T.458.1) Absatz: 43/108
Meine Schwestern, vermeidet selbst den Schein des Bösen. In diesem schnellen Zeitalter,
von Verdorbenheit erfüllt, seid ihr nicht sicher, wenn ihr nicht ständig auf der Hut seid.
Tugend und Sittsamkeit sind selten. Ich rufe euch als Christi Nachfolger auf, die ihr ein
hohes Bekenntnis ablegt, die kostbare, unschätzbare Tugend der Sittsamkeit zu pflegen.
Dies wird euer Schutz sein. Wenn ihr darauf hofft, euch am Ende der Schar der reinen,
heiligen Engel anzuschließen und in einer Atmosphäre leben zu können, wo es nicht die
geringste Befleckung durch die Sünde gibt, dann befleißigt euch der Sittsamkeit und
Tugend. Nichts anderes als Reinheit, heilige Reinheit, wird der großen Untersuchung
standhalten, am Tage Gottes zu bestehen und in einen reinen und heiligen Himmel
aufgenommen zu werden.
Z2.452.2 (2T.458.2) Absatz: 44/108
Die geringste Einflüsterung, aus welcher Quelle sie auch stammt, die euch einlädt, der
Sünde zu huldigen oder die es wagt, sich unschickliche Freiheiten euch gegenüber
herauszunehmen, sollte als schlimmste Beleidigung eurer Frauenwürde betrachtet
werden. Der Kuss auf eure Wange, zur unrechten Zeit und am unrechten Ort, sollte euch
veranlassen, den Abgesandten Satans mit Ekel abzuweisen. Kommt dies von jemand in
hoher Position, der mit heiligen Dingen zu tun hat, dann ist die Sünde von zehnmal
größerem Gewicht und sollte gottesfürchtige Frauen oder Jugendliche veranlassen, nicht
nur mit Abscheu vor der Sünde zurückzuschrecken, zu der er sie verführen möchte,
sondern auch vor der Heuchelei und Schändlichkeit dessen, den das Volk als Gottes
Diener respektiert und ehrt. Er pflegt Umgang mit heiligen Dingen, und doch verbirgt er
seine Herzensverdorbenheit unter dem Deckmantel des Predigtamtes. Fürchtet euch vor
jeder Art solcher Vertraulichkeit. Seid sicher, dass die geringste Annäherung Beweis eines
lüsternen Geistes und unreinen Verlangens ist. Wenn ihr die geringste Ermutigung in
dieser Hinsicht gebt, wenn die erwähnten Freiheiten toleriert werden, dann ist das ein
Beweis dafür, dass euer Gemüt nicht so rein und keusch ist, wie es sein sollte, und dass
Sünde und Verbrechen noch Anziehungskraft für euch besitzen. Ihr erniedrigt den
Maßstab eurer tugendhaften Frauenwürde und liefert den unmissverständlichen Beweis,
dass niedrige, tierische, gewöhnliche Leidenschaft und Lust in euren Herzen lebendig
erhalten und nie gekreuzigt wurden.
Z2.453.1 (2T.459.1) Absatz: 45/108
Als ich die Gefahren derer gesehen habe, die sich zu besseren Dingen bekennen und die
Sünden, die unter ihnen bestehen – einer Klasse, von der man nie vermuten würde, dass
irgendeine Gefahr besteht, in diese befleckenden Sünden verwickelt zu sein – kann ich
nur fragen: Wer, o Herr, wird bestehen, wenn du erscheinst? Nur diejenigen, die reine
Hände und Herzen haben, werden am Tag seiner Ankunft bestehen.
Z2.453.2 (2T.459.2) Absatz: 46/108
Ich fühle mich durch den Geist des Herrn gedrungen, meine Schwestern, die Gottseligkeit
vorgeben, aufzurufen, Bescheidenheit im Betragen und eine angemessene Reserviertheit
mit Schamhaftigkeit und Besonnenheit zu pflegen. Die Freiheiten, die man sich in diesem
verdorbenen Zeitalter herausnimmt, sollten kein Maßstab für Christi Nachfolger sein.
Diese allgemein gebräuchlichen Auswüchse der Vertraulichkeit sollten unter Christen, die
sich auf die Unsterblichkeit vorbereiten, nicht existieren. Wenn Lüsternheit, Befleckung,
Ehebruch, Verbrechen und Mord unter denen an der Tagesordnung sind, die keine
Erkenntnis der Wahrheit haben und sich weigern, von den Grundsätzen des Wortes
Gottes beherrscht zu werden, wie wichtig ist es dann, dass jene, die sich Christi
Nachfolger nennen, eng mit Gott und den Engeln verbunden, ihnen einen besseren und
edleren Weg zeigen. Wie wichtig ist es, dass sie durch ihre Keuschheit und Tugend einen
auffälligen Kontrast zu jener Klasse bilden, die von tierischen Leidenschaften beherrscht
wird.
Z2.453.3 (2T.459.3) Absatz: 47/108
Ich habe die Frage aufgeworfen: Wann werden sich die jungen Schwestern schicklich
benehmen? Ich weiß, dass es keine entschiedene Änderung zum Besseren geben wird,
bis die Eltern erkennen, wie wichtig es ist, ihre Kinder in rechter Weise zu erziehen. Lehrt
sie, sich reserviert und schicklich zu benehmen. Erzieht sie zur Brauchbarkeit und andern
behilflich zu sein, anstatt sich bedienen zu lassen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Z2.453.4 (2T.460.1) Absatz: 48/108
Im Allgemeinen beherrscht Satan die Sinne der Jugend. Eure Töchter sind nicht in
Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung unterwiesen. Sie sind verwöhnt, und ihr Stolz
wird genährt. Es wird ihnen gestattet, ihren eigenen Willen zu haben, bis sie halsstarrig
und eigensinnig geworden sind, und dann wisst ihr nicht mehr, was ihr unternehmen
könntet, um sie vor dem Untergang zu retten. Satan führt sie soweit, dass sie wegen ihrer
Dreistigkeit, ihrem Mangel an Zurückhaltung und weiblicher Bescheidenheit zu einem
Sprichwort unter Ungläubigen werden. Auch den jungen Burschen wird gestattet, ihrem
eigenen Willen zu folgen. Kaum sind sie in den Zehnerjahren angelangt, sieht man sie an
der Seite kleiner Mädchen ihres Alters, begleiten sie nach Hause und sind in sie verliebt.
Und die Eltern sind durch ihre eigene Nachsicht und missverstandene Liebe zu ihren
Kindern so gebunden, dass sie nicht wagen, entschiedene Maßnahmen zu treffen und ihre
zu voreiligen Kinder in diesem schnelllebigen Zeitalter in Schranken zu halten.
Z2.454.1 (2T.460.2) Absatz: 49/108
Bei vielen jungen Mädchen sind die Burschen Thema ihrer Unterhaltung, und bei den
Jungen sind es die Mädchen. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ (Matthäus
12,34) Sie reden darüber, womit sie sich am meisten beschäftigen. Der berichtführende
Engel schreibt die Worte dieser Jungen und Mädchen, die sich Christen nennen, alle
nieder. Wie verwirrt und beschämt werden sie sein, wenn sie ihnen am Tage Gottes wieder
begegnen müssen! Viele Kinder sind fromme Heuchler. Die Jugendlichen, die sich nicht
zur Religion bekennen, geraten wegen dieser Heuchler ins Straucheln und verhärten sich
gegenüber jedem Bemühen, das von jenen unternommen werden mag, denen ihre
Errettung am Herzen liegt.
Z2.454.2 (2T.460.3) Absatz: 50/108
Im Mittelpunkt des Werkes sollte es Wachtposten geben, Männer, auf die man sich in jeder
Notlage verlassen kann, welche die Festung halten; Männer, die selbstlos sind, eifrig zu
guten Werken, freigebig, deren Leben in Gott verborgen ist, und die das bessere Leben
höher einschätzen als Nahrung und Kleidung. „Ist nicht das Leben mehr denn die Speise?“
(Matthäus 6,25) Gott ruft nach treuen Wächtern im Herzen des Werkes, die Liebe zu
Seelen haben, für die Christus starb. Er sucht Männer, die eine Last für verlorene Seelen
fühlen, die vorwärts auf die Belohnung schauen, die ihnen zuteil wird, wenn sie zur Freude
ihres Herrn eingehen und solche Seelen sehen, die durch ihre Mithilfe gerettet wurden,
und die nun leben werden, solange Gott lebt, und für ewig glücklich sind in seinem Reich
der Herrlichkeit. Dass wir doch Väter und Mütter erwecken könnten, ihre Pflicht zu
erkennen! Dass sie doch tief die Verantwortung empfinden möchten, die auf ihnen ruht!
Dann könnten sie dem Feind zuvorkommen und köstliche Siege für Jesum erringen. Die
Eltern sind in dieser Angelegenheit nicht schuldlos. Sie sollten ihr Leben sorgfältig
untersuchen, ihre Gedanken und Beweggründe erforschen und sehen, ob sie in ihrem
Verhalten vorsichtig waren. Sie sollten bedenken, ob ihr Beispiel in Worten und im
Betragen solcherart gewesen ist, wie sie es bei ihren Kindern zu sehen wünschen.
Reinheit und Tugend sollten aus ihren Worten und Taten vor ihren Kindern zum Ausdruck
kommen.
Z2.455.1 (2T.461.1) Absatz: 51/108
Ich habe Familien gesehen, wo der Ehemann und Vater nicht jene Zurückhaltung, jene
erhabene, gottähnliche Manneswürde bewahrt hat, wie sie sich für einen Nachfolger
Christi schickt. Er hat versäumt, seiner Frau die freundlichen, zärtlichen und höflichen
Taten zu erweisen, die ihr zustehen, denn vor Gott und vor Engeln hat er gelobt, sie zu
lieben, sie zu achten und zu ehren, solange sie beide leben. Die Hausangestellte hat sich
die Freiheit erlaubt, ihm die Haare zu bürsten und liebenswürdig aufmerksam ihm
gegenüber zu sein. Die Liebe und die Aufmerksamkeit gegenüber seiner Frau sind nicht
mehr das, was sie einmal waren. Seid sicher, dass Satan hier am Werk ist. Respektiert
eure Haushaltshilfe, behandelt sie freundlich und rücksichtsvoll, aber geht nicht weiter.
Verhaltet euch so, dass es nicht zu Vertraulichkeiten von ihrer Seite kommt. Wenn ihr
freundliche Worte und Taten der Höflichkeit zu vergeben habt, dann ist es immer sicher,
sie eurer Frau zukommen zu lassen. Sie werden ein großer Segen für sie sein, werden sie
glücklich machen und werden auf euch zurückstrahlen.
Z2.455.2 (2T.462.1) Absatz: 52/108
Es wurde mir auch gezeigt, dass die Frau ihr Mitgefühl, ihr Interesse und ihre Zuneigung
andern Männern zugewandt hat, die Familienglieder sein mögen. Sie macht diese zu ihren
Vertrauten, zeigt Vorliebe für ihre Gesellschaft und erzählt ihnen ihre Schwierigkeiten und
vielleicht ihre privaten Familienangelegenheiten.
Z2.456.1 (2T.462.2) Absatz: 53/108
Dies alles ist verkehrt. Satan hat damit zu tun, und wenn ihr nicht alarmiert seid und sofort
eine Kehrtwendung macht, wird er euch ins Verderben führen. In dieser Sache könnt ihr
nicht zu vorsichtig und zu zurückhaltend sein. Wenn ihr zärtliche, liebevolle Worte und
freundliche Aufmerksamkeit zu vergeben habt, dann lasst sie ihm zuteil werden, dem ihr
vor Gott und den Engeln versprochen habt, ihn solange ihr beide lebt zu lieben, zu achten
und zu ehren. Ach, wie viele Leben werden durch das Niederreißen der Schranken
verbittert, die den engen Familienkreis umgeben und die dazu dienen sollen, seine
Reinheit und Heiligkeit zu bewahren! Eine dritte Person wird von der Frau ins Vertrauen
gezogen, und ihre privaten Familienangelegenheiten werden vor dem speziellen Freund
offen dargelegt. Dies ist Satans Trick, die Herzen von Mann und Frau zu entfremden. Dass
dies doch ein Ende fände! Wie viel Elend bliebe erspart! Verschließt die Kenntnis eurer
gegenseitigen Fehler in eurem Herzen! Klagt eure Schwierigkeiten Gott allein. Er kann
euch recht beraten und sicheren Trost geben, der rein ist und keinen bitteren
Nachgeschmack hat.
Z2.456.2 (2T.462.3) Absatz: 54/108
Ich bin mit einer Anzahl von Frauen bekannt, die ihre Ehe als Unglück betrachten. Sie
haben Romane gelesen, bis ihre Einbildungskraft so krankhaft geworden ist, dass sie in
einer eingebildeten Welt leben. Sie bilden sich ein, Frauen von Gefühl, überlegener,
veredelter Geistesverfassung zu sein. Sie denken, ihre Ehemänner sind nicht so gebildet,
sie verfügen nicht über diese hohen Qualitäten, und deshalb wissen sie die vermeintliche
Vorzüglichkeit und Bildung ihrer Frau nicht zu schätzen. Folglich betrachten diese Frauen
sich als große Leidtragende und Märtyrer. Sie haben darüber gesprochen und
nachgegrübelt, bis es zu einem Wahn bei ihnen geworden ist. Sie meinen, andern
Sterblichen weit überlegen zu sein, und es ist unter ihrer Würde, mit gewöhnlichen
Menschen Umgang zu pflegen. Diese Frauen halten sich selbst zum Narren, und ihre
Männer sind versucht zu denken, dass sie einen überdurchschnittlichen Verstand
besitzen.
Z2.456.3 (2T.463.1) Absatz: 55/108
Wie der Herr mir gezeigt hat, haben diese Frauen ihre Einbildungskraft durchs Lesen von
Romanen, durch Tagträumerei, Luftschlösserbauen und durchs Leben in einer
eingebildeten Welt verdorben. Sie wollen sich nicht zu den gewöhnlichen, nützlichen
Pflichten des Lebens herablassen. Sie nehmen nicht die Lasten des Lebens auf, wie sie
kommen, um das Heim für ihre Männer zu einem glücklichen Ort zu machen. Sie
auferlegen ihnen ihr ganzes Gewicht, ohne die eigene Last zu tragen. Sie erwarten von
andern, ihre Wünsche zu erraten und zu erfüllen, und nehmen sich dann die Freiheit
heraus, Fehler zu finden und alles in Frage zu stellen gerade wie es ihnen gefällt. Diese
Frauen leiden an liebeskranker Sentimentalität. Fortwährend denken sie, man schätze sie
nicht, ihre Männer schenkten ihnen nicht die gebührende Aufmerksamkeit, und sie seien
Märtyrer.
Z2.457.1 (2T.463.2) Absatz: 56/108
Tatsache ist dies, hätten sie sich als nützlich erwiesen, würde man ihren Wert geschätzt
haben. Fahren sie aber darin fort, von andern Mitgefühl und Aufmerksamkeit zu verlangen,
während sie keine Verpflichtungen fühlen, das Gleiche zurückzugeben, sich reserviert, kalt
und unnahbar zu verhalten, keine Last für andere auf sich zu nehmen, kein Gefühl für ihre
Leiden zu haben – dann ist in ihrem Leben kaum etwas von Wert zu finden. Diese Frauen
haben sich dazu erzogen, zu denken, es sei eine große Herablassung ihrerseits gewesen,
diese Männer zu heiraten, und ihre hohe Bildung werde nie völlig gewürdigt werden. Sie
haben die Dinge völlig verkehrt gesehen. Sie sind ihre Ehemänner nicht wert. Sie sind für
ihre Männer eine ständige Belastung, fordern Fürsorge und Geduld, wo sie Helfer sein
könnten, die Bürden des Lebens mit ihnen zu teilen, anstatt von einem Leben zu träumen,
das sie in Geschichten und Liebesromanen gefunden haben. Möge der Herr Mitleid mit
Männern haben, die an solch nutzlose Maschinen gebunden sind, die nur gewartet werden
müssen und die nur leben, um zu atmen, zu essen und sich zu kleiden.
Z2.457.2 (2T.464.1) Absatz: 57/108
Diese Frauen, die sich für so gebildet halten, sind nutzlose Ehefrauen und Mütter. Oftmals
wenden diese unbrauchbaren Frauen ihre Zuneigung von ihren Ehemännern ab, die
brauchbare und praktische Männer sind, und schenken sie anderen Männern. Mit ihrer
liebeskranken Sentimentalität erregen sie das Mitgefühl anderer, erzählen ihre Prüfungen
und Schwierigkeiten, ihr Trachten nach irgendeinem erhabenen Werk und offenbaren die
Tatsache, dass ihr Eheleben ein Fehlschlag, ein Hindernis ist, das Werk auszurichten, das
sie zu tun hofften.
Z2.458.1 (2T.464.2) Absatz: 58/108
Ach, welch ein Elend herrscht in Familien, die glücklich sein könnten! Diese Frauen sind
ein Fluch für sich selbst und für ihre Männer. Im Glauben, sie seien Engel, halten sie sich
selbst zum Narren. Sie sind nichts anderes als schwere Bürden. Die gewöhnlichen
Pflichten des Lebens, die der Herr ihnen aufgetragen hat, lassen sie liegen, sind ruhelos
und klagen und schauen immer nach einem Werk aus, das leichter, erhabener und
angenehmer ist. Wenn sie sich auch als Engel fühlen, sind sie schließlich doch nur
menschlich. Sie sind mürrisch, verdrießlich, unzufrieden und auf ihre Männer eifersüchtig,
weil der größte Teil ihrer Zeit nicht darauf verwandt wird, ihnen aufzuwarten. Sie beklagen
sich, vernachlässigt zu werden, wobei ihre Männer genau die Arbeit verrichten, die sie tun
sollten. Satan findet leichten Zugang zu dieser Klasse. Sie haben keine wirkliche Liebe zu
irgendjemand; sie lieben nur sich selbst. Doch Satan flüstert ihnen ein, wenn dieser oder
jener ihr Mann wäre, könnten sie in der Tat glücklich sein. Sie sind leichte Opfer für Satans
Täuschungen und können leicht verführt werden, ihre eigenen Männer zu entehren und
das Gesetz Gottes zu übertreten.
Z2.458.2 (2T.464.3) Absatz: 59/108
Zu Frauen dieser Beschreibung möchte ich sagen: Ihr könnt euer eigenes Glück fördern
oder zerstören. Ihr könnt eure eigene Stellung glücklich oder unerträglich gestalten. Der
Weg, den ihr einschlagt, wird euch Frohsinn oder Elend bringen. Haben diese Personen
nie darüber nachgedacht, dass ihre Männer ihrer in ihrer Nutzlosigkeit, ihrer
Verdrießlichkeit, ihrer Fehlerfinderei, ihrer leidenschaftlichen Tränenausbrüche müde
werden müssen, weil sie sich einbilden, so bedauernswert zu sein? Ihre reizbare,
verdrießliche Haltung entzieht ihnen in der Tat die Zuneigung ihrer Männer und treibt sie
fort, Mitempfinden, Frieden und Trost anderswo als daheim zu suchen. Ihre Wohnung ist
von einer vergifteten Atmosphäre erfüllt, alles andere, als ein Ort der Ruhe, des Friedens
oder des Glücks. Der Ehemann ist Satans Versuchungen ausgeliefert, und seine
Zuneigung richtet sich auf verbotene Gegenstände. Er wird in Sünde verstrickt und geht
schließlich verloren.
Z2.459.1 (2T.465.1) Absatz: 60/108
Groß ist das Werk und die Mission von Frauen, besonders wenn sie Ehefrauen und Mütter
sind. Sie können ein Segen für ihre ganze Umgebung sein. Sie können einen machtvollen
Einfluss zum Guten ausüben, wenn sie ihr Licht vor den Leuten scheinen lassen, auf dass
der Vater im Himmel gepriesen werde. Frauen können einen umgestaltenden Einfluss
haben, wenn sie ihre eigenen Wege und ihren Willen Gott unterwerfen und ihn ihren
Verstand, ihre Zuneigung und ihr Wesen beherrschen lassen. Sie können einen Einfluss
haben, der jene, mit denen sie Umgang pflegen, verfeinert und veredelt. Doch diese
Frauen sind sich der Macht, die sie besitzen, im Allgemeinen nicht bewusst. Sie üben
einen unbewussten Einfluss aus, der einem geheiligten Leben, einem erneuerten Herzen
zu entspringen scheint. Es ist die Frucht, die ganz natürlich auf einem Baum göttlicher
Pflanzung gedeiht. Das eigene Ich ist vergessen und im Leben Christi aufgegangen. Reich
an guten Werken zu sein ist ihnen so natürlich wie das Atmen. Sie leben, um andern
Gutes zu tun, und doch sind sie bereit zu sagen: Wir sind unnütze Knechte.
Z2.459.2 (2T.465.2) Absatz: 61/108
Gott hat der Frau ihre Mission bestimmt. Wenn sie in demütiger Weise, doch nach besten
Kräften einen Himmel aus ihrem Heim macht, getreulich und liebevoll ihre Pflichten
gegenüber ihrem Mann und ihren Kindern erfüllt, fortwährend danach trachtet, ein heiliges
Licht von ihrem nützlichen, reinen und tugendhaften Leben ausgehen zu lassen, das den
Pfad aller um sie her erhellt, dann erfüllt sie das ihr vom Meister anbefohlene Werk. Einst
wird sie von seinen göttlichen Lippen die Worte vernehmen: „Ei, du frommer und getreuer
Knecht ... gehe ein zu deines Herrn Freude!“ (Matthäus 25,21) Diese Frauen, die
bereitwillig tun, was ihre Hände zu tun finden, freudigen Geistes ihrem Ehemann helfen,
seine Lasten zu tragen und ihre Kinder für Gott erziehen, sind Missionare im wahrsten
Sinn des Wortes. Sie sind in einem wichtigen Zweig des großen Werkes beschäftigt, das
auf Erden getan werden muss, um Sterbliche auf das höhere Leben vorzubereiten, und sie
werden ihren Lohn empfangen. Kinder sollen für den Himmel erzogen und dazu
vorbereitet werden, dass sie in des Herrn Reich leuchten. Wenn Eltern, besonders Mütter,
ein wahres Verständnis des wichtigen, verantwortlichen Werkes haben, das ihnen von
Gott aufgetragen wurde, dann werden sie sich nicht so viel in die Angelegenheiten ihrer
Nachbarn einmischen, die sie nichts angehen. Sie werden nicht von Haus zu Haus gehen,
um sich dem üblichen Klatsch hinzugeben, um über die Fehler, Verkehrtheiten und
Ungereimtheiten ihrer Nächsten zu sprechen. Sie werden eine so große Sorgenlast für
ihre eigenen Kinder auf dem Herzen tragen, dass sie keine Zeit finden, Fehler beim
Nächsten zu suchen. Klatschsüchtige und Neuigkeitsträger sind ein schrecklicher Fluch für
die Nachbarschaft und für die Gemeinde. Zweidrittel aller Gemeindeschwierigkeiten haben
hier ihren Ursprung.
Z2.460.1 (2T.466.1) Absatz: 62/108
Gott fordert von allen, treu den Pflichten des heutigen Tages nachzukommen. Dies wird
von der größeren Anzahl bekenntlicher Christen versäumt. Besonders verlieren jene von
mir erwähnten Frauen die gegenwärtige Pflicht aus den Augen, die sich einbilden, etwas
Besseres zu sein als alle Sterblichen in ihrer Umgebung. Die Tatsache, dass sie ihre
Gedanken in diese Richtung bewegen, ist ein Beweis, dass sie einer niedrigen Kategorie
angehören – engstirnig, voller Eigendünkel und egoistisch sind. Sie fühlen sich hoch über
die niedrigen, demütigen Armen erhaben, von denen Jesus sagt, dass er sie berufen
habe. Sie versuchen immer zu einer Stellung zu gelangen, um Lob und Beifall für
irgendein großes Werk zu erlangen, das andere nicht tun können. Sie sehen es als unter
ihrer Würde an, mit den Einfachen und Unglücklichen zu verkehren. Sie verstehen die
Sache völlig falsch. Der Grund, weshalb sie diese ihnen unangenehmen Pflichten
scheuen, liegt in ihrer ausgeprägten Selbstsucht. Das liebe Ich ist der Mittelpunkt all ihrer
Beweggründe und ihres Tuns.
Z2.460.2 (2T.467.1) Absatz: 63/108
Ich wurde auf die Majestät des Himmels verwiesen. Als er, den die Engel anbeteten, der
reich an Ehre, Pracht und Herrlichkeit war, auf die Erde kam und an Gebärden als ein
Mensch erfunden wurde, gab er seine edle Natur nicht als Entschuldigung an, sich von
Unglücklichen fernzuhalten. Seine Arbeit galt den Angefochtenen, den Armen, den
Bedrängten und Notleidenden. Christus war die Verkörperung von Adel und Reinheit. Er
war erhaben im Leben und im Charakter. In seiner Arbeit wurde er jedoch nicht unter
Menschen mit hochtrabenden Titeln gefunden. nicht unter den Geehrtesten dieser Welt,
sondern unter den Verachteten und Bedürftigen. Ich kam, sagte der göttliche Lehrer, um
„das Verlorene zu retten“. Ja, die Majestät des Himmels wurde immer da gefunden, zu
helfen, wo Hilfe Not tat. Möge Christi Beispiel die Ausflüchte derer zuschanden machen,
die so von sich selbst eingenommen sind, dass sie es unter der Würde ihres edlen
Geschmacks und ihrer hohen Berufung ansehen, den Hilflosesten zu helfen. Solche
haben eine höhere Stellung eingenommen als ihr Herr, und am Ende werden sie erstaunt
sein, sich niedriger zu finden, als die Geringsten unter denen, unter die sie sich wegen
ihrer feinen, empfindsamen Natur nicht begeben und für sie wirken konnten. Es ist wahr,
es mag nicht immer angenehm sein, sich mit dem Meister zu verbinden und mit ihm
zusammenzuarbeiten, um der Gesellschaftsklasse zu helfen, die am meisten der Hilfe
bedarf. Aber Christus erniedrigte sich, um gerade dieses Werk zu verrichten. Ist der
Knecht größer als sein Herr? Er hat das Beispiel gegeben, und er hat uns eingeschärft,
seinem Beispiel zu folgen. Es mag unangenehm sein, und doch gebietet die Pflicht, genau
solch ein Werk zu tun.
Z2.461.1 (2T.467.2) Absatz: 64/108
Treue Wachposten werden in der Zentrale des Werkes benötigt. Diejenigen, die keine
Erfahrung darin haben, Lasten zu tragen, und die sich keine solche Erfahrung wünschen,
sollten unter keinen Umständen dort leben. Es werden Männer gebraucht, die über Seelen
wachen als solche, die Rechenschaft ablegen müssen. Väter und Mütter in Israel werden
auf diesem wichtigen Posten gebraucht. Lasst diese selbstsüchtigen, nur für sich selbst
sorgenden, geizigen, habsüchtigen Seelen eine Umgebung finden, wo ihre elenden
Charakterzüge nicht so auffallend in Erscheinung treten. Je isolierter solche sind, desto
besser ist es für Gottes Werk. Ich rufe Gottes Volk auf, wo immer es sich befinden mag,
erwacht und tut eure Pflicht! Nehmt es zu Herzen, dass wir wirklich inmitten der Gefahren
der letzten Tage leben.
Z2.461.2 (2T.468.1) Absatz: 65/108
Ich hoffe, dass der Fall von N. Fuller euch, Väter und Mütter, aufwecken möge, dass ihr
die Notwendigkeit eines durchgreifenden Werkes in euren Häusern, unter euch selbst und
euren Kindern, erkennt, dass nicht einer unter euch so von Satan betrogen sein möchte,
die Sünde so zu betrachten, wie es dieser arme, sehr bemitleidenswerte Mann getan hat.
Jene, die an seiner Sünde teilgenommen haben, wären niemals so betrogen und ruiniert
worden, wenn sie ein hohes Gefühl für Tugend und Reinheit besessen und fortwährend
eine lebendige Abscheu für Sünde und Ungerechtigkeit gehegt hätten. Während sie unter
der Verkündigung der feierlichsten Botschaft leben, die je Sterblichen gebracht wurde, die
Gottes Gesetz als Prüfstein des Charakters und als Siegel des lebendigen Gottes darstellt,
übertreten sie seine heiligen Vorschriften. Das Gewissen derer, die dies tun, ist verletzt
und schrecklich verhärtet. Sie haben dem Einfluss des Geistes Gottes so lange
widerstrebt, bis sie die heilige Wahrheit als Mantel benutzen können, die Entartung ihrer
verdorbenen Seelen zuzudecken. Dieser Mann war von Satan schrecklich betrogen. Er
diente sinnlichen Leidenschaften, während er vorgab, dem Werke Gottes geweiht zu sein
und mit heiligen Dingen umzugehen. Er hat sich selbst als gesund betrachtet, während
nichts Gesundes an ihm war.
Z2.462.1 (2T.468.2) Absatz: 66/108
Es hat mich tief berührt, als ich den machtvollen Einfluss von tierischen Leidenschaften
gesehen habe, von denen Männer und Frauen von nicht gewöhnlicher Intelligenz und
Begabung beherrscht werden. Sie würden befähigt sein, ein gutes Werk zu tun und einen
machtvollen Einfluss auszuüben, wären sie nicht von niedrigen Leidenschaften versklavt.
Mein Vertrauen in die Menschheit ist sehr erschüttert worden. Es wurde mir gezeigt, dass
Personen von scheinbar gutem Betragen, die sich keine Freiheiten gegenüber dem
andern Geschlecht herausnahmen, beinahe jeden Tag ihres Lebens dem geheimen Laster
der Selbstbefriedigung frönten. Sie haben sich selbst während der feierlichsten
Versammlungen nicht von dieser schrecklichen Sünde enthalten. Sie haben den
feierlichsten Predigten über das Gericht gelauscht, die sie im Geist vor Gottes Richterstuhl
zitierten und zu Furcht und Zittern brachte; und kaum eine Stunde verging, und wieder
waren sie in ihrer bezaubernde Lieblingssünde verstrickt, ihren eigenen Körper zu
beflecken. Sie waren solche Sklaven dieses schrecklichen Vergehens, dass sie keine Kraft
zu haben schienen, ihre Leidenschaften zu beherrschen. Mit einigen haben wir ernstlich
gearbeitet, wir haben sie angefleht, wir haben über sie geweint und gebetet; und doch
wissen wir, dass inmitten unserer ernsten Bemühungen und Bedrängnis die Kraft dieser
sündigen Gewohnheit die Herrschaft erlangte, und die Sünden wurden begangen.
Z2.463.1 (2T.469.1) Absatz: 67/108
Durch schwere Krankheiten oder machtvolle Überzeugung wurden die Gewissen einiger
der Schuldigen geweckt und haben sie so gepeinigt, dass sie diese Dinge in tiefer
Demütigung bekannt haben. Andere sind ebenso schuldig. Sie haben diese Sünde
beinahe ihr ganzes Leben lang gehegt, und in ihrer zusammengebrochenen Konstitution
und ihrem siebhaften Gedächtnis ernten sie die Folgen dieser verderblichen Gewohnheit.
Aber sie sind zu stolz, es zu bekennen. Sie sind verschlossen und haben keine
Gewissensbisse wegen dieser großen Sünde gezeigt. Mein Vertrauen in die christliche
Erfahrung dieser Personen ist sehr gering. Sie scheinen für den Einfluss des Geistes
Gottes unzugänglich zu sein. Für sie ist das Heilige und das Gewöhnliche gleich. Die
alltägliche Praktik eines Lasters, das so erniedrigend ist und ihren eigenen Körper
befleckt, hat nicht zu bitteren Tränen und von Herzen kommender Reue geführt. Sie
meinen, die Sünde richte sich allein gegen sie selbst. Hierin irren sie. Sind sie an Leib und
Geist erkrankt, haben es andere zu fühlen und darunter zu leiden. Die Einbildung ist
fehlerhaft, das Gedächtnis ist mangelhaft, Fehler werden gemacht, und in allem besteht
Unzulänglichkeit, unter der jene zu leiden haben, mit denen sie leben und Umgang
pflegen. Demütigung und Schmerz werden empfunden, weil andere mit diesen Dingen
bekannt sind.
Z2.463.2 (2T.470.1) Absatz: 68/108
Ich habe diese Fälle erwähnt, um die Macht dieses seelen- und körperzerstörenden
Lasters zu illustrieren. Der ganze Sinn ist auf niedrige Leidenschaft gerichtet. Die
moralischen und geistigen Fähigkeiten werden von niederen Trieben beherrscht. Der
Körper wird entnervt, das Gehirn geschwächt. Was dem Körper zugeführt wird, um den
Organismus zu ernähren, wird vergeudet. Der Organismus wird sehr beansprucht. Die
feinen Nerven des Gehirns, durch unnatürliche Tätigkeit erregt, erstarren und werden
teilweise gelähmt. Die moralischen und geistigen Kräfte werden geschwächt, während die
niederen Lüste gekräftigt und durch Betätigung mehr entwickelt werden. Der Appetit auf
ungesunde Speisen verlangt nach Befriedigung. Wenn Personen der Gewohnheit der
Selbstbefriedigung ergeben sind, ist es unmöglich, ihr moralisches Empfinden zu
erwecken, um ewige Dinge zu würdigen und sich geistlichen Übungen zu erfreuen.
Unreine Gedanken nehmen die Einbildung gefangen und bezaubern die Sinne, und als
Nächstes folgt das unbeherrschbare Verlangen, unreine Handlungen vorzunehmen. Wenn
die Gedanken dazu erzogen wären, bei erhabenen Gegenständen zu verweilen und die
Einbildungskraft darauf gerichtet wäre, über reine und heilige Dinge nachzudenken,
würden sie gegen diese schreckliche, erniedrigende, seelen- und körpervernichtende
Befriedigung gestählt sein. Durch Übung würden sie sich daran gewöhnen, bei dem
Erhabenen, dem Himmlischen, dem Reinen und Heiligen zu verweilen, und diese niedrige,
verdorbene und lasterhafte Befriedigung hätte für sie keine Anziehungskraft.
Z2.464.1 (2T.470.2) Absatz: 69/108
Was können wir von solchen sagen, die inmitten des hellen Lichtes der Wahrheit leben,
und doch täglich der Sünde und dem Verbrechen dienen? Verbotene, erregende
Vergnügungen bezaubern sie und beherrschen ihr ganzes Wesen. Solche haben Lust zur
Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit und müssen außerhalb der Gottesstadt mit allem
Gemeinen umkommen.
Z2.464.2 (2T.471.1) Absatz: 70/108
Ich habe geglaubt, Eltern zu ihrer Pflicht erwecken zu können, doch sie schlafen in Ruhe
weiter. Eure Kinder frönen heimlichem Laster und betrügen euch. Ihr setzt solch
unbedingtes Vertrauen in sie, dass ihr sie für zu gut und zu unschuldig anseht, als dass sie
heimliche Sünde hegen könnten. Eltern verhätscheln und verwöhnen ihre Kinder,
unterstützen ihren Stolz, halten sie aber nicht fest und entschlossen in Schranken. Sie
fürchten sich so vor ihrem eigenwilligen, hartnäckigen Geist, dass sie Angst haben, ihnen
zu nahe zu treten. Die Sünde der Nachlässigkeit, die gegen Eli verzeichnet steht, ist auch
ihre Sünde. Die Ermahnung des Apostels Petrus ist für alle von höchstem Wert, die nach
Unsterblichkeit streben. Er schreibt seinen Glaubensbrüdern:
Z2.464.3 (2T.471.2) Absatz: 71/108
„Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die mit uns ebendenselben
teuren Glauben überkommen haben in der Gerechtigkeit, die unser Gott gibt und der
Heiland Jesus Christus: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis
Gottes und Jesu Christi, unsers Herrn! Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft, was zum
Leben und göttlichem Wandel dient, uns geschenkt ist durch die Erkenntnis des, der uns
berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welche uns die teuren und
allergrößten Verheißungen geschenkt sind, nämlich, dass ihr dadurch teilhaftig werdet der
göttlichen Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt: So wendet allen euren Fleiß
daran und reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der
Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit und in
der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe. Denn
wo solches reichlich bei euch ist, wird‘s euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen in der
Erkenntnis unsers Herrn Jesu Christi; welcher aber solches nicht hat, der ist blind und
tappt mit der Hand und vergisst der Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum, liebe
Brüder, tut desto mehr Fleiß, eure Berufung und Erwählung festzumachen; denn wo ihr
solches tut, werdet ihr nicht straucheln, und also wird euch reichlich dargereicht werden
der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi.“ (2.Petrus
1,1-11)
Z2.465.1 (2T.472.1) Absatz: 72/108
Wir leben in einer Welt, in der Licht und Erkenntnis reichlich vorhanden sind; dennoch
bleiben viele, die behaupten, gleichen Glaubens zu sein, freiwillig unwissend. Licht umgibt
sie allenthalben, doch sie eignen es sich nicht an. Eltern erkennen nicht die Notwendigkeit,
selbst noch zu lernen, ihr Wissen zu erweitern und es in ihrem Eheleben praktisch
anzuwenden. Folgten sie der Mahnung des Apostels und lebten sie nach dem Plan des
Wachstums, wären sie nicht unfruchtbar in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi.
Viele Menschen begreifen jedoch nicht das Werk der Heiligung. Sie glauben, sie haben
die Heiligung schon erlangt; während sie kaum erst nach den Anfangslektionen des
Wachstums leben. Die Heiligung ist ein ständig fortschreitender Prozess. Sie kann nicht in
einer Stunde oder in einem Tag erreicht werden, um sich ihrer dann ohne irgendeine
besondere Anstrengung unserseits für alle künftige Zeit rühmen zu können.
Z2.466.1 (2T.472.2) Absatz: 73/108
Viele Eltern trachten nicht nach Erkenntnis betreffs des ehelichen Lebens. Sie sind nicht
wachsam, damit Satan sie nicht überliste und ihren Verstand und ihr Leben beherrsche.
Sie erkennen nicht, dass Gott von ihnen erwartet, ihr Eheleben von jeglicher
Ausschweifung freizuhalten. Nur sehr wenige empfinden, dass es zur religiösen
Verantwortung gehört, die Leidenschaften zu bezwingen. Sie haben sich mit dem
Gegenstand ihrer Wahl verheiratet und schlussfolgern, dass die Ehe die Zügellosigkeit der
niederen Triebe rechtfertige. Sogar Männer und Frauen, die sich zur Frömmigkeit
bekennen, lassen ihren wollüstigen Begierden die Zügel schießen und denken nicht daran,
dass Gott sie für die unbeherrschte Verschwendung ihrer Lebenskraft, die den gesamten
Organismus beeinträchtigt und schwächt, verantwortlich hält.
Z2.466.2 (2T.472.3) Absatz: 74/108
Der Ehebund deckt Sünden widerlichster Art. Männer und Frauen, die sich zur
Gottseligkeit bekennen, schänden ihre Leiber durch die Befriedigung verderbter
Leidenschaften und erniedrigen sich so unter die unvernünftige Kreatur. Sie missbrauchen
die ihnen von Gott anvertrauten Kräfte, die in Heiligkeit und Ehre bewahrt werden sollten.
Leben und Gesundheit werden auf dem Altar niedriger Leidenschaft geopfert, denen sie
auch ihre höheren und edleren Kräfte unterwerfen. Wer in dieser Weise sündigt, erkennt
nicht die Folgen seines Handelns. Könnten alle die unermesslichen Leiden sehen, die sie
durch ihre sündhaften Begierden über sich bringen, würden sie darüber höchst beunruhigt
sein. Wenigstens einige zögen sich von diesem Sündenwandel zurück, der so furchtbare
Folgen mit sich bringt. Die jedoch auf ihrem Weg beharren, geraten in ein so erbärmliches
Leben, dass ihnen der Tod erstrebenswerter erscheint als das Leben. Viele sterben
vorzeitig. Sie geben ihr Leben in unrühmlicher Weise durch die Befriedigung ihrer
tierischen Leidenschaften dahin. Dennoch glauben sie darin ohne Sünde zu sein, weil sie
eben verheiratet sind.
Z2.466.3 (2T.473.1) Absatz: 75/108
Eines Tages werdet ihr Männer und Frauen erkennen, was Wollust und ihre Folgen
bedeuten. Leidenschaften, gerade von niedrigster Art, kann man sowohl in der Ehe als
auch in außerehelichen Verbindungen antreffen. Der Apostel ermahnt Ehemänner, ihre
Frauen zu lieben, „gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst
für sie gegeben“. „Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben wie ihre eigenen Leiber.
Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch
gehasst; sondern er nährt es und pflegt sein, gleichwie auch der Herr die Gemeinde.“
(Epheser 5,25.28.29) Reine Liebe ist es nicht, die den Mann antreibt, seine Frau zum
Werkzeug seiner Begierden zu erniedrigen, sondern es sind die animalischen Triebe, die
nach Befriedigung verlangen. Wie wenige Männer offenbaren ihre Liebe in der Weise, die
der Apostel preist: „Gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst
für sie gegeben, auf dass er sie heiligte, und hat sie gereinigt..., dass sie heilig sei und
unsträflich.“ (Epheser 5,25-27) Diesen Charakter muss die Liebe in einer Ehe tragen, die
Gott als heilig anerkennt. Das Wesen der Liebe ist rein und heilig. Wollüstige
Leidenschaften jedoch lassen sich weder zügeln noch durch vernünftige Überlegung
beherrschen. Die Leidenschaft ist blind gegenüber ihren Folgen und übersieht Ursache
und Wirkung. Viele Frauen leiden unter großer Schwäche und ernsten Krankheiten, weil
man die Gesetze, denen ihre Konstitution unterworfen ist, missachtete. Die Naturgesetze
wurden mit Füßen getreten. Männer und Frauen vergeuden bei der Befriedigung ihrer
niederen Begierden außerdem noch ihre Nervenkraft. Und dieses grässliche Laster, die
niedrige, gemeine Leidenschaft, maßt sich den herrlichen Namen Liebe an.
Z2.467.1 (2T.474.1) Absatz: 76/108
Viele bekenntliche Christen, die mir begegneten, schienen keinerlei moralische
Zurückhaltung zu kennen. Statt des göttlichen Wesens hatte das Kreatürliche bei ihnen
das Übergewicht. Ja, sie gebärdeten sich ganz wie die Tiere. Solche Männer entehren ihre
Frauen, denen sie Liebe und Schutz gelobten. Sie erniedrigen sie zum Werkzeug
gemeiner wollüstiger Begierden. Leider lassen sich sehr viele Frauen demütigen, indem
sie zu Sklaven sexueller Ausschweifungen werden. Sie halten ihre Körper nicht in
Heiligkeit und Ehre. Sie bewahren sich nicht ihre weibliche Würde und die Selbstachtung,
die sie vor der Verehelichung besaßen. Die heilige Einrichtung der Ehe hätte ihre
weibliche Würde eher noch fördern müssen, doch ihr reines, tugendhaftes Frauentum
wurde geschändet; dahingegeben, um willenloses Werkzeug ihres Mannes zu sein. Die
Frau verliert alsbald die Achtung vor dem Ehemann, der selbst die Gebote nicht beachtet,
denen sogar das unvernünftige Geschöpf Gehorsam zollt. Das Eheleben wird zur
qualvollen Last, denn die Liebe erkaltet, und häufig treten Misstrauen, Eifersucht und Hass
an ihre Stelle.
Z2.468.1 (2T.474.2) Absatz: 77/108
Kein Mann wird seine Frau wirklich lieben können, wenn sie sich geduldig erniedrigen
lässt, um Sklavin und Dienerin seiner lasterhaften Leidenschaften zu werden. Indem sie
sich haltlos hingibt, verliert sie den Wert, den sie einst in seinen Augen besaß. Er sieht sie
in den Schmutz gezogen und befürchtet gar bald, dass sie einem anderen ebenso gefügig
wäre wie ihm selbst. Er zweifelt an ihrer Treue und Reinheit, wird ihrer überdrüssig und
sucht neue Opfer, um seine höllischen Begierden zu wecken und noch zu steigern. Das
Gesetz Gottes wird missachtet. Diese Männer verhalten sich schlimmer als die Tiere. Sie
sind Teufel in Menschengestalt und wissen nichts von den erhebenden und adelnden
Eigenschaften wahrer, geheiligter Liebe.
Z2.468.2 (2T.475.1) Absatz: 78/108
Auch die Frau wird eifersüchtig und verdächtigt ihren Mann, dass er ebenso gern um eine
andere Frau würbe wie um sie, wenn sich Gelegenheit dazu böte. Sie erkennt, dass er
weder Ehrfurcht vor Gott noch ein Gewissen hat. Alle diese geheiligten Schranken sind
durch wollüstige Begierden niedergerissen. Alles, was im Mann göttliches Wesen
offenbaren sollte, ist in den Dienst niederer, tierischer Lust getreten.
Z2.468.3 (2T.475.2) Absatz: 79/108
Es gibt in der Welt viele Männer und Frauen dieser Art. Gediegene, geschmackvolle, ja
kostspielige Häuser können zum Sitz der Hölle werden. Wenn ihr dazu imstande seid,
dann stellt euch einmal den Nachwuchs solcher Eltern vor. Ob deren Kinder nicht noch
tiefer sinken werden? Die Eltern prägen den Charakter ihrer Kinder. So vererben sich auch
die seelischen Eigenschaften dieser Eltern, die niedriger, verdorbener Art sind, auf ihre
Kinder. Satan wiederum nährt alle Bestrebungen, die zur Sittenverderbnis führen. Die nun
zu beantwortende Frage lautet: Soll sich die Frau stillschweigend dem Begehren ihres
Mannes hingeben, wenn sie nicht nur erkennt, dass ihn ausschließlich niedrige Begierden
leiten, sondern auch erfahrungsgemäß überzeugt ist, dass es ihrem leiblich-seelischen
Befinden schadet? Gott verpflichtete sie, ihren Körper zu heiligen und ihn zu einem
lebendigen Opfer für Gott zu erhalten.
Z2.469.1 (2T.475.3) Absatz: 80/108
Reine, opferbereite Liebe ist es nicht, die die Frau unter Einsatz von Gesundheit und
Leben dazu führt, den tierischen Neigungen ihres Mannes gefügig zu sein. Wenn sie
wahre Liebe und Weisheit besitzt, wird sie sich bemühen, ihren Mann von der
Befriedigung seiner sexuellen Leidenschaften abzulenken, und ihn auf hohe und erhabene
Themen hinzulenken, indem sie bei geistlichen Themen verweilt. Es mag notwendig sein,
bescheiden und liebevoll darzulegen – selbst auf die Gefahr seines Missfallens hin – dass
sie nicht bereit sei, ihren Körper durch sexuelle Ausschweifungen entwürdigen zu lassen.
In zärtlicher, freundlicher Art sollte sie ihn daran erinnern, dass Gott den ersten und
höchsten Anspruch auf ihr ganzes Wesen erhebt und sie diesen Anspruch nicht
missachten könne, weil sie sich dafür am großen Tag Gottes verantworten muss. „Oder
wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist,
welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft; darum
so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes.“ (1.Korinther
6,19.20) „Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte.“ (1.Korinther 7,23)
Z2.469.2 (2T.476.1) Absatz: 81/108
Wenn eine Frau ihre Gefühle läutert und ihre frauliche Würde in Heiligkeit und Ehre
bewahrt, kann sie durch ihren verständigen Einfluss sehr wohl ihren Mann zur Heiligung
führen, und somit ihre große Aufgabe erfüllen, die einen doppelten Erfolg haben wird;
denn sie rettet dadurch ihren Mann und sich selbst. Dies ist jedoch eine sehr heikle und
schwierige Angelegenheit, die nicht nur viel Klugheit und Geduld, sondern auch
moralischen Mut und seelische Stärke erfordert. Durch das Gebet kann sie diese Stärke
und Gnade empfangen. Aufrichtige Liebe muss das Herz erfüllen. Allein die Liebe zu Gott
und die Liebe zum Ehemann können die rechte Grundlage für ihr Handeln abgeben.
Z2.469.3 (2T.476.2) Absatz: 82/108
Sollte die Frau der Meinung sein, dass es zum Vorrecht des Mannes gehört, völlig über
ihren Körper zu verfügen und ihr seelisches Verhalten zu formen, damit es dem seinen in
jeder Hinsicht entspreche, dann gibt sie ihre eigene Persönlichkeit auf, die mit der ihres
Mannes verschmilzt. Sie ist dann nur noch eine Maschine, bewegt und beherrscht von
seinen Leidenschaften, eine willenlose Kreatur seines Vergnügens. Er denkt, entscheidet
und handelt für sie. Sie aber entwürdigt Gott, indem sie eine passive Stellung einnimmt.
Es ist ihre Aufgabe, sich ständig auf die Verantwortung zu besinnen, die sie vor Gott trägt.
Z2.470.1 (2T.476.3) Absatz: 83/108
Wenn die Frau ihren Körper und ihren Geist der Herrschaft ihres Mannes ausliefert und in
allen Dingen blindlings seinem Willen folgt, ihr Gewissen, ihre Würde und sogar ihre
Persönlichkeit aufgibt, verliert sie die Möglichkeit, ihren Mann zum Guten beeinflussen zu
können, was ja ihre Aufgabe sein sollte. Sie könnte nicht nur sein hartes Wesen mildern,
sondern ihr heiligender Einfluss könnte ihn dazu bringen, dass er sich ebenso ernsthaft
bemüht, seine Leidenschaften zu beherrschen wie sich mit geistlichen Dingen zu
beschäftigen. So können sie gemeinsam die vergängliche Lust der Welt fliehen und
Teilhaber der göttlichen Natur werden. Bedeutend kann die Macht des Einflusses sein, die
den Sinn des Menschen auf hohe und erhabene Gebiete lenkt über niedere gemeine
Leidenschaften hinaus, nach denen im Allgemeinen das nicht durch die göttliche Gnade
erneuerte Herz verlangt. Wenn eine Frau der Auffassung ist, sie müsse sich zu dem
niedrigen Niveau des Mannes herablassen, um ihm zu gefallen, obwohl seine Liebe sich
hauptsächlich auf hemmungslose Triebe gründet, die sein Handeln bestimmen, betrübt sie
Gott, weil sie versäumt, auf ihren Mann einen heiligenden Einfluss auszuüben. Sie begreift
ihre Verantwortung weder gegenüber ihrem Mann noch gegenüber Gott, wenn sie sich
den Trieben ihres Mannes ohne Einwendung unterwirft. Geschlechtliche Ausschweifung
wird die Liebe zu gottesdienstlichen Veranstaltungen zerstören, wird dem Gehirn die zur
Erhaltung der Organe nötigen Stoffe rauben und die Lebenskraft stark erschöpfen. Keine
Frau sollte ihrem Mann bei dieser Selbstvernichtung behilflich sein. Sie wird niemals so
handeln, wenn sie vernünftig ist und ihren Mann wirklich liebt.
Z2.470.2 (2T.477.1) Absatz: 84/108
Je mehr die animalischen Triebe befriedigt werden, um so mehr erstarken sie. Immer
ungestümer fordern sie Befriedigung. Mögen sich gottesfürchtige Männer und Frauen ihrer
Pflicht bewusst werden. Viele bekennntlichen Christen leiden unter einer Lähmung ihres
Nervensystems, weil sie ihre Maßlosigkeit auf diesem Gebiet nicht bezwingen können. Sie
sind völlig verdorben, obwohl man sie für gute Menschen hält, obwohl sie beten und
weinen und hohe Stellungen bekleiden. Niemals werden jedoch ihre entheiligten Leiber zu
den Toren in die himmlische Stadt eingehen.
Z2.471.1 (2T.477.2) Absatz: 85/108
Könnte ich doch die Verpflichtung gegenüber Gott, Leib, Seele und Geist in der
bestmöglichen Verfassung zu erhalten, um damit dem Schöpfer mit allen Kräften dienen
zu können, allen Menschen verständlich machen. Die christliche Frau halte sich in jeder
Weise zurück, um nicht die niederen Triebe ihres Mannes zu erregen. Viele besitzen
überhaupt keine Kraft, um sie in dieser Richtung zu vergeuden. Von Jugend auf haben sie
ihr Gehirn durch die Befriedigung wollüstiger Leidenschaften geschwächt und ihre
Konstitution untergraben. Selbstverleugnung und Mäßigkeit sollten in jeder Ehe obenan
stehen. Dann werden die Kinder, die ihnen geboren werden, nicht so schwach an
moralischer und geistiger Kraft sein, während die tierischen Neigungen stark entwickelt
sind. Lasterhaftigkeit unter Kindern ist beinahe allgemein. Ist dafür nicht ein Grund
vorhanden? Wer hat ihren Charakter geprägt? Möge der Herr die Augen aller öffnen, dass
sie erkennen, auf welch schlüpfrigem Grund sie sich befinden!
Z2.471.2 (2T.478.1) Absatz: 86/108
Von dem Bild, das vor mir betreffs der Verdorbenheit von Männern und Frauen, welche
sich zur Gottseligkeit bekennen, eröffnet wurde, musste ich befürchten, mein Vertrauen in
die Menschheit völlig zu verlieren. Ich habe gesehen, dass auf beinahe allen eine
furchtbare Stumpfsinnigkeit liegt. Es ist beinahe unmöglich, diejenigen aufzuwecken, die
wach sein sollten, um ein Gefühl für die Macht zu haben, die Satan über Gemüter ausübt.
Sie sind sich der Verdorbenheit, die rings um sie herrscht, nicht bewusst. Satan hat ihre
Sinne verblendet und sie in fleischliche Sicherheit gelullt. Die Fehlschläge in unserem
Bemühen, andere dahinzubringen, dass sie die große Gefahr erkennen, in der Seelen
schweben, hat mich manchmal zu dem Gedanken veranlasst, dass meine Ansichten
betreffs der Verdorbenheit des menschlichen Herzens zu übertrieben gewesen sind. Aber
wenn uns Tatsachen vor Augen geführt werden, die uns die traurige Hässlichkeit von
jemand zeigen, der es gewagt hat, mit heiligen Dingen umzugehen, während er von
Herzen verdorben war, von jemand, der mit sündenbefleckten Händen die Geräte des
Herrn besudelte, dann bin ich sicher, dass ich das Bild nicht zu grell gezeichnet habe.
Z2.472.1 (2T.478.2) Absatz: 87/108
Ich habe sehr deutlich gesprochen, im Schreiben wie in meinen Ansprachen, in der
Hoffnung, Gottes Volk zu dem Verständnis zu erwecken, dass es in gefahrvollen Zeiten
lebt. Die Gleichgültigkeit derer, die Satans Wirken verstehen, wach und auf der Hut sein
sollten, hat mir viel Herzenskummer bereitet. Ich habe gesehen, dass Satan selbst jene
verführt, sich der schrecklichen Sünde der Hurerei hinzugeben, die sich zur Wahrheit
bekennen. Das Gemüt eines Mannes oder einer Frau wird nicht plötzlich von Reinheit und
Heiligkeit zu Schlechtigkeit, Verdorbenheit und Sünde herabgewürdigt. Es beansprucht
Zeit, das Menschliche ins Göttliche umzuwandeln oder jene, die nach Gottes Ebenbild
geschaffen wurden, ins Tierische oder Satanische umzugestalten. Durchs Anschauen
werden wir verwandelt. Obgleich zum Bilde seines Schöpfers erschaffen, kann der
Mensch sein Gemüt so erziehen, dass Sünde, die er einst verabscheute, ihm anziehend
wird. Wenn er aufhört zu wachen und zu beten, hört er auf, die Festung – das Herz – zu
behüten und fällt in Sünde und Frevel. Das Gemüt ist herabgewürdigt, und es ist
unmöglich, es aus der Verdorbenheit zu erheben, während es dazu erzogen wird, die
moralischen und geistigen Kräfte zu versklaven und sie den niederen Leidenschaften zu
unterwerfen. Es muss ein fortwährender Kampf gegen den fleischlichen Sinn geführt
werden, und wir müssen durch den veredelnden Einfluss der göttlichen Gnade unterstützt
werden, der die Gedanken aufwärts lenkt und es ihnen zur Gewohnheit macht, bei reinen
und heiligen Dingen zu verweilen.
Z2.472.2 (2T.479.1) Absatz: 88/108
Viele bekenntlichen Sabbathalter halten ihren Körper nicht in Schranken. Einige, die
immer niederer Gesinnung gewesen sind, haben die Sabbatwahrheit angenommen. Als
sie die Wahrheit annahmen, haben sie es nicht für notwendig angesehen, eine völlige
Kehrtwendung vorzunehmen und ihr ganzes Verhalten zu ändern. Sie sind jahrelang den
Neigungen ihres unveränderten Herzens gefolgt und wurden von den verdorbenen
Leidenschaften ihrer fleischlichen Natur beherrscht, die Gottes Ebenbild in ihnen
zerstörten und alles befleckten, was sie anrührten. Deshalb würde ihr ganzes zukünftiges
Leben zu kurz sein, die Leiter des Petrus zur christlichen Vollkommenheit zu erklimmen,
wodurch sie vorbereitet wären, ins Reich Gottes einzugehen. Doch gibt es nicht viele, die
empfinden, dass sie nicht durch ein Bekenntnis zur Wahrheit gerettet werden können, es
sei denn, sie werden in Beantwortung der Bitte unseres göttlichen Herrn an seinen Vater,
durch die Wahrheit geheiligt: „Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“
(Johannes 17,17)
Z2.473.1 (2T.479.2) Absatz: 89/108
Männer und Frauen, die sich Jünger Christi nennen und vorgeben, Gottes Gebote zu
halten, müssen in ihrem täglichen Leben wahrhaft ringen, zur engen Pforte einzugehen.
Die Ringenden sind die Einzigen, denen es gelingen wird, durch die enge Pforte auf den
schmalen Weg zu gelangen, der zum ewigen Leben und zur Fülle der Freude und ewigem
Glück führt. Diejenigen, die es nur versuchen, werden nie dazu imstande sein. Das ganze
christliche Leben vieler wird in keinem größeren Bemühen bestehen, als es zu versuchen.
Ihr einziger Lohn wird darin bestehen, es unmöglich zu finden, zu jener engen Pforte
einzugehen.
Z2.473.2 (2T.480.1) Absatz: 90/108
Ich war erstaunt zu sehen, wie viele Familien von Satan verblendet sind, so dass sie keine
Ahnung von seinem Wirken, seinen Tücken und Betrügereien haben, die in ihrer Mitte
praktiziert werden. Eltern scheinen von dem lähmenden Einfluss des Feindes betäubt zu
sein, und doch denken sie, dass es wohl um sie alle steht. Es wurde mir gezeigt, dass
Satan die Gemüter derer, die sich in der Ehe vereinigen, zu erniedrigen sucht, damit er
ihrem Nachwuchs sein eigenes hassenswertes Bild aufprägen kann. Weil sie eine Ehe
eingegangen sind, nehmen viele an, dass es ihnen gestattet sei, sich von tierischen
Leidenschaften beherrschen zu lassen. Sie werden von Satan angeleitet, der sie betrügt
und veranlasst, diese heilige Einrichtung zu entweihen. Er ist mit dem niedrigen Stand,
den sie einnehmen, höchst zufrieden, denn in dieser Richtung kann er viel erreichen. Er
weiß, dass er sich um ihre christliche Erfahrung nicht sorgen muss, wenn er die niederen
Triebe erregen kann und sie die Oberhand gewinnen lässt, denn die moralischen und
geistigen Fähigkeiten werden ihnen unterworfen sein, während die tierischen Neigungen
vorherrschen. Diese niederen Leidenschaften werden durch Übung gestärkt, während die
edlen Kräfte immer mehr abnehmen und schwächer werden.
Z2.474.1 (2T.480.2) Absatz: 91/108
Ihre Nachkommen kann er noch leichter formen als die Eltern, denn er kann die Sinne der
Eltern so beherrschen, dass es ihm durch sie ermöglicht ist, dem Charakter ihrer Kinder
seinen eigenen Stempel aufzudrücken. So werden viele Kinder geboren, bei denen die
tierischen Leidenschaften die Oberhand haben, die sittlichen Kräfte aber schwach
entwickelt sind. Diese Kinder brauchen sorgfältigste Erziehung, damit die moralischen und
geistigen Kräfte gestärkt und entwickelt werden und diese die Leitung übernehmen
können. Leider wird Satans Wirken nicht erkannt; seine Täuschungen werden nicht
verstanden. Die Kinder werden nicht für Gott erzogen. Ihre sittliche und religiöse
Erziehung wird vernachlässigt. Die tierischen Neigungen werden ständig gestärkt,
während die sittlichen Fähigkeiten erlahmen.
Z2.474.2 (2T.481.1) Absatz: 92/108
Einige Kinder beginnen sehr früh mit der Selbstbefriedigung. Wie sie an Jahren
zunehmen, erstarken gleicherweise auch die sinnlichen Begierden. Ihre Gemüter kommen
nicht zur Ruhe. Mädchen wünschen die Gesellschaft der Jungen und die Jungen die
Gesellschaft der Mädchen. Ihr Verhalten ist nicht reserviert und schicklich. Sie sind kühn
und dreist und nehmen sich unschickliche Freiheiten heraus. Die Gewohnheit der
Selbstbefriedigung hat ihre Gemüter verdorben und ihre Seelen befleckt. Schlechte
Gedanken, das Lesen von Romanen und Liebesgeschichten und von verdorbenen
Büchern hat ihre Einbildung erregt, und genau das gefällt ihrem entarteten Sinn. Sie
arbeiten nicht gern, und wenn sie arbeiten, klagen sie über Müdigkeit; sie haben
Rückenschmerzen und Kopfweh. Besteht dafür keine Ursache? Sind sie müde, weil sie
arbeiten? Nein, nein! Doch die Eltern geben den Klagen ihrer Kinder nach und entbinden
sie von Arbeit und Verantwortung. Das ist das Schlimmste, was sie tun können. Sie
entfernen damit die einzige Schranke, die Satan daran hindert, freien Zugang zu ihren
geschwächten Gemütern zu haben. Nützliche Arbeit wäre in gewissen Maße ein Schutz
gegen seine völlige Herrschaft über sie.
Z2.475.1 (2T.481.2) Absatz: 93/108
Wir haben einige Erkenntnis über Satans Arbeitsweise und welchen Erfolg er darin hat.
Wie mir gezeigt wurde, hat er die Sinne der Eltern gelähmt. Sie sind sehr zögerlich, zu
vermuten, dass ihre eigenen Kinder verkehrt und sündig sein könnten. Einige dieser
Kinder geben vor, Christen zu sein, und die Eltern schlafen weiter, fürchten keine Gefahr,
während die Gemüter und Leiber ihrer Kinder zugrunde gerichtet werden. Einige Eltern
sind nicht einmal darauf bedacht, die Kinder bei sich zu behalten, wenn sie ins Haus
Gottes gehen. Junge Mädchen wohnen den Versammlungen bei, nehmen ihren Platz ein,
vielleicht neben ihren Eltern, aber häufig in der letzten Reihe der Versammlung. Sie haben
die Gewohnheit, sich zu entschuldigen, um das Haus verlassen zu können. Die Jungen
verstehen das, und gehen vor oder nach den Mädchen hinaus, und wenn die
Versammlung zu Ende ist, begleiten sie diese nach Hause. Doch die Eltern sind um nichts
klüger. Wieder werden Entschuldigungen vorgebracht, um sich entfernen zu können, und
Jungen und Mädchen versammeln sich in Parkanlagen oder einem sonst versteckten Ort
und spielen dort und machen sich eine vergnügte Zeit, ohne ein erfahrenes Auge, das sie
warnt. Sie ahmen Männer und Frauen im fortgeschrittenen Alter nach.
Z2.475.2 (2T.482.1) Absatz: 94/108
Dies ist ein schnelles Zeitalter. Kleine Jungen und Mädchen erweisen einander
Aufmerksamkeit, wenn sie noch beide in die Kinderstube gehörten, um dort Anstand des
Betragens zu lernen. Welche Auswirkungen haben diese gemeinsamen
Zusammenkünfte? Dienen sie dazu, die Keuschheit unter den Jugendlichen zu fördern?
Nein, wirklich nicht; sie vermehren die sinnlichen Leidenschaften. Nach solchem
Zusammensein werden die Jugendlichen von Satan toll gemacht und geben sich ihren
verdorbenen Handlungen hin.
Z2.475.3 (2T.482.2) Absatz: 95/108
Eltern schlafen und wissen nicht, dass Satan sein höllisches Banner inmitten ihres
Haushalts aufgepflanzt hat. Ich musste mir die Frage vorlegen: Was soll in diesem
verdorbenen Zeitalter aus der Jugend werden? Ich wiederhole: Die Eltern schlafen. Die
Kinder sind bezaubert von einer liebeskranken Gefühlsduselei, und die Wahrheit hat keine
Macht, das Übel zu korrigieren. Was kann getan werden, um dem Strom des Übels Einhalt
zu gebieten? Eltern können viel tun, wenn sie wollen. Wenn ein junges Mädchen, das
gerade die Zehnerjahre erreicht hat, sich vertraut gegenüber einem Jungen seines Alters
oder älterer Burschen verhält, dann sollte es so nachdrücklich zurechtgewiesen werden,
dass es zu keiner Wiederholung der Annäherung kommt. Wenn die Gesellschaft eines
Mädchens häufig von Jungen oder jungen Männern gesucht wird, dann stimmt etwas
nicht. Das junge Mädchen braucht eine Mutter, die ihm seinen Platz zuweist, die ihm
Schranken auferlegt und es belehrt, wie sich ein Mädchen in seinem Alter zu betragen hat.
Z2.476.1 (2T.482.3) Absatz: 96/108
Die vorherrschende verdorbene Lehre, dass sich die Geschlechter aus gesundheitlichen
Gründen mischen müssten, hat ihr schädliches Werk getan. Wenn Eltern und
Erziehungsberechtigte den zehnten Teil von Satans Scharfsinn besäßen, dann wären
diese Verbindungen harmloser. So, wie es aber steht, hat Satan in seinen Bemühungen,
die Gemüter der Jugendlichen zu verzaubern, großen Erfolg. Der Umgang von Jungen
und Mädchen miteinander vermehrt das Übel um ein Zwanzigfaches. Beschäftigt Jungen
und Mädchen mit nützlicher Arbeit. Wenn sie müde sind, werden sie weniger geneigt sein,
ihren eigenen Körper zu schänden. Im Fall der Jugendlichen ist nichts zu erhoffen, es sei
denn, dass in den Gemütern der Älteren eine völlige Veränderung stattfindet. Laster ist
den Gesichtern von Jungen und Mädchen aufgeprägt. Aber was wird getan, um den
Fortschritt dieses Übels aufzuhalten? Jungen und jungen Männern wird gestattet, sich
Freiheiten gegenüber Mädchen und jungen Frauen durch unschickliche Annäherungen
herauszunehmen. Möge Gott Väter und Mütter erwecken, allen Ernstes ans Werk zu
gehen, um diesen schrecklichen Zustand zu ändern, ist mein Wunsch und mein Gebet.
Z2.476.2 (2T.483.1) Absatz: 97/108
Wenn ich die Zeugnisse überblicke, die Sabbathaltern gegeben wurden, bin ich über die
Güte Gottes und über seine Sorge um sein Volk erstaunt, indem er ihnen so viele
Warnungen erteilt, ihre Gefahren gezeigt und ihnen die erhabene Stellung vor Augen
geführt hat, die sie nach seinem Willen einnehmen sollen. Wenn sie in seiner Liebe
beharrten und sich von der Welt getrennt hielten, würde er seinen besonderen Segen auf
ihnen ruhen und sein Licht rings um sie her scheinen lassen. Ihr Einfluss zum Guten
könnte in jedem Zweig des Werkes und in jedem Teil des Evangeliumsfeldes verspürt
werden. Wenn sie aber versäumen, Gottes Willen nachzukommen, wenn sie fortfahren, so
wenig vom erhabenen Charakter des Werkes zu empfinden wie bisher, dann wird sich ihr
Einfluss und Beispiel als ein furchtbarer Fluch erweisen. Sie werden Schaden und nichts
wie Schaden anrichten. Das Blut kostbarer Seelen wird an ihren Kleidern gefunden
werden.
Z2.477.1 (2T.483.2) Absatz: 98/108
Zeugnisse der Warnung sind wiederholt worden. Ich frage: Wer hat sie beachtet? Wer ist
eifrig gewesen, seine Sünden und seine Abgötterei zu bereuen und ist ernstlich bemüht
gewesen, vorwärts zu streben und das Ziel der hohen Berufung Gottes in Christo Jesu zu
erreichen? Wer hat das inwendige Wirken Gottes offenbart, das zu Selbstverleugnung und
demütiger Selbstaufopferung führt? Wer von denen, die gewarnt wurden, hat sich von der
Welt, von ihren Einflüssen und Lüsten getrennt und ei