Tränen des Glücks nach einem Aufstieg

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Tränen des Glücks nach einem Aufstieg
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Tränen des Glücks nach einem Aufstieg
„Schneetiger“ Peter Kohbach aus Radeberg kletterte auf seiner Tour „Mach Liebe keinen Krieg“ am heißen OmanWüstenfelsen. Bisher gelangen ihm 9 500 Aufstiege.
15.01.2004 Von Klaus Wilk
Peter Kohbach aus Radeberg kletterte kürzlich in Seilschaft mit drei
Berg-Eleven zwischen sieben und elf Jahren auf den Daxenstein im
Bielatal. Damit meisterte der profilierte Bergsteiger, der sich seit
Jahren auch sehr um den Kletter-Nachwuchs bemüht, seinen 9 500.
Aufstieg innerhalb von rund vier Jahrzehnten. Insgesamt 1 800
verschiedene Gipfel stehen ebenfalls in seinem Bergfahrtenbuch, das
der ehemalige Spitzendreher eines früheren Radeberger ElektronikBetriebes akribisch seit 1961 führt.
Alles begann in der Sächsischen Schweiz
„Mein erster Gipfel war der Mönch im Rathener Gebiet, und mit
Kumpeln ging ich bald regelmäßig in die Berge“, erinnert sich der
heute 58-Jährige. 1983 hatte er mit dem Bergweg an der Morschen
Zinne in den Affensteinen alle zu jener Zeit im Kletterführer
„Schneetiger“ Peter Kohbach aus Radeberg beim Klettern an eis- und
schneebedeckten Bergen. Der Bergsteiger gehörte einst zur DDRNationalmannschaft. Foto: privat
angegebenen 1 060 (heute 1 099) Gipfel der Sächsischen Schweiz
bestiegen. Aber auch in Hochgebirgen war er unterwegs. So stand
Peter Kohbach innerhalb eines Jahrzehnts bis 1975 auf dem höchsten
Punkt von 16 Bergen im Kaukasus, wo ihn Bergfahrten ebenso hinführten, wie ins Rila-Gebirge, den Pirin, die Hohe Tatra, den
Altai und weitere Gebirgszüge.
Mehrfach wurde der Bergsteiger in DDR-Auswahlmannschaften berufen, die zu Alpinaden auf das „Dach der Welt“ (den Pamir)
starteten. Dort erreichte er im Olympiajahr 1980 auf dem 7 495 Meter hohen Pik Kommunismus, dem vor genau 70 Jahren
erstbestiegenen heutigen Ismail-Samadi-Gipfel, seinen persönlichen Höhenrekord. „Der Handschlag zum Berg frei!, eine kräftige
Umarmung und Tränen des Glücks und der Anstrengungen waren Ausdruck der Freude über diesen hart erkämpften Sieg“,
schildert der „Schneetiger“ die Augenblicke der gelungenen Bergtour.
Diesen Titel ehrenhalber erhielten all jene Alpinisten, die mit den weiteren Gipfeln des Pik Lenin (7 134 m) und Pik Korshenewjskaja
(7 105 m) alle damals möglichen höchsten Pamirriesen erfolgreich bestiegen hatten. Die sowjetischen Alpinisten wurden
„Schneeleoparden“ getitelt, wenn sie die vier höchsten – einschließlich des später gesperrten Grenzberges Pik Popeda (7 439 m)
zu China – schafften.
Zu seinem 55. Geburtstag erfüllte sich der Radeberger, dessen 29-jähriger Sohn Tino ebenfalls ein auffallender Kletterer ist, mit
dem schwierigen Gipfelaufstieg (Grad IV) über die Fehrmann-Verschneidung an der Guglia di Brenta (Campanile Basso) in den
Dolomiten einen lang gehegten Wunsch. Als ebenfalls gelungen bezeichnete Peter Kohbach, der sich bei HochgebirgsExpeditionen auch oft als Mannschafts-Koch verdingte, die Winter-Durchsteigung der Nordwand des Matterhorns (4 478 m), dem
„steilsten Zahn Europas“, wie ihn der Alpinist nennt.
Klettern in
unbekanntem Gebiet
Etwas Besonderes war im Februar 2003 eine Bergfahrt mit vier weiteren Kameraden in den etwa 300 Kilometer langen Al HajerGebirgszug im Nordosten des Oman auf der arabischen Halbinsel. In dem noch unbekannten und wenig erschlossenen heißen
Wüstenkalksteinfelsen schafften sie am Shebel Misht (2 025 m) die Neuroute „Make love not war“ (Mach Liebe keinen Krieg) über
1 000 Meter Wandhöhe, wozu die Handvoll Bergsteiger insgesamt ein Dutzend Klettertage verteilt auf drei Wochen benötigte.
Nach den Worten von Peter Kohbach sei für Freunde langer alpiner Anstiege bei stabilem und warmen Wetter das Gebirge am
nördlichen Wendekreis der Sonne wohl ein Kletter-Paradies der Zukunft. Die Erschließerroute im Oman gehört mit zu den rund 40
Erstbesteigungen und -begehungen des Bergsteigers.
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/traenen-des-gluecks-nach-einem-aufstieg-670280.html