Wind aus Westsüdwest, Stärke 5

Transcription

Wind aus Westsüdwest, Stärke 5
REISE UND FREIZEIT
Samstag, 4. Januar 2014
Wind aus Westsüdwest, Stärke 5
B UC HT I PP
Unterkünfte
mit Ambiente
Abenteuer Seemannschaft: Ein Segeltörn auf der Bark „Alexander von Humboldt II“
„Kleine Refugien“ nennt Angela
Stürzl ihren handlichen Führer, in
dem sie „160 charmante Unterkünfte zum Wohlfühlen“, so der Untertitel, in Deutschland vorstellt.
Nach Bundesländern geordnet präsentiert sie Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und -häuser der mittleren Preisklasse, die ihrer individuellen Ausstattung und ihrer gastfreundlichen Eigentümer wegen ein
besonderes Wohlfühl-Ambiente versprechen. Da ist der im englischen
Tudor-Stil erbaute ehemalige Witwensitz am Stadtrand von Meiningen ebenso aufgeführt wie beispielsweise das Hotel „Zur alten Brücke“
in Heidelberg.
Die sorgfältig ausgewählten Häuser könnten sicherlich mit weiteren
Kleinodien ergänzt werden, doch gerade die übersichtliche Zahl der beschriebenen Häuser machen es
dem Leser leichter, sich zu entscheiden. Jede in Wort und Bild aufgeführte Unterkunft wird auf einer
Seite kurz porträtiert. Übersichtlich
angebrachte Hinweise zu Anfahrt,
Ausstattung, Preisen und Specials
erleichtern das Schmökern zusätzlich. Die Preise schwanken zwischen 35 Euro, Ferienhaus, und 150
Euro für das Doppelzimmer in einem Hotel. Das Bändchen ist ein guter Ratgeber für diejenigen, die
gerne das gewisse Etwas für schöne
hk
Urlaubstage suchen.
Segelschiffromantik, Fernweh,
Abenteuer, Gemeinschaft: Wer
das sucht, der ist auf der „Alexander von Humboldt“ am rechten Platz. An Bord sind Teamgeist gefragt und die Bereitschaft, mit anzupacken.
JÜRGEN RABBEL
Kein Urlaub für Faulenzer. Aber
ein Urlaub, um die eigenen Grenzen
kennenzulernen und seine „Akkus“
zu laden. Anpacken ist erwünscht:
14 Tage an Bord der „Alexander von
Humboldt II“.
Wenn der Stolz der Deutschen
Stiftung Sail Training (DSST) in seinem Heimathafen in Bremerhaven
liegt, umschwirren „Seh“-Leute die
Bark wie Motten das Licht. Mit dem
Seesack auf dem Rücken ist es dann
gar nicht so leicht, sich den Weg
durch die vor der Gangway wartenden Schaulustigen zu bahnen, ohne
sie anzurempeln. An Deck wird als
Erstes der Name abgefragt, dann
der Ausweis einkassiert und schon
geht es ein Deck tiefer in die VierMann-Kabine. Kleiner Spind, Koje,
Dusche, WC, Waschbecken. Mehr
nicht. Aber es reicht völlig.
Zwei Stunden später sind die
Open-Ship-Besucher von Bord.
Stammbesatzung und Trainees –
das sind die zahlenden Mitsegler,
oft ohne Erfahrung – werden auf die
drei Wachen eingeteilt. 8 bis 12, 0
bis 4 und 4 bis 8 Uhr. Keine Ahnung,
was mich erwartet, aber Toppsmatrose Claas Schmidt und Matrosin
Mila Hacke werden es uns schon sagen. Endlich kommt Bewegung in
die Mannschaft. Die Festmacher
werfen die Leinen los, die „Alex II“
Wachdienst
rund um
die Uhr
nimmt Fahrt auf. Nach ein einigen
hundert Metern liegen wir in der
Doppelschleuse. Kurze Zeit später
passiert das Schiff die Mole und wir
nehmen auf der Weser flussabwärts
Fahrt auf. An Land winken Leute.
Gute Reise!
Der Wind steht ungünstig. Seemeile um Seemeile stampft die Bark
mit Motorkraft voran. Mila und
Claas machen mit uns einen Rundgang durchs Schiff, geben eine Sicherheitseinweisung,
erklären
Fock-, Groß- und Besanmast, beschreiben das Rigg. Es hagelt seemännische Grundbegriffe. Neugierige und fragende Blicke wechseln
sich ab. „In einer Woche habt ihr vieles davon drauf“, sagt Claas. Welch
Trost. Bis dahin heißt es: Fragen
und gut aufpassen. Nicht nur auf
die Kommandos, sondern auch auf
jeden Schritt, der auf dem ungewohnten Terrain gesetzt wird. Der
Dreimaster wiegt sich in den Wellen, Tauwerk baumelt diagonal von
den Rahen zum Deck.
Der Wind nimmt zu, der Seegang
auch. Als „verlängertes“ Auge und
Ohr des Steuermanns stehe ich eine
Stunde als Ausguck am Bug, muss
auf in Sicht kommende Fahrzeuge,
Notsignale, schwimmende Container und, und, und achten und sie
melden. Die „Alex II“ kommt richtig
in Bewegung. Auf und ab. Am Bug-
39
Weiße Segel, grüner Rumpf: die Bark „Alexander von Humboldt II“ der Deutschen Stiftung Sail Training auf hoher See. Heimathafen ist Bremerhaven.
spriet spritzt das Wasser hoch. Herrlich. Der Wind ist kalt, der Kragen
hochgeklappt, die Mütze tief in die
Stirn gezogen. Was für ein Erlebnis.
Um Mitternacht zieht die neue
Wache von Backbord vor dem Kartenhaus auf dem Achterdeck auf,
wir stehen ihr gegenüber auf der
Steuerbordseite. Der Steuermann
der 0-4-Wache gibt noch ein paar
Anweisungen, dann beginnt das verbale Ritual. „Gode Wach!“ brüllen
wir laut in die Nacht. „Gode Ruh!“
schallt es laut zurück. Ab unters
Deck. Hunger. In der Messe gibt’s
noch’n Happen zum Schnappen
und ’ne Buddel Bier. Das zischt. 30
Minuten später fallen die Augen in
der Koje ganz von alleine zu. Seeluft
macht müde, und die Schiffsbewegungen schaukeln in den Schlaf.
Der nächste Tag beginnt mit einem dumpfen Schlag. Kopf gegen
Kojendecke. Nach dem Duschen
geht es immer noch leicht schlaftrunken in die Messe. Koch Peter
Malarczuk und seine Crew sorgen
mit Spiegeleiern und Speck für die
richtige Grundlage. Draußen bläst
der Wind aus Westsüdwest, Stärke
5. Die „Alex II“ stampft durch das
aufgewühlte Wasser. Ein paar Besat-
zungsmitglieder sind etwas blass
um die Nase. Mila und Claas weisen
uns ein, wie wir sicher ins Rigg steigen können. Beim Blick in die Takelage und auf das schwankende
Schiff kommen Zweifel auf. Will ich
das wirklich? Die Webleinen zwischen den Wanten geben unter dem
Körpergewicht etwas nach. Auf halber Strecke zur Rah: Abbruch.
Heute nicht. Zu viel Bewegung für
eine Landratte wie mich.
Am nächsten Tag nur zwei Windstärken, ruhige See. Der Weg nach
oben verläuft ohne Grummeln im
Bauch. Das ändert sich beim gro-
ßen Schritt auf die Obermarsrah.
„Nur nicht nach unten sehen“,
schießt es durch den Kopf. Schnell
den Karabinerhaken vom Sicherheitsgurt im Stahlseil eingeklinkt,
„Wahrschau Fußpferd“ gerufen,
und rauf auf das gespannte Seil unter der Rah. Der Ausblick? Gigantisch. Die Angst? Weg. Das mulmige
Gefühl in 15 Meter über Deck
kommt erst beim einarmigen Packen des Segels zurück. Hier oben
lernt man nicht nur seine eigenen
Grenzen kennen, sondern sie auch
zu überwinden – mit dem nötigen
Respekt. Das macht Lust auf mehr.
INTERVIEW
Seemann auf Zeit
Der Aktivurlaub auf schwankenden Dielen richtet sich nicht nur an junge Leute
Wer ist an Bord der „Alexander
von Humboldt II“ willkommen?
Was erwartet die Seeleute auf
Zeit? Jürgen Hinrichs, Vorstandsmitglied der Deutschen
Stiftung Sail Training (DSST),
antwortet.
Wer kann auf der „Alex II“ mitfahren? Ist ein Segelschein nötig?
JÜRGEN HINRICHS: Nein. Vorkenntnisse braucht niemand. Das
zeigen wir an Bord. Die Zielgruppe
beschränkt sich nicht auf die 14- bis
25-Jährigen. Erwachsene bis mindestens 75 Jahre können mitfahren.
Einzige Voraussetzung ist, dass sie
körperlich fit sind. Ziel ist es, das Leben einer traditionellen Seemannschaft zu vermitteln.
Was wird von den zahlenden Passagieren verlangt? Müssen diese allen
Anordnungen trotz Ängsten folgen?
HINRICHS: Die Bereitschaft, das
Dreiwach-System an Bord mitzugehen ist wichtig. Also vier Stunden
Wache halten, acht Stunden Freiwache, und dann wieder vier Stunden
Wache an Deck. Außerdem müssen
sie mit anpacken wollen und das
Herz haben, sich begeistern zu lassen. Aber jeder muss nur das tun,
wozu er auch in der Lage ist. Es wird
niemand gezwungen ins Rigg zu
steigen, um die Segel zu setzen. Das
ist freiwillig. Jeder muss seine Fähigkeiten selbst einschätzen.
Man muss dafür zahlen, dass man
mitarbeitet. Das klingt nicht nach
Wellness. Wer ist die Zielgruppe?
HINRICHS: Wellness wollen wir
auch nicht anbieten. Aber nach einer Reise mit der „Alex II“ ist der
Kopf mit Sicherheit wieder klar. Willkommen sind uns alle, die Spaß daran haben, etwas Neues zu erleben.
Es ist ein Aktivurlaub, bei dem
Teamfähigkeit eine große Rolle
spielt. Darum könnte ich mir auch
Es wird niemand gezwungen, in die
Rigg zu steigen:
Jürgen
Hinrichs.
vorstellen, dass Unternehmen das
Schiff nutzen könnten. Ein Wechselspiel von Vorträgen und gemeinschaftlicher Arbeit an Bord.
Wie hoch sind die Kosten?
HINRICHS: 130 Euro pro Tag bei voller Verpflegung. Jugendliche zahlen
65 Euro. Hinzu kommen noch An-
Angela Stürzl:
Kleine Refugien,
160 charmante Unterkünfte zum
Wohlfühlen; 205
S.; Ulrich Diehl Verlag, 18,90 Euro.
Foto: DSST
und Abreise. Die muss im Moment
noch jeder für sich organisieren.
Wir sind nur behilflich.
Wie viele Tage dauert ein Törn in der
Regel?
HINRICHS: Das ist unterschiedlich.
Unsere Angebote reichen von drei
bis 14 Tagen.
Wie sieht der Törnplan im Moment
aus? Wo geht es hin?
HINRICHS: Während der Wintermonate kreuzen wir rund um die Kanaren, laufen immer wieder Teneriffa
und Gran Canaria an. Im März geht
es dann über die Azoren und Saint
Malo zurück nach Bremerhaven.
Dort werden wir Mitte April eintreffen. Im Sommersaison werden wir
auf alle Fälle an der Hochseeregatta
von den Niederlanden nach Norwegen teilnehmen. Ansonsten bieten
wir Törns in der Nord- und Ostsee
an.
Gratis: Skiatlas
für iPad & Co
Der erste Schnee ist gefallen – Zeit,
den Skiurlaub zu buchen. Angebote
finden sich genug. Und die Preise
sind auch okay. Aber was taugen die
zugehörigen Skigebiete? Die Antwort fällt iPad- und Android-TabletBesitzern leicht. Für sie gibt es jetzt
nämlich einen kompletten dreibändigen Skiatlas als eMagazin.
„Schnee und mehr – Der Atlas“ ist
jetzt in Apples App Store erschienen
– kostenlos. Android- und AmazonTablet-Besitzer zahlen 99 Cent pro
Band. Für Qualität und Unabhängigkeit des Tablet-Skiatlas in allen Versionen stehen die Macher: Es ist die
langjährige Redaktion des DSV Skiatlas. Sie hat die lesenswerten Texte
und großformatigen Pistenpläne
des Standardwerks in die interaktive Welt der eMagazine geführt. So
sind in „Schnee und mehr – Der Atlas“ Webcams und aktueller Pistenzustand stets nur einen Klick entfernt. Für ausgesuchte Skiregionen
kann man sich zusätzlich Diaschauen und eingebundene Videosequenzen ansehen. Der neue Look
der Ausgabe 2014 ist ganz auf Tablets optimiert. Die Pistenpläne
kann man jetzt in alle Richtungen
schwenken und zoomen.
Info www.deratlas.
schneeundmehr.de
Nichts als Berge
KROATIEN
Tadschikistan will mit Öko-Reisen den Tourismus ausbauen – Visa- und Kurortgebühren wurden gesenkt
Die Sowjetrepublik Tadschikistan will Touristen mit Berg- und
Ökoreisen anziehen. Das Land
erleichtert die Einreise und
senkt die Visumsgebühr.
ULF MAUDER, dpa
Tadschikistan will künftig mehr
Berg- und Ökotouristen anlocken.
„Um unser Land mit unserem größten Schatz, dem Pamirgebirge, attraktiver zu machen, haben wir die
Visa- und Kurortgebühren gesenkt
sowie auch die Einreise erleichtert“,
sagt Lotschin Fajsullojew, der Tourismuschef des Landes an der Seidenstraße. Deutschland zum Beispiel gehöre zu 80 Ländern, aus denen Besucher nun direkt und ohne
Einladung am Flughafen der Hauptstadt Duschanbe für 25 US-Dollar
ihr Visum für das Land mit seiner
jahrtausendealten persischen Kultur kaufen könnten. Auch die lästige Registrierungspflicht bei der Polizei nach der Ankunft sei abgeschafft. Das verarmte Hochgebirgsland unter anderem mit Grenzen zu
Afghanistan, China und dem bei Reisenden beliebten Usbekistan wolle
die Zahl der Touristen von etwa
250 000 im vorigen Jahr bis 2020 auf
eine Million erhöhen.
Alpinisten mussten in der Vergangenheit je nach Höhe der Berge zwischen 50 oder 100 US-Dollar Gebühr zahlen. „Das fällt nun weg. Außerdem berechnen wir für Ausländer jetzt dieselben niedrigen Eintrittsgelder in Nationalparks wie für
Einheimische“, sagte Fajsullojew.
Zu den berühmten Gipfeln gehören
die Somoni-Spitze, zu Sowjetzeiten
Pik Kommunismus genannt, und
die Unabhängigkeitsspitze, ehemals Pik Lenin.
Der Nurek-Stausee in der Bergen nahe der Stadt Duschanbe ist ein beliebtes AusFoto: Ulf Mauder
flugsziel.
Beliebt im Pamir sind besonders
die Thermalquellen Garm Tschaschma und der Fedtschenko-Gletscher. Dort haben sich rund 30 Familien in einer Vereinigung für
Öko-Tourismus (Pecta) zusammengeschlossen, um Gästen die Bergwelt näherzubringen. Der National-
park im Pamir wurde in diesem Jahr
in die Liste der Welterbestätten der
Unesco aufgenommen.
Fajsullojew vom staatlichen Komitee für Tourismus räumte allerdings ein, dass in dem völlig verarmten Land mit maroder Infrastruktur
noch viel zu tun sei. Das Land be-
steht zu 93 Prozent aus Bergen. Experten in der Hauptstadt Duschanbe fordern, das Potenzial in
Tadschikistan besser zu nutzen und
Gebiete zu erschließen. Vorbilder
seien beliebte Tourismusorte an der
Seidenstraße wie die usbekischen
Städte Buchara und Samarkand.
„Wir haben hier eine einzigartige
und wilde Natur mit seltenen Tieren wie dem Schneeleoparden.
Aber von tollen Hotels oder Restaurants in den Bergen wie in der
Schweiz sind wir hier noch Lichtjahre entfernt“, sagte der Wirtschaftsprofessor Nuritdin Kajumow. Gäste in dem autoritär geführten Land müssten sich eher auf eine
Entdeckungsreise in eine andere
Kultur – in ein Entwicklungsland –
einstellen.
Info www.auswaertiges-amt.de
www.botschaft-tadschikistan.de
Tel. (0761) 2100 77, Fax (0761) 2100 154
79021 Freiburg, Postfach 5420
K ROATI E N
ienwohnungen
Ferienhäuser und Fer l Krk, an der
Inse
der
auf
,
ien
in Istr
in Dalmatien.
Kvarner Bucht und
4 kostenlos
201
g
talo
rka
Somme
.
üro
seb
Rei
m
in Ihre
in te rc ha le t. co m
Die nächsten Sonderthemen 2014 auf
unserer Reiseseite:
■
Kalenderwoche 2
Winterurlaub
■
Kalenderwoche 3
Kreuzfahrten
Rufen Sie uns an.
Tel. 0731/156 253