11 - Universität Bremen
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11 - Universität Bremen
Erfahrungsbericht von Martin Stüwe zum Studium an der UNIVERSITY OF THE FREE STATE in Bloemfontein – Südafrika im SS 2011 A. Die Entscheidung für Südafrika Ich entschloss mich während meines Masterprogramms IEM² (International Management, Marketing und Entrepreneurship), im dritten Semester (SS 2011) ins Ausland zu gehen. Ich konnte mich zwischen diversen Zielen, wie Schweden, Italien, Polen, Südafrika etc., entscheiden. Die Wahl fiel auf Südafrika, da ich schon relativ viel in Europa gereist bin, erhoffte ich mir auf einem andere Kontinent kulturelle Besonderheiten des Landes kennen zu lernen und mich mit südafrikanischen sowie internationalen Studierenden auszutauschen und somit meinen persönlichen Horizont zu erweitern. B. Vorbereitung des Studienaufenthaltes Dank der Kooperation zwischen der Universität Bremen und der UFS gestaltet sich die Vorbereitungsphase recht unkompliziert. Dennoch sollte man mindestens sieben Monate vor Beginn des Auslandsaufenthaltes anfangen sich mit den Vorbereitungen zu beschäftigen. Ansprechpartner ist Maren Hartstock und ebenso ist Erica du Preez (Faculty Manager in Bloemfontein) die euch gerne weiterhelfen und beraten. Ihr solltet euch auch rechtzeitig um die Study Permit bei der südafrikanischen Botschaft in Berlin (Info: www.suedafrika.org) kümmern, da die Bearbeitungszeit recht lange sein kann und man hierfür diverse Untersuchungen und Formulare vorbereiten muss. Die Kurswahl Alle Kurse der Faculty of Economic and Management Sciences findet ihr im Yearbook auf der Homepage der Universität (www.uovs.ac.za). Generell ist es möglich, in allen Bereichen der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre Kurse an der UFS zu belegen. Durch das Austauschprogramm ist die Anerkennung in Bremen möglich, sollte aber im Voraus mit Maren Hartstock abgesprochen und in einem Learning Agreement festgehalten werden. Eure endgültige Entscheidung für die Kurse müsst ihr erst in Bloemfontein treffen, da Mrs. Du Preeze hier sehr hilfsbereit und flexibel ist. Die Kursnamen enthalten immer drei Zahlen. Die erste Zahl steht für das Jahr(1,2 und 3 stehen für Undergraduate Kurse; 6 steht für Postgraduate Kurse). Die zweite Zahl weist auf das Semester hin, in dem der Kurs angeboten wird: Eine 0 bedeutet, dass der Kurs zwei Semester umfasst. Eine 1 oder 3 bedeutet, dass der Kurs von Februar bis Juni geht und eine 2 bedeutet, dass der Kurs von Juli bis Dezember angeboten wird. Die dritte Zahl ist für die Kurswahl unerheblich. An der UFS gibt es South African Credit Point, z.B. 16 SA Credit Points entsprechen 10 ECTS. Mögliche Finanzierung des Aufenthaltes Das Austauschprogramm beinhaltet das kostenlose Einschreiben und Studieren an der UFS, jedoch keine finanzielle Unterstützung für die Lebenshaltungskosten. So müssen die Kosten für die Unterkunft selber getragen werden. Ich hatte die Möglichkeit, das Studium über Auslandsbafög zu finanzieren (zuständiges Bafög Amt ist Frankfurt/Oder: www.studentenwerk-frankfurt.de). Zusätzlich zu einer monatlichen Pauschale kommt das Auslandsbafög für Flug und Auslandskrankenversicherung auf. Ebenso besteht die Möglichkeit, sich auf ein Stipendium des DAAD zu bewerben, hier bekommen Bachelorstudenten/in bis zu 400€ und Masterstudenten/in bis zu 800€ im Monat, als Unterstützung für den Auslandsaufenthalt. C. Universität und Studium in Südafrika Bloemfontein und UFS Bloemfontein ist die sechstgrößte Stadt mit 609.046 Einwohnern in der Republik Südafrika und Hauptstadt der Provinz Freistaat, in der Mitte Südafrikas und gilt als eine der sichersten Städte des Landes. Außerdem ist sie Sitz des obersten Berufungsgerichts (englisch Supreme Court of Appeal). Bloemfontein hat aufgrund seines Blumenreichtums und des jährlich stattfindenden Rosen-Festivals auch den Beinamen „Stadt der Rosen“. Bloemfontein ist Sitz der 1904 gegründeten University of the Freestate mit rund 20.000 Studenten. Es ist ca. 500 km von Johannesburg entfernt. Es herrscht Kleinstadtatmosphäre, da sich der Großteil des Lebens auf und unmittelbar um den Campus herum abspielt. Hier findet man diverse Einkaufsmöglichkeiten, ein großes Sportangebot, Kinos, Theater, Cafés, Discotheken und vieles mehr. Das Klima im Free State ist teils „überraschend“ für Europäer. Im afrikanischen Sommer (November bis Februar) ist es meist sehr warm und wie man es sich als Europäer in Afrika vorstellt. Doch ab Mitte Mai bis in den September wird es in der Nacht oft unter 0° Grad kalt. Dafür regnet es sehr wenig in dieser Zeit und an den meisten Wintertagen scheint die Sonne bei 15° bis 20° Grad. Aus touristischer Sicht hat Bloemfontein nicht allzu viel zu bieten. Bloem ist auch noch sehr konservativ und afrikaans geprägt. Das heißt hier leben sehr viele Weiße. Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass viele die Apartheit immer noch leben. Ebenso zeigen die weißen kaum Interesse an uns Internationales und es ist teilweise sehr schwierig mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Studienbedingungen Die UFS ist eine Campusuniversität. Alle Vorlesungsräume sind problemlos zu Fuß zu erreichen. Es gibt eine große Bücherei, Computerlabore, Buchläden, einen kleinen Supermarkt, Cafés, Fast Food Restaurants, ein Fitnessstudio und andere Sportanlagen sowie einen Frisör. Das Studium in Südafrika war sehr verschult. Wir haben oftmals Hausaufgaben für die nächste Woche aufbekommen, die dann bewertet wurden. Die abschließende Note für einen Kurs setzt sich aus den Ergebnissen bei Semestertests, Assignments (Hausaufgaben) und Final Exams (Abschlussklausuren) zusammen. Die Vorlesungsräume sind bestens ausgestattet und die Lehrmittel sind so wie man es von der Universität Bremen kennt: Skripte (als hard copy oder im Internet), Bücher, Folien usw. D. Das Leben in Südafrika Hostel Leben im JBM Es ist möglich auf dem Campus der UFS zu wohnen. Ich habe mit anderen internationalen Studenten in einem Teil eines Studentenwohnheimes gewohnt. Die Unterkunft wird euch von der Ansprechpartnerin der UFS vermittelt. Natürlich könnt ihr auch privat unterkommen, doch vor allem für die erste Zeit kann ich das JBM Annex empfehlen. Man lernt viele Internationales kennen, ist direkt auf dem Campus und es ist immer jemand da, der einem alles zeigen kann. Die Zimmer sind alle möbeliert, ebenso braucht ihr auch keine Bettwäsche mitbringen, diese kann man am besten vor Ort kaufen. Ein paar Information zur allgemeinen Einstellung der Hostels. Es leben 10.000 Studenten auf dem Campus, diese wohnen in verschiedenen Hostels und bilden eine eingeschworene Gemeinschaft (quasi wie eine Verbindung). Ebenso sind Frauen von den Männern getrennt. Wir , die Internationales, sind das einzige gemischte Hostel auf dem Campus. Jedes Hostel hat ein eigens Rugby, Hockey oder Fußball Team. Die Unimannschaften setzt sich dann aus den besten zusammen. Unter der Woche werden dann immer Matches zwischen diesen Hostels ausgetragen, bei den es meistens hoch hergeht. Mehrmals im Jahr findet auch ein Gesang/Band/Chor Contest der einzelnen Hostels statt. Das läuft folgendermaßen ab, die Frauenhostelchors ziehen dann von einem Männerhostel zum nächsten und singen dort, am Ende ist dann eine große Party. Am nächsten Tag machen die Männerhostels das selbe. Also es geht schon ziemlich ab, es ist nicht so, das man einfach nur da sitzt und sich die Aufführung anhört, NEIN!! Es wird jedes einzelne Solo gefeiert und die jeweilige Band/Chor exessiv angefeuert oder ausgebuht. Freizeitgestaltung Die Freizeitangebote in Bloemfontein sind sehr vielfältig. Auf dem Campus stehen den Studenten kostenfrei diverse Freizeitangebote zur Verfügung. So gibt es einen großen Pool mit 50m Bahnen, einen Basketballplatz, zahlreiche Tennisplätze, Squash-Plätze, Laufbahnen, sowie Rugby-, Cricket- und Fußballfelder. Gegen ein geringes Entgelt kann man auch das universitätseigenen Fitness-Studio betreten. Außerhalb des Campus ist eine große Mall mit eigenem Kino in Laufdistanz und die Partymeile mit verschiedenen Discos und Bars ist nur ein kleines Stück weiter. Sehr schön ist zudem die künstlich angelegte Waterfront mit zahlreichen Restaurants, Bars und einem weiteren Kino. Wenn man schon in Südafrika ist, sollte man sich zudem auf keinen Fall ein Rugby-Match entgehen lassen. Ich war während der WM 2011 dort, somit wurde man auch vom Rugby-Fieber infiziert, aber leider schied SA schon im Viertelfinale aus;-). Fortbewegung In Südafrika gibt es kein Nahverkehrsmittelsystem wie in Europa. Es gibt Minibus-Taxen, die zu jeder Zeit (aber auf etwas undurchsichtigen Routen) durch die Stadt fahren. Diese werden eigentlich nur von der schwarzen Bevölkerung genutzt und die Universität wird euch von ihrer Nutzung abraten. Ich persönlich denke, dass man durchaus mit den Minibus-Taxis fahren kann, doch ist dieses vielleicht für die ersten Tage in Südafrika nicht unbedingt zu empfehlen. Besser ist es, sich ein „normales“ Taxi zu bestellen. Kosten betragen von der Uni in die Stadt etwa 3 Euro und zum Flughafen 14 Euro. Eine andere Möglichkeit ist, sich mit ein paar Leuten zusammen ein Auto zu kaufen. Hier sollte man sich aber etwas mit Autos auskennen, da relativ viele alte und marode Wagen zu hohen Preisen verkauft werden. Ist aber sehr zu empfehlen!!!!!! Im Weiteren könnt ihr ebenso ein Auto mieten, führ Wochenendtrips oder etwas längere Touren. Zum Auto mieten braucht ihr einen EU-Führerschein, eine Kreditkarte und ihr müsst über 23 Jahre alt sein. Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel ist eher weniger zu empfehlen, da man oftmals große Distanzen zurück legen muss und die Südafrikaner es ebenso selten verwenden. Das Zugsystem in Südafrika ist schlecht, unsicher und langsam. Für weite Reisen ohne Auto eignen sich die Überlandbusse daher eher. Sie haben westlichen Standard und sind günstig. Zu Empfehlen sind Greyhound (www.greyhound.co.za) und Intercape (www.intercape.co.za). Wenn ihr als Backpacker auf Reisen geht, könnt ihr auch den Baz Bus (www.bazbus.com) nehmen. Er fährt die gesamte „Touristenstrecke“ von Kapstadt entlang der Küste über Durban bis zum Krügerpark. Kultur, Land und Leute Südafrika (und das gesamte südliche Afrika) bietet euch unglaubliche Natur, nette Menschen, Abenteuer und eine persönliche Horizonterweiterung. Meine Reisen durch Südafrika und Namibia wurden daher für mich zu unvergessliche Wochen. Leider ist die Trennung zwischen „schwarz“ und „weiß“ auch siebzehn Jahre nach dem Ende der Apartheid von vielen immer noch nicht überwunden. Für mich war es am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, dass viele „Weiße“ und „Schwarze“ nichts zusammen unternehmen oder Freunde sein können. Es gibt zwar wenig offenen Rassismus auf der Straße, doch das Leben beider Gruppen geht oft nebeneinander her. Es gibt jedoch auch viele Ausnahmen und ich habe „Schwarze“ und „Weiße“ Freunde gewonnen. Der Umstand, dass ihr in den englischen Veranstaltungen mit „Schwarzen“ zusammen seid, gibt euch die Möglichkeit alle Bewohner Südafrikas kennen zu lernen. Zudem hat mir meine persönliche Erfahrung gezeigt, dass es wichtig ist der Versuchung zu widerstehen ausschließlich mit anderen ausländischen Studierenden Zeit zu verbringen. Diese bot uns die Möglichkeit mit den Leuten vom Basketballteam zu braiien (das traditionelle südafrikanische Grillen) oder eine Diskothek im Township zu besuchen. Hierdurch lernt ihr Land und Leute am besten kennen und könnt die verschiedenen Kulturen innerhalb Südafrikas erleben. Noch ein paar kleine Reisetipps: • Kapstadt (eines meiner Highlights) und „Garden Route“ • Wochenendtrips: Lesotho, Drakensberge, Kimberley, Golden Gate National Park • Wenn möglich: Namibia (Ai Ais, Namib Desert, Swakopmund, Windhoek) E. Fazit: Meine Zeit in Südafrika war vom Studium sowie persönlich eine herausragende Erfahrung. An der Universität sind meine Erwartungen an die Studieninhalte erfüllt worden. Ich habe viel über die südafrikanische Kultur und Geschichte gelernt und auch meine englische Sprachkompetenz habe ich verbessern können. Ich habe viele neue Freunde aus verschiedenen Erdteilen gewonnen und der Austausch mit ihnen hat meinen Horizont erweitert und mich in vielerlei Hinsicht inspiriert. Ich persönlich möchte diese Zeit nicht missen und es war eine super Erfahrung in persönlicher, sozialer und kultureller Hinsicht. Alles in allem kann ich einen Auslandsaufenthalt in Bloemfontein nur empfehlen und bei weiteren Fragen könnt ihr mich gerne kontaktieren.