Nazca-Linien

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Nazca-Linien
Nazca-Linien
Die Nazca-Linien, oft auch NascaLinien geschrieben, sind riesige Scharrbilder (Geoglyphen) in der Wüste bei Nazca
und Palpa in Peru. Benannt sind die Linien,
die Wüste und die Kultur nach der unweit
der Ebene liegenden Stadt Nazca. Die Nazca-Ebene zeigt auf einer Fläche von
500 km² schnurgerade, bis zu 20 km lange
Linien, Dreiecke und trapezförmige Flächen
sowie Figuren mit einer Größe von zehn bis
mehreren hundert Metern, z. B. Abbilder
von Menschen, Affen, Vögeln und Walen.
Oft sind die figurbildenden Linien nur wenige Zentimeter tief. Durch die enorme Größe
sind sie nur aus großer Entfernung zu erkennen.
Entdeckung
Satellitenbild des Bereichs der
Nazca-Wüste mit den Linien
Entdeckt wurden die Nazca-Linien erst in
den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts,
als die ersten kommerziellen Fluglinien über
die Nazca-Wüste flogen und Passagiere die
Linien ausmachten. Entstanden sind die Bilder durch Entfernung der oberen Gesteinsschicht, die von Wüstenlack überzogen ist.
Dieser Wüstenlack besteht aus einem rostroten Gemisch aus Eisen- und Manganoxiden.
Dadurch kommt das hellere SedimentgeNazca-Linien bei Nazca, Peru
misch zum Vorschein und bildet deutlich
sichtbare, beigegelbe Linien. Die mysteriösen
Zeichner lebten in den Tälern des Río Názca, Río Pálpa und Río Ingénio.
Die Pyramidenstadt Cahuáchi soll geistig-religiöses Zentrum gewesen
sein.
Erforschung und Theorie
Anhand archäologischer Vergleiche der Bilder in der Pampa mit Motiven
auf Keramiken der Nazca-Periode wurde angenommen, dass die Geoglyphen während der Zeit der Nazca-Kultur entstanden sind, die zeitlich
zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. anzusiedeln ist. Heute weiß man,
dass die ältesten Figuren bereits etwa zwischen 800 v. Chr. und 200
v. Chr. in der Zeit der Paracas-Periode entstanden sind.
Gerade ihrer unbekannten Entstehung wegen wurden verschiedene
Theorien über diese Linien entwickelt. Nur aus einer gewissen Höhe kann
man die vollständigen Figuren erkennen. Toribio Mejia Xesspe, der sich
1927 als erster wissenschaftlich mit den Bildern beschäftigte, interpretierte sie als „große Artefakte der Inkazeremonien“ und deutete die Linien als
religiös-zeremonielle Straßen.
Weltweit bekannt wurden sie nach 1949 durch die Arbeit der Deutschen
Maria Reiche, die sich, seit sie zum ersten Mal 1941 die Linien studierte,
bis zu ihrem Lebensende 1998 unermüdlich für Schutz und Erhalt dieser
Wüstenfiguren einsetzte und sich um deren Interpretation bemühte. Viele
der Figuren sind durch Fuß- und Autospuren zerstört worden. Erst durch
die Initiative Reiches ergriff die peruanische Regierung Maßnahmen, um
die Zerstörung zu verhindern. Auf Maria Reiches Betreiben hin wurden die
Geoglyphen 1994 von der UNESCO als [Linien und Bodenzeichnungen
von Nasca und Pampa de Jumana] zum Weltkulturerbe erklärt. Reiches
ursprünglicher, von Paul Kosok, einem Spezialisten für antike Bewässerungssysteme inspirierter Ansatz, einen riesigen aufgezeichneten Kalender
in den Figuren zu sehen, wird heute nur noch bedingt geteilt. Immer noch
ist vieles ungeklärt, jedoch wird eine Mischung aus agrikultureller, astronomischer und religiöser Bedeutung der Linien angenommen. So gibt es
deutliche Zusammenhänge zwischen den Richtungen mancher Linien und
Sonnwendpunkten. Von den Tierfiguren wird angenommen, dass sie als
rituelle Pfade bei Zeremonien dienten und dass auf ihnen Opfergaben hinterlegt wurden.
Scharrbild in Form eines Affen
Nazca-Linien in einer Wüste,
die einen Kolibri darstellen.
Länge ca. 90 m
Die Panamericana führt auf
ihrem Weg von Alaska nach
Feuerland auch durch die Nazca-Ebene
Nach zahlreichen Spekulationen haben sich gut zwei Dutzend Theorien
herauskristallisiert. Georg von Breunig hat in den 1980er Jahren eine umfassende Analyse über die Nazca-Linien in der venezolanischen Zeitschrift
Interciencia veröffentlicht, in der er darstellt, dass die ganze Hochebene
von Nazca eine gigantische Sportarena ist. Diese Auffassung vertritt ebenfalls Hoimar von Ditfurth. Helmut Tributsch von der FU Berlin meinte, es
handele sich um Anlehnungen an Fata Morgana, um Wasser herbeizuschaffen. August Steimann, der die Geoglyphen in den 1970er-Jahren untersuchte, sah darin Startplätze für Fesseldrachen.
Inzwischen sind 89 km² der Pampa um Palpa und 1.500 Geoglyphen an
der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen
Institut (KAAK Bonn) photogrammetrisch vermessen und 639 davon ge-
nau beschrieben, klassifiziert und archäologisch untersucht. Im Jahre
2005 wurden ca. 50 weitere Scharrbilder erstmals systematisch erfasst,
die ein Gebiet von rund 145 km² bedecken. Sie sollen zwischen 600
v. Chr. und 100 v. Chr. entstanden sein. Heute werden Artefakte mit einem ferngelenkten Spezialmodellhubschrauber und dem GPS exakt vermessen und erforscht.
Nazca-Kultur
Neben den Wüstenlinien gibt es reichhaltige Siedlungsreste, Textilien-,
Knochen-, Mumien- und Keramikfunde, die uns die Kultur der Paracas und
der Nazca näher bringen. Inzwischen konnten zahlreiche archäologische
Querbezüge zwischen diesen Artefaktgruppen hergestellt werden.
Figuren
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Astronaut
Baum
Echse
Hände
Kolibri
Kondor
Spirale
Spinne
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