Newsletter: Ausgabe 4

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Newsletter: Ausgabe 4
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
newsletter
AKTUELLE INFORMATIONEN
ZUM THEMA BRUSTKREBS
FÜR BETROFFENE, ANGEHÖRIGE
UND INTERESSIERTE
Themen in dieser Ausgabe
Neue Nachsorge| Kongressberichte | Lapatinib | Off-Label-Use | Mammographie-Screening | MRT | Fatigue | Baby nach Brustkrebs|
Sexkiller Hormontherapie | Glukosestoffwechsel | Wichtige Termine | und vieles Interessantes mehr
EDITORIAL
Von Ursula Goldmann-Posch, Gründerin mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V.
Wussten Sie schon, dass mamazone eine „Pharmazone“ ist? Und nicht nur mamazone.
Der größte Teil der Selbsthilfe-Bewegung von Krebspatienten ist von Pharmaunternehmen gesteuert - meinen zumindest einschlägige Medien.
Seit in Deutschlands krankem Gesundheitssystem eine Verknappung der Ressourcen diagnostiziert wurde, befleißigen sich
bestimmte Wochenzeitungen sowie TV- und Hörfunk-Magazine
in schöner Regelmäßigkeit des Themas „Unabhängigkeit von
Selbsthilfegruppen in Deutschland“. Sicher, eine wichtige Frage,
über die öffentlich nachgedacht werden sollte. Doch leider verpufft die Diskussion jedes Mal in ideologisch gesteuerten Unterstellungen an die Adresse ehrenamtlich arbeitender Patienteninitiativen in Deutschland, die sehr wenig mit der Wirklichkeit von
Selbsthilfe zu tun haben.
Die journalistischen Beiträge über die angebliche Pharmakungelei
von Patientenorganisationen haben eines gemeinsam: sie stellen
Selbsthilfegruppen – in unserem Fall organisierte Frauen mit
Brustkrebs - als ahnungslose Hascherl hin, die dadurch auffallen,
dass sie mit Ausrissen - etwa aus der BILD-Zeitung - beim Arzt
vorstellig werden und die darin angepriesenen Medikamente für
ein längeres Überleben mit Brustkrebs einfordern.
Jene Medien meinen auch unterstellen zu dürfen, dass Patientinnenvertreterinnen korrupt und korrumpierbar sind. Da Selbsthilfegruppen in Deutschland vom Staat und von den Krankenkassen
keine entscheidende finanzielle Unterstützung bekommen, scheint
es einigen Journalisten nur konsequent, dass Vertreter von Patienten-Organisationen unfähig sind, sich der Nachstellungen einzelner schwarzer Schafe aus der Pharmaindustrie zu erwehren.
Hat das System?
Haben solche unerfreulichen und der Arbeit von Selbsthilfegruppen abträglichen Medienkampagnen System?
Ich persönlich glaube, daß es so ist.
Durch die erfreulichen Entwicklungen in der molekularen Krebsmedizin, die dem Pi-Mal-Daumen-Prinzip in der Chemotherapie
endlich ein Ende setzen werden, kommen neue, hoffnungsvolle,
gezielte und daher auch kostenintensivere Brustkrebsmedikamente auf den Markt. Da der Staat kein Geld ausgibt für die mit deren
Prüfung verbundenen Studien, bleibt der Löwenanteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben an der Pharmaindustrie
[ Foto: Frank Boxler ]
Wir lassen uns nicht vor den Karren
spannen – wir spannen selbst ein
hängen. Und weil forschende Arzneimittelfirmen auch Wirtschaftsunternehmen sind, müssen sie sich das eingesetzte Kapital
durch den Medikamentenpreis hereinholen. Das ist das Prinzip
der Marktwirtschaft. Eine pauschale Schelte - in diesem Fall an
forschenden Pharmaunternehmen - greift zu kurz. Über dieses
relativ klare Prinzip herrscht in der Politik allerdings kein Konsens.
Deshalb scheint es einigen gesundheitspolitischen Schlüsselfiguren taktisch klug zu sein, Pharmakonzerne, die im Kampf gegen
Krebs engagiert sind, mit einem ideologisch motivierten Bann zu
belegen und – in „Sippenhaft“ - auch kompetente, wissende und
fordernde Selbsthilfegruppen wie mamazone.
„Diplompatienten“ leben länger
Aus dieser Sicht scheint es - Politikern, Krankenkassen, professionellen Beratungseinrichtungen wie auch manchem Medienvertreter - höchste Zeit, die zu Selbstbewusstsein erstarkten PatientenInitiativen in Deutschland wieder fürsorglich und vorsorglich den
“Fängen” einer angeblich doch so verderblichen, von Markt und
Marketing geleiteten Industrie zu entreißen. Zumal „Diplompatienten“ länger leben und – mehr Geld kosten, weil sie das Beste
an Behandlung von Anfang an einfordern. Das mag die eigentliche Motivation sein, warum Diplompatientinnen in regelmäßigen Abständen systematisch madig gemacht werden.
mamazone ist eine moderne, innovative und erfolgreiche Organisation der Selbsthilfe. Sie hat es nicht nötig, sich von jemandem
vor den Karren spannen zu lassen. Im Gegenteil: Wir spannen die
von uns gewählten Kooperationspartner aus Universitäten, Industrie und Krankenkassen selbst vor den Karren. Für unabhängige
Projekte, die wir mit deren Spenden zum Wohl von vielen Frauen
mit Brustkrebs verwirklichen können. Wir sind eigenverantwortlich in der Lage, uns jeweils Partner zu suchen, die der Augenblick
und die Notwendigkeit im Kampf gegen Brustkrebs erfordern.
Dass dies möglich ist, hat auch mit der zunehmenden Professionalisierung von Patientinnen zu tun. Dabei muss ein professionelles Auftreten von Selbsthilfe-Organisationen nicht automatisch
Produkt einer von Big Pharma bezahlten Werbeagentur sein. >>
Manche Medien müssen sich offensichtlich erst an das perfekt
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
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[ Fortsetzung von Seite 1 ]
durch gestylte Corporate Design von
Selbsthilfeorganisationen
gewöhnen:
mamazone e.V. beispielsweise wird in dem
ZEIT-Beitrag „Geben und Einnehmen“
vom 19. Mai 2005 von der Journalistin
Martina Keller als „auffallend professionell“ verdächtigt. Dass diese Leistung
ehrenamtlich aus den mit dem Vorwurf der
Korruption und Pharma-Unterwanderung
stigmatisierten Vereinen selbst kommen
könnte - weil es beispielsweise auch Journalistinnen und Marketing-Fachfrauen mit
Brustkrebs gibt - scheint undenkbar.
Die Symptome einer neuen Patientenkultur, wie sie in den USA längst wahrgenommen werden, müssen in Deutschland von
den Medien erst noch verstanden werden.
Ursula Goldmann-Posch
IMPRESSUM
Herausgeber:
Förderverein “Kompetente Patientinnen gegen
Brustkrebs” e.V.
Hausanschrift: Max-Hempel-Strasse 3 | 86153
Augsburg
Postanschrift: Postfach 310220 | 86063 Augsburg
T: +49 821/5213-144 | T+F: +49 821/5213-143
Redaktion:
mamazone e.V. | Postanschrift: Postfach 310220 |
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Schlussredaktion:
Peter Goldmann und Ursula Goldmann-Posch
Organisation und Koordination:
Ulli Kappler
Chefredaktionsteam (V.i.S.d.P.):
Kerstin Aldenhoff, Inge Bördlein-Wahl, Ursula
Goldmann-Posch, Ulli Kappler
Bildredaktion:
Torsten Jüngling
Anzeigenleitung:
Torsten Jüngling
Autorinnen in dieser Ausgabe:
Kerstin Aldenhoff ([email protected])
Inge Bördlein-Wahl ([email protected])
Ruth Diemer-Schäfer ([email protected])
Irmi Gallmeier ([email protected])
Ursula Goldmann-Posch ([email protected])
Ulli Kappler ([email protected])
Heide Preuß ([email protected])
Doris C. Schmitt ([email protected])
Susanne Wiemann ([email protected])
Layout:
Senser-Druck/Judith und Steffi Beyschlag,
Waltraud Böving und Ulli Kappler
Auflage: 30 000
Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichungen kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die
Redaktion vom Herausgeber nicht übernommen
werden. Kein Teil dieser Publikation darf ohne
ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers in
irgendeiner Form verarbeitet, vervielfältigt oder
verbreitet werden. Für unverlangt eingesandte
Manuskripte wird keine Haftung übernommen.
© 2007 mamazone e.V.
klimaneutral gedruckt
by SENSER_DRUCK Augsburg
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Zusammenarbeit
verbessert Qualität
SENOLOGIEKONGRESS IN DRESDEN
[ Doris C. Schmitt ]
Bei der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie 2006
in Dresden wurde deutlich, dass ein fachüberschreitendes Vorgehen (auch
als interdisziplinäres Konzept bezeichnet) die Qualität der Brustkrebserkennung und- behandlung verbessert und damit auch die Überlebensaussichten der Patientinnen. Gleichzeitig sei das ein „Spagat zwischen
dem, was diagnostisch und therapeutisch möglich und dem, was grenzwertig finanzierbar ist“, meint Professor Schultz-Wendtland, der
Tagungspräsident des Senologie Kongresses.
• Brustkrebs wird in immer früherem Stadium erkannt. Dies eröffnet die Möglichkeit, die notwendige Bestrahlung schon
während der Operation zu verabreichen.
Gerade bei kleinen Mammakarzinomen
unter zwei Zentimetern kann die tumorzellabtötende Strahlendosis im Rahmen
einer einzigen Bestrahlung schon während
der Operation gegeben werden. Mehrere
Studien zeigten, dass Brustgewebe höhere
Einzeldosen vertragen kann. Besonders
bekannt als sogenannte "Teilbrustbestrahlung" ist die TARGIT-Studie (das ist die
gezielte Bestrahlung während der Operation), auch als Targeted Intraoperative
Radiotherapy bekannt (www.sankt-gertrauden.de).
Dabei können Gewebe, Haut, Rippen,
Lunge und Herz, aber auch die andere
Brust maximal geschont werden. Eine
sorgfältige Nachbeobachtung und weitere
Studiendaten sind nötig, um Aussagen
über Sicherheit und Langzeitauswirkungen
dieser und anderer ähnlicher Verfahren
treffen zu können. Zum Thema "Neoadjuvante Therapie des Mammakarzinoms",
also die Chemotherapie vor der Operation,
bieten Studien bereits jetzt eine hervorragende Grundlage für Therapieentscheidungen, stellt Prof. Dr. Michael Untch vom
Helios Klinikum Berlin-Buch fest. Die präoperative Systemtherapie kann in ausgewählten Fällen auch in Form einer Antihormontherapie erfolgen. Die Daten aus
klinischen Studien mit präoperativer Chemotherapie mit einer Nachbeobachtungszeit von zehn Jahren zeigen ein vergleichbares rezidivfreies und Gesamtüberleben,
ob die adjuvante Chemotherapie vor- oder
nach der Operation gegeben wurde. Die
brusterhaltende Rate war deutlich höher,
als unter adjuvanter Therapie.
• Der Nachweis von Brustkrebszellen, die
in das Knochenmark gespült wurden
(sogenannte disseminierte Tumorzellen), hat
in den letzten Jahren immer mehr an
Bedeutung gewonnen. Ein internationales
Expertenteam aus Deutschland, Österreich
und der Schweiz traf sich bereits beim letzten Senologiekongress, um ein einheitliches
Vorgehen für den Nachweis und die klinische Umsetzung der Verfahren zum
Tumorzellnachweis festzulegen. Tumorzellen im Knochenmark sind ein Hinweis dar-
auf, dass sich Krebszellen bereits in den
Körper auszubreiten drohen. Wie man
diese Zellen rechtzeitig killen kann und ob
sie wirklich den Stoff haben, aus dem die
Metastasen sind, muss nun in Studien an
mehreren Kliniken (multizentrische Studien) überprüft werden.
• Zunehmend wird der bisherige Goldstandard - fünf Jahre Tamoxifen bei Frauen
nach den Wechseljahren (postmenopausal)
- durch Aromatasehemmer ersetzt. Die
Diskussion, welches die wirksamste
Behandlungsstrategie für Patientinnen
nach den Wechseljahren sein könnte, ließ
die Diskussion über die Therapiemöglichkeiten für Brustkrebspatientinnen, die noch
nicht in den Wechseljahren sind (prämenopausal), in den Hintergrund treten.
• Als gesichert kann angesehen werden,
dass Patientinnen vor den Wechseljahren
mit einem hormonsensiblen Tumor, die
nach einer vorsorglichen (adjuvanten)
Chemotherapie keine Eierstockfunktion
mehr aufweisen, ein verbessertes krankheitsfreies Überleben haben. Die Unterdrückung der Eierstockfunktion durch
Entfernung der Eierstöcke oder Einnahme
von "Eierstockblockern" (GnRH-Analoga)
hat die gleiche Wirksamkeit wie eine CMFChemotherapie. Dies belegen Studien, wie
etwa die ZEBRA-Studie oder die TABLEStudie. Die Kombination dieser Medikamentengruppe mit Tamoxifen ist der Chemotherapie mit CMF überlegen, so Professor Olaf Ortmann, Chef der Uni-Frauenklinik Regensburg.
Der Stand von mamazone e.V. – Deutschlands größter Brustkrebs-Initiative - war
wieder Anlaufstelle für viele Ärzte und
Patienten, die sich über deren Arbeit informieren wollen.
KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS
Angriff auf Tumorzellen und ihre Umgebung
KONGRESS DER DEUTSCHEN ONKOLOGEN (DGHO) IN LEIPZIG
[ Doris C. Schmitt ]
„Targeted Therapies“ waren ein wissenschaftlicher Schwerpunkt auf der gemeinsamen Jahrestagung der deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachgesellschafter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und
Onkologie (DGHO) vom 4. bis 8. November 2006 in Leipzig - ein Treffpunkt für Fachärzte, Pflegepersonal,
Angehörige und Selbsthilfegruppen.
Diese
neuen „zielgerichteten Therapien“ sollen Veränderungen
des Stoffwechsels in der einzelnen Tumorzelle bewirken. Da die
neuen Medikamente extrem teuer sind, müssten alle ihren Beitrag
leisten – Ärzte, Pharmaindustrie, Patienten und Politiker, betonte
der diesjährige Kongresspräsident Prof. Dieter Niederwieser.
Dass die Brustkrebssterblichkeit seit Mitte der neunziger Jahre
trotz steigender Zahl der Brustkrebserkrankungen abgenommen
habe, führte er auf die Früherkennung und konsequente Durchführung neoadjuvanter (Chemotherapie vor der Operation) und
adjuvanter Behandlung (Chemotherapie nach der Operation)
zurück. Einen deutlichen Gewinn durch Chemotherapie hätten
Patientinnen unter 50 Jahren. Vom Einsatz von Taxanen scheinen
vor allem Patientinnen mit hormonrezeptor-negativen Tumoren zu
profitieren. Professor Kurt Possinger führte aus, dass bei Patientinnen mit mehr als 10 befallenen Lymphknoten die TandemHochdosistherapie völlig unerwartet einen deutlichen Fortschritt
erbrachte. Ältere Patientinnen profitierten weniger von einer adjuvanten Chemotherapie, doch die Effektivität der adjuvanten Hormontherapie nehme mit zunehmendem Alter zu.
Der Gold-Standard Tamoxifen wird - laut Possinger - immer mehr
durch die Aromatasahemmer abgelöst. Vor allem durch die
„Switch-Therapien“ (2 bis 3 Jahre Tamoxifen und dann Anastrozol oder Exemestan) wird nicht nur das krankheitsfreie Überleben
verbessert, sondern es ist auch eine Verlängerung der Überlebenszeit nachweisbar. Bei der nach 5 Jahren mit Letrozol und Tamorifen fortgesetzten Therapie (die sogenannte „Extended-Therapie“)
wurde bei Frauen mit befallenen Lymphknoten eine Verlängerung
der Lebenszeit nachgewiesen.
Bei HER-2-postiven Tumoren weisen Studien auf deutliche Überlebensvorteile der Antikörpertherapie mit dem Wirkstoff Trastuzumab hin. In naher Zukunft kann bei Chemotherapie- und Trastuzumabresistenz der Wirkstoff Lapatinib eingesetzt werden, der
in einer großen Studie hohe therapeutische Wirksamkeit zeigte.
(siehe auch Bericht: Neue Medikamente)
San Antonio, TexasMekka der Brustkrebsexperten
NEUES VOM SAN ANTONIO BREAST CANCER SYMPOSIUM 14. – 18. DEZEMBER 2006
[ Doris C. Schmitt ]
Gibt es neue Erkenntnisse, bessere Behandlungsmöglichkeiten? Sind wir Brustkrebs ein Stück überlegener geworden? Um dies zu erfahren, besuchten Irmi Gallmeier von der weltweit ersten Patientenstiftung PATH – Patienten Tumorbank der Hoffnung und Doris Schmitt von mamazone- Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V.
den weltweit größten Brustkrebskongress in San Antonio. Dabei hörten sie für die mamazone-Mitglieder zahlreiche Vorträge und sahen sich viele sogenannte „Poster“ an, eine Art gezeichnete Vorstufe eines offiziellen Vortrags.
Die Vorträge reichten von der „Epigenetik“, also der Erforschung
der individuellen Abweichungen beim Ablesen der Geninformation, über neue Möglichkeiten der Behandlung von genetisch
bedingtem Brustkrebs sowie dem bisherigen und künftigen Einsatz von Aromatasehemmern bis hin zu Therapieempfehlungen
bei der Entfernung des Wächterlymphknotens oder Behandlungsstrategien bei vorhandenen „Minimetastasen“ (Mikrometastasen).
Neue Hoffnung für HER2-positive Brustkrebspatientinnen
Ein neues zielgerichtetes Medikament mit dem Wirkstoff Lapatinib kann jetzt sehr genau gegen die Empfangsantennen HER1
und HER2 auf Brustkrebsdrüsenzellen eingesetzt werden. Das
beweisen Studien, in denen dieser so genannte „Tyrosinkinasehemmer“ in Verbindung mit Chemotherapie eingesetzt wurde. Im
Gegensatz zum erfolgreichen Antikörper mit dem Wirkstoff Trastuzumab kann dieses Medikament oral eingenommen werden.
Vor allem für Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium, die
gegen Trastuzumab resistent geworden sind, ist dieser neue Wirkstoff eine große Hoffnung. Lapatinib wird aller Voraussicht nach
mit dem Handelsnamen „Tycerb“ im Herbst in Deutschland verfügbar sein.
Wird ein Traum wahr –
Brustkrebsvorbeugung durch Impfung?
George Peoples aus Maryland ist der Frage nach der Wirksamkeit
von Impfungen gegen Brustkrebs in seinem Labor in Bethesda
nachgegangen. Hochrisikopatientinnen mit Brustkrebs, die bereits
mehrere Behandlungen hinter sich hatten, jedoch noch ohne
Rückfall waren, wurden in diese kleine Studie aufgenommen.
Nach 20 Monaten zeichnete sich bei den geimpften Patientinnen
ein kleiner Vorteil bezüglich der Rückfallfreiheit im Vergleich zur
Kontrollgruppe ab, nach 24 Monaten flachte dieser Vorteil jedoch
ab – war nicht mehr so deutlich (in der Fachsprache „signifikant“).
Eine weitere, größere Studie soll nun zur Klärung des tatsächlichen Nutzens beitragen.
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>> [ Fortsetzung von Seite 3 ]
Rate of breast cancer drops
Schlagzeile aus USA TODAY vom 15. Dezember 2006
Ein Raunen und Staunen ging durch das Auditorium, als Professor Peter Ravdin, Biostatistiker am M. D. Anderson Cancer Center in Houston im US-Staat Texas, einen Tag vor dieser Schlagzeile darauf hinwies, dass im Zeitraum von 2002 bis Ende 2003 in
neun über das ganze Land verteilten Krebsregistern der USA ein
rapider Rückgang von Brustkrebserkrankungen um sieben Prozent zu beobachten war. Am stärksten sank die Anzahl der Neuerkrankungen bei den hormonabhängigen Brustkrebsen in der
Altersgruppe der 50 bis 69-jährigen Frauen, nämlich um zwölf
Prozent.
Was war der Grund dafür?
Dass diese erfreuliche Entwicklung nur auf das MammographieScreening zurückzuführen sein könnte, schloss Peter Ravdin aus,
da die Teilnahme an den Reihenuntersuchungen im Jahr 2003 nur
um 3,2 Prozent angestiegen war. Als viel wahrscheinlicher wird bei
der Suche nach Ursache und Wirkung der im Jahr 2002 um 50
Prozent gesunkene Einsatz der Hormonersatztherapie bei den
US-Amerikanerinnen angesehen. Nachdem die groß angelegte
Women´s Health Initiative Study (WHI-Studie) ein erhöhtes
Brustkrebsrisiko für Frauen, die Hormone eingenommen hatten,
nachgewiesen hatte, brachen viele Frauen und ihre Ärzte die Hormonersatztherapie ab.
Noch müssen diese Daten mit Vorsicht behandelt werden. Erst die
nächsten Jahre werden zeigen, ob sich dieser Trend fortsetzt. Viele
Brusttumore waren zu jenem Zeitpunkt noch nicht sichtbar. Da
nun keine Hormone mehr zugeführt wurden, könnte dies das
Wachstum beeinflusst haben – manche Tumore hörten vielleicht
auf zu wachsen, manche verlangsamten ihr Wachstum. Ein Arzt
wagte sogar die These, manche dieser Tumore würden sogar
schrumpfen und ganz verschwinden. Diese Frauen würden niemals mit Brustkrebs konfrontiert werden.
Es wird spannend, diese Entwicklung weiter zu beobachten.
Keine Bestrahlung nach
brusterhaltender Operation für Frauen über 70?
Weitere neue Studiendaten aus San Antonio betrafen die bisher
übliche Empfehlung, nach brusterhaltender Operation eine Strahlentherapie anzuschließen. Gilt das für jede Altersgruppe?
613 Patientinnen, die älter als 70 Jahre waren, wurden über 8,2
Jahre beobachtet. Der Vorteil einer Bestrahlung war so gering, dass
Dr. Kevin Hughes vom Massachusetts General Hospital eine
gewisse Zurückhaltung bei der Empfehlung von Bestrahlung bei
diesen älteren Patientinnen vorschlug. Das Alter wird künftig ein
wichtiger Faktor bei der Empfehlung von Strahlentherapie sein.
Wenn ein Aromatasehemmer versagt
Obwohl die meisten Brustkrebspatientinnen nach den neuesten
Studienergebnissen aus der vorbeugenden (adjuvanten) Therapie
mit sogenannten ‚non-steroidalen’ Aromatasehemmern (Aromataseinhibitoren - AI´s) Nutzen ziehen, gibt es doch viele Patientinnen, die nach einiger Zeit nicht mehr darauf ansprechen und bei
denen die Krankheit wieder auftritt. Aromatasehemmer setzen an
der Vorstufe der Östrogenbildung an. Sie hemmen die Aromatase,
ein Enzym, das an der Produktion von Östrogen entscheidend
beteiligt ist und verhindern damit die Bildung des Östrogens. Man
unterscheidet die nicht-steroidalen von den steroidalen Aromatasehemmern mit je unterschiedlichen Wirkprinzipien: Erstere
blockieren das Enzym, letztere schalten es dauerhaft aus. Es gibt
nun noch einen etwas anders gestrickten Aromatasehemmer, der
ähnlich wie das Tamoxifen an den Östrogenrezeptor bindet und
damit die Anlegestelle für die Hormone blockiert und sie in einem
zweiten Schritt dann noch abbaut.
Die EFECT-Studie hat überprüft, ob der Einsatz des Wirkstoffs
Fulvestrant, der die Hormone blockiert und dann ausschaltet,
gegenüber Exemestan, einem steroidalen AI, der die Hormone
„nur“ ausschaltet, einen Vorteil für diese Patientinnen aufzeigt. In
beiden Studienarmen haben die Patientinnen gleich viel davon,
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das heißt, es gab keinen klinischen Vorteil für eine dieser Anti-Hormontherapie-Gruppen.
Wer profitiert von Aromatasehemmern – und wer nicht?
Bei mehr als 50 Prozent der Hormonrezeptor-positiven Patientinnen wirken sich Aromatasehemmer nachhaltig vorteilhaft aus.
Aber viele Patientinnen unterziehen sich dieser Anti-Hormontherapie mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen umsonst.
Da es noch keine klinischen und molekularen Marker für das
Ansprechen auf diese Behandlung gibt, sind Studien, wie die von
Professor Serdar E. Bulun von der Northwestern Universität,
unerlässlich. Er und seine Mitarbeiter überprüften Gene hinsichtlich ihres Ansprechens auf Aromatasehemmer und zeigen auf,
dass bestimmte Eiweiß-Stoffe empfindlicher auf diese Medikamente reagieren als andere. Damit könnte künftig die Vorhersagbarkeit verbessert werden, ob eine Patientin von der Behandlung
mit Aromatasehemmern profitieren wird.
Mikrometastase im Sentinel –
müssen alle Lymphknoten entfernt werden?
Nach den aktuellen Leitlinien wird die Entfernung aller Lymphknoten empfohlen, wenn der Wächterlymphknoten (Sentinellymphknoten) eine Metastase aufweist. Dies gilt auch bei kleinsten
Tochtergeschwülsten (sogenannten Mikrometastasen), die nach
der Klassifizierung 0,2 bis 2 Millimeter groß sind. Bereits seit einiger Zeit wird diskutiert, ob der Schaden nicht größer als der Nutzen ist.
Diesem Thema widmete sich in San Antonio Emiel Rutgers vom
Netherlands Cancer Institute. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit
weiterer befallener Lymphknoten bei einer Mikrometastase? In
seinem Vortrag zeigte der niederländische Chirurg Daten, die
belegten, dass ungefähr 19 Prozent der Patientinnen mit kleinsten
Metastasen im Wächterlymphknoten weiteren Lymphknotenbefall
haben werden. Die meisten dieser Metastasen sind dann aber
bereits mit dem bloßen Auge sichtbare Metastasen, sogenannte
Makrometastasen. Nach seinen Erfahrungen, ist die ‚falsch-negative’ Diagnose kleiner als fünf Prozent. Deshalb sollte man bei
Mikrometastasen die Entfernung aller Lymphknoten überdenken.
Weg vom Goldstandard beim „Karzinom vor Ort“?
Wenn ein nicht invasives Milchgangskarzinom – kurz DCIS
genannt - brusterhaltend operiert wurde, ist eine anschließende
Bestrahlung die Regel. Eine Studiengruppe untersuchte nun, ob
bestimmte Patientinnen auf eine Nachbestrahlung verzichten können. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Patientinnen mit einem
geringen oder mittleren Risiko (DCIS nicht größer als 2,5 Zentimeter) auch ohne anschließende Bestrahlung ein geringes Rückfallrisiko haben. Während die großen Studiensensationen ausblieben, ist eine verstärkte Nachdenklichkeit bei einigen Vortragenden
zu spüren. So mahnte die große belgische Brustkrebsforscherin
Martine Piccart-Gebhart bei einem Symposium, in dessen Mittelpunkt Brustkrebstherapien standen, die im Kommen sind, zu
einem verschärftem Blick auf die Sinnhaftigkeit und Kostenexplosion gewisser Behandlungen.
Auch die nachdenklichen Worte von Dennis Slamon, Leiter der
Abteilung für Hämatologie/Onkologie und Professor für Medizin
an der UCLA School of Medicine („We have to rethink what we
are doing“ - Wir müssen unser Handeln überdenken), waren eine
Aufforderung für den gezielteren Einsatz der adjuvanten Chemotherapie. Die zahlreichen Posterpräsentationen (Darstellung von
Studienverläufen und ihren Ergebnissen) machten beim 29.
Brustkrebskongress in San Antonio deutlich, dass noch Vieles in
den ‚Pipelines’ der Labors und forschenden Klinikzentren steckt.
Eines ist aber bereits jetzt schon klar: es wird künftig nicht mehr
nur gefragt werden, wie Brustkrebs behandelt werden kann, sondern auch wie sinnvoll, gezielt und überprüfbar unter Berücksichtigung von Lebensqualität und finanzieller Mittel dieser Erkrankung Einhalt geboten werden kann.
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KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG,
BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS
Nicht der Weg ist das
Ziel – das Ziel ist der Weg
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PFLANZLICHE
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DIE 10. KONSENSUS - KONFERENZ VON ST. GALLEN, SCHWEIZ
[ Doris C. Schmitt ]
aus aller Welt gaben
bei ihrem diesjährigen Treffen in St. Gallen
eine neue Zielrichtung in der Brustkrebstherapie vor:
Der Blick sollte nicht mehr allein auf das
Risiko einer Wiedererkrankung gerichtet
sein, sondern es sollte verstärkt überprüft
werden, ob und wie eine Patientin auf eine
der möglichen Behandlungs-Optionen
ansprechen wird. Dies hätte sich aber noch
nicht überall durchgesetzt, meinte die
Brustkrebsforscherin Professor Martine
Piccart vom Jules Bordet Institute in Brüssel. Sie machte die Notwendigkeit einer
maßgeschneiderten Behandlung an zwei
Beispielen deutlich :
Fall A: 57jährige Patientin mit einem lobulären Mammakarzinom (vom Drüsenläppchen in der Brust ausgehender Tumor),
pT2 (Tumorgröße 2 bis 5 cm), Östrogenund Gestagenrezeptor-positiv, HER2 positiv (der Tumor enthält vermehrt HER2Eiweißstoffe), Grading 1 (ein hochdifferenzierter und somit wenig aggressiver
Tumor),
Ki6 <5% (Eiweißstoff im Tumor, dessen
Menge etwas über die Aggressivität aussagt), ein positiver Lymphknoten
Fall B: Gleichaltrige Patientin mit einem
ductal invasiven Brustkrebs (Tumor geht
von den Milchgängen aus), pT1 (Tumor
ist kleiner als 2cm), beide Hormon-Rezeptoren negativ, Grading 3, Ki6 >60%, kein
Lymphknotenbefall
Bis 2005 hätte die Patientin A die aggressivere Chemotherapie erhalten, da nach den
Leitlinien ein befallener Lymphknoten
diese Behandlung gefordert hätte.
Patientin B hingegen, mit keinem befallenen Lymphknoten, wäre eine weniger
aggressive Therapie empfohlen worden.
Neue Broschüre:
lung in Betracht ziehen. So würde man
Patientin A antihormonell behandeln, entweder Tamoxifen für zwei Jahre und dann
auf einen Aromatasehemmer (AI) wechseln oder gleich von Anfang an einen Aromatasehemmer einsetzen. Patientin B
könnte wegen des Fehlens von Hormonrezeptoren nicht endokrin behandelt werden
und sollte mit einem guten Chemotherapieprogramm, z.B. Anthracycline und
Taxane, versorgt werden.
Misteltherapie
Information für Patienten
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Brustkrebsexperten
Chemotherapie
und
antihormonelle
Behandlung können den Knochen schaden. Frauen mit Brustkrebs haben ein
höheres Risiko von Knochenbrüchen als
gleichaltrige Frauen in den Wechseljahren.
Professor Peyman Hadji von der PhilippsUniversität in Marburg wies darauf hin,
dass die meisten Frakturen schon im Falle
einer Osteopenie, also bei mäßig erniedrigter Knochendichte, und nicht erst bei einer
Osteoporose zu beobachten sind. Studien
belegen bekanntlich, dass Bisphosphonate
das Risiko von Knochendichteverlust reduzieren können.
Die wichtige Frage, ob durch die regelmäßige Einnahme bzw. Infusion von Bisphosphonaten auch Knochenmetastasen verhindert werden können, ist noch nicht eindeutig geklärt. Professor Robert E. Coleman vom Weston Park Hospital verwies
jedoch auf Studien von Professor Paterson
T. Powles und Professor Ingo Diel aus
Mannheim, die zeigen, dass Knochen- und
Organmetastasen durch diese Behandlung
verhindert werden können.
Am letzten Tag fand – wie in St. Gallen
üblich – die Konsensuskonferenz der
renommierten Brustkrebsexperten zu
wichtigen Fragestellungen in der Brustkrebstherapie statt. Die Empfehlungen
werden im Juni im Internet veröffentlicht.
Heute, im Jahr 2007, wird man das Ansprechen des Tumors auf die jeweilige Behand-
arzneimittel gmbh
Hohenzollernstraße 16 · 75177 Pforzheim
Fax 07231 - 358714 · eMail: [email protected]
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
Die Renaissance der Ära der Maßkleider
EIN ÜBERBLICK ÜBER AKTUELLE UND ZUKÜNFTIGE METHODEN DER LABORDIAGNOSTIK
[ Irmi Gallmeier ]
Weitere Info:
www.roche.de/diagnostics/labor/amplichip_cyp450.htm
Die genauen Details der Wirkung von Therapeutika in Zusammenspiel mit der individuellen Konstitution der Patientin werden
erst jetzt allmählich erforscht, genauso wie
die exakte Tumorbiologie, also die Beschaffenheit der Krebszellen. Immer noch sehen
wir nur einen Teil des Ganzen - was sich
dahinter genau verbirgt, kann vielfältig
sein.
Der Blick ins Detail
Diagnostische Methoden haben sich in den
letzten Jahren stark weiterentwickelt. Nicht
nur in der Mammographie wurden durch
Einführung verbesserter digitaler Bildgebung und durch intensivere Schulung und
Spezialisierung der Radiologen massive
Qualitätsfortschritte erzielt, auch die
Labordiagnostik hat sich deutlich verfeinert – auch und gerade bei den klassischen
tumorbiologischen Parametern:
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Hormonrezeptoren
Mittlerweile wird von allen Brusttumoren
die Östrogen- und Progesteron-Empfindlichkeit bestimmt, d.h. wie sehr ein Tumor
durch diese beiden weiblichen Hormone
zum Wachstum angeregt wird (ER steht für
Östrogenrezeptor, PR für Progesteronrezeptor).
In der heutigen Diagnostik wird nicht mehr
nur qualitativ als „positiv“ oder „negativ“
befundet, es sollte zur genaueren Quantifizierung zumindest der sogenannte „IRSScore“, besser der Prozentsatz der Rezeptor-positiven Zellen ermittelt werden.
Antikörper - HER2neu
Der Herceptinrezeptor ist ein Faktor, der
eine Vorhersage treffen lässt über das
Ansprechen einer Therapie mit Trastuzumab (Herceptin®). Dieser Wert wird normalerweise durch Anfärbung (IHC = Immunhistochemie) ermittelt und kann zwischen
0 und 3+ betragen. 0 und 1+ ist dabei als
negativ zu betrachten, 3+ als positiv. Bei
einem Ergebnis von 2+ muss zur Klärung
ein weiterer Test, der sogenannte FISH
(Fluoreszenz in situ Hybridisierung)
gemacht werden. Wenn dieser ein positives
Ergebnis zeigt, ist eine Therapie mit Herceptin® angezeigt.
uPA/PAI1
Dieser sehr empfehlenswerte Test (S.3
Leitlinien Mammakarzinom der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie,
kurz AGO, Level of Evidence 1a, d.h.
höchste Empfehlungsstufe!) ist leider noch
kein Routinetest an Mamma-Pathologien.
Er eignet sich ausschließlich für Frauen
ohne Lymphknotenbefall.
Der Gehalt der beiden Enzyme uPA (Urokinase Plasminogen Aktivator) und PAI1
(Plasminogen Aktivator Inhibitor 1) im
Tumorgewebe gibt eindeutig Aufschluss
darüber, wie hoch das Risiko eines Rückfalls ist. Das bedeutet, dass fundiert entschieden werden kann, ob nach einer ErstOperation im Anschluss eine adjuvante
Chemotherapie notwendig ist oder nicht.
Derzeit erhalten 90% aller Brustkrebspatientinnen nach der Operation eine adjuvante Chemotherapie, nur 30% profitieren
davon – bei den anderen 60 bis 70% der
Nachweis des
Rezeptors HER2
in Brustkrebszellen mit FISH (3+
rot gefärbt die Zellen, grün gefärbt
die Rezeptoren,
die auf den Zellen
sitzen)
(Mit freundlicher Genehmigung der Universitätsklinik Bonn)
Patientinnen wäre eine Strahlentherapie
(plus eventuell antihormonelle Therapie
bei hormonrezeptorpositiven Tumoren)
ausreichend!
Dazu muss Tumorgewebe frisch (z.B. bei
einer Biopsie oder einer Operation) gewonnen werden, der Test ist nicht am Paraffinblock möglich. Krankenkassen übernehmen die Kosten fallweise, für Selbstzahler
kostet der Test knapp 100 Euro (inklusive
Transport des Tumorgewebes an ein Speziallabor).
Weitere Info:
www.femtelle.de
Der Blick in die Zukunft
In den nächsten Jahren erwarten wir
zunehmende Erkenntnisse über die genaue
Beschaffenheit der Tumoren, im Detail
über ihre Aggressivität und ihr Potential zu
[ Foto: Graphik I, Andy Warhol ]
von Brustkrebs auf der Bestimmung des
Rückfall-Risikos. Frauen werden nach klassischen Kriterien (TNM-Klassifizierung,
Alter der Patientin) diagnostiziert und in
Hoch-, Mittel- und Niedrigrisiko-Patientinnen eingeteilt. Unter Berücksichtigung
der Hormonrezeptoren und des HER2neuStatus (das ist die Anzahl bestimmter,
aggressiver Wachstumsantennen auf Brustkrebszellen) wählt man dann die Art der
Therapie und das geeignete Mittel. Der
Erfolg dieser Therapie hängt aber von einer
weitaus größeren Anzahl von Faktoren ab,
die bei jedem Menschen unterschiedlich
sind.
Wer kennt das Thema nicht: Die eine kann
essen, was sie will und wird nicht dick (die
„schlechten Futterverwerter“), der anderen springt schon der Knopf an der Hose
beim Anblick einer Sahnetorte. Das ist nur
bedingt eine Ausrede von „Diätflüchtlingen“, jeder Mensch hat einen sehr individuellen Stoffwechsel. Diese Tatsache lässt
sich gut am Beispiel von Tamoxifen, dem
„Goldstandard“ der antihormonellen Therapie von Brustkrebs, verdeutlichen: dieses
Therapeutikum wird erst durch ein Enzym
im Körper in die wirksame Substanz
umgewandelt. Wenn ein Mensch zuwenig
dieser „Verdauungsenzyme“ hat, wirkt
Tamoxifen nicht, obwohl der Tumor hormonrezeptorpositiv ist. Dieser Enzymdefekt tritt allerdings nur selten auf. Er kann
mit einem Gen-Chip, dem AmpliChip®?
der Firma Roche bestimmt werden. Die
Kosten von ca. 300 Euro müssen dabei
selbst getragen werden.
[ Foto: Graphik 2, HER3+ Zellen ]
Bisher basiert die Gestaltung der Therapie
Tumorforschung ist
immer nur die
Facette eines großen Ganzen.
(Mit freundlicher
Genehmigung von
Laura van´t Veer, Firma
Agendia, NL)
wachsen (= Rezidiv) und sich im Körper
zu verteilen (= Metastase). Ein weiterer
Fokus der Tumorforschung besteht – wie
bereits erwähnt - darin, das Ansprechen
einer Therapie genauer vorauszusagen, als
das bisher möglich ist. Diese Bestimmung
der Therapiewirksamkeit nennt man Therapieprädiktion. Aber all das ist im
Moment noch Zukunftsmusik – umso
wichtiger ist es, wenn möglich einen Teil
des Tumorgewebes für sich aufzubewahren
(am besten gefroren bei Temperaturen
unter –130°C), um sich diese Möglichkeiten der neuen Tumordiagnostik offen zu
halten.
Tipp: Wenn bei Ihnen Tumorgewebe entnommen wird (Stanze oder Operation)
sprechen Sie vor dem Eingriff mit Ihrem
Arzt oder/und dem Pathologen und bitten
Sie ihn, eine Probe für Sie zu verwahren.
Prognose des
Krankheitsverlaufs mit Gen-Tests
Hier führt in den nächsten Jahren kein Weg
an den sogenannten Gen-Tests vorbei. Bei
diesen Tests werden die Gene betrachtet,
die für die Entwicklung der Erkrankung
verantwortlich sind. Noch sind sich die
Wissenschaftler nicht genau einig darüber,
welche Gene im Einzelnen das sind. Aber
>>
KONSTRUKTIV: IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN, DIE LEIDENSCHAFTLICH AM
FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN DEN BRUSTKREBS ARBEITEN
es zeichnet sich deutlich ab, dass die sogenannte „Amsterdam-Signatur“, die 70
Gene identifiziert, die zuverlässigste
Methode sein wird. Diesen Test gibt es
bereits im Handel unter dem Namen
MammaPrint®. Allerdings wird im
Moment noch von der Anwendung dieser
Tests abgeraten, da noch nicht ausreichend
Studiendaten vorliegen. Das gilt genauso
für Testungen anderer Firmen wie den
OncotypeDX® und OnkoChip.
Weitere Info zu MammaPrint®:
www.agendia.de
Biomarker
Es gibt unterschiedlichste Substanzen, die
in der Regel aus dem Blut isoliert werden
und die Auskunft über das Fortschreiten
einer Erkrankung geben können.
Mit den Biomarkern kann man in der
Nachsorge das sogenannte Monitoring, die
Verlaufskontrolle, optimieren – sie eignen
sich als ideale Ergänzung zu den klassischen bildgebenden Nachsorge-Methoden
(Mammographie, MR und PET-CT).
Dazu muss in regelmäßigen Abständen
Blut an ein Speziallabor geschickt werden.
Ein Anstieg des individuellen Biomarkerprofils gibt Hinweis auf ein Fortschreiten
der Erkrankung. Dieser Anstieg hängt
allerdings auch von einer Vielzahl von Faktoren ab, die nichts mit dem Brustkrebs zu
tun haben (z.B. Infektionen, Schwangerschaft, Depressionen etc.) d.h., es kommt
häufig zu falsch positiven Befunden.
Zudem ist die Testung komplex und sollte
nur von erfahrenen Labors mit dem immer
gleichen Testsystem gemacht werden. Bisher werden diese Biomarkerprofile nur im
Rahmen von Studien (kostenlose Teilnahme) erstellt.
Empfehlenswert ist hier die TumormarkerStudie der Labormedizinerin Dr. Petra
Stieber am Klinikum Großhadern/München. Kontakt: [email protected]
Zirkulierende Tumorzellen
Wenn ein Tumor sich ausbreitet, wandern
Krebszellen über die Blutbahn in andere
Organe – beim Brustkrebs sehr häufig ins
Knochenmark. Diese Zellen kann man
mittlerweile sowohl im Blut als auch im
Knochenmark nachweisen. Bisher ist die
Testung noch im sehr experimentellen Stadium und nicht zur Routine-Nachsorge
empfohlen, wiewohl Tumorbiologen sehr
viel Hoffnung auf diesen DiagnostikAnsatz setzen.
Verlaufskontrolle der Erkrankung erscheint
es sinnvoll, jenseits der regelmäßigen
Nachsorge-Untersuchungen an einer Biomarker-Studie teilzunehmen, die eine verfeinerte Nachsorge zulässt. Alle anderen
hier vorgestellten Diagnostikmethoden
befinden sich derzeit noch im experimentellen Stadium – wir werden Sie weiter darüber informieren!
Die Entwicklung in der Brustkrebstherapie
und –nachsorge baut mehr und mehr darauf, über verfeinerte Labordiagnostik die
Therapie individuell und maßgeschneidert
an die Patientin anzupassen: die richtige
Therapie für die richtige Patientin zum
richtigen Zeitpunkt. Die Ära der Maßkleider erlebt eine Renaissance! Wir dürfen
gespannt in die Zukunft blicken.
Lesen Sie dazu auch Ursula GoldmannPosch´s Beiträge auf den Seiten 9 bis 10 und
12 bis 14.
Weitere Info:
www.veridex.com
Kontakt: [email protected]
[ Foto: Eppendorf Deutschland GmbH ]
>> Fortsetzung von Seite 6 ]
Bereits heute Zukunft: Biomarker aus dem Labor
Ausblick
Zusammenfassend ist zu sagen, dass im
Moment bei Diagnose einer Tumorerkrankung der Blick einerseits auf eine vernünftige, zeitgemäße Diagnostik der klassischen
Parameter (Hormonrezeptoren, HER2neu
und uPA/PAI1) gelegt werden soll. In der
FATIGUE
Nach der Chemo: ein Leben aus Blei
[ Inge Bördlein-Wahl ]
Was beeinträchtigt die Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen nach erfolgreicher Behandlung am meisten? Dieser Frage sind
Forscher um den Experten Volker Arndt am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg in einer Untersuchung
mit über 300 betroffenen Frauen nachgegangen: Es ist das Krankheitsbild der Fatigue (chronische Müdigkeit), die das Wohlbefinden am stärksten einschränkt. Abhängig war die Lebensqualität
auch davon, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten war,
wie alt die Frauen bei Diagnose und Therapie waren und ob noch
zusätzliche Erkrankungen vorlagen.
Tumorstadium und Alter der Patientinnen seien nicht beeinflussbar, erklärt der Heidelberger Ursachen- und Krankheitsforscher
(Epidemiologe) in einer DKFZ-Pressemitteilung, wohl aber körperliche Beschwerden wie die Fatigue: „Die Patientinnen fühlen
sich während und noch Monate nach einer Krebsbehandlung über
das normale Maß hinaus erschöpft, antriebslos und niederge-
schlagen“, erfuhr der Wissenschaftler in Gesprächen mit den
Brustkrebspatientinnen. Obwohl viele Betroffene auch lange nach
der Therapie noch unter der belastenden Müdigkeit leiden würden, wüssten Ärzte und die Patientinnen selbst noch zu wenig
davon, beklagen die Wissenschaftler und fordern mehr Aufmerksamkeit für diese Spätfolge bei Brustkrebs: „Um sie wirkungsvoll
behandeln zu können, müsse sie stärker ins Bewusstsein rücken“,
sagt Arndt. Die Ursachen der aus dem Französischen benannten
Fatigue sind noch nicht eindeutig geklärt. Zweifelsfrei besteht ein
Zusammenhang zwischen dem Hämoglobingehalt im Blut und
der bleiernen Müdigkeit, die in der Behandlungsphase häufig
während der Chemotherapie auftritt.
Informationen zur Fatigue beim Krebsinformationsdienst in
Heidelberg (KID) oder unter www.Hb-wert.de oder
Fatigue-Telefon - kostenlos: 0800 - 4 20 30 40
- 7 -
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
8. März 2007 Internationaler Frauentag
Stelldichein der besonderen Art am Internationalen Frauentag in
München. AVON Cosmetics hat in Deutschland seit 2002 mehr
als eine Million Euro für den Kampf gegen Brustkrebs gesammelt. Dieses Geld wird direkt an Brustkrebsorganisationen oder
Fachgesellschaften wie die Deutsche Krebsgesellschaft weitergeleitet. Für das seit 2002 existierende „Projekt mamazone –Mobil“
erhält die Initiatorin des Projektes Ursula Goldmann-Posch (links
im Bild) zusammen mit Vorstandsmitglied Ulli Kappler (rechts)
von AVON-Geschäftsführerin Deutschland und Brustkrebs-Botschafterin Anna Segatti (Bildmitte) jährlich einen Scheck in Höhe
von 25.000 Euro.
Frech und informativ
zugleich ist der mamazoneStand, wie er sich am
8. März 2007 zum Internationalen Frauentag in Neufahrn
bei München in der AVONCafeteria den Betriebsangehörigen präsentierte.
Avon Deutschland beschäftigt in der Zentrale im
Münchner Norden (Neufahrn)
rund 1.500 Mitarbeiter.
So fing alles an mit
dem mamazoneMobil: Ursula Goldmann-Posch (re.)
hatte den Firmen
AVON und Janssen
Cilag (Orthobiotech)
den Projektvorschlag
eines mamazoneInfoautos unterbreitet, das in Sachen
Früherkennung mit je
einem renommierten
Referenten, einem
Info-Stand und jeder
Menge Anschauungsmaterial zum
Thema überland fahren und dort informieren soll, wo wenig Information ist. Die mamazone-Gründerin gewann
den Projekt-Wettbewerb und holte für die Frauen von mamazone und in mamazone einen
neuen, umweltschonenden Fiat MULTIPLA an den Hauptsitz des Vereins, nach Augsburg.
Kneipp-Kur gegen Hitzewallungen
[ Inge Bördlein-Wahl ]
Heidelberg. Bei Frauen mit Brustkrebs, die eine antihormonelle Therapie erhalten, sind Hitzewallungen häufiger und
verlaufen schwerer als bei gesunden Frauen in den Wechseljahren. Das weiß man aus verschiedenen Untersuchungen.
Eine Hormontherapie ist wegen des Rückfallrisikos bei hormonabhängigen Tumoren aber nicht möglich. Was tun?
Kneipp’sche Wasserkuren werden bei Wechseljahresbeschwerden schon seit langem angewendet. Jetzt soll ihre Wirksamkeit auch bei Krebspatientinen durch eine Studie wissenschaftlich belegt werden, die an der "Ambulanz für Naturheilkunde und Integrative Medizin" der Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg läuft. Teilnehmen können Frauen mit Brustkrebs, die ihre Behandlung mit
Operation, Bestrahlung und Chemotherapie bereits abgeschlossen haben und unter Wechseljahresbeschwerden leiden.
In einem Zeitraum von zwölf Wochen sollen sie nach vorheriger Anleitung täglich zwei bis fünf Kneipp’sche Wasserbäder zu Hause
anwenden. Dies kann mit Waschen und Wassergüssen über dem Waschbecken oder in der Bade- bzw. Duschwanne geschehen. Für Fußbäder genügt ein großer Eimer.
Die Patientinnen führen ein Tagebuch über die Beschwerden und die Anwendungen. Die Hormonwerte werden regelmäßig mit Speichelproben gemessen und zwar vor Studienbeginn sowie nach drei bzw. sechs Monaten. Das Befinden der Frauen wird mit Fragebögen
und telefonisch abgefragt. Ansonsten gibt es Telefonkontakte und eine schriftliche Nachbefragung.
Wer an der Studie teilnehmen will, sollte zweimal vor Studienbeginn sowie nach zwölf und 24 Wochen in der Naturheilkundeambulanz
der Universität Heidelberg vorstellig werden.
Eine Mitbetreuung durch den behandelnden Frauenarzt ist möglich, sodass auch Patientinnen außerhalb Heidelbergs an der Studie teilnehmen können.
Kontakt unter: 06221-56 83 23 (Anrufbeantworter) oder Fax 06221-56 54 33.
- 8 -
KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS
PONS – Patienten Orientierte NachSorge
UND SO SIEHT DIE PERSPEKTIVE DER PATIENTINNEN WIRKLICH AUS
[ Ursula Goldmann-Posch]
Nicht alle Frauen der 360.000 Frauen mit
Brustkrebs in der Nachsorge haben genaue
Vorstellungen von dem, was der Zeitraum
nach Abschluss der Erstbehandlung von
Brustkrebs ist und was er sein sollte. Unbekannt ist vielen Frauen auch der Wandel,
den die Nachsorge in den letzten dreizehn
Jahren erfahren hat: vom programmierten,
apparativen Metastasen-Screening zu einer
möglichen medizinischen Intervention
beim Auftreten erster Beschwerden.
Entsprechend sind auch die Erwartungen
von Patientinnen an ihre Nachsorge stark
von ihren jeweiligen Informationsquellen
bestimmt: Die einen möchten die
Erkrankung erfolgreich verdrängen,
was legitim und für manche Frauen
überlebensnotwendig ist. Die anderen
wollen maximale Sicherheit und Kontrolle, um einen möglichen Rückfall im
Keim zu erkennen. Die anderen möchten eine ihrem Risiko angepasste Nachsorge. Aber – und dies zeigten mehrere
Umfragen der Verfasserin dieses Beitrags
während ihrer Tätigkeit im Vorstand von
mamazone e.V. anlässlich der von ihr
begründeten Jahreskongresse „Projekt
Diplompatientin 2000 bis 2006“ – keine
Patientin möchte erst auf Symptome
warten. So waren bereits im Jahr 2002 von
den damals befragten 107 Teilnehmerinnen
am Patientinnen-Kongress rund 60 Prozent (genauer gesagt 54,2 Prozent) mit
ihrer Nachsorge „unzufrieden“. In den
darauf folgenden Jahren war eine kontinuierliche Zunahme des Unbehagens mit der
„alten“ Nachsorge zu verzeichnen.
Minimale Restkrankheit –
eine Inkubationszeit
Die derzeitige Nachsorge-Praxis übersieht,
dass Brustkrebs vielfach bereits im Keim
eine chronische Erkrankung mit persistierenden (verbleibenden) Tumorzellen im
Knochenmark (Minimale Restkrankheit) ist,
die eine lange „Inkubationszeit“ haben, bis
zu dem Moment, wo sie als Metastasen
offenkundig werden.
Erste Beweise für den Nutzen einer „zweiten“ und „dritten adjuvanten Therapie“
liefern die Daten der neuen Aromatasehemmer-Studien ATAC, MA-17 und IES
031. Angesichts des Erfolges sequentieller
endokriner Langzeittherapien bei hormonsensiblen Brustkrebszellen, liegt die
Annahme nahe, dass auch Frauen mit
rezeptornegativem Brustkrebs in der langen Zeit der „Nachsorge“ von Langzeittherapien oder sequenziellen Therapiewiederholungen (Antikörper, Bisphosphonate, orale Low-Dose-Chemotherapeutika)
profitieren könnten.
So stellt der diagnostische und therapeutische Wandel im Zeitalter der Molekularmedizin den Begriff „Nachsorge“ selbst in
Frage und damit auch seine bisherige Praxis. Die offenen Fragen müssen im
Interesse der Patientinnen durch eine
große prospektive multizentrische Studie beantwortet werden.
Einige wenige ärztliche und wissenschaftliche Mitstreiter stehen offen auf der Seite
der Patientinnen, wenn es um die Forderung nach einer neuen Nachsorgestudie
In einer erneuten, von der Autorin dieses Berichts initiierten und
dann um mehrere ärztliche Kooperationspartner sowie um die
AOK Rheinland/Hamburg ausgeweiteten bundesweiten „Umfrage
Nachsorge“, - diesmal aus der Perspektive organisierter und nichtorganisierter, kompetenter und nicht am Thema interessierter
Brustkrebspatientinnen im Februar 2005, - zeigte sich ebenfalls ein
eindeutiges Votum. Trotz aller Unterschiedlichkeit des Engagements wurde aus den Antworten von 801 von insgesamt angeschriebenen 2.658 Patientinnen in ganz Deutschland deutlich, dass
rund 50 Prozent (genauer gesagt 47,8 Prozent) der in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossenen Frauen mit Brustkrebs mehr
Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren in ihre Brustkrebsnachsorge integriert haben wollen. Diese Auffassung teilen
aber auch ein Drittel der nicht organisierten, vermutlich weniger
informierten Frauen (genau gesagt 32,9 Prozent).
FAZIT: Der kollektive Wunsch von Frauen mit Brustkrebs – so
zeigen es die Daten dieser Umfrage – nach mehr Sicherheit,
Geborgenheit und Fürsorge ist so groß, dass rund 75 Prozent aller
Frauen mit Brustkrebs sich sogar weigern würden, an einer randomisierten, das heißt vom Vergleich her gesteuerten „Neuen Nachsorge-Studie“ teilzunehmen: eine Klinische Studie also, die eine
Gruppe der Frauen dazu „verdammen“ würde, zur bisher
üblichen symptomorientierten Nachsorge-Kontrollgruppe zu
geht. Darunter der Onkologe PD Dr. Volker Heinemann, III. Medizinische Klinik
im Uni-Klinikum Großhadern, München,
die Laborärztin Dr. Petra Stieber, Leiterin
des Forschungsbereichs „Onkologische
Labordiagnostik“ am Institut für Klinische
Chemie, Uni-Klinikum Großhadern, München, der Nuklearmediziner Professor
Richard P. Baum, Chefarzt des PET-Zentrums, Zentralklinik Bad Berka, Professor
Michael Untch, Chefarzt der Frauenklinik
am interdisziplinären Brustzentrum Helios
Klinikum Berlin-Buch sowie der Onkologie-Professor Siegfried Seeber, Direktor
der Inneren Klinik für Tumorforschung,
Essen.
Derzeitige Nachsorge veraltet
Die derzeitige Nachsorge-Praxis ist nach
Überzeugung der Professoren Heinemann
und Seeber „völlig überholt und zudem
ethisch nicht gerechtfertigt“ (Seeber) und
„völlig veraltet“ (Heinemann).
Denn: „Es mehren sich die Fälle, dass
Patientinnen mit Leber- oder LungenMetastasen lange überleben können“, sagt
der international bekannte Experte. Voraussetzung sei, dass die Metastasierung
frühzeitig erkannt und umgehend mit einer
für jede Patientin maßgeschneiderten
Tumortherapie durch Spezialisten auch
außerhalb zugelassener starrer Behandlungsregime angegangen werde. Dabei verweist er auf Untersuchungen im Ausland,
etwa am M.D. Anderson Hospital in
Houston, aber auch auf seine eigenen
Erfahrungen am Tumorzentrum in Essen. >>
gehören, während die andere Studiengruppe möglicherweise von
einer intensivierteren Nachsorge profitieren würde.
Kein Wunder,
dass 80 Prozent aller befragten Patientinnen als
Grund für ihre Entscheidung, eine intensivere Nachbetreuung vorzuziehen, angeben, dass sie sich dadurch „sicherer“ und „besser
aufgehoben“ fühlten. Symptomatisch für die Not vieler Frauen
nach Brustkrebs sind zwei Äußerungen von nicht-organisierten,
„genuinen“ Patientinnen, die der Autorin dieser Zeilen jeweils am
5. Februar 2007 und 23. März 2007 folgende Zeilen schrieb:
„...Des Weiteren habe ich Probleme in der Diskussion mit
meinem Brustkrebszentrum (das Zentrum wurde genannt
Anm. d. Red.), was die Nachsorge angeht ("bei Metastasen
kann man eh nichts mehr machen.... besser sie leben möglichst lange gesund" ... ). Ich kann damit im Moment sehr
schlecht umgehen.
Wenn meine Nachsorge nicht für mich sorgfältig und ordentlich geregelt ist, kann ich auch nicht loslassen. Wohin kann
ich mich wenden? Für Auskünfte wäre ich sehr dankbar“.
Den zweiten Brief einer 75jährigen Patientin mit Brustkrebs lesen Sie auf Seite 10
- 9 -
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
>> [ Fortsetzung von Seite 9 ]
Nun kommt PONS in die zweite Phase
Die charismatische Labormedizinerin Dr.
Petra Stieber, Klinikum-Großhadern hat in
Zusammenarbeit mit den Professoren Volker Heinemann (Onkologie) und Michael
Untch (heute Helios Klinikum BerlinBuch) in unterschiedlichen Phasen das
Konzept für PONS – die Patienten Orientierte NachSorgestudie – konzipiert.
Nach einer ermutigenden Pilotstudie mit
900 Frauen nach Brustkrebs konnte die
Logistik und die Sensitivität der Labordiagnostik – Basis der Großstudie – erfolgreich evaluiert werden. Nun kommt PONS
in die zweite Phase. Die Studie soll über
fünf Jahre angelegt sein und rund 5000
Patientinnen zur Teilnahme einladen. Eine
Zahl, die kein Problem sein dürfte, in
Anbetracht der zahlreichen Anfragen, die
bei den Kooperationspartnern dieses
Mammutunternehmens täglich eingehen.
Die Finanzierung der Studie PONS (fünf
Millionen Euro) muss in den nächsten
sechs Monaten auf soliden Beinen stehen.
Helfen auch Sie mit, PONS (www.stiftungpons.de in Gründung) Wirklichkeit werden
zu lassen und Frauen in der unsicheren
Zeit nach Brustkrebs eine Neue Patienten
Orientierte NachSorge zu ermöglichen.
(Lesen Sie dazu auch „Zwölf Forderungen an
eine Leitlinie Neue Nachsorge“ auf Seite 12)
Spenden Sie für die Stiftung PONS
und eine neue Nachsorge-Studie.
360.000 Frauen nach Brustkrebs in
Deutschland werden es Ihnen danken.
Spendenkonto mamazone – Frauen
und Forschung gegen Brustkrebs e.V.
(Projekt: PONS)
Stadtsparkasse Augsburg
Kto 076760
BLZ 720 500 00
JULIANE IST ÜBERALL IN DEUTSCHLAND:
„Man sagte mir, ich sollte froh sein, schon
so alt zu sein, denn bei jüngeren Frauen sei
es viel schlimmer“
Brief einer 75jährigen Frau mit Brustkrebs am 23. März 2007. Einen Brief, wie den der Juliane B. (alle
Namen und Orte geändert. Daten liegen der NL-Redaktion vor), könnten viele Frauen mit Brustkrebs in
Deutschland geschrieben haben. Und immer wieder neu schreiben. Jeden Tag. Ganz neu. Und ganz erschütternd. Juliane in Deutschland ist überall.
Sehr geehrte Frau Goldmann-Posch,
Mitte Juli 2005 wurde bei mir Brustkrebs festgestellt. Ich bekam eine Überweisung für das Brustzentrum
Kleinhausen. Es wurde eine Biopsie gemacht. Ich erfuhr, dass ich leider ein bösartiges Karzinom habe
und bekam einen OP-Termin zum 28. Juli. Ich wurde brusterhaltend operiert. Nach fünf Tagen eröffnete
man mir, dass ich ein zweites Mal unter das Messer muss. Mir wurden elf Lymphknoten entfernt. Der
Sentinel-Lymphknoten hatte eine 1,9 Millimeter große Mikrometastase. Alle anderen Lymphknoten
waren frei. Der Tumor hatte eine Gesamtgröße von 2,1 Zentimetern.
Der Entlassungsbericht war sehr merkwürdig. Ich bin jetzt 75 Jahre alt. Bei der Operation war ich 73
Jahre. Man sagte mir, ich sollte froh sein, schon so alt zu sein, denn bei jüngern Frauen sei es viel schlimmer. Diese Aussage hat mich regelrecht umgehauen. Da ich schon 73 bin, und noch so fit, wolle man mir
eine Chemotherapie anbieten. Man fragte mich kurz und knapp: „Wollen Sie oder wollen Sie nicht?“ Ich
sagte: „Ich brauche drei Tage Bedenkzeit“. Daraufhin wollte man mir meine statistische Lebenserwartung
mitteilen. Darüber war ich so empört, dass ich sagte, das wüsste ich schon selbst. Damit war die Unterredung, bzw. das Entlassungsgespräch beendet. Ich habe es bis heute nicht verarbeiten können, dass ich mit
solchen rüden Allgemeinplätzen abgefertigt wurde.
Meine Gynäkologin gab mir Kopien der Arzt- und OP-Berichte. Ich bat um Aufklärung. Sie sagte mir,
ich hätte gute Chancen. Ansonsten soll ich positiv denken und mich nicht soviel mit meiner Krankheit
beschäftigen. Ich sollte alles machen, woran ich Freude hätte. Nach der Chemotherapie bekam ich 25
Bestrahlungen und danach eine Anschluss-Heilbehandlung. In der Reha-Klinik traf ich auf einen sehr
netten Arzt, der mir in die Entlassungspapiere eine Empfehlung für den Antikörper „Herceptin“ gab.
Eine Mitpatientin empfahl mir mamazones „Über-Lebensbuch Brustkrebs“. Ich habe es mir beschafft
und studiert. Als ich erfuhr, dass es inzwischen eine dritte Auflage gibt, habe ich mir auch die gekauft
und auch ständig gelesen. Dadurch weiß ich nun endlich, was ich wirklich für einen Brustkrebs habe. Ich
bekomme jetzt ein Jahr lang eine Herceptin-(Trastuzumab)-Infusion als Monotherapie alle drei Wochen.
Von Juni 2006 bis Juni 2007. Danach ist dann Sense mit der medikamentösen Therapie. Ich habe in
Ihrem Buch über das PET-CT gelesen und habe mir diese Ganzkörper-Untersuchung im Sommer 2006
auf eigene Kosten machen lassen.
Ich war vor einer Woche beim Onkologen zur Nachsorge. Er hat mir nun Vieles gesagt, was ich vermutet
habe und bisher nicht wusste: ich habe eine Form von Brustkrebs, an der sonst nur jüngere Frauen leiden.
Bei mir ist das eine Ausnahmeerscheinung. Man hat keine Erfahrungen und Erkenntnisse darüber. Ich
sei ein Sonderfall und falle durch die Roste. Es gibt keine Studien und keine Erkenntnisse und Erfahrungen für Frauen über 70! Denn meine Hormonrezeptoren Östrogen und Progesteron sind negativ, ich habe
eine deutliche Überexpression von HER2neu 3+-Rezeptoren, und die Proliferationsfraktion Ki67 der
Tumorzellen beträgt bei mir 35 Prozent. Auf deutsch gesagt: meine Tumorformel ist hochaggressiv - nämlich pT2, pN1rni (sn) 1/11, G3, L0,V0, R0. Im Klartext des Krebses bedeutet das, dass ich ein hohes
Rückfallrisiko habe. Ausser Herceptin gibt es keine Medikamente für mich. Und Herceptin wird nur für
ein Jahr verordnet. Es ist ein sehr teuerer Antikörper, der ungefähr 20 000 Euro kosten soll. Dies sind
nur die Fakten, und damit muß ich leben. Auf meine Frage, was passiert, wenn erst mal Metastasen kommen, gibt es nur Schulterzucken und ausweichende Antworten. Ich habe gefragt, ob ich meine Tumormarker in einer vierteljährlichen Blutprobe untersuchen lassen soll. Aber - das wurde abgetan als nutzlos. Sie
sagten nichts aus und änderten auch nichts an der Tatsache. Also kann ich nur auf meinen Tod warten,
ohne dass ich vorher noch eine Therapie bekäme. Das PET-CT wurde gar nicht beachtet. Man sagte mir,
für die 1000 Euro hätte ich lieber eine Reise machen sollen!
Ich gebe den Kampf gegen den Krebs nicht auf, ich werde kämpfen bis zum Schluss, gegen den Feind in
meinem Körper. Nun befasse ich mich mit biologischer Krebsabwehr. Ich besuche alle Vorträge, von denen
ich durch Presse und Fernsehen erfahre. Biologische Krebsabwehr wird von den Ärzten abgelehnt. Es
schadet nicht, es nützt aber auch nichts. Ein Nutzen in klinischen Studien ist bisher noch nicht erwiesen,
sagen sie immer, wenn ich danach frage. Aber ich klammere mich an jeden Strohhalm. Ich habe soviel
durchgemacht in meinem Leben. Krieg, Bombenterror,Verschickung in die Tschechei, Flucht nach Bayern
im April 1945 im Viehwaggon.Tieffliegerangriffe auf den Zug, auf uns Kinder. Der Lokomotivführer ist
geflohen.Wir mußten zu Fuß nachts laufen, jeden Tag 20 Kilometer. Am Tage kamen die Tiefflieger. Um
nicht zu verhungern, mussten wir betteln gehen. Manchmal wurden Hunde auf uns gehetzt. Bauern
mussten uns in Bayern aufnehmen. 1946 kamen wir nach Hannover zurück. Unsere Wohnung war halb
verbrannt.Wir haben darin gehaust. Ohne Fenster, die waren mit Brettern venagelt. Und meine Mutter
musste als Trümmerfrau Steine klopfen, um Lebensmittelmarken zu bekommen. Wir haben gehungert
und gefroren. Es gab nichts.
All dies habe ich überstanden. Und nun gebe ich auch nicht auf und kämpfe ums Weiterleben.
Ich danke Ihnen für Ihr hervorragendes Buch. Es hat mir die Augen geöffnet und mir Kraft und Hoffnung gegeben. Danke, dass ich mich an Sie wenden durfte, und dass Sie meinen Brief gelesen haben. Ich
bin jetzt ganz ratlos, was ich machen soll.
Es grüßt Sie herzlichst
- 10 -
Juliane B.
KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG,
BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS
Lapatinib- weiterer
Hoffnungsträger für HER2-positive Frauen
[ Heide Preuß, Inge Bördlein-Wahl ]
Für Frauen mit einem Her2neu positiven Brustkrebs gibt
es eine neue, vielversprechende Therapieoption. Der Wirkstoff Lapatinib bremst das
Wachstum der HER2-positiven Brustkrebszellen gleich
auf zwei Wegen. Er blockiert
die Wachstumsaktivität von
zwei unterschiedlichen Antennen auf den Tumorzellen:
nämlich erbB1und erbB2.
(erbB1und erbB2 ist eine
andere Bezeichnung für
HER1 oder HER2-neu)
Ein zweites Plus: Lapatinib
kann als Tablette eingenommen werden, ist schnell wirksam und überwindet als „kleines Molekül“ die Blut-HirnSchranke, das heißt, es ist auch
bei Hirnmetastasen wirksam.
Erste Studien mit dem Wirkstoff haben ermutigende
Ergebnisse gezeigt. Ob man
ihn nun Frauen mit HER2neu positivem Brustkrebs von
Anfang an als alleinige Antikörpertherapie gegeben hat
oder ihn alleine bzw. in Kombination mit dem Antikörper
Trastuzumab eingesetzt hat,
nachdem dessen Wirkung versagte.
Bei etwa 15 bis 30 Prozent
aller invasiven Mammakarzinome findet man eine vermehrte Bildung des Wachstumsantreibers ErbB2 auf den
Tumorzellen. Über den ErbSignalweg - vermittelt durch
bestimmte Enzyme namens
Tyrosinkinase-Rezeptoren wird eine Signalkaskade angestoßen, die im Zellkern zu
einer erhöhten Teilungsaktivität führt. Es gibt mehrere
Wege, in diese fatale Wachstumskaskade der Tumorzellen
einzugreifen. Einer davon ist,
den Tyrosinkinase-Rezeptor
durch ein kleines Molekül
(„small molecule“) zu hemmen. Lapatinib ist solch ein
„small molecule“ und bislang
der einzige Wirkstoff mit zweifacher Erb1- und Erb2-Blokkade.
30 Prozent Rückbildung
Bei HER2-positivem metastasiertem
Mammakarzinom
bewirkte Lapatinib in klinischen Studien in 30 Prozent
der Fälle eine objektive
Tumorrückbildung.
Für Lapatinib in Kombination
mit dem Chemotherapeutikum Capecitabin wurde bei
der europäischen Arzneimittel-Zulassungsbehörde
(EMEA) der Antrag auf
Zulassung eingereicht. Lapatinib soll bei fortgeschrittenem
oder metastasiertem ErbB2
(HER2)-positivem Brustkrebs
bei Patientinnen zum Einsatz
kommen, die bereits eine
andere Therapie – einschließlich Trastuzumab – erhalten
haben. Mit der Zulassung des
neuen Wirkstoffs ist nicht vor
Ende dieses/Anfang nächsten
Jahres zu rechnen.
Für den Zulassungsantrag
wurde die Zwischenanalyse
einer internationalen, multizentrischen Phase III Studie
mit 324 Patientinnen herangezogen, die an fortgeschrittenem oder metastasiertem
Brustkrebs mit vermehrter
ErbB2-Bildung
auf
den
Tumorzellen litten und deren
Erkrankung trotz der Behandlung mit Trastuzumab und
anderen Krebsarzneimitteln
weiter fortgeschritten war.
Diese Patientinnen wurden in
zwei Gruppen aufgeteilt und
entweder mit Lapatinib und
Capecitabin oder nur mit
Capecitabin behandelt. In der
Zulassungsstudie verdoppelte
sich nahezu die durchschnittliche Zeit bis zum erneuten
Tumorwachstum durch die
kombinierte Behandlung mit
Lapatinib und Capecitabin im
Vergleich zu Capecitabin
allein. Der Unterschied war
deutlich, also in der Fachsprache signifikant.
Grundsätzlich wurde der
Wirkstoff in dieser Studie gut
vertragen. Die häufigsten
Nebenwirkungen während der
Therapie mit Lapatinib plus
Capecitabin betrafen das
Magen-Darm-System
(Durchfall, Übelkeit und
Erbrechen) oder die Haut
(Hand-Fuß-Syndrom
und
Hautausschlag).
„Diese wichtigen Daten sind
ein erneuter Beweis für das
Potenzial von Lapatinib als
effektive Behandlungsoption
für Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs“, sagt Dr.
David Cameron von der Universität Edinburgh, der CoLeiter dieser Studie.
Die TEACH-Studie
Jetzt soll die Wirkung von
Lapatinib als erste Behandlungsoption nach Operation
und Chemotherapie, also in
der adjuvanten Therapie
gegenüber einem Placebo in
einer
weiteren
Studie
(TEACH-Studie) überprüft
werden. Teilnehmen können
Frauen mit HER2/neu-positiven Mammakarzinomen in
den Stadien I bis II-Ib, die
keine Fernmetastasen haben.
Die Frauen müssen durch die
übliche Therapie (OP, Chemotherapie) krankheitsfrei geworden sein.
Weitere Infos:
www.brustkrebs-studien.com
Ein interessantes mamazone-Projekt:
Wie sag ich’s meinem Doc? Das selbstbewusste Gespräch mit dem Arzt
[ Doris C. Schmitt ]
Brustkrebspatientinnen,
die sich gegenüber den behandelnden
Ärzten als gleichwertige Gesprächspartnerinnen empfinden und
die Regeln einer selbstbewussten Gesprächsführung anwenden
können, bewältigen ihre Erkrankung besser und haben wahrscheinlich auch Überlebensvorteile.
Gerade Risikopatientinnen müssen die für sie richtige Therapie
selbstbewusst einfordern. Eine partnerorientierte Kommunikation
ist wichtig, damit Brustkrebspatientinnen von ihrem Arzt umfassend über die Vor- und Nachteile von Medikamenten informiert
werden. Denn nur, wenn Patientinnen auch von ihren Behandlungen überzeugt sind, halten sie die verordnete Therapie ein.
Das Kommunikations- und Kompetenztraining für Brustkrebspatientinnen soll die Teilnehmerinnen befähigen, auf gleicher Augenhöhe mit ihren Ärzten zu kommunizieren.
Leiterin ist mamazone-Vorstandsmitglied Doris C. Schmitt, die
als Brustkrebspatientin im Verlauf ihrer Erkrankung selbst erfahren
hat, wie wichtig es ist, nicht nur dem Arzt die Verantwortung für die
notwendige Therapie zu überlassen.
In dem 2004 ins Leben gerufenen mamazone-Projekt lernen die
Teilnehmerinnen, sich auf das Arztgespräch vorzubereiten und Störungen im Dialog zwischen Arzt und Patientin offen anzusprechen.
Sie erarbeiten in Übungen und Rollenspielen blockierende und fördernde Verhaltensweisen im Ausdrucksverhalten und im Gespräch
mit den oft hilflosen Helfern.
Termine siehe Seite 25
- 11 -
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
ZWÖLF FORDERUNGEN FÜR EINE „NEUE LEITLINIE NACHSORGE“
Von der sorglosen Fürsorglosigkeit in der Nachsorge
DAS PLÄDOYER EINER PATIENTIN FÜR 360.000 FRAUEN NACH BRUSTKREBS IN DEUTSCHLAND
[ Ursula Goldmann-Posch ]
In Zusammenarbeit mit (alphabetisch):
Prof. Dr. med. Richard P. Baum,
[email protected]
Prof. Dr. med. Volker Heinemann,
[email protected]
Dr. med. Petra Stieber,
[email protected]
Prof. Dr. med. Siegfried Seeber,
[email protected]
Prof. Dr. med. Michael Untch,
[email protected]
…und mit klinisch und wissenschaftlich tätigen Ärzten und
vielen organisierten und nicht-organisierten Patientinnen in
Deutschland und Österreich.
DIE SITUATION:
Gemeinsam mit ausgewählten Kooperationspartnern in Klinik und
Forschung fordern immer mehr Brustkrebspatientinnen in Deutschland mit Nachdruck ein Umdenken in der geltenden Brustkrebsnachsorge.
Das bestehende, ausschließlich auf Symptome „programmierte“
Nachuntersuchungs-Konzept für die rund 360.000 in Deutschland
lebenden Frauen mit Brustkrebs nach Abschluss ihrer Erstbehandlung, geht mit den Rückfallrisiken von Patientinnen nicht so Evidenz
basiert um, wie es die Lebensbedrohlichkeit dieser Erkrankung
erfordern würde. Weil es keine neueren Studiendaten gibt als zwei
italienische Studien von 1994 (1)(2), wurde weltweit das immer
noch gültige Nachsorge-Paket „light“ auch nach seiner Aktualisierung nicht eben „gewichtiger“ geschnürt: die deutsche Nachsorge-Leitlinie 2006 wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie/AGO (www.ago-online.de) und die amerikanische Nachsorge-Leitlinie 2006 durch die Fachgesellschaft American
Society of Clinical Oncology/ASCO (www.asco.org/guidelines/
breastfollowup) überarbeitet und neu bestätigt.
Das Alte ist 13 Jahre alt und heißt GIVIO
Es blieb vorwiegend alles beim Alten. Und das Alte ist 13 Jahre alt
und heißt – wie die beiden aus Italien stammenden Nachsorge-Studiengruppen – GIVIO und Del Turco. Im Vergleich zu den heutigen
Möglichkeiten der Früherkennung und Behandlung eines Rückfalls
hinkt das Konzept dieser beiden Studien um 13 Jahre hinterher.
Standard der geltenden, sogenannten symptomorientierten Nachsorge 2007 ist lediglich das ärztliche Gespräch, die regelmäßige
Mammografie der betroffenen und anderen Brust, das Abhören und
Abklopfen des Oberkörpers sowie der Wirbelsäule (3). Die Nachsorge muss so lange so fürsorglos bleiben, ehe nicht klinische Studien bewiesen haben, dass es eine sinnvollere Überwachung und
Intervention für Frauen nach Brustkrebs gibt, was sich viele Patientinnen und viele Ärzte wünschten.
Metastasen im Kindergartenalter
Doch bis zum Beweis des Gegenteils – der dringend ansteht, aber leider immer noch nicht durch eine Klinische Studie erbracht wird lautet das Leitlinien-Credo der gynäkologischen und onkologischen Fachgesellschaften: es ist gleichgültig, ja nutzlos und
vielleicht sogar schädlich und belastend, wenn Metastasen bereits im
Kindergartenalter entdeckt werden. Denn, wer sich einen metastasenträchtigen Brustkrebs eingefangen hat, hatte diesen bereits von
- 12 -
Anfang an. Und dieser Brustkrebs heißt zwar Brustkrebs, sitzt aber
nicht in der Brust, sondern von Anfang an überall im Körper herum
und lauert nur auf den richtigen Moment, den zweiten Zuschlag bei
seiner Wirtin landen zu können.
Deshalb sei eine intensivierte Nachsorge – nach heutigen Erkenntnissen – müßig und ändere nichts an den Überlebenszeiten der
Frauen. Eine aufwändige Metastasen-Suche würde nur den Moment
der schockierenden Entdeckung von gestreuten Brustkrebszellen
vorverlegen.
Schade – denn bereits heute gibt es klassische und gut untersuchte
Labortests mit den traditionellen tumorassoziierten Antigenen CEA
und CA-15-3 (sogenannte „Tumormarker“) sowie innovative Blutuntersuchungen auf molekularer Grundlage (disseminierte
Tumorzellen), moderne bildgebende Methoden wie den Hochfrequenz-Ultraschall, die Ganzkörper-Kernspin-Tomographie, das
Computer-Tomogramm in Verbindung mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Und dennoch fällt die Suche nach einem
möglichen Rückfall bei Frauen mit Brustkrebs spärlich - jedoch
leitliniengerecht – aus.
Doch wie moralisch ist es, Frauen mit einer
dreizehn Jahre alten wissenschaftlichen Evidenz in einer
Nachsorge verharren zu lassen, die nicht fürsorglich ist?
Was sind das für Leitlinien, die Nachsorgeärzten nahelegen, sie sollten erst dann mit bildgebenden Verfahren in Aktion treten, wenn bei
Frauen nach Brustkrebs ein deutliches Unwohlsein wie etwa eine
geschwollene Leber, Knochenschmerzen, Knochenbrüche, Atemnot
oder Husten vorliegen? Je nach Krankenkassenstatus der Patientin
dürfen dann klassische bis modernste Apparate angeworfen werden.
Das wollen und können Frauen mit Brustkrebs nicht mehr
länger ertragen und mittragen.
Natürlich gibt es nicht nur das Recht auf Früherkennung eines
Rückfalls. Es gibt auch den berechtigten Wunsch einer vollständig
von ihrem Arzt aufgeklärten Patientin, nichts mehr von ihrem
Brustkrebs wissen, hören und schon gar nicht sehen zu wollen. Doch
diesen Wunsch verspüren – so die erst teilweise veröffentlichten
Antworten von rund 900 deutschen Brustkrebspatientinnen aus
einer großen Nachsorge-Umfrage (4) – lediglich zehn Prozent der
nicht-organisierten Patientinnen. Bei den in einer Selbsthilfegruppe
organisierten Frauen mit Brustkrebs wollten nur fünf Prozent mit
weiteren Nachsorgemaßnahmen nicht behelligt werden. Lesen Sie
dazu auch unsere Kästen auf den Seiten 9 und 10.
Sind Metastasen im Anfangsstadium besser in den Griff zu
kriegen?
Ein allgemeines – und weltweit durch zahlreiche Einzelfall-Beschreibungen von Langzeitüberlebenden mit Brustkrebs gestütztes Prinzip
in der Onkologie ist (5)(6)(7): Metastasen im Anfangsstadium, und
besonders einzelne Tochtergeschwülste (so genannte Oligometastasen) sind – zumal mit den heute zur Verfügung stehenden chirurgischen und medikamentösen Mitteln – weitaus erfolgreicher zu
behandeln und unter Kontrolle zu halten als alte, große und spät
erkannte Metastasen. Denn die Chance, dass eine Brustkrebspatientin mit Tochtergeschwülsten vollständig auf die Behandlung
anspricht und die Metastasen sich nach einer Metastasenbehandlung
oder Metastasenoperation grollend davon trollen, hängt auch
wesentlich davon ab, wie früh beispielsweise Leber- oder Lungenmetastasen entdeckt werden und wie groß die vorhandene Tumormasse ist. Auch dies muss allerdings erst noch in großen Studien mit
vielen teilnehmenden Frauen bewiesen werden.
>>
KONSTRUKTIV: IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN, DIE LEIDENSCHAFTLICH AM
FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN DEN BRUSTKREBS ARBEITEN
>>
[ Fortsetzung von Seite 12 ]
Ist eine frühe Behandlung des Rückfalls sinnvoll? –
Ist eine „zweite Erstbehandlung“ in der Nachsorge sinnvoll?
Früh entdeckte Metastasen tragen nicht nur zu mehr Lebensqualität
und zu mehr Arbeitsfähigkeit von Frauen nach Brustkrebs bei; durch
ein offensiveres Nachsorge-Konzept könnte möglicherweise auch
die Über-Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen gesteigert werden (8). Diese Annahme ist umso mehr schlüssig wie berechtigt geht doch die vorbeugende, adjuvante Chemo-, Antikörper- und
Anti-Hormonbehandlung der Frauen ganz selbstverständlich davon
aus, dass winzige, im Körper nicht nachweisbare Mikrometastasen
von den Medikamenten erfasst und vernichtet werden sollen.
Warum sollte dieses Prinzip nicht auch für eine noch zu prüfende
„zweite Erstbehandlung“ gelten? Dieser zweite Versuch einer
Behandlung in der adjuvanten Situation kann mit den heute zur Verfügung stehenden, sanften Therapien wie Antikörpern, Tyrosinkinasehemmern, Bisphosphonaten, niedrig-dosierten oralen ChemoPillen oder einem Wechsel in der großen Palette der Anti-Hormontherapien so vollzogen werden, dass die Lebensqualität erhalten
bleibt und damit vielleicht mehr Überlebensqualität möglich wird.
Wehret den Anfängen heißt die Devise, die von immer mehr Patientinnen gefordert wird, die sich nicht mehr mit einer als sorglos
fürsorglos empfundenen Nachsorge abfinden wollen, – wie eine
große Umfrage der Autorin dieses Berichtes in Zusammenarbeit mit
der Tumormarkerforscherin Dr. Petra Stieber, Institut für Klinische
Chemie der Ludwig-Maximilians-Universität München, KlinikumGroßhadern, sowie mit Professor Volker Heinemann, Medizinische
Klinik und Poliklinik III, ebenda, unter 900 organisierten und nichtorganisierten Frauen mit Brustkrebs in der Nachsorge zeigt (9).
Die Nachsorge führt ein Schattendasein
Während unser Gesundheitssystem zu Recht für eine bessere
Früherkennung von Brustkrebs viel Geld ausgibt, wird für die
Früherkennung des Rückfalls nach Brustkrebs kaum etwas getan.
Vorsorge ist in – doch die Nachsorge führt ein Schattendasein im
Kampf gegen Brustkrebs.
WAS WIR NICHT WOLLEN:
• Wir wollen in der Nachsorge von Brustkrebs nicht erst dann
untersucht und behandelt werden, wenn eine geschwollene Leber,
Knochenschmerzen, Knochenbrüche, Atemnot oder Husten vorliegen.
• Wir wollen keine alten Nachsorgerichtlinien von 1994, die dem
medizinischen Fortschritt von heute nicht mehr gerecht werden.
WAS WIR WOLLEN:
• Wir wollen, dass die alten Nachsorgerichtlinien von 1994
umgehend in einer multizentrischen, nicht-randomisierten Studie auf den Prüfstand gestellt werden, da es bei einer lebensbedrohlichen Erfahrung wie Brustkrebs unethisch ist, eine
wissenschaftliche Fragestellung wie diese nicht zügig einer Klärung zuzuführen.
• Wir wollen auch in Deutschland aussagefähige Großstudien zur
Bewertung der Tauglichkeit von Ganzkörper-PET-CT, Ganzkörper-MRT, klassischen wie auch neuen Biomarkern in der
Nachsorge von Frauen mit Brustkrebs.
Erst wenn die veralteten Daten zur internationalen NachSorge von
Brustkrebs in einer multizentrischen Klinischen Studie erneut auf
den Prüfstand gestellt werden, können daraus die Voraussetzungen
für die Umsetzung einer aktualisierten LEITLINIE NEUE NACHSORGE für Frauen mit Brustkrebs geschaffen werden. Doch die
Zeit drängt. Die Möglichkeit von mehr, besserem und längerem
Überleben kann nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden.
DIE LÖSUNG:
So könnte eine zeitgemäße Nachsorge für
Frauen mit Brustkrebs weltweit jetzt
schon aussehen:
Bis zur Lieferung einer neuen, zeitgemäßen Evidenz durch die
vorher genannte Nachsorge-Studie sind – angesichts der durch die
chronische Krankheit Brustkrebs ausgehende Lebensbedrohlichkeit
– folgende Untersuchungen als Minimalstandard in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen:
1.) Kenntnisreich angewandte Blutuntersuchungen von
tumorassoziierte Antigenen (Tumormarker) müssen wieder
ein fester Bestandteil der Nachsorge werden.
Diese müssen von allen Laboren in Deutschland verbindlich unter
Angabe ihrer Testmethode ausgewiesen sein, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse und Verlaufskontrolle herzustellen bzw. zu
ermöglichen und Ressourcen im Gesundheitssystem einzusparen. Es
ist das eindeutige Votum von Frauen mit Brustkrebs (10), dass zur
regelmäßigen Nachsorge die Abnahme der bisher üblichen tumorassoziierten Antigene („Tumormarker“ CA 15-3 und CEA) gehören
soll. Hier müssten kostengünstige, langfristig evaluierte und qualitätsgesicherte Tumormarker in einem oder mehreren zentralen Referenzlaboren untersucht werden. HER2-überexprimierende Patientinnen könnten zusätzlich mit dem dafür zur Verfügung stehenden HER2-Serummarker untersucht werden (11)(12).
2.) Im Fall von steigenden Tumormarkern sollte von einem oder
mehreren Referenzlabor(en) ein standardisierter Ablaufplan (SOP
Tumormarkeranstieg) festgelegt werden, damit Veränderungen des
individuellen Tumormarker-Basiswertes einer Brustkrebspatientin in
der Nachsorge sinnvoll, wirtschaftlich, qualitätsgesichert und zweckmäßig ermittelt und interpretiert werden können. Weil 35 Prozent
aller auftretenden Tochtergeschwülste nicht von steigenden Tumormarkern begleitet werden, also Tumormarker-negativ sind (13), ist
zusätzlich zu den Blutuntersuchungen eine hochempfindliche
Bildgebung unerlässlich. Nämlich durch:
3.) Hochauflösende Lebersonografie und Thorax-CT. Sie müssen
auch ohne Symptome erfolgen.
4.) Ein FDG-PET/CT (oder Ganzkörper-MRT) sollte routinemäßig bei einem Rückfallverdacht aus dem Labor („Tumormarker“) und/oder aus der klinischen Beobachtung (Symptome) zum
Einsatz kommen (14).
5.) Auch Patientinnen mit – nach heutigem „immunhistochemischen“ Kenntnisstand - geringem wie auch mittlerem Risiko sollten regelmäßig mit einem PET-CT und - wie oben beschrieben bildgebend untersucht werden. Denn die Brustkrebsrealität der
360.000 in der Nachsorge lebenden Frauen in Deutschland zeigt,
dass auch Patientinnen ohne Lymphknotenbeteiligung und besonders jene mit einem hormonabhängigem (östrogenrezeptorpositivem) Brustkrebs ein Langzeitrisiko auf Rückfall haben. Bei letzterer „Zielgruppe“ (das sind 80 Prozent aller Patientinnen mit
Brustkrebs) treten 60 Prozent der Rückfälle erst im Zeitraum nach
fünf Jahren auf. Bei allen Frauen mit Brustkrebs hingegen können
sich Metastasen auch noch zehn bis 15, ja sogar 24 Jahre nach Ausbruch der ersten Erkrankung zeigen (15). Die molekularen Risikobewertungen (Gensignaturen) könnten künftig neues Licht in die Bewertung der Wiedererkrankungs-Risiken von Frauen mit Brustkrebs
bringen.
6.) Das erkannte Langzeitrisiko von Langzeitüberlebenden mit
Brustkrebs (16) muss auch in der Einschätzung und Beurteilung des
Grades der Behinderung (GdB) durch die Versorgungsämter in
Deutschland bezüglich der bisher üblichen fünfjährigen Heilungsbewährung Niederschlag finden.
- 13 -
>>
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
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[ Fortsetzung von Seite 13 ]
7.) Die „Zweitkrebs-Vorsorge“ von Frauen mit Brustkrebs muss
verbessert werden: Noch bis 25 Jahre nach der Diagnose Brustkrebs
haben in der Nachsorge lebende Brustkrebspatientinnen – bedingt
durch genetische Verwundbarkeit und andere hormonelle und
behandlungsbedingte Einflüsse - ein um durchschnittlich 17,6
Prozent erhöhtes zusätzliches Risiko, an einem Zweitkrebs zu
erkranken (17). Dazu zählen besonders Eierstock-Krebs und
Darmkrebs (18), aber auch Schilddrüsenkrebs, Speicheldrüsenkrebs
und Leukämien. In Deutschland gibt es keine ausreichenden
Regelungen, die dieses „Übergangsphänomen“ - von der Nachsorgepatientin zur Langzeitüberlebenden mit einem hohen Risiko, an
einem Zweitkrebs zu erkranken – entsprechend beleuchten, in Klinischen Studien bewerten und eine dem Problem angemessene
Handlungsleitlinie schaffen.
Deshalb muss bereits jetzt etwa eine gynäkologische Doppler-Sonographie in angemessenen Abständen und ein verkürztes Untersuchungs-Zeitfenster für die Darmspiegelung (Koloskopie) der
besonderen Verwundbarkeit von Frauen mit Brustkrebs für die
Entwicklung eines zweiten Krebses Rechnung tragen.
8.) PONS – die bereits lange geplante, nicht-randomisierte multizentrische Studie zur Patienten Orientierten NachSorge
(www.stiftung-pons.de) muss an den Start. Das fordern 900 organisierte und nicht-organisierte Patientinnen(19). Um Unabhängigkeit
und Transparenz wahren zu können, sollten die Mittel für die
PONS-Studie in Höhe von rund fünf Millionen Euro – aufgrund der
Dringlichkeit des Forschungsanliegens - zeitnah und unbürokratisch
aus staatlichen, akademischen und industriellen Ressourcen fließen.
Nach zwei abschlägig beschiedenen Anträgen der Frauenklinik und
des Instituts für Klinische Chemie am Münchner KlinikumGroßhadern an die Deutsche Krebshilfe, steht das Klinikum
München-Großhadern mit einer Beobachtungsstudie (PILOTStudie), an der inzwischen fast 1000 Nachsorgepatientinnen aus
ganz Deutschland teilnehmen (20), in den Startlöchern und tritt
wegen mangelnder Finanzen auf der Stelle.
Deshalb fordern die Frauen mit Brustkrebs in Deutschland und die
mit ihnen kooperierenden Ärzte die Wissenschaftsgemeinde auf,
nicht mehr länger wertvolle Zeit zu verlieren, sondern durch eine
nicht-randomisierte multizentrische Klinische Studie das geltende,
symptomorientierte Nachsorgeprogramm mit einem intensivierten
Nachsorgeprogramm zu vergleichen und somit neue wissenschaftliche Ergebnisse zu ermöglichen.
Die Stiftung PONS - Patienten Orientierte NachSorge
(www.stiftung-pons.de) in Gründung wird die entsprechenden
Voraussetzungen dafür schaffen.
9.) Auch neue Methoden der Einschätzung von Therapieansprechen sowie der Risikobewertung einer individuellen
Rückfallgefährdung von Frauen mit Brustkrebs müssen vordringlich
in großen Klinischen Studien verglichen und bewertet werden. Neue
Verfahren der Früherkennung und Bewertung von minimaler
Restkrankheit durch Brustkrebszellen im Blut bzw.
-Schläferzellen oder entstehenden -Stammzellen im Knochenmark müssen in Klinischen Studien miteinander verglichen und
bewertet werden (21). Neue diagnostische Labortests (SerumBiomarker) müssen vordringlich untersucht werden, um eine
Früherkennung des Rückfalls auf molekularer Ebene durch
Blutanalysen zu ermöglichen.
10.) Die Nachsorge der Zukunft muss Brustkrebszellen mit dem
Stoff, aus dem die Metastasen sind, langfristig und chronisch klein
halten. Die Nachsorge der Zukunft ist in Ansätzen bereits heute
möglich und lebensnotwendig: durch die Verfügbarkeit von modernen Antikörpern,Tyrosinkinasehemmern, Antiangiogenesefaktoren, oralen Low-dose-Chemotherapien, Bisphosphonaten,
antihormonellen Therapien und Zytostatika der dritten Generation sowie durch interventionelle und chirurgische Techniken
aus den Fachgebieten der Radiologie sowie Chirurgie (etwa
- 14 -
durch neue Metastasenbehandlungen für den begrenzten Rückfall
mit radioaktiven Stoffen wie die so genannten Radionuklide und die
damit verbundene Methode SIRT, durch Behandlungen bei
Knochenmetastasen wie die Vertebroplastie und die Kyphoplastie oder
durch die „Verschmorung“ von Organmetastasen mit der LITT) –
durch all diese neuen Verfahren bieten sich bereits schon heute für
einen metastasierenden Brustkrebs viele moderne Behandlungsmöglichkeiten an, die durch eine Dauerbehandlung oder einen
rechtzeitigen Therapiebeginn vielleicht sogar eine Heilung im Sinne
einer „zweiten Ersttherapie“ möglich machen könnten (22).
11.) Die bereits erwähnte große Nachsorge-Umfrage unter rund 900
Frauen mit Brustkrebs in Deutschland zeigt eindeutig, dass die Patientinnen keine Vergleichsstudie (randomisierte Studie) wollen, sondern eine nicht-randomisierte klinische Nachsorge-Studie. Die
Nachsorgestudie PONS muss und wird psycho-onkologisch begleitet werden, damit die teilnehmenden Frauen in der Nachsorge
liebevoll gestützt und begleitet werden.
12.) Symptomverhinderung statt Symptomlinderung. Worte
schaffen Wirklichkeiten: der bisherige Begriff „Palliation“ (Linderung des Leidens) im Zusammenhang mit dem metastasiertem
Brustkrebs muss – meines Erachtens – künftig überflüssig werden.
Er signalisiert die ganze Aussichtslosigkeit und Resignation der
ärztlichen Helfer und den Zynismus eines Gesundheitssystems, das
Frauen in der Nachsorge, alleine lässt. Alleine mit einer 13 Jahre alten
wissenschaftlichen Evidenz. Alleine mit einer nicht aktuellen Evidenz
in einer auf Evidenzbasierte Medizin pochenden Gesundheitspolitik.
Seit den Nachsorgerichtlinien von 1994 hat sich das medizinische
Wissen über Brustkrebs vervierfacht.
Die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs ist heute nicht mehr
so aussichtslos wie es der Begriff „Palliation“ glauben macht.
• Deshalb setzt der renommierte Onkologe, Professor Volker Heinemann aus der Uni-Klinik München-Großhadern, auf „Symptomverhinderung statt Symptomlinderung“.
• Deshalb fordern wir Patientinnen, dass der Begriff durch den Ausdruck „Chronifizierung der Erkrankung“ ersetzt werden muss.
• Deshalb erwarten wir, dass Ärzte – trotz der noch vielen offenen
Fragen – alles daran setzen, einen metastasierten Brustkrebs
genauso engagiert zu entdecken und zu behandeln wie einen erst
entdeckten. Denn dann muss er nicht mehr gelindert werden, sondern kann durch geeignete Behandlungen in den Zustand einer
chronischen Erkrankung gebracht werden.
Literatur bei der Verfasserin
Ursula Goldmann-Posch,
Immenreuther Straße 7, D-95508 Kulmain,
Tel.: 09642-915272, Fax: 09642-915274,
e-Mail: [email protected],
www.mamazone.de, www.stiftungpath.org, www.stiftung-pons.de
Die Autorin dieser Forderungen arbeitet seit 1998 publizistisch am Thema Nachsorge
von Brustkrebs. Sie hat während ihrer Tätigkeit in mamazone e.V. seit 2000 immer wieder die Mitglieder von Deutschlands größter Patientinnen-Brustkrebsinitiative (derzeit
1500 Patientinnen und Forscher) nach ihren Vorstellungen einer angemessenen Nachsorge gefragt und die Umfrageergebnisse zum Teil veröffentlicht. Zuletzt in Kooperation mit der Tumormarkerforscherin Dr. med. Petra Stieber, Institut für Klinische Chemie und Prof.Volker Heinemann, Klinik für Hämatologie und Onkologie, beide an der
Ludwig-Maximilians-Universität, München-Großhadern sowie mit Prof. Matthias W.
Beckmann, Ordinarius für Gynäkologie an der Uni-Frauenklinik Erlangen, Prof.
Michael Untch, Chefarzt der Frauenklinik am interdisziplinären Brustzentrum
HELIOS KLINIKUM Berlin-Buch und mit dem Vorsitzenden des Vorstands der AOK
Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs.
KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS
Auf der Suche nach der Neuen Nachsorge
Patientinnen und Ärzte im
gemeinsamen Kampf für
eine NEUE NACHSORGE:
(V.l.n.r. obere Reihe): Professor Erich-Franz Solomayer, Tübingen, Onkologe
Johann Weiß, Weiden, Professor Volker Heinemann,
Onkologe am Uni-Klinikum
München-Großhadern, Dr.
Ralf Ringel, onkologisch
verantwortlicher Facharzt
für
Allgemeinmedizin,
Friedberg bei Augsburg.
V.l.n.r. untere Reihe: Jutta
Wächter, mamazone-Mitglied und ehrenamtliche
Mitarbeiterin der mamazone-Oberpfalz, Ursula Goldmann-Posch, mamazone-Gründerin und Initiatorin des
2003 begründeten „Netzwerk Neue Nachsorge“, ein Zusammenschluß aus Patientinnen und aus am Thema
interessierten Ärzten und Wissenschaftlern.
„Busenfreund“ der ersten Stunde,
2001: Für seine grundlegende
Arbeit zur Entwicklung neuer, maßgeschneiderter Krebsmedikamente (wie etwa den Antikörper Trastuzumab, bekannter unter dem
Handelsnamen „Herceptin“) erhielt
der Molekularbiologe Professor
Axel Ullrich (im Bild mit Ursula
Goldmann-Posch bei der Verleihung des mamazone-Awards in
Köln, im März 2001) den ersten
Preis dieser Art. Zusammen mit
seinen Mitarbeitern hat der vielfach ausgezeichnete Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München rund 70 Patente angemeldet und
zählt zu den wissenschaftlich erfolgreichsten Krebsforschern unserer Zeit. Sein
Lieblingspreis unter den vielen hochkarätigen Anerkennungen ist der Award aus
dem Kreis derer, die von Axel Ullrichs Forschungsergebnissen unmittelbar Nutzen
ziehen: die Brustkrebspatientinnen in mamazone e.V.
Wurde 2004 auf dem Kongress
der Deutschen Gesellschaft für
Senologie in Stuttgart mit dem
von mamazone-Gründerin Ursula
Goldmann-Posch (links im Bild)
etablierten „Busenfreund-award“
– einem Frauentorso in Bronze –
für sein Engagement um eine
bessere Nachsorge ausgezeichnet: der international renommierte Essener Onkologe Professor
Siegfried Seeber.
„Busenfreund“ in Sachen innovativer
bildgebender Nachsorge mit dem
PET-CT: Für seine wichtige Arbeit im
Gemeinsamen Bundesausschuss
der Ärzte, Krankenkassen und
Patienten und sein bedeutendes
wissenschaftliches Lebenswerk in
der Nuklearmedizin wurde Professor Richard Paul Baum von mamazone-Mitgliedern zum „Busenfreund
2005“ gekürt (im Bild bei der Verleihung mit der Laudatorin Ursula
Goldmann-Posch).
„Gruppenbild mit Mann“ (v.l.n.r.): Brustkrebspatientin
und Patientinnenvertreterin Ursula Goldmann-Posch
mit Professor Richard Paul Baum, Chefarzt der Klinik
für Nuklearmedizin/PET-Zentrum am Zentralklinikum
Bad Berka bei Weimar. An seiner Seite die international beachtete Tumormarkerforscherin und Labormedizinerin Petra Stieber, Ludwig-Maximilians-Universität
München, Klinikum-Großhadern.
Für ihren Kampf um eine tumormarkerbasierte Nachsorge von
Brustkrebs erhielt die Münchner
Labormedizinerin Petra Stieber
den „Busenfreundin-Preis“ 2002
auf dem Deutschen Krebskongress
in Berlin. Auf unserem Bild mit dem
damaligen Vorstand mamazone –
(v.l.n.r.): Elisabeth Hantke, Ursula
Goldmann-Posch, Elisabeth Glogger – und einem der ersten MitInitiatoren der Münchner Tumormarkerstudie, Prof. Michael Untch,
heute Chefarzt der Frauenklinik im
Helios Klinikum Berlin-Buch. Er ist
„Busenfreund-Preisträger 2006“
Der „Busenfreund“ 2003 für mehr ÜberLeben mit Brustkrebs: Professor Ingo J.
Diel (www.cgg.de) wurde von mamazoneMitgliedern (im Bild mit der „Busenfreund“-Initiatorin Ursula GoldmannPosch) für seine wissenschaftlichen Erstlingsleistungen in der Erforschung des
vorbeugenden Einsatzes von Bisphosphonaten im Kampf gegen Knochenmetastasen auf dem Senologie-Kongress in München geehrt.
Kämpfte mit rund 80 Gutachten
vehement gegen die Sozialgerichte und für mehr Überleben von
Frauen mit einem aggressiven
HER2-positiven Brustkrebs: Professor Michael Untch, Chefarzt des
interdisziplinären Brustzentrums
am Helios Klinikum Berlin-Buch,
bei der Preisverleihung „Busenfreund-award 2006“ im Klinikum
Augsburg
aus
Anlass
des
„Sechsten Projekt Diplompatientin“. Hier wird der „Busenfreund
2006“ umrahmt von (v.l.n.r.):
mamazone-Gründerin
Ursula
Goldmann-Posch, dem mamazone-Vorstandsmitglied Doris Schmitt und mamazone-“Urgestein“ Elisabeth Glogger, ehemalige Vorstandsfrau von mamazone, heute
Leiterin von mamazone-Augsburg und Ehrenvorstand.
- 15 -
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
Medikamente ausserhalb der Zulassung
als Kassenleistung beschlossen – und nun auf der Kippe
[ Heide Preuß ]
Um Ärzten eine wissenschaftliche Erkenntnisbasis zu schaffen und das Überleben
von Krebspatienten zu verbessern, sind klinische Studien notwendig. Nicht immer
werden diese vom Arzneimittelhersteller
initiiert und bezahlt. Die Gesundheitsreform sieht nun erfreulicherweise vor, dass
die Krankenkassen auch solche Arzneimittel bezahlen sollen, die in den Therapieoptimierungsstudien eingesetzt werden. Dies
ermöglicht den vertragsärztlich tätigen
Hämatologen und Onkologen das erste
Mal ohne Angst vor Regressforderungen,
ihre Patienten und Patientinnen in diese
Art von Studien einzubringen und ihnen
damit die Chance für neue Therapieoptionen durch den Einsatz von Medikamenten
auch außerhalb des zugelassenen Anwendungsgebiets zu eröffnen.
Zu dieser neuen Regelung geht der
Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte
und Krankenkassen (GBA) auf Gegenkurs
und will verhindern, dass Krankenkassen
Arzneimittel im Rahmen nichtkommerzieller Studien bezahlen. Diese Änderung
wurde bereits in die Neufassung der Arzneimittel-Richtlinien aufgenommen und
beschlossen. Die Genehmigung des
Gesundheitsministeriums steht aber noch
aus.
Lebensrettende Behandlung
Sollte sich der Bundesausschuss mit dieser
Meinung durchsetzen, könnte diese Forschung von den behandelnden Ärzten
nicht mehr finanziert werden. Der GBA
würde damit die Erkenntnisgewinne zum
Off-Label-Use behindern, die er andererseits aber als Voraussetzung für den OffLabel-Use fordert (was der Off-Label-Use
genau ist, lesen Sie auf der gegenüberliegenden
Seite). Ganz davon abgesehen, dass der
Beschluss des GBA den Inhalten der
Gesundheitsreform widerspricht. Den
Krebspatientinnen und –patienten vor
allem mit fortgeschrittenen Tumorleiden
würde damit ein möglicherweise lebensrettendes oder überlebensverlängerndes Therapieregime vorenthalten.
Schon seit vielen Jahren gibt es Probleme
mit der Erstattung durch die Krankenkas-
sen. Nur: Für die Patienten geht es nicht
um Geld und Regresse, es geht um das
Leben überhaupt.
Auch in der Vergangenheit gab es schon
Prozesse um lebensbedrohlich Erkrankte,
in denen die Richter zugunsten des Antragstellers entschieden. Sogar die Finanzgerichte hatten sich mit diesem Thema zu
beschäftigen und entschieden, dass die privaten Aufwendungen für das Arzneimittel
im Off-Label-Use steuerlich zu berükksichtigen sind, selbst wenn es sich in der
Erprobungsphase befand und in Deutschland noch nicht zugelassen war.
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„Die Diagnose Krebs
hat uns erschüttert.
Die Misteltherapie hat uns
wieder Hoffnung gegeben.“
Im Kampf gegen den Krebs steht Ihnen die natürliche
Misteltherapie zur Verfügung, die unterstützend zu
Operation und Chemo- bzw. Strahlen-Therapie hilft.
Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker nach der
Misteltherapie von Weleda.
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Mo. bis Fr.: 9.00 – 16.00 Uhr. Im Internet unter:
www.einechancemehrbeikrebs.de. oder www.weleda.de
Im Einklang mit Mensch
und Natur
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Unter Off-Label-Use versteht man die Verordnung eines
Fertigarzneimittels außerhalb des zugelassenen Anwendungsgebietes. Dieser kann erfolgen, wenn
•
es sich um die Behandlung einer schwerwiegenden (lebensbedrohlichen oder die Lebensqualität auf Dauer nachhaltig beeinträchtigenden) Erkrankung handelt
•
keine andere Therapie verfügbar ist und aufgrund der
Datenlage die begründete Aussicht besteht, dass ein kurativer (heilender) oder palliativer (schmerzlindernder)
Behandlungserfolg erzielt werden kann
vera med
KLINIK AM WENDELSTEIN
Fachklinik für internistische Onkologie
Die VERAMED-KLINIK am Wendelstein ist eine
internistische Fachklinik für onkologische Akutbehandlung. Die individuelle Behandlungsplanung
wird in einem modernen ganzheitlichen Konzept
realisiert. Wir bieten eine Synthese aus konventionellen Standardverfahren und begleitenden komplementären Maßnahmen zur Tumorbekämpfung,
zur Minderung von Nebenwirkungen und zur Stärkung der körpereigenen Abwehr.
Der Off-Label-Use ist heute die Regel im onkologischen Versorgungsbereich, insbesondere bei Krebserkrankungen und
seltenen Krankheiten, wie beispielsweise Krebs bei Kindern.
Versicherung
für Naturheilmittel
(hp) Das neue Gesundheitsreformgesetz, das seit 1. April 2007
in Kraft ist, bietet wieder die Möglichkeit, dass Naturheilmittel
wie pflanzliche, anthroposophische und homöopathische Arzneistoffe von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden.
Für die Patienten ist dies aber nicht ganz kostenlos. Vielmehr
können die Krankenkassen ihren Versicherten gegen eine
Zusatzprämie einen Tarif anbieten, der die Verordnung dieser
Arzneimittel als Kassenleistung vorsieht. So würde damit auch
das Selen wieder von den Kassen übernommen werden, das mit
Inkrafttreten des letzten Gesundheitsreformgesetzes 2004 aus
der Erstattung herausgenommen wurde.
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Chemotherapie
Hormontherapie
regionale Überwärmungstherapie
Nebenwirkungsmanagement
Komplementärmedizin
Naturheilverfahren
Physikalische Therapien
Psychosoziale Therapieverfahren
Tanztherapie/Kunsttherapie
individuelle Behandlungsplanung
individuelle Schmerztherapie
Schwerpunkt Fatigue-Behandlung
(Erschöpfungssyndrom)
• Ernährungsmedizin
• Palliativmedizin
• Strahlentherapie
© www.terme.de
Off-Label-Use
(in Kooperation mit dem
Medizinischen Versorgungszentrum, 83022 Rosenheim)
• bildgebende Diagnostik (CT/MRT…)
(in Kooperation mit der
Praxis für Radiologie und Nuklearmedizin, 83022 Rosenheim)
• teilstationäre Behandlung
• Sprechstunde für Zweitmeinung „second opinion“
Zu guter Letzt
• KID, der Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat eine neue Telefonnummer:
Unter 0 800 - 420 30 40 können Krebskranke, Angehörige und
Interessierte kostenfrei aktuelle, objektive und verständliche
Informationen zum Thema Krebs bekommen.
• Eine Beratungsstunde für unkonventionelle Krebstherapien wird jetzt auch an der Universitäts-Frauenklinik in Gießen
angeboten. Das Beratungsgespräch dauert 45 Minuten und
wird von einer Ärztin geführt.
Anmeldung unter (06 41 / 99 - 4 51 05)
Die Kosten werden von allen gesetzlichen Krankenkassen,
allen privaten Krankenversicherungen und Beihilfestellen
übernommen.
Es besteht ein Versorgungsvertrag nach § 108 Nr. 3
und § 109 SGB-V.
Akutbehandlung · Palliativmedizin · Komplementäre Therapie
vera med
KLINIK AM WENDELSTEIN
Fachklinik für internistische Onkologie
Mühlenstraße 60
D-83098 Brannenburg
Telefon +49 (0) 80 34/30 20
Telefax +49 (0) 80 34/78 35
www.veramed.de
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AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
Warum es Herzkrebs nur selten gibt
DAS TKTL1-ENZYM – WEITERE SCHWACHSTELLE IN DER GEHEIMFORMEL VON KREBS ENTDECKT
Otto Heinrich Warburg (1883-1970) würde sich im Grab umdrehen – diesmal vor Freude. Denn seine Theorie zur Entstehung von
Krebs erlebt derzeit an einigen Forschungszentren in Deutschland
und weltweit eine Wiedergeburt. Der berühmte jüdische Physiologe, der am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem gearbeitet
hatte, starb 1970 mit 86 Jahren. Bis zu seinem Tod hatte der Forscher an seiner Überzeugung festgehalten, dass Krebs eine Stoffwechselentgleisung ist. Demnach haben Krebszellen ein Sauerstoffproblem: sie unterscheiden sich von normalen Zellen unter
anderem dadurch, dass sie – entwicklungsgeschichtlich bedingt eine schwächere Zellatmung haben.
Daher ist es aus Sicht der Krebszellen nur konsequent, dass die
cleversten und aggressivsten unter ihnen ihre Energiegewinnung
nicht im dafür zuständigen „Atomkraftwerk“ der Zelle – in den
Mitochondrien - mit Hilfe von Sauerstoff durchführen, sondern in
grandiosem Überlebensmut auch ohne Sauerstoff mit Hilfe der
aeroben Glykolyse (= Glukoseabbau, ohne Sauerstoff zu nutzen)
ihre Energie produzieren. Sie bauen Glukose (Traubenzucker)
nicht mit Hilfe der Mitochondrien ab, wofür sie, wie normale Zellen, Sauerstoff als Werkzeug benötigen würden, sondern sie
umgehen die Zellatmung einfach dadurch, dass sie ihren Energiestoffwechsel von Verbrennung auf Glukose-Vergärung umstellen.
Während Normalzellen mit Hilfe der Verbrennung von Zukker-, Eiweiß- und Fettabbauprodukten arbeiten, setzen
Krebszellen bei ihrem Überleben auf einen Glukosevergärungsprozess, der unabhängig von Sauerstoff und der Zellatmung ist und als Abbauprodukt Milchsäure (Laktat) hat.
Krebszellen sind stur: Sie machen das, auch wenn sie noch so viel
Sauerstoff zur Verfügung haben.
Ende eines 80 Jahre währenden Dornröschenschlafes
Rund 80 Jahre nach den Forschungsarbeiten des Otto Heinrich
Warburg, der 1931 den Nobelpreis für Medizin erhielt, tauchen
weltweit neue Forschungen und Forscherpersönlichkeiten zum
Thema Energiestoffwechsel von Krebszellen auf. Mit den Mitteln
der molekularen Biologie konnte bei Darmkrebskranken und Blasenkrebs-Patienten gezeigt werden (erstmals S Langbein, M Zerilli, A zur Hausen,W Staiger, K Rensch-Boschert, N Lukan, J Popa,
MP Ternullo, A Steidler, C Weiss, R Grobholz, F Willeke, P Alken, G
Stassi, P Schubert and JF Coy: Expression of transketolase TKTL1
predicts colon and urothelial cancer patient survival: Warburg effect
reinterpreted, British Journal of Cancer, 2006, 94, 578-585), wie und
warum der etwas andere Stoffwechsel von Krebszellen so tickt,
wie er tickt.
Böser Bube im Spiel des Krebses
Ein böser Bube im Spiel des Krebses mit seinem Stoffwechsel ist
das Enzym TKTL1 (Transketolase-like-1-enzym). Das Enzym
mit dem ziemlich sperrigen Namen ist für die Vergärung von Glukose zur Energieversorgung der Tumorzelle verantwortlich. Durch
die Aktivierung des TKTL1-Enzyms in Krebszellen versetzen sich
diese in die komfortable Lage, auch dann Energie aus Glukose zu
gewinnen, wenn nicht genügend Sauerstoff für eine Verbrennung
der Glukose vorhanden ist. Hierdurch werden Krebszellen unverschämt egoistisch und selbständig und können auch ohne die
Kraftwerke der Zelle - die Mitochondrien - Energie produzieren.
Steht der Zelle genügend Glukose von innen und außen zur Verfügung, ermöglicht ihr das Enzym TKTL1, ausreichend Energie
zu gewinnen und sich über Zellteilungen ständig zu vermehren.
Dabei werden große Mengen an Milchsäure gebildet. Die Entdeckung dieses Gens ist dem Wissenschaftler Dr. Johannes F. Coy
(42) aus Habitzheim zu verdanken. Er hat herausgefunden, dass
aggressive, Metastasen bildende Krebsformen, ihre Energie nicht
aus der Verbrennung von Zucker zu Kohlendioxyd und Wasser
- 18 -
gewinnen, sondern vielmehr aus der Vergärung von Zucker zu Milchsäure. Und
er und seine Mitarbeiter entdeckten
noch mehr: Während sich die verbrennenden Zellen mit den klassischen Therapieverfahren wie Chemo- und Strahlentherapie bekämpfen lassen, haben
diese Maßnahmen bei TKTL1-positiven Zellen nicht den gewünschten
Effekt; im Gegenteil – die cleversten
Krebszellen überleben und sinnen nach
Rache in Form von Fernmetastasen im
Körper des Krebswirtes.
[ Foto: www.fet-ev.eu ]
[ Ursula Goldmann-Posch ]
Nobelpreisträger Otto HeinDen Krebs an seiner
rich Warburg (1883-1970):
Achillesferse packen
seine Theorie zur EntsteÄhnlich dachten übrigens auch der hung von Krebs erlebt deran einigen ForschungsErfinder der Sauerstofftherapie Manfred zeit
zentren in Deutschland und
von Ardenne oder die Diplom-Chemike- weltweit eine Wiedergeburt.
rin Johanna Budwig mit ihrer Erfindung Der berühmte jüdische
einer Öl-Eiweiß-Diät. Doch Dr. Johannes Physiologe arbeitete am
in
Coy geht weiter: Er plant, ein Medika- Kaiser-Wilhelm-Institut
Berlin-Dahlem und starb
ment zu entwickeln, und damit den Zell- 1970 mit 86 Jahren.
stoffwechsel medikamentös zu beeinflussen. Mit der Entwicklung wurde bereits seit einiger Zeit begonnen.
Bis dahin soll eine von Coy und Mitarbeitern zusammengestellte
gezielte TKTL1-Ernährungstherapie den Vergärungsstoffwechsel
von Krebszellen so zu beeinflussen versuchen, dass diese die
Schwachstellen von vergärenden Tumorzellen ausnutzt. Diese
benötigen zur Energiegewinnung im Vergleich zu gesunden Körperzellen wesentlich mehr Glukose und sind nicht mehr in der
Lage, Fette und Öle zu verbrennen. Das Prinzip der Coy´schen
Ernährungsbehandlung besteht daher im Wesentlichen darin, auf
den Verzehr von Zuckern und Kohlenhydraten zu verzichten und
sich statt dessen von Fisch, Fleisch und Gemüse zu ernähren. Da
dies in der Praxis nicht immer leicht zu verwirklichen ist, wurden
spezielle Produkte zusammengestellt, die die Umsetzung einer solchen Ernährungsweise erleichtern. Doch Vorsicht: das funktioniert
nur, wenn eine Krebszelle mit diesem Enzym arbeitet. Deshalb
müssen Tumorzellen (nämlich das in Paraffin eingebettete, bei der
Operation entfernte Krebsgewebe) vom Pathologen vor Beginn
einer solchen – meist auf drei Monate begrenzten Ernährungsumstellung - auf das Vorhandensein dieser Achillesferse namens
TKTL1 untersucht werden.
Es gibt süße und weniger süße Krebse
Ist ein Tumor stark TKTL1-positiv (ähnlich wie beim bereits
bekannten Brustkrebszell-Merkmal HER2), können Krebspatienten versuchen, durch den Entzug von Kohlehydraten und Zucker
in der Nahrung sowie durch einen ruhigen Lebenswandel (denn
auch Stress ruft den „inneren Zucker“ auf den Plan) den gesamten Stoffwechsel ihres Körpers umzustellen. Durch die fehlende
Glukose wird kein Insulin mehr freigesetzt, und somit auch nicht
mehr in die Körperzellen transportiert. Die dadurch fehlende
Energieproduktion können gesunde Zellen ersetzen, indem sie auf
die Verwertung von Ketonkörpern (Stoffwechselprodukte, die
beim verstärkten Fettabbau entstehen) umschalten. Zu dieser
Umstellung sind die, in der Steinzeit der Zellen stehen gebliebenen
TKTL1-positiven Zellen nicht in der Lage, da ihre sogenannte
Beta-Oxidation, sprich die Fettverbrennung, blockiert ist. Die
erfreuliche Folge: Solchermaßen gestrickte Krebszellen können
keine Energie aus Ketonkörpern, Fetten oder Ölen gewinnen und
hungern – arrivederci - aus. Denn ohne die Freisetzung von Insulin sind TKTL1-positive Zellen von der gesamten Energieversorgung abgeschnitten.
>>
KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG,
BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS
TKTL1-positive und TKTL1-negative Zellen
Bisher bestätigen die im British Journal of Cancer veröffentlichten
Studienergebnisse von Johannes Coy die Bedeutung des TKTL1Stoffwechsels nur für den Verlauf einer Tumorerkrankung bei
Patienten mit Darm- und Blasenkrebs. Betroffene mit Tumoren
des Urogenitaltrakts wiesen in einem Beobachtungszeitraum von
fünf Jahren Überlebenschancen mit über 80 Prozent auf, wenn das
Enzym nicht nachweisbar war. Hingegen sanken die Überlebensraten bei TKTL1-positiven Tumoren auf bis zu unter 20 Prozent.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, warum man – wenn dies in weiteren Studien bestätigt werden wird - künftig eine ganz neue Differenzierung von Krebszellen wird vornehmen müssen: Krebszellen, die Glukose verbrennen und Krebszellen, die Glukose
vergären.
Die von Dr. Johannes Coy entwickelte TKTL1-Ernährungstherapie gibt Krebspatienten und Krebspatientinnen eine konkrete
Möglichkeit, durch eine „TKTL1-unfreundliche“ Ernährung und
mit einer entsprechenden Stoffwechselbeeinflussung durch Sport
einen Teil der Therapie selbst in die Hand zu nehmen und so
Krebszellen das Leben und Überleben mit geeigneter Kost zu
erschweren.
Kann Ernährung ein Krebsmedikament ersetzen?
Johannes Coy, der Entdecker des TKTL1-Gens und Enzyms,
warnt vor übersteigerten Hoffnungen in seine eigene Entdeckung.
„Wir stehen erst am Anfang eines Paradigmenwechsels in der
Krebstherapie“, vermutet er, „und sehen bisher nur eine Facette
eines großen geheimnisvollen Ganzen, das die Visitenkarte des
Krebsgeschehens ist“. Noch müssen vergleichende Studien seine
Ergebnisse auf den Prüfstand stellen.
Fest steht dennoch: der Ernährungsplan nach Coy scheint
ein alltagstauglicher, sanfter und sicherer Eigenbeitrag für
und von Krebspatienten zu sein.
Und so funktioniert
das Ernährungskonzept nach Coy
Ab einer Zufuhr von weniger als 70 Gramm Kohlehydrate täglich
schlagen die meisten Zellen Alarm und stellen auf eine andere
Energieversorgung um. Glukose ist dann nicht mehr die Hauptenergiequelle der Zellen. Um die noch gespeicherten Energiereserven in Form der sehr energiereichen Fettreserven nutzen zu
können, greifen die meisten Zellen in ihrer „Not“ auf die Verwertung von sogenannten, beim Fettabbau in der Leber gebildeten
Produkte, auf die sogenannten Ketonkörper zurück. Ketonkörper
(wie etwa das bekannte Nagellack-Azeton) sind chemische Verbindungen, wie sie beispielsweise bei Hunger oder bestimmten
Diäten als eine Art „Schlummermodus“ des Stoffwechsels der
Zelle gebildet werden.
Bei übertriebenen Fastenkuren kann dieser „Hungerstoffwechsel“
der Zelle sogar zu einer – im Urin überprüfbaren – gefährlichen
Ketose führen. Normalerweise aber lassen sich Zellen durch den
nicht mehr vorhandenen Energielieferanten Zucker und den
Ersatz guter Fette nicht im Geringsten aus dem Überlebens-Kon-
[ Foto: www.fet-ev.eu ]
Die richtige Ernährung zur Chemo?
Mit diesen Überlegungen verbindet sich die Hoffnung, dass die
Wirkung von Chemotherapien durch eine begleitende TKTL1Ernährungstherapie deutlich ergänzt und vielleicht sogar verbessert wird. Die TKTL1-Ernährungstherapie könnte somit eine
Chemo- und Strahlentherapie ergänzend begleiten. Leider gibt es
Hinweise darauf, dass TKTL1-positive Zellen unempfindlich
gegenüber vielen Chemotherapeutika sind. Ähnlich verhält es sich
bei der Strahlentherapie. Nicht zuletzt dank der Forschungen des
Mainzer Physiologen Professor Vaupel weiß man, dass Krebszellen in sauerstoffunterversorgten (hypoxischen) Geweben widerspenstiger gegenüber einer Strahlentherapie sind. Eine Ernährungsumstellung könnte auch hier die Wirksamkeit der Therapie
unterstützen und damit die Aussicht auf Heilung verbessern.
zept bringen. Zur Verwertung der
Ketonkörper müssen sich Gehirn und
Muskeln zwar zunächst umstellen,
indem sie behelfsweise bestimmte
Enzyme ausschütten; doch das Notaggregat im Kraftwerk der Zellen ist auf
diese Weise auch in der „Hungersnot“
auf Leben programmiert und sorgt so
dafür, dass Ketonkörper auch in „bitteren“ Zeiten ohne Zucker ausreichend
mit Energie versorgt sind. Dadurch
kann das menschliche Hirn - nach
einem internen „Re-Set“ des Organismus - statt mit 120 Gramm Glukose
pro Tag nur mit 40 Gramm Glukose Erweckte Warburgs Theorie
Vergärungs-Stoffwech(meist in Form von Kohlehydraten von vom
sel aggressiver Krebszellen
außen oder - bei Stress - von hauseige- wieder aus dem Dornrönen Adrenalin-Lieferanten zur Verfü- schenschlaf: Krebsforscher
gung gestellt) auskommen und auch Professor Johannes Coy
noch überflüssige Pfunde verlieren. Ketonkörper sind bei dieser
neuen Stoffwechsellage der Zelle einfach die neuen Energielieferanten des Organismus. Mit Hilfe dieser Umstellung können die
Zellen von den Abbauprodukten, die bei dem Fettabbau gebildet
werden, leben. Der Hauptenergielieferant ist dann nicht mehr die
Glukose, sondern die Ketonkörper.
Die rar gewordene Glukose wird wie ein goldener Schatz gehütet
und nur noch für besondere Zwecke verwendet.
Und was macht das kluge Herz?
Das Herz ist im übrigen immer auf den Ketonkörper-Stoffwechsel programmiert. Es lebt auch in Zeiten bester Zuckerversorgung
von diesen Ketonkörpern. Dies erklärt, warum es dort äußerst selten Krebs gibt (Herzkrebs) und sich an dieser Stelle fast niemals
Metastasen bilden.
[ Foto: www.fet-ev.eu ]
>> Fortsetzung von Seite 18 ]
TKTL1-positiver Brustkrebs: Hier ist eine deutliche Anfärbung einzelner
Brustkrebszellen sehr gut und deutlich erkennbar.
mamazone-Info-Kasten:
Einzelheiten zur TKTL1-Ernährungstherapie über Dr. med.
Beate Wegener, Montag, Mittwoch, Donnerstag von 9.00 Uhr bis
12.00 Uhr, 0900-1-666801 (89 Cent/min) oder e-Mail: [email protected].
Eine Liste von Laboranbietern, bei denen Sie Ihren BrustkrebsGewebeblock mittels eines Tests vom Pathologen auf TKTL1Positivität überprüfen lassen können, finden Sie unter
www.tavalin.de, www.tktl1-ernaehrungstherapie.de, www.fet-ev.eu
- 19 -
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
Mammografie-Screening –
Sinn und Unsinn von Programmvorgaben
[ Susanne Wiemann ]
Um die hohe Brustkrebs-Sterblichkeit zu
senken – in Deutschland stirbt immer noch
jede dritte Patientin -, hat der deutsche
Bundestag im Sommer 2002 den politischen Willen für ein MammographieScreening bekundet. Ein halbes Jahr später
beschloss der Bundesausschuss der Ärzte
und Krankenkassen, als Änderung der
Krebsfrüherkennungsrichtlinien bis 2005
bundesweit ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screening einzuführen.
Die Vorteile sind eindeutig, wie die Erfahrungen aus Schweden, Großbritannien
und den Niederlanden belegen, weil Brustkrebs so schon im Frühstadium entdeckt
werden kann. Nach den bundesdeutschen
Richtlinien wird jetzt Frauen im Alter von
50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre eine kostenlose Mammographie angeboten.
Doch die Hoffnung auf eine verbesserte
Früherkennung von Brustkrebs wird
dadurch getrübt, dass einige Regelungen
noch unzureichend sind.
Zwar erstellten die Kassenärztliche
Bundesvereinigung und Spitzenverbände
der Krankenkassen in ihrem „Programm
zur Früherkennung von Brustkrebs durch
Mammographie-Screening“
qualitätsorientierte Vorgaben zur technischen Ausgestaltung von Mammographie-Einheiten,
zur Ausbildung des Personals, zur Befundung und Befundsicherung, doch die
Regelungen zum Umgang mit Verdachtsfällen erscheinen problematisch.
Nach den Programmvorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung hat der für das
Mammographie-Screening verantwortliche Arzt – in der Regel ein niedergelassener
Radiologe – auch die Abklärung von Verdachtsfällen vorzunehmen. Er soll erforderliche Stanzbiopsien durchführen und in
einer Konsensuskonferenz die notwendigen Schritte für die weitere Diagnostik und
Therapie vorschlagen. Den späteren Operateur und die mit diesem kooperierenden
Ärzte soll er dabei einbeziehen. Erst
danach soll die betroffene Patientin zur
Weiterbehandlung an eine Klinik verwiesen
werden.
Mobile Mammografie
in ländlichen Regionen
Diese enge Zusammenarbeit zwischen
Screening-Team und Klinik-Team setzt
jedoch räumliche Nähe voraus und ist in
bevölkerungsarmen Bereichen, die mit
mobilen Mammografie-Einheiten versorgt
werden, nicht möglich.
wenn die Stanzbiopsie bereits erfolgt ist
und die dadurch entstandenen Hämatome
die Erstbeurteilung der Brust erschweren.
Wenn der Operateur zu weit von der Screening-Einheit entfernt ist und deshalb an
der Konsensuskonferenz nicht teilnehmen
konnte, muss eine erneute Konferenz in
der Klinik erfolgen, die zusätzliche Kosten
verursacht.
Das Mammographie-Programm ist deshalb in der Durchführung unbedingt zu
verbessern. Zum Wohl der Patientin ist es
erforderlich, dass die weitere Abklärung
der Diagnose und Therapie in einem qualifizierten Brustzentrum erfolgt, wenn Auffälligkeiten in der Mammographie bemerkt
werden.
Dieses Brustzentrum sollte den Qualitätsstandards der EUSOMA/Deutschen
Krebsgesellschaft genügen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen diese Problemfelder baldmöglichst
erkennen und im Interesse aller Seiten die
bestehenden Programm-Regularien überarbeiten.
Das hat Nachteile für die Patientin und die
behandelnden Ärzte. Die Patientin hat
mehrere Ansprechpartner: den ScreeningArzt und den Operateur.
Der Operateur sieht die Patientin erst,
Mammografie-Screening führt zur Früherkennung
[ Inge Bördlein-Wahl ]
Erste Daten zum Erfolg der Reihenuntersuchung der gesunden Brust (Mammografie-Screening) in
Deutschland werden aus Nordrhein-Westfalen (NRW) gemeldet: Wie in der Ärztezeitung vom 28.
Februar 2007 zu lesen ist, sind dort inzwischen die Untersuchungen von 13 516 Frauen ausgewertet
worden. Bei 151, also 1,1 Prozent dieser Teilnehmerinnen, wurde ein Mammakarzinom neu entdeckt.
Bei drei Viertel von ihnen waren noch keine Lymphknoten befallen.
Etwa ein Viertel der Tumoren waren duktale Carcinomata in situ, also noch nicht invasiv, drei Viertel indes waren bereits invasiv.
Zwei Drittel der Tumoren hatten einen Durchmesser von 11 bis 15 Millimeter, ein Drittel war unter 10 Millimetern.
945 der untersuchten Frauen wurden wegen eines unklaren Mammografiebefundes zur weiteren Abklärung – etwa mit Stanzbiopsie
- einbestellt. Bei 151, also 16 Prozent, stellte sich schließlich Brustkrebs heraus.
Am Mammografie-Screening in NRW haben seit Herbst 2005, als das Screening gestartet worden war, etwas mehr als die Hälfte der
eingeladenen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren teilgenommen. Ob sich die Sterblichkeit der Frauen durch das Screening tatsächlich
senken lässt, wird man nach Expertenmeinung erst in zehn bis 15 Jahren wissen. Die hohe Rate der früh entdeckten Brustkrebse macht
den Medizinern jedoch Hoffnung.
- 20 -
KONSTRUKTIV: IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN, DIE LEIDENSCHAFTLICH AM
FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN DEN BRUSTKREBS ARBEITEN
Früherkennung ist das A & O –
In den USA leben Frauen mit Brustkrebs länger
[ Inge Bördlein-Wahl ]
Amerikanische Brustkrebspatientinnen
überleben – unabhängig vom Alter, in
welchem sie erkranken – deutlich länger
als in Deutschland. Fünf Jahre nach Ersttherapie leben in Deutschland noch 81
Prozent der Frauen, in den USA sind es
89 Prozent. Noch klarer wird der Unterschied nach zehn Jahren: In den USA
sind dann immer noch fast 83 Prozent
der Frauen am Leben, in Deutschland
sinkt der Anteil der Brustkrebsüberlebenden nach einer Dekade schon auf
69,3 Prozent. Diese für deutsche Brustkrebspatientinnen beunruhigenden Statistiken wurden kürzlich von Epidemiologen am Deutschen Krebsforschungszentrum (kurz DKFZ) in Heidelberg vorgestellt.
Es handelte sich dabei um einen aktuellen, direkten Vergleich der LangzeitÜberlebensraten von Krebspatienten in
den USA und in Deutschland. Die Heidelberger Wissenschaftler um Prof. Dr.
Hermann Brenner vermuten als Gründe
für dieses amerikanisch-deutsche Überlebensgefälle weniger Behandlungsunterschiede in den beiden Ländern, als vielmehr die Früherkennung. In den USA
werden die Brusttumoren deutlich früher
entdeckt, als in Deutschland. So werden
63 Prozent in den USA in einem noch
lokal begrenzten Stadium diagnostiziert,
in Deutschland sind es dagegen nur rund
50 Prozent.
Jahres-Überlebensrate, in Deutschland
sind es fast zehn Prozent weniger. Allerdings sei das Gefälle zwischen einer
erfolgreichen Brustkrebstherapie in
einem Zentrum und in kleinen Kliniken
mit weniger Erfahrung in den USA weit
größer als in Deutschland, betonte Sohn,
zumal viele Frauen dort gar nicht krankenversichert seien und sich eine optimale Behandlung nicht leisten könnten.
Dennoch müssten sich die deutschen
Brustzentren an den amerikanischen
Ergebnissen messen lassen. Nach Sohns
Angaben wird in Deutschland derzeit
knapp die Hälfte der Frauen mit neu diagnostiziertem Brustkrebs in einem zertifizierten Zentrum behandelt.
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US-Frauen gehen
häufiger zum Screening
Die amerikanischen Frauen nehmen die
Früherkennungsuntersuchungen früher
und häufiger in Anspruch als die deutschen Geschlechtsgenossinnen. Nach
Angaben der Heidelberger Wissenschaftler haben 80 Prozent der US-Amerikanerinnen über 40 Jahren nach eigenen
Angaben in den letzten zwei Jahren eine
Früherkennungs-Mammografie wahrgenommen. In Deutschland hingegen wird
das Mammografie-Screening für Frauen
ab 50 Jahren erst schrittweise eingeführt.
Der wissenschaftliche Vorstand des
Deutschen Krebsforschungszentrums
(DKFZ), Professor Otmar Wiestler,
glaubt Deutschland mit dem Mammografie-Screening auf dem richtigen Weg,
„denn bereits jetzt sehen wir bei den
Brustkrebsdiagnosen aus den Screeningprogrammen eine Verschiebung in Richtung frühere Stadien.“ Der Leiter des
Heidelberger Brustzentrums, Professor
Christof Sohn, weist auf die Unterschiede in den Überlebensraten hin, die davon
abhängen, ob die Frauen in einem ausgewiesenen Brustzentrum oder einer regionalen Klinik behandelt werden. Wer in
einem Brustzentrum in den USA versorgt wird, hat eine fast 90 prozentige 5-
Onkologische Anschlussheilbehandlung und allgemeine
Rehabilitationsmaßnahmen bei
Brustkrebs, gynäkologischen
Karzinomen, Magen-Darm-Krebs
161 Einzelzimmer;
Unterbringung einer Begleitperson im Zimmer möglich
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- 21 -
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
Neue Studie – Kernspin der Brust:
treffsicherstes Verfahren bei der Diagnose von Krebs
[ Ulli Kappler ]
Die Magnetresonanz-Tomographie (kurz MRT) oder auch Kernspintomographie (kurz Kernspin) genannt ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem sich Weichteile besonders gut darstellen lassen. Als Zusatzverfahren gewinnt das Kernspin
zunehmend an Bedeutung, sowohl in der Diagnose als auch in der Nachsorge von Brustkrebs.
Im Gegensatz zur Mammographie kommt
ein Kernspin ganz ohne Röntgenstrahlen
aus: In einer Magnetröhre regt ein starkes
Magnetfeld die Kerne der Wasserstoffatome im Körper (sogenannte Protonen) zu
Schwingungen an. Wird das Magnetfeld
abgeschaltet, fallen diese Atome in ihren
ursprünglichen Zustand zurück. Dabei
geben sie ein Signal ab, das vom Computer
in eine „Bildersprache“ übersetzt wird.
Damit diese Bilder aussagekräftiger sind,
spritzt der Arzt der Patientin vorher ein
Kontrastmittel in die Armvene.
Eine besondere Form der MRT ist die
Magnetresonanz-Tomographie der Brust,
kurz Mamma-MRT genannt.
Welche Vorteile hat die Mamma-MRT?
Dieses besondere Verfahren
- erkennt Krebsherde auch in dichtem
Drüsengewebe (beispielsweise bei jungen
Frauen).
- entdeckt in situ Karzinome auch ohne
Mikroverkalkung.
- unterscheidet zuverlässig zwischen altem
Narbengewebe und neuem Tumor.
- kann bereits vor der OP rund 20 Prozent
mehr Brusttumore ausfindig machen.
- bietet eine gute Verlaufskontrolle von
bösartigen Tumoren während einer adjuvanten und neo-adjuvanten (vor der Ope
ration erfolgenden) Chemotherapie
- erlaubt die Entdeckung von Brustkrebs
bereits ab einer Größe von drei Millimetern.
„Wenn wir mit der Mammographie und
dem Ultraschall nicht weiterkommen, sollte vor der Brustoperation grundsätzlich
eine MRT gemacht werden, damit wirklich
alle Krebsherde erkannt und in einem einzigen Eingriff entfernt werden können“, so
Dr. Claudia Perlet, Oberärztin am Institut
für Klinische Radiologie des Klinikums der
Universität München, auf dem Symposium MR 2007 in Garmisch-Partenkirchen. „Das erspart der Patientin nicht nur
eine zusätzliche Operation, sondern auch
unnötige psychische Belastungen", sagte
die Radiologin. „Wenn ein Brustkrebs
durch Stanzbiopsie gesichert und eine brusterhaltende Operation geplant ist, sollte
vorher dringend eine MRT gemacht werden", meint auch die Privatdozentin Dr.
Christiane Kuhl, Radiologin an der Radiologischen Klinik der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn, denn:
„Grundsätzlich ist die MagnetresonanzTomographie allen anderen Methoden zur
Diagnose von Brustkrebs überlegen".
Hat die Mamma-MRT auch Nachteile?
Die Kosten von rund 600 Euro sind im
Vergleich zur Röntgenaufnahme der Brust
(Mammographie rund 65 Euro) und
Ultraschall (Sonographie rund 45 Euro)
wesentlich höher. Bei der langfristigen
Kosten-Nutzen-Bewertung schneidet die
MRT der Brust am besten ab.
Wann wird die Mamma-MRT bezahlt?
- bei unklarem Befund durch Mammographie und Sonographie nach BET (Brust
erhaltender Therapie)
- bei Lymphknotenmetastasen, ohne dass
man einen Tumor entdecken kann (Primärtumor)
- als Verlaufskontrolle bei neo-adjuvanter
Chemotherapie
- 'rückwirkend', - das heißt, wenn vor der
OP eine Brust-MRT gemacht wurde und
nach der OP Brustkrebs diagnostiziert
wird
Löbliche Ausnahme:
Die Techniker Krankenkasse.
Sie genehmigt – laut einem Schreiben des
Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Jena, vom Dezember
2006 an mamazone e.V. - ihren Versicherten ab sofort im dortigen Institut eine
MRT auch bei darüber hinaus gehenden
Fragestellungen, so zum Beispiel bei dichtem Brustgewebe oder als Verlaufskontrolle
alle zwei Jahre nach operativen Eingriffen
an der Brust oder bei erblich bedingter Veranlagung für Brustkrebs bei Verwandten
ersten Grades.
Eigenanzeige
FRÜHERKENNUNG IST GUT –
NACHSORGE STEHT IM SCHATTEN
Wir brauchen 5.000.000 Euro für eine neue Nachsorge-Studie – auch Ihr Euro zählt.
Spenden Sie für die Stiftung PONS. 360.000 Frauen nach Brustkrebs in Deutschland
werden es Ihnen danken.
Spendenkonto
mamazone e.V.
(Projekt: PONS)
Stadtsparkasse Augsburg
Kto 076760
BLZ 720 500 00
Informationen: [email protected] | www.stiftung-pons.de
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KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS
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SENTINA-STUDIE
Anzahl unnötiger OP´s
könnte gesenkt werden
Ein Brustimplantat
– für mich?
[ Ruth Diemer-Schäfer ]
Bis vor wenigen Jahren wurden bei allen Brustkrebspatientinnen
die Achsellymphknoten komplett entfernt. Als Folge leiden zahlreiche Frauen unter erheblichen Armbeschwerden in Form von
Lymphstau, Kraft- oder Beweglichkeitseinschränkungen oder
Gefühlsstörungen. Mit der Wächterlymphknoten-Entfernung hat
sich in den letzten Jahren ein neues Operationsverfahren etabliert,
bei dem durch die Entnahme eines (oder weniger) Lymphknoten
festgestellt werden kann, ob Tumorzellen in der Achselhöhle vorhanden sind. Nur bei Frauen mit einem Tumorbefall müssen auch
die restlichen Lymphknoten entfernt werden.
Bis vor kurzer Zeit wurde das Verfahren nur bei kleinen Tumoren
bis zu einer Größe von zwei bis drei Zentimeter angewendet. Auf
Grund der hohen Sicherheit der Methode und den erheblich
reduzierten Beschwerden weitet sich das Einsatzgebiet jetzt immer
mehr aus. Bei Frauen mit größeren Tumoren wird heute zunehmend eine Chemotherapie vor der Operation (neoadjuvant)
durchgeführt, um den Tumor vorher zu verkleinern, eine brusterhaltende Operation zu ermöglichen und die Wirksamkeit der Chemotherapie „in vivo“ am Tumor selbst zu beobachten.
Da es bisher noch keine Daten darüber gibt, ob die Wächterlymphknoten-Entfernung auch nach einer neoadjuvanten Chemotherapie eine ausreichende Sicherheit aufweist, wird die Methode
derzeit noch nicht bei Frauen empfohlen, die vor der Operation
eine medikamentöse Behandlung erhalten haben. In diesen Fällen
werden weiterhin die kompletten Achsellymphknoten entfernt –
mit dem Risiko von vermehrten Armbeschwerden.
Die SENTINA-Studie ist die weltweit erste Studie, bei der die
Wächterlymphknoten-Entfernung auch bei Frauen durchgeführt
werden kann, die eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten.
Dabei wird die Sentinel-Node-Biopsie bereits vor Beginn der
Chemotherapie durchgeführt. Bei Frauen mit verdächtigen
Lymphknoten, die unter der medikamentösen Behandlung einschmelzen, werden im Rahmen der Brustoperation zunächst der
Wächterlymphknoten und anschließend die übrigen Lymphknoten entfernt. Dabei wird überprüft, ob möglicherweise zukünftig
auch in solchen Fällen die Entfernung des Wächterlymphknotens
ausreicht.
Bisher ist in spezialisierten Zentren noch bei etwa 10 bis 25 Prozent aller Patientinnen mit negativen Lymphknoten eine Ausräumung der Achselhöhle erforderlich. Sollte sich die Wächterlymphknotenentfernung auch bei Frauen durchsetzen, die eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten, würden diese Frauen davon profitieren und auch die Rate an unnötigen Operationen könnte deutlich gesenkt werden.
Brustkrebs verändert vieles
in Ihrem Leben
Unter www.PolytechSilimed.de können Sie sich über die vielfältigen Möglichkeiten eines Brustwiederaufbaus informieren. Diese
Internetseiten ersetzen natürlich nicht die Beratung durch Ihren
Arzt. Sie werden Ihnen jedoch einen Überblick ermöglichen, erste
Fragen beantworten und hoffentlich viele nützliche Tipps liefern.
auch als Broschüre direkt bei Ihrem Arzt erhältlich.
Studien dieser Art dienen allein dem Wohl der Patientinnen, so
dass die Finanzierung bedeutend schwieriger ist, als bei wirtschaftlich interessanten Fragestellungen. Deshalb ist es ein großes
Anliegen von mamazone, eine derartige patientenorientierte Forschung zu unterstützen. Spenden mit dem Vermerk „SENTINAStudie“ werden an den Studienleiter Professor Thorsten Kühn
weitergeleitet.
Spenden Sie für SENTINA
mamazone e.V.
Stadtsparkasse Augsburg
BLZ 720 500 00
Kto. Nr. 076 760
Kennwort: SENTINA-Studie
- 23 -
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
Bessere Heilungschancen
durch mehr Treue zur Tablette?
INTERVIEW MIT PROFESSOR DR. CHRISTIAN JACKISCH, OFFENBACH
Entscheidend für eine erfolgreiche Brustkrebstherapie ist nicht nur das beste Medikament, sondern auch, dass die Patientinnen ihre Tabletten regelmäßig einnehmen. Allerdings lässt die sogenannte „Compliance“ (Therapietreue) häufig zu
wünschen übrig, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen (1). In Deutschland sollen 20 bis 60 Prozent aller verschriebenen Arzneimittel nicht eingenommen werden. Auch in der Antihormontherapie bei Brustkrebs gebe es ein Compliance-Problem, so Professor Dr. Christian Jackisch vom Klinikum Offenbach beim Kongress „Projekt Diplompatientin 2006“ in Augsburg.
Durch den Einsatz moderner Medikamente sind in den letzten Jahren weniger Frauen an Brustkrebs gestorben.
Wie schätzen Sie nach aktuellem medizinischen Stand die Heilungschancen ein?
Wir gehen davon aus, dass Frauen mit einem Karzinom, das kleiner als zwei Zentimeter und hormonrezeptorpositiv ist und im
Anfangsstadium entdeckt wurde, sehr gute Heilungschancen haben. Wir sprechen von einer Größenordnung von 50 Prozent. Dazu
ist es aber wichtig, die Behandlung bis zum Ende durchzuführen – oft ein Problem: Die antihormonelle Therapie dauert zum Beispiel fünf Jahre. Doch nach einem oder zwei Jahren nehmen etwa 40 bis 60 Prozent die Tablette nicht wie empfohlen und werden
demnach nicht nach neuestem medizinischen Standard behandelt.
Welche Gründe sehen Sie für einen Therapieabbruch?
Die Gründe dafür können vielfältig sein, das können die Nebenwirkungen sein, wie etwa Hitzewallungen oder Schlafstörungen. Es
kann auch die Vergesslichkeit eine Rolle spielen oder der Verlust des Glaubens an den Nutzen der Therapie. Das kann an einer
schlechten Aufklärung seitens des behandelnden Arztes liegen oder daran, dass die Patientin nicht genug nachfragt oder Angst hat,
ihre Zweifel an der Therapie zu äußern. Deswegen ist es so wichtig, dass wir mit den Patientinnen ins Gespräch kommen.
Wie hoch schätzen Sie den Einfluss der Therapietreue auf die Heilungschancen ein?
Ich könnte mir vorstellen, dass eine regelmäßige Medikamenteneinnahme nach fünf Jahren eine Verbesserung von 20 Prozent ausmacht. Wir wissen aus klinischen Studien, dass der Unterschied zwischen einer zweijährigen und fünfjährigen Einnahme in dieser
Größenordnung liegt.Wenn nach einem Jahr schon über ein Fünftel der Patientinnen ihre Medikamente nicht mehr einnehmen, dann
können wir damit rechnen, dass es nach fünf Jahren weitaus mehr sein werden.
Sie beschäftigen sich mit dem Thema 'mangelnde Therapietreue' im Rahmen der PACT-Studie.
Was waren Ihre Beweggründe, daran mitzuwirken?
Ich finde es sehr wichtig, die Frage der Therapietreue zu untersuchen, da es dazu einfach noch zu wenige Daten gibt. Die PACTStudie ist eine Art „Motivations-Studie“, bei der niedergelassene Frauenärzte und Onkologen eng mit den Patientinnen zusammenarbeiten. Sie werden außerdem von „Patientinnen“ (Vertreterinnen von Selbsthilfegruppen) durch Briefe informiert und motiviert.
Wir untersuchen, ob die Einnahmetreue durch regelmäßiges Informieren erhöht werden kann. Außerdem wollen wir klären, ob die
Behandlung durch eine regelmäßige Einnahme der Medikamente verbessert werden und damit die Lebensqualität der Patientinnen
gesteigert werden kann.
Wie kann die regelmäßige Einnahme der Medikamente sonst noch verbessert werden?
Da häufig Therapien wegen ihrer Nebenwirkungen abgebrochen werden, sollte der Arzt die Patientin effektiv aufklären, damit sie
versteht, dass die Therapie zu ihrem Nutzen ist. Häufig betrachten Patientinnen sie - besonders die Chemotherapie - als Feind.
Dabei ist gerade die Antihormontherapie bei hormonrezeptorpositiven Tumoren als große Chance zu sehen: eine sehr wirkungsvolle Langzeittherapie, die einen Rückfall verhindern soll.
Was wir unbedingt brauchen – und dafür brauchen wir die Unterstützung gerade auch von den Selbsthilfegruppen und Patientinnenvertreterinnen – ist Aufklärung auf allen Ebenen. Nicht nur auf der Arzt-Patientinnen-Ebene, sondern auch über die Patientinnen-Patientinnen-Kommunikation.
Das Interview führte die Agentur Publicis Vital.
Quelle:(1) Atkins L, Fallowfield L. Intentional and non-intentional non-adherence to medication amongst breast cancer patients. Eur J Cancer 2006, 2006 Apr 24. www.pact-programm.de
- 24 -
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KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG,
BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS
mamazones TERMINKALENDER
28. April 2007, Münster
PATIENTEN KONGRESS – eine Initiative des Patientenbeirats der Deutschen Krebshilfe e.V
Internet: www.krebskongress.info
Kostenlose Hotline 0800 – 777 666 9
Tumor differenzieren und
gezielter therapieren
02. Mai 2007, 10.00 – 15.00 Uhr, Berlin
Kommunikationstraining für BrustkrebspatientinnenWie sag ich’s meinem Doc – Das selbstbewusste
Gespräch mit dem Arzt
Ort: HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Wiltbergstraße 50, 13125 Berlin
Telefon: +49 (0) 30 9401-0
Telefax: +49 (0) 30 9401-7133
Workshop – rund drei bis vier Stunden
Anhand eines Rollenspiels werden Regeln der Vorbereitung und Durchführung eines Gesprächs erarbeitet.
11. - 13. Mai 2007, Heidelberg
13.Internationaler Kongress Biologische Krebsabwehr
Ort: Heidelberg (Stadthalle), Baden-Württemberg,
Deutschland
Themen: Arzt-Patienten-Kongress/Biologische Krebstherapien/Hyperthermie/Aktivierung der Selbstheilungskräfte/Ernährung und Krebs/Energetische Medizin
E-Mail: [email protected]
Internet: www.biokrebs.de
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anche Tumore zeichnen sich durch
invasives Wachstum und Metastasenbildung aus. Ihre Energie gewinnen sie
durch die Vergärung von Glukose, selbst
dann wenn genügend Sauerstoff für die
Verbrennung vorhanden ist.
Durch die Entdeckung des Enzyms TKTL1
kann dieses Phänomen erstmals biochemisch erklärt werden und ermöglicht neue Therapieansätze.
In TKTL1-positiven Zellen wird in vielen
Fällen die Fettverbrennung (ß-Oxidation) abgeschaltet. Deshalb sind diese
Zellen abhängig von ganz bestimmten
Energieträgern.
Basierend auf diesen Erkenntnissen ist
die TKTL1-Ernährungstherapie (das CoyPrinzip) ent wickelt worden.
Informationen unter
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19. Mai 2007, 10.00 – 17.00 Uhr, Kassel
Kommunikationstraining für Brustkrebspatientinnen
Wie sag ich’s meinem Doc – Das selbstbewusste
Gespräch mit dem Arzt
Ort: Habichtswald-Klinik
Seminar – ein Tag
Verinnerlichte Verhaltensmuster werden bewusst gemacht. Rollenspiele ermöglichen die Umsetzung der
Gesprächstechniken.
Anmeldung:
Habichtswald-Klinik
Werner Wilhelm Wicker KG
Frau Schirrmeister
Wigandstraße 1
34131 Kassel
Telefon: 05 61 / 31 08-110
01. - 05. Juni 2007, Chicago (USA)
43rd Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology - ASCO
ASCO, American Society of Clinical Oncology, 1900
Duke Street, Suite 200, Alexandria, VA 22314, USA,
Telefon: +1 703 519-1439, Fax: +1 703 299-0255,
Email: [email protected]
Internet: www.asco.org
07. - 10. Juni 2007, Hannover
DEGRO 2007 - 13.Jahreskongress der Deutschen
Gesellschaft für Radioonkologie
Ort: Hannover (HCC Congress Centrum), Niedersachsen, Deutschland
Theodor-Heuss-Platz 1-3, Hannover
Email: [email protected]
Email: [email protected]
Internet: www.degro.org/degro2007
Internet: www.cpb.de
21. - 23. Juni 2007, Lübeck
27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Senologie)
Ort: Lübeck (Musik- u.Kongresshalle)
Präsident: Prof. Dr. Jürgen Dunst
Informationen unter:
CTW - Congress Organisation Thomas Wiese
GmbH,
Hohenzollerndamm 125,
D-14199 Berlin,
Telefon: 030 859962-20, Fax: 030 85079826
Email: [email protected]
Internet: www.senologiekongress.de
www.brustkrebstage.de
05.-08. Juli 2007, Lugano (Schweiz)
European Society for Medical Oncology ESMO Conference
Organisation:
Evomed MedizinService GmbH
Heidelberger Landstraße 190
64297 Darmstadt
ESMO, European Society for Medical Oncology,
Via la Santa 7, CH-6962 Viganello-Lugano,
Tel.: +41 (0)91 973 1919, Fax: +41 (0)91 973 1918,
Email: [email protected]
Internet: www.esmo.org
07. Juli 2007, Oberstaufen
32.Oberstaufener Symposium für Praktische Onkologie
Präsident: Prof. Dr. med. W. Hiddemann
Organisation:
E. König, Humaine Schlossbergklinik Oberstaufen
Schlossstraße 27-29, D-87534 Oberstaufen,
Telefon 08386 701-713, Fax: 08386 701-718,
Email: [email protected]
07. Juli 2007, Berlin
15. Berliner Onkologisches Sommerseminar
"Kostenintensive Diagnostika und Therapeutika Für und Wider?"
Ort: Berlin (Kaiser-Friedrich-Haus), Deutschland
Themen: Therapiesteuerung mittels PET/Neue spezifische Therapieformen
Informationen unter:
Berliner Krebsgesellschaft e.V.
Robert-Koch-Platz 7,10115 Berlin
Telefon: 030-283 24 00, Fax: 030-282 41 36
Email: [email protected]
Internet: www.berliner-krebsgesellschaft.de
29. September 2007, 10.00 – 17.00 Uhr, Kassel
Kommunikationstraining für Brustkrebspatientinnen
Wie sag ich’s meinem Doc – Das selbstbewusste
Gespräch mit dem Arzt
Ort: Habichtswald-Klinik
Seminar – ein Tag
Verinnerlichte Verhaltensmuster werden bewusst
gemacht. Rollenspiele ermöglichen die Umsetzung der
Gesprächstechniken.
Anmeldung:
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Werner Wilhelm Wicker KG, Frau Schirrmeister
Wigandstraße 1, 34131 Kassel
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05.-07. Oktober 2007, Basel (Schweiz)
DGHO 2007
Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie & Onkologie
Präsident: Prof. Dr. Martin F. Fey
Klinik und Poliklinik für medizinische Onkologie,
Inselspital/Universität Bern, CH-3010 Bern/Schweiz,
Telefon: +41 31 6322243, Fax: +41 31 6324120,
Email: [email protected]
Weitere Informationen unter:
AKM Congress Service, P.O.Box, CH-4005 Basel,
Telefon: +41 61 6867777, Fax: +41 61 6867788,
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21.03.2007 12:00:53
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
Baby nach Brustkrebs – darf es sein oder nicht?
DIE LEBENSFRAGE VIELER JUNGER PATIENTINNEN
[ Inge Bördlein-Wahl ]
Durch verbesserte Heilungschancen stellt sich die Frage nach einer Mutterschaft für junge Frauen nach Brustkrebs immer
häufiger. Der Wunsch nach einem Baby ist jedoch mit vielen Unklarheiten und Ängsten verknüpft. Kann ich nach Chemotherapie und Hormonentzug überhaupt noch schwanger werden? Wie hoch ist das Rückfallrisiko durch eine Schwangerschaft? Besteht die Gefahr, dass das ungeborene Kind als Folge der einschneidenden Therapien Schäden davonträgt?
Frauen mit einem Mammakarzinom und
ihre Partner, deren Familienplanung noch
nicht abgeschlossen ist, finden inzwischen
deutschlandweit ein Netzwerk vor, das
ihnen helfen soll, Fragen zur Mutterschaft
nach Brustkrebs zu beantworten und ihren
Kinderwunsch nach überstandener Erkrankung zu erfüllen.
„Fertiprotekt“ heißt der Zusammenschluss von Experten, der im letzten Jahr
unter Federführung der Abteilungen für
Gynäkologische
Endokrinologie
und
Reproduktionsmedizin der UniversitätsFrauenkliniken in Heidelberg und Bonn ins
Leben gerufen wurde. Inzwischen haben
sich 35 Zentren an Universitätskliniken dem
Netzwerk angeschlossen. Dort sollen junge
Krebspatientinnen und -patienten im gebärund zeugungsfähigen Alter bei Kinderwunsch beraten werden.
Bei Brustkrebspatientinnen beispielsweise
können die Eierstöcke durch eine Chemotherapie so geschädigt werden, dass
Unfruchtbarkeit die Folge sein kann. Deshalb rät Privatdozent Michael von Wolff,
Leiter der „Abteilung Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen" an der
Heidelberger
Universitäts-Frauenklinik
dazu, möglichst bereits vor Beginn einer
Behandlung gemeinsam zu besprechen, ob
Kinderwunsch bestehe.
Ein Bluttest zeigt, ob Frau
noch Mutter werden kann
Das Ausmaß der Schädigung der Eierstökke durch die Chemotherapie kann inzwischen durch einen Bluttest festgestellt werden. Dies bietet die Möglichkeit, Maßnahmen zu besprechen, die die Fruchtbarkeit
erhalten. Die Eierstöcke können beispielsweise während der Chemotherapie medikamentös geschützt werden, etwa durch die
gleichzeitige Therapie mit einem Medikament, das die Hormonproduktion in den
Eierstöcken stilllegt (GnRH-Analogon).
Die fruchtbarkeitsschützende Wirkung dieses „Eierstockblockers" ist allerdings noch
nicht endgültig belegt.
Es ist auch möglich, bereits vor der Chemotherapie befruchtete oder unbefruchtete
Eizellen zu entnehmen, sie einzufrieren und
diese nach überstandener Behandlung wieder einzupflanzen. Dabei ergibt sich gerade
bei hormonabhängigem Brustkrebs das
Problem, ob eine Schwangerschaft das Risiko eines Rückfalls begünstigen kann,
besonders wenn eine Hormonstimulation
vor Eizellentnahme nötig wäre. Für alle
diese Fragen sind die Experten von "Ferti- 26 -
protekt" die geeigneten Ansprechpartner. An
wenigen Zentren ist inzwischen sogar eine
Entnahme von Eizellen auch ohne vorhergehende Hormonstimulation möglich, nämlich
im Rahmen einer „In vitro Maturation“:
Dabei werden die Eizellen in aller Ruhe im
Reagenzglas zur Heranreifung gebracht.
Grundsätzlich gibt es eine gute Nachricht
für Brustkrebspatientinnen, die sich nach
erfolgreichem Abschluss ihrer Behandlung
Kinder wünschen: Nach bisherigen Untersuchungen scheint das Rückfallrisiko bei
Brustkrebs – auch einem hormonabhängigen
– durch eine Schwangerschaft nicht erhöht
zu sein. In mehreren Studien wurde keine
Verschlechterung der Prognose festgestellt.
Die Zahlen seien ermutigend, kommentiert
der Heidelberger Experte und Netzwerkleiter Dr. Michael von Wolff diese Ergebnisse, müssten aber speziell für junge Frauen mit einem hormonrezeptorpositiven
Tumor noch weiter überprüft werden.
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Sex und Überleben – Sexkiller Hormontherapie?
[ Kerstin Aldenhoff ]
Libidoverlust...?
Der Onkologe scheint
durch meine Nachfrage zur anstehenden
Anti-Hormon-Therapie (AHT) etwas
konsterniert. In dem Fachbuch, das er mir
kurz nach der OP in die Hand gedrückt
hat, steht es wie ein Schreckgespenst unter
„mögliche Nebenwirkungen: Libidoverlust“. Eine AHT bei hormonabhängigem
Brustkrebs ist effektiv, wird als „gut verträglich“ eingestuft. Es geht ums Überleben – was bedeutet da schon Sex...? Für
den Facharzt scheinbar keine Frage: „Fünf
Jahre Zoladex, fünf Jahre Tamoxifen, Libido bleibt erhalten“ – das Gespräch ist
beendet. Doch als Sexkiller erscheint die
AHT auch in der Nebenwirkungslitanei
der Medikamenten-Beipackzettel: „Typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Veränderung der Libido“, oder „Abnahme der
sexuellen Lust, Trockenheit der Scheide...“.
Und auch die Internet-Infos regen nicht
gerade an: „Einige Begleiterscheinungen
beeinträchtigen die Sexualität. So kann das
Bedürfnis an sich nachlassen. Bis sich der
Körper an die veränderte Hormonsituation
angepasst hat und sich der Wunsch nach
Sexualität wieder normalisiert, vergeht
allerdings einige Zeit.“
Dass es sexuelle Probleme gibt, die Ärzte
oft nicht wahrhaben wollen, zeigen einschlägige Internet-Foren. Brustkrebs-Frauen wollen sich nicht kleinkriegen lassen,
suchen sich selbst Hilfe:
„Wie wohl einige von euch wissen, hat man
unter Zoladex so gut wie keine Lust auf
Sex. Weiß jemand, wie man das ändern
kann?“
„Ich bekomme seit knapp drei Monaten
Aromatasehemmer, kann aber über Unlust
nicht klagen...“
„Habe eine AHT hinter mir. Habe abgebrochen und musste mir die Eierstöcke
entfernen lassen. Auch ich weiß gar nicht
mehr, wie das ist, 'Lust’ zu haben. Außerdem geht es mit dem Verkehr gar nicht, da
die Feuchtigkeit fehlt. Leider kann mir
auch von meinen Ärzten niemand weiterhelfen.“
Durch die OP amputiert, durch die Chemo
stigmatisiert, durch die Hormontherapie
chemisch sterilisiert – klar, dass dabei nicht
unbedingt Spaß am Sex aufkommt. Was
aber, wenn das so bleibt?
mal nur ein kurzer Schlag vor den Kopf,
dann setzt der Verstand wieder ein: „Was
nun“? Sollen die Hormone nun unterdrückt werden oder nicht? Es reift die
Erkenntnis, dass auch Ärzte nur Menschen
mit begrenzter Kompetenz sind.
Dass guter Sex nicht allein in den Hormonen liegt, zeigt ein aktueller Artikel aus dem
Ärzteblatt über den sogenannten „Dopaminkick“ – die Aktivierung des Lustzentrums im Gehirn. Neue Forschungen an
der Universität Jerusalem belegen einmal
mehr, was kluge Frauen längst wissen „Sexuelle Begierde entsteht im Kopf“.
Und der wurde uns ja zum Glück nicht
wegoperiert.
Gleitmittel gegen Trockenheit
Zumindest die technischen Handycaps lassen sich beheben. Mit Geduld und Interesse merkt frau schnell, was fehlt: Gleitmittel
gegen Trockenheit – dran bleiben, auch
wenn der Gyn sich da erst mal nicht so gut
auskennt. Ausprobieren. Von AyurvedaKiwi-Creme bis Kakaobutter, Vaseline und
Melkfett – manche Varianten sind abenteuerlich, andere einfach nur schlecht.
Für die gängige Monatsdepot-Spritze, die
junge Frauen in die Wechseljahre beamt,
stellt sich eine radikale, endgültige Alternative. Bei der Frage: Eierstöcke raus oder
nicht? – rät mir die sympathische Gynäkologin dringend ab mit der etwas nebulösen
Begründung, da würden „noch andere
wichtige Hormone produziert“ und „vor
allem die Sexualität leidet darunter“. Dies-
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JA, ich möchte die Arbeit von mamazone unterstützen ...
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Kompetente Patientinnen gegen Brustkrebs e.V.. Ich erteile dem Förderverein die Einzugsermächtigung, einmalig den Beitrag von
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mamazone e.V. | Postfach 310220 | 86063 Augsburg | T: 0821/5213-144 | T/F: 0821/5213-143 | [email protected] | www.mamazone.de
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AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007
VOM 26. BIS 29. OKTOBER 2006 FAND IN AUGSBURG
WIEDER DIE BRUSTKREBSAKADEMIE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS FÜR FRAUEN MIT BRUSTKREBS STATT
[ Ulli Kappler ]
"Das ist ja hier das Sankt Gallen der Patien- Vor exakt 508 Teilnehmern - das ist knapp
tinnen" ... staunte der Heidelberger Brust- die Hälfte aller mamazone-Mitglieder krebsmediziner Dr. Florian Schütz, einer sprachen von Donnerstag- bis Sonntagmitder Referenten beim „Projekt Diplompa- tag, den 26. bis 29. Oktober 2006 genau 33
tientin 2006“ in Augsburg. Der Vergleich Brustkrebsexpertinnen und –experten aus
der Patientinnenfortbildung mit dem regel- ganz Deutschland in 35 Kurzreferaten
mäßigen Stelldichein der renommiertesten über alles, was die wissensdurstige BrustBrustkrebsmediziner im Schweizerischen krebspatientin interessierte – von A wie
Sankt Gallen darf als Kompliment verstan- "Antiangiogenese" bis Z wie "Zometa".
den werden. In Sankt Gallen werden alle Am Ende der "Brustkrebsakademie" freuzwei Jahre die neuesten Leitlinien für die ten sich die Teilnehmerinnen über die Fülle
Brustkrebstherapie
diskutiert
und von Infos auf hohem wissenschaftlichen
mamazone Anmeldung
beschlossen.
Niveau in verständlicher Sprache. Und
Schütz Zollte damit nicht nur der Pro- mamazone konnte sich über 43 neue Mitgrammgestalterin auf originelle Weise sei- glieder freuen.
nen Respekt, sondern auch den mehr als Sämtliche Vorträge sind im mamazone-Büro
500 Zuhörerinnen und Zuhörern in den auch als DVD zu erwerben. Infos bei mamabeiden Hörsälen des Klinikums Augsburg zone - Frauen und Forschung gegen Brustfür ihre interessierten und kompetenten krebs e.V., Max-Hempel-Str. 3, 86153 AugsFragen.
burg, Tel.: 0821-5213-144, Fax: 0821-5213Das "Projekt Diplompatientin®" wurde von 143, Email: [email protected]
mamazone-Gründerin Ursula GoldmannPosch vor sechs Jahren aus der Taufe gehoben und seither programmlich von ihr
gestaltet. Die Zahl der Kongressbesucher
wird von Jahr zu Jahr größer.
Auditorium
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Patientinnen und Professoren im Gespräch
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