filmliste - Medienwissenschaft Universität Bayreuth
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FILMLISTE Die Liste wurde anhand der Schwerpunkte der Lehrveranstaltungen erstellt und es wird jedem Studenten des Faches Medienwissenschaft empfohlen, diese repräsentative Auswahl (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) im Laufe seiner Studienzeit anzusehen. Die Filme sind zum Teil in der Bibliothek, sowie im internen Bestand der Medienwissenschaft ausleihbar. 1. 2001: Odyssee im Weltraum (2001: A SPACE ODYSSEY) Regie: Stanley Kubrick Ein geheimnisvoller schwarzer Monolith, der offenbar von Außerirdischen stammt, beeinflusst in grauer Vorzeit die Entstehung von Intelligenz und den "Aufbruch der Menschheit", wird Jahrtausende später von Wissenschaftlern auf dem Mond entdeckt und lockt ein Forschungsraumschiff in Richtung Jupiter. Die Mission endet nach dem Versagen des Bordcomputers mit einer Katastrophe; der einzig überlebende Astronaut begegnet der außerirdischen Macht und erfährt eine kosmische Wiedergeburt. Kubricks fantastisches Kinoabenteuer vereint technische Utopie und kulturphilosophische Spekulation zu einer Weltraumoper von überwältigendem Ausmaß. Der kühne gedankliche Entwurf des Films eine Entwicklungsgeschichte der Menschheit voller Skepsis und bitterer Ironie wird mit nicht minder kühnen optischen Effekten und einer revolutionären Tricktechnik realisiert, die das Genre des Science-Fiction-Films in den folgenden Jahren entscheidend prägten. GB, 1965 150 Min. 2. Yeah Yeah Yeah (A HARD DAY’S NIGHT) Regie: Richard Lester Szenen aus dem Leben der Beatles während einer Konzerttournee in England: eine Kombination aus dokumentarischen Musikmitschnitten ihrer Bühnenauftritte, eingeflochtenen Slapstick-Gags und rudimentärer Spielhandlung, mit viel Witz, Tempo und dramaturgischem Geschick inszeniert. Neuartig und richtungsweisend für spätere Musikfilme ist die authentische Wiedergabe von Lebensgefühl und Zeit-Atmosphäre, die weniger durch protokollarischen Realismus als durch schöpferische Unordnung und parodistische Stilexperimente erreicht wird. Erst 1994 kam die untertitelte Originalversion unter dem Originaltitel ins Kino, die auch die sprachlichen Witze nachvollziehen ließ. GB, 1964 90 Min. 3. Nightmare before Christmas (Nightmare before Christmas) Regie: Henry Selick Die liebenswert-häßlichen Quälgeister aus dem Halloween-Land entdecken das Weihnachtsfest, dessen eigentlicher Sinn ihnen freilich verborgen bleibt. Sie entführen den Weihnachtsmann und basteln makabre Geschenke für die damit gar nicht glücklichen Kinder. Ein in ebenso düsterer und romantischer wie bewegender und komischer Atmosphäre angesiedelter Puppentrickfilm von außergewöhnlich reicher Bildfantasie. Unter Nutzung aller technischen wie autoriellen Möglichkeiten entstand im Original ein kleines Meisterwerk des surrealen Kinos. USA, 1993 80 Min. 4. Alles über meine Mutter (TODO SOBRE MI MADRE) Regie: Pedro Almodóvar Nach dem Tod ihres Sohns, der an seinem 17. Geburtstag beim Versuch, das Autogramm einer Schauspielerin zu erhalten, unter ein Auto gerät, bricht seine Mutter zu einer Reise in ihre Vergangenheit auf. In Barcelona trifft sie eine Reihe alter Freundinnen wieder, die alle von nicht geringeren existenziellen Nöten geplagt sind, und sucht Kontakt zum Vater des Jungen, der inzwischen als weibliche Prostituierte arbeitet. In gewohnt präziser Weise entwirft Pedro Almodovar eine Reihe plastischer Frauenfiguren, die versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Im Vergleich zu seinen früheren Werken ist der Film leiser und unspektakulär inszeniert; selbst der Humor wurde den ernsthaften Episoden um Krankheit und Tod, Liebe und Lebensziele geopfert. ES/ F, 1999 100 Min. 5. Am Brunnen vor dem Tore Regie: Hans Wolff Ein Gemälde-Diebstahl und seine Aufklärung als dürftige Rahmenhandlung für eine sentimentale Liebesgeschichte, in deren Mittelpunkt eine junge Wirtin steht. Um ihre Gunst werben neben englischen Besatzungsoffizieren auch ein deutscher Tankwart und ehemaliger Fliegeroffizier. Kitschiger Heimatfilm mit aufgesetzter Scheinmoral. BRD, 1952 95 Min. 6. American Beauty Regie: Sam Mendes Die Geschichte eines Mannes in mittlerem Alter, der aus dem Jenseits die Geschichte seines unbefriedigenden Berufs- und Familienlebens erzählt. Der ironische Blick hinter die äußerlich glänzende Fassade von Kleinstadt-Amerika wird durch eine komplementäre Erzählebene anteilnehmend und mit neugieriger Sensibilität zu einem komplexen und hintergründigen Menschen- und Generationsporträt ausgeweitet. Ein höchst bemerkenswerter Erstlingsfilm, der stilistisch und darstellerisch gleichermaßen überzeugt. USA, 1999 125 Min. 7. Angst essen Seele auf Regie: Rainer Werner Fassbinder An Einsamkeit und gesellschaftlicher Isolierung entzündet sich die Beziehung zwischen einer Witwe und einem 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter. Ihre wahre Belastungsprobe aber erlebt die Verbindung erst, als sie in Form einer bürgerlichen Ehe institutionalisiert werden soll. Melodram, das mit kühler Brillanz die Mißachtung von Minderheiten und die Mechanismen sozialer Unterdrückung analysiert. Zugleich populär und bitter-ironisch erzählend, sucht Fassbinder ein breites Publikum, ohne persönliche Obsessionen zu verleugnen und ohne an kritischer Schärfe zu verlieren. BRD, 1973 95 Min. 8. Apocalypse Now Regie: Francis Ford Coppola Während des Vietnam-Krieges erhält ein amerikanischer Captain den Auftrag, einen Colonel zu liquidieren, der nicht mehr zurechnungsfähig ist und sich im Dschungel von Kambodscha als Herrscher aufspielt. Die Fahrt auf dem Patrouillenboot konfrontiert ihn fortlaufend mit der gnadenlosen Härte und dem unsagbaren Schrecken des Krieges, sie nimmt dabei zunehmend irreale, alptraumhafte Züge an. Ein verstörender Film, der realistisch kraß den Krieg als Zerstörer alles Menschlichen anklagt, in seiner Inszenierung allerdings zu sehr auf Effekte abzielt. Insofern im Gesamteindruck zwiespältig. Überarbeitete und komplettierte Neufassung: "Apocalypse Now Redux" (2001) USA, 1976-79 155 Min. 9. Außer Atem (A BOUT DE SOUFFLE) Regie: Jean-Luc Godard Godards längst zum Klassiker gewordener Erstlingsfilm ist eine Huldigung an Humphrey Bogart und die "B-Filme" Hollywoods. Er erzählt von dem kleinen Ganoven Michel Poiccard, der schließlich von seiner Geliebten Patricia an die Polizei verraten wird. Im Mittelpunkt steht dabei bereits der Tod, ein Lieblingsthema Godards. Der Film wimmelt von inszenatorischen Regelverstößen, die man damals der Unerfahrenheit des Anfängers zuschrieb und erst später als raffinierte Absicht erkannte, einerseits den Artefaktcharakter des Films hervorzuheben, andererseits das amerikanische Ideal der "unsichtbaren" Regie zu torpedieren. F, 1959 90 Min. 10. Ben Hur Regie: William Wyler Der 1880 erschienene Roman des amerikanischen Rechtsanwalts und Bürgerkriegsgenerals Lewis Wallace in einer dreieinhalbstündigen Neuverfilmung, die an kolossalem Aufwand alles bis dahin Gedrehte übertraf. 365 Sprecherrollen, 50000 Komparsen, über 1 Mio. Requisiten, 16,2 Mio. Dollar Kosten. Bewunderter Höhepunkt wie schon des Stummfilms: das Quadrigarennen im Zirkus, mit dem der römische Tribun Messala und der unterjochte israelische Prinz Ben Hur ihren jahrelangen Kampf zwischen Despotie und Freiheitsgeist beenden. USA, 1959 215 Min. 11. Berlin - Die Sinfonie der Großstadt Regie: Walther Ruttmann Eine klassische Bildreportage über 24 Stunden im Leben der Metropole Berlin des Jahres 1927 - ganz mit den Augen der u.a. in einer Litfaßsäule versteckten Kamera gesehen. Ein ungemein eindringlicher und informativer Stummfilm von großem zeitdokumentarischem Wert. Bei der Uraufführung im Tauenzienpalast wurde zur genauen Übereinstimmung von Bild und Musik erstmals das Musik-Chronometer von Carl Robert Blum verwendet. D, 1927 70 Min. 12. Blow Up Regie: Michelangelo Antonioni Ein junger Londoner Starfotograf entdeckt bei der Vergrößerung einer Aufnahme, daß er vermutlich Zeuge eines Mordes gewesen ist. In Inszenierung, Fotografie und Darstellung hervorragender Film von Antonioni, der die Faszination des Bildes als Abbild tatsächlicher oder vermeintlicher Wirklichkeit und die Möglichkeiten der Manipulation aufzuzeigen versucht und zugleich ein Porträt der "Beat-Generation" zeichnet. GB/ I, 1966 110 Min. 13. Blue Velvet Regie: David Lynch Ein in seine Heimatstadt, ein amerikanisches Provinznest, zurückkehrender Student wird durch den Fund eines abgeschnittenen Ohres und die eigene, immer zwanghafter werdende Neugier in einen kaum vorstellbaren Abgrund von Gewalt undPerversion hineingezogen. Ein doppelbödiger Film, der sich im krassen Eindringen in finsterste menschliche Abgründe zugleich mit der Fragwürdigkeit traditioneller Weltbilder beschäftigt. USA, 1985 115 Min. 14. Bonnie & Clyde Regie: Arthur Penn Die abenteuerliche und tragisch endende Geschichte eines Gangsterpaares im amerikanischen Südwesten der 20er Jahre, von Arthur Penn mit formalem Geschick und doppelbödigem Sarkasmus inszeniert: Bonnie und Clyde, zwei einfache junge Leute aus der Provinz, erfüllen sich ihren Traum von Freiheit und Reichtum, indem sie jenseits von "Recht und Ordnung" einen aussichtslosen Kampf gegen die staatlichen Autoritäten führen - wodurch sie unversehens zu Volkshelden avancieren. Ausgehend von tatsächlichen Ereignissen, entwickelt Penn seine AußenseiterBallade zum Spiegelbild amerikanischen Bewußtseins in den 60er Jahren; der Mythos des "guten Gangsters" wird beschworen und zugleich einer kritischen Revision unterzogen. USA, 1967 110 Min. 15. Bowling for Columbine Regie: Michael Moore Ausgangspunkt ist das Massaker, das Schüler in einer US-amerikanischen High School im Jahr 1999 verübten. Darauf aufbauend, berichtet der Dokumentarfilm von Waffennarren und Sicherheitswahn in den USA, zeigt und konfrontiert Opfer und Täter miteinander und entwirft schließlich das vielgestaltige Bild einer von paranoider Angst geprägten Gesellschaft. Ein höchst subjektiver und suggestiver, dadurch aber unterhaltsamer und insgesamt erhellender Blick auf ein Land in einer essenziellen Krise. USA/ CDN, 2002 120 Min. 16. Bram Stoker’s Dracula (Dracula) Regie: Francis Ford Coppola Ein 1462 zum ewigen Leben verdammter transsylvanischer Graf reist 1897 ins viktorianische London und verliebt sich dort in das Ebenbild seiner früheren Geliebten. Ein Doktor und der Verlobte seines Objektes der Begierde erlösen ihn schließlich von seinem Fluch. Aufwendige Neuverfilmung eines Literatur- und Filmklassikers, der opernhaft die Topoi des Horror-, Abenteuer- und Splatter-Genres ausbeutet, aber letztlich zu keiner eigenen Handschrift findet. Kameratechnisch und in der Interpretation der Hauptrolle beeindruckend. USA, 1992 130 Min. 17. Brazil Regie: Terry Gilliam In einem bizarren Überwachungsstaat der Zukunft gerät ein kleiner Angestellter durch einen Tippfehler in Schwierigkeiten und lernt die monströse Brutalität der Bürokratie kennen, deren Teil er ist. Die Geschichte wird in einer Mischung aus surrealistischenTraumvisionen, rasanten ActionTurbulenzen und bitterböser Satireerzählt: Kino als Geisterbahnfahrt. GB, 1984 145 Min. 18. Breaking the waves Regie: Lars von Trier In einem Dorf an der nordschottischen Küste in den 70er-Jahren: Kurz nach der Heirat mit einer unerfahrenen jungen Frau muss ein Mann für Monate auf eine Bohrinsel. Als er schwer verletzt zurückkommt, gibt sich die aus einer engen, naiv-gläubigen Gottesbeziehung lebende Frau die Schuld dafür. Sie lässt sich auf Drängen ihres gelähmten Mannes widerwillig auf Affären ein und wird von der streng protestantischen Gemeinde verstoßen. Lars von Trier benutzt triviale Handlungsmuster für ein mitreißendes reines Gefühlskino, das seine Unmittelbarkeit sowohl den überragenden Schauspielern als auch dem reportagehaften Kamerastil verdankt. Außerdem reflektiert der Film theologisch differenziert die vielfältigen Aspekte der Trias Glaube, Liebe, Hoffnung: Eine Frau, die nur das Gute will, stößt in einer reglementierten Welt auf Mißtrauen und Ablehnung, so dass ihr Lebensweg zu einer modernen Passionsgeschichte wird. DK, 1996 160 Min. 19. Casablanca Regie: Michael Curtiz Eine Gruppe von Flüchtlingen, Abenteurern, Agenten und Vichy-Polizisten trifft während des Zweiten Weltkriegs in Ricks Bar in Casablanca aufeinander. In diesem internationalen Halbweltmilieu voller Spannungen, Intrigen und politischer Repressionen sieht der zynische Barbesitzer unversehens seine große Liebe wieder, die Frau eines ungarischen Widerstandskämpfers. Die Wiederbelebung der Romanze scheitert an der Notwendigkeit, den Ehemann vor seinen Nazi-Verfolgern zu retten. Das spannende, zuweilen witzige Melodram mit zeitgeschichtlichem Hintergrund besticht durch optisches Raffinement, darstellerische Präzision, dramaturgisches Timing und dichte Atmosphäre. 1952 gelangte eine gekürzte und in der Synchronisation verfälschte Fassung in die bundesdeutschen Kinos: Alle Hinweise auf Nationalsozialismus und Vichy-Regime waren getilgt, die politischen Konflikte zu einer Agentengeschichte vereinfacht und der Widerstandskämpfer in einen norwegischen Atomphysiker verwandelt. Erst Mitte der 70er Jahre ermöglichte eine Neusynchronisation den Zugang zur authentischen Fassung des inzwischen zum Kultfilm avancierten Werkes. USA, 1942 100 Min. 20. Chungking Express (CHONGQING SENLIN) Regie: Won Kar-Wai Zwei Liebesgeschichten aus dem Moloch Hongkong: Zunächst begegnet ein melancholischer Polizist, der von seiner Geliebten verlassen wurde, einer in diverse Verbrechen verstrickten Frau, danach verändert eine in einem Schnellimbiß arbeitende junge Frau heimlich das Leben eines weiteren Polizisten. Mit außergewöhnlicher Souveränität verwandelt der Film die vage skizzierten Handlungsvorlagen zu seismografisch genauen Stimmungsbeschreibungen: Momente der Sehnsucht, des Verlorenseins und der Entfremdung fangen einerseits meisterhaft den Charakter der Stadt ein, verdichten andererseits die Genre- und Lebensbilder zu Szenen von kunstvoller Poesie. HK, 1994 105 Min. 21. Citizen Kane Regie: Orson Welles Die fiktive Lebensgeschichte des Multimillionärs Charles Foster Kane die lebende Vorlage lieferte der Zeitungszar Hearst, erzählt aus der Perspektive mehrerer Augenzeugen, deren Berichte ein komplexes Persönlichkeitsbild ergeben: Als Kind wird Kane von seinen Eltern in die Obhut eines Vormundes gegeben, der den jungen Mann später in die Geschäftswelt einführt. Kane engagiert sich mit wechselndem Glück und wechselnden politischen Überzeugungen, aber mit gleichbleibender Energie in der Zeitungsbranche, in Handel, Politik und Kunst, errichtet ein einflußreiches Wirtschaftsimperium und stirbt schließlich vereinsamt in seiner festungsähnlichen Traumvilla Xanadu. Der damals 24jährige Orson Welles, der seinen Debütfilm als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller frei gestalten konnte, entwirft ein geniales Charakter- und Gesellschaftsporträt, in dem der Mythos des Amerikanischen Traums zugleich beschworen und kritisch befragt wird. Die verschachtelte Rückblenden-Technik - nach seinem Tod forscht ein Reporter in Kanes Vergangenheit - zersplittert den Charakter in eine Vielzahl widersprüchlicher Facetten; die Figur des "Bürgers Kane" entsteht erst im Schnittpunkt ihrer öffentlichen und privaten Existenz, im Zusammenspiel aus Erinnerung, Kommentar und fiktivem Dokument. Welles nutzt virtuos die filmtechnischen Möglichkeiten seiner Zeit; die elliptischen Montagen, die ausdrucksstarken Bildkompositionen, die raschen Perspektivwechsel wirkten bahnbrechend und setzten neue Maßstäbe; ein kommerzieller Erfolg blieb jedoch aus. USA, 1941 120 Min. 22. Dancer in the Dark Regie: Lars von Trier Eine junge Fabrikarbeiterin, die aufgrund einer Erbkrankheit ihr Augenlicht verliert, spart ihr Geld, um ihrem Sohn durch eine Augenoperation dasselbe Schicksal zu ersparen. Als bei einem Streit ein Freund sein Leben verliert, wird sie unter Mordanklage gestellt und zum Tode verurteilt, weil sie sich weigert, ein Schweigegelübde zu brechen und ihre Ersparnisse für den Anwalt eines Berufungsverfahrens auszugeben. Eine lückenlos durchbuchstabierte Kombination aus Musical und Melodram, die sich beiden Genres als Hommage und Kritik zugleich verpflichtet fühlt. Dramaturgisch ausgefeilt, in der Hauptrolle herausragend gespielt, erzählt der Film sowohl von bedingungsloser Mutterliebe als auch von den sozialen und politischen Gegebenheiten in den USA zu Beginn der 60er-Jahre. Dabei bedient er sich virtuos unterschiedlicher kameratechnischer Mittel, um die Handlungsebenen voneinander abzugrenzen. DK, 2000 140 Min. 23. Das Boot Regie: Wolfgang Petersen Die Geschichte der letzten Fahrt eines deutschen U-Bootes im Zweiten Weltkrieg: Nachdem es der Besatzung unter immensen Schwierigkeiten und höchster Lebensgefahr gelungen ist, die stark bewachte Meerenge von Gibraltar zu durchbrechen, wird ihr Boot im "sicheren" Hafen bei einem Bombenangriff versenkt. Aufwendig und perfekt inszenierter Kriegsfilm. Der schon in der dreiteiligen Fernsehfassung fragwürdige Versuch, dem authentischen Stoff eine Antikriegstendenz abgewinnen, scheitert in der gekürzten Kinoversion allerdings völlig. Hier bleiben von dem schauspielerisch glänzend interpretierten - Drama nur die martialischen Knalleffekte übrig und verkehren das Anti-Heldentum der Vorlage ins Gegenteil. Der hohe produktionstechnische Standard bescherte dem Film dennoch einen großen Erfolg. BRD, 1979/81 150 Min. 24. Das Cabinet des Dr. Caligari Regie: Robert Wiene Der Hypnotiseur und Schausteller Caligari läßt durch sein somnambules Medium mehrere Menschen töten. Nachdem ein Student ihn entlarvt hat, erweist er sich als Insasse der Irrenanstalt, deren Direktor Caligari ist. Der berühmteste deutsche Stummfilm, ein Meisterwerk der provokativen Bildsprache des Expressionismus, ist einer der wichtigsten Psychiatriefilme. Seine Thematik der erzählerischen Vermischung von Normalität und Wahnsinn und der Folgeerscheinungen von Autorität, Macht, Tyrannei, Despotismus und Massenbeeinflussung durch Hypnose sowie seine stilistische Verbindung von moderner Kunst mit Formen des Wahnsinns lassen ihn auch heute noch aktuell und brisant erscheinen. Im Jahr 1997 nahm der Schweizer Armin Brunner eine Neuvertonung des Films vor, unter Verwendung der Bläsersymphonie op. 34 von Ernst Krenek. D, 1919 60 Min. 25. Das Dschungelbuch (The Jungle Book) Regie: Wolfgang Reitherman Der letzte abendfüllende Zeichentrickfilm, der zu Lebzeiten Walt Disneys hergestellt wurde, ist ein Triumph des Geschichtenerzählers Disney. Die Geschichte des kleinen Menschenkindes Mowgli, das im Dschungel von wilden Tieren großgezogen wird und bis zum abschließenden Zweikampf mit dem Tiger Shir Khan allerlei Abenteuer erlebt, ist ein zeitlos-spannendes Musical voller Witz und Humor. Man begegnet dem gemütlichen Bären Balu, der Schlange Kaa, dem Affenkönig Louie, dem Panther Baghira und dem Elefanten-Oberst Colonel Hathi; und man hört einige der schönsten Disney-Songs, darunter "Versuchs mal mit Gemütlichkeit" und "Ich wäre gern wie du". USA, 1967 80 Min. 26. Das Fenster zum Hof (Rear Window) Regie: Alfred Hitchcock Hitchcocks Versuch über die unersättliche Gier der Augen, über die Wonnen und den Alpdruck des Voyeurismus in Form eines spannenden Thrillers. Nach einem Unfall ist der Sensationsfotograf Jeffries an den Rollstuhl gefesselt. Neben den gelegentlichen Besuchen seiner Verlobten bleibt ihm nur der Blick aus dem Fenster in einen Hinterhof als alltägliche Beschäftigung. Aus den - natürlich indiskreten - Einblicken in die Fenster der gegenüberliegenden Wohnungen ergeben sich Geschichten. Ein Mann komponiert ein Musikstück, ein Paar verlebt Flitterwochen. Ein anderer Mann beginnt, sich seltsam zu verhalten. Langsam kommt in dem zur Untätigkeit verurteilten Beobachter ein Verdacht auf. Ein Mord könnte geschehen sein. Die Indizien verdichten sich. Schließlich lockt Jeffries den Mörder aus der Defensive. Mit einer einzigen Szene als Ausnahme bleibt die Kamera bei James Stewart, mit dem der Zuschauer sich identifizieren soll. Ein sehr spannender, dramaturgisch ausgefeilter Film ohne Schockeffekte. Einer der stilistisch klarsten und originellsten Filme Hitchcocks voller atemloser Spannung, weil der Zuschauer bald merkt, daß die Situation Jeffries der seinen gleicht. USA, 1954 115 Min. 27. Das Fest (Festen) Regie: Thomas Vinterberg In dem herrschaftlichen Landgasthof eines dänischen Hoteliers treffen sich dessen Familienangehörige, um seinen 60. Geburtstag zu feiern. Während des Gastmahls enthüllt der älteste Sohn, dass er und seine Schwester, die wenige Monate zuvor Selbstmord verübte, als Kinder vom Jubilar sexuell missbraucht wurden. Eine Familientragödie, inszeniert in einem schonungslosen Filmstil und einer betont undurchsichtigen Erzählstrategie: Durchgängig mit grobkörnigen, verwaschenen Handkamera-Aufnahmen gestaltet, erweist sich diese Ästhetik als brillanter Ausdruck einer verletzten Seele. Auch das präzise Drehbuch und die ausdrucksstarken Darsteller belegen die kreative Potenz des "Dogma 95"Programms dänischer Nachwuchsregisseure. DK, 1997 105 Min. 28. Das Leben der Anderen Regie: Florian Henckel von Donnersmarck Die DDR Mitte der 1980er-Jahre: Ein mächtiger Minister, der eine gefeierte Theaterschauspielerin begehrt, will deren Lebensgefährten, einen renommierten Dramatiker, aus dem Weg schaffen. Ein Abhörspezialist der Stasi soll deshalb in einem "operativen Vorgang" die Loyalität des Staatsdichters prüfen, verwanzt die Wohnung des Paares und hofft auf regimekritische Äußerungen. Dabei gerät er aber in seinem Glauben ans System selbst zunehmend ins Wanken. Der eindringlich und intensiv inszenierte, herausragend gespielte Film analysiert über die Einzelschicksale hinaus die Mechanik eines Unrechtssystems und beschreibt distanziert dessen Funktionsweise. Über die künstlerischen Qualitäten hinaus ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte. BRD, 2005 140 Min. 29. Das Leben des Brian (Monty Python’s Life of Brian) Regie: Terry Jones Ein zur Zeit Christi in Palästina als Nachbar Jesu geborener junger Mann wird von einer wilden Anhängerschar zum Märtyrer gemacht. Die mit drastischen Anspielungen gespickte Satire des britischen Komiker-Sextetts Monty Python parodiert einschlägige Monumentalverfilmungen des Lebens Jesu und nimmt Auswüchse des religiösen Fanatismus aufs Korn. Das Wechselbad von kecken Gags, Kalauern und degoutanten Einfällen wird mitunter jedoch recht zynisch. GB, 1979 95 Min. 30. Das Mädchen Rosemarie Regie: Rolf Thiele 1957 wurde in Frankfurt am Main die stadtbekannte "Lebedame" Rosemarie Nitribitt ermordet. Zu ihren Kunden hatten angeblich auch prominente Industrielle gehört. Die Fall schlug hohe Wellen, blieb aber ungeklärt. Der Journalist Erich Kuby verarbeitete den Stoff zu einem Drehbuchentwurf, der einen der umstrittensten und erfolgreichsten Filme der 50er Jahre inspirierte. Sorgfältig inszeniert, von satirischen Songs über Wirtschaftswunder und Remilitarisierung begleitet, glossiert der Film in einer Mischung aus Persiflage, Kabarett und Moritat die Doppelmoral der bundesdeutschen Gesellschaft der Wiederaufbauzeit, ohne freilich zu den tieferen Wurzeln der attackierten Mißstände vorzudringen. BRD, 1958 100 Min. 31. Das Schweigen der Lämmer (The Silence of the lambs) Regie: Jonathan Demme Eine junge FBI-Anwärterin wird bei der Verfolgung eines krankhaften Frauenmörders auf einen gefährlichen Soziopathen angesetzt, der einst ein brillanter Psychiater war, aber selbst zum kannibalistischen Mörder wurde. Ihr Ringen mit dem genialen Mörder endet, nachdem ihr Kindheitstrauma erneut hervorbricht und der Frauenmörder zur Strecke gebracht ist, in einer Patt-Situation. Eine perfekt inszenierte grauenerregende Geschichte, die weniger auf blutige Effekte als auf einer Atmosphäre bedrückender Angst aufgebaut ist. Im Mittelpunkt steht eine resolute Frau, deren Mut und Kraft einer extremistischen Männerwelt gegenübergestellt wird. Fesselnde Spannungsunterhaltung; hervorragend gespielt. USA, 1990 120 Min. 32. Das zauberhafte Land/ Der Zauberer von Oz (The Wizard of Oz) Regie: Victor Fleming Die kleine Dorothy gerät im Traum in das farbenprächtige Land Oz und kann mit ihren Weggefährten, einer Vogelscheuche, einem Zinnmann und einem ängstlichen Löwen, zum mächtigen Zauberer vordringen, der ihre Wünsche zwar nicht erfüllen kann, sie jedoch zur Selbsthilfe anleitet. Ein Musical-Klassiker, der einiges an Patina angesetzt hat, heute nur in Einzelszenen gelungen erscheint, aber nach wie vor gute Unterhaltung bietet. Früherer Kino- und TV-Titel: "Das zauberhafte Land"; Video- und DVD-Titel: "Der Zauberer von Oz" USA, 1939 110 Min. 33. Der andalusische Hund (UN CHIEN ANDALOU) Regie: Luis Bunuel Formal hervorragender Experimental-Stummfilm der surrealistischen Avantgarde, den der damals 28jährige Bunuel gemeinsam mit dem Maler Dali inszenierte. Am Anfang steht eine der berühmtesten Schocksequenzen der Filmgeschichte: Eine Wolke bewegt sich auf den Vollmond zu, ein Rasiermesser schneidet durch das Auge einer jungen Frau. Später sieht man eine von Ameisen wimmelnde Menschenhand, Priesterseminaristen, die an Glockenseilen baumeln, und den Kadaver eines Esels, der aus einem Pianoflügel quillt. Einige Szenen sind bewußt als anarchische Provokation gedacht, andere lassen sich als poetische Metaphern deuten - insgesamt attackieren die vieldeutigen Bilder nachhaltig die herkömmlichen Vorstellungen von Ratio und Normalität. An deren Stelle tritt die Logik des Traums, die auflösende Kraft der Fantasie. Der gleitende Übergang zwischen äußerer Realität und Bewußtseinswirklichkeit und der respektlose Blick auf die Werte der bürgerlichen Kultur finden sich in den meisten späteren Werken Bunuels wieder. F, 1928 20 Min. 34. Der blaue Engel Regie: Josef von Sternberg Die Tragödie eines pedantischen Gymnasialprofessors am Ende des 19. Jahrhunderts, der sich durch die Leidenschaft für eine TingeltangelSängerin lächerlich macht und sich schließlich zugrunde richtet. Erschütternde Charakterstudie von Emil Jannings und Ausgangspunkt für Marlene Dietrichs Weltkarriere als Vamp in Sternbergs kongenialer, wenn auch literarisch nicht exakter Verfilmung von Heinrich Manns "Professor Unrat". D, 1930 110 Min. 35. Der dritte Mann (The third man) Regie: Carol Reed Ein amerikanischer Schriftsteller im geteilten Nachkriegs-Wien auf der Spur eines zynischen Freundes, der den eigenen Tod inszenierte, um seine skrupellosen Schwarzmarktgeschäfte mit lebenswichtigen Medikamenten zu verschleiern. Nach einem Stoff von Graham Greene, stark beeinflußt durch seinen Star Orson Welles, inszenierte Carol Reed einen subtilen politischen Kriminalthriller, der durch die expressiv gefilmten Originalschauplätze und Karas weltberühmtes Zither-Thema eine unverwechselbare Stimmung erhielt. GB, 1949 110 Min. 36. Der Exorzist (The Exorcist) Regie: William Friedkin Zur Sensation hochgespielte Verfilmung eines Bestsellers, der sich auf einen tatsächlichen Fall beruft: Ein 12jähriges Mädchen, das ein Dämon gräßlich verunstaltet und peinigt, wird von zwei Jesuiten, die bei der Teufelsaustreibung ihr Leben verlieren, von seiner Besessenheit befreit. Auf Angst und Schrecken spekulierender Psychoschocker, der seinem Thema mit den Mitteln des perfekt inszenierten Horrorfilms beizukommen versucht. USA, 1973 135 Min. 37. Der grosse Diktator (The great Dictator) Regie: Charles Chaplin Der Diktator Hynkel - eine ins grotesk Neurotische verzerrte Karikatur Hitlers - wird nach dem Einmarsch seiner Truppen in das Land Austerlich Österreich per Zufall mit seinem Doppelgänger, einem aus dem KZ entflohenen jüdischen Barbier, verwechselt. Der verstörte kleine Mann wagt es, statt der vom Regenten erwarteten Staatsrede einen flammenden Appell für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden zu sprechen. Chaplins erster Dialog-Film ist ein persönliches und politisches Bekenntnis. Die Entstehungsgeschichte reicht bis in das Jahr 1935 zurück und zeigt, wie schwer sich der Regisseur damit tat, eine angemessene Form für seine Botschaft zu finden. Es wurde schließlich ein Film ohne künstlerische Homogenität: eine traurige Farce, eine hellsichtige Slapstick-Satire. Der Aufruf am Schluß fällt durch seine schlichte Direktheit aus dem Rahmen. "Der große Diktator" hat genialische, sehr komische und tief bewegende Züge, aber die angestrengte Bemühung, die dahintersteckt, bleibt störend im Bewußtsein des Zuschauers. Als Zeit- und Charakterzeugnis von bleibendem Interesse. USA, 1940 130 Min. 38. Der Jazzsänger (The Jazz Singer) Regie: Alan Crosland Erster amerikanischer Tonfilm, damit natürlich auch das erste Musical. Obwohl über weite Strecken noch Zwischentitel eingesetzt wurden, um den Gang der Handlung zu erklären, bedeuteten die wenigen - nach späteren Standards zweifellos hölzernen - Dialogpassagen und die Gesangsdarbietungen des Variete-Sängers Al Jolson eine Sensation für das Publikum und eine Revolution für die Filmtechnik und -ästhetik. Die Adaption eines Bühnenstücks schildert den Aufstieg eines armen jüdischen Sängers zum Broadway-Star - gegen den Widerstand der Eltern, die seine Zukunft als Sänger in der Synagoge gesehen hatten. USA, 1927 90 Min. 39. Der Kontrakt des Zeichners (THE DRAUGHTSMANS CONTRACT) Regie: Peter Greenaway In der Geschichte eines Künstlers aus dem 17. Jahrhundert, der den Landsitz eines Adligen zeichnen soll, werden allgemeine ästhetische Fragen der Bildkunst gestellt und in einem höfischen Spiel aus Verästelung und Intrige auf ihren wahren gesellschaftlichen Kern zurückgeführt. Ein ironisch-satirischer Historienfilm; hervorragend komponiert und fotografiert und auf eine entsprechende zeitgenössische Musik abgestimmt. GB, 1982 110 Min. 40. Der Pate (The Godfather) Regie: Francis Ford Coppola Ein gewaltiger Gangsterfilm, der zeitgenössische Probleme der USA transparent macht und in reißerischer Verpackung als perfekte Unterhaltung anbietet. Im Mittelpunkt das System der Mafia, repräsentiert in der Geschichte eines Familienclans, dessen Haupt Don Corleone gleichsam zwei Tode sterben wird: den blutig-spektakulären als Gangsterboß und den privaten im sentimental getönten Familienidyll. Der überlange Film ist nicht ohne detaillierte Grausamkeit, wird aber vornehmlich sehenswert wegen des brillanten Spiels der Hauptdarsteller und interessiert auch als Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen. USA, 1971 180 Min. 41. Der unsichtbare Dritte (NORTH BY NORTHWEST) Regie: Alfred Hitchcock Ein harmloser New Yorker Werbefachmann wird irrtümlich für einen Spion gehalten, der in Wirklichkeit nur als von der CIA erfundenes Phantom existiert. Der Geheimdienst benutzt seine Ahnungslosigkeit, um die Gegenseite auf eine falsche Spur zu locken. Eine Verfolgungsjagd quer durch den nordamerikanischen Kontinent beginnt, während er unfreiwillig zum Helden wird, einen Gentleman-Agenten zur Strecke bringt und die Frau fürs Leben findet. Ein brillantes Kinostück mit spannungsvollem Suspense, verblüffenden Kehrtwendungen und spielerischen Überraschungen. Hitchcock vereint auf virtuose, zugleich höchst unterhaltsame Weise alle Qualitäten des Thrillers, des Abenteuerkinos und der Kriminalkomödie und bietet ganz nebenbei eine doppelbödig-ironische Anthologie US-amerikanischer Landschaften, Mythen und Denkmäler. USA, 1959 140 Min. 42. Der weiße Hai (Jaws) Regie: Steven Spielberg Der Kampf dreier Männer gegen einen riesigen Hai, der einen Badestrand an der amerikanischen Ostküste bedroht. Der Film erweist sich trotz der überbetonten Schockeffekte vor allem im zweiten Teil als ein atmosphärisch dichter, vorzüglich gespielter Abenteuerfilm im Gefolge Herman Melvilles. USA, 1974 125 Min. 43. Die 39 Stufen (THE THIRTY-NINE STEPS) Regie: Alfred Hitchcock Als eine Agentin in der Londoner Wohnung eines ahnungslosen Kanadiers ermordet wird, gerät dieser in eine Zwickmühle zwischen der Polizei die ihn verdächtigt und einem Spionagering der verhindern will, daß er die Mission der Ermordeten zu Ende führt. Nach einer atemberaubenden Verfolgungsjagd durch Schottland kann der Kanadier die Fäden des mysteriösen Falls von militärischem Geheimnisverrat entwirren und eine hübsche Blondine davon überzeugen, daß er kein Verbrecher ist. Mit einem unrealistischen, aber raffinierten Plot, intelligenten Dialogen und einer Regie, die alle filmischen Mittel virtuos verwendet, ist der Agententhriller eine glücklich Synthese von hoher Kriminalspannung und absurdem Witz. Beste Kinounterhaltung. USA, 1935 90 Min. 44. Die Blechtrommel Regie: Volker Schlöndorff An seinem dritten Geburtstag verweigert der 1924 in der Freien Stadt Danzig geborene Oskar Matzerath weiteres Wachstum und Teilnahme an der Welt der Erwachsenen. Auf seiner Blechtrommel artikuliert das ewige Kind seinen Protest gegen Nazis und Mitläufer, und erst nach Kriegsende faßt Oskar den Beschluß, wieder zu wachsen, um mitzubestimmen. Schlöndorffs brillant inszenierte, weitgehend werktreue Verfilmung des Romans von Günter Grass. Eine opulente Bestseller-Verfilmung voller sinnlicher Kraft. Der Film wurde u.a. mit dem "Oscar" für den "besten nichtenglischsprachigen Film" ausgezeichnet. BRD, 1978 145 Min. 45. Die Ferien des Herrn Hulot (LES VACANCES DE MONSIEUR HULOT) Regie: Jacques Tati Die Abenteuer des Urlaubers Hulot in einer kleinen Badestadt am Atlantik, wo er den alltäglichen Mißgeschicken und Mißverständnissen seiner Umwelt ausgesetzt wird. Tati der Regisseur glänzt in seinem zweiten Spielfilm mit vielen komischen Einfällen, die durch Tati den Schauspieler meisterhaft interpretiert werden. Wie eine Perlenschnur sind die Gags aufgereiht, verbunden von einer überaus liebenswerten Intelligenz und romantischem Charme. Eine zärtlich-erfreuliche Typen-Komödie, die sich gegen jede filmische Einordnung nicht nur im französischen Kino sperrt. Titel auch: "Die Ferien des Monsieur Hulot" F, 1953 115 Min. 46. Die Geburt einer Nation (Birth of a Nation) Regie: David Wark Griffith Das Schicksal einer Nord- und einer Südstaatenfamilie während und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg 1861-1865. Ein Filmwerk von hohem ästhetischen und politischen Rang. Der Stummfilm, in dem sich David Wark Griffith andererseits als naiver Moralist ausweist und dem "weißen Süden" der USA seine uneingeschränkte Sympathie zollt, gilt als der erste große Propagandafilm der Kinematografie. USA, 1915 120 Min. 47. Die Invasion der Barbaren (LES INVASIONS BARBARES) Regie: Denys Arcand Als ein überzeugter Sozialist und Schürzenjäger im Sterben liegt, erweist sich sein "abtrünniger" Sohn, ein erfolgreicher Börsenmakler, als größte Hilfe. Mit seinem Geld, vor allem aber mit großer Hingabe, gelingt es ihm, vor dem Hintergrund des maroden kanadischen Gesundheitssystems dem Vater die letzten Tage zu erleichtern. 17 Jahre nach dem Film "Der Untergang des amerikanischen Imperiums" versammelt der Regisseur fast dieselben Figuren erneut, um vor der aktuellen gesellschaftlichen Situation ihre Überzeugungen und Lebenseinstellungen neu zu hinterfragen. Bei aller Situationskomik, Spott und Sarkasmus spiegelt der Film eine große Lebensfreude, erzählt ohne moralischen Zeigefinger von den Ängsten, Zweifeln und Hoffnungen eines Menschen im Angesicht des Todes und beschwört die Kraft der Versöhnung. CDN, 2003 100 Min. ODER Der Untergang des amerikanischen Imperiums (LE DECLIN DE L’EMPIRE AMERICAIN) Regie: Denys Arcand Die Gespräche einer Gruppe von Männern und Frauen drehen sich ausschließlich um das andere Geschlecht, wobei Liebe weitgehend mit Sex gleichgesetzt wird, Orientierungslosigkeit und Lebensekel entlarvt werden. Teils zielsicherer und hintergründig-amüsanter, teils grell-verzerrender Filmessay, der den Zerfall der Werte in der modernen Wohlstandsgesellschaft zum Thema hat. Fragwürdig durch seine sarkastische und zynische Grundhaltung und seine blinden Attacken gegen Staat und Gesellschaft. CDN, 1986 105 Min. 48. Die Legende von Paul und Paula Regie: Heiner Carow Zwei junge Menschen kämpfen zäh und einfallsreich um ihre Liebe. Sie überwinden individuelle Schwierigkeiten, gesellschaftliche Normen und Anpassungsideologien. Ein erfrischend unterhaltsamer und offener Film, der Traum und Wirklichkeit, Poesie und banale Alltagsrealität mischt und mit Spaß, Ironie und Ernst künstlerisch entfaltet. Der schauspielerisch beachtliche Film macht durch seine grotesken Übersteigerungen deutlich, dass den Menschen auch in der realsozialistischen Gesellschaft das Glück nicht von vornherein in die Wiege gelegt wird. Sowohl das emotionale als auch das kritische Potential des Films, nicht zuletzt sein Plädoyer für Individualität und die Kraft der Träume, sorgten in der DDR für einen anhaltenden Publikumserfolg. DDR, 1973 105 Min. 49. Die Nacht vor der Hochzeit (THE PHILADELPHIA STORY) Regie: George Cukor Eine überspannte und gefühlskalte Millionärstochter erhält von einem liebenswert-schnoddrigen Reporter eine Lektion in Herzenstakt und natürlicher Menschlichkeit. Sie überwindet Eitelkeit und Dünkel und findet zu ihrem humorvollen Exgatten zurück, statt eine neue Konventionsehe einzugehen. Brillantes Beispiel für die amerikanische "Screwball-Comedy" der 30er Jahre, mit hintergründigem Witz, Gesellschaftskritik, schlagfertigen Dialogen und glanzvoller Besetzung. Videotitel: "Philadelphia Story - Die Nacht vor der Hochzeit" USA, 1940 110 Min. 50. Die Reifeprüfung (The Graduate) Regie: Mike Nichols Ein unselbständiger junger Mann aus gutbürgerlichem Hause wird von seinen Eltern aufs College geschickt, wo man ihn auf eine künftige Karriere als Geschäftsmann vorbereiten soll. Er nutzt die Freiheit zu ersten erotischen Abenteuern mit einer älteren Frau, aber erst als er sich in deren Tochter verliebt, überwindet er seine Schüchternheit und Lethargie. Temporeiche Gesellschaftssatire, die gleichermaßen die verkalkte Moral des amerikanischen Establishments und die Weltfremdheit der jungen Generation aufs Korn nimmt, die sich aber deutlich auf die Seite der unangepaßten Söhne und Töchter schlägt. Mit musikalischem Elan, schicken Pop-Elementen und spitzem Humor inszeniert. USA, 1967 105 Min. 51. Die Reise zum Mond (LE VOYAGE DANS LA LUNE) Regie: Georges Melies Eine Gruppe von Wissenschaftlern begibt per aus einer Kanone abgefeuertem "Raumfahrzeug" zum Mond, wo sie es mit einem Schneesturm und den feindlich gesinnten Bewohnern zu tun bekommen. Die Expeditionsteilnehmer werden verhaftet, können aber fliehen und kehren zur Erde zurück, wo sie vom Meeresgrund gerettet und schließlich gefeiert werden. Ein Klassiker nicht nur des Science-Fiction-Kinos, den der "Autorenfilmer" Georges Melies in einer faszinierenden Mischung aus umwerfender Naivität und beeindruckendem tricktechnischen Erfindungsreichtum realisierte. F, 1902 15 Min. 52. Die Spur des Falken (THE MALTESE FALCON) Regie: John Huston Ein Privatdetektiv und eine Gangsterbande agieren auf der Suche nach einem seltenen, wertvollen Kunstgegenstand teils miteinander, teils gegeneinander, bis sich das Objekt als Imitation herausstellt.John Hustons Regiedebüt und einer der Filme, die Humphrey Bogarts Popularität begründeten. Legendärer stilbildender Film der amerikanischen "Schwarzen Serie", die er mitdefinierte, perfekt gebaut, bestechend gespielt, zynisch, pessimistisch und voller schwärzestem Humor, präzise in den Dialogen, beeindruckend in der Dichte der "schwarzen" Atmosphäre, die nicht zuletzt durch eine Lichtsetzung in der Tradition des deutschen Expressionismus erreicht wird. Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dashiell Hammett, der bereits vorher zweimal als Drehbuchvorlage diente. Alternativtitel: "Der Malteserfalke" USA, 1941 100 Min. 53. Die verlorene Ehre der Katharina Blum Regie: Volker Schlöndorff Eine junge Frau wird durch die kurze Bekanntschaft mit einem angeblichen Anarchisten zum wehrlosen Opfer von Polizei, Justiz und Sensationspresse. Der handwerklich routinierte Film bezieht sich - wie Bölls Buch - auf aktuelle Streitfragen im Zusammenhang mit der Terrorismus-Debatte der 70er Jahre: Verfilzung staatlicher Institutionen mit privater wirtschaftlicher Macht; Möglichkeiten der Manipulation auflagenstarker Boulevard-Zeitungen im Dienste politischer Restauration; Machtlosigkeit des einzelnen gegenüber einer zur Massenhysterie angeheizten öffentlichen Meinung. Der Verzicht auf Differenzierung, die traktathafte Vereinfachung der Handlung, die Überzeichnung der Figuren sowie der polemische Inszenierungsstil ergänzen sich zu einer effektvollen Inszenierung, die zur Diskussion herausfordert. BRD, 1975 105 Min. 54. Die Wüste lebt (The living desert) Regie: James Algar Dokumentarfilm aus der Sierra Nevada/Arizona über das Leben kleiner Wüstentiere mit großen Aufregungen. Er arrangiert bis dahin nicht gesehene Aufnahmen aus weithin unbekannten Naturbereichen zu einer ebenso spannenden wie lehrreichen Unterhaltung. USA, 1954 70 Min. 55. Die zehn Gebote (THE TEN COMMANDMENTS) Regie: Cecil B. DeMille Das Leben des Propheten Moses, Israels Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft, der Zug durchs Rote Meer und Gottes Gesetzgebung auf dem Berge Sinai als Stoff für den letzten Film des US-Regisseurs DeMille - in Breitwandformat und über dreieinhalb Stunden lang. Angeblich auf Wunsch seiner Fans inszenierte DeMille ein Remake seines Stummfilms von 1923, wobei er seiner Vorliebe für kolossale Bauten, Massenszenen und Pathos freien Lauf ließ. Eine werkgetreue Adaption des Alten Testaments findet nicht statt, war aber auch nicht beabsichtigt. Ein Klassiker des Hollywood-Monumentalfilms, der einige Szenen enthält, die auch im Rückblick noch durch ihre Effekte beeindrucken. USA, 1957 225 Min. 56. Doktor Schiwago (DOCTOR ZHIVAGO) Regie: David Lean Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der Russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei freilich anders als in der Romanvorlage von Pasternak die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. Einer der größten Kassenerfolge der 60er Jahre, der wie kaum ein anderes Kino-Opus die gängigen Vorstellungen vom "alten Rußland" prägte und verfestigte. USA, 1965 200 Min. 57. Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (DR. STRANGELOVE OR HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB) Regie: Stanley Kubrick Der geistesgestörte US-General Jack D. Ripper verschanzt sich in seinem Luftwaffenstützpunkt und setzt die atomare Vernichtungsmaschinerie gegen Sowjetrußland in Gang. Der Präsident der USA ist vollkommen hilflos, der sowjetische Parteichef am anderen Ende des "heißen Drahts" wirkt leicht alkoholisiert, die "Falken" im Krisenstab des Weißen Hauses sehen dem Ernstfall eher gelassen entgegen. Als Ripper sich in einem Anfall von Schwermut das Leben nimmt und das Codewort zum Rückruf der Bomber endlich gefunden wird, ist es zu spät. Während der nukleare Gegenschlag anrollt, erscheint Dr. Seltsam aus der Versenkung: ein deutscher Wissenschaftler, der dem Pentagon seine makabren Überlebensund Herrenmensch-Theorien darlegt, wobei sich sein Arm immer wieder zwanghaft zum Hitlergruß streckt. Kubricks böse Atomkriegs-Satire zeigt die militärischen und politischen Umtriebe konsequent als Pandämonium des Irrsinns. Die groteske Stilisierung der Figuren und Schauplätze entlarvt das "Gleichgewicht des Schreckens" als labiles Konstrukt, das jederzeit durch banale Zufälle und menschliche Schwächen zum Albtraum werden kann. Einer der radikalsten, bittersten und treffsichersten Filme zum Thema. USA, 1963 100 Min. 58. Du sollst mein Glücksstern sein (Singin’ in the rain) Regie: Gene Kelly, Stanley Donen Als Hollywood sich 1928 auf den Tonfilm umstellen muß, machen ein ehemaliger Heldendarsteller und ein Pianist Karriere, während eine eitle Stummfilmdiva - auch in Herzensdingen - dem frischen Charme einer Nachwuchstänzerin unterliegt. Mit liebevoller Ironie, musikalischer und tänzerischer Verve, spielerischem Temperament und technischer Perfektion machten Kelly und Donen aus einem Stück Filmgeschichte einen absoluten Höhepunkt des Filmmusicals, in dem alle Elemente miteinander harmonieren. Störend allein die veraltete deutsche Synchronisation auch der Songs der alten Kinofassung. Das Fernsehen sendete eine Fassung mit deutsch untertitelten Originalsongs; Videotitel: "Singin in the Rain" USA, 1952 100 Min. 59. E.T. – Der Außerirdische (E.T. - THE EXTRATERRESTRIAL) Regie: Steven Spielberg Ein intelligentes koboldartiges Wesen von einem fernen Planeten strandet auf der Erde, freundet sich mit einer Kinderbande an, stürzt einen amerikanischen Mittelklasse-Vorort in heillose Verwirrung und entschwebt am Ende wieder ins All. Mit großer handwerklicher und dramaturgischer Raffinesse inszenierte Fantasy-Geschichte vom guten "Alien". Massenunterhaltung, die seinerzeit den Zeitgeist traf: Der Retter aus dem Weltraum erlöst die Menschheit hier zwar nicht von unseren Problemen, vermag aber zumindest in den Kindern und einigen Erwachsenen Menschlichkeit und Mitgefühl zu erwecken. USA, 1981 115 Min. 60. Easy Rider Regie: Denis Hopper Zwei junge Männer fahren mit ihren Motorrädern von Los Angeles nach New Orleans, um dort mit dem Verkauf von geschmuggeltem Rauschgift das große Geld zu machen. Der Weg durch die mythenträchtige Western-Landschaft wird zur tödlich verlaufenden Reise durch ein Amerika, das seinen Traum von Freiheit und Individualismus an borniertes "law and order"-Denken verraten hat. Ein mit geringen Mitteln produziertes, aber äußerst populäres Roadmovie, in dem sich die gefährdeten Träume und das rebellische Lebensgefühl der Rock-Generation Ende der 60er Jahre beispielhaft artikulieren. Zu den Bildern und Bewegungen des Films - die immer auch visionäre Inbilder und Seelenbewegungen der Helden sind gesellt sich die Musik als gleichberechtigter Kommunikations- und Bedeutungsträger. Früherer Titel: "Die wilden jungen Männer" USA, 1969 95 Min. 61. Einer flog über das Kuckucks Nest (ONE FLEW OVER THE CUCKOOS NEST) Regie: Milos Forman Ein gesellschaftlicher Außenseiter, der zur Beobachtung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird, stellt auch hier das System in Frage und die Klinik auf den Kopf, bis er mit Gewalt "angepaßt" wird. Zweiter Spielfilm des CSSR-Emigranten Forman in den USA: eine unterhaltsame Tragikomödie, überzeugend in der Schauspielerführung und Milieuzeichnung, zugleich aber fragwürdig in der eher oberflächlichen, auf Lach- und Schockeffekte spekulierenden Schilderung des "Irrsinns". USA, 1975 135 Min. 62. Endstation Sehnsucht (A Streetcar named Desire) Regie: Elia Kazan Eine neurotische und kapriziöse Frau, die versucht, mit Hilfe des Alkohols ihre schmutzige Vergangenheit zu vergessen, sucht Zuflucht bei ihrer Schwester. Als der brutale Schwager ihre hoffnungsvolle Freundschaft mit einem schüchternen Mann zerstört und sie vergewaltigt, verwirrt sich ihr Geist endgültig: sie muss in die Psychiatrie eingeliefert werden. Kazan, der schon die Broadway-Uraufführung des Stücks von Tennessee Williams inszenierte, führt auch in dieser theaternahen Filmfassung Regie. Ein düsteres psychologisches Drama, sehr effektvoll gespielt. USA, 1951 130 min. 63. Eyes Wide Shut Regie: Stanley Kubrick Ein glücklich verheirateter junger Arzt wird aus seinem scheinbar gesicherten Leben aufgestört, als ihm seine Frau gesteht, dass sie von Fantasien und realen Erlebnissen oft an die Grenze ehelicher Untreue getrieben wird. Er gerät in eine Reihe sexueller Versuchungen, denen er letztlich mehr durch zufällige Umstände als durch eigenes Zutun entgeht. In enger Anlehnung an Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" 1925 beschwört Stanley Kubricks letzter Film in suggestiven Szenenfolgen die Zerstörbarkeit erotischer Liebe durch den sich verselbständigenden sexuellen Trieb. Trotz aller Faszinationskraft der Gestaltung, die Traum und Wirklichkeit auf unentwirrbare Weise mischt, mangelt es der psychoanalytischen Komponente des Stoffes letztlich aber doch an Glaubwürdigkeit: Die Ansiedlung der Handlung im heutigen New York beraubt die Ereignisse ihrer motivierenden Einbettung in den Sittenkodex des europäischen Bürgertums zur Zeit des frühen 20. Jahrhunderts. USA, 1999 155 Min. 64. Final Fantasy – Die Mächte in Dir (FALNARU FANTAJI) Regie: Hironobu Sakaguchi, Montonori Sakakibara Menschheit in bunkerähnliche Verbarrikadierungen gezwungen hat. Computergenerierte Darsteller mit fotorealistischen Zügen sind die Besonderheit des Science-Fiction-Films, der visuell nicht ohne Reiz versucht, die Prinzipien eines populären Videospiels auf die Kinoleinwand zu übertragen. J, 2001 105 Min. 65. Gandhi Regie: Richard Attenborough Monumentale historische Filmbiografie über Mahatma Gandhi, die seinen Lebensweg in den wichtigsten Stationen in episch ruhiger Erzählweise und mit sorgfältiger historischer Rekonstruktion des Lokalkolorits detailgetreu aufbereitet. Vor allem dank der herausragenden darstellerischen Leistung Ben Kingsleys gelingt es dem Film, etwas von der Ausstrahlung Gandhis und seiner Ideale der Gewaltlosigkeit, der Würde des Menschen und des Friedens auf Erden zu vermitteln. Neben der visuellen Gestaltung macht auch die humanistische Weltsicht den Film zu einem Erlebnis. GB/ USA/ I, 1981 190 Min. 66. Gegen die Wand Regie: Fatih Akin In einem Krankenhaus in Hamburg-Altona lernen sich zwei türkische Selbstmörder kennen: eine junge Frau und ein 40-jähriger Gelegenheitsarbeiter. Um der Frau ein selbständiges Leben außerhalb ihrer traditionsverhafteten Familie zu ermöglichen, gehen sie eine Scheinehe ein. Das Zweckbündnis funktioniert so lange, wie keine Gefühle ins Spiel kommen. Als der Mann im Affekt einen ihrer Liebhaber erschlägt, flieht sie nach Istanbul, wo sie sich Jahre später wiederbegegnen. Vitales, fabulierfreudiges Drama aus dem Umfeld der zweiten und dritten Generation deutsch-türkischer Immigranten, das zwischen Tragikomödie und Melodram changiert. Von einer waghalsigen Dramaturgie und hervorragenden Schauspielern getragen, überzeugt der Film durch die erfrischende Verbindung von purem Kino und der Realität abgelauschten Details. BRD, 2004 120 Min. 67. James Bond – Goldfinger Regie: Guy Hamilton Der englische Geheimagent James Bond "007" im Einsatz gegen den Chef einer mit rotchinesischen Agenten durchsetzten Verbrecherorganisation, der die in Fort Knox eingelagerten Goldreserven der USA atomisieren will. Der dritte Bond-Film ist ein betont jenseits aller Glaubwürdigkeit angesiedeltes Kino-Abenteuer in der hinlänglich bekannten, formal nicht ungeschickten Mischung aus Science Fiction, Erotik und Brutalitäten. Die in ihrer Verschwommenheit und Pauschalität abträgliche machtpolitische Charakterisierung der Konflikte wird durch die Irrealität der Ereignisse nur bedingt ausgeglichen. GB, 1964 105 Min. 68. Good Bye, Lenin! Regie: Wolfgang Becker In den letzten Tagen der DDR fällt die Mutter eines 21-jährigen Ostberliners ins Koma und wacht erst nach der Wiedervereinigung wieder auf. Um fortan ihr schwaches Herz zu schonen, gaukeln ihr der Sohn und seine Schwester vor, dass die DDR noch existiere, was beiden aber zunehmend schwerer fällt. Diese schöne Grundidee führt zu einer tragikomischen Abfolge von Ereignissen, die die DDR trotz aller Makel als verlorene Heimat zeigt. Eine warmherzige melancholische Komödie mit ansprechenden Ideen und hervorragenden darstellerischen Leistungen, der mitunter etwas die Konsequenz fehlt, was durch plakative Einfälle wettgemacht werden soll. BRD, 2002 120 Min. 69. Harry und Sally (When Harry met Sally…) Regie: Rob Reiner Im Verlauf von zwölf Jahren begegnen sich in größeren Abständen ein Mann und eine Frau in New York, wobei sich ihre Gespräche und Dispute um Freundschaft, Liebe und Sex allmählich doch als tragfähige Basis für eine Ehe erweisen. Eine von hervorragenden Darstellern, pointierten Dialogen und einer behutsam-zurückhaltenden Inszenierung geprägte Komödie, die mit fröhlichem Witz und viel Humor einen ebenso amüsanten wie hintergründig-besinnlichen Kosmos menschlichen Miteinanders entwirft. USA, 1989 95 Min. 70. Hitler – Ein Film aus Deutschland [Auszüge] Regie: Hans Jürgen Syberberg Volksseele zu nähern. In einer Kompositionsform, die der Musik angenähert ist, entwirft er ein komplexes Gefecht aus wechselnden Perspektiven und Darbietungsformen, das mit unzähligen Zitaten aus Literatur, Malerei, Musik und Film gespickt ist. Syberbergs positive Mythologie bricht radikal mit den Gesetzen des narrativen oder rational argumentierenden Kinos. Als monumentales Gesamtkunstwerk konzipiert, polemisiert sein Film gegen modernen Kulturverfall und gegen die bundesdeutsche "Kulturhölle", die als Fortsetzung der faschistischen Korruption dargestellt wird. Die einfallsreiche Nutzung der Montage zeigt hohes künstlerisches Vermögen, zahlreiche Querverweise und Zitate erschweren aber den Zugang und machen den sehr intellektuellen Film ebenso reichhaltig wie kontrovers. BRD, 1976 440 Min. 71. Ice Age Regie: Chris Wedge, Carlos Saldanha Drei ungleiche Urzeittiere finden auf der Flucht vor der sich ausbreitenden Eiszeit ein verloren gegangenes Menschenkind und beschließen, es trotz aller Gefahren zu seinem Clan zu bringen. Während das Mammut und das Faultier in ihrer Mission aufgehen, wittert der Säbelzahntiger zunächst leichte Beute für seinen martialischen Rudelführer. Computeranimierter, aus bewährten Bestandteilen erfolgreicher Genrevorbilder zusammengesetzter Trickfilm, der rasant unterhält, ohne dramaturgisch und tricktechnisch an seine Vorbilder heranzureichen. Höhepunkte sind die sympathischen, sehr unterhaltsamen Nebenfiguren. USA, 2001 80 Min. 72. Jurassic Park Regie: Steven Spielberg Einem reichen Unternehmer ist es gelungen, nach genetischem Code neu geschaffene Dinosaurier zu züchten, für die er auf einer Insel im Pazifik einen riesigen Freizeit- und Vergnügungspark einrichtet. Als er den Park von einem Archäologen-Paar, einem Mathematiker und seinen beiden Enkelkindern testen lassen will, setzt ein geldgieriger Mitarbeiter das Sicherheitssystem außer Kraft. In dem computergesteuerten Park kommt es zum Chaos, und die fleischfressenden Saurier gehen auf Menschenjagd. Steven Spielberg schuf ein gigantisches Kino-Spektakel, das mit viel Humor, rasanter Action und etwas Sentimentalität spannend unterhält. Die höchste Perfektion der Modell- und Animationstechnik ersetzt freilich die fehlende Substanz der Handlung, so daß die Geisterbahn der erstaunlichen Spezialeffekte weniger mit Filmkunst als mit Disneyland zu tun hat. In seiner Konzentration auf realistisch wirkenden Schrecken ist der Film zudem für Kinder zu belastend. USA, 1993 125 Min. 73. King Kong und die weiße Frau (King Kong) Regie: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack Auf der Suche nach der Kulisse für einen Abenteuerfilm entdeckt ein Filmteam eine Insel, in deren Dschungel Dinosaurier, Riesenlibellen und andere Urwelttiere hausen. Der König dieser Welt, der Riesen-Gorilla Kong, entführt die schöne Hauptdarstellerin. Nachdem das Mädchen flüchten konnte, gelingt es, King Kong zu fangen und nach New York zu schaffen. Bei der feierlichen Präsentation in einem Theater reißt er sich los und flieht mit der Schauspielerin als Gefangene durch die labyrinthische Großstadt. Unter dem Dauerfeuer einer Flugzeug-Armada stürzt er von der Spitze des Empire State Buildings, nachdem er die Frau mit einer fast zärtlichen Gebärde abgesetzt hat. Der tricktechnisch brillante Monster-Film ist einer der Klassiker des Genres. Die fantastischen Dekors der heimatlichen Urwelt Kongs sind in Licht und Schatteneffekten den Radierungen Gustave Dores zu Miltons "Paradise Lost" nachempfunden. Die "Stop Motion"-Sequenzen des "Special Effects"-Künstlers Willis OBrian waren lange über ihre Entstehungszeit hinaus wegweisend. Das künstlich verlängerte Gebrüll des Affen und der langgezogene Schrei von Fay Wray, der "weißen Frau" in der Gewalt des Affen, machten Filmgeschichte. Ungeachtet aller Trickeffekte ist "King Kong und die weiße Frau" zugleich ein anrührender Film, der die Geschichte des Monsters als tragische Liebesromanze erzählt. Titel der deutschen Erstaufführung von 1933: "Die Fabel von King Kong. Ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm"; SAT 1 sendete 1993 eine rekonstruierte, um vier Minuten längere Fassung. USA, 1933 100 Min. 74. Lawrence von Arabien (LAWRENCE OF ARABIA) Regie: David Lean In epischer Breite wird die Geschichte des englischen Offiziers T.E. Lawrence erzählt, der während des Ersten Weltkrieges den arabischen Aufstand gegen die türkischen Besatzer anzettelte und anführte. Der von großartigen Darsteller getragene Film, dessen visuelle Bildkraft der Wüstenszenen überwältigt, legt weniger Wert auf breit ausgespielte Kampfhandlungen, sondern macht die entbehrungsreichen Wüstenritte, die Einsamkeit und die ungeheure Kraftanstrengung augenfällig. Der Film kam 1990 erneut in die Kinos, diesmal in der von Richard A. Harris rekonstruierten und von David Lean autorisierten Fassung. Erst in dieser 30 Minuten längeren Version wird die charismatische, aber gebrochene Führerpersönlichkeit T.E. Lawrence erfahrbar, der mal in die Rolle des Erlösers, mal in die des blindwütigen Rächers schlüpft, unter seiner homosexuellen Neigung leidet, masochistische Anwandlungen hat und aus seiner Eitelkeit keinen Hehl macht. Der faszinierende Film ist kein Geschichtsbild, vielmehr eine höchst subjektive Zusammenfassung der historischen Ereignisse. USA, 1962 220 Min. 75. Lola rennt Regie: Tom Tykwer Um ihren kriminell gewordenen Freund aus einer verzweifelten Lage zu retten, muß eine junge Frau in 20 Minuten 100.000 DM auftreiben. Aus dieser Grundkonstellation entwickelt der Film drei unterschiedlich verlaufende Geschichten, die dann auch zu jeweils anderen Ergebnissen führen. Unter Einsatz verschiedenster formaler Mittel erzeugt der Regisseur überaus geschickt einen stakkatoartigen Rhythmus, der sich zu einem mitreißenden, formal brillanten visuellen Feuerwerk verdichtet. Ansätze zur Vertiefung des Stoffes in Richtung Reflexion über Zeit und Zufall sind durchaus vorhanden, werden aber nicht weitergedacht, da die Geschichte in ihren Dimensionen eng begrenzt und nur wenig übertragbar ist. BRD, 1998 80 Min. 76. M – Eine Stadt sucht einen Mörder Regie: Fritz Lang Berlin 1931: Ein psychopathischer Kindermörder beunruhigt die Bevölkerung, narrt die Polizei und versetzt auch die Unterwelt in Aufregung. Während ein Kommissar dem Täter durch Indizien auf die Spur kommen will, sendet die Bettler- und Ganovenorganisation ihre Spitzel aus; in die Enge getrieben, flieht der Mörder in ein Sparkassengebäude, wo er von den Verbrechern gestellt wird. Erst in letzter Minute kann er vor dem Todesurteil eines makabren Unterwelttribunals bewahrt und der staatlichen Justiz übergeben werden. Langs erster Tonfilm gehört zu den Meisterwerken des deutschen Vorkriegskinos. Verweise auf das gesellschaftliche Klima der Weimarer Republik am Vorabend des Nationalsozialismus sind augenfällig: Obrigkeit und Unterwelt erscheinen als gleichartige Organisationen, die den "Abartigen" im Namen des "gesunden Volksempfindens" gemeinsam zur Strecke bringen. Langs sarkastische Schilderungen von Menschenjagd und Massenhysterie sowie Peter Lorres geniale Interpretation des Mörders als Täter und Opfer zugleich wurden von den Nationalsozialisten später nicht ohne Grund als subversiv empfunden. Originaltitel: "M. Mörder unter uns"; Neuaufführung als "M. Dein Mörder sieht dich an". 1996 kam der Film in einer im Münchner Filmmuseum von Enno Patalas vorgenommenen Rekonstruktion der bis dahin vollständigsten Bildfassung wieder in die Kinos; ebenso wurde der nun 108-minütige Film einer digitalen Tonrestauration unterzogen, so daß er seitdem in einer völlig neuen Vorführqualität zur Verfügung steht. D, 1931 110 Min. 77. M*A*S*H Regie: Robert Altman Die Ärzte eines amerikanischen Feldlazaretts in Korea unterminieren als eingefleischte Zivilisten Disziplin und Moral. Sie interessieren sich mehr für Sex und Zoten als für die Verwundeten. Vorgeblich eine Satire gegen den Krieg, tatsächlich aber ein zynischer, Widerspruch herausfordernder Film. USA, 1969 115 Min. 78. Manche mögen’s heiß (Some like it hot) Regie: Billy Wilder Zwei mittellose Musiker werden als Mordzeugen von Gangstern verfolgt. Um ihr Leben zu retten, schmuggeln sie sich in eine Damenkapelle ein, was zu haarsträubenden Verwicklungen führt. Mit herrlichem Witz und spritzigen Dialogen entwickelte, temporeiche und überzeugend besetzte Komödie; die treffsichere Persiflage auf Gangsterfilme und Melodramen enthält manche Derbheiten, ermöglicht aber auch Einsichten in das übliche Rollenverhalten. USA, 1959 120 Min. 79. Manhattan Regie: Woody Allen Die Geschichte eines nervösen, zweimal geschiedenen Fernsehautors und seiner fast hoffnungslosen Suche nach Verständnis, Liebe und Wärme im Dschungel New Yorks. Woody Allen reflektiert und ironisiert in jedem seiner Dialoge Mentalität, Selbstmitleid und Komplexe der Amerikaner. "Manhattan" karikiert die Lebenskrise eines Intellektuellen, ist zugleich aber auch die poetische Hommage an Allens Geburtsstadt. Die nostalgische Musik von Gershwin und die stimmungsvolle Schwarzweißfotografie betonen die melancholischen Untertöne in der Komik Allens; die satirische Schärfe früherer Werke tritt demgegenüber zurück. USA, 1978 95 Min. 80. Mary Poppins Regie: Robert Stevenson Als Kindermädchen Mary Poppins schwebt eine gute Fee in die Familie eines Londoner Bankiers, um alle Griesgrämigkeit aus dem viktorianischen Haus zu vertreiben. Der märchenhafte Stoff der englischen Kinderbuchautorin Travers wird in der Disney-Produktion zu einem Showmusical in reicher Ausstattung; effektvolle Tricks, groteske Komik, schwungvolle Tanzeinlagen und einige inzwischen zu Klassikern gewordene Songs sorgen für gelungene Familienunterhaltung. USA, 1964 140 Min. 81. Matrix (The Matrix) Regie: Larry Wachowski, Andy Wachowski Ein Computerprogrammierer erfährt, dass die Welt nur ein Computerprogramm ist. In Wahrheit werden die Menschen in gigantischen Plantagen gezüchtet, um intelligenten Maschinen, die die postapokalyptische Erde beherrschen, als Energiequelle zu dienen. Auf den Programmierer setzt eine Gruppe von "Überlebenden" ihre ganze Hoffnung zur Erlösung der Menschheit. Aufwendig gestalteter Science-Fiction-Film, der das aktuelle Misstrauen gegenüber der sichtbaren Welt und insbesondere der neuen Computertechniken artikuliert, wobei er sich zahlreicher mythologischer und religiöser Anspielungen bedient. Das fast ohne Farben und in kahlen Räumen inszenierte Endzeitdrama setzt zugleich auf perfekte Kampfszenen, in denen das traditionelle Kung-Fu-Kino mit den Möglichkeiten der Digitaltechnik effektvoll übersteigert wird. USA, 1999 135 Min. 82. Metropolis Regie: Fritz Lang In der Zukunftsstadt Metropolis, deren Glanz und Reichtum von unterirdisch lebenden Proletariermassen geschaffen wird, entfesselt ein dämonischer Wissenschaftler einen Sklavenaufstand, indem er einen weiblichen Maschinenmenschen als Agitator benutzt. Die Revolte endet in Maschinenstürmerei, führt jedoch zur Versöhnung von Arbeiterklasse und Oberschicht. Fritz Lang verbindet in seinem Stummfilmepos Motive des deutschen Expressionismus mit technischer Utopie und politischer Spekulation: filmästhetisch ein virtuos durchkomponiertes Licht- und Schattenspiel, das durch Montagerhythmus und architektonische Fantasie fesselt; zeitgeschichtlich ein Kommentar zur Sozialpsychologie in der Weimarer Republik - auch wenn am Ende die gesellschaftlichen Widersprüche mit reaktionärem Pathos zugedeckt werden. Ausgestrahlt wird die derzeit aktuellste Rekonstreuktionsfassung mit einer Länge von 150 Minuten, für die Bernd Schultheis eine neue Musik komponierte. D, 1925 Ca. 120 Min. 83. My fair Lady Regie: George Cukor Aufwendige Verfilmung des klassischen Musicals nach der Shaw-Komödie "Pygmalion": Ein Blumenmädchen von der Straße, reichlich mit Mutterwitz, vorlautem Mundwerk und gesundem Selbstbewußtsein ausgestattet, schafft durch die tyrannische Erziehung eines sarkastischen Sprachprofessors den gesellschaftlichen Aufstieg, ohne seine Würde zu verlieren und sich selbst untreu zu werden. Ein intellektueller Genuß, beispielhaft in der Geschichte des Genres: die hohe Stilisierung, dem Musical ohnehin eigen, wird witzig, gescheit und romantisch auf die Spitze getrieben. Erst in der untertitelten Originalversion, in restaurierter Fassung 1994 im Fernsehen, offenbart sich der ganze Reiz des Films. USA, 1963 175 Min. 84. Nanuk, der Eskimo (NANOOK OF THE NORTH) Regie: Robert J. Flaherty Einer der bedeutendsten Dokumentarfilme der Stummfilmära. Flaherty verbrachte mehrere Monate in der Arktis, um den Eskimo Nanuk und seine Familie bei den alltäglichen Verrichtungen Jagd, Fischfang, Iglubau, Fellhandel, Pflege der Kinder, Betreuung der Schlittenhunde mit der Kamera zu beobachten. Der Film zeigt die Härte dieses Lebens, die Schönheit der Eislandschaft und die naive Fröhlichkeit der Menschen. Nachdem lange Zeit nur eine verstümmelte Fassung im Umlauf war, wurde der Film in den 80er Jahren in den USA sorgfältig rekonstruiert. USA, 1921 65 Min. 85. Network Regie: Sidney Lumet Einem älteren Nachrichtensprecher bei einem kommerziellen Fernsehsender wird gekündigt, weil die Einschaltzahlen seiner Sendung rückläufig sind. In seiner nächsten Sendung sagt er dem "Fernsehvolk" seine Meinung über die amerikanische Gesellschaft, woraufhin die Einschaltquoten emporschnellen - bis der "Moralprediger", dem Sender unbequem geworden, von einer gedungenen Terroristengruppe vor laufenden Kameras erschossen wird. Ein hervorragend inszenierter und intensiv gespielter Film, der eine ebenso bestürzende wie schneidend-scharfe satirische Abrechnung mit dem Kommerzfernsehen ist. USA, 1976 120 Min. 86. Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens Regie: Friedrich Wilhelm Murnau Thomas Hutter, Sekretär eines Maklers in Wisborg, reist nach Transsylvanien, um mit dem Grafen Orlok über einen Hauskauf zu verhandeln. Der Schloßherr erweist sich als "Vampyr", der Pest und Tod nach Wisborg bringt; erst durch die selbstlose Hingabe von Hutters junger Gattin kann das Unheil gebannt werden. Ein Meisterwerk des deutschen Stummfilmexpressionismus, entstanden nach Motiven des romantischen Schauerromans von Bram Stoker; genialer Vorläufer und Maßstab späterer "Dracula"-Verfilmungen. Murnau nutzt virtuos die technischen, poetischen und emotionalen Effekte des Mediums und entwirft - indem er den Einbruch des Dämonischen in die bürgerliche Idylle schildert - ein düsteres Spiegelbild kollektiver Ängste in der Weimarer Republik. 1988 wurde eine restaurierte und neuvertonte Fassung des Films im ZDF erstaufgeführt, die auch die ursprünglichen Farb-Viragen wieder herstellte. D, 1921 85 Min. 87. Paris, Texas Regie: Wim Wenders Ein sprach- und erinnerungslos in der texanischen Wüste aufgefundener Mann findet langsam in die Gemeinschaft zurück und macht sich zusammen mit dem siebenjährigen Sohn auf die Suche nach seiner verschwundenen Frau, nach seiner Vergangenheit und nach neuen Formen des Zusammenlebens. Wim Wenders resümiert seine Erfahrungen mit dem amerikanischen Kino und dem amerikanischen Traum in einer formal bestechenden, gefühlsstarken Synthese aus Genrefilm und Autorenkino. Der sanft-elegische Film ist auf vielen Ebenen glaubhaft und faszinierend: als realistisches Amerikabild, Roadmovie, Liebesgeschichte und mythische Allegorie. BRD, 1984 145 Min. 88. Passion Regie: Jean-Luc Godard Ein polnischer Regisseur dreht in der Schweiz einen Historienfilm. Weil er mit der Arbeit nicht vorankommt und zudem sein Budget zur Neige geht, nimmt er mehr und mehr an den Ereignissen teil, die sich um ihn herum abspielen. Wieder einmal denkt Godard über das Filmemachen, über Anpassung und Revolte, über Arbeit und Gefühle nach. Doch das Bemühen, die prominenten Darsteller gebührend in Szene zu setzen, macht den Film eher episodenhaft als vielschichtig. F, 1982 90 Min. 89. Pleasantville – Zu schön, um wahr zu sein (Pleasantville) Regie: Gary Ross Zwei amerikanische Jugendliche aus den 90er Jahren werden in die aseptische schwarz-weiße Welt einer Fernsehserie der 50er-Jahre verschlagen, die weder Drogen und Gewalt noch Sexualität kennt. Je mehr sie sich in diese "heile" Welt einmischen, um so mehr Farbe kommt ins Spiel, und es dauert nicht lange, bis Unfrieden einkehrt. Die Grundidee der farb-technisch effektvollen Geschichte ist durchaus reizvoll. Sie wird freilich nur in ihren oberflächlichen Strukturen umgesetzt und findet zu keinem dramaturgischen Konzept, das die Entwicklung nachvollziehbar macht. USA, 1998 125 Min. 90. Prosperos Bücher (Prospero’s Books) Regie: Peter Greenaway Aufwendige Verfilmung von Shakespeares Märchendrama "Der Sturm" um menschliche Selbstfindungsprozesse zwischen Illusion und Wirklichkeit. Durch die Erweiterung zu einer weit ausgreifenden Kultur- und Zeitenschau gewinnt der Film neben Shakespeares gleichnishaftem Welttheater zusätzlichen geistigen Gehalt. Dieser ist jedoch durch eine auch die High-Tech-Bildgestaltung nutzende Schaupracht in seiner Wirkung gefährdet und wird oft nur durch die große Schauspielkunst John Gielguds in der Hauptrolle bewahrt. GB, 1991 125 Min. 91. Psycho Regie: Alfred Hitchcock Eine junge Angestellte hat 40 000 Dollar veruntreut und wird auf der Flucht in einem kleinen Motel brutal ermordet. Nachforschungen führen auf die Spur eines pathologischen Mörders. Zum Kultfilm gewordenes Meisterwerk von Alfred Hitchcock, das perfekt Atmosphäre, Montage und Musik zur Erzeugung beklemmenden Horrors einsetzt. In der Hauptrolle brilliert Anthony Perkins (1932-1992), der mit diesem Film zu Weltruhm gelangte. USA, 1960 110 Min. 92. Pulp Fiction Regie: Quentin Tarantino Episoden aus der Unterwelt von Los Angeles: Ein Leibwächter, der auf die junge Frau eines Gangsterbosses aufpassen soll, gerät in Teufels Küche. Ein alternder Boxer, auf der Flucht vor Gangstern, riskiert sein Leben wegen einer vom Vater ererbten Uhr. Zwei Killer stehen vor dem Problem, eine Leiche und eine bluttriefende Limousine beseitigen zu müssen. Mit lakonischem Humor zeigt die brillante schwarze Komödie eine Gesellschaft, die von Brutalität, Dummheit, moralischer Indifferenz und grotesken Zufällen beherrscht wird. Bekannte Muster der Trivialkultur und des amerikanischen B-Pictures werden auf intelligente Weise variiert und konterkariert. Dabei schreckt der Film auch nicht vor exzessiven, wenn auch satirisch überspitzten Gewaltszenen zurück, die teilweise nur schwer verdaulich sind. USA, 1993 155 Min. 93. Romeo und Julia (WILLIAM SHAKESPEARE’S ROMEO AND JULIET) Regie: Baz Luhrmann Aus Versatzstücken des aktuellen Actionkinos, der Popmusik-Kultur, einer gehörigen Dosis religiösem Kitsch und dem 400 Jahre alten Originaltext entstand eine durch die überbordende Fülle der Einfälle die Wahrnehmungsfähigkeiten des Zuschauers herausfordernde fulminante Version der Shakespeareschen Liebestragödie für die MTV-Generation. Trotz einiger Schwächen ist der Film insgesamt ein spannender Versuch, Shakespeare in einem aktuellen Kontext der Reflexion über Gewalt und moderne Medienkultur anzusiedeln. USA, 1996 120 Min. 94. Schindlers Liste (Schindler’s List) Regie: Steven Spielberg Die Dramatisierung eines dokumentarischen Romans über den Industriellen Oskar Schindler, der, zunächst Opportunist und Kriegsgewinnler, später seinen Einfluß bei den Nationalsozialisten Krakaus nutzte, um schließlich mehr als 1100 Juden das Leben zu retten. In zurückhaltendem Schwarzweiß und vorwiegend an Originalschauplätzen gedreht, überzeugt der Film vor allem in der Darstellung von Personen und Details, die sich zu einem bewegenden Zeugnis aktiver Menschlichkeit in einer unmenschlichen Umgebung entwickelt. Nicht ohne stilistische Mängel und stilistische Zugeständnisse an Hollywood, doch insgesamt auf hohem Niveau und von großer Eindringlichkeit. USA, 1993 195 Min. 95. Shakespeare in love Regie: John Madden Der junge William Shakespeare leidet unter einer Schreibblockade, die schlagartig verschwunden ist, als er sich in eine junge Adelige verliebt. Ebenso tempo- wie geistreiche romantische Komödie, die sich die mangelnden biografischen Kenntnisse über Shakespeares Anfänge zunutze macht, um eine witzige, anspielungsreiche Spekulation über die Entstehung von "Romeo und Julia" zu entfalten. Herausragende Darsteller, ein kongeniales Drehbuch und die entschlossene Inszenierung verbinden sich zu einem fulminanten filmischen Feuerwerk, das als augenzwinkernde Satire auf den Filmbetrieb, aber auch als intelligente Reflexion über den Wirklichkeitsgehalt von Fiktionen gelesen werden kann. Dabei werden ebenso Fragen nach den fließenden Grenzen der Geschlechteridentität aufgeworfen. USA, 1998 125 Min. 96. Sonnenallee Regie: Leander Haussmann Komödie zum zehnjährigen Jubiläum des Mauerfalls, angesiedelt in einem unmittelbar am Todesstreifen gelegenen Ostberliner Wohngebiet. Die authentische Ausgangssituation wurde zum gemeingültigen DDR-Mikrokosmos erweitert, in dem sich möglichst viele typische Verhaltensweisen und Situationen ansiedeln lassen. Doch der Film wird seinem Gegenstand weder ästhetisch noch inhaltlich gerecht: Abgegriffene Gags, die oft auf Schadenfreude basieren, sowie vorrangig auf oberflächliche Wiedererkennungseffekte hin angelegte Anekdoten machen ihn zum unzusammenhängenden Nummernprogramm. Hinzu kommt eine fahrlässige politische Unbekümmertheit. BRD, 1999 95 Min. 97. Spiel mir das Lied vom Tod (CERA UNA VOLTA IL WEST) Regie: Sergio Leone Ein namenloser Mundharmonikaspieler greift in die Auseinandersetzung zwischen dem skrupellosen Chef einer Eisenbahngesellschaft und einer irischen Einwandererfamilie ein und rächt sich für den lange zurückliegenden Mord an seinem Bruder. Sergio Leones barocke Pferdeoper ist Resümee, Höhepunkt und Apotheose des Italowesterns, wobei klassische Genrevorbilder einer eigenwilligen Neuinterpretation unterzogen werden. Der Stil des Films huldigt den Mythen der amerikanischen Geschichte und treibt sie zur pessimistischen, oft zynischen Auflösung. In Dramaturgie, Montage, Ausstattung und musikalischer Untermalung ein Musterbeispiel perfekter Kinounterhaltung. Auf ProSieben erstmals als "Directors Cut" zu sehen, der rund 15 Minuten länger ist als die Kinoversion. I/ USA, 1968 170 Min. 98. Star Trek – Der Film (Star Trek – The Motion Picture) Regie: Robert Wise Eine kosmische Wolke von ungeheurer Energie bedroht die Erde. Das Raumschiff Enterprise dringt bis in das Zentrum der Wolke vor und entdeckt, daß es sich um ein Maschinenwesen mit einer ehemaligen NASA-Sonde als Zentrum handelt. Aufwendiger Film nach der erfolgreichen Fernsehserie "Raumschiff Enterprise" (Star Trek). USA, 1979 130 Min. 99. Taxi Driver Regie: Martin Scorsese Ein einzelgängerischer Taxifahrer in New York, der von der Stadt und seinem Lebensmilieu zugleich fasziniert und abgestoßen wird, steigert sich in den missionarischen Wahn, etwas gegen die Flut von Schmutz und Niedrigkeit in der Großstadt unternehmen zu müssen. Schwer bewaffnet beginnt er einen tragischen Kreuzzug durch die nächtlichen Straßen. Mit kühler Eindringlichkeit und analytischer Präzision schildert der ungemein dichte Film die psychischen Deformationen seines Helden. Zugleich verdeutlicht er, daß der Ausbruch individueller Gewalt mit einem allgemeinen Klima latenter Brutalität und Abstumpfung korrespondiert. Ein Thriller, der intensive Wirklichkeitsbeobachtung mit den mythischen Qualitäten des traditionellen Genrefilms verbindet. USA, 1975 115 Min. 100. Titanic Regie: James Cameron Die Neuverfilmung des mythisch besetzten Stoffes vom Untergang des Passagierschiffes "Titanic" schildert an Hand einer Klassenschranken übergreifenden Liebesgeschichte zwischen einem Maler und einer jungen Frau aus der Upper-Class die viertägige Jungfernfahrt des englischen Luxusliners. Trotz einer fast manischen Fixierung auf eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion des Schiffes und seiner Interieurs sowie des gigantischen Aufwandes entstand dabei mehr als ein Kostüm- und Katastrophenfilm: Der angenehm ruhige Rhythmus, teilweise herausragende Schauspieler sowie die kunstvolle Kameraarbeit lassen das Epos zu einer berührenden Love-Story werden. USA, 1997 190 Min. 101. Ich tanz mich in dein Herz hinein (TOP HAT) Regie: Mark Sandrich Vergnügliche Liebes- und Verwechslungsfarce zwischen London, Venedig und der Riviera mit perfekten Tänzen von Astaire/Rogers und unsterblichen Songs von Irving Berlin "Cheek to Cheek", "Isn’t it a Lovely Day". Mit Charme und Eleganz in Szene gesetztes Musical, das als Höhepunkt der Zusammenarbeit von Fred Astaire und Ginger Rogers gilt. Videotitel: Top Hat - Ich tanz mich in dein Herz hinein USA, 1935 100 Min. 102. Trainspotting – Neue Helden (Trainspotting) Regie: Danny Boyle Eine Clique schottischer Heroin-Junkies bestreitet ihren Tagesablauf mit der unablässigen Suche nach Betäubungsmitteln, was sich als endloser Kampf um den nächsten Kick beziehungsweise die Mittel, sich Drogen zu verschaffen, darstellt. Erst als einer ins Gefängnis und ein anderer in den Entzug wandert, scheint der Teufelskreis durchbrochen zu werden. Eine bittere, mit ungewöhnlichen filmischen Mitteln erzählte Groteske, deren auf Überraschung und Überrumpelung zielende Dramaturgie gefangen nimmt. Trotz der suggestiven Bebilderung der Drogenerfahrungen ein zugleich schockierendes und einfühlsames Porträt der Junkie-Szene. GB, 1995 95 Min. 103. Triumph des Willens Regie: Leni Riefenstahl Anfang September 1934, zwei Monate nach der Ermordung des SA-Chefs Röhm, ließ sich Hitler auf dem Parteitag von Nürnberg als unumschränkter Herrscher feiern. Diesen Triumph hielten in seinem Auftrag die Regisseurin Leni Riefenstahl und 36 Kameraleute in einem Dokumentarfilm fest, der seine propagandistische Wirksamkeit vor allem seiner Montagekunst verdankt und der nach dem Krieg von der vorzugsweise amerikanischen und britischen Kritik den großen Dokumenten der Kinoästhetik zugeordnet wurde. Den Titel "Triumph des Willens" hatte ihm Hitler selbst gegeben. D, 1935 115 Min. 104. Die Truman Show (The Truman Show) Regie: Peter Weir Das Leben des Versicherungsagenten Truman Burbank ist ohne dessen Wissen seit 30 Jahren Gegenstand einer weltweit live übertragenen, äußerst erfolgreichen Fernseh-"Seifenofer". Satire und Nachdenklichkeit treffen sich in Peter Weirs Film vor dem Hintergrund einer gigantischen "lebensechten" Fernsehkulisse, und der Zuschauer wird zum Voyeur der Voyeure bei Trumans allmählicher Entdeckung einer alternativen Realität. Brillant inszeniert und gespielt, nimmt der Film Medienmanipulation, Konformismus und Kommerzialisierung aufs Korn, scheut aber auch vor existentiellen Fragestellungen nicht zurück. USA, 1998 105 Min. 105. Uhrwerk Orange (A Clockwork Orange) Regie: Stanley Kubrick Der 15jährige Anführer einer bizarren Jungenclique, die des Nachts mordend und vergewaltigend durch die öden Vororte einer englischen Metropole zieht, gerät in die Mühlen der Polizei und Justiz. Mit der Aussicht auf eine vorzeitige Entlassung unterwirft er sich einer neuartigen Intensiv-Therapie, die ihn von allen Sex- und Gewaltgelüsten heilt. Wieder in Freiheit, erfährt er das Paradoxe seiner "Besserung": unfähig zur Gegenwehr, erleidet er die Rache seiner früheren Opfer. Bitterböse Filmfarce, die die Vergewaltigung und Mechanisierung des Individuums in einer bis zur Leblosigkeit bürokratisierten und technisierten Zivilisation mit grimmiger Konsequenz analysiert. Ein filmisch brillanter Diskurs über den hysterischen Hedonismus der Konsumkultur, über die perverse Ästhetik der Gewalt und über die Wirkungs- und Manipulationsmöglichkeiten visueller Medien. GB, 1970 140 Min. 106. Unheimliche Begegnung der dritten Art (CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND) Regie: Steven Spielberg Einige amerikanische Mittelstandsbürger im mittleren Westen treten in direkten Kontakt mit außerirdischen Wesen. Geschildert werden ihre unterschiedlichen Reaktionen zwischen Unruhe, Neugier, Panik und Faszination, als sie die UFOs entdecken. Ein optisch faszinierendes ScienceFiction-Märchen, ganz aus dem Geiste Walt Disneys, das die Utopie einer von Harmonie und Glückseligkeit erfüllten außerirdischen Welt umschreibt. Der naive Glaube an die Erlösung aus dem All kann kaum als ernsthafte Antwort auf die Probleme des modernen Menschen verstanden werden, aber als filmtechnisches Kabinettstück ist der Film dennoch ein fantasievolles Vergnügen. In seinen besten Momenten wird er zudem zur geistreichen Karikatur einer der technischen Dinge überdrüssigen Erwachsenenwelt. USA, 1977 135 Min. 107. Verfluchtes Amsterdam (Amsterdamned) Regie: Dick Maas Eine unheimliche Mordserie schreckt die Amsterdamer Bevölkerung. Ein psychopathischer Täter mordet als Taucher sinnlos in den Grachten der holländischen Metropole. Kriminalreißer, der mit einigem Tempo die Versatzstücke des Genres aufbereitet, aber wegen der Brutalität einzelner Szenen und des aufgesetzten, billig-psychologisierenden Schlusses fragwürdig ist. NL, 1987 105 Min. 108. Vom Winde verweht (Gone with the wind) Regie: Victor Fleming Die aufwendige und sorgfältig inszenierte Monumentalverfilmung des Bestsellers von Margaret Mitchell, die zu einem der größten Kassenerfolge und zugleich zu einem Stück Mythos der Kinogeschichte wurde. Im Mittelpunkt des breit angelegten Epos steht das Schicksal einer ebenso schönen wie selbstsüchtigen Frau, die zur Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges 1861/65 rücksichtslos ihre Interessen verfolgt und über der Sorge um die Erhaltung ihres Elterngutes jedes Maß verliert. Trotz mancher bloß äußerlicher Effekte fasziniert der Film immer noch durch hervorragende schauspielerische Leistungen und die fesselnde Schilderung von Schicksalen vor dem Hintergrund der Bürgerkriegswirren. Störend bleibt die für spätere Kinoauswertungen und vor allem Fernsehausstrahlungen vorgenommene Breitleinwand-Bearbeitung, die den bildkompositorischen Eindruck schmälert. USA, 1939 230 Min. 109. West Side Story Regie: Robert Wise, Jerome Robbins Das "Romeo und Julia"-Thema in einem von Puertoricanern bewohnten Armenviertel von New York: die blutige Auseinandersetzung zweier Halbstarken-Banden, verflochten mit einer pseudotragischen Liebesgeschichte. Als ein Musical mit der faszinierenden Musik von Leonard Bernstein von bemerkenswerter Qualität, die auf dem Zusammenklang glänzender tänzerischer Leistungen, optischer Einfälle und gelungener Persiflage des Milieus beruht. In der zweiten Hälfte des Films gewinnen Sentimentalität und reißerische Dramatik die Oberhand. USA, 1960 150 Min. 110. Wilde Erdbeeren (SMULTRON STÄLLET) Regie: Ingmar Bergman Ein Tag im Leben eines 78jährigen Medizinprofessors, der auf dem Weg ins schwedische Lund, wo er eine Auszeichnung entgegennehmen soll, seine Vergangenheit wiederentdeckt. Die Stationen der Reise werden in Träumen, Visionen und Erinnerungsbildern zu Stationen einer Lebensbilanz; indem er Orten seiner Kindheit und Verwandten begegnet, erkennt er mit zunehmender Klarheit die Ursache seiner Kälte, Isolation, seelischen Verhärtung und Todesangst. Ingmar Bergmans sensibel gestaltetes Meisterwerk um Leben, Gott und Tod fasziniert durch die virtuose Verschränkung von realistischen und surrealen Stilmitteln, von psychologischem Charakterporträt und philosophischem Diskurs. Hervorragend in der Hauptrolle: der schwedische Theater- und Stummfilmregisseur Victor Sjöström. S, 1957 90 Min. 111. Zwei Banditen (BUTCH CASSIDY AND THE SUNDANCE KID) Regie: George Roy Hill Zwei Banditen werden um 1900 nach einem Eisenbahnüberfall von unbekannten Verfolgern fast zu Tode gejagt, setzen sich mit einer Freundin nach Bolivien ab, überfallen dort erneut Banken und werden schließlich von der Miliz und ihrem hartnäckigen Verfolger gestellt. Eindrucksvoll fotografierter tragikomischer Western mit viel Humor, der die tiefer gehenden Möglichkeiten des Themas der erbarmungslosen Jagd und Flucht nicht nützt, sondern an der Oberfläche gelungener Unterhaltung bleibt. Späterer Titel: "Butch Cassidy und Sundance Kid" USA, 1968 105 Min.