Privatissimum - Oetker Collection

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Privatissimum - Oetker Collection
Privatissimum
Fotos: Corbis
Sie wird die Halbinsel der Milliardäre genannt und ist seit jeher ein Hideaway der Weltstars.
In Cap d’Antibes lässt es sich auf mancher Terrasse wie im Kino sitzen. Text: Stephanie Bisping
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Erfrischend. Maisturm über dem Hôtel du Cap Eden Roc 2013.
Schaufenster 29
Versteck. Hôtel Belles Rives, hervorragende Küche, hohe Promi-Dichte.
W
ie das Sonnendeck eines
Cruise Liners thronen die Terrasse des Hôtel du Cap Eden
Roc und der Meerwasserpool
über dem Mittelmeer. Tische aus
edlem Teak und mit Leinen bezogene Sessel ruhen auf Schiffsplanken, die Kellner, die Champagner entkorken und Meeresfrüchte servieren, haben das Outfit von Matrosen.
Die Gäste tragen teure Stoffe und riesige Sonnenbrillen.
Auf dem Wasser nähert sich ein Ausflugsboot dem
Badebereich des Hotels und verharrt eine Weile jenseits
der Bojen. Die Prominentendichte ist auf
dieser Terrasse selbst für die Côte d’Azur
sehr hoch. Und obwohl es zu den zahlreichen Vorzügen des Eden Roc gehört, Zugang
zur, nicht aber von der Küste aus zu gewähren, lässt man die Zaungäste in Ruhe herüberstarren. Wer sich wirklich verstecken
wollte, hätte Möglichkeiten genug. Hier aber genießt
man seine Position auf der Sonnenseite des Lebens.
30 Euro für ein Sandwich. „Zu den Dingen, die man im
Leben nicht versäumen darf, gehört ein Drink auf der
Terrasse des Eden Roc“, soll Tom Cruise einmal gesagt
haben. Schon möglich, dass der Sager von ihm stammt,
denn wie viele seiner Kollegen aus Hollywood, die das
Haus an der Spitze der Halbinsel Cap d’Antibes vor
allem während der Filmfestspiele in Cannes buchen,
hat er schon hier logiert. Die Preise – das Standarddoppelzimmer kostet im Sommer stolze 900 Euro, und
schon ein schlichtes Club-Sandwich auf der Terrasse
schlägt mit 30 Euro zu Buche – haben dem Gutverdiener
die Aussicht aufs tiefblaue Meer gewiss nicht vermiest.
Das Hôtel du Cap Eden Roc, von Eingeweihten auch nur
zärtlich Hôtel du Cap genannt, ist seit 1887 Synonym für
Eleganz, Glamour und verschwenderischen Luxus. Die
Liste der prominenten Gäste ist lang – Pablo Picasso war
hier, Marlene Dietrich, Cary Grant, Kirk Douglas, die
Schriftsteller Stefan Zweig und Ernest Hemingway, eh
klar, der Clan der Kennedys, John Lennon und Yoko
Ono, in jüngerer Zeit Robert de Niro, Bill
Cosby, Bruce Willis und eben Tom Cruise –
um nur einige zu nennen.
Grandeur. Mit 118 Zimmern ist das Hotel
nicht übetrieben groß, aber alles atmet
Grandezza. Eine von Pinien gesäumte Allee
führt durch den neun Hektar großen Garten des 1869
für Auguste de Villemessant, Gründer der Tageszeitung
„Le Figaro“, erbauten Haupthauses zur Küste mit dem
Eden Roc Pavillon und den Cabanes hinab – 33 schlichten Holzhütten, die der Gast einzeln für 500 Euro am
Tag als blickdichten Sonnenplatz am Meer dazubuchen
kann. Diese Straße will die zweitschönste Frankreichs –
nach den Champs Elysées – sein. Exklusiver ist sie dabei
wahrscheinlich wirklich.
Understatement ist nicht der Stil des Hauses – und
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Fotos: Jean-Michel Sordello, Corbis, beigestellt
Die Welt ändert sich,
das Hôtel du Cap
nicht.
Azur. Pinienwäldchen, steile Felsen,
weiße Mauern: das
Hôtel du Cap, von
außen und von
innen besehen.
schon gar nicht der seiner Gäste. 30 Prozent sind Amerikaner, 70 Prozent sind Wiederholungstäter, logieren
also nicht zum ersten Mal hier. Sie kommen, um neben
der allgegenwärigen, großartigen Aussicht aufs Meer,
der entspannten Atmosphäre und dem ausgezeichneten Service, wie es sie auch anderswo geben mag, bestätigt zu finden, dass Geld die Zeit eben doch anzuhalten
vermag. Denn ein bisschen scheint es so, als wäre
im Hôtel du Cap immer 1920. Oder 1955. Erst seit
einem Managerwechsel im Jahr 2005 werden Kreditkarten als Zahlungsmittel akzeptiert, hat jedes
Zimmer Fernseher und Internetzugang, sind Eiswürfel und Matratzen am Pool nicht mehr gebührenpflichtig. Mehr Zugeständnisse ans dritte Jahrtausend will man den Gästen aber nicht zumuten.
Und so erinnern in manchen Zimmern noch immer
Kamine daran, dass die Riviera einst als Winterziel
erfunden wurde.
Die Diskretion in Person. „Die Welt ändert sich, das
Hôtel du Cap nicht“, weiß Michel Babin de Lignac,
der im väterlichen Schloss in der Normandie aufwuchs und seit 40 Jahren als Concièrge im Eden
Roc tätig ist. In diesen vier Jahrzehnten hat er Einblicke in die Welt der Prominenz aus Film und
Gesellschaft genommen, die spannende Bücher
füllen würden – wäre er nicht die Diskretion in Person
und würde frühestens eine Dekade nach dem Tod eines
Gastes Details preisgeben. Viele Gäste kennt er seit Jahr-
zehnten, manche sind Freunde geworden. Ihre Schrullen betrachtet er mit nonchalenter Nachsicht, manchmal auch mit Kopfschütteln. „Ein Gast brachte immer
seinen kleinen weißen Terrier mit“, erinnert er sich.
Während des Essens ruhte das Tier in einem Korb von
Hermès. Als es Geburtstag hatte, bestellte sein Herrchen
eine Schüssel Kaviar. Für den Hund. „Ein Bissen, und
alles war weg“, erinnert sich Babin de Lignac. „Ich
dachte nur: In diesem Mäulchen ist gerade ein
Monatsgehalt verschwunden.“
Bambi. Audrey Tautou vor dem Hotel
bei den Filmfestspielen Cannes 2013.
Überhaupt, die Hunde. Tennessee Williams betrat
das Haus mit zwei kleinen Exemplaren im Arm, die
ihm um die Wette auf den Smoking sabberten:
„Unmöglich“, kommentiert der Concièrge knapp.
Immer mehr Geschichten fallen ihm ein. „ Johnny
Weissmüller kam in die Bar, trank zu viel und stieß
einen Tarzanschrei aus“, erzählt er, und fügt, noch
immer indigniert über diese Verletzung der Atmosphäre hinzu: „Im-po-ssi-ble.“ Doch die schönen
Erinnerungen überwiegen: Wie Roger Moore jeden
Sommer mit seiner Frau und drei Kindern im RollsRoyce vorfuhr; wie Lauren Bacall ihm eine reizende
Widmung ins Gästebuch schrieb; wie Cary Grant
das Hotel besuchte, „sehr elegant und distinguiert“,
ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Das
Hotel, das seit 1969 der Familie Oetker gehört, ist allem
Glanz zum Trotz nicht der einzige Prominentenmagnet
auf der Halbinsel. Da an der Côte d’Azur immer schon
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»
01 Klassiker.In „Zärtlich ist die
03 Schmelzend.Hôtel du Cap
Nacht“ („Tender is the Night“) geht
F. Scott Fitzgerald mit der amerikanischen Finanzaristokratie in Südfrankreich ins Gericht.
Pralinen - vor Ort essen oder mitbringen.
02 Cool.Sonnengläser, an denen
auch Cary Grant Gefallen fände.
Hier ein Modell Paloma Light Havana von Super, bei
store.retrosuperfuture.com
1.
2.
04 Sundowner.Ernest Hemingways Wunsch-Daiquiri hat inzwischen einen eigenen Namen: Papa
Doble.
Schlafen: Hôtel du Cap Eden
Roc (Boulevard J.F. Kennedy,
06601 Antibes, Tel.: +33/4/936
139 01, hotel-du-cap-eden-roc.com).
Im Sommer ab 900 €, im Winter
800 €.
Hôtel Belles Rives: DZ a b 420
Euro (33 Bd. Edouard Baudoin,
Juan-les-Pins, Tel.: +33 /4/936 102
79, bellesrives.com). Südlich der Altstadt von Antibes liegt das Hotel
Royal mit dem schicken Café Royal,
einer Topadresse für Fisch und italienische Spezialitäten. DZ ab 170 €;
hotelroyal-antibes.com.
Die Reise der Autorin wurde ermöglicht vom CRT Riviera Côte d‘Azur.
3.
die Prominenten zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehörten, gibt es Urlauber, denen kein noch so diskretes Hotel genug Privatsphäre bieten kann. Auch sie
müssen nicht verzweifeln. Denn auf dem Cap der Milliardäre, wo Oligarchen und Großindustrielle Villen
besitzen, gibt es auch Ferienhäuser. Etwa die Domaine
La Dilecta, das 1920 erbaute Anwesen einer italienischen Verlegerfamilie mit drei Hektar Grundstück, fünf
Schlafzimmern im Haupthaus, einem Nebengebäude
fürs mitreisende Personal und einer Disco. Madonna
machte hier ebenso Familienurlaub wie Mitglieder des
saudischen Königshauses. Angesichts eines Preises von
10.000 Euro pro Tag – wer im August kommen möchte, muss für den ganzen Monat
buchen und dafür 250.000 Euro überweisen
– war Sting gut beraten, sich hier nicht einzumieten, sondern lediglich für russische
Gäste ein Privatkonzert zu geben.
Geist und Geld. Immer schon lockte die Küste, deren
Reiz sich nie verschleißt, Menschen mit Geist und Geld.
1925 und 1926 mieteten der US-Schriftsteller F. Scott
Fitzgerald und seine Frau Zelda die Villa Saint Louis, die
die Familie Estène-Chauvin 1929 kaufte und seither als
glamouröses Hotel Belles Rives führt. Es liegt an dem
Abschnitt der gewundenen Küstenstraße, wo das stille
Cap ins lebhafte Juan-les-Pins übergeht. Fitzgerald
schrieb hier seinen Riviera-Roman „Zärtlich ist die
Nacht“. Die Arbeit erforderte Abwechslung; manchmal
kam Hemingway auf starke Getränke und leichte Speisen zu Besuch, dann wieder gingen Scott und Zelda Arm
in Arm auf einen Drink oder zum Dinner ins Hôtel du
Cap. Im Treppenhaus des Belles Rives hängen Fotos, die
Fitzgerald mit guten Freunden, etwa dem Kunstsammler Gerald Murphy und seiner Frau Sara, zeigen. Die
Murphys waren es, die 1923 die Leitung des Hôtel du
Cap überzeugten, auch im Sommer zu öffnen.
4.
Träumen mit Meerblick. Bald entdeckte auch der Rest
der Welt die Freuden sommerlichen Badelebens. „Ich
weiß noch, wie ich als Kind Miles Davis mit seiner schönen Freundin am Strand sah, beide in so knappen Badesachen, dass sie von allen angestarrt wurden“, erinnert
sich Marianne Estène Chauvin, die das Belles Rives in
mittlerweile vierter Generation leitet. In den
Sechzigerjahren nahmen außer dem Jazzgenie auch die Kolleginnen Ella Fitzgerald,
Josephine Baker und Edith Piaf sowie Jeanne
Moreau, Omar Sharif und rastlose Aristokraten wie der als Edward VIII. abgedankte Herzog von Windsor mit seiner stets ins Rampenlicht strebenden Frau Wallis im Hotel Quartier.
Seine vier Etagen erheben sich so nahe am Wasser, dass
man von den oberen der 43 im Art-déco-Stil eingerichteten Zimmer nur das Meer und nicht die schönen Ufer
sieht.
Doch zum Sehen und Gesehenwerden ist dennoch
genug Platz auf der schmalsten Terrasse. Bis heute hat
das Haus ein sehenswertes Publikum: die Supermodels
Cindy Crawford und Helena Christensen, die Schauspieler George Clooney, Kevin Spacey und Jude Law, Musiker und Sänger von Ringo Starr über Mick Jagger bis zu
Diana Krall – sie alle träumten hier aufs Meer hinaus und
ließen sich dabei zuschauen. s
Alle starrten Miles
Davis und seine schöne
Freundin an.
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Fotos: Beigestellt
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