Tag der Sehbehinderung im OSZ

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Tag der Sehbehinderung im OSZ
Tag der Sehbehinderung im OSZ-Rathenow
Für die meisten Mensch, die gut hören und sehen können, ist es unvorstellbar auf nur eines
dieser kostbaren Sinnesorgane verzichten zu müssen. Doch was bedeutet es überhaupt blind
zu sein oder nicht hören zu können? Wie findet man sich mit dieser Behinderung im Alltag
zurecht? Wie kann man als Sehender richtig Helfen, wenn sie benötigt wird?
Seit sieben Jahren besteht zwischen dem Oberstufenzentrum in Rathenow und dem Blindenund Sehbehindertenverband Westhavelland ein Kooperationsvertrag und auch in diesem Jahr
besuchten uns Herr Feldmann, Frau Finn und Herr Peschel um uns von ihrer Erblindung,
Alltag, Blindenleitsysteme und Hilfe für Sehbehinderte aufzuklären.
Herr Feldmann, 39 Jahre, Beruf Rentner und seid April Bezirksleiter des deutschen Blindenund Sehbehindertenverband e.V., hat das Usher-Syndrom, eine Hör-Sehbehinderung. Das
Usher-Syndrom ist eine Erbkrankheit, deren Verlauf ganz unterschiedlich sein kann. Es
kommt höchst selten vor, unter 100.000 Menschen erkranken ca. 4. Die Krankheit ist noch
relativ unerforscht und es gibt keine Heilung. Das Syndrom zeichnet sich durch eine
sensorische Innenohrschädigung und der fortschreitenden Gesichtsfeldeinschränkung Retinitis
Pigmentosa (RP). Die Hauptsymptome von RP sind Nachtblindheit,
Gesichtsfeldeinschränkung („Tunnelblick“), herabgesetzte Sehschärfe und
Blendempfindlichkeit. Die Photorezeptoren sterben von der Peripherie zur Makula hin ab,
was zu vollständigen Erblindung führt.
Damit diese Menschen einen Anlaufpunkt haben und sich orientieren und austauschen
können, wurde der Verein `Leben mit Usher-Syndrom e.V. gegründet. Der Verein setzt sich
erstmalig mit dem Thema Usher-Syndrom auseinander um Betroffene und Angehörige zu
unterstützen. Die kombinierte Hör- und Sehschädigung führt auch immer eine
Einschränkungen der Lebensqualität mit sich, die zu Frustrationen und Depressionen führen
können. Um die eigene Selbstständigkeit so gut wie möglich wieder zu erlangen, wird dort
viel Hilfe geboten, damit sich diese Menschen nicht alleine fühlen und mobiler werden. Es
gibt reichlich Freizeitangebote, Weiterbildungsmöglichkeiten und psychosoziale Beratungen.
Herr Feldmann war bevor seine Krankheit mit 38 Jahren diagnostiziert wurde, als Journalist
tätig. Die Hörschädigung ist seid seiner Geburt vorhanden, mit 14 Jahren kam die
Nachtblindheit hinzu und schließlich die Gesichtsfeldeinschränkung. Der plötzliche Verlust
des Führerscheins und die Berufsunfähigkeit, die diese Diagnose natürlich mit sich zieht, war
zunächst einmal ein Schock, doch Herr Feldmann lies sich davon nicht unterkriegen. Er ist
sich bewusst darüber das er sein Augenlicht in ca. zehn Jahren komplett verlieren wird.
„Mittlerweile ist es mir egal, es macht mir nichts mehr aus.“ Er hat sein Schicksal akzeptiert
und gelernt damit umzugehen . „Das Wichtigste ist es, Spaß am Leben zu haben!“ Er sagt
auch froh darüber zu sein, dass das Syndrom erst so spät diagnostiziert wurde, denn so konnte
er unbefangen leben. Es kommt nicht gerade selten vor , dass das Usher-Syndrom so spät
diagnostiziert wird, eher ist es durch die menschliche Wahrnehmung die Regel. Meist nimmt
man die Einschränkung erst war wenn man nur noch ein Gesichtsfeld von ca. 30 Grad hat,
normal wären 180 Grad. Die erste Frage die sich Herr Feldmann gestellt hat, war: „Was muss
ich noch sehen?“ Doch heute, wo sein Gesichtsfeld gerade mal 5 Grad groß ist und er Farben
so gut wie gar nicht mehr erkennen kann, sieht das ganz anders aus. Er reist immer noch gern,
„Das Meer kann man riechen den Wind spüren und Farben fühlen. Man glaubt gar nicht wie
sich die anderen Sinnesorgane ausprägen.“ Ich war zutiefst berührt und beeindruckt über
soviel Lebensfreude und Selbstbewusstsein! Ich finde das absolut vorbildlich, in dieser
schnellen und oberflächlichen Gesellschaft.
Interessant war auch wie Taub- blinde Menschen miteinander kommunizieren.
1881 entwickelte Hieronymus Lorm aus eigener Betroffenheit die Lormsprache. Dabei sind
die Hände das Sprachrohr, man muss nur das was man sagen will eintippen wie auf einer
Tastatur. Die einzelnen Buchstaben werden durch bestimmte Berührungen auf den Fingern
und Handfläche der linken Hand dargestellt.
Anschließend konnten wir selber durch speziell gefertigte Brillen, die RP und andere
Seheinschränkungen simulieren, durchgucken und ausprobieren wie es ist sich nur mit einem
Blindenstock zurecht finden zu müssen. Zudem erklärte uns Herr Feldmann welche Fehler
man machen kann wenn man einen Blinden hilft und wie es richtig geht. Auch das die
Selbstständigkeit der blinden Person nicht übergangen werden sollte. So ist es zum Beispiel
wichtig die Sehbehinderte Person nicht einfach an der Hand zu ziehen, sondern eher das sie
sich an Schulter oder Oberarm festhalten kann und so auch spüren kann wenn eine Stufe
kommt. Es ist auch wichtig den blinden von vorne anzusprechen, da sonst die Stimme schwer
zugeordnet werden kann.
Über Geräte und Blindenleitsysteme klärte uns anschließend Herr Peschel auf. Herr Peschel
ist 72 Jahre und leidet auch an Retinitis Pigmentosa. Auch bei ihm begann es mit der
Nachtblindheit und im Musterungsalter war das Gesichtsfeld schon stark eingeschränkt. 2
Operationen hatten nichts an seiner Situation ändern können und die volle Erblindung trat ein.
Er hat einen Rehabilitationskurs absolviert um sich auf ein Leben in Blindheit einzustellen.
Viele moderne Geräte, Blindenführhunde helfen dabei. Doch was gibt es für
Orientierungspunkte auf der Straße für Blinde?
In Rathenow finden aktuell große Umbauarbeiten in der Stadt statt. Auf drängen des
Blindenvereins wurde auch ein Blindenleitsystem integriert. Das sind spezielle Ampeln und
Gehwegplatten. Rillenplatten dienen als Richtungsweiser und Noppenplatten als
Aufmerksamkeitsfelder. Weltweit kann man sagen das Deutschland das blindenfreundlichste
Land ist. Das Blindenleitsystem gibt es in vielen Städten, moderne Geräte und das auch viel in
Blindenschrift geschrieben wird erleichtern hier das Leben ungemein für sehbehinderte
Menschen.
Die letzte Station an diesem Tag war Frau Finn. Frau Finn ist mit 8 Jahren durch Masern
erblindet. Die Hornhaut trübte sich ein und hatte Geschwüre, die Sehleistung verschlechterte
sich sehr schnell. Um wieder ein bisschen Sehleistung zurück zu erlangen wagte sie 1993 eine
Hornhauttransplantation. Allerdings wurde die transplantierte Hornhaut von ihrem Körper
abgestoßen. Auch nach 3 weiteren Operationen gab es keine große Besserung, die Sehleistung
ist nicht zurückgekehrt
Der Tag der Sehbehinderung war mal wieder ein gelungenes Projekt des OSZ Havelland
Schulteil - Rathenow. Der Einblick in die Welt der Nichtsehenden war für uns alle sehr
interessant und beeindruckend. Trotzdem es hier zu Lande viele Möglichkeiten für Blinde
gibt, sollte die Gesellschaft noch mehr für dieses Thema sensibilisiert werden, vor allem über
die richtige Hilfeleistung in einer erforderlichen Situation, kann noch mehr dazu beitragen das
Sehbehinderten das Leben etwas erleichtert wird.
Franziska Teuber
AUO 10a
Die einzelnen Buchstaben werden auf den Fingern und der Handfläche mit Berührungen
dargestellt. Ein Abstrich, ob kurz oder lang, läuft immer in der Richtung FingerspitzeHandwurzel, ein Aufstrich entgegengesetzt.
A = Punkt auf die Daumenspitze
B = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Zeigefingers
C = Punkt auf das Handgelenk
D = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Mittelfingers
E = Punkt auf die Zeigefingerspitze
F = Leichtes Zusammendrücken der Spitzen von Zeige- und Mittelfinger
G = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Ringfingers
H = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Kleinfingers
I = Punkt auf die Mittelfingerspitze
J = Zwei Punkte auf die Mittelfingerspitze
K = Punkt mit vier Fingerspitzen auf den Handteller
L = Langer Abstrich von den Fingerspitzen des Mittelfingers zum Handgelenk
M = Punkt auf die Kleinfingerwurzel
N = Punkt auf die Zeigefingerwurzel
O = Punkt auf die Ringfingerspitze
P = Langer Aufstrich an der Außenseite des Zeigefingers
Q = Langer Aufstrich an der Außenseite der Hand (Kleinfingerseite)
R = Leichtes Trommeln der Finger auf den Handteller
S = Kreis auf den Handteller
T = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Daumens
U = Punkt auf die Kleinfingerspitze
V = Punkt auf den Daumenballen, etwas außen
W = Zwei Punkte auf den Daumenballen, etwas außen
X = Querstrich über das Handgelenk
Y = Querstrich über die Finger in der Mitte
Z = Schräger Strich vom Daumenballen zur Kleinfingerwurzel
Ä = Zwei Punkte auf die Daumenspitze
Ö = Zwei Punkte auf die Ringfingerspitze
Ü = Zwei Punkte auf die Kleinfingerspitze
CH = Schräges Kreuz auf den Handteller
SCH = Leichtes Umfassen der Vier Finger
ST = Langer Aufstrich am Daumen, Außenseite