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CUSTOMBIKE
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6/16
Juni
Brandneu: Harley-Davidson »Roadster«
CUSTOMBIKE
Altes
Handwerk
Österreich
Österreich a
a 6,70
6,10
Schweiz
SchweizCHF
CHF11,60
9,60
Belgien, Niederlande
Belgien a
a 7,30
6,10
Finnland a
Niederlande
a 8,90
6,10
Frankreich
6,10
Dänemark
DKKa66,00
Dänemark
DKKa53,00
Luxemburg
7,30
Luxemburg
a 7,30
6,10
Italien,
Spanien a
Italien a
a 7,90
6,10
Griechenland
Spanien a
a 7,30
6,10
Slowenien
Griechenland
a 6,10
Tschechien
CZK 240,00
Tschechien
CZK 200
Ungarn
HUF 2570,00
Ungarn SEK
HUF88,00
1830
Schweden
Deutschland
d 5,90
Technik
Neuer Look für
Rasten und
Griffe
Die Kunst am
Metall
Ducati
LOW
BUDGET
Cafe Racer
bretthart
Honda CX 500
für die City
Yamaha XV 950 im Fahrtest
Slim Bobber
21 Days
kawa w650
Die neue
Retro-Klasse
under the sky
harley starr
Visitenkarte eines
Newcomers
Exklusive Bilder
aus dem Kultfilm
FAHRTEST
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yamaha xv950
Die XV950 ist von Haus aus ein nettes Motorrad,
das gewisse Ähnlichkeiten mit den Modellen einer
sogenannten Kultmarke hat. Doch welches Potenzial tatsächlich in ihr steckt, zeigt sich erst, wenn
ein Spezialist wie Udo Kohse Hand anlegt
first
time
Text und Fotos: christian heim
W
as war das für ein Geschrei,
als Yamaha vor ein paar
Jahren mit der XV950, die
in den Staaten schlicht
»Bolt« heißt, auf den Markt
kam. Die Hater schrieben
sie sofort als billige Sportster-Kopie ab, womit sie ja auch nicht ganz Unrecht hatten.
Doch wer auch immer einen Chopper, Bobber oder Cruiser auf den Markt bringt, kann
das Rad nicht neu erfinden. Ähnlichkeiten
ergeben sich manchmal auch zwangsläufig
aus den Vorgaben. Wie sonst sollten Bikes
aus der genannten Kategorie aussehen?
Aber wer die Yamaha deshalb aburteilt
und schlecht macht, tut ihr unrecht, denn
auch die XV950 besitzt richtig gutes Umbaupotenzial, wie Yamaha mit seinen »Yard
Builts«, die allesamt von Customizern oder
Vertragshändlern auf die Räder gestellt
werden, beweist.
Damit stand der Kooperation zwischen dem
Motorradhaus Stocksiefen und Udo Kohses
Bike Project nichts mehr im Wege. Dabei
baut Udo vorzugsweise Harleys radikal um
oder entwirft Bikes nach seinen ganz eigenen
Vorstellungen. Mit japanischen Modellen
hatte er bis dato nicht sonderlich viel zu tun.
Der Yamaha rückt er als Erstes mit der
Flex zu Leibe, trennt den kurzen Heckrahmen ab und montiert einen selbstentworfenen Heckfender, mitschwingend natürlich.
So auch bei diesem Umbau. Zwar ist es
kein offizielles Yard-Built-Bike, doch das
tut der Sache keinen Abbruch. Immerhin
hat sich kein Geringerer als Udo Kohse
mit seiner Firma Bike Project der XV angenommen. Allerdings erst nach Auftrag
durch das Motorradhaus Stocksiefen, einem
Yamaha-Vertragshändler, der ebenso wie
Udo im hessischen Nauheim residiert. Der
Yamaha-Händler hatte bei den Yard-BuiltVerantwortlichen vorgesprochen und von
Udo Kohses Kreationen erzählt, und so
wollte man einfach mal sehen, was geht.
Auch ohne offizielle Yard-Built-Teilnahme.
juni 2016
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FAHRTEST
Klar, dass die obligatorische Sitzpfanne
dann nicht fehlen darf. Auch den rechten
Seitendeckel gestaltet er neu, aus Blech,
nicht aus Plastik. Dann folgt der Tank,
von dem nur noch die Oberschale übrig
bleibt, und die auch schmäler als das Original. Ein neuer Tunnel wird gefertigt und
Sicken für die Knie eingeschweißt. Für die
passende Chopper-Optik sorgt ein Lenker
von V-Team, der mit speziellen Schaltern
und Tastern bestückt wird. Auch um den
Scheinwerfer kümmert sich Udo und
integriert einen Motogadget-Tacho sowie
die Kontrollleuchten. Der Starterknopf für
den Motor wandert links unter den Tank,
unscheinbar und fast nicht zu sehen. Nur
die Elektrik überlässt er den StocksiefenMännern, die die Kabel neu verlegen und
dafür sorgen, dass alles so funktioniert, wie
es funktionieren soll.
Das Fahrwerk belässt Udo im Serienzustand. Lediglich die Reifen werden gegen
Shinkos in Oldschool-Optik und mit etwas
größeren Dimensionen getauscht. Der Auspuff ist ebenfalls eine Eigenkreation. Ein
Standard Slip-on mit DB-Killer und einem
angepassten Übergang an die Serienkrümmer. Beim Lack dagegen wird’s knifflig. Udo
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yamaha xv950
Geht wider Erwarten doch richtig
flott durch die Kurven. Yamaha hat
der XV von Haus aus ein ordentliches
Fahrwerk mitgegeben, an dem Udo
keine Änderungen vornehmen musste.
Selbst die Fußrasten setzen nicht zu
früh auf. Die Knie passen fast exakt in
die Aussparungen am Tank
Den voluminösen Serienluftfilter
hat Udo durch einen offenen K&NFilter ersetzt. Das sieht einfach
besser aus. Der mattbraune Lack
verändert, je nach Lichteinfall, sein
Aussehen und steht der Yamaha
verdammt gut zu Gesicht.
Und wenn der Heckfender schon
mitschwingend ist, dann muss auch
ein schlanker Oldschool-Sattel ans
Bike. Starr verschraubt natürlich
hat genaue Vorstellungen von der Farbe,
dennoch braucht es mehrere Versuche, bis
der Farbton getroffen und Zufriedenheit
garantiert ist.
Als ich die VX950 das erste Mal sehe, bin
ehrlich gesagt fasziniert. Diese Linie, diese
schlanke Silhouette, einfach nur schön.
Ich schleiche um das Motorrad, sauge die
Details auf und kann es nicht fassen, dass
das eine Yamaha sein soll. Noch dazu sieht
das Moped auf der Nicht-Auspuffseite sogar
»Den Tank habe ich auseinandergeschnitten, verschmälert und einen
neuen Tunnel sowie Sicken für
die Knie geformt«
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FAHRTEST
Der Tank bildet an den meisten Bikes das zentrale
Element, das sofort den Blick auf sich zieht. Vom Originaltank ist nur die Oberschale übrig, der Rest wurde neu
gestaltet. Das Motogadget-Instrument hat Udo in den
Scheinwerfer integriert. Minimalistische Schalter übernehmen die Aufgabe der klobigen Serienarmatur
besser aus, und das kann ich nicht von
vielen Bikes sagen. Udo muss meine Fragen
beantworten, bis ihm der Kopf raucht, dann
fordere ich den Schlüssel ein, will wissen,
wie sich sein Masterpiece fährt. Tief sitzen,
hoch greifen, so muss das. Lediglich die
Shinko-Pneus erzeugen bei mir eine leichte
Abneigung. Das Profil und die Bauart sind
weit entfernt von modernen Gummis.
Doch Udo zerstreut meine Bedenken. »Die
fahren sich schon noch rund. Mach dir
keine Gedanken wegen der Profilkanten,
das geht besser als du denkst.« Nach dem
Start bollert der V2 tiefgrummelnd vor
sich hin. Der erste Gang flutscht sauber
rein, ein Zug am Kabel – und weg. Über
50
das Triebwerk gibt es nix zu meckern. Die
52 Pferde sind völlig ausreichend, zumal
der Motor respektable 80 Newtonmeter
an die Kurbelwelle stemmt. Und auch die
Reifen belehren mich eines Besseren. Sicher,
Hightech ist anders, aber sie funktionieren
in den Kurven ordentlich und geben mir
nicht das Gefühl gleich abzuschmieren.
Überhaupt macht die Karre ab dem ersten
Meter unglaublichen Spaß. Draufsitzen
und sofort wohlfühlen, anders kann man
es nicht beschreiben. Auch die Fußrasten
setzen nicht sofort auf, wenn die Yamaha
mal ein wenig in Schräglage muss. Es ist
einfach ein Genuss mit diesem Teil dahin
zu pötteln, und es stellt sich wieder die
ewig gleiche Frage, wie viel Motorrad man
eigentlich braucht, um glücklich zu werden?
Nicht viel. Aber es muss gut funktionieren,
dann ist die Welt in Ordnung.
Die Runde ist kurz, wird mir aber im
Gedächtnis bleiben. Und zum Schluss gibt’s
auch noch eine gute Nachricht. Die Yamaha
steht zum Verkauf und kann bei Stocksiefen
besichtigt und wohl auch gefahren werden.
Einziges Problem dürfte der Preis werden.
So ein Umbau mit vielen Individual-Parts
kostet. Udo veranschlagt knapp über 13.000
Euro für Parts, Beschichtung, Lackierung
und natürlich die Arbeitszeit. Dazu kommt
der Fahrzeugpreis. Sicher kein Schnäppchen, aber jeden Euro wert.
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yamaha xv950
techno
yamaha xv950 abs | Bj. 2016
Besitzer: motorradhaus stocksiefen
erbauer: udo kohse – bike project
Motor
Zweizylinder-Viertakt-V-Motor,
dohc-Vierventiler,
942 ccm, (Bohrung/Hub 85,0 x 83,0 mm)
Auspuff........ Bike Project Turn out mit DB-Killer
Luftfilter......................................................K&N
Sekundärantrieb.....................................Riemen
Getriebe............................................. Fünfgang
Leistung.......................... 52,1 PS bei 5500 /min
Drehmoment................79,5 Nm bei 3000 /min
Höchstgeschwindigkeit.............. keine Angaben
fahrwerk
Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen
Gabel...................................... 41-mm-Telegabel
Schwinge..............Zweiarmschwinge modifiziert
Räder .................................. vorn 4.00 x 19 Zoll
......................................... hinten 5.00 x 16 Zoll
Reifen..........................................vorn 4.00 x 19
............................................... hinten 5.00 x 16
Bremsen.........................vorn u. hinten Scheibe
Zubehör
Tank.................................................Bike Project
Lenker.................................................... V-Team
Lampe.............................................Bike Project
Elektrik..................... Motorradhaus Stocksiefen
Rücklicht.........................................Bike Project
Instrumente................................... Motogadget
Armaturen.................. KustomTech/Bike Project
Kennzeichenhalter..........................Bike Project
Sitz..................................................Bike Project
Lack.................................................Bike Project
metrie
Gewicht fahrfertig...................................251 kg
Radstand............................................ 1570 mm
info
Udo Kohse, Bike Project
Stockheimer Weg 4a
64569 Nauheim
www.bike-project.com
Motorradhaus Stocksiefen
Adam-Opel-Str. 8
64569 Nauheim
www.motorradhaus-stocksiefen.de
❱❱❱ Custombike
Kurzwertung
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+
»Die Shinkos sind besser als ihr Ruf oder
ihr Aussehen. Auch Schräglagen stecken
sie klaglos weg, ohne abzuschmieren«
juni 2016
–
eigenständiges Design mit einer
schlanken Silhouette
neugeformter Tank und absolut
stimmiges Heck mit einem mitschwingenden Fender
zuverlässige Serientechnik verpackt
in oldschoolige Optik, garniert mit
einem edel schimmernden Lackkleid
kompromisslos bei der Reifenwahl
linke Seite sieht fast noch besser aus,
als die rechte. Bike wirkt dadurch aus
fast jedem Winkel schön
perfekte Sitzposition, tief sitzen,
hoch greifen, gepaart mit Midshifts
der Umbaupreis ist zwar
angemessen, dürfte aber viele
Kunden abschrecken
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