Klassentreffen im Juni in Schweden (Spiekeroog) – von Bernd

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Klassentreffen im Juni in Schweden (Spiekeroog) – von Bernd
Klassentreffen im Juni in Schweden (Spiekeroog) – von Bernd
Sommer ([email protected])
Die Spiekerooger 13m von 1960 traf sich nach 52 Jahren Abitur in Schweden
vom 15. bis 17. Juni 2012
Spiekeroog/Schweden. 2010 hatten wir uns in Spiekeroog getroffen und darüber
berichtet. Zum 52. Abi-Treffen hatte damals Bernd Jaup nach Amal in Schweden
eingeladen und wir kamen - fast alle. Eine Gruppe (Eck, Ohse, Sommer und
Wiedemann) erreichte Amal per Flug und Bus über Stockholm, die anderen alle auf
eigener Achse mit dem Pkw. Es sollte wieder ein besonderes Fest werden, bei dem
Bernd Jaup gerne die Idee aufnahm, aus unserer damaligen Parallelklasse 13s –
dem sprachlichen Zweig- Uwe Kracht und August Wilhelm Zickfeldt mit einzuladen.
Und beide kamen mit ihren Frauen Gunda und Marlies. Uns allen ist der berührende
Bericht der Geschwister Kracht in Lietz lebt 2001 noch in bester Erinnerung und so
möchten wir Uwes lebhaften Eindruck vom Treffen direkt wiedergeben:
Jede gute Reise beginnt zu Hause. Bernd Jaup hat den Weg außerordentlich
detailliert beschrieben. Ich gebe die Informationen trotzdem in das Navy ein. Pech
gehabt: Amal wird nicht angenommen. Auf die Technik ist kein Verlass. Wir nähern
uns trotzdem. Gaaaanz langsam. Geschwindigkeitsbegrenzungen von Höchst 90,
dann 70, dann 50 und zurück, amüsieren erst, dann ermüden sie. Immer den Blick
auf den Tacho, denn, wenn Radarkontrolle angekündigt ist, steht dort auch eine.
Wir entspannen und freuen uns auf das was kommt.
Bernd Sommer hatte mit liebenswürdiger Beharrlichkeit darauf gedrungen,
dass wir an diesem Klassentreffen teilnehmen sollten. Als Überraschungsgäste.
Wir, das sind Wilhelm und ich. Obwohl wir in der Parallelklasse Abi machten.
Aber vorher hatte zumindest ich das Vergnügen, einige Schuljahre mit vielen
Teilnehmern dieses Treffens die Bänke zu drücken. Wilhelm war nur in der Prima
auf Lietz. Ich hingegen von Anfang an. Die Namen sind nie vergessen worden,
passen die Erinnerungen zur Gegenwart? Werden wir uns erkennen? Über ein
halbes Jahrhundert später?
Wir fahren durch das weiße Gartentor. Und werden erwartet. Natürlich hätte ich
Bernd nicht wiedererkannt. Und er mich auch nicht. Natürlich hätte ich Thomas
Klinkott nicht wiedererkannt. Und er mich auch nicht. Fremde? Nein. Sofort vertraut.
Bernd bietet uns an, in seinem Gästehaus zu schlafen. Wir sind überwältigt und
müssen genötigt werden. Zusammen mit Thomas und Elsbe und Wilhelm und
Marlies ist die Mannschaft komplett. Und verstehen uns, auch in der zeitlichen
Nutzung der sanitären Anlage. Das ist ja immer das Problem. Kein Problem.
Das Gästehaus auf den Fundamenten eines Weinkellers nach Bernds Vorstellungen
gebaut, außerordentlich liebevoll eingerichtet, wir fühlen uns wohl. Wo ist Mai Britt?
Wann kommen die Anderen? Ich öffne schon mal eine Flasche zum Anstoßen. Wir
stehen vor dem imposanten Haupthaus, das wir bisher nur von außen kennen.
Thomas nimmt mich mit, um die Größe des Besitzes abzuschreiten. Und die ist
beeindruckend. Was für eine Herausforderung!
Mai Britt kommt. Herzliche Begrüßung. Schwere Taschen müssen in die Küche. Aus
dem Stehgreif wird ein Imbiss gezaubert. Labskaus auf schwedische Art. Köstlich.
Bernd zeigt uns seine Welt. Unverkennbar ein Bild von Heini Steiner, unserem
Kunstlehrer in Buchenau. Viele andere Gemälde, die Räume wunderbar möbliert, es
passt und stimmt. Bernd hat mit Mai Britt seine Welt gefunden.
Dann müssen wir raus, Autos kommen an. Der Bus aus Stockholm mit 7 Personen,
Dirk Budden und Monkey Schifferdecker auch, Umarmungen ohne Ende. Die
Überraschung uns als Gäste dabei zu haben, ist gelungen. Und dann die
entzückenden Partnerinnen der alten Haudegen. 52 Jahre sind eine lange Zeit. Wir
werden die Zeit zurückdrehen! Ist doch klar. Wird das Gedächtnis mitspielen? Sind
die Namen präsent? Haben wir uns schon begrüßt? Wer gehört zu wem? Und dann
geht alles wie von selbst.
Der Abend beginnt beeindruckend im Weinkeller. Kleine Lachsköstlichkeiten mit Dill,
erlesene Weine erleichtern das Sichwiederkennenlernen. Vorher hatten wir die
Kutsche zum Festzelt gerollt. Von der dann das Büffet angeboten werden soll.
Unendliche Wege für Mai Britt, wir versuchen ihr soviel abzunehmen wie möglich.
Schließlich können alle Platz nehmen.
Das Wetter spielt perfekt mit. Die Damen haben die eine Hälfte des Tisches
in Beschlag genommen, wir Kerle die andere. Erstaunlich, wie sich die Frauen
verstehen, wie Marlies und Gunda aufgenommen sind. Es wird über alles geredet was uns nicht interessiert. Wir wecken die Vergangenheit. Immer wieder höre ich,
dass unsere Teilnahme Freude macht. Dann erinnere ich an die Jahre in Buchenau.
Lehrer Pü hatte mich 2001 gebeten, mich zu erinnern und alles zu Papier zu bringen.
Ich lese vor. Alle Buchenauer und nicht nur die sind ergriffen.
So sollte das auch sein. Ein halbes Jahrhundert ist eine lange Zeit. Klinki, der immer
über die Grenze Ost/West schlich, Corner, der in der ersten Englischstunde seinen
Namen bekam, Monkey, der heute noch eine Riesenwelle am Reck schaffen könnte,
Bernd, der meine Rolle bekam, als ich in den Stimmbruch…
Und dann kommt Manni Neukirch. Auch wir hätten uns nicht wiedererkannt. Er
erzählt von Volker Hansen, mit dem er seit Lietz befreundet ist, und dem es
gesundheitlich sehr schlecht geht. Wir schlucken und wissen, dass die Zeit nicht
immer auf unserer Seite ist. Kaffee im Haupthaus. Was für ein schöner Ausklang!
Die Nacht ist fürchterlich. Prasselregen ohne Ende. Wir ahnen, dass alle Pläne ins
Wasser fallen. Und dann: Sonne am Morgen, wie erhofft. Wunderbares Frühstück,
selbstgebackenes Brot von Bernd, Eier von eigenen Hühnern, Schwedische
Marmeladen Köstlichkeiten, Käse Spezialitäten… Wir werden verwöhnt.
Dann Abholung der Meute im Stadthotel. Wir wollen auf die Insel Lurö fahren.
In Kolonne. Das dauert etwas, einige sind noch nicht soweit, andere müssen tanken,
dann geht es los.
Dirck Budden vorneweg. Mitten auf dem Weg, fast Vollbremsung. Dirck hat was
gesehen. Wir nicht. Später erfahren wir, dass eine Elchkuh mit ihrem Jungen die
Straße überqueren wollte. Und zurück schreckte. Jägerlatein? Wohl eher nicht. Dirck
hat Augen wie ein Adler. Den sieht er nämlich zu Beginn unserer Bootsfahrt. Wir
winken ab, gucken dann doch durch sein Fernglas, und müssen zugeben, das
könnte stimmen. Mit etwas Phantasie. Egal, wir sitzen eng beieinander, und
beginnen erneut den Gedankenaustausch. Was hast Du gemacht, was ist aus Dir
geworden, wie geht es Dir?
Ich finde es großartig, dass eine Abiklasse alle zwei Jahre zusammenfindet, und
dabei auch weite Wege annimmt. Ich bin froh dabei zu sein. Wir landen auf Lurö.
Geplant ist ein langer Spaziergang um die Insel herum. Einige Damen verabschieden
sich in den roten Toilettenhäuschen,
Wilhelm hat etwas Gehprobleme und wird uns entgegenkommen, Walter Vogt
beschreibt jeden Halm, jede Schnecke, jeden Strauch… Hat ein Bieber den Baum
gefällt? Man muss sehr aufmerksam gehen, Baumwurzeln, Felsen machen den Weg
gefährlich unübersichtlich, glitschig. Schnacken sowieso. Entweder man bewundert
die Landschaft und steht, oder man guckt auf den Boden. Spontan wird die Gruppe
zusammen gebracht. Wilhelm hat uns erreicht. Das klassische Erinnerungsfoto. Wer
neben wem? Bauch einziehen. Bernds Hund Nero bewacht die Aktion. Schließlich ist
auch das geschafft. Lönch.
So hätte das weitergehen können. Wir sind uns so nah wie früher. Die Jahrzehnte
können uns nichts anhaben. Oder doch?
Thomas und ich ziehen die Kutsche wieder nach oben. Das war anstrengend.
Völlig außer Puste, aber geschafft. Und dann habe ich einen Hexenschuss.
Und kann mich kaum noch bewegen. Bücken sowieso nicht. Ist das das Ende?
Sehr mühevoll kann ich mich umziehen. Gunda fährt. Ich stehe dann nur rum.
Bis Gunda Ulla Vogt, die Knochenbrecherin, bittet, mich in ihre Griffe zu nehmen.
So geschieht es. Ein Ruck hier, einer da, dann sind die Schmerzen nicht weg aber
ertragbar. Ulla wollte mich natürlich nackt auf einem Bett behandeln. Mit allen
Raffinessen. Das hätte etwas gegeben.
Das Dinner im Stadthotel als Abschluss geplant. Lange Tafel, gemischte
Sitzordnung,
neue Tischpartner, schöne Gespräche, Danksagungen. Doch, es hat Spaß gemacht.
Am nächsten Tag wirklich Abschied. Der zieht sich in die Länge. Weil alle Lietzer um
den geschenkten Baum gestellt, dann fotografiert werden, weil dann alle
Partnerinnen ebenfalls fotografiert werden, weil dann alle noch einmal vor dem
Haupthaus, Apparate hin und zurück, Manni hat sich schon auf den Weg gemacht,
Helmut und Heide folgen ihm, Dirck mit Ulla auch, dann der Bus, erweitert um
Schorsch v. Riedesel mit Irmi, gen Stockholm, und schließlich wir.
Danke Mai Britt und Bernd. Ihr habt unvergessliche Momente geschaffen. Und Nero,
sowieso.
Uwe Kracht
Bleibt uns noch mitzuteilen, dass wir in 2 Jahren wieder ein Treffen vorhaben, dieses
mal südlich von Schweden in Itzehoe bei Thomas Klinkott, wohl um den gleichen
Junitermin.
-----Es waren dabei:
vlnr , Hinten: Ekkehard Wiedemann, Uwe Kracht, Dirck Budden, Bernd Jaup.
Mitte: Dietrich Ohse, Marlies Zickfeldt, Walter Vogt, Wilhelm Zickfeldt, Ulla Vogt, Elke
Ohse, Elsbe Klinkott, Reimer Eck, Thomas Klinkott, Bernd Sommer, Manfred
Neukirch, Helmut Schifferdecker, Irmi und Schorsch v. Riedesel.
Vorne: Helga Sommer, Ulla Budden, Inge Eck, Mai Britt Jaup, Gunda Kracht, Heide
Schifferdecker.