Stress abbauen auf der Alp, St. Galler Tagblatt 21.10.2006

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Stress abbauen auf der Alp, St. Galler Tagblatt 21.10.2006
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Pagina:
Erscheinungstag:
Tessinerabend im
Gemeindezentrum
EGGERSRIET. Führungsund Nachwuchskräfte sowie
Personen in pflegenden und
sozialen Berufen seien stark
Burn-out-gefährdet, sagt
Marcella Girardi. Sie lehrt
Techniken, damit es gar nicht
erst zum Burn-out kommt.
SARAH GERTEIS
Duo Hinterletscht, musikalisches Kabarett, 20.00, Schloss
Dottenwil
MORGEN
Tankstellen anzapfen
ABTWIL
Das Burn-out-Syndrom ist eine
Reaktion auf chronischen Stress.
«Ein Zustand geistiger, emotionaler und körperlicher Erschöpfung», sagt Marcella Girardi. Damit es gar nicht erst zu einem Ausgebranntsein kommt, leistet sie
Burn-out-Präventionsarbeit
in
kleinen Gruppen oder bei einzelnen Personen. Gemeinsam mit
ihren Klientinnen und Klienten
eruiert sie, wie sie ihre Ressourcen
fördern können. «Es werden Strategien eingeübt, wie man im Alltag wieder zu Kräften kommen
kann – auch während der Arbeit»,
sagt Marcella Girardi. «Fliegende
Tankstellen anzapfen» nennt sie
es und hilft den Teilnehmenden,
AGENDA
HEUTE
WITTENBACH
Pfarrei-Bibliothek,
10.00–10.30, katholisches Pfarreiheim Abtwil
Elternbrunch, 10.00, katholisches Pfarreiheim Abtwil
WITTENBACH
Finissage Klaus Spahni, 10.00–
18.00, Schloss Dottenwil
Eröffnung OrtsmuseumRemise, 14.00, Schloss Dottenwil
TAGBLATT
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TAGBLATT 53
Marcella Girardi schlägt eine regelmässige Auszeit für Arbeitnehmende zur Burn-out-Prävention vor
«Statt von Burn-out hat man früher zum Beispiel von Depression
oder von einem Nervenzusammenbruch gesprochen», sagt Marcella Girardi. Der Begriff Burn-out
wurde 1974 von zwei Psychoanalytikern geprägt, mittlerweile ist
Burn-out zu einem Schlagwort geworden. «Man muss wirklich aufpassen, dass man nicht zu schnell
von einem Burn-out spricht», so
Marcella Girardi. Schliesslich gebe es Zeiten, in denen es stressig
sei. Gemäss einer Studie an den
Universitäten Zürich und St. Gallen seien über 15 Prozent des Managements stark Burn-out-gefährdet, weiss die Eggersrieterin.
Aber auch Hausfrauen und Mütter können betroffen sein. Die
Dunkelziffer sei sehr hoch. Das
Problem sei der schleichende Verlauf des Syndroms.
BERG SG. Kommenden Dienstag
organisiert der Club junger Mütter im Pfarreisaal einen «Weihnachtsbastel-Ideen-Abend». Miteinander sollen Ideen für das
Weihnachtsbasteln ausgearbeitet
werden. Damit sogleich mit dem
Besprechen der Projekte begonnen werden kann, bitten die Organisatorinnen darum, dass Muster,
Vorlagen und Anleitungen mitgebracht werden. (pd)
cmyk
cmyk
Stress abbauen auf der Alp
MÖRSCHWIL. Im Gemeindezen-
Ideen für das
Weihnachtsbasteln
Ist-Farben:
MPS-Planfarben:
st. gallen und umgebung
SAMSTAG, 21. OKTOBER 2006
trum findet am 4. November ein
Unterhaltungsabend unter dem
Motto «Festa Ticinese» statt. Nach
einem Apéro wird ein mehrgängiges Mahl mit Dessertbuffet angeboten. Unterhalten werden die
Gäste dabei vom Damenchor Helvetia Rorschach und vom Männerchor Mörschwil. Anmeldungen nimmt Arthur Eberle, Telefon
071 866 12 68, entgegen. (pd)
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21. 10. 2006
Bild: Quelle
Publikation:
Ressort:
Bild: Hannes Thalmann
«Burn-out ist kein Versagen»: Marcella Girardi coacht Führungskräfte, damit sie nicht in die Burn-out-Falle tappen.
ihren Rhythmus zwischen Spannung und Entspannung zu finden.
Zudem will sie ihren Klienten
innere Stärke vermitteln. «Ich will
ihnen zeigen, dass sie eigentlich
mehr in die Hand nehmen können, als sie glauben. Sie sollen
emotionale Stärke entwickeln,
mitdenken und für sich einstehen.» Es sei schon viel erreicht,
wenn man für sich selber wieder
einen Wert habe.
Eine Auszeit pro Jahr
Ein spezielles Projekt der Eggersrieterin: eine «Auszeit». Zweieinhalb Tage zieht sie mit einer
kleinen Gruppe in den Alpstein,
auf die Meglisalp. «Über die Bewegung kommen die Teilnehmenden zu neuen Perspektiven und es
fällt ihnen leichter, Abstand vom
Alltag zu nehmen», sagt sie. Zudem lernten sie, nicht in Burnout-Fallen zu tappen. Eine Auszeit
schlägt Marcella Girardi für alle
Arbeitnehmerinnen und -nehmer
vor. «Mein Ziel ist, dass es schick
werden soll, sich einmal im Jahr
eine Auszeit zu nehmen», sagt sie.
PERSON
Marcella Girardi
Nach der Matura bildete sich Marcella Girardi zur Lehrerin aus und
absolvierte später eine vierjährige
Vollzeitausbildung zur Homöopathin. Zudem liess sie sich zum
Master Coach im Neuro-Linguistischen Programmieren (NLP) ausbilden, dem Vermitteln von leicht
lernbaren Selbstcoaching- und
Kommunikationswerkzeugen.
Auch hat die 43-Jährige Fortbildungen in Systemtheorie absol-
viert. Kürzlich hat sie sich das eidgenössische Diplom HF für Erwachsenenbildnerin angeeignet.
Marcella Girardi hat unter anderem «Horizonte», ein Programm
für arbeitslose Führungskräfte,
mitgestaltet. 2002 stieg sie in das
Partnernetzwerk des Institute for
Excellence ein, wo sie sich dem
Coaching von Gruppen und Einzelpersonen widmet. (sg)
www.ife-web.com
«Firmen sollten dies kultivieren.»
Marcella Girardi ist der Meinung,
dass sich ein solcher Einsatz der
Firmen allemal lohnen würde.
Denn die volkswirtschaftlichen
Kosten von stressbedingten Beschwerden sind immens. Laut einer Studie des Staatssekretariats
für Wirtschaft (seco) betragen sie
schweizweit 4,2 Milliarden Franken jährlich.
Weiter fordert Marcella Girardi,
dass Firmen für das Problem
Burn-out sensibilisiert werden.
«Es ist auch heute noch so, dass
man bei einem Burn-out als Versager, als Leistungsversager gilt»,
gibt sie zu bedenken. Sie fordert,
dass Firmen gegenüber dem
Burn-out-Syndrom offener werden. «Sonst bleibt die Dunkelziffer
viel zu hoch.»
Von zwei Namen geprägt
Serie «Weiler in der Gemeinde Muolen» (VI) – Heute: Hueb
MUOLEN. Hueb gehört zu
den Muoler Weilern mit einer
bewegten Vergangenheit.
Stark geprägt wurde und wird
Hueb durch die Familien
Angehrn und Eigenmann.
RUDOLF KÄSER
Hueb liegt nur 500 Meter von der
Thurgauer Grenze entfernt. Die
Hueber besuchen in Amriswil die
Schule und in Sitterdorf oder Amriswil die Kirche. Früher hätten sie
Steuererklärungen für zwei Kantone ausfüllen müssen, erinnert
sich Viktor Angehrn noch gut. Die
Grenznähe habe das Leben nicht
immer einfach gemacht.
Ornamenten an den Zugläden ist
das Prunkstück des Weilers. Dieses Angehrn-Haus stand allerdings früher an anderer Stelle
unterhalb des jetzigen Standortes.
«Es war Elisabeth Angehrn, die
1389 das Angehrn-Haus erbauen
liess.» Grund des Standort-Wechsels war ein verheerender Brand,
welcher im Jahr 1820 bei einem
Föhnsturm beinahe den gesamten Weiler Hueb abbrennen liess.
1967 sei noch ein weiterer Bauernhof im Weiler Hueb abgebrannt,
erinnert sich Viktor Angehrn.
Vieles ist nicht mehr
Weil auch Hueb aufgrund der
vor einigen Jahren beendeten
Melioration zum Weiler erhoben
wurde, entstand die Möglichkeit,
Parzellen mit Neubauten zu erschliessen. Soeben ist unmittelbar
neben dem Angehrn-Haus ein
neues Einfamilienhaus entstanden.
Hueb hatte manches zu bieten,
was heute nicht mehr ist. Angehrn
erinnert sich an die Bäckerei
Strassmann, die auch einen
Kolonialwarenladen enthielt oder
Coiffeur Angehrn. Auch der einstige Dorfmittelpunkt, das Restaurant zur Hueb, existiert nicht
mehr. 1982 sei der Restaurationsbetrieb aufgegeben worden.
Für 90 Rappen
alles zu haben
Haus von Elisabeth Angehrn
Mit einem Lachen zeigt Viktor
Angehrn auf die linke Strassenseite des Weilers, an welcher Eigenmann-Familien wohnen, und
auf die rechte, die von Angehrns
beherrscht wird. «Derzeit leben
sechs Familien Angehrn und drei
Familien Eigenmann in Hueb»,
erzählt der 77-Jährige. Viktor Angehrn lebt heute im Dorf Muolen,
nachdem er den Hof und das Riegelhaus, welches 1820/21 erbaut
worden war, 1992 an Sohn Reto
übergab. Das prächtige dunkelrote Riegelhaus mit den schönen
«Besonders nach dem Milchzahltag wurde bis weit nach
Mitternacht noch Zusammengehörigkeit gelebt und wurden
Erfahrungen über die Landwirtschaft ausgetauscht.» Hingegen
existiere noch die Mooskorporation Hueb-Siebenhausen-Holzbifand-Haspel. «Bis 1950 wurde
von den Korporationsmitgliedern
noch Torf zum Heizen der Wohnungen gestochen», so Angehrn.
Bild: Rudolf Käser
Viktor Angehrn vor dem stattlichen Riegelhaus, das er 1992 seinem Sohn übertrug.
Das waren noch Zeiten, als
für einen Franken an einer
«Metzgete» oder wie es
damals hiess, an einem
«Wurstmahl», im Restaurant
zur Hueb alles zu haben war.
Viktor Angehrn erinnert
sich, dass sein Vater dem
Knecht jeweils einen Franken zum Besuch des «Wurstmahls» gegeben habe. Mit
dem Frankenstück konnte
der Knecht gut leben und erhielt sogar noch Retourgeld.
«Für eine Blutwurst, ein
‹Bürli› und einen Saft musste
er gerade einmal 90 Rappen
bezahlen.» (kä.)