Predigt vom Sonntag, 19. Oktober 2014

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Predigt vom Sonntag, 19. Oktober 2014
Predigt vom Sonntag, 19. Oktober 2014
Liebe Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus !
Heute kommen wir zum zweitletzten Abschnitt der Bergpredigt.
Jesus hält uns mit der Bergpredigt ganz schön auf Trab:
Zwar gibt es keinen grösseren Trost als jenen,
den wir in seinen Worten hören.
Wir werden aber auch nirgends so herausgefordert
(bis hinein in unsere Herzen und Gesinnungen)
wie von seinen Worten.
Im heutigen Abschnitt ist es die dritte Warnung Jesu
vor Irreführung und Versuchung:
Die erste Warnung war jene
mit dem schmalen und dem breiten Weg – Verse 13-14
(die Versuchung, den bequemen Weg des Trends zu wählen
und dabei die Ziele Gottes aus den Augen zu verlieren).
Die zweite Warnung war jene
mit den Wölfen in Schafspelzen verkleidet – Verse 15-20
(nicht die Worte, nicht wie die Sache aussieht,
sondern erst die Früchte offenbaren die Wahrheit)
In dieser dritten Warnung Jesu werden wir
auf eine noch gefährlichere Sache vorbereitet:
Es gibt eine Falschheit und Irreführung,
die sich sogar selber als wahr und aufrichtig empfindet !
Predigttext: Matthäus 7,21-23
Was Jesus hier sagt, ist wahrhaft „dicke Post“:
Es gibt ein christliches Reden und Wirken,
das von Jesus nicht anerkannt wird.
Es gibt ein vollmundiges Bekennen Jesu,
das in Wirklichkeit nichts wert ist.
Jene, die unter diese Kategorie fallen,
sind sogar selber überrascht vom Urteil Jesu !
Gibt es denn etwas so abgründig Verkehrtes ?
Dass der, der die Falschheit tut,
es in der festen Überzeugung tut, es sei die Wahrheit ?
Dass der, der andere irreführt, selber der Meinung ist,
er führe die Menschen zum wahren Leben ?
(1)
Jesus sagt:
„Ja, dies gibt es.
Es gehört mit zu den Möglichkeiten des Menschen,
dass er nicht nur andere sondern auch sich selber irreführt!“
Man müsste doch meinen,
mit dem Tun des Guten habe man seine Schuldigkeit getan.
Und nun hält Jesus uns seinen Massstab entgegen:
Wichtig ist nicht,
wie wir unsere eigenen Worte und Taten beurteilen.
Wir können unsere Zugehörigkeit zu Gott nicht sichern,
mit unsern Worten nicht, und auch mit unsern Taten nicht.
Entscheidend ist nicht, ob wir meinen Jesus zu kennen.
Entscheidend ist, ob Jesus uns kennt !
Es geht also nicht um das, wofür wir selber uns halten.
Es geht darum, wessen Eigentum wir sind.
Von drei Gesichtspunkten her wollen wir diese Worte Jesu
unserem Leben gegenüber stellen:
1) Der letzte Vorhang fällt !
Dies ist tröstlich für die einen,
und wahrscheinlich beängstigend für die andern.
Ein stückweit ist es für jeden ein Wagnis damit zu rechnen,
dass eines Tages der letzte Vorhang fällt:
Dann kommt ja nicht das zum Vorschein,
was in meinen oder Deinen Augen die Wirklichkeit ist.
Nein, dann kommt an den Tag,
was in Gottes Augen Sache ist !
Dies ist das Faszinierende am christlichen Glauben:
Er lehrt uns, dass alles was geschieht und da ist,
in einem grossen Gesamt-Zusammenhang steht.
Alles wird am Schluss eingefügt in dieses eine grosse Bild.
Gott hat dieses Bild zum voraus entworfen.
Alles wird dort drin seinen Platz finden.
Viele Menschen unserer Generation
haben dieses Vertrauen verloren,
dass es ein solches Gesamt-Bild gibt:
Damit werden die Vorgänge unseres Lebens sinnlos.
Und wenn man Schaden oder Verlust erleben muss,
ist es ein Grund zur Verzweiflung.
(2)
Einem Mitmenschen vergeben,
eine Leidenszeit tapfer durchstehen,
zur Wahrheit stehen ohne davon zu profitieren,
eine Hilfe leisten die von niemandem bemerkt u.verdankt wird:
Warum sollte man solche Dinge tun, wenn doch alles stets
verschluckt wird vom grossen Meer der Sinnlosigkeit ?
Nun ist die Gültigkeit des christlichen Wirklichkeitsbildes
im üblichen Sinn freilich nicht zu beweisen
(wer die Welt u.Wirklichkeit als sinnentleert sehen will,
der darf dies selbstverständlich so sehen).
Das Evangelium Jesu Christi weckt aber in uns den Wunsch
nach diesem grossen und erfüllenden Zusammenhang von allem,
was geschieht und existiert:
Das Evangelium legt dieses Sehnen nach Sinn und Ganzheit
in uns frei.
Das Evangelium ruft das in uns wach, was verschüttet war
Die vergangenen 100 Jahre haben so viel Krieg und Zerstörung,
so viel Ideologie und Irrtum
und falsche Versprechungen über unsern Herzen abgelagert:
Dieses Sehnen nach Sinn und Heiligkeit und Ganzheit
ist davon zugeschüttet worden.
Die Worte Jesu räumen all diesen Schutt weg.
diese Sehnsucht kommt wieder an die Oberfläche.
Und – wo eine Sehnsucht da ist,
da gibt es auch eine Realität, die dahinter steht.
Ja, es gibt dieses grosse Bild.
Es gibt diesen grossen Zusammenhang.
Alles wird einmal als das benannt, was es in Wirklichkeit ist
Gehen wir auf das ein, was Jesus hier sagt,
verändert sich unser Blick und unser Leben:
Nichts in meinem Leben geschieht umsonst.
Alles kommt vor IHM ans Licht.
Alles muss an SEINEN Händen vorbei.
2) Die grosse Scheidung
Was Jesus hier sagt, ist höchst ungemütlich.
Auch die grösste Schlafmütze (im geistigen Sinn)
wird dabei auf einmal hellwach:
Kann es tatsächlich sein,
dass wir unsere eigenen Worte und Taten
so völlig anders einschätzen, als Jesus sie sieht ?
(3)
Stellen wir uns einmal Folgendes vor:
Eine gefälschte Hunderternote landet eines Tages
im Portemonnaie eines ahnungslosen Menschen.
Er kauft damit seiner Frau einen riesigen
prächtigen Blumenstrauss auf den Hochzeitstag.
Die Floristin gibt dieses Hunderternote ihrer Lehrtochter
als grosszügiges Geschenk für die bestandene Prüfung.
Die Lehrtochter möchte damit etwas Gutes tun
und spendet diese Hunderternote für ein Waisenhaus
in Südamerika.
Eines Tages landet dieser Geldschein bei der Bank
und dort unter den Augen eines Experten.
Nun wird diese Hunderternote als das erkannt,
was sie ist: Eine Fälschung !
So hat diese Banknote zwar viel Gutes und Edles bewirkt.
Am Schluss wird sie trotzdem als wertlos entlarvt
und geschreddert.
Ja, es ist eben nicht alles so, wie es aussieht.
Auch mit unserem eigenen Herzen ist es vielleicht nicht so,
wie wir selber meinen.
Ich glaube, Jesus spricht hier zu den „Insidern“,
zu seinen Nachfolgern.
Er spricht hier zu jenen, die ihm ganz nahe stehen;
zu jenen, die der Meinung sind,
sie seien wahrhaftige Christen und gute Leute.
Und gerade jenen – also uns – gibt er diese Warnung mit.
Dies ist beunruhigend, dies bringt einem ins Nachdenken:
Anscheinend kennen wir unser eigenes Herz nicht so gut,
wie Gott es kennt.
Vielleicht sagen wir sehr locker von uns:
„Ja, ich habe halt eine harte Schale,
dafür einen weichen Kern !“
Dies tönt recht sympathisch.
Doch, haben wir damit schon alles an uns entdeckt ?
Jesus schaut tiefer:
Auch der vermeintlich weiche Kern ist vielleicht nur Schale!
Darunter hat es noch mehr.
Darunter hat es noch andere Dinge;
Vorgänge, von denen ich nichts weiss
oder nichts wissen will !
(4)
Darunter gibt es einen Kern,
den ich vielleicht noch gar nie vor Gott verantwortet habe;
einen Kern, den ich vielleicht noch nie
im Spiegel SEINES Worte angeschaut habe.
Meint Jesus dies mit seiner Warnung ?
Wir meinen unser Herz genug gut zu kennen.
Doch, wir kennen es noch lange nicht gut genug.
Es würde sehr weh tun, alles von sich wissen zu müssen.
Der Gnade Gottes darf man auch dies anvertrauen.
Ja, der Gnade Gottes muss man alles anvertrauen.
3) Wem gehörst Du ?
Bei der gefälschten Hunderternote
endete alles mit einem Fiasko.
Wir wissen es:
Unsere Banknoten gehören der Nationalbank.
Nur dort dürfen sie hergestellt werden, sonst nirgends.
Als nun diese Fälschung dort landet, ist sofort klar:
Diese Banknote ist nicht von uns.
Sie kommt aus einer andern Produktion, darum ist sie wertlos
Dass diese Hunderternote eine eindrückliche „Karriere“
hinter sich hat, hilft ihr nun nichts mehr.
Sie ist trotzdem nur noch Altpapier !
Immer wieder wundere ich mich,
wie viele Leute so locker von sich sagen können:
„Ich bin mit Gott schon im Reinen.
Ich lebe als rechtschaffener Mensch.
Da und dort tue ich eine gute Sache.
Für mich stimmt es so !“
Ein rechtschaffener Mensch, gute Taten,
eine aufrechte Haltung und eine ehrliche Gesinnung:
All dies ist wichtig und wertvoll.
Davon hat es nie zu viel auf unserer Welt.
Aber:
Wem gehören wir ?
Wessen Eigentum sind wir ?
Daran offenbart sich, wer und was wir sind.
Daran wird sich auch zeigen, was aus uns wird,
wenn eines Tages der Wohlstand oder die Gesundheit
oder die Liebe der Mitmenschen uns abhanden kommt.
(5)
So kommen wir nun diesem rätselhaften Wort Jesu etwas näher,
das er jenen Wohltätern und christl. Aktivisten sagt:
„Ich habe euch nie gekannt! Geht weg von mir!“ [Vers 23]
Es steht uns nicht zu, über unsere Mitmenschen zu urteilen.
Es steht uns auch nicht zu,
das Herz unserer Mitchristen zu wägen
und für gut oder schlecht zu befinden.
Wir kommen aber nicht darum herum,
uns selber vor Gott zu stellen.
Und dabei sollen wir uns nicht
mit dem eigenen Massstab messen:
Dies ist zu billig.
Damit führen wir uns selber in die Irre !
Jesus will uns selber haben – nicht nur unsere Worte,
nicht nur unsere Taten,
nicht einmal unsere Zeichen und Wunder und langen Gebete:
ER kennt jene, die sein Eigentum sind.
Wir gross muss SEINE Liebe sein,
dass ER mit uns zu tun haben will:
So gross ist SEINE Gnade,
dass ER nicht einmal vor den dunklen Abgründen
unseres Herzens zurück schreckt.
Du allein kannst beurteilen,
ob Gott Dir auch dort nahe kommen darf;
ob ER auch Deine wundesten Stellen berühren darf;
ob Du auch damit IHM gehörst.
Ich schliesse heute mit der ersten Frage (und ihrer Antwort)
aus dem alten reformierten Heidelberger Katechismus:
Was ist dein einzig Trost im Leben und im Sterben ?
Dass ich mit Leib und Seele,
im Leben und im Sterben, nicht mein
sondern meines treuen Heilandes Jesu Christi Eigentum bin !“
AMEN
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