Newsletter: Ausgabe 4
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Newsletter: Ausgabe 4
AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 newsletter AKTUELLE INFORMATIONEN ZUM THEMA BRUSTKREBS FÜR BETROFFENE, ANGEHÖRIGE UND INTERESSIERTE Themen in dieser Ausgabe Neue Nachsorge| Kongressberichte | Lapatinib | Off-Label-Use | Mammographie-Screening | MRT | Fatigue | Baby nach Brustkrebs| Sexkiller Hormontherapie | Glukosestoffwechsel | Wichtige Termine | und vieles Interessantes mehr EDITORIAL Von Ursula Goldmann-Posch, Gründerin mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. Wussten Sie schon, dass mamazone eine „Pharmazone“ ist? Und nicht nur mamazone. Der größte Teil der Selbsthilfe-Bewegung von Krebspatienten ist von Pharmaunternehmen gesteuert - meinen zumindest einschlägige Medien. Seit in Deutschlands krankem Gesundheitssystem eine Verknappung der Ressourcen diagnostiziert wurde, befleißigen sich bestimmte Wochenzeitungen sowie TV- und Hörfunk-Magazine in schöner Regelmäßigkeit des Themas „Unabhängigkeit von Selbsthilfegruppen in Deutschland“. Sicher, eine wichtige Frage, über die öffentlich nachgedacht werden sollte. Doch leider verpufft die Diskussion jedes Mal in ideologisch gesteuerten Unterstellungen an die Adresse ehrenamtlich arbeitender Patienteninitiativen in Deutschland, die sehr wenig mit der Wirklichkeit von Selbsthilfe zu tun haben. Die journalistischen Beiträge über die angebliche Pharmakungelei von Patientenorganisationen haben eines gemeinsam: sie stellen Selbsthilfegruppen – in unserem Fall organisierte Frauen mit Brustkrebs - als ahnungslose Hascherl hin, die dadurch auffallen, dass sie mit Ausrissen - etwa aus der BILD-Zeitung - beim Arzt vorstellig werden und die darin angepriesenen Medikamente für ein längeres Überleben mit Brustkrebs einfordern. Jene Medien meinen auch unterstellen zu dürfen, dass Patientinnenvertreterinnen korrupt und korrumpierbar sind. Da Selbsthilfegruppen in Deutschland vom Staat und von den Krankenkassen keine entscheidende finanzielle Unterstützung bekommen, scheint es einigen Journalisten nur konsequent, dass Vertreter von Patienten-Organisationen unfähig sind, sich der Nachstellungen einzelner schwarzer Schafe aus der Pharmaindustrie zu erwehren. Hat das System? Haben solche unerfreulichen und der Arbeit von Selbsthilfegruppen abträglichen Medienkampagnen System? Ich persönlich glaube, daß es so ist. Durch die erfreulichen Entwicklungen in der molekularen Krebsmedizin, die dem Pi-Mal-Daumen-Prinzip in der Chemotherapie endlich ein Ende setzen werden, kommen neue, hoffnungsvolle, gezielte und daher auch kostenintensivere Brustkrebsmedikamente auf den Markt. Da der Staat kein Geld ausgibt für die mit deren Prüfung verbundenen Studien, bleibt der Löwenanteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben an der Pharmaindustrie [ Foto: Frank Boxler ] Wir lassen uns nicht vor den Karren spannen – wir spannen selbst ein hängen. Und weil forschende Arzneimittelfirmen auch Wirtschaftsunternehmen sind, müssen sie sich das eingesetzte Kapital durch den Medikamentenpreis hereinholen. Das ist das Prinzip der Marktwirtschaft. Eine pauschale Schelte - in diesem Fall an forschenden Pharmaunternehmen - greift zu kurz. Über dieses relativ klare Prinzip herrscht in der Politik allerdings kein Konsens. Deshalb scheint es einigen gesundheitspolitischen Schlüsselfiguren taktisch klug zu sein, Pharmakonzerne, die im Kampf gegen Krebs engagiert sind, mit einem ideologisch motivierten Bann zu belegen und – in „Sippenhaft“ - auch kompetente, wissende und fordernde Selbsthilfegruppen wie mamazone. „Diplompatienten“ leben länger Aus dieser Sicht scheint es - Politikern, Krankenkassen, professionellen Beratungseinrichtungen wie auch manchem Medienvertreter - höchste Zeit, die zu Selbstbewusstsein erstarkten PatientenInitiativen in Deutschland wieder fürsorglich und vorsorglich den “Fängen” einer angeblich doch so verderblichen, von Markt und Marketing geleiteten Industrie zu entreißen. Zumal „Diplompatienten“ länger leben und – mehr Geld kosten, weil sie das Beste an Behandlung von Anfang an einfordern. Das mag die eigentliche Motivation sein, warum Diplompatientinnen in regelmäßigen Abständen systematisch madig gemacht werden. mamazone ist eine moderne, innovative und erfolgreiche Organisation der Selbsthilfe. Sie hat es nicht nötig, sich von jemandem vor den Karren spannen zu lassen. Im Gegenteil: Wir spannen die von uns gewählten Kooperationspartner aus Universitäten, Industrie und Krankenkassen selbst vor den Karren. Für unabhängige Projekte, die wir mit deren Spenden zum Wohl von vielen Frauen mit Brustkrebs verwirklichen können. Wir sind eigenverantwortlich in der Lage, uns jeweils Partner zu suchen, die der Augenblick und die Notwendigkeit im Kampf gegen Brustkrebs erfordern. Dass dies möglich ist, hat auch mit der zunehmenden Professionalisierung von Patientinnen zu tun. Dabei muss ein professionelles Auftreten von Selbsthilfe-Organisationen nicht automatisch Produkt einer von Big Pharma bezahlten Werbeagentur sein. >> Manche Medien müssen sich offensichtlich erst an das perfekt AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 >> [ Fortsetzung von Seite 1 ] durch gestylte Corporate Design von Selbsthilfeorganisationen gewöhnen: mamazone e.V. beispielsweise wird in dem ZEIT-Beitrag „Geben und Einnehmen“ vom 19. Mai 2005 von der Journalistin Martina Keller als „auffallend professionell“ verdächtigt. Dass diese Leistung ehrenamtlich aus den mit dem Vorwurf der Korruption und Pharma-Unterwanderung stigmatisierten Vereinen selbst kommen könnte - weil es beispielsweise auch Journalistinnen und Marketing-Fachfrauen mit Brustkrebs gibt - scheint undenkbar. Die Symptome einer neuen Patientenkultur, wie sie in den USA längst wahrgenommen werden, müssen in Deutschland von den Medien erst noch verstanden werden. Ursula Goldmann-Posch IMPRESSUM Herausgeber: Förderverein “Kompetente Patientinnen gegen Brustkrebs” e.V. Hausanschrift: Max-Hempel-Strasse 3 | 86153 Augsburg Postanschrift: Postfach 310220 | 86063 Augsburg T: +49 821/5213-144 | T+F: +49 821/5213-143 Redaktion: mamazone e.V. | Postanschrift: Postfach 310220 | 86063 Augsburg Hausanschrift: Max-Hempel-Strasse 3 | 86153 Augsburg T: +49 821/5213-144 | T+F: +49 821/5213-143 eMail: [email protected] Schlussredaktion: Peter Goldmann und Ursula Goldmann-Posch Organisation und Koordination: Ulli Kappler Chefredaktionsteam (V.i.S.d.P.): Kerstin Aldenhoff, Inge Bördlein-Wahl, Ursula Goldmann-Posch, Ulli Kappler Bildredaktion: Torsten Jüngling Anzeigenleitung: Torsten Jüngling Autorinnen in dieser Ausgabe: Kerstin Aldenhoff ([email protected]) Inge Bördlein-Wahl ([email protected]) Ruth Diemer-Schäfer ([email protected]) Irmi Gallmeier ([email protected]) Ursula Goldmann-Posch ([email protected]) Ulli Kappler ([email protected]) Heide Preuß ([email protected]) Doris C. Schmitt ([email protected]) Susanne Wiemann ([email protected]) Layout: Senser-Druck/Judith und Steffi Beyschlag, Waltraud Böving und Ulli Kappler Auflage: 30 000 Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichungen kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion vom Herausgeber nicht übernommen werden. Kein Teil dieser Publikation darf ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. © 2007 mamazone e.V. klimaneutral gedruckt by SENSER_DRUCK Augsburg - 2 - Zusammenarbeit verbessert Qualität SENOLOGIEKONGRESS IN DRESDEN [ Doris C. Schmitt ] Bei der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie 2006 in Dresden wurde deutlich, dass ein fachüberschreitendes Vorgehen (auch als interdisziplinäres Konzept bezeichnet) die Qualität der Brustkrebserkennung und- behandlung verbessert und damit auch die Überlebensaussichten der Patientinnen. Gleichzeitig sei das ein „Spagat zwischen dem, was diagnostisch und therapeutisch möglich und dem, was grenzwertig finanzierbar ist“, meint Professor Schultz-Wendtland, der Tagungspräsident des Senologie Kongresses. • Brustkrebs wird in immer früherem Stadium erkannt. Dies eröffnet die Möglichkeit, die notwendige Bestrahlung schon während der Operation zu verabreichen. Gerade bei kleinen Mammakarzinomen unter zwei Zentimetern kann die tumorzellabtötende Strahlendosis im Rahmen einer einzigen Bestrahlung schon während der Operation gegeben werden. Mehrere Studien zeigten, dass Brustgewebe höhere Einzeldosen vertragen kann. Besonders bekannt als sogenannte "Teilbrustbestrahlung" ist die TARGIT-Studie (das ist die gezielte Bestrahlung während der Operation), auch als Targeted Intraoperative Radiotherapy bekannt (www.sankt-gertrauden.de). Dabei können Gewebe, Haut, Rippen, Lunge und Herz, aber auch die andere Brust maximal geschont werden. Eine sorgfältige Nachbeobachtung und weitere Studiendaten sind nötig, um Aussagen über Sicherheit und Langzeitauswirkungen dieser und anderer ähnlicher Verfahren treffen zu können. Zum Thema "Neoadjuvante Therapie des Mammakarzinoms", also die Chemotherapie vor der Operation, bieten Studien bereits jetzt eine hervorragende Grundlage für Therapieentscheidungen, stellt Prof. Dr. Michael Untch vom Helios Klinikum Berlin-Buch fest. Die präoperative Systemtherapie kann in ausgewählten Fällen auch in Form einer Antihormontherapie erfolgen. Die Daten aus klinischen Studien mit präoperativer Chemotherapie mit einer Nachbeobachtungszeit von zehn Jahren zeigen ein vergleichbares rezidivfreies und Gesamtüberleben, ob die adjuvante Chemotherapie vor- oder nach der Operation gegeben wurde. Die brusterhaltende Rate war deutlich höher, als unter adjuvanter Therapie. • Der Nachweis von Brustkrebszellen, die in das Knochenmark gespült wurden (sogenannte disseminierte Tumorzellen), hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ein internationales Expertenteam aus Deutschland, Österreich und der Schweiz traf sich bereits beim letzten Senologiekongress, um ein einheitliches Vorgehen für den Nachweis und die klinische Umsetzung der Verfahren zum Tumorzellnachweis festzulegen. Tumorzellen im Knochenmark sind ein Hinweis dar- auf, dass sich Krebszellen bereits in den Körper auszubreiten drohen. Wie man diese Zellen rechtzeitig killen kann und ob sie wirklich den Stoff haben, aus dem die Metastasen sind, muss nun in Studien an mehreren Kliniken (multizentrische Studien) überprüft werden. • Zunehmend wird der bisherige Goldstandard - fünf Jahre Tamoxifen bei Frauen nach den Wechseljahren (postmenopausal) - durch Aromatasehemmer ersetzt. Die Diskussion, welches die wirksamste Behandlungsstrategie für Patientinnen nach den Wechseljahren sein könnte, ließ die Diskussion über die Therapiemöglichkeiten für Brustkrebspatientinnen, die noch nicht in den Wechseljahren sind (prämenopausal), in den Hintergrund treten. • Als gesichert kann angesehen werden, dass Patientinnen vor den Wechseljahren mit einem hormonsensiblen Tumor, die nach einer vorsorglichen (adjuvanten) Chemotherapie keine Eierstockfunktion mehr aufweisen, ein verbessertes krankheitsfreies Überleben haben. Die Unterdrückung der Eierstockfunktion durch Entfernung der Eierstöcke oder Einnahme von "Eierstockblockern" (GnRH-Analoga) hat die gleiche Wirksamkeit wie eine CMFChemotherapie. Dies belegen Studien, wie etwa die ZEBRA-Studie oder die TABLEStudie. Die Kombination dieser Medikamentengruppe mit Tamoxifen ist der Chemotherapie mit CMF überlegen, so Professor Olaf Ortmann, Chef der Uni-Frauenklinik Regensburg. Der Stand von mamazone e.V. – Deutschlands größter Brustkrebs-Initiative - war wieder Anlaufstelle für viele Ärzte und Patienten, die sich über deren Arbeit informieren wollen. KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS Angriff auf Tumorzellen und ihre Umgebung KONGRESS DER DEUTSCHEN ONKOLOGEN (DGHO) IN LEIPZIG [ Doris C. Schmitt ] „Targeted Therapies“ waren ein wissenschaftlicher Schwerpunkt auf der gemeinsamen Jahrestagung der deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachgesellschafter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) vom 4. bis 8. November 2006 in Leipzig - ein Treffpunkt für Fachärzte, Pflegepersonal, Angehörige und Selbsthilfegruppen. Diese neuen „zielgerichteten Therapien“ sollen Veränderungen des Stoffwechsels in der einzelnen Tumorzelle bewirken. Da die neuen Medikamente extrem teuer sind, müssten alle ihren Beitrag leisten – Ärzte, Pharmaindustrie, Patienten und Politiker, betonte der diesjährige Kongresspräsident Prof. Dieter Niederwieser. Dass die Brustkrebssterblichkeit seit Mitte der neunziger Jahre trotz steigender Zahl der Brustkrebserkrankungen abgenommen habe, führte er auf die Früherkennung und konsequente Durchführung neoadjuvanter (Chemotherapie vor der Operation) und adjuvanter Behandlung (Chemotherapie nach der Operation) zurück. Einen deutlichen Gewinn durch Chemotherapie hätten Patientinnen unter 50 Jahren. Vom Einsatz von Taxanen scheinen vor allem Patientinnen mit hormonrezeptor-negativen Tumoren zu profitieren. Professor Kurt Possinger führte aus, dass bei Patientinnen mit mehr als 10 befallenen Lymphknoten die TandemHochdosistherapie völlig unerwartet einen deutlichen Fortschritt erbrachte. Ältere Patientinnen profitierten weniger von einer adjuvanten Chemotherapie, doch die Effektivität der adjuvanten Hormontherapie nehme mit zunehmendem Alter zu. Der Gold-Standard Tamoxifen wird - laut Possinger - immer mehr durch die Aromatasahemmer abgelöst. Vor allem durch die „Switch-Therapien“ (2 bis 3 Jahre Tamoxifen und dann Anastrozol oder Exemestan) wird nicht nur das krankheitsfreie Überleben verbessert, sondern es ist auch eine Verlängerung der Überlebenszeit nachweisbar. Bei der nach 5 Jahren mit Letrozol und Tamorifen fortgesetzten Therapie (die sogenannte „Extended-Therapie“) wurde bei Frauen mit befallenen Lymphknoten eine Verlängerung der Lebenszeit nachgewiesen. Bei HER-2-postiven Tumoren weisen Studien auf deutliche Überlebensvorteile der Antikörpertherapie mit dem Wirkstoff Trastuzumab hin. In naher Zukunft kann bei Chemotherapie- und Trastuzumabresistenz der Wirkstoff Lapatinib eingesetzt werden, der in einer großen Studie hohe therapeutische Wirksamkeit zeigte. (siehe auch Bericht: Neue Medikamente) San Antonio, TexasMekka der Brustkrebsexperten NEUES VOM SAN ANTONIO BREAST CANCER SYMPOSIUM 14. – 18. DEZEMBER 2006 [ Doris C. Schmitt ] Gibt es neue Erkenntnisse, bessere Behandlungsmöglichkeiten? Sind wir Brustkrebs ein Stück überlegener geworden? Um dies zu erfahren, besuchten Irmi Gallmeier von der weltweit ersten Patientenstiftung PATH – Patienten Tumorbank der Hoffnung und Doris Schmitt von mamazone- Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. den weltweit größten Brustkrebskongress in San Antonio. Dabei hörten sie für die mamazone-Mitglieder zahlreiche Vorträge und sahen sich viele sogenannte „Poster“ an, eine Art gezeichnete Vorstufe eines offiziellen Vortrags. Die Vorträge reichten von der „Epigenetik“, also der Erforschung der individuellen Abweichungen beim Ablesen der Geninformation, über neue Möglichkeiten der Behandlung von genetisch bedingtem Brustkrebs sowie dem bisherigen und künftigen Einsatz von Aromatasehemmern bis hin zu Therapieempfehlungen bei der Entfernung des Wächterlymphknotens oder Behandlungsstrategien bei vorhandenen „Minimetastasen“ (Mikrometastasen). Neue Hoffnung für HER2-positive Brustkrebspatientinnen Ein neues zielgerichtetes Medikament mit dem Wirkstoff Lapatinib kann jetzt sehr genau gegen die Empfangsantennen HER1 und HER2 auf Brustkrebsdrüsenzellen eingesetzt werden. Das beweisen Studien, in denen dieser so genannte „Tyrosinkinasehemmer“ in Verbindung mit Chemotherapie eingesetzt wurde. Im Gegensatz zum erfolgreichen Antikörper mit dem Wirkstoff Trastuzumab kann dieses Medikament oral eingenommen werden. Vor allem für Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium, die gegen Trastuzumab resistent geworden sind, ist dieser neue Wirkstoff eine große Hoffnung. Lapatinib wird aller Voraussicht nach mit dem Handelsnamen „Tycerb“ im Herbst in Deutschland verfügbar sein. Wird ein Traum wahr – Brustkrebsvorbeugung durch Impfung? George Peoples aus Maryland ist der Frage nach der Wirksamkeit von Impfungen gegen Brustkrebs in seinem Labor in Bethesda nachgegangen. Hochrisikopatientinnen mit Brustkrebs, die bereits mehrere Behandlungen hinter sich hatten, jedoch noch ohne Rückfall waren, wurden in diese kleine Studie aufgenommen. Nach 20 Monaten zeichnete sich bei den geimpften Patientinnen ein kleiner Vorteil bezüglich der Rückfallfreiheit im Vergleich zur Kontrollgruppe ab, nach 24 Monaten flachte dieser Vorteil jedoch ab – war nicht mehr so deutlich (in der Fachsprache „signifikant“). Eine weitere, größere Studie soll nun zur Klärung des tatsächlichen Nutzens beitragen. >> - 3 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 >> [ Fortsetzung von Seite 3 ] Rate of breast cancer drops Schlagzeile aus USA TODAY vom 15. Dezember 2006 Ein Raunen und Staunen ging durch das Auditorium, als Professor Peter Ravdin, Biostatistiker am M. D. Anderson Cancer Center in Houston im US-Staat Texas, einen Tag vor dieser Schlagzeile darauf hinwies, dass im Zeitraum von 2002 bis Ende 2003 in neun über das ganze Land verteilten Krebsregistern der USA ein rapider Rückgang von Brustkrebserkrankungen um sieben Prozent zu beobachten war. Am stärksten sank die Anzahl der Neuerkrankungen bei den hormonabhängigen Brustkrebsen in der Altersgruppe der 50 bis 69-jährigen Frauen, nämlich um zwölf Prozent. Was war der Grund dafür? Dass diese erfreuliche Entwicklung nur auf das MammographieScreening zurückzuführen sein könnte, schloss Peter Ravdin aus, da die Teilnahme an den Reihenuntersuchungen im Jahr 2003 nur um 3,2 Prozent angestiegen war. Als viel wahrscheinlicher wird bei der Suche nach Ursache und Wirkung der im Jahr 2002 um 50 Prozent gesunkene Einsatz der Hormonersatztherapie bei den US-Amerikanerinnen angesehen. Nachdem die groß angelegte Women´s Health Initiative Study (WHI-Studie) ein erhöhtes Brustkrebsrisiko für Frauen, die Hormone eingenommen hatten, nachgewiesen hatte, brachen viele Frauen und ihre Ärzte die Hormonersatztherapie ab. Noch müssen diese Daten mit Vorsicht behandelt werden. Erst die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich dieser Trend fortsetzt. Viele Brusttumore waren zu jenem Zeitpunkt noch nicht sichtbar. Da nun keine Hormone mehr zugeführt wurden, könnte dies das Wachstum beeinflusst haben – manche Tumore hörten vielleicht auf zu wachsen, manche verlangsamten ihr Wachstum. Ein Arzt wagte sogar die These, manche dieser Tumore würden sogar schrumpfen und ganz verschwinden. Diese Frauen würden niemals mit Brustkrebs konfrontiert werden. Es wird spannend, diese Entwicklung weiter zu beobachten. Keine Bestrahlung nach brusterhaltender Operation für Frauen über 70? Weitere neue Studiendaten aus San Antonio betrafen die bisher übliche Empfehlung, nach brusterhaltender Operation eine Strahlentherapie anzuschließen. Gilt das für jede Altersgruppe? 613 Patientinnen, die älter als 70 Jahre waren, wurden über 8,2 Jahre beobachtet. Der Vorteil einer Bestrahlung war so gering, dass Dr. Kevin Hughes vom Massachusetts General Hospital eine gewisse Zurückhaltung bei der Empfehlung von Bestrahlung bei diesen älteren Patientinnen vorschlug. Das Alter wird künftig ein wichtiger Faktor bei der Empfehlung von Strahlentherapie sein. Wenn ein Aromatasehemmer versagt Obwohl die meisten Brustkrebspatientinnen nach den neuesten Studienergebnissen aus der vorbeugenden (adjuvanten) Therapie mit sogenannten ‚non-steroidalen’ Aromatasehemmern (Aromataseinhibitoren - AI´s) Nutzen ziehen, gibt es doch viele Patientinnen, die nach einiger Zeit nicht mehr darauf ansprechen und bei denen die Krankheit wieder auftritt. Aromatasehemmer setzen an der Vorstufe der Östrogenbildung an. Sie hemmen die Aromatase, ein Enzym, das an der Produktion von Östrogen entscheidend beteiligt ist und verhindern damit die Bildung des Östrogens. Man unterscheidet die nicht-steroidalen von den steroidalen Aromatasehemmern mit je unterschiedlichen Wirkprinzipien: Erstere blockieren das Enzym, letztere schalten es dauerhaft aus. Es gibt nun noch einen etwas anders gestrickten Aromatasehemmer, der ähnlich wie das Tamoxifen an den Östrogenrezeptor bindet und damit die Anlegestelle für die Hormone blockiert und sie in einem zweiten Schritt dann noch abbaut. Die EFECT-Studie hat überprüft, ob der Einsatz des Wirkstoffs Fulvestrant, der die Hormone blockiert und dann ausschaltet, gegenüber Exemestan, einem steroidalen AI, der die Hormone „nur“ ausschaltet, einen Vorteil für diese Patientinnen aufzeigt. In beiden Studienarmen haben die Patientinnen gleich viel davon, - 4 - das heißt, es gab keinen klinischen Vorteil für eine dieser Anti-Hormontherapie-Gruppen. Wer profitiert von Aromatasehemmern – und wer nicht? Bei mehr als 50 Prozent der Hormonrezeptor-positiven Patientinnen wirken sich Aromatasehemmer nachhaltig vorteilhaft aus. Aber viele Patientinnen unterziehen sich dieser Anti-Hormontherapie mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen umsonst. Da es noch keine klinischen und molekularen Marker für das Ansprechen auf diese Behandlung gibt, sind Studien, wie die von Professor Serdar E. Bulun von der Northwestern Universität, unerlässlich. Er und seine Mitarbeiter überprüften Gene hinsichtlich ihres Ansprechens auf Aromatasehemmer und zeigen auf, dass bestimmte Eiweiß-Stoffe empfindlicher auf diese Medikamente reagieren als andere. Damit könnte künftig die Vorhersagbarkeit verbessert werden, ob eine Patientin von der Behandlung mit Aromatasehemmern profitieren wird. Mikrometastase im Sentinel – müssen alle Lymphknoten entfernt werden? Nach den aktuellen Leitlinien wird die Entfernung aller Lymphknoten empfohlen, wenn der Wächterlymphknoten (Sentinellymphknoten) eine Metastase aufweist. Dies gilt auch bei kleinsten Tochtergeschwülsten (sogenannten Mikrometastasen), die nach der Klassifizierung 0,2 bis 2 Millimeter groß sind. Bereits seit einiger Zeit wird diskutiert, ob der Schaden nicht größer als der Nutzen ist. Diesem Thema widmete sich in San Antonio Emiel Rutgers vom Netherlands Cancer Institute. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit weiterer befallener Lymphknoten bei einer Mikrometastase? In seinem Vortrag zeigte der niederländische Chirurg Daten, die belegten, dass ungefähr 19 Prozent der Patientinnen mit kleinsten Metastasen im Wächterlymphknoten weiteren Lymphknotenbefall haben werden. Die meisten dieser Metastasen sind dann aber bereits mit dem bloßen Auge sichtbare Metastasen, sogenannte Makrometastasen. Nach seinen Erfahrungen, ist die ‚falsch-negative’ Diagnose kleiner als fünf Prozent. Deshalb sollte man bei Mikrometastasen die Entfernung aller Lymphknoten überdenken. Weg vom Goldstandard beim „Karzinom vor Ort“? Wenn ein nicht invasives Milchgangskarzinom – kurz DCIS genannt - brusterhaltend operiert wurde, ist eine anschließende Bestrahlung die Regel. Eine Studiengruppe untersuchte nun, ob bestimmte Patientinnen auf eine Nachbestrahlung verzichten können. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Patientinnen mit einem geringen oder mittleren Risiko (DCIS nicht größer als 2,5 Zentimeter) auch ohne anschließende Bestrahlung ein geringes Rückfallrisiko haben. Während die großen Studiensensationen ausblieben, ist eine verstärkte Nachdenklichkeit bei einigen Vortragenden zu spüren. So mahnte die große belgische Brustkrebsforscherin Martine Piccart-Gebhart bei einem Symposium, in dessen Mittelpunkt Brustkrebstherapien standen, die im Kommen sind, zu einem verschärftem Blick auf die Sinnhaftigkeit und Kostenexplosion gewisser Behandlungen. Auch die nachdenklichen Worte von Dennis Slamon, Leiter der Abteilung für Hämatologie/Onkologie und Professor für Medizin an der UCLA School of Medicine („We have to rethink what we are doing“ - Wir müssen unser Handeln überdenken), waren eine Aufforderung für den gezielteren Einsatz der adjuvanten Chemotherapie. Die zahlreichen Posterpräsentationen (Darstellung von Studienverläufen und ihren Ergebnissen) machten beim 29. Brustkrebskongress in San Antonio deutlich, dass noch Vieles in den ‚Pipelines’ der Labors und forschenden Klinikzentren steckt. Eines ist aber bereits jetzt schon klar: es wird künftig nicht mehr nur gefragt werden, wie Brustkrebs behandelt werden kann, sondern auch wie sinnvoll, gezielt und überprüfbar unter Berücksichtigung von Lebensqualität und finanzieller Mittel dieser Erkrankung Einhalt geboten werden kann. Anzeige KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG, BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS Nicht der Weg ist das Ziel – das Ziel ist der Weg FORSCHUNG FÜR PFLANZLICHE ARZNEIMITTEL DIE 10. KONSENSUS - KONFERENZ VON ST. GALLEN, SCHWEIZ [ Doris C. Schmitt ] aus aller Welt gaben bei ihrem diesjährigen Treffen in St. Gallen eine neue Zielrichtung in der Brustkrebstherapie vor: Der Blick sollte nicht mehr allein auf das Risiko einer Wiedererkrankung gerichtet sein, sondern es sollte verstärkt überprüft werden, ob und wie eine Patientin auf eine der möglichen Behandlungs-Optionen ansprechen wird. Dies hätte sich aber noch nicht überall durchgesetzt, meinte die Brustkrebsforscherin Professor Martine Piccart vom Jules Bordet Institute in Brüssel. Sie machte die Notwendigkeit einer maßgeschneiderten Behandlung an zwei Beispielen deutlich : Fall A: 57jährige Patientin mit einem lobulären Mammakarzinom (vom Drüsenläppchen in der Brust ausgehender Tumor), pT2 (Tumorgröße 2 bis 5 cm), Östrogenund Gestagenrezeptor-positiv, HER2 positiv (der Tumor enthält vermehrt HER2Eiweißstoffe), Grading 1 (ein hochdifferenzierter und somit wenig aggressiver Tumor), Ki6 <5% (Eiweißstoff im Tumor, dessen Menge etwas über die Aggressivität aussagt), ein positiver Lymphknoten Fall B: Gleichaltrige Patientin mit einem ductal invasiven Brustkrebs (Tumor geht von den Milchgängen aus), pT1 (Tumor ist kleiner als 2cm), beide Hormon-Rezeptoren negativ, Grading 3, Ki6 >60%, kein Lymphknotenbefall Bis 2005 hätte die Patientin A die aggressivere Chemotherapie erhalten, da nach den Leitlinien ein befallener Lymphknoten diese Behandlung gefordert hätte. Patientin B hingegen, mit keinem befallenen Lymphknoten, wäre eine weniger aggressive Therapie empfohlen worden. Neue Broschüre: lung in Betracht ziehen. So würde man Patientin A antihormonell behandeln, entweder Tamoxifen für zwei Jahre und dann auf einen Aromatasehemmer (AI) wechseln oder gleich von Anfang an einen Aromatasehemmer einsetzen. Patientin B könnte wegen des Fehlens von Hormonrezeptoren nicht endokrin behandelt werden und sollte mit einem guten Chemotherapieprogramm, z.B. Anthracycline und Taxane, versorgt werden. Misteltherapie Information für Patienten Kostenlos anfordern! www.abnoba.de Brustkrebsexperten Chemotherapie und antihormonelle Behandlung können den Knochen schaden. Frauen mit Brustkrebs haben ein höheres Risiko von Knochenbrüchen als gleichaltrige Frauen in den Wechseljahren. Professor Peyman Hadji von der PhilippsUniversität in Marburg wies darauf hin, dass die meisten Frakturen schon im Falle einer Osteopenie, also bei mäßig erniedrigter Knochendichte, und nicht erst bei einer Osteoporose zu beobachten sind. Studien belegen bekanntlich, dass Bisphosphonate das Risiko von Knochendichteverlust reduzieren können. Die wichtige Frage, ob durch die regelmäßige Einnahme bzw. Infusion von Bisphosphonaten auch Knochenmetastasen verhindert werden können, ist noch nicht eindeutig geklärt. Professor Robert E. Coleman vom Weston Park Hospital verwies jedoch auf Studien von Professor Paterson T. Powles und Professor Ingo Diel aus Mannheim, die zeigen, dass Knochen- und Organmetastasen durch diese Behandlung verhindert werden können. Am letzten Tag fand – wie in St. Gallen üblich – die Konsensuskonferenz der renommierten Brustkrebsexperten zu wichtigen Fragestellungen in der Brustkrebstherapie statt. Die Empfehlungen werden im Juni im Internet veröffentlicht. Heute, im Jahr 2007, wird man das Ansprechen des Tumors auf die jeweilige Behand- arzneimittel gmbh Hohenzollernstraße 16 · 75177 Pforzheim Fax 07231 - 358714 · eMail: [email protected] AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 Die Renaissance der Ära der Maßkleider EIN ÜBERBLICK ÜBER AKTUELLE UND ZUKÜNFTIGE METHODEN DER LABORDIAGNOSTIK [ Irmi Gallmeier ] Weitere Info: www.roche.de/diagnostics/labor/amplichip_cyp450.htm Die genauen Details der Wirkung von Therapeutika in Zusammenspiel mit der individuellen Konstitution der Patientin werden erst jetzt allmählich erforscht, genauso wie die exakte Tumorbiologie, also die Beschaffenheit der Krebszellen. Immer noch sehen wir nur einen Teil des Ganzen - was sich dahinter genau verbirgt, kann vielfältig sein. Der Blick ins Detail Diagnostische Methoden haben sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Nicht nur in der Mammographie wurden durch Einführung verbesserter digitaler Bildgebung und durch intensivere Schulung und Spezialisierung der Radiologen massive Qualitätsfortschritte erzielt, auch die Labordiagnostik hat sich deutlich verfeinert – auch und gerade bei den klassischen tumorbiologischen Parametern: - 6 - Hormonrezeptoren Mittlerweile wird von allen Brusttumoren die Östrogen- und Progesteron-Empfindlichkeit bestimmt, d.h. wie sehr ein Tumor durch diese beiden weiblichen Hormone zum Wachstum angeregt wird (ER steht für Östrogenrezeptor, PR für Progesteronrezeptor). In der heutigen Diagnostik wird nicht mehr nur qualitativ als „positiv“ oder „negativ“ befundet, es sollte zur genaueren Quantifizierung zumindest der sogenannte „IRSScore“, besser der Prozentsatz der Rezeptor-positiven Zellen ermittelt werden. Antikörper - HER2neu Der Herceptinrezeptor ist ein Faktor, der eine Vorhersage treffen lässt über das Ansprechen einer Therapie mit Trastuzumab (Herceptin®). Dieser Wert wird normalerweise durch Anfärbung (IHC = Immunhistochemie) ermittelt und kann zwischen 0 und 3+ betragen. 0 und 1+ ist dabei als negativ zu betrachten, 3+ als positiv. Bei einem Ergebnis von 2+ muss zur Klärung ein weiterer Test, der sogenannte FISH (Fluoreszenz in situ Hybridisierung) gemacht werden. Wenn dieser ein positives Ergebnis zeigt, ist eine Therapie mit Herceptin® angezeigt. uPA/PAI1 Dieser sehr empfehlenswerte Test (S.3 Leitlinien Mammakarzinom der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie, kurz AGO, Level of Evidence 1a, d.h. höchste Empfehlungsstufe!) ist leider noch kein Routinetest an Mamma-Pathologien. Er eignet sich ausschließlich für Frauen ohne Lymphknotenbefall. Der Gehalt der beiden Enzyme uPA (Urokinase Plasminogen Aktivator) und PAI1 (Plasminogen Aktivator Inhibitor 1) im Tumorgewebe gibt eindeutig Aufschluss darüber, wie hoch das Risiko eines Rückfalls ist. Das bedeutet, dass fundiert entschieden werden kann, ob nach einer ErstOperation im Anschluss eine adjuvante Chemotherapie notwendig ist oder nicht. Derzeit erhalten 90% aller Brustkrebspatientinnen nach der Operation eine adjuvante Chemotherapie, nur 30% profitieren davon – bei den anderen 60 bis 70% der Nachweis des Rezeptors HER2 in Brustkrebszellen mit FISH (3+ rot gefärbt die Zellen, grün gefärbt die Rezeptoren, die auf den Zellen sitzen) (Mit freundlicher Genehmigung der Universitätsklinik Bonn) Patientinnen wäre eine Strahlentherapie (plus eventuell antihormonelle Therapie bei hormonrezeptorpositiven Tumoren) ausreichend! Dazu muss Tumorgewebe frisch (z.B. bei einer Biopsie oder einer Operation) gewonnen werden, der Test ist nicht am Paraffinblock möglich. Krankenkassen übernehmen die Kosten fallweise, für Selbstzahler kostet der Test knapp 100 Euro (inklusive Transport des Tumorgewebes an ein Speziallabor). Weitere Info: www.femtelle.de Der Blick in die Zukunft In den nächsten Jahren erwarten wir zunehmende Erkenntnisse über die genaue Beschaffenheit der Tumoren, im Detail über ihre Aggressivität und ihr Potential zu [ Foto: Graphik I, Andy Warhol ] von Brustkrebs auf der Bestimmung des Rückfall-Risikos. Frauen werden nach klassischen Kriterien (TNM-Klassifizierung, Alter der Patientin) diagnostiziert und in Hoch-, Mittel- und Niedrigrisiko-Patientinnen eingeteilt. Unter Berücksichtigung der Hormonrezeptoren und des HER2neuStatus (das ist die Anzahl bestimmter, aggressiver Wachstumsantennen auf Brustkrebszellen) wählt man dann die Art der Therapie und das geeignete Mittel. Der Erfolg dieser Therapie hängt aber von einer weitaus größeren Anzahl von Faktoren ab, die bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Wer kennt das Thema nicht: Die eine kann essen, was sie will und wird nicht dick (die „schlechten Futterverwerter“), der anderen springt schon der Knopf an der Hose beim Anblick einer Sahnetorte. Das ist nur bedingt eine Ausrede von „Diätflüchtlingen“, jeder Mensch hat einen sehr individuellen Stoffwechsel. Diese Tatsache lässt sich gut am Beispiel von Tamoxifen, dem „Goldstandard“ der antihormonellen Therapie von Brustkrebs, verdeutlichen: dieses Therapeutikum wird erst durch ein Enzym im Körper in die wirksame Substanz umgewandelt. Wenn ein Mensch zuwenig dieser „Verdauungsenzyme“ hat, wirkt Tamoxifen nicht, obwohl der Tumor hormonrezeptorpositiv ist. Dieser Enzymdefekt tritt allerdings nur selten auf. Er kann mit einem Gen-Chip, dem AmpliChip®? der Firma Roche bestimmt werden. Die Kosten von ca. 300 Euro müssen dabei selbst getragen werden. [ Foto: Graphik 2, HER3+ Zellen ] Bisher basiert die Gestaltung der Therapie Tumorforschung ist immer nur die Facette eines großen Ganzen. (Mit freundlicher Genehmigung von Laura van´t Veer, Firma Agendia, NL) wachsen (= Rezidiv) und sich im Körper zu verteilen (= Metastase). Ein weiterer Fokus der Tumorforschung besteht – wie bereits erwähnt - darin, das Ansprechen einer Therapie genauer vorauszusagen, als das bisher möglich ist. Diese Bestimmung der Therapiewirksamkeit nennt man Therapieprädiktion. Aber all das ist im Moment noch Zukunftsmusik – umso wichtiger ist es, wenn möglich einen Teil des Tumorgewebes für sich aufzubewahren (am besten gefroren bei Temperaturen unter –130°C), um sich diese Möglichkeiten der neuen Tumordiagnostik offen zu halten. Tipp: Wenn bei Ihnen Tumorgewebe entnommen wird (Stanze oder Operation) sprechen Sie vor dem Eingriff mit Ihrem Arzt oder/und dem Pathologen und bitten Sie ihn, eine Probe für Sie zu verwahren. Prognose des Krankheitsverlaufs mit Gen-Tests Hier führt in den nächsten Jahren kein Weg an den sogenannten Gen-Tests vorbei. Bei diesen Tests werden die Gene betrachtet, die für die Entwicklung der Erkrankung verantwortlich sind. Noch sind sich die Wissenschaftler nicht genau einig darüber, welche Gene im Einzelnen das sind. Aber >> KONSTRUKTIV: IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN, DIE LEIDENSCHAFTLICH AM FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN DEN BRUSTKREBS ARBEITEN es zeichnet sich deutlich ab, dass die sogenannte „Amsterdam-Signatur“, die 70 Gene identifiziert, die zuverlässigste Methode sein wird. Diesen Test gibt es bereits im Handel unter dem Namen MammaPrint®. Allerdings wird im Moment noch von der Anwendung dieser Tests abgeraten, da noch nicht ausreichend Studiendaten vorliegen. Das gilt genauso für Testungen anderer Firmen wie den OncotypeDX® und OnkoChip. Weitere Info zu MammaPrint®: www.agendia.de Biomarker Es gibt unterschiedlichste Substanzen, die in der Regel aus dem Blut isoliert werden und die Auskunft über das Fortschreiten einer Erkrankung geben können. Mit den Biomarkern kann man in der Nachsorge das sogenannte Monitoring, die Verlaufskontrolle, optimieren – sie eignen sich als ideale Ergänzung zu den klassischen bildgebenden Nachsorge-Methoden (Mammographie, MR und PET-CT). Dazu muss in regelmäßigen Abständen Blut an ein Speziallabor geschickt werden. Ein Anstieg des individuellen Biomarkerprofils gibt Hinweis auf ein Fortschreiten der Erkrankung. Dieser Anstieg hängt allerdings auch von einer Vielzahl von Faktoren ab, die nichts mit dem Brustkrebs zu tun haben (z.B. Infektionen, Schwangerschaft, Depressionen etc.) d.h., es kommt häufig zu falsch positiven Befunden. Zudem ist die Testung komplex und sollte nur von erfahrenen Labors mit dem immer gleichen Testsystem gemacht werden. Bisher werden diese Biomarkerprofile nur im Rahmen von Studien (kostenlose Teilnahme) erstellt. Empfehlenswert ist hier die TumormarkerStudie der Labormedizinerin Dr. Petra Stieber am Klinikum Großhadern/München. Kontakt: [email protected] Zirkulierende Tumorzellen Wenn ein Tumor sich ausbreitet, wandern Krebszellen über die Blutbahn in andere Organe – beim Brustkrebs sehr häufig ins Knochenmark. Diese Zellen kann man mittlerweile sowohl im Blut als auch im Knochenmark nachweisen. Bisher ist die Testung noch im sehr experimentellen Stadium und nicht zur Routine-Nachsorge empfohlen, wiewohl Tumorbiologen sehr viel Hoffnung auf diesen DiagnostikAnsatz setzen. Verlaufskontrolle der Erkrankung erscheint es sinnvoll, jenseits der regelmäßigen Nachsorge-Untersuchungen an einer Biomarker-Studie teilzunehmen, die eine verfeinerte Nachsorge zulässt. Alle anderen hier vorgestellten Diagnostikmethoden befinden sich derzeit noch im experimentellen Stadium – wir werden Sie weiter darüber informieren! Die Entwicklung in der Brustkrebstherapie und –nachsorge baut mehr und mehr darauf, über verfeinerte Labordiagnostik die Therapie individuell und maßgeschneidert an die Patientin anzupassen: die richtige Therapie für die richtige Patientin zum richtigen Zeitpunkt. Die Ära der Maßkleider erlebt eine Renaissance! Wir dürfen gespannt in die Zukunft blicken. Lesen Sie dazu auch Ursula GoldmannPosch´s Beiträge auf den Seiten 9 bis 10 und 12 bis 14. Weitere Info: www.veridex.com Kontakt: [email protected] [ Foto: Eppendorf Deutschland GmbH ] >> Fortsetzung von Seite 6 ] Bereits heute Zukunft: Biomarker aus dem Labor Ausblick Zusammenfassend ist zu sagen, dass im Moment bei Diagnose einer Tumorerkrankung der Blick einerseits auf eine vernünftige, zeitgemäße Diagnostik der klassischen Parameter (Hormonrezeptoren, HER2neu und uPA/PAI1) gelegt werden soll. In der FATIGUE Nach der Chemo: ein Leben aus Blei [ Inge Bördlein-Wahl ] Was beeinträchtigt die Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen nach erfolgreicher Behandlung am meisten? Dieser Frage sind Forscher um den Experten Volker Arndt am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg in einer Untersuchung mit über 300 betroffenen Frauen nachgegangen: Es ist das Krankheitsbild der Fatigue (chronische Müdigkeit), die das Wohlbefinden am stärksten einschränkt. Abhängig war die Lebensqualität auch davon, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten war, wie alt die Frauen bei Diagnose und Therapie waren und ob noch zusätzliche Erkrankungen vorlagen. Tumorstadium und Alter der Patientinnen seien nicht beeinflussbar, erklärt der Heidelberger Ursachen- und Krankheitsforscher (Epidemiologe) in einer DKFZ-Pressemitteilung, wohl aber körperliche Beschwerden wie die Fatigue: „Die Patientinnen fühlen sich während und noch Monate nach einer Krebsbehandlung über das normale Maß hinaus erschöpft, antriebslos und niederge- schlagen“, erfuhr der Wissenschaftler in Gesprächen mit den Brustkrebspatientinnen. Obwohl viele Betroffene auch lange nach der Therapie noch unter der belastenden Müdigkeit leiden würden, wüssten Ärzte und die Patientinnen selbst noch zu wenig davon, beklagen die Wissenschaftler und fordern mehr Aufmerksamkeit für diese Spätfolge bei Brustkrebs: „Um sie wirkungsvoll behandeln zu können, müsse sie stärker ins Bewusstsein rücken“, sagt Arndt. Die Ursachen der aus dem Französischen benannten Fatigue sind noch nicht eindeutig geklärt. Zweifelsfrei besteht ein Zusammenhang zwischen dem Hämoglobingehalt im Blut und der bleiernen Müdigkeit, die in der Behandlungsphase häufig während der Chemotherapie auftritt. Informationen zur Fatigue beim Krebsinformationsdienst in Heidelberg (KID) oder unter www.Hb-wert.de oder Fatigue-Telefon - kostenlos: 0800 - 4 20 30 40 - 7 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 8. März 2007 Internationaler Frauentag Stelldichein der besonderen Art am Internationalen Frauentag in München. AVON Cosmetics hat in Deutschland seit 2002 mehr als eine Million Euro für den Kampf gegen Brustkrebs gesammelt. Dieses Geld wird direkt an Brustkrebsorganisationen oder Fachgesellschaften wie die Deutsche Krebsgesellschaft weitergeleitet. Für das seit 2002 existierende „Projekt mamazone –Mobil“ erhält die Initiatorin des Projektes Ursula Goldmann-Posch (links im Bild) zusammen mit Vorstandsmitglied Ulli Kappler (rechts) von AVON-Geschäftsführerin Deutschland und Brustkrebs-Botschafterin Anna Segatti (Bildmitte) jährlich einen Scheck in Höhe von 25.000 Euro. Frech und informativ zugleich ist der mamazoneStand, wie er sich am 8. März 2007 zum Internationalen Frauentag in Neufahrn bei München in der AVONCafeteria den Betriebsangehörigen präsentierte. Avon Deutschland beschäftigt in der Zentrale im Münchner Norden (Neufahrn) rund 1.500 Mitarbeiter. So fing alles an mit dem mamazoneMobil: Ursula Goldmann-Posch (re.) hatte den Firmen AVON und Janssen Cilag (Orthobiotech) den Projektvorschlag eines mamazoneInfoautos unterbreitet, das in Sachen Früherkennung mit je einem renommierten Referenten, einem Info-Stand und jeder Menge Anschauungsmaterial zum Thema überland fahren und dort informieren soll, wo wenig Information ist. Die mamazone-Gründerin gewann den Projekt-Wettbewerb und holte für die Frauen von mamazone und in mamazone einen neuen, umweltschonenden Fiat MULTIPLA an den Hauptsitz des Vereins, nach Augsburg. Kneipp-Kur gegen Hitzewallungen [ Inge Bördlein-Wahl ] Heidelberg. Bei Frauen mit Brustkrebs, die eine antihormonelle Therapie erhalten, sind Hitzewallungen häufiger und verlaufen schwerer als bei gesunden Frauen in den Wechseljahren. Das weiß man aus verschiedenen Untersuchungen. Eine Hormontherapie ist wegen des Rückfallrisikos bei hormonabhängigen Tumoren aber nicht möglich. Was tun? Kneipp’sche Wasserkuren werden bei Wechseljahresbeschwerden schon seit langem angewendet. Jetzt soll ihre Wirksamkeit auch bei Krebspatientinen durch eine Studie wissenschaftlich belegt werden, die an der "Ambulanz für Naturheilkunde und Integrative Medizin" der Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg läuft. Teilnehmen können Frauen mit Brustkrebs, die ihre Behandlung mit Operation, Bestrahlung und Chemotherapie bereits abgeschlossen haben und unter Wechseljahresbeschwerden leiden. In einem Zeitraum von zwölf Wochen sollen sie nach vorheriger Anleitung täglich zwei bis fünf Kneipp’sche Wasserbäder zu Hause anwenden. Dies kann mit Waschen und Wassergüssen über dem Waschbecken oder in der Bade- bzw. Duschwanne geschehen. Für Fußbäder genügt ein großer Eimer. Die Patientinnen führen ein Tagebuch über die Beschwerden und die Anwendungen. Die Hormonwerte werden regelmäßig mit Speichelproben gemessen und zwar vor Studienbeginn sowie nach drei bzw. sechs Monaten. Das Befinden der Frauen wird mit Fragebögen und telefonisch abgefragt. Ansonsten gibt es Telefonkontakte und eine schriftliche Nachbefragung. Wer an der Studie teilnehmen will, sollte zweimal vor Studienbeginn sowie nach zwölf und 24 Wochen in der Naturheilkundeambulanz der Universität Heidelberg vorstellig werden. Eine Mitbetreuung durch den behandelnden Frauenarzt ist möglich, sodass auch Patientinnen außerhalb Heidelbergs an der Studie teilnehmen können. Kontakt unter: 06221-56 83 23 (Anrufbeantworter) oder Fax 06221-56 54 33. - 8 - KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS PONS – Patienten Orientierte NachSorge UND SO SIEHT DIE PERSPEKTIVE DER PATIENTINNEN WIRKLICH AUS [ Ursula Goldmann-Posch] Nicht alle Frauen der 360.000 Frauen mit Brustkrebs in der Nachsorge haben genaue Vorstellungen von dem, was der Zeitraum nach Abschluss der Erstbehandlung von Brustkrebs ist und was er sein sollte. Unbekannt ist vielen Frauen auch der Wandel, den die Nachsorge in den letzten dreizehn Jahren erfahren hat: vom programmierten, apparativen Metastasen-Screening zu einer möglichen medizinischen Intervention beim Auftreten erster Beschwerden. Entsprechend sind auch die Erwartungen von Patientinnen an ihre Nachsorge stark von ihren jeweiligen Informationsquellen bestimmt: Die einen möchten die Erkrankung erfolgreich verdrängen, was legitim und für manche Frauen überlebensnotwendig ist. Die anderen wollen maximale Sicherheit und Kontrolle, um einen möglichen Rückfall im Keim zu erkennen. Die anderen möchten eine ihrem Risiko angepasste Nachsorge. Aber – und dies zeigten mehrere Umfragen der Verfasserin dieses Beitrags während ihrer Tätigkeit im Vorstand von mamazone e.V. anlässlich der von ihr begründeten Jahreskongresse „Projekt Diplompatientin 2000 bis 2006“ – keine Patientin möchte erst auf Symptome warten. So waren bereits im Jahr 2002 von den damals befragten 107 Teilnehmerinnen am Patientinnen-Kongress rund 60 Prozent (genauer gesagt 54,2 Prozent) mit ihrer Nachsorge „unzufrieden“. In den darauf folgenden Jahren war eine kontinuierliche Zunahme des Unbehagens mit der „alten“ Nachsorge zu verzeichnen. Minimale Restkrankheit – eine Inkubationszeit Die derzeitige Nachsorge-Praxis übersieht, dass Brustkrebs vielfach bereits im Keim eine chronische Erkrankung mit persistierenden (verbleibenden) Tumorzellen im Knochenmark (Minimale Restkrankheit) ist, die eine lange „Inkubationszeit“ haben, bis zu dem Moment, wo sie als Metastasen offenkundig werden. Erste Beweise für den Nutzen einer „zweiten“ und „dritten adjuvanten Therapie“ liefern die Daten der neuen Aromatasehemmer-Studien ATAC, MA-17 und IES 031. Angesichts des Erfolges sequentieller endokriner Langzeittherapien bei hormonsensiblen Brustkrebszellen, liegt die Annahme nahe, dass auch Frauen mit rezeptornegativem Brustkrebs in der langen Zeit der „Nachsorge“ von Langzeittherapien oder sequenziellen Therapiewiederholungen (Antikörper, Bisphosphonate, orale Low-Dose-Chemotherapeutika) profitieren könnten. So stellt der diagnostische und therapeutische Wandel im Zeitalter der Molekularmedizin den Begriff „Nachsorge“ selbst in Frage und damit auch seine bisherige Praxis. Die offenen Fragen müssen im Interesse der Patientinnen durch eine große prospektive multizentrische Studie beantwortet werden. Einige wenige ärztliche und wissenschaftliche Mitstreiter stehen offen auf der Seite der Patientinnen, wenn es um die Forderung nach einer neuen Nachsorgestudie In einer erneuten, von der Autorin dieses Berichts initiierten und dann um mehrere ärztliche Kooperationspartner sowie um die AOK Rheinland/Hamburg ausgeweiteten bundesweiten „Umfrage Nachsorge“, - diesmal aus der Perspektive organisierter und nichtorganisierter, kompetenter und nicht am Thema interessierter Brustkrebspatientinnen im Februar 2005, - zeigte sich ebenfalls ein eindeutiges Votum. Trotz aller Unterschiedlichkeit des Engagements wurde aus den Antworten von 801 von insgesamt angeschriebenen 2.658 Patientinnen in ganz Deutschland deutlich, dass rund 50 Prozent (genauer gesagt 47,8 Prozent) der in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossenen Frauen mit Brustkrebs mehr Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren in ihre Brustkrebsnachsorge integriert haben wollen. Diese Auffassung teilen aber auch ein Drittel der nicht organisierten, vermutlich weniger informierten Frauen (genau gesagt 32,9 Prozent). FAZIT: Der kollektive Wunsch von Frauen mit Brustkrebs – so zeigen es die Daten dieser Umfrage – nach mehr Sicherheit, Geborgenheit und Fürsorge ist so groß, dass rund 75 Prozent aller Frauen mit Brustkrebs sich sogar weigern würden, an einer randomisierten, das heißt vom Vergleich her gesteuerten „Neuen Nachsorge-Studie“ teilzunehmen: eine Klinische Studie also, die eine Gruppe der Frauen dazu „verdammen“ würde, zur bisher üblichen symptomorientierten Nachsorge-Kontrollgruppe zu geht. Darunter der Onkologe PD Dr. Volker Heinemann, III. Medizinische Klinik im Uni-Klinikum Großhadern, München, die Laborärztin Dr. Petra Stieber, Leiterin des Forschungsbereichs „Onkologische Labordiagnostik“ am Institut für Klinische Chemie, Uni-Klinikum Großhadern, München, der Nuklearmediziner Professor Richard P. Baum, Chefarzt des PET-Zentrums, Zentralklinik Bad Berka, Professor Michael Untch, Chefarzt der Frauenklinik am interdisziplinären Brustzentrum Helios Klinikum Berlin-Buch sowie der Onkologie-Professor Siegfried Seeber, Direktor der Inneren Klinik für Tumorforschung, Essen. Derzeitige Nachsorge veraltet Die derzeitige Nachsorge-Praxis ist nach Überzeugung der Professoren Heinemann und Seeber „völlig überholt und zudem ethisch nicht gerechtfertigt“ (Seeber) und „völlig veraltet“ (Heinemann). Denn: „Es mehren sich die Fälle, dass Patientinnen mit Leber- oder LungenMetastasen lange überleben können“, sagt der international bekannte Experte. Voraussetzung sei, dass die Metastasierung frühzeitig erkannt und umgehend mit einer für jede Patientin maßgeschneiderten Tumortherapie durch Spezialisten auch außerhalb zugelassener starrer Behandlungsregime angegangen werde. Dabei verweist er auf Untersuchungen im Ausland, etwa am M.D. Anderson Hospital in Houston, aber auch auf seine eigenen Erfahrungen am Tumorzentrum in Essen. >> gehören, während die andere Studiengruppe möglicherweise von einer intensivierteren Nachsorge profitieren würde. Kein Wunder, dass 80 Prozent aller befragten Patientinnen als Grund für ihre Entscheidung, eine intensivere Nachbetreuung vorzuziehen, angeben, dass sie sich dadurch „sicherer“ und „besser aufgehoben“ fühlten. Symptomatisch für die Not vieler Frauen nach Brustkrebs sind zwei Äußerungen von nicht-organisierten, „genuinen“ Patientinnen, die der Autorin dieser Zeilen jeweils am 5. Februar 2007 und 23. März 2007 folgende Zeilen schrieb: „...Des Weiteren habe ich Probleme in der Diskussion mit meinem Brustkrebszentrum (das Zentrum wurde genannt Anm. d. Red.), was die Nachsorge angeht ("bei Metastasen kann man eh nichts mehr machen.... besser sie leben möglichst lange gesund" ... ). Ich kann damit im Moment sehr schlecht umgehen. Wenn meine Nachsorge nicht für mich sorgfältig und ordentlich geregelt ist, kann ich auch nicht loslassen. Wohin kann ich mich wenden? Für Auskünfte wäre ich sehr dankbar“. Den zweiten Brief einer 75jährigen Patientin mit Brustkrebs lesen Sie auf Seite 10 - 9 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 >> [ Fortsetzung von Seite 9 ] Nun kommt PONS in die zweite Phase Die charismatische Labormedizinerin Dr. Petra Stieber, Klinikum-Großhadern hat in Zusammenarbeit mit den Professoren Volker Heinemann (Onkologie) und Michael Untch (heute Helios Klinikum BerlinBuch) in unterschiedlichen Phasen das Konzept für PONS – die Patienten Orientierte NachSorgestudie – konzipiert. Nach einer ermutigenden Pilotstudie mit 900 Frauen nach Brustkrebs konnte die Logistik und die Sensitivität der Labordiagnostik – Basis der Großstudie – erfolgreich evaluiert werden. Nun kommt PONS in die zweite Phase. Die Studie soll über fünf Jahre angelegt sein und rund 5000 Patientinnen zur Teilnahme einladen. Eine Zahl, die kein Problem sein dürfte, in Anbetracht der zahlreichen Anfragen, die bei den Kooperationspartnern dieses Mammutunternehmens täglich eingehen. Die Finanzierung der Studie PONS (fünf Millionen Euro) muss in den nächsten sechs Monaten auf soliden Beinen stehen. Helfen auch Sie mit, PONS (www.stiftungpons.de in Gründung) Wirklichkeit werden zu lassen und Frauen in der unsicheren Zeit nach Brustkrebs eine Neue Patienten Orientierte NachSorge zu ermöglichen. (Lesen Sie dazu auch „Zwölf Forderungen an eine Leitlinie Neue Nachsorge“ auf Seite 12) Spenden Sie für die Stiftung PONS und eine neue Nachsorge-Studie. 360.000 Frauen nach Brustkrebs in Deutschland werden es Ihnen danken. Spendenkonto mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. (Projekt: PONS) Stadtsparkasse Augsburg Kto 076760 BLZ 720 500 00 JULIANE IST ÜBERALL IN DEUTSCHLAND: „Man sagte mir, ich sollte froh sein, schon so alt zu sein, denn bei jüngeren Frauen sei es viel schlimmer“ Brief einer 75jährigen Frau mit Brustkrebs am 23. März 2007. Einen Brief, wie den der Juliane B. (alle Namen und Orte geändert. Daten liegen der NL-Redaktion vor), könnten viele Frauen mit Brustkrebs in Deutschland geschrieben haben. Und immer wieder neu schreiben. Jeden Tag. Ganz neu. Und ganz erschütternd. Juliane in Deutschland ist überall. Sehr geehrte Frau Goldmann-Posch, Mitte Juli 2005 wurde bei mir Brustkrebs festgestellt. Ich bekam eine Überweisung für das Brustzentrum Kleinhausen. Es wurde eine Biopsie gemacht. Ich erfuhr, dass ich leider ein bösartiges Karzinom habe und bekam einen OP-Termin zum 28. Juli. Ich wurde brusterhaltend operiert. Nach fünf Tagen eröffnete man mir, dass ich ein zweites Mal unter das Messer muss. Mir wurden elf Lymphknoten entfernt. Der Sentinel-Lymphknoten hatte eine 1,9 Millimeter große Mikrometastase. Alle anderen Lymphknoten waren frei. Der Tumor hatte eine Gesamtgröße von 2,1 Zentimetern. Der Entlassungsbericht war sehr merkwürdig. Ich bin jetzt 75 Jahre alt. Bei der Operation war ich 73 Jahre. Man sagte mir, ich sollte froh sein, schon so alt zu sein, denn bei jüngern Frauen sei es viel schlimmer. Diese Aussage hat mich regelrecht umgehauen. Da ich schon 73 bin, und noch so fit, wolle man mir eine Chemotherapie anbieten. Man fragte mich kurz und knapp: „Wollen Sie oder wollen Sie nicht?“ Ich sagte: „Ich brauche drei Tage Bedenkzeit“. Daraufhin wollte man mir meine statistische Lebenserwartung mitteilen. Darüber war ich so empört, dass ich sagte, das wüsste ich schon selbst. Damit war die Unterredung, bzw. das Entlassungsgespräch beendet. Ich habe es bis heute nicht verarbeiten können, dass ich mit solchen rüden Allgemeinplätzen abgefertigt wurde. Meine Gynäkologin gab mir Kopien der Arzt- und OP-Berichte. Ich bat um Aufklärung. Sie sagte mir, ich hätte gute Chancen. Ansonsten soll ich positiv denken und mich nicht soviel mit meiner Krankheit beschäftigen. Ich sollte alles machen, woran ich Freude hätte. Nach der Chemotherapie bekam ich 25 Bestrahlungen und danach eine Anschluss-Heilbehandlung. In der Reha-Klinik traf ich auf einen sehr netten Arzt, der mir in die Entlassungspapiere eine Empfehlung für den Antikörper „Herceptin“ gab. Eine Mitpatientin empfahl mir mamazones „Über-Lebensbuch Brustkrebs“. Ich habe es mir beschafft und studiert. Als ich erfuhr, dass es inzwischen eine dritte Auflage gibt, habe ich mir auch die gekauft und auch ständig gelesen. Dadurch weiß ich nun endlich, was ich wirklich für einen Brustkrebs habe. Ich bekomme jetzt ein Jahr lang eine Herceptin-(Trastuzumab)-Infusion als Monotherapie alle drei Wochen. Von Juni 2006 bis Juni 2007. Danach ist dann Sense mit der medikamentösen Therapie. Ich habe in Ihrem Buch über das PET-CT gelesen und habe mir diese Ganzkörper-Untersuchung im Sommer 2006 auf eigene Kosten machen lassen. Ich war vor einer Woche beim Onkologen zur Nachsorge. Er hat mir nun Vieles gesagt, was ich vermutet habe und bisher nicht wusste: ich habe eine Form von Brustkrebs, an der sonst nur jüngere Frauen leiden. Bei mir ist das eine Ausnahmeerscheinung. Man hat keine Erfahrungen und Erkenntnisse darüber. Ich sei ein Sonderfall und falle durch die Roste. Es gibt keine Studien und keine Erkenntnisse und Erfahrungen für Frauen über 70! Denn meine Hormonrezeptoren Östrogen und Progesteron sind negativ, ich habe eine deutliche Überexpression von HER2neu 3+-Rezeptoren, und die Proliferationsfraktion Ki67 der Tumorzellen beträgt bei mir 35 Prozent. Auf deutsch gesagt: meine Tumorformel ist hochaggressiv - nämlich pT2, pN1rni (sn) 1/11, G3, L0,V0, R0. Im Klartext des Krebses bedeutet das, dass ich ein hohes Rückfallrisiko habe. Ausser Herceptin gibt es keine Medikamente für mich. Und Herceptin wird nur für ein Jahr verordnet. Es ist ein sehr teuerer Antikörper, der ungefähr 20 000 Euro kosten soll. Dies sind nur die Fakten, und damit muß ich leben. Auf meine Frage, was passiert, wenn erst mal Metastasen kommen, gibt es nur Schulterzucken und ausweichende Antworten. Ich habe gefragt, ob ich meine Tumormarker in einer vierteljährlichen Blutprobe untersuchen lassen soll. Aber - das wurde abgetan als nutzlos. Sie sagten nichts aus und änderten auch nichts an der Tatsache. Also kann ich nur auf meinen Tod warten, ohne dass ich vorher noch eine Therapie bekäme. Das PET-CT wurde gar nicht beachtet. Man sagte mir, für die 1000 Euro hätte ich lieber eine Reise machen sollen! Ich gebe den Kampf gegen den Krebs nicht auf, ich werde kämpfen bis zum Schluss, gegen den Feind in meinem Körper. Nun befasse ich mich mit biologischer Krebsabwehr. Ich besuche alle Vorträge, von denen ich durch Presse und Fernsehen erfahre. Biologische Krebsabwehr wird von den Ärzten abgelehnt. Es schadet nicht, es nützt aber auch nichts. Ein Nutzen in klinischen Studien ist bisher noch nicht erwiesen, sagen sie immer, wenn ich danach frage. Aber ich klammere mich an jeden Strohhalm. Ich habe soviel durchgemacht in meinem Leben. Krieg, Bombenterror,Verschickung in die Tschechei, Flucht nach Bayern im April 1945 im Viehwaggon.Tieffliegerangriffe auf den Zug, auf uns Kinder. Der Lokomotivführer ist geflohen.Wir mußten zu Fuß nachts laufen, jeden Tag 20 Kilometer. Am Tage kamen die Tiefflieger. Um nicht zu verhungern, mussten wir betteln gehen. Manchmal wurden Hunde auf uns gehetzt. Bauern mussten uns in Bayern aufnehmen. 1946 kamen wir nach Hannover zurück. Unsere Wohnung war halb verbrannt.Wir haben darin gehaust. Ohne Fenster, die waren mit Brettern venagelt. Und meine Mutter musste als Trümmerfrau Steine klopfen, um Lebensmittelmarken zu bekommen. Wir haben gehungert und gefroren. Es gab nichts. All dies habe ich überstanden. Und nun gebe ich auch nicht auf und kämpfe ums Weiterleben. Ich danke Ihnen für Ihr hervorragendes Buch. Es hat mir die Augen geöffnet und mir Kraft und Hoffnung gegeben. Danke, dass ich mich an Sie wenden durfte, und dass Sie meinen Brief gelesen haben. Ich bin jetzt ganz ratlos, was ich machen soll. Es grüßt Sie herzlichst - 10 - Juliane B. KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG, BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS Lapatinib- weiterer Hoffnungsträger für HER2-positive Frauen [ Heide Preuß, Inge Bördlein-Wahl ] Für Frauen mit einem Her2neu positiven Brustkrebs gibt es eine neue, vielversprechende Therapieoption. Der Wirkstoff Lapatinib bremst das Wachstum der HER2-positiven Brustkrebszellen gleich auf zwei Wegen. Er blockiert die Wachstumsaktivität von zwei unterschiedlichen Antennen auf den Tumorzellen: nämlich erbB1und erbB2. (erbB1und erbB2 ist eine andere Bezeichnung für HER1 oder HER2-neu) Ein zweites Plus: Lapatinib kann als Tablette eingenommen werden, ist schnell wirksam und überwindet als „kleines Molekül“ die Blut-HirnSchranke, das heißt, es ist auch bei Hirnmetastasen wirksam. Erste Studien mit dem Wirkstoff haben ermutigende Ergebnisse gezeigt. Ob man ihn nun Frauen mit HER2neu positivem Brustkrebs von Anfang an als alleinige Antikörpertherapie gegeben hat oder ihn alleine bzw. in Kombination mit dem Antikörper Trastuzumab eingesetzt hat, nachdem dessen Wirkung versagte. Bei etwa 15 bis 30 Prozent aller invasiven Mammakarzinome findet man eine vermehrte Bildung des Wachstumsantreibers ErbB2 auf den Tumorzellen. Über den ErbSignalweg - vermittelt durch bestimmte Enzyme namens Tyrosinkinase-Rezeptoren wird eine Signalkaskade angestoßen, die im Zellkern zu einer erhöhten Teilungsaktivität führt. Es gibt mehrere Wege, in diese fatale Wachstumskaskade der Tumorzellen einzugreifen. Einer davon ist, den Tyrosinkinase-Rezeptor durch ein kleines Molekül („small molecule“) zu hemmen. Lapatinib ist solch ein „small molecule“ und bislang der einzige Wirkstoff mit zweifacher Erb1- und Erb2-Blokkade. 30 Prozent Rückbildung Bei HER2-positivem metastasiertem Mammakarzinom bewirkte Lapatinib in klinischen Studien in 30 Prozent der Fälle eine objektive Tumorrückbildung. Für Lapatinib in Kombination mit dem Chemotherapeutikum Capecitabin wurde bei der europäischen Arzneimittel-Zulassungsbehörde (EMEA) der Antrag auf Zulassung eingereicht. Lapatinib soll bei fortgeschrittenem oder metastasiertem ErbB2 (HER2)-positivem Brustkrebs bei Patientinnen zum Einsatz kommen, die bereits eine andere Therapie – einschließlich Trastuzumab – erhalten haben. Mit der Zulassung des neuen Wirkstoffs ist nicht vor Ende dieses/Anfang nächsten Jahres zu rechnen. Für den Zulassungsantrag wurde die Zwischenanalyse einer internationalen, multizentrischen Phase III Studie mit 324 Patientinnen herangezogen, die an fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs mit vermehrter ErbB2-Bildung auf den Tumorzellen litten und deren Erkrankung trotz der Behandlung mit Trastuzumab und anderen Krebsarzneimitteln weiter fortgeschritten war. Diese Patientinnen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und entweder mit Lapatinib und Capecitabin oder nur mit Capecitabin behandelt. In der Zulassungsstudie verdoppelte sich nahezu die durchschnittliche Zeit bis zum erneuten Tumorwachstum durch die kombinierte Behandlung mit Lapatinib und Capecitabin im Vergleich zu Capecitabin allein. Der Unterschied war deutlich, also in der Fachsprache signifikant. Grundsätzlich wurde der Wirkstoff in dieser Studie gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen während der Therapie mit Lapatinib plus Capecitabin betrafen das Magen-Darm-System (Durchfall, Übelkeit und Erbrechen) oder die Haut (Hand-Fuß-Syndrom und Hautausschlag). „Diese wichtigen Daten sind ein erneuter Beweis für das Potenzial von Lapatinib als effektive Behandlungsoption für Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs“, sagt Dr. David Cameron von der Universität Edinburgh, der CoLeiter dieser Studie. Die TEACH-Studie Jetzt soll die Wirkung von Lapatinib als erste Behandlungsoption nach Operation und Chemotherapie, also in der adjuvanten Therapie gegenüber einem Placebo in einer weiteren Studie (TEACH-Studie) überprüft werden. Teilnehmen können Frauen mit HER2/neu-positiven Mammakarzinomen in den Stadien I bis II-Ib, die keine Fernmetastasen haben. Die Frauen müssen durch die übliche Therapie (OP, Chemotherapie) krankheitsfrei geworden sein. Weitere Infos: www.brustkrebs-studien.com Ein interessantes mamazone-Projekt: Wie sag ich’s meinem Doc? Das selbstbewusste Gespräch mit dem Arzt [ Doris C. Schmitt ] Brustkrebspatientinnen, die sich gegenüber den behandelnden Ärzten als gleichwertige Gesprächspartnerinnen empfinden und die Regeln einer selbstbewussten Gesprächsführung anwenden können, bewältigen ihre Erkrankung besser und haben wahrscheinlich auch Überlebensvorteile. Gerade Risikopatientinnen müssen die für sie richtige Therapie selbstbewusst einfordern. Eine partnerorientierte Kommunikation ist wichtig, damit Brustkrebspatientinnen von ihrem Arzt umfassend über die Vor- und Nachteile von Medikamenten informiert werden. Denn nur, wenn Patientinnen auch von ihren Behandlungen überzeugt sind, halten sie die verordnete Therapie ein. Das Kommunikations- und Kompetenztraining für Brustkrebspatientinnen soll die Teilnehmerinnen befähigen, auf gleicher Augenhöhe mit ihren Ärzten zu kommunizieren. Leiterin ist mamazone-Vorstandsmitglied Doris C. Schmitt, die als Brustkrebspatientin im Verlauf ihrer Erkrankung selbst erfahren hat, wie wichtig es ist, nicht nur dem Arzt die Verantwortung für die notwendige Therapie zu überlassen. In dem 2004 ins Leben gerufenen mamazone-Projekt lernen die Teilnehmerinnen, sich auf das Arztgespräch vorzubereiten und Störungen im Dialog zwischen Arzt und Patientin offen anzusprechen. Sie erarbeiten in Übungen und Rollenspielen blockierende und fördernde Verhaltensweisen im Ausdrucksverhalten und im Gespräch mit den oft hilflosen Helfern. Termine siehe Seite 25 - 11 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 ZWÖLF FORDERUNGEN FÜR EINE „NEUE LEITLINIE NACHSORGE“ Von der sorglosen Fürsorglosigkeit in der Nachsorge DAS PLÄDOYER EINER PATIENTIN FÜR 360.000 FRAUEN NACH BRUSTKREBS IN DEUTSCHLAND [ Ursula Goldmann-Posch ] In Zusammenarbeit mit (alphabetisch): Prof. Dr. med. Richard P. Baum, [email protected] Prof. Dr. med. Volker Heinemann, [email protected] Dr. med. Petra Stieber, [email protected] Prof. Dr. med. Siegfried Seeber, [email protected] Prof. Dr. med. Michael Untch, [email protected] …und mit klinisch und wissenschaftlich tätigen Ärzten und vielen organisierten und nicht-organisierten Patientinnen in Deutschland und Österreich. DIE SITUATION: Gemeinsam mit ausgewählten Kooperationspartnern in Klinik und Forschung fordern immer mehr Brustkrebspatientinnen in Deutschland mit Nachdruck ein Umdenken in der geltenden Brustkrebsnachsorge. Das bestehende, ausschließlich auf Symptome „programmierte“ Nachuntersuchungs-Konzept für die rund 360.000 in Deutschland lebenden Frauen mit Brustkrebs nach Abschluss ihrer Erstbehandlung, geht mit den Rückfallrisiken von Patientinnen nicht so Evidenz basiert um, wie es die Lebensbedrohlichkeit dieser Erkrankung erfordern würde. Weil es keine neueren Studiendaten gibt als zwei italienische Studien von 1994 (1)(2), wurde weltweit das immer noch gültige Nachsorge-Paket „light“ auch nach seiner Aktualisierung nicht eben „gewichtiger“ geschnürt: die deutsche Nachsorge-Leitlinie 2006 wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie/AGO (www.ago-online.de) und die amerikanische Nachsorge-Leitlinie 2006 durch die Fachgesellschaft American Society of Clinical Oncology/ASCO (www.asco.org/guidelines/ breastfollowup) überarbeitet und neu bestätigt. Das Alte ist 13 Jahre alt und heißt GIVIO Es blieb vorwiegend alles beim Alten. Und das Alte ist 13 Jahre alt und heißt – wie die beiden aus Italien stammenden Nachsorge-Studiengruppen – GIVIO und Del Turco. Im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten der Früherkennung und Behandlung eines Rückfalls hinkt das Konzept dieser beiden Studien um 13 Jahre hinterher. Standard der geltenden, sogenannten symptomorientierten Nachsorge 2007 ist lediglich das ärztliche Gespräch, die regelmäßige Mammografie der betroffenen und anderen Brust, das Abhören und Abklopfen des Oberkörpers sowie der Wirbelsäule (3). Die Nachsorge muss so lange so fürsorglos bleiben, ehe nicht klinische Studien bewiesen haben, dass es eine sinnvollere Überwachung und Intervention für Frauen nach Brustkrebs gibt, was sich viele Patientinnen und viele Ärzte wünschten. Metastasen im Kindergartenalter Doch bis zum Beweis des Gegenteils – der dringend ansteht, aber leider immer noch nicht durch eine Klinische Studie erbracht wird lautet das Leitlinien-Credo der gynäkologischen und onkologischen Fachgesellschaften: es ist gleichgültig, ja nutzlos und vielleicht sogar schädlich und belastend, wenn Metastasen bereits im Kindergartenalter entdeckt werden. Denn, wer sich einen metastasenträchtigen Brustkrebs eingefangen hat, hatte diesen bereits von - 12 - Anfang an. Und dieser Brustkrebs heißt zwar Brustkrebs, sitzt aber nicht in der Brust, sondern von Anfang an überall im Körper herum und lauert nur auf den richtigen Moment, den zweiten Zuschlag bei seiner Wirtin landen zu können. Deshalb sei eine intensivierte Nachsorge – nach heutigen Erkenntnissen – müßig und ändere nichts an den Überlebenszeiten der Frauen. Eine aufwändige Metastasen-Suche würde nur den Moment der schockierenden Entdeckung von gestreuten Brustkrebszellen vorverlegen. Schade – denn bereits heute gibt es klassische und gut untersuchte Labortests mit den traditionellen tumorassoziierten Antigenen CEA und CA-15-3 (sogenannte „Tumormarker“) sowie innovative Blutuntersuchungen auf molekularer Grundlage (disseminierte Tumorzellen), moderne bildgebende Methoden wie den Hochfrequenz-Ultraschall, die Ganzkörper-Kernspin-Tomographie, das Computer-Tomogramm in Verbindung mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Und dennoch fällt die Suche nach einem möglichen Rückfall bei Frauen mit Brustkrebs spärlich - jedoch leitliniengerecht – aus. Doch wie moralisch ist es, Frauen mit einer dreizehn Jahre alten wissenschaftlichen Evidenz in einer Nachsorge verharren zu lassen, die nicht fürsorglich ist? Was sind das für Leitlinien, die Nachsorgeärzten nahelegen, sie sollten erst dann mit bildgebenden Verfahren in Aktion treten, wenn bei Frauen nach Brustkrebs ein deutliches Unwohlsein wie etwa eine geschwollene Leber, Knochenschmerzen, Knochenbrüche, Atemnot oder Husten vorliegen? Je nach Krankenkassenstatus der Patientin dürfen dann klassische bis modernste Apparate angeworfen werden. Das wollen und können Frauen mit Brustkrebs nicht mehr länger ertragen und mittragen. Natürlich gibt es nicht nur das Recht auf Früherkennung eines Rückfalls. Es gibt auch den berechtigten Wunsch einer vollständig von ihrem Arzt aufgeklärten Patientin, nichts mehr von ihrem Brustkrebs wissen, hören und schon gar nicht sehen zu wollen. Doch diesen Wunsch verspüren – so die erst teilweise veröffentlichten Antworten von rund 900 deutschen Brustkrebspatientinnen aus einer großen Nachsorge-Umfrage (4) – lediglich zehn Prozent der nicht-organisierten Patientinnen. Bei den in einer Selbsthilfegruppe organisierten Frauen mit Brustkrebs wollten nur fünf Prozent mit weiteren Nachsorgemaßnahmen nicht behelligt werden. Lesen Sie dazu auch unsere Kästen auf den Seiten 9 und 10. Sind Metastasen im Anfangsstadium besser in den Griff zu kriegen? Ein allgemeines – und weltweit durch zahlreiche Einzelfall-Beschreibungen von Langzeitüberlebenden mit Brustkrebs gestütztes Prinzip in der Onkologie ist (5)(6)(7): Metastasen im Anfangsstadium, und besonders einzelne Tochtergeschwülste (so genannte Oligometastasen) sind – zumal mit den heute zur Verfügung stehenden chirurgischen und medikamentösen Mitteln – weitaus erfolgreicher zu behandeln und unter Kontrolle zu halten als alte, große und spät erkannte Metastasen. Denn die Chance, dass eine Brustkrebspatientin mit Tochtergeschwülsten vollständig auf die Behandlung anspricht und die Metastasen sich nach einer Metastasenbehandlung oder Metastasenoperation grollend davon trollen, hängt auch wesentlich davon ab, wie früh beispielsweise Leber- oder Lungenmetastasen entdeckt werden und wie groß die vorhandene Tumormasse ist. Auch dies muss allerdings erst noch in großen Studien mit vielen teilnehmenden Frauen bewiesen werden. >> KONSTRUKTIV: IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN, DIE LEIDENSCHAFTLICH AM FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN DEN BRUSTKREBS ARBEITEN >> [ Fortsetzung von Seite 12 ] Ist eine frühe Behandlung des Rückfalls sinnvoll? – Ist eine „zweite Erstbehandlung“ in der Nachsorge sinnvoll? Früh entdeckte Metastasen tragen nicht nur zu mehr Lebensqualität und zu mehr Arbeitsfähigkeit von Frauen nach Brustkrebs bei; durch ein offensiveres Nachsorge-Konzept könnte möglicherweise auch die Über-Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen gesteigert werden (8). Diese Annahme ist umso mehr schlüssig wie berechtigt geht doch die vorbeugende, adjuvante Chemo-, Antikörper- und Anti-Hormonbehandlung der Frauen ganz selbstverständlich davon aus, dass winzige, im Körper nicht nachweisbare Mikrometastasen von den Medikamenten erfasst und vernichtet werden sollen. Warum sollte dieses Prinzip nicht auch für eine noch zu prüfende „zweite Erstbehandlung“ gelten? Dieser zweite Versuch einer Behandlung in der adjuvanten Situation kann mit den heute zur Verfügung stehenden, sanften Therapien wie Antikörpern, Tyrosinkinasehemmern, Bisphosphonaten, niedrig-dosierten oralen ChemoPillen oder einem Wechsel in der großen Palette der Anti-Hormontherapien so vollzogen werden, dass die Lebensqualität erhalten bleibt und damit vielleicht mehr Überlebensqualität möglich wird. Wehret den Anfängen heißt die Devise, die von immer mehr Patientinnen gefordert wird, die sich nicht mehr mit einer als sorglos fürsorglos empfundenen Nachsorge abfinden wollen, – wie eine große Umfrage der Autorin dieses Berichtes in Zusammenarbeit mit der Tumormarkerforscherin Dr. Petra Stieber, Institut für Klinische Chemie der Ludwig-Maximilians-Universität München, KlinikumGroßhadern, sowie mit Professor Volker Heinemann, Medizinische Klinik und Poliklinik III, ebenda, unter 900 organisierten und nichtorganisierten Frauen mit Brustkrebs in der Nachsorge zeigt (9). Die Nachsorge führt ein Schattendasein Während unser Gesundheitssystem zu Recht für eine bessere Früherkennung von Brustkrebs viel Geld ausgibt, wird für die Früherkennung des Rückfalls nach Brustkrebs kaum etwas getan. Vorsorge ist in – doch die Nachsorge führt ein Schattendasein im Kampf gegen Brustkrebs. WAS WIR NICHT WOLLEN: • Wir wollen in der Nachsorge von Brustkrebs nicht erst dann untersucht und behandelt werden, wenn eine geschwollene Leber, Knochenschmerzen, Knochenbrüche, Atemnot oder Husten vorliegen. • Wir wollen keine alten Nachsorgerichtlinien von 1994, die dem medizinischen Fortschritt von heute nicht mehr gerecht werden. WAS WIR WOLLEN: • Wir wollen, dass die alten Nachsorgerichtlinien von 1994 umgehend in einer multizentrischen, nicht-randomisierten Studie auf den Prüfstand gestellt werden, da es bei einer lebensbedrohlichen Erfahrung wie Brustkrebs unethisch ist, eine wissenschaftliche Fragestellung wie diese nicht zügig einer Klärung zuzuführen. • Wir wollen auch in Deutschland aussagefähige Großstudien zur Bewertung der Tauglichkeit von Ganzkörper-PET-CT, Ganzkörper-MRT, klassischen wie auch neuen Biomarkern in der Nachsorge von Frauen mit Brustkrebs. Erst wenn die veralteten Daten zur internationalen NachSorge von Brustkrebs in einer multizentrischen Klinischen Studie erneut auf den Prüfstand gestellt werden, können daraus die Voraussetzungen für die Umsetzung einer aktualisierten LEITLINIE NEUE NACHSORGE für Frauen mit Brustkrebs geschaffen werden. Doch die Zeit drängt. Die Möglichkeit von mehr, besserem und längerem Überleben kann nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden. DIE LÖSUNG: So könnte eine zeitgemäße Nachsorge für Frauen mit Brustkrebs weltweit jetzt schon aussehen: Bis zur Lieferung einer neuen, zeitgemäßen Evidenz durch die vorher genannte Nachsorge-Studie sind – angesichts der durch die chronische Krankheit Brustkrebs ausgehende Lebensbedrohlichkeit – folgende Untersuchungen als Minimalstandard in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen: 1.) Kenntnisreich angewandte Blutuntersuchungen von tumorassoziierte Antigenen (Tumormarker) müssen wieder ein fester Bestandteil der Nachsorge werden. Diese müssen von allen Laboren in Deutschland verbindlich unter Angabe ihrer Testmethode ausgewiesen sein, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse und Verlaufskontrolle herzustellen bzw. zu ermöglichen und Ressourcen im Gesundheitssystem einzusparen. Es ist das eindeutige Votum von Frauen mit Brustkrebs (10), dass zur regelmäßigen Nachsorge die Abnahme der bisher üblichen tumorassoziierten Antigene („Tumormarker“ CA 15-3 und CEA) gehören soll. Hier müssten kostengünstige, langfristig evaluierte und qualitätsgesicherte Tumormarker in einem oder mehreren zentralen Referenzlaboren untersucht werden. HER2-überexprimierende Patientinnen könnten zusätzlich mit dem dafür zur Verfügung stehenden HER2-Serummarker untersucht werden (11)(12). 2.) Im Fall von steigenden Tumormarkern sollte von einem oder mehreren Referenzlabor(en) ein standardisierter Ablaufplan (SOP Tumormarkeranstieg) festgelegt werden, damit Veränderungen des individuellen Tumormarker-Basiswertes einer Brustkrebspatientin in der Nachsorge sinnvoll, wirtschaftlich, qualitätsgesichert und zweckmäßig ermittelt und interpretiert werden können. Weil 35 Prozent aller auftretenden Tochtergeschwülste nicht von steigenden Tumormarkern begleitet werden, also Tumormarker-negativ sind (13), ist zusätzlich zu den Blutuntersuchungen eine hochempfindliche Bildgebung unerlässlich. Nämlich durch: 3.) Hochauflösende Lebersonografie und Thorax-CT. Sie müssen auch ohne Symptome erfolgen. 4.) Ein FDG-PET/CT (oder Ganzkörper-MRT) sollte routinemäßig bei einem Rückfallverdacht aus dem Labor („Tumormarker“) und/oder aus der klinischen Beobachtung (Symptome) zum Einsatz kommen (14). 5.) Auch Patientinnen mit – nach heutigem „immunhistochemischen“ Kenntnisstand - geringem wie auch mittlerem Risiko sollten regelmäßig mit einem PET-CT und - wie oben beschrieben bildgebend untersucht werden. Denn die Brustkrebsrealität der 360.000 in der Nachsorge lebenden Frauen in Deutschland zeigt, dass auch Patientinnen ohne Lymphknotenbeteiligung und besonders jene mit einem hormonabhängigem (östrogenrezeptorpositivem) Brustkrebs ein Langzeitrisiko auf Rückfall haben. Bei letzterer „Zielgruppe“ (das sind 80 Prozent aller Patientinnen mit Brustkrebs) treten 60 Prozent der Rückfälle erst im Zeitraum nach fünf Jahren auf. Bei allen Frauen mit Brustkrebs hingegen können sich Metastasen auch noch zehn bis 15, ja sogar 24 Jahre nach Ausbruch der ersten Erkrankung zeigen (15). Die molekularen Risikobewertungen (Gensignaturen) könnten künftig neues Licht in die Bewertung der Wiedererkrankungs-Risiken von Frauen mit Brustkrebs bringen. 6.) Das erkannte Langzeitrisiko von Langzeitüberlebenden mit Brustkrebs (16) muss auch in der Einschätzung und Beurteilung des Grades der Behinderung (GdB) durch die Versorgungsämter in Deutschland bezüglich der bisher üblichen fünfjährigen Heilungsbewährung Niederschlag finden. - 13 - >> AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 >> [ Fortsetzung von Seite 13 ] 7.) Die „Zweitkrebs-Vorsorge“ von Frauen mit Brustkrebs muss verbessert werden: Noch bis 25 Jahre nach der Diagnose Brustkrebs haben in der Nachsorge lebende Brustkrebspatientinnen – bedingt durch genetische Verwundbarkeit und andere hormonelle und behandlungsbedingte Einflüsse - ein um durchschnittlich 17,6 Prozent erhöhtes zusätzliches Risiko, an einem Zweitkrebs zu erkranken (17). Dazu zählen besonders Eierstock-Krebs und Darmkrebs (18), aber auch Schilddrüsenkrebs, Speicheldrüsenkrebs und Leukämien. In Deutschland gibt es keine ausreichenden Regelungen, die dieses „Übergangsphänomen“ - von der Nachsorgepatientin zur Langzeitüberlebenden mit einem hohen Risiko, an einem Zweitkrebs zu erkranken – entsprechend beleuchten, in Klinischen Studien bewerten und eine dem Problem angemessene Handlungsleitlinie schaffen. Deshalb muss bereits jetzt etwa eine gynäkologische Doppler-Sonographie in angemessenen Abständen und ein verkürztes Untersuchungs-Zeitfenster für die Darmspiegelung (Koloskopie) der besonderen Verwundbarkeit von Frauen mit Brustkrebs für die Entwicklung eines zweiten Krebses Rechnung tragen. 8.) PONS – die bereits lange geplante, nicht-randomisierte multizentrische Studie zur Patienten Orientierten NachSorge (www.stiftung-pons.de) muss an den Start. Das fordern 900 organisierte und nicht-organisierte Patientinnen(19). Um Unabhängigkeit und Transparenz wahren zu können, sollten die Mittel für die PONS-Studie in Höhe von rund fünf Millionen Euro – aufgrund der Dringlichkeit des Forschungsanliegens - zeitnah und unbürokratisch aus staatlichen, akademischen und industriellen Ressourcen fließen. Nach zwei abschlägig beschiedenen Anträgen der Frauenklinik und des Instituts für Klinische Chemie am Münchner KlinikumGroßhadern an die Deutsche Krebshilfe, steht das Klinikum München-Großhadern mit einer Beobachtungsstudie (PILOTStudie), an der inzwischen fast 1000 Nachsorgepatientinnen aus ganz Deutschland teilnehmen (20), in den Startlöchern und tritt wegen mangelnder Finanzen auf der Stelle. Deshalb fordern die Frauen mit Brustkrebs in Deutschland und die mit ihnen kooperierenden Ärzte die Wissenschaftsgemeinde auf, nicht mehr länger wertvolle Zeit zu verlieren, sondern durch eine nicht-randomisierte multizentrische Klinische Studie das geltende, symptomorientierte Nachsorgeprogramm mit einem intensivierten Nachsorgeprogramm zu vergleichen und somit neue wissenschaftliche Ergebnisse zu ermöglichen. Die Stiftung PONS - Patienten Orientierte NachSorge (www.stiftung-pons.de) in Gründung wird die entsprechenden Voraussetzungen dafür schaffen. 9.) Auch neue Methoden der Einschätzung von Therapieansprechen sowie der Risikobewertung einer individuellen Rückfallgefährdung von Frauen mit Brustkrebs müssen vordringlich in großen Klinischen Studien verglichen und bewertet werden. Neue Verfahren der Früherkennung und Bewertung von minimaler Restkrankheit durch Brustkrebszellen im Blut bzw. -Schläferzellen oder entstehenden -Stammzellen im Knochenmark müssen in Klinischen Studien miteinander verglichen und bewertet werden (21). Neue diagnostische Labortests (SerumBiomarker) müssen vordringlich untersucht werden, um eine Früherkennung des Rückfalls auf molekularer Ebene durch Blutanalysen zu ermöglichen. 10.) Die Nachsorge der Zukunft muss Brustkrebszellen mit dem Stoff, aus dem die Metastasen sind, langfristig und chronisch klein halten. Die Nachsorge der Zukunft ist in Ansätzen bereits heute möglich und lebensnotwendig: durch die Verfügbarkeit von modernen Antikörpern,Tyrosinkinasehemmern, Antiangiogenesefaktoren, oralen Low-dose-Chemotherapien, Bisphosphonaten, antihormonellen Therapien und Zytostatika der dritten Generation sowie durch interventionelle und chirurgische Techniken aus den Fachgebieten der Radiologie sowie Chirurgie (etwa - 14 - durch neue Metastasenbehandlungen für den begrenzten Rückfall mit radioaktiven Stoffen wie die so genannten Radionuklide und die damit verbundene Methode SIRT, durch Behandlungen bei Knochenmetastasen wie die Vertebroplastie und die Kyphoplastie oder durch die „Verschmorung“ von Organmetastasen mit der LITT) – durch all diese neuen Verfahren bieten sich bereits schon heute für einen metastasierenden Brustkrebs viele moderne Behandlungsmöglichkeiten an, die durch eine Dauerbehandlung oder einen rechtzeitigen Therapiebeginn vielleicht sogar eine Heilung im Sinne einer „zweiten Ersttherapie“ möglich machen könnten (22). 11.) Die bereits erwähnte große Nachsorge-Umfrage unter rund 900 Frauen mit Brustkrebs in Deutschland zeigt eindeutig, dass die Patientinnen keine Vergleichsstudie (randomisierte Studie) wollen, sondern eine nicht-randomisierte klinische Nachsorge-Studie. Die Nachsorgestudie PONS muss und wird psycho-onkologisch begleitet werden, damit die teilnehmenden Frauen in der Nachsorge liebevoll gestützt und begleitet werden. 12.) Symptomverhinderung statt Symptomlinderung. Worte schaffen Wirklichkeiten: der bisherige Begriff „Palliation“ (Linderung des Leidens) im Zusammenhang mit dem metastasiertem Brustkrebs muss – meines Erachtens – künftig überflüssig werden. Er signalisiert die ganze Aussichtslosigkeit und Resignation der ärztlichen Helfer und den Zynismus eines Gesundheitssystems, das Frauen in der Nachsorge, alleine lässt. Alleine mit einer 13 Jahre alten wissenschaftlichen Evidenz. Alleine mit einer nicht aktuellen Evidenz in einer auf Evidenzbasierte Medizin pochenden Gesundheitspolitik. Seit den Nachsorgerichtlinien von 1994 hat sich das medizinische Wissen über Brustkrebs vervierfacht. Die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs ist heute nicht mehr so aussichtslos wie es der Begriff „Palliation“ glauben macht. • Deshalb setzt der renommierte Onkologe, Professor Volker Heinemann aus der Uni-Klinik München-Großhadern, auf „Symptomverhinderung statt Symptomlinderung“. • Deshalb fordern wir Patientinnen, dass der Begriff durch den Ausdruck „Chronifizierung der Erkrankung“ ersetzt werden muss. • Deshalb erwarten wir, dass Ärzte – trotz der noch vielen offenen Fragen – alles daran setzen, einen metastasierten Brustkrebs genauso engagiert zu entdecken und zu behandeln wie einen erst entdeckten. Denn dann muss er nicht mehr gelindert werden, sondern kann durch geeignete Behandlungen in den Zustand einer chronischen Erkrankung gebracht werden. Literatur bei der Verfasserin Ursula Goldmann-Posch, Immenreuther Straße 7, D-95508 Kulmain, Tel.: 09642-915272, Fax: 09642-915274, e-Mail: [email protected], www.mamazone.de, www.stiftungpath.org, www.stiftung-pons.de Die Autorin dieser Forderungen arbeitet seit 1998 publizistisch am Thema Nachsorge von Brustkrebs. Sie hat während ihrer Tätigkeit in mamazone e.V. seit 2000 immer wieder die Mitglieder von Deutschlands größter Patientinnen-Brustkrebsinitiative (derzeit 1500 Patientinnen und Forscher) nach ihren Vorstellungen einer angemessenen Nachsorge gefragt und die Umfrageergebnisse zum Teil veröffentlicht. Zuletzt in Kooperation mit der Tumormarkerforscherin Dr. med. Petra Stieber, Institut für Klinische Chemie und Prof.Volker Heinemann, Klinik für Hämatologie und Onkologie, beide an der Ludwig-Maximilians-Universität, München-Großhadern sowie mit Prof. Matthias W. Beckmann, Ordinarius für Gynäkologie an der Uni-Frauenklinik Erlangen, Prof. Michael Untch, Chefarzt der Frauenklinik am interdisziplinären Brustzentrum HELIOS KLINIKUM Berlin-Buch und mit dem Vorsitzenden des Vorstands der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs. KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS Auf der Suche nach der Neuen Nachsorge Patientinnen und Ärzte im gemeinsamen Kampf für eine NEUE NACHSORGE: (V.l.n.r. obere Reihe): Professor Erich-Franz Solomayer, Tübingen, Onkologe Johann Weiß, Weiden, Professor Volker Heinemann, Onkologe am Uni-Klinikum München-Großhadern, Dr. Ralf Ringel, onkologisch verantwortlicher Facharzt für Allgemeinmedizin, Friedberg bei Augsburg. V.l.n.r. untere Reihe: Jutta Wächter, mamazone-Mitglied und ehrenamtliche Mitarbeiterin der mamazone-Oberpfalz, Ursula Goldmann-Posch, mamazone-Gründerin und Initiatorin des 2003 begründeten „Netzwerk Neue Nachsorge“, ein Zusammenschluß aus Patientinnen und aus am Thema interessierten Ärzten und Wissenschaftlern. „Busenfreund“ der ersten Stunde, 2001: Für seine grundlegende Arbeit zur Entwicklung neuer, maßgeschneiderter Krebsmedikamente (wie etwa den Antikörper Trastuzumab, bekannter unter dem Handelsnamen „Herceptin“) erhielt der Molekularbiologe Professor Axel Ullrich (im Bild mit Ursula Goldmann-Posch bei der Verleihung des mamazone-Awards in Köln, im März 2001) den ersten Preis dieser Art. Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat der vielfach ausgezeichnete Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München rund 70 Patente angemeldet und zählt zu den wissenschaftlich erfolgreichsten Krebsforschern unserer Zeit. Sein Lieblingspreis unter den vielen hochkarätigen Anerkennungen ist der Award aus dem Kreis derer, die von Axel Ullrichs Forschungsergebnissen unmittelbar Nutzen ziehen: die Brustkrebspatientinnen in mamazone e.V. Wurde 2004 auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie in Stuttgart mit dem von mamazone-Gründerin Ursula Goldmann-Posch (links im Bild) etablierten „Busenfreund-award“ – einem Frauentorso in Bronze – für sein Engagement um eine bessere Nachsorge ausgezeichnet: der international renommierte Essener Onkologe Professor Siegfried Seeber. „Busenfreund“ in Sachen innovativer bildgebender Nachsorge mit dem PET-CT: Für seine wichtige Arbeit im Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte, Krankenkassen und Patienten und sein bedeutendes wissenschaftliches Lebenswerk in der Nuklearmedizin wurde Professor Richard Paul Baum von mamazone-Mitgliedern zum „Busenfreund 2005“ gekürt (im Bild bei der Verleihung mit der Laudatorin Ursula Goldmann-Posch). „Gruppenbild mit Mann“ (v.l.n.r.): Brustkrebspatientin und Patientinnenvertreterin Ursula Goldmann-Posch mit Professor Richard Paul Baum, Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin/PET-Zentrum am Zentralklinikum Bad Berka bei Weimar. An seiner Seite die international beachtete Tumormarkerforscherin und Labormedizinerin Petra Stieber, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinikum-Großhadern. Für ihren Kampf um eine tumormarkerbasierte Nachsorge von Brustkrebs erhielt die Münchner Labormedizinerin Petra Stieber den „Busenfreundin-Preis“ 2002 auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin. Auf unserem Bild mit dem damaligen Vorstand mamazone – (v.l.n.r.): Elisabeth Hantke, Ursula Goldmann-Posch, Elisabeth Glogger – und einem der ersten MitInitiatoren der Münchner Tumormarkerstudie, Prof. Michael Untch, heute Chefarzt der Frauenklinik im Helios Klinikum Berlin-Buch. Er ist „Busenfreund-Preisträger 2006“ Der „Busenfreund“ 2003 für mehr ÜberLeben mit Brustkrebs: Professor Ingo J. Diel (www.cgg.de) wurde von mamazoneMitgliedern (im Bild mit der „Busenfreund“-Initiatorin Ursula GoldmannPosch) für seine wissenschaftlichen Erstlingsleistungen in der Erforschung des vorbeugenden Einsatzes von Bisphosphonaten im Kampf gegen Knochenmetastasen auf dem Senologie-Kongress in München geehrt. Kämpfte mit rund 80 Gutachten vehement gegen die Sozialgerichte und für mehr Überleben von Frauen mit einem aggressiven HER2-positiven Brustkrebs: Professor Michael Untch, Chefarzt des interdisziplinären Brustzentrums am Helios Klinikum Berlin-Buch, bei der Preisverleihung „Busenfreund-award 2006“ im Klinikum Augsburg aus Anlass des „Sechsten Projekt Diplompatientin“. Hier wird der „Busenfreund 2006“ umrahmt von (v.l.n.r.): mamazone-Gründerin Ursula Goldmann-Posch, dem mamazone-Vorstandsmitglied Doris Schmitt und mamazone-“Urgestein“ Elisabeth Glogger, ehemalige Vorstandsfrau von mamazone, heute Leiterin von mamazone-Augsburg und Ehrenvorstand. - 15 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 Medikamente ausserhalb der Zulassung als Kassenleistung beschlossen – und nun auf der Kippe [ Heide Preuß ] Um Ärzten eine wissenschaftliche Erkenntnisbasis zu schaffen und das Überleben von Krebspatienten zu verbessern, sind klinische Studien notwendig. Nicht immer werden diese vom Arzneimittelhersteller initiiert und bezahlt. Die Gesundheitsreform sieht nun erfreulicherweise vor, dass die Krankenkassen auch solche Arzneimittel bezahlen sollen, die in den Therapieoptimierungsstudien eingesetzt werden. Dies ermöglicht den vertragsärztlich tätigen Hämatologen und Onkologen das erste Mal ohne Angst vor Regressforderungen, ihre Patienten und Patientinnen in diese Art von Studien einzubringen und ihnen damit die Chance für neue Therapieoptionen durch den Einsatz von Medikamenten auch außerhalb des zugelassenen Anwendungsgebiets zu eröffnen. Zu dieser neuen Regelung geht der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (GBA) auf Gegenkurs und will verhindern, dass Krankenkassen Arzneimittel im Rahmen nichtkommerzieller Studien bezahlen. Diese Änderung wurde bereits in die Neufassung der Arzneimittel-Richtlinien aufgenommen und beschlossen. Die Genehmigung des Gesundheitsministeriums steht aber noch aus. Lebensrettende Behandlung Sollte sich der Bundesausschuss mit dieser Meinung durchsetzen, könnte diese Forschung von den behandelnden Ärzten nicht mehr finanziert werden. Der GBA würde damit die Erkenntnisgewinne zum Off-Label-Use behindern, die er andererseits aber als Voraussetzung für den OffLabel-Use fordert (was der Off-Label-Use genau ist, lesen Sie auf der gegenüberliegenden Seite). Ganz davon abgesehen, dass der Beschluss des GBA den Inhalten der Gesundheitsreform widerspricht. Den Krebspatientinnen und –patienten vor allem mit fortgeschrittenen Tumorleiden würde damit ein möglicherweise lebensrettendes oder überlebensverlängerndes Therapieregime vorenthalten. Schon seit vielen Jahren gibt es Probleme mit der Erstattung durch die Krankenkas- sen. Nur: Für die Patienten geht es nicht um Geld und Regresse, es geht um das Leben überhaupt. Auch in der Vergangenheit gab es schon Prozesse um lebensbedrohlich Erkrankte, in denen die Richter zugunsten des Antragstellers entschieden. Sogar die Finanzgerichte hatten sich mit diesem Thema zu beschäftigen und entschieden, dass die privaten Aufwendungen für das Arzneimittel im Off-Label-Use steuerlich zu berükksichtigen sind, selbst wenn es sich in der Erprobungsphase befand und in Deutschland noch nicht zugelassen war. Anzeige „Die Diagnose Krebs hat uns erschüttert. Die Misteltherapie hat uns wieder Hoffnung gegeben.“ Im Kampf gegen den Krebs steht Ihnen die natürliche Misteltherapie zur Verfügung, die unterstützend zu Operation und Chemo- bzw. Strahlen-Therapie hilft. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker nach der Misteltherapie von Weleda. Bestellen Sie kostenlos weitere Informationsmaterialien. Rufen Sie uns an: 0 18 05 – 93 53 32 (12 Cent/Min.) Mo. bis Fr.: 9.00 – 16.00 Uhr. Im Internet unter: www.einechancemehrbeikrebs.de. oder www.weleda.de Im Einklang mit Mensch und Natur Anzeige Unter Off-Label-Use versteht man die Verordnung eines Fertigarzneimittels außerhalb des zugelassenen Anwendungsgebietes. Dieser kann erfolgen, wenn • es sich um die Behandlung einer schwerwiegenden (lebensbedrohlichen oder die Lebensqualität auf Dauer nachhaltig beeinträchtigenden) Erkrankung handelt • keine andere Therapie verfügbar ist und aufgrund der Datenlage die begründete Aussicht besteht, dass ein kurativer (heilender) oder palliativer (schmerzlindernder) Behandlungserfolg erzielt werden kann vera med KLINIK AM WENDELSTEIN Fachklinik für internistische Onkologie Die VERAMED-KLINIK am Wendelstein ist eine internistische Fachklinik für onkologische Akutbehandlung. Die individuelle Behandlungsplanung wird in einem modernen ganzheitlichen Konzept realisiert. Wir bieten eine Synthese aus konventionellen Standardverfahren und begleitenden komplementären Maßnahmen zur Tumorbekämpfung, zur Minderung von Nebenwirkungen und zur Stärkung der körpereigenen Abwehr. Der Off-Label-Use ist heute die Regel im onkologischen Versorgungsbereich, insbesondere bei Krebserkrankungen und seltenen Krankheiten, wie beispielsweise Krebs bei Kindern. Versicherung für Naturheilmittel (hp) Das neue Gesundheitsreformgesetz, das seit 1. April 2007 in Kraft ist, bietet wieder die Möglichkeit, dass Naturheilmittel wie pflanzliche, anthroposophische und homöopathische Arzneistoffe von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Für die Patienten ist dies aber nicht ganz kostenlos. Vielmehr können die Krankenkassen ihren Versicherten gegen eine Zusatzprämie einen Tarif anbieten, der die Verordnung dieser Arzneimittel als Kassenleistung vorsieht. So würde damit auch das Selen wieder von den Kassen übernommen werden, das mit Inkrafttreten des letzten Gesundheitsreformgesetzes 2004 aus der Erstattung herausgenommen wurde. • • • • • • • • • • • • Chemotherapie Hormontherapie regionale Überwärmungstherapie Nebenwirkungsmanagement Komplementärmedizin Naturheilverfahren Physikalische Therapien Psychosoziale Therapieverfahren Tanztherapie/Kunsttherapie individuelle Behandlungsplanung individuelle Schmerztherapie Schwerpunkt Fatigue-Behandlung (Erschöpfungssyndrom) • Ernährungsmedizin • Palliativmedizin • Strahlentherapie © www.terme.de Off-Label-Use (in Kooperation mit dem Medizinischen Versorgungszentrum, 83022 Rosenheim) • bildgebende Diagnostik (CT/MRT…) (in Kooperation mit der Praxis für Radiologie und Nuklearmedizin, 83022 Rosenheim) • teilstationäre Behandlung • Sprechstunde für Zweitmeinung „second opinion“ Zu guter Letzt • KID, der Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat eine neue Telefonnummer: Unter 0 800 - 420 30 40 können Krebskranke, Angehörige und Interessierte kostenfrei aktuelle, objektive und verständliche Informationen zum Thema Krebs bekommen. • Eine Beratungsstunde für unkonventionelle Krebstherapien wird jetzt auch an der Universitäts-Frauenklinik in Gießen angeboten. Das Beratungsgespräch dauert 45 Minuten und wird von einer Ärztin geführt. Anmeldung unter (06 41 / 99 - 4 51 05) Die Kosten werden von allen gesetzlichen Krankenkassen, allen privaten Krankenversicherungen und Beihilfestellen übernommen. Es besteht ein Versorgungsvertrag nach § 108 Nr. 3 und § 109 SGB-V. Akutbehandlung · Palliativmedizin · Komplementäre Therapie vera med KLINIK AM WENDELSTEIN Fachklinik für internistische Onkologie Mühlenstraße 60 D-83098 Brannenburg Telefon +49 (0) 80 34/30 20 Telefax +49 (0) 80 34/78 35 www.veramed.de [email protected] AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 Warum es Herzkrebs nur selten gibt DAS TKTL1-ENZYM – WEITERE SCHWACHSTELLE IN DER GEHEIMFORMEL VON KREBS ENTDECKT Otto Heinrich Warburg (1883-1970) würde sich im Grab umdrehen – diesmal vor Freude. Denn seine Theorie zur Entstehung von Krebs erlebt derzeit an einigen Forschungszentren in Deutschland und weltweit eine Wiedergeburt. Der berühmte jüdische Physiologe, der am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem gearbeitet hatte, starb 1970 mit 86 Jahren. Bis zu seinem Tod hatte der Forscher an seiner Überzeugung festgehalten, dass Krebs eine Stoffwechselentgleisung ist. Demnach haben Krebszellen ein Sauerstoffproblem: sie unterscheiden sich von normalen Zellen unter anderem dadurch, dass sie – entwicklungsgeschichtlich bedingt eine schwächere Zellatmung haben. Daher ist es aus Sicht der Krebszellen nur konsequent, dass die cleversten und aggressivsten unter ihnen ihre Energiegewinnung nicht im dafür zuständigen „Atomkraftwerk“ der Zelle – in den Mitochondrien - mit Hilfe von Sauerstoff durchführen, sondern in grandiosem Überlebensmut auch ohne Sauerstoff mit Hilfe der aeroben Glykolyse (= Glukoseabbau, ohne Sauerstoff zu nutzen) ihre Energie produzieren. Sie bauen Glukose (Traubenzucker) nicht mit Hilfe der Mitochondrien ab, wofür sie, wie normale Zellen, Sauerstoff als Werkzeug benötigen würden, sondern sie umgehen die Zellatmung einfach dadurch, dass sie ihren Energiestoffwechsel von Verbrennung auf Glukose-Vergärung umstellen. Während Normalzellen mit Hilfe der Verbrennung von Zukker-, Eiweiß- und Fettabbauprodukten arbeiten, setzen Krebszellen bei ihrem Überleben auf einen Glukosevergärungsprozess, der unabhängig von Sauerstoff und der Zellatmung ist und als Abbauprodukt Milchsäure (Laktat) hat. Krebszellen sind stur: Sie machen das, auch wenn sie noch so viel Sauerstoff zur Verfügung haben. Ende eines 80 Jahre währenden Dornröschenschlafes Rund 80 Jahre nach den Forschungsarbeiten des Otto Heinrich Warburg, der 1931 den Nobelpreis für Medizin erhielt, tauchen weltweit neue Forschungen und Forscherpersönlichkeiten zum Thema Energiestoffwechsel von Krebszellen auf. Mit den Mitteln der molekularen Biologie konnte bei Darmkrebskranken und Blasenkrebs-Patienten gezeigt werden (erstmals S Langbein, M Zerilli, A zur Hausen,W Staiger, K Rensch-Boschert, N Lukan, J Popa, MP Ternullo, A Steidler, C Weiss, R Grobholz, F Willeke, P Alken, G Stassi, P Schubert and JF Coy: Expression of transketolase TKTL1 predicts colon and urothelial cancer patient survival: Warburg effect reinterpreted, British Journal of Cancer, 2006, 94, 578-585), wie und warum der etwas andere Stoffwechsel von Krebszellen so tickt, wie er tickt. Böser Bube im Spiel des Krebses Ein böser Bube im Spiel des Krebses mit seinem Stoffwechsel ist das Enzym TKTL1 (Transketolase-like-1-enzym). Das Enzym mit dem ziemlich sperrigen Namen ist für die Vergärung von Glukose zur Energieversorgung der Tumorzelle verantwortlich. Durch die Aktivierung des TKTL1-Enzyms in Krebszellen versetzen sich diese in die komfortable Lage, auch dann Energie aus Glukose zu gewinnen, wenn nicht genügend Sauerstoff für eine Verbrennung der Glukose vorhanden ist. Hierdurch werden Krebszellen unverschämt egoistisch und selbständig und können auch ohne die Kraftwerke der Zelle - die Mitochondrien - Energie produzieren. Steht der Zelle genügend Glukose von innen und außen zur Verfügung, ermöglicht ihr das Enzym TKTL1, ausreichend Energie zu gewinnen und sich über Zellteilungen ständig zu vermehren. Dabei werden große Mengen an Milchsäure gebildet. Die Entdeckung dieses Gens ist dem Wissenschaftler Dr. Johannes F. Coy (42) aus Habitzheim zu verdanken. Er hat herausgefunden, dass aggressive, Metastasen bildende Krebsformen, ihre Energie nicht aus der Verbrennung von Zucker zu Kohlendioxyd und Wasser - 18 - gewinnen, sondern vielmehr aus der Vergärung von Zucker zu Milchsäure. Und er und seine Mitarbeiter entdeckten noch mehr: Während sich die verbrennenden Zellen mit den klassischen Therapieverfahren wie Chemo- und Strahlentherapie bekämpfen lassen, haben diese Maßnahmen bei TKTL1-positiven Zellen nicht den gewünschten Effekt; im Gegenteil – die cleversten Krebszellen überleben und sinnen nach Rache in Form von Fernmetastasen im Körper des Krebswirtes. [ Foto: www.fet-ev.eu ] [ Ursula Goldmann-Posch ] Nobelpreisträger Otto HeinDen Krebs an seiner rich Warburg (1883-1970): Achillesferse packen seine Theorie zur EntsteÄhnlich dachten übrigens auch der hung von Krebs erlebt deran einigen ForschungsErfinder der Sauerstofftherapie Manfred zeit zentren in Deutschland und von Ardenne oder die Diplom-Chemike- weltweit eine Wiedergeburt. rin Johanna Budwig mit ihrer Erfindung Der berühmte jüdische einer Öl-Eiweiß-Diät. Doch Dr. Johannes Physiologe arbeitete am in Coy geht weiter: Er plant, ein Medika- Kaiser-Wilhelm-Institut Berlin-Dahlem und starb ment zu entwickeln, und damit den Zell- 1970 mit 86 Jahren. stoffwechsel medikamentös zu beeinflussen. Mit der Entwicklung wurde bereits seit einiger Zeit begonnen. Bis dahin soll eine von Coy und Mitarbeitern zusammengestellte gezielte TKTL1-Ernährungstherapie den Vergärungsstoffwechsel von Krebszellen so zu beeinflussen versuchen, dass diese die Schwachstellen von vergärenden Tumorzellen ausnutzt. Diese benötigen zur Energiegewinnung im Vergleich zu gesunden Körperzellen wesentlich mehr Glukose und sind nicht mehr in der Lage, Fette und Öle zu verbrennen. Das Prinzip der Coy´schen Ernährungsbehandlung besteht daher im Wesentlichen darin, auf den Verzehr von Zuckern und Kohlenhydraten zu verzichten und sich statt dessen von Fisch, Fleisch und Gemüse zu ernähren. Da dies in der Praxis nicht immer leicht zu verwirklichen ist, wurden spezielle Produkte zusammengestellt, die die Umsetzung einer solchen Ernährungsweise erleichtern. Doch Vorsicht: das funktioniert nur, wenn eine Krebszelle mit diesem Enzym arbeitet. Deshalb müssen Tumorzellen (nämlich das in Paraffin eingebettete, bei der Operation entfernte Krebsgewebe) vom Pathologen vor Beginn einer solchen – meist auf drei Monate begrenzten Ernährungsumstellung - auf das Vorhandensein dieser Achillesferse namens TKTL1 untersucht werden. Es gibt süße und weniger süße Krebse Ist ein Tumor stark TKTL1-positiv (ähnlich wie beim bereits bekannten Brustkrebszell-Merkmal HER2), können Krebspatienten versuchen, durch den Entzug von Kohlehydraten und Zucker in der Nahrung sowie durch einen ruhigen Lebenswandel (denn auch Stress ruft den „inneren Zucker“ auf den Plan) den gesamten Stoffwechsel ihres Körpers umzustellen. Durch die fehlende Glukose wird kein Insulin mehr freigesetzt, und somit auch nicht mehr in die Körperzellen transportiert. Die dadurch fehlende Energieproduktion können gesunde Zellen ersetzen, indem sie auf die Verwertung von Ketonkörpern (Stoffwechselprodukte, die beim verstärkten Fettabbau entstehen) umschalten. Zu dieser Umstellung sind die, in der Steinzeit der Zellen stehen gebliebenen TKTL1-positiven Zellen nicht in der Lage, da ihre sogenannte Beta-Oxidation, sprich die Fettverbrennung, blockiert ist. Die erfreuliche Folge: Solchermaßen gestrickte Krebszellen können keine Energie aus Ketonkörpern, Fetten oder Ölen gewinnen und hungern – arrivederci - aus. Denn ohne die Freisetzung von Insulin sind TKTL1-positive Zellen von der gesamten Energieversorgung abgeschnitten. >> KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG, BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS TKTL1-positive und TKTL1-negative Zellen Bisher bestätigen die im British Journal of Cancer veröffentlichten Studienergebnisse von Johannes Coy die Bedeutung des TKTL1Stoffwechsels nur für den Verlauf einer Tumorerkrankung bei Patienten mit Darm- und Blasenkrebs. Betroffene mit Tumoren des Urogenitaltrakts wiesen in einem Beobachtungszeitraum von fünf Jahren Überlebenschancen mit über 80 Prozent auf, wenn das Enzym nicht nachweisbar war. Hingegen sanken die Überlebensraten bei TKTL1-positiven Tumoren auf bis zu unter 20 Prozent. Diese Ergebnisse verdeutlichen, warum man – wenn dies in weiteren Studien bestätigt werden wird - künftig eine ganz neue Differenzierung von Krebszellen wird vornehmen müssen: Krebszellen, die Glukose verbrennen und Krebszellen, die Glukose vergären. Die von Dr. Johannes Coy entwickelte TKTL1-Ernährungstherapie gibt Krebspatienten und Krebspatientinnen eine konkrete Möglichkeit, durch eine „TKTL1-unfreundliche“ Ernährung und mit einer entsprechenden Stoffwechselbeeinflussung durch Sport einen Teil der Therapie selbst in die Hand zu nehmen und so Krebszellen das Leben und Überleben mit geeigneter Kost zu erschweren. Kann Ernährung ein Krebsmedikament ersetzen? Johannes Coy, der Entdecker des TKTL1-Gens und Enzyms, warnt vor übersteigerten Hoffnungen in seine eigene Entdeckung. „Wir stehen erst am Anfang eines Paradigmenwechsels in der Krebstherapie“, vermutet er, „und sehen bisher nur eine Facette eines großen geheimnisvollen Ganzen, das die Visitenkarte des Krebsgeschehens ist“. Noch müssen vergleichende Studien seine Ergebnisse auf den Prüfstand stellen. Fest steht dennoch: der Ernährungsplan nach Coy scheint ein alltagstauglicher, sanfter und sicherer Eigenbeitrag für und von Krebspatienten zu sein. Und so funktioniert das Ernährungskonzept nach Coy Ab einer Zufuhr von weniger als 70 Gramm Kohlehydrate täglich schlagen die meisten Zellen Alarm und stellen auf eine andere Energieversorgung um. Glukose ist dann nicht mehr die Hauptenergiequelle der Zellen. Um die noch gespeicherten Energiereserven in Form der sehr energiereichen Fettreserven nutzen zu können, greifen die meisten Zellen in ihrer „Not“ auf die Verwertung von sogenannten, beim Fettabbau in der Leber gebildeten Produkte, auf die sogenannten Ketonkörper zurück. Ketonkörper (wie etwa das bekannte Nagellack-Azeton) sind chemische Verbindungen, wie sie beispielsweise bei Hunger oder bestimmten Diäten als eine Art „Schlummermodus“ des Stoffwechsels der Zelle gebildet werden. Bei übertriebenen Fastenkuren kann dieser „Hungerstoffwechsel“ der Zelle sogar zu einer – im Urin überprüfbaren – gefährlichen Ketose führen. Normalerweise aber lassen sich Zellen durch den nicht mehr vorhandenen Energielieferanten Zucker und den Ersatz guter Fette nicht im Geringsten aus dem Überlebens-Kon- [ Foto: www.fet-ev.eu ] Die richtige Ernährung zur Chemo? Mit diesen Überlegungen verbindet sich die Hoffnung, dass die Wirkung von Chemotherapien durch eine begleitende TKTL1Ernährungstherapie deutlich ergänzt und vielleicht sogar verbessert wird. Die TKTL1-Ernährungstherapie könnte somit eine Chemo- und Strahlentherapie ergänzend begleiten. Leider gibt es Hinweise darauf, dass TKTL1-positive Zellen unempfindlich gegenüber vielen Chemotherapeutika sind. Ähnlich verhält es sich bei der Strahlentherapie. Nicht zuletzt dank der Forschungen des Mainzer Physiologen Professor Vaupel weiß man, dass Krebszellen in sauerstoffunterversorgten (hypoxischen) Geweben widerspenstiger gegenüber einer Strahlentherapie sind. Eine Ernährungsumstellung könnte auch hier die Wirksamkeit der Therapie unterstützen und damit die Aussicht auf Heilung verbessern. zept bringen. Zur Verwertung der Ketonkörper müssen sich Gehirn und Muskeln zwar zunächst umstellen, indem sie behelfsweise bestimmte Enzyme ausschütten; doch das Notaggregat im Kraftwerk der Zellen ist auf diese Weise auch in der „Hungersnot“ auf Leben programmiert und sorgt so dafür, dass Ketonkörper auch in „bitteren“ Zeiten ohne Zucker ausreichend mit Energie versorgt sind. Dadurch kann das menschliche Hirn - nach einem internen „Re-Set“ des Organismus - statt mit 120 Gramm Glukose pro Tag nur mit 40 Gramm Glukose Erweckte Warburgs Theorie Vergärungs-Stoffwech(meist in Form von Kohlehydraten von vom sel aggressiver Krebszellen außen oder - bei Stress - von hauseige- wieder aus dem Dornrönen Adrenalin-Lieferanten zur Verfü- schenschlaf: Krebsforscher gung gestellt) auskommen und auch Professor Johannes Coy noch überflüssige Pfunde verlieren. Ketonkörper sind bei dieser neuen Stoffwechsellage der Zelle einfach die neuen Energielieferanten des Organismus. Mit Hilfe dieser Umstellung können die Zellen von den Abbauprodukten, die bei dem Fettabbau gebildet werden, leben. Der Hauptenergielieferant ist dann nicht mehr die Glukose, sondern die Ketonkörper. Die rar gewordene Glukose wird wie ein goldener Schatz gehütet und nur noch für besondere Zwecke verwendet. Und was macht das kluge Herz? Das Herz ist im übrigen immer auf den Ketonkörper-Stoffwechsel programmiert. Es lebt auch in Zeiten bester Zuckerversorgung von diesen Ketonkörpern. Dies erklärt, warum es dort äußerst selten Krebs gibt (Herzkrebs) und sich an dieser Stelle fast niemals Metastasen bilden. [ Foto: www.fet-ev.eu ] >> Fortsetzung von Seite 18 ] TKTL1-positiver Brustkrebs: Hier ist eine deutliche Anfärbung einzelner Brustkrebszellen sehr gut und deutlich erkennbar. mamazone-Info-Kasten: Einzelheiten zur TKTL1-Ernährungstherapie über Dr. med. Beate Wegener, Montag, Mittwoch, Donnerstag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr, 0900-1-666801 (89 Cent/min) oder e-Mail: [email protected]. Eine Liste von Laboranbietern, bei denen Sie Ihren BrustkrebsGewebeblock mittels eines Tests vom Pathologen auf TKTL1Positivität überprüfen lassen können, finden Sie unter www.tavalin.de, www.tktl1-ernaehrungstherapie.de, www.fet-ev.eu - 19 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 Mammografie-Screening – Sinn und Unsinn von Programmvorgaben [ Susanne Wiemann ] Um die hohe Brustkrebs-Sterblichkeit zu senken – in Deutschland stirbt immer noch jede dritte Patientin -, hat der deutsche Bundestag im Sommer 2002 den politischen Willen für ein MammographieScreening bekundet. Ein halbes Jahr später beschloss der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen, als Änderung der Krebsfrüherkennungsrichtlinien bis 2005 bundesweit ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screening einzuführen. Die Vorteile sind eindeutig, wie die Erfahrungen aus Schweden, Großbritannien und den Niederlanden belegen, weil Brustkrebs so schon im Frühstadium entdeckt werden kann. Nach den bundesdeutschen Richtlinien wird jetzt Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre eine kostenlose Mammographie angeboten. Doch die Hoffnung auf eine verbesserte Früherkennung von Brustkrebs wird dadurch getrübt, dass einige Regelungen noch unzureichend sind. Zwar erstellten die Kassenärztliche Bundesvereinigung und Spitzenverbände der Krankenkassen in ihrem „Programm zur Früherkennung von Brustkrebs durch Mammographie-Screening“ qualitätsorientierte Vorgaben zur technischen Ausgestaltung von Mammographie-Einheiten, zur Ausbildung des Personals, zur Befundung und Befundsicherung, doch die Regelungen zum Umgang mit Verdachtsfällen erscheinen problematisch. Nach den Programmvorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung hat der für das Mammographie-Screening verantwortliche Arzt – in der Regel ein niedergelassener Radiologe – auch die Abklärung von Verdachtsfällen vorzunehmen. Er soll erforderliche Stanzbiopsien durchführen und in einer Konsensuskonferenz die notwendigen Schritte für die weitere Diagnostik und Therapie vorschlagen. Den späteren Operateur und die mit diesem kooperierenden Ärzte soll er dabei einbeziehen. Erst danach soll die betroffene Patientin zur Weiterbehandlung an eine Klinik verwiesen werden. Mobile Mammografie in ländlichen Regionen Diese enge Zusammenarbeit zwischen Screening-Team und Klinik-Team setzt jedoch räumliche Nähe voraus und ist in bevölkerungsarmen Bereichen, die mit mobilen Mammografie-Einheiten versorgt werden, nicht möglich. wenn die Stanzbiopsie bereits erfolgt ist und die dadurch entstandenen Hämatome die Erstbeurteilung der Brust erschweren. Wenn der Operateur zu weit von der Screening-Einheit entfernt ist und deshalb an der Konsensuskonferenz nicht teilnehmen konnte, muss eine erneute Konferenz in der Klinik erfolgen, die zusätzliche Kosten verursacht. Das Mammographie-Programm ist deshalb in der Durchführung unbedingt zu verbessern. Zum Wohl der Patientin ist es erforderlich, dass die weitere Abklärung der Diagnose und Therapie in einem qualifizierten Brustzentrum erfolgt, wenn Auffälligkeiten in der Mammographie bemerkt werden. Dieses Brustzentrum sollte den Qualitätsstandards der EUSOMA/Deutschen Krebsgesellschaft genügen. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen diese Problemfelder baldmöglichst erkennen und im Interesse aller Seiten die bestehenden Programm-Regularien überarbeiten. Das hat Nachteile für die Patientin und die behandelnden Ärzte. Die Patientin hat mehrere Ansprechpartner: den ScreeningArzt und den Operateur. Der Operateur sieht die Patientin erst, Mammografie-Screening führt zur Früherkennung [ Inge Bördlein-Wahl ] Erste Daten zum Erfolg der Reihenuntersuchung der gesunden Brust (Mammografie-Screening) in Deutschland werden aus Nordrhein-Westfalen (NRW) gemeldet: Wie in der Ärztezeitung vom 28. Februar 2007 zu lesen ist, sind dort inzwischen die Untersuchungen von 13 516 Frauen ausgewertet worden. Bei 151, also 1,1 Prozent dieser Teilnehmerinnen, wurde ein Mammakarzinom neu entdeckt. Bei drei Viertel von ihnen waren noch keine Lymphknoten befallen. Etwa ein Viertel der Tumoren waren duktale Carcinomata in situ, also noch nicht invasiv, drei Viertel indes waren bereits invasiv. Zwei Drittel der Tumoren hatten einen Durchmesser von 11 bis 15 Millimeter, ein Drittel war unter 10 Millimetern. 945 der untersuchten Frauen wurden wegen eines unklaren Mammografiebefundes zur weiteren Abklärung – etwa mit Stanzbiopsie - einbestellt. Bei 151, also 16 Prozent, stellte sich schließlich Brustkrebs heraus. Am Mammografie-Screening in NRW haben seit Herbst 2005, als das Screening gestartet worden war, etwas mehr als die Hälfte der eingeladenen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren teilgenommen. Ob sich die Sterblichkeit der Frauen durch das Screening tatsächlich senken lässt, wird man nach Expertenmeinung erst in zehn bis 15 Jahren wissen. Die hohe Rate der früh entdeckten Brustkrebse macht den Medizinern jedoch Hoffnung. - 20 - KONSTRUKTIV: IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN, DIE LEIDENSCHAFTLICH AM FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN DEN BRUSTKREBS ARBEITEN Früherkennung ist das A & O – In den USA leben Frauen mit Brustkrebs länger [ Inge Bördlein-Wahl ] Amerikanische Brustkrebspatientinnen überleben – unabhängig vom Alter, in welchem sie erkranken – deutlich länger als in Deutschland. Fünf Jahre nach Ersttherapie leben in Deutschland noch 81 Prozent der Frauen, in den USA sind es 89 Prozent. Noch klarer wird der Unterschied nach zehn Jahren: In den USA sind dann immer noch fast 83 Prozent der Frauen am Leben, in Deutschland sinkt der Anteil der Brustkrebsüberlebenden nach einer Dekade schon auf 69,3 Prozent. Diese für deutsche Brustkrebspatientinnen beunruhigenden Statistiken wurden kürzlich von Epidemiologen am Deutschen Krebsforschungszentrum (kurz DKFZ) in Heidelberg vorgestellt. Es handelte sich dabei um einen aktuellen, direkten Vergleich der LangzeitÜberlebensraten von Krebspatienten in den USA und in Deutschland. Die Heidelberger Wissenschaftler um Prof. Dr. Hermann Brenner vermuten als Gründe für dieses amerikanisch-deutsche Überlebensgefälle weniger Behandlungsunterschiede in den beiden Ländern, als vielmehr die Früherkennung. In den USA werden die Brusttumoren deutlich früher entdeckt, als in Deutschland. So werden 63 Prozent in den USA in einem noch lokal begrenzten Stadium diagnostiziert, in Deutschland sind es dagegen nur rund 50 Prozent. Jahres-Überlebensrate, in Deutschland sind es fast zehn Prozent weniger. Allerdings sei das Gefälle zwischen einer erfolgreichen Brustkrebstherapie in einem Zentrum und in kleinen Kliniken mit weniger Erfahrung in den USA weit größer als in Deutschland, betonte Sohn, zumal viele Frauen dort gar nicht krankenversichert seien und sich eine optimale Behandlung nicht leisten könnten. Dennoch müssten sich die deutschen Brustzentren an den amerikanischen Ergebnissen messen lassen. Nach Sohns Angaben wird in Deutschland derzeit knapp die Hälfte der Frauen mit neu diagnostiziertem Brustkrebs in einem zertifizierten Zentrum behandelt. Anzeige US-Frauen gehen häufiger zum Screening Die amerikanischen Frauen nehmen die Früherkennungsuntersuchungen früher und häufiger in Anspruch als die deutschen Geschlechtsgenossinnen. Nach Angaben der Heidelberger Wissenschaftler haben 80 Prozent der US-Amerikanerinnen über 40 Jahren nach eigenen Angaben in den letzten zwei Jahren eine Früherkennungs-Mammografie wahrgenommen. In Deutschland hingegen wird das Mammografie-Screening für Frauen ab 50 Jahren erst schrittweise eingeführt. Der wissenschaftliche Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Professor Otmar Wiestler, glaubt Deutschland mit dem Mammografie-Screening auf dem richtigen Weg, „denn bereits jetzt sehen wir bei den Brustkrebsdiagnosen aus den Screeningprogrammen eine Verschiebung in Richtung frühere Stadien.“ Der Leiter des Heidelberger Brustzentrums, Professor Christof Sohn, weist auf die Unterschiede in den Überlebensraten hin, die davon abhängen, ob die Frauen in einem ausgewiesenen Brustzentrum oder einer regionalen Klinik behandelt werden. Wer in einem Brustzentrum in den USA versorgt wird, hat eine fast 90 prozentige 5- Onkologische Anschlussheilbehandlung und allgemeine Rehabilitationsmaßnahmen bei Brustkrebs, gynäkologischen Karzinomen, Magen-Darm-Krebs 161 Einzelzimmer; Unterbringung einer Begleitperson im Zimmer möglich Psychoonkologie Moderne Diagnostik Schwimmhalle, Sporthalle, Lehrküche, Entspannungsraum, Krankengymnastik, Sportabteilung, Raum der Stille, Seminarraum und Atelier Ganzheitlicher interdisziplinärer Ansatz Schön gelegen zwischen Allgäuer Alpen und Bodensee Naturheilkunde Chemotherapie LEBEN NEU ENTDECKEN Rtg. Ulm/Memmingen Rtg. Friedrichshafen Lindau Bodensee Bregenz Rtg. Kempten (Allgäu) Scheidegg Kurstraße 5 88175 Scheidegg im Allgäu Telefon: +49 (0) 83 81/5 01-0 Fax: +49 (0) 83 81/5 01-2 29 E-Mail: [email protected] www.paracelsus-kliniken.de/scheidegg - 21 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 Neue Studie – Kernspin der Brust: treffsicherstes Verfahren bei der Diagnose von Krebs [ Ulli Kappler ] Die Magnetresonanz-Tomographie (kurz MRT) oder auch Kernspintomographie (kurz Kernspin) genannt ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem sich Weichteile besonders gut darstellen lassen. Als Zusatzverfahren gewinnt das Kernspin zunehmend an Bedeutung, sowohl in der Diagnose als auch in der Nachsorge von Brustkrebs. Im Gegensatz zur Mammographie kommt ein Kernspin ganz ohne Röntgenstrahlen aus: In einer Magnetröhre regt ein starkes Magnetfeld die Kerne der Wasserstoffatome im Körper (sogenannte Protonen) zu Schwingungen an. Wird das Magnetfeld abgeschaltet, fallen diese Atome in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Dabei geben sie ein Signal ab, das vom Computer in eine „Bildersprache“ übersetzt wird. Damit diese Bilder aussagekräftiger sind, spritzt der Arzt der Patientin vorher ein Kontrastmittel in die Armvene. Eine besondere Form der MRT ist die Magnetresonanz-Tomographie der Brust, kurz Mamma-MRT genannt. Welche Vorteile hat die Mamma-MRT? Dieses besondere Verfahren - erkennt Krebsherde auch in dichtem Drüsengewebe (beispielsweise bei jungen Frauen). - entdeckt in situ Karzinome auch ohne Mikroverkalkung. - unterscheidet zuverlässig zwischen altem Narbengewebe und neuem Tumor. - kann bereits vor der OP rund 20 Prozent mehr Brusttumore ausfindig machen. - bietet eine gute Verlaufskontrolle von bösartigen Tumoren während einer adjuvanten und neo-adjuvanten (vor der Ope ration erfolgenden) Chemotherapie - erlaubt die Entdeckung von Brustkrebs bereits ab einer Größe von drei Millimetern. „Wenn wir mit der Mammographie und dem Ultraschall nicht weiterkommen, sollte vor der Brustoperation grundsätzlich eine MRT gemacht werden, damit wirklich alle Krebsherde erkannt und in einem einzigen Eingriff entfernt werden können“, so Dr. Claudia Perlet, Oberärztin am Institut für Klinische Radiologie des Klinikums der Universität München, auf dem Symposium MR 2007 in Garmisch-Partenkirchen. „Das erspart der Patientin nicht nur eine zusätzliche Operation, sondern auch unnötige psychische Belastungen", sagte die Radiologin. „Wenn ein Brustkrebs durch Stanzbiopsie gesichert und eine brusterhaltende Operation geplant ist, sollte vorher dringend eine MRT gemacht werden", meint auch die Privatdozentin Dr. Christiane Kuhl, Radiologin an der Radiologischen Klinik der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn, denn: „Grundsätzlich ist die MagnetresonanzTomographie allen anderen Methoden zur Diagnose von Brustkrebs überlegen". Hat die Mamma-MRT auch Nachteile? Die Kosten von rund 600 Euro sind im Vergleich zur Röntgenaufnahme der Brust (Mammographie rund 65 Euro) und Ultraschall (Sonographie rund 45 Euro) wesentlich höher. Bei der langfristigen Kosten-Nutzen-Bewertung schneidet die MRT der Brust am besten ab. Wann wird die Mamma-MRT bezahlt? - bei unklarem Befund durch Mammographie und Sonographie nach BET (Brust erhaltender Therapie) - bei Lymphknotenmetastasen, ohne dass man einen Tumor entdecken kann (Primärtumor) - als Verlaufskontrolle bei neo-adjuvanter Chemotherapie - 'rückwirkend', - das heißt, wenn vor der OP eine Brust-MRT gemacht wurde und nach der OP Brustkrebs diagnostiziert wird Löbliche Ausnahme: Die Techniker Krankenkasse. Sie genehmigt – laut einem Schreiben des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Jena, vom Dezember 2006 an mamazone e.V. - ihren Versicherten ab sofort im dortigen Institut eine MRT auch bei darüber hinaus gehenden Fragestellungen, so zum Beispiel bei dichtem Brustgewebe oder als Verlaufskontrolle alle zwei Jahre nach operativen Eingriffen an der Brust oder bei erblich bedingter Veranlagung für Brustkrebs bei Verwandten ersten Grades. Eigenanzeige FRÜHERKENNUNG IST GUT – NACHSORGE STEHT IM SCHATTEN Wir brauchen 5.000.000 Euro für eine neue Nachsorge-Studie – auch Ihr Euro zählt. Spenden Sie für die Stiftung PONS. 360.000 Frauen nach Brustkrebs in Deutschland werden es Ihnen danken. Spendenkonto mamazone e.V. (Projekt: PONS) Stadtsparkasse Augsburg Kto 076760 BLZ 720 500 00 Informationen: [email protected] | www.stiftung-pons.de - 22 - KONSEQUENT: AN DER SEITE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS Anzeige SENTINA-STUDIE Anzahl unnötiger OP´s könnte gesenkt werden Ein Brustimplantat – für mich? [ Ruth Diemer-Schäfer ] Bis vor wenigen Jahren wurden bei allen Brustkrebspatientinnen die Achsellymphknoten komplett entfernt. Als Folge leiden zahlreiche Frauen unter erheblichen Armbeschwerden in Form von Lymphstau, Kraft- oder Beweglichkeitseinschränkungen oder Gefühlsstörungen. Mit der Wächterlymphknoten-Entfernung hat sich in den letzten Jahren ein neues Operationsverfahren etabliert, bei dem durch die Entnahme eines (oder weniger) Lymphknoten festgestellt werden kann, ob Tumorzellen in der Achselhöhle vorhanden sind. Nur bei Frauen mit einem Tumorbefall müssen auch die restlichen Lymphknoten entfernt werden. Bis vor kurzer Zeit wurde das Verfahren nur bei kleinen Tumoren bis zu einer Größe von zwei bis drei Zentimeter angewendet. Auf Grund der hohen Sicherheit der Methode und den erheblich reduzierten Beschwerden weitet sich das Einsatzgebiet jetzt immer mehr aus. Bei Frauen mit größeren Tumoren wird heute zunehmend eine Chemotherapie vor der Operation (neoadjuvant) durchgeführt, um den Tumor vorher zu verkleinern, eine brusterhaltende Operation zu ermöglichen und die Wirksamkeit der Chemotherapie „in vivo“ am Tumor selbst zu beobachten. Da es bisher noch keine Daten darüber gibt, ob die Wächterlymphknoten-Entfernung auch nach einer neoadjuvanten Chemotherapie eine ausreichende Sicherheit aufweist, wird die Methode derzeit noch nicht bei Frauen empfohlen, die vor der Operation eine medikamentöse Behandlung erhalten haben. In diesen Fällen werden weiterhin die kompletten Achsellymphknoten entfernt – mit dem Risiko von vermehrten Armbeschwerden. Die SENTINA-Studie ist die weltweit erste Studie, bei der die Wächterlymphknoten-Entfernung auch bei Frauen durchgeführt werden kann, die eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten. Dabei wird die Sentinel-Node-Biopsie bereits vor Beginn der Chemotherapie durchgeführt. Bei Frauen mit verdächtigen Lymphknoten, die unter der medikamentösen Behandlung einschmelzen, werden im Rahmen der Brustoperation zunächst der Wächterlymphknoten und anschließend die übrigen Lymphknoten entfernt. Dabei wird überprüft, ob möglicherweise zukünftig auch in solchen Fällen die Entfernung des Wächterlymphknotens ausreicht. Bisher ist in spezialisierten Zentren noch bei etwa 10 bis 25 Prozent aller Patientinnen mit negativen Lymphknoten eine Ausräumung der Achselhöhle erforderlich. Sollte sich die Wächterlymphknotenentfernung auch bei Frauen durchsetzen, die eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten, würden diese Frauen davon profitieren und auch die Rate an unnötigen Operationen könnte deutlich gesenkt werden. Brustkrebs verändert vieles in Ihrem Leben Unter www.PolytechSilimed.de können Sie sich über die vielfältigen Möglichkeiten eines Brustwiederaufbaus informieren. Diese Internetseiten ersetzen natürlich nicht die Beratung durch Ihren Arzt. Sie werden Ihnen jedoch einen Überblick ermöglichen, erste Fragen beantworten und hoffentlich viele nützliche Tipps liefern. auch als Broschüre direkt bei Ihrem Arzt erhältlich. Studien dieser Art dienen allein dem Wohl der Patientinnen, so dass die Finanzierung bedeutend schwieriger ist, als bei wirtschaftlich interessanten Fragestellungen. Deshalb ist es ein großes Anliegen von mamazone, eine derartige patientenorientierte Forschung zu unterstützen. Spenden mit dem Vermerk „SENTINAStudie“ werden an den Studienleiter Professor Thorsten Kühn weitergeleitet. Spenden Sie für SENTINA mamazone e.V. Stadtsparkasse Augsburg BLZ 720 500 00 Kto. Nr. 076 760 Kennwort: SENTINA-Studie - 23 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 Bessere Heilungschancen durch mehr Treue zur Tablette? INTERVIEW MIT PROFESSOR DR. CHRISTIAN JACKISCH, OFFENBACH Entscheidend für eine erfolgreiche Brustkrebstherapie ist nicht nur das beste Medikament, sondern auch, dass die Patientinnen ihre Tabletten regelmäßig einnehmen. Allerdings lässt die sogenannte „Compliance“ (Therapietreue) häufig zu wünschen übrig, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen (1). In Deutschland sollen 20 bis 60 Prozent aller verschriebenen Arzneimittel nicht eingenommen werden. Auch in der Antihormontherapie bei Brustkrebs gebe es ein Compliance-Problem, so Professor Dr. Christian Jackisch vom Klinikum Offenbach beim Kongress „Projekt Diplompatientin 2006“ in Augsburg. Durch den Einsatz moderner Medikamente sind in den letzten Jahren weniger Frauen an Brustkrebs gestorben. Wie schätzen Sie nach aktuellem medizinischen Stand die Heilungschancen ein? Wir gehen davon aus, dass Frauen mit einem Karzinom, das kleiner als zwei Zentimeter und hormonrezeptorpositiv ist und im Anfangsstadium entdeckt wurde, sehr gute Heilungschancen haben. Wir sprechen von einer Größenordnung von 50 Prozent. Dazu ist es aber wichtig, die Behandlung bis zum Ende durchzuführen – oft ein Problem: Die antihormonelle Therapie dauert zum Beispiel fünf Jahre. Doch nach einem oder zwei Jahren nehmen etwa 40 bis 60 Prozent die Tablette nicht wie empfohlen und werden demnach nicht nach neuestem medizinischen Standard behandelt. Welche Gründe sehen Sie für einen Therapieabbruch? Die Gründe dafür können vielfältig sein, das können die Nebenwirkungen sein, wie etwa Hitzewallungen oder Schlafstörungen. Es kann auch die Vergesslichkeit eine Rolle spielen oder der Verlust des Glaubens an den Nutzen der Therapie. Das kann an einer schlechten Aufklärung seitens des behandelnden Arztes liegen oder daran, dass die Patientin nicht genug nachfragt oder Angst hat, ihre Zweifel an der Therapie zu äußern. Deswegen ist es so wichtig, dass wir mit den Patientinnen ins Gespräch kommen. Wie hoch schätzen Sie den Einfluss der Therapietreue auf die Heilungschancen ein? Ich könnte mir vorstellen, dass eine regelmäßige Medikamenteneinnahme nach fünf Jahren eine Verbesserung von 20 Prozent ausmacht. Wir wissen aus klinischen Studien, dass der Unterschied zwischen einer zweijährigen und fünfjährigen Einnahme in dieser Größenordnung liegt.Wenn nach einem Jahr schon über ein Fünftel der Patientinnen ihre Medikamente nicht mehr einnehmen, dann können wir damit rechnen, dass es nach fünf Jahren weitaus mehr sein werden. Sie beschäftigen sich mit dem Thema 'mangelnde Therapietreue' im Rahmen der PACT-Studie. Was waren Ihre Beweggründe, daran mitzuwirken? Ich finde es sehr wichtig, die Frage der Therapietreue zu untersuchen, da es dazu einfach noch zu wenige Daten gibt. Die PACTStudie ist eine Art „Motivations-Studie“, bei der niedergelassene Frauenärzte und Onkologen eng mit den Patientinnen zusammenarbeiten. Sie werden außerdem von „Patientinnen“ (Vertreterinnen von Selbsthilfegruppen) durch Briefe informiert und motiviert. Wir untersuchen, ob die Einnahmetreue durch regelmäßiges Informieren erhöht werden kann. Außerdem wollen wir klären, ob die Behandlung durch eine regelmäßige Einnahme der Medikamente verbessert werden und damit die Lebensqualität der Patientinnen gesteigert werden kann. Wie kann die regelmäßige Einnahme der Medikamente sonst noch verbessert werden? Da häufig Therapien wegen ihrer Nebenwirkungen abgebrochen werden, sollte der Arzt die Patientin effektiv aufklären, damit sie versteht, dass die Therapie zu ihrem Nutzen ist. Häufig betrachten Patientinnen sie - besonders die Chemotherapie - als Feind. Dabei ist gerade die Antihormontherapie bei hormonrezeptorpositiven Tumoren als große Chance zu sehen: eine sehr wirkungsvolle Langzeittherapie, die einen Rückfall verhindern soll. Was wir unbedingt brauchen – und dafür brauchen wir die Unterstützung gerade auch von den Selbsthilfegruppen und Patientinnenvertreterinnen – ist Aufklärung auf allen Ebenen. Nicht nur auf der Arzt-Patientinnen-Ebene, sondern auch über die Patientinnen-Patientinnen-Kommunikation. Das Interview führte die Agentur Publicis Vital. Quelle:(1) Atkins L, Fallowfield L. Intentional and non-intentional non-adherence to medication amongst breast cancer patients. Eur J Cancer 2006, 2006 Apr 24. www.pact-programm.de - 24 - Anzeige Tumorzelle = Tumorzelle KOMPETENT: IN DEN FORDERUNGEN FÜR EINE MODERNE FRÜHERKENNUNG, BEHANDLUNG UND NACHSORGE VON BRUSTKREBS mamazones TERMINKALENDER 28. April 2007, Münster PATIENTEN KONGRESS – eine Initiative des Patientenbeirats der Deutschen Krebshilfe e.V Internet: www.krebskongress.info Kostenlose Hotline 0800 – 777 666 9 Tumor differenzieren und gezielter therapieren 02. Mai 2007, 10.00 – 15.00 Uhr, Berlin Kommunikationstraining für BrustkrebspatientinnenWie sag ich’s meinem Doc – Das selbstbewusste Gespräch mit dem Arzt Ort: HELIOS Klinikum Berlin-Buch Wiltbergstraße 50, 13125 Berlin Telefon: +49 (0) 30 9401-0 Telefax: +49 (0) 30 9401-7133 Workshop – rund drei bis vier Stunden Anhand eines Rollenspiels werden Regeln der Vorbereitung und Durchführung eines Gesprächs erarbeitet. 11. - 13. Mai 2007, Heidelberg 13.Internationaler Kongress Biologische Krebsabwehr Ort: Heidelberg (Stadthalle), Baden-Württemberg, Deutschland Themen: Arzt-Patienten-Kongress/Biologische Krebstherapien/Hyperthermie/Aktivierung der Selbstheilungskräfte/Ernährung und Krebs/Energetische Medizin E-Mail: [email protected] Internet: www.biokrebs.de M anche Tumore zeichnen sich durch invasives Wachstum und Metastasenbildung aus. Ihre Energie gewinnen sie durch die Vergärung von Glukose, selbst dann wenn genügend Sauerstoff für die Verbrennung vorhanden ist. Durch die Entdeckung des Enzyms TKTL1 kann dieses Phänomen erstmals biochemisch erklärt werden und ermöglicht neue Therapieansätze. In TKTL1-positiven Zellen wird in vielen Fällen die Fettverbrennung (ß-Oxidation) abgeschaltet. Deshalb sind diese Zellen abhängig von ganz bestimmten Energieträgern. Basierend auf diesen Erkenntnissen ist die TKTL1-Ernährungstherapie (das CoyPrinzip) ent wickelt worden. Informationen unter Telefon: 0 61 51 66 68 00 oder www.tavarlin.de. TAVAR L I N R 19. Mai 2007, 10.00 – 17.00 Uhr, Kassel Kommunikationstraining für Brustkrebspatientinnen Wie sag ich’s meinem Doc – Das selbstbewusste Gespräch mit dem Arzt Ort: Habichtswald-Klinik Seminar – ein Tag Verinnerlichte Verhaltensmuster werden bewusst gemacht. Rollenspiele ermöglichen die Umsetzung der Gesprächstechniken. Anmeldung: Habichtswald-Klinik Werner Wilhelm Wicker KG Frau Schirrmeister Wigandstraße 1 34131 Kassel Telefon: 05 61 / 31 08-110 01. - 05. Juni 2007, Chicago (USA) 43rd Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology - ASCO ASCO, American Society of Clinical Oncology, 1900 Duke Street, Suite 200, Alexandria, VA 22314, USA, Telefon: +1 703 519-1439, Fax: +1 703 299-0255, Email: [email protected] Internet: www.asco.org 07. - 10. Juni 2007, Hannover DEGRO 2007 - 13.Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie Ort: Hannover (HCC Congress Centrum), Niedersachsen, Deutschland Theodor-Heuss-Platz 1-3, Hannover Email: [email protected] Email: [email protected] Internet: www.degro.org/degro2007 Internet: www.cpb.de 21. - 23. Juni 2007, Lübeck 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie) Ort: Lübeck (Musik- u.Kongresshalle) Präsident: Prof. Dr. Jürgen Dunst Informationen unter: CTW - Congress Organisation Thomas Wiese GmbH, Hohenzollerndamm 125, D-14199 Berlin, Telefon: 030 859962-20, Fax: 030 85079826 Email: [email protected] Internet: www.senologiekongress.de www.brustkrebstage.de 05.-08. Juli 2007, Lugano (Schweiz) European Society for Medical Oncology ESMO Conference Organisation: Evomed MedizinService GmbH Heidelberger Landstraße 190 64297 Darmstadt ESMO, European Society for Medical Oncology, Via la Santa 7, CH-6962 Viganello-Lugano, Tel.: +41 (0)91 973 1919, Fax: +41 (0)91 973 1918, Email: [email protected] Internet: www.esmo.org 07. Juli 2007, Oberstaufen 32.Oberstaufener Symposium für Praktische Onkologie Präsident: Prof. Dr. med. W. Hiddemann Organisation: E. König, Humaine Schlossbergklinik Oberstaufen Schlossstraße 27-29, D-87534 Oberstaufen, Telefon 08386 701-713, Fax: 08386 701-718, Email: [email protected] 07. Juli 2007, Berlin 15. Berliner Onkologisches Sommerseminar "Kostenintensive Diagnostika und Therapeutika Für und Wider?" Ort: Berlin (Kaiser-Friedrich-Haus), Deutschland Themen: Therapiesteuerung mittels PET/Neue spezifische Therapieformen Informationen unter: Berliner Krebsgesellschaft e.V. Robert-Koch-Platz 7,10115 Berlin Telefon: 030-283 24 00, Fax: 030-282 41 36 Email: [email protected] Internet: www.berliner-krebsgesellschaft.de 29. September 2007, 10.00 – 17.00 Uhr, Kassel Kommunikationstraining für Brustkrebspatientinnen Wie sag ich’s meinem Doc – Das selbstbewusste Gespräch mit dem Arzt Ort: Habichtswald-Klinik Seminar – ein Tag Verinnerlichte Verhaltensmuster werden bewusst gemacht. Rollenspiele ermöglichen die Umsetzung der Gesprächstechniken. Anmeldung: Habichtswald-Klinik Werner Wilhelm Wicker KG, Frau Schirrmeister Wigandstraße 1, 34131 Kassel Tel.: 05 61 / 31 08-110 05.-07. Oktober 2007, Basel (Schweiz) DGHO 2007 Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie & Onkologie Präsident: Prof. Dr. Martin F. Fey Klinik und Poliklinik für medizinische Onkologie, Inselspital/Universität Bern, CH-3010 Bern/Schweiz, Telefon: +41 31 6322243, Fax: +41 31 6324120, Email: [email protected] Weitere Informationen unter: AKM Congress Service, P.O.Box, CH-4005 Basel, Telefon: +41 61 6867777, Fax: +41 61 6867788, Email: [email protected] Internet: www.akm.ch/onkologie-haematologie07 07. Oktober 2007, München AVON-Frauenlauf Lauft mit, damit möglichst viel gespendet werden kann! Weitere Informationen unter: Tel.: 089 24 21 84 11 www.frauenlauf-muenchen.de Das Kongress-Event 25.-28. Oktober 2007 im Klinikum Augsburg www.diplompatientin.de www.mamazone.de - 25 tavarlin_anz_mamazone_58x271_0701 1 21.03.2007 12:00:53 AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 Baby nach Brustkrebs – darf es sein oder nicht? DIE LEBENSFRAGE VIELER JUNGER PATIENTINNEN [ Inge Bördlein-Wahl ] Durch verbesserte Heilungschancen stellt sich die Frage nach einer Mutterschaft für junge Frauen nach Brustkrebs immer häufiger. Der Wunsch nach einem Baby ist jedoch mit vielen Unklarheiten und Ängsten verknüpft. Kann ich nach Chemotherapie und Hormonentzug überhaupt noch schwanger werden? Wie hoch ist das Rückfallrisiko durch eine Schwangerschaft? Besteht die Gefahr, dass das ungeborene Kind als Folge der einschneidenden Therapien Schäden davonträgt? Frauen mit einem Mammakarzinom und ihre Partner, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, finden inzwischen deutschlandweit ein Netzwerk vor, das ihnen helfen soll, Fragen zur Mutterschaft nach Brustkrebs zu beantworten und ihren Kinderwunsch nach überstandener Erkrankung zu erfüllen. „Fertiprotekt“ heißt der Zusammenschluss von Experten, der im letzten Jahr unter Federführung der Abteilungen für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der UniversitätsFrauenkliniken in Heidelberg und Bonn ins Leben gerufen wurde. Inzwischen haben sich 35 Zentren an Universitätskliniken dem Netzwerk angeschlossen. Dort sollen junge Krebspatientinnen und -patienten im gebärund zeugungsfähigen Alter bei Kinderwunsch beraten werden. Bei Brustkrebspatientinnen beispielsweise können die Eierstöcke durch eine Chemotherapie so geschädigt werden, dass Unfruchtbarkeit die Folge sein kann. Deshalb rät Privatdozent Michael von Wolff, Leiter der „Abteilung Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen" an der Heidelberger Universitäts-Frauenklinik dazu, möglichst bereits vor Beginn einer Behandlung gemeinsam zu besprechen, ob Kinderwunsch bestehe. Ein Bluttest zeigt, ob Frau noch Mutter werden kann Das Ausmaß der Schädigung der Eierstökke durch die Chemotherapie kann inzwischen durch einen Bluttest festgestellt werden. Dies bietet die Möglichkeit, Maßnahmen zu besprechen, die die Fruchtbarkeit erhalten. Die Eierstöcke können beispielsweise während der Chemotherapie medikamentös geschützt werden, etwa durch die gleichzeitige Therapie mit einem Medikament, das die Hormonproduktion in den Eierstöcken stilllegt (GnRH-Analogon). Die fruchtbarkeitsschützende Wirkung dieses „Eierstockblockers" ist allerdings noch nicht endgültig belegt. Es ist auch möglich, bereits vor der Chemotherapie befruchtete oder unbefruchtete Eizellen zu entnehmen, sie einzufrieren und diese nach überstandener Behandlung wieder einzupflanzen. Dabei ergibt sich gerade bei hormonabhängigem Brustkrebs das Problem, ob eine Schwangerschaft das Risiko eines Rückfalls begünstigen kann, besonders wenn eine Hormonstimulation vor Eizellentnahme nötig wäre. Für alle diese Fragen sind die Experten von "Ferti- 26 - protekt" die geeigneten Ansprechpartner. An wenigen Zentren ist inzwischen sogar eine Entnahme von Eizellen auch ohne vorhergehende Hormonstimulation möglich, nämlich im Rahmen einer „In vitro Maturation“: Dabei werden die Eizellen in aller Ruhe im Reagenzglas zur Heranreifung gebracht. Grundsätzlich gibt es eine gute Nachricht für Brustkrebspatientinnen, die sich nach erfolgreichem Abschluss ihrer Behandlung Kinder wünschen: Nach bisherigen Untersuchungen scheint das Rückfallrisiko bei Brustkrebs – auch einem hormonabhängigen – durch eine Schwangerschaft nicht erhöht zu sein. In mehreren Studien wurde keine Verschlechterung der Prognose festgestellt. Die Zahlen seien ermutigend, kommentiert der Heidelberger Experte und Netzwerkleiter Dr. Michael von Wolff diese Ergebnisse, müssten aber speziell für junge Frauen mit einem hormonrezeptorpositiven Tumor noch weiter überprüft werden. mamazones Info-Kasten: www.fertiprotekt.de Dr. Michael von Wolff Uni-Frauenklinik Heidelberg Tel.: 06221-5637946 e-mail: [email protected]. Anzeige Onkologisches Kompetenzzentrum seit 1968 in der Akutbehandlung und Rehabilitation von Tumorerkrankungen. • • • • Gynäkologie Chemotherapie Regionale Tiefenhyperthermie Komplementärmedizin • • • • Innere Medizin Strahlentherapie Schmerztherapie Palliativmedizin Klinik Bad Trissl • Bad-Trissl-Str. 73 • 83080 Oberaudorf Telefon: 0 80 33/20-217 • Telefax: 0 80 33/20-295 [email protected] • www.klinik-bad-trissl.de KONSTRUKTIV: IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN, DIE LEIDENSCHAFTLICH AM FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN DEN BRUSTKREBS ARBEITEN Sex und Überleben – Sexkiller Hormontherapie? [ Kerstin Aldenhoff ] Libidoverlust...? Der Onkologe scheint durch meine Nachfrage zur anstehenden Anti-Hormon-Therapie (AHT) etwas konsterniert. In dem Fachbuch, das er mir kurz nach der OP in die Hand gedrückt hat, steht es wie ein Schreckgespenst unter „mögliche Nebenwirkungen: Libidoverlust“. Eine AHT bei hormonabhängigem Brustkrebs ist effektiv, wird als „gut verträglich“ eingestuft. Es geht ums Überleben – was bedeutet da schon Sex...? Für den Facharzt scheinbar keine Frage: „Fünf Jahre Zoladex, fünf Jahre Tamoxifen, Libido bleibt erhalten“ – das Gespräch ist beendet. Doch als Sexkiller erscheint die AHT auch in der Nebenwirkungslitanei der Medikamenten-Beipackzettel: „Typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Veränderung der Libido“, oder „Abnahme der sexuellen Lust, Trockenheit der Scheide...“. Und auch die Internet-Infos regen nicht gerade an: „Einige Begleiterscheinungen beeinträchtigen die Sexualität. So kann das Bedürfnis an sich nachlassen. Bis sich der Körper an die veränderte Hormonsituation angepasst hat und sich der Wunsch nach Sexualität wieder normalisiert, vergeht allerdings einige Zeit.“ Dass es sexuelle Probleme gibt, die Ärzte oft nicht wahrhaben wollen, zeigen einschlägige Internet-Foren. Brustkrebs-Frauen wollen sich nicht kleinkriegen lassen, suchen sich selbst Hilfe: „Wie wohl einige von euch wissen, hat man unter Zoladex so gut wie keine Lust auf Sex. Weiß jemand, wie man das ändern kann?“ „Ich bekomme seit knapp drei Monaten Aromatasehemmer, kann aber über Unlust nicht klagen...“ „Habe eine AHT hinter mir. Habe abgebrochen und musste mir die Eierstöcke entfernen lassen. Auch ich weiß gar nicht mehr, wie das ist, 'Lust’ zu haben. Außerdem geht es mit dem Verkehr gar nicht, da die Feuchtigkeit fehlt. Leider kann mir auch von meinen Ärzten niemand weiterhelfen.“ Durch die OP amputiert, durch die Chemo stigmatisiert, durch die Hormontherapie chemisch sterilisiert – klar, dass dabei nicht unbedingt Spaß am Sex aufkommt. Was aber, wenn das so bleibt? mal nur ein kurzer Schlag vor den Kopf, dann setzt der Verstand wieder ein: „Was nun“? Sollen die Hormone nun unterdrückt werden oder nicht? Es reift die Erkenntnis, dass auch Ärzte nur Menschen mit begrenzter Kompetenz sind. Dass guter Sex nicht allein in den Hormonen liegt, zeigt ein aktueller Artikel aus dem Ärzteblatt über den sogenannten „Dopaminkick“ – die Aktivierung des Lustzentrums im Gehirn. Neue Forschungen an der Universität Jerusalem belegen einmal mehr, was kluge Frauen längst wissen „Sexuelle Begierde entsteht im Kopf“. Und der wurde uns ja zum Glück nicht wegoperiert. Gleitmittel gegen Trockenheit Zumindest die technischen Handycaps lassen sich beheben. Mit Geduld und Interesse merkt frau schnell, was fehlt: Gleitmittel gegen Trockenheit – dran bleiben, auch wenn der Gyn sich da erst mal nicht so gut auskennt. Ausprobieren. Von AyurvedaKiwi-Creme bis Kakaobutter, Vaseline und Melkfett – manche Varianten sind abenteuerlich, andere einfach nur schlecht. Für die gängige Monatsdepot-Spritze, die junge Frauen in die Wechseljahre beamt, stellt sich eine radikale, endgültige Alternative. Bei der Frage: Eierstöcke raus oder nicht? – rät mir die sympathische Gynäkologin dringend ab mit der etwas nebulösen Begründung, da würden „noch andere wichtige Hormone produziert“ und „vor allem die Sexualität leidet darunter“. Dies- ✂ JA, ich möchte die Arbeit von mamazone unterstützen ... JA, ich möchte Mitglied bei mamazone e.V. werden. Ich erteile mamazone e.V. die Einzugsermächtigung, den Mitgliedsbeitrag von 30 Euro pro Jahr von meinem nachstehend angegebenen Konto abzubuchen. JA, ich möchte Fördermitglied bei mamazone e.V. werden. Ich erteile mamazone e.V. die Einzugsermächtigung, den Mitgliedsbeitrag von 65 Euro pro Jahr von meinem nachstehend angegebenen Konto abzubuchen. JA, ich unterstütze mamazone - Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. durch eine einmalige Spende an den Förderverein Kompetente Patientinnen gegen Brustkrebs e.V.. Ich erteile dem Förderverein die Einzugsermächtigung, einmalig den Beitrag von _________ Euro vom untenstehenden Konto abzubuchen. Name ____________________________________________ Kontoinhaber _______________________________________ Strasse ___________________________________________ Bankleitzahl ________________________________________ PLZ, Ort _________________________________________ Konto-Nr.: ________________________________________ Tel/Fax ___________________________________________ Geldinstitut ________________________________________ eMail ____________________________________________ Datum, Unterschrift _________________________________ Die Einzugsermächtigung kann jederzeit widerrufen werden. mamazone e.V. | Postfach 310220 | 86063 Augsburg | T: 0821/5213-144 | T/F: 0821/5213-143 | [email protected] | www.mamazone.de - 27 - AUSGABE 4 MAMAZONE 04/2007 VOM 26. BIS 29. OKTOBER 2006 FAND IN AUGSBURG WIEDER DIE BRUSTKREBSAKADEMIE VON FRAUEN MIT BRUSTKREBS FÜR FRAUEN MIT BRUSTKREBS STATT [ Ulli Kappler ] "Das ist ja hier das Sankt Gallen der Patien- Vor exakt 508 Teilnehmern - das ist knapp tinnen" ... staunte der Heidelberger Brust- die Hälfte aller mamazone-Mitglieder krebsmediziner Dr. Florian Schütz, einer sprachen von Donnerstag- bis Sonntagmitder Referenten beim „Projekt Diplompa- tag, den 26. bis 29. Oktober 2006 genau 33 tientin 2006“ in Augsburg. Der Vergleich Brustkrebsexpertinnen und –experten aus der Patientinnenfortbildung mit dem regel- ganz Deutschland in 35 Kurzreferaten mäßigen Stelldichein der renommiertesten über alles, was die wissensdurstige BrustBrustkrebsmediziner im Schweizerischen krebspatientin interessierte – von A wie Sankt Gallen darf als Kompliment verstan- "Antiangiogenese" bis Z wie "Zometa". den werden. In Sankt Gallen werden alle Am Ende der "Brustkrebsakademie" freuzwei Jahre die neuesten Leitlinien für die ten sich die Teilnehmerinnen über die Fülle Brustkrebstherapie diskutiert und von Infos auf hohem wissenschaftlichen mamazone Anmeldung beschlossen. Niveau in verständlicher Sprache. Und Schütz Zollte damit nicht nur der Pro- mamazone konnte sich über 43 neue Mitgrammgestalterin auf originelle Weise sei- glieder freuen. nen Respekt, sondern auch den mehr als Sämtliche Vorträge sind im mamazone-Büro 500 Zuhörerinnen und Zuhörern in den auch als DVD zu erwerben. Infos bei mamabeiden Hörsälen des Klinikums Augsburg zone - Frauen und Forschung gegen Brustfür ihre interessierten und kompetenten krebs e.V., Max-Hempel-Str. 3, 86153 AugsFragen. burg, Tel.: 0821-5213-144, Fax: 0821-5213Das "Projekt Diplompatientin®" wurde von 143, Email: [email protected] mamazone-Gründerin Ursula GoldmannPosch vor sechs Jahren aus der Taufe gehoben und seither programmlich von ihr gestaltet. Die Zahl der Kongressbesucher wird von Jahr zu Jahr größer. Auditorium )NLAYPDF5HR Á ÊÓääÈ iÊ6ÀÌÀB}iÊâÕÊ,i ÀiÊ Õ`ÊÃV >Õi ÊÓääÈÊ Á 6iÀi Õ}Ê`iÃʺÕÃivÀiÕ`ÊÓääÈ» >Ê*Àv°ÊÀ°ÊV >iÊ1ÌV ÌÊiiÀÊ>Õ`>ÌÊÛ 1ÀÃÕ>Ê`>*ÃV *,"/Ê*"*/ / *,"/ *"*/ / Ê ÌÊvÀiÕ`V iÀÊ1ÌiÀÃÌØÌâÕ}ÊÛÊÊ Patientinnen und Professoren im Gespräch >>âiÊi°6° ÜÜÜ°>>âi°`i ÜÜÜ°Ãi}i°À} ÜÜÜ°ÀiLÃ}iÃiÃV >vÌ°`i ÜÜÜ°}>ÝÃÌ i°`i Ê 7iÌiÀiÊvÀ>ÌiÊ âÕÊ/ i>ÊÀÕÃÌÀiLÃÊÕÌiÀ\ Industrieausstellung ✂ Ich bestelle auf Rechnung die Dokumentation zu € 10,95 + € 3 Versand für Mitglieder und zu € 19,95 + € 3 Versand für Nichtmitglieder ich bin Mitglied bei mamazone ich bin nicht Mitglied bei mamazone ich möchte Mitglied bei mamazone werden Name, Vorname: ..................................................................................................................................................................... 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