Synchronmotor - Antriebstechnik Fh Stralsund De
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Synchronmotor - Antriebstechnik Fh Stralsund De
Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 Theoretische Grundlagen Synchronmaschinen (SyM) werden im Ständer mit einer dreisträngigen Drehstromwicklung ausgeführt. Aus der Frequenzgleichung der Drehfeldmaschinen, f2 = s f1 = (1- n p/f1) f1 = f1 - p n, folgt, daß für synchronen Lauf der Läufer mit Gleichstrom erregt werden muß (f2 = 0). Die Maschinendrehzahl ist dann - unabhängig vom Betriebszustand - gleich der synchronen Drehzahl. (2.1) n = n1 = f1 /p für f2 = 0 Synchronmaschinen großer Leistung dienen vor allem als Generatoren. Je nach Einsatzbereich werden - schnellaufende Generatoren (Turbogeneratoren, Polzahlen 2p = 2 oder 4, Grenzleistungen bis etwa 1200 MVA (2polig), 1700 MVA (4polig); Einsatz in Wärmekraftwerken) und - langsamlaufende Generatoren (Wasserkraftgeneratoren, Polzahlen 2p = 40...100, Grenzleistungen bis etwa 800 MVA ; Einsatz in Wasserkraftwerken) unterschieden. Größere Notstromanlagen, wie zum Beispiel Notstromversorgungen für Krankenhäuser oder Baustellen) werden ebenfalls häufig mit Synchrongeneratoren ausgeführt (Inselbetrieb). Als motorische Antriebe werden Synchronmaschinen häufig über Umrichter gespeist. Der Leistungsbereich von Synchronmotoren reicht von unter 1 kW (Servoantriebe) bis weit in den Megawatt- Bereich (Antrieb für Zementmühlen, Hochofengebläse). Je nach Erregung des Läuferfeldes werden mehrere Läuferbauformen unterschieden: - Vollpolläufer Die Erregerwicklung wird in Nuten eingelegt, die in den Läuferballen gestanzt oder gefräst sind (bei größeren Turbogeneratoren in der Regel massiver Läuferballen zur Beherrschung der Fliehkräfte); - Schenkelpolläufer Die Erregerwicklung wird als konzentrierte Wicklung auf die Polschuhkerne aufgebracht. Die Einzelpole werden auf den Läuferkörper aufgeschraubt (vor allem bei langsamlaufenden Generatoren) - permanenterregte Läufer Die Erregung erfolgt durch auf den Läufer aufgeklebte und bandagierte Dauer- magnete (vor allem bei Synchronmaschinen kleiner Leistung, wie zum Beispiel Servo- 6 Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 antrieben). Die Amplitude des Läuferfeldes kann - anders als bei Maschinen mit Erregerwicklung - nicht verändert werden. Unabhängig von der Art des Läufers bewirkt die Gleichstromspeisung der Erregerwicklung ein am Läufer „klebendes“ Magnetfeld (vergl. Versuch 4). Bei Drehung des Läufers induziert das Läufergrundfeld in den Ständerwicklungssträngen eine sinusförmige Spannung1 (siehe Gleichung 4.4), die proportional zur Drehzahl und zur Grundfeldamplitude Bp des Erregerfeldes ist. (2.2) 2π 2π 2 Ui = f1 w1 ξ1 Φ = p n w1 ξ1 τ l Bp = UP √2 √2 π Bei der Synchronmaschine wird die induzierte Spannung Ui auch als Polradspannung UP bezeichnet. Im folgenden soll die Theorie der Vollpolsynchronmaschine kurz dargestellt werden. Die Wirkungen der Oberfelder werden dabei nicht betrachtet. Leerlauf Variiert man bei synchroner Drehzahl den Erregergleichstrom und trägt die an der offenen Ständerwicklung meßbare Spannung über dem Erregergleichstrom auf, so erhält man die Leerlaufkennlinie der Synchronmaschine (Bild 2.1, bezogene Darstellung). Bild 2.1 Leerlaufkennlinie der Synchronmaschine Wegen der Sättigung des magnetischen Kreises ist der Zusammenhang zwischen induzierter Spannung und Erregerstrom nichtlinear. Der zur Spannung √3Ui = UN gehörige Erregerstrom IE0 wird als Leerlauferregerstrom bezeichnet. Synchronisation Bevor die Maschine stromlos ans Netz gelegt werden kann, muß sichergestellt werden, daß Maschinenspannung und Netzspannung übereinstimmen hinsichtlich Frequenz, Betrag, Phasenlage, Phasenfolge. 1 Da das Läuferfeld nicht rein sinusförmig ist, werden durch die räumlichen Oberfelder mit den Polpaarzahlen ν = p(1+2g) in den Ständerwicklungssträngen Oberschwingungen mit fν = f1 (1+2g) induziert (Anforderungen an die Kurvenform der Leiterspannungen von Synchrongeneratoren mit 300 kW (oder kVA) und darüber siehe EN 60034-1, 1995). 7 Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 Die Übereinstimmung aller Größen kann auf einfache Weise mit der Dunkelschaltung (Bild 2.2) erfolgen. Bild 2.2 Dunkelschaltung Bei richtiger Phasenfolge leuchten die Glühlampen mit der Differenz zwischen Netz- und Drehzahlfrequenz auf. Bei Übereinstimmung der Spannungsbeträge schwankt die Lampenspannung zwischen 0 und 2 UN. Ist die Differenzfrequenz klein und verlöschen die Lampen vollständig (∆f ≈ 0, ∆U ≈ 0), so kann in diesem Moment zugeschaltet werden. Ersatzschaltbild Die Strangspannung U1 setzt sich zusammen aus den Spannungsabfällen an Ständerwicklungswiderstand R1, Ständerstreureaktanz Xσ, Hauptreaktanz Xh sowie der Polradspannung nach Gl. (2.2). Bild 2.3 zeigt das einsträngige Ersatzschaltbild der SyM. I 1 R1 X1 σ Die Spannungsgleichung lautet Xh (2.3) U1 Ur UP U1 = (R1 + jX1σ + jXh ) I1 + UP. Die Spannung Ur wird als Spannung des resultierenden Luftspaltfeldes bezeichnet. Bei größeren Maschinen darf der ohmsche Bild 2.3 Einsträngiges Ersatzschaltbild der Synchronmaschine Ständerwicklungswiderstand schreibung des bei der Betriebsverhaltens nachlässigt werden. Dauerkurzschluß (3polig) Die angetriebene Maschine wird an den Klemmen kurzgeschlossen (3polig), und der Kurzschlußstrom in Abhängigkeit vom Erregerstrom gemessen. Bild 2.4 zeigt die Kurzschlußkennlinie Ik = f(IE) in bezogener Darstellung. Im Gegensatz zur Leerlaufkennlinie ist die Kurzschlußkennlinie eine Gerade, da die Sättigung des Eisens im Kurzschluß klein ist. Im Kurzschluß ist die vom resultierenden Luftspaltfeld induzierte Spannung Ur = X1σ Ik sehr klein, da sich Erregerfeld und Ständerfeld nahezu auslöschen. Bei Vernach- 8 Bild 2.4 Kurzschlußkennlinie Bever- Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 lässigung des Ständerwicklungswiderstands ergibt sich aus dem Ersatzschaltbild für den Kurzschlußstrom (2.4) Ik = UP / Xd, wobei zur Abkürzung die Synchronreaktanz Xd = X1σ + Xh eingeführt wurde. Der zum Leerlauferregerstrom IE0 (siehe Bild 2.1) zugehörige Kurzschlußstrom Ik0 wird als Kurzschlußstrom bei Leerlauferregung bezeichnet. (2.5) Ik0 = U1N / Xd, Bezieht man diesen auf den Nennstrom, so erhält man eine wichtige Kenngröße der SyM, das Leerlauf- Kurzschluß- Verhältnis kk, das ein Maß für die Überlastbarkeit darstellt (2.6) kk = Ik0 / IN. Zeigerdiagramm Aus dem Ersatzschaltbild kann für einen beliebigen Lastzustand der SyM das Zeigerdiagramm konstruiert werden, wie es in Bild 2.5 für Generatorbetrieb mit cosϕ = −0,8 (kapazitiv) dargestellt ist. Der Winkel zwischen Klemmenspannung U1 und Polradspannung UP wird als Polradwinkel ϑL bezeichnet. Betriebspunkte mit kapazitiver Blindkomponente des Ständerstroms werden als übererregt bezeichnet. Um den Erregergleichstrom IE und den netzfrequenten Ständerstrom I1 in ein Diagramm einzeichnen zu können, wird anstelle des tatsächlich fließenden Gleichstroms ein fiktiver, netzfrequenter Erregerstrom I’E verwendet, der - in der Ständerwicklung fließend - ein Feld mit identischer Amplitude wie der tatsächliche Erregergleichstrom erregen würde. Somit gilt für diesen bezogenen Erregerstrom Bild 2.5 (2.7) UP = j Xh I'E Zeigerdiagramm der SyM Die resultierende Wirkung von Ständer- und bezogenem Erregerstrom wird durch den Magnetisierungsstrom Iµ erfaßt. (cosϕ = -0,8 kapazitiv) Iµ = I1 + I’E = Ur / j Xh 9 Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 Stromortskurve bei konstantem Erregerstrom Bei konstantem Erregerstrom ist nach Gl. (2.7) die Polradspannung ebenfalls konstant. Bei vernachlässigbarem Ständerwiderstand kann mit Gl. (2.3) der Ständerstrom in der Form (2.8) I1 = U1 UP − j Xd j Xd dargestellt werden. Legt man den Zeiger U1 in die reelle senkrechte Achse, so bedeutet der erste Term in Gl. (2.8) einen rein induktiven Blindstrom, der bei Nennspannung dem Leerlauf - Kurzschlußstrom Ik0 nach Gl. (2.5) entspricht. Der zweite Term stellt wegen IE = konstant einen Zeiger mit konstanter Länge dar. Somit ergeben sich als Stromortskurven bei konstanter Erregung Kreise mit dem Radius UP/Xd um den Mittelpunkt U1/jXd (Bild 2.6). U1 -90° Motor Bild 2.6 Stromortskurven Stabilitätsgrenze Vollpolsynchronmaschine (Strommaßstab IE = IE0 ϕ 0° U1 jXd der gegen- über Bild 2.5 verdoppelt) IE > IE0 IE < IE0 ϑL I1 Der Kreis für IE = IE0 geht − Up jXd durch den Koordinatenursprung. In Bild 2.6 lassen sich die unterschiedlichen Generator +90° Betriebszustände der SyM erkennen: obere Halbebene: motorischer Bereich, elektrische Leistung aufgenommen, mechanische Leistung abgegeben, untere Halbebene: generatorischer Bereich, elektrische Leistung abgegeben, mechanische Leistung aufgenommen, linke Halbebene: übererregter Betrieb, induktive Blindleistung abgegeben, rechte Halbebene: untererregter Betrieb, induktive Blindleistung aufgenommen. Betriebspunkte mit Polradwinkeln ϑL > 90o können nicht eingestellt werden, da sie instabil sind (vergl. Gl. 2.15). 10 Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 Bestimmung der Potierreaktanz Nachfolgend wird das in DIN VDE 0530 Teil 4 dokumentierte Verfahren zur Bestimmung der Potierreaktanz, die näherungsweise gleich der Streureaktanz X1σ ist, beschrieben. Zunächst wird der Betriebspunkt U = UN, I = IN, cosϕ = 0 (kapazitiv, übererregter Phasenschieberbetrieb) eingestellt und der erforderliche Erregerstrom IEA gemessen. Bild 2.7 zeigt das zugehörige Zeigerdiagramm. Bild 2.7 Zeigerdiagramm für übererregten Phasenschieberbetrieb Bild 2.8 Zeigerdiagramm für Kurzschluß Da alle Ströme reine Blindströme sind, gilt der algebraische Zusammenhang (2.9) Iµ = I'EA - IN. Der Unterschied zwischen der Klemmenspannung U1N und der Spannung des resultierenden Luftspaltfeldes Ur beträgt (2.10) Ur - UN = X1σ IN. Bild 2.8 zeigt das Zeigerdiagramm für Kurzschluß mit Ik = IN. Im Kurzschluß mit Nennstrom beträgt die Spannung des resultierenden Luftspaltfeldes Ur = X1σ IN; sie entspricht der Differenz nach Gl. (2.10). Für die Ströme entnimmt man Bild 2.8 den algebraischen Zusammenhang (2.11) Iµ = I'EK - IN In Bild 2.9, das die Leerlaufkennlinie und die Kurzschlußkennlinie zeigt, wird der Betriebspunkt U = UN, I = IN, cosϕ = 0 eingetragen (iE = iEA = IEA/IE0; Punkt A). 11 Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 Nach Gl. (2.9) ergibt sich der zugehörige Magnetisierungs- strom, wenn von Punkt A die Strecke iEk = IE(Ik = IN)/IE0 nach links angetragen wird (Punkt F). Da der Spannungsabfall X1σ IN /U1N im übererregten berbetrieb der PhasenschieSpannung des resultierenden Luftspaltfeldes bei Kurzschluß und Nennstrom entspricht, müssen die Dreiecke Bild 2.9 0H’A’ und FHA gleich sein. Zur Bestimmung der Potierreaktanz: Somit kann in Punkt F eine Leerlaufkennlinie, Kurzschlußkennlinie Gerade mit der Anfangssteigung der Luftspaltgerade eingezeichnet werden, die die Leerlaufkennlinie im Punkt H schneidet. Das Lot von Punkt H auf die Abszisse ergibt bei U1/U1N = 1 den Punkt G. Die Strecke HG entspricht dem Spannungsabfall X1σ IN, bezogen auf die Nennspannung U1N. (2.12) HG = X1σ IN / U1N Hieraus kann die Streureaktanz berechnet werden. Drehmomentgleichung für den Betrieb am starren Netz Aus der Stromortskurve kann der Zusammenhang (2.13) I1 cosϕ = −UP / Xd sinϑL entnommen werden. Die dem Netz entnommene Leistung kann mit Gl. (2.13) in der Form (2.14) P = 3 U1 I1 cosϕ = −3 U1 UP/Xd sinϑL dargestellt werden. Mit dem Zusammenhang zwischen Luftspaltleistung und Drehmoment, (5.5) Pδ M = 2πn1 (siehe Versuch 5), der für alle Drehfeldmaschinen gilt, kann wegen Pδ = P (R1 = 0) aus Gl. (2.14) das Drehmoment berechnet werden. 12 Praktikum Elektrische Maschinen (2.15) m1 M = − 2πn1 Versuch 2: Synchronmaschine UP U1 Xd Kremser 2000 sinϑL Das Drehmoment ist eine Funktion des Lastwinkels; nur bei einem Lastwinkel ϑL> 0 ergibt sich ein von Null verschiedenes Drehmoment. Bei Generatorbetrieb ist ϑL > 0 (M < 0); bei Motorbetrieb ist ϑL < 0 (M > 0). Das maximale Drehmoment Mkipp ergibt sich für ϑL = ±90o. Versuchsdurchführung 1. Daten des Typenschilds notieren 2. Leerlaufkennlinie Treiben Sie die Maschine mit synchroner Drehzahl an und messen Sie die Klemmenspannung als Funktion des Erregerstroms. Bestimmen Sie den Leerlauferregerstrom IE0. 3. Kurzschlußkennlinie (symmetrischer (= 3poliger) Kurzschluß) Die SyM wird durch die Pendelmaschine mit synchroner Drehzahl angetrieben (n ≈ n1). Messen Sie bei 3poligem Kurzschluß den Kurzschlußstrom Ik als Funktion des Erregerstroms IE. Bestimmen Sie den Kurzschlußstrom bei Leerlauferregung Ik0 = Ik(IE0). 4. Synchronisation Kontrollieren Sie mit der Dunkelschaltung die Erfüllung der Synchronisationsbedingung und schalten Sie die Maschine unter Anleitung durch den Versuchsbetreuer auf das Netz. 5. Stromortskurve Messen Sie bei konstanter Klemmenspannung U1 = UN und verschiedenen Erregerströmen den Ständerstrom sowie den Leistungsfaktor als Funktion der Belastung (motorischer und generatorischer Betrieb). 6. Bestimmen Sie den Erregerstrom für den übererregten Phasenschieberbetrieb (U = UN, I = IN, cosϕ = 0. 7. Bestimmen Sie den Nennerregerstrom IEN durch direkte Messung (Generatorbetrieb, U = UN, I1 = IN, S ≈ SN, cosϕ ≈ cosϕN; zu messen: U, I1, P, M, IE). 13 Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 2: Synchronmaschine Kremser 2000 Versuchsauswertung 2. Zeichnen Sie die Leerlaufkennlinie √3Ui / UN = f(IE/IE0). 3. Zeichnen Sie die Kurzschlußkennlinie Ik/IN = f(IE/IE0) (n = n1) in die Leerlaufkennlinie nach 2. ein. Ermitteln Sie das Leerlauf - Kurzschluß - Verhältnis kk (Gl. 2.6). 4. Notieren Sie die Bedingungen für ein stromloses Zuschalten der Maschine ans Netz. 5. Zeichnen und diskutieren Sie die Stromortskurven für beide Erregerströme (Form, Mittelpunkt, Kennzeichnung der Betriebszustände). 6. Bestimmen Sie die Potierreaktanz. 7. Vergleichen Sie den gemessenen Erregerstrom bei Nennbetrieb mit der Typenschildangabe. 14