Praktikumsbericht Ergotherapie

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Praktikumsbericht Ergotherapie
Praktikumsbericht
Berufspraktikum
2015
Praktikant:
Hannah Bender
Klasse:
9b
Zeitraum:
12.01.2015 - 29.01.2015
Betrieb:
Praxis für Ergotherapie Marga Müller
betreuende Lehrkraft:
Herr Kaftanski
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.......................................................................................1
2. Beschreibung der Einrichtung.......................................................2
3. Tagesberichte................................................................................3
Dienstag, 13.01.2015......................................................................3
Mittwoch, 21.01.2015......................................................................3
Donnerstag, 22.01.2015.................................................................4
4. Interview mit Frau Sp.....................................................................5
5. Peddigrohrflechten als therapeutische Behandlung.....................7
6. Abschlussbetrachtung...................................................................9
7. Quellen.........................................................................................11
8. Anhang.........................................................................................12
1. Einleitung
Im
Zeitraum
vom
12.01.2015
bis
zum
29.01.2015
habe
ich
mein
Betriebspraktikum in der Praxis für Ergotherapie Marga Müller in Schöneiche
absolviert.
Der Begriff Ergotherapie war für mich vor dem Praktikum noch unbekannt,
daher habe ich mich mit dem wichtigsten Grundsatz der Ergotherapie schon
vorab beschäftigt. Das Wort Ergotherapie stammt aus dem Griechischen
(érgon= Arbeit, Werk; therapeúein= dienen, heilen, pflegen 1) und bedeutet so
viel wie Gesundung durch Handeln und Arbeit. Das Ziel der Ergotherapie ist es,
dass Menschen, die in ihren alltäglichen Fähigkeiten eingeschränkt oder von
Einschränkung bedroht sind, die größtmögliche Selbstständigkeit in allen
Bereichen des Lebens erlangen oder wiedererlangen.
Aufgrund dieser Informationen wurde mein Interesse geweckt und ich wollte
mehr über diesen Arbeitsbereich erfahren. Schon vor dem Praktikum hörte ich,
dass die Praxis von Frau Marga Müller sehr gute Arbeit leisten soll und dort ein
sehr engagiertes Team tätig sei. Somit habe ich mich dort beworben und wurde
sehr herzlich empfangen.
Mit den verschiedenen Eindrücken im Praktikum erhoffte ich mir, ein Bild dieser
Berufsrichtung und der allgemeinen Berufswelt zu erhalten. Eines meiner Ziele
war es, einige ergotherapeutische Behandlungsmethoden kennenzulernen und
herauszufinden, welche Rolle der Therapeut in der Behandlung spielt. Was ist
das Schwierige an dieser Arbeit? Besonders auf die Arbeit mit den Patienten 2
habe ich mich sehr gefreut. Natürlich hatte ich auch die Befürchtung, dass ich
nicht helfen kann und mich langweile, da ich keine Ausbildung in diesem Beruf
habe oder dass ich mit manchen Aufgaben überfordert sein könnte. Wird es mir
gelingen, in dieser kurzen Zeit, Zugang zu den Patienten zu erlangen? Doch
während eines Gespräches mit der Betriebsleitung und einer Mitarbeiterin hatte
1 Das große Fremdwörterbuch 1994; S.419 und S.1361
2 Die Verwendung dieses Begriffes meint Patientinnen und Patienten und gilt für die gesamte
Arbeit.
1
ich den Eindruck, dass Fragen immer willkommen sind und ich eine sehr
schöne Zeit mit vielen spannenden Fragen und Antworten haben würde, was
ich im Nachhinein nur bestätigen kann.
2. Beschreibung der Einrichtung
Die Praxis für Ergotherapie Marga Müller befindet sich in Schöneiche und
wurde im Jahr 2000 von Frau Marga Müller gegründet. Zurzeit sind dort sechs
Ergotherapeutinnen und eine Rezeptionsfachkraft tätig. Zur Praxis gehört
außerdem ein Therapiebegleithund3, welcher speziell für die Arbeit mit
Patienten
ausgebildet
ist.
Ergotherapie
im
Allgemeinen
ist
ein
Dienstleistungsbetrieb für das Gesundheitswesen und existiert schon sehr
lange, jedoch mit stetig wachsender Nachfrage. Im Unterschied zu anderen
therapeutischen
Behandlungen,
wie
zum
Beispiel
Physiotherapie,
ist
Ergotherapie rezeptpflichtig und muss daher vom Arzt verschrieben werden. Die
fünf großen Fachbereiche, welche die Ergotherapie behandelt, sind Orthopädie,
Pädiatrie, Psychiatrie, Neurologie und Geriatrie. Häufig überschneiden sich
diese Gebiete4, da in der Ergotherapie die körperlichen und geistigen
Fähigkeiten aufeinander abgestimmt und miteinander vereint werden. Je nach
Krankheitsbild und Person wird in Gruppen- oder Einzeltherapien und auch
Hausbesuchen gearbeitet.
Die Behandlungen finden entweder im Bewegungsraum, der Werkstatt, dem
Neuroraum, dem Wahrnehmungsraum oder der Therapieküche statt 5. In den
Räumen stehen vielerlei Hilfsmittel zur Verfügung, wie zum Beispiel Ton, Papier,
Peddigrohr und Mosaiksteine in der Werkstatt oder verschiedene Bälle,
Schaukeln und Schläger im Bewegungsraum. Der Neuroraum ist speziell für die
neurologischen und orthopädischen Therapien vorgesehen, da dort ein
Paraffinbad steht, die Knete für die Handgymnastik bereitliegt und es eine Liege
zum Entspannen gibt. In der Therapieküche wird mit manchen Patienten
gekocht oder gebacken, aber häufig wird sie auch als einfacher Raum mit
3 Vgl. Abb. 1
4 Vgl. Abb. 2;www.ergotherapie-schoeneiche.de
5 Vgl. Abb. 3-6
2
Sitzgelegenheit zur allgemeinen Kommunikation genutzt. Wie die gesamte
Praxis, ist auch der Wahrnehmungsraum zurückhaltend möbliert und schafft
dadurch eine ruhige Atmosphäre, in der man sich gut konzentrieren kann.
3. Tagesberichte
Dienstag, 13.01.2015
Zu Beginn meines Arbeitstages um 10:00 Uhr erledigte ich die Einkäufe für eine
Kochtherapie. Als ich wieder zurückkam, konnten wir zusammen mit dem
Patienten sogleich zu kochen beginnen. Dieser Mann kocht einmal wöchentlich
Mittagessen in der Praxis, um an seiner Motivation und Tagesstruktur zu
arbeiten und dieses im Alltag zu Hause alleine umsetzen zu können. Da am
Dienstag auch immer die Dienstbesprechung der Mitarbeiter stattfindet, kocht er
immer eine etwas größere Portion. In dieser Woche gab es einen Lachs-SpinatAuflauf mit Nudeln. Während das Essen im Backofen war, habe ich die Blumen
gegossen, einige Akten wegsortiert und den Tisch gedeckt. Nach dem
gemeinsamen Mittagessen war ich mit dem Therapiebegleithund Finja
spazieren, da ich bei der Dienstbesprechung nicht dabei sein musste. Um 14:00
Uhr kamen zwei Mädchen, welche in den vergangenen Wochen begonnen
hatten, einen Korb zu flechten. Dieses Verfahren nennt sich Peddigrohrflechten.
Das eine Mädchen hatte die Löcher in ihren Korbboden aus Holz gebohrt und
die andere war schon damit beschäftigt ihren Korb zu flechten. Bevor die Arbeit
begann, bestand die Aufgabe der Kinder darin, das Vorgehen eigenständig zu
planen und vorzubereiten, während die Therapeutin Hinweise und Impulse gab.
Um 15:00 Uhr endeten die Therapiestunde und auch mein Arbeitstag.
Mittwoch, 21.01.2015
Der Mittwoch begann für mich um 10:00 Uhr in der Hans- Bürgel- Grundschule,
wo ich den Sportunterricht einer ersten Klasse mit Ergotherapeutin Frau S.
begleitete. Wir machten ein Laufspiel als Aufwärmung und noch weitere Spiele,
von denen viele das Konzentrations- und Reaktionsvermögen fördern sollten.
Nach
meiner
Mittagspause
„Winterlandschaft“6
für
eine
habe
Therapie
ich
im
vorbereitet,
Bewegungsraum
die
ein
Junge
eine
mit
6 Vgl. Abb. 7
3
Sprachbehinderung für verschiedene Übungen nutzte, wie zum Beispiel
Balancieren auf einer Bank, dabei die „Schneebälle“ aufsammeln und dann
werfen, „Skisprung“ vom Trampolin, Rodeln und über einen „Gletscher“ aus
Schaumstoff
wandern.
Dieser
Parcours
hat
Koordinations-
und
Gleichgewichtsübungen mit viel Spaß verbunden. Auch für die Therapie der
nachfolgenden Zwillinge konnte alles aufgebaut bleiben und mit Hilfe der Kinder
wieder aufgeräumt werden. Kurz vor 15:00 Uhr habe ich mit Therapiehund Finja
wieder einen Spaziergang gemacht und fuhr anschließend nach Hause.
Donnerstag, 22.01.2015
Als ich um zehn Uhr in der Praxis eintraf, bekam ich sogleich den Auftrag von
Frau M., ein Rezept zu einer nahegelegenen Kinderärztin zu bringen.
Anschließend habe ich einige handschriftliche Aufgaben im Kassenbuch
erledigt. Während einer so genannten Handtherapie habe ich der Therapeutin
Frau R. zugeschaut, wie sie einer Patientin mit einer „heißen Rolle“ am
Unterarm und an der Hand vorsichtig entlang gestrichen hat. Eine „heiße Rolle“
ist ein eingerolltes Handtuch, welches mit heißem Wasser übergossen wurde.
Auf meine Frage nach der Bedeutung, sagte Frau R. mir, dass diese Methode
die Durchblutung anrege. Die Patientin hatte transplantierte Haut an den
Fingerkuppen und durch die Wärme und die punktuellen Massagen sollten die
Nervenenden der transplantierten Haut schneller und besser wieder mit der
vorhandenen Haut zusammenwachsen. Von 12:30 Uhr bis 13:00 Uhr habe ich
mit Frau Sch. Mittag gegessen. In der Praxis ist eine gemeinsame Pause
üblich, um das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Teams zu fördern. Als ich in
die Werkstatt kam, hatte die Therapie mit Frau Sp. und einem Jungen schon
angefangen. Als neues Projekt hatte er sich ausgesucht ein Teelichtglas mit
Mosaik zu bekleben7. Diese Arbeit ist eine gute Möglichkeit die Konzentration
und die Feinmotorik zu fördern, da die Mosaiksteine sehr klein sind und bei
nachlassender Konzentration leicht verrutschen können. Die letzte Patientin an
diesem Tag war ein Mädchen, welches momentan mit Holzarbeit beschäftigt
war. In den vorherigen Therapiestunden hatte sie verschiedene Einzelteile mit
einer Laubsäge ausgesägt und heute war die Aufgabe, die Teile zu bemalen 8.
7 Vgl. Abb. 8
8 Vgl. Abb. 9
4
Nachdem wir gemeinsam aufgeräumt hatten, war es 15:00 Uhr und mein Tag
somit zu Ende.
4. Interview mit Frau Sp.
Wie nennt sich dein Beruf?
Ich bin Ergotherapeutin.
Welche Aufgaben hat man als Ergotherapeutin?
In einer ergotherapeutischen Behandlung soll dem Patienten geholfen werden,
selbstständig im Alltag zurechtzukommen. Ich rede mit dem Patienten darüber,
welche Probleme es gibt und wie man diese mit Hilfe der Therapie lösen kann.
Seit wann arbeitest du in dieser Praxis?
Meine Ausbildung dauerte drei Jahre und seit 2009 arbeite ich in dieser Praxis.
Was lernt man in der Ausbildung?
Da
Ergotherapie
Fachbereichen
ist,
eine
wird
Zusammensetzung
in
der Ausbildung
von
vielen
jedes
verschiedenen
Themengebiet
nur
angeschnitten und kann nicht vertieft werden. Das heißt, dass man sich vieles
selbst erarbeiten und vertiefen muss. Die Fachbereiche, die man in der
Ausbildung kennenlernt, sind Anatomie, Handwerk, Pädagogik, Psychologie,
Pädiatrie, Neurologie, Geriatrie, Orthopädie und Werkstatt. Im Bereich
Werkstatt lernen wir, mit den Materialien Holz, Metall, Ton, Papier, Seide und
Leder zu arbeiten und sie in der Behandlung anzuwenden.
Welche Eigenschaften sollte man haben, um in diesem Beruf zu arbeiten?
Das Wichtigste ist der Spaß am Umgang mit Menschen. Oft braucht man
Geduld und teilweise auch Einfühlungsvermögen.
Was ist das Schwierige an diesem Beruf?
5
Es gibt kein bestimmtes Schema, nach dem man jedes Mal behandeln kann.
Man muss sich immer wieder auf etwas Neues einstellen, weil jeder Patient
anders ist und andere Behandlungsmethoden bevorzugt.
Welche Motivation hast du?
Die Arbeit macht mir einfach Spaß und ich sehe, dass ich etwas verändern
kann. Manche Kinder haben zu Hause oder in der Schule Probleme und sind
froh, ein wenig Zuwendung zu bekommen, Spaß zu haben oder einfach mal zu
entspannen.
Wie empfindest du dein Arbeitsumfeld?
Der größte Teil der Patienten ist sehr nett und es macht Spaß, mit ihnen zu
arbeiten. Manchmal gibt es natürlich auch schwierige Patienten, doch das sind
nur sehr wenige und man kann gut darüber hinwegsehen. Gerne habe ich
meine Mitarbeiter und auch über die Ausstattung und Räumlichkeiten der Praxis
kann ich nicht klagen.
Was würdest du gerne an deiner Arbeit verändern? Und was schätzt du
an deiner Arbeit?
Etwas, was ich sehr mag ist, dass wir sowohl Kinder als auch Erwachsene und
Senioren behandeln. Somit sind auch unsere Arbeitsweisen sehr vielfältig.
Natürlich hat das auch Nachteile, aber so kann es nicht passieren, dass der
Arbeitsalltag eintönig und langweilig wird. Manchmal habe ich zu wenig Zeit, um
jeden zu verabschieden, da zwischen den Therapiestunden keine Pause ist,
aber dafür ist unsere Praxis mit allem ausgestattet, was man braucht, um viele
verschiedene Dinge in der Werkstatt herzustellen oder um Bewegungsspiele zu
spielen.
Fazit: Mit diesem Gespräch hat sich meine Information, dass sich Ergotherapie
aus vielen verschiedenen Bereichen zusammensetzt, bestätigt. Da ich mich für
Psychiatrie interessiere, sehr gerne handwerkliche Arbeiten mache, sowie
häufig mit Menschen zusammen arbeite, bin ich zunehmend an diesem Beruf
interessiert. Nach dem Interview war ich erstaunt, wie viele Aussagen von Frau
Sp. mit meinen Wahrnehmungen übereinstimmen. Auch sie sieht es als eine
6
Bereicherung, dass die Alterspanne der Patienten sehr groß ist, da dies zu
einem abwechslungsreichen Arbeitsalltag beiträgt. Natürlich kann dies auch ein
Nachteil sein, da man sich immer wieder auf Neues einstellen muss, aber es ist
auch eine Herausforderung, durch die man sich immer weiterentwickeln kann.
5. Peddigrohrflechten als therapeutische Behandlung
Peddigrohrflechten9 ist eine Art des Korbflechtens, jedoch nicht mit Weide,
sondern mit dem Mark einer Kletterpalmenart (calmus rotang). Da es sowohl
die geistigen als auch die motorischen Fähigkeiten fördert, gewinnt es
besonders in Schule und Therapie an Bedeutung.
1. Peddigrohr
Allgemein gilt, dass das Peddigrohr vor dem Flechten im Wasserbehälter
eingeweicht werden muss, damit es biegsam ist und nicht bricht. Um das
Geflecht auch später feucht zu halten, sollte immer der Pflanzensprüher
bereitstehen.
2. Werkzeug
Man benötigt einen Seitenschneider, einen Wasserbehälter mit großem
Durchmesser, einen Pflanzensprüher, eine Ahle, einen runden Holzboden
beliebiger Größe, einen Handbohrer, einen Zirkel und Peddigrohr.
3. Arbeitsplatz
Der Arbeitsplatz sollte recht groß und aufgeräumt sein, da die Flechtfäden sehr
lang sind und viel Platz beanspruchen. Da der Arbeitsplatz ständig feucht ist,
sollte der Tisch zum Beispiel mit einem Wachstuch abgedeckt sein.
4. Boden
9 Gilt für gesamtes Kapitel 5 (Peddigrohrflechten als therapeutische Behandlung) www.ergotherapiekoslowski.de
www.die-schule.de/melle/news/mehr-als-nur-fingerfertigkeit-arbeiten-mit-peddigrohr
Eckert-Ulrich 2001; S. 3-32
7
In den Boden werden ringsherum mit dem Handbohrer Löcher hineingebohrt,
wo anschließend die Staken als „Grundgerüst“ hineinkommen. Wenn man
möchte, kann man den Boden zusätzlich kreativ gestalten 10.
5. Flechten
Es gibt viele verschiedene Geflechtarten. Zum Beispiel Einergeflecht, dabei
wird
mit
einem
Faden
geflochten,
Zweiergeflecht,
mit
zwei
Fäden,
Dreiergeflecht und entgegengesetztes Dreiergeflecht (Kimme).
6. Rand
Beim Peddigrohrflechten sollte man sich schon im Voraus überlegen, welchen
Rand man flechten möchte, da man unterschiedliche Längen der Stakenenden
benötigt und bedenken muss. Ein so genannter überdeckter Randabschluss
erfordert nur 15 cm, ein Zweierzuschlag, Dreierzuschlag und ein flacher
Randabschluss 25 cm und ein Zopfrand sogar 30 cm.
7. Ergotherapeutischer Hintergrund
Peddigrohrflechten ist mehr als nur ein Handwerk. Es fordert und fördert die
Konzentration, Koordination und Motorik. Durch das Fädeln des Rohres vor und
hinter den Staken sind räumliches Vorstellungsvermögen und Genauigkeit
erforderlich. Der Vorteil ist, dass Korbflechten leicht zu lernen ist, man sich
jedoch steigern und weiterentwickeln kann. Dieses Handwerk findet Anwendung
in fast allen Fachbereichen der Ergotherapie. Es ist ein gestelltes Ziel, welches
man über einen längeren Zeitraum verfolgt und für das man am Ende mit einem
Erfolgserlebnis belohnt wird. Beispielsweise in der Psychiatrie ist dies sehr
hilfreich und wichtig. In der Pädiatrie ist das Flechten eine gute Übung zur
Mittellinienkreuzung. Die Mittellinie ist eine gedachte vertikale Linie durch den
Körper. Manche Kinder haben Probleme, diese Linie zu überqueren. Dies ist
dadurch zu erklären, dass ihre Gehirnhälften einige Bewegungsabläufe und
Handlungen noch getrennt voneinander steuern, da der Informationsaustausch
zwischen den Gehirnhälften zu gering ist. Es kommt zu ungeschickten
Bewegungsabläufen,
Schwierigkeiten
beim
Lesen
oder
anderen
10 Vgl. Abb. 10
8
Alltagshandlungen. Wenn man übt, diese gedachte Linie zu überqueren,
arbeiten die Gehirnhälften besser zusammen und das Kind muss nicht über alle
Handlungen nachdenken, da bestimmte Bewegungen automatisch ausgeführt
werden.
6. Abschlussbetrachtung
Trotz dieser vergleichsweise kurzen Praktikumszeit, habe ich sehr viele
spannende Erkenntnisse, interessante Erfahrungen und schöne Erlebnisse
gehabt. Nach diesem lehrreichen Praktikum kann ich mir gut vorstellen, in
diesem Berufsfeld zu arbeiten, da Ergotherapie ein sehr spannender Beruf ist,
in dem man nie alles gelernt, gesehen und ausprobiert haben kann und der
garantiert nicht langweilig wird. Sehr bald konnte ich feststellen, dass weit mehr
als die Arbeit in der Therapie zum Arbeitsalltag gehört, wie beispielsweise das
Ausräumen der Spülmaschine, das Gießen der Blumen und das Anspitzen der
Stifte. Die Herausforderung der
Arbeit
als Therapeut ist häufig nicht die
Therapiearbeit selbst, sondern die Motivation der Patienten und immer ruhig
und geduldig zu bleiben. Häufig tauschen sich die Therapeuten untereinander
über die Behandlungsmethoden aus, um neue Ideen zu bekommen und dem
Patienten damit eine größere Abwechslung und die bestmögliche Therapie
anzubieten. Auch, dass die Therapiestunden nahtlos ineinander übergehen und
dadurch nur wenige Pausenmöglichkeiten entstehen, führte bei mir, vor allem
wenn viele Therapien aufeinanderfolgen, zu gelegentlicher Erschöpfung. Was
mich jedoch an dieser Arbeit so beeindruckt, ist, dass man die Fortschritte und
Veränderungen der Probleme der Patienten sehen kann. Gerade Kindern kann
man sehr viel mit auf den Weg geben, allein dadurch, dass sie aus ihrem
Schulalltag entfliehen können, um Abwechslung und Spaß zu haben, ohne
dabei immer ein direktes Ziel zu verfolgen. Das bedeutet nicht, dass sie nur
spielen, sondern lernen an ihren Problemen zu arbeiten und zu spüren, wie
Alltagshandlungen Spaß machen können. Dies konnte auch ich, während
meiner Arbeit an einem Peddigrohrkorb 11, wahrnehmen. Was nicht jeder
versteht, ist, dass die ergotherapeutische Behandlung nicht alles und jedes
Problem vollständig beseitigen kann, sondern dass man auch an sich selbst
und seinem Umfeld arbeiten muss.
11 Vgl. Abb. 11
9
In den meisten Behandlungen ist der Therapeut ein Begleiter und Beobachter.
Er gibt die Richtung vor und lässt den Patienten den Weg selbst entscheiden.
Manchmal wird das Ziel vorgegeben, doch wie man dort hinkommt, entscheidet
jeder selbst. Wenn man einen zu großen Umweg geht oder gar vom Weg
abkommt, dann hilft der Therapeut. Das Aufgabenfeld der Therapeutin geht
jedoch auch über die Therapiestunde hinaus. So finden vor allem bei den
Kindern als Patienten Elterngespräche statt, um die Eltern in den Entwicklungsund Heilungsprozess mit einzubeziehen. Dabei werden Probleme und Stärken
des Kindes erforscht, gefördert und gestärkt, um die teilweise hohen
Erwartungen und den Leistungsdruck der Eltern an die Kinder zu verringern.
Da
der
Behandlungsschwerpunkt
der
Ergotherapie
das
selbständige
Alltagsleben ist, werde ich mein erlerntes Wissen jederzeit anwenden können.
In all´ den Tagen hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, mich mit meinen
Aufgaben, dem Arbeitsplatz oder den Mitarbeitern zurechtzufinden, was dazu
beitrug, dass mir die Praktikumszeit sehr viel Spaß gemacht hat. Schon in den
ersten Tagen durfte ich viele Aufgaben selbstständig erledigen. Nach einigen
Einweisungen habe ich Bürotätigkeiten erledigt, bei Behandlungen mitgeholfen
oder zugeschaut und mich bei einigen Haushaltsaufgaben nützlich gemacht.
Meine Befürchtung, nur im Weg herumzustehen, hatte sich somit nicht
bestätigt. Auch meine Sorge, in dieser kurzen Zeit keinen Zugang zu den
Patienten zu finden, habe ich schnell verworfen. Und am letzten Tag fiel es mir
nicht leicht, mich von den Patienten, den Mitarbeiterinnen und meinem
Arbeitsplatz
zu
trennen.
In
den
zahlreichen
Gesprächen
mit
den
Mitarbeiterinnen und der Arbeit in den Therapien, habe ich einen guten Einblick
in diesen Beruf bekommen, sehr viel Neues gelernt und gesehen. All´ diese
Erfahrungen und Bilder werden mich vermutlich noch längerfristig beeinflussen.
10
7. Quellen
- http://www.ergotherapie-schoeneiche.de/ (05.02.15, 14:43)
- http://www.onmeda.de/ (05.02.15, 14:46)
- http://www.die-schule.de/melle/news/mehr-als-fingerfertigkeit-therapeutischesarbeiten-mit-peddigrohr (04.02.15, 17:12)
- http://www.ergotherapie-koslowski.de/ (04.02.15, 17:28)
- Peddigrohr 2001 Jeanette Eckert-Ulrich; S. 3-32
11
8. Anhang
Abbildung 2:
Fachbereich
Häufige
Krankheitsbilder
Behandlungsmethoden
Orthopädie
(Behandlung
des Stützund
Bewegungsapparats)
Rheuma,
Lähmungen
Thermische
Anwendung/
Paraffinbad,
Handtherapie
Pädiatrie
(Kinderheilkunde)
Verhaltensau
ffälligkeiten,
Störung der
Grob- und
Feinmotorik
Verhaltenstherapie,
Wahrnehmungstraining
Neurologie
(Behandlung
von Nervensystemerkrankungen)
Schlaganfall,
Demenz
Hirnleistungstraining,
Spiegeltherapie
Geriatrie
(Altersheilkunde)
Demenz,
Alzheimer,
körperliche
Einschränkungen
Hirnleistungstraining,
grob- und
feinmotorische
Übungen
Psychiatrie
(Behandlung
psychischer
Erkrankung)
Depression,
Suchterkrankungen
Wahrnehmungstherapie
Abbildung 8: Teelichtglas mit Mosaik
12
Abbildung 9: Holzarbeit
Abbildung 10: gestalteter Holzboden für Peddigrohrkorb
13
Abbildung 11: Mein Peddigrohrkorb
14