1 27.05.-04.06. Berlin – Babylon – Bagdad. Drei Städte. Eine
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1 27.05.-04.06. Berlin – Babylon – Bagdad. Drei Städte. Eine
27.05.-04.06. Berlin – Babylon – Bagdad. Drei Städte. Eine Faszination Filmfestival & Lesungen im Babylon Berlin, Babylon, Bagdad – drei Städte, die eine große Faszination verbindet. Anlässlich des internationalen Wissenschafts- und Kunstfestivals, ausgerichtet von der HumboldtUniversität zu Berlin zeigt das Babylon vom 27. Mai bis 4. Juni neun Filme aus einem Jahrhundert (von 1916 bis 2015) mit thematisch spannenden Einführungen wie z.B. „Wie Babylon ins Kino kam“ (03.06. 19.30h), „Auf Sandalen durch Hollywood!“ (28.05. 19h) oder „Sixpack-Spartaner und Piercing-Perser. Antike Männlichkeit in 300?“ (31.05. 20h). Mit der Episode „FALL OF BABYLON“ ist der epochale und seinerzeit teuerste Stummfilm „Intolerance“ zu sehen (FR 03.06. 19h), der dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiert (US-Kinostart: 05.08.1916). Allein die beeindruckende Ausstattung von „Fall of Babylon“ mit der Rekonstruktion der babylonischen Stadtmauern, den 15 Meter hohen Terrassen, den überlebensgroßen Elefanten aus Stein und einem für 5000 Personen ausgerichteten Thronsaal verbrauchte über ein Drittel des Filmbudgets. D. W. Griffith ließ damit auf spektakuläre und zugleich glaubhafte Weise die antike Stadt Babylon wiederauferstehen. Im Unterschied zur negativen Bibelauslegung des Sündenbabels lieferte er eine moderne, auch auf damals neue Ausgrabungsfunde gestützte Sicht auf die antike Metropole, die in Babylon das Urbild der modernen Großstadt sucht und findet. Gut ein Jahrzehnt später zeigte Fritz Lang das neue babylonische METROPOLIS als Schreckens-Zukunftsvision: Im „Neuen Turm Babel“ regiert der Alleinherrscher Joh Fredersen über eine streng getrennte Zweiklassengesellschaft. Brigitte Helm faszinierte mit ihrem rauschhaften Tanz als Hure Babylon. Der Science Fiction führt eindringlich den engen Konnex vor, den das antike Babylon und die Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingegangen sind (FR 27.05. 22h; SA 04.06. 20h). Nicht nur unter dem Aspekt „Popkultur trifft auf Antike“ sehenswert ist Zack Snyders Comic-Adaption „300“ (2006), sondern auch (geschlechter-) politisch faszinierend: Selbst in Hollywood sah man selten so viel gestählte Männlichkeit. Der Film kam 2006 raus, also drei Jahre nach dem Irakkrieg und während der Besetzung des Irak durch die USA. Vor diesem politischen Hintergrund wurde er – obwohl auf einem viel älteren Comic basierend – vielfach als amerikanische Propaganda verrissen, in der die tapferen Griechen für die Amerikaner und die verweiblichten, zum Teil aber auch missgestalteten „Orientalen“ für die Iraker stehen (DI 31.05. 20h, MI 01.06. 22h; FR 03.06. 21:45h). Dokumentarisches gibt es mit „HEAVY METAL IN BAGHDAD“ (2007) über die einzige irakische Heavy Metal Band Acrassicauda, die von einem freien Leben als Headbanger träumen, nach Drohungen von Fundamentalisten jedoch in das damals noch intakte Syrien flüchten müssen (SA 28.05. 21:45h). In IRAQI ODYSSEE (2015) erzählt der irakisch-schweizerische Regisseur Samir mit seiner weltumspannenden Familiensaga, wie es dazu kommen konnte, dass alle Träume von einer Renaissance der arabischen Gesellschaft so brutal zertrümmert worden sind (DI 31.05.+ MI 01.06.+ SA 04.06. jeweils 18h). Authentisch ist „SON OF BABYLON“ (2009), in dem der 12-jährige Ahmed davon träumt, endlich den eigenen Vater kennenlernen und die hängenden Gärten von Babylon sehen. Drei Wochen nach Saddam Husseins Sturz 2003 macht er sich mit seiner Großmutter aus Kurdistan im Norden in den Süden Richtung Babylon auf (MO 30.05. 19:30h). Weitere Filme: „BERLIN BABYLON“ (DO 02.06. 19:30, FR 03.06.+SA 04.06. 18h), „DER DIEB VON BAGDAD“ (SO 29.05. 18:30) und „HAIL, CAESAR!“ (SA 28.05. 19h; SO 29.05. 16h; MO 30.05. 20h; MI 01.06. 11h Kinderwagenkino DF). 1 Die AUFTAKTLESUNG „Auf Sand gebaut. Das babylonische Berlin“ entführt am 27. Mai um 19 Uhr in die Abgründe des babylonischen Berlins um 1900. Es lesen ANNA THALBACH und HANNS ZISCHLER; durch den Abend führt JÖRG THADEUSZ. Am 1. Juni liest Raoul Schrott im Babylon aus seiner NEUDICHTUNG DES GILGAMESH-EPOS und am 31. Mai findet eine LECTURE mit der Berliner Künstlerin Sophie-Therese Trenka-Dalton über die Bedeutung von Babylon und dem Orient für ihre Kunst statt. Das Festival bringt KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen miteinander ins Gespräch und schlägt Brücken über die Jahrtausende zwischen Antike, klassischer Moderne und Gegenwart: Welche Geschichte(n) teilen die drei Städte? Vor welchen Herausforderungen stehen Politik und Wissenschaft, wenn es um die Zerstörung antiker Stätten und den Handel mit antiken Kulturgütern geht? Und was bedeutet ‚Babylon’ für das Selbstverständnis von Berlinern und Bagdadern? Das Festival wird in Kooperation mit u.a. dem Babylon veranstaltet vom Sonderforschungsbereich „Transformationen der Antike“ der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach zwölf Jahren intensiver Forschung beschließt der große interdisziplinäre Sonderforschungsbereich seine Arbeit und wendet sich zum Abschluss mit dem Festival an eine breite Öffentlichkeit. Mehr Infos: http://www.babylonberlin.de/berlin-babylon-bagdag.htm --- Als INTERVIEWPARTNER stehen Ihnen zur Verfügung: Festivalleitung Dr. des. FRIEDERIKE KRIPPNER (Germanistin, Leiterin des Festivals „Berlin – Babylon – Bagdad“, Mitarbeiterin im SFB „Transformationen der Antike“, forscht u.a. zu Babylon in Berlin und in der Literatur um 1900) Zum Filmprogramm: Dr. MARCUS BECKER (Kunsthistoriker, u.a. vielfältige Forschungen zu Szenographie der Antiken im Film, Mitarbeiter im SFB „Transformationen der Antike“ und im Forschungsprojekt „Spielräume. Szenenbilder und –bildner in der Filmstadt Babelsberg“) Zur Lesung „Auf Sand gebaut. Das babylonische Berlin“: BENJAMIN DITTMANN (Germanist, mehrere szenische Lesungen für die LitCologne; begibt sich auf die verruchten Spuren Babylons im Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts) Zur Lesung „Gilgamesh“: RAOUL SCHROTT (Telefoninterviews) (geb. 1964, aufgewachsen in Tunis und Landeck/Österreich, studierte Literatur und Sprachwissenschaft in Innsbruck, Norwich, Paris und Berlin. Liest aus seiner vielbeachteten Übersetzung und Neudichtung des „Gilgamesch-Epos“. Veröffentlichte u.a. „Homers Heimat und seine Übertragung der Ilias“ (2008), „Liebesgedichte aus dem Alten Ägypten Die Blüte des nackten Körpers“ (2010). Im Herbst 2016 erscheint „Erste Erde.Epos“.) Pressekontakt: Barbara Löblein Assistentin Timothy Grossman & Presse 030/287 919 19 [email protected] 2 Filmübersicht 100 Jahre Intolerance – Fall of Babylon 300 Berlin Babylon Der Dieb von Bagdad Hail, Caesar! Heavy Metal in Baghdad Iraqi Odyssee Metropolis Son of Babylon Festivalwebsite: www.berlin-babylon-bagdad.de Programmübersicht FR 27.05. 19:00 ERÖFFNUNGSABEND: Start »Zeitstromland« und Lesung „Auf Sand gebaut. Das babylonische Berlin“ mit Anna Thalbach, Jörg Thadeusz und Hanns Zischler Buch: Benjamin Dittmann 22:00 Metropolis D 1927, R: Fritz Lang mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich, 145 Min, Musik von Gottfried Huppertz SA 28.05. 19:00 Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, OmU – Einführung von Ulf Jensen: „Auf Sandalen durch Hollywood!“ 21:45 Heavy Metal in Baghdad USA 2007, R: Eddy Moretti, Suroosh Alvi, OV SO 29.05. 16:00 Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, OmU 18:30 Der Dieb von Bagdad [The Thief of Bagdad] USA 1924, R: Raoul Walsh mit Douglas Fairbanks, Julanne Johnson, Sojin Kamiyama, 139 Min – mit Live-Kinoorgel Anna Vavilkina + Einführung von Marcus Becker und Friederike Krippner: „Orient ohne Antike?“ MO 30.05. 19:30 Son of Babylon IRQ/GB/F/NL/PS/ UAE/ET 2009, R: Mohamed Al-Daradji mit Yassir Taleeb, Shezad Hussen, Bashir Al-Majid, 90 Min, OmeU 20:00 Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, OmU DI 31.05. 18:00 Iraqi Odyssee CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU 3 18:00 Lecture mit der Berliner Künstlerin Sophie-Therese Trenka-Dalton über die Bedeutung von Babylon und dem Orient für ihre Kunst 20:00 300 USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena Headey, Vincent Regan, 116 Min, OV – Einführung von Felix Müller: „Sixpack-Spartaner und PiercingPerser. Antike Männlichkeit in 300?“ MI 01.06. 11:00 Kinderwagenkino: Hail, Caesar! USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, DF 18:00 Iraqi Odyssee CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU 20:00 Raoul Schrott liest aus Gilgamesch 22:00 300 USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena Headey, Vincent Regan, 116 Min, OV DO 02.06. 19:30 Berlin Babylon D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther Behnisch, Joseph Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel Schultes, 93 Min, OmeU FR 03.06. 18:00 Berlin Babylon D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther Behnisch, Joseph Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel Schultes, 93 Min, OmeU 19:30 100 Jahre Intolerance – Fall of Babylon USA 1916, R: D. W. Griffith mit Tully Marshall, Constance Talmadge, Erich von Stroheim, 80 Min, OmU – mit Live-Kinoorgel Anna Vavilkina - Einführung von Marcus Becker: „Wie Babylon ins Kino kam“ 21:45 300 USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena Headey, Vincent Regan, 116 Min, OV SA 04.06. 18:00 Iraqi Odyssee CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU 18:00 Berlin Babylon D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther Behnisch, Joseph Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel Schultes, 93 Min, OmeU 20:00 Metropolis D 1927, R: Fritz Lang mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich, 145 Min, Musik von Gottfried Huppertz 4 Ausführliche Informationen FR 27.05. 19:00 ERÖFFNUNG: Lesung „Auf Sand gebaut: Das babylonische Berlin“ Mit Anna Thalbach, Jörg Thadeusz und Hanns Zischler Babylons Mythos ist vielfältig und geheimnisvoll, Berlins Affinität dazu ist es nicht minder. Warum ausgerechnet Babylon, die Stadt mit dem apokalyptisch schlechten Ruf? Ein Teil dieses Mythos wurde mitten in Berlin rekonstruiert: Das prächtige Ištar-Tor. Auf einer Spreeinsel steht es verborgen im Pergamon-Museum hinter dicken Mauern. Eine Vorsichtsmaßnahme? Ištar ist immerhin die Göttin des Krieges und der zügellosen Sexualität. Ging ihre Macht mit Babylon unter? Oder hat sie sich in Berlin neu entfacht? Unter der Leitung des furchtlosen Jörg „Indy“ Thadeusz begeben sich Anna Thalbach und Hanns Zischler auf eine große Literaturexpedition und entdecken in den Texten von Alfred Döblin, Irmgard Keun, Paul Scheerbart, Else Lasker-Schüler, Yvan Goll und vielen anderen die babylonischen Abgründe Berlins. DI 31.05. 18:00 Artist Lecture „Palms“ von Sophie-Therese Trenka-Dalton In ihrem Bildvortrag führt die Berliner Künstlerin SophieTherese Trenka-Dalton durch verschiedene eigene Projekte, in denen sie sich mit der Rezeption mesopotamischer und irakischer Artefakte auseinandersetzt. Dabei besucht die Künstlerin Orte und Gebäude, an denen sich kulturelle Aneignungs- und Überschneidungsprozesse ablesen lassen, wie an dem „assyrischen“ Einkaufspark Citadel Outlets bei Los Angeles oder der verlassenen, irakischen Botschaft in Berlin-Pankow. trenka-dalton.info MI 01.06. 20:00 Raoul Schrott liest aus Gilgamesch Raoul Schrott, geboren 1964, aufgewachsen in Tunis und Landeck/Österreich, studierte Literatur und Sprachwissenschaft in Innsbruck, Norwich, Paris und Berlin. Er veröffentlichte u.a. „Homers Heimat und seine Übertragung der Ilias“ (2008), „Liebesgedichte aus dem Alten Ägypten Die Blüte des nackten Körpers“ (2010), das enzyklopädische Werk „Gehirn und Gedicht“ (2011, gemeinsam mit dem Hirnforscher Arthur Jacobs), die Erzählung „Das schweigende Kind“ (2012) sowie zuletzt der Band „Die Kunst an nichts zu glauben“ (Gedichte, 2015). Im Herbst 2016 erscheint „Erste Erde.Epos“. Am Mittwoch, den 1. Juni liest er aus seiner vielbeachteten Übersetzungen und Neudichtung des „Gilgamesch-Epos“. Schrott wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 5 FR 03.06. 19:00 100 Jahre Intolerance – Fall of Babylon USA 1916, R: D. W. Griffith mit Tully Marshall, Constance Talmadge, Erich von Stroheim, 80 Min, OmU – mit Live-Kinoorgel Anna Vavilkina Einführung von Marcus Becker: „Wie Babylon ins Kino kam“ Der epochale und seinerzeit teuerste Stummfilm „Intolerance“ feiert seinen 100. Geburtstag und wir feiern mit! Allein die beeindruckende Ausstattung von „Fall of Babylon“ mit der Rekonstruktion der babylonischen Stadtmauern, den 15 Meter hohen Terrassen, den überlebensgroßen Elefanten aus Stein und einem für 5000 Personen ausgerichteten Thronsaal verbrauchte über ein Drittel des Filmbudgets. Griffith ließ damit auf spektakuläre und zugleich glaubhafte Weise die antike Stadt Babylon wiederauferstehen. Im Unterschied zur negativen Bibelauslegung des Sündenbabels lieferte er eine moderne, auch auf damals neue Ausgrabungsfunde gestützte Sicht auf die antike Metropole, die in Babylon das Urbild der modernen Großstadt sucht und findet. Außerdem rehabilitierte er den jungen, assyrischen Herrscher Belsazar, der gegen den gefährlichen Perserkönig Cyrus kämpft, als intelligent, wenn auch schwach und vergnügungssüchtig. So kann Belsazar einen ersten Angriff abwehren, doch Cyrus lässt nicht locker... Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=GF7ho_-1aWo 300 - DI 31.05. 20:00 Einführung von Felix Müller: „Sixpack-Spartaner und PiercingPerser. Antike Männlichkeit in 300?“; MI 01.06. 22:00; FR 03.06. 21:45 USA 2006, R: Zack Snyder mit Gerard Butler, Lena Headey, Vincent Regan, 116 Min, OV 300 – mit nur 300 Mann soll der Spartanerkönig Leonidas sich dem riesigen Heer des persischen Großkönigs Xerxes entgegengestellt haben. In martialisch-überspitzter Bildsprache erzählt Zack Snyder in seiner Adaption des Kultcomics von Frank Miller von der Schlacht bei den Thermophylen 480 v. Chr. Nicht nur unter dem Aspekt „Popkultur trifft auf Antike“ sehenswert, sondern auch (geschlechter-) politisch faszinierend: Selbst in Hollywood sah man selten so viel gestählte Männlichkeit, wie bei den die meiste Zeit nur mit Umhang und Lederschurz bekleideten Spartanern; wogegen Xerxes und sein „orientalisches“ Heer queerer kaum inszeniert werden könnten. Im Kontext des Festivals nicht zuletzt spannend aufgrund der Medienrezeption: Der Film kam 2006 raus, also drei Jahre nach dem Irakkrieg und während der Besetzung des Irak durch die USA. Vor diesem politischen Hintergrund wurde er – obwohl auf einem viel älteren Comic basierend – vielfach als amerikanische Propaganda verrissen, in der die tapferen Griechen für die Amerikaner und die verweiblichten, zum Teil aber auch missgestalteten „Orientalen“ für die Iraker stehen. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=UrIbxk7idYA 6 Berlin Babylon DO 02.06. 19:30, FR 03.06.+SA 04.06. 18:00 D 1996-2001, R: Hubertus Siegert mit Günther Behnisch, Joseph Paul Kleihues, Ioeh Ming Pei, Rem Koolhaas, Hans Kollhoff, Renzo Piano, Axel Schultes, 93 Min, OmeU Berlin nach dem Sturz der Mauern, Ende der 1990er Jahre war vor allem eins: Eine Baustelle. Fünf Jahre lang filmte Hubertus Siegert den radikalen Umbau der Innenstadt mit seinen Großbaustellen und Protagonisten. Kongenial kommentiert von der Musik der Berliner Band „Einstürzende Neubauten“, die erstmals den kompletten Soundtrack zu einem Kinofilm beisteuerten. „Berlin Babylon“ erzählt von der Melancholie einer Stadt, die ihre zerstörte Struktur mit aller Macht zurückgewinnen und die Schatten der Vergangenheit überwinden will. Ein Film von der hoffnungslosen Bauwut, die in den Himmel wächst und dabei seltsam flach und mittelmäßig bleibt, von der verführerischen Faszination und der prosaischen Brutalität des Bauens. In suggestiver Bildsprache wird die „Baustelle Berlin“ so erfahrbar als moderner Turmbau zu Babel. Die babylonische Zivilisationsfabel lebt fort in der wiedervereinten Metropole an der Schwelle zum 21. Jahrhundert After the Berlin Wall came down in 1989, there were suddenly real estate problems because of the newly freed land. This situation cried out for new buildings fashioned to unite the formerly divided city. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=JchLa3cds0I SO 29.05. 18:30 Der Dieb von Bagdad mit Einführung von Marcus Becker und Friederike Krippner: „Orient ohne Antike?“ [The Thief of Bagdad] USA 1924, R: Raoul Walsh mit Douglas Fairbanks, Julanne Johnson, Sojin Kamiyama, 139 Min – mit Live-Kinoorgel Anna Vavilkina In Bagdad wetteifern der Dieb Ahmed und ein Mongolenprinz um das Herz einer schönen Prinzessin. Doch Ahmed muss tausende Gefahren überstehen, vom Tal der Ungeheuer über das Mitternachtsmeer bis zur Höhle der verzauberten Bäume. „Der Dieb von Bagdad“ ist ein echter Hollywood Märchen-Klassiker, der ungemein trickreich und im Stil von „Tausendundeiner Nacht“ inszeniert ist. Vor allem die spektakuläre Ausstattung des wohl wichtigsten Szenenbildners seiner Zeit, William Cameron Menzies („Vom Winde verweht“), macht den Film bis heute zu einem Spektakel. Ein Meilenstein der zeitgenössischen Version des westlichen Orientalismus. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=lYaA7H1vTp0 7 Hail, Caesar! – SA 28.05. 19:00 Einführung von Ulf Jensen: „Auf Sandalen durch Hollywood!“; SO 29.05. 16:00; MO 30.05. 20:00; MI 01.06. 11:00 Kinderwagenkino DF USA/UK 2015, R: Joen & Ethan Coen mit George Clooney, Josh Brolin, Scarlett Johansson, 106 Min, OmU Der Antiochus-Darsteller Baird Whitlock alias George Clooney wird kurz vor Drehende gekidnappt – und eine irre Komödie der vielfach prämierten Coen Brüder nimmt ihren Lauf. Sie nehmen nicht nur das goldene Zeitalter Hollywoods, die 1950er Jahre, aufs Korn, sondern auch das Genre der Monumentalverfilmungen antiker Stoffe dieser Zeit, an denen manches Studio Pleite ging. Eine große Komödie mit illustrer Besetzung! When the world’s biggest star vanishes and his captors demand an enormous ransom for his safe return, it will take the power of Hollywood’s biggest names to solve the mystery of his disappearance. Bringing the audience along for a comic whodunit that pulls back the curtain and showcases the unexpected humor and industry drama found behind the scenes, Hail, Caesar! marks the Coens at their most inventive. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kMqeoW3XRa0 SA 28.05. 21:45 Heavy Metal in Baghdad USA 2007, R: Eddy Moretti, Suroosh Alvi, OV Ab Beginn des Sturzes von Saddam Hussein 2003 begleitet der Dokumentarfilm über vier Jahre Acrassicauda (lateinisch: Schwarze Skorpione), die zu dieser Zeit einzige irakische Heavy Metal Band. Ihre musikalischen Vorbilder sind Bands wie Metallica und SlayerBeeindruckend führt der Film die zerstörte Hoffnung auf ein freies Leben vor, in dem auch Heavy Metal Musik möglich wäre. Die Musiker erhalten Drohungen von Fundamentalisten, die sie beschuldigen, Satan zu verehren. Ihr Probenraum wird bei einer Explosion zerstört, am Ende bleibt ihnen nur die Flucht. Erschreckende Aktualität erlangt der Film nicht zuletzt dadurch, dass die Band ausgerechnet in das damals noch intakte Syrien flüchtet. “Heavy Metal in Baghdad” is a documentary film that follows the Iraqi heavy metal band Acrassicauda from the fall of Saddam Hussein in 2003 to the present day. Playing heavy metal in a Muslim country has always been a difficult (if not impossible) proposition but after Saddam’s regime was toppled, there was a brief moment for the band in which real freedom seemed possible. That hope was quickly dashed as their country fell into a bloody insurgency. From 2003-2006, Iraq disintegrated around them while Acrassicauda struggled to stay together and stay alive, always refusing to let their heavy metal dreams die. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=hdE-JIOpHHc 8 Iraqi Odyssee DI 31.05.+ MI 01.06.+ SA 04.06. jeweils 18:00 CH/D/IRQ 2015, R: Samir mit Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal Aldin, Jamal Al Tahir, 90 Min, OmU Bomben, wütende bärtige Männer, verschleierte Frauen - der Irak von heute. Dagegen stehen Bilder aus den 1950er und 1960er Jahren: Frauen, die studieren und elegant gekleidete Männer in Bagdad, einer modernen Stadt. Überall ist moderne arabische Musik zu hören. Die Kinos zeigen amerikanische, indische und arabische Filme. Trotz Demonstrationen und Kritik an der kolonialen Tradition des Westens dominierte ein ausgeprägter Glaube an den Fortschritt und die Teilhabe an der modernen Welt. Heute lebt jeder fünfte Iraker in der Diaspora. Die weltumspannenden Familiensaga des irakisch-schweizerischen Filmemachers Samirs erzählt mit ungemein sympathischen Protagonisten Geschichten von Flucht und Migration, vom Aufgeben ganzer Lebensträume und Neuanfängen. Der Film strahlt trotz aller Schwere leisen Optimismus aus. Regisseur Samir: „Wie konnte es kommen, dass alle unsere Träume von einer Renaissance der arabischen Gesellschaft – dass der Wunsch nach einer Transformation in eine moderne und gerechte Gesellschaft so brutal zertrümmert worden sind? Gibt es eine Möglichkeit, diesen Traum über die Erfahrungen der Migration wieder zu rekonstruieren?“ „Mit IRAQI ODYSSEY ist Samir ein Meisterwerk des zeitgenössischen Dokumentarfilms gelungen.“ (Herbert Spaich, SWR 2) „Schönheit am Tigris, kolonialistische Demütigung, Revolution, Diaspora - der Zürcher Regisseur Samir verwebt im Dokumentarfilm ‚Iraqi Odyssey‘ die herzzerreißende Familiensaga mit blutiger Weltgeschichte.“ (Christoph Schneider, Tages Anzeiger) Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1ItMlOJvQX4 Metropolis FR 27.05. 22:00; SA 04.06. 20:00 D 1927, R: Fritz Lang mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich, 145 Min, Musik von Gottfried Huppertz Das neue babylonische METROPOLIS als SchreckensZukunftsvision: Im „Neuen Turm Babel“ regiert der Alleinherrscher Joh Fredersen über eine streng getrennte Zweiklassengesellschaft. Die Reichen und Mächtigen residieren in der Oberstadt. Ihre Söhne vergnügen sich in den „Ewigen Gärten“. Joh Fredersens Sohn Freder verliebt sich in Maria, einem Mädchen aus der Unterschicht, und entdeckt so die immense Ausbeutung der Unterwelt durch die Oberschicht. Maria predigt den Arbeitern eine bessere Zukunft und die Ankunft eines Vermittlers. Doch Joh Fredersen heckt mit seinem verrückten Erfinder Rotwang einen perfiden Plan aus. Muss man – mindestens einmal – gesehen haben: Metropolis, der babylonische, menschenfeindliche, futuristische Moloch sowie die berühmte Sequenz mit Brigitte Helm und ihrem rauschhaften Tanz als Hure Babylon. Heute noch beeindruckt der berühmteste aller deutschen Stummfilme durch ausgefeilte Tricktechnik, monumentale Ausstattung und Massenszenen. Der Science Fiction führt eindringlich den engen Konnex vor, den das antike Babylon und die Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingegangen sind. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=cj8pmovHLvQ 9 Son of Babylon MO 30.05. 19:30 IRQ/GB/F/NL/PS/ UAE/ET 2009, R: Mohamed Al-Daradji mit Yassir Taleeb, Shezad Hussen, Bashir Al-Majid, 90 Min, OmeU Endlich den eigenen Vater kennenlernen und die hängenden Gärten von Babylon sehen – das ist der Traum des 12jährigen Ahmed. Drei Wochen nach Saddam Husseins Sturz 2003 macht er sich mit seiner Großmutter aus Kurdistan im Norden in den Süden Richtung Babylon auf. Seit 1991 vermisst die alte Frau ihren Sohn. Doch nun gibt es endlich Nachrichten, dass Kriegsgefangene im Süden befreit wurden. Das gibt ihr Hoffnung, dass auch ihr zum Ende des Golfkriegs von Saddam Husseins Republikanischer Garde festgenommener und seitdem verschollener Sohn noch lebt. In diesem vom Krieg gezeichneten Land legt die Großmutter ihrem Enkelsohn ans Herz, auf Rache zu verzichten und stattdessen zu vergeben. Doch kommt sie selbst ins Wanken, als die beiden auf der Reise Musa begegnen, einem hilfsbereiten Mann, der bei der Anfal-Operation, dem Genozid an der kurdischen Bevölkerung unter Saddam Hussein beteiligt war. A few weeks after the fall of Saddam Hussain in 2003. Ahmed, a 12-year-old boy begrudgingly follows in the shadow of his grandmother. On hearing news that prisoners of war have been found alive in the south, she is determined to discover the fate of her missing son, Ahmed’s father, who never returned from Gulf war. From the mountains of Kurdistan to the sands of Babylon, they hitch rides from strangers and cross paths with fellow pilgrims, on all too similar journeys. Struggling to understand his grandmother’s search, Ahmed follows in the forgotten footsteps of a father he never knew. Director Mohamed Al-Daradji about the idea for the movie: “Iraq, 2003 at the time I was preparing for my first film AHLAAM I was walking along Al-Rashid Street in Baghdad when I heard breaking news from a radio coming from a nearby shop: mass graves had been discovered near Babylon. I stopped cold at that moment. Since I could remember fathers and sons of family and friends had disappeared over the years. No family unaffected and no one dare ask why. I thought about my Aunty who’s son had gone missing 15 years before. It took me about an hour to gather myself again. Inspired by the relationship I shared with my aunt, the idea came for Son of Babylon to bind two generations the older steeped in suffering; the younger bearing hope for the future. A mother's search for her lost son; a boy’s journey to find himself and his father.” Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=SbNfnnKEDmg Interview mit Mohamed Al-Daradji: https://www.youtube.com/watch?v=2_b9ek3DqB0 10