gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen

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gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen
gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums und des
Universitätsklinikums Heidelberg
Nr. 10
26. Februar 2016 (Koh)
Molekulare Merkmale bringen neue Hirntumorarten zum Vorschein
Ein internationales Team unter der Leitung von Wissenschaftlern aus dem Deutschen
Krebsforschungszentrum und dem Universitätsklinikum Heidelberg hat eine Gruppe
der so genannten primitiven Hirntumoren bei Kindern umfassend molekular analysiert.
Dabei stellte sich heraus, dass die Mehrheit der so diagnostizierten Fälle molekular
mit anderen Hirntumorarten übereinstimmt und entsprechend behandelt werden
muss. Ein weiterer Teil der Tumoren ließ sich anhand molekularer Merkmale in vier
neue Tumorarten unterteilen, die sich auch in ihren klinischen Eigenschaften
unterscheiden. Diese Klassifizierung kann in Zukunft helfen, Patienten sinnvoll zu
klinischen Studien zuzuordnen. Die Ergebnisse sind nun in der Zeitschrift „CELL“
veröffentlicht.
Viele Hirntumoren bei Kindern gehen aus extrem unreifen und undifferenzierten Zellen des
Zentralnervensystems hervor und werden deshalb auch als embryonale Tumoren
bezeichnet. Dazu zählen unter anderem die Medulloblastome, die immer im Kleinhirn
auftreten. Einen Großteil embryonaler Hirntumoren, die oberhalb des Kleinhirns lokalisiert
sind, fassen Mediziner unter der Bezeichnung „primitive neuroektodermale Tumoren des
Zentralnervensystems“ (ZNS-PNET) zusammen. Etwa 10 Kinder und 40 Erwachsene
erhalten in Deutschland jedes Jahr diese Diagnose. Diese Hirntumoren wachsen besonders
schnell und aggressiv und sind schlecht zu behandeln.
„Aus neueren Untersuchungen wissen wir, dass es sich bei den PNET um eine heterogene
Gruppe von Krebserkrankungen handelt. Doch die präzise Diagnose ist schwierig: Es gibt
keine molekularen Marker und bei der histologischen Beurteilung des Tumorgewebes unter
dem Mikroskop kommt es zu Überschneidungen mit vielen anderen Hirntumorarten“, erklärt
der Neuropathologe Andrey Korshunov vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)
und dem Universitätsklinikum Heidelberg.
Um diese gefährlichen Tumoren besser klassifizieren und damit den einzelnen Patienten
präziser und damit erfolgreicher behandeln zu können, startete ein internationales
Forscherteam unter der Federführung von Marcel Kool am DKFZ und David Ellison vom St.
Jude Children's Research Hospital (Memphis, USA) eine großangelegte Untersuchung.
Dabei unterzogen Forscher Gewebeproben von über 300 ZNS-PNET einer umfassenden
molekularen und histologischen Analyse.
Zunächst kartierten die Wissenschaftler die Verteilung der Methylmarkierungen am Erbgut
der Tumoren. Anhand dieser Methylierungsprofile konnten sie im Vergleich mit ReferenzTumoren bereits erkennen, dass rund zwei Drittel der vermeintlichen ZNS-PNET anderen
bekannten Tumorarten des Zentralnervensystems zuzuordnen waren. In vielen Fällen konnte
diese Beobachtung zusätzlich durch eine erneute histologische Beurteilung des
Tumorgewebes unterstützt werden.
„Das Ergebnis zeigt uns, wie wichtig die molekulare Analyse dieser primitiven Tumoren ist“,
erklärt Dominik Sturm, der Erstautor der Arbeit. Neben seiner molekulargenetischen
Forschung am DKFZ ist Sturm Kinderarzt am Universitätsklinikum Heidelberg. „Unsere neue
Klassifizierung bringt in vielen Fällen ganz andere Behandlungsoptionen zu Tage.“
Der Großteil der verbleibenden Tumoren ließ sich anhand der Methylierungsprofile in vier
neue, bislang unbekannte Tumorarten einteilen, die deutliche Unterschiede in Bezug auf
Patientenalter und -geschlecht sowie auf den klinischen Verlauf aufweisen. Weitere
Analysen wie Genaktivitäts-Profile, Bestimmung der Kopienzahl der einzelnen
Chromosomen und DNA-Sequenzierung, brachten für jede der vier neuen Tumorarten
zusätzlich zu ihrem spezifischen Methylierungsprofil eine charakteristische genetische
Veränderung zu Tage. Aufgrund des histologischen Erscheinungsbildes hingegen waren
diese Gruppen nur schwer voneinander abzugrenzen.
„Auf der Basis der molekularen Tumorprofile können wir bei zukünftigen klinischen Studien
die betroffenen Patienten sinnvoll zuordnen“, erklärt Dominik Sturm. „Die Tumoren der vier
neu beschriebenen Gruppen unterscheiden sich so deutlich von allen bislang bekannten
Hirntumoren, dass wir hier von neuen Tumorarten sprechen können. Wir gehen davon aus,
dass sie sich auch in ihrem Ansprechen auf Chemotherapeutika und zielgerichtete
Medikamente unterscheiden.“ Erste Hinweise auf mögliche Angriffspunkte der einzelnen
Tumorgruppen hat die molekulare Analyse bereits erbracht.
Die Arbeit macht auch deutlich, welche Bedeutung internationalen Kooperationen in der
Erforschung seltener Krebserkrankungen zukommt. Ohne den Zusammenschluss zweier der
weltweit größten kinderonkologischen Forschungszentren, dem DKFZ - in Kooperation mit
dem Universitätsklinikum - und dem St. Jude Children's Research Hospital, wäre diese
umfassende Studie nicht möglich gewesen.
Die Arbeit wurde unter anderem von der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen
Kinderkrebsstiftung und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.
Dominik Sturm, Brent A. Orr, Umut H. Toprak, Volker Hovestadt, David T. W. Jones, David Capper,
Martin Sill, Ivo Buchhalter, Paul A. Northcott, Irina Leis, Marina Ryzhova, Christian Koelsche, Elke
Pfaff, Sariah J. Allen, Gnanaprakash Balasubramanian, Barbara C. Worst, Kristian W. Pajtler,
Sebastian Brabetz, Pascal D. Johann, Felix Sahm, Jüri Reimand, Alan Mackay, Diana M. Carvalho,
Marc Remke, Joanna J. Phillips, Arie Perry, Cynthia Cowdrey, Rachid Drissi, Maryam Fouladi, Felice
Giangaspero, Maria Łastowska, Wiesława Grajkowska, Wolfram Scheurlen, Torsten Pietsch, Christian
Hagel, Johannes Gojo, Daniela Lötsch, Walter Berger, Irene Slavc, Christine Haberler, Anne Jouvet,
Stefan Holm, Silvia Hofer, Marco Prinz, Catherine Keohane, Iris Fried, Christian Mawrin, David
Scheie, Bret C. Mobley, Matthew J. Schniederjan, Mariarita Santi, Anna M. Buccoliero, Sonika Dahiya,
Christof M. Kramm, André O. von Bueren, Katja von Hoff, Stefan Rutkowski, Christel Herold-Mende,
Michael C. Frühwald, Till Milde, Martin Hasselblatt, Pieter Wesseling, Jochen Rößler, Ulrich Schüller,
Martin Ebinger, Jens Schittenhelm, Stephan Frank, Rainer Grobholz, Istvan Vajtai, Volkmar Hans,
Reinhard Schneppenheim, Karel Zitterbart, V. Peter Collins, Eleonora Aronica, Pascale Varlet,
Stephanie Puget, Christelle Dufour, Jacques Grill, Dominique Figarella-Branger, Marietta Wolter,
Martin U. Schuhmann, Tarek Shalaby, Michael Grotzer, Timothy van Meter, Camelia-Maria Monoranu,
Jörg Felsberg, Guido Reifenberger, Matija Snuderl, Lynn Ann Forrester, Jan Koster, Rogier Versteeg,
Richard Volckmann, Peter van Sluis, Stephan Wolf, Tom Mikkelsen, Amar Gajjar, Kenneth Aldape,
Andrew S. Moore, Michael D. Taylor, Chris Jones, Nada Jabado Matthias A. Karajannis, Roland Eils,
Matthias Schlesner, Peter Lichter, Andreas von Deimling, Stefan M. Pfister, David W. Ellison, Andrey
Korshunov, and Marcel Kool:
New Brain Tumor Entities Emerge from Molecular Classification of CNS-PNETs, CELL 2016, DOI:
10.1016/j.cell.2016.01.015
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die
größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen
Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen
Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über
die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale
Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der
Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung
(DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren
an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der
hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von
Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft
deutscher Forschungszentren.
Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42-2854
F: +49 6221 42-2968
E-Mail: [email protected]
Dr. Sibylle Kohlstädt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
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F: +49 6221 42 2968
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www.dkfz.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die
Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen
Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien
sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen
mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal
Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der
medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in
Heidelberg.
www.klinikum.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Doris Rübsam-Brodkorb
Pressesprecherin des Universitätsklinikums Heidelberg und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Leiterin Unternehmenskommunikation
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