VORWORT - Kaps Stiftung
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VORWORT - Kaps Stiftung
J U N I 2 013 VISION Liebe Freunde und Förderer der Hans-Joachim Kaps-Stiftung, Hans-Joachim Kaps Im nächsten Jahr feiern wir bereits 15 Jahre VISION! Die erste VISION erschien Anfang 1999 und berichtete über das Goslarseminar von Oktober 1998 mit 66 Teilnehmern. Die Hans-Joachim Kaps-Stiftung belohnte damals den besten Aufsatz mit einer Reise zur Londoner Metallbörse. Diese ging an Fernando Palermo von der Metall KG Linnhoff, Düsseldorf. Die Jury hatte keine leichte Wahl, entschied sich aber letztlich für den Text von Fernando Palermo, der den Lehrgang nach Ansicht der Jury am besten zusammengefasst hatte. Die Plätze zwei, drei und vier wurden gleichrangig von Alexandra Dahlen, Bodo Wolrich und Thorsten Boehlke belegt und mit je einem Taschenbuch des Metallhandels bedacht. In dieser Ausgabe, also gut 14 Jahre danach, berichten wir wieder über den Aufsatzwettbewerb im Rahmen eines Goslarseminars (mit 107 Teilnehmern im Jahr 2012) und die drei besten Aufsätze, deren Autoren von der Hans-Joachim Kaps-Stiftung belohnt wurden. Der erste Preis ging an Frau Simone Köhling, Aurubis Lünen: ein Kindle-Reader sowie ein Gutschein für eBooks in Höhe von 75 EUR. Der Preis wurde am von Eckhard Boehlke 7. Mai 2013 vom Vorstandsvorsitzenden der Hans-Joachim KapsStiftung, von mir persönlich an Frau Köhling übergeben. Der zweite Preis, ein Kindle sowie ein Gutschein über 50 EUR, wurde an Herrn Christian Bleier, ALKU GmbH am 25. April in Salzburg bei der Mitgliederversammlung des VDM vom VDM-Präsidenten Herrn Thomas Reuther überreicht. Der dritte Preis ging an Frau Judith Maag: ein Kindle sowie ein Gutschein in Höhe von 25 EUR. VORWORT Für mich persönlich ist der 1. Mai 2013 ein besonderes Datum: es bedeutet 15 Jahre Vorstandsarbeit für die Hans-Joachim KapsStiftung, davon ab 1. November 2007 als Vorstandsvorsitzender. In dieser Zeit haben wir zusammen mit dem Verband Deutscher Metallhändler die Juniorenausbildung strukturiert und ein modulares Juniorenförderprogramm erarbeitet. Dieses umfasst drei Pflichtprogramme: Alle drei Jahre eine Woche Seminar Goslar (alle Metalle), alle zwei Jahre 2-3 Tage im Wechsel Seminar kaufmännische Rahmenbedingungen und Rechtliche Rahmenbedingungen, beide in Berlin – sowie mindestens vier Wahlmodule: jährlich drei Tage Seminar LME in London, regelmäßige Werksbesichtigungen und Produktseminare in der Reihenfolge Cu, Al, Zink, Blei, sowie Besichtigungen von Halbzeugwerken, Ford-Werke Köln, und anderen. Da wir immer mehr Anmeldungen als Plätze haben, müssen wir mit Wartelisten und Zweitveranstaltungen leben. London ist begrenzt auf 25 Teilnehmer, Firmenbesuche und Werksbesichtigungen auf ca. 40 Teilnehmer, Kaufmännische und Rechtliche Rahmenbedingungen Berlin auf ca. 70 Teilnehmer und die eine Woche in Goslar auf ca. 120 Teilnehmer. weiter auf der Folgeseite Unsere Vision ist die Förderung des Nachwuchses VISION Zur Zeit treffen drei wichtige und entscheidende Dinge zusammen: Die Firmen geben ihren jungen Leuten die Möglichkeit an den Seminaren teilzunehmen und übernehmen Spesen und Reisekosten, wir stellen ehrenamtliche Referenten, die sich kostenlos zur Verfügung stellen und die über ihre Spezialgebiete referieren. Kein Theorieüberhang, sondern echte Beispiele aus dem Alltag – das hilft den Junioren „Anfangsfehler“ zu vermeiden und die komplexen Zusammenhänge ihres Berufes zu verstehen. Das Ziel ist über die Jahre unverändert geblieben: Gestandene Metallhändler als „alte Hasen“ machen ihr Wissen und ihre Erfahrungen für den Nachwuchs nutzbar – denn wer die Jugend fördert, fördert auch einen guten Teil der eigenen Zukunft. Und wir haben viele junge Metaller, die an den Seminaren teilnehmen und mehr lernen wollen als sonst üblich. Wir unterhalten Kontakte zu verschiedenen Universitäten und zur Fachhochschule Clausthal, halten dort Vorträge und tragen so dazu bei, die Attraktivität und Herausforderungen dieses spannenden und anspruchsvollen Berufsfeldes in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Mit all dem geben wir viel Positives, das wir selbst in unserer aktiven Zeit erfahren haben, der Metallbranche zurück. Diese Erfolge verdanken wir all denen, die unsere Arbeit durch ihre finanzielle Unterstützung überhaupt erst möglich machen: Ihnen danke ich ganz herzlich! Ihr Eckhard Boehlke Vorsitzender des Vorstands –2– u ns tzen auch Sie für Bitte unterstü achwuchses N s e d g n ru e ie an die bei der Förd nd spenden S u e ch n ra b ll die Meta , Kaps-Stiftung 90 Hans-Joachim 33 – BLZ 0 700 0 0 0 70 6 0 4 2 Konto Nr. J U N I 2 013 Pflichtseminar in Berlin – Rechtliche Rahmenbedingungen des Metallhandels Vom 13. bis 15. Februar 2013 fand in Berlin das Pflichtseminar „Rechtliche Rahmenbedingungen des Metallhandels“ statt. Mit 83 Teilnehmern war das Seminar, das sonst auf ca. 70 Junioren begrenzt ist, gut ausgebucht. Das Seminar begann mit einem Vortrag von Herrn Ralf Schmitz, Hauptgeschäftsführer VDM und Vorstandsmitglied der Hans-Joachim Kaps-Stiftung gleichlautend zum Titel des Seminars. Es folgte Nikolai Malanowski, Geschäftsführer des WGM und im VDM zuständig für die Abteilung Steuern und Außenhandel, mit einer anschaulichen Präsentation über die wichtigsten steuerrechtlichen Themen – von der Umsatzsteuersystematik bei NeuMetallen über Umsatzsteuerkarusselle, bis hin zu Reihengeschäften. Prof. Dr. Carsten Wegner, Fachanwalt für Strafrecht bei der Kanzlei Krause & Kollegen aus Berlin , führte die Teilnehmer in das Sanktionsrecht ein, wobei er insbesondere auch auf das Steuerstrafrecht einging. Dr. Helene Melnikov vom BGA hielt einen Vortrag zum Thema Handels- und Gesellschaftsrecht i. V. m. Vertragsgestaltung. Hier wurde den Junioren Wissen rund um Kapital- und Personengesellschaften, besonders über Vertretungs- und Haftungsfragen vermittelt. Im Blickpunkt stand aber auch das Vertragsrecht vor allem mit Hinblick auf das Kaufrecht. Der erste Seminartag endete mit einem guten Essen in einem Berliner Clubrestaurant. Dabei hatten die Teilnehmer Gelegenheit, die Vorträge des Tages zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Der zweite Seminartag wurde von Herrn Manfred Eckert von der METALLUM Services AG eröffnet mit einem Referat über das Abfallverbringungsrecht. Bei der grenzüberschreitenden Verbringung von Abfällen sind bestimmte Verfahren (Versandinformationen oder Notifizierungen) einzuhalten, die für die Branche unverzichtbares Wissen darstellen. In diesem Vortrag wurden den Teilnehmern wichtige Kenntnisse aus und für die Praxis an die Hand gegeben. Zum Abschluss des Seminars referierte Nadine Zocher u. a. über das Boden-, Luft-, und Wasserrecht. Mit zahlreichen Anschauungsmaterialien wurde den Junioren Grundwissen zur aktuellen Gesetzeslage und zu den mit dieser komplexen Materie einhergehenden Gefahren und Pflichten näher gebracht. Danach erhielten die Teilnehmer ihre Teilnahmebescheinigung (die sie dem Zertifikat wieder einen Schritt näher brachte) und die Referenten den Dank des VDM und der Hans-Joachim Kaps-Stiftung. –3– VISION Zertifikate für 16 Junioren im Rahmen der VDM-Mitgliederversammlung in Salzburg Am 25. April 2013 fand die 65. VDM-Mitgliederversammlung in Salzburg, und damit erstmalig in Österreich statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung erfolgte die feierliche Übergabe der Zertifi kate an weitere 16 Absolventen des Juniorenförderprogramms von VDM und Hans-Joachim Kaps-Stiftung. Voraussetzung für die Erlangung dieses Abschlusses ist die Teilnahme an mindestens drei Pflicht- und vier Wahlschulungen im Rahmen des Seminarprogramms. Insgesamt haben bis heute 79 junge Menschen das Abschlusszertifi kat erhalten. Diese Zahl belegt das große Interesse der Nachwuchskräfte an den Seminaren und den Erfolg des Juniorenförderprogramms. In diesem Jahr übernahm zum ersten Mal VDM-Vorstandsmitglied Frau Petra Zieringer die Verleihung der Zertifi kate. Im April 2012 hatte sie die Funktion als Leiterin des Arbeitsausschusses Juniorenförderung vom jetzigen VDM-Präsidenten Thomas Reuther übernommen. Frau Zieringer ging in ihrer Laudatio unter anderem auf die erfolgreiche Entwicklung der Juniorenarbeit sowie die gute Zusammenarbeit zwischen VDM und Kaps-Stiftung ein. Ein großes Dankeschön sprach sie dem Vorstand der Stiftung aus. Insbesondere dankte sie Herrn Eckhard Boehlke dafür, dass er sich schon seit langer Zeit mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Engagement als Vorstandsvorsitzender der Stiftung für die Ausbildung junger Menschen in der Metallhandelsbranche einsetzt und die Juniorenarbeit stetig vorantreibt. Er habe maßgeblich dazu beigetragen, dass das Juniorenförderprogramm zu dem wurde, was es heute ist. Darüber hinaus überreichte Herr Reuther am Rande der VDM-Mitgliederversammlung einen weiteren Preis an den Absolventen Herrn Christian Bleier. Dieser belegte mit seinem Aufsatz zum Thema „Seltene Erden“ den 2. Preis des Aufsatzwettbewerbs im Rahmen des Goslarseminars 2012. Der Aufsatz ist in dieser Ausgabe der VISION auf Seite 6 abgedruckt. Die Auslobung der Siegerprämien (je ein Kindle-Reader sowie ein Gutschein für eBooks) erfolgte durch die Hans-Joachim Kaps-Stiftung. Teilnehmerauszeichnung bei Aurubis AG in Lünen Am 7. Mai 2013 wurde Frau Simone Köhling in den Räumen der Aurubis AG in Lünen geehrt. Sie hatte einen herausragenden Aufsatz zur letztjährigen Seminarwoche in Goslar abgeliefert. Die Ehrung wurde durch Herrn Boehlke, den Vorstandsvorsitzenden der Hans-Joachim Kaps-Stiftung im Rahmen eines kleinen Empfangs, an dem auch Vorgesetzte sowie Kolleginnen und Kollegen teilnahmen, vorgenommen. Simone Köhling bekommt den 1. Preis von Herrn Eckhard Boehlke überreicht Die Reihe der Junioren-Seminare des VDM sehen wir als wichtigen Baustein zur Weiter- und Ausbildung unserer jungen Leute zu allseits ausgebildeten Metallfachleuten an. Wir gratulieren Frau Köhling sehr herzlich und danken der Hans-Joachim-Kaps-Stiftung für Ihren unermüdlichen Einsatz zur Fort- und Weiterbildung im NE-Metallhandel. Marion Finney, Aurubis AG - Lünen Die diesjährigen Absolventen: Obere Reihe von links: Matthias Kämper, David Kindler, Etienne Dax, Markus Stolz, Stephan Wagner, Johannes Tüg, Christian Fechter, untere Reihe: Christian Bleier, Katharina Röse, Thomas Hammer, Tim Buschmann, Calogero-Gianluca Virzi, Steffen Keim Nicht auf dem Bild: Christian Kaul, Marijn Mommers, Kristian Wolff. –4– J U N I 2 013 Juniorenseminar „Blei“ in Aachen und Stolberg Für 46 Junioren des VDM ging es vom 15. – 16. April 2013 nach Aachen und Stolberg. Das Seminar von VDM und Hans-Joachim Kaps-Stiftung lief unter dem Thema „Blei“. Nach einem kurzen Get Together startete die Veranstaltung mit der Begrüßung durch die Kursleiterin Frau Zingelmann, die die Jugendlichen noch einmal auf Disziplin, Handyverbot und Pünktlichkeit einschwor. Danach begrüßte der Vorstandsvorsitzende der HansJoachim Kaps-Stiftung Herr Eckhard Boehlke die Teilnehmer. Er wünschte allen einen guten Verlauf des Seminars, erläuterte die drei Pflichtmodule und die Wahlseminare, machte auf die Möglichkeiten der Netzwerkbildung aufmerksam und bedankte sich bei den Referenten, dass Sie sich ehrenamtlich zur Verfügung stellen und den jungen Metallern aus ihrem Spezialgebiet und von ihren Erfahrungen berichten. Danach begann das Seminar mit Vorträgen von Herrn Dr.-Ing. Urban Meurer, Geschäftsführer der BERZELIUS Stolberg GmbH und Herrn Dr.-Ing. Stefan Jeßen, Geschäftsführer der BSB Recycling GmbH. Die BERZELIUS Stolberg GmbH ist eine der größten und modernsten Primärbleihütten weltweit. Das Unternehmen setzt bei der Bleigewinnung die umweltschonende und energiesparende Technologie des QSL-Verfahrens ein. Die Bleigewinnung erfolgt dabei aus Bleierzkonzentraten und sekundären Rohstoffen in einem einzigen, geschlossenen Aggregat, dem QSL-Reaktor. Weltweit gilt dieses Verfahren als eines der modernsten, umweltfreundlichsten und leistungsfähigsten. In seinem Vortrag „Primäre Bleiproduktion mit dem QSL-Verfahren - Eine ökologisch und ökonomisch fortschrittliche Technologie“ stellte Herr Dr. Meurer sein Unternehmen vor. Mit seinem Vortrag „Produktströme bei der Aufbereitung der Bleibatterie – Polymere Recyclingmärkte in Europa“ gewährte Herr Dr. Jeßen den VDM-Junioren einen Blick über den Tellerrand in die Welt der Kunststoffe. Die BSB Recycling GmbH gilt als eine der modernsten Sekundärbleihütten Deutschlands. Am Standort in Braubach betreibt die BSB die Aufbereitung von Altakkus, Altblei, blei-/zinnhaltigen Industrieabfällen und Produktionsrückständen. Neben Blei und Bleilegierungen wird dort auch das im Aufberei- tungsprozess gewonnene Polypropylen zu PP-Compounds der Marke Seculene® PP veredelt – ein Material, das insbesondere die internationale Automobilindustrie zur Herstellung von Kunststoffaußenverkleidungen ihrer neuen Modellreihen stark nachfragt und gleichwertig zu den aus primären Rohstoffen hergestellten Polypropylenen ist. Auf einer anschließenden Segway Tour durch Aachen, an der auch die Seminarleiterin Frau Zingelmann mit Begeisterung teilnahm, der Vorstandsvorsitzende der Hans-Joachim Kaps-Stiftung aber wegen seines Alters von über 70 Jahren verzichtete, ging es für die Junioren zu einem gemeinsamen Abendessen in ein „Hamburger“ Restaurant. Für die jungen Metaller waren die Speisekarte und die angebotenen Cocktails ge- nau das Richtige und wurden voller Begeisterung angenommen. Am folgenden Tag wurde die Juniorengruppe von der BERZELIUS Stolberg GmbH in Stolberg zur Werksbesichtigungen empfangen. Vor Ort bei Berzelius konnten sich die Junioren in kleinen Gruppen ein Bild von der Arbeit und den Produktionsabläufen einer Primärhütte, insbesondere des QSL-Verfahrens machen. Nach einer kurzen Stärkung auf Einladung der BERZLIUS Stolberg GmbH fuhren die Junioren weiter zur Werksbesichtigung Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co KG in Stolberg. Hier konnten sich die Junioren ein Bild von den Arbeitsabläufen eines Halbzeugwerkes machen. Bei Schwermetall in Stolberg werden u. a. Kupfer und Messing hergestellt und verarbeitet. Das Unternehmen ist einer der weltweit größten und modernsten Hersteller von Vorwalzbändern. Aus den produzierten Halbzeugen werden dann Produkte des täglichen Gebrauchs genauso wie Spezialprodukte gefertigt. Einige Beispiele sind die Baubranche, die Automobil-, die Elektronik- und die Telekommunikationsindustrie. Bei der Herstellung der Euromünzen produziert Schwermetall 25 Prozent des gesamten in der EU benötigten Vormaterials von 550.000 t. Zum Abschluss des Seminars verteilte Herr Boehlke die Teilnahmebescheinigungen, bedankte sich bei Frau Zingelmann für die gute Leitung des Seminars, wünschte allen Beteiligten eine gute Heimfahrt und gab noch eine Erinnerung für das Juni Seminar in London an der Metallbörse. Wir bedanken uns bei den Referenten und bei den Gastgeberunternehmen für die Einladung sowie dafür, dass sie unseren Junioren ihre Zeit und ihr Wissen für dieses Seminar zur Verfügung gestellt haben! –5– VISION 2. Gewinneraufsatz Christian Bleier Juniorenlehrgang Goslar 2012 Seltene Erden – Fluch oder Segen? Was sind Seltene Erden? Diese Frage mögen sich viele Menschen stellen, wenn man die derzeitigen Medienberichte verfolgt. In den letzten Jahren ist eine regelrechte „Seltene Erden Hysterie“ ausgebrochen. Kaum ein Tag vergeht ohne dass in den Medien über dieses Thema gesprochen wird. Was sind die Hintergründe dieser Diskussionen um Rohstoffsicherung, Abhängigkeit von China und Umweltproblematik? Die Bezeichnung „Seltene Erden“ sind eigentlich genau betrachtet zwei Lügen. Denn die meisten Metalle der Seltenen Erden sind weder selten noch sind es Erden. Die korrekte Bezeichnung muss also Metalle der Seltenen Erden oder Seltene Erdelemente heißen. Dazu gibt es die passende und häufig gebrauchte englische Bezeichnung Rare Earth Elements REE. Dass sich trotzdem der geläufige Begriff „Erden“ durchgesetzt hat ist auf die Entdeckung dieser Elemente in seltenen Mineralien zurückzuführen. Um an diese Elemente zu gelangen, mussten sie als Oxide abgesondert werden, deren frühere Bezeichnung „Erden“ war. Auch im Hinblick auf die Seltenheit ergeben sich Missverständnisse. Während man bei dem kurzlebigen, radioaktiven Element Promethium wirklich von einem sehr geringen Vorkommen ausgehen kann, sind einige der Metalle der Seltenen Erden wie zum Beispiel Neodym sogar häufiger anzutreffen als die „alltäglichen“ Materialien wie Blei oder Molybdän. Selbst wenn man von dem wohl seltensten stabilen Element der obengenannten Gruppe ausgeht, Thulium, sind die Bestände trotzdem immer noch höher als bei Gold oder Platin. Die Bezeichnung „selten“ ist jedoch angebracht wenn man bedenkt, dass die Elemente meist nur in extrem kleinen Mengen in sehr vielen unterschiedlichen Mineralien auftauchen und somit kaum große Lagerbestände vorhanden sind. Dadurch ist auch ihre Gewinnung mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Nahezu die gesamte Förderung der Seltenen Erden oder Seltenerdmetalle erfolgt in China, die anschließend für eine Vielzahl von Hightech-Produkten verwendet werden. Dies verleiht China eine außergewöhnlich hohe Macht, denn eine Beschränkung der Förderung bzw. der Exporte Seltener Erden, wie vor kurzem durch die chinesische Regierung verhängt, hat unvorhergesehene Auswirkungen auf die Märkte der größten Importeure Japan und USA. Deshalb herrschen auf Seiten der Verwerter von Seltenen Erden weltweit große Bedenken. Andreas Manhart vom Freiburger Ökoinstitut trifft zum Thema Knappheit –6– der Ressourcen folgende Aussage: „ Die Seltenen Erden sind nicht in erster Linie rar, sondern ihre Gewinnung ist so kompliziert, dass sie dadurch zu einem knappen Gut und teuer werden“. Was erschwerend hinzukommt ist, dass die Gewinnung Seltener Erden mit massiven Bedrohungen für die Umwelt und die Gesundheit der Arbeiter sowie der Anwohner verbunden ist. Um diese zu eliminieren und die ständig wachsende Nachfrage stillen zu können muss der Recyclingprozess solcher Metalle in hochtechnologischen Ländern wie Deutschland schnellstmöglich vorangetrieben werden. Eher unproblematisch gestaltet sich das Recycling von Produktionsabfällen, da diese in den meisten Fällen relativ homogen aufgebaut sind. Deshalb ist hier kaum Spielraum für Verbesserungen, ganz im Gegensatz zum Recycling von Abfällen und Schrotten wie beispielsweise gebrauchte Mobiltelefone, Laptops und Leuchtmittel. Ein Großteil der Altgeräte wird nicht fachgerecht entsorgt, was eine zunehmende Verschwendung an Rohstoffen zur Folge hat, die in der weiteren Verarbeitung anhält. Am massivsten sind diese Verluste in der Zerlegung und Sortierung der Geräte, die für die anschließende Wiedergewinnung der einzelnen Fraktionen in den hocheffizienten Raffinerien für Silber, Tantal, Gold oder ähnlichem unabdingbar ist. Dies liegt zum einen daran, dass die strikte Trennung an dem komplexen Aufbau der Geräte scheitert, zum anderen an dem Einsatz grober maschineller Zerkleinerung in den meisten Recyclingbetrieben. Die Seltenen Erden Magnete landen meist in der Stahlfraktion und gehen dann in den Stahlwerken unwiederbringlich verloren. Besonders an dieser Stelle des Recyclingprozesses besteht enormer Handlungsbedarf und es sollte bereits in der Entwicklung von Hightech-Produkten auf eine recyclingfreundliche Produktgestaltung geachtet werde. Deutschland wird oft als Recyclingweltmeister bezeichnet, aber was das Recycling von Seltenen Erden angeht besteht noch großer Aufholbedarf. Dies wird vor allem durch die äußerst niedrige Recyclingquote der Seltenen Erden deutlich, die in den meisten Fällen kaum die EinProzent-Marke erreicht oder zu niedrig ist um erfasst zu werden wie beispielsweise bei Silizium. Grund dafür sind in erster Linie wie bereits oben erwähnt die Kosten. „Hochwertiges Recycling ist nicht zum Nulltarif zu haben“, so Peter Kurth in einem Interview mit dem Rat für nachhaltige Entwicklung. Obwohl die Preisspanne bei den Seltenen Erden sehr attraktiv erscheint, ist die Müllverbrennung zum größten Teil am Ende günstiger und damit rentabler. Trotzdem J U N I 2 013 stellt letzteres keine Alternative dar, die in Betracht zu ziehen wäre, vor allem wenn man die Knappheit der Ressourcen bedenkt. Aber nicht nur im Recycling von Seltenen Erden ist Verbesserungspotential. Nein, bereits der Abbau der Erze wie Monazit und Bastnäsit oder auch Coltan birgt enorme Gefahren und Risiken. Diese lassen sich grundsätzlich in zwei Gruppen teilen, zum einem in die umweltschädlichen und zum anderen in die humanitären Aspekte. Als ein Beispiel für das Gefahrenpotenzial beim Abbau von Seltenen Erden für die Umwelt lässt sich der Vorfall in einem ungarischen Aluminiumoxid-Werk anführen. Die anfallenden Rückstände mit giftigem Abfall werden in einem künstlichen Teich aufbewahrt. Ein Dammbruch, wie in Ungarn im Oktober 2010, hat katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt. Auch das Austreten von Radioaktivität kann eine folgenschwere Nebenwirkung bei der Gewinnung der Seltenen Erden sein. China hat die damit verbundenen Risiken erkannt und plant gezielte Maßnahmen um diese zu minimieren. So sollen laut des Öko-Instituts illegale Minen geschlossen und die großen Minen umwelttechnologisch auf den neusten Stand gebracht werden. Auch vergleichbare Minen wie zum Beispiel am Mountain Pass in den USA oder am Mt. Weld in Australien nehmen den Umweltschutz sehr ernst. Unglücklicherweise gibt es immer noch eine Vielzahl an Projekten, die auf die notwendigen Umweltstandards verzichten um Kosten und Zeit zu sparen. Am Beispiel von Coltan, aus dem hauptsächlich das seltene Metall Tantal gewonnen wird, wird am deutlichsten, dass es beim Abbau von Erz nicht nur umweltgefährdende Risiken gibt sondern auch menschenrechtsverletzende Probleme. In Krisengebieten wie dem Kongo kümmert man sich wenig um Kinderarbeit und Umweltschäden. Dass Rohstoffe einen Grund und Nahrung für einen Bürgerkrieg liefern ist Thema eines im Jahr 2010 erschienenen Artikels im „Stern“. Im Kongo beispielsweise wurden die Einnahmen aus den vorhandenen Rohstoffen wie Kupfererz und Diamanten aber auch das nahezu unbekannte Coltan dazu verwendet, den blutigen Bürgerkrieg zu finanzieren, der in zehn Jahren mehreren Millionen Menschen das Leben kostete. Ziel der Bürgerkriegsparteien waren die meist illegalen Minen zur Förderung von Coltan-Erz, welches für Tantal und Niobit benötigt wird. Aus diesem Grund arbeiten große Hersteller von Hightech-Produkten nur mit Lieferanten zusammen, die auf Coltan aus diesen Minen verzichten. Der Herkunftsnachweis soll den Handel in Bürgerkriegsregionen zukünftig verhindern. Die derzeit VDM Präsident Thomas Reuther überreicht Christian Bleier die Urkunde des Zweitplatzierten außerordentlich hohen Preise für Seltene Erden und die zu erwartenden Versorgungsengpässe bieten eine sehr gute Basis, die Verwertung Seltener Erden zu optimieren. Die Nutzung dieser Rohstoffe muss noch effizienter gestaltet werden und die dazu notwendigen Recyclingstrukturen in Europa implementiert werden. Hierzu sind besonders die Hersteller von seltenen Erd-Produkten bereist in der frühen Entwicklungsphase gefordert, frühzeitig an spätere Recyclingmöglichkeiten zu denken. –7– VISION Veranstaltungen in 2013: Herbst 2013, Internationales Juniorenseminar, Wilhelmshaven (Wahlmodul Juniorenförderprogramm) Den Veranstaltungsüberblick finden Sie auch auf der Internetseite der Hans-Joachim-Kaps Stiftung unter www.kaps-stiftung.de Vorstand der Hans-Joachim Kaps-Stiftung: Eckhard Boehlke, Heinz-Peter Schlüter und Ralf Schmitz Impressum VISION-Redaktion: Andrea Cacko, Jennifer Zingelmann, Thomas Speier Hans-Joachim Kaps-Stiftung Haus der Metalle Am Bonneshof 5 • 40474 Düsseldorf Telefon +49 211 9618050 [email protected] • www.kaps-stiftung.de Vorsitzender des Vorstands: Eckhard Boehlke Bankverbindung: Deutsche Bank AG, Wuppertal Konto 240670000 • BLZ 330 700 90 Unsere Vision ist die Förderung des Nachwuchses Verband Deutscher Metallhändler e.V. (VDM) Hedemannstraße 13 • 10969 Berlin Telefon +49 30 259 37 38 10 [email protected] www.metallhandel-online.com Präsident: Thomas Reuther Leiterin Juniorenförderung : Petra Zieringer Hauptgeschäftsführer: Ralf Schmitz