Vor dem Fest

Transcription

Vor dem Fest
Vor dem Fest
Warum überhaupt Geschenke? – Seite 2
Wo gibt’s Glühwein? Und wie wird er gut? – Seiten 6, 8 /9
Was kann beim Gänsebraten schiefgehen? – Seite 13
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
CHR IS TMA SSHO P UK
Vor dem Fest
A
Schenken
erhält die
Freundschaft
Dass unterm Weihnachtsbaum Wertvolles liegt, das war nicht immer so.
Im 16. Jahrhundert begann diese Tradition mit dem Verschenken von Äpfeln und
Nüssen. Dieses Jahr wird der Deutsche im Schnitt 213 Euro für Präsente
ausgeben. Bücher stehen auf Platz eins der Liste der beliebtesten Geschenke.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann
zwei, dann drei, dann vier. Und dann? Stehen viele
Geschenke vor der Tür! Es ist jedes Jahr das gleiche
Spiel. Und stets läuft es nach demselben Muster ab:
Entweder kommt der Weihnachtsmann oder die Gaben liegen gleich unterm Weihnachtsbaum. Dieses
Jahr will der Bundesbürger laut einer repräsentativen
Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst &
Young im Durchschnitt 213 Euro für Präsente ausgeben. Der Handelsverband Deutschland erwartet für
den Einzelhandel dadurch ein Umsatzvolumen von
rund 78 Milliarden Euro. Das sind 1,2 Milliarden
mehr als imVorjahr, weshalb dieWeihnachtszeit auch
2011 als umsatzstärkste Zeit des Jahres gilt.
Doch warum beschenken wir uns jedes Jahr auf
ein Neues? „Schenken ist eine Transfersonderform
des Gebens, die nicht angeboren ist, sondern kulturell gewonnen wird,“ sagt Friedrich Rost, Erziehungswissenschaftler an der Freien Universität Berlin, der
über die „Theorien des Schenkens“ promovierte.
„Wir schenken heutzutage in erster Linie deshalb, um
Bindungen zu schaffen oder bestehende Bindungen
enger zu knüpfen.“ Das war aber nicht immer so. Bereits Keilschriften aus dem dritten bis vierten Jahrhundert vor Christus beweisen: Kaufleute und Händler beschenkten sich gegenseitig. Damit wollten sie
deutlich machen, dass sie in guter Absicht reisten.
Der spätere Adel der Antike wie auch des Mittelalters
hingegen, der aufgrund seiner Eroberungs- und
Kriegszüge über ein reichliches Sammelsurium an
Kostbarkeiten und Schätze verfügte, schenkte auch
gern aus politischem Kalkül und erhoffte sich dadurch einen politischen Vorteil. Die reicheren Bürger
waren fasziniert von der Macht und dem Glamour
des Schenkungsschauspiels unter der höheren
Schicht und taten es dem Adel gleich.
„Auch heute wird manches Geschenk aus strategischen beziehungsweise eigensüchtigen Gründen
vergeben“, erklärt Rost. „Man denke nur an Hochzeiten. Dabei dienen Geschenke oft dem Statuskampf.“
Und zu Weihnachten? Da spielen die Spiegelneuronen eine wichtige Rolle, jene Nervenzellen im Gehirn,
die den Menschen Freude und Glück empfinden lassen, ausgelöst durch das strahlende Gesicht seines
beschenkten Gegenübers. Oder einfach nur durch
den Gedanken daran, also durch die Vorfreude.
Wann das weihnachtliche Beschenken begann, ist
unklar. „Ein exaktes Datum gibt es dafür nicht,“ erklärt Rost. „Aber schon zu Martin Luthers Zeiten, also
im 16. Jahrhundert, schenkte man zu Weihnachten.“
Zunächst geschah dies nur unter dem reichen Bürgertum. Später kamen die Arbeiter hinzu und
schließlich, als im 19. Jahrhundert der Wohlstand
langsam wuchs, schlossen sich auch die Kleinbauern
als letzte soziale Gruppe dem Schenkritus an.
Bleibt zu klären: Was soll man schenken? „Angefangen hat alles mit Äpfeln, Nüssen und Mandelkernen,“ sagt Rost. „Nahrungsmittel, berauschende Getränke und Blumen sind die ältesten Gaben. Später
kamen kunstvoll verzierte Waffen hinzu oder getragene, noch nach dem Körpergeruch des ursprünglichen Trägers riechende Kleidung. Man meinte, die
Kraft und Glorie des ehemaligen Besitzers ginge so
auf den Beschenkten über.“ Die Präsente kamen zunächst aus dem Privatbesitz des Schenkers. Erst der
Adel ließ Geschenke in Manufakturen anfertigen.
Und was wird heute geschenkt? Laut der Studie
von Ernst & Young wird der Weihnachtsmann 2011 in
erster Linie, nämlich zu 62 Prozent, Bücher bringen.
Wer auf die Bestsellerlisten blickt, kann also in etwa
schon erraten, was er bekommt. An zweiter Stelle folgen Geschenkgutscheine und Bargeld mit 53 Prozent,
dann Kleidung mit 46 Prozent. „Aber auch Erlebnisgeschenke wie Baggerfahren liegen sehr im Trend, da
sie als originell und unkonventionell gelten“, sagt
Rost. Dabei geben Frauen im Unterschied zu Männern durchschnittlich sechs Euro mehr für Bücher
und Kosmetik aus, Männer hingegen fünf Euro mehr
für Schmuck und vier Euro mehr für Unterhaltungselektronik.
Für die Auswahl der Geschenke nehmen sich die
Kunden laut der Studie viel Zeit. Bereits im November
gehen 40 Prozent der Befragten ihre Geschenke einkaufen. 81 Prozent haben bereits zwei Wochen vor
dem Fest die Präsente besorgt. Dabei lassen sich die
meisten von der Qualität, der Funktionalität und der
Originalität des Geschenkes führen.
Doch was ist originell? „Eine Anleitung für das perfekte Geschenk gibt es natürlich nicht“, so Rost.„Aber
man wird es finden, wenn man sich nur in den anderen hineinversetzt, ihn beobachtet, ein Gespür für
seinen Geschmack, seine Vorlieben und Hobbies bekommt.“ Das heißt, wer die Persönlichkeit des anderen erforscht, kann auch passend kaufen beziehungsweise schenken. Tabus wie in China, wo man
keine Uhren schenken sollte, weil sie als Zeichen des
Sterbens verstanden werden, gibt es dabei kaum.
Doch was passt zu wem? Wer zum Beispiel Kunst
liebt und noch eine Aphrodite in seiner Statuensammlung vermisst, freut sich vielleicht über einen
Gipsabdruck der eigenen Schönheitsgöttin, nämlich
seiner Liebsten. Das geht ganz leicht mit Gipsbinden
aus der Apotheke. Wer hingegen nach einem glamourösen Präsent Ausschau hält, könnte sich möglicherweise für einen Abend in einer Berliner Parfümma-
208
Kalorien enthält ein Becher Glühwein.
Das ist viel – andererseits, wer will schon
vor Weihnachten auf seine Linie achten.
nufaktur entscheiden. Bei einem Gläschen Sekt
schnuppert man sich dort durch die blumige bis rauchigeWelt der Düfte – vom Duft der Marlene Dietrich,
nämlich dem „Veilchen“ bis hin zum puderigen Ton
des Chanel-No. 5-Parfüms. Am Ende darf dann selbst
gemischt und das eigene Parfüm kreiert werden.
Für Interessierte der derzeitigen europäischen
Wirtschaftspolitik könnte ein bisschen Gold für die
nötige Ruhe am Weihnachtsabend sorgen, bei weiblichen Beschenkten möglicherweise in Form von
Schmuck, bei männlichen Beschenkten können es
auch die klassischen Goldbarren von der nächsten
Bank sein. Die kleinste Ausführung ist schon mit einem Gewicht von fünf Gramm zu einem Preis von – je
nach aktuellem Kurs – rund 195 Euro zu haben und
eignet sich genauso gut für Heiligabend.
Oder wie wäre es mit einem Gutschein für ein Erlebnis im Hochseilpark mit der gesamten adrenalinsüchtigen Familie? Oder für die Kleinsten mit einem
Tag in einer Teddybärenfabrik, in der sie sich ihre eigenen Kuscheltiere zusammenbasteln können.
Schließlich bleiben die Geschenke mit einem speziellen Bezug zuWeihnachten, solche, die den alljährlichen Urbi-et-Orbi-Segen des Papstes besonders
ernst nehmen und für ein wenig Frieden auf der Erde
sorgen können, also Geschenke an den heimatlichen
Feind: zum Beispiel ein Geschenk an den eigenen
Nachbarn. Dafür eignen sich nicht nur schokoladige
Präsente in Weihnachtsmannform oder Hochprozentiges in der Flasche, sondern auch Gesten wie das
Beschneiden grenznaher Hecken. Passen würde auch
ein Gutschein für „ein einmaliges Nachgeben im
Nachbarschaftsstreit“. Nastasia Achilles
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
Vor dem Fest
Einkaufen im
Lichterglanz
Im Advent werden Kunden besonders umworben – im KaDeWe liest der Weihnachtsmann Märchen vor.
G
Glitzern gehört zum Handwerk, könnte das Motto der
Einkaufsstraßen in der Adventszeit lauten: Weihnachtsbeleuchtung, prächtige Auslagen in Gold und
Dunkelrot, mit warmer Bekleidung und bunten Paketen machen Lust auf Heiligabend. Der Kurfürstendamm, die Friedrichstraße und die Schlossstraße werden wieder Hunderttausende Besucher anziehen.
Auf dem Kudamm ist das Staunen ohnehin Programm, doch besonders in der Adventszeit sind
„Ahs“ und „Ohs“ an allen Enden zu hören. Ein Grund
ist die Weihnachtsbeleuchtung. „Sie ist mit 4,2 Kilometern die längste und schönste Europas“, sagt
Klaus-Jürgen Meier vom Vorstand der AG City, der Interessengemeinschaft der Geschäftsinhaber an Kurfürstendamm und Tauentzien. Auch Meier wird hier
nach Geschenken für Frau, Kinder und Freunde suchen. „Ich mag besonders die Inhaber-geführten Geschäfte“, sagt er. Aber die Kaufhäuser lässt er nicht
aus. Es soll auch Elektronisches unter den Christbaum wandern. „Durch die Vielfalt ist alles vorhanden“, sagt Meier, „am Kudamm zu shoppen ist viel
schöner als in einem Einkaufszentrum.“
Weihnachtliches bietet nun ein Käthe-WohlfahrtGeschäft am Kurfürstendamm 225/226 (gegenüber
vom Café Kranzler). Bisher war das Geschäft nur auf
Weihnachtsmärkten in der Hauptstadt vertreten.
Jetzt hat der Familienbetrieb aus Rothenburg ob der
Tauber einen zweistöckigen Laden angemietet. Wer
besondere Ansprüche an seine Weihnachtspyramide
oder die Krippe hat, findet dort echte Handwerkskunst mit vielen überraschenden Details.
Der Einzelhandel gibt sich Mühe, Kunden anzuziehen. Viele Geschäfte machen besondere Aktionen:
Die Astor Filmlounge bietet zur Weihnachtszeit Geschenkpakete mit Tickets und einem Verwöhnservice, zu dem Fußhocker, Sekt und Fingerfood gehören. Das Restaurant „La Mano Verde“ hat ein vegetarisches Wintermenü entwickelt mit Pastinaken-Apfel-Suppe,
Salat
mit
Blutorangenfilet
und
Tempeh-Steaks. Tempeh ist ein aus Sojabohnen entwickeltes Produkt aus Indonesien.
Wer nicht genug bekommen kann vom weihnachtlichen Berlin, kann am Kudamm/Ecke Rankestraße den Bus zu einer abendlichen Stadtrundfahrt
nehmen. Dabei zeigt sich das magische Lichterband,
das sich quer durch die Stadt spannt. Mit Sicherheit
wird der Bus auch in der Friedrichstraße vorbeikommen. Die strengen Quader der Fassaden sind ihr Mar-
3,99
Euro kostet der „Ex-Weg-Waschlappen“. Ein
Geschenk für jemanden, mit dem man das
nächste Fest nicht mehr verbringen will.
kenzeichen. Nun sind sie in warmes Licht getaucht.
„In der Weihnachtszeit wird die Friedrichstraße wie
ein einziges Lichterband vom Bahnhof bis tief Richtung Süden erscheinen“, sagt Mateusz Hartwich, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Gewerbetreibende an der Friedrichstraße. Schriftzüge mit
dem Straßennamen sind quer gespannt – eine Initiative der Anrainer.
An die Stelle von Hermès in der Friedrichstraße ist
kürzlich der neue sogenannte Concept Store von Nespresso getreten. „Das Geschäft ist eine Bereicherung
für die Straße“, sagt Hartwich. Die Friedrichstraße ist
seiner Meinung nach „vielfältig, aber nicht so durchmischt wie der Westen“. Neben den Concept Stores,
wo innovative Geschäfte hochwertige Waren anbieten, gebe es zahlreiche Markenzentren zum Beispiel
von Opel, Mini oder Volkswagen.
„Ich gehe sehr gern hier einkaufen“, sagt Harwich,
„besonders die schönen, eleganten Dinge. So kann
ich auch die angenehme Atmosphäre genießen.“ In
der Weihnachtszeit profitiert die Friedrichstraße von
dem nahen Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt.
Auf dem nördlichen Teil der Straße steht eine besondere Institution: der Friedrichstadtpalast. Wie jedes Jahr hat er zur Weihnachtszeit ein spezielles Programm aufgelegt. Rund 100 Künstler werden bei
„Berlin Erleuchtet“ die schönsten deutschen und internationalen Weihnachtslieder präsentieren. Das
IMPRESSUM
Berliner Verlag GmbH
Anzeigenleitung: Mathias Forkel
Verantwortlich: Peter Brock
Redaktion: Angelika Giorgis
Art Direction: Jane Dulfaqar, Annette Tiedge
F O TO L I A , M A R K US W Ä C H TE R
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
3
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
2
Viele kaufen Geschenke im Internet – aber
wo bleibt dabei die vorweihnachtliche
Stimmung, das Vergnügen des
Shoppens? Das bieten Berliner
Einkaufsstraßen.
Festlich erleuchtet erwarten
Ballett des Palasts und Weltklasseartistik geben dem
Fest auf der Bühne das ganz besondere Prickeln.
In Berlins Süden werben die Geschäftsleute für einen Besuch an der Steglitzer Schlossstraße. Mit
137 000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist sie nach
der City West der zweitgrößte Einzelhandelsstandort
Berlins. Mit insgesamt 1,7 Kilometern Länge bietet
sie Platz für zahlreiche große und kleine Geschäfte.
Einer der Hauptanziehungspunkte ist das Einkaufszentrum „Das Schloss“ am U-Bahnhof Rathaus
Steglitz mit Media Markt, H&M und viel Gastronomie. Zur Weihnachts- und Adventszeit wird das Center nach amerikanischem Vorbild reich dekoriert.
Wer sich vom Einkaufsrummel erholen will, der
findet im Botanischen Garten nicht weit von der
Schlosstraße die Sonderausstellung„DieWelt der Palmen“, die kürzlich eröffnet hat. Ein Palmenpfad führt
zu 21 Pflanzenarten und erklärt viele biologische,
aber auch kulturelle Aspekte dieser Pflanzen. Die Royal Botanic Gardens in London sind Kooperationspartner der Ausstellung – auch hier zeigt Berlin, dass
es eine Weltstadt ist. (mh.)
Kurfürstendamm,
Friedrichstraße und
Schlossstraße die Kunden
in der Adventszeit.
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
F OTO LIA ; DP A
Vor dem Fest
In ihrer afrikanischen Heimat sind die Erdmännchen stets auf der Hut vor Feinden – im Zoo sehen sie nur Besucher.
S
Stammgast
im Flusspferdhaus
Wer sich eine Auszeit vom Alltag nehmen will – der ist im Zoo
oder im Tierpark richtig. Für diesen täglichen „Kurzurlaub“
bietet sich eine Jahreskarte an – nicht nur als Weihnachtsgeschenk.
Sie wollen ein richtiges Großmaul sehen? Einen, der
so richtig die Klappe aufreißt? Kein Problem. Sie mögen es zudem wild – und das täglich? Kein Problem.
Sie lieben auch noch Schlangen? Aber nicht gerade
die an der Kasse? Hier ist die Lösung: eine Jahreskarte
für den Zoo oder den Tierpark Berlin. Ohne langes
Warten und ohne langes Anstehen geht es direkt zu
den Großmäulern ins Flusspferdhaus. Hinüber zu
den Elefanten oder zum Gorilla-Gehege – und das so
oft sie wollen und wann sie wollen.
Es ist ein nebelverhangener Donnerstag, das Wetter alles andere als angenehm. Es weht ein kalter
Wind, der Himmel ist schmutzgrau. Sofa-Wetter,
Wollsocken-Wetter. Aber ganz bestimmt kein Zoobesuch-Wetter. Von wegen. Gerade ist eine gut gelaunte
Gruppe von Müttern mit ihren Kindern durch das
Eingangstor geschlendert. Direkt hinter ihnen spazieren zwei ältere Herren. Auch wenn das Wetter mal
nicht das beste ist, so hat der Zoo in dieser Jahreszeit
doch seinen ganz besonderen Charme – das wissen
die Besucher. „Der Zoo im Winter ist ein ganz anderer
als der im Sommer. Er sieht anders aus, die Leute sind
anders und auch die Tiere“, sagt einer der Männer,
„selbstverständlich“ Jahreskarten-Besitzer, seit 15
Jahren schon. Es herrsche entspannte Ruhe, es gebe
kein Gedränge, kein Geschrei. Von Touristen zudem
weit und breit keine Spur. Man muss sich nicht vordrängeln, nicht beeilen.
60 Euro kostet die Jahreskarte für einen Erwachsenen. Wer zusätzlich das Aquarium besuchen will,
zahlt für das Kombi-Ticket 90 Euro. „Das klingt im
ersten Moment nach viel Geld“, sagt Zoosprecherin
Claudia Bienek. Doch so eine Jahreskarte rechne sich
schnell. Zum Vergleich: Regulär kostet der Eintritt für
einen Erwachsenen 13 Euro. Gerade auch für Familien lohnt sich die Jahreskarte: Das Standard-Familienticket, für zwei Erwachsene samt Kinder, kostet
122 Euro. In Kombination mit dem Aquarium 180
Euro. Wer lieber in den Tierpark geht, hat ebenfalls
die Möglichkeit, eine Jahreskarte zu kaufen. Sie kostet
für Erwachsene 58 Euro und für Familien 120 Euro.
„Man gewinnt durch die Karte natürlich einen zusätzlichen Nutzen“, sagt Claudia Bienek. Zum Beispiel gibt es in den jeweils anderen Einrichtungen 50
Prozent Rabatt. Das heißt: Wer die Jahreskarte für den
Zoo hat, bekommt den Eintritt in den Tierpark für die
Hälfte. Oder: Wer die Jahreskarte für den Tierpark hat,
zahlt im Aquarium nur 50 Prozent. Zudem gibt esVergünstigungen in den Gastronomie-Betrieben.
Zusätzlich kann man zahlreiche Veranstaltungen
im Zoo kostenlos besuchen. Zum Beispiel Vorträge
wie jenen am 10. Dezember zum Thema „Leben und
Natur im Paradies – Ecuador“. Zu Gast sind dann der
Botschafter Ecuadors, Jorge Jurado, sowie die Anthropologin Doreen Montag. Am 17. Dezember steigt zudem die Pinguin-Party rund um den Pinguin-Felsen –
mit Musik, Kinderpunsch und buntem Programm.
Für die Weihnachtsführung amHeiligabend müssen allerdings auch Jahreskarten-Besitzer den Unkostenbeitrag von vier Euro bezahlen. Der Rundgang
beginnt um elf Uhr am Zooeingang am Hardenbergplatz und endet mit der Fütterung der Rentiere.
7
Jahre dauerte es im Durchschnitt in der
Vergangenheit, bis eine weiße Weihnacht
der vorangegangenen folgte.
Die Jahreskarten sind nicht ans Kalenderjahr gebunden, sie gelten ab dem Kaufdatum ein ganzes
Jahr lang – zum Beispiel von Dezember bis Dezember. Wer noch auf der Suche nach einem passenden
Weihnachtsgeschenk ist, kann die Jahreskarte auch
als Gutschein verschenken. Der so Beschenkte kann
dann zum Beispiel regelmäßig das kleine FußpferdBaby besuchen, das am 31. Oktober auf die Welt gekommen ist. Oder er schaut sich das Giraffen-Baby
Moritz an.
Die kleinen, bunten Plastik-Karten sind durch ein
Foto personalisiert. „Das heißt, wer die Jahreskarte
will, muss einmal persönlich vorbeikommen“, erklärt
Bienek. Aber die hektische Suche nach einem Passfoto kann man sich sparen. Im Info-Center der Zooverwaltung wird schnell ein Digital-Foto gemacht
und die Karte dann sofort ausgestellt.
Die Jahreskarte für Zoo und Aquarium gibt es im
Info-Center der Zooverwaltung am Hardenberg Platz
8. Geöffnet ist das Infocenter von Montag bis Freitag,
9 bis 16.30 Uhr sowie sonnabends und sonntags von
10 bis 16.30 Uhr. Telefon 030/51531-0. Die Jahreskarte
für den Tierpark hingegen gibt es an den jeweiligen
Eingängen. (spa.)
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
Vor dem Fest
Der Einpackprofi: Nils Fredersdorf.
N
Natürlich, man kann Geschenke auch einfach so unter den Baum legen. Unverpackt. Puristen bevorzugen das. Ökologischer ist es ohnehin. Aber trotzdem.
Es ist einfach keine richtige Bescherung, wenn kein
Geheimnis mehr bleibt. Verhüllung ist Verheißung,
war das Credo des Verpackungskünstlers Christo.
Und dazu gehört mehr, als eine Flasche in eine dafür
vorgesehene Geschenktüte vom Drogeriemarkt zu
stecken. Das passt nur als Gabe für den Hausmeister,
meint Nils Fredersdorf. Es sei das Überraschende
und es sind die vielen kleinen Details, die eine gelungene Verpackung ausmachen. Unter dem Schild Verpackungszauber hat Fredersdorf in der sechsten
Etage des KaDeWe einen eigenen Stand. Er führt vor,
wie aus einer Flasche, indem sie mit Folie umwickelt
und dann verpackt wird, ein Geschenk wird, das
nicht gleich den Inhalt verrät. Das kann er mit Schleifen verschiedenster Breiten, Weihnachtskugeln, Helium-Ballons, Schneemännern, Watte als Winterlandschaft, Tannen aus mehreren Materialien und
Glitter ergänzen. „Nur ein bisschen Fantasie
braucht’s“, meint Fredersdorf. Er hätte schon als
Junge nicht nur Playstation gespielt. Geschenke-Einpacken ist gemeinhin eine Frauendomäne. Aber der
Einzelhandelskaufmann beherrscht das perfekt.
Ein Mann will Champagner für eine Freundin verpackt haben. Stilsicher zieht Fredersdorf einen weinroten Bogen mit französischer Lilie hervor, ergänzt
das mit großen Schleifen aus steifem PVC-Band („nur
die bleiben ordentlich stehen“) und Ton-in-TonStoffbändern. Nicht nur Papier in Dutzenden Varianten, Folie und Kartons, unter anderem mit Engeln,
dienen der Verpackung. Es gibt zum Beispiel ein großes Pfefferkuchenhaus, in das etwas gesteckt werden
kann oder eine 30 Zentimeter hohe Keramiktanne
mit dem aktuellen Metallic-Grünton als Glasur, die
sich durch Abheben der Spitze als Keksdose entpuppt. Für ein besonders pompöses Geschenk setzt
er sie auf einen Karton, der zuvor in ein weißes Papier
mit samtigen Schneesternen eingepackt wurde. Das
Ganze wird mit durchsichtiger Folie und riesigen
Schleifen zusammengehalten, in deren Mitte ein silbernes Herz vom Weihnachtsbaumschmuck prangt.
Die Folie ist wohl das Kostengünstigste am Ganzen,
bei 5 Euro beginnt der Preis dafür nebst Schleife,
beim Verpacken mit teuren Papierbögen beginnt es
bei 8,50 Euro. Die Tannen-Keksdose kostet 39,95
Euro, ein Folienballon ab 6,95 Euro.
Der Verpackungsexperte empfiehlt, doppelseitiges Klebeband zu benutzen, denn das kann verdeckt
eingesetzt werden. Und er rät: Kleine Sachen optisch
durch die Verpackung vergrößern! Und: Große Pakete
erfordern große Schleifen, damit die Proportionen
stimmen. Gern bastelt Fredersdorf auch etwas passend zum Anlass. So hat er einmal einen Brillant als
Geschenk mit einem Schneemann aus Folie, Seidenpapier und einer Mohrrübe umhüllt. Oder einen
Flugzeugpropeller gebastelt, als Gutschein für einen
Flug mit der Ju 52. Er hat auch schon einen billigen
Kugelschreiber mit einer teuren Verpackung umgeben, so dass das Äußere teurer als das Innere wurde
267 452
Nadeln hat eine 2,30 Meter hohe Nordmanntanne. Und diese Nadeln verliert sie nicht so
schnell – das ist der Vorteil des Baums.
Wer richtig Teures schenkt, liebt aber oft auch einfachere Verpackung, wie sie das KaDeWe in der dritten Etage als Service anbietet. Understatement. Oder
es ist der Wunsch, darauf hinzuweisen, dass das Geschenk aus dem KaDeWe stammt. Denn das Papier
trägt dessen Logo. Zudem ist dieser Service kostenlos,
zumindest wenn man die sieben Sorten Papier und
die Schleifen wählt, die das Haus spendiert. Schon
die einfachen Bögen in Weiß und Dunkelblau sehen
edel aus, aber jetzt gibt es das Papier auch mit der
goldenen Aufschrift„Weihnachten wie ein Märchen“.
Das bezieht sich auf das Motto der diesjährigen Dekoration im Haus, die sehr bunt Märchen modern interpretiert. Auch in der vierten Etage gibt es einen Gaben-Verpackungsservice.
Die Galeria Kaufhof am Alexanderplatz, verwöhnt
ihre Käufer mit noch mehr Auswahl. Grundsätzlich
ist dort das Angebot mit einem Dutzend Papiersorten
und 15 verschiedenen Schleifen kostenlos, sogar die
Kartons. Sieben Motive zu Weihnachten gehören
dazu. Märchenhafte Weihnachten heißt das Motto.
Hört sich ähnlich an wie am Tauentzien. Aber am Alexanderplatz sind es Schneefarben in Blau und Weiß,
Der Verpackte: Weihnachtsmann in der Tüte.
FOTO KOMMT NEU FUFOTO KOMMT NEU
F OT O LIA; MAR KUS W ÄCHT ER ; S ABI NE NÖ BE L
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
5
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
4
Verhüllte
Verheißung
Wer schenkt, will auch präsentieren,
vor allem das Geschenk.
Deshalb muss es verpackt sein.
Aufwändig, festlich.
die dominieren. Gerade wurden in der fünften Etage
noch zwei Extra-Verpackungsstände eingerichtet
und einer zusätzlich bei den Lebensmitteln im Erdgeschoss. Auch in der Parfümerie wird verpackt.
Geschäftsführer Reinhard Schöwe:„Der Kunde kann
übrigens auch Papier seiner Wahl in der Schreibwarenabteilung kaufen und abgeben. Sollten vor dem Fest
Schlangen am Verpackungsstand entstehen, werden
wir Nummern vergeben. Der Kunde muss nicht warten,
er kann noch im Haus unterwegs sein.“
Das Möbelhaus Ikea, das ohnehin die Kunden
gern basteln lässt, hat im Internet eine Schritt-fürSchritt-Anleitung: „Weihnachtsgeschenke schön verpacken“ veröffentlicht. Es geht um Grundsätzliches:
Wie viel Papier ist nötig, wie muss es um das Geschenk gefaltet werden, wie kommt der Klebestreifen
drauf. Dann die Aufforderung: „eine schöne Schleife
binden“. Wie? Da haben wir die Bescherung. Eigeninitiative ist mal wieder gefragt! (sn.)
Infos im Internet:
www.verpackungszauber-berlin.de,
www.ikea.de (unter family)
Leicht ist das nicht.
Kaufhäuser überlassen Experten
den Job. Aber mit ein paar Tipps
kann man auch zu Hause
erfolgreich sein.
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Vor dem Fest
Wie?
Na ja, ich muss arbeiten und privat feiere ich dann
erst am 26. mit meiner Freundin.
„Nicht stur ans
Rezept halten“
Aber dann mit Gans?
Wenn, dann mit Ente. Eine Gans ist einfach zu
groß für uns. Aber ob Ente oder Gans, das ist mir auch
nicht so wichtig.
Sie meinen bei der Zubereitung ist es egal, ob Gans
oder Ente?
Klar, die kann man beide ähnlich zubereiten. Zwei
Stunden im Ofen, das ist alles.
So einfach? Kann man da nicht auch einiges falsch
machen?
Na ja, Sie könnten die Gans oder Ente zum Beispiel
vorher mit Pfeffer bestreuen. Das wäre ein Fehler.
Denn Pfeffer verbrennt – und dann bleiben hässliche
schwarze Punkte auf der Haut. Deshalb rate ich, das
Tier nur mit Salzwasser einzureiben. Zudem könnten
Sie auch den Fehler machen und den Ofen zu heiß
stellen – dann wird das Fleisch zu trocken. 150 Grad
genügen.
Gans oder Ente braten – das ist ganz einfach. Meint zumindest Pascal Verrooten.
Er ist Küchenchef im Restaurant Vox des Hotels Grand Hyatt. Statt aufwendiger
Füllungen rät er zu guten Zutaten – und zum Experimentieren.
Aber womöglich ist die Gans dann nicht ganz durchgebraten ...
... aber nein, das erkennen Sie ganz einfach am
kleinen Flügelknochen. Wenn der durch die Haut
rausschaut und sichtbar wird, dann ist die Keule
durch und dann ist auch der Rest perfekt.
Klingt einleuchtend. Aber ob es schmeckt, hängt ja sicher auch davon ab, wo das Tier herkommt. Würden
Sie im Discounter Tiefkühlgeflügel kaufen?
Das habe ich noch nie gemacht. Ich würde immer
frische Produkte bevorzugen. Aber sicher kann man
das machen. Es ist ja auch eine Frage des Preises.
Schlecht muss Tiefkühlware ja nicht sein.
STR ATO, P RIVAT, D PA
Und die Herkunft, schwören Sie auf Brandenburger
Gänse?
Ich würde schon Tiere aus der Region kaufen und
auf Qualität achten. Wobei wir freilich auch Barbarie
Enten aus Frankreich im Vox-Restaurant verarbeiten.
Der Küchenchef: Pascal Verrooten.
Vor dem Fest
Und ich hatte privat auch mal eine polnische Gans
gegessen, die auch sehr gut schmeckte.
Die Füllung ist Ihnen nicht so wichtig?
Doch, doch. Füllung muss sein, aber die wird oft
überschätzt. Neulich wollte ein Gast noch eine
Ente spät abends und dann hab ich die einfach
schnell mit Beifuß, Apfel, Orange, Zwiebel und Rosmarin gefüllt und das Ganze ein wenig mit Paprikapulver gewürzt.
Das genügt, kein Brot, keine Innereien?
Sicher können Sie Brot nehmen oder Innereien,
Sie können auch ein bisschen Jus dazugeben oder
Alkohol. Da kann man experimentieren. Das ist ja
das Schöne am Kochen – sich nicht stur an Rezepte
zu halten, sondern Verschiedenes auszuprobieren.
Und als Beilage servieren Sie selbstgekochten Rotkohl
und selbst gemachte Klöße?
480
Millionen Kilowattstunden Strom werden in
Deutschland am Heiligen Abend verbraucht
– ein Drittel mehr als im Durchschnitt.
Im Vox ist es selbstverständlich so, dass das alles
frisch zubereitet sein muss. Nichts aus dem Glas, kein
fertiger Teig.
Und, seien Sie ehrlich, zu Hause, haben Sie da schon
Rotkohl aus dem Glas benutzt?
Aber ja, den kann man mit Apfelstücken, Orangen,
Kalbsjus und Senf verfeinern. Das schmeckt dann
auch gut, wenn es schnell gehen muss.
Und dazu Fertigknödel aus der Packung?
Zu Hause habe ich mal fertigen Knödelteig benutzt, ja, das gebe ich zu. Und der war gar nicht so
schlecht, glauben Sie mir. Aber freilich sind selbst gemachte Klöße besser.
Das Gespräch führte Peter Brock.
Die Gans: Nach zwei Stunden im Ofen ist sie fertig.
Der Sommelier: Michael Köhle.
K
Kurz vor Beginn der Adventszeit schickt Spitzensommelier Michael Köhle jedes Jahr eine Einladung an
seine Freunde. „Wir backen zusammen Plätzchen
und ich bereite einen Topf Glühwein vor“, schreibt
dann der 26-Jährige. Köhle ist Sommelier im Restaurant Hugo’s im Hotel Intercontinental. Dort ist er, der
2008 als jüngster Teilnehmer den 22. Badischen
Weinwettbewerb gewann, feinste Weine gewohnt.
Doch das hält ihn nicht davon ab, Spaß am traditionellen Glühwein zu haben.
„Glühwein gehört zum Weihnachtsmarkt dazu. Er
schafft ein bestimmtes Flair, eine Stimmung und die
ruft Emotionen hervor“, sagt er. Gefühl gehört für
den hochgewachsenen jungen Mann zum Weingenuss hinzu. Er will sich nicht von Konventionen einengen lassen. „Auch im Restaurant halten wir es so:
Wenn jemand zum Beispiel zur Gänsekeule Weißwein trinken möchte, ist das völlig in Ordnung.“
Damit der Glühwein schmeckt und auch am
nächsten Morgen noch in guter Erinnerung ist, sollten seine Zutaten eine solide Qualität haben. „Ich
nehme keinen Glühwein aus dem Tetrapack oder
Wein aus der Literflasche“, sagt Köhle. Er wählt Rotweine zwischen drei oder vier Euro, zum Beispiel einen kräftigen Spätburgunder oder einen spanischen
Tempranillo. „Es sollte ein frischer, aromatischer
Wein sein, dessen Geschmack nicht zu holzfasslastig
ist.“ Köhles feine Geschmacksnerven nehmen ebenfalls wahr, wenn einem Wein viel Schwefel zugefügt
wurde. „Das ist üblich, um die Haltbarkeit des Weins
zu erhöhen“, sagt er. Solche Weine meidet er für den
Glühwein auch, denn sie verursachen ihm manchmal Kopfschmerzen.
Damit der Glühwein sein typisches Aroma bekommt, müssen die Gewürze stimmen. Köhle besorgt drei bis vier Zimtstangen, ein paar Sterne Anis,
Zitronen- und Orangenzesten, Piment und Kardamom. Auch bei den Gewürzen achtet er darauf, dass
sie eine ordentliche Qualität haben. „Im gut sortierten Supermarkt findet man sie“, sagt er. Von fertigen
Gewürzmischungen rät er ab.
Bei der Zubereitung erhitzt Köhle zunächst Zucker
in einer Pfanne, um ihn zu karamellisieren. Dann fügt
er den Wein hinzu und anschließend den Zimt, Anis
und alle anderen Gewürze, die dem Getränk sein
winterliches Aroma geben. Ganz wichtig: „Der Glühwein darf nicht kochen“, sagt er. Er sollte zehn bis 15
Minuten ziehen und höchstens eine Temperatur von
Die Zutaten: ohne Gewürze kein Glühwein.
PR OMO , DD P, STRA T O
H
Herr Verrooten, was gibt es bei Ihnen zu Weihnachten
als Festmenü?
Alles, was die Gäste wollen.
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
7
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
6
60 bis 65 Grad erreichen. „Sonst wird der Glühwein
bitter und die Aromen verkochen“, sagt er. Bei der
Würzung setzt er auf den persönlichen Geschmack.
„Der Glühwein sollte aber nicht zu süß sein“, sagt er.
Der Zucker könnte nicht nur den Genuss verderben,
sondern auch Kopfschmerzen verursachen.
Im Anschluss an den Glühwein empfiehlt Köhle
einen „kräftigen, aber gefälligen“ Rotwein. Das Restaurant Hugo’s hat eine Rotwein-Edition aufgelegt,
die er für passend hielte. „Es ist eine Lemberger
Traube vom Weingut Rainer Schnaitmann aus Württemberg“, berichtet er. Der Wein schmeckt fruchtintensiv mit seidigen Tanninen, die den Geschmack ab-
2,7
Kilogramm Tofu bräuchte man, würde man
aus der Masse ein bratbares Gebilde formen
wollen, das einer Gans ähnelt.
runden. Die Lemberger Traube ist dieselbe wie in
blaufränkischen Weinen aus Österreich.
Köhle stammt aus einem Hotelbetrieb am Bodensee und hat sich schon früh für das Thema Wein interessiert. Nach seiner Ausbildung zum Restaurantfachmann arbeitete er in Zwei- oder Drei-Sterne-Restaurants, unter anderem im Hotel Bareiss in Baiersbronn, das 2007 die höchste Auszeichnung vom
Guide Michelin erhielt: drei Sterne. Der Sommelier
des Hotels besaß ein eigenes Weingut, auf dem Köhle
mitgearbeitet hat. In dieser Zeit vertiefte sich seine
Liebe zum Wein und er spezialisierte sich erfolgreich
als Sommelier.
„Das ist ein Beruf, der einen auch in der Freizeit
begleitet“, sagt er. Wenn er in den Urlaub fährt,
nimmt er sich nicht selten auch ein paar Tage, um
Weingüter zu besuchen. Oder er bereitet für seine
Freunde Glühwein vor, wie auch dieses Jahr am ersten Advent. Auf die Frage, ob sich Glühwein eigentlich aufwärmen lässt, zuckt Köhle mit einem Lächeln
die Achseln. „Das mag gehen, aber bei mir zu Hause
ist es so weit noch nicht gekommen“, sagt er. (mh.)
Glühwein für
die Emotionen
Michael Köhle ist Sommelier. Im Spitzen-Restaurant Hugo’s empfiehlt er
edle Tropfen. Doch wenn Weihnachten naht, stellt er sich selbst an den Herd
und bereitet zu, worüber andere Weinkenner die Nase rümpfen: Glühwein!
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Vor dem Fest
Hauptbhf.
Bismarckstr.
Zoolog.
Garten
hpietsch ufer
Reic
7
Kantstr.
rsKurfüamm
tend
Gedächtniskirche
M.-Luther-Str.
Ha
up
tst
r.
FO TO L IA , DP A
Gr
eif
sw
ald
er
St
r.
Kn
ipr
od
es
tr.
So
nn
en
all
ee
Alt-Rixdorfer
Weihnachtsmarkt
KarlMarx-Str.
10
DER INTERNATIONALE (7): Der Markt an der Gedächtniskirche gibt sich weltgewandt. Lichtpyramiden repräsentieren Europa, Russland und Amerika. Essen
kann man in der holländischen Mühle oder dem Bayern-Häusl. Es gibt zehn Glühwein-Varianten.
Bis 1.1., tgl. 11-21, Fr/Sa 11-22, 24.12. 11-14, 25./26.12.
13-21, 31.12. 11-2, 1.1. 13–21 Uhr, Breitscheidplatz,
Eintritt frei
DER NOSTALGISCHE (8): Rund ums Opernpalais bieten
Kunsthandwerker aus Tschechien und dem Erzgebirge Krippenfiguren an, Mandelbrenner treffen auf
Kastanienröster. Täglich werden historische Kutschfahrten durch Berlins alte Mitte unternommen.
Bis 26.12., Mo-Do 12-21.30, Fr/Sa 11-22.30, So 1121.30, 24.12. geschlossen, 25./26.12. 11.30-21 Uhr, Unter den Linden 5, Eintritt frei
DER ZENTRALE (9): Der Weihnachtsmarkt vorm Roten
Rathaus mit seinen Altberliner Marktgassen ist durch
das blinkende Riesenrad schon aus der Ferne zu erkennen. Am Neptunbrunnen kann man eislaufen
und sich in beheizten Glühweinstuben aufwärmen.
Bis 26.12., Mo-Fr 12-22 , Sa/So 11-22, 24.12. geschlossen, 25./26.12. 11-21 Uhr, Rathausstr. 15, Eintritt frei
DER KUSCHELIGE (5): Der Lucia Weihnachtsmarkt in
der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg ist den skandinavischen Ländern gewidmet. Besucher wärmen
sich an Schwedenfeuern, fahren nostalgisches Kettenkarussell und trinken Glögi, finnischen Glühwein.
Bis 22.12., Mo-Fr 15-22 Uhr, Sa/So 13–22 Uhr, Knaackstraße 97, Eintritt frei
DER KARITATIVE (10): Das Bezirksamt Neukölln veranstaltet den Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt. Im
Schein der Petroleumlichter kann man Selbstgebasteltes erstehen und so Vereine unterstützen. In der
Rixdorfer Schmiede wird bei der Arbeit zugeschaut.
Kinder erfreuen sich am Ponyreiten und an Märchen.
2. bis 4.12., Fr 17–21, Sa 14–21, So 14–20 Uhr, Richardplatz, Eintritt frei
DER TRADITIONELLE (6): Zum 38. Mal findet in der Spandauer Altstadt der Weihnachtsmarkt mit 250 Ständen
statt. Wahrzeichen sind die Krippe mit lebenden Tieren
und die hohe Schwarzwald-Tanne. An der Nikolaikirche
fertigen Schmiede Schmuck und Münzen.
Bis 23.12., Mo-Do 11-20, Fr 11-21, Sa 11-22, So 11-20
Uhr, Altstadt Spandau, Fußgängerzone, Eintritt frei
DER TRENDIGE (11): Holy Shit Shopping bringt in den
Räumen der Alten Münze 200 Designer, Kreative und
Künstler zusammen, die zur Musik stadtbekannter
DJs Klamotten, Schmuck, Fotografie, Comics, Literatur und vieles mehr anbieten. Mit dabei sind Labels
wie Blutsgeschwister (Mode), Mariagranuja (Taschen) und Lichtscheu (Lampen)
r.
els dst
mm an
Ru rger L
bu
DER SCHÖNE (2): Der Weihnachtszauber auf dem Gendarmenmarkt lockt jedes Jahr 600 000 Besucher auf
den Platz, der als Kulisse kaum zu toppen ist. Man
schlendert von Glühweinzelt zu Maronenhütte, kauft
Filzhüte oder wärmt sich im Restaurantzelt auf. Für
Unterhaltung sorgen Akrobaten und Feuerkünstler.
Bis 31.12., tgl. 11-22 Uhr, Heiligabend 11-18 Uhr, Silvester 11-1 Uhr, Gendarmenmarkt 1, Eintritt 1 Euro
DER LEUCHTENDE (4): Der Weihnachtsmarkt am
Schloss Charlottenburg bietet historische Fahrgeschäfte, geheizte Pagoden-Restaurants und Kunsthandwerk vor dem festlich angestrahlten Schloss.
Bis 26.12., Mo-Do 14-22, Fr-So 12-22, Heiligabend geschlossen, Spandauer Damm 20-24, Eintritt frei
Hermannplatz
U7/8
Karlshorster
Theatervorplatz 16
Karlshorst
lee
gal
Kru
ue
Ne
DER WILDE ( 1): Zwischen Jannowitzbrücke und Alex
gibt es die spektakulärsten Fahrgeschäfte. 150 Schausteller bespielen den Markt am Alexa. Die „Wilde
Maus“ kreist und „Konga“, die höchste Luftschaukel
der Welt, drückt Passagiere in 45 Metern Höhe mit
vierfacher Erdanziehungskraft in die Sitze.
Bis 23.12., Mo-Fr 13-22 Uhr, Sa/So 10-22 Uhr, Voltairestraße 25, Eintritt frei, Mittwoch Familientag
DER SPORTLICHE (3): Wer dieWinterwelt am Potsdamer
Platz besucht, kann eine 70 Meter lange Rodelbahn runterrutschen und beim Jagertee in der Salzburger
Schmankerl-Hütt’n Skihütten-Atmosphäre erleben.
Für Kinder gibt es kostenlosen Eislaufunterricht.
Bis 26.12., tgl. 10-22 Uhr, Heiligabend bis 16 Uhr, Potsdamer Platz, Eintritt frei
Treptower Park
Pus
chk
ina
llee
ark
rP
we
pto
Tre
woanders einen Glühwein trinken.
Str
ala
uer
Alle
e
er Str.
Skalitz
Str.
arxK.-M
Schließlich gibt es mehr als 80 Märkte. Theoretisch kann man also jeden Tag
lar, der Winter hat seine Schattenseiten. Kalte
Hände, Schneematsch unter den Füßen, beschlagene Brillen. Geschenkt! Dafür dürfen wir uns jetzt wieder auf einen Bummel über den Weihnachtsmarkt
freuen. Können die Hände am Glühweinbecher wärmen und Unmengen gebrannter Mandeln in uns reinstopfen. In Berlin ist die Auswahl riesig: Vom Weihnachtsmarkt in der Spandauer Altstadt über den schicken Weihnachtszauber am Gendarmenmarkt bis hin
zum rummelig-wilden Treiben hinterm Einkaufszentrum Alexa sind die Angebote so vielfältig wie die Stadt
selbst.
Kottbusser Tor
tr.
anns
Herm
Weihnachtsmarkt besuchen möchte, hat die Qual der Wahl.
Frankfurte
r Allee
Gne
isen
aus
tr.
r.
st
pt
u
Ha
Ob romantisch, szenig oder mit viel Trubel: Wer in Berlin einen
2
Potsdamer Pl.
ldstr.
Grunewa
Glanz und Glögi
1
Weihnachtsstimmung mit Tänzerinnen und Akrobaten – der Friedrichstadtpalast macht so was möglich.
12
Karl-Ma
rx-Allee
Rotes Rathaus
r.
St
Alexa
r
ige
ipz
Le
Gendarmenmarkt
3
Potsdamer
Platz
Boelckestr.
m
am
nd
r
lle
zo
en
h
Ho
11
Samariterkirche
Am
m
am
nd
ller
o
z
n
he
Ho
Bundesallee
Halensee
Opernpalais
Alexanderpl.
Alexanderpl.
Molkenmarkt
9
H.-H
eine
-Str
.
Juni
Straße d. 17.
Tiergarten
Koppenplatz
Der Schöne: Auf dem Weihnachtsmarkt
am GendarmenAllee
dsbergerfeiern.
markt kann man auchLan
Silvester
ee
r All
erge
dsb
n
a
L
14 15
denn
terde
Unter
Un
8
denn
Linde
Lin
tr.
elms
Wilh
Westend
Schloss
Charlottenburg
Friedrichstr.
13
Vor dem Fest
-S
olf
d-W
a
r
n
Ko
Tre
alle skow
e
Hansaplatz
Richard-Wagner-Platz
Mehringdamm
4
hstr.tr.
chs
driric
Frieed
Fri
außerhalb d.Karte
tr.
Tors
tr.
andhi-S
Indira-G
tr
ens
alid
Inv
6 Altstadt
Spandau
K
5
Kulturbrauerei
Heckmannhöfe
.Weihnachtsrodeo
Schönhauser A.
Ch
au
ss
ee
st
r.
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
3. und 4.12., Sa 12-22 Uhr, So 12-20 Uhr, Molkenmarkt
2, Eintritt 3 Euro
DER KIEZIGE (12): Der beschauliche Weihnachtsmarkt
an der Friedrichshainer Samariterkirche präsentiert
40 Händler aus dem Kiez, die Kunsthandwerk, Spielzeug und Schmuck verkaufen. In der Kirche finden
Konzerte, Lesungen und Kinderprogramme statt.
10. und 11.12., 13-20 Uhr, Samariterstr. 14, Eintritt frei
DER COOLE (13): Das ehemalige Postfuhramt in Mitte
wird beim Weihnachtsrodeo zur Show- und Verkaufsfläche für Künstler, Designer und Szeneshops. Hier
stößt man auf Geschenke, die nicht unter jedem
Weihnachtsbaum liegen. Dazu gibt’s Loungemusik
live.
4., 11. und 18.12., 12-18.30 Uhr, Eingang über Oranienburger Str. 36, Eintritt 3 Euro
DER GRÜNE (14): Beim Umwelt- undWeihnachtsmarkt
in Mitte präsentieren Umweltschützer ihre Angebote.
An den Ständen findet man Inkakunst aus den Anden, Mützen aus Naturwolle und Biobratwurst.
Alle vier Adventswochenenden, Sa 12-20, So 11-19
Uhr, Große Hamburger Str./Koppenplatz , Eintritt frei
DER NEUE (15): In den Heckmannhöfen gibt es in historischer Atmosphäre einen neuen Adventsmarkt. Im
Angebot: Kunst, Handwerk und Designerware, Kinder und Jugendliche führen Weihnachtliches auf.
Alle vier Adventswochenenden, 12-20 Uhr, Oranienburger Straße 32, Eintritt frei
DER MITTELALTERLICHE (16): Auf dem Karlshorster Theatervorplatz sind mittelalterliche Schmiedekunst,
Tischlerhandwerk und Kerzenzieherei zu sehen.
3. und 4. 12., Sa 13–21, So 13–18 Uhr, Ehrenfelsstraße,
Eintritt frei (avo.)
Alle Märkte unter
www.weihnachteninberlin.de
Weihnachtszeit ist für viele auch Ausgehzeit. Nach
Einkaufsbummel oder Weihnachtsmarktbesuch laden wieder viele Kirchen, Theater und Konzerthäuser
zu passenden adventlichen Veranstaltungen ein – zu
Konzerten, Märchenabenden oder Varietéshows.
Hier eine kleine Auswahl:
WEIHNACHTLICHE BAROCKMUSIK MIT DANIEL HOPE: Der
Geiger aus dem Umfeld Yehudi Menuhins begibt sich
am 18.12. um 20 Uhr auf eine weihnachtliche Entdeckungsreise im Kammermusiksaal der Philharmonie.
Die Tickets beginnen ab 49 Euro. Tiergarten, Herbertvon-Karajan-Straße 1
DIE SCHNEEKÖNIGIN: Frei nach Hans Christian Andersen wird im Friedrichstadtpalast das Märchen in die
heutige Zeit verlagert und als Kindershow gezeigt.
Aufführungen finden vom 25.11. bis 21.01.2012 um
16 Uhr statt, die Ticketpreise beginnen bei 22,90 Euro.
Mitte, Friedrichstraße 107
FESTLICHES WEIHNACHTSKONZERT: Am 29.11. findet
um 19.30 Uhr im Berliner Dom ein Charitykonzert
der Stiftung „Tränchen Trocknen“ von Regine Sixt zu
Gunsten notleidender Kinder mit vielen Gästen wie
Anna Maria Kaufmann und dem Kinderchor der Nelson Mandela Schule statt. Die Kartenpreise liegen im
Vorverkauf bei 25 Euro. Mitte, Am Lustgarten 1
BERLIN ERLEUCHTET: Ebenfalls im Friedrichstadtpalast wird eine Weihnachtsshow für Erwachsene mit
deutschen und internationalen Liedern zwischen
dem 24.11. und 26.12. aufgeführt. Ballett und Artistik
wie auch ein richtiges Schneegestöber erwarten den
Besucher in 42 Aufführungen jeweils ab 19.30 Uhr.
Am 25. und 26.12. auch schon um 15.30 Uhr. Tickets
gibt es ab 26,90 Euro. Mitte, Friedrichstraße 107
HARLEM GOSPEL CHRISTMAS NIGHT: In der ApostelPaulus-Kirche zeigen die Golden Gospel Pearls unter
Leitung von Donna Brown eine Show aus traditionellen Gospel und besinnlichen Weihnachtsliedern. Termine: 25./26.11., 02/03.12., 09./10.12., 16.12., freitags
um 20 Uhr, samstags um 16 Uhr. Die Karte kostet
25,25 Euro. Schöneberg, Klixstraße 2
DER NUSSKNACKER: Im Foyer der Deutschen Oper findet ein Weihnachtsballett mit der Musik Pjotr Tschaikowskijs von den Ballettschülern der Organisation
„Kinder tanzen für Kinder“ statt. Veranstaltungen am
25.11. um 11.00 Uhr, am 26./27.11. jeweils um 16.00
Uhr, sowie am 6.12., 9.12., 18.12. und 22.12. immer
um 11 Uhr. Die Karten kosten 6 bis 12 Euro. Charlottenburg, Bismarckstraße 35
SCHUSS MIT LAMETTA: Eine humorvolle Show der Rixdorfer Perlen aus Neukölln mit dem Programm „Was
die Welt über Neukölln wissen muss“ bekommt man
am 8./11./17.12. und 18.12. jeweils um 20 Uhr im Saal
des Heimathafens Neukölln. Die Tickets kosten 19
Euro, ermäßigt 14,70 Euro. Neukölln, Karl-MarxStraße 141
EINE GROSSE FREUD VERKÜND ICH EUCH: In der Marienkirche kann man am 9.12. um 19 Uhr an einer Reise
durch verschiedene Jahrhunderte teilnehmen. April
Hailer zeigt mit dem Berlin Creative Art Orchestra ein
Programm, wobei Musik und Poesie gleichermaßen
weihnachtlich interpretiert werden. Das Ticket kostet
25,30 Euro. Mitte, Karl-Liebknecht-Straße 8
CHRISTMAS IN SWING: Das Swing Dance Orchestra unter der Leitung von Andrej Hermlin lädt zu einem Revival der Musik der 30er-Jahre in die Philharmonie
ein. Am 10.12. kann man um 15.30 Uhr den Swing als
Tanz- und Popmusik wiederentdecken. Karten ab
19,10 Euro. Tiergarten, Herbert von Karajan-Straße 1
LET IT SNOW: Gayle Tufts präsentiert im Tipi am Kanzleramt eigene Songs und Coverversionen weihnachtlicher Lieder. Die „Show gegen Winterblues“ findet
vom 26.11. bis 25.12. um 19 bzw. 20 Uhr statt. Die Karten gibt es ab 20,80 Euro. Tiergarten, Große Querallee
ALPENLÄNDISCHE WEIHNACHT: Im Berliner Dom erlebt
man am 26.11. ab 20 Uhr ein traditionelles und besinnliches Weihnachtsprogramm mit deutsch-österreichischen Liedern aus verschiedenen Jahrhunderten, vorgetragen vom Tölzer Knabenchor. Die Karten
bekommt man ab 15 Euro. Mitte, Am Lustgarten 1
WELTENKLANG: Die Saxophonistin Tina Tandler lädt
am 26.12. um 16.30 Uhr und um 20.00 Uhr zum Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik verschiedener
Länder in den Französischen Dom ein. Die Tickets
gibt es ab 19 Euro. Mitte, Gendarmenmarkt 5
STAND-UP FOR CHRISTMAS: Die Kabarettistin Desireé
Nick offeriert ein humorvolles Weihnachtsprogramm
vom 22.11. bis 18.12. um 20 Uhr in der Bar jeder Vernunft. Preise ab 23,80 Euro, ermäßigt 12,50 Euro. Wilmersdorf, Schaperstraße 24
BERLINER RESIDENZ-SONDERKONZERTE: Das Berliner
Residenzorchester spielt Stücke von Bach, Händel
und Mozart, sowie barocke Klassiker aus dem Umfeld
Friedrichs II. Veranstaltungen finden am 24.12. um
16.00 Uhr, am 25./26.12. und am 28.12. jeweils um
20.30 Uhr in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg statt. Die Preise beginnen bei 46,15 Euro. Charlottenburg, Spandauer Damm 22−24
FOREVER YOUNG: Die Rockin’ Christmas Varieté Show
ist bis zum 31.12. im Wintergarten zu sehen. Es wird
Akrobatik zu den schönsten Rock-Klassikern aller
Zeiten geboten. Natürlich dürfen die größten Christmas-Rocksongs nicht fehlen. Mo+Mi bis Sa 20 Uhr, So
18 Uhr, Tickets ab 29,90 Euro. Tiergarten, Potsdamer
Straße 96
WEIHNACHTSLUFT IM TRAUMZAUBERWALD: Vom 20. bis
22.12. jeweils um 16 Uhr wird im Admiralspalast ein
fröhliches und stimmungsvolles Familien- und Kindermusical mit neuen und alten Songs nach der Idee
Reinhard Lakomys und Monika Ehrhardts aufgeführt. Die Kartenpreise beginnen bei 22,80 Euro für
Erwachsene, für Kinder ab 18,66 Euro. Mitte, Friedrichstraße 101
DIE HELENE FISCHER SHOW: Am 21.12. um 20.00 Uhr
kann man im Velodrom nationale und internationale
Künstler der Volksmusikszene live erleben. Die Show
wird an diesem Abend aufgezeichnet und am 25.12.
in der ARD ausgestrahlt. Die Ticketpreise beginnen
bei 37 Euro. Prenzlauer Berg, Paul-Heyse-Straße 26
F RI E DR IC H ST AD T-P AL A ST/ RO B E R T G R ISC H E K; FO T O LI A
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
9
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
8
Volksmusik
und Märchen
In Kirchen wird zur Adventszeit gerne Bach
aufgeführt. Aber auch anderswo
gibt es passende Abendunterhaltung –
von lustig bis besinnlich.
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Hirschköpfe in Pink
und Kerzen in Lila
CH RIST MAS SHO PUK,DP A
Vor dem Fest
Auch afrikanische oder asiatische Stilelemente dienen als Inspiration.
Vor dem Fest
Am schönsten sind ja die Bäume im Wald – dennoch will fast jeder einen Weihnachtsbaum zu Hause haben.
D
Für die einen ist es Kitsch, für die anderen moderne Weihnachtsdeko.
Erlaubt ist, was gefällt – dies gilt inzwischen auch für die Weihnachtsdekoration.
Vorbei sind die Zeiten, zu denen im Advent die Farben rot und silber dominierten.
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
Die Tage sind kürzer, die Blumen im Winterquartier –
es wird Zeit, sich auf Weihnachten vorzubereiten. Wie
jedes Jahr präsentieren die Geschäfte ein breites Sortiment an Dekoartikeln, Kerzen und Kugeln – doch
dieses Jahr sieht vieles anders aus als gewohnt. Und
die Stile und Materialien der Weihnachtsdekoration
sind so vielseitig wie selten zuvor.
Rot-weiß karierte Bänder, Schleifchen, Tannenbäume und Rentiere oder Elche aus Filz symbolisieren die eine Seite der derzeit angesagten Weihnachtsdekoration: das Natürliche. Modische Strömungen
mit Traditionsmotiven aus den Alpen oder Skandinavien halten Einzug. Passend dazu hängen an manchem Baum rote Kugeln, Sterne und Herzen mit Edelweiß-Ornamenten.
Zur weihnachtlichen Alpenwelt gehören auch
Bambis und Hirsche – selten sehen sie aber so aus wie
ihre echtenVorbilder imWald. Es gibt Rehe mit Blume
am Ohr als Motiv auf Kissen, und Kerzen in Form von
Hirschköpfen in Orange, Pink und Lila.
Beim Bummel durch die Läden bleibt der Blick oft
an Laternen hängen – vor der Haustür oder auf der
Terrasse bringen sie Licht in die dunkle Jahreszeit.
Daneben sind Fliegenpilze fast ein Muss – auch sie
können bunt sein oder glitzern. Sie wachsen zum
Beispiel in Schalen und Gestecken, die mit Reisig
oder Baumrinde angereichert sind.
Solche Arrangements werden nach Beobachtung
von Ingrid Grimm, Sprecherin der Gütegemeinschaft
Kerzen, zunehmend beliebter: „In Singlehaushalten
lösen sie den klassischen Adventskranz ab.“ Sie haben anstelle von den üblicherweise vier Kerzen oft
auch sechs und mehr Kerzen.
Neben der Traditionsfarbe Rot in allen Nuancen
werden in diesem Jahr Kerzen in metallisch schimmerndem Grün und Blau oder Kastanienbraun abgebrannt. Für diejenigen, die es außergewöhnlicher lieben, gibt es auch Kerzen in Aubergine, Lila und Silber,
sagt Grimm. Zum Dekorieren empfiehlt sie Stumpenkerzen, weil diese einfacher zu handhaben sind
als dünne Leuchterkerzen.
Während die einen Natur und Tradition – wenn
auch oft bunt und schrill – bevorzugen, mögen die
anderen es noch ausgefallener: Sie holen sich zu
Weihnachten die weite Welt ins Haus. „Asien, Afrika
dienen als Inspirationsquelle“, heißt es beim Berliner
Stilbüro bora.herke, das für die Messe Christmas
World in Frankfurt die Trends erkundet.
Kombiniert mit viel Gold prangen üppige Ornamente auf Kerzenhaltern, Geschirr und Tischsets:
Winterblumen wie Amaryllis, Kamelien, Chrysanthemen dienen nach Angaben des Europäischen Floristenbedarfsverbands ebenso als Vorlage wie afrikanische Folkloreelemente.
70
Prozent der sich nun in Kaufhäusern
Drängenden kaufen nicht nur für andere
Geschenke ein, sondern auch für sich selbst.
Das ist alles in Ordnung, meint Rosemarie Lambertz, Inhaberin eines Weihnachtskaufhauses in
der Eifel. Regeln für Baumschmuck gebe es nicht.
„Es muss Spaß machen, hinzugucken und etwas zu
entdecken.“ Dazu können auch aus dem Urlaub
mitgebrachte Figuren beitragen. Das Kontrastprogramm dazu ist die reduzierte Linie: Glatte, schimmernde Oberflächen geprägt von kühlen SilberGrautönen sollen puristisch-modern wirken.
„Weiß und Silber stehen in diesem Jahr neben Rot“,
sagt Lambertz.
Die kalten Farben stehen für die von vielen erträumte weiße Weihnacht. Der Trend zum KühlenSachlichen macht auch vor dem traditionellen
Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge nicht Halt. Die
Branche hat das Design der Weihnachtspyramiden
entstaubt. „Sehr minimalistisch“, beschreibt Dieter
Uhlmann, Geschäftsführer des Verbandes Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller in
Olbernhaus (Sachsen), den neuen Stil. Die Krippenfiguren sind nicht mehr das Zentrale im Gebilde, teilweise ersetzen Metall und Glas auch das Holz.
„Früher erzählten die Figuren die Weihnachtsgeschichte. Heute liegt die Ästhetik im Licht- und
Schattenspiel“, sagt Uhlmann. So wird die umgestaltete Pyramide zur Ganzjahresdeko. Das gilt auch für
die Räuchermännchen. Sie bekommen ein Lifting,
tragen jetzt Bart oder qualmen als Öl-Scheich. „Der
Trend geht zu originellen Figuren“, sagt der Weihnachtsexperte. So gibt es auch Schneemänner, deren
Arme und Beine aus Lutschern geformt sind . Sie
können dann an den Weihnachtsbaum gehängt werden. Daneben finden Hänger in Form von Obst, Zuckerstangen und Minitörtchen Platz – alles möglichst
in rosaroten Zuckerwatten- und soften Eiscremefarben. Andere schmücken ihre Tanne oder den Tisch
mit grünen Fröschen und Vögeln oder mit pinkfarbenen Pilzen.
Lambertz hält viel von solchen ungewöhnlichen
Ideen und findet, das weihnachtliche Erscheinungsbild könne von Jahr zu Jahr variieren: „Eine Mischung
aus Alt und Neu ist spannend.“ Wichtig sei jedoch,
dass verschiedene Farben miteinander in Bezug gesetzt werden. Wem eine Mottofarbe für die Dekoration zu wenig ist, der findet auch eine ganz moderne
Variante: Neu auf dem Markt sind nach Angaben der
Interessengemeinschaft Licht.de Dekorationen, die
über App und Smartphone gesteuert werden und die
Lichtfarbe wechseln können. Monika Hillemacher,
dpa
G
Groß soll er sein. Und schön, natürlich! Mit gleichmäßigem Wuchs und einer vollendeten Spitze. Wohlduftende Nadeln soll er haben. Aber die sollen bitte auch
nicht allzu stachelig sein. Preiswert wäre auch noch
schön und gleichzeitig soll er noch möglichst lange
halten. Der perfekte Weihnachtsbaum klingt wie eine
Mischung aus Kinderüberraschung und „Germany’s
next Topmodel“.
Zum Fest der Liebe kann es nicht einfach irgendein Baum sein. Es muss ein besonderer sein. Schließlich will man die schönste Zeit des Jahres mit dem
schönsten Baum der Welt verbringen.
Aber welcher Baum ist dafür der richtige? Eines ist
grundsätzlich klar: Er sollte Nadeln haben. Denn
Weihnachten ohne Nadelbaum ist ungefähr so, wie
Weihnachten ohne Familienstress oder ohne Gans.
Es fehlt einfach etwas. Rund 25 Millionen Weihnachtsbäume werden deshalb in Deutschland pro
Jahr verkauft. Rund zehn Millionen Bäume davon
stammen aus Dänemark, das Weihnachtsbaum-Exportland Nummer eins.
„Der Weihnachtsbaum zählt für mehr als 90 Prozent aller Familien zum elementaren Bestandteil des
Weihnachtsfestes“, sagt Bernd Oelker vom Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Deutschland. Die Mehrheit der Deutschen,
nämlich rund 80 Prozent, entscheidet sich beim Kauf
nach wie vor für die Nordmanntanne. „Der Baum
konnte seine Beliebtheit in den letzten Jahren immer
weiter ausbauen“, erklärt Oelker. Doch was kann
man von diesem Baum tatsächlich erwarten?
Die Nordmanntanne oder auch Abies nordmanniana genannt, braucht bis zu 15 Jahre, um Zimmerhöhe zu erreichen. Daher ist sie auch der teuerste
Weihnachtsbaum. Der laufende Meter kostet, je nach
15
Meter ist die Eisbahn Unter den Linden,
Ecke Wilhelmstraße lang. Bis zum 1. 1. kann
man sich beim Eisstockschießen messen.
Qualität, bis zu 20 Euro. Die Kennzeichen dieser
Tanne: kräftiges Grün, weiche und glänzende Nadeln,
gleichmäßige Wuchsform und – besonders wichtig –
lange Haltbarkeit. Eine gleichwertige Alternative bietet die Edeltanne. Sie kostet etwa genauso viel wie die
Nordmanntanne. Ihre Kennzeichen: blaugrüne Nadeln mit silbriger Unterseite. Die weichen Nadeln
duften intensiv nach Orange. Minuspunkt: Sie hat einen eher unregelmäßiger Wuchs – ist dafür aber wiederum auch lange haltbar.
Die Blaufichte, auch Picea pungens oder Blautanne genannt, wurde nach ihren blau schimmernden Nadeln benannt. Sie ist auf Platz zwei der beliebtesten Weihnachtsbäume. Der laufende Meter kostet
immerhin auch noch bis zu zwölf Euro. Preislich liegt
sie aber schon deutlich unter der Nordmanntanne.
Kennzeichen: stark stechende Nadeln. Die starken
und gleichmäßigen Äste eignen sich besonders für
schweren Baumschmuck und echte Kerzen. Mittlere
Haltbarkeit.
Etwas extravaganter hingegen ist die Douglasie –
auch Douglastanne genannt. Kennzeichen: Sie besitzt weiche und dünne Nadeln, die besonders stark
nach Zitrone riechen. Ihre Haltbarkeit ist in etwa mit
jener der Blaufichte zu vergleichen.
Preiswert und kurzlebig, das sind die Attribute der
Amerikanischen Rotfichte. Sie ist zwar der günstigste
Weihnachtsbaum, aber bereits nach wenigen Tagen
im warmen Zimmer beginnt diese Fichte zu nadeln.
Daher sollte sie erst kurz vor dem Fest geschlagen
werden.
Neu auf dem Weihnachtsbaum-Markt ist die Korktanne – ein eher kleiner Baum, der vor allem wegen
seines schlanken und dichten Wuchses begehrt ist.
Die Kennzeichen der Korktanne: blaue bis grüne Nadeln, die zudem sehr weich sind. Weiterer Pluspunkt:
Die Korktanne ist sehr lange haltbar.
Ein Weihnachtsbaum-Klassiker vor allem im Osten Deutschlands ist die Schwarzkiefer. Viele andere
Nadelbaum-Arten können nur schwer auf den sandigen Böden des Nordostens gedeihen. Ihre langen,
dunkelgrünen Nadeln sind in der Wohnung dabei
über Wochen haltbar.
Damit der Weihnachtsbaum möglichst lange
frisch bleibt, sollten einige lebensverlängernde Maßnahmen beachtet und eingehalten werden: Man
sollte den Baum – wenn möglich frisch geschlagen –
erst wenige Tage vor dem Fest kaufen. Als Faustregel
gilt: Fichten nadeln schneller als Tannen.
Sowohl bei der Auswahl als auch beim Transport
des Baumes sollte Umsicht walten. Zusammengebunden lässt sich der Baum zwar leichter in die Wohnung tragen. Ein Plastiknetz braucht es zum Zusammenzurren aber nicht unbedingt. Stattdessen reicht
eine alte Schnur zum Einbinden völlig aus: Dazu wird
der Baum von unten her eingewickelt und dabei gedreht. Wird die Tanne dann aber doch in ein Plastiknetz verpackt, sollte dieses später grundsätzlich von
unten nach oben entfernt werden. Auf diese Weise
werden die Zweige und Nadeln geschont.
Bis zum Fest sollte der Baum unbedingt kühl gelagert werden – zum Beispiel im Keller oder auf dem
Balkon. Zimmerwärme lässt den Baum schneller altern und dementsprechend auch schneller nadeln.
Deshalb sollte der Baum auch langsam an die Zimmertemperatur gewöhnt werden – vor allem, wenn er
in der Zwischenzeit auf dem Balkon durchgefroren
ist. Weiter gilt: den Stamm frisch anschneiden und
den Baum regelmäßig gut wässern. Je nach Zimmertemperatur verbraucht ein Baum bis zu vier Liter
Wasser pro Tag. Dabei reicht normales Leitungswasser völlig aus. Dünger lässt die Nadeln oft erst rot werden, bevor sie dann abfallen. (sap.)
AR CHIV,F O TO LIA
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
11
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
10
Der Traum
von einem Baum
Ohne sie kein Fest – die Tanne oder auch die Fichte gehört einfach dazu.
Allerdings werden an den perfekten Weihnachtbaum Ansprüche gestellt,
die nicht jedes Gewächs erfüllen kann. Was man beachten sollte.
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
BL Z/M AR K US WÄ CHTER ; F OT OLIA
Vor dem Fest
Nur ohne Rute
Den tadelnden
Weihnachtsmann gibt’s
nicht mehr. Wer heute
einen bucht, bekommt
einen gut gekleideten
Geschenkeüberbringer
mit Schauspieltalent.
Manchmal auch einen
mit Engel.
Jetzt aber schnell – wer hurtig reserviert, bekommt noch Besuch von Engel und Weihnachtsmann am Heiligen Abend.
O
Oberweihnachtsmann will Bernd Skischally nicht genannt werden. Aber der Chef von rund 500 Berliner
studentischen Weihnachtsmännern ist er schon, der
Projektleiter des Weihnachtsmannbüros der Heinzelmännchen vom Studentenwerk Berlin. Nun beginnt
für ihn und seine Mitarbeiter die Hauptsaison.
Morgen am 26. November ist Weihnachtsmann-Vollversammlung. Das wird doch aber keine Krisensitzung?
Nein, alles gut. Wir benötigen über 400 Bewerber
um den Job im roten Mantel bis Anfang Dezember
und da sind wir auf einem guten Weg. Die Vollversammlung ist unser Gemeinschaft stiftendes Happening, der einzige Pflichttermin. Das hat lange Tradition.
Ist das Erscheinen in Dienstkleidung Pflicht?
Selbstverständlich. Es kann dafür auch aus unserem großen Fundus etwas erworben werden. Zur
Vollversammlung gehört eine Kostümkontrolle.
Worauf wird da geachtet?
Es sollte keinesfalls der Zehn-Euro-Umhang aus
der Spielwarenabteilung sein. Wir legen Wert auf einen langen schweren Mantel in Rot und Weiß, auf einen weißen Rauschebart, der das Echthaar verdeckt,
auf weiße Handschuhe, schwarze Stiefel, dunkle
Hose. Und natürlich darf der Jutesack nicht fehlen.
Und die Rute?
Die ist seit rund 30 Jahren bei uns abgeschafft. Natürlich wissen wir, dass Eltern manchmal hoffen, mit
unserer Hilfe Erziehungsdefizite auszugleichen. Eine
Mutter beschwerte sich mal nach der Bescherung, sie
hätte seit Wochen mit dem Weihnachtsmann gedroht
und nun hätten seine tadelnden Worte gefehlt. Aber
Drohen und Tadeln ist nicht unsere Aufgabe.
Aber einige persönliche Worte zu den Kindern gehören
schon zur Bescherung?
Ja, deshalb führen die Geschenkebringer auch ein
Goldenes Buch mit, in dem sie vermerkt haben, was
ihnen die Eltern beim Anruf eine Woche vor Heiligabend erzählt haben.
Muss der Weihnachtsmann auch einige Lieder fürs
Fest kennen und anstimmen?
Ja, das ist Teil unseres Workshops, den wir seit zwei
Jahren veranstalten. Früher wurde in einem viertelstündigen Casting nur erprobt, ob der Bewerber geradeaus denken kann. Jetzt gehören neben drei Liedern
auch schauspielerische Performance, Rollenspiele
und psychologische Tricks, wie man auf Kinder reagiert, dazu. Der Theaterpädagoge, der die Workshops
leitet, sieht übrigens selbst wie der leibhaftige Weihnachtsmann aus.
Welches Fahrzeug benutzen Ihre Knecht Ruprechte?
Für den Rentierschlitten fehlt ja meist der Schnee ...
Sie kommen per Auto, Fahrrad oder zu Fuß.
Zu Fuß? Bei den vielen Geschenken im Jutesack?
Ja, aber in einer Gegend mit vielen Hochhäusern
wie Marzahn kann es manchmal auch mehrere Bescherungen in einem Haus geben. Wenn sich der Student bewirbt, muss er sein Verkehrsmittel angeben
und entsprechend werden die Routen eingeteilt.
Wie viele Familien hat denn ein Weihnachtsmann in
der Regel zu besuchen?
Routinierte, die mittags anfangen, haben schon
bis zu 15 geschafft, in der Regel sind es zehn bis zwölf.
Bei weiteren Entfernungen im Umland weniger.
Stecken auch mal Studentinnen im Weihnachtsmannkostüm?
Tja, hatten wir schon, kommt auf Stimme und
Schauspieltalent an. Und allzu zierlich sollten sie
auch nicht sein.Weibliche Bewerber haben wir vor allem für unsere Engel, die als besonderes Angebot einen Weihnachtsmann begleiten.
Wie sieht bei denen die Kleiderordnung aus?
Flexibler. Frauen machen sich ja gern schön. Langes weißes Kleid oder ein halblanges mit weißer
Hose, Engelsflügel, was Glitzerndes auf dem Kopf.
Unser Lager hält auch dafür einiges zum Kauf bereit.
650
illuminierte Bäume sorgen neben beleuchteten Sternen, Nussknackern und Weihnachtsmännern für Glanz am Kudamm.
Kann ein Engel auch allein gebucht werden?
Das ist nur bei einem Prozent der Bestellungen der
Wunsch. Aber dabei sind wir vorsichtig. Damit sich
da nicht eine Herrenrunde eine schöne Bescherung
bereiten will: Die Bestellung muss eine Frau aufgeben, mit Personalausweis!
Wie viele Bestellungen erwarten Sie insgesamt? Reicht
Ihre Kartei erfahrungsgemäß oder wird es eng?
Die Bestellungen haben sich bei 5 000 eingependelt. Die Endphase hat schon begonnen. Noch können wir alle Termine anbieten, doch knapp wird es
schon Anfang Dezember mit der Kernzeit 15 bis 20
Uhr Heilig Abend. Wir empfehlen die preisgünstigere
Zeit davor oder danach, bieten noch verfügbare Doppel aus Weihnachtsmann und Engel für diese Zeit an
oder verweisen auf andere Adressen aus dem Netzwerk Berliner-Brandenburger Weihnachtsmänner.
www.berliner-weihnachtsmann.de Hotline für Bescherungen am 24.12: 030 9 39 39 77 11 (Mo.-Fr. 9-19
Uhr), Für Vorweihnachtsaufträge und Geschäftskunden: 030 9 39 39 77 12, Preise: ab 31 Euro, 15-20 Uhr:
ab 36 Euro, im Doppel mit Engel ab 64 Euro.
http://weihnachtsmannzentrale-berlin.de
www.weihnachtsmanservice-berlin.de
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
Vor dem Fest
Weihnachten mal anders – auch das geht. Noch gibt es Last-Minute-Angebote gegen das Fernweh.
M
Mach’s gut, Weihnachtsbaum! Adieu, liebe Weihnachtsgans! Tschüss, ihr Weihnachtsgeschenke! Der
Flug ist gebucht, es geht ab in den Süden. KeineWeihnachten mit der Familie, stattdessen Party auf dem
Kreuzfahrtschiff. Oder auf den Kanarischen Inseln.
Oder am Roten Meer. Palmen statt Tannenbaum.
Sand am Strand statt Schneematsch auf den Straßen.
Die Entscheidung ist also gefallen: Palmen, Strand
und Insel. Aber wie dumm, es ist nicht mehr lang bis
zum Fest. Ist es also schon wieder vorbei mit dem
schönen Traum von Weihnachten unter Palmen?
Der Deutsche Reiseverband (DRV) kann beruhigen: Last Minute-Reisen sind auch über die Weihnachtszeit grundsätzlich kein Problem. „Man sollte
50
Meter ist das Riesenrad hoch, das dieses
Jahr auf dem Weihnachtsmarkt vor dem
Roten Rathaus für gute Aussicht sorgt.
aber berücksichtigen, dass in allen Bundesländern
die Weihnachtsferien zur gleichen Zeit beginnen,
vielleicht plus, minus einem Tag“, sagt Sibylle Zeuch
vom DRV. Anders als im Sommer, wo der Ferienbeginn der einzelnen Bundesländer gestaffelt ist, konzentriere sich zuWeihnachten die gesamte Nachfrage
auf einen ganz bestimmten Zeitraum. Dann könne es
schon vorkommen, dass es für bestimmte Reiseziele
nur noch wenige oder gar keine Last-Minute-Angebote mehr gebe. „Vor diesem Hintergrund buchen
viele Leute zu Weihnachten dann doch oft eher rechtzeitig“, so Zeuch. Viele Reisende seien zum Beispiel
durch ihre schulpflichtigen Kinder auch an eine bestimmte Reisezeit gebunden. Andere wünschten sich
dagegen ein ganz spezielles Hotel mit einem ganz
speziellen Zimmer.
Dennoch kann es sich lohnen, erst auf den letzten
Drücker zu buchen. Vor allem dann, wenn man flexibel ist – hinsichtlich Reiseziel, Reisedauer und Abflughafen. „Wer diese Flexibilität mitbringt, der findet
immer was“, erklärt Zeuch.
Besonders beliebt sind in der kalten Jahreszeit Reiseziele wie die Kanaren oder die Karibik – mit Kuba
oder der Dominikanischen Republik. Aber auch Dubai steht bei den Reisenden hoch im Kurs.
„Bei Fernreisen ist es wichtig, vorher die Voraussetzungen zu prüfen“, erklärt Eva Klar, Reiserecht-Expertin bei der Verbraucherzentrale Berlin. Die Voraussetzungen prüfen, das heißt: sich erkundigen,
welches Visum benötigt wird und welche Impfungen.
Und auch ein Blick auf die Gültigkeitsdauer des Reisepasses kann nicht schaden. Denn wer kein gültiges
Visum hat und deshalb nicht einreisen darf oder die
Reise komplett absagen muss, „für den kann es richtig teuer werden“, erklärt Klar. Denn dann springt
keine Versicherung ein. Gerade bei Reisen in die USA
sollte man sich die Einreisebestimmungen lieber
zweimal durchlesen.
Spätbucher können sich aber auch in der Weihnachtszeit auf eines verlassen: Wo Last Minute draufsteht, ist auch Last Minute drin. Auch wenn der Begriff an sich rechtlich nicht geschützt ist, gelten bestimmte rechtliche Voraussetzungen: Eine Last-Minute-Reise ist ein sogenannter Rest-Platzverkauf, die
Reise darf maximal 14 Tage vor Reiseantritt buchbar
sein und muss tatsächlich billiger sein als im Katalog.
Dennoch rät Eva Klar dazu, das Preis-Leistungsverhältnis der angebotenen Reisen genau zu vergleichen: Bei welchem Anbieter kostet die Reise wie viel,
welche Hotelkategorie wird für den Preis angeboten,
gibt es einen Flughafentransfer oder einen Mietwagen. „Man sollte sehr genau hinschauen, welche Leistungen der Veranstalter zusichert“, sagt Klar.
Außerdem sollte man besonders bei auffällig
günstigen Last-Minute-Angeboten genau schauen,
wer bietet die Reise an, wer ist der Reiseveranstalter?
Zum anderen sollte man prüfen, welche Leistungen
im Angebot enthalten sind. Wer seine Reise im Internet bucht, sollte auf verständliche Buchungsabläufe
achten. Die angebotenen Reisen sollten mit verschiedenen, sicheren Zahlungsmöglichkeiten – wie Lastschrift und Kreditkarte – angeboten werden. Zudem
sollte man sich alle wichtigen Informationen und
Reiseunterlagen ausdrucken. Seriöse Anbieter stellen
einen sogenannten Sicherungsschein aus. Er ist eine
Art Garantie, sollte der Reiseveranstalter in der Zwischenzeit pleitegehen. Mit Sicherungsschein sind zumindest die Kosten für Unterkunft und Rückflug abgesichert. (spa.)
REUT ERS; FO T OLIA
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
13
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
12
Flucht vor
dem Fest
Wer sich beeilt, kann es noch schaffen,
kann am 24. 12. am Strand unter Palmen liegen
oder sonst wo sein. Sogar mit Last-Minute-Angeboten.
14
Verlagsbeilage der Berliner Zeitung · Freitag, 25. November 2011
·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Vor dem Fest
Spenden hilft
nicht immer
Wer Notleidende und Hungernde unterstützen möchte, sollte sich genau
W
Wie jedes Jahr füllen sich in der Vorweihnachtszeit
wieder die Briefkästen mit Post verschiedenster Organisationen. Sie bitten um eine Spende für einen guten Zweck. Das hat Tradition und für viele ist es
selbstverständlich, jetzt Kranken, Behinderten, Kindern, armen Familien und auch Tieren zu helfen.
Auch das Fernsehen überträgt im Dezember Spendengalas mit Prominenten. Millionen Euro werden
an solchen Abenden für einen guten Zweck gesammelt.
Spendensiegel als Orientierung
überlegen, welcher Organisation er sein Geld anvertraut. Denn gerade vor
F OT OL IA
Weihnachten sind immer wieder unseriöse Vereine auf Werbetour.
Neben den vielen seriösen Hilfsorganisationen,
die genau dokumentieren, wofür sie die Spenden
ausgeben, gibt es auch zwielichtige Firmen und Vereine. Sie bitten per Post um Geld, klingeln an Wohnungstüren oder sprechen Passanten auf der Straße
an. Und nicht selten versuchen sie auch moralischen
Druck aufzubauen, um an Spenden zu kommen.
Aber das Spenden und das Eingehen von Fördermitgliedschaften sind freiwillige Leistungen, zu denen
niemand überredet, genötigt oder gar gezwungen
werden darf, meint das Deutsche Zentralinstitut für
soziale Fragen (DZI). Wer wissen will, wem er sein
Geld anvertraut, der kann bei dem DZI erfahren, ob
es sich um eine seriöse Organisation handelt oder
nicht. Es vergibt ein Spenden-Siegel, das auf freiwilligen Antrag und nach umfassender Prüfung jeweils
für ein Jahr zuerkannt und durch die Bearbeitungsgebühren der Antragsteller finanziert wird.
Die Deutschen spenden viel: Die 30 nach Spendenvolumen größten Organisationen mit SpendenSiegel erhielten im vergangenen Jahr von Privatleuten und Unternehmen 1,3 Milliarden Euro. Allein für
die Opfer des Erdbebens in Haiti wurden 230 Millionen Euro gespendet und für die Überschwemmungsopfer in Pakistan 200 Millionen Euro.
Weil die Zahl der Organisationen, die um Spenden
werben, wächst, und weil die Werbung immer intensiver wird, sollte der Spender genau überlegen, welchen Zweck und welche Organisationen er unterstützt. Das DZI rät, übertrieben dringlich gemachten
Aufrufen zu misstrauen, denn seriöse Hilfswerke sorgen für Not- und Katastrophenfälle vor und können
sofort und unabhängig vom aktuellen Geldeingang
helfen. Spenden sind später wichtig, um weitergehende Maßnahmen zu finanzieren und um wieder
Geld für die nächste Katastrophe anzusparen. Und
die Werkstätten für behinderte Menschen präsentieren ihre Produkte vor allem auf Basaren, Weihnachtsmärkten und in eigenen Werkstattläden, aber keinesfalls an Haustüren oder per Telefon.
Gemeinnützig zu handeln, können viele von sich
behaupten, denn die vom Finanzamt bescheinigte
Gemeinnützigkeit bedeutet nicht, dass die betreffende Organisation umfassend geprüft und ihre Seriosität bestätigt wurde. Wahrheit, Eindeutigkeit und
Sachlichkeit der Werbe- und Informationsmaterialien sind nicht Gegenstand der Prüfung durch das Finanzamt. Wer an der Seriosität eines Spendenaufrufes zweifelt, dem rät das DZI, sich folgende Fragen zu
stellen:
1. Ist die für eine Spende in Frage kommende Organisation als steuerlich begünstigt (gemeinnützig) anerkannt? Ist diese Anerkennung weniger als drei Jahre
alt, so hat die steuerliche Begünstigung durch das Finanzamt nur eine eingeschränkte Aussagekraft.
2. Fühlen Sie sich gut informiert? Sind die Angaben
der Organisation selbst aktuell und umfassend? Gibt
es eine Kontaktadresse im Informationsmaterial der
Organisation, an die Sie sich mit weiteren Fragen
richten können? Ist die Organisation lokal bekannt?
3. Werden Fragen an die Organisation offen beantwortet? Stellt sie Finanz- und Tätigkeitsberichte zur
Verfügung? Die Bereitschaft zur Auskunft ist ein entscheidendes Kriterium für ihre Seriosität.
4. Wie ist der Spendenaufruf gestaltet? Erfolgt die
Werbung sachlich, eindeutig und informativ? Eine
Ansprache, die Mitleid, Angst, Druck und besondere
Dringlichkeit erzeugt, trägt dazu bei, eine unabhängige Entscheidung zu behindern und sollte deshalb
als unseriös beurteilt werden.
5. Werden provokante, grausame oder stark gefühlsbetonte Bilder gezeigt? In diesem Fall ist Zurückhaltung angeraten, weil seriöse Organisationen auf den
Einsatz solcher Fotos verzichten.
6. Gehört die Organisation einem renommierten
Dachverband an und demonstriert damit ihre Offenheit und Bereitschaft zur fachlichen Vernetzung?
7. Unterzieht sich die Organisation einer Überprüfung durch Dritte (beispielsweise durch Wirtschaftsprüfer)?
Auskünfte einholen
Das DZI erteilt auch Auskünfte zu rund 350 Organisationen ohne Siegel, zu denen das Institut regelmäßig Anfragen aus der Öffentlichkeit erhält. Es
schickt die Auskünfte Interessenten auf Anfrage per
E-Mail oder Post kostenlos zu. Etwa zehn Prozent der
Auskünfte enthalten negative Einschätzungen. (AG)
Keine Werbung: Wer generell nicht von Werbetreibenden angeschrieben werden will, kann sich in sogenannte Robinsonlisten eintragen lassen, bei Briefwerbung in die des Deutschen
Direktmarketing Verbandes, Postfach 1401, 71243 Ditzingen, Tel. 07156/951010, www.ddv-robinsonliste.de. Wer
sich außerdem bei E-Mail, Telefon, Fax und Handy absichern
will, kann ein Schutzkonto unter www.robinsonliste.de einrichten.
Spenden-Almanach: Anfang Dezember erscheint der Spenden
Almanach des DZI,www.dzi.de im Buchhandel erhältlich für
12,80 Euro.