Nr. 16 Dezember 2004
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Nr. 16 Dezember 2004
- Rundbrief Informationsblatt des Kinderhilfe für Kolumbien e.V. Leibertingen Nummer: 16 Dezember 2004 Liebe Mitglieder des Vereins, liebe Unterstützer, wieder geht ein Jahr zu Ende und wir freuen uns, Ihnen noch fast pünktlich zum Nikolaus den neuen Rundbrief zusenden zu können. Wie Sie sicher gleich bemerkt haben, verwenden wir ab dieser Ausgabe ein neues KiKo-Logo im „Briefkopf“. Mir gefällt es sehr gut, da es freundlicher und beschwingter ist als das alte Logo. Vielen Dank an Irmgard Krähling und Gabriel Benz, die dieses Logo für KiKo geschaffen haben. Wie Sie sehen werden, wird in diesem Rundbrief oft gedankt. Wir haben auch allen Grund dazu. Der Spendenstand ist sehr erfreulich (was Sie in Ihrer Spendenbereitschaft natürlich nicht irritieren sollte) und auch Renate erfährt während ihres Aufenthalts hier in Deutschland von vielen Seiten Unterstützung. Was Renate in Deutschland tut, können Sie in diesem Rundbrief lesen. Außerdem erfahren Sie, mit welchen besonderen Aktionen KiKo in diesem Jahr unterstützt worden ist, wie das Treffen von Heinz und Renate Frick mit der Schmitz-Hille-Stiftung verlaufen ist und was die Kinder von Cipe an Renate schrieben. Wie schon in den Dezember-Rundbriefen der letzten beiden Jahre gibt es auch diesmal wieder eine Zusammenfassung des politischen Jahres in Kolumbien. Ich hoffe also, dass auf jeden Fall etwas dabei ist, das Ihr Interesse findet. An diesem Rundbrief haben sechs Autoren mitgearbeitet – und zum ersten Mal ist es passiert, daß für einen Beitrag von mir selbst kein Platz mehr war. Einerseits ist mir das fast peinlich, andererseits freue ich mich über die gute Zusammenarbeit und die fleißigen Autoren, auf die der Rundbrief zählen kann. Und hier habe ich mich zu bedanken. DANKE! E.S. DANKE allen Mitgliedern, Spendern und Unterstützern Ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr, in dem sich die Fundación Florecer mit der Arbeit in der Behinderteneinrichtung CIPE und in den Flüchtlingslagern sehr erfreulich entwickeln konnte. Sowohl die Erhöhung der Mitgliederzahl als auch des Spendenaufkommens haben maßgeblich dazu beigetragen, dass unser Verein KIKO-Kinderhilfe für Kolumbien die finanzielle Unterstützung der Kinder und Jugendlichen in Popayán auch im Jahr 2004 gewährleisten konnte. Dass die aufopferungsvolle und qualifizierte Arbeit von Renate Frick in Kolumbien einfach weiter gehen muss, davon konnte sich der Vorsitzende Heinz Frick bei seinem Besuch in Kolumbien ein umfassendes Bild machen. Die Freude, der Dank und die leuchtenden Augen der Kinder und Jugendlichen werden ihm immer in Erinnerung bleiben. Am Ende dieses Jahres bedanken wir uns bei allen Mitgliedern, allen Spendern und allen Unterstützern, ohne deren Hilfe und Einsatzbereitschaft unser Verein KiKo die Fundación Florecer nicht unterstützen könnte. Danke ... sagen auch Renate Frick und ihr Team, das uns gebeten hat, den folgenden Text zu veröffentlichen: „Ein herzliches Dankeschön sagen wir, Renate Frick, die Kinder und Jugendlichen sowie die Mitarbeiter/innen. Der Herr möge Sie alle vielfach für Ihre Hilfsbereitschaft segnen und Ihnen seinen Frieden und seine Gnade schenken.“ Besondere Aktivitäten zugunsten von KiKo im Jahr 2004 -die Kath. Landjugend Leibertingen spielte Theater und spendete den Erlös -Heinrich Güntner bastelte zur Weihnachtskrippe einen Opferstock zugunsten von KiKo -die Juniorfirma Kosmos des Wirtschaftsgymnasium Sigmaringen spendete den Erlös aus ihren wirtschaftlichen Tätigkeiten an KiKo -der Schriftsteller Dr. Arnold Stadler aus Rast las zugunsten von KiKo -die Seelsorgeeinheit Leibertingen spendete den Erlös und die Kollekte -die Pfarrgemeinde Leibertingen spendete verschiedene Kollekten an KiKo -die Abschlussklasse der Wildensteinschule Leibertingen übergab KiKo einen Spendenscheck -KiKo war mit einem Stand auf dem Jahrmarkt in Leibertingen vertreten -der Gospelchor „Promised Land“ sang in der Pfarrkirche in Thalheim zugunsten von KiKo -„runde“ Geburtstags-Jubilare ließen KiKo Geldgeschenke zukommen -Mitglieder des Vereines KiKo führten Veranstaltungen im Raum Jena, Kelkheim, Augsburg, München, Bad Saulgau und Leibertingen durch -Renate Frick stellte ihr Projekt an Universitäten in Freiburg und Ravensburg vor -Renate Frick berichtet in der Schule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche Helfende Hände in München H.F. Seite 1 Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Erste öffentliche Aktivitäten von KiKo in Kelkheim bei Frankfurt Am 07.11.2004 hat sich KiKo auf dem Gemeindetag des Katholischen Pfarrverbandes Kelkheim vorgestellt. Nach dem Gottesdienst und Mittagessen waren über 100 Personen in verschiedenen Arbeitskreisen aktiv oder bummelten durch das Gemeindehaus. In einem Raum präsentierten sich verschiedene Eine-Welt-Projekte. Neben Infoständen zu El Salvador und Nigeria gab es einen Verkaufsstand von GEPA-Produkten. Der KiKo-Stand wurde von Gabriel Benz vorbereitet und betreut. Die Zahl der Besucher an unserem Stand war zwar gering, deren starkes Interesse bestätigte uns jedoch in unserer Arbeit. Beim Weihnachtsmarkt am 27./28.11. in Kelkheim-Fischbach verkauft die Katholische Jugend selbst gebastelte Waren. Der Erlös von mehreren hundert Euro geht dieses Jahr erstmals an KiKo. Über diesen Verkaufstand berichtete die lokale Tageszeitung Höchster Kreisblatt mit Bericht, Foto und Hinweis auf KiKo. Für das Engagement der katholischen Jugend bedanken wir uns an dieser Stelle ganz herzlich. Der vorläufige Höhepunkt war ein Informationsabend mit Renate Frick am Donnerstag 02.12.2004 im Katholischen Gemeindehaus Kelkheim-Fischbach. Auch diese Aktion wurde von Gabriel Benz, der in Kelkheim wohnt, vorbereitet. Neben den bewährten Stellwänden mit Fotos von Popayán, CIPE und „unseren“ Kindern wurde der Videofilm gezeigt. Renate Frick erzählte von Ihrer Arbeit und beantwortete die Fragen der wenigen, aber sehr interessierten Besucher. Eine Redakteurin des Höchster Kreisblattes war ebenfalls anwesend. Wir sind zuversichtlich, dass weitere Aktionen in KelkheimFischbach folgen. G.B. Gespräch mit dem Kooperationspartner Schmitz-Hille-Stiftung Bis Mitte des Jahres 2005 unterstützt die Schmitz-Hille-Stiftung aus Thun (Schweiz) noch als direkter Kooperationspartner die Fundación Florcecer in Popayán und damit direkt die Behinderteneinrichtung CIPE und die Arbeit von Renate Frick in den Flüchtlingslagern. Die Stiftung hat bisher jährlich einen Betrag von € 15.000,00 zur Verfügung gestellt. Am 19. November 2004 erstattete Frau Renate Frick in Düsseldorf Herrn Ralf Kresal, dem Geschäftsführer der SHS in Deutschland, ihren Jahresbericht. Über die Arbeit von KiKo-Kinderhilfe für Kolumbien berichtete der erste Vorsitzende Heinz Frick. Herr Kresal war von der hervorragenden Arbeit Renate Fricks wieder sehr angetan. Er hat sich positiv zur Entwicklung KiKos und der stärkeren Unterstützung unseres Vereins für Cipe geäußert. Wir hoffen nun sehr, dass der Gesamtvorstand der Schmitz-HilleStiftung die Fortsetzung der Unterstützung beschließt. Ohne die Finanzmittel dieser Stiftung wird es für KiKo sehr schwer, allein den Fortbestand der Behinderteneinrichtung CIPE und die Arbeit in den Flüchtlingslagern zu gewährleisten. Ganz herzlichen Dank an die SCHMITZ-HILLE-STIFTUNG Düsseldorf, im besonderen Herrn Geschäftsführer Ralf Kresal. Im Gespräch haben wir gespürt, dass ihm die Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen sehr am Herzen liegt. Auch wenn Kolumbien, aufgrund verschiedener landesspezifischer Ereignisse, nicht mehr SchwerpunktFörderland der Stiftung ist, so ist nicht ausgeschlossen, dass das Projekt von Renate Frick als einziges Projekt in Kolumbien in der Einzelförderung verbleibt. Wir alle hoffen auf eine positive Entscheidung der Schmitz-HilleStiftung. H.F. Die Fundación Florecer ist im Internet Auch in Kolumbien wird das Internet als Informationsmedium immer wichtiger. Ingrid Mosquera, eine Mitarbeiterin von Renate Frick bei der Fundación Florecer in Popayán hat deshalb eine Internetseite erstellt. Zusammen mit Stefan Teuscher (KiKo e.V.) wurden die Seiten noch etwas überarbeitet. Gabriel Benz (KiKo e.V.) hat sich bereit erklärt, die Internetadresse www.fundacion-florecer.org zur Verfügung zu stellen. Damit verfügt die Fundación über eine gute Möglichkeit, ihre Arbeit in Kolumbien für Kolumbien darzustellen. Desweiteren stehen auf der Internetseite alle Ausgaben der Zeitschrift La otra mirada, zu deutsch Die andere Sicht, zur Verfügung. Diese Zeitschrift wird von der Fundación Florecer in Kolumbien herausgegeben, ähnlich dem Rundbrief von KiKo. Dank des Mediums Internet ist die Zusammenarbeit über diese große Entfernung und über sechs Stunden Zeitverschiebung kein Problem. So können die nächsten Arbeiten angegangen werden: Die Seite muss ständig gepflegt und aktualisiert werden. Außerdem sollen die bisher ausschließlich spanischen Texte ins Deutsche übersetzt werden, so dass dann eine zweisprachige Internetseite entsteht. Wer Lust hat, sich aus erster Hand über die Arbeit von Renate in Popayán zu informieren, der darf dies gerne tun, wenn auch im Moment noch Spanischkenntnisse unerlässlich sind. S.T. Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Seite 2 Spendenaufruf Es geht nun auf Weihnachten zu und viele von uns stellen sich die Fragen: - Soll ich Geld für einen guten Zweck spenden? - Kann ich sinnvoll helfen? - Kommt meine Spende auch wirklich bei den Bedürftigen an? Diese Fragen können wir mit einem eindeutigen „Ja!“ beantworten. Nach wie vor können wir bestätigen, dass sämtliche Spenden zu 100 % und ein wesentlicher Teil der Mitgliedsbeiträge direkt bei den Bedürftigen ankommen. Mit einem geringen Teil der Mitgliedsbeiträge bestreitet der Verein KiKo seine Verwaltungskosten. Durch eine regelmäßige Rechnungslegung von Frau Frick und die Verfügungskontrolle unseres Vereins können wir diese Zusage auch weiter garantieren. In diesem Jahr konnten wir bisher rund € 12.000 an Spenden einnehmen (Vergleichszeitraum Vorjahr rd. € 7.300). Das ist sehr erfreulich, aber auch dringend erforderlich, um die erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu können. Helfen Sie, die erfolgreiche Arbeit der Integrativen Tagesstätte Cipe in Popayán fortzusetzen! Spenden Sie auf das Unterstützerkonto des Kiko - Kinderhilfe für Kolumbien e.V.! Konto Nr. 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, Bankleitzahl: 650 930 20 Neues von Renate WEINACHTSGESCHENKE AUS KOLUMBIEN Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen von KiKo, Freund/innen und Interessierte, neulich ist ein Paket aus Kolumbien angekommen. Adresse: ein gemalter Baum, ein Bach, ein Vulkan, Sonne, Wolken, Regen und einen Regenbogen. Neugierig und ganz vorsichtig habe ich’s aufgemacht, und fand zwei eingepackte Päckchen. Auf dem einen stand: „CIPE – An Renate, Señor Heinz, und alle, die uns mögen und uns helfen“, auf dem anderen stand: „Christus und Frieden“. Ich habe das erste Päckchen aufgemacht und fand verschiedene Briefkuverts darin. Auf dem ersten Kuvert stand: „Von Aula 1“. Ich öffnete den Brief und las: AULA No. 1 Hallo, ich bin Lisbey. Ich bin seit einem halben Jahr hier in der Aula 1 und ich werde Euch heute erzählen, wie es mir hier geht. Ich bin sehr zufrieden, denn die meisten meiner Mitschüler sind meine Freunde. Ich habe auch schon sehr viel gelernt, zum Beispiel lesen und schrieben. Mir würde es gefallen, wenn es hier bei uns Mittagessen geben würde, und ich könnte bis nachmittags bleiben, und wenn Renate zurückkommen würde, bevor wir in die Ferien gehen. David in meiner Klasse, der ist schon seit über einem Jahr hier im Cipe und ihm gefällt es auch. Vor allem geht er sehr gerne in die Hypotherapie und ins Schwimmbad. Na ja, er spielt auch gerne Fußball. Fernando ist traurig, denn seine Mutter will ihn nicht mehr in die Schule schicken, sondern zu seinem Vater zum arbeiten. Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Seite 3 Luna del Mar hat gelernt, nicht mehr so launisch zu sein und sagt, dass sie sehr gerne meine Lehrerin Oliva mag und dass es ihr fehlt, wenn sie mal für einen Tag nicht ins Cipe kommen kann, denn hier spielt sie mit den anderen Mädchen und ihr gefällt die große Puppe, die ihr Señor Heinz aus Deutschland mitgebracht hat, obwohl es ihr nicht gefällt, dass sie sie nicht mit nach Hause nehmen darf und manchmal weint sie dann. Carlos erzählt mir gerade, dass er die Zahlen 1 und 2 gelernt hat und dass er sehr gerne mit seiner Schwester zur Schule gehen würde, und dass seine Mutter auf ihn warten soll und dass es ihm gefällt, wenn sie ihn ein bisschen bemitleiden, und dass es ihm gar nicht gefällt, wenn man ihn schimpft. Cristian sagt, dass er gelernt hat, zu warten und nicht schon seine Brotzeit zu essen, kaum dass er ankommt im Cipe. Und dass ihm das Puzzlespielen gefällt, und dass es ihm nicht gefällt, in allem der Lehrerin zu gehorchen, und dass es ihm deswegen ein bisschen stinkt ... Ich öffnete den nächsten Brief, von Aula 2, und den von Aula 3. Eine kleine Blume war darauf gemalt. Ich las: Ein besonderer Unterricht Heute hatten wir einen besonderen Unterricht! Heute kam nämlich unsere Erzieherin Isabel mit einem Brief von Renate aus Deutschland. In dem Brief sagte sie uns, wir sollen doch nach Deutschland schreiben, was uns gefällt und was uns nicht gefällt. Liebe Renate, da war uns ganz klar, dass es uns nicht gefällt, dass du schon so lange weg bist. Wir haben uns also mit Isabel in unsere Spielnische zurückgezogen und dann hat Pedro sofort den Spielkasten geholt, den Señor Heinz aus Deutschland mitgebracht hat. Isabel wollte das nicht, dass er spielt, aber wir wollten doch erzählen, was uns gefällt. Also, uns gefällt: Spielen. Dann nahm Isabel Pedro den Spielkasten weg und meinte, er solle jetzt auch aufpassen wie wir. Aber wir wollten ja auch spielen. Dann hat Isabel gefragt: Pedro, was gefällt dir hier im Cipe? Pedro sagte natürlich, dass ihm gefällt, wenn Renate kommt. Er vermisst sie. tung. In dieser kurzen Zeit, in der ich nun mehrmals in der Woche in der Einrichtung bin, habe ich gemerkt, dass es Kinder sind, die sehr viel Wert haben und die sehr viel Liebe verdienen, ebenso wie sie sehr viel Liebe geben können. Zuvor, als ich zum Gottesdienst feiern kam, hatte ich immer so ein bisschen ein beklemmendes Gefühl, wenn ich so zwischen ihnen war, aber jetzt kenne ich sie und habe mehr Vertrauen bekommen. Ich habe auch verstanden, dass sie für sich kämpfen, dass sie vorwärtskommen wollen, wenn es ihnen nicht verwehrt wird, sondern sie jemand haben, der sie fördert und ihnen Zuwendung entgegen Isabel kann eine strenge bringt. Und das andere, was wichtig Erzieherin sein ist für sie, ist die Liebe Gottes. Aber wir sagten noch: Klar, dass es Camilito gefällt, wenn er auf dem Motorrad bei seinem Papa und seiner Mama zwischen drin fahren kann und dass Christian Marin die Flugzeuge gefallen. Er schaut immer zum Himmel und zeigt sie uns. Dass Franzisco die Lieder gefallen, die wir singen. Da lacht er immer. Dass uns allen gefällt: Ball spielen, Zeichnen, Feuerwehr spielen, Isabel, Aufgaben machen, mit Malkastenfarben malen, das Ich habe auch Neues gelernt, wie Morgenkreislied singen, das zum Beispiel, was ein geistig Abschiedskreislied singen ... behindertes Kind ist und was Heilpädagogik ist. Wie ich vorher Dann öffnete ich den letzten schon erwähnte, wusste ich zu Brief, von Pastor Omar Bolivar Beginn nicht, wie hinein und wie wieder hinaus gehen, aber jetzt sehe Erfahrungen mit den ich, dass es eine sehr schöne Arbeit Kindern in der Fundación ist mit den Kindern und den Florecer Erzieherinnen in der Einrichtung. Es Seit mehr oder weniger ist eine Umgebung, in welcher sie eineinhalb Jahren kenne ich den zusammen leben, in welcher die Verein Florecer und die Einrich- Kinder sich entwickeln, wo man tung CIPE. Ich bin Pastor der lacht. - Und ich bin sehr zufrieden, Kirchengemeinde, in der Renate dass es auch eine Umgebung ist, in Frick Mitglied ist. Damals lud sie welcher man mit Gott lebt. uns ein, die Einrichtung kennen zu Ich war auf einer der regellernen. mäßigen Fortbildungen, welche die Als wir sie dann besuchten, Erzieherinnen durchführen. Amparo konnten wir die Kinder leider nicht Lopez, die Sprachheillehrerin, hat kennen lernen, da gerade Ferienzeit uns viele neue Dinge über den Zuwar. Damals wusste ich nicht, dass sammenhang von geistiger Behinich noch öfters in der Einrichtung derung und Sprache gelehrt. Ich sein werde. Wir feiern nun öfters habe dabei viel über die Kinder Gottesdienste mit den Kindern und gelernt, das ich damals noch nicht deren Eltern, und das ist immer wusste. etwas besonderes. Mit diesen neuen Erfahrungen Jetzt, da unsere Kirchenge- bin ich sehr zufrieden. meinde mit dem Verein Florecer kooperieren wird, bin ich seit Omar Alcides Bolívar Gallego Renates Abreise hier ihre VertrePastor Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Seite 4 Liebe Leser, ich freue mich über diese Weihnachtsgeschenke der Kinder in Kolumbien. Ganz kleine bescheidene Geschenke, aber ich kenne die Kinder, die sie geschrieben haben. Wenige Zeilen von großartigen Menschen geschrieben, die Dank Ihrer Hilfe vieles vieles gelernt haben. Zum Beispiel Juan Carlos, welcher nicht mehr fixiert werden muss. (Sie kennen ihn vom Videofilm her. Er ist der Junge, welcher fixiert auf einem Stuhl saß.) Jetzt bleibt er im Unterricht auf seinem Stuhl sitzen, lässt sich die Hände führen und arbeitet mit. Oder Adriana, welche hier bei uns fröhliche Stunden erleben darf, denn zu Hause liegt die Mutter mit Krebs und Adriana hat bei uns einfach Raum, Zeit und Menschen, mit denen sie lachen kann. Camilito, unser kleiner Camilo, der ja so gewachsen ist: vor etwas über einem Jahr, als er zu uns kam, konnte er noch gar nicht gehen, geschweige denn reden oder sonst etwas. Heute steht sein Mund fast nicht still, er hat sogar gelernt, Geheimnisse auszuplaudern. So kam er an meinem letzten Tag am Büro vorbei mit der Sprachheillehrerin und erzählte ihr ganz laut, so dass ich es hörte: „Wir blasen schon die Luftballons auf für Renates Abschied“. Carlos, der sich von einem ein bisschen störrischen Jungen zu einem ganz freundlichen lieben Jungen entwickelt hat, der mit seinem Lachen jedes noch so störrische Herz zum Lachen bringt. Und der als erster in die Videokamera Heinz Fricks gelacht hat. WEIHNACHTSGESCHENKE NACH KOLUMBIEN Wenn Sie den Kindern etwas schenken wollen und nicht wissen, was, da Sie ja die Päckchen so weit und so umständlich wegschicken müssten, und es auch ungewiss ist, ob diese auch ankommen oder auf dem langen Weg irgendwo verloren gehen, dann möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag machen: Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, welche Mittel monatlich allein für die direkte Arbeit mit den Kindern aufgebracht werden müssen, habe ich Ihnen hier einmal aufgeschrieben, was einzelne Beiträge kosten, mit denen wir die Kinder versorgen. Anhand dieser Liste können Sie sich überlegen, was Sie den Kindern konkret schenken wollen. Dazu müssen Sie wissen, dass wir zur Zeit drei Gruppen (Aulas) mit jeweils acht Kindern in Cipe betreuen. Dabei ist die Aula 2 die Gruppe für die schwerst behinderten Kinder, die zusätzliche Betreuung brauchen. Ich habe die Zahlen auf vollständige Gruppen berechnet, da man die meisten Ausgaben auch hat, wenn ein Kind nicht kommt oder für eine Weile krank ist. Die Kosten, von denen hier die Rede ist, fallen für jede dieser Gruppen extra an. Monatliche Betreuungskosten (ohne Miete, Verwaltung usw.) der Aulas in Cipe monatlich 1 Lehrkraft halbtags 1 Krankengymnastin/Physiotherapeutin – drei Vormittage / Woche 1 Logopädin/Sprachheillehrerin – zwei Vormittage / Woche 1 Köchin halbtags/ Arbeitskraft pro Gruppe 120 Euro 90 Euro 60 Euro 40 Euro 1 Glas Hafermilch 1 Mahlzeit mit Vitaminsaft 30 Euro 320 Euro 1,50 Euro am Tag 16,00 Euro am Tag Schulmaterial Didaktisches Spiel- und Fördermaterial 5 Euro 7 Euro Insgesamt für die Aula 1 und 3 jeweils 672 Euro Eine zusätzliche Erziehungshelferin für Aula 2 Insgesamt Aula 2: Wie Sie sehen, müssen wir jeden Monat allein für die unmittelbare Kinderbetreuung über 2100 Euro aufbringen – und da sind Miete und Verwaltungskosten noch nicht eingerechnet. Und die Erzieherinnen sind eigentlich nicht gut bezahlt. Mein Vorschlag ist nun, wenn Sie uns unterstüt- + 100 Euro 772 Euro zen wollen, dann sehen Sie sich diese Liste ganz genau an und überlegen Sie für sich, was Ihnen wichtig erscheint und welchen Anteil an diesen Kosten Sie über nehmen können und wollen. Wir sind für jede Unterstützung dankbar, die Sie unserer Arbeit entgegen bringen. Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Seite 5 Vorträge, Vorträge, Vorträge Manche werden sich vielleicht fragen, was Renate Frick die ganze Zeit hier in Deutschland macht. Nun, natürlich besuche ich auch Freunde und versuche, mich von den Anstrengungen der Arbeit in Kolumbien zu erholen. Aber vor allen Dingen bin ich in der Bildungsarbeit tätig. Da gibt es Vorträge und Treffen mit Menschen, die sich für unsere Arbeit interessieren und von denen vielleicht auch einige gern einmal kommen würden, um uns in Popayán praktisch zu helfen. Zum Beispiel den Lehrerinnen, die sich sehr freuen würden, wenn jemand aus Deutschland käme. Klar, schon dass jemand kommt aus Deutschland, ist was Tolles. – Und wenn dann jemand kommt, der etwas erklären, helfen, beibringen kann und mit dem man sich austauschen kann, dann erst recht. So etwas spornt an!! In den letzten Wochen habe ich Cipe in verschiedenen Vorträgen vorgestellt. Am 6. Oktober war ich in Jena in der Fachhochschule für Heilerzieher und habe im Oberstufenkurs der Heilerzieherausbildung und im Fachoberschülerkurs Vorträge gehalten. Einige Tage später war ich dann im Hauskreis der Baptistengemeinde Jena und habe wieder von unserer Einrichtung erzählt. „Der Herr möge Euch segnen für diese Zeit der Gemeinschaft, die ich mit Euch haben durfte im Herrn; denn ich weiss, dass es Gottes Gnade ist, die mir bei euch Aufnahme gibt und durch die ich an Eurer Gemeinschaft teilhaben darf“. Am 11.und 12. November habe ich altvertraute Räumlichkeiten seit sehr sehr vielen Jahren zum ersten mal wieder betreten. An zwei Tagen gab mir ein ehemaliger Mitstudierender und heutiger Dozent am Sozialpädagogischen Institut Ravensburg, Fachbereich Heilerziehungspflege, Gelegenheit, den Studierenden im Oberkurs Renate Frick im Oktober bei Jena unser Projekt vorzustellen. Das Projekt stieß auf sehr großes Interesse für das Absolvieren des Berufspraktikums. Bei einem Gespräch mit dem Rektor des Instituts wurde von diesem die Möglichkeit zugesagt, dass die Studierenden bei uns in Kolumbien ihr einjähriges Berufspraktikum absolvieren können. Ein herzliches Dankeschön und „Herzlich Willkommen!“ Am 29. November war ich zu Projektvorstellung und Filmvortrag an der Katholischen Fachhochschule für Sozialpädagogik, Heilpädagogik und Religionslehre Freiburg eingeladen. Der Vortrag vor den Student/innen des Fachbereich Sozialpädagogik war mit ungefähr 70 Studierenden sehr gut. Es gab ein sehr großes Interesse das Thema Gewalt und Armut als Ursachen von Verhaltenstörungen bei Kindern. Mit dem Fachbereichsleiter wurde für das nächste Jahr in ihrer Vortragsserie: Zuschauen hilft nicht, Verantwortung ist weltweit eine ganztägige Veranstaltung geplant. In dieser Vortragsreihe ist im Jahr 2005 Südamerika vorgesehen. Der Vortrag im Fachbereich Heilpädagogik war in einem kleineren Rahmen von ungefähr 15 Studierenden (dieser Fachbereich ist insgesamt viel kleiner), die jedoch nicht weniger interessiert waren. Schwerpunkt in diesem Bereich war die Behindertenarbeit auf der Basis der Menschenrechte und das Arbeiten mit einheimischen Erziehungspersonal. Am 2. Dezember war dann eine Veranstaltung in KelkheimFischbach, von der auch Gabriel Benz in seinem Artikel berichtet. Ich bin gespannt, was sich in Kelkheim weiter entwickelt. Abschließend möchte ich noch auf eine kommende Veranstaltung hinweisen. Am 10. Dezember wird in der Schule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche „Helfende Hände“ München das Video gezeigt, das Heinz Frick über unsere Einrichtung und seine Reise nach Kolumbien gedreht hat. Interessenten sind herzlich eingeladen. Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich bedanken für all die Unterstützung so vieler Menschen für mich, gerade auch hier während meines Deutschlandaufenthalts. Viele Helfer/innen standen mir für ganz viele Notwendigkeiten zur Seite. Danke! Renate Frick Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Seite 6 WIE GEHT’S WEITER? ... Perspektiven für die Zukunft Die zunehmende Unterstützung für unser Projekt in Kolumbien freut mich, motiviert mich und gibt mir Kraft. Gewiss gab es schon manche Tage, da hatte ich keine Kraft mehr. Dann gab es diese und diese Schwierigkeiten, Hindernisse und Unmöglichkeiten. Manchmal war es dann so, dass nur noch ein Gedanke da war: weglaufen. Aber ich kann doch jetzt nicht aufhören, dachte ich dann, wo mir so viele helfen, wo es jetzt so viel Unterstützung gibt. Da ich dann da keinen Ausweg wusste, kam ich dann eben wieder auf den richtigen Weg. Ich freue mich über die viele Unterstützung, denn es ist etwas Gemeinsames geworden, jeder hat einen, seinen Platz und übernimmt seine Verantwortung und trägt zum Wachsen des Baumes bei, sei es als Spender, Helfer, Mitglied von Kiko, Mitarbeiter in Florecer. Es wird gegraben, gegossen, gestutzt, geputzt am blühenden Baum. (Zur Erinnerung: florecer bedeutet blühen und das Logo des Vereins Fundación Florecer ist ein blühender Baum) Jetzt sind neue Menschen hinzu gekommen, die mitarbeiten wollen, dass der Baum noch mehr blüht, Früchte trägt, sich ausbreitet in Kolumbien von seiner Krone aus und gleichzeitig festere Wurzeln hat. In diesem Jahr haben Gespräche stattgefunden über eine Zusammenarbeit mit der christlichen Gemeindekirche in Kolumbien, die schon im Reisebericht von Heinz Frick erwähnt wird. Heinz hat Repräsentanten dieser Gemeinde, in der ich auch Mitglied bin, kennen gelernt. Ich bin sehr erleichtert, dass die Gemeinde uns helfen will, denn was wir brauchen, sind gerade Menschen, die uns helfen, die vielen Kinder, die Hilfe brauchen, auch zu erreichen. Die Gemeinde arbeitet schon seit einigen Jahren in Armenvierteln mit Kindern, hat aber bisher keine qualifizierten Arbeitskräfte gehabt und ihre soziale Arbeit nicht organisieren können. Wir dagegen haben uns organisiert und ich habe Mitarbeiter qualifizieren können. Andererseits sind wir eine sehr kleine Organisation, während die Gemeinde eine sehr große und starke Organisation ist. Ich denke, wir können miteinander kooperieren und der Eine kann mit seinen Stärken dazu beitragen, dass Schwächen des Anderen überwunden werden und dass eine gemeinsame zukunftsträchtige Arbeit mit Kindern in Kolumbien, also auch in anderen Städten wie Medellín, Bogotá oder Barranquilla, aufgebaut werden kann. Wir sind gerade dabei, Vertreter dieser Kirchengemeinde nach Deutschland einzuladen, um ein gegenseitiges Kennenlernen und einen Austausch zu ermöglichen und damit unsere Gäste auch die sozialen Einrichtungen in Deutschland kennen lernen können. Sollte alles klappen mit dem Visaantrag für Deutschland und mit der Flugreservierung, würden sie im Monat Februar bei uns in Deutschland sein - klar, dann noch mit mir als Dolmetscherin. R. F. Das Jahr 2004 in Kolumbien Drei Aspekte prägten die politischen Diskussionen in Kolumbien im Verlauf des Jahres 2004: Die Diskussion um die Wiederwahl des Präsidenten, die versuchte Annäherung an die Paramilitärs bei gleichzeitig harter Hand gegen die Guerrilla sowie die Wirtschaftspolitik. In allen drei Bereichen kann man davon sprechen, dass die Prozesse, wie es so schön heißt, están empantanados: der Karren hat sich im Dreck festgefahren. In wirtschaftlicher Hinsicht haben wir eine gewisse Erholung und allgemeinen Optimismus und auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen scheinen deutlich besser geworden zu sein, als sie noch zu Zeiten des vorigen Präsidenten Andrés Pastrana waren. Doch die zwei schwerwiegenden Grundprobleme sind noch nicht gelöst, und es handelt sich dabei um exakt die gleichen Probleme, die auch Deutschland aktuell Kopfzerbrechen bereiten: Die Erholung der Wirtschaft hat noch keine durchschlagende Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt gebracht und die Staatsverschuldung steigt, ohne dass zu erkennen ist, wo und wann und wie diese Tendenz gestoppt werden kann. Es ist der gleiche Teufelskreis wie bei uns: Kürzt der Staat seine Ausgaben über die Gehälter im öffentlichen Dienst oder über das Einfrieren von Investitionen, dann erlahmt der Aufschwung. Tut er es nicht, dann steigt das Defizit so an, dass die Wirtschaft vor lauter Warnungen vergisst, neue Leute einzustellen. Was den Krieg angeht, so haben die Professionalisierung der Armee, die deutlich erhöhte Motivation der Streitkräfte, die Taktik, der Guerrilla ihre finanziellen Grundlagen zu entziehen und ein massives Programm zur Integration von deser- tierten Aufständischen die großen Guerrillabewegungen FARC und ELN in die Defensive gedrängt. Die Menschen haben heute den Eindruck, es sei sicherer geworden in den letzten beiden Jahren, man könne wieder im Land reisen (nicht nur mit den von Soldaten gesicherten „Caravanas“) und es könnte der Tag kommen, da die Guerrilla wirklich militärisch geschlagen werden kann. Der entscheidende Schritt dazu bestünde in der Beendigung des Zweifrontenkrieges durch die Entwaffnung und wahrscheinliche Integration der Paramilitärs, um dann mit aller Macht gegen Tirofijo, den 74jährigen militärischen Chef der FARC, und seine Leute vorgehen zu können (Es werden schon laut Gerüchte über die Nachfolgekämpfe innerhalb der FARC diskutiert, deren Köpfe sich im Urwald oder im Ausland verschanzt halten sollen). Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Seite 7 Doch die Friedensverhandlungen mit den Autodefensas, also den Paramilitärs, schleppen sich hin. Bisher haben nur kleine Gruppen ihre Waffen abgegeben und von Carlos Castaño, dem Führer der Paramilitärs, fehlt weiterhin jede Spur (vgl. Rundbrief 15 vom Juni 2004): Das Spektrum der Gerüchte um sein Verschwinden reicht von seiner Ermordung durch eigene Leute, die nicht mit den Verhandlungen einverstanden sind, bis hin dazu, dass er von den Nordamerikanern außer Landes gebracht und mit einer neuen Identität versehen worden sei, um der Drogenpolizei detaillierte Informationen zu liefern. Doch, wie gesagt, etwas Genaues weiß niemand. Der dritte Punkt der politischen Debatte des Jahres war die Verfassungsänderung, die eine Wiederwahl des Präsidenten, und zwar konkret des jetzigen Präsidenten Alvaro Uribes ermöglichen sollte. wiedergewählt worden. Nun aber ist fast schon sicher, dass wenn die Änderung durchgeht, Uribe vier weitere Jahre regieren wird. Es ist ja allgemein bekannt, dass er es gerne machen würde, und dass er stark autoritäre Züge hat. Aber es wäre vermutlich vorschnell geschlossen, würde man sofort das Gespenst Chávez aus dem Nachbarland Venezuela oder gar die Tradition der Diktatoren in Lateinamerika an die Wand malen. Der Autoritarismus von Uribe unterscheidet sich grundlegend von dem etwas skurrilen Populismus Chávez’, und ob dieser Autoritarismus in Richtung diktatoriale Ambitionen abdriftet, ist fraglich. Zumindest hat der Präsident seine herbe Niederlage bei der Volksbefragung letztes Jahr akzeptiert und hat auch noch keinen Versuch unternommen, sich über die Verfassungsinstitutionen hinweg zu setzen. Allerdings steht im Hintergrund auch der seit langem schwelende Streit um Zuständigkeiten zwischen den Obersten Gerichten Kolumbiens. Im Falle einer Verstärkung von autoritären Tendenzen in einer zweiten Amtsperiode könnte dieser Streit fatale Folgen haben, wenn der Präsident, mit einer satten Parlamentsmehrheit im Rücken, ein Gericht gegen das andere auszuspielen versucht. Memoria de mis putas tristes wird sicher bald auch auf Deutsch erscheinen und soll, eine typisch kolumbianische Anekdote, schon eine Woche vor dem Erscheinungstag als Raubdruck auf den Straßen verkauft worden sein. Auch der zweite Mann, wenn man das so sagen kann, der alten Garde der kolumbianischen Erzählliteratur, Germán Espinosa, hat, auch er nach seiner (in diesem Fall aber grausam schlechten) Autobiographie, wieder einen Roman veröffentlicht, angeblich über irgendwelche übersinnliche Erscheinungen eines Liebespaars in einem Hotel in Cartagena: Liebe, Erinnerung und die putas der Karibik -das also wäre das literarische Jahr 2004. Was den Sport angeht, und somit den wundesten Punkt der Nationalseele, so hat Kolumbien die Enttäuschung der Olympiade (nur eine Bronzemedaille) offenbar überwunden und kann sich mit erhobenem Haupt aus dem Jahr 2004 verabschieden. Zunächst wurde vor ein paar Wochen die Schmach der Niederlage gegen Venezuela zu Beginn der Qualifikation zur Weltmeisterschaft durch ein Unentschieden in Brasilien ausgeglichen, und dann kam die Mannschaft Mitte November mit einem knappen Sieg aus La Paz heim, so dass wieder eine winzig kleine Chance am Horizont auftaucht, dass Kolumbien doch 2006 nach Deutschland kommt. Gabriel García Márquez Und schließlich hat auch Pablo Montoya nach einer enttäuschenden Saison das Abschlussrennen der Formel 1 gewonnen! Kolumbien, was willst du mehr? H.P., November 2004 Bereitet seine Wiederwahl vor: Präsident Alvaro Uribe Velez Betrachtet man sich die Umfragen, so hat es seit ewigen Zeiten kein kolumbianischer Präsident auf solch hohe Werte der Zustimmung der Bevölkerung zu seiner Politik gebracht wie der jetzige. Bisher war es ja so, dass das Verbot der Wiederwahl gar nicht verfassungsmäßig hätte verankert werden müssen, es wäre wahrscheinlich sowieso keiner Zum Abschluss noch ein paar gute Meldungen. Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez lebt noch und hat einen weiteren Roman herausgebracht. Kontaktadresse Rundbrief: Ekkehard Schönherr, Charlottenstr. 14a, 07749 Jena, ([email protected]). Kontaktadresse KiKo-e.V.: Heinz Frick, Wildensteiner Str. 5, 88637 Leibertingen ([email protected]). KiKo-Homepage: www.kiko-ev.de Kontakt Renate Frick: [email protected] Homepage der Fundación Florecer (spanisch): www.fundacion-florecer.org Spendenkonto: KiKo e.V., Kto-Nr.: 399 284 001, Volksbank Bad Saulgau eG, BLZ: 650 930 20 Seite 8