Die Rückkehr des Königs - Annotated Scores - Herr-der-Ringe
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Die Rückkehr des Königs - Annotated Scores - Herr-der-Ringe
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ 1|„Roots And Beginnings“ – Wurzeln und Anfänge Oboe und Streicher eröffnen einen plätschernden Walzer, der schnell eine bekannte Melodie ertönen lässt. Wie schon zwei Mal zuvor unterlegt das ‚Geschichte des Rings‘-Thema den eingeblendeten Titel und eröffnet so den dritten und letzten Teil von „Der Herr der Ringe“. Dies ist jedoch nicht das ungezähmte Mittelerde der Gegenwart. Dies ist Mittelerde vor einigen Jahrhunderten, zu einer Zeit, da niemand die Bürde des Einen Ringes seit über zweitausend Jahren gespürt hat. Shores Musik ist heiter, gar verspielt. Aufgeweckte Holzbläser tanzen um zwei Hobbits, die auf dem Schwertelfluss angeln. Es ist Hobbitmusik, jedoch von einer anderen Art. Der trällernde Walzer löst sich in Wechselschrittphrasen auf, die für Hobbitmusik eher charakteristisch sind. Eine putzmuntere Einstellung der ‚Hobbitmätzchen‘-Phrase (die bereits in „Die zwei Türme“ eingeführt wurde) erbaut sich spielerisch, bis sie unter einem zwitschernden Triller einen der Hobbits ins Wasser befördert. Die Musik verdüstert sich zum ersten Mal und wird nun von einem für die Hobbitmusik charakteristischen Instrument begleitet: Der Sologeige. Der Melodie fehlt es jedoch an Munterkeit und Antrieb. Wieder ertönt das ‚Geschichte des Rings‘-Thema – der Ring hat eine Hand geködert. Déagol greift in den Schlamm und kraxelt mit dem Ring in der Hand an das Flussufer, um seinen Fund zu begutachten … und um sich von ihm begutachten zu lassen. ‚Die Verlockung durch den Ring‘ ertönt im Knabenchor, als Déagol seine Faust öffnet und dieses machtvolle Schmuckstück enthüllt. Dicht hinter ihm erspäht Sméagol, Déagols Angelgefährte, den glitzernden Ring. Déagol ist davon fasziniert, Sméagol indes verhext. Das alles durchdringende Verlockungsthema dauert an, als sich Sméagol auf Haaresbreite Déagol nähert und fordert: „Gib‘ uns das, Déagol, mein Lieber!“ Sméagol taumelt zum Ring und setzt damit eine rhythmische Bewegung in den Streichern und in den tiefen Doppelrohrblättern in Kraft. Als Déagol sich abwendet, beginnen tiefe Blechbläserakkorde an dem Gefüge zu nagen. Unerklärlicherweise schieben die Hobbits ihre Freundschaft beiseite und ringen hartnäckig um den Ring. Sméagols Attacke wird erbarmungslos von einem abschreckenden musischen Stilmittel begleitet - eine Kreuzung zwischen den Themen der ‚Bosheit des Ringes‘ und der ‚Verlockung durch den Ring‘. In seiner Partitur zu „Die Rückkehr des Königs“ tendiert Howard Shore immer mehr zu diesem Stilmittel. In „Die Gefährten“ und „Die zwei Türme“ werden, gesehen durch die Augen der Hobbits, die stetig wachsenden Ausmaße Mittelerdes und die grenzenlose Gefahr durch den Einen Ring dargestellt. Hier jedoch, während die Geschichte sich ihrem Ende nähert, liegt dieser Schwerpunkt, die Bedeutung des Geschichtenerzählens, deutlich auf der misslichen Lage, die durch den Einen Ring verursacht wird. Shore beginnt nun, sein breitgefächertes thematisches Material miteinander zu verknüpfen, um sie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. In den tiefen des Orchesters bildet sich hinter Sméagols und Déagols verbundenen Verführungs- und Bosheitsthemen eine neue, krächzende und kriechende Linie: Die Phrase der ‚Absteigende Terz‘ ist lediglich eine von vielen zusätzlichen Linien, die mit Mordor in Verbindung stehen. Hier jedoch, so weit weg von ihrem Ursprung und in Verbindung gebracht mit zwei 1 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ einfach gestrickten Charakteren, die eben noch auf einen blauen Bach fischen waren, ist sie auf grausame Weise erschütternd. Die kantige Musik Mordors passt allerdings in diese Situation. Unter dem großen Einfluss des Ringes tötet Sméagol Déagol. Verhärmte Einstellungen des ‚Geschichte des Ringes‘-Themas kennzeichnen eine neue Hand, die nun den Ring trägt. Eine hauchdünne Oboenlinie fällt ab und sickert durch das Orchester, als Sméagol in das Nebelgebirge flüchtet und anfängt, sich zu verändern. Zeit vergeht, bis das ‚Geschichten‘-Thema wieder auftaucht und auf eine neue auf- und absteigende Linie trifft: Die frühesten Inkarnationen von ‚Mitleid mit Gollum‘. Ungenutztes Konzept Die Musik für den Kampf zwischen Sméagol und Déagol und für Sméagols Verwandlung wurden im Film nicht verwendet. Die Musik von Gollums Verwandlung ist die längste, nicht verwendete Komposition in „Die Rückkehr des Königs“. 2|„Journey To The Cross-Roads“ – Wanderung zur Wegscheide Zurück in der Gegenwart führt Gollum Sam und Ungenutztes Konzept Frodo auf ihrer Reise nach Mordor. Es ist eine ermattende Reise, doch Frodo ist rastlos, besesDie Übergangsmusik am Anfang diesen von dem Ring um seinen Hals. Als das Trio ser Komposition ist, ähnlich wie die an den äußeren Grenzen Osgiliaths Halt macht, vorangegangene Gollum-Musik, nicht begutachtet Frodo heimlich seinen Ring. Shores im Film zu hören, um Stille und SoundPartitur, die sich mit einer an Ring-Musik erineffekte die dramatische Bedeutung nernden, ansteigenden Linie im Waldhorn immer tragen zu lassen. noch an die heutige Zeit anpasst, zieht sich zurück und macht den Weg frei für eine kalte und ruhige Interpretation des ‚Geschichte des Ringes‘Themas. Gollums Schlurfen holt Frodo aus seinen Träumen zurück; die Partitur verwirft das ‚Geschichten‘-Thema und hinterlässt, was es selbst geformt hat: Die Musik der schon seit langem leidenden Hobbits. Die Rudimente dieser Komposition strotzen von Auenlandmusik. Jedoch sind es schäbig abgetragene und schmerzerfüllte Überbleibsel. Die Soloklarinette der nachdenklichen Fassung der Hobbits wandert durch dichte Mollharmonien, während sich sammelnde Streicher das ‚Hinweg‘-Thema anspielen, das ‚Abenteuer des Ringes‘-Thema aus „Die Gefährten“, als sich Sam und Frodo das erste Mal aus den Grenzen des Auenlandes herauswagten. 2 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ 3|„The Road To Isengard“ – Der Weg nach Isengard Die bezwungenen und deformierten Linien der Klarinette kehren erneut wieder. Sam erklärt Frodo, dass er ihr Essen rationiert hat, um für ihre Heimreise vorzusorgen. Frodo stockt und sinniert über die Wahrscheinlichkeit ihrer Rückreise. Aber der Hauptteil des vollständig ausgeformten ‚Hinweg‘-Themas erinnert uns daran, dass die Hobbits ihr Ziel noch nicht einmal erreicht haben. Mit diesem langsam ansteigenden Thema macht sich das Trio wieder auf den Weg. Andernorts streift eine weitere Truppe ebenso durch Mittelerde. Aragorn, Legolas und Gimli, begleitet von einer Garde aus Rohans edelsten Reitern, bahnen sich ihren Weg durch die Wälder, als die erste Darbietung des ‚Gefährten‘-Themas in dieser Partitur ertönt. Als die Kamera ausschwenkt und das „Die Rückkehr des Königs“-Logo erscheint, wechselt das Thema und ein Waldhorn stimmt die Eröffnung des ‚Das Reich von Gondor‘-Themas an, welches das zentrale Thema des dritten Films sein wird. Gondor muss jedoch noch warten, da sich die Partitur wieder einmal verändert und nun von den koboldartigen Tönen der Hobbits überrascht wird. Die Klarinette springt auf ihre höchste Gesangslage, wo sie von Pizzicatostreichern und Blechflöten gekreuzt wird. Es sind niemand geringeres als Merry und Pippin, die sich aus den Trümmern Isengards ein Festmahl zusammengesucht haben. Doch so verspielt die Musik auch ist, scheint sie dennoch etwas von größerer Tiefe anzudeuten. Merrys und Pippins drolligen Töne sind von etwas Strengerem durchzogen. Shore vermischt Bestandteile des ‚Auenland‘- und des ‚Gefährten‘-Themas und deutet somit an, dass diese beiden Hobbits dabei sind, sich in einer erheblich bedeutenderen Weise für die Geschicke Mittelerdes einzusetzen. 4| „The Foot Of Orthanc“ – Am Fusse des Orthanc Isengards Trümmer beherbergen mehr als nur ein hobbitwürdiges Festmahl. Zurückgezogen in der Turmspitze des Orthancs schleichen immer noch Saruman und Gríma Schlangenzunge herum. Saruman erscheint, um Théoden und den Gefährten mit höhnischen Bemerkungen zu begegnen. Das ‚Isengard‘-Thema, welches einstmals von einer erdrückenden militaristischen Wucht durchtränkt war, erscheint nun flüsterleise unter Streicherharmonien, aber dennoch in den tiefsten Registern der tiefen Holzbläser des Londoner Philharmonikerorchesters. Ein feiner Takt in den Streichern verleiht der Situation einen Hauch von Dringlichkeit. Saruman weiß von den Hobbits. Seine Heimat ist zerstört, seine Lakaien besiegt, aber bedingt durch seine Knechtschaft zu Sauron ist er immer noch stark. Eine stete Variation des ‚Bedrohung durch Mordor‘-Themas kündigt das böse Waffenarsenal im tiefsten Schlund des Orchesters an. Saruman offenbart der Gruppe seinen Palantír und grinst wie ein Wahnsinniger, als improvisierende Waldhörner die Textur verdichten. Als Saruman das Wort ergreift, greifen die Blechbläser, diesmal in robusterer Art und Weise, das ‚Isengard‘-Thema auf. Saruman weiß auch von Aragorns Recht auf Gondors Thron. Ihn als Waldläufer verspottend, lassen die Waldhörner das ‚Gondor‘-Thema beinahe bedeutungslos erscheinen, indem sie es in ihren tiefstmöglichen Registern verschlucken. 3 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ Saruman weiß ebenfalls um Rohans geschwächten Zustand und Théodens persönlichem Zweifel. Sogar nachdem der böse Zauberer seinen Stab an Gandalf verloren hat, will er ihren Untergang weissagen. Das Orchester nimmt seinen dunklen Takt wieder auf, als Théoden Gríma anruft, seinem Meister zu entsagen und vom Orthanc herunter zu kommen. Saruman beschimpft Schlangenzunge und schlägt ihn zu Boden. Aufgebracht holt er einen Dolch unter seinem Mantel hervor. Als er sich Saruman nähert, zuckt das Orchester krampfhaft unter einer kurzen Darbietung des ‚Bedrohung durch Mordor‘-Themas in seinem tiefst möglichen Tonumfang zusammen - als ob Mordor, Grímas nächste Tat vorhersehend, plötzlich alle Kraft, die es Saruman verlieh, zurückfordere. Schlangenzunge versenkt die Klinge in Sarumans Rücken. Ein letzter Atemzug entweicht seinem Körper. Mit einem klappernden Purzelbaum von improvisieIn der Entstehung renden Blechbläsern und Streichern fällt Saruman vom Orthanc und wird von einem mit Zacken Die Mitte dieser Komposition, gleich besetztem Rad am Fuße des Turmes aufgespießt: nachdem Saruman den Palantír präEin Opfer seines eigenen Metalls und seiner eigesentiert, ist im Film nicht zu hören. nen Räder. 5| „Return To Edoras“ – Rückkehr nach Edoras Mit einer sich vertiefenden Serie an Mollakkorden unter den unstimmigen, hohen Streichern, dreht sich Sarumans mit Zacken besetztes Rad, versenkt seinen Körper in den Fluten und offenbart dadurch den Palantír. Pippin, der die faule Kugel leuchtend im trüben Wasser erspäht, eilt zu ihr, um sie zu bergen. Gandalf nimmt das Ding jedoch schnell an sich, doch Pippin ist bereits davon gefesselt. Den Fokus auf Pippins weit geöffnete Augen gerichtet, verdichtet sich das Orchester zu einem besessenen und alles umhüllenden natürlichen D. Das Tongeschlecht wechselt zu a-Moll und die schnarrende Hardangerfiedel spielt zum ersten Mal in dieser Partitur eine Darbietung der ‚Rohan-Fanfare‘. Die Geschichte kehrt zurück nach Edoras, der Hauptstadt von Rohan. Die Rohirrim ehren den Heldenmut, der in Helms Klamm gezeigt wurde und gedenken ihrer gefallenen Waffenbrüder. Shore verarbeitet das ‚Rohan‘-Thema in einem Sechsteltakt und verleiht ihm dadurch einen beschwingten, heroischen Rhythmus von einer melodischen und freudlosen Qualität. 6| „The Chalice Passed“ – Der Kelch wird herumgereicht Éowyn bietet Aragorn einen Trunk an, mit dem sie ihn für den Dienst, den er ihrem Volk geleistet hat, ehrt, und deutet ihre eigenen Gefühle ihm gegenüber an. Während Aragorn schweigt, führt Shores Musik das sehnsuchtsvolle ‚Éowyn und Aragorn‘-Thema ein; die Melodie verschmilzt mit ihrer nicht erwiderten Liebe. Obwohl Éowyns Gesichtsausdruck andeutet, dass sie glaubt, Aragorn teile ihre romantischen Neigungen, vermittelt uns die Musik etwas anderes. In dem Moment, in dem Théoden eintritt, ändert sich das unvollendete ‚Éowyn und Aragorn‘-Thema durch die Einleitung des Englischhorns und einer geringfügig anderen Kon- 4 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ tur ganz leicht, und wird zu ‚Éowyn und Théoden‘. Was Théoden in ihrem Gesicht zu lesen glaubt, hält er für geteilte Liebe und gratuliert ihr. In anderen Ecken von Meduseld finden weitaus unbeschwertere Feierlichkeiten statt. Gimli und Legolas treten gegeneinander zu einem Trinkspiel an. Während Legolas zu einem gewissen Grad fasziniert ist, grenzt Gimlis Eifer an Besessenheit. Er ist bereit, den Wettstreit mit dem Elb aufzunehmen, von dem er sicher ist, ihn zu gewinnen. Die Musik kehrt ein letztes Mal in „Der Herr der Ringe“ zum Zwergenstil zurück. Als Gimli gierig sein Bier hinunterschluckt, macht Shores Musik aufgeregte Sprünge. Die Eröffnungsquinte der zwergischen Musik ist in etwas umgeändert, das ein bisschen an das ‚Abschlussstück‘ der Hobbitmusik erinnert: Das ‚Zwergische Abschlussstück‘. Ständige Variationen und ein trillerndes Englischhorn unterstreichen, dass der Zwerg auf wackligen Beinen steht. Es wird schnell klar, dass Gimlis Verfassung trotz seiner Trinkfreudigkeit nicht mit der eines Elben zu vergleichen ist. Mit einem letzten, atemberaubenden Trillern schlägt Gimli in unangenehm hoher Geschwindigkeit mit dem Kopf auf den Boden der Goldenen Halle auf . 7| „The Green Dragon“ – Der Grüne Drache Mit Billy Boyd und Dominic Monaghan „Der Grüne Drache“, verfasst in einer Zusammenarbeit von Fran Walsh, Philippa Boyens und den Mitgliedern von Plan 9, ist Merrys und Pippins Ode an ihren geliebten Pub in Wasserau. Obwohl es ein Augenblick reiner, überschäumender Freude ist, findet sich in dem Lied ein düsterer Moment. Abgelenkt macht Pippin in der Mitte des Liedes eine Pause, als ob er sich in seine Erinnerungen an den Palantír verloren hat. Dieses Lied kennzeichnet sich durch die Geigenbegleitung von Dermot Crehan, der all die herausragenden Geigenwerke in „Der Herr der Ringe“ spielte, aus. 8| „Gollum‘s Villainy“ – Gollums Schurkerei Während sich Frodo und Sam auf ihrer Wanderung zum Scheideweg eine Schlafpause gönnen, findet das letzte innere Zwiegespräch zwischen Gollum und Sméagol statt. Shore eröffnet diese Komposition mit dem Thema ‚Bedrohung durch Gollum‘, das aber alsbald von den Triolen unterbrochen wird, die das Thema ‚Mitleid mit Gollum‘ einleiten. In der Verwandlung von Sméagol zu Gollum drückt sich die bemitleidenswerte Unterwürfigkeit dieser Kreatur gegenüber dem Ring aus. In „Die Gefährten“ und „Die zwei Türme“ wurde dieses arme Wesen in seinem ganzen Elend dargestellt. Diesen Gollum beschreibt Shore in seinem Thema ‚Mitleid mit Gollum‘. In „Die Rückkehr des Königs“ verfolgt Gollum nur noch ein Ziel: Frodo und Sam zu töten, um seinen wertvollen Ring zurückzuerlangen. Von der vorherigen Bedürftigkeit ist nichts mehr zu spüren und auch die verkümmerten Züge von Sméagol lassen sich nicht mehr erkennen. In der Filmmusik dieses Teils der Trilogie wird das Thema ‚Mitleid mit Gollum‘ von Shore nur sehr selten aufgegriffen, sein glühend wallender Verwandter dominiert jedoch in einer späteren Szene. Die musikalische Darstellung des Geschöpfes wird von dem Thema 5 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ ‚Bedrohung durch Gollum‘ übernommen, das von Cimbaloms getragen wird und in dem die tödliche Absicht stellenweise hervortritt. Als Sméagol begeistert Gollums Plan zustimmt, die Hobbits IHR auszuliefern, kippt die Stimmung des Themas von ‚Mitleid‘ mit dieser schwer gezeichneten Kreatur, in eine von ihr ausgehende ‚Bedrohung‘. Sam, der das Gespräch zufällig mit anhört, stürzt sich daraufhin auf Gollum und beschimpft ihn als Mörder. Gequält klingende Blechbläser über trillernden Blasinstrumenten und Streichern sowie hämmernden Schlaginstrumenten rufen den ersten gewaltsamen Zusammenstoß von Sam und Gollum in „Die zwei Türme“ ins Gedächtnis. Aggressive Blechakkorde begleiten die Anschuldigungen, die Sam Gollum an den Kopf wirft, ohne dass Frodo etwas mitbekommt. Gollum dreht den Spieß um und beschuldigt Sam, einen Rachefeldzug gegen ihn zu führen. Frodo beruhigt Sam. Eine Passage mit zarten Streicherklängen setzt ein, als Frodo Sam daran erinnert, dass sie auf Gollums Führung angewiesen sind. Harfenarpeggien über gefühlsgeladenen Dreiklängen vertonen die seelische Last, die sowohl Frodo als auch Sam zu tragen haben, und den Riss, der sich dadurch durch ihre Freundschaft zu ziehen droht. Von einem letzten gehaltenen Dissonanzakkord begleitet, übernimmt Gollum wieder die Führung, indem er Sam ein spöttisches und triumphierendes Lächeln zuwirft. 9| „Éowyn‘s Dream“ – Éowyns Traum Die Feier in Edoras ist vorbei. Die meisten Nachtschwärmer liegen schon lange im Bett, als Aragorn allein umhergeht und das erlöschende Feuer in der Goldenen Halle wieder entfacht. Nicht weit entfernt regt sich die aus einem Traum erwachende Éowyn. Ein getragener Satz des ‚Éowyn und Aragorn‘-Themas erklingt, als sie Aragorn von ihrem Traum erzählt, in dem sie sich selbst sah, allein, und in absolut dunkler Unendlichkeit verlierend. Aragorn beruhigt sie und bittet sie, wieder zu schlafen. Der zweite Satz, und Teil des Themas, der kurz während der Feier unterbrochen wurde, schließt die Melodie endgültig ab. Éowyn ergreift Aragorns Hand und fällt wieder in den Schlaf. 10| „The Palantír“ – Der Palantír Pippin scheint nun ebenfalls aufgewacht zu sein. In seinen Augen sieht man die gleiche Qual wie zuvor. Rastlos zieht er seine Decke weg und geht auf den schlafenden Gandalf zu. Streichinstrumente und Flöten spielen in harmonischem Zweiklang mit einer leicht gedämpften Kontur die ersten Klänge des Stückes ‚Gefährliche Zeiten‘, das darauf hindeutet, dass Pippin nicht mehr er selbst ist. Das Stück wird zunehmend von chromatischen Tonfolgen geprägt, bis Pippins Absicht klar wird: Er möchte nochmals In der Entstehung Ein kurzer Abschnitt, der in dieser Komposition am Anfang von Pippins Vision gespielt werden sollte, kam im Film nicht vor. Sattdessen wurden Soundeffekte bei der beunruhigenden Vision eingesetzt. 6 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ in den Palantír schauen. In dem Moment, in dem Pippin die Kugel aus Gandalfs Hand zieht, beginnt eine neue Verschmelzung des ‚Ring‘-Themas. Shore führt mit einem schnittigen VierNoten-Satz eine Form ein, die irgendwo zwischen dem ‚Bösen des Rings‘- und dem ‚Geschichte des Rings‘-Thema liegt, wobei er gleichzeitig immer noch an ‚Gefährliche Zeiten‘ erinnert. Deutet das Thema darauf hin, dass die noch ungeschriebene ‚Geschichte des Rings‘ unausweichlich ein schlechtes Ende nimmt? Ist es nur ein musikalischer Hinweis, der das unumgängliche Bestreben des Helden hervorhebt? Oder eine Bedrohung durch Mordor? Zu solchen Überlegungen ist jedoch keine Zeit. Das Bild im Palantír überwältigt Pippins Sinne und er ist dem Feind ausgeliefert. Das Orchester entflammt in einen Sturm wilder Texturen aus Streich- und Blasinstrumenten, begleitet von hämmernden Attacken der Kesselpauke. Eine ‚Absteigende Terz‘ verlässt Saurons Gedanken und zerlegt den musikalischen Wahnsinn in zwei Teile. Die ‚Bosheit des Rings‘ erscheint in gewohnter Form, und sie entwickelt einen Halbkanon, indem sie die Rhaita kurz nach den Orchesterbläsern einsetzen lässt. Die Schnarrtrommel und das Tam-Tam schlagen vier rollende Wirbel; ein langes, reines tremolo portamento, gespielt von Violinen, folgt auf dem letzten Trommelwirbel. Pippin ist von der Vision befreit und der Palantír ist wieder bedeckt. Doch was sind die Folgen? Gandalf schüttelt Pippin und holt ihn in die Wirklichkeit zurück. Er fordert Pippin auf, ihm zu sagen, was er gesehen hat. Wie ein Nebel hüllen tiefe und hohe Cluster Pippins Vision in geheimnisvolles Dunkel. Ein Hinweis taucht jedoch grauenerregend auf. Die Mischung aus dem ‚Geschichte/Bosheit‘-Thema erklingt wieder, diesmal in einer weiterentwickelten SechsNoten-Gestaltung, als Pippin seine Vision des Weißen Baumes von Gondor beschreibt, der in Flammen aufgeht. Gandalf berät sich mit Théoden und Aragorn. Er erzählt ihnen von Pippins Vision und erklärt, dass sie jetzt wissen, dass Sauron einen Angriff auf die Stadt Minas Tirith plant. Aragorn schlägt vor, nach Minas Tirith zu gehen, Gandalf lehnt dieses Angebot jedoch ab. Das ‚Gondor‘-Thema beginnt mit einem großen C, entwickelt ein pyramidenartiges Cluster und wandert geheimnisvoll ausklingend durch das Orchester. Der Schluss wird durch hohe Klänge der Streichinstrumente unterbrochen, die eine unheimliche Atmosphäre erzeugen und in einer minimalen Form die Musik der Armee der Toten einführen. Gandalf rät Aragorn, auf einem anderen Weg nach Minas Tirith zu gelangen. „Folge dem Fluss. Halte Ausschau nach den schwarzen Schiffen.“ 11| „Flight From Edoras“ – Flucht aus Edoras Gandalf will selbst nach Minas Tirith reiten, um die Stadt zu warnen. Pippin soll ihn begleiten, nun, da er ihn als zu schelmisch erachtet, um unbeaufsichtigt zurück zu bleiben. Shores Musik nimmt ein heiteres Tempo auf, als der Zauberer seinen neuen Weggefährten zu den Ställen von Edoras führt. Allerdings versteht Pippin dies nicht so recht. Also ist es an Merry, zu erklären, was eigentlich gerade passiert. Noch einmal begleiten die Streicher und Klarinetten die zwei Hobbitfreunde mit dem ‚Gefährten‘-Thema. Die Beiden kommen ihrer Verantwortung in Mit- 7 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ telerde nun immer näher. Als Merry Pippin ein Päckchen Langgrundblatt für die Reise präsentiert, weicht die Soloklarinette zu der schrittweisen Bewegung des ‚Auenland‘-Themas zurück und Streicher wiederholen das ‚Gefährten‘-Material. Pippin hat Angst. Aber Merry kann ihm nicht mehr bieten, als diese kleine Gabe. Er weiß nicht, was passieren wird. Schattenfell schießt aus den Ställen, und mit einer antreibenden Fassung des ‚Gandalf der Weiße (bei den Gefährten)‘-Themas, in einer zusammengesetzten ungeraden Taktart, sind der Zauberer und der Hobbit über alle Berge. Merry rennt auf einen Aussichtsturm, um seinen Freund noch einmal zu sehen. Als er mit Aragorn spricht, spielt wieder das ‚Gefährten‘-Thema. Merry ist besorgt über die mangelnde Fähigkeit seines Freundes, auf sich selbst aufzupassen; er scheint jedoch zu verstehen, dass sein muss, was sein muss. 12| „The Grace Of Undómiel“ – Die Gnade Undómiels Mit Renée Fleming Die Prozession der Elben aus Bruchtal bahnt sich ihren Weg durch die Wälder. Die ehemaligen Hüter Mittelerdes reisen zu den Grauen Anfurten. Widerstrebend begleitet Arwen Undómiel ihr Volk. Aber auf ihrer Reise erlebt die edle Frau der Elben eine Vision – eine mögliche Zukunft breitet sich vor ihren Augen aus. Obwohl sie dazu gebracht wurde, sich ihre Zukunft in Mittelerde als ein Leben voller Tod und Isolation vorzustellen, sieht sie, dass dieselbe Zukunft einen Sohn für sie und Aragorn bereithält - Eldarion. Die wunderschöne Stimme von Renée Fleming führt Shores neue Reifung des ‚Abendstern‘-Themas ein. Die Melodie, die einmal von der Kluft zwischen den Liebenden sprach, erscheint jetzt, um die Entfernung zwischen den ungleichen Zukunftsvisionen zu repräsentieren. Flemings Auftritt in „Die Rückkehr des Königs“ ist wegweisend für den subtil modulierten Stimmenklang von Mittelerde. Die Musik von „Die Gefährten“ umfasste die puren, beinahe volkstümlichen Klänge der Vokalistinnen Enya und Isabel Fraser. Die Tonpalette in „Die zwei Türme“ wurde vielgestaltiger und exotischer. Die Gesänge von Emilíana Torrini, Sheila Chandra und Isabel Bayrakdarian betonten die Akzente von nordeuropäischen, ostasiatischen und osteuropäischen Tönen. „Die Rückkehr des Königs“ repräsentiert die Spitze dieser Entwicklung: Die Vokalmusik des „Herrn der Ringe“ auf dem am höchsten entwickelten und prächtigsten Stand. Renée Flemings Stimme ist die einer Koloratursopranistin, eine der meist verehrten und komplexesten Stimmen in der Musik. Shore sagt: „Sie hat eine so unglaubliche Stimme, aber ich konnte diese nicht in „Die Gefährten“ nutzen. Ich konnte dort nicht beginnen – Ich musste erst dahin kommen, wo die Geschichte komplexer wurde.“ Arwen ist von ihrer Vision überwältigt und wendet Asfaloth zurück nach Bruchtal, zurück zu ihrem Vater. Streicher nehmen die ‚Abendstern‘-Melodie auf und weben sie unter die ‚Bruchtal‘-Arpeggios. Arwen klagt ihren Vater an, ihr die gesamte Wahrheit verschwiegen zu haben. Elrond gesteht ein: „Nichts ist gewiss.“ Sanfte Holzbläser begleiten ästhetisch das Ende von „Evenstar“, als Arwen Elrond bittet, der Menschheit auf der einzigen Weise zu helfen, die ihm möglich ist. Das Orchester mischt wieder Bruchtal-Arpeggios unter die Partitur. Elrond wendet sich ab und Arwen bricht zusammen. Er kommt zu ihr und befindet ihre Hände für 8 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ kalt. Die elbische Unsterblichkeit weicht von ihr. Flemings Stimme kehrt mit einer sanfteren, besonneneren Lesart von „Evenstar“ zurück, als Elrond schockiert und bewegt vom Schicksal seiner Tochter erkennt: Seiner Tochter Taten können nur geehrt werden, wenn er handele. Das ‚Bruchtal‘-Thema beginnt nun, ähnlich wie in seiner Blütezeit, in anschwellenden und rollenden Tönen richtig loszulegen. Die Bruchstücke von Narsil werden zu den elbischen Schmieden gebracht. Sie werden neu geschmiedet und der Welt der Menschen zurückgegeben. Shores ‚Minas Tirith‘-Thema wird rhythmisch verdichtet, als ob es, neugeboren, gerade dabei ist, seine Glieder zu strecken. Obwohl Gandalf und Pippin sich ihrem Ziel schon nähern, liegt Minas Tirith noch immer in weiter Ferne. Ein aufgeregt muskulöses ‚Gefährten‘-Thema treibt das Duo durch Mittelerde, bis sie, mittels Schattenfells flinken Schritt, die Grenze zu Gondor überqueren. Hörner und Streicher kündigen ihre unmittelbare Ankunft mit einer stolzen Fassung des ‚Gondor‘-Themas an. Ihr erster Blick auf Minas Tirith ist unterlegt von einer sonderbaren Umkehrung des Themas. Nichts im weißen Turm ist wie es scheint und Gandalf weiß das. Über die Sprossen des rhythmischen Streichermusters setzen die Blechbläser zu einem kanonischen Verhör des Themas an, und Gandalf und Pippin betreten die große Stadt. Als Schattenfells Hufen die Steine der Stadt berühren, kristallisiert sich wieder das ‚Gondor‘-Thema heraus, aufgeklärt in eine marschähnliche Strenge. Aber das Thema endet anders, als es in der Vergangenheit geendet hat. Es hebt sich nach der Eröffnung mit einer auf- und wieder absteigenden Drei-NotenPhrase. Die Gefährten haben endlich Hilfe nach Gondor gebracht: Einen wertvollen Führer, wenn auch für kurze Zeit. Die Ankunft von Gandalf dem Weißen erhebt ‚Gondor im Niedergang‘ vorläufig zu ‚Gondor im Aufstieg‘. Dasselbe auf- und wieder absteigende Muster , dass das ‚Gefährten‘-Thema eröffnet und die Basis der ‚Heldentaten von Aragorn‘ und ‚Gandalf der Weiße (bei den Gefährten)‘ formt, beendet nun das ‚Gondor‘-Thema. Gondor hat sich plötzlich – wenn auch nur momentan – an seinen Platz in Mittelerde, als Sitz von Gerechtigkeit und Ehrsamkeit, erinnert. Gandalfs Ankunft auf der Spitze von Minas Tirith erntet die Klimax von Shores Crescendo, einem reichen A-Dur-Akkord, der in allen Rängen des Orchesters erklingt. Aber diese Opulenz ist von kurzer Dauer. Auf dem Gipfel finden Gandalf und Pippin einen welkenden Baum, denselben Baum aus Pippins Palantír-Vision. Als Gandalf die Wichtigkeit des Weißen Baums von Gondor erklärt, kehrt Shore zu einer schwermütigen, sich erinnernden Fassung des ‚Minas Tirith‘-Themas zurück. Allerdings ist sie jetzt trauriger, verglichen zu der mitreißenden Version, die man in Bruchtal gehört hat. Gondor, wie groß sein Potential auch sein mag, ist genauso schwach wie der Truchsess, der gerade den Thron beaufsichtigt. Wie bei einem fernen Krieg rumoren Trommeln unter einem dünnen Streicher-Cluster. Gandalf und Pippin schlagen ihren Weg in Richtung Thronsaal ein, um sich mit Denethor, dem Truchsess von Gondor, zu treffen. 9 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ 13|„The Eyes Of The White Tower“ – Die Augen des Weißen Turms Denethor empfängt Gandalf und Pippin, aber bei ihrer Ankunft ist er stark verwirrt und gedankenverloren. Das Herz des Truchsess‘ ist ebenso gebrochen wie das gespaltene Horn in seinem Schoß, denn dieses Horn gehörte Boromir, seinem ältesten Sohn. In Pippins Erinnerung zurückgetragen sehen wir Boromir am Amon Hen, durchstoßen von den schwarzen Pfeilen der Orks. Nach einer kurzen einleitenden Passage kehrt Shores Partitur zu dieser weit zurückliegenden Tragödie mit demselben herzzerreißenden Knabenchor zurück, welcher die Szene in „Die Gefährten“ untermalte. ‚Das ehrenvolle Ende‘, Shores Musik für das Opfer der Menschheit, erscheint ein zweites Mal in „Der Herr der Ringe“, und es soll nicht das letzte Mal gewesen sein. Pippin erzählt Denethor von Boromirs Opfer und schwört seine Treue, wenn auch etwas naiv. Gandalf stößt den Hobbit beiseite und macht Denethor klar, dass jetzt nicht die Zeit ist, um zu trauern. Er verlangt, dass Gondor mit den Vorbereitungen auf einen Angriff, der bald einsetzen wird, beginnt. Die klangvolle Musik von Denethors Trauer beginnt Platz zu machen für die bittere Musik seiner Wut. Dissonante Cluster bilden sich in den hohen Streichern, wobei ihre Einsätze immer gestaffelter werden, bis sich Denethor unter abstreichenden Streichern in einer zackigen Bewegung von Gondors Thron erhebt und Gandalf beschuldigt, ihn durch Aragorn verdrängen zu wollen . „Die Herrschaft über Gondor ist mein, und keines Anderen!“ Mit einem Anschwellen der Pauken und hängenden Becken kehrt Gandalf Denethor den Rücken und verlässt den Thronsaal. Tiefe Blechbläserakzente unterstreichen ihre Schritte mit einer weiteren Quasi-Umkehrung des ‚Gondor‘-Themas. Sie kehren zum Vorplatz zurück, doch lassen den Weißen Baum unbeachtet. Gandalf ist empört über Denethor. „Alles ist zu eitlem Ehrgeiz verkommen“, prangert er an , und dennoch achtet er Gondors einst bedeutenden Adel ehrfürchtig. Der Anblick des Weißen Baumes wird von einem klaren Trompetensolo angekündigt, vielleicht noch nicht fähig ein wahres Gondorthema zu tragen, aber zumindest willens, den melodischen Umriss wieder aufwärts zu wenden. Bald kann das ‚Minas Tirith‘-Thema seinen Weg zurück in die Mischung finden, Waldhörner tragen die Melodie in ihrer singenden Stimmlage, Celli und Bässe kommen bei der nachfolgenden Phrase hinzu und setzen die Zeile mit einem düsteren Gewicht fort. Die Solotrompete kehrt zurück und ist nun in der Lage, sich das Thema in Erinnerung zu rufen, wobei sie die letzte Phrase mit ihrer klaren Pracht füllt. Das Thema beginnt erneut, wird aber von einer breiter angelegten Darbietung des ‚Das Reich von Gondor‘-Themas abgefangen. Aber sehen wir Gondor nun im Aufstieg oder Niedergang? Bevor die Angelegenheit gelöst werden kann, verändert sich die Musik erneut und verdüstert und verdunkelt sich. Mordors freudlose Tongebilde entstellen die Tonpalette. In den Tiefen des Orchesters führt Shore ein weiteres Mischthema ein, eine kriegerische Zeile, anzusetzen irgendwo zwischen einem umgekehrten ‚Die Bedrohung durch Mordor‘-Thema und dem ‚Mordor Skip Beat‘. Ebenso wie der Ring, bündelt Mordor seine Kraft und ist seinem Höhepunkt ganz nah. Um diese Parallele zu unterstreichen, reicht Shore über das neue ‚Bedrohung‘-Thema hinaus und wirft sein tiefschwarzes ‚Die Geschich- 10 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ te/Die Bosheit des Rings‘-Mischthema ein, wobei er dieses Mal die ‚Bosheit‘ betont. Gandalf erklärt Pippin, wie in Gondor solch Verderbnis und Verfall eintreten konnten. Hoch über der Stadt machen die beiden die Feuer Mordors am Horizont aus und bemerken eine schwere schwarze Wolke, die am Himmel auf sie zutreibt. „Hilfe muss nun zu uns kommen.“ 14| „A Coronal Of Silver And Gold“ – Ein Kranz aus Silber und Gold Als Frodo und Sam endlich die Kreuzung erreichen, halten sie inne. Sam, unterstützt von der nachdenklichen Fassung des ‚Auenland‘-Themas, beruhigt Frodo, indem er ihm zusichert, dass sie es sowohl nach Mordor als auch wieder zurück nach Hause schaffen werden. Frodo scheint nicht überzeugt, aber geht weiter, während das ‚Gefährten‘-Thema die Entschlossenheit der Hobbits rühmt. Ungenutztes Konzept Ein Stück weiter den Weg entlang, trifft die Gruppe auf eine Statue, die einst von den Männern Aufgrund des erneuten Schneidens des Gondors aufgestellt worden war, um ihren König Films, wurden weder die Musik für das zu ehren. Aber das Denkmal ist nun entstellt, entGespräch zwischen Gandalf und Piphauptet und mit blutrotem Orkgekrakel verunpin auf dem Balkon, noch ausgewählte staltet. Schon halb begraben im Geröll des Waldes Passagen bei Minas Morgul im endträgt der Kopf nun eine Krone aus wilden Blumen gütligen Film verwendet. und die Augen blicken stetig in Richtung des sich verdunkelnden Himmels. Aber für einen flüchtigen Augenblick teilen sich Saurons Rauchschwaden und ein einzelner Sonnenstrahl trifft den zu Boden gestürzten Kopf der Statue und erhellt ihn. An dieser Stelle leitet Shore ein neues Thema ein - das erste in seiner Sammlung, das dem bevorstehenden Vierten Zeitalter Mittelerdes gewidmet ist. ‚Gondors Wiedergeburt‘ erhellt das Orchester mit einer schillernden Zeile, die hoch im Ensemble leuchtet und sofort an das ‚Minas Tirith‘-Thema erinnert und doch völlig anders ist, als alles was wir bisher gehört haben. Die Melodie löst sich so schnell auf, wie der Himmel sich wieder verhüllt, aber in ihr liegt das Versprechen auf ein neues Morgen für Mittelerde. Gollum, der wieder eine unterwürfige Haltung vorgibt, drängt die Hobbits, wegen solchen Beobachtungen nicht zu trödeln. Zarte Andeutungen der Eröffnungsdreiklänge des ‚Mitleid‘Themas begleiten ihn und spielen, ebenso wie er Sméagols Rolle, ohne aufrichtige Hingabe. Zurück in Gondor sinnen Gandalf und Pippin erneut über die wachsenden Feuer nach, die sie von Osten her zornig anflackern. Freudlose Melodien für tiefe Streicher und fortlaufende Pauken grollen durch das Orchester, obwohl in einem einsamen Moment die aufgeweckte, hobbithafte Klarinette und Flöte die Färbung einer hoffnungsvollen Erwähnung von Frodo und Sam verdichten. Aber Gandalf erzählt Pippin von der Ankunft des Hexenmeisters von Angmar und das Orchester sinkt wieder hinunter in seine akustischen Tiefen, während das sechs-tönige Mischthema aus ‚Die Bosheit des Ringes‘ und ‚Die Geschichte des Ringes‘ in den Blechbläsern ertönt. 11 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ Indem sie Geröll hinaufklettern, führt Gollum die Hobbits zum Zugang zu Minas Morgul. Frodo strauchelt wie in Trance auf das Eingangstor zu, da sein Geist übermannt wird vom Ring. Sam und Gollum ziehen ihn zurück, aber irgendetwas geht vor sich. Minas Morgul wird erschüttert, Violinen beginnen sich in ein achtteiliges Cluster zu teilen, Chor und Blechbläser ballen sich unter ihnen und ihre eigene gewaltige Struktur verdichtet die Tonpalette. Ein das ganze Ensemble umfassendes Crescendo beginnt, als der Grund des Orchesters und des Chores sich hebt und in den Himmel schießt: Minas Morgul sendet eine Stichflamme sich windend grünen Lichts nach oben und von den Abgründen steigt der Hexenkönig auf, reitend auf dem ledrigen Rücken seiner beflügelten Bestie. Das Motiv der ‚Absteigenden Terz‘ durchläuft die Partitur, eingeschlossen in einem gedämpften Bass und einer Phrase der Rhaita des ‚Bosheit des Ringes‘-Themas, in seiner üblichen Anordnung ausgestaltet durch exotische Harmonien. Tiefe Streicher beginnen die Musik zu verankern, wobei seltsame, asymmetrische Betonungen langsam einen alten Bekannten wiederauferstehen lassen - den Fünfvierteltakt. Aber die Flüchtlinge von Isengard haben nun nicht mehr dieses Thema, um sich anzutreiben. Stattdessen bietet Shore ein zweites mögliches Thema des Vierten Zeitalters dieser Komposition dar, das Thema ‚Des Hexenkönigs / der Orks von Mordor‘. Indem es mit einem unkontrollierten Gebot nach Macht ansteigt, kombiniert dieses neue Thema das umgekehrte Motiv ‚Die Bedrohung von Mordor‘ mit einer rhythmischen Andeutung des alten ‚Isengard‘-Themas. Wie zuvor bietet Mordor all seine Macht auf und zieht aus, um die Menschheit ein für allemal zu vernichten. Während die Orks ihren Marsch nach Gondor antreten, beginnen Frodo, Sam und Gollum den Aufstieg der geheimen Treppe aus dem Morgultal. Der Eine Ring schlüpft an Saurons Streitkräften unbemerkt vorbei, beachtet nur von Shores Thema der Ringsuche, ‚Gefährliche Wege‘, dasselbe Thema, das spielte, als die Gefährten begannen, die steilen Hänge des Caradhras zu besteigen. Ungenutztes Konzept Die Szene, zu der ‚Gefährliche Wege‘ komponiert wurde, wurde schließlich herausgeschnitten, sodass ‚Gefährliche Wege‘ nie im Film auftaucht. 15|„The Lighting Of The Beacons“ – Das Entzünden der Leuchtfeuer Sam und Gollum trennen sich für kurze Zeit von Frodo, indem sie hinter ihm auf der Gewundenen Treppe zurückfallen. Gollum ermutigt die Hobbits, und das Orchester atmet mit musikalischem Seufzen ein und aus. Die Komposition beginnt mit a-Moll- und f-Moll-Harmonien, die Eröffnungsklänge des ‚Mitleid mit Gollum‘-Themas, aber das Thema nimmt keine konkreten Formen an. Selbst während sich Gollum unterwürfig verhält, führt er die Hobbits bewusst in den Tod. Die Harmonien werden komplizierter, als Sam Gollum mit dem Rücken an den Fels drückt. Sobald er irgendeinen Grund hat, Gollums Verrat zu vermuten, absolut jeglichen Grund, wird Sam nicht zögern, ihn umzubringen. Als er Sams Drohung belächelt, ermutigt vom viertaktigen Mischmotiv der Themen ‚Bosheit des Rings‘, ‚Geschichte des Rings‘ und ‚Böse Zeiten‘, gespielt vom Englischhorn, ragen Gollums verfaulten Zähne hinter seinen gekräuselten Lippen hervor. 12 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ In den Straße von Minas Tirith wird ein weiterer In der Entstehung Hobbit bald einen gefährlichen Aufstieg beginnen. Gandalf hat Pippin auf eine Mission geschickt, Diese Komposition wurde zum urnachdem er das Zeichen von Minas Morgul gesehen sprünglichem Schnitt des Films gehat. Er soll die Leuchtfeuer der Stadt entzünden schrieben, der einige Szenen in andeund Rohan um Hilfe anrufen. Während der Szene rer Reihenfolge enthielt. Ursprünglich des Entzündens der Leuchtfeuer, stimmt Shore ein folgte auf Pippins Aufbruch zu seiner wogendes, rhythmisches Muster an, das fortlaufend Mission, das Leuchtfeuer zu entflamBezug nimmt zu einem 4-Takt-Motiv bestehend aus men, sofort die erste Begegnung einer Arpeggio-Triole (entweder Dur oder Moll) und zwischen Denethor und Faramir. einer reduzierten Sexte, einen Halbtonschritt über Letztendlich wurde die Denethor und der Triole. Tatsächlich durchzieht diese Phrase eine Faramir Szene aber auf einige Zeit ganze Anzahl von Themen in „Der Herr der Ringe“. nach der Szene des Entflammens des Es verkörpert Tolkiens wiederkehrendes Thema des Leuchtfeuers verschoben. in Ungnade Fallens und der darauffolgenden Erlösung. In dieser Sequenz wird sein Zweck deutlich. Gondors Stern in Mittelerde ist gesunken, er ist unter dem Gewicht seiner eigenen von Verfall zermürbten Geschichte untergegangen. Aber dennoch verkörpert er die größte Hoffnung unter den Stützpunkten Mittelerdes. Mit einem Anschwellen der Blechbläser stürmt Pippin die Straße von Minas Tirith entlang, um seine Mission zu erfüllen. In der Entstehung Über der Stadt, versteckt im Thronsaal, scheltet Denethor Faramir, seinen jüngsten Sohn. Der Eine Ring war ihm greifbar nah gewesen und dennoch hat er ihn mit den Hobbits weggeschickt. Der Truchsess ist außer sich. Er behauptet, den Ring nur aus dem einen Grund zu begehren, um ihn vom Feind fernzuhalten; er hätte ihn nur „im äußersten Notfall“ benutzt. Seine Augen stieren wie besessen, während das ‚Das Böse / Die Gesichte des Rings‘- Thema offenbart, dass seine Gedanken ebenfalls bereits ganz auf den Ring gerichtet sind. Für einen Moment hat er sogar Halluzinationen, denn er scheint Boromir zu sehen, der sich ihm nähert. Ein tragisches Abebben der Streicher löst sich zusammen mit Boromirs Bildnis auf. Denethor befiehlt Faramir zu gehen. Die ursprüngliche Fassung der Leuchtfeuer-Musik kann man auf der Soundtrack-CD von „Die Rückkehr des Königs“, 2003, hören. Sie enthält eine andere Harmonisierung des ‚Gondor‘-Themas, das besonders das Tongeschlecht Dur betont. Die Komposition wurde im entgültigen Film erneut harmonisiert, um die dramatische Spannung zu verstärken und Gondors schreckliche Situation zu unterstreichen. Hier zu hören ist die Filmfassung. Draußen fährt Pippin mit seinem Aufstieg fort. Die viernotige ‚Schwäche und Erlösung‘-Phrase durchläuft fortwährende Variationen und wechselt sowohl zwischen Begleitungs- und Melodiestimmen. Der Hobbit erreicht den Gipfel von Amon Dîn und somit das erste Leuchtfeuer. Er stolpert zunächst, aber es gelingt ihm das Leuchtfeuer zu entzünden. Die Span- Die Darbietung auf dem Original Soundtrack war zufällig auch die erste Musik, die für „Die Rückkehr des Königs“ aufgenommen wurde. Sie war die erste Aufnahme der Londoner Philharmoniker am ersten Tag der Aufnahmesessions. 13 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Eins ~ nung im Orchester steigt und einer der unverkennbaren musikalischen Momente in „Der Herr der Ringe“ beginnt. Wie eine Maschine wühlen die Holzbläser und Streicher die Musik auf und setzen Gondors Rettung in Gang. ‚Schwäche und Erlösung‘ verankern die tiefen Blechbläser und untermauern fortwährend modulierende Akkorde in den Hörnern und Trompeten. Mit einem Verband ansteigender Phrasen streben die Blechbläser aufwärts und entwickeln sich zu einer mächtigen, wortgewaltigen Bekundung des ‚Gondor‘-Themas. Dennoch endet die Phrase mit der Niedergangsfassung. Dies ist Gondor, wie es sowohl seinen Stolz sammelt, als auch um Hilfe ruft. Die Nachricht wird durch Mittelerde getragen, ein Leuchtfeuer nach dem anderen reiht sich in die Staffel ein. Letztendlich erreicht es Rohan. Aragorn ist der erste, der es sieht und mit einer Schwindel erregenden Abfolge der ‚Schwäche und Erlösung‘-Zeilen stürzt er in die Halle Meduseld, um König Théoden zu informieren. Théoden hört die Neuigkeiten und verharrt kurz in Gedanken. Soll er Gondor zur Hilfe kommen, welches erst gerade eben nicht im Stande war, Hilfe nach Rohan zu schicken? Ein Sforzanto Tremolo in den Streichern erwartet seine Antwort. Théoden weiß, im Gegensatz zu Denethor, was getan werden muss - er wird die Rohirrim zur Heerschau rufen und nach Minas Tirith reiten. Das ‚Rohan‘-Thema bricht in den Blechbläsern über kriegerischem Schlagwerk und den Streichern aus. Begleitet von zarten Streicher- und Hornklängen wechseln Aragorn und Éowyn einige Worte des Abschieds, während derer er ein Schwert entdeckt, das sie unter dem Sattel ihres Pferdes versteckt hat. Sie könnte mehr im Sinn haben, als nur den Männern Lebewohl zu sagen. Merry sucht Théoden im Getümmel auf. Er bietet ihm sein Schwert für die Dienste Rohans an. Pippin mag sich selbst unbeabsichtigt zu Gondors Verteidigung verpflichtet haben, aber Merry weiß genau, worum er bittet. Die Solo-Piccoloflöte stimmt die schrittweise Bewegung des ‚Auenland‘-Themas an, wird aber unterstützt von den weltlicheren Harmonien des ‚Gefährten‘Themas. Théoden nimmt das anmutige Angebot an und ernennt ihn zu Meriadoc, Knappe von Rohan. Die Rohirrim beginnen auszureiten, aber es ist nicht das ‚Rohan‘-Thema, das sie fortträgt. Mittelerdes Kavallerie bricht in die Schlacht gegen Saurons Maschinerie auf, begleitet von den Klängen des Themas der ‚Rückforderung der Natur‘, als ob die Natur selbst nun die Pferdeherren als Verbündete anerkannt hat. Das Thema beginnt mit einem fortdauernden Aufbau und strebt Ungenutztes Konzept ungehindert durch die Stimmlagen des Orchesters nach oben. Mit einem letzten Aufbäumen des Der letzte Ausdruck des ‚Rohan‘-The‚Rohan‘-Themas begeben sich Théodens Truppen mas, mit dem die Erste CD endet, wurauf den Weg. de nicht im Film verwendet. 14 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ 1|„Osgiliath Invaded“ – Osgiliath wird angegriffen Mit Ben Del Maestro Faramir und seine Truppen bewachen die Grenzen Osgiliaths bei Nacht. Er und Madril, sein zweiter Befehlshaber, beraten sich, während eine sanfte, zugleich aber wachsame Fassung des ‚Gondor‘-Themas in den hohen Streichern und im schreitenden Schlagwerk ruht. Ohne dass sie es bemerken, nähern sich Boote voll Orks. Ein umgekehrtes ‚Gefahr durch Mordor‘ führt verstohlen das Orchester an. Das Thema nimmt nun die exotischen und ausgedehnten Harmonien von Mordor auf. Ein gondorianischer Späher entdeckt die sich nähernden Truppen, als eine beschleunigte ‚Der Weg nach Mordor‘-Variation seine Wirkung zeigt und er durch einen Pfeil erschossen wird. Die Menschen haben die Orks bemerkt. ‚Der Weg nach Mordor‘ setzt sich fort, als die Männer ihre Positionen einnehmen, in der Hoffnung, den Angriff der Orks abzuwehren. Die Orks überfluten die Straßen, bis die gondorianischen Soldaten, angeführt von Faramir, In der Entstehung ihren Angriff beginnen. ‚Das Reich von Gondor‘ kündigt seine Offensive an, begegnet jedoch schnell Die Zuhörer werden bemerken, dass der ‚Grausamkeit der Orks‘, der chromatisch ab„Osgiliath Invaded“ mehrere Verweisteigenden Pyramide, die ihr Grundbedürfnis nach se auf das ‚Gefährten‘-Thema beinSchlachtung ausdrückt. haltet und einige Passagen mit „The Grace Of Undómiel“ gemeinsam hat. Nach einem Angriff des ‚Gefährten‘-Themas wüUrsprünglich fand diese Invasion tet die Schlacht weiter. Variationen der kraftvollen gleichzeitig mit Gandalfs und PipMordor-Kontur treten dem Gefecht bei und attapins Ankunft in Minas Tirith statt. ckieren das fließende ‚Gondor‘-Thema von unten. Der Kampf um Osgiliath sollte eiDie Menschen sind überrannt. Madril rät Faramir: gentlich ununterbrochen (außer eini„Wir können ihnen nicht standhalten. Die Stadt ist gen Aktualisierungen über Gandalfs verloren.“ Ein gemischter Chor singt „The Retreat Fortschreiten) und vor dem EntzünFrom Osgiliath“, als Faramir zum Rückzug ruft. den der Leuchtfeuer gezeigt werden. Bevor die Männer jedoch diese Nachricht erhalten, verschlechtert sich ihre Situation - die Nazgûl sind eingetroffen. Blechbläser rezitieren die, für die Nazgûl unverkennbaren, eng gestrickten Harmonien. Das Thema der Schwarzen Reiter erscheint dennoch nicht vollständig. Faramir befielt den Rückzug und die Menschen beginnen, die Stadt voller Panik zu verlassen. Madril wird geschlagen und fällt auf den Boden. Eine Gruppe Orks, angeführt von Gothmog, Saurons General, nähert sich ihm. Das Orchester bebt in der gleichen stufenweisen Bewegung, welche den Angriff der Orks auf die Gefährten vor langer Zeit in Moria eingeleitet hat. Madril kann sich nicht rühren. Gothmog stößt einen Speer durch ihn und mit Madrils letztem Atemzug entweicht auch ein Akkord in den hohen Streichern. Der Ork brummt: „Die Ära der Menschen ist vorüber. Die Zeit der Orks ist gekommen.“ Das Tempo nimmt ab und Shores umgekehrtes ‚Bedrohung durch Mordor‘-Thema erklingt wieder, diesmal jedoch schwerer und pathetischer. 15 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ Außerhalb der Stadt stürzen sich die Nazgûl auf die zerstreute Besatzung. Das Tempo nimmt zu und die Blechbläser nehmen die Harmonien der Ringgeister wieder auf. Mordors widerlicher Schatten erstreckt sich nun über Osgiliath, um den Rückzug in Ungewissheit zu hüllen. Aber ein bekanntes Thema greift ein. Gandalf reitet aus, um die Geister zu verjagen. Ein Strahl reinen, weißen Lichts entströmt seinem Stab und trifft auf die Dunkelheit. ‚Gandalf der Weiße (bei den Gefährten)‘ erklingt in den hohen Streichern über dem orchestralen Tumult. Knabensopran Ben del Maestro singt „The White Rider“, als Gandalf die Nazgûl zurückweist und den Männern sicheres Geleit zurück nach Minas Tirith verschafft. 2|„The Stairs Of Cirith Ungol“ – Die Treppen von Cirith Ungol Faramir kehrt zurück nach Minas Tirith, um sich mit Gandalf zu beraten. Zusammen mit Gandalf sitzt Pippin auf Schattenfell und weckt Faramirs Aufmerksamkeit. Erst wenige Tage zuvor hat er zwei andere Halblinge gesehen: Frodo und Sam. Die Soloklarinette nimmt eine dem Auenlandmaterial entspringende Linie auf, als sich Pippins Augen weit öffnen. Seine Freunde sind noch am Leben. In der Entstehung Die Interpretation des ‚Geschichte des Rings‘-Themas durch das Englischhorn wurde im Film nicht verwendet. Stattdessen sind nur die improvisierenden Streicher, die jene Phrase unterstützen, zu hören. Das Ende dieser Komposition, die eiAm Leben, ja, aber in großer Gefahr. Von Golgentlich die Unterredung zwischen dem lum angeführt, erklimmen die zwei Hobbits Hexenkönig und Gothmog untermalen die Treppen von Cirith Ungol. Für Frodo ist sollte, wurde im fertigen Film nach hinder Aufstieg alles andere als einfach, und so ten geschoben und unterlegt nun Gandalf kriecht er die Felsen hinauf und entblößt den und die gondorianischen Truppen. Einen Ring. Gollum sieht ihn und erstarrt mit stechendem Blick. Als sich Gollum Frodo nähert, zuckt das Orchester in improvisierendem Unbehagen zusammen. ‚Die Geschichte des Ringes‘ ist deutlich zu hören und auffordernd verführt das Thema Gollums Hand. Sam hat jedoch sein Schwert schon im Anschlag und ruft nach Gollum, welcher stattdessen Frodos Arm ergreift und ihm hinauf hilft. Während Sam denselben unwegsamen Pfad besteigt, nimmt Gollum Frodo beiseite und sät die Samen des Misstrauens. „Er will ihn für sich,“ behauptet Gollum. „Er braucht ihn.“ Ein weiteres Mal ist das Orchester wie elektrisiert und zwitschert in tausend Richtungen davon, nachdem das Horn das ‚Geschichte des Rings‘-Thema wiederholt hat. Hat Sam den Ruf des Ringes ebenfalls vernommen? Weit entfernt fahren die Sklaven des Ringes nach seinem Geheiß fort. Der Hexenkönig schaut von der eingenommenen Stadt Osgiliath gen Minas Tirith. Über einem Pedalton auf dem Kontrafagott und Streicherakkorden befiehlt der Schwarze Feldherr seinem General Gothmog, die Truppen zur Stadt zu führen. „Lasst den Sturm nicht enden, bis die Stadt erobert ist.“ 16 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ 3|„Allegiance To Denethor“ – Treue zu Denethor Klarinette und Streicher erwärmen die erste Ungenutztes Konzept Unterhaltung von Pippin und Faramir - obwohl sich die freundliche Atmosphäre abkühlt Aufgrund des Schneidens wurden weder und düsterer wird, als sich Faramir an Borodie Musik für Pippins Schwur, noch die mir erinnert und an dessen Ähnlichkeiten mit Übergangsfanfare auf den Blechbläsern Denethor. Nur wenig später findet sich Pippin, am Ende dieser Komposition im Film verdurch seinen ungeplanten Eid gebunden, dabei wendet. wieder, Faramirs Vater Lehenstreue zu schwören. Aber dies ist weniger ein stolzer Moment für Pippin, als viel mehr einer des Zögerns. Streicher nehmen an Tempo auf und halten dann inne. Melodische Ideen beginnen, aber klingen wieder ab. Schließlich sinkt das Orchester zu schweren, tiefen Streicherakkorden hinab, untersetzt von der Harfe, als Denethor seine Aufmerksamkeit Faramir zuwendet. Denethor befielt Faramir, Osgiliath zurückzuerobern und ist sich dabei völlig bewusst, welches Opfer er fordert. In der Entstehung Schließlich stellt Faramir die Frage, die schon lange seine Seele belastet: „Du wünscht, unIm Film trennt der Streit zwischen Sam sere Plätze wären vertauscht, dass ich tot und und Frodo (siehe Disc 2, Track 5 „The ParBoromir am Leben wär‘.“ Denethor antwortet: ting of Sam and Frodo“ - Die Trennung „Ja, das wünsche ich.“ Die Panflöte, gespielt von Frodo und Sam) die Szene zwischen von Ulrich Herkenhoff, beginnt eine traurige Faramir und Denethor von Faramirs Zug Melodie, die das Ende des Themas ‚Gondor im in den Krieg. Sie sollten ursprünglich wie Aufstieg‘ zu suchen scheint, aber es nie zu fashier gespielt werden, nicht unterbrochen, sen bekommt. Aber zur gleichen Zeit trägt das sondern verbunden von den Solos der Thema von Faramir und Boromir auch das bePanflöte. unruhigende Echo von Mordors Gebot für ein Thema des Vierten Zeitalters, ‚Der Hexenmeister / Die Orks von Mordor‘. Wird Denethors Versagen als Vater und als Anführer zu Gondors Niedergang führen, während er nach dessen Sieg strebt? Pflastert er den Weg für einen Sieg Mordors? 4| „The Sacrifice Of Faramir“ – Die Opferung Faramirs Mit Billy Boyd in „The Edge Of The Night“ Ein Trauermarsch legt eine dünne Spur für die Streicher, Holzbläser und den Chor (der „The Last Son“ singt) über ein Klimpern des Schlagwerks, als Faramir und seine Truppen ihren Marsch aus Minas Tirith beginnen, um ihren zwecklosen Versuch zu starten, Osgiliath zurückzufordern. Die Panflöte kehrt zurück und sucht wieder vergebens in die Bruchstücke des ‚Gondor‘-Themas zu gelangen, um es neu zu gestalten. Während das Schlagwerk seinen Rhythmus fortsetzt, klingt der harmonische Schwung der Streicher und des Chores ab, wobei die Akkorde erstarren und sich nur widerwillig fortbewegen. Wieder versucht die Panflöte unter Anstrengung Gondors Stolz zu bestärken, stellt jedoch nur wenig mehr als die Grabstätte ei- 17 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ nes einst stolzen Königreiches dar - eine Abstammungslinie, die nun zu ihrem bitteren Ende kommt. Gandalf plädiert an Faramir, aber Faramir, der von seinem Vater beschämt ist, hat das Gefühl, er müsse dessen Befehlen gehorchen. Hörner nehmen das Thema ‚Das Reich von Gondor im Niedergang‘ auf, während eine Gegenstimme aus tiefen Streichern und die kriegerisch klingenden Percussion das Tempo beibehalten. Die Tore von Minas Tirith öffnen sich. Die Truppen bewegen sich auf Osgiliath zu und ihre Pferde beschleunigen ihre Schritte. Die Musik nimmt leicht an Tempo auf und zieht ihre verhängnisvolle Schlinge langsam zu. Als sie sich jetzt im Sichtfeld der Orks befinden, beginnen die Rosse zu galoppieren während Bogenschützen der Orks die schwarzen, fedrigen Kiele ihrer Pfeile spannen. Aber es folgt kein Requiem des Chores. Keine großartige orchestrale Beredtheit spricht. Nur die unbegleitete Stimme eines Hobbits zeichnet diese Tragödie. Als Pippin singt Billy Boyd „The Edge of the Night“ („Am Rande der Nacht“), eine schwermütige Besinnung auf die Entfernungen, sowohl geographisch als auch emotional, die der Krieg seine Teilhaber zwingt zu reisen. Sanft setzt das Orchester ein, baut zerreißende Dissonanzen hinter Pippins einfacher Hobbitmelodie auf. Shores chromatischer Cluster baut sich auf und erdrückt das Lied mit einer düsteren Wolke. Die Orks lösen ihre erste Salve Pfeile, und das Orchester bricht plötzlich ab, lässt Pippin seine letzte Silbe allein beenden. Die Klarinette der Hobbits kommt hinzu und wiederholt die eröffnenden Töne von Pippins Gesang - dieselbe reine Quinte, mit der auch das ‚Gondor‘-Thema beginnt - in einem traurigen Echo. Eine Solovioline antwortet der Klarinette ebenso allein und schmucklos. 5|„The Parting Of Frodo und Sam“ – Die Trennung von Frodo und Sam Das aufgewühlte Zittern des ‚Gollum‘-Themas latscht über die Saiten des Cimbalom als der ehemalige Besitzer des Ringes den Rest des Lembas‘ über den Abgrund wirft und Sam damit wie einen ungehemmten Nimmersatt aussehen lässt. Die Hobbits erwachen und merken, dass ihre letzten Essensvorräte verschwunden sind. Sam beschuldigt Gollum, das Brot genommen zu haben und das Orchester beginnt mit dem Aufbau des gleichen ‚Mordor-Skip-Beats‘, der auch schon während des Prologs in „Die Gefährten“ zu hören war. Dies ist nicht misszuverstehen: Wenngleich in der Schlacht auf der Dagorlad Tausende kämpften, so ist das Drama um die drei winzigen Geschöpfe, die entlang der westlichen Hänge der Berge von Mordor streifen, genauso Teil des Ringkrieges. Ihr Einsatz ist nicht unbedeutend. Gollum erzählt seine Lüge und zeigt, dass Sams Umhang mit Krümeln übersät ist. Mit einem messingartigen Doppelschlag ertönt das ‚Bosheit des Ringes‘-Thema in einer vier Noten langen Reduzierung, nach dessen Willen Gollum gerade gehandelt hat. „Er hat‘s genommen! Er hat‘s genommen!“ Sam schmeißt Gollum zu Boden und schlägt auf ihn ein. Mit ein paar Violinen zieht ihn Frodo wieder weg. Als die Phrase verhallt, zeigt sich seine wahre Absicht … wir haben gerade eine stark verzerrte Interpretation des ‚Gollum‘-Themas gehört. Frodo hat den jämmerlichen Wicht schon wieder gerettet. Erschöpft von der Aufregung bricht er zusammen. 18 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ Sam kommt seinem Freund zu Hilfe. Er weiß, dass der Ring eine schreckliche Bürde ist. Gutgläubig bietet er Frodo an, den Ring für ihn zu tragen. Aber in Frodos Kopf hallen die Worte Gollums wieder: „Er will ihn für sich!“ Zwei langgezogene Töne auf der Violine beschwören die Konturen des ‚Geschichte des Ringes‘-Themas, das Thema nimmt seine volle Gestalt aber nicht an. Es sind die falschen Töne, und doch scheint es, als ob Frodo dieses Thema in seinem Kopf vernommen hat, seine Wahrnehmung durch Wahnvorstellungen getrübt. Er glaubt, dass Sam den kostbaren Ring haben möchte. Zu Unrecht argwöhnisch, mit seinen Gedanken vom Ring zerfressen, befiehlt Frodo Sam, ihn zu verlassen und nach Hause zu gehen. Die schrittweise Bewegung In der Entstehung des ‚Auenland-Themas‘ wird moduliert von einer Serie dunkler Akkorde, nicht in der Lage, den Weg zuDas Ende dieser Komposition, das rück nach Hause zu finden. Schlussendlich landet die die Themen ‚Gefährliche Wege‘ Linie bei der Klarinette, weitet sich aber auf tragische und ‘Mordor‘ enthält, taucht im Weise durch die Streicher aus, und erreicht die simpFilm nicht auf. Die Szenen, für le ‚Auenland‘-Musik. Frodo und Gollum setzen ihren die die Musik komponiert wurde, Weg ohne Sam fort. Sam ist niedergeschmettert und wurden herausgeschnitten. fällt, heulend, auf seine Knie. Frodo und Gollum klettern höher und höher und ‚Gefährliche Wege‘ erstrecken sich vor ihnen. Das unbarmherzige Feuer von Saurons Land zeichnet sich immer noch vom Himmel ab. 6| „Marshalling At Dunharrow“ – Antritt in Dunharg Auf dem Weg nach Minas Tirith sammeln die Rohirrim ihre gesamte Streitmacht in Dunharg. Obwohl es eine Verschmelzung des ‚Rückforderung‘-Themas ist, wird das ‚Rohan‘-Thema in einen weitläufig in Einklang gebrachten Ablauf polyphoner Ausführungen übergeleitet, welche von Streichern, Waldhörner und durch die Hardangerfidel präsentiert werden. Sogar die eigentliche Linie der Melodie geht hämmernd in eine aggressivere Fassung über. Das verräterische Emporsteigen des Intervalls der kleinen Terz, das traditionellerweise das Thema eröffnet, wird jetzt um eine ganze Tonhöhe zu einer vollkommenen Quarte gestreckt; ein Intervall, nur eine Stufe von der pathetischen Eröffnung des ‚Gondor‘-Themas entfernt. Dies ist Rohan am erhabensten und kultiviertesten Ende seiner Stärke. Als sie sich Gondor nähern, werden sie in gewisser Weise mehr wie es selbst. Und dennoch sind sie in der Lage, ihr grundlegendes Einfühlungsvermögen zu bewahren - ihre Bindung an Mittelerde, die so unerlässlich für ihr Dasein ist. Diese edle Haltung entwickelt sich mit dem Ausklingen der militaristischen Härte. Théoden, der inmitten der Truppen reitet und sie sammelt, ist betroffen, als er nur so wenige vorfindet. Unter dem Tremolo der Streicher tragen Waldhörner das ‚Rohan‘-Thema sanfter vor. Schwerelos ansteigend ändert die Spielweise der Streicher ihren Tenor, bis sie schemenhaft über dem Orchester schwebt. Gimli und Legolas blicken hinunter auf das Hargtal, als abermals das Thema der ‚Armee der Toten‘ einsetzt. Aber dieses Mal verursacht es keinen unterschwelligen Schmerz. Aragorn starrt auf die schmale Wegmündung hinunter. Man vernimmt Männer- 19 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ stimmen, die den Text „The Dimholt Road“ raunen: „Come armed/or prepared to die./There is no other end/to this road.“ Schemenhaft wird eine leuchtende Geistererscheinung sichtbar und fesselt Aragorns Blick. Fagott und hängende Tibetanische Gongs drehen und winden sich hinter den Reihen des gesamten Chors als hörbarer Ausgleich zu wiederbelebten Knochen und im Kampf verwüsteten Metalls. Die Armee der Toten wartet. Im nächtlichen Feldlager bereitet sich Merry auf die Schlacht vor - oder zumindest tut er soviel, wie es ihm seine als Hobbit begrenzten Möglichkeiten erlauben. Denn trotz all ihrer Entschlossenheit sind die Bewohner des Auenlandes nicht für den Krieg geschaffen. Kitzelnd umrahmen Holzbläser und gezupfte Streicher die ‚Hobbitmätzchen‘ (und stellvertretend für das ‚Abschlussstück‘), als Merry, geschmückt mit seiner neuen, schlecht sitzenden Rüstung, seine Schwertkünste vor Éowyn erprobt. Den Bratschen und Celli entströmt eine düsterere, melodische Kontur, eine Fassung, die anscheinend sofort durch die B-Phrase des ‚Gefährten‘-Themas übermittelt wird, die Molltonart des ‚Rohan‘-Themas und die melodische Linearität des ‚Auenland‘-Themas. Das ist Merry der Krieger. Den Hobbits mangelt es vielleicht an körperlicher Eignung für den Kampf, aber sie verstehen vielleicht besser als die Meisten, die Verpflichtung und Trostlosigkeit, die daraus rührt. Éomer gluckst beim Anblick Merrys und zweifelt an seinen Fähigkeiten. Jedoch weiß Éowyn, dass ihr Bruder ebenfalls an ihr zweifelt und indem sie widerspricht, schafft sie ihre eigene Bindung zum Thema ‚Merry der Krieger‘. Unterhalb von Dunharg, am Fuße der Feste, nähert sich ein verUngenutztes Konzept hüllter Reiter. Sein Kommen bewirkt in Aragorns schlafendem Geist entsetzliche Traumbilder. Er sieht sich selbst der Straße Das Thema der ‚Armee zum Dimholt entgegen drängen. Er sieht Arwens Abendsternder Toten‘, das Aragorns Anhänger zerschmettern und Arwen auf ihrem Totenbett lieAlbtraum begleitet, wurgend, alleine, seiner Gegenwart beraubt. Zum größten Teil ausde im Film nicht benutzt. gereift spielt das Thema der ‚Armee der Toten‘ erneut. Aragorn Auf der Disk verbindet es hat sich lange mit seinem Erbe auseinandergesetzt, aber seine Aragorns Ängste mit dem Bedenken nähern sich nun ihrem Höhepunkt. Er fürchtet sich Begreifen seiner Pflichten vor den Pfaden der Toten genauso, wie er seine eigene Schwä- ein vielsagendes, seeliche fürchtet. Aber seine Liebe zu Arwen bewirkt, dass er noch sches Bild eines Anfühmehr um jemand anderes fürchtet, dass ihre Sicherheit über rers, der von seiner Sorge seiner eigenen steht. Aragorn beginnt die Denkweise eines um andere geleitet wird. gütigen Herrschers anzunehmen. Das Thema der ‚Armee des Toten‘ schwillt an und bricht plötzlich ab. Mit einem Ruck erwacht Aragorn von seinen Traumbildern. Der Wächter an seiner Tür teilt ihm mit, dass er einen Besucher hat. 7|„Andúril - Flame Of The West“ – Andúril - Flamme des Westens Aragorn betritt Théodens Zelt, wo ihn der mysteriös vermummte Reiter bereits erwartet. Gespannte, tiefe Blechbläserakkorde enthüllen Aragorns dunkle Vorahnung. Die Gestalt steht auf und nimmt ihre Kapuze ab. Es ist Herr Elrond, gekommen auf Arwens Geheiß. Aragorn verneigt sich und das Orchester erwärmt den Raum mit reichen Harmonien, als Waldhörner das 20 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ ‚Bruchtal‘-Thema spielen. Aber Elronds Neuigkeiten sind schlecht. Arwen, die ihre Unsterblichkeit aufgegeben hat, wird nun vom Ring bedroht. Und Aragorns Weg nach Gondor ist aussichtslos: Die Rohirrim sind zu wenige. Die Armeen der Menschen haben keine Chance gegen die mannigfachen Streitkräfte, die sich bald auf dem Pelennor versammeln werden – inklusive einer Flotte von Korsarenschiffen, die sich im Geheimen Minas Tirith vom Süden her nähert. Die Londoner Philharmoniker fallen wieder zu ihrem tieferen Ende hin ab. Widerstrebend bietet Elrond ihm seinen Rat an: „Es gibt jene, die das Gebirge bewohnen.“ Ein Windstoß fährt durch das Zelt, hohe Streicher steigen und deuten die zweiteiligen Harmonien der ‚Armee der Toten‘ an. Aragorn protestiert, „Sie folgen niemandem“, aber Elrond bleibt hartnäckig. „Sie werden folgen, doch nur dem König von Gondor.“ Unter seinem Umhang holt er Andúril hervor, neu geschmiedet aus den Bruchstücken von Narsil. Das ‚Bruchtal‘-Thema bauscht sich in einem Tusch von Streichern auf. Elrond erklärt Aragorn, dass dies das Schwert des Königs sei. Das ‚Minas Tirith‘-Thema, gespielt von Blechbläsern, erinnert stolz an Gondors nobles Erbe. Aragorn nimmt das Schwert, packt es am Griff und zieht es aus der Schwertscheide. Das Thema steigt durch silberhelle Trompeten auf. „Die Klinge, die zerbrochen ward, soll zurückkehren nach Minas Tirith.“ Aragorn wird seinem Erbe nicht länger ausweichen. Auch wenn es ihn vernichten sollte, er wird führen. Diese mögliche Selbstaufopferung wird durch hohe Streichercluster gekennzeichnet. 8|„The Passing Of The Grey Company“ – Der Weg der grauen Schar Aragorn packt sein weniges Hab und Gut zusammen und bereitet sich darauf vor, den Weg zum Dimholt zu nehmen. Geschockt konfrontiert ihn Éowyn damit, dass er die Männer am Vorabend der Schlacht verlässt. Sie hält ihn für einen Deserteur. Eine Doppel-Geige singt von der schwermütigen Last über Éowyn und Aragorn. Der gefühlsgeladene, hölzerne Ton erweckt ein romantisches Verlangen, aber auch Anspannung. Letztendlich spricht Aragorn sie auf ihre Liebe an und gibt ihr sanft zu verstehen, dass sie nicht zusammen sein können. Die Schildmaid Rohans ist niedergeschlagen. Ihre Augen sind von Tränen erfüllt. Bewegungslos steht sie da, als Aragorn liebevoll ihr Gesicht streichelt und sich dann aufmacht, das Lager zu verlassen. Aber wenn ein Mensch der Gefährten aufbricht, sind Elb und Zwerg nicht weit. Gimli und Legolas halten Aragorn, mit einer angespannten Version des ‚Gefährten‘-Themas, welches einerseits zart, aber dennoch großmütig daher kommt, auf, und bestehen darauf, dass er den Weg zum Dimholt nicht allein gehen wird. Streicher passieren das Thema bis zu den Bläsern und warnen es, bis die Musik mit einem plötzlichen Schauer, demontiert von den hohlen Tönen der ‚Armee der Toten‘, unterbrochen wird. Über dem ‚Armee‘-Thema fährt das ‚Gefährten‘- Thema fort, das Horn zu spielen. Unsicher zwar und von seiner harmonischen Unterstützung verlassen, aber dennoch von Sicherheit geführt. Die Männer von Rohan sind weniger zielgerichtet. Sie sehen die Gefährten verschwinden und sind dadurch entnervt. Sie verkünden, dass es nun keine Hoffnung mehr gibt. Gamling artikuliert die Ängste der Männer und sagt zu Théoden: „Zuwenige sind gekommen. Wir können 21 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ die Streitkräfte Mordors nicht besiegen.“ Eine tiefe Linie von Kesselpauken, Celli und Bässen schlängelt sich durch die Filmmusik, manifestiert durch Zweifel. Théoden erwidert, dass sie nicht gewinnen können. Feine Bässe untermauern diesen Satz und lindern die Angst ein klein wenig. „Doch nichtsdestotrotz werden wir ihnen in der Schlacht entgegentreten!“ Der Morgen graut, Théoden sagt seiner Nichte Éowyn, dass sie an seiner statt regieren soll, sollte er im Kampfe fallen. Aber Éowyn wünscht sich, einer viel unmittelbareren Notwendigkeit zu dienen. Sie will kämpfen. Théoden aber fordert sie nicht dazu auf. Stattdessen fordert er sie auf, wieder zu lächeln, um sich an ihre einstige Freude am Leben zu erinnern und nicht mehr denen hinterher zu trauern, die ihr Leben bereits gelebt haben und zu ehrenhaftem Tod gekommen sind. Violinen spielen eine mit Hoffnung, Schönheit und Melancholie getränkte Linie. Sie wird zu einer atmenden, organischen Form, als Théoden Éowyn zu sich heranzieht. Hörner polieren die Kanten des ‚Rohan‘-Themas. Es folgen subtile Andeutungen von „All Shall Came To Darkness“, jener Musik, die einmal Boromirs Tod begleitete und nun einem anderen edlen Mann prophezeit, dem Ende nahe zu sein. 9| „Dwimorberg - The Haunted Mountain“ – Dwimhorberg - Der verfluchte Berg Aragorn, Legolas und Gimli reisen entlang des Dimholtweges. Das ‚Armee der Toten‘-Thema entfaltet sich nun vollkommen. Männerstimmen überblenden dämpfend eine horizontale Phrase in die Nächste, während Streicher das Orchester von oben provozieren und Gongschläge es von unten stören. Die Musik spielt vor ungesehenen Augen und erschafft eine geisterhafte Stimmung, als ob jeder Schritt der Gefährten zunehmend umhüllt wird, von einer konzentrierten, stumpfen Präsenz. Narbige Felsen und tote Bäume geleiten die Truppe zu einer Tür im Dwimorberg. Celli und Bässe spielen eine chromatische Linie, berührt von dem erzitternden Tam-Tam-Rollen. Aus der Tür im Berg hustet eine Brise Wind und die Pferde der Gefährten ergreifen die Flucht. Das Orchester verdichtet sich, hohe Streicher ballen ihre diatonischen Harmonien, während mittlere und tiefe Blechbläser in chromatischen Clustern erzittern. Unbeeindruckt reckt Aragorn seinen Kopf und geht direkt in den Wind hinein, und durch die Tür in den Dwimorberg. Die Harmonien klaren auf, stolzere Harmonien scheinen hindurch. Legolas folgt ihm. Gimli hält inne, aber mit einem Paar vom ‚Gefährten‘-Thema abgeleiteten Akkorden, nimmt auch er das Abenteuer in Angriff. Von Dissonanzen verschluckt, verschwinden sie alle im Dunkeln. 10| „Master Meriadoc, Swordthain“ – Meister Meriadoc, Schwertthan Endlich ist die Stunde gekommen, da die Rohirrim ihre Pferde besteigen und zur letzten, dreitägigen Etappe ihres Ritts nach Minas Tirith aufbrechen. Die neue Quarten-Fassung des ‚Rohan‘-Themas geht in eine belebte Variation einer zusammengesetzten, ungeraden Taktart über, passend zu diesem hektischen Treiben. Théoden setzt Merry davon in Kenntnis, dass er letzten Endes nicht an der Seite der Männer kämpfen darf. Der Hobbit fleht den König an. 22 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ In Sir James Galways Flötenspiel erklingt Mitgefühl für den Hobbit, Théoden jedoch hält an seinem Entschluss fest. Merry bleibt nichts anderes übrig, als dazustehen und den Truppen bei ihrem Abzug zuzusehen, bis ein vermummter Reiter an dem Hobbit vorbeigaloppiert, ihn packt und auf das Pferd zieht. Merry fährt der Schreck in die Glieder. Aber auch wenn die Stimme des Reiters die Täuschung nicht verrät, so tut es doch Shores Komposition. Zum ersten Mal in „Der Herr der Ringe“ wird das Thema ‚Éowyn, Schildmaid Rohans‘ nicht benutzt, um eine leidende Person darzustellen, die gezwungenermaßen zusehen muss, wie ihr Volk kämpft, während sie von einem sicheren Ort aus beobachtet. Éowyn wird, getarnt als Dernhelm, mit den Männern von Rohan kämpfen. Und Merry nun ebenfalls. Blechbläser verkünden Éowyns Thema mit einer vertrauten Fanfare, bis das Orchester mit einem Schlag der Becken erneut beginnt, sich mit Riesenschritten weiter zu bewegen. Getragen von hohen Streichern erklingt erneut eine leichte Andeutung des ‚Rückforderung‘-Themas. Die Reiter rücken in großen Scharen aus und das ‚Rohan‘-Thema erklingt einmal mehr in einer eindringlich dominierenden Fassung aus lydischen Modi. 11| „The Paths Of The Dead“ – Die Pfade der Toten Streichinstrumente atmen im ätzenden Dunst des ‚Armee der Toten‘-Themas, während die Basstrommel einen fast unterschwelligen Takt schlägt. Leise Holzblasinstrumente gesellen sich zu den hauptsächlich zweiteiligen Harmonien, während Gongs in komplexen rhythmischen Schlägen aushallen. Aragorn beschreitet jetzt mit seinen Gefährten die Pfade der Toten. Die Luft verdichtet sich. Leise Streichinstrumente erzeugen aleatorische Muster, zu denen sich der Dunst in fingerartige Auswüchse verwirbelt. Aragorn stößt auf einen unterirdischen Turm, und Kontrafagotte, Cellos und Bässe bieten eine staubtrockene Lesart der Tonlagen aus der Eröffnung des ‚Königreich von Gondor‘-Themas dar. Wird es Aragorn, der sein Erbe nun annimmt, wirklich gelingen, dieses Gesindel anzuführen? An der Pforte des Turms taucht die leuchtende Erscheinung wieder auf, die Aragorn schon in Dunharg vor Augen hatte. Das gespenstische Heulen der mit Bögen gestrichenen Zimbeln und das Zusammenspiel der Streichinstrumente, die von Tamtams überlagert werden, stellen den König der Toten vor. Aragorn fordert die Gefolgschaft des Königs ein, er wird jedoch hämisch ausgelacht. Unter der Abfolge feuriger, bitonaler Akkorde sieht man plötzlich, soweit das Auge reicht, eine Stadt auftauchen – eine Stadt, bevölkert von der Armee der Toten. Alle Tonbereiche und Instrumente umfassend, steigert sich das Orchester in mehrschichtige, misstönende Cluster. Sequenzen gleiten erkennbar übereinander hin und her. Die Armee kreist die Gefährten ein und ihr König zieht seine Klinge. Er schlägt auf Aragorn ein, sein Hieb wird aber von Andúril pariert. Er ist erschüttert. „Diese Klinge war zerbrochen“, krächzt er. Aragorn packt ihn an der Kehle während Blechbläser eine kraftvolle Fanfare aus pyramidenartigen Dissonanzen herbeizaubern. „Nun wurde sie erneuert!“ Isildurs Erbe stößt den König der Toten zur Seite. Als die leeren Augenhöhlen der Soldaten ihn anstarren, liefert er seine Argumente. Das gebogene Metall der Schlagzeuggruppe kreischt 23 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ in schmerzerfüllten Spannungen. Aragorn verspricht der Armee die Freiheit, sollten sie ihm dienen. Die metallenen Klänge bauen sich auf, tibetianische Gongs schließen sich an, während aleatorische, leise Blechbläser an der Gesamtstruktur kauen. Die Armee der Toten verschwindet aus dem Blickfeld und die Stadt wird von einer Lawine menschlicher Schädel überrollt. Nach einer rasanten Flucht kommen die Gefährten auf der entgegengesetzten Seite des Dwimorbergs heraus. Und hier sieht Aragorn die Bestätigung von Elronds Worten – eine Schiffsflotte der Korsaren von Umbar segelt vor ihren Augen nach Minas Tirith. Eine gedehnte Version von ‚Böse Zeiten‘ betrachtet das Schauspiel. Aragorn lässt sich auf die Knie fallen. Irgendetwas jedoch baut in seinem Hinterkopf eine Spannung auf. Wieder schwellen die Streicher in einer zweiteiligen Ausarbeitung an. Der König der Toten tritt aus der Bergwand hervor. „Wir kämpfen.“ Und, mit einem einstimmigen natürlichen H, geht es zu der heraufziehenden Schlacht über, die die Gefährten herbei ruft. 12|„The Siege Of Gondor“ – Die Belagerung von Gondor Riesige Heere von Orks stehen vor den Toren von Minas Tirith und bringen ihre Belagerungstürme in Stellung. Von unmittelbarer Bedeutung jedoch ist ein einzelnes Pferd, das seinen bewusstlosen Reiter in Richtung Stadt schleppt. Die Tore öffnen sich und Faramirs Körper wird nach innen gebracht. Er ist am Leben, hat die Schlacht bei Osgiliath überstanden, ist aber von Pfeilen gespickt und in einem lebensgefährlichen Zustand. Shores Komposition wird durch sprunghafte Quinten eröffnet, die versuchen, das ‚Gondor‘-Thema in diesem finsteren Wahnsinn zu finden, jedoch nicht in der Lage sind es zu formen. Während Gothmog sich darauf vorbereitet, die Orks gegen Minas Tiriths Grundfeste zu führen, wird Faramir am höchsten Punkt der Stadt vor seinen Vater gebracht. Schicksalsergeben stabilisiert sich das Orchester durch eine gleichbleibende Kadenz, und das Zusammentreffen der Ereignisse führt dazu, dass Denethor seine Fassung verliert und Gondor dadurch (ob zu Recht oder nicht) in seiner größten Not jeglicher Führung beraubt wird. Die Orks laden ihre Katapulte und schleudern eine Salve zu den gondorianischen Fußsoldaten - mit ihrer blutigen Munition, bestehend aus den Köpfen jener, die in Osgiliath gefallen sind. Dieses barbarische Handeln kann nur durch Saurons schwarze Hand angeregt worden sein, daher leitet die ‚Absteigende Terz Mordors‘ den Marsch zu den Abgründen von Gondors Hoffnungslosigkeit ein. Vom Anblick Faramirs immer noch betroffen, taumelt Denethor zum äußeren Rand seines Hofes. Das Orchester findet zueinander und sammelt sich zu einem raschen, grotesken Allegro. Zum ersten Mal ist Denethor frei von seiner starrsinnigen Verwirrtheit. Er begreift, dass er Gondor ohne Führung zurückgelassen hat und dass seine Feinde dagegen vorrücken. Heerscharen über Heerscharen von Orks, Trollen, und Wargen zertrampeln den Pelennor. Die Orks beladen ihre Katapulte nun mit schweren Felsen und bringen Gondors Türme zum Einsturz; die ‚Absteigende Terz‘ folgt dem Zusammenbruch mit widerwärtiger Eindringlichkeit. Der Aufstieg des Orchesters wird durch grelle, atonale Melodien fortgesetzt und dabei stets von immer dichteren Instrumentationen unterstützt. 24 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ Denethor, der jetzt jeglichen Verstandes beraubt ist, schreit nach einem undurchführbaren Rückzug. Die Menschen wissen weder wohin sie gehen sollen, noch, was zu tun ist. Aber für den Zauberer ist nun die Zeit zum Handeln gekommen. Gandalf schwenkt seinen Zauberstab wie eine Waffe und setzt Denethor, indem er ihn in seinem eigenen Hof zu Boden schlägt, außer Gefecht. Violinen halten eine einzelne Tonhöhe aufrecht bis ‚Der Weiße Reiter (bei den Gefährten)‘ mit einem Aufblitzen orchestraler Farben erklingt, und Gandalf zu den unteren Ebenen von Minas Tirith stürmt. Er wird Gondors Soldaten anführen. Das Tempo wird abermals schneller, eine primitive orkische Trommel wird unterhalb der schrillen Instrumente geschlagen. Einstimmige Blechbläser spielen eine undurchsichtige Fassung des Gondor-Themas aber bereits jetzt, am Anfang des Kampfes, handelt es sich um ‚Der Fall Gondors‘. Das Königreich ist nicht auf solch einen Angriff vorbereitet. Die Menschen bedienen sich der Katapulte Minas Tiriths um die Überreste ihrer eigenen Türme auf die Orks zu schleudern. Es scheint die einzige sofort verfügbare Munition zu sein. Chromatische Cluster unterlegen den Aufschlag, der aber nur wenig Wirkung zeigt. ‚Das Vierte Zeitalter‘ in einer Mordor-Variation fängt wieder an, sich seinen Weg aus den Tiefen des Ensembles zu bahnen. Ohne Vorwarnung steigt das zweite von Mordors ‚Das Vierte Zeitalter‘-Themen von oben herab. Der gemischte Chor führt ‚Die Macht Mordors‘ auf, die Weiterentwicklung des ‚Ringgeister‘Themas. Dieses Thema, das aus denselben Sekundalharmonien besteht, repräsentiert die wohl unbarmherzigsten und grausamsten Attacken der Nazgûl. Die Notenlinie an sich ist gebündelt, und über kurz gesetzten Zeichen heben sich anhaltend hohe Töne ab. Auch diese wird jedoch vom konstanten Merkmal der ‚Absteigenden Terz‘ unterstützt, die Mordors stetig ausdehnende Kontrolle ausdrückt. Auf den schuppigen Rücken ihrer Untiere sitzend, greifen die Reiter aus dem Himmel an, packen die gondorianischen Soldaten und reißen deren Streitmacht auseinander. Bergtrolle bringen die Belagerungstürme der Orks in Stellung. ‚Das Vierte Zeitalter‘ in einer Variation für die Mordororks wird erneut durch die Tiefen der Blechbläser wach gerufen. Die Orks stürmen die Stadt während eine umgekehrte Fassung der ‚Grausamkeit der Orks‘ den mittleren Bereich des Orchesters einsetzen lässt. Alles verwüstend ziehen die Orks in Pippins Richtung, der von diesem Gefecht völlig überwältigt ist. Die Trompeten bringen es fertig, über die dunklen, rhythmischen Schläge des Orchesters hinweg, ein paar Takte des ‚Gefährten‘Themas aufzugreifen und Gandalf eilt dem Hobbit zur Hilfe. Gandalf wendet seinen Rücken aber für einen Moment ab und ist nun einem Angriff der Orks ausgesetzt. Pippin revanchiert sich für den Gefallen und färbt seine Klinge zum ersten Mal mit Orkblut. Ein Rammbock wird zum Tor gebracht und erneut verstärkt das Orchester das Thema ‚Die Orks von Mordor‘ in kanonischen Überschneidungen. Gothmog, der von dem Angriff enttäuscht ist, ruft nach Grond. Zwei Bergtrolle und drei gehörnte Riesenbiester bringen den Hammer der Unterwelt in Stellung. Ihr schwerer Gang füllt die Rückkehr des Fünfvierteltakts aus, der nun mit der ‚Bosheit des Rings‘ verknüpft wurde. Die Orks grölen im Chor, ihr ‚Viertes Zeitalter‘Thema überschlägt sich einmal mehr, ihr unheiliger Eifer ist unerschütterlich. 25 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ Derweil beobachten Aragorn, Legolas und Gimli die Schiffe der Korsaren, die weiterhin brandschatzend flussabwärts gleiten. Legolas, wenn auch widerwillig von Gimli unterstützt, erwischt einen Bootsmann, der einem Regisseur ähnelt, mit seinem Pfeil. Die Korsaren wenden ihre Aufmerksamkeit den drei Gestalten am Flussufer zu, die die unglaubliche Frechheit besitzen, ihre Streitmacht anzugreifen. Sie lachen erbärmlich, von einer schwachen Andeutung aus empfindlich misstönenden Clustern begleitet, bis eine halbdurchsichtige Streitmacht sie angreift und ihre Flotte auslöscht. 13| In der Entstehung Die Macht Mordors wurde eigentlich in einem Abschnitt am Anfang des Prologes von „Die Gefährten“ zum Leben erweckt. Als die Sequenz wiedergegeben wurde, restrukturierte Shore seine Komposition und dieses Motiv wurde entfernt. Spuren davon sind noch während Elronds Rat zu hören, aber bis zu „Die Rückkehr des Königs“ erscheint die Notenlinie nicht in seiner vollen Chorgestalt. „Shelob‘s Lair“ – Kankras Lauer Frodo, der nun auf sich allein gestellt ist, folgt Gollums Führung. Er wird aufgefordert, in den finsteren Schlund eines Tunnels zu gehen. Er bleibt zögernd stehen, aber Gollum drängt ihn weiter. „Geh’ hinein, oder geh’ wieder zurück.“ Shores Musik ist hier ungewöhnlich misstönend, scheinbar frei von den Tönen, die sonst für Mittelerde so bezeichnend sind. Irgendetwas stimmt überhaupt nicht. Das Orchester bewegt sich in entgegengesetzte Richtungen, der lineare Kontrapunkt verdichtet sich zu einem komplexen Netz. Ein abnehmendes, chromatisches Acht-Noten-Motiv, gespielt von Fagott und tiefen Streichinstrumenten schlägt auf seltsame Weise ein gleichmäßiges, rhytmisches Profil an. Frodo ist vom Tod umgeben. Die verwesenden Kadaver von Vögeln und Orks hängen von der Decke; Knochensplitter übersäen den Boden. Eine Anhäufung von Sechzehntelnoten schlängelt sich durch das Orchester, als Frodo weiterstürzt. Draußen steigt Sam die Stufen wieder hinab. Er schluchzt immer noch und erhält dabei Beistand vom ‚Gefährliche Zeiten‘-Motiv, das chromatisch umgeformt worden ist. Er verliert seinen Halt, fällt die Stufen hinab und landet beim Lembasbrot, das Gollum weggeworfen hat. Er blickt zum Gipfel der Treppe und die rastlosen Sechzehntelnoten der Streicher kehren zurück. Frodo, der nun vollends in Panik geraten ist, sucht wie wild nach dem Ausgang des von Spinnennetzen durchzogenen Tunnels. Aber je mehr er sich anstrengt zu entkommen, scheint er sich tief in seinem Inneren selbst zu finden. Zu einer verzweifelten Bogenführung der Streicher schlägt Frodo im Dunkel wild um sich und findet sich gefangen in einen Netz wieder. Ihm fällt das Licht Eärendils ein, die Phiole, die Galadriel ihm schon vor so langer Zeit gab, und hört ihre Worte in seinem Kopf. „Möge es dir ein Licht sein an dunklen Orten, wenn alle anderen Lichter ausgehen.“ Cellos und Blechbläser besingen ‚Lothlórien‘, ein Thema, das einst so fremd, exotisch und gefährlich schien, und nun ein willkommener Freund und Verbündeter ist. Aber die Wärme ist von kurzer Dauer und zum Ende schießt die Melodie in einem unerträglichen Portamento in die Höhe. Das Licht enthüllt, was hinter Frodo lauert - Kankra! 26 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ Das Orchester dreht sich, polyphone Bruchstücke verbinden und lösen sich unabhängig voneinander. Das Biest, gierig darauf, sich aus Frodo ein Festmahl zu bereiten, bäumt sich auf, wird aber vom Licht zurückgedrängt. Frodo stürzt einen schmalen Gang hinunter, im Glauben, Kankra abgehängt zu haben, da sie zu breit ist, um ihm zu folgen. Das Orchester setzt mit Variationen am stufenartigen Anfang von ‚Die Verführung durch den Ring‘ an, diesmal in unbeständigen Stößen gespielt, ähnlich der Musik, die in Moria zu hören war. Der anfängliche Schwung läuft sich jedoch fest, eingezwängt von flackerndem Gezwitscher und misstönenden Crescendi. Frodo wird gefangen, aufgehängt in einem gewaltigen Netz. Der Acht-Noten-Satz kehrt wieder. Kankra ist gekommen um ihre Beute zu beanspruchen. Mit einem gleichbleibenden Trillern taucht Gollum hinter einem Felsbrocken auf, verspottet Frodo und offenbart schließlich, dass er, ja dass er mehr als bereit ist, den Hobbit tot zu sehen. Das Acht-Noten-Thema erklingt erneut, dieses Mal deutlicher. Kankra nähert sich. Frodo zerschneidet das Netz mit Stich, hobbit‘sche Rhythmen spielen herbe Missklänge hinter ihm - als ob die Phrase der ‚Hobbitmätzchen‘ durch ein zum Äußersten entschlossenem Motiv der Handlung verdorben wird. In letzter Minute schafft Frodo es, sich zu befreien, er lässt dabei aber sein Schwert zurück. Aber sowie er aus Kankras Reichweite entflohen ist, greift ihn die spindeldürre Gestalt Gollums an. Tiefe Akkorde der Blechbläser werden von einzelnen Tonhöhen durchbrochen und durch Oktaven verdoppelt, als Gollum wie verrückt versucht, den Ring von Frodos Hals zu reißen. Frodo jedoch, angetrieben vom Ring, beschützt ihn mit gleichem Eifer. Er dreht den Spieß um, indem er die Offensive übernimmt und Gollum zu Boden schlägt. Die Musik ist unverändert. Ob von einem Schurken oder Helden ausgehend, das gewaltsame Vorgehen, das durch den Ring bestimmt wird, ist gleichermaßen entsetzlich. Mit einem grellen Trillern aus den Holzblasinstrumenten und Streichern, findet Frodo wieder zu sich selbst zurück. Die Sechs-Noten-Fassung der ‚Bosheit des Rings‘ erklingt in weiter Ferne, als er sich von Gollum fallen läßt. Er kann dieses Wrack nicht töten. Aber Gollum kennt solche Skrupel nicht. Frodo erzählt ihm von seinem Vorhaben, den Ring zu vernichten. Das untere Ende des Orchesters erbebt, als die Melodien der Streicher sich oberhalb sammeln und erneut Böses andeuten. Gollum wirft sich mordgierig auf Frodo, fällt jedoch über ihn und stürzt den Rand der Klippe hinunter. Das Englischhorn spielt die Sechs-Noten-Fassung der ‚Bosheit des Ringes‘ einmal mehr, als Gollum nach unten in die Dunkelheit fällt. Frodo ist völlig erschöpft. Er fällt, doch gerade als er den Boden berührt, hat er eine Vision. Er ist zurück in Lothlórien. Flöten spielen die reinen, heiteren leeren Quinten des Elbentums, die schon bald von einem wortlosen Frauenchor begleitet werden. Eine strahlende Gestalt, ganz in Weiß gekleidet, taucht auf, als das Horn zum letzen Mal in „Der Herr der Ringe“ Galadriels Thema verkündet. Sie reicht Frodo ihre Hand und mit einem unerwarteten, leichten Crescendo stellt sie ihn wieder auf seine Füße. 27 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Zwei ~ 14|„Merry‘s Simple Courage“ – Merry arglose Tapferkeit Die Solo-Trompete ruft das ‚Rohan‘-Thema über den Wirbel der Feldtrommeln aus. Die Reiter legen eine letzte Rast ein, bevor sie Minas Tirith erreichen. Die Melodie endet mit einer leichten Andeutung des ‚Gefährten‘-Themas, das darauf hindeutet, wie weit die Grundsätze der Gemeinschaft gekommen sind. Merry erzählt Éowyn, dass er sich seiner Grenzen bewusst ist, und dass er weiterreitet. Nicht in der Hoffnung, Mittelerde zu retten, sondern einfach nur um seine Freunde zu retten. Die gedankenvollen Spannungen des ‚Merry der Krieger‘-Themas kehren zurück. Hörner und Trompeten, die für die Schlachthörner der Rohirrim stehen, bestimmen die offenen Intervalle. Sie werden die Nacht durchreiten und am Morgengrauen in Minas Tirith ankommen, um dort auf das Heer der Orks zu treffen. 28 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ 1|„Grond - The Hammer Of The Underworld“ – Grond - Der Hammer der Unterwelt Über dem Fünfvierteltakt der Blechbläser ertönt ein Thema, das ‚Das Reich von Gondor‘ und ‚Die Bosheit des Ringes‘ miteinander in einem zerstörenden Thema vereint. Der Sturm auf Minas Tirith ist eskaliert. Die unteren Stadtringe brennen, während sich Gronds Grimassen schneidende Schnauze immer tiefer durch das Haupttor rammt. Das Böse ergreift die Nacht und sein Thema beherrscht die Partitur. Die Rhaita von Mordor kehrt mit ihrem Thema zurück und überlagert den ungleichgewichtigen Fünfvierteltakt der Orks. Grond bricht durch und der Eingang von Minas Tirith wird mit gepanzerten Bergtrollen und Orks überschwemmt. Eine tiefe Blechbläsereinstellung des ‚Reich von Gondor‘-Themas versucht heldenhaft, seinen verbleibenden Mut zu sammeln. Es wird jedoch ebenfalls von dem anhaltenden Sturm niedergeschlagen und macht den Weg für das ‚Bosheit des Ringes‘-Themas frei. 2|„Shelob The Great“ – Kankra die Große Erschöpft aber rastlos dringt Frodo an den Rand von CiIn der Entstehung rith Ungol - Kankras Lauer. Ein blasses Zittern in der Musik offenbart bereits, dass die riesige Spinne Frodo immer Der erste Teil dieser Kompositinoch jagt, erpicht darauf, aus seinem Fleisch eine Mahlzeit on, als Kankra Frodo jagt und zu machen. Frodo spürt, dass etwas faul ist. Seine Augen sticht, wurde im Film überhaupt durchkämmen die Dunkelheit nach irgendeinem Zeichen nicht benutzt - Stille und Sounddes Verfolgers. Die Partitur versucht vergeblich, Kankras effekte haben die Szene getragen. achtnotiges Motiv ausfindig zu machen, doch noch weiDer erste Teil von Sams Kampf gert es sich, konkrete Formen anzunehmen. Mit einem mit Kankra wurde im Film auch plötzlichen Erbeben der Streicher wird Frodo gestochen. nicht benutzt. Stattdessen wurde Kankra stellte ihm von oben herab nach. Das teuflische dort Musik wiederverwendet, Wesen fängt Frodos gelähmten Körper auf, spinnt ihn die schon einmal zu einem früein und umhüllt ihn mit ihrem Netz. Shores Musik rasheren Zeitpunkt in der Kankraselt unter einer plappernden kleinen Trommel dahin. Der Sequenz zu hören war. Komponist bezeichnet dies als „teuflische Nähmaschine“. Metallerne Schläge ertönen und bringen Kankra so mit dem industrialisierten Militarismus Mordors in Verbindung, dem Ort, der Jahrhunderte lang ihr Zuhause war. Aber die Spinne bemerkt ein vertrautes Leuchten. Samweis, der Galadriels Phiole und Frodos Schwert trägt, ist zurück gekehrt. Das ‚Gefährten‘-Thema kündigt seinen Auftritt an, und verlautbart Sams Heldenmut in einer messingartigen Weise. Kankra lässt Frodo fallen und setzt ihren riesigen Körper gen Sam in Bewegung. In den komplexen Knoten, die aus Kankras musikalischer Stimme gewebt sind, kämpfen die beiden. Mit einer ausgehaltenen Linie auf den Hörnern stößt Sam Stich in Kankras Schlund und verwundet sie. Überrascht und mit 29 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ schmerzenden Gliedern bleibt ihr nichts weiter übrig, als sich wieder in die Dunkelheit davon zu schleichen und ihre kompositionelle Stimme mit sich zu nehmen. Sam eilt zu Frodo und entfernt das Spinnennetz aus dessen Gesicht. Seine Augen weit geöffnet und sein Blick unverwandt, bleibt Frodo gänzlich bewegungslos. Sam weint, während leidvolle Streicher und das Englischhorn seinen Verlust beklagen. Das ‚Auenland‘-Thema wird hier von den Tränen des Hobbits völlig besudelt. Es bleibt ihm jedoch nicht viel Zeit zum Trauern, denn schon bald schimmert Stich in seinem blauen Schein. Orks sind in der Nähe. Sam bemerkt nun, wie dicht sie Cirith Ungol schon gekommen sind und verkriecht sich gerade noch rechtzeitig, als ein Trupp ungeheuerlicher und knorriger Orks auftaucht. Das Motiv der ‚Absteigenden Terz‘ verfolgt die Kerle bis hierher, weit hinaus aus seinen gewohnten Grenzen. 3| „The Tomb Of The Stewards“ – Das Grabmal der Truchsessen Sam belauscht die Orks und hört, dass Frodo gar nicht tot ist. Flöten begleiten sein Interesse für die Worte der Orks, die Frodo mit nach Cirith Ungol schleppen. In sicherem Abstand nimmt Sam die Verfolgung auf. Doch gleichzeitig, als Sam neue Hoffnung schöpft, hat In der Entstehung dieselbe Denethor völlig verlassen. Der Truchsess bereitet einen Scheiterhaufen auf, dessen Flammen ihn Shores Musik für den Beginn der und Faramir verschlingen sollen. Hörner, Posaunen Konfrontation Gandalfs mit dem und Tuben lassen einen Hybriden aus ‚Der Geschichte Hexenkönig wurde im Film nicht Des Ringes‘ und ‚Die Bosheit Des Ringes‘ erklingen verwendet. Dort wird die Musik Denethor hat seinen Verstand in genau jenem Moment wieder aufgenommen, als Gandalf verloren, da seine Stadt ihn am dringendsten braucht. von Schattenfell gestoßen wurde. Er wurde von seiner Gier nach dem Ring in den Wahnsinn getrieben. Pippin versucht Faramir zu befreien, doch Denethor wirft ihn aus den Kammern. Der Hobbit sucht in den Straßen nach Gandalf, doch die Stadt brennt bereits und wird gerade von einem Heer von Mordors schaurigsten Kriegern überrannt. Die Sopranisten des Chores singen Tolkiens Text „On the Fields of Pelennor“ zu dem Hybriden aus ‚Der Geschichte Des Ringes‘ und ‚Die Bosheit Des Ringes‘. Bei Tagesanbruch trifft Pippin auf Gandalf und die beiden eilen Faramir zu Hilfe, begleitet von den Eröffnungstönen des Gondorthemas, gespielt auf hohen, klar ertönenden Trompeten - der instrumentalen Klangfarbe der Menschen. Sie werden jedoch von dem gefährlichsten ihrer Angreifer abgefangen, dem Hexenkönig von Angmar. Der stetig wachsende Klang des Orchesters tost mit Dissonanzen, als der Reiter sein Schwert gen Himmel streckt, seine bösartige Macht in einem Strudel aus feurigen Wolken sammelt und Gandalfs Stab zertrümmert. Gandalf fällt von Schattenfell, als Kontrafagotte ‚Die Bedrohung durch Mordor‘ knurren. Es ist eine Bedrohung, die ihn, seit er Gandalf der Weiße ist, bisher noch nicht so unmittelbar getroffen hat. Der Hexenkönig ist bereit, seinen Schlag gegen den Zauberer auszuführen, aber fern klingende Hörner am Horizont verwirren ihn. Er lässt von Gandalf ab und widmet sich den unteren Feldern. 30 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ 4|„The Battle Of The Pelennor Fields“ – Die Schlacht auf den Pelennor-Feldern Die Rohirrim haben Minas Tirith erreicht, die Schlachtreihe der Reiter breitet sich am Horizont aus. Unter dem anhaltenden Wirbel des militaristischen Schlagzeugs tragen Waldhörner feierlich das ‚Rohan‘-Thema vor. Théoden, ins trübe Licht des anbrechenden Tages getaucht, überschaut die Schlacht vor ihm und wendet sich an die Soldaten. ‚Gefährliche Zeiten‘ übernimmt die Musik, jedoch mit einer solchen Hingabe, dass es das Haupt hoch erhoben hat. Die gewaltigen Harmonien vermitteln eindringlich, dass dieses Leid, diese Aufopferung im Ringkrieg nicht vergebens sein soll. Der König spricht zu den Reitern und streift ihre Speere mit seinem Schwert. „Reitet nun! Reitet zur Vernichtung und zum Ende der Welt!“ Langsam nimmt das Thema der ‚Rückforderung‘ mit seiner ersten melodischen Phrase Gestalt an. Hinter den Reitern durchbricht die aufgehende Sonne den Horizont und vergießt ihren Schein hinter den Reitern, als ob sie die letzte Angriffslinie wäre. Das Orchester ist mit Leben erfüllt, die Melodie des ‚Rückforderung‘-Themas schwingt sich mit heraldischen Trompeten und hohen Streichern empor. Mit der Entschlossenheit Mittelerdes im Rücken, eröffnen die Reiter ihren Angriff und ihre erste Reihe greift die Legion der Orks an. Die Hardangerfidel tritt in den Vordergrund um über dem Donner des Orchesters ein Lobgesang auf Rohan vorzutragen. Die Widmung der Hardangerfidel umfassend, greifen Trompeten das Thema auf. In den Gesichtern der Orks breitet sich Furcht aus - dies ist kein Haufen unvorbereiteter In der Entstehung Männer. Blechbläserfanfaren, in schimmernden Triolen gespielt, entladen sich zu dem Angriff. Die Armeen kraDie Perkussion während des chen aufeinander, nicht mit einem zusammenfahrenden Aufeinanderprallens zwischen Missklang, sondern mit reicher Klangfülle in Dur. Rohan Menschen und Orks, wurde im ist eine Streitmacht der Natur. Film leicht gekürzt. 5| „The Pyre Of Denethor“ – Denethors Scheiterhaufen Denethor begießt sich mit dickflüssigem Öl. Das Schlagwerk führt einen gleichmäßigen Takt fort, auf den außen tobenden Krieg ebenso hindeutend wie auf den tobenden Wahnsinn im Kopfe des Truchsess‘. Gandalf stößt mit dem grellen Ausbruch einer leeren Quinte durch die Tür. Aber Denethor hält bereits eine Fackel. Das Orchester erschaudert unter den opernhaften Abläufen umgekehrter a-Moll-Akkorde. Mit einem Schaben der Tam-Tam lässt er die Fackel neben Faramirs Kopf fallen, wodurch die umliegende Fläche in Flammen aufgeht. Rasch nähert sich Gandalf, dicht gefolgt von Pippin. Der Zauberer schlägt Denethor in den Rücken, während Pippin auf den Scheiterhaufen klettert und Faramir zu einem prasselnden C-Dur-Dreiklang wegschafft. Denethor ist jedoch immer noch bei Bewusstsein. Er greift nach dem Hobbit, damit Faramir brennen kann. Aber Schattenfell bäumt sich auf und schlägt Denethor mit seinen Hufen zurück auf den Scheiterhaufen. Kurz bevor das Feuer ihn einhüllt, sieht Denethor Faramirs Augen blinzeln und weiß, dass sein Sohn noch am Leben ist. Denethor rennt zur äußersten Mauer der höchsten Ebene Minas Tiriths und stürzt sich in die Tiefe. 31 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ Seine flammende Gestalt kann vom untenliegenden Feld aus, wo immer noch Krieg herrscht, gesehen werden. Dort scheinen die Rohirrim, trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit, die Orks zurückzudrängen. Die London Voices singen erneut „On The Fields Of Pelennor“, aber nun in einer triumphierenderen Fassung. Théoden bereitet sich vor, in Minas Tirith einzuziehen, um die Stadt von innen zu sichern, aber ein fürchterlicher Anblick lässt ihn erstarren. 6| „The Mûmakil“ – Die Mûmalik Die ‚Mordor-Skizze‘, die heftige, von Kesselpauken geladene Notenlinie unter Saurons ausdrucksvollste Drohungen getaucht, trägt seine stürmische Präsenz vor. Aus dem Süden, auf den Rücken der gigantischen Mûmakil sitzend, kommen die Haradrim, Männer des Krieges, Verbündete von Sauron. Shore führt eine Variante der ‚Mordor-Skizze‘ ein, die der, die man in Osgiliath hörte, nicht unähnlich ist. Hier ist sie wuchtiger, schwerfälliger. Trotzdem verspricht sie den gleichen Ausgang: Gemetzel. Die Rohirrim bilden ihre Angriffslinie neu und machen sich daran, den Haradrim entschlossen entgegenzutreten. Obwohl die Mûmakil der Komposition kein bestimmtes Thema abverlangen, werden sie stets mit orchestralen Strukturen dargestellt. Die Basis des Ensembles trägt die Last der Masse dieser Kreaturen mit kräftigen, melodischen Stücken, während die höheren Stimmen wirbeln und zischen.Im Schlachtgetümmel ist ihre Musik keineswegs anders, obschon das höhere Tessitura des Ensembles den Anschein erweckt, Rohans raschen Angriff ebenso zu repräsentieren wie die Olifanten. 7| „Dernhelm In Battle“ – Dernhelm in der Schlacht Die Reiter Rohans attackieren die Mûmakil mit ihrer ganzen jähen Macht, aber so schonungslos wie ihr Angriff auch sein mag, die Haradrim sind selber erfahrene Reiter. Als Dernhelm verkleidet, gelangt Éowyn unter einen Mûmak und schneidet in dessen Beine, was ihn zu Boden stürzen lässt, aber der Aufschlag schleudert sowohl sie als auch Merry vom Pferd. Nun, aus einem besseren Blickwinkel, sieht sie Théoden, umzingelt von Orks und eilt ihm zur Hilfe. Die Musik poltert und zwitschert zugleich mit den gegnerischen Mächten der Schlacht, aber ein zunehmender Missklang und vertraute Sekundalharmonien deuten ein Herannahen etwas noch Abscheulicherem an. Théoden erspäht Éowyn und erkennt in jäher Verwirrung seine Nichte im Schlachtgetümmel. Aber im Krieg ist kein Platz für Familie, und so kämpft er weiter, sich durch die lichter werdende Horde Orks schlagend. Merry tränkt seine Klinge im Blute der Haradrim, während Éowyn in Gothmogs unversehrtes Bein schneidet. Enger aneinanderliegende Harmonien erklingen. Eine temporeiche Deutung der ‚MordorSkizze‘ zittert durch die Kesselpauke – der Hexenkönig verlässt die oberen Ränge Minas Tiriths und taucht ab auf den Pelennor. 32 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ 8|„A Far Green Country“ – Ein fernes grünes Land Die gondorianischen Soldaten haben sich in die höhergelegene Ebene Minas Tiriths zurückgezogen, wo ein Bergtroll seinen großen, bleiernen Hammer gegen das letzte Tor schlägt. Die Menschen können nirgendwohin mehr flüchten. Pippin hat Todesangst und spricht zu Gandalf: „Ich dachte nicht, dass es so enden wird.“ Gandalf, standhaft angesichts der Gefahr, sieht ihn ruhig an: „Enden? Nein, hier endet die Reise nicht.“ Genau hier, in der offensichtlichen Stunde des Untergangs der Menschheit, führt Shore eines der wohl wichtigsten Musikthemen in „Der Herr der Ringe“ ein, das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘. Die Cellisten der Londoner Philharmoniker umschließen diese diatonische Melodie in den klingensten Stufen ihrer Instrumente. Das Englischhorn und die Klarinette bringen bescheidene Kontrapunkte dar und volltönende Streicher harmonieren mit sanften, nicht vibrierenden Akkorden. Gandalf erzählt Pippin von der nächsten Welt, die wartet – die Belohnung für ein ehrenvoll geführtes Leben. Das Tor erzittert erneut und das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘ verklingt langsam und wird durch ein abgestuftes Cluster ersetzt. Gandalf nickt Pippin zu. Ihre Zeit ist gekommen. Auf dem Pelennor hat sich das Blatt gewendet. Die Mûmakil schleudern die Rohirrim umher wie Spielzeug. Und am Himmel sieht Théoden einen Schatten herannahen. Hörner bauen sich auf, als das Untier des Hexenkönigs Théoden und Schneemähne, sein Pferd, mit dem Maul packt und wieder zu Boden wirft. Théoden, unter Schneemähne eingeklemmt, schnappt nach Luft. Der Herr der Nazgûl kommt näher. 9| In der Entstehung Im Film wird eine andere, erste Darstellung des ‚Graue Anfuhrten‘-Themas benutzt, welches durch summende Stimmen gekennzeichnet ist. Die hier verwendete Musik wurde auf jene abgestimmt, die für die abschließenden Kapitel des Films geschrieben wurde. „Shieldmaiden Of Rohan“ – Schildmaid Rohans Tapfer stellt Éowyn sich ihm in den Weg, versperrt ihm den Durchlass. Das Untier stürzt sich auf sie, aber sie köpft es mit zwei Hieben ihres Schwertes. Der Hexenkönig steigt von seinem sterbenden Reittier ab und richtet sich vor diesem törichten Soldat auf, der es gewagt hat, sich zwischen den Nazgûl und seine Beute zu stellen. Der gemischte Chor setzt mit „Angmar“ in die sekundalen Harmonien des ‚Ringgeister‘-Themas ein. Er schleudert seinen Morgenstern nach Éowyn und eine neue Variation des ‚Bedrohung durch Mordor‘-Themas taucht unterschwellig im Chor auf, der sich nun chromatisch windet, um sich zu den fremdartigen Harmonien Mordors zusammenzufügen. Er schlägt auf Éowyn ein, zerschmettert ihren Arm und sie fällt rückwärts auf Schneemähne. 33 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ Am Stadtrand kommen die mit schwarzen Segeln besetzten Schiffe der Korsaren vor einer Horde Orks an. Aber keine Seefahrer sind zu sehen. Eine Basstrommel wirbelt spannungsvoll. Drei Gestalten gehen von Bord: Aragorn, Legolas und Gimli. Eine treibende Trompete, die an das ‚Gefährten‘-Thema erinnert, empfängt sie und das Trio marschiert, sich kämpferisch überlegen gebend, den Orks entgegen. Aber als sie angreifen, nimmt hinter ihnen ein schaurig geisterhafter Nebel Gestalt an. Aragorn führt die Armee der Toten! Shore erzeugt einen aufwühlenden Marsch, der zweiklängige Tonfiguren und Cluster grauenerregend in sich birgt. Die längst verstorbenen Krieger überschwemmen die Orks, strömen in Minas Tirith und über den Pelennor ein. Aber diese Schar wird nicht rechtzeitig auf Éowyn treffen. Mit dem Motiv der ‚Absteigenden Terz‘ im Rücken packt der Hexenkönig Éowyn an der Kehle, erneut schwellen Blechbläserakkorde zu dichten Harmonien an. „Du Narr, kein Mann vermag mich zu töten.“ Aber Merry packt den Hexenkönig und jagt sein kleines Schwert durch das Bein des Nazgûl. Der Hexenkönig sinkt auf die Knie und Merry bricht zusammen. Éowyn nimmt ihren Helm vom Kopf und ergreift ihre Chance. „Ich bin kein Mann!“ Waldhörner verkünden das ‚Éowyn und Théoden‘Thema in einem strahlenden, lydischen Modus. Sie stößt ihr Schwert in den Kopf des Hexenkönigs und er zerfällt und stirbt. An der Spitze seiner geisterhaften Armee eilt Aragorn auf den Pelennor. Die a-Moll-Version des ‚Gondor‘-Themas drückt abermals die Überlegenheit aus, die auf den Menschen ruht, aber die Schlacht ist noch nicht vorbei. Mit einem Geläut der Streicherharmonien verfolgt Gothmog Éowyn, beide wegen ihren Verletzungen kriechend. Aragorn erreicht Gothmog rechtzeitig und tötet ihn. Ein Bruchstück derselben Fanfare ertönt, die zu hören war, als Pippin Faramir vom Scheiterhaufen wegbrachte - ein Thema für die kleinen Siege in Minas Tirith. Legolas sieht einen herannahenden Mûmak, beladen mit Soldaten der Haradrim. Er stürmt auf die Bestie zu und der Gegensatz, schwer/schwungvoll, tief/hoch, in der Musik der Mûmakil kehrt wieder. Aber dieses Mal ist der Elb im Vorteil. Steil taucht die Musik in lodernden Fanfaren ab, die großarIn der Entstehung tige Tradition des filmischen Spektakels ins Gedächtnis rufend. Shore erinnert sich: „Wenn ich je im Stile eines Die Kinoversion dieser Szene Max Steiner geschrieben habe, das war es!“ Mit einer war kürzer, zeigte jedoch eine Passage aus dem ‚Gefährten‘-Thema zerschneidet LeVersion von ‚Gondor im Aufgolas die Stützstreben der Sänfte auf dem Rücken des stieg‘, die nicht in der Extended Olifanten, und schickt die Reiter des Mûmaks krachend Edition benutzt wurde. auf die grasbedeckten Felder unter ihm. Das ‚Helden‘Thema dehnt sich aus und Legolas bringt die Bestie mit drei präzise platzierten Pfeilen zu Fall. 10| „The Passing Of Théoden“ – Das Hinscheiden Théodens Die Armee der Toten strömt über die Mauern von Minas Tirith, versetzt die einfältigen Orks in Angst und vernichtet sie. Aber keine siegreiche Musik erklingt. Die Moll-Streicher überla- 34 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ gernd, trauert das Englischhorn. König Théoden liegt auf dem Pelennor im Sterben. Éowyn kriecht an seine Seite und er erblickt zum letzten Mal ihr Lächeln. Der Chor stimmt düster „Death of a King“ in Altenglisch an, aber das ist nicht die Musik der Menschen. Dies ist die Musik der nächsten Welt, die Töne sind eine Stufe näher an der Musik von Valinor. Die Welt der Menschen schwindet. Zu einem letzten Andenken tragen Waldhörner die ‚Rohan‘-Fanfare vor. König Théoden, Thengels Sohn scheidet dahin. 11|„The Houses Of Healing“ – Die Häuser der Heilung Mit Liv Tyler Pippin sucht in den Überresten der Schlacht und findet einen Mantel, geschmückt mit einer elbischen Brosche - Merrys Mantel. Éomer entdeckt die schwer verwundete Éowyn, über dem Körper ihres umgekommenen Onkels zusammengebrochen. Aragorn und Gandalf verschaffen sich einen Überblick über die Verluste. Nun ist die Zeit für Heilung. Unter Aragorns Pflege kommt Éowyn in den Häusern der Heilung wieder zu Kräften. „Arwen’s Song“ wirkt hier wie ein elbischer Segenswunsch – ein himmlisches Gebet für die Leidenden. Auch Arwen ist irgendwo in Mittelerde, und vergeht genauso vor Liebeskummer. „And the trees are now turning from green to gold / And the sun is now fading…“ Faramir hat sich ebenfalls in den Häusern der Heilung erholt. Er lächelt Éowyn zu. „Arwen’s Song“ dauert an, „I wish I could hold you closer.“ Die Flöte macht in der gleichen, zärtlichen Stimmung weiter. Spät in der Nacht hat Pippin Merry auf dem stillen Schlachtfeld gefunden. Abgestufte Passagen rufen das ‚Auenland‘-Thema wieder ins Gedächtnis, jedoch reifer und weltlicher. 12| „The Tower Of Cirith Ungol“ – Der Turm von Cirith Ungol Spröde, nicht vibrierende Streicher kämpfen sich gerade so durch zähflüssige Harmonien. Frodo wird im obersten Stockwerk von Cirith Ungol gefangen gehalten während zwei abstoßende Orks, Shagrat und Gorbag sich wegen seines Harnischs aus Mithril, den man ihm ausgezogen hat, raufen. Gorbag stößt Shagrat von seinem Platz und löst eine Schlägerei unter den Scharen der Orks aus. Am Vordereingang des Turms beginnt Samweis Gamdschie seinen heimlichen Aufstieg. Markant erklingt ‚Gefährliche Zeiten‘, wohin sonst könnten die gefährlichsten Zeiten einen Hobbit bringen, wenn nicht nach Cirith Ungol? ‚Gefährliche Zeiten‘ ist in eine treibende, zusammengesetzte ungerade Taktart zersplittert. Sam geht in Richtung Treppe. Nichts wird Sam davon abhalten, seinen Freund zu erreichen. Er benutzt Stich, um ein Trio Orks auszuschalten, die ihm den Weg versperren, und das ‚Auenland‘-Thema dreht sich in einem Weg abwärts, den es zuvor noch nicht gesehen hat. Mit einem heroischen Hauch der Blechbläser und Streicher, wird die vertraute, abgestufte Linie in unerschrockenes Heldentum geführt Samweis der Beherzte, fürwahr. 35 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ Sam steigt höher, aber Shagrat hat Frodo zu früh erreicht. Der Ork zückt sein Schwert, schräge Muster gespielt von tiefen Blechbläsern und dem Piano klirren metallisch. Aber trillernde Streicher durchbrechen die Struktur - Sam ist eingetroffen und hat Stich in Shagrats Brust gerammt. Frodo und Sam sind wieder vereint. Dies ist jedoch kein fröhliches Wiedersehen. Düstere Streichinstrumente klagen, als Sam Frodos Fesseln losmacht. Sie sind immer noch auf dem Weg zu ungeahntem Grauen. Kontrabasse sinken auf die tiefstmögliche Tonstufe. Sam steht da und verrät, dass er nun den Einen Ring in seiner Tasche trägt. Frodo schaut angsterfüllt und habgierig-neidisch zugleich. Sam ist fassungslos und verharrt bewegungslos. Es ist aber Frodos verkommenes Gebaren, das ihn lähmt, nicht die Begierde nach dem Ring. Er gibt ihn zurück, beide kleiden sich mit Rüstungen der Orks und kehren zur Straße zurück. Schon wieder erklingt das ‚Hinweg‘-Thema, schmachtend von Streichern gespielt, schraubt sich höher und höher, bis das Orchester mit einem fahlen Schlag in ein chromatisches Cluster abfällt. Die Feuer Mordors liegen nun vor den zwei Hobbits und Saurons großes Auge überfliegt begierig die öde Landschaft nach seinem Schatz. 13|„The Last Debate“ – Die letzte Beratung Mit Sissel in „Asëa Aranion“ Gandalf, Aragorn, Gimli, Legolas und Éomer versammeln sich im Thronsaal Minas Tiriths, beraten ihren nächsten Schritt und sind sich bewusst, wie wenig Zeit noch verbleibt. Aragorn hat einen Plan. Wenn sie Saurons Orks aus dem Schwarzen Tor locken können, dann ist Frodo vielleicht in der Lage, seine Reise zur Schicksalskluft zu vollenden. Das ‚Gefährten‘- Thema baut sich behutsam auf. Es ist ein gewagter Schritt, einer, der, wenn er zeitlich schlecht abgestimmt ist, den Untergang für alle bedeuten könnte. Aber zur Tapferkeit gehört auch das Risiko. Das Orchester heizt sich auf und stellt sich mit Nachdruck hinter Aragorns Entscheidung. Der frühere Waldläufer nimmt Andúril, presst das Schwert an seine Brust und schreitet ins Blickfeld des Palantír. Saurons Auge, seine Aufmerksamkeit, richtet sich auf den Mann, der den Thron Gondors besteigen würde. Aragorn kleidet sich in der gondorianischen Rüstung, den Weißen Baum stolz auf seiner Brust und führt die Armee des Westens dem Schwarzen Tor entgegen. Das ‚Gondor‘-Thema erklingt entschlossen in der blechernen Stimme der Menschheit. Auf seinem letzten Ton wird es vom ‚Rohan‘-Thema gejagt, denn beide Königreiche sind nun vereint. Faramir und Éowyn schauen von einem hochgelegenen Hof aus zu. Die altertümlichen Töne der Holzflöte drücken die uralte Weisheit Gondors aus, so wie zuvor die Panflöte. Gondor kennt den Krieg als Tor zum Frieden, Sorgen als Sprungbrett auf dem Weg ins Glück. Éowyn und Faramir In der Entstehung „Asëa Aranion“, welches den Text von „The Grace of the Valar“ verwendet, war ursprünglich für die Sequenz der Häuser der Heilung geschrieben. Nachdem „Arwen‘s Song“ dorthin platziert wurde, beauftragte Shore Sissel, um „Asëa Aranion“ für die Suite des Fanclub-Abspanns vorzutragen. Es erscheint hier in den Complete Recordings, um die aufkeimende Liebe zwischen Éowyn und Faramir darzustellen. 36 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ nehmen sich an der Hand. Die norwegische Sängerin Sissel trägt „Asëa Aranion“ vor, das wie ihre Liebe von ergreifenden Streichern und dem Frauenchor getragen aufblüht, umrahmt von Englischhorn und Waldhorn. 14|„The Land Of Shadow“ – Das Land des Schattens Frodo und Sam treffen auf eine Horde Orks, die durch das Schwarze Land marschiert. Die Musik Mordors schnattert überall um sie herum und speit eine ledrige Brise aus dem gesamten Orchester. Obwohl die Ringgeister nicht anwesend sind, spielen die Blechbläser trotzdem mit düsteren Harmonien, als ob sie die Grundfesten der Macht der Nazgûl bloßlegen wollten. Die Orks treffen auf die verkleideten Hobbits. In ihrer bestialischen Ignoranz peitschen die Orks Frodo und Sam und befehlen Ihnen, wieder in die Gruppe zurückzukehren. Die Hobbits schließen sich dem Marsch der Orks an und eine entstellte Kombination aus dem Fünfvierteltakt und der ‚Gefahr durch Mordor‘ ertönt aus dem Orchester. Eine melodische Linie, die irgendwo zwischen dem ‚Isengard‘-Thema und dem Thema des ‚Vierten Zeitalters der Orks‘ liegt, buchtet durch das pulsierende Orchester, das aus einem klebrigen Netz von Kesselpauken, Basstrommeln, Kontrafogott, tiefen Streichern und Blechbläsern besteht. Auf der anderen Seite des Schwarzes Tores marschiert Aragorns Armee weiter. Die Blechbläser der Menschen schlagen Akkorde gegen den knurrenden Fünfvierteltakt. Die Orks halten ein, um eine Inspektion durchzuführen. Ihr bullenartiger Aufseher, dessen Gesicht von Gewalt und Verwahrlosung halb verrottet ist, durchkämmt ihre Reihen. Er entdeckt die Hobbits! Improvisierende tiefe Blechbläser ragen in befremdlichen und verstreuten Winkeln aus dem Orchester, als sich der Ork nähert. Sam rettet Frodo in der einzigen, ihm möglichen Weise - er schlägt ihn. Energiegeladen von dieser Gewalt, verbreiten die umringenden Orks den Tumult. Wieder tobt der Fünfvierteltakt mit der ‚Gefahr durch Mordor‘ im Orchester und grölt mit einem Isengard ähnlichen Thema seinen Schlachtruf. Inmitten der Gewalt stehlen sich die Hobbits davon und ersteigen den letzten Felsgrat, bevor sie die Gorgoroth betreten. Das Orchester hustet lange, ausgedörrte Phrasen, die das ‚Hinweg‘-Thema suchen, die jedoch zu erschöpft und benommen sind, um es zu finden. Während Frodo sich ausruht, starrt Sam den sternenlosen Himmel Mordors an. ‚Gefährliche Zeiten‘ platziert sich im Vordergrund der Partitur; wieder regungslos, unnachgiebig, gefühllos. Jedoch teilen sich die Wolken ein wenig und ein einziger Stern späht hindurch. Die Violinen nehmen zu diesem Hoffnungsfunken auf der Hochebene eine Reihe von Dur-Harmonien auf. Über einem gedämpften Marsch erklingen die ersten drei Töne Gondors. Im Tal können die Männer nun die äußere Grenze von Saurons Versteck erblicken. Sam bietet Frodo sein Wasser an. Er verbraucht diese letzte Reserve und sorgt sich um den Heimweg. Sam schüttelt den Kopf: „Ich glaube nicht, dass es einen Rückweg geben wird, Herr Frodo.“ Shore durchläuft die Eröffnungstöne des ‚Auenland‘-Themas, spielt sie auf und ab, 37 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ vorwärts und rückwärts, betrübt über die Sorgen um die Rückreise. Doch mit einem Crescendo hilft Sam seinem Freund wieder auf die Beine. Der hintergründige Marsch der militaristischen Trommeln kehrt wieder und die Armee des Westens ordnet sich vor dem Morannon, dem Schwarzen Tor, an. Frodo schlägt halluzinierend durch die Luft vor sich. Gequälte Violinen erklingen, das ‚Ring‘-Thema anzudeuten, halten es jedoch von jeder Sicht verborgen. Doch Saurons Auge fällt auf Frodo. Das gesamte Ensemble schreckt in einem plötzlichen Schwindel aus zähflüssigen Dissonanzen zurück. Frodo bricht zusammen und entflieht dem Blick des Großen Auges. In der Entstehung Die Musik, die zu hören ist, kurz bevor das Auge Frodo erfasst, wurde aus dem Finalen Soundmix entfernt. Mit einem Schnarren auf der kleinen Trommel führt Aragorn die Gefährten zum Saum des Tores. 15| „The Mouth Of Sauron“ – Saurons Mund Mit Sir James Galway Aragorn ruft gegen das Schwarze Tor an. Mit einem rauen Keuchen auf dem sechs-notigen ‚Bosheit‘-Thema öffnen sich die gewaltigen Flügel des Tores. Ein Reiter kommt herausgeritten, ganz in Schwarz gehüllt, seine Augen hinter einem Helm verborgen, mit einem verzerrten Mund, aus dem vergiftete Worte dringen. Es ist Saurons Mund, der abscheuliche Abgesandte des dunklen Herrn. Der Oberleutnant von Barad-dûr betrachtet Aragorns Streitkraft mit Hohn. Gandalf befielt ihm, eine Nachricht an Sauron zu übermitteln: „Die Streitmächte Mordors müssen sich auflösen. Er hat dieses Land zu verlassen und nie zurückzukehren.“ Violinen schlagen eine bekannte flehende Linie an … aber sie geht nicht von Gandalfs Gesuch aus. Es ist dieselbe Linie, die zu hören war, als Frodo in „Die zwei Türme“ dem Schwarzen Tor am nächsten war, die melodische Beschwörung, die Gollums fieberhaftes Betteln unterstrich. Ein weiteres Mal fällt Frodos Name in der Nähe des Tores. Saurons Mund holt Frodos Mithrilhemd hervor und beteuert den Gefährten, er sei tot, seine Mission sei gescheitert. Pippin keucht: „Frodo!“ Die Phrase wiederholt sich und fällt auf die voll Sorge erklingende H-Phrase von ‚Gondor im Verfall‘ ab. Frodo war ihre letzte Hoffnung. Aragorn trabt Saurons Mund entgegen. Waldhörner und Streicher zittern unter einer vielsagenden Phrase. Das Orchester zwitschert dahingleitende drei-notige Motive, Fragmente von den ‚Heldentaten Aragorns‘. Es ist noch nicht die ‚Herunter und hinauf‘-Phrase, die ‚Gondor im Verfall‘ zu ‚Gondor im Aufstieg‘ werden lässt, aber sie markiert einen wichtigen Wendepunkt. „Es braucht mehr für einen König als eine geborstene Elbenklinge.“ Die letzten Worte von Saurons Mund klingen wahr. Ara- In der Entstehung „Saurons Mund“ wurde zu einem ersten Schnitt der Szene geschrieben, die gestrafft wurde, als sie in den Film eingearbeitet wurde. Einige Passagen wurden daher gestutzt. Hier ist Shores gesamte Komposition zu hören. 38 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ gorn köpft Saurons Oberleutnant zu dem Schlag einer variierten Abstiegs-Phrase. Ein König muss handeln. Das Orchester regt sich und stimmt ein erbarmungsloses Pulsieren der tiefen Streicher und Holzbläser über den galoppierenden Schlagwerktakt an. Aragorn will nicht glauben, das Frodo versagt hat. Er will nicht der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit unterliegen. Er will sein Volk und ihr Vertrauen nicht verraten. Das Tor öffnet sich weit und speit eine Orksteitmacht aus, die so lange darauf gewartet hat, die Menschheit endlich zu vernichten. ‚Gefährliche Zeiten‘ ist zu einer vibrierende Woge gespannt. Blechbläser schwellen augenblicklich an und versengen die Texturen, als der rote Schein Barad-dûrs sichtbar wird und hinter den Orks aufragt. Die Konturen Mordors pochen in einem eifrigen und blutdurstigen Krebs (ein musikalischer Krebs ist das Rückwärtsspielen einer Notenpassage). Saurons Auge dreht sich gen Norden zum Tor. Frodo und Sam können ihren Weg unbeobachtet fortsetzen. Gondors Trompeten erklingen in ihrem schallenden Ton. Aragon tritt vor seine Männer. „Söhne Gondors, und Rohans, meine Brüder!“ Die Blechbläser spielen das ‚Gefährten‘-Thema. „Der Tag mag kommen, da der Mut der Menschen erlischt, da wir unsere Gefährten im Stich lassen und aller Freundschaft Bande bricht. Doch dieser Tag ist noch fern!“ Streicher treten dem ‚Gefährten‘-Thema bei und verkünden es in seiner Gesamtheit. „Denn heute kämpfen wir!“ Schwerter gleiten aus ihren Scheiden. Die Männer des Westens erwarten die Orks. Das Pulsieren lässt nach und die Musik verliert nun ihre Wärme. Im Staub Mordors erklimmen Frodo und Sam die letzten Geröllaufschüttungen auf ihrem Weg zur Schicksalskluft. Frodo hat gerade noch genug Kraft, sich auf seinen Beinen zu halten und ersteigt alleine den Berghang. Sir James Galways Flöte erzeugt einen einzigen, reinen Ton über dem sich unkontrolliert ausbreitenden Grollen der Percussions. Die Musik des Auenlandes hat es bis hier her geschafft, doch die letzten In der Entstehung Schritte dieser Reise könnten die gefährlichsten sein. Frodo liegt reglos im Ruß. Der Chor intoniert Philippa Boyens‘ „The Der Original Soundtrack Argument“, eine Ansprache von Sams innerem Dialog über beinhaltet eine andere, hoffZweifel und Entschlossenheit. Die Flöte versucht ein weitenungsvollere Musik für Frores Mal, sich an das ‚Auenland‘-Thema zu erinnern, findet dos und Sams Erinnerungen auch dessen Bestandteile, hat aber die friedliche Ruhe veran das Auenland, in der die loren. Flöten direkt in das Thema der ‚Grauen Anfurten‘ gleiSam weiß, dass er den Ring nicht tragen kann … aber er kann ten. Hier, wie auch im Film, Frodo tragen. Das Orchester und der Chor schwellen rasch sind diese Erinnerungen an und entwickeln eine tiefsinnige und alles umhüllende schmerzlicher und MollstreiDarstellung des Themas der ‚Grauen Anfurten‘. Nur Sams cher münden in das Thema Gabe an Frodo, seine Stärke, seine Hartnäckigkeit und seine der Grauen Anfurten. 39 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Drei ~ Entschlossenheit erlauben es Frodo, sich von dem Ring zu befreien. Es ist jedoch ein Akt der Selbstaufopferung, die mindestens so schwer wiegt wie die Frodos - Sam weiß, dass er Frodo so oder so verlieren wird. 16| „For Frodo“ – Für Frodo Mit Ben Del Maestro Sauron ruft Aragorn an und verlockt ihn genauso, wie er seine Sippschaft verlockt hat. Aragorn dreht sich zu seiner Armee um, verharrt … und lächelt. „Für Frodo.“ Unabhängig davon, einem gefallenen Freund zu helfen oder um sein Andenken zu ehren, führt Aragorn seine Männer in die Schlacht. Er wird sich den Stimmen der Verführung verschließen und seine persönlichen Schwachstellen und Ängste begraben. Er wird der König sein, den die Menschheit so dringend benötigt. Wie nie zuvor und hernach nie mehr, erschallt das ‚Gefährten‘-Thema in einem frommen vollen Chor und Orchester. Es ist der endgültige Akt der Freundschaft, eine Tat, die den Auftrag der Gefährten, den Ring zu zerstören und gleichzeitig die Ideale, die der Ring bedroht, verkörpert. Die Armee des Westens greift an und rennt den Orks mit ungebremster Hemmungslosigkeit entgegen. Der Chor fährt weiter fort, als Sam seinen niedergeschlagenen Freund gen Torweg des Infernos trägt, das nicht mehr weit entfernt ist. Doch plötzlich verlieren die Stimmen ihre Linie und drehen in epische Mollakkorde ab. Gollum erscheint, springt Sam an den Rücken und schüttelt somit Frodo ab. Die Stimmen nehmen das Thema des ‚Schicksalsberges‘ auf, zwei wogende Mollakkorde, die eine kleine Sexte auseinander liegen. Dies sind jedoch auch die eröffnenden Harmonien des ‚Mitleid mit Gollum‘Themas, ein Thema, das von jeher auf Mordors Macht angespielt hat, ohne jedoch seine wahre Herkunft zu verraten. Ein für alle Mal verrückt geworden, schreit Gollum auf. Verzweifelt greift er nach Frodos Kehle, um sich den Ring zurückzuholen, bevor er die Feuer des Schicksalsberges erreicht. Sam schleudert ihm einen schweren Fels aus Vulkangestein entgegen und reißt ihn damit zur Seite. Gewaltsam ineinander verschlungen rollen die beiden den Hang hinab. Die Nazgûl haben das Schwarze Tor erreicht. Die Bestien stürzen in niederträchtigen Feindflügen herab. In den Blechbläsern tritt ein Teil der ‚Bedrohung durch Mordor‘ auf den Plan. Die Scheusale zwängen ihre schauderhaften Schreie durch ihre Kehlen, doch ein anderes geflügeltes Geschöpf lenkt die Aufmerksamkeit der Musik auf sich. Inmitten der Schlacht hält Gandalf ein, als eine kleine Motte vor seinen Augen flattert. Knabensopran Ben del Maestro gibt das Thema der ‚Rückforderung der Natur‘. Dies ist keine blecherne Darstellung des der Natur entsprechenden Bündnisses der Menschen. Dies ist die Musik … der Adler! Gwaihir, der Herr des Windes, stürzt sich mit seinen fünf Adlern unbemerkt gegen die Nazgûl hinab. Sam hat sich von Gollum befreien können und setzt seinen Weg den Berg hinauf fort. Doch Frodo hat seinen Weg schon neu entschlossen fort gesetzt. Gerade noch rechtzeitig erblickt Sam Frodo, als dieser in den strahlenden Torweg der Sammath Naur verschwindet. Sechs Waldhörner heulen den Hybriden aus der ‚Geschichte des Ringes‘ und der ‚Bosheit des Ringes‘ und kündigen so den alles entscheidenden Moment an. 40 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Vier ~ 1|„Mount Doom“ – Schicksalsberg Mit Renée Fleming Ungenutztes Konzept Sam betritt die Kammer und findet Frodo über das Feuer gebeugt vor. Das Orchester wirbelt Schwindel erregend, Das Meta-Ringthema, welches ein abscheuliches Gemisch aus Harmonien strömt in seidie Themen ‚Geschichte des nen zahlreichen Reihen umher, so unbändig, wie die glüRings‘, ‚Bosheit des Rings‘ und henden Flammen selbst. Frodo hält den Ring über die ‚Verlockung durch den Ring‘ in flammenden Abgründe. Hier, in seinen feurigen Schoß eine einzelne polyphone Einheit zurückgekehrt, sammelt sich der facettenreiche Ring neu; verbindet, wurde im fertigen seine Geschichte, seine verführerische Art und seine große Film nicht benutzt. Bosheit vereinen sich zu einem einzigen Sein. Schrecklich und unbeherrscht setzen die hohen Streicher und Bläser des Orchesters zu einer Kanon-Mischform des Themas ‚Geschichte/Bosheit des Rings‘ über der Oktave an, während darunter durch tiefe Streicher und Singstimmen die ‚Verlockung durch den Ring‘ erklingt. Die überlappenden Motive und Tonarten schaffen einen akkustischen Sprenkel, ein die Sinne täuschendes Stück aus zusammenhanglosen Takten. Frodo dreht sich um. „Der Ring gehört mir.“ Mit seinen zwei gewaltigen Akkorden brandet das Thema des ‚Schicksalsberges‘ auf - die gleichen Harmonien, die Gollums ‚Mitleid‘-Thema führten - die gleichen Harmonien, die nun Frodos Handlungen antreiben. Die Mordorkontur schlägt/pulsiert unterschwellig, hammergleich fallen die Takte der Kesselpauke. Der Hobbit steckt sich den Ring an den Finger und verschwindet. Saurons Blick kehrt augenblicklich zu den Schicksalsklüften zurück, die Nazgûl ziehen vom Schwarzen Tor ab und eilen südwärts. Aus dem ätzenden Dunst taucht Gollum auf, schlägt Sam auf den Kopf, bedient sich dann der Fußabdrücke als Orientierungshilfe und springt auf den unsichtbaren Frodo. Die widerwärtige Kreatur findet Frodos Arm, verdreht ihn gewaltsam und beißt ihm in den Ringfinger, seine Zähne graben sich durch Fleisch, durch Muskel, durch Knochen. Gollum reißt den Finger von Frodos Hand und spuckt den Ring wieder aus. Frodo fällt zur Seite und Gollum hält strahlend seinen Schatz gen Himmel. Die tosende Musik des ‚Schicksalsbergs‘ bricht ab. Eine einzelne Stimme wird zum alleinigen Mittelpunkt der Komposition. Renée Fleming besingt des Ringes höchsten Ruhm. Er ist seiner Vernichtung entgangen. Er hat sein Fortbestehen gesichert. Er ist siegreich. Aber die Musik des Rings ist noch nicht zu Ende. Frodo kommt wieder auf die Füße, er wendet sich mit zähnefletschendem Gesicht Gollum zu. Er stürzt auf ihn zu ... entweder um den Ring zu zerstören oder ihn wiederzuerlangen. Selbst in seinem Innern vermag Frodo es nicht zu sagen. Das Thema des ‚Schicksalsbergs‘ tobt weiter. Die zwei kämpfen wild, bis sie beide über den Abgrund stürzen. 41 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Vier ~ 2|„The Crack of Doom“ – Die Schicksalskluft Gollum und der Ring fallen ins geschmolzene Gestein in In der Entstehung der Tiefe. Mit einem letzten Hauch Ring-Bergierde bemüht Gollum sich, seine Hand über den Feuern auszuDer Fall Barad-dûrs wurde im strecken. Aber ohne Erfolg. Seinen kostbaren Ring auf fertigen Film mit einer Musikeinder Oberfläche der Lava absetzend versinkt Gollum und lage verändert, die für Aragorns stirbt. Aber Frodo ist nicht abgestürzt. Mit seiner unKrönung bestimmt war. Hier ist versehrten Hand hängt er am Gestein. Sam drängt zum Shores ursprüngliche, vollstänAbgrund und streckt seinen Arm nach Frodo aus. Undige Komposition zu hören. terhalb, in dem aufbrausenden Feuer, erglüht strahlend die Inschrift des Rings wie ein unartikulierter Schrei. Die Themen des Rings versuchen sich zu vereinigen. Die ersten Tonhöhen von ‚Die Geschichte des Rings‘ oder ‚Bosheit des Rings‘ gleiten gläsern in den Violinen ab. Die melodische Linie des Ringes, auf das Wesentliche reduziert, steigt einen Halbtonschritt auf und wieder ab. Es ist das Gegenteil von alldem, was die Gemeinschaft verkörpert hat. Durch Stunden von Musik ist der auf- und wieder absteigende Ganztonschritt der Gemeinschaft gekommen, um die Ehre Mittelerdes zu vertreten. Dies ist nun all das, wogegen sie kämpft - Mittelerdes vermeintlichen Tiefstpunkt. „Wehe wenn du loslässt“, schreit Sam Frodo zu. Das Orchester schraubt sich durch aneinanderliegende DurAkkorde empor, eine Melodie erfreulichen Durchhaltevermögens auf der höchsten Stufe. Frodo langt zu Sam nach oben und beginnt auf festen Boden zurückzuklettern. Der Chor fängt sich in einem harmonischen Stillstand und stimmt eine Notenlinie an, die einem Kirchengesang ähnelt. Vollkommen ruhig auf den Feuern des Schicksalsbergs verharrend, schmilzt der Eine Ring, die Quelle der Macht Saurons, die Wurzel des Bösen in Mittelerde, ins Nichts. Er ist vernichtet. Ungenutztes Konzept Die aneinanderliegenden Akkorde erklingen erneut, Der Original Soundtrack von die ausdauernde Melodie erweist nun der Schlacht am „Die Rückkehr des Königs“ führt Schwarzen Tor die Ehre. Saurons Heer wendet seine für den Moment der Zerstörung Aufmerksamkeit nun Barad-dûr zu, wo sich das Große des Rings einen früheren EntAuge zitternd vor Schmerz weit ausdehnt. Die geballwurf von Shores Musik auf. te Kraft des Orchesters und des Chors nimmt die melodische Notenlinie auf, die einst das Schicksal des Rings repräsentiert hat und wandelt die Verzweiflung der ‚Ring‘-Themen in alles umfassende Hoffnung um. Das Schicksal des Rings offenbart sich in ungebrochenem Glanz als ‚Die Vernichtung des Rings‘ - das letzte ‚Ring‘Thema, sein Thema des Viertes Zeitalters. Barad-dûr wankt und fällt auseinander; der Boden Mittelerdes tut sich auf und verschlingt die Orks. Saurons Auge ist verlöscht. Die Vernichtung des Rings hat das Vierte Zeitalter Mittelerdes eingeleitet. ‚Gondor Wiedergeboren‘, das Thema des Vierten Zeitalters, erklingt nun in voller Länge, geführt von einer silbernen Trompete. 42 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Vier ~ Die Freude verbreitende Vernichtung des Rings preist, einmal mehr, das Glockenspiel vom Sieg Mittelerdes. Der Schicksalsberg explodiert in einem Feuerball… und die Helden halten inne. Sind Frodo und Sam, die ihre Aufgabe vollendet haben, entkommen? Hat der Ring sie als seine letzten Opfer gefordert? ‚Gefährliche Zeiten‘ beginnt erneut, als eine widerwärtige Chaconne – eine, die ein anderes Bild aus der Vergangenheit in Erinnerung ruft, Gandalfs Abschiede. Mit vier ähnlich traurigen Akkorden nahm Gandalf von seinen Freunden Abschied. Nun scheint es so, als müsse sich er und der Rest der Gemeinschaft von Frodo und Sam verabschieden. 3| „The Eagles“ – Die Adler Mit Renée Fleming Aber Frodo und Sam sind noch nicht verloren. Mit ihrem letzten Quäntchen Kraft laufen die beiden von den Schicksalsklüften fort, nur um sich an der steilen Außenwand des Schicksalsbergs gefangen wiederzufinden. Lavaströme ergießen sich an den Seiten hinunter, Wolken aus Asche und Felsen schießen aus seiner Öffnung hervor. Aber sogar hier, am Ende aller Dinge, ist Frodo an das Schicksal gebunden. „Er ist fort. Es ist getan“, sagt er zu Sam. “Ich kann das Auenland sehen.” ‚Gandalfs Abschiede‘ dauert an, nun friedlich bestimmt für Soprano-Stimmen. Die zwei Hobbits, die Retter Mittelerdes, bereiten sich vor, den Tod auf sich zu nehmen. Frodo umarmt Sam. Wortlos singen die Stimmen von den Gefährten. Alles schwindet ins Dunkel. ... Aber nicht alles endet. Renée Fleming stößt erneut zu der Komposition und trägt den Sindarin-Text “The Eagles” über zarten Streichern und Chor vor. Von Gandalf geführt, tauchen drei große Vögel auf. Sie ergreifen Frodo und Sam mit ihren Klauen und tragen sie fort von Tod und Verwüstung, die Mordor heimsuchen. 4|„The Fellowship Reunited“ – Die Gemeinschaft ist wieder vereint Mit Sir James Galway, Viggo Mortensen, and Renée Fleming Frodo erwacht in den Häusern der Heilung. Gandalf der Weiße steht am Fuße seines Bettes. Frodo ist überwältigt - er dachte, Gandalf wäre vor langer Zeit umgekommen. Die alten Freunde sind nahezu sprachlos. Merry und Pippin treten ein und von großartigen Abenteuergeschichten berichtend springen sie kindisch auf Frodos Bett auf und ab, während Sir James Galways nuancierte Vorführung auf der Flöte ausdrückt, wie weit die Hobbits gekommen sind. Gimli tritt ein, vor Freude in seine rauen Hände klatschend. Vertraute Harmonien beginnen sich in den Flöten und Streichern wieder zu versammeln. Legolas trifft ein, seine elbische Distanziertheit wird durch ein warmes Lächeln verraten. Aragorn kommt herein und das Thema der ‚Gefährten‘ findet sich selbst, behaglich in den Blechbläsern ruhend, weder pathetisch noch kraftvoll. Es braust nicht mit einem großen 43 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Vier ~ Schwung auf ... es seufzt. Die Abenteuer der Gefährten sind Vergangenheit. Dies ist die Musik eines stillen Sieges. Lento-Streicher spielen den H-Satz, bis eine zarte Flöte das Thema des ‚Auenlands‘ anstimmt. Samweis Gamdschie wartet an der Tür. Frodo und Sam lächeln sich an. Die Flöte setzt ein, Streicher schließen sich ihr zu einem neuen Thema der ‚Ringsuche‘ an: ‚Heimweg‘. Eine große Menschenmenge hat sich an der Spitze Minas Tiriths versammelt. ‚Gondor Wiedergeboren‘ steigt ungehindert auf. Auf den Stufen des Thronsaals, erwartet Gondors neuer König seine Krone. Gandalf lässt die Krone Gondors auf seinen rechtmäßigen Erben nieder, Aragorn, König Elessar. ‚Gondor im Aufstieg‘ ist endlich unverhüllt, sein H-Satz lauscht Aragorns heldenhaften Weg zum Thron. Der neue König wendet sich zu seinem Volk und singt: „Et Eärello Endorenna utúlien. Sinome maruvan ar Hildinyar tenn’ Ambar-metta!” Aragorn dreht sich zu Legolas, der sich bei einer Gruppe Elben befindet, darunter ... Arwen. Aragorns Liebe tritt hinter einem weißen Banner Gondors hervor. Renée Fleming singt „Arwen Revealed“, dieselbe melodische Form, die sie einst in die Geschichte brachte, damals in „Die Gefährten“. Der gemischte Chor schließt sich Flemings Solo-Stimme an, als Arwen sich nähert. Dies ist elbische Musik, doch die Beimischung von Männerstimmen deutet darauf hin, dass sich etwas verändert hat. Arwen ist verlegen, sogar zurückhaltend. Sie hat ihre Unsterblichkeit für diesen Mann aufgegeben, aber liebt er sie immer noch? Aragorn nimmt ihr Kinn in seine Hand, und, als die Streicher wieder einsetzen, küsst er sie leidenschaftlich. Sie wird seine Königin sein. Das Orchester setzt eine vertraute, stufenartige Bewegung fort, Sir James Galways Flöte an der Spitze. Merry, Pippin, Sam und Frodo neigen ihre Köpfe ehrfurchtsvoll vor dem König. Aber Aragorn will das nicht. Er fällt vor den Hobbits auf seine Knie ... und ganz Gondor schließt sich an. Das ‚Auenland‘-Thema erschallt in heldenhafter Schönheit, wie es der Hobbitheit niemals zuvor gewährt wurde. Die Welten der Menschen, der Elben und der Zwerge sind diesen vier außergewöhnlichen Geschöpfen zu Dank verpflichtet, die durch ihr Festhalten an den Grundsätzen der Freundschaft und Liebe in der Lage waren, den Frieden in Mittelerde wieder herzustellen. Shores einfache Klangblüten, die sich über das ganze Ensemble des Orchesters ausdehnen, entwickeln sich zu einem sanften Lobgesang für diese winzigen Helden. Aber für diese Helden ist es nun an der Zeit, nach Hause zu gehen. ‚Heimweg‘ kehrt zurück, nun voll zu Ausdruck gebracht, und die vertraute Sicht auf die Karte von Mittelerde nimmt den Bildschirm ein. Wir treiben westwärts, durch den Fangornwald zurück, über das Nebelgebirge, durch Bree, bis die Hobbits, nachdem sie es vor dreizehn Monaten verlassen hatten, ins Auenland zurückkehren. Die Flöte spielt die ‚Nachdenkliche Fassung‘ auf seine freundliche Weise, genauso, wie sie es zuvor getan hat. Das Auenland ist so, wie sie es zurückgelassen hatten, unberührt von Hass und Krieg, den diese vier erfahren haben. Aber die vier Hobbits selbst sind nicht mehr dieselben. Das Gras scheint genauso grün, das Bier im Grünen Drachen genauso süß, aber das Auenland wirkt kleiner, wunderlicher, weniger eine Welt für sich, eher ein ruhiger Ort in einem größeren Land. Dermot Crehans Geige spielt die liebenswerten Melodien des ‚Auenland‘-Themas über der Musette und den Streichern, aber sie sind mit Andeutungen des ‚Gefährten‘-Themas verflochten. Schweigend trinken die 44 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Vier ~ Hobbits einen Toast auf den Stolz, auf das Leid und auf die Taten, die nur sie für immer in Erinnerung behalten werden. Die Hobbitkonturen beschleunigen den Schritt durch das Zupfen der Pizzicato-Streicher. Die ländliche Fassung des ‚Auenland‘-Themas folgt. Sam sieht Rosie Hüttinger quer durch den Grünen Drachen. Ermutigt durch das Erlebte (und vielleicht durch das Bier des Drachen), geht er ihr voller Entschlossenheit entgegen und lässt auf den Gesichtern seiner drei Freunde betretenes Grinsen zurück. Sam und Rosie sind schon bald danach verheiratet. Die düsteren Akkorde der ‚Hymnenfassung‘ folgen, während Frodo erzählt. Seine Freunde haben alle ihr Glück im Auenland gefunden. Sie sind weiser und erfahrener, aber im Grunde unverändert heimgekehrt. Aber Frodo hat sich verändert. „Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen. Manchen Schmerz, der zu tief sitzt.“ 5| „The Journey To The Great Havens“ – Die Reise zu den Grauen Anfurten Mit Sir James Galway Zwei Besucher des Auenlandes, darunter ein früherer In der Entstehung Bewohner, kommen bei Frodo vorbei, während die Flöte eine wechselnde zweinotige Form aufgreift. Gandalf Ein kleines Stück der Musik, das trifft in einem Pferdefuhrwerk ein und das ‚Auenland‘als Umrahmung des alten Bilbo Thema verkündet leise die Rückkehr von Bilbo Beutlin. bestimmt war, war in der endBilbo wird mit den Elben auf dem letzten Schiff reisen, gültigen Soundmischung verdas Mittelerde verlässt. Er fragt sich laut, ob Frodo ihm schwunden. den alten Ring noch ein letztes Mal zeigen könne, bevor er abreist. Frodo bringt einen beklemmend ausdruckslosen Blick zustande. „Es tut mir Leid, Onkel. Ich fürchte, ich hab ihn verloren.“ Gandalf, Bilbo und die vier Hobbits der Gemeinschaft treffen bei den Grauen Anfuhrten ein, dem ehemaligen Hafen der Elben. Sie führen Bilbo an den Armen, während das ‚Gefährten‘Thema sanft wiedererklingt. Ein großes Schiff liegt leer vor ihnen und wartet auf seine Fahrgäste. Elrond, Galadriel und Celeborn stehen am Hafenbecken, um Gandalf und die Hobbits zu begrüßen. Das Waldhorn wiederholt die wechselnde, zweinotige Phrase bevor sie die Notenlinie an Doppelrohrblätter weitergibt. Es ist die Musik der ‚Abreise‘, ein letzter Blick zurück auf das Ringabenteuer. Elrond geleitet Bilbo an Bord. Galadriel lächelt vielsagend in die Menge, dann geht sie mit ihrem Ehemann an Bord des Schiffes. Gandalf wendet sich an seine Freunde. „Lebt wohl, meine tapferen Hobbits.” Der Chor summt die letzte Aufführung von ‚Gandalfs Abschiede‘, und bezeichnet so das erste Mal die Nutzung dieses Themas im wörtlichen Sinne. Diesmal wird Gandalf die Hobbits nicht wiedersehen. Von den mitfühlenden Akkorden eingehüllt, weinen die Hobbits. Ungenutztes Konzept Eine alternative Komposition für den ganzen Chor, “Frodos Song”, wurde für Frodos Abfahrt von den Grauen Anfuhrten geschrieben, jedoch nie benutzt. 45 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Vier ~ Gandalf schreitet zum Boot, hält jedoch inne. „Es ist Zeit, Frodo.“ Frodo, vom Ring zu sehr verletzt, zu sehr verändert, um das Auenland jemals wieder als Heimat anzuerkennen, wird ebenfalls mit den Elben in die Unsterblichen Lande reisen. Es ist seine Belohnung für seine Rolle im Ringkrieg. Das ‚Auenland‘-Thema treibt in seiner Endgültigkeit einfühlsam hinter die vier Freunde. Die Blockflöte hat die Flöte in diesem Thema nun vollständig ersetzt, es hat seine heitere Schlichtheit an das vergangene Zeitalter verloren. Die Blockflöte trägt die wechselnden Tonhöhen der ‚Abreise‘ vor und Frodo überreicht Sam sein Buch. Sam muss die letzten Seiten schreiben. Die vier Akkorde der ‚Hymnenfassung‘ des Auenlands werden erneut vom Chor gesummt. Die Hobbits weinen Tränen des Kummers wegen ihres Verlustes, aber auch Freudentränen und Tränen der Erlösung wegen des vergangenen Zeitalters und ihres veränderten Lebens. Frodo und Sam umarmen sich, aber so sehr das Thema des ‚Auenlands‘ sich auch bemüht, kann es nicht unverfälscht erklingen. Die ‚Hymnenfassung‘ windet sich um neue Biegungen, hinab gelenkt auf fremdartige Wege. Das dritte Zeitalter des Auenlands ist vorüber, sein Thema wird nie wieder erklingen. Oboe und Flöte erkunden die Musik der ‚Abreise‘ erneut. Frodo nimmt Gandalfs Hand und besteigt das Boot. An Bord hält er inne und dreht sich dann mit einem begeisterten Grinsen zu seinen Freunden. Sein Schmerz lässt nach, seine Neuerung hat begonnen. Das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘ erklingt noch einmal in den Celli, die einstige Hoffnung des Hobbits wurde nun belohnt. Frodo hat seinen Frieden. Der Chor summt offene Harmonien, ebenso still und rein wie die Wasser, die das Schiff der Elben ab jetzt tragen werden. Das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘ dauert an, als die Hobbits sich umdrehen und die Schiffe nach Westen segeln. 6|„Elanor“ – Elanor Mit Sir James Galway Sam kehrt ins Auenland zurück und Elanor, seine junge Tochter, steht vor der gelben Tür seiner Hobbithöhle, um ihn zu begrüßen. Man hört Frodos Stimme den verbliebenen Eintrag aus Bilbos Buch vorlesen. Frodo sagt Sam, dass er sich nun um seine Familie kümmern muss. Rosie kommt Sam entgegen, ihren kleinen Sohn in den Armen. Die Flöte beginnt ein neues hobbit‘sches Thema. Als Sam sein altes Leben leichten Herzens hinter sich lässt, ist das Auenland bereit, in sein eigenes Viertes Zeitalter einzugehen. Sam nähert sich seiner Familie und strahlt mit seinem einfachen, schlichten Lächeln. „Ja. Ich bin zurück.“ Mit einem reichen Crescendo an D-Dur-Dreiklängen schließt Tolkiens Geschichte, wie nur solche Geschichten es können… „The End“ 46 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Disc Vier ~ 7|„Days Of The Ring“ – Tage des Rings Mit Annie Lennox in „Into The West“ Streicher führen eine letzte Auslegung des ‚Heimweg‘-Themas auf, bis die tröpfelnde Gitarre eine neue begleitende Notenlinie einleitet. Annie Lennox singt „Into the West“, die stimmliche Wiedergabe des ‚Grauen Anfuhrten‘-Themas. Irgendwo am äußeren Gewässer Mittelerdes, endet Frodos Reise ... und fängt soeben an. Nach einer Folge musikalischer Höhepunkte aus „Die Rückkehr des Königs“, führt das Orchester eine neue Linie ein, eine Reihe trällernder Arpeggios, die hoch über sich überlappende Akkorde emporsteigen. Dies ist Shores Anspielung auf Richard Wagners „Götterdämmerung“, die letzte Oper aus seinem „Der Ring des Nibelungen“, ein anderer Ring-Mythos. 8|„Bilbo‘s Song“ – Bilbos Lied Wenn das Ende von „Days of the Ring“ die Reise zu den Unsterblichen Landen der Elben repräsentiert, dann kennzeichnet „Bilbo‘s Song“ den Schluss der Geschichte eines Hobbits. Diese höchst beredte Entwicklung der Hobbitmusik lässt das abgestuft Geschriebene zu einer sich unglaublich entwickelten, beschaulichen Melodie erblühen. Dieses Lied für den Knabenchor war die letzte Musik, die für „Der Herr der Ringe“ geschrieben wurde. Der Film wurde im Kino veröffentlicht und seine Filmmusik mit einer Flut von Auszeichnungen geehrt. Als die Musik für die Extended Edition aufgenommen wurde, fügte man dieses Stück der Musik des Abspannes bei – eine letzte Reise nach Mittelerde für Komponist Howard Shore. 47 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Mitwirkende ~ Sänger Wiederkehrend: Die „London Oratory School Schola“ Hörbeispiel: Disc Eins | Track Eins | 2:53 Die „London Oratory School Schola“ wurde 1996 als erstklassiger Jungenchor an der renommierten Londoner Oratary School gegründet. Die Schüler singen in der wöchentlichen Messe der Schule und wirkten in vielen Film-Soundtracks mit. Darunter sind Danny Elfmans „Sleepy Hollow“, John Williams „Harry Potter“-Filme und natürlich Howard Shores „Der Herr Der Ringe“. Obwohl sie im gesamten Soundtrack immer wieder zu hören sind, werden sie oft nur mit dem ‚Versuchung des Rings‘-Thema in Verbindung gebracht. Wiederkehrend: Die „London Voices“ Hörbeispiel: Disc Eins | Track Zwölf | 0:00 Die Sänger der „London Voices“ werden für jeden Auftrag von Hand ausgewählt. Der Chor ist keine feste Verbindung, so dass die Sänger sich speziell für Projekte ihres Gebiets bewerben können. Unter der Leitung von Terry Edwards haben die „London Voices“ überall auf dem Globus Konzerte gegeben. Neben dem Standardrepertoire mit Werken von Bach, Händel, Mozart, Stravinsky singen sie auch neuere Werke von John Adams, Luciano Berio und Sir Michael Tippet. Terry Edwards: „Ich erinnere mich lebhaft an die Aufnahmesitzungen, da ich sämtliche Chorsätze für den zweiten und dritten Film dirigiert habe. Howard war immer damit beschäftigt, Passagen neu zu komponieren oder abends in seinem Hotel zu ändern. Wir haben häufig Material aufgenommen und es ihm in der ersten Stunde einer jeden Sitzung vorgespielt. Mit sicherem Gespür hörte er eventuelle Unvollkommenheiten heraus und schlug minimale Veränderungen an unserer Vortragsweise oder seiner Komposition vor, die auf magische Weise den Gesamteindruck veränderten, sodass sie noch besser zu den Bildern auf der Leinwand passte. Ich war tief beeindruckt von seiner Fähigkeit, die Gedanken, die ihm bei der Komposition durch den Kopf gegangen waren, auf unsere Darbietungsweise zu übertragen. Er war immer hundertprozentig bei der Sache, wenn wir ihn brauchten, obwohl er zu dieser Zeit sicherlich viel Stress hatte und in Arbeit versank.“ Debütierend: Renée Fleming Hörbeispiel: Disc Eins | Track Zwölf | 0:00 Renée Fleming ist eine der renommiertesten und angesehensten Opern-Sopranistinnen der heutigen Zeit. In ihrer weit reichenden Karriere hat sie für Jazz und, mit ihren ersten Werken für John Corigliano („Die Geister von Versailles“) und André Previn („Endstation Sehnsucht“), sowohl in der traditionellen als auch in der modernen Oper Maßstäbe gesetzt. 48 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Mitwirkende ~ Debütierend: Sir James Galway Hörbeispiel: Disc Eins | Track Eins | 00:49 Sir James Galway spielte von 1969 bis 1975 als erster Flötist im Orchester der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan, bevor er eine erfolgreiche Solokarriere startete. Sein Auftritt in „Die Rückkehr des Königs“ repräsentiert die Ausgereiftheit der volkstümlichen Instrumente der Hobbits, indem die Flöten, die mit ihrer Kultur in Verbindung gebracht werden, allmählich in komplexere, nuancierte Klänge der klassischen Flöte übergehen. Galway spielt auf einer von ihm speziell angefertigten, gediegenen Goldflöte. Debütierend: Annie Lennox Hörbeispiel: Disc Vier | Track Sieben | 00:52 Annie Lennox hatte eine umfangreiche und abwechslungsvolle Karriere als Künstlerin, obwohl sie mit ihrer Arbeit als Solo-Artistin und als Mitglied der Band Eurythmics wahrscheinlich den größten Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit erlangt hat. Sie singt „Into the West“ am Ende von „Die Rückkehr des Königs“. Howard Shore hielt sie auf Grund ihrer Ausdrucksstärke und ihrer Ähnlichkeit mit der Figur Galadriels für musikalisch hervorragend geeignet. Debütierend: Sissel Hörbeispiel: Disc Drei | Track Dreizehn | 03:15 Sissel stieß über einen Umweg zu der Musik von Mittelerde. Sie wurde ursprünglich für den Vortrag des Solo-Sopran-Stücks in ausgewählten Aufführungen von „The Lord of the Rings Symphony: Six Movements for Orchestra and Chorus“ engagiert und wurde erst nachträglich gefragt, „Asëa Aranion“ für die Extended-DVD-Edition von „Die Rückkehr des Königs“ zu geben. Ben del Maestro Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Eins | 07:50 Ben Del Maestro, ein Mitglied der London Oratory School Schola, singt sämtliche Knabensopran-Soli in „Die Rückkehr des Königs“. Singende Schauspieler Billy Boyd Dominic Monaghan Viggo Mortensen Liv Tyler 49 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Mitwirkende ~ Instrumantalisten Das Londoner Philharmoniker Orchester Howard Shores Zusammenarbeit mit dem Londoner Philharmoniker Orchester fand bereits 1986 mit dem Film „Die Fliege“ seinen Anfang. Heute ist diese Zusammenarbeit zu einer persönlichen Verbindung herangewachsen - sowohl für den Komponisten als auch für das Orchester. „Ich liebe sie, weil sie nicht nur ein Konzert-Orchester sind, sondern vielmehr ein Opern-Orchester. Sie haben ca. 30 Jahre jeden Sommer ‚Glyndebourne‘ gespielt. Ich versuche immer eine passende Begleitmusik für Filme zu kreieren, und das versteht man dort sehr gut. Das ist die perfekte Kombination für Filmmusik. Und deshalb stand es für mich außer Frage, dass sie für den ‚Herr der Ringe‘ engagiert werden. Das LPO hat fantastische Musiker. Ich kenne Sue Bohling, die das Englischhorn spielt und weiß, wie hervorragend sie ein bestimmtes Stück spielen konnte. Ich kenne Paul Beniston, den ersten Trompetenspieler, ersten Flötenspieler und die erste Geige. Ich habe in den vergangenen Jahren unserer Zusammenarbeit ihre wunderschönen Klänge förmlich aufgesogen.“ Sue Bohling gibt das Kompliment gerne zurück: „Der erste Film, den ich zusammen mit Shore gemacht habe war ‚The Yards‘ und ich erinnere mich daran als wäre es gestern gewesen. Es gab viel zu tun und der Film hatte die schönste Titelmelodie... für das Englischhorn! Es ist atemberaubend, eine Komposition zu spielen, wenn der Komponist weiß, wie er für das Instrument schreiben muss. Er hat ein natürliches Gespür dafür, was das Englischhorn am besten kann. Er schreibt in solch einer lyrischen Qualität und im richtigen Verhältnis zum Intrument, um es singen zu lassen.“ Der erste Cellist, Bob Truman, geht bei seinem Lob mehr ins Detail: „Es stecken eine Menge Gedanken darin. Seine gesamte Musik ist sehr gut geschrieben. Er hat ein natürliches Gespür für die Instrumente und, aus den Augen eines Cellisten, schreibt er wirklich sehr, sehr gut. Als ob die Instrumente singen. Er versteht was von Harmonien und solchen Sachen. Er benutzt Toncluster, in denen wir alle unterschiedliche Rhythmen spielen und es klingt nachher faszinierend. Es ist sehr interessant, zu beobachten wie er seltsame Gruppensequenzen schreibt und sie nachher alle eine Melodie ergeben, die sich herrlich ergänzen.“ Der Konzertmeister Pieter Schoeman fährt fort: „Howard schreibt die komplexesten Spielanweisungen. Er erschafft Tongebilde, die alle mit der selben Note beginnen und sich dann spalten, dann erweitern und sich schließlich in einen Akkord zusammenballen, den man höchstens mit einer Kettensäge durchtrennen könnte. Der Konzertmeister muss diese Art von Spielanleitungen so organisieren, dass eine gleiche Anzahl von Violinen auf jeder Note spielt, wenn sich der Akkord erweitert. Letztendlich habe ich eine Methode erarbeitet, auf die wir immer wieder zurückgreifen, seitdem wir es so oft brauchten. Noch heute nennen wir diese Technik liebevoll die ‚Howard Divisi‘ (Howard-Spielanleitung).“ Obwohl das LPO primär ein Orchester für Konzerthallen ist, haben sie trotzdem in einer Reihe von Filmsoundtracks mitgewirkt. Dennoch wird Stewart McIlwham, erste Piccoloflöte, die Beteiligung des LPO an dieser monumentalen Produktion immer im Gedächtnis behalten. „Der Soundtrack für ‚Der Herr der Ringe‘ ist wahrscheinlich der umfangreichste, den das LPO jemals einspielen wird. In blanken Zahlen gemessen hatten wir mit den drei Filmen und der zusätzlichen DVD-Musik fast 200 dreistündige Sitzungen. Nachdem wir mit John 50 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Mitwirkende ~ Williams an ‚Star Wars: Die dunkle Bedrohung‘ gearbeitet haben, war es interessant, beide Herangehensweisen zu vergleichen. Mit Williams war die gesamte Musik in einem kurzen Zeitraum fertig geschrieben, orchestriert und bereit, aufgenommen zu werden. Bei den meisten Sitzungen zu ‚Der Herr der Ringe‘ war der Regisseur Peter Jackson auch anwesend. Williams und Howard unterscheiden sich also gewaltig voneinander. Wir spielten ein vier- bis fünf-minütiges Stück ein und hörten es uns dann zusammen mit dem Film an. Manchmal nutzen wir die gesamte Sitzung, um fast unmerkliche Veränderungen vorzunehmen. Howard veränderte die Orchestrierung, fügte hier ein anderes Instrument hinzu oder entfernte dort den gesamten Violinenabschnitt. Wir sind Teil einer der größten Filmprojekte der Geschichte. Manchmal frage ich mich, ob die Leute von Watford [wo die Filmmusik zu großen Teilen aufgenommen wurde] jemals wussten, was am Ende ihrer Hauptstraße passierte, oder ob sie es geglaubt hätten, hätte man ihnen davon erzählt. Manchmal war es während dieser langen Tage gar nicht so einfach, dies zu erkennen. Aber zwischen Peter Jackson und Howard Shore haben wir ein Meisterwerk geschaffen. Das ist das Genie dieser beiden Männer.“ Der erste Trompetenspieler Paul Beniston erklärt: „Der Soundtrack von ‚Der Herr Der Ringe‘ hat jedes andere Filmmusik-Projekt, an dem ich gearbeitet habe oder von dem ich je gehört habe, winzig erscheinen lassen. Und ich bin schon seit 10 Jahren im LPO.“ Bohling lässt das orchestrale Gefühl gegenüber Komponist und Projekt Revue passieren: „Er ist schon ein Meister seines Faches, oder nicht? So etwas hat es bisher noch nicht gegeben und wird es auch nicht mehr geben. Der Soundtrack erschien wie eine lange Reise oder eine einzige lange Phrase. Howards Schreibweise ist sehr klar. Wir wissen was er will und was er erreichen möchte. Und er weiß was wir können.“ DERMOT CREHAN Hardanger Fiddle, Doppel-Geige EDWARD CERVENKA Cimbalom SYLVIA HALLETT Sarangi Sylvia Hallett beherrscht mehrere Instrumente, komponiert und improvisiert und ist immer mal wieder auf internationalen Festivals zu hören. Sie war lange in der Theaterbranche engagiert und ist mit RSC und der Young Vic Company auf Welttournee gegangen. Sarangi spielt sie seit acht Jahren. Unter der Anleitung von Nicolas Magriel befasst sie sich intensiv mit indischer Musik. JAN HENDRICKSE Rhaita, Tiefe Flöte Ulrich Herkenhoff Panflöte 51 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Mitwirkende ~ Edward Hession Musette Jean Kelly Keltische Harfe GREG KNOWLES Cimbalom „Ich bin 1978 von Preston nach London gezogen und habe dort bis 1985 gelebt, um bei ‚The Fires of London‘ mitzuspielen, einer zeitgenössischen Kammermusikgruppe, die von Sir Peter Maxwell Davies geleitet wird. Erste Kontakte mit der Londoner Studioszene knüpfte ich als Perkussionist und Komponist für Filmmusik (‚Spy Game‘, ‚Red Violin‘). Ich nahm mit so unterschiedlichen Künstlern wie Nigel Kennedy und Primal Scream auf.“ Stuart Mcilwham Holzblockflöte John Parricelli Sechs-saitige Gitarre, zwölf-Saitige Gitarre SONIA SLANY Monochord Gillian Tingay Keltische Harfe „Für die Aufnahme der DVD wurde ich gebeten, eine Clàrsach, die eher temperamentvolle gälische Harfe, anstelle der sechs Fuß hohen Konzertharfe, die ich normalerweise benutze, mitzubringen. Ich kam im Studio in der Erwartung an, mit meiner gewohnten Orchester-Session zu spielen, stattdessen wurde ich aber gebeten, mich mit meiner kleinen Harfe in einen eher engen Aufnahmeraum zu begeben, wo ich die anderen Musiker traf. Glücklicherweise war es kein Orchester, sondern fünf sehr gemütliche und gesprächige Iren. Abgesehen davon, dass sie brilliante Musiker waren, waren sie sehr witzig und so wurde die Zeit, die ich eingeschlossen in einem begrenzten Raum mit den fünf verbrachte, nicht nur eine einzigartige musikalische Erfahrung, sondern außerdem ein großer Spaß!“ MIKE TAYLOR Flöte Als Mitglied der World-Music-Combo Incantation hat Mike Taylor bei verschiedenen Filmmusikproduktionen wie „The Mission“ (Ennio Morricone), „Willow“ (James Horner) und „Gangs of New York“ (Howard Shore) mitgewirkt. Taylor erinnert sich amüsiert daran, wie sich Shores nach seiner schier endlosen Suche nach der perfekten Singstimme für Mittelerde während einer Aufnahme plötzlich zu ihm umdrehte und ihn fragte: „Mike, glaubst du, dass Hobbits Flöte spielen?“-“Was meinst du, Howard?“, fragte ich zurück, und er erwiderte: „Ich glaube schon, also: Spiel einfach die Melodie und bring mich zum Weinen!“ 52 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Instrumente ~ ROBERT WHITE Bodhrán ~ Instrumente~ Hobbingen Wiederkehrend: Bodhrán Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 08:40 Die Bodhrán (irische Rahmentrommel) ist ein Vertreter aus der uralten Familie der Rahmentrommeln, die aus einer über ein Gehäuse gezogene Tierhaut besteht. Man nimmt an, dass die Bodhrán-Trommeln ihren Ursprung entweder in Irland haben, oder aus dem Römischen Reich bzw. über arabische Handelswege dorthin gelangten. Ihr Name wurde dem gälischen Wort für ‚gedonnert‘ abgeleitet. Da die Hobbits der Gemeinschaft in ganz Mittelerde verstreut sind, wird die Bodhrán nicht mehr ausschließlich zur Vertonung des Auenlandes oder der Hobbits genutzt, sondern taucht auch in der Filmmusik als kosmopolitisches Element, das ganz Mittelerde zugehörig ist, auf. Wiederkehrend / Debütierend: Flöte / Tiefe Flöte Hörbeispiel: Disc Eins | Track Drei | 01:32 Die irische Flöte (auch bekannt unter: Blechflöte, Flageolett, kleine Schnabelflöte, Stáin oder Feadog) ist das wahrscheinlich älteste Instrument in der keltischen Musik. Ursprünglich aus Knochen geschnitzt, werden die heutigen Flöten aus Holz oder Metall gefertigt. Wiederkehrend: Dulcimer Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41 Wiederkehrend: Keltische Harfe Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41 Wiederkehrend: Musette Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41 Wiederkehrend: Mandoline Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41 53 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Instrumente ~ Wiederkehrend: Gitarre Hörbeispiel: Disc Vier | Track Sieben | 00:41 Wiederkehrend: Celesta Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41 Gollum Wiederkehrend: Cimbalom Hörbeispiel: Disc Eins | Track Acht | 00:00 So wie Gollum einst ein Hobbit war, so ist das Cimbalom aus dem gewöhnlichen Hackbrett hervorgegangen. Das Cimbalon wurde im neunzehnten Jahrhundert entwickelt. Es ist die ungarische Weiterentwicklung des Hackbretts, verfügt über knapp den doppelten Tonumfang und ist chromatisch gestimmt. Wie beim Hackbrett werden die Saiten des Cimbaloms mit kleinen Klöppeln angeschlagen. So entsteht ein fühlbarer, bewegter Klang, der sehr gut zu dem Thema der Bedrohung durch Gollum passt. Die Elben Wiederkehrend: Monochord Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Dreizehn | 08:20 Die Geschichte des Monochords ist genauso mysteriös, wie die seines Gebrauchs. Das Instrument selbst besteht aus einem Holzkasten, über welchem eine einzige Seite gespannt ist, die von Stiften gehalten wird. Ein verstellbarer Steg erlaubt dem Monochord die Tonhöhe zu verändern, während der Spieler die Saite biegt oder zupft. Monochords wurden benutzt als wissenschaftliche Instrumente (Phytagoras benutzte seine harmonischen Vibrationen um Teilungsverhältnisse zu studieren), für die Astronomie (Ptolemäus), Philosophie (Keplers „Sphärenharmonie“), Musiktheorie (Guido von Arrezos „Guidonische Hand“) und für die heilende Wirkung seiner Vibrationen. In Mittelerde wird unser mystisches Monochord für die Elben von Lothlórien benutzt, wo es für eine tiefe, summende Melancholie sorgt, über welche die Melodie hinweg fließt. Das Monochord, welches für diese Aufnahme benutzt wurde, war mit 50 über den Steg gespannten Saiten versehen. Wiederkehrend: Sarangi Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Dreizehn | 08:20 Die Sarangi ist ein gebogenes Streichinstrument, und in der klassischen Indischen Musik sehr gebräuchlich. Sie ist konstruiert aus einem einfachen Holzblock, welcher in Pergament eingehüllt wird und normalerweise mit drei oder vier Darmsaiten bespannt ist, unter denen 35 – 40 nachhallende Saiten entlanglaufen. 54 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Instrumente ~ Gondor Panflöten und Holzblockflöten wurden aufgrund ihrer sagenumwobenen Geschichten in der wirklichen Welt jedes Mal benutzt, um Gondor in Mittelerde zu vertreten. Diese Blasinstrumente stellen einige der ersten nachweisbaren musikalischen Instrumente dar und Shore versetzte sie nach Mittelerde, um so Gondor darzustellen, das älteste und ehrwürdigste Königreich der Menschen. Hier repräsentiert die Panflöte Faramirs Sensibilität und Leiden, während die Holzblockflöte die Entwicklung seiner Beziehung zu Éowyn einleitet. Debütierend: Panflöte Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Drei | 02:20 Debütierend: Holzblockflöte Hörbeispiel: Disc Drei | Track Dreizehn | 01:06 Rohan Als Vorbild für die Gesellschaft von Rohan dienten J.R.R. Tolkien die nordeuropäischen Landstriche, in denen die skandinavischen Völker beheimatet sind. Der Kultur dieser Völker (sowohl in Mittelerde als auch in Wirklichkeit) liegen einfache Ideale zugrunde: Das Miteinander von Mensch und Land, das Miteinander von Mensch und Tier, Stolz, Macht, Eigenständigkeit. Zur Vermittlung dieser Werte griff Shore bei der Vertonung von Rohan auf Blechblasinstrumente zurück, die den gleichen vollen, schweren Klang erzeugen, der auch bei der anderen Musik für die Welt der Menschen zum Einsatz kommt, allerdings wird er bei der Musik für Rohan mit einigen Soloeinlagen kombiniert, um die ländliche Kultiviertheit zur Geltung zu bringen. Wiederkehrend: Hardangerfidel Hörbeispiel: Disc Eins | Track Fünf | 01:02 Die meisten der seltenen Instrumente, die bei „Der Herr der Ringe“ auftauchen, kannte Shore bereits zuvor, aber von der Hardangerfidel hatte auch unser Komponist noch nie etwas gehört, bevor er sich intensiv mit nordischer Musik befasste, um sich auf die Komposition der Musik für Rohan vorzubereiten. „Die Auseinandersetzung mit nordeuropäischen Klängen und der nordischen bzw. der Wikingerkultur war Teil meiner Recherchearbeiten für ‚Die zwei Türme‘.“ Die Hardangerfidel gilt gemeinhin als das norwegische Nationalinstrument und soll Mitte des siebzehnten Jahrhunderts erfunden worden sein. Ihr Klang ist kräftig und empathisch und zugleich ruhig und zurückhaltend. In der norwegischen Kultur diente das Instrument dazu, Geschichte und Sagen zu erzählen, und auch in der Musik von Rohan erfüllt es in erster Linie diesen Zweck. „Die Fidel ist ein angenehmer Gegensatz zu den Blockflöten und den Flöten, die bei der lautlichen Darstellung der anderen Völker zum Einsatz kommen.“ Die Kultur von Rohan mutet stolz, aber zugleich sorgenvoll an: Es ist eine ehemals große Zivilisation, die von einem unfähigen König und endlosen Angriffen zermürbt wird. Die Hardangerfidel untermalt hier die Zerbrechlichkeit dieser Kultur. 55 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Instrumente ~ Debütierend: Doppel-Geige Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Acht | 00:40 Die Doppel-Geige wurde speziell für die Musik von „Der Herr der Ringe“ geschaffen. Das Instrument, das im Grunde die vier Saiten der herkömmlichen Geige in vier Saitenpaare verdoppelt (insgesamt acht), kommt zum Einsatz, als Aragorn Éowyn sagt, dass es zwischen ihnen niemals Liebe gäbe, und wurde von Dermot Crehan gespielt. „Ein Freund von mir, Bob Greenbridge, ist Geigenbauer“, erinnert sich Crehan. „Ich brachte die Idee zur Sprache und sagte: ‚Bitte tu das für mich. Ich denke, es könnte klappen - und es könnte eine Katastrophe werden.‘“ Er sagte: „Du musst total verrückt sein.“ Ich sagte: „Ja, bin ich!“ Die Orks Wiederkehrend: Taiko-Trommel Hörbeispiel: Disc Drei | Track Eins | 00:23 Diese antiken Trommeln, welche in der japanischen Musik seit über ein Jahrtausend hinweg benutzt werden, bestehen aus vier Grundgrößen. Der volle, grollende Ton der Trommel wurde assoziiert mit der Kraft der Götter der traditionellen japanischen Kultur. Die Trommel wurde auf dem Schlachtfeld benutzt, um Angst in die Herzen der Feinde zu streuen. Sie dient hier demselben Zweck in der Musik der Orks, wo ihr hämmernder, unverzeihlicher Ton deren brutale Gewalt repräsentiert. Mordor Wiederkehrend: Rhaita Hörbeispiel: Disc Eins | Track Zehn | 01:09 Als langjähriger Fan von Ornette Coleman, entdeckte Shore die Rhaita in dem Titel „Dancing In Your Hand“ des 1973er Albums des innovativen Saxofonisten. Die Rhaita, eine Arabische Oboe, repräsentiert die Kultur Mordors in „Der Herr der Ringe“. Es ist besonders mit dem ‚Das Böse des Rings‘-Thema verbunden, das von einem gebogenen Kriegshorn gespielt wird. Die Armee der Toten Debütierend: Hängende Tibetanische Gonge Hörbeispiel: Disc Zwei| Track Elf | 1:11 Ein umfangreiches Sortiment dieser hängenden Metallplatten erzeugt das gedämpfte Geklirr längst vergangener Kriege, im Hintergrund des geisterhaften Männerchors der Armee der Toten. Obwohl der Gong heute ein bekanntes Mitglied der Schlagzeug-Familie ist, wurde er das erste Mal durch den Komponist Joseph Gossec in das Orchester eingeführt, der ihn in angemessener Weise während eines Trauermarsches benutzte. 56 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ Danksagung PLAN 9 [Janet Roddick, David Donaldson, Stephen Roche und David Long] Plan 9 arbeitete erstmals bei der Produktion von „Forgotten Silver“ (1995) mit Peter Jackson zusammen. In den „Herr der Ringe“-Filmen waren sie insbesondere für die diegetische Musik zuständig, das heißt, solche Musik, die auch von den Protagonisten des Films gehört wird, etwa Merry und Pippins „Ode an den Grünen Drachen“. 57 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ Übersetzungen der Themenbezeichnungen Gollum Menace of Gollum generell als ‚Gollum‘-Thema bezeichnet, oder speziell Thema der ‚Bedrohung durch Gollum‘ Hobbit Outline Hobbitkonturen Pity Of Gollum ‚Mitleid mit Gollum‘ oder auch ‚Sméagol‘-Thema Hymn Setting Hymnenfassung The One Ring The Destruction Of The Ring ‚Die Zerstörung des Ringes‘ The Evil Of The Ring ‚Die Bosheit des Ringes‘ The Fate Of The Ring ‚Verhängnis des Ringes‘ The History Of The Ring ‚Geschichte des Ringes‘ The Quest For The Ring ‚Abenteuer des Ringes‘ Hobbit Skip Beat Hobbit-Skip-Beat The Diminishment Of The Elves Thema vom ‚Dahinschwinden der Elben‘ The Grey Havens ‚Die Grauen Anfurten‘ Lullyby Settings Schlaflied-Fassung Dwarves Dwarf End Cap Schlussstück der Zwergenmusik Merry The Warrior ‚Merry der Krieger‘ Dwarrowdelf ‚Zwergenbinge‘-Thema Pensive Setting nackdenkliche Fassung Moria ‚Moria‘-Thema Playful Setting verspielte Fassung Moria Voices ‚Stimmen von Moria‘ Rural Setting ländliche Fassung The Dark Places Of The World Thema von den ‚Dunklen Orten dieser Welt‘, ‚Dunkle Orte‘ The Seduction Of The Ring ‚Die Verlockung durch den Ring‘ The Fourth Age: The Shire Reborn ‚Das Vierte Zeitalter: Das Auenland wiedergeboren‘ The Shire And The Hobbits A Hobbit‘s Understanding ‚Die Erkenntnis eines Hobbits‘ The Elves Arwen ‚Arwen‘-Thema Cave Troll ‚Höhlentroll‘-Thema Antics Accompaniment Begleitung der Hobbitmätzchen Evenstar ‚Abendstern‘-Thema Watcher In The Water ‚Der Wächter im Wasser‘ Hobbit Accompaniment Hobbitbegleitung, Begleitung zum ‚Hobbit‘-Thema, Begleitmusik der Hobbits Lothlórien ‚Lothlórien‘-Thema The World of Men: Gondor Minas Tirith ‚Minas Tirith‘-Thema Rivendell ‚Bruchtal‘-Thema Moria Balrog ‚Balrog‘-Thema 58 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Übersetzungen der Themenbezeichnungen ~ Realm Of Gondor ‚Das Reich von Gondor‘ oder einfach ‚Gondor‘-Thema The White Rider (In The Fellowship) ‚Der Weiße Reiter (Bei den Gefährten)‘ The Fourth Age: Gondor Reborn ‚Das Vierte Zeitalter: Gondor wiedergeboren‘ Isengard and the Orcs Five Beat Pattern Fünfvierteltakt The Realm of Gondor (In Decline) Theme ‚Gondor im Verfall‘ Gríma Wormtongue Thema von ‚Gríma Schlangenzunge‘ The Realm Of Gondor (In Ascension) Thema ‚Gondor im Aufstieg‘ Isengard / Orc Theme ‚Isengard‘-Thema, Thema der ‚Orks von Isengard‘ The World of Men: Rohan Éowyn And Aragorn ‚Éowyn und Aragorn‘ The Cruelty Of The Orcs Thema von der ‚Grausamkeit der Orks‘ Éowyn And Théoden ‚Éowyn und Theoden‘ Mordor Descending Third Absteigende Terz Mordors Éowyn Shieldmaiden The Rohirrim ‚Schildmaid der Rohirrim‘ Of Rohan Fanfare ‚Rohan‘-Thema, ‚Rohan‘-Fanfare The Fellowship Of The Ring The Fellowship Of The Ring Theme Gefährten-Thema The Heroics Of Aragorn Thema der Heldentaten von Aragorn The Fellowship In Rohan ‚Rohan‘-Fassung des Gefährten-Themas, ‚Die Gefährten in Rohan‘ Mordor / Sauron (The Evil Of The Ring) ‚Mordor‘-Thema The Mordor Outline Figure Mordorkonturen The Ringwraiths ‚Ringgeist‘-Thema The Treat Of Mordor ‚Die Bedrohung durch Mordor‘ The Way to Mordor ‚Der Weg nach Mordor‘ The Ents The Ents ‚Ent‘-Thema Three Little Stones ‚Drei kleine Steine‘-Akkorde Nature Nature‘s Reclamation ‚Rückforderung der Natur‘ oder ‚Einspruch der Natur‘ The White Rider (In Nature) ‚Der Weiße Reiter‘, ‚Die Wesensart Gandalfs des Weißen‘ Mount Doom ‚Schicksalsberg‘-Thema Middle-Earth A Noble End ‚Das noble Ende‘ Skip Beat Mordor Skip Beat Dangerous Passes ‚Gefährliche Wege‘ The Fourth Age: The Power Of Mordor ‚Das Vierte Zeitalter: Die Macht Mordors‘ Evil Times ‚Gefährliche Zeiten‘, ‚Böse Zeiten‘ The Fourth Age: The Whitchking / Orcs Of Mordor ‚Das Vierte Zeitalter: Der Hexenkönig/Mordororks‘ Gandalfs Farewells ‚Gandalfs Abschiede‘ Nameless Fear ‚Namenloses Grauen‘ 59 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ Übersetzungen der Themenbezeichnungen ~ The Journey Home ‚Heimweg‘ The Journey There ‚Hinweg‘ The Fall Of Men ‚Der Fall der Menschen‘ Weakness And Redemption ‚Schwäche und Erlösung ‚ Odds & Ends Boromir‘s Redemption, Wounding, and Death ‚Boromirs Rettung, Verletzung und Tod‘ Hobbits At Play Spielende Hobbits Lament For Haldir Klagelied für Haldir The Dead Marshes ‚Totensümpfe‘-Thema The Fragrance Of Ithilien Wohlgeruch Ithilies The heartbeat Of The Shire Herzschlag des Auenlandes The Morgul Host ‚Das Morgulheer‘-Thema The Mûmakil ‚Mûmakil‘-Thema Shelob ‚Kankra‘-Thema Diegetic Music Aragorn sings Elendil‘s Oath Aragorn singt Elendils Eid Aragorn Sings in the Marshes Aragorn Gesang in den Sümpfen Drinking at the Green Dragon Trinklied im Grünen Drachen Edoras Drinking Song Trinklied in Edoras Gollum‘s Fish Song Gollum Fischlied Lament for Gandalf Klagelied für Gandalf Lament for Théodred Klagelied für Théodred Passing Wood Elves vorüberziehende Waldelben Pippin Sings for Denethor Pippins Lied für Denethor The Road Goes Ever On Die Straße gleitet fort Treebeard Sings to the Hobbits Baumbarts Lied für die Hobbits Troll Drumming Trollgetrommel 60 DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“ ~ CREDITS ~ ÜbersetzerInnen Marc Trappendreher (Yetzi) Andy Machals (Eorl87) Florian Bunz (Fleuz) Lena Matthe (Elbereth88) Mira Sommer (LuthiensTochter) Svenja Crombach (Knuffel) KorrekturleserInnen Matthias F. (Baragund) Sabsi (GinosGirl) Andy Machals (Eorl87) Publikationsverarbeitung Initiator des Projekts und Website von Andy Machals (Eorl87) Layout, Grafiken, Illustrationen und Satz von Florian Bunz (Fleuz) & Andy Machals (Eorl87) Kontakt: eorl87 (at) herr-der-ringe-film.de Links Offizielle Soundtrackseite: Deutsche Projektseite: Blog von Doug Adams: „Herr Der Ringe“-Filmforum: lordoftherings-soundtrack.com annotated-scores.herr-der-ringe-film.de oder www.herr-der-ringe-film.de themusicofthelordoftheringsfilms.blogspot.com forum.herr-der-ringe-film.de EIN BESONDERER DANK GILT DOUG ADAMS, DER DIE ERLAUBNIS GAB, SEINE WERKE ZU ÜBERSETZEN. SPECIAL THANKS BELONG TO DOUG ADAMS, WHO ALLOWED US TO TRANSLATE HIS WORKS. Die originalen „Annotated Scores“ können unter lordoftherings-soundtrack.com heruntergeladen werden. UNERLAUBTE VERVIELFÄLTIGUNG UND KOMMERZIELLE NUTZUNG SIND NICHT GESTATTET. ~ Original Text Copyright © 2008 by Doug Adams ~ 61