Praktikumsbericht Ergotherapie
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Praktikumsbericht Ergotherapie
Praktikumsbericht Berufspraktikum 2015 Praktikant: Hannah Bender Klasse: 9b Zeitraum: 12.01.2015 - 29.01.2015 Betrieb: Praxis für Ergotherapie Marga Müller betreuende Lehrkraft: Herr Kaftanski Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.......................................................................................1 2. Beschreibung der Einrichtung.......................................................2 3. Tagesberichte................................................................................3 Dienstag, 13.01.2015......................................................................3 Mittwoch, 21.01.2015......................................................................3 Donnerstag, 22.01.2015.................................................................4 4. Interview mit Frau Sp.....................................................................5 5. Peddigrohrflechten als therapeutische Behandlung.....................7 6. Abschlussbetrachtung...................................................................9 7. Quellen.........................................................................................11 8. Anhang.........................................................................................12 1. Einleitung Im Zeitraum vom 12.01.2015 bis zum 29.01.2015 habe ich mein Betriebspraktikum in der Praxis für Ergotherapie Marga Müller in Schöneiche absolviert. Der Begriff Ergotherapie war für mich vor dem Praktikum noch unbekannt, daher habe ich mich mit dem wichtigsten Grundsatz der Ergotherapie schon vorab beschäftigt. Das Wort Ergotherapie stammt aus dem Griechischen (érgon= Arbeit, Werk; therapeúein= dienen, heilen, pflegen 1) und bedeutet so viel wie Gesundung durch Handeln und Arbeit. Das Ziel der Ergotherapie ist es, dass Menschen, die in ihren alltäglichen Fähigkeiten eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind, die größtmögliche Selbstständigkeit in allen Bereichen des Lebens erlangen oder wiedererlangen. Aufgrund dieser Informationen wurde mein Interesse geweckt und ich wollte mehr über diesen Arbeitsbereich erfahren. Schon vor dem Praktikum hörte ich, dass die Praxis von Frau Marga Müller sehr gute Arbeit leisten soll und dort ein sehr engagiertes Team tätig sei. Somit habe ich mich dort beworben und wurde sehr herzlich empfangen. Mit den verschiedenen Eindrücken im Praktikum erhoffte ich mir, ein Bild dieser Berufsrichtung und der allgemeinen Berufswelt zu erhalten. Eines meiner Ziele war es, einige ergotherapeutische Behandlungsmethoden kennenzulernen und herauszufinden, welche Rolle der Therapeut in der Behandlung spielt. Was ist das Schwierige an dieser Arbeit? Besonders auf die Arbeit mit den Patienten 2 habe ich mich sehr gefreut. Natürlich hatte ich auch die Befürchtung, dass ich nicht helfen kann und mich langweile, da ich keine Ausbildung in diesem Beruf habe oder dass ich mit manchen Aufgaben überfordert sein könnte. Wird es mir gelingen, in dieser kurzen Zeit, Zugang zu den Patienten zu erlangen? Doch während eines Gespräches mit der Betriebsleitung und einer Mitarbeiterin hatte 1 Das große Fremdwörterbuch 1994; S.419 und S.1361 2 Die Verwendung dieses Begriffes meint Patientinnen und Patienten und gilt für die gesamte Arbeit. 1 ich den Eindruck, dass Fragen immer willkommen sind und ich eine sehr schöne Zeit mit vielen spannenden Fragen und Antworten haben würde, was ich im Nachhinein nur bestätigen kann. 2. Beschreibung der Einrichtung Die Praxis für Ergotherapie Marga Müller befindet sich in Schöneiche und wurde im Jahr 2000 von Frau Marga Müller gegründet. Zurzeit sind dort sechs Ergotherapeutinnen und eine Rezeptionsfachkraft tätig. Zur Praxis gehört außerdem ein Therapiebegleithund3, welcher speziell für die Arbeit mit Patienten ausgebildet ist. Ergotherapie im Allgemeinen ist ein Dienstleistungsbetrieb für das Gesundheitswesen und existiert schon sehr lange, jedoch mit stetig wachsender Nachfrage. Im Unterschied zu anderen therapeutischen Behandlungen, wie zum Beispiel Physiotherapie, ist Ergotherapie rezeptpflichtig und muss daher vom Arzt verschrieben werden. Die fünf großen Fachbereiche, welche die Ergotherapie behandelt, sind Orthopädie, Pädiatrie, Psychiatrie, Neurologie und Geriatrie. Häufig überschneiden sich diese Gebiete4, da in der Ergotherapie die körperlichen und geistigen Fähigkeiten aufeinander abgestimmt und miteinander vereint werden. Je nach Krankheitsbild und Person wird in Gruppen- oder Einzeltherapien und auch Hausbesuchen gearbeitet. Die Behandlungen finden entweder im Bewegungsraum, der Werkstatt, dem Neuroraum, dem Wahrnehmungsraum oder der Therapieküche statt 5. In den Räumen stehen vielerlei Hilfsmittel zur Verfügung, wie zum Beispiel Ton, Papier, Peddigrohr und Mosaiksteine in der Werkstatt oder verschiedene Bälle, Schaukeln und Schläger im Bewegungsraum. Der Neuroraum ist speziell für die neurologischen und orthopädischen Therapien vorgesehen, da dort ein Paraffinbad steht, die Knete für die Handgymnastik bereitliegt und es eine Liege zum Entspannen gibt. In der Therapieküche wird mit manchen Patienten gekocht oder gebacken, aber häufig wird sie auch als einfacher Raum mit 3 Vgl. Abb. 1 4 Vgl. Abb. 2;www.ergotherapie-schoeneiche.de 5 Vgl. Abb. 3-6 2 Sitzgelegenheit zur allgemeinen Kommunikation genutzt. Wie die gesamte Praxis, ist auch der Wahrnehmungsraum zurückhaltend möbliert und schafft dadurch eine ruhige Atmosphäre, in der man sich gut konzentrieren kann. 3. Tagesberichte Dienstag, 13.01.2015 Zu Beginn meines Arbeitstages um 10:00 Uhr erledigte ich die Einkäufe für eine Kochtherapie. Als ich wieder zurückkam, konnten wir zusammen mit dem Patienten sogleich zu kochen beginnen. Dieser Mann kocht einmal wöchentlich Mittagessen in der Praxis, um an seiner Motivation und Tagesstruktur zu arbeiten und dieses im Alltag zu Hause alleine umsetzen zu können. Da am Dienstag auch immer die Dienstbesprechung der Mitarbeiter stattfindet, kocht er immer eine etwas größere Portion. In dieser Woche gab es einen Lachs-SpinatAuflauf mit Nudeln. Während das Essen im Backofen war, habe ich die Blumen gegossen, einige Akten wegsortiert und den Tisch gedeckt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen war ich mit dem Therapiebegleithund Finja spazieren, da ich bei der Dienstbesprechung nicht dabei sein musste. Um 14:00 Uhr kamen zwei Mädchen, welche in den vergangenen Wochen begonnen hatten, einen Korb zu flechten. Dieses Verfahren nennt sich Peddigrohrflechten. Das eine Mädchen hatte die Löcher in ihren Korbboden aus Holz gebohrt und die andere war schon damit beschäftigt ihren Korb zu flechten. Bevor die Arbeit begann, bestand die Aufgabe der Kinder darin, das Vorgehen eigenständig zu planen und vorzubereiten, während die Therapeutin Hinweise und Impulse gab. Um 15:00 Uhr endeten die Therapiestunde und auch mein Arbeitstag. Mittwoch, 21.01.2015 Der Mittwoch begann für mich um 10:00 Uhr in der Hans- Bürgel- Grundschule, wo ich den Sportunterricht einer ersten Klasse mit Ergotherapeutin Frau S. begleitete. Wir machten ein Laufspiel als Aufwärmung und noch weitere Spiele, von denen viele das Konzentrations- und Reaktionsvermögen fördern sollten. Nach meiner Mittagspause „Winterlandschaft“6 für eine habe Therapie ich im vorbereitet, Bewegungsraum die ein Junge eine mit 6 Vgl. Abb. 7 3 Sprachbehinderung für verschiedene Übungen nutzte, wie zum Beispiel Balancieren auf einer Bank, dabei die „Schneebälle“ aufsammeln und dann werfen, „Skisprung“ vom Trampolin, Rodeln und über einen „Gletscher“ aus Schaumstoff wandern. Dieser Parcours hat Koordinations- und Gleichgewichtsübungen mit viel Spaß verbunden. Auch für die Therapie der nachfolgenden Zwillinge konnte alles aufgebaut bleiben und mit Hilfe der Kinder wieder aufgeräumt werden. Kurz vor 15:00 Uhr habe ich mit Therapiehund Finja wieder einen Spaziergang gemacht und fuhr anschließend nach Hause. Donnerstag, 22.01.2015 Als ich um zehn Uhr in der Praxis eintraf, bekam ich sogleich den Auftrag von Frau M., ein Rezept zu einer nahegelegenen Kinderärztin zu bringen. Anschließend habe ich einige handschriftliche Aufgaben im Kassenbuch erledigt. Während einer so genannten Handtherapie habe ich der Therapeutin Frau R. zugeschaut, wie sie einer Patientin mit einer „heißen Rolle“ am Unterarm und an der Hand vorsichtig entlang gestrichen hat. Eine „heiße Rolle“ ist ein eingerolltes Handtuch, welches mit heißem Wasser übergossen wurde. Auf meine Frage nach der Bedeutung, sagte Frau R. mir, dass diese Methode die Durchblutung anrege. Die Patientin hatte transplantierte Haut an den Fingerkuppen und durch die Wärme und die punktuellen Massagen sollten die Nervenenden der transplantierten Haut schneller und besser wieder mit der vorhandenen Haut zusammenwachsen. Von 12:30 Uhr bis 13:00 Uhr habe ich mit Frau Sch. Mittag gegessen. In der Praxis ist eine gemeinsame Pause üblich, um das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Teams zu fördern. Als ich in die Werkstatt kam, hatte die Therapie mit Frau Sp. und einem Jungen schon angefangen. Als neues Projekt hatte er sich ausgesucht ein Teelichtglas mit Mosaik zu bekleben7. Diese Arbeit ist eine gute Möglichkeit die Konzentration und die Feinmotorik zu fördern, da die Mosaiksteine sehr klein sind und bei nachlassender Konzentration leicht verrutschen können. Die letzte Patientin an diesem Tag war ein Mädchen, welches momentan mit Holzarbeit beschäftigt war. In den vorherigen Therapiestunden hatte sie verschiedene Einzelteile mit einer Laubsäge ausgesägt und heute war die Aufgabe, die Teile zu bemalen 8. 7 Vgl. Abb. 8 8 Vgl. Abb. 9 4 Nachdem wir gemeinsam aufgeräumt hatten, war es 15:00 Uhr und mein Tag somit zu Ende. 4. Interview mit Frau Sp. Wie nennt sich dein Beruf? Ich bin Ergotherapeutin. Welche Aufgaben hat man als Ergotherapeutin? In einer ergotherapeutischen Behandlung soll dem Patienten geholfen werden, selbstständig im Alltag zurechtzukommen. Ich rede mit dem Patienten darüber, welche Probleme es gibt und wie man diese mit Hilfe der Therapie lösen kann. Seit wann arbeitest du in dieser Praxis? Meine Ausbildung dauerte drei Jahre und seit 2009 arbeite ich in dieser Praxis. Was lernt man in der Ausbildung? Da Ergotherapie Fachbereichen ist, eine wird Zusammensetzung in der Ausbildung von vielen jedes verschiedenen Themengebiet nur angeschnitten und kann nicht vertieft werden. Das heißt, dass man sich vieles selbst erarbeiten und vertiefen muss. Die Fachbereiche, die man in der Ausbildung kennenlernt, sind Anatomie, Handwerk, Pädagogik, Psychologie, Pädiatrie, Neurologie, Geriatrie, Orthopädie und Werkstatt. Im Bereich Werkstatt lernen wir, mit den Materialien Holz, Metall, Ton, Papier, Seide und Leder zu arbeiten und sie in der Behandlung anzuwenden. Welche Eigenschaften sollte man haben, um in diesem Beruf zu arbeiten? Das Wichtigste ist der Spaß am Umgang mit Menschen. Oft braucht man Geduld und teilweise auch Einfühlungsvermögen. Was ist das Schwierige an diesem Beruf? 5 Es gibt kein bestimmtes Schema, nach dem man jedes Mal behandeln kann. Man muss sich immer wieder auf etwas Neues einstellen, weil jeder Patient anders ist und andere Behandlungsmethoden bevorzugt. Welche Motivation hast du? Die Arbeit macht mir einfach Spaß und ich sehe, dass ich etwas verändern kann. Manche Kinder haben zu Hause oder in der Schule Probleme und sind froh, ein wenig Zuwendung zu bekommen, Spaß zu haben oder einfach mal zu entspannen. Wie empfindest du dein Arbeitsumfeld? Der größte Teil der Patienten ist sehr nett und es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Manchmal gibt es natürlich auch schwierige Patienten, doch das sind nur sehr wenige und man kann gut darüber hinwegsehen. Gerne habe ich meine Mitarbeiter und auch über die Ausstattung und Räumlichkeiten der Praxis kann ich nicht klagen. Was würdest du gerne an deiner Arbeit verändern? Und was schätzt du an deiner Arbeit? Etwas, was ich sehr mag ist, dass wir sowohl Kinder als auch Erwachsene und Senioren behandeln. Somit sind auch unsere Arbeitsweisen sehr vielfältig. Natürlich hat das auch Nachteile, aber so kann es nicht passieren, dass der Arbeitsalltag eintönig und langweilig wird. Manchmal habe ich zu wenig Zeit, um jeden zu verabschieden, da zwischen den Therapiestunden keine Pause ist, aber dafür ist unsere Praxis mit allem ausgestattet, was man braucht, um viele verschiedene Dinge in der Werkstatt herzustellen oder um Bewegungsspiele zu spielen. Fazit: Mit diesem Gespräch hat sich meine Information, dass sich Ergotherapie aus vielen verschiedenen Bereichen zusammensetzt, bestätigt. Da ich mich für Psychiatrie interessiere, sehr gerne handwerkliche Arbeiten mache, sowie häufig mit Menschen zusammen arbeite, bin ich zunehmend an diesem Beruf interessiert. Nach dem Interview war ich erstaunt, wie viele Aussagen von Frau Sp. mit meinen Wahrnehmungen übereinstimmen. Auch sie sieht es als eine 6 Bereicherung, dass die Alterspanne der Patienten sehr groß ist, da dies zu einem abwechslungsreichen Arbeitsalltag beiträgt. Natürlich kann dies auch ein Nachteil sein, da man sich immer wieder auf Neues einstellen muss, aber es ist auch eine Herausforderung, durch die man sich immer weiterentwickeln kann. 5. Peddigrohrflechten als therapeutische Behandlung Peddigrohrflechten9 ist eine Art des Korbflechtens, jedoch nicht mit Weide, sondern mit dem Mark einer Kletterpalmenart (calmus rotang). Da es sowohl die geistigen als auch die motorischen Fähigkeiten fördert, gewinnt es besonders in Schule und Therapie an Bedeutung. 1. Peddigrohr Allgemein gilt, dass das Peddigrohr vor dem Flechten im Wasserbehälter eingeweicht werden muss, damit es biegsam ist und nicht bricht. Um das Geflecht auch später feucht zu halten, sollte immer der Pflanzensprüher bereitstehen. 2. Werkzeug Man benötigt einen Seitenschneider, einen Wasserbehälter mit großem Durchmesser, einen Pflanzensprüher, eine Ahle, einen runden Holzboden beliebiger Größe, einen Handbohrer, einen Zirkel und Peddigrohr. 3. Arbeitsplatz Der Arbeitsplatz sollte recht groß und aufgeräumt sein, da die Flechtfäden sehr lang sind und viel Platz beanspruchen. Da der Arbeitsplatz ständig feucht ist, sollte der Tisch zum Beispiel mit einem Wachstuch abgedeckt sein. 4. Boden 9 Gilt für gesamtes Kapitel 5 (Peddigrohrflechten als therapeutische Behandlung) www.ergotherapiekoslowski.de www.die-schule.de/melle/news/mehr-als-nur-fingerfertigkeit-arbeiten-mit-peddigrohr Eckert-Ulrich 2001; S. 3-32 7 In den Boden werden ringsherum mit dem Handbohrer Löcher hineingebohrt, wo anschließend die Staken als „Grundgerüst“ hineinkommen. Wenn man möchte, kann man den Boden zusätzlich kreativ gestalten 10. 5. Flechten Es gibt viele verschiedene Geflechtarten. Zum Beispiel Einergeflecht, dabei wird mit einem Faden geflochten, Zweiergeflecht, mit zwei Fäden, Dreiergeflecht und entgegengesetztes Dreiergeflecht (Kimme). 6. Rand Beim Peddigrohrflechten sollte man sich schon im Voraus überlegen, welchen Rand man flechten möchte, da man unterschiedliche Längen der Stakenenden benötigt und bedenken muss. Ein so genannter überdeckter Randabschluss erfordert nur 15 cm, ein Zweierzuschlag, Dreierzuschlag und ein flacher Randabschluss 25 cm und ein Zopfrand sogar 30 cm. 7. Ergotherapeutischer Hintergrund Peddigrohrflechten ist mehr als nur ein Handwerk. Es fordert und fördert die Konzentration, Koordination und Motorik. Durch das Fädeln des Rohres vor und hinter den Staken sind räumliches Vorstellungsvermögen und Genauigkeit erforderlich. Der Vorteil ist, dass Korbflechten leicht zu lernen ist, man sich jedoch steigern und weiterentwickeln kann. Dieses Handwerk findet Anwendung in fast allen Fachbereichen der Ergotherapie. Es ist ein gestelltes Ziel, welches man über einen längeren Zeitraum verfolgt und für das man am Ende mit einem Erfolgserlebnis belohnt wird. Beispielsweise in der Psychiatrie ist dies sehr hilfreich und wichtig. In der Pädiatrie ist das Flechten eine gute Übung zur Mittellinienkreuzung. Die Mittellinie ist eine gedachte vertikale Linie durch den Körper. Manche Kinder haben Probleme, diese Linie zu überqueren. Dies ist dadurch zu erklären, dass ihre Gehirnhälften einige Bewegungsabläufe und Handlungen noch getrennt voneinander steuern, da der Informationsaustausch zwischen den Gehirnhälften zu gering ist. Es kommt zu ungeschickten Bewegungsabläufen, Schwierigkeiten beim Lesen oder anderen 10 Vgl. Abb. 10 8 Alltagshandlungen. Wenn man übt, diese gedachte Linie zu überqueren, arbeiten die Gehirnhälften besser zusammen und das Kind muss nicht über alle Handlungen nachdenken, da bestimmte Bewegungen automatisch ausgeführt werden. 6. Abschlussbetrachtung Trotz dieser vergleichsweise kurzen Praktikumszeit, habe ich sehr viele spannende Erkenntnisse, interessante Erfahrungen und schöne Erlebnisse gehabt. Nach diesem lehrreichen Praktikum kann ich mir gut vorstellen, in diesem Berufsfeld zu arbeiten, da Ergotherapie ein sehr spannender Beruf ist, in dem man nie alles gelernt, gesehen und ausprobiert haben kann und der garantiert nicht langweilig wird. Sehr bald konnte ich feststellen, dass weit mehr als die Arbeit in der Therapie zum Arbeitsalltag gehört, wie beispielsweise das Ausräumen der Spülmaschine, das Gießen der Blumen und das Anspitzen der Stifte. Die Herausforderung der Arbeit als Therapeut ist häufig nicht die Therapiearbeit selbst, sondern die Motivation der Patienten und immer ruhig und geduldig zu bleiben. Häufig tauschen sich die Therapeuten untereinander über die Behandlungsmethoden aus, um neue Ideen zu bekommen und dem Patienten damit eine größere Abwechslung und die bestmögliche Therapie anzubieten. Auch, dass die Therapiestunden nahtlos ineinander übergehen und dadurch nur wenige Pausenmöglichkeiten entstehen, führte bei mir, vor allem wenn viele Therapien aufeinanderfolgen, zu gelegentlicher Erschöpfung. Was mich jedoch an dieser Arbeit so beeindruckt, ist, dass man die Fortschritte und Veränderungen der Probleme der Patienten sehen kann. Gerade Kindern kann man sehr viel mit auf den Weg geben, allein dadurch, dass sie aus ihrem Schulalltag entfliehen können, um Abwechslung und Spaß zu haben, ohne dabei immer ein direktes Ziel zu verfolgen. Das bedeutet nicht, dass sie nur spielen, sondern lernen an ihren Problemen zu arbeiten und zu spüren, wie Alltagshandlungen Spaß machen können. Dies konnte auch ich, während meiner Arbeit an einem Peddigrohrkorb 11, wahrnehmen. Was nicht jeder versteht, ist, dass die ergotherapeutische Behandlung nicht alles und jedes Problem vollständig beseitigen kann, sondern dass man auch an sich selbst und seinem Umfeld arbeiten muss. 11 Vgl. Abb. 11 9 In den meisten Behandlungen ist der Therapeut ein Begleiter und Beobachter. Er gibt die Richtung vor und lässt den Patienten den Weg selbst entscheiden. Manchmal wird das Ziel vorgegeben, doch wie man dort hinkommt, entscheidet jeder selbst. Wenn man einen zu großen Umweg geht oder gar vom Weg abkommt, dann hilft der Therapeut. Das Aufgabenfeld der Therapeutin geht jedoch auch über die Therapiestunde hinaus. So finden vor allem bei den Kindern als Patienten Elterngespräche statt, um die Eltern in den Entwicklungsund Heilungsprozess mit einzubeziehen. Dabei werden Probleme und Stärken des Kindes erforscht, gefördert und gestärkt, um die teilweise hohen Erwartungen und den Leistungsdruck der Eltern an die Kinder zu verringern. Da der Behandlungsschwerpunkt der Ergotherapie das selbständige Alltagsleben ist, werde ich mein erlerntes Wissen jederzeit anwenden können. In all´ den Tagen hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, mich mit meinen Aufgaben, dem Arbeitsplatz oder den Mitarbeitern zurechtzufinden, was dazu beitrug, dass mir die Praktikumszeit sehr viel Spaß gemacht hat. Schon in den ersten Tagen durfte ich viele Aufgaben selbstständig erledigen. Nach einigen Einweisungen habe ich Bürotätigkeiten erledigt, bei Behandlungen mitgeholfen oder zugeschaut und mich bei einigen Haushaltsaufgaben nützlich gemacht. Meine Befürchtung, nur im Weg herumzustehen, hatte sich somit nicht bestätigt. Auch meine Sorge, in dieser kurzen Zeit keinen Zugang zu den Patienten zu finden, habe ich schnell verworfen. Und am letzten Tag fiel es mir nicht leicht, mich von den Patienten, den Mitarbeiterinnen und meinem Arbeitsplatz zu trennen. In den zahlreichen Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen und der Arbeit in den Therapien, habe ich einen guten Einblick in diesen Beruf bekommen, sehr viel Neues gelernt und gesehen. All´ diese Erfahrungen und Bilder werden mich vermutlich noch längerfristig beeinflussen. 10 7. Quellen - http://www.ergotherapie-schoeneiche.de/ (05.02.15, 14:43) - http://www.onmeda.de/ (05.02.15, 14:46) - http://www.die-schule.de/melle/news/mehr-als-fingerfertigkeit-therapeutischesarbeiten-mit-peddigrohr (04.02.15, 17:12) - http://www.ergotherapie-koslowski.de/ (04.02.15, 17:28) - Peddigrohr 2001 Jeanette Eckert-Ulrich; S. 3-32 11 8. Anhang Abbildung 2: Fachbereich Häufige Krankheitsbilder Behandlungsmethoden Orthopädie (Behandlung des Stützund Bewegungsapparats) Rheuma, Lähmungen Thermische Anwendung/ Paraffinbad, Handtherapie Pädiatrie (Kinderheilkunde) Verhaltensau ffälligkeiten, Störung der Grob- und Feinmotorik Verhaltenstherapie, Wahrnehmungstraining Neurologie (Behandlung von Nervensystemerkrankungen) Schlaganfall, Demenz Hirnleistungstraining, Spiegeltherapie Geriatrie (Altersheilkunde) Demenz, Alzheimer, körperliche Einschränkungen Hirnleistungstraining, grob- und feinmotorische Übungen Psychiatrie (Behandlung psychischer Erkrankung) Depression, Suchterkrankungen Wahrnehmungstherapie Abbildung 8: Teelichtglas mit Mosaik 12 Abbildung 9: Holzarbeit Abbildung 10: gestalteter Holzboden für Peddigrohrkorb 13 Abbildung 11: Mein Peddigrohrkorb 14