Abnehmen mit Hoodia? - Guten Pillen, schlechte Pillen

Transcription

Abnehmen mit Hoodia? - Guten Pillen, schlechte Pillen
Gute Pillen – Schlechte Pillen
Abnehmen mit Hoodia?
Mehr verkauft als geerntet
Es bedarf nur einer netten Geschichte, die sich um eine exotische Pflanze
rankt, und schon hat man ein neues Wundermittel, das sich prima vermarkten lässt. Diesem Schema folgen auch die Anbieter der fleischigen
Pflanze Hoodia: Südafrikanische Buschmänner (San) sollen bei der Jagd
dank ihrer appetithemmenden Wirkung auf Nahrung verzichten können.
Erfolge“ der angeblichen Wunderdroge nachgesagt. Solche als Kaufhilfe formulierten Empfehlungen
sind schlichtweg überflüssig, da für
P57 kein Nutzen als Abnehmmittel
durch wissenschaftliche Studien belegt ist. Der Pharmakonzern Pfizer,
der 2001 die Lizenzrechte für die
weltweite Vermarktung von P57 als
Manche Anbieter von HoodiaExtrakten nutzen diese Verbrauchertäuschung inzwischen für ihre
Werbung. Sie verweisen auf die gepanschten Präparate der Konkurrenz
und bieten im Internet Qualitätsbescheinigungen für die eigenen Hoodia-Präparate an. Solche Zertifikate
sind allerdings den Strom nicht wert,
den der Bildschirm frisst. Weder sind
private Institute autorisiert, die „Verkehrsfähigkeit“ der Produkte zu bescheinigen, noch können vom Hersteller veröffentlichte „Zertifikate“
die Qualität belegen. Zum Teil ist
ihnen noch nicht einmal zu entnehmen, welches Institut das Formular
Wer die „Zehn Indizien für Quacksalberei“ in GPSP 6/06 (Seite 6) nachliest,
dürfte hier gleich mehrere zweifelhafte
Versprechungen wiedererkennen. Sie
finden die Zehn Indizien für Quacksalberei auch auf unserer Website
www.gutepillen-schlechtepillen.de
14
Foto: Winfried Bruenken, creative commons
Das Produkt hat gleich mehrere „Haken“. Der Hoodia-Extrakt soll – wie
häufig behauptet – aus Wildwuchs
stammen. Dabei übersteigt inzwischen die verkaufte Ware bei Weitem
die Erntemenge. Der Bestand der
Pflanze gilt als gefährdet. Die Firmen scheinen das Problem zum Teil
recht eigenwillig zu lösen: Bei der
Überprüfung einiger Produkte ließ
sich überhaupt kein Hoodia nachweisen.1
ausgefüllt hat. Aussagekräftig wären
beispielsweise Zertifikate unabhängiger Institute, die im Handel gekaufte Ware überprüfen.
Übrigens finden sich im Internet bisweilen „Regeln“, auf was beim Hoodia-Kauf zu achten sei. Demnach
soll man nicht nur Reinheits- und
Echtheitszertifikate abfragen, die
belegen, dass die Pflanzenbestandteile in der südafrikanischen Kalahari-Wüste geerntet wurden. Man
soll auch nur Produkte kaufen, in
denen ausschließlich das Fruchtfleisch verwendet wird. Denn nur
darin sei das Molekül P57 enthalten.
P57 werden die „außergewöhnlichen
Appetithemmer erworben hatte, gab
die Entwicklung bereits nach wenigen Jahren wieder auf, ohne dass er
seine Gründe hierfür öffentlich gemacht hat.
Wir raten vom Kauf der für 20-40
Euro angebotenen Hoodia-Präparate ab: Die Wirksamkeit von Hoodia ist nicht wissenschaftlich gesichert. Manche „Hoodia“-Produkte
enthalten nicht einmal Hoodia.
Der unkontrollierte Kahlschlag der
Sukkulenten bedroht zudem die
natürlichen Bestände.
1 Hoodia: The Latest in a String of Diet Pill Scams.
Worst Pills, Best Pills News, Oktober 2007: 74-5
www.gutepillen-schlechtepillen.de