Ferdinand Brütt - Michael Imhof Verlag

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Ferdinand Brütt - Michael Imhof Verlag
Impressum
Zum Geleit
Katalog der Ausstellung
Meisterhafte Porträts der Fürstenmaler im 19. Jahrhundert
„...sehr vorteilhaft und wunderbar gemalt...“
Sonderausstellung aus Anlass der Gründung der Kulturstiftung des Hauses Hessen
AUSSTELLUNG
KATALOG
Konzeption
Herausgeber
Markus Miller
Kulturstiftung des Hauses Hessen, Archiv des Hauses Hessen,
Museum Schloss Fasanerie
Restaurierung
Corinna Bohn, Frankfurt
Autoren
Stefanie Gundermann, Frankfurt
Andreas Dobler
Wibke Hartmann, Museum Schloss Fasanerie
Christine Klössel
Bernd Pappe, Bern
Stephanie Wagner, Frankfurt
Layout und Reproduktion
Porträts produzieren wir heute massenhaft. Wir benötigen dafür keinen Fotoapparat mehr, es genügen
unsere Mobiltelefone. Und in Zeiten der sogenannten
„Selfies“, der schnellen Selbst-Spiegelung, ist nicht
einmal mehr ein Fotograf vonnöten, wir sind Porträtierte und Porträtisten zugleich.
Und dennoch beauftragen wir für besondere Situationen in unserem Leben einen professionellen Fotografen, der den Schulanfänger, das Hochzeitspaar oder
den neuen Vorstand passend in Szene setzt und für
die Zukunft festhält.
Dabei unterscheiden sich die Ansprüche, die wir an
ein gutes Porträtfoto stellen, nicht von den Erwartungen, mit denen sich die Maler vergangener Jahrhunderte bei der Herstellung eines Bildnisses konfrontiert
sahen: Es soll uns ähneln und wir wollen gut und
von unserer besten Seite getroffen sein.
Margarita Licht | Michael Imhof Verlag, Petersberg
Aufbau
Klaus Goldbach
Umschlaggestaltung
Peter Kubicek
Jens Freitag, TEO Industriedesign GmbH, Kassel
Julia Küchler
Maria Morstein
Verlag
Matthias Obeldobel
Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG
Jörg Rose
Stettiner Str. 25 | 36100 Petersberg
Klaus Schmuck
Tel.: +49 / (0)6 61 / 2 91 91 66 0 | Fax: +49 / (0)6 61 / 2 91 91 66 9
www.imhof-verlag.com
Graphik
TEO, Kassel
Druck
Rindt-Druck, Fulda
Technik
Elektro Herber, Eichenzell
© 2014 by
Kulturstiftung des Hauses Hessen
Für Hinweise und Unterstützung danken wir
Schloss Fasanerie
Karin Althaus, München
36124 Eichenzell
Alexa Christ, Darmstadt
Tel.: +49 / (0)6 61 / 94 86 0
Gabriele Eitzinger, München
www.schloss-fasanerie.de
Uwe Friedrich, Göttingen
Irene Karges-Adam, Langen
Bildnachweis
Frank Schmitter, München
Soweit nicht anders angegeben: Kulturstiftung des Hauses Hessen
und Hessische Hausstiftung
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Museumsausgabe
Buchhandelsausgabe
ISBN 978-3-9816021-1-1
ISBN 978-3-7319-0133-4
Diesen Wunsch erfüllte der Maler Heinrich von Angeli seiner Auftraggeberin, der preußischen Kronprinzessin Victoria in hervorragender Weise. Sie beschrieb ihr im Jahr 1875 soeben von ihm fertig gestelltes Porträt in einem Brief an ihre Mutter, die englische Königin Victoria, mit diesen Worten: „Es ist
sehr ähnlich aber auch sehr vorteilhaft und ... wunderbar gemalt“. Einer ähnlichen Wertschätzung ihrer
Porträtkunst erfreuten sich im 19. Jahrhundert auch
die europaweit tätigen Maler Franz Xaver Winterhalter, Franz von Lenbach und Friedrich August von
Kaulbach. Sie wurden schon zu Lebzeiten als „Fürstenmaler“ bezeichnet, da sie sich darauf spezialisiert
hatten, Bildnisse zu schaffen von Persönlichkeiten
der gehobenen Gesellschaftsschicht aus Adel, Politik
und reichem Bürgertum.
Im Unterschied zu den Malern des 18. und frühen 19.
Jahrhunderts waren diese Fürstenmaler nicht an einen bestimmten Hof gebunden, sondern reisten in
ganz Europa umher und wurden von ihren Auftraggebern weiterempfohlen. Auch persönlich genossen
die Fürstenmaler hohes Ansehen. Sie nahmen während ihrer Aufenthalte an den Höfen Europas auch
an deren gesellschaftlichem Leben teil und erteilten
den Damen und Kindern Unterricht im Zeichnen und
Malen.
Teilweise hielten sie als sogenannte „Malerfürsten“
selbst Hof und empfingen ihre Modelle in der eigenen Villa, wie etwa Franz von Lenbach und August
von Kaulbach in München.
Hochgeschätzt und gut bezahlt zu Lebzeiten, gerieten
die Fürstenmaler bald danach in Vergessenheit. Erst
seit einigen Jahrzehnten finden ihre Gemälde wieder
den Weg aus den Depots großer Museen zurück in die
Galerien; für bedeutende Gemälde dieser Künstler
wurden auf dem internationalen Auktionsmarkt neuerdings Höchstpreise erzielt.
Meine Familie bewahrt in der Hessischen Hausstiftung und in der Kulturstiftung des Hauses Hessen einen großen Bestand hervorragender Werke der vier
oben genannten Maler. Darunter sind nicht nur Porträts von Prinzen und Prinzessinnen aus Hessen, sondern dank der verwandtschaftlichen Beziehungen
auch herausragende Bildnisse von Mitgliedern des
preußischen, englischen und italienischen Königshauses.
Im Unterschied zu fotografischen Porträts üben gemalte Bildnisse einen besonderen Zauber auf uns aus.
Ein gutes Porträtgemälde hält nicht den Augenblick
fest, sondern verdichtet das Bild von einer Person. Es
konzentriert sich darauf, die gesamte Persönlichkeit
darzustellen.
In unserer Ausstellung mag man sich davon überzeugen, dass die Fürstenmaler des 19. Jahrhunderts diese
Kunst in besonderer Weise beherrscht haben. Mich
selbst fasziniert bei der Betrachtung dieser Gemälde
immer wieder, wie präsent die Dargestellten vergangener Jahrhunderte heute noch auf uns wirken.
Donatus Landgraf von Hessen
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für das Werk Winterhalters und dessen Erfolg bei seinen Auftraggebern später von großer Bedeutung
werden sollte. Auch die stark dem Klassizismus verpflichteten Licht- und Farbeffekte lernte Winterhalter
zunächst bei Stieler kennen.
Abb. 1a Philippsruher Zimmer im Museum Schloss Fasanerie
8 | Andreas Dobler
1825 vermittelte ihm David von Eichthal, ein Badener Kaufmann und Bankier, ein Stipendium des großherzoglichen Hofes in Karlsruhe, wohin er 1828 zum
ersten Mal für kurze Zeit seinen Wohnsitz verlegte
und wo er der Markgräfin und späteren Großherzogin
Sophie Zeichenunterricht erteilte. Ein weiterer Aufenthalt in München, zusammen mit seinem Bruder,
schien bereits zu einer Weichenstellung für Winterhalter zu werden: „Wir leben immer den alten Gang
fort und es ist vielleicht das Beste. Beyde malen wir
immer Portraits, sonst gar nichts andres“.3 Wieder
nach Karlsruhe zurückgekehrt, durfte der nun 26-jährige Winterhalter mehrere Mitglieder des großherzoglichen Hauses von Baden porträtieren, bevor er 1832
zu einer zweijährigen Italienreise aufbrach. Wenngleich er sich dort vornehmlich unter seinen deutschen Kollegen aufhielt, zeigte er sich deren Malweise gegenüber weitgehend verschlossen. Weder mit
den nationalistischen noch mit deren romantisch-religiösen Tendenzen konnte er wirklich vertraut werden, und er orientierte sich in Sachen Stil und Geschmack weit stärker an Horace Vernet, dem damaligen Direktor der Académie de France in Rom, als an
einem J. F. Overbeck und den deutschen „Nazarenern“. Daher wurde Winterhalter von seinen Landsleuten damals schon „der Französische“ genannt.
Zurück in Deutschland wurde er im August 1834
zum Hofmaler in Karlsruhe ernannt, wobei ihm seine
freundschaftliche Verbindung zur Großherzogin sicherlich nicht wenig hilfreich gewesen war. Dennnoch reiste er im selben Jahr nach Paris ab, wo er
sich für die nächsten 36 Jahre niederließ. Er musste
sich seiner Sache ziemlich sicher gewesen sein und
durfte mit Bestimmtheit auf die Förderung maßgeblicher Leute gehofft haben, sonst wäre er das Risiko
der Übersiedlung in eine Stadt mit so vielen talentierten Künstlern wahrscheinlich nicht eingegangen.
Vermutlich konnte er mit einer Empfehlung der badischen Großherzogin-Witwe, Stephanie de Beauharnais, einer Stieftochter Napoleons I., die Reise in die
französische Hauptstadt antreten. Auch den bayerischen Gesandten in Paris, eine der ersten Persönlichkeiten, die er dort porträtierte, hatte er bereits vorher
kennengelernt. Und nicht zuletzt wird auch der Kontakt zur Familie des Herzogs von Leuchtenberg, den
er hatte knüpfen können, von wertvollem Nutzen gewesen sein.
Drei Jahre nach seiner Ankunft in Paris gelang ihm
im Salon von 1837 der Durchbruch. Nicht für ein
Porträt, sondern für das Genrebild „Decamerone“
wurde er von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeiert, was ihm die notwendige Aufmerksamkeit über
die adligen Kreise hinaus verschaffte. Sein erster öffentlicher Auftrag, der 1838 aus der königlichen
Staatskasse bezahlt wurde, war daher nicht nur von
der königlichen Familie selbst, sondern gleichwohl
durch öffentliche Anerkennung getragen. Bereits ein
Jahr später wurde er aufgefordert, das Bildnis des
„Bürgerkönigs“ Louis-Philippe zu malen. Bis zur Revolution von 1848 stand Winterhalter von nun an im
Dienst des Hauses Orléans, mit der Aufgabe, dessen
Mitglieder zu porträtieren. Offensichtlich hatte er einen günstigen Zeitpunkt erwischt, denn der Plan des
Königs, aus repräsentativen Gründen eine offizielle
Porträtgalerie seiner Familie zu installieren, verschaffte dem deutschen Maler einen solchen Umfang
an Arbeit, dass er diesen allein gar nicht bewältigen
konnte. Zu den über dreißig Porträts der königlichen
Familie kamen zahlreiche Wiederholungen, so dass
Winterhalter in der Zeit zwischen 1838 und 1848 für
zusammen über 140 Aufträge aus der französischen
Staatskasse bezahlt wurde.4 Sein Studio, das sich seit
1843 in der Rue Notre-Dame-de-Lorette Nr. 29 befand, wurde zu großen Teilen von seinem Bruder
Hermann organisiert. Ohne dessen Unterstützung wäre die Bewältigung der zahlreichen Aufgaben sicherlich nicht möglich gewesen. Die rein geschäftlichen
Vorgänge, die praktische Leitung des Studios, die Anfertigung der gewaltigen Menge an Repliken, die Publikation der reproduzierten Drucke, die Herstellung
der Rahmen und der Versand der Bilder gehörten in
erster Linie zu den Aufgaben des jüngeren Bruders.
Die erste direkte Verbindung zwischen Franz Xaver
Winterhalter und dem französischen König LouisPhilippe hatte wohl dessen älteste Tochter LouiseMarie hergestellt, die mit dem König der Belgier verheiratet war. Sie war in gleicher Weise verantwortlich
für die erste Einladung des Porträtisten an den Englischen Hof. In einem Brief vom 16. Mai 1842 an Königin Victoria beschreibt sie Winterhalter als „einen
exzellenten Mann, voller Eifer für seine Kunst, von
gutem Willen, Entgegenkommen und echter Bescheidenheit.“5 Dass er in den folgenden knapp dreißig
Jahren mehr als hundert Arbeiten an Königin Victoria und Prinz Albert abliefern würde, war zu diesem
Zeitpunkt noch nicht abzusehen.
Eines der frühen Porträts, das er für den englischen
Hof anfertigte, war das Bildnis von Mary Louise
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erkennen weder Orden im Detail noch Waffen oder
sonstige Attribute, sondern sehen das Porträt eines
jungen Mannes, das stark auf dessen persönliche Erscheinung konzentriert ist. In den Sammlungen der
Brautleute bzw. der späteren Witwe ist von diesen
Hochzeitsporträts das des Bräutigams als Original
von Winterhalter geblieben. Von der Braut existiert
nur eine verkleinerte Kopie als Porzelanbild (Abb. 6).18
Das Original von Winterhalter hängt heute im Buckingham Palace. Es entstand kurz vor dem Bildnis
des Bräutigams. Die Königin notierte in ihrem Tagebuch, dass am 5. Juni 1857, kurz nach Winterhalters
Ankunft in London, „Vicky ihre erste Sitzung für ein
lebensgroßes Halbfigurenporträt hatte.“ Allem Anschein nach war es relativ bald vollendet, denn sie
vermerkte bereits am 20. Juni, dass Winterhalter ein
wunderbares Bild von Vicky fertiggestellt hatte,
während er noch an einem exzellenten Kopf von
Fritz arbeitete.19
Abb. 5 Kaiser Friedrich (1831–1888) als Kronprinz Friedrich Wilhelm von
Preußen, Öl auf Leinwand, 53,5 x 43,5 cm, signiert und datiert unten
links: F Winterhalter 1857, Inv.-Nr. FRDH B 3092
Abb. 4 Kaiserin Friedrich (1840–1901) als Prinzessin Victoria von Großbritannien, Öl auf Leinwand, 50,0 x 37,5 cm, signiert und datiert unten links:
F Winterhalter 1856, Inv.-Nr. FRDH B 3194
14 | Andreas Dobler
Noch vor der Hochzeit im Januar 1858 fertigte Winterhalter Porträts von den beiden jungen Brautleuten
an, jedoch nicht als Gegenstücke, wie man vermuten
würde, sondern als eigenständige und in Abbild und
Format völlig voneinander unabhängige Werke.
Während er Victoria als Ganzfigur darstellte, malte
er vom preußischen Kronprinzen ein Brustbild
(Abb. 5).16 Es entstand während dessen Aufenthalt in
London vom 10. Juni bis zum 14. Juli 1857. Die englische Königin notierte in ihrem Tagebuch in Einträgen vom 15. und 20. Juni, dass Prinz Friedrich Wilhelm von Winterhalter gemalt worden sei, und sie
entlohnte den Maler später dafür mit 40 £.17 Das Gemälde zeigt den 26-jährigen Prinzen als sehr ernsthaften jungen Mann. Die Aufgabe für den Maler war,
den Bräutigam nicht nur lebensnah ähnlich, sondern
auch als verantwortungsbewussten Thronfolger darzustellen, der sich seinen künftigen Herausforderungen als König von Preußen und als deutscher Kaiser
selbstsicher zu stellen wusste. Formatfüllend ist er im
verlorenen Profil nach rechts gezeigt. Der etwas zu
steif geratene hohe Kragen trennt die sehr fein
durchmodellierte Kopfpartie von der preußisch blauen Uniform mit den silberfransigen Epauletten, die in
der Bildkomposition als helle Fläche ein Gegengewicht zum stark ausgeleuchteten Gesicht bilden. Wir
Ebenso wie vom Bildnis seiner zukünftigen Frau sind
auch vom Porträt des Kronprinzen Wiederholungen
angefertigt worden. Neben einer Lithographie existiert eine von einem unbekannten Miniaturisten hergestellte Kopie, die im Vergleich zur gängigen Repro-
Abb. 6 Meinelt (?) nach F. X. Winterhalter, Kaiserin Friedrich (1840–1901)
als Prinzessin Victoria von Großbritannien, Porzellandruck, 38,5 x 30,5 cm;
um 1857, Inv.-Nr. FAS B 922
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Abb. 16 Richard Lauchert, Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein (1837–1892), Öl auf Leinwand, 69,0 x 58,0 cm, signiert unten
rechts: Lauchert 1867, Inv.-Nr. DA B 21017
26 | Andreas Dobler
Abb. 17 Richard Lauchert, Großherzogin Alice von Hessen und bei Rhein (1843–1878), Öl auf Leinwand,
65,0 x 55,0 cm, signiert unten rechts: Lauchert 1867, Inv.-Nr. DA B 21016
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In den vier Jahren zwischen dem ersten Pastell und
der endgültigen großformatigen Ausführung des Witwenporträts malte Heinrich von Angeli auch die
Töchter der Kaiserin. 1890 entstand das Porträt von
Prinzessin Charlotte Herzogin von Sachsen-Meiningen (1860–1925) in Profilansicht nach rechts gewendet (Abb. 21). Es ist vermutlich eine Kopie Angelis
nach einem früheren Porträt, denn er hatte bereits
1877 eine Einladung nach Potsdam erhalten, um die
schöne jugendliche Prinzessin zu malen, die sich mit
Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen (1851–
1928) verlobt hatte. Kronprinzessin Victoria, die in
den Jahren 1876 bis 1880 ihre Kinder selbst
porträtierte,20 kopierte Angelis Bild eigenhändig und
schenkte es 1878 ihrer Mutter zum Geburtstag mit
dem Worten: „You wished for a copy of Chalotte’s
Picture, so I made one, it is of course far from being
a true copy of the lovely original H. v. Angeli did, but
it is as correct & as like as I could make it and as I
trust you will kindly accept it. I had such great pleasure in doing it for you though I found it horribly difficult.“21 Offensichtlich gab sie später Heinrich von
Angeli den Auftrag das Porträt für sie zu kopieren
möglichweise bereits für ihren Witwensitz Schloss
Friedrichshof in Kronberg. Dort versammelte sie die
Porträts ihrer Familie um sich.
Wurde Charlotte als Verlobte ein Jahr vor ihrer Hochzeit porträtiert, so ihre jüngere Schwester Viktoria
(1866–1929) bereits als Ehefrau (Abb. 22). Am 19.
November 1890 hatte sie in Berlin Prinz Adolf zu
Schaumburg-Lippe (1859–1916) geheiratet. Vielleicht
spielt der Veilchenstrauß am gelben Kleid als Farbtupfer und kleiner Frühlingsbote auch auf die Zukunft der Prinzessin an. Mitte der 1880er Jahre hatte
auch Franz von Lenbach ein Pastell von Viktoria gemalt (vgl. Abb. 6; S. 57).
Ebenfalls als Verlobte malte Angeli 1892 die jüngste
Tochter, Prinzessin Margarethe von Preußen (1882–
1954) (Abb. 23). Sie heiratete im darauffolgenden
Jahr Prinz Friedrich Karl von Hessen (1868–1940),
den jüngeren Bruder von Landgraf Alexander Friedrich18 (Abb. 11, S. 63). Das erste Mal porträtierte der
Künstler sie bereits 1876 im Alter von vier Jahren in
einer für ihn eher untypischen freien Malweise und
Tonigkeit.22 (Abb. 24)
Als weiteres Kinderporträt erhielt Angeli 1879 den
Auftrag Prinz Waldemar von Preußen posthum nach
einer Vorlagenfotografie zu malen. Der dritte Sohn
des Kronprinzenpaars war ganz plötzlich an Diphtherie verstorben.23 (Abb. 25)
1880 entstand dann das Gemälde der zweitjüngsten
Tochter Sophie im Alter von 10 Jahren. Sie heiratete
1889 den Griechischen Kronprinzen Konstantin
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Abb. 21 Charlotte Herzogin von Sachsen-Meiningen (1860–1919)
als Erbherzogin, Öl auf Holz, 34,5 x 29,0 cm, signiert unten rechts:
H. v. Angeli 1879, Inv.-Nr. FRDH B 3084
Abb. 23 Margarethe Prinzessin von Preußen (1882–1954), Öl auf
Holz, 63,0 x 48,0 cm, signiert linker Rand Mitte: H.v. Angeli 92,
Inv.-Nr. FRDH B 3083
Abb. 24 Margarethe Prinzessin von Preußen (1882–1954), Öl auf Leinwand, 63,0 x 48,0 cm, signiert linker Rand Mitte: H.v. Angeli 1876,
Inv.-Nr. FRDH B 3140
Abb. 22 Viktoria Prinzessin von Schaumburg-Lippe (1866–1929),
Öl auf Leinwand, signiert linker Rand Mitte: H.v. Angeli 91,
Inv.-Nr. FRDH B 3142
Abb. 25 Waldemar Prinz von Preußen (1868–1879), Öl auf
Leinwand, 54,0 x 44,5 cm, signiert unten rechts: H. v. Angeli 1879,
Inv.-Nr. FRDH B 3099
Abb. 26 Sophie Prinzessin von Preußen(1870–1932),
Öl auf Holz, 43,0 x 34,5 cm, signiert Mitte rechts: H. v. Angeli 1880,
Inv.-Nr. FRDH B 3096
D E R H O F M A L E R H E I N R I C H VO N A N G E L I ( 1 8 4 0 – 1 9 2 5 ) | 47