1 27.05.-04.06. Berlin – Babylon – Bagdad. Drei Städte. Eine

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1 27.05.-04.06. Berlin – Babylon – Bagdad. Drei Städte. Eine
27.05.-04.06. Berlin – Babylon – Bagdad. Drei Städte. Eine Faszination
Filmfestival & Lesungen im Babylon
Berlin, Babylon, Bagdad – drei Städte, die eine große Faszination verbindet. Anlässlich
des internationalen Wissenschafts- und Kunstfestivals, ausgerichtet von der HumboldtUniversität zu Berlin zeigt das Babylon vom 27. Mai bis 4. Juni neun Filme aus einem
Jahrhundert (von 1916 bis 2015) mit thematisch spannenden Einführungen wie z.B.
„Wie Babylon ins Kino kam“ (03.06. 19.30h), „Auf Sandalen durch Hollywood!“
(28.05. 19h) oder „Sixpack-Spartaner und Piercing-Perser. Antike Männlichkeit in
300?“ (31.05. 20h).
Mit der Episode „FALL OF BABYLON“ ist der epochale und seinerzeit teuerste
Stummfilm „Intolerance“ zu sehen (FR 03.06. 19h), der dieses Jahr seinen 100.
Geburtstag feiert (US-Kinostart: 05.08.1916). Allein die beeindruckende Ausstattung von
„Fall of Babylon“ mit der Rekonstruktion der babylonischen Stadtmauern, den 15 Meter
hohen Terrassen, den überlebensgroßen Elefanten aus Stein und einem für 5000
Personen ausgerichteten Thronsaal verbrauchte über ein Drittel des Filmbudgets. D. W.
Griffith ließ damit auf spektakuläre und zugleich glaubhafte Weise die antike Stadt
Babylon wiederauferstehen. Im Unterschied zur negativen Bibelauslegung des
Sündenbabels lieferte er eine moderne, auch auf damals neue Ausgrabungsfunde
gestützte Sicht auf die antike Metropole, die in Babylon das Urbild der modernen
Großstadt sucht und findet.
Gut ein Jahrzehnt später zeigte Fritz Lang das neue babylonische METROPOLIS als
Schreckens-Zukunftsvision: Im „Neuen Turm Babel“ regiert der Alleinherrscher Joh
Fredersen über eine streng getrennte Zweiklassengesellschaft. Brigitte Helm faszinierte
mit ihrem rauschhaften Tanz als Hure Babylon. Der Science Fiction führt eindringlich den
engen Konnex vor, den das antike Babylon und die Moderne zu Beginn des 20.
Jahrhunderts eingegangen sind (FR 27.05. 22h; SA 04.06. 20h).
Nicht nur unter dem Aspekt „Popkultur trifft auf Antike“ sehenswert ist Zack Snyders
Comic-Adaption „300“ (2006), sondern auch (geschlechter-) politisch faszinierend:
Selbst in Hollywood sah man selten so viel gestählte Männlichkeit. Der Film kam 2006
raus, also drei Jahre nach dem Irakkrieg und während der Besetzung des Irak durch die
USA. Vor diesem politischen Hintergrund wurde er – obwohl auf einem viel älteren Comic
basierend – vielfach als amerikanische Propaganda verrissen, in der die tapferen
Griechen für die Amerikaner und die verweiblichten, zum Teil aber auch missgestalteten
„Orientalen“ für die Iraker stehen (DI 31.05. 20h, MI 01.06. 22h; FR 03.06. 21:45h).
Dokumentarisches gibt es mit „HEAVY METAL IN BAGHDAD“ (2007) über die einzige
irakische Heavy Metal Band Acrassicauda, die von einem freien Leben als Headbanger
träumen, nach Drohungen von Fundamentalisten jedoch in das damals noch intakte
Syrien flüchten müssen (SA 28.05. 21:45h). In IRAQI ODYSSEE (2015) erzählt der
irakisch-schweizerische Regisseur Samir mit seiner weltumspannenden Familiensaga, wie
es dazu kommen konnte, dass alle Träume von einer Renaissance der arabischen
Gesellschaft so brutal zertrümmert worden sind (DI 31.05.+ MI 01.06.+ SA 04.06.
jeweils 18h).
Authentisch ist „SON OF BABYLON“ (2009), in dem der 12-jährige Ahmed davon
träumt, endlich den eigenen Vater kennenlernen und die hängenden Gärten von Babylon
sehen. Drei Wochen nach Saddam Husseins Sturz 2003 macht er sich mit seiner
Großmutter aus Kurdistan im Norden in den Süden Richtung Babylon auf (MO 30.05.
19:30h).
Weitere Filme: „BERLIN BABYLON“ (DO 02.06. 19:30, FR 03.06.+SA 04.06. 18h),
„DER DIEB VON BAGDAD“ (SO 29.05. 18:30) und „HAIL, CAESAR!“ (SA 28.05. 19h;
SO 29.05. 16h; MO 30.05. 20h; MI 01.06. 11h Kinderwagenkino DF).
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Die AUFTAKTLESUNG „Auf Sand gebaut. Das babylonische Berlin“ entführt am 27.
Mai um 19 Uhr in die Abgründe des babylonischen Berlins um 1900. Es lesen ANNA
THALBACH und HANNS ZISCHLER; durch den Abend führt JÖRG THADEUSZ.
Am 1. Juni liest Raoul Schrott im Babylon aus seiner NEUDICHTUNG DES
GILGAMESH-EPOS und am 31. Mai findet eine LECTURE mit der Berliner Künstlerin
Sophie-Therese Trenka-Dalton über die Bedeutung von Babylon und dem Orient für
ihre Kunst statt.
Das Festival bringt KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen miteinander ins Gespräch
und schlägt Brücken über die Jahrtausende zwischen Antike, klassischer Moderne und
Gegenwart: Welche Geschichte(n) teilen die drei Städte? Vor welchen Herausforderungen
stehen Politik und Wissenschaft, wenn es um die Zerstörung antiker Stätten und den
Handel mit antiken Kulturgütern geht? Und was bedeutet ‚Babylon’ für das
Selbstverständnis von Berlinern und Bagdadern?
Das Festival wird in Kooperation mit u.a. dem Babylon veranstaltet vom
Sonderforschungsbereich „Transformationen der Antike“ der Humboldt-Universität zu
Berlin. Nach zwölf Jahren intensiver Forschung beschließt der große interdisziplinäre
Sonderforschungsbereich seine Arbeit und wendet sich zum Abschluss mit dem Festival
an eine breite Öffentlichkeit.
Mehr Infos: http://www.babylonberlin.de/berlin-babylon-bagdag.htm
--- Als INTERVIEWPARTNER stehen Ihnen zur Verfügung:
Festivalleitung Dr. des. FRIEDERIKE KRIPPNER (Germanistin, Leiterin des Festivals
„Berlin – Babylon – Bagdad“, Mitarbeiterin im SFB „Transformationen der Antike“, forscht
u.a. zu Babylon in Berlin und in der Literatur um 1900)
Zum Filmprogramm: Dr. MARCUS BECKER (Kunsthistoriker, u.a. vielfältige Forschungen
zu Szenographie der Antiken im Film, Mitarbeiter im SFB „Transformationen der Antike“
und im Forschungsprojekt „Spielräume. Szenenbilder und –bildner in der Filmstadt
Babelsberg“)
Zur Lesung „Auf Sand gebaut. Das babylonische Berlin“: BENJAMIN DITTMANN
(Germanist, mehrere szenische Lesungen für die LitCologne; begibt sich auf die
verruchten Spuren Babylons im Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts)
Zur Lesung „Gilgamesh“: RAOUL SCHROTT (Telefoninterviews) (geb. 1964,
aufgewachsen in Tunis und Landeck/Österreich, studierte Literatur und
Sprachwissenschaft in Innsbruck, Norwich, Paris und Berlin. Liest aus seiner
vielbeachteten Übersetzung und Neudichtung des „Gilgamesch-Epos“. Veröffentlichte u.a.
„Homers Heimat und seine Übertragung der Ilias“ (2008), „Liebesgedichte aus dem Alten
Ägypten Die Blüte des nackten Körpers“ (2010). Im Herbst 2016 erscheint „Erste
Erde.Epos“.)
Pressekontakt:
Barbara Löblein
Assistentin Timothy Grossman & Presse
030/287 919 19
[email protected]
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Filmübersicht
100 Jahre Intolerance – Fall of Babylon
300
Berlin Babylon
Der Dieb von Bagdad
Hail, Caesar!
Heavy Metal in Baghdad
Iraqi Odyssee
Metropolis
Son of Babylon
Festivalwebsite: www.berlin-babylon-bagdad.de
Programmübersicht
FR 27.05.
19:00 ERÖFFNUNGSABEND: Start »Zeitstromland« und Lesung „Auf Sand gebaut. Das
babylonische Berlin“ mit Anna Thalbach, Jörg Thadeusz und Hanns Zischler
Buch: Benjamin Dittmann
22:00 Metropolis D 1927, R: Fritz Lang mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich,
145 Min, Musik von Gottfried Huppertz
SA 28.05.
19:00 Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh
Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, OmU – Einführung von Ulf Jensen: „Auf Sandalen
durch Hollywood!“
21:45 Heavy Metal in Baghdad USA 2007, R: Eddy Moretti, Suroosh Alvi, OV
SO 29.05.
16:00 Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh
Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, OmU
18:30 Der Dieb von Bagdad [The Thief of Bagdad] USA 1924, R: Raoul Walsh mit
Douglas Fairbanks, Julanne Johnson, Sojin Kamiyama, 139 Min – mit Live-Kinoorgel Anna
Vavilkina
+ Einführung von Marcus Becker und Friederike Krippner: „Orient ohne Antike?“
MO 30.05.
19:30 Son of Babylon IRQ/GB/F/NL/PS/ UAE/ET 2009, R: Mohamed Al-Daradji mit
Yassir Taleeb, Shezad Hussen, Bashir Al-Majid, 90 Min, OmeU
20:00 Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh
Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, OmU
DI 31.05.
18:00 Iraqi Odyssee CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal
Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU
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18:00 Lecture mit der Berliner Künstlerin Sophie-Therese Trenka-Dalton über die
Bedeutung von Babylon und dem Orient für ihre Kunst
20:00 300 USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena Headey, Vincent Regan,
116 Min, OV – Einführung von Felix Müller: „Sixpack-Spartaner und PiercingPerser. Antike Männlichkeit in 300?“
MI 01.06.
11:00 Kinderwagenkino: Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George
Clooney, Josh Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, DF
18:00 Iraqi Odyssee CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal
Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU
20:00 Raoul Schrott liest aus Gilgamesch
22:00 300 USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena Headey, Vincent Regan,
116 Min, OV
DO 02.06.
19:30 Berlin Babylon D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther Behnisch, Joseph
Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel Schultes,
93 Min, OmeU
FR 03.06.
18:00 Berlin Babylon D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther Behnisch, Joseph
Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel Schultes,
93 Min, OmeU
19:30 100 Jahre Intolerance – Fall of Babylon USA 1916, R: D. W. Griffith mit Tully
Marshall, Constance Talmadge, Erich von Stroheim, 80 Min, OmU – mit Live-Kinoorgel
Anna Vavilkina - Einführung von Marcus Becker: „Wie Babylon ins Kino kam“
21:45 300 USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena Headey, Vincent Regan,
116 Min, OV
SA 04.06.
18:00 Iraqi Odyssee CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal
Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU
18:00 Berlin Babylon D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther Behnisch, Joseph
Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel Schultes,
93 Min, OmeU
20:00 Metropolis D 1927, R: Fritz Lang mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich,
145 Min, Musik von Gottfried Huppertz
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Ausführliche Informationen
FR 27.05. 19:00 ERÖFFNUNG: Lesung „Auf Sand gebaut:
Das babylonische Berlin“
Mit Anna Thalbach, Jörg Thadeusz und Hanns
Zischler
Babylons Mythos ist vielfältig und geheimnisvoll, Berlins
Affinität dazu ist es nicht minder. Warum ausgerechnet
Babylon, die Stadt mit dem apokalyptisch schlechten
Ruf? Ein Teil dieses Mythos wurde mitten in Berlin
rekonstruiert: Das prächtige Ištar-Tor. Auf einer
Spreeinsel steht es verborgen im Pergamon-Museum
hinter dicken Mauern. Eine Vorsichtsmaßnahme?
Ištar ist immerhin die Göttin des Krieges und der
zügellosen Sexualität. Ging ihre Macht mit Babylon
unter? Oder hat sie sich in Berlin neu entfacht?
Unter der Leitung des furchtlosen Jörg „Indy“
Thadeusz begeben sich Anna Thalbach und Hanns
Zischler auf eine große Literaturexpedition und
entdecken in den Texten von Alfred Döblin, Irmgard
Keun, Paul Scheerbart, Else Lasker-Schüler, Yvan Goll
und vielen anderen die babylonischen Abgründe Berlins.
DI 31.05. 18:00 Artist Lecture „Palms“ von
Sophie-Therese Trenka-Dalton
In ihrem Bildvortrag führt die Berliner Künstlerin SophieTherese Trenka-Dalton durch verschiedene eigene
Projekte, in denen sie sich mit der Rezeption
mesopotamischer und irakischer Artefakte
auseinandersetzt. Dabei besucht die Künstlerin Orte und
Gebäude, an denen sich kulturelle Aneignungs- und
Überschneidungsprozesse ablesen lassen, wie an dem „assyrischen“ Einkaufspark Citadel
Outlets bei Los Angeles oder der verlassenen, irakischen Botschaft in Berlin-Pankow.
trenka-dalton.info
MI 01.06. 20:00 Raoul Schrott liest aus Gilgamesch
Raoul Schrott, geboren 1964, aufgewachsen in Tunis und
Landeck/Österreich, studierte Literatur und
Sprachwissenschaft in Innsbruck, Norwich, Paris und
Berlin. Er veröffentlichte u.a. „Homers Heimat und seine
Übertragung der Ilias“ (2008), „Liebesgedichte aus dem
Alten Ägypten Die Blüte des nackten Körpers“ (2010), das
enzyklopädische Werk „Gehirn und Gedicht“ (2011,
gemeinsam mit dem Hirnforscher Arthur Jacobs), die
Erzählung „Das schweigende Kind“ (2012) sowie zuletzt
der Band „Die Kunst an nichts zu glauben“ (Gedichte,
2015). Im Herbst 2016 erscheint „Erste Erde.Epos“.
Am Mittwoch, den 1. Juni liest er aus seiner vielbeachteten Übersetzungen und
Neudichtung des „Gilgamesch-Epos“. Schrott wurde bereits mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet.
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FR 03.06. 19:00 100 Jahre Intolerance – Fall of
Babylon
USA 1916, R: D. W. Griffith mit Tully Marshall,
Constance Talmadge, Erich von Stroheim, 80 Min,
OmU – mit Live-Kinoorgel Anna Vavilkina Einführung von Marcus Becker: „Wie Babylon ins
Kino kam“
Der epochale und seinerzeit teuerste Stummfilm
„Intolerance“ feiert seinen 100. Geburtstag und wir
feiern mit!
Allein die beeindruckende Ausstattung von „Fall of
Babylon“ mit der Rekonstruktion der babylonischen
Stadtmauern, den 15 Meter hohen Terrassen, den überlebensgroßen Elefanten aus Stein
und einem für 5000 Personen ausgerichteten Thronsaal verbrauchte über ein Drittel des
Filmbudgets. Griffith ließ damit auf spektakuläre und zugleich glaubhafte Weise die antike
Stadt Babylon wiederauferstehen.
Im Unterschied zur negativen Bibelauslegung des Sündenbabels lieferte er eine moderne,
auch auf damals neue Ausgrabungsfunde gestützte Sicht auf die antike Metropole, die in
Babylon das Urbild der modernen Großstadt sucht und findet. Außerdem rehabilitierte er
den jungen, assyrischen Herrscher Belsazar, der gegen den gefährlichen Perserkönig
Cyrus kämpft, als intelligent, wenn auch schwach und vergnügungssüchtig. So kann
Belsazar einen ersten Angriff abwehren, doch Cyrus lässt nicht locker...
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=GF7ho_-1aWo
300 - DI 31.05. 20:00 Einführung von Felix
Müller: „Sixpack-Spartaner und PiercingPerser. Antike Männlichkeit in 300?“; MI 01.06.
22:00; FR 03.06. 21:45
USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena
Headey, Vincent Regan, 116 Min, OV
300 – mit nur 300 Mann soll der Spartanerkönig
Leonidas sich dem riesigen Heer des persischen
Großkönigs Xerxes entgegengestellt haben. In martialisch-überspitzter Bildsprache
erzählt Zack Snyder in seiner Adaption des Kultcomics von Frank Miller von der Schlacht
bei den Thermophylen 480 v. Chr.
Nicht nur unter dem Aspekt „Popkultur trifft auf Antike“ sehenswert, sondern auch
(geschlechter-) politisch faszinierend: Selbst in Hollywood sah man selten so viel
gestählte Männlichkeit, wie bei den die meiste Zeit nur mit Umhang und Lederschurz
bekleideten Spartanern; wogegen Xerxes und sein „orientalisches“ Heer queerer kaum
inszeniert werden könnten.
Im Kontext des Festivals nicht zuletzt spannend aufgrund der Medienrezeption: Der Film
kam 2006 raus, also drei Jahre nach dem Irakkrieg und während der Besetzung des Irak
durch die USA. Vor diesem politischen Hintergrund wurde er – obwohl auf einem viel
älteren Comic basierend – vielfach als amerikanische Propaganda verrissen, in der die
tapferen Griechen für die Amerikaner und die verweiblichten, zum Teil aber auch
missgestalteten „Orientalen“ für die Iraker stehen.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=UrIbxk7idYA
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Berlin Babylon
DO 02.06. 19:30, FR 03.06.+SA 04.06. 18:00
D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther
Behnisch, Joseph Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem
Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel
Schultes, 93 Min, OmeU
Berlin nach dem Sturz der Mauern, Ende der
1990er Jahre war vor allem eins: Eine Baustelle.
Fünf Jahre lang filmte Hubertus Siegert den
radikalen Umbau der Innenstadt mit seinen
Großbaustellen und Protagonisten. Kongenial
kommentiert von der Musik der Berliner Band „Einstürzende Neubauten“, die erstmals
den kompletten Soundtrack zu einem Kinofilm beisteuerten.
„Berlin Babylon“ erzählt von der Melancholie einer Stadt, die ihre zerstörte Struktur mit
aller Macht zurückgewinnen und die Schatten der Vergangenheit überwinden will. Ein
Film von der hoffnungslosen Bauwut, die in den Himmel wächst und dabei seltsam flach
und mittelmäßig bleibt, von der verführerischen Faszination und der prosaischen
Brutalität des Bauens. In suggestiver Bildsprache wird die „Baustelle Berlin“ so erfahrbar
als moderner Turmbau zu Babel. Die babylonische Zivilisationsfabel lebt fort in der
wiedervereinten Metropole an der Schwelle zum 21. Jahrhundert
After the Berlin Wall came down in 1989, there were suddenly real estate problems
because of the newly freed land. This situation cried out for new buildings fashioned to
unite the formerly divided city.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=JchLa3cds0I
SO 29.05. 18:30 Der Dieb von Bagdad mit
Einführung von Marcus Becker und
Friederike Krippner: „Orient ohne Antike?“
[The Thief of Bagdad] USA 1924, R: Raoul Walsh
mit Douglas Fairbanks, Julanne Johnson, Sojin
Kamiyama, 139 Min – mit Live-Kinoorgel Anna
Vavilkina
In Bagdad wetteifern der Dieb Ahmed und ein
Mongolenprinz um das Herz einer schönen
Prinzessin. Doch Ahmed muss tausende
Gefahren überstehen, vom Tal der Ungeheuer
über das Mitternachtsmeer bis zur Höhle der verzauberten Bäume.
„Der Dieb von Bagdad“ ist ein echter Hollywood Märchen-Klassiker, der ungemein
trickreich und im Stil von „Tausendundeiner Nacht“ inszeniert ist. Vor allem die
spektakuläre Ausstattung des wohl wichtigsten Szenenbildners seiner Zeit, William
Cameron Menzies („Vom Winde verweht“), macht den Film bis heute zu einem Spektakel.
Ein Meilenstein der zeitgenössischen Version des westlichen Orientalismus.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=lYaA7H1vTp0
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Hail, Caesar! – SA 28.05. 19:00
Einführung von Ulf Jensen: „Auf Sandalen
durch Hollywood!“; SO 29.05. 16:00; MO
30.05. 20:00; MI 01.06. 11:00
Kinderwagenkino DF
USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit
George Clooney, Josh Brolin, Scarlett
Johansson, 106 Min, OmU
Der Antiochus-Darsteller Baird Whitlock alias
George Clooney wird kurz vor Drehende
gekidnappt – und eine irre Komödie der vielfach prämierten Coen Brüder nimmt ihren
Lauf. Sie nehmen nicht nur das goldene Zeitalter Hollywoods, die 1950er Jahre, aufs
Korn, sondern auch das Genre der Monumentalverfilmungen antiker Stoffe dieser Zeit, an
denen manches Studio Pleite ging. Eine große Komödie mit illustrer Besetzung!
When the world’s biggest star vanishes and his captors demand an enormous ransom for
his safe return, it will take the power of Hollywood’s biggest names to solve the mystery
of his disappearance. Bringing the audience along for a comic whodunit that pulls back
the curtain and showcases the unexpected humor and industry drama found behind the
scenes, Hail, Caesar! marks the Coens at their most inventive.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kMqeoW3XRa0
SA 28.05. 21:45 Heavy Metal in Baghdad
USA 2007, R: Eddy Moretti, Suroosh Alvi, OV
Ab Beginn des Sturzes von Saddam Hussein 2003
begleitet der Dokumentarfilm über vier Jahre
Acrassicauda (lateinisch: Schwarze Skorpione), die
zu dieser Zeit einzige irakische Heavy Metal Band.
Ihre musikalischen Vorbilder sind Bands wie
Metallica und SlayerBeeindruckend führt der Film
die zerstörte Hoffnung auf ein freies Leben vor, in
dem auch Heavy Metal Musik möglich wäre. Die
Musiker erhalten Drohungen von
Fundamentalisten, die sie beschuldigen, Satan zu verehren. Ihr Probenraum wird bei
einer Explosion zerstört, am Ende bleibt ihnen nur die Flucht. Erschreckende Aktualität
erlangt der Film nicht zuletzt dadurch, dass die Band ausgerechnet in das damals noch
intakte Syrien flüchtet.
“Heavy Metal in Baghdad” is a documentary film that follows the Iraqi heavy metal band
Acrassicauda from the fall of Saddam Hussein in 2003 to the present day. Playing heavy
metal in a Muslim country has always been a difficult (if not impossible) proposition but
after Saddam’s regime was toppled, there was a brief moment for the band in which real
freedom seemed possible. That hope was quickly dashed as their country fell into a
bloody insurgency. From 2003-2006, Iraq disintegrated around them while Acrassicauda
struggled to stay together and stay alive, always refusing to let their heavy metal dreams
die.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=hdE-JIOpHHc
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Iraqi Odyssee
DI 31.05.+ MI 01.06.+ SA 04.06. jeweils 18:00
CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin,
Sabah Jamal Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU
Bomben, wütende bärtige Männer, verschleierte
Frauen - der Irak von heute. Dagegen stehen Bilder
aus den 1950er und 1960er Jahren: Frauen, die
studieren und elegant gekleidete Männer in Bagdad,
einer modernen Stadt. Überall ist moderne
arabische Musik zu hören. Die Kinos zeigen
amerikanische, indische und arabische Filme. Trotz
Demonstrationen und Kritik an der kolonialen Tradition des Westens dominierte ein
ausgeprägter Glaube an den Fortschritt und die Teilhabe an der modernen Welt.
Heute lebt jeder fünfte Iraker in der Diaspora. Die weltumspannenden Familiensaga des
irakisch-schweizerischen Filmemachers Samirs erzählt mit ungemein sympathischen
Protagonisten Geschichten von Flucht und Migration, vom Aufgeben ganzer
Lebensträume und Neuanfängen. Der Film strahlt trotz aller Schwere leisen Optimismus
aus.
Regisseur Samir: „Wie konnte es kommen, dass alle unsere Träume von einer
Renaissance der arabischen Gesellschaft – dass der Wunsch nach einer Transformation in
eine moderne und gerechte Gesellschaft so brutal zertrümmert worden sind? Gibt es eine
Möglichkeit, diesen Traum über die Erfahrungen der Migration wieder zu rekonstruieren?“
„Mit IRAQI ODYSSEY ist Samir ein Meisterwerk des zeitgenössischen Dokumentarfilms
gelungen.“ (Herbert Spaich, SWR 2)
„Schönheit am Tigris, kolonialistische Demütigung, Revolution, Diaspora - der Zürcher
Regisseur Samir verwebt im Dokumentarfilm ‚Iraqi Odyssey‘ die herzzerreißende
Familiensaga mit blutiger Weltgeschichte.“ (Christoph Schneider, Tages Anzeiger)
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1ItMlOJvQX4
Metropolis
FR 27.05. 22:00; SA 04.06. 20:00
D 1927, R: Fritz Lang mit Brigitte Helm, Alfred Abel,
Gustav Fröhlich, 145 Min, Musik von Gottfried
Huppertz
Das neue babylonische METROPOLIS als SchreckensZukunftsvision: Im „Neuen Turm Babel“ regiert der
Alleinherrscher Joh Fredersen über eine streng
getrennte Zweiklassengesellschaft. Die Reichen und
Mächtigen residieren in der Oberstadt. Ihre Söhne
vergnügen sich in den „Ewigen Gärten“.
Joh Fredersens Sohn Freder verliebt sich in Maria,
einem Mädchen aus der Unterschicht, und entdeckt so
die immense Ausbeutung der Unterwelt durch die
Oberschicht. Maria predigt den Arbeitern eine bessere
Zukunft und die Ankunft eines Vermittlers. Doch Joh
Fredersen heckt mit seinem verrückten Erfinder
Rotwang einen perfiden Plan aus.
Muss man – mindestens einmal – gesehen haben:
Metropolis, der babylonische, menschenfeindliche, futuristische Moloch sowie die
berühmte Sequenz mit Brigitte Helm und ihrem rauschhaften Tanz als Hure Babylon.
Heute noch beeindruckt der berühmteste aller deutschen Stummfilme durch ausgefeilte
Tricktechnik, monumentale Ausstattung und Massenszenen. Der Science Fiction führt
eindringlich den engen Konnex vor, den das antike Babylon und die Moderne zu Beginn
des 20. Jahrhunderts eingegangen sind.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=cj8pmovHLvQ
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Son of Babylon
MO 30.05. 19:30
IRQ/GB/F/NL/PS/ UAE/ET 2009, R:
Mohamed Al-Daradji mit Yassir Taleeb,
Shezad Hussen, Bashir Al-Majid, 90 Min,
OmeU
Endlich den eigenen Vater kennenlernen
und die hängenden Gärten von Babylon
sehen – das ist der Traum des 12jährigen Ahmed. Drei Wochen nach
Saddam Husseins Sturz 2003 macht er sich mit seiner Großmutter aus Kurdistan im
Norden in den Süden Richtung Babylon auf.
Seit 1991 vermisst die alte Frau ihren Sohn. Doch nun gibt es endlich Nachrichten, dass
Kriegsgefangene im Süden befreit wurden. Das gibt ihr Hoffnung, dass auch ihr zum
Ende des Golfkriegs von Saddam Husseins Republikanischer Garde festgenommener und
seitdem verschollener Sohn noch lebt. In diesem vom Krieg gezeichneten Land legt die
Großmutter ihrem Enkelsohn ans Herz, auf Rache zu verzichten und stattdessen zu
vergeben. Doch kommt sie selbst ins Wanken, als die beiden auf der Reise Musa
begegnen, einem hilfsbereiten Mann, der bei der Anfal-Operation, dem Genozid an der
kurdischen Bevölkerung unter Saddam Hussein beteiligt war.
A few weeks after the fall of Saddam Hussain in 2003. Ahmed, a 12-year-old boy
begrudgingly follows in the shadow of his grandmother.
On hearing news that prisoners of war have been found alive in the south, she is
determined to discover the fate of her missing son, Ahmed’s father, who never returned
from Gulf war.
From the mountains of Kurdistan to the sands of Babylon, they hitch rides from strangers
and cross paths with fellow pilgrims, on all too similar journeys. Struggling to understand
his grandmother’s search, Ahmed follows in the forgotten footsteps of a father he never
knew.
Director Mohamed Al-Daradji about the idea for the movie: “Iraq, 2003 at the time
I was preparing for my first film AHLAAM I was walking along Al-Rashid Street in
Baghdad when I heard breaking news from a radio coming from a nearby shop: mass
graves had been discovered near Babylon. I stopped cold at that moment.
Since I could remember fathers and sons of family and friends had disappeared over the
years. No family unaffected and no one dare ask why. I thought about my Aunty who’s
son had gone missing 15 years before. It took me about an hour to gather myself again.
Inspired by the relationship I shared with my aunt, the idea came for Son of Babylon to
bind two generations the older steeped in suffering; the younger bearing hope for the
future. A mother's search for her lost son; a boy’s journey to find himself and his father.”
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=SbNfnnKEDmg
Interview mit Mohamed Al-Daradji:
https://www.youtube.com/watch?v=2_b9ek3DqB0
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