KandidatenportraitsBTW2013
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8 Mindener Tageblatt Lokales Nummer 212 · Donnerstag, 12. September 2013 MT-THEMA: Bundestagskandidaten im Porträt Die Redaktion des Mindener Tageblatts stellt in ihren nächsten Ausgaben die heimischen Direktkandidaten für die Bundestagswahl vor. Dazu wurden die Politiker bei Terminen vor Ort begleitet, es gibt einen persönlichen Steckbrief und jeweils drei gleiche Fragen. BUNDESTAGSWAHL 2 13 STECKBRIEF Name: Nadja Bühren Alter: 36 Wohnort: Bad Oeynhausen Höchste Ausbildung: im Studium an der FH Bielefeld (Wirtschaftsrecht) Berufliche Tätigkeit: häusliche Pflege Angehöriger Bezahlte Nebentätigkeiten: Fraktionsgeschäftsführerin Die Linke, im Rat der Stadt Bad Oeynhausen Wesentliche ehrenamtliche Tätigkeiten und Funktionen derzeit: Kreissprecherin seit 2010; Stadträtin; stellv. Fraktionsvorsitzende seit 2009; Schatzmeisterin im Sozialverband Bad Oeynhausen. Bisherige politische Entwicklung/wichtige Funktionen: seit 2008 Mitglied, Landes- und Bundesparteitagsdelegierte, Kreisvorstandsbeisitzerin, Stadträtin. Machen gemeinsam Wahlkampf beim Petershäger Altstadtfest: Nadja Bühren und Manfred Zaloudek aus Bierde. Fotos: Ulrich Westermann Schon Oma sagte: Du musst in die Politik Bundestagswahl 2013: Nadja Bühren will Ideen der Linken transportieren / „Keine Chance für Einzug in Bundestag“ terial aus, schleppen einen Sonnenschirm und eine Kühlbox heran. Doch nur wenige Passanten werfen einen interessierten Blick auf den „roten“ Tisch zwischen all den Flohmarktständen, so manchem steht die Skepsis ins Gesicht geschrieben. „Es gibt bei solchen Veranstaltungen nur selten Diskussionen und Gespräche, aber unsere kleinen Geschenke wie Von Gisela Burmester Minden/Petershagen (mt). Schon ihre Oma sagte: „Kind, Du musst in die Politik!“ Und das tat Nadja Bühren dann auch, wenn auch relativ spät. Mit gut 30 Jahren trat sie in die Partei Die Linke ein. Sie komme aus einem politisch interessierten, sozial engagierten Elternhaus, das sie geprägt habe, sagt sie. „Schon mein Vater hat in jungen Jahren Zivilcourage gezeigt und dagegen protestiert, dass Meister ihre Gesellen schlagen dürfen.“ Nadja Bühren und ihre Helfer haben am vergangenen Samstag einen Informationsstand beim Petershäger Altstadtfest aufgebaut. Zahlreiche Broschüren liegen aus, auch die Parteizeitung, dazwischen einige Äpfel, die Manfred Zaloudek in seinem Garten aufgesammelt hat und das parteipolitische Stillleben auflockern. Dass die Linken-Früchte dem in frisches Grün gekleideten CDU-Mann mit seinem blank polierten, perfekten Apfel, den er auf einem Riesenplakat in die Kamera hielt, Konkurrenz machen wollen, gehört aber ins Reich der Märchen. Denn Nadja Bühren weiß, dass sie im Gegensatz zu anderen Kandidaten keine Chance hat, in den Bundestag einzuziehen. „Da rechne ich mir nichts aus, trotzdem ist Wahlkampf wichtig.“ Die Partei wolle Flagge zeigen – „Es gibt Kugelschreiber und Brillenputztuch werden gern genommen“, erzählt die Kandidatin. Auch am vergangenen Samstag bleibt die Gruppe meist unter sich. Aber das kennt Nadja Bühren ja schon, und es ärgert sie nicht. Ihr ist jene Botschaft wichtig, die hinten auf ihrer signalroten Weste zu lesen ist: „Hier ist die Linke.“ Persönliches Vorbild/Leitspruch/Maxime: Solange du dich bemühst, andere zu beeindrucken, bist du von dir selbst nicht überzeugt. Solange du danach strebst, besser als andere zu sein, zweifelst du an deinem eigenen Wert. Solange du versuchst, dich größer zu machen, indem du andere kleiner machst, hegst du Zweifel an deiner Größe. Wer in sich ruht, braucht niemandem etwas zu beweisen. Wer um seinen Wert weiß, braucht keine Bestätigung. Wer seine Größe kennt, lässt den anderen ihre. @ Video ab heute Nachmittag Drei Fragen an ... Nadja Bühren, Die Linke Für das Foto mischt sich Nadja Bühren unters Volk. Normalerweise bleibt die zurückhaltende Politikerin am Infostand. die Linke.“ – und Vorurteile in der Bevölkerung abbauen. „Man nimmt uns nur als Nachfolgepartei der SED wahr, unser Ruf ist schlecht.“ Drei bis vier Stunden des Tages verbringt Nadja Bühren mit Wahlkampf, seitdem die heiße Phase Mitte August angelaufen ist. Doch Klinkenputzen gehört nicht dazu. „Das ist mir zu aufdringlich.“ Es sei nicht ihre Art, auf Menschen einzureden und ihnen das Gefühl zu geben, sie zu bedrängen. „Das täte ich auch nicht, wenn ich bessere Aussichten hätte.“ Der anstrengende Wahlkampf, der ständige Präsenz und Profilierung verlangt, gehört noch längst nicht zum Alltag der Kandidatin. „Mein Adrenalinspiegel ist hoch. Un- gewohnt waren anfangs Podiumsdiskussionen, da war ich ziemlich nervös. Aber mittlerweile klappt es gut.“ Unterstützung durch Parteifreunde Nadja Bühren selbst sieht sich als engagierte Macherin und gute Organisatorin, die sich auch für Basisarbeit nicht zu schade ist. Demokratie sei ihr wichtig, sagt sie, und ein Mitspracherecht aller Mitglieder bei wichtigen Entscheidungen. Auch weiß sie die Unterstützung der Basisgruppe im Wahlkampf zu schätzen. Und so wird sie auch beim Petershäger Altstadtfest von mehreren Parteifreunden unterstützt: Sie bauen den Stand auf, legen das Informationsma- Warum soll man Sie wählen? Jeder der mich wählen möchte, wählt eine Alternative zu den Kandidaten der etablierten Parteien. Mir geht es darum, eine Chance zu eröffnen, dass jeder nach seinen Interessen und Fähigkeiten leben kann und sich nicht neoliberalem Gedankengut unterwirft. Das beinhaltet neben den sozialpolitischen Punkten meiner Partei auch eine persönliche Haltung anderen gegenüber. Alles kann, aber nichts muss. Welche Biografie würden Sie einem Schulabgänger schenken? Die spannendste Biografie ist die eigene, sich sein Leben aufzubauen und seine Wünsche und Hoffnungen umzusetzen. Jeder Mensch ist ein Individuum, das in sei- ner Persönlichkeit einzigartig und unersetzbar ist. Vorbildern nachzueifern, ist praktisch unmöglich und frustriert einen jungen Menschen nur, da er dies oft nur schwer erreicht. Haben Sie schon einmal an einer Demonstration teilgenommen – an welcher bzw. warum nicht? Für mich ist es wichtig an Demonstrationen gegen Sozialabbau und Rechtsextremismus teilzunehmen, da es wichtig ist, sich für Demokratie und ein solidarisches Miteinander aktiv einzusetzen. Denn die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen Arm und Reich. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die Demonstration UmFairteilen am 14. September in Bochum. Nadja Bühren im Alter von zwei Jahren. Foto: pr Persönliche Motivation für Übernahme der Kandidatur: Neugierde und die Hoffnung, etwas zu verändern. Ich möchte den Umgang und das Handeln der Menschen miteinander neu inspirieren. Dazu sind die sozialpolitischen Themen meiner Partei gemacht, und ich möchte sie mit den Bürgerinnen und Bürgern auch nach der Wahl leben. Hobbys, Lieblingsessen: Ich fotografiere gerne und am liebsten esse ich Indisch. Eine an Mitmenschen geschätzte bzw. störende Eigenschaft: Ehrlichkeit, Gewalt in jeder Form Selbsteinschätzung: sozial engagiert, selbstkritisch 10 Mindener Tageblatt Lokales Nummer 213 · Freitag, 13. September 2013 MT-THEMA: Bundestagskandidaten im Portrait Die Redaktion des Mindener Tageblatts stellt die heimischen Direktkandidaten für die Bundestagswahl in einer kleinen Serie vor. Dazu wurden die Politiker bei Terminen vor Ort begleitet, es gibt einen persönlichen Steckbrief und jeweils drei gleiche Fragen. BUNDESTAGSWAHL 2 13 STECKBRIEF Name: Andreas Eickmeier Alter: 59 Wohnort: Hüllhorst Familienstand/Kinder: verheiratet/2 Töchter Derzeitige berufliche Tätigkeit: Groß-AußenhandelsKfm / Mittelst. Unternehmer Bezahlte Nebentätigkeiten, wesentliche ehrenamtliche Tätigkeiten und Funktionen derzeit (ggf. seit wann): Ehrenvorsitzender Reiterverein Herzog Wittekind, Oberbauerschaft; Prüfungsmitglied IHK Fachkaufmann für Außenwirtschaft Bisherige politische Entwicklung/wichtige Funktionen: Fraktionsvorsitzender FDP Kreistagsfraktion Mi-LK; Ortsvorsitzender FDP Hüllhorst; stellv. Kreisvorsitzender FDP Minden-Lübbecke; Mitglied Vorstand FDP Bezirksverband OWL Andreas Eickmeier macht es im Wahlkampf besonders viel Spaß, die grundlegenden Unterschiede zwischen Grünen und FDP zu servieren. „Mittelstandspolitik ist auch Sozialpolitik“ Kandidaten im Porträt: Andreas Eickmeier tritt zum zweiten Mal für die Liberalen an / Kein vorderer Platz auf der Liste Von Hartmut Nolte Minden (mt). Der Bundesaußenminister nickt beifällig, als Andreas Eickmeier von der Bedeutung guter Ausbildung und Förderung des Leistungswillens junger Leute spricht. Beide stehen nebeneinander auf der kleinen FDP-Bühne auf dem Mindener Marktplatz. Andreas Eickmeier ist zum zweiten Mal Kandidat der Liberalen im Wahlkreis 134. Anders als sein Vorgänger Günther Nolting, der über die Liste den Einzug ins Parlament schaffte, hat der 58-jährige Eickmeier keine Chance darauf, diesmal nicht und nicht vor vier Jahren. Bei der FDP braucht man einen vorderen Platz auf der Landesliste. Den haben die beiden Hauptmatadore von SPD und CDU bei ihren Parteien. Frustrierende Ausgangsposition? Nicht für Eickmeier. Einer muss es machen und für eine Idee muss man auch bereit sein zu kämpfen, sagt er. Für die Kandidatur hat er schon erfolgreich gekämpft, 43 von 60 Mitgliedern gaben ihm bei der Aufstellung ihre Stimme, ein überzeugender Sieg für den Hüllhorster gegen seinen Herausforderer, den Stadtverbandsvorsitzenden der Kreisstadt Minden. Kämpfen kann Eickmeier gut. „Ich muss um jeden Auftrag kämpfen, in meinem Metier ist Leistung jeden Tag gefordert“, sagt der Unternehmer. Erfolgreich um Aufträge Andreas Eickmeier auf dem Podium mit Außenminister Guido Westerwelle (r.) und Kai Abruszat (MdL). Fotos: Alex Lehn kämpfen, heißt für ihn, für Arbeit sorgen und damit Arbeitsplätze schaffen. „Die kommen nicht von allein“, sagt er. Sein Unternehmen Objekt Design Gmbh (ODS), Spezialist im Ladenbau aus Lübbecke, das er seit 1988 führt, hat er ausgebaut und international aufgestellt, ODS-Servicecenter gibt es inzwischen in Kanada, Spanien und Südafrika. Der 58-Jährige ist zwar schon seit seiner Jugend ein Liberaler, hat aber erst später zur Politik gefunden, trat 1989 in die Partei ein. „Es war Genschers Rede auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag, da war für mich klar, dass man für die Freiheit auch was tun muss. Seitdem bin ich politisch aktiv.“ 23 Jahre ist das her, und sein kommunalpolitisches Engagement ist seine Basis, erst im Gemeinderat Hüllhorst, seit 2009 auch im Kreistag, wo er die kleine FDP-Fraktion führt, „Politische Arbeit vor Ort ist mir wichtig,“ sagt Eickmeier. Ein Parteimensch ist er nicht, es gehe ihm um die Sache. Welches Feld der Bundespolitik in besonders interessiert? „Mittelstands- und Bildungspolitik“, kommt die Antwort ohne Zögern. Beides hängt für ihn zusammen. „Der Mittelstand ist der Motor der Wirtschaft, er schafft Arbeits- und Ausbildungsplätze, mittelständische Betriebe haben das stärkste Eigeninteresse an guter allgemeiner und beruflicher Bildung.“ Im Grunde sei das auch gute Sozialpolitik. Und dann macht er den grundlegenden Unterschied in den Auffassungen der politischen Grundströmungen deutlich. Nicht sozial, sondern so- zialistisch ist für ihn ein „Gouvernanten-Staat“, der alles regeln wolle und damit die Freude an und den Willen zur Leistung lähme. Als Hauptvertreter dieser Gegenrichtung hat er die Grünen ausgemacht. Die haben den Liberalen den Gefallen getan, mit der Forderung nach einem „staatlich verordneten vegetarischen Tag“ die Unterschiede zwischen Grün und Gelb plastisch servieren zu können. Hier spürt man bei dem an sich ruhig, gelassen und sachlich wirkenden Kandidaten, dass ihm in solchen Momenten der Wahlkampf richtig Spaß macht. Andersherum will er die FDP nicht ins Klischee „Partei der Großkonzerne“ stellen lassen, deren Macht dürfe den Mittelstand nicht gefährden. Bei der Mindener Wahlkampfveranstaltung muss er den Polit-Promis Außenminister Guido Westerwelle und FDP-Landeschef Christian Linder das Hauptinteresse der Zuhörerschaft überlassen. Ihm bleibt ein knappes persönliches und regionalpolitisches Statement. Aber eigentlich kämpfen die Spitzenleute aus Berlin und Düsseldorf weniger um Erststimmen für ihn, als er für Zweitstimmen für sie. Persönliches Vorbild: H.D. Genscher Persönlicher Leitspruch: Wenn die Menschen die Regierung fürchten, ist das Tyrannei / Wenn die Regierung die Menschen fürchtet, ist das Freiheit. John Basil Barnhill Persönliche Motivation für Übernahme der Kandidatur: Wer keine Politik macht, mit dem wird Politik gemacht. @ Video auf MT-Online Drei Fragen an . . . Andreas Eickmeier, FDP Warum soll man Sie wählen? Die FDP zieht mit einem klaren Gegenentwurf zu SPD, Grünen und Linken in den Bundestagswahlkampf 2013. Vollbeschäftigung, Schuldenabbau, mehr Wohlstand für alle, diese Ziele sind zum Greifen nahe. Aber wenn wir diese Ziele erreichen wollen, dann muss der eingeschlagene Weg stringent weiter verfolgt werden. Als mittelständischer Unternehmer weiß ich, dass ideologisch motivierte Steuererhöhungen zwar den linken Wahlkampf befeuern, aber mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Ein konsequentes EU- weites Vorgehen gegen die Steuervermeidungstaktiken der von Managern geführten Großunternehmen wird mehr bringen als naive Steuererhöhungspläne per Gießkanne. Welche Biografie würden Sie einem Schulabgänger schenken? Der lange Weg zur Freiheit, Nelson Mandela. Haben Sie schon mal bei einer Demonstration teilgenommen? Ja, letztens in Detmold – gegen die Errichtung eines Nationalparks Teutoburger Wald. Gewünschtes Arbeitsfeld im Falle des Mandatsgewinns: Mittelstandspolitik Hobbys: Reisen, Tauchen Lieblingsessen: alles mit Fisch Je eine an Mitmenschen hauptsächlich geschätzte bzw. störende Eigenschaften: störend – Verlogenheit; geschätzt – Offenheit Selbsteinschätzung. Zwei (je eine „positiv“ und „negativ“) Eigenschaften: störend – Ungeduld; geschätzt – Verläßlichkeit 8 Mindener Tageblatt Lokales Nummer 211 · Mittwoch, 11. September 2013 MT-THEMA: Bundestagskandidaten im Portrait Die Redaktion des Mindener Tageblatts stellt die heimischen Direktkandidaten für die Bundestagswahl in einer kleinen Serie vor. Dazu wurden die Politiker bei Terminen vor Ort begleitet, es gibt einen persönlichen Steckbrief und jeweils drei gleiche Fragen. Über Gott und die Welt mit Burghard Grote Kandidat der Grünen kommt aus Lübbecke / Wahlkampf in den Fußgängerzonen der Städte des Kreises Von Stefan Koch Minden (mt). Auf seinem Plakat trägt er einen Schlips – doch leibhaftig daneben gibt er sich mit offenem Hemd und Jeans leger: Burghard Grote wartet für die Grünen am Mindener Wahlkampfstand auf das Gespräch. Am 22. September steht er als Direktbewerber für ein Bundestagsmandat zur Verfügung. Hinter ihm haben an diesem Samstag noch drei andere Parteien ihre Stände aufgebaut – man besucht den politischen Gegner und plaudert. Fast freundschaftlich. Doch der 67Jährige gibt sich gern auch mal sperrig: „Der hat mich angeguckt wie‘n Reh beim Kacken“, beklagt er sich über einen Bekannten einer anderen Partei, der ihn bei einem früheren Wahlkampftag offenbar wie Luft behandelt hatte. Jetzt aber soll Frieden sein mit Burghard Grote und freundlich plaudern die anderen mit ihm weiter. Weil Wahlkampf ist, muss Grote jetzt jeden zweiten Tag in die Öffentlichkeit hinaus. Am diesem Samstag folgt auf seinen Vormittagstermin in Minden sogar ein weiterer in Petershagen. Begleitet wird er dabei von Rainer Priggen, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag. Unter den Schirmen am Markt mit dabei sind auch der Kandidat der letzten Bundestagswahl Uwe Lämmel nebst Sohn, Horst Idelberger und Bettina Fugh, Mitinitiatorin der „Essbaren Stadt“ – jener bürgerschaflichen Begrünungsaktion, die im Frühjahr in Minden für Schlagzeilen sorgte. Kein Geld für die Erziehung der Kinder Und die sich offenbar noch nicht bis zu Grotes Wirkungskreis herumgesprochen hat. Auf die Grünkübel der Martinitreppe in Gartenschlauchspritzweite angesprochen erzählt er von seiner Begegnung mit einem urbanen Pflanzprojekt in Andernach: „Da hatte ich mir eine Tomate abgepflückt, die schmeckte lecker.“ Wie in Minden solle man das auch in Lübbecke einführen. Politik muss etwas zu bieten haben. Grüne Becher, grüne Tüten mit Gummibärchen, eine grüne Pepperoni-Schote mit dem Zettel „Scharf auf den Wechsel“ und natürlich gelbe Sonnenblumen gibt’s deshalb am Stand. Nur wenige Passanten bleiben stehen, und Grote nutzt den Leerlauf, um mit Wahlkampfhelferin Katja Sonntag die weiteren Veranstaltungen durchzusprechen: Was ist zum Thema Rente und Frauen zu sagen? Ist es gerecht, dass Frauen weniger als Männer verdienen? Soll es sein, dass Frauen nach ihrer Familienphase Einbußen bei der Altersvorsorge erleiden? Grote zündet sich bereits den zweiten Zigarillo an. Wahlkampf ist Stress. „Meine Frau war selbststän- BUNDESTAGSWAHL 2 13 STECKBRIEF Name, Alter, Wohnort, Familienstand/Kinder, höchste Ausbildung, derzeitige berufliche Tätigkeit: Burghard Grote, 67 Jahre, wohnhaft in Lübbecke, geschieden und liiert in neuer Partnerschaft, sechs Kinder, Maschinenbau-Studium mit Examen, Konstrukteur, jetzt Rentner. Bezahlte Nebentätigkeiten, wesentliche ehrenamtliche Tätigkeiten und Funktionen derzeit (ggf. seit wann): Grünes Ratsmitglied in Lübbecke und stellvertretender Bürgermeister seit neun Jahren sowie im Ausschuss für Schule, Bildung und Kultur seit 1994. Bisherige politische Entwicklung/wichtige Funktionen: Grüne Parteimitgliedschaft seit 1979, sachkundiger Bürger in Ausschüssen der Stadt Lübbecke seit 1994, Stadtratsmitglied in Lübbecke und stellvertretender Bürgermeister seit 2004. Delegierter der Grünen Landeskonferenzen NRW und der Grünen Bundeskonferenzen seit 2005. Persönliches Vorbild/Leitspruch/Maxime: Mahatma Gandhi; Gleiche Chancen für alle. Burghard Grote geht mit seiner Wahlkampfhelferin Katja Sonntag noch einmal die Positionen zur Rentenproblematik von Frauen durch. MT-Foto: Stefan Koch dig. Ich habe die Kinder großgezogen. Dafür bekomme ich keinen Cent“, hatte er zuvor einer älteren Dame zum Rententhema erklärt. Seine ungewöhnliche Biografie, darunter auch die Rolle als Hausmann, erlaubt ihm die notwendige Perspektive auf die Dinge jetzt im Wahlkampf. Nach der Flucht seiner Familie aus dem Osten wuchs er in Holsen im Mühlenkreis auf, lernte Konstrukteur, arbeitete als selbstständiger Gastronom in Bielefeld, ging dann in die USA („ich habe auch heute noch ein Dauervisum“), lebte einige Jahre in Minden, engagierte sich in Lübbecke im Stadtrat und ist dort stellvertretender Bürgermeister. Wichtig sind in der Lebensbilanz seine sechs Kinder, und er erwähnt sie oft. Überhaupt ist Grote jemand, der viel zu erzählen hat. Der beste Ort ihm zuzuhören wäre wohl eine Raucherkneipe – denn er zündet sich nun schon den dritten Zigarillo an. Doch gerade das hat seine Partei ausdrücklich per Koalitionsvertrag in Nordrhein-Westfalen unterbunden. „Ich bin gegen dieses generelle Rauchverbot und habe auch auf dem Bundesparteitag dagegen gestimmt“, bekundet Grote. Als Sohn eines Fleischers gegen Massentierhaltung Ihn wurmt, dass seine Partei nun ausgerechnet mit Themen ins Umfragetief gerät, die seiner Auffassung von Freiheit widersprechen. Und dazu gehört auch der sogenannte Veg- Drei Fragen an ... Burghard Grote, Die Grünen Warum soll man Sie wählen? Statt sozialer Spaltung brauchen wir ein neues Miteinander und eine soziale, nachhaltige Wirtschaft. Dafür setze ich mich ein, wenn ich gewählt werde. Welche Biografie würden Sie einem Schulabgänger schenken? Jeder Schulabgängerin und jedem Schulabgänger würde ich die Möglichkeit bieten, einen Beruf zu ergreifen oder ein Studium anzutreten. Haben Sie schon mal bei einer Demonstration teilgenommen? Ich habe an diversen Demonstrationen teilgenommen: Gegen den Vietnamkrieg in den 60er und 70er Jahren, für die Abschaffung des § 218 1975, gegen die Raketenstationierung der Pershing II 1983, gegen Atomkraft seit 1973 – zuletzt am 09.03.2013 gegen das AKW Grohnde. gie-Day (dt. „Gemüsetag“), jenes Vorhaben der Grünen, den Deutschen einen vegetarischen Wochentag zu verordnen. „Mein Vater war Fleischer, was soll ich dazu sagen?“, ärgert sich Grote, fügt anschließend aber hinzu, dass er ein Gegner der industriellen Massentierhaltung sei. Als Gegner war Grote übrigens schon früh aktiv (siehe Fragen unten). Und er widersetzt sich Barrieren. Ständig. Der 67-Jährige braucht nämlich freie Fahrt für seinen Rollstuhl – eine Folge der Kinderlähmung, an der er mit zwei Jahren erkrankt war. Grote nennt es das „Handicap“. Er blickt sich um: „Ich bin kein Behinderter, ich werde behindert.“ Überall im öffentlichen Raum werde Rollstuhlfahrern das Leben schwer gemacht. Selbst die Rampen stellten noch eine Einschränkung dar. Auch dagegen einzuschreiten sei sein politisches Anliegen. „Die Gesetze werden nämlich von Leuten gemacht, die nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind.“ Aber kaum jemand interessiert sich jetzt neben der Burkino-Faso-Tombola auf dem Markt für die Botschaften der Grünen. Die haben sie in neun Punkten zusammengefasst auf Kärtchen gedruckt. Aber die Kärtchen bleiben liegen. So klärt Grote derweil mit dem Wahlkampfveteranen Lämmel die Relevanz der Steuerpläne seiner Partei und die Frage, wer denn ein Reicher sei: Ein arbeitendes Akademikerpaar käme zwar locker über 100 000 Euro Jahresverdienst, aber die diskutierte Mehrbelastung mache nicht bange – so der Konsens. Grote berichtet Priggen von den Erfahrungen seines Sohnes im Polizeidienst – ein harter Weg in den Beruf mit Einsätzen bei Demonstrationen und Fußballspielen. Auch die Lebensläufe und Perspektiven der anderen Kinder, einige studieren noch, sind Thema. Und dann wendet sich ein Bürger in Form eines Vertreters einer Christengemeinde an Grote. Man unterhält sich über Gott, der für Christen, Moslems und Juden doch der gleiche sei. Der Kandidat stellt fest, dass kein Geistlicher Waffen segnen dürfe. „Mein Dienstrollstuhl braucht kein Öl“ Fast schon ist der Termin in Minden vorbei, als jemand kommt, der den Grünen einmal die Meinung sagen will. Ungeliebtes Thema ist jetzt der jüngste Skandal um den geschassten Staatssekretär Udo Paschedag im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, der entgegen der Richtlinien eine Luxuslimousine brauchte. „Die Grünen wollen weg vom Öl und deshalb verbrennen sie es“, zitiert der Passant genüsslich einen Satiriker. „Mein Dienstrollstuhl braucht kein Öl“, kontert Grote. Dann macht er sich auf den Weg nach Petershagen. Der zweite Teil des Wahlkampfsamstags wartet dort auf ihn. @ Video auf MT-Online Persönliche Motivation für Übernahme der Kandidatur: Ich möchte dazu beitragen, die Gesellschaft menschlicher und lebenswerter zu gestalten. Burghard Grote hat sich schon vor der Zeit der Grünen engagiert. Foto: pr Gewünschtes Arbeitsfeld im Falle des Mandatsgewinns: Sozialpolitik, Jugendpolitik, Verbesserungen für Menschen mit Handicap, Gestaltung des demographischen Wandels. Hobbys, Lieblingsessen: Angeln, Skat, Handball, Literatur, Musik; Rouladen vom Biohof und Schwarzsauer. Je eine an Mitmenschen hauptsächlich geschätzte bzw. störende Eigenschaften: Ehrlichkeit und Offenheit; Heuchelei und Hinterhältigkeit. Selbsteinschätzung. Zwei (je eine „positiv“ und „negativ“) Eigenschaften: ehrlicher Querdenker; ungeduldig. 16 Mindener Tageblatt Lokales Nummer 205 · Mittwoch, 4. September 2013 MT-THEMA: Bundestagskandidaten im Portrait Die Redaktion des Mindener Tageblatts stellt in ihren nächsten Ausgaben die heimischen Direktkandidaten für die Bundestagswahl vor. Dazu wurden die Politiker bei Terminen vor Ort begleitet, es gibt einen persönlichen Steckbrief und jeweils drei gleiche Fragen. BUNDESTAGSWAHL 2 13 STECKBRIEF Name: Alexander Jäger Alter: 27 Wohnort: Minden Familienstand/Kinder: ledig/keine Kinder Höchste Ausbildung: Staatlich geprüfter informationstechnischer Assistent mit Fachhochschulreife Derzeitige berufliche Tätigkeit: Student und selbstständig Bezahlte Nebentätigkeiten, wesentliche ehrenamtliche Tätigkeiten und Funktionen: ErstsemesterTutor bei der FH Bielefeld im Bereich Wirtschaft Bisherige politische Entwicklung/wichtige Funktionen: im Vorstand der Piratenpartei Minden-Lübbecke als Schatzmeister seit August 2010 (ohne Verdienst), Direktkandidat Landtagswahl 2012 im Wahlkreis Minde-Lübbecke II Persönliches Vorbild/Leitspruch/Maxime: Mut zum Ändern Selber machen heißt die Devise beim Wahlkampf der Piraten. Sowohl an der Ringstraße als auch an der Königstraße hat Kandidat Alexander Jäger (27) selbst Plakate mit seinem Foto und dem Slogan „Mut zum Ändern“ aufgehängt. Fotos (2): Alex Lehn Selbst ist der Pirat – auch im Wahlkampf Bundestagswahl 2013: Alexander Jäger (27), Student der Wirtschaftsinformatik, kandidiert für die Piratenpartei Von Anja Peper Minden (mt). Der NSA-Skandal, sollte man meinen, sei Wasser auf die Mühlen der Piraten. Briefgeheimnis fürs Internet, Wahrung der Privatsphäre, Netzneutralität – ihre ureigensten Ziele. Ob die Welle der Entrüstung letztlich hoch genug schlägt, um die Piraten in den Bundestag zu spülen, muss sich am 22. September zeigen. Während andere Kandidaten von diversen Helfern plus Bundesprominenz unterstützt werden, heißt die Devise hier: Selbst ist der Pirat. Alexander Jäger (27), Student der Wirtschaftsinformatik, hat die Plakate mit seinem eigenen Gesicht auch selbst aufgehängt. Königstraße, Ringstraße, einige andere stark befahrene Strecken. Er kandidiert für die Piratenpartei. Die Plakate haben ihren zweiten großen Auftritt, sie waren auch schon bei der Landtagswahl 2012 im Einsatz. Dass überhaupt Personen zur Wahlwerbung genutzt werden, finden nicht alle Piraten gut: Einige würden sich lieber auf die Slogans wie „Mut zum Ändern“ beschränken. Zumindest in OWL ist Alexander Jäger ein Pirat der ersten Stunde: Beim ersten Stammtisch (2009) war der Student schon dabei und ist auch bei der Stange geblieben, als die Anfangseuphorie ver- ebbte. „Ich bin dort nicht das einzige Urgestein.“ Bei den jüngsten Umfragen der Meinungsforschungsinstitute konnte die Piratenpartei nicht immer die Fünf-ProzentSchwelle knacken, die Parteien für den Einzug in den Bundestag überwinden müssen. Demnach sind vielen Wählern Themen wie Wohlstand im Alter näher als Netzpolitik. Ob die Piraten bei der Wahl von der NSA-Affäre profitieren werden oder nicht – für Alexander Jäger ist Prism-Enthüller Edward Snowden ein Held, der Asyl in Deutschland verdient hätte. Der freie, anonyme und unzensierte Informationsaustausch im Internet ist von Anfang an eines ihrer zentralen Ziele. Kenner vieler Programmiersprachen Dass Alexander Jäger sein politisches Zuhause ausgerechnet bei den Piraten gefunden hat, ist anhand seiner Biografie leicht nachzuvollziehen. Schon als Kind las er „Computerbild“. In der achten Klasse erstellte er für die Hauptschule Lahde die offizielle Schulhomepage. Heute beherrscht er diverse Programmiersprachen, repariert Rechner selbst, macht als Wirtschaftsinformatiker sein Hobby zum Beruf. Geboren 1986, mit dem Internet aufgewachsen: „Digital Natives“ nennt man diese Generation, für die ein Leben ohne Internet und Handy kaum vorstellbar wäre. Das Netz beeinflusst sein Leben weit mehr als die Tatsache, dass er seine familiären Wurzeln in Kirgisien hat. Mit fünf Jahren kam er nach Deutschland, seit 2007 lebt er in Minden. Als Nerd sieht der Kandidat sich nicht Nachtleben: Seine Vielseitigkeit stellt der 27-jährige Student als DJ unter Beweis. Drei Fragen an ... Alexander Jäger, Die Piraten Warum soll man Sie wählen? Es ist Zeit für einen Generationswechsel und besseren Umgang mit den neuen Medien und deren Möglichkeiten. Welche Biografie würden Sie einem Schulabgänger schenken? Keine, ich würde mir die Zeit nehmen und mich mit ihm unterhalten. Haben Sie schon mal bei einer Demonstration teilgenommen? Ja, und ich war Organisator der beiden Anti-ACTA-Demonstrationen in Minden. Diese waren am 11. Februar 2012 und am 25. Februar 2012. „Aufstehen, Rechner starten, Mails abrufen“: So beginnt sein Tag. Als Nerd sieht er sich nicht: Es gibt durchaus ein Leben neben dem Internet. Wenn der 27-Jährige nicht gerade an der Fachhochschule Bielefeld studiert, beschäftigt er sich mit EventManagement, IT-Consulting, arbeitet als DJ, liest Science Fiction oder schaltet ab beim Angeln am Kanal. Vielseitigkeit findet er wichtig, darum hält er auch viel von der Unternehmenskultur bei Google: „Dort ist es üblich, dass sich die Mitarbeiter an einem Tag pro Woche mit einem fremden Projekt beschäftigen.“ Das fördere die Kreativität und sei daher ein guter Ansatz, um starre Strukturen zu durchbrechen. Deutschland, meint er, müsse beim Web 2.0 nicht zwingend hinterherhängen, aber der Mangel an IT-Fachkräften sei Realität: „Warum sonst sind Google, What’s App oder Facebook nicht aus Deutschland gekommen?“ @ Video auf MT-Online. Geboren 1986: Ein typischer Vertreter der Generation Internet. Foto: pr Persönliche Motivation für Übernahme der Kandidatur: Wenn man es nicht selber macht, dann macht es keiner! Gewünschtes Arbeitsfeld im Falle des Mandatsgewinns: Urheberrecht, Soziales und Bildung Hobbys: Angeln Lieblingsessen: Nudelgerichte Eine an Mitmenschen hauptsächlich geschätzte bzw. störende Eigenschaft: Ehrlichkeit, Unpünktlichkeit Selbsteinschätzung: Nennen Sie uns bitte je eine Ihrer „positiven“ und Ihrer „negativen“ Eigenschaften: + Gelassenheit, – Unordentlichkeit 8 Mindener Tageblatt Lokales Nummer 207 · Freitag, 6. September 2013 MT-THEMA: Bundestagskandidaten im Portrait Die Redaktion des Mindener Tageblatts stellt die heimischen Direktkandidaten für die Bundestagswahl in einer kleinen Serie vor. Dazu wurden die Politiker bei Terminen vor Ort begleitet, es gibt einen persönlichen Steckbrief und jeweils drei gleiche Fragen. Polit-Tour von Imbissbude bis Kirchturm BUNDESTAGSWAHL 2 13 STECKBRIEF Name: Steffen Kampeter Von Untiefen und Höhen im Bundestagswahlkampf / Unterwegs mit Steffen Kampeter / Knalleffekt bei den Landfrauen Alter: 50 Von Dirk Haunhorst Wohnort: Minden Minden (mt). Bisweilen erscheint politisches Leben als eine einzige Talkshow, moderiert von all den Plasbergs, Wills und Illners, bei denen geschminkte und gut ausgeleuchtete Gäste einander ins Wort fallen. Steffen Kampeter hat zuletzt häufiger in solchen Runden gesessen, dort lustvoll gerauft und sich oft schlagfertig verkauft. Familienstand: verheiratet, 3 Kinder Doch als an diesem Freitagnachmittag vorm WEZ an der Lübbecker Straße eine alte Frau auf ihn zuläuft, ist weder der Bundestagsabgeordnete noch der Staatssekretär gefragt. Die Frau schmeißt ihm ganz ungeschminkt ihr Leben vor die Füße. Oder besser den Scherbenhaufen, der von diesem Leben übrig ist. Kampeter steht seit einer Stunde am Supermarkt, zwischen Eingang und Imbissbude, die in großen Lettern ein „halbes Maxi-Hähnchen mit 40 Prozent mehr Genuss“ für 4,45 Euro anbietet. Der CDUMann erwartet keine Wunder, in dieser Gegend wählten die Leute eher SPD, meint er, als ein Passant das Prospektangebot kopfschüttelnd ablehnt. Es gehe hier nicht um knallharten Stimmenfang, solch eine Aktion betrachte er vielmehr als Barometer, das ihm anzeige, wie die Stimmung so sei. Nun, die Stimmung am WEZ ist neutral, keineswegs unfreundlich. Kampeter, der bereits als Endzwanziger im Bundestag saß, hat früher oft erlebt, wie ihn Leute beschimpften. Dieser Wahlkampf ist anders. „Die Menschen haben nicht gerade den Eindruck, dass das Haus rockt“, umschreibt er die allenthalben beklagte Langeweile. Wenn Kampeters WEZ-Aktion tatsächlich als Barometer dient, dann wirkt die Frage eines Jugendlichen, der den Kandidaten im Vorbeigehen mustert, wie ein Stimmungsaufheller. „Ist das der Echte?“, fragt er staunend. Ja, er ist es, das Original sitzt heute weder im Bundestag noch bei Plasberg. Merkels Flugzeug und ein kaputtes Leben Dann erscheint die ältere, gehbehinderte Frau. Kaum in Kampeters Hörweite schimpft sie schon auf „die Merkel“, die sich doch ihr Flugzeug so teuer ausstatten lasse, während andere den Strom nicht bezahlen könnten. Dann erzählt sie im Zeitraffer ihre Geschichte vom kaputten Leben, gestorbenen Kindern, finanziellen Nöten. Kampeter erfährt das Sternzeichen der Frau, bekommt Lebensweisheiten mit auf den Weg („Tue recht und scheue niemand“) und schaut ob des Wortschwalls, der sich vor ihm ergießt, einigermaßen verdattert. Zwischendurch versucht er, ein Gespräch zu führen („Was kann ich denn für Sie tun?“), gibt Tipps zur Briefwahl und wünscht schließlich eher ratlos einen „schönen Einkauf“. Der Kandidat blickt der alten Frau hinterher. „Vom Höchste Ausbildung: Diplom-Volkswirt Berufliche Tätigkeit: Mitglied des Bundestages, Parl. Staatssekretär Bezahlte Nebentätigkeiten, wesentliche ehrenamtliche Tätigkeiten und Funktionen derzeit: Nach dem Gesetz gilt der Parl. Staatssekretär als Nebentätigkeit. Darüber hinaus engagiere ich mich ehrenamtlich im Sport als Vorsitzender des TuS Eintracht Minden und für die Kultur. Gestenreiche Überzeugungsarbeit: Steffen Kampeter war im August Gast der Petershäger Landfrauen. MT-Fotos: Dirk Haunhorst Leben gebeutelt“, sagt er und vermutet, dass sie anscheinend niemanden hat, mit dem sie reden kann. Eine Stunde später fühlt Kampeter sich deutlich wohler. Gesprächsrunde in Sankt Martini. Die Gemeinde hat Geld aus dem Denkmalschutzprogramm des Bundes erhalten, Kampeter lässt sich von Pfarrer, Architekt und Stiftungsrat über den Fortgang der Arbeiten informieren, vergisst auch nicht, seinen eigenen Beitrag zu erwähnen. Hier ist er nicht nur Gast, sondern gleichsam Moderator. Wenn es ihm passt, fällt er anderen schon mal ins Wort, bietet Kostproben seiner denkmalpflegerischen Kenntnisse („Noch schlechter als keine Restaurierung ist eine schlechte Restaurierung“), kontrolliert zwischendurch die Uhr (der nächste Termin in Rahden wartet), will aber vorher noch die Baustelle auf dem Kirchturm besichtigen. Knackige Zitate vom verbalen Raufbold Bevor sich Kampeter langweilt, fängt er lieber an zu raufen. Verbal, versteht sich. In Talkshows schaut er zuweilen scheinbar unbeteiligt vor sich hin, oft schmunzelnd. Vermutlich legt er sich dann einen Spruch zurecht. Knackige Zitate kann er. „Preußen ist wichtiger als Griechenland“, sagte er neulich am Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Manchmal, sozusagen als kommunikative Aufwärmübung, bekommen Journalisten ihr Fett weg. Dem Berichterstatter hält er am WEZMarkt zur Begrüßung einige Fehler im MT-Artikel über Merkels Minden-Besuch vor. Und auf dem Martini-Kirchturm fragt er den Schreiber, ob das Gewölbe dessen Gewicht aushalte. „Ich bin kilomäßig im zweistelligen Bereich“, lautet die Antwort. Kampeter (105 Kilo) mag solche Konter. Sein Körpergewicht macht er oft selbst zum Thema. Zum Beispiel bei den Petershäger Landfrauen in Meßlingen. Das Sommergespräch mit Drei Fragen an ... Steffen Kampeter, CDU Warum soll man Sie wählen? Der Mühlenkreis braucht Erfahrung für Berlin. Ich vertrete unsere Region seit vielen Jahren in Berlin. Dabei ist uns gemeinsam viel für unsere Heimat gelungen: mehr Wahlfreiheit für Familien, sichere Arbeit und Ausbildung, Schutz unserer Heimat und Denkmäler. Vieles liegt noch vor uns: weiterhin faire Rahmenbedingungen für die Arbeitsplätze ermöglichen, den demografischen Wandel gestalten, die Bildungsmöglichkeiten im Mühlenkreis verbessern. Auch wenn mich meine Arbeit als Staatssekretär fordert, habe ich in den letzten Jahren nie vergessen, woher ich komme und für wen ich arbeite. Jahrhunderts, das mit der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas eine gute Wende genommen hat. Ist zwar dick – kann aber in Portionen gut verdaut werden. Welche Biografie würden Sie einem Schulabgänger schenken? Hans-Peter Schwarz (Helmut Kohl: Eine politische Biografie) hat ein tolles Buch über Helmut Kohl geschrieben. Es ist nicht nur Biografie, sondern eine Geschichte des 20. Haben Sie schon einmal an einer Demonstration teilgenommen - an welcher bzw. warum nicht? Na klar. Als Mitglied der Jungen Union haben wir in den Achtzigern oft für Demokratie in der DDR demonstriert. Als Abgeordneter habe ich auch Ganz oben: Kampeter auf dem Dach von St. Martini. schon auf Demonstrationen geredet, wie bei den Protesten gegen Giftmüllablagerungen im Nordkreis. Eher überraschend bin ich 1991 in Moskau in eine Pro-GorbatschowDemonstration geraten. Gorbatschow war von Demokratiegegnern auf der Krim interniert worden und die Menschen zogen zu Tausenden vor das Parlament. Da bin ich natürlich mitgegangen. Aktuell versuche ich politische Ziele aber eher im Parlament durchzusetzen. Steffen Kampeter als politische Gartenparty mit Grillwürstchen, Saft und Sekt. Wohlfühlfragen zum Auftakt. Kampeter berichtet über seinen Urlaub an der See und kleine Probleme der Kinder („Diesmal hatten wir Sonnenbrand, früher war es Mittelohrentzündung“), redet über sein gutes Verhältnis zu Finanzminister Schäuble und dessen „riesiges Programm“ („Ich glaub, ich würde schlappmachen“) und seine eigenen Versuche in Sachen Work-LifeBalance („Ich bin übergewichtig und habe Bluthochdruck“), die ihn dreimal pro Woche auf den Cardiotrainer steigen lassen. Kampeter ist im Garten der Familie Lührmann Gast, hat aber ein Heimspiel. Seine Botschaft: „Uns geht es nicht schlecht, wir müssen uns aber mehr anstrengen als in den vergangenen drei, vier Jahren, damit der Wohlstand gehalten wird.“ Die Frauen sorgen sich um die Landwirtschaft, die Versorgung mit Hausärzten, um sinkende Einwohnerzahlen in den Dörfern, weil Kinder fehlen. Kampeter antwortet, er teile die Sorgen. In der Landwirtschaft müssten lebensfähige Betriebsgrößen geschaffen werden, die Hausärzte brauchten ein besseres Honorar, und das Kindergeld müsse weiter erhöht werden. Für den Nachwuchs könne die Politik aber nicht selber sorgen. „Die Lufthoheit über den Ehebetten sollen die Eltern behalten.“ Solche Sprüche kommen an. Für den einzigen Knaller an diesem beschaulichen Abend sorgt eine Sektflasche, von der plötzlich der Korken emporschießt. Manchmal ist Zufall der beste Stichwortgeber. Kampeter spricht soeben über die solide deutsche Finanzpolitik; ihretwegen gehe es dem Land gut. Der Korken ist kaum gelandet, da nimmt Kampeter die Steilvorlage bereits auf. „Wir haben halt nicht die Sektkorken knallen lassen.“ @ Video auf MT-Online Bisherige politische Entwicklung/wichtige Funktionen: Seit 1990 Mitglied des Bundestages, 2005-2009 Haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, seit 2009 Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, 1999-2011 Kreisvorsitzender der CDU, seit Juni 2012 Bezirksvorsitzender der CDU OWL und stellv. CDU-Landesvorsitzender Persönliches Vorbild/Leitspruch/Maxime: Ich schätze Menschen wie Wilhelm Krömer, die Politik immer aus dem Blickwinkel der Menschen gemacht haben. Persönliche Motivation für Übernahme der Kandidatur: Nur wer mitgestaltet, kann etwas verbessern. Mein Mandat ist für mich kein Beruf, sondern Auftrag, das Leben für die Menschen besser zu machen. Gewünschtes Arbeitsfeld im Falle des Mandatsgewinns: Ich trete weiter für eine solide Haushaltsführung, einen stabilen Euro und den Abbau unserer Schuldenlast ein. Mein Arbeitsschwerpunkt bleibt aber der Mühlenkreis. Hobbys: Der Garten hat einen großen Stellenwert. Musik und ein gutes Buch sind auch eine besondere Leidenschaft von mir. Lieblingsessen: Ein Lieblingsgericht habe ich nicht. Ich esse aber gerne, was ich selber koche. Je eine an Mitmenschen hauptsächlich geschätzte bzw. störende Eigenschaft: Ich bin Ostwestfale und schätze bodenständige und zuverlässige Menschen. Unpünktlichkeit ist mir ein Graus. Selbsteinschätzung: Zwei (je eine positive und „negative“) Eigenschaften: positiv: Tatendrang negativ: Ungeduld 6 Mindener Tageblatt Lokales Nummer 206 · Donnerstag, 5. September 2013 MT-THEMA: Bundestagskandidaten im Portrait Die Redaktion des Mindener Tageblatts stellt in ihren nächsten Ausgaben die heimischen Direktkandidaten für die Bundestagswahl vor. Dazu wurden die Politiker bei Terminen vor Ort begleitet, es gibt einen persönlichen Steckbrief und jeweils drei gleiche Fragen. BUNDESTAGSWAHL 2 13 STECKBRIEF Verteilt seine Prospekte selbst: Achim Post sucht den direkten Kontakt zum Wähler. Ob das ausreicht, um die SPD-Stammwähler an die Urnen zu treiben, muss sich noch herausstellen. Fotos: Alex Lehn Name: Achim Post Alter: 54 Jahre Wohnort: z. Zt. Berlin Familienstand/Kinder: verheiratet, zwei Kinder Höchste Ausbildung: Dipl. Soziologe Derzeitige berufliche Tätigkeit: Leiter der Abteilung Internationales der SPD Bezahlte Nebentätigkeiten, wesentliche ehrenamtliche Tätigkeiten und Funktionen: Generalsekretär der Sozialdemokratischen Partei Europas Bisherige politische Entwicklung/wichtige Funktionen: Diverse Funktionen bei den Jusos und in der SPD Persönliches Vorbild/Leitspruch/Maxime: Mein Vater und Willy Brandt / „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ (Erich Kästner) Wenn der Post gleich zweimal klingelt Bundestagswahl 2013: Achim Post (54) aus Rahden kämpft für die SPD um den Wahlkreis / Viele Hausbesuche Von Nadine Conti Minden (mt). Als Nachfolger des langjährigen Lokalmatadoren Lothar Ibrügger hatte Achim Post einen schweren Stand: Zu unbekannt, zu blass, befanden viele. Prompt verlor der Rahdener den Wahlkreis an Steffen Kampeter von der CDU. Doch der 54-Jährige gibt nicht auf. In diesem Wahlkampf setzt er aufs Klinkenputzen. Es soll ja Politiker geben, die lieben Wahlkampf. Händeschütteln, Schultern klopfen, Marktplatz-Reden. Die beherrschen den Clinton-Griff: Rechte Hand geben, mit der Linken nachfassen, tief in die Augen blicken. Achim Post steht vor dem Supermarkt in Lahde und hat beide Hände voll mit Postkarten und Flugblättern. „Guten Morgen. Darf ich Ihnen das mitgeben?“, fragt er, als wäre er ein x-beliebiger Prospekte-Verteiler. Wenn die Leute nicht schnell genug weitergehen, schiebt er den zweiten Standardsatz hinterher: „Achim Post mein Name. Ich kandidiere hier für den Bundestag“. Die meisten gönnen ihm einen Seitenblick, greifen zu, nicken und gehen weiter. Als „Direktkontakt“ zählen die Wahlkampfstrategen sie trotzdem. Müssen sie auch. 60 000 davon hat die SPD sich für den Wahlkampf im Mühlenkreis vorgenommen. Bei 300 000 Einwohner bedeutet das: Jeder Fünfte soll einmal persönlich angesprochen worden sein, vom Kandidaten selbst oder einem seiner zahlreichen Helfer. Als Mittel der Wahl gelten in diesem aufregungsarmen Wahlkampf Hausbesuche. Heute ist Wietersheim dran. Auch die Hausbesuche verlaufen nach dem gleichen Schema. Post federt im Zickzackkurs durch die Siedlung, klingelt an jeder Tür, sagt sein Sprüchlein auf, drückt den überrumpelten Bürgern ein paar Prospekte in die Hand – und wünscht noch einen schönen Tag, bevor denen eine Reaktion eingefallen ist. „Erinnert mich an meine Semesterferienjobs als Postbote“, sagt er fröhlich. Ein wirkliches Gespräch entsteht allerdings selten. „Doch, ein paar Mal bin ich auch zum Kaffee eingeladen worden“, erzählt Post. Da müsse wechselt hat, bevor man den wählt.“ Allerdings, räumt sie auf Nachfragen ein, die Merkeltruppe hätte sie nun ohnehin nicht gewollt. Damit gehört sie allerdings durchaus in die Zielgruppe dieser Hausbesuche. Denn bei denen geht es weit eher darum, die Stammwählerschaft zu mobilisieren, als darum, grundlegende Überzeugungsarbeit zu leisten. Ob es allerdings ausreicht, wenn die Leute einmal in Achim Posts freundliches Harry-Potter-Gesicht geschaut und Kein politisches Leichtgewicht „Achim Post mein Name. Ich kandidiere für den Bundestag.“ Drei Fragen an ... Achim Post, SPD man dann allerdings aufpassen, sonst schaffe man nur drei Hausbesuche pro Stunde. „Das ist doch eine nette Geste“, behauptet Renate Hagemeier, die den Kandidaten gutgelaunt im Vorgarten empfängt. „Das ist doch was anderes, wenn man das Gesicht mal gesehen und ein paar Worte ge- seine angenehme Stimme gehört haben, wird sich am 22. September herausstellen. Für Post geht es dabei mehr um die Ehre als die Existenz: Sein Einzug in den Bundestag ist über die Landesliste abgesichert. Aber natürlich möchte er nicht unbedingt in die Geschichte eingehen als der Kandidat, der es geschafft hat, einen Wahlkreis, der seit 1949 fest in SPD-Hand war, an das CDUSchwergewicht Steffen Kampeter zu verlieren. Wer wird sich am Ende schon noch daran erinnern, dass es 2009 zu wesentlichen Teilen eben auch der Bundestrend war, der ihm den Rest gegeben hat. Warum soll man Sie wählen? Weil ich mich für Soziale Gerechtigkeit und die Interessen der Menschen im Mühlenkreis engagiert und verlässlich einsetze. Welche Biographie würden Sie einem Schulabgänger schenken? „Links und Frei“ von Willy Brandt Haben Sie schon einmal an einer Demonstration teilgenommen – an welcher bzw. warum nicht? Da sind im Lauf der Jahre schon etliche zusammengekommen … Die erste Großdemonstration, an der ich teilgenommen habe, war im Jahr 1976, damals für „Bessere Bildung“. Und zuletzt habe ich die Beschäftigten der Wasserund Schifffahrtsverwaltung bei ihrer Demo auf der Schlagde in Minden unterstützt. Womit im Übrigen nicht gesagt werden soll, dass Post ein politisches Leichtgewicht wäre, auch wenn er erheblich schlanker ist als sein wichtigster Konkurrent. Der 54-jährige Rahdener hat vielmehr eine ziemlich klassische Parteikarriere hinter sich: Engagierte sich schon als Student bei den Jusos, wurde gleich nach dem Studium der Soziologie an der Uni Bielefeld Mitarbeiter verschiedener Bundestagsabgeordneter, darunter Hans-Jürgen Wischnewski. Seit 1999 ist er Mitglied des SPD-Parteivorstandes, zehn Jahre lang fungierte er als stellvertretender Bundesgeschäftsführer, seit 2012 ist er Generalsekretär der europäischen Sozialdemokraten und Sozialisten. Klar, er verstehe Leute, die ihm genau das zum Vorwurf machen, sagt Post. „Niemand von uns findet es gut, wenn sich die Biografien immer mehr angleichen und bestimmte Berufs- Persönliche Motivation für Übernahme der Kandidatur: Ich habe auf vielen politischen Ebenen wertvolle Erfahrungen sammeln und Verbindungen knüpfen können: Diese möchte ich jetzt als Abgeordneter für die Menschen im Mühlenkreis nutzen. Gewünschtes Arbeitsfeld im Falle des Mandatsgewinns: Arbeit und Soziales; Verkehr, Wirtschaft und Infrastruktur Hobbys: Fussball, Handball, Tischtennis, Lesen Lieblingsessen: Die Linsensuppe meiner Mutter Je eine an Mitmenschen hauptsächlich geschätzte bzw. störende Eigenschaften: Geschätzt: Verlässlichkeit / Störend: Wichtigtuerei Selbsteinschätzung: Zwei (je eine positiv und „negativ“) Eigenschaften: Positiv: Zuverlässigkeit; negativ: Ich kann mit Wichtigtuern nicht immer souverän genug umgehen … gruppen oder soziale Schichten im Bundestag gar nicht mehr vertreten sind.“ Andererseits könne er dazu nur sagen: Es ist eben auch kein einfaches Geschäft. „Ein Neuling braucht vier Jahre, um sich im Bundestag zu orientieren, und dann noch einmal vier, um vielleicht etwas zu bewirken.“ Er hingegen hat sein Lehrgeld schon vor langer Zeit bezahlt: „Ich kenne den Laden, ich weiß, was ich tue.“ Und – das betont er gern – er ist einer von hier: In Rahden geboren, in Espelkamp zur Schule gegangen, in Minden Zivildienst gemacht, in Bielefeld studiert. „Ich wäre niemals in irgendeinem anderen Wahlkreis angetreten, nur weil dort gerade etwas frei geworden ist“, sagt er. @ Video auf MT-Online