Die Rückkehr des Königs - Annotated Scores - Herr-der-Ringe

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Die Rückkehr des Königs - Annotated Scores - Herr-der-Ringe
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
1|„Roots And Beginnings“ – Wurzeln und Anfänge
Oboe und Streicher eröffnen einen plätschernden Walzer, der schnell eine bekannte Melodie
ertönen lässt. Wie schon zwei Mal zuvor unterlegt das ‚Geschichte des Rings‘-Thema den eingeblendeten Titel und eröffnet so den dritten und letzten Teil von „Der Herr der Ringe“.
Dies ist jedoch nicht das ungezähmte Mittelerde der Gegenwart. Dies ist Mittelerde vor einigen
Jahrhunderten, zu einer Zeit, da niemand die Bürde des Einen Ringes seit über zweitausend
Jahren gespürt hat. Shores Musik ist heiter, gar verspielt. Aufgeweckte Holzbläser tanzen um
zwei Hobbits, die auf dem Schwertelfluss angeln. Es ist Hobbitmusik, jedoch von einer anderen Art. Der trällernde Walzer löst sich in Wechselschrittphrasen auf, die für Hobbitmusik
eher charakteristisch sind. Eine putzmuntere Einstellung der ‚Hobbitmätzchen‘-Phrase (die
bereits in „Die zwei Türme“ eingeführt wurde) erbaut sich spielerisch, bis sie unter einem zwitschernden Triller einen der Hobbits ins Wasser befördert. Die Musik verdüstert sich zum ersten Mal und wird nun von einem für die Hobbitmusik charakteristischen Instrument begleitet:
Der Sologeige. Der Melodie fehlt es jedoch an Munterkeit und Antrieb. Wieder ertönt das ‚Geschichte des Rings‘-Thema – der Ring hat eine Hand geködert. Déagol greift in den Schlamm
und kraxelt mit dem Ring in der Hand an das Flussufer, um seinen Fund zu begutachten …
und um sich von ihm begutachten zu lassen. ‚Die Verlockung durch den Ring‘ ertönt im Knabenchor, als Déagol seine Faust öffnet und dieses machtvolle Schmuckstück enthüllt. Dicht
hinter ihm erspäht Sméagol, Déagols Angelgefährte, den glitzernden Ring. Déagol ist davon
fasziniert, Sméagol indes verhext. Das alles durchdringende Verlockungsthema dauert an, als
sich Sméagol auf Haaresbreite Déagol nähert und fordert: „Gib‘ uns das, Déagol, mein Lieber!“
Sméagol taumelt zum Ring und setzt damit eine rhythmische Bewegung in den Streichern und
in den tiefen Doppelrohrblättern in Kraft. Als Déagol sich abwendet, beginnen tiefe Blechbläserakkorde an dem Gefüge zu nagen. Unerklärlicherweise schieben die Hobbits ihre Freundschaft beiseite und ringen hartnäckig um den Ring. Sméagols Attacke wird erbarmungslos von
einem abschreckenden musischen Stilmittel begleitet - eine Kreuzung zwischen den Themen
der ‚Bosheit des Ringes‘ und der ‚Verlockung durch den Ring‘. In seiner Partitur zu „Die Rückkehr des Königs“ tendiert Howard Shore immer mehr zu diesem Stilmittel. In „Die Gefährten“
und „Die zwei Türme“ werden, gesehen durch die Augen der Hobbits, die stetig wachsenden
Ausmaße Mittelerdes und die grenzenlose Gefahr durch den Einen Ring dargestellt. Hier jedoch, während die Geschichte sich ihrem Ende nähert, liegt dieser Schwerpunkt, die Bedeutung des Geschichtenerzählens, deutlich auf der misslichen Lage, die durch den Einen Ring
verursacht wird. Shore beginnt nun, sein breitgefächertes thematisches Material miteinander
zu verknüpfen, um sie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
In den tiefen des Orchesters bildet sich hinter Sméagols und Déagols verbundenen Verführungs- und Bosheitsthemen eine neue, krächzende und kriechende Linie: Die Phrase der ‚Absteigende Terz‘ ist lediglich eine von vielen zusätzlichen Linien, die mit Mordor in Verbindung
stehen. Hier jedoch, so weit weg von ihrem Ursprung und in Verbindung gebracht mit zwei
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
einfach gestrickten Charakteren, die eben noch auf einen blauen Bach fischen waren, ist sie auf
grausame Weise erschütternd.
Die kantige Musik Mordors passt allerdings in
diese Situation. Unter dem großen Einfluss des
Ringes tötet Sméagol Déagol. Verhärmte Einstellungen des ‚Geschichte des Ringes‘-Themas kennzeichnen eine neue Hand, die nun den Ring trägt.
Eine hauchdünne Oboenlinie fällt ab und sickert
durch das Orchester, als Sméagol in das Nebelgebirge flüchtet und anfängt, sich zu verändern.
Zeit vergeht, bis das ‚Geschichten‘-Thema wieder
auftaucht und auf eine neue auf- und absteigende
Linie trifft: Die frühesten Inkarnationen von ‚Mitleid mit Gollum‘.
Ungenutztes Konzept
Die Musik für den Kampf zwischen
Sméagol und Déagol und für Sméagols
Verwandlung wurden im Film nicht
verwendet. Die Musik von Gollums
Verwandlung ist die längste, nicht
verwendete Komposition in „Die Rückkehr des Königs“.
2|„Journey To The Cross-Roads“ – Wanderung zur Wegscheide
Zurück in der Gegenwart führt Gollum Sam und
Ungenutztes Konzept
Frodo auf ihrer Reise nach Mordor. Es ist eine
ermattende Reise, doch Frodo ist rastlos, besesDie Übergangsmusik am Anfang diesen von dem Ring um seinen Hals. Als das Trio
ser Komposition ist, ähnlich wie die
an den äußeren Grenzen Osgiliaths Halt macht,
vorangegangene Gollum-Musik, nicht
begutachtet Frodo heimlich seinen Ring. Shores
im Film zu hören, um Stille und SoundPartitur, die sich mit einer an Ring-Musik erineffekte die dramatische Bedeutung
nernden, ansteigenden Linie im Waldhorn immer
tragen zu lassen.
noch an die heutige Zeit anpasst, zieht sich zurück
und macht den Weg frei für eine kalte und ruhige Interpretation des ‚Geschichte des Ringes‘Themas. Gollums Schlurfen holt Frodo aus seinen Träumen zurück; die Partitur verwirft das
‚Geschichten‘-Thema und hinterlässt, was es selbst geformt hat: Die Musik der schon seit langem leidenden Hobbits.
Die Rudimente dieser Komposition strotzen von Auenlandmusik. Jedoch sind es schäbig abgetragene und schmerzerfüllte Überbleibsel. Die Soloklarinette der nachdenklichen Fassung
der Hobbits wandert durch dichte Mollharmonien, während sich sammelnde Streicher das
‚Hinweg‘-Thema anspielen, das ‚Abenteuer des Ringes‘-Thema aus „Die Gefährten“, als sich
Sam und Frodo das erste Mal aus den Grenzen des Auenlandes herauswagten.
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
3|„The Road To Isengard“ – Der Weg nach Isengard
Die bezwungenen und deformierten Linien der Klarinette kehren erneut wieder. Sam erklärt
Frodo, dass er ihr Essen rationiert hat, um für ihre Heimreise vorzusorgen. Frodo stockt und
sinniert über die Wahrscheinlichkeit ihrer Rückreise. Aber der Hauptteil des vollständig ausgeformten ‚Hinweg‘-Themas erinnert uns daran, dass die Hobbits ihr Ziel noch nicht einmal erreicht haben. Mit diesem langsam ansteigenden Thema macht sich das Trio wieder auf den Weg.
Andernorts streift eine weitere Truppe ebenso durch Mittelerde. Aragorn, Legolas und Gimli,
begleitet von einer Garde aus Rohans edelsten Reitern, bahnen sich ihren Weg durch die Wälder, als die erste Darbietung des ‚Gefährten‘-Themas in dieser Partitur ertönt. Als die Kamera
ausschwenkt und das „Die Rückkehr des Königs“-Logo erscheint, wechselt das Thema und ein
Waldhorn stimmt die Eröffnung des ‚Das Reich von Gondor‘-Themas an, welches das zentrale
Thema des dritten Films sein wird.
Gondor muss jedoch noch warten, da sich die Partitur wieder einmal verändert und nun von
den koboldartigen Tönen der Hobbits überrascht wird. Die Klarinette springt auf ihre höchste
Gesangslage, wo sie von Pizzicatostreichern und Blechflöten gekreuzt wird. Es sind niemand
geringeres als Merry und Pippin, die sich aus den Trümmern Isengards ein Festmahl zusammengesucht haben. Doch so verspielt die Musik auch ist, scheint sie dennoch etwas von größerer Tiefe anzudeuten. Merrys und Pippins drolligen Töne sind von etwas Strengerem durchzogen. Shore vermischt Bestandteile des ‚Auenland‘- und des ‚Gefährten‘-Themas und deutet
somit an, dass diese beiden Hobbits dabei sind, sich in einer erheblich bedeutenderen Weise
für die Geschicke Mittelerdes einzusetzen.
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„The Foot Of Orthanc“ – Am Fusse des Orthanc
Isengards Trümmer beherbergen mehr als nur ein hobbitwürdiges Festmahl. Zurückgezogen
in der Turmspitze des Orthancs schleichen immer noch Saruman und Gríma Schlangenzunge
herum. Saruman erscheint, um Théoden und den Gefährten mit höhnischen Bemerkungen zu
begegnen. Das ‚Isengard‘-Thema, welches einstmals von einer erdrückenden militaristischen
Wucht durchtränkt war, erscheint nun flüsterleise unter Streicherharmonien, aber dennoch
in den tiefsten Registern der tiefen Holzbläser des Londoner Philharmonikerorchesters. Ein
feiner Takt in den Streichern verleiht der Situation einen Hauch von Dringlichkeit.
Saruman weiß von den Hobbits. Seine Heimat ist zerstört, seine Lakaien besiegt, aber bedingt
durch seine Knechtschaft zu Sauron ist er immer noch stark. Eine stete Variation des ‚Bedrohung
durch Mordor‘-Themas kündigt das böse Waffenarsenal im tiefsten Schlund des Orchesters an. Saruman offenbart der Gruppe seinen Palantír und grinst wie ein Wahnsinniger, als improvisierende
Waldhörner die Textur verdichten. Als Saruman das Wort ergreift, greifen die Blechbläser, diesmal
in robusterer Art und Weise, das ‚Isengard‘-Thema auf. Saruman weiß auch von Aragorns Recht
auf Gondors Thron. Ihn als Waldläufer verspottend, lassen die Waldhörner das ‚Gondor‘-Thema
beinahe bedeutungslos erscheinen, indem sie es in ihren tiefstmöglichen Registern verschlucken.
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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Saruman weiß ebenfalls um Rohans geschwächten Zustand und Théodens persönlichem
Zweifel. Sogar nachdem der böse Zauberer seinen Stab an Gandalf verloren hat, will er ihren Untergang weissagen. Das Orchester nimmt seinen dunklen Takt wieder auf, als Théoden
Gríma anruft, seinem Meister zu entsagen und vom Orthanc herunter zu kommen. Saruman
beschimpft Schlangenzunge und schlägt ihn zu Boden. Aufgebracht holt er einen Dolch unter
seinem Mantel hervor. Als er sich Saruman nähert, zuckt das Orchester krampfhaft unter einer
kurzen Darbietung des ‚Bedrohung durch Mordor‘-Themas in seinem tiefst möglichen Tonumfang zusammen - als ob Mordor, Grímas nächste Tat vorhersehend, plötzlich alle Kraft, die
es Saruman verlieh, zurückfordere. Schlangenzunge versenkt die Klinge in Sarumans Rücken.
Ein letzter Atemzug entweicht seinem Körper. Mit
einem klappernden Purzelbaum von improvisieIn der Entstehung
renden Blechbläsern und Streichern fällt Saruman vom Orthanc und wird von einem mit Zacken
Die Mitte dieser Komposition, gleich
besetztem Rad am Fuße des Turmes aufgespießt:
nachdem Saruman den Palantír präEin Opfer seines eigenen Metalls und seiner eigesentiert, ist im Film nicht zu hören.
nen Räder.
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„Return To Edoras“ – Rückkehr nach Edoras
Mit einer sich vertiefenden Serie an Mollakkorden unter den unstimmigen, hohen Streichern,
dreht sich Sarumans mit Zacken besetztes Rad, versenkt seinen Körper in den Fluten und offenbart dadurch den Palantír. Pippin, der die faule Kugel leuchtend im trüben Wasser erspäht,
eilt zu ihr, um sie zu bergen. Gandalf nimmt das Ding jedoch schnell an sich, doch Pippin ist
bereits davon gefesselt. Den Fokus auf Pippins weit geöffnete Augen gerichtet, verdichtet sich
das Orchester zu einem besessenen und alles umhüllenden natürlichen D.
Das Tongeschlecht wechselt zu a-Moll und die schnarrende Hardangerfiedel spielt zum ersten Mal in dieser Partitur eine Darbietung der ‚Rohan-Fanfare‘. Die Geschichte kehrt zurück
nach Edoras, der Hauptstadt von Rohan. Die Rohirrim ehren den Heldenmut, der in Helms
Klamm gezeigt wurde und gedenken ihrer gefallenen Waffenbrüder. Shore verarbeitet das
‚Rohan‘-Thema in einem Sechsteltakt und verleiht ihm dadurch einen beschwingten, heroischen Rhythmus von einer melodischen und freudlosen Qualität.
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„The Chalice Passed“ – Der Kelch wird herumgereicht
Éowyn bietet Aragorn einen Trunk an, mit dem sie ihn für den Dienst, den er ihrem Volk
geleistet hat, ehrt, und deutet ihre eigenen Gefühle ihm gegenüber an. Während Aragorn
schweigt, führt Shores Musik das sehnsuchtsvolle ‚Éowyn und Aragorn‘-Thema ein; die Melodie verschmilzt mit ihrer nicht erwiderten Liebe. Obwohl Éowyns Gesichtsausdruck andeutet,
dass sie glaubt, Aragorn teile ihre romantischen Neigungen, vermittelt uns die Musik etwas
anderes. In dem Moment, in dem Théoden eintritt, ändert sich das unvollendete ‚Éowyn und
Aragorn‘-Thema durch die Einleitung des Englischhorns und einer geringfügig anderen Kon-
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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tur ganz leicht, und wird zu ‚Éowyn und Théoden‘. Was Théoden in ihrem Gesicht zu lesen
glaubt, hält er für geteilte Liebe und gratuliert ihr.
In anderen Ecken von Meduseld finden weitaus unbeschwertere Feierlichkeiten statt. Gimli
und Legolas treten gegeneinander zu einem Trinkspiel an. Während Legolas zu einem gewissen Grad fasziniert ist, grenzt Gimlis Eifer an Besessenheit. Er ist bereit, den Wettstreit mit
dem Elb aufzunehmen, von dem er sicher ist, ihn zu gewinnen. Die Musik kehrt ein letztes Mal
in „Der Herr der Ringe“ zum Zwergenstil zurück. Als Gimli gierig sein Bier hinunterschluckt,
macht Shores Musik aufgeregte Sprünge. Die Eröffnungsquinte der zwergischen Musik ist in
etwas umgeändert, das ein bisschen an das ‚Abschlussstück‘ der Hobbitmusik erinnert: Das
‚Zwergische Abschlussstück‘. Ständige Variationen und ein trillerndes Englischhorn unterstreichen, dass der Zwerg auf wackligen Beinen steht. Es wird schnell klar, dass Gimlis Verfassung trotz seiner Trinkfreudigkeit nicht mit der eines Elben zu vergleichen ist. Mit einem
letzten, atemberaubenden Trillern schlägt Gimli in unangenehm hoher Geschwindigkeit mit
dem Kopf auf den Boden der Goldenen Halle auf .
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„The Green Dragon“ – Der Grüne Drache
Mit Billy Boyd und Dominic Monaghan
„Der Grüne Drache“, verfasst in einer Zusammenarbeit von Fran Walsh, Philippa Boyens und
den Mitgliedern von Plan 9, ist Merrys und Pippins Ode an ihren geliebten Pub in Wasserau.
Obwohl es ein Augenblick reiner, überschäumender Freude ist, findet sich in dem Lied ein
düsterer Moment. Abgelenkt macht Pippin in der Mitte des Liedes eine Pause, als ob er sich in
seine Erinnerungen an den Palantír verloren hat.
Dieses Lied kennzeichnet sich durch die Geigenbegleitung von Dermot Crehan, der all die herausragenden Geigenwerke in „Der Herr der Ringe“ spielte, aus.
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„Gollum‘s Villainy“ – Gollums Schurkerei
Während sich Frodo und Sam auf ihrer Wanderung zum Scheideweg eine Schlafpause gönnen,
findet das letzte innere Zwiegespräch zwischen Gollum und Sméagol statt. Shore eröffnet diese Komposition mit dem Thema ‚Bedrohung durch Gollum‘, das aber alsbald von den Triolen
unterbrochen wird, die das Thema ‚Mitleid mit Gollum‘ einleiten. In der Verwandlung von
Sméagol zu Gollum drückt sich die bemitleidenswerte Unterwürfigkeit dieser Kreatur gegenüber dem Ring aus. In „Die Gefährten“ und „Die zwei Türme“ wurde dieses arme Wesen in
seinem ganzen Elend dargestellt. Diesen Gollum beschreibt Shore in seinem Thema ‚Mitleid
mit Gollum‘. In „Die Rückkehr des Königs“ verfolgt Gollum nur noch ein Ziel: Frodo und Sam
zu töten, um seinen wertvollen Ring zurückzuerlangen. Von der vorherigen Bedürftigkeit ist
nichts mehr zu spüren und auch die verkümmerten Züge von Sméagol lassen sich nicht mehr
erkennen. In der Filmmusik dieses Teils der Trilogie wird das Thema ‚Mitleid mit Gollum‘
von Shore nur sehr selten aufgegriffen, sein glühend wallender Verwandter dominiert jedoch
in einer späteren Szene. Die musikalische Darstellung des Geschöpfes wird von dem Thema
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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‚Bedrohung durch Gollum‘ übernommen, das von Cimbaloms getragen wird und in dem die
tödliche Absicht stellenweise hervortritt. Als Sméagol begeistert Gollums Plan zustimmt, die
Hobbits IHR auszuliefern, kippt die Stimmung des Themas von ‚Mitleid‘ mit dieser schwer
gezeichneten Kreatur, in eine von ihr ausgehende ‚Bedrohung‘.
Sam, der das Gespräch zufällig mit anhört, stürzt sich daraufhin auf Gollum und beschimpft
ihn als Mörder. Gequält klingende Blechbläser über trillernden Blasinstrumenten und Streichern sowie hämmernden Schlaginstrumenten rufen den ersten gewaltsamen Zusammenstoß
von Sam und Gollum in „Die zwei Türme“ ins Gedächtnis. Aggressive Blechakkorde begleiten
die Anschuldigungen, die Sam Gollum an den Kopf wirft, ohne dass Frodo etwas mitbekommt.
Gollum dreht den Spieß um und beschuldigt Sam, einen Rachefeldzug gegen ihn zu führen.
Frodo beruhigt Sam. Eine Passage mit zarten Streicherklängen setzt ein, als Frodo Sam daran
erinnert, dass sie auf Gollums Führung angewiesen sind. Harfenarpeggien über gefühlsgeladenen Dreiklängen vertonen die seelische Last, die sowohl Frodo als auch Sam zu tragen haben,
und den Riss, der sich dadurch durch ihre Freundschaft zu ziehen droht. Von einem letzten
gehaltenen Dissonanzakkord begleitet, übernimmt Gollum wieder die Führung, indem er Sam
ein spöttisches und triumphierendes Lächeln zuwirft.
9|
„Éowyn‘s Dream“ – Éowyns Traum
Die Feier in Edoras ist vorbei. Die meisten Nachtschwärmer liegen schon lange im Bett, als
Aragorn allein umhergeht und das erlöschende Feuer in der Goldenen Halle wieder entfacht.
Nicht weit entfernt regt sich die aus einem Traum erwachende Éowyn. Ein getragener Satz des
‚Éowyn und Aragorn‘-Themas erklingt, als sie Aragorn von ihrem Traum erzählt, in dem sie
sich selbst sah, allein, und in absolut dunkler Unendlichkeit verlierend. Aragorn beruhigt sie
und bittet sie, wieder zu schlafen. Der zweite Satz, und Teil des Themas, der kurz während der
Feier unterbrochen wurde, schließt die Melodie endgültig ab. Éowyn ergreift Aragorns Hand
und fällt wieder in den Schlaf.
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„The Palantír“ – Der Palantír
Pippin scheint nun ebenfalls aufgewacht zu sein. In
seinen Augen sieht man die gleiche Qual wie zuvor.
Rastlos zieht er seine Decke weg und geht auf den
schlafenden Gandalf zu. Streichinstrumente und
Flöten spielen in harmonischem Zweiklang mit einer leicht gedämpften Kontur die ersten Klänge des
Stückes ‚Gefährliche Zeiten‘, das darauf hindeutet,
dass Pippin nicht mehr er selbst ist. Das Stück wird
zunehmend von chromatischen Tonfolgen geprägt,
bis Pippins Absicht klar wird: Er möchte nochmals
In der Entstehung
Ein kurzer Abschnitt, der in dieser
Komposition am Anfang von Pippins Vision gespielt werden sollte,
kam im Film nicht vor. Sattdessen
wurden Soundeffekte bei der beunruhigenden Vision eingesetzt.
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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in den Palantír schauen. In dem Moment, in dem Pippin die Kugel aus Gandalfs Hand zieht,
beginnt eine neue Verschmelzung des ‚Ring‘-Themas. Shore führt mit einem schnittigen VierNoten-Satz eine Form ein, die irgendwo zwischen dem ‚Bösen des Rings‘- und dem ‚Geschichte des Rings‘-Thema liegt, wobei er gleichzeitig immer noch an ‚Gefährliche Zeiten‘ erinnert.
Deutet das Thema darauf hin, dass die noch ungeschriebene ‚Geschichte des Rings‘ unausweichlich ein schlechtes Ende nimmt? Ist es nur ein musikalischer Hinweis, der das unumgängliche Bestreben des Helden hervorhebt? Oder eine Bedrohung durch Mordor?
Zu solchen Überlegungen ist jedoch keine Zeit. Das Bild im Palantír überwältigt Pippins Sinne und er ist dem Feind ausgeliefert. Das Orchester entflammt in einen Sturm wilder Texturen aus Streich- und Blasinstrumenten, begleitet von hämmernden Attacken der Kesselpauke.
Eine ‚Absteigende Terz‘ verlässt Saurons Gedanken und zerlegt den musikalischen Wahnsinn
in zwei Teile. Die ‚Bosheit des Rings‘ erscheint in gewohnter Form, und sie entwickelt einen
Halbkanon, indem sie die Rhaita kurz nach den Orchesterbläsern einsetzen lässt. Die Schnarrtrommel und das Tam-Tam schlagen vier rollende Wirbel; ein langes, reines tremolo portamento, gespielt von Violinen, folgt auf dem letzten Trommelwirbel.
Pippin ist von der Vision befreit und der Palantír ist wieder bedeckt. Doch was sind die Folgen? Gandalf schüttelt Pippin und holt ihn in die Wirklichkeit zurück. Er fordert Pippin auf,
ihm zu sagen, was er gesehen hat. Wie ein Nebel hüllen tiefe und hohe Cluster Pippins Vision
in geheimnisvolles Dunkel. Ein Hinweis taucht jedoch grauenerregend auf. Die Mischung aus
dem ‚Geschichte/Bosheit‘-Thema erklingt wieder, diesmal in einer weiterentwickelten SechsNoten-Gestaltung, als Pippin seine Vision des Weißen Baumes von Gondor beschreibt, der in
Flammen aufgeht.
Gandalf berät sich mit Théoden und Aragorn. Er erzählt ihnen von Pippins Vision und erklärt, dass sie jetzt wissen, dass Sauron einen Angriff auf die Stadt Minas Tirith plant. Aragorn schlägt vor, nach Minas Tirith zu gehen, Gandalf lehnt dieses Angebot jedoch ab. Das
‚Gondor‘-Thema beginnt mit einem großen C, entwickelt ein pyramidenartiges Cluster und
wandert geheimnisvoll ausklingend durch das Orchester. Der Schluss wird durch hohe Klänge der Streichinstrumente unterbrochen, die eine unheimliche Atmosphäre erzeugen und in
einer minimalen Form die Musik der Armee der Toten einführen. Gandalf rät Aragorn, auf
einem anderen Weg nach Minas Tirith zu gelangen. „Folge dem Fluss. Halte Ausschau nach
den schwarzen Schiffen.“
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„Flight From Edoras“ – Flucht aus Edoras
Gandalf will selbst nach Minas Tirith reiten, um die Stadt zu warnen. Pippin soll ihn begleiten,
nun, da er ihn als zu schelmisch erachtet, um unbeaufsichtigt zurück zu bleiben. Shores Musik
nimmt ein heiteres Tempo auf, als der Zauberer seinen neuen Weggefährten zu den Ställen von
Edoras führt. Allerdings versteht Pippin dies nicht so recht. Also ist es an Merry, zu erklären,
was eigentlich gerade passiert. Noch einmal begleiten die Streicher und Klarinetten die zwei
Hobbitfreunde mit dem ‚Gefährten‘-Thema. Die Beiden kommen ihrer Verantwortung in Mit-
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telerde nun immer näher. Als Merry Pippin ein Päckchen Langgrundblatt für die Reise präsentiert, weicht die Soloklarinette zu der schrittweisen Bewegung des ‚Auenland‘-Themas zurück
und Streicher wiederholen das ‚Gefährten‘-Material. Pippin hat Angst. Aber Merry kann ihm
nicht mehr bieten, als diese kleine Gabe. Er weiß nicht, was passieren wird.
Schattenfell schießt aus den Ställen, und mit einer antreibenden Fassung des ‚Gandalf der
Weiße (bei den Gefährten)‘-Themas, in einer zusammengesetzten ungeraden Taktart, sind der
Zauberer und der Hobbit über alle Berge. Merry rennt auf einen Aussichtsturm, um seinen
Freund noch einmal zu sehen. Als er mit Aragorn spricht, spielt wieder das ‚Gefährten‘-Thema.
Merry ist besorgt über die mangelnde Fähigkeit seines Freundes, auf sich selbst aufzupassen;
er scheint jedoch zu verstehen, dass sein muss, was sein muss.
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„The Grace Of Undómiel“ – Die Gnade Undómiels
Mit Renée Fleming
Die Prozession der Elben aus Bruchtal bahnt sich ihren Weg durch die Wälder. Die ehemaligen
Hüter Mittelerdes reisen zu den Grauen Anfurten. Widerstrebend begleitet Arwen Undómiel
ihr Volk. Aber auf ihrer Reise erlebt die edle Frau der Elben eine Vision – eine mögliche Zukunft breitet sich vor ihren Augen aus. Obwohl sie dazu gebracht wurde, sich ihre Zukunft in
Mittelerde als ein Leben voller Tod und Isolation vorzustellen, sieht sie, dass dieselbe Zukunft
einen Sohn für sie und Aragorn bereithält - Eldarion. Die wunderschöne Stimme von Renée
Fleming führt Shores neue Reifung des ‚Abendstern‘-Themas ein. Die Melodie, die einmal von
der Kluft zwischen den Liebenden sprach, erscheint jetzt, um die Entfernung zwischen den
ungleichen Zukunftsvisionen zu repräsentieren.
Flemings Auftritt in „Die Rückkehr des Königs“ ist wegweisend für den subtil modulierten
Stimmenklang von Mittelerde. Die Musik von „Die Gefährten“ umfasste die puren, beinahe
volkstümlichen Klänge der Vokalistinnen Enya und Isabel Fraser. Die Tonpalette in „Die zwei
Türme“ wurde vielgestaltiger und exotischer. Die Gesänge von Emilíana Torrini, Sheila Chandra und Isabel Bayrakdarian betonten die Akzente von nordeuropäischen, ostasiatischen und
osteuropäischen Tönen. „Die Rückkehr des Königs“ repräsentiert die Spitze dieser Entwicklung: Die Vokalmusik des „Herrn der Ringe“ auf dem am höchsten entwickelten und prächtigsten Stand. Renée Flemings Stimme ist die einer Koloratursopranistin, eine der meist verehrten
und komplexesten Stimmen in der Musik. Shore sagt: „Sie hat eine so unglaubliche Stimme,
aber ich konnte diese nicht in „Die Gefährten“ nutzen. Ich konnte dort nicht beginnen – Ich
musste erst dahin kommen, wo die Geschichte komplexer wurde.“
Arwen ist von ihrer Vision überwältigt und wendet Asfaloth zurück nach Bruchtal, zurück
zu ihrem Vater. Streicher nehmen die ‚Abendstern‘-Melodie auf und weben sie unter die
‚Bruchtal‘-Arpeggios. Arwen klagt ihren Vater an, ihr die gesamte Wahrheit verschwiegen zu
haben. Elrond gesteht ein: „Nichts ist gewiss.“ Sanfte Holzbläser begleiten ästhetisch das Ende
von „Evenstar“, als Arwen Elrond bittet, der Menschheit auf der einzigen Weise zu helfen, die
ihm möglich ist. Das Orchester mischt wieder Bruchtal-Arpeggios unter die Partitur. Elrond
wendet sich ab und Arwen bricht zusammen. Er kommt zu ihr und befindet ihre Hände für
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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kalt. Die elbische Unsterblichkeit weicht von ihr. Flemings Stimme kehrt mit einer sanfteren,
besonneneren Lesart von „Evenstar“ zurück, als Elrond schockiert und bewegt vom Schicksal
seiner Tochter erkennt: Seiner Tochter Taten können nur geehrt werden, wenn er handele.
Das ‚Bruchtal‘-Thema beginnt nun, ähnlich wie in seiner Blütezeit, in anschwellenden und rollenden Tönen richtig loszulegen. Die Bruchstücke von Narsil werden zu den elbischen Schmieden gebracht. Sie werden neu geschmiedet und der Welt der Menschen zurückgegeben. Shores
‚Minas Tirith‘-Thema wird rhythmisch verdichtet, als ob es, neugeboren, gerade dabei ist, seine Glieder zu strecken.
Obwohl Gandalf und Pippin sich ihrem Ziel schon nähern, liegt Minas Tirith noch immer in
weiter Ferne. Ein aufgeregt muskulöses ‚Gefährten‘-Thema treibt das Duo durch Mittelerde,
bis sie, mittels Schattenfells flinken Schritt, die Grenze zu Gondor überqueren. Hörner und
Streicher kündigen ihre unmittelbare Ankunft mit einer stolzen Fassung des ‚Gondor‘-Themas
an. Ihr erster Blick auf Minas Tirith ist unterlegt von einer sonderbaren Umkehrung des Themas. Nichts im weißen Turm ist wie es scheint und Gandalf weiß das. Über die Sprossen des
rhythmischen Streichermusters setzen die Blechbläser zu einem kanonischen Verhör des Themas an, und Gandalf und Pippin betreten die große Stadt. Als Schattenfells Hufen die Steine
der Stadt berühren, kristallisiert sich wieder das ‚Gondor‘-Thema heraus, aufgeklärt in eine
marschähnliche Strenge. Aber das Thema endet anders, als es in der Vergangenheit geendet
hat. Es hebt sich nach der Eröffnung mit einer auf- und wieder absteigenden Drei-NotenPhrase. Die Gefährten haben endlich Hilfe nach Gondor gebracht: Einen wertvollen Führer,
wenn auch für kurze Zeit. Die Ankunft von Gandalf dem Weißen erhebt ‚Gondor im Niedergang‘ vorläufig zu ‚Gondor im Aufstieg‘. Dasselbe auf- und wieder absteigende Muster , dass
das ‚Gefährten‘-Thema eröffnet und die Basis der ‚Heldentaten von Aragorn‘ und ‚Gandalf der
Weiße (bei den Gefährten)‘ formt, beendet nun das ‚Gondor‘-Thema. Gondor hat sich plötzlich
– wenn auch nur momentan – an seinen Platz in Mittelerde, als Sitz von Gerechtigkeit und
Ehrsamkeit, erinnert.
Gandalfs Ankunft auf der Spitze von Minas Tirith erntet die Klimax von Shores Crescendo,
einem reichen A-Dur-Akkord, der in allen Rängen des Orchesters erklingt. Aber diese Opulenz ist von kurzer Dauer. Auf dem Gipfel finden Gandalf und Pippin einen welkenden Baum,
denselben Baum aus Pippins Palantír-Vision. Als Gandalf die Wichtigkeit des Weißen Baums
von Gondor erklärt, kehrt Shore zu einer schwermütigen, sich erinnernden Fassung des ‚Minas
Tirith‘-Themas zurück. Allerdings ist sie jetzt trauriger, verglichen zu der mitreißenden Version, die man in Bruchtal gehört hat. Gondor, wie groß sein Potential auch sein mag, ist genauso
schwach wie der Truchsess, der gerade den Thron beaufsichtigt. Wie bei einem fernen Krieg
rumoren Trommeln unter einem dünnen Streicher-Cluster. Gandalf und Pippin schlagen ihren
Weg in Richtung Thronsaal ein, um sich mit Denethor, dem Truchsess von Gondor, zu treffen.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
13|„The Eyes Of The White Tower“ – Die Augen des Weißen Turms
Denethor empfängt Gandalf und Pippin, aber bei ihrer Ankunft ist er stark verwirrt und gedankenverloren. Das Herz des Truchsess‘ ist ebenso gebrochen wie das gespaltene Horn in
seinem Schoß, denn dieses Horn gehörte Boromir, seinem ältesten Sohn. In Pippins Erinnerung zurückgetragen sehen wir Boromir am Amon Hen, durchstoßen von den schwarzen
Pfeilen der Orks. Nach einer kurzen einleitenden Passage kehrt Shores Partitur zu dieser weit
zurückliegenden Tragödie mit demselben herzzerreißenden Knabenchor zurück, welcher die
Szene in „Die Gefährten“ untermalte. ‚Das ehrenvolle Ende‘, Shores Musik für das Opfer der
Menschheit, erscheint ein zweites Mal in „Der Herr der Ringe“, und es soll nicht das letzte Mal
gewesen sein.
Pippin erzählt Denethor von Boromirs Opfer und schwört seine Treue, wenn auch etwas naiv.
Gandalf stößt den Hobbit beiseite und macht Denethor klar, dass jetzt nicht die Zeit ist, um
zu trauern. Er verlangt, dass Gondor mit den Vorbereitungen auf einen Angriff, der bald einsetzen wird, beginnt. Die klangvolle Musik von Denethors Trauer beginnt Platz zu machen für
die bittere Musik seiner Wut. Dissonante Cluster bilden sich in den hohen Streichern, wobei
ihre Einsätze immer gestaffelter werden, bis sich Denethor unter abstreichenden Streichern
in einer zackigen Bewegung von Gondors Thron erhebt und Gandalf beschuldigt, ihn durch
Aragorn verdrängen zu wollen . „Die Herrschaft über Gondor ist mein, und keines Anderen!“
Mit einem Anschwellen der Pauken und hängenden Becken kehrt Gandalf Denethor den Rücken und verlässt den Thronsaal. Tiefe Blechbläserakzente unterstreichen ihre Schritte mit
einer weiteren Quasi-Umkehrung des ‚Gondor‘-Themas. Sie kehren zum Vorplatz zurück, doch
lassen den Weißen Baum unbeachtet. Gandalf ist empört über Denethor. „Alles ist zu eitlem
Ehrgeiz verkommen“, prangert er an , und dennoch achtet er Gondors einst bedeutenden Adel
ehrfürchtig. Der Anblick des Weißen Baumes wird von einem klaren Trompetensolo angekündigt, vielleicht noch nicht fähig ein wahres Gondorthema zu tragen, aber zumindest willens,
den melodischen Umriss wieder aufwärts zu wenden.
Bald kann das ‚Minas Tirith‘-Thema seinen Weg zurück in die Mischung finden, Waldhörner
tragen die Melodie in ihrer singenden Stimmlage, Celli und Bässe kommen bei der nachfolgenden Phrase hinzu und setzen die Zeile mit einem düsteren Gewicht fort. Die Solotrompete
kehrt zurück und ist nun in der Lage, sich das Thema in Erinnerung zu rufen, wobei sie die letzte Phrase mit ihrer klaren Pracht füllt. Das Thema beginnt erneut, wird aber von einer breiter
angelegten Darbietung des ‚Das Reich von Gondor‘-Themas abgefangen. Aber sehen wir Gondor nun im Aufstieg oder Niedergang? Bevor die Angelegenheit gelöst werden kann, verändert
sich die Musik erneut und verdüstert und verdunkelt sich. Mordors freudlose Tongebilde entstellen die Tonpalette. In den Tiefen des Orchesters führt Shore ein weiteres Mischthema ein,
eine kriegerische Zeile, anzusetzen irgendwo zwischen einem umgekehrten ‚Die Bedrohung
durch Mordor‘-Thema und dem ‚Mordor Skip Beat‘. Ebenso wie der Ring, bündelt Mordor
seine Kraft und ist seinem Höhepunkt ganz nah. Um diese Parallele zu unterstreichen, reicht
Shore über das neue ‚Bedrohung‘-Thema hinaus und wirft sein tiefschwarzes ‚Die Geschich-
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
te/Die Bosheit des Rings‘-Mischthema ein, wobei er dieses Mal die ‚Bosheit‘ betont. Gandalf
erklärt Pippin, wie in Gondor solch Verderbnis und Verfall eintreten konnten. Hoch über der
Stadt machen die beiden die Feuer Mordors am Horizont aus und bemerken eine schwere
schwarze Wolke, die am Himmel auf sie zutreibt. „Hilfe muss nun zu uns kommen.“
14|
„A Coronal Of Silver And Gold“ – Ein Kranz aus Silber und Gold
Als Frodo und Sam endlich die Kreuzung erreichen, halten sie inne. Sam, unterstützt von der
nachdenklichen Fassung des ‚Auenland‘-Themas, beruhigt Frodo, indem er ihm zusichert,
dass sie es sowohl nach Mordor als auch wieder zurück nach Hause schaffen werden. Frodo
scheint nicht überzeugt, aber geht weiter, während das ‚Gefährten‘-Thema die Entschlossenheit der Hobbits rühmt.
Ungenutztes Konzept
Ein Stück weiter den Weg entlang, trifft die Gruppe auf eine Statue, die einst von den Männern
Aufgrund des erneuten Schneidens des
Gondors aufgestellt worden war, um ihren König
Films, wurden weder die Musik für das
zu ehren. Aber das Denkmal ist nun entstellt, entGespräch zwischen Gandalf und Piphauptet und mit blutrotem Orkgekrakel verunpin auf dem Balkon, noch ausgewählte
staltet. Schon halb begraben im Geröll des Waldes
Passagen bei Minas Morgul im endträgt der Kopf nun eine Krone aus wilden Blumen
gütligen Film verwendet.
und die Augen blicken stetig in Richtung des sich
verdunkelnden Himmels. Aber für einen flüchtigen Augenblick teilen sich Saurons Rauchschwaden und ein einzelner Sonnenstrahl trifft den zu Boden gestürzten Kopf der Statue und
erhellt ihn. An dieser Stelle leitet Shore ein neues Thema ein - das erste in seiner Sammlung,
das dem bevorstehenden Vierten Zeitalter Mittelerdes gewidmet ist. ‚Gondors Wiedergeburt‘
erhellt das Orchester mit einer schillernden Zeile, die hoch im Ensemble leuchtet und sofort
an das ‚Minas Tirith‘-Thema erinnert und doch völlig anders ist, als alles was wir bisher gehört
haben. Die Melodie löst sich so schnell auf, wie der Himmel sich wieder verhüllt, aber in ihr
liegt das Versprechen auf ein neues Morgen für Mittelerde.
Gollum, der wieder eine unterwürfige Haltung vorgibt, drängt die Hobbits, wegen solchen
Beobachtungen nicht zu trödeln. Zarte Andeutungen der Eröffnungsdreiklänge des ‚Mitleid‘Themas begleiten ihn und spielen, ebenso wie er Sméagols Rolle, ohne aufrichtige Hingabe.
Zurück in Gondor sinnen Gandalf und Pippin erneut über die wachsenden Feuer nach, die sie
von Osten her zornig anflackern. Freudlose Melodien für tiefe Streicher und fortlaufende Pauken grollen durch das Orchester, obwohl in einem einsamen Moment die aufgeweckte, hobbithafte Klarinette und Flöte die Färbung einer hoffnungsvollen Erwähnung von Frodo und Sam
verdichten. Aber Gandalf erzählt Pippin von der Ankunft des Hexenmeisters von Angmar und
das Orchester sinkt wieder hinunter in seine akustischen Tiefen, während das sechs-tönige
Mischthema aus ‚Die Bosheit des Ringes‘ und ‚Die Geschichte des Ringes‘ in den Blechbläsern
ertönt.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
Indem sie Geröll hinaufklettern, führt Gollum die Hobbits zum Zugang zu Minas Morgul. Frodo strauchelt wie in Trance auf das Eingangstor zu, da sein Geist übermannt wird vom Ring.
Sam und Gollum ziehen ihn zurück, aber irgendetwas geht vor sich. Minas Morgul wird erschüttert, Violinen beginnen sich in ein achtteiliges Cluster zu teilen, Chor und Blechbläser
ballen sich unter ihnen und ihre eigene gewaltige Struktur verdichtet die Tonpalette. Ein das
ganze Ensemble umfassendes Crescendo beginnt, als der Grund des Orchesters und des Chores sich hebt und in den Himmel schießt: Minas Morgul sendet eine Stichflamme sich windend
grünen Lichts nach oben und von den Abgründen steigt der Hexenkönig auf, reitend auf dem
ledrigen Rücken seiner beflügelten Bestie. Das Motiv der ‚Absteigenden Terz‘ durchläuft die
Partitur, eingeschlossen in einem gedämpften Bass und einer Phrase der Rhaita des ‚Bosheit
des Ringes‘-Themas, in seiner üblichen Anordnung ausgestaltet durch exotische Harmonien.
Tiefe Streicher beginnen die Musik zu verankern, wobei seltsame, asymmetrische Betonungen langsam einen alten Bekannten wiederauferstehen lassen - den Fünfvierteltakt. Aber die
Flüchtlinge von Isengard haben nun nicht mehr dieses Thema, um sich anzutreiben. Stattdessen bietet Shore ein zweites mögliches Thema des Vierten Zeitalters dieser Komposition dar,
das Thema ‚Des Hexenkönigs / der Orks von Mordor‘. Indem es mit einem unkontrollierten
Gebot nach Macht ansteigt, kombiniert dieses neue Thema das umgekehrte Motiv ‚Die Bedrohung von Mordor‘ mit einer rhythmischen Andeutung des alten ‚Isengard‘-Themas. Wie
zuvor bietet Mordor all seine Macht auf und zieht aus, um die Menschheit ein für allemal zu
vernichten.
Während die Orks ihren Marsch nach Gondor
antreten, beginnen Frodo, Sam und Gollum den
Aufstieg der geheimen Treppe aus dem Morgultal.
Der Eine Ring schlüpft an Saurons Streitkräften
unbemerkt vorbei, beachtet nur von Shores Thema der Ringsuche, ‚Gefährliche Wege‘, dasselbe
Thema, das spielte, als die Gefährten begannen,
die steilen Hänge des Caradhras zu besteigen.
Ungenutztes Konzept
Die Szene, zu der ‚Gefährliche Wege‘
komponiert wurde, wurde schließlich
herausgeschnitten, sodass ‚Gefährliche
Wege‘ nie im Film auftaucht.
15|„The Lighting Of The Beacons“ – Das Entzünden der Leuchtfeuer
Sam und Gollum trennen sich für kurze Zeit von Frodo, indem sie hinter ihm auf der Gewundenen Treppe zurückfallen. Gollum ermutigt die Hobbits, und das Orchester atmet mit
musikalischem Seufzen ein und aus. Die Komposition beginnt mit a-Moll- und f-Moll-Harmonien, die Eröffnungsklänge des ‚Mitleid mit Gollum‘-Themas, aber das Thema nimmt keine
konkreten Formen an. Selbst während sich Gollum unterwürfig verhält, führt er die Hobbits
bewusst in den Tod. Die Harmonien werden komplizierter, als Sam Gollum mit dem Rücken
an den Fels drückt. Sobald er irgendeinen Grund hat, Gollums Verrat zu vermuten, absolut
jeglichen Grund, wird Sam nicht zögern, ihn umzubringen. Als er Sams Drohung belächelt,
ermutigt vom viertaktigen Mischmotiv der Themen ‚Bosheit des Rings‘, ‚Geschichte des Rings‘
und ‚Böse Zeiten‘, gespielt vom Englischhorn, ragen Gollums verfaulten Zähne hinter seinen
gekräuselten Lippen hervor.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
In den Straße von Minas Tirith wird ein weiterer
In der Entstehung
Hobbit bald einen gefährlichen Aufstieg beginnen.
Gandalf hat Pippin auf eine Mission geschickt,
Diese Komposition wurde zum urnachdem er das Zeichen von Minas Morgul gesehen
sprünglichem Schnitt des Films gehat. Er soll die Leuchtfeuer der Stadt entzünden
schrieben, der einige Szenen in andeund Rohan um Hilfe anrufen. Während der Szene
rer Reihenfolge enthielt. Ursprünglich
des Entzündens der Leuchtfeuer, stimmt Shore ein
folgte auf Pippins Aufbruch zu seiner
wogendes, rhythmisches Muster an, das fortlaufend
Mission, das Leuchtfeuer zu entflamBezug nimmt zu einem 4-Takt-Motiv bestehend aus
men, sofort die erste Begegnung
einer Arpeggio-Triole (entweder Dur oder Moll) und
zwischen Denethor und Faramir.
einer reduzierten Sexte, einen Halbtonschritt über
Letztendlich wurde die Denethor und
der Triole. Tatsächlich durchzieht diese Phrase eine
Faramir Szene aber auf einige Zeit
ganze Anzahl von Themen in „Der Herr der Ringe“.
nach der Szene des Entflammens des
Es verkörpert Tolkiens wiederkehrendes Thema des
Leuchtfeuers verschoben.
in Ungnade Fallens und der darauffolgenden Erlösung. In dieser Sequenz wird sein Zweck deutlich. Gondors Stern in Mittelerde ist gesunken,
er ist unter dem Gewicht seiner eigenen von Verfall zermürbten Geschichte untergegangen.
Aber dennoch verkörpert er die größte Hoffnung unter den Stützpunkten Mittelerdes. Mit einem Anschwellen der Blechbläser stürmt Pippin die Straße von Minas Tirith entlang, um seine
Mission zu erfüllen.
In der Entstehung
Über der Stadt, versteckt im Thronsaal, scheltet
Denethor Faramir, seinen jüngsten Sohn. Der Eine
Ring war ihm greifbar nah gewesen und dennoch
hat er ihn mit den Hobbits weggeschickt. Der Truchsess ist außer sich. Er behauptet, den Ring nur aus
dem einen Grund zu begehren, um ihn vom Feind
fernzuhalten; er hätte ihn nur „im äußersten Notfall“
benutzt. Seine Augen stieren wie besessen, während
das ‚Das Böse / Die Gesichte des Rings‘- Thema offenbart, dass seine Gedanken ebenfalls bereits ganz
auf den Ring gerichtet sind. Für einen Moment hat
er sogar Halluzinationen, denn er scheint Boromir zu
sehen, der sich ihm nähert. Ein tragisches Abebben
der Streicher löst sich zusammen mit Boromirs Bildnis auf. Denethor befiehlt Faramir zu gehen.
Die ursprüngliche Fassung der
Leuchtfeuer-Musik kann man auf
der Soundtrack-CD von „Die Rückkehr des Königs“, 2003, hören. Sie
enthält eine andere Harmonisierung
des ‚Gondor‘-Themas, das besonders
das Tongeschlecht Dur betont. Die
Komposition wurde im entgültigen
Film erneut harmonisiert, um die
dramatische Spannung zu verstärken und Gondors schreckliche Situation zu unterstreichen. Hier zu hören
ist die Filmfassung.
Draußen fährt Pippin mit seinem Aufstieg fort. Die
viernotige ‚Schwäche und Erlösung‘-Phrase durchläuft fortwährende Variationen und wechselt sowohl
zwischen Begleitungs- und Melodiestimmen. Der
Hobbit erreicht den Gipfel von Amon Dîn und somit
das erste Leuchtfeuer. Er stolpert zunächst, aber es
gelingt ihm das Leuchtfeuer zu entzünden. Die Span-
Die Darbietung auf dem Original
Soundtrack war zufällig auch die
erste Musik, die für „Die Rückkehr
des Königs“ aufgenommen wurde. Sie war die erste Aufnahme der
Londoner Philharmoniker am ersten
Tag der Aufnahmesessions.
13
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Eins ~
nung im Orchester steigt und einer der unverkennbaren musikalischen Momente in „Der Herr
der Ringe“ beginnt. Wie eine Maschine wühlen die Holzbläser und Streicher die Musik auf und
setzen Gondors Rettung in Gang. ‚Schwäche und Erlösung‘ verankern die tiefen Blechbläser
und untermauern fortwährend modulierende Akkorde in den Hörnern und Trompeten. Mit
einem Verband ansteigender Phrasen streben die Blechbläser aufwärts und entwickeln sich zu
einer mächtigen, wortgewaltigen Bekundung des ‚Gondor‘-Themas. Dennoch endet die Phrase
mit der Niedergangsfassung. Dies ist Gondor, wie es sowohl seinen Stolz sammelt, als auch um
Hilfe ruft.
Die Nachricht wird durch Mittelerde getragen, ein Leuchtfeuer nach dem anderen reiht sich
in die Staffel ein. Letztendlich erreicht es Rohan. Aragorn ist der erste, der es sieht und mit
einer Schwindel erregenden Abfolge der ‚Schwäche und Erlösung‘-Zeilen stürzt er in die Halle
Meduseld, um König Théoden zu informieren.
Théoden hört die Neuigkeiten und verharrt kurz in Gedanken. Soll er Gondor zur Hilfe kommen, welches erst gerade eben nicht im Stande war, Hilfe nach Rohan zu schicken? Ein Sforzanto Tremolo in den Streichern erwartet seine Antwort. Théoden weiß, im Gegensatz zu Denethor, was getan werden muss - er wird die Rohirrim zur Heerschau rufen und nach Minas
Tirith reiten. Das ‚Rohan‘-Thema bricht in den Blechbläsern über kriegerischem Schlagwerk
und den Streichern aus.
Begleitet von zarten Streicher- und Hornklängen wechseln Aragorn und Éowyn einige Worte
des Abschieds, während derer er ein Schwert entdeckt, das sie unter dem Sattel ihres Pferdes
versteckt hat. Sie könnte mehr im Sinn haben, als nur den Männern Lebewohl zu sagen.
Merry sucht Théoden im Getümmel auf. Er bietet ihm sein Schwert für die Dienste Rohans an.
Pippin mag sich selbst unbeabsichtigt zu Gondors Verteidigung verpflichtet haben, aber Merry weiß genau, worum er bittet. Die Solo-Piccoloflöte stimmt die schrittweise Bewegung des
‚Auenland‘-Themas an, wird aber unterstützt von den weltlicheren Harmonien des ‚Gefährten‘Themas. Théoden nimmt das anmutige Angebot an und ernennt ihn zu Meriadoc, Knappe von
Rohan.
Die Rohirrim beginnen auszureiten, aber es ist nicht das ‚Rohan‘-Thema, das sie fortträgt.
Mittelerdes Kavallerie bricht in die Schlacht gegen Saurons Maschinerie auf, begleitet von den
Klängen des Themas der ‚Rückforderung der Natur‘, als ob die Natur selbst nun die Pferdeherren als Verbündete anerkannt hat. Das Thema beginnt mit einem fortdauernden Aufbau und strebt
Ungenutztes Konzept
ungehindert durch die Stimmlagen des Orchesters nach oben. Mit einem letzten Aufbäumen des
Der letzte Ausdruck des ‚Rohan‘-The‚Rohan‘-Themas begeben sich Théodens Truppen
mas, mit dem die Erste CD endet, wurauf den Weg.
de nicht im Film verwendet.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
1|„Osgiliath Invaded“ – Osgiliath wird angegriffen
Mit Ben Del Maestro
Faramir und seine Truppen bewachen die Grenzen Osgiliaths bei Nacht. Er und Madril, sein
zweiter Befehlshaber, beraten sich, während eine sanfte, zugleich aber wachsame Fassung des
‚Gondor‘-Themas in den hohen Streichern und im schreitenden Schlagwerk ruht. Ohne dass
sie es bemerken, nähern sich Boote voll Orks. Ein umgekehrtes ‚Gefahr durch Mordor‘ führt
verstohlen das Orchester an. Das Thema nimmt nun die exotischen und ausgedehnten Harmonien von Mordor auf. Ein gondorianischer Späher entdeckt die sich nähernden Truppen, als
eine beschleunigte ‚Der Weg nach Mordor‘-Variation seine Wirkung zeigt und er durch einen
Pfeil erschossen wird. Die Menschen haben die Orks bemerkt. ‚Der Weg nach Mordor‘ setzt
sich fort, als die Männer ihre Positionen einnehmen, in der Hoffnung, den Angriff der Orks abzuwehren. Die Orks überfluten die Straßen, bis die
gondorianischen Soldaten, angeführt von Faramir,
In der Entstehung
ihren Angriff beginnen. ‚Das Reich von Gondor‘
kündigt seine Offensive an, begegnet jedoch schnell
Die Zuhörer werden bemerken, dass
der ‚Grausamkeit der Orks‘, der chromatisch ab„Osgiliath Invaded“ mehrere Verweisteigenden Pyramide, die ihr Grundbedürfnis nach
se auf das ‚Gefährten‘-Thema beinSchlachtung ausdrückt.
haltet und einige Passagen mit „The
Grace Of Undómiel“ gemeinsam hat.
Nach einem Angriff des ‚Gefährten‘-Themas wüUrsprünglich fand diese Invasion
tet die Schlacht weiter. Variationen der kraftvollen
gleichzeitig mit Gandalfs und PipMordor-Kontur treten dem Gefecht bei und attapins Ankunft in Minas Tirith statt.
ckieren das fließende ‚Gondor‘-Thema von unten.
Der Kampf um Osgiliath sollte eiDie Menschen sind überrannt. Madril rät Faramir:
gentlich ununterbrochen (außer eini„Wir können ihnen nicht standhalten. Die Stadt ist
gen Aktualisierungen über Gandalfs
verloren.“ Ein gemischter Chor singt „The Retreat
Fortschreiten) und vor dem EntzünFrom Osgiliath“, als Faramir zum Rückzug ruft.
den der Leuchtfeuer gezeigt werden.
Bevor die Männer jedoch diese Nachricht erhalten,
verschlechtert sich ihre Situation - die Nazgûl sind eingetroffen. Blechbläser rezitieren die, für
die Nazgûl unverkennbaren, eng gestrickten Harmonien. Das Thema der Schwarzen Reiter
erscheint dennoch nicht vollständig.
Faramir befielt den Rückzug und die Menschen beginnen, die Stadt voller Panik zu verlassen.
Madril wird geschlagen und fällt auf den Boden. Eine Gruppe Orks, angeführt von Gothmog,
Saurons General, nähert sich ihm. Das Orchester bebt in der gleichen stufenweisen Bewegung,
welche den Angriff der Orks auf die Gefährten vor langer Zeit in Moria eingeleitet hat. Madril kann sich nicht rühren. Gothmog stößt einen Speer durch ihn und mit Madrils letztem
Atemzug entweicht auch ein Akkord in den hohen Streichern. Der Ork brummt: „Die Ära der
Menschen ist vorüber. Die Zeit der Orks ist gekommen.“ Das Tempo nimmt ab und Shores
umgekehrtes ‚Bedrohung durch Mordor‘-Thema erklingt wieder, diesmal jedoch schwerer und
pathetischer.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
Außerhalb der Stadt stürzen sich die Nazgûl auf die zerstreute Besatzung. Das Tempo nimmt
zu und die Blechbläser nehmen die Harmonien der Ringgeister wieder auf. Mordors widerlicher Schatten erstreckt sich nun über Osgiliath, um den Rückzug in Ungewissheit zu hüllen.
Aber ein bekanntes Thema greift ein. Gandalf reitet aus, um die Geister zu verjagen. Ein Strahl
reinen, weißen Lichts entströmt seinem Stab und trifft auf die Dunkelheit. ‚Gandalf der Weiße
(bei den Gefährten)‘ erklingt in den hohen Streichern über dem orchestralen Tumult. Knabensopran Ben del Maestro singt „The White Rider“, als Gandalf die Nazgûl zurückweist und den
Männern sicheres Geleit zurück nach Minas Tirith verschafft.
2|„The Stairs Of Cirith Ungol“ – Die Treppen von Cirith Ungol
Faramir kehrt zurück nach Minas Tirith, um
sich mit Gandalf zu beraten. Zusammen mit
Gandalf sitzt Pippin auf Schattenfell und weckt
Faramirs Aufmerksamkeit. Erst wenige Tage
zuvor hat er zwei andere Halblinge gesehen:
Frodo und Sam. Die Soloklarinette nimmt eine
dem Auenlandmaterial entspringende Linie
auf, als sich Pippins Augen weit öffnen. Seine
Freunde sind noch am Leben.
In der Entstehung
Die Interpretation des ‚Geschichte des
Rings‘-Themas durch das Englischhorn
wurde im Film nicht verwendet. Stattdessen sind nur die improvisierenden Streicher, die jene Phrase unterstützen, zu hören.
Das Ende dieser Komposition, die eiAm Leben, ja, aber in großer Gefahr. Von Golgentlich die Unterredung zwischen dem
lum angeführt, erklimmen die zwei Hobbits
Hexenkönig und Gothmog untermalen
die Treppen von Cirith Ungol. Für Frodo ist
sollte, wurde im fertigen Film nach hinder Aufstieg alles andere als einfach, und so
ten geschoben und unterlegt nun Gandalf
kriecht er die Felsen hinauf und entblößt den
und die gondorianischen Truppen.
Einen Ring. Gollum sieht ihn und erstarrt mit
stechendem Blick. Als sich Gollum Frodo nähert, zuckt das Orchester in improvisierendem
Unbehagen zusammen. ‚Die Geschichte des Ringes‘ ist deutlich zu hören und auffordernd verführt das Thema Gollums Hand. Sam hat jedoch sein Schwert schon im Anschlag und ruft
nach Gollum, welcher stattdessen Frodos Arm ergreift und ihm hinauf hilft. Während Sam
denselben unwegsamen Pfad besteigt, nimmt Gollum Frodo beiseite und sät die Samen des
Misstrauens. „Er will ihn für sich,“ behauptet Gollum. „Er braucht ihn.“ Ein weiteres Mal ist
das Orchester wie elektrisiert und zwitschert in tausend Richtungen davon, nachdem das Horn
das ‚Geschichte des Rings‘-Thema wiederholt hat. Hat Sam den Ruf des Ringes ebenfalls vernommen?
Weit entfernt fahren die Sklaven des Ringes nach seinem Geheiß fort. Der Hexenkönig schaut
von der eingenommenen Stadt Osgiliath gen Minas Tirith. Über einem Pedalton auf dem Kontrafagott und Streicherakkorden befiehlt der Schwarze Feldherr seinem General Gothmog, die
Truppen zur Stadt zu führen. „Lasst den Sturm nicht enden, bis die Stadt erobert ist.“
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
3|„Allegiance To Denethor“ – Treue zu Denethor
Klarinette und Streicher erwärmen die erste
Ungenutztes Konzept
Unterhaltung von Pippin und Faramir - obwohl sich die freundliche Atmosphäre abkühlt
Aufgrund des Schneidens wurden weder
und düsterer wird, als sich Faramir an Borodie Musik für Pippins Schwur, noch die
mir erinnert und an dessen Ähnlichkeiten mit
Übergangsfanfare auf den Blechbläsern
Denethor. Nur wenig später findet sich Pippin,
am Ende dieser Komposition im Film verdurch seinen ungeplanten Eid gebunden, dabei
wendet.
wieder, Faramirs Vater Lehenstreue zu schwören. Aber dies ist weniger ein stolzer Moment für Pippin, als viel mehr einer des Zögerns. Streicher nehmen an Tempo auf und halten dann inne. Melodische Ideen beginnen, aber klingen
wieder ab. Schließlich sinkt das Orchester zu schweren, tiefen Streicherakkorden hinab, untersetzt von der Harfe, als Denethor seine Aufmerksamkeit Faramir zuwendet. Denethor befielt
Faramir, Osgiliath zurückzuerobern und ist sich dabei völlig bewusst, welches Opfer er fordert.
In der Entstehung
Schließlich stellt Faramir die Frage, die schon
lange seine Seele belastet: „Du wünscht, unIm Film trennt der Streit zwischen Sam
sere Plätze wären vertauscht, dass ich tot und
und Frodo (siehe Disc 2, Track 5 „The ParBoromir am Leben wär‘.“ Denethor antwortet:
ting of Sam and Frodo“ - Die Trennung
„Ja, das wünsche ich.“ Die Panflöte, gespielt
von Frodo und Sam) die Szene zwischen
von Ulrich Herkenhoff, beginnt eine traurige
Faramir und Denethor von Faramirs Zug
Melodie, die das Ende des Themas ‚Gondor im
in den Krieg. Sie sollten ursprünglich wie
Aufstieg‘ zu suchen scheint, aber es nie zu fashier gespielt werden, nicht unterbrochen,
sen bekommt. Aber zur gleichen Zeit trägt das
sondern verbunden von den Solos der
Thema von Faramir und Boromir auch das bePanflöte.
unruhigende Echo von Mordors Gebot für ein
Thema des Vierten Zeitalters, ‚Der Hexenmeister / Die Orks von Mordor‘. Wird Denethors Versagen als Vater und als Anführer zu Gondors
Niedergang führen, während er nach dessen Sieg strebt? Pflastert er den Weg für einen Sieg
Mordors?
4|
„The Sacrifice Of Faramir“ – Die Opferung Faramirs
Mit Billy Boyd in „The Edge Of The Night“
Ein Trauermarsch legt eine dünne Spur für die Streicher, Holzbläser und den Chor (der „The
Last Son“ singt) über ein Klimpern des Schlagwerks, als Faramir und seine Truppen ihren
Marsch aus Minas Tirith beginnen, um ihren zwecklosen Versuch zu starten, Osgiliath zurückzufordern. Die Panflöte kehrt zurück und sucht wieder vergebens in die Bruchstücke des
‚Gondor‘-Themas zu gelangen, um es neu zu gestalten. Während das Schlagwerk seinen Rhythmus fortsetzt, klingt der harmonische Schwung der Streicher und des Chores ab, wobei die
Akkorde erstarren und sich nur widerwillig fortbewegen. Wieder versucht die Panflöte unter
Anstrengung Gondors Stolz zu bestärken, stellt jedoch nur wenig mehr als die Grabstätte ei-
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
nes einst stolzen Königreiches dar - eine Abstammungslinie, die nun zu ihrem bitteren Ende
kommt. Gandalf plädiert an Faramir, aber Faramir, der von seinem Vater beschämt ist, hat das
Gefühl, er müsse dessen Befehlen gehorchen. Hörner nehmen das Thema ‚Das Reich von Gondor im Niedergang‘ auf, während eine Gegenstimme aus tiefen Streichern und die kriegerisch
klingenden Percussion das Tempo beibehalten.
Die Tore von Minas Tirith öffnen sich. Die Truppen bewegen sich auf Osgiliath zu und ihre
Pferde beschleunigen ihre Schritte. Die Musik nimmt leicht an Tempo auf und zieht ihre verhängnisvolle Schlinge langsam zu. Als sie sich jetzt im Sichtfeld der Orks befinden, beginnen
die Rosse zu galoppieren während Bogenschützen der Orks die schwarzen, fedrigen Kiele ihrer
Pfeile spannen.
Aber es folgt kein Requiem des Chores. Keine großartige orchestrale Beredtheit spricht. Nur
die unbegleitete Stimme eines Hobbits zeichnet diese Tragödie. Als Pippin singt Billy Boyd
„The Edge of the Night“ („Am Rande der Nacht“), eine schwermütige Besinnung auf die Entfernungen, sowohl geographisch als auch emotional, die der Krieg seine Teilhaber zwingt zu
reisen. Sanft setzt das Orchester ein, baut zerreißende Dissonanzen hinter Pippins einfacher
Hobbitmelodie auf. Shores chromatischer Cluster baut sich auf und erdrückt das Lied mit einer düsteren Wolke. Die Orks lösen ihre erste Salve Pfeile, und das Orchester bricht plötzlich
ab, lässt Pippin seine letzte Silbe allein beenden. Die Klarinette der Hobbits kommt hinzu und
wiederholt die eröffnenden Töne von Pippins Gesang - dieselbe reine Quinte, mit der auch das
‚Gondor‘-Thema beginnt - in einem traurigen Echo. Eine Solovioline antwortet der Klarinette
ebenso allein und schmucklos.
5|„The Parting Of Frodo und Sam“ – Die Trennung von Frodo und Sam
Das aufgewühlte Zittern des ‚Gollum‘-Themas latscht über die Saiten des Cimbalom als der
ehemalige Besitzer des Ringes den Rest des Lembas‘ über den Abgrund wirft und Sam damit
wie einen ungehemmten Nimmersatt aussehen lässt. Die Hobbits erwachen und merken, dass
ihre letzten Essensvorräte verschwunden sind. Sam beschuldigt Gollum, das Brot genommen
zu haben und das Orchester beginnt mit dem Aufbau des gleichen ‚Mordor-Skip-Beats‘, der
auch schon während des Prologs in „Die Gefährten“ zu hören war. Dies ist nicht misszuverstehen: Wenngleich in der Schlacht auf der Dagorlad Tausende kämpften, so ist das Drama um
die drei winzigen Geschöpfe, die entlang der westlichen Hänge der Berge von Mordor streifen,
genauso Teil des Ringkrieges. Ihr Einsatz ist nicht unbedeutend.
Gollum erzählt seine Lüge und zeigt, dass Sams Umhang mit Krümeln übersät ist. Mit einem
messingartigen Doppelschlag ertönt das ‚Bosheit des Ringes‘-Thema in einer vier Noten langen Reduzierung, nach dessen Willen Gollum gerade gehandelt hat. „Er hat‘s genommen! Er
hat‘s genommen!“ Sam schmeißt Gollum zu Boden und schlägt auf ihn ein. Mit ein paar Violinen zieht ihn Frodo wieder weg. Als die Phrase verhallt, zeigt sich seine wahre Absicht … wir
haben gerade eine stark verzerrte Interpretation des ‚Gollum‘-Themas gehört. Frodo hat den
jämmerlichen Wicht schon wieder gerettet. Erschöpft von der Aufregung bricht er zusammen.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
Sam kommt seinem Freund zu Hilfe. Er weiß, dass der Ring eine schreckliche Bürde ist. Gutgläubig bietet er Frodo an, den Ring für ihn zu tragen. Aber in Frodos Kopf hallen die Worte
Gollums wieder: „Er will ihn für sich!“ Zwei langgezogene Töne auf der Violine beschwören
die Konturen des ‚Geschichte des Ringes‘-Themas, das Thema nimmt seine volle Gestalt aber
nicht an. Es sind die falschen Töne, und doch scheint es, als ob Frodo dieses Thema in seinem
Kopf vernommen hat, seine Wahrnehmung durch Wahnvorstellungen getrübt. Er glaubt, dass
Sam den kostbaren Ring haben möchte. Zu Unrecht argwöhnisch, mit seinen Gedanken vom
Ring zerfressen, befiehlt Frodo Sam, ihn zu verlassen
und nach Hause zu gehen. Die schrittweise Bewegung
In der Entstehung
des ‚Auenland-Themas‘ wird moduliert von einer Serie dunkler Akkorde, nicht in der Lage, den Weg zuDas Ende dieser Komposition, das
rück nach Hause zu finden. Schlussendlich landet die
die Themen ‚Gefährliche Wege‘
Linie bei der Klarinette, weitet sich aber auf tragische
und ‘Mordor‘ enthält, taucht im
Weise durch die Streicher aus, und erreicht die simpFilm nicht auf. Die Szenen, für
le ‚Auenland‘-Musik. Frodo und Gollum setzen ihren
die die Musik komponiert wurde,
Weg ohne Sam fort. Sam ist niedergeschmettert und
wurden herausgeschnitten.
fällt, heulend, auf seine Knie.
Frodo und Gollum klettern höher und höher und ‚Gefährliche Wege‘ erstrecken sich vor ihnen.
Das unbarmherzige Feuer von Saurons Land zeichnet sich immer noch vom Himmel ab.
6|
„Marshalling At Dunharrow“ – Antritt in Dunharg
Auf dem Weg nach Minas Tirith sammeln die Rohirrim ihre gesamte Streitmacht in Dunharg.
Obwohl es eine Verschmelzung des ‚Rückforderung‘-Themas ist, wird das ‚Rohan‘-Thema in
einen weitläufig in Einklang gebrachten Ablauf polyphoner Ausführungen übergeleitet, welche
von Streichern, Waldhörner und durch die Hardangerfidel präsentiert werden. Sogar die eigentliche Linie der Melodie geht hämmernd in eine aggressivere Fassung über. Das verräterische Emporsteigen des Intervalls der kleinen Terz, das traditionellerweise das Thema eröffnet,
wird jetzt um eine ganze Tonhöhe zu einer vollkommenen Quarte gestreckt; ein Intervall, nur
eine Stufe von der pathetischen Eröffnung des ‚Gondor‘-Themas entfernt. Dies ist Rohan am
erhabensten und kultiviertesten Ende seiner Stärke. Als sie sich Gondor nähern, werden sie
in gewisser Weise mehr wie es selbst. Und dennoch sind sie in der Lage, ihr grundlegendes
Einfühlungsvermögen zu bewahren - ihre Bindung an Mittelerde, die so unerlässlich für ihr
Dasein ist. Diese edle Haltung entwickelt sich mit dem Ausklingen der militaristischen Härte.
Théoden, der inmitten der Truppen reitet und sie sammelt, ist betroffen, als er nur so wenige
vorfindet. Unter dem Tremolo der Streicher tragen Waldhörner das ‚Rohan‘-Thema sanfter
vor.
Schwerelos ansteigend ändert die Spielweise der Streicher ihren Tenor, bis sie schemenhaft
über dem Orchester schwebt. Gimli und Legolas blicken hinunter auf das Hargtal, als abermals
das Thema der ‚Armee der Toten‘ einsetzt. Aber dieses Mal verursacht es keinen unterschwelligen Schmerz. Aragorn starrt auf die schmale Wegmündung hinunter. Man vernimmt Männer-
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
stimmen, die den Text „The Dimholt Road“ raunen: „Come armed/or prepared to die./There
is no other end/to this road.“ Schemenhaft wird eine leuchtende Geistererscheinung sichtbar
und fesselt Aragorns Blick. Fagott und hängende Tibetanische Gongs drehen und winden sich
hinter den Reihen des gesamten Chors als hörbarer Ausgleich zu wiederbelebten Knochen und
im Kampf verwüsteten Metalls. Die Armee der Toten wartet.
Im nächtlichen Feldlager bereitet sich Merry auf die Schlacht vor - oder zumindest tut er soviel, wie es ihm seine als Hobbit begrenzten Möglichkeiten erlauben. Denn trotz all ihrer Entschlossenheit sind die Bewohner des Auenlandes nicht für den Krieg geschaffen. Kitzelnd umrahmen Holzbläser und gezupfte Streicher die ‚Hobbitmätzchen‘ (und stellvertretend für das
‚Abschlussstück‘), als Merry, geschmückt mit seiner neuen, schlecht sitzenden Rüstung, seine
Schwertkünste vor Éowyn erprobt. Den Bratschen und Celli entströmt eine düsterere, melodische Kontur, eine Fassung, die anscheinend sofort durch die B-Phrase des ‚Gefährten‘-Themas übermittelt wird, die Molltonart des ‚Rohan‘-Themas und die melodische Linearität des
‚Auenland‘-Themas. Das ist Merry der Krieger. Den Hobbits mangelt es vielleicht an körperlicher Eignung für den Kampf, aber sie verstehen vielleicht besser als die Meisten, die Verpflichtung und Trostlosigkeit, die daraus rührt. Éomer gluckst beim Anblick Merrys und zweifelt an
seinen Fähigkeiten. Jedoch weiß Éowyn, dass ihr Bruder ebenfalls an ihr zweifelt und indem
sie widerspricht, schafft sie ihre eigene Bindung zum Thema ‚Merry der Krieger‘.
Unterhalb von Dunharg, am Fuße der Feste, nähert sich ein verUngenutztes Konzept
hüllter Reiter. Sein Kommen bewirkt in Aragorns schlafendem
Geist entsetzliche Traumbilder. Er sieht sich selbst der Straße
Das Thema der ‚Armee
zum Dimholt entgegen drängen. Er sieht Arwens Abendsternder Toten‘, das Aragorns
Anhänger zerschmettern und Arwen auf ihrem Totenbett lieAlbtraum begleitet, wurgend, alleine, seiner Gegenwart beraubt. Zum größten Teil ausde im Film nicht benutzt.
gereift spielt das Thema der ‚Armee der Toten‘ erneut. Aragorn
Auf der Disk verbindet es
hat sich lange mit seinem Erbe auseinandergesetzt, aber seine
Aragorns Ängste mit dem
Bedenken nähern sich nun ihrem Höhepunkt. Er fürchtet sich
Begreifen seiner Pflichten
vor den Pfaden der Toten genauso, wie er seine eigene Schwä- ein vielsagendes, seeliche fürchtet. Aber seine Liebe zu Arwen bewirkt, dass er noch
sches Bild eines Anfühmehr um jemand anderes fürchtet, dass ihre Sicherheit über
rers, der von seiner Sorge
seiner eigenen steht. Aragorn beginnt die Denkweise eines
um andere geleitet wird.
gütigen Herrschers anzunehmen. Das Thema der ‚Armee des
Toten‘ schwillt an und bricht plötzlich ab. Mit einem Ruck erwacht Aragorn von seinen Traumbildern. Der Wächter an seiner Tür teilt ihm mit, dass er einen Besucher hat.
7|„Andúril - Flame Of The West“ – Andúril - Flamme des Westens
Aragorn betritt Théodens Zelt, wo ihn der mysteriös vermummte Reiter bereits erwartet. Gespannte, tiefe Blechbläserakkorde enthüllen Aragorns dunkle Vorahnung. Die Gestalt steht auf
und nimmt ihre Kapuze ab. Es ist Herr Elrond, gekommen auf Arwens Geheiß. Aragorn verneigt sich und das Orchester erwärmt den Raum mit reichen Harmonien, als Waldhörner das
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
‚Bruchtal‘-Thema spielen. Aber Elronds Neuigkeiten sind schlecht. Arwen, die ihre Unsterblichkeit aufgegeben hat, wird nun vom Ring bedroht. Und Aragorns Weg nach Gondor ist aussichtslos: Die Rohirrim sind zu wenige. Die Armeen der Menschen haben keine Chance gegen
die mannigfachen Streitkräfte, die sich bald auf dem Pelennor versammeln werden – inklusive
einer Flotte von Korsarenschiffen, die sich im Geheimen Minas Tirith vom Süden her nähert.
Die Londoner Philharmoniker fallen wieder zu ihrem tieferen Ende hin ab. Widerstrebend
bietet Elrond ihm seinen Rat an: „Es gibt jene, die das Gebirge bewohnen.“ Ein Windstoß fährt
durch das Zelt, hohe Streicher steigen und deuten die zweiteiligen Harmonien der ‚Armee der
Toten‘ an. Aragorn protestiert, „Sie folgen niemandem“, aber Elrond bleibt hartnäckig. „Sie
werden folgen, doch nur dem König von Gondor.“
Unter seinem Umhang holt er Andúril hervor, neu geschmiedet aus den Bruchstücken von
Narsil. Das ‚Bruchtal‘-Thema bauscht sich in einem Tusch von Streichern auf. Elrond erklärt
Aragorn, dass dies das Schwert des Königs sei. Das ‚Minas Tirith‘-Thema, gespielt von Blechbläsern, erinnert stolz an Gondors nobles Erbe. Aragorn nimmt das Schwert, packt es am Griff
und zieht es aus der Schwertscheide. Das Thema steigt durch silberhelle Trompeten auf. „Die
Klinge, die zerbrochen ward, soll zurückkehren nach Minas Tirith.“ Aragorn wird seinem Erbe
nicht länger ausweichen. Auch wenn es ihn vernichten sollte, er wird führen. Diese mögliche
Selbstaufopferung wird durch hohe Streichercluster gekennzeichnet.
8|„The Passing Of The Grey Company“ – Der Weg der grauen Schar
Aragorn packt sein weniges Hab und Gut zusammen und bereitet sich darauf vor, den Weg
zum Dimholt zu nehmen. Geschockt konfrontiert ihn Éowyn damit, dass er die Männer am
Vorabend der Schlacht verlässt. Sie hält ihn für einen Deserteur. Eine Doppel-Geige singt von
der schwermütigen Last über Éowyn und Aragorn. Der gefühlsgeladene, hölzerne Ton erweckt
ein romantisches Verlangen, aber auch Anspannung. Letztendlich spricht Aragorn sie auf ihre
Liebe an und gibt ihr sanft zu verstehen, dass sie nicht zusammen sein können. Die Schildmaid
Rohans ist niedergeschlagen. Ihre Augen sind von Tränen erfüllt. Bewegungslos steht sie da,
als Aragorn liebevoll ihr Gesicht streichelt und sich dann aufmacht, das Lager zu verlassen.
Aber wenn ein Mensch der Gefährten aufbricht, sind Elb und Zwerg nicht weit. Gimli und Legolas halten Aragorn, mit einer angespannten Version des ‚Gefährten‘-Themas, welches einerseits zart, aber dennoch großmütig daher kommt, auf, und bestehen darauf, dass er den Weg
zum Dimholt nicht allein gehen wird. Streicher passieren das Thema bis zu den Bläsern und
warnen es, bis die Musik mit einem plötzlichen Schauer, demontiert von den hohlen Tönen der
‚Armee der Toten‘, unterbrochen wird. Über dem ‚Armee‘-Thema fährt das ‚Gefährten‘- Thema
fort, das Horn zu spielen. Unsicher zwar und von seiner harmonischen Unterstützung verlassen, aber dennoch von Sicherheit geführt.
Die Männer von Rohan sind weniger zielgerichtet. Sie sehen die Gefährten verschwinden und
sind dadurch entnervt. Sie verkünden, dass es nun keine Hoffnung mehr gibt. Gamling artikuliert die Ängste der Männer und sagt zu Théoden: „Zuwenige sind gekommen. Wir können
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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die Streitkräfte Mordors nicht besiegen.“ Eine tiefe Linie von Kesselpauken, Celli und Bässen
schlängelt sich durch die Filmmusik, manifestiert durch Zweifel. Théoden erwidert, dass sie
nicht gewinnen können. Feine Bässe untermauern diesen Satz und lindern die Angst ein klein
wenig. „Doch nichtsdestotrotz werden wir ihnen in der Schlacht entgegentreten!“
Der Morgen graut, Théoden sagt seiner Nichte Éowyn, dass sie an seiner statt regieren soll,
sollte er im Kampfe fallen. Aber Éowyn wünscht sich, einer viel unmittelbareren Notwendigkeit zu dienen. Sie will kämpfen. Théoden aber fordert sie nicht dazu auf. Stattdessen fordert
er sie auf, wieder zu lächeln, um sich an ihre einstige Freude am Leben zu erinnern und nicht
mehr denen hinterher zu trauern, die ihr Leben bereits gelebt haben und zu ehrenhaftem Tod
gekommen sind. Violinen spielen eine mit Hoffnung, Schönheit und Melancholie getränkte
Linie. Sie wird zu einer atmenden, organischen Form, als Théoden Éowyn zu sich heranzieht.
Hörner polieren die Kanten des ‚Rohan‘-Themas. Es folgen subtile Andeutungen von „All Shall
Came To Darkness“, jener Musik, die einmal Boromirs Tod begleitete und nun einem anderen
edlen Mann prophezeit, dem Ende nahe zu sein.
9|
„Dwimorberg - The Haunted Mountain“ – Dwimhorberg - Der verfluchte Berg
Aragorn, Legolas und Gimli reisen entlang des Dimholtweges. Das ‚Armee der Toten‘-Thema entfaltet sich nun vollkommen. Männerstimmen überblenden dämpfend eine horizontale
Phrase in die Nächste, während Streicher das Orchester von oben provozieren und Gongschläge es von unten stören. Die Musik spielt vor ungesehenen Augen und erschafft eine geisterhafte Stimmung, als ob jeder Schritt der Gefährten zunehmend umhüllt wird, von einer konzentrierten, stumpfen Präsenz.
Narbige Felsen und tote Bäume geleiten die Truppe zu einer Tür im Dwimorberg. Celli und
Bässe spielen eine chromatische Linie, berührt von dem erzitternden Tam-Tam-Rollen. Aus
der Tür im Berg hustet eine Brise Wind und die Pferde der Gefährten ergreifen die Flucht. Das
Orchester verdichtet sich, hohe Streicher ballen ihre diatonischen Harmonien, während mittlere und tiefe Blechbläser in chromatischen Clustern erzittern. Unbeeindruckt reckt Aragorn
seinen Kopf und geht direkt in den Wind hinein, und durch die Tür in den Dwimorberg. Die
Harmonien klaren auf, stolzere Harmonien scheinen hindurch. Legolas folgt ihm. Gimli hält
inne, aber mit einem Paar vom ‚Gefährten‘-Thema abgeleiteten Akkorden, nimmt auch er das
Abenteuer in Angriff. Von Dissonanzen verschluckt, verschwinden sie alle im Dunkeln.
10|
„Master Meriadoc, Swordthain“ – Meister Meriadoc, Schwertthan
Endlich ist die Stunde gekommen, da die Rohirrim ihre Pferde besteigen und zur letzten,
dreitägigen Etappe ihres Ritts nach Minas Tirith aufbrechen. Die neue Quarten-Fassung des
‚Rohan‘-Themas geht in eine belebte Variation einer zusammengesetzten, ungeraden Taktart
über, passend zu diesem hektischen Treiben. Théoden setzt Merry davon in Kenntnis, dass
er letzten Endes nicht an der Seite der Männer kämpfen darf. Der Hobbit fleht den König an.
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
In Sir James Galways Flötenspiel erklingt Mitgefühl für den Hobbit, Théoden jedoch hält an
seinem Entschluss fest. Merry bleibt nichts anderes übrig, als dazustehen und den Truppen
bei ihrem Abzug zuzusehen, bis ein vermummter Reiter an dem Hobbit vorbeigaloppiert, ihn
packt und auf das Pferd zieht. Merry fährt der Schreck in die Glieder. Aber auch wenn die Stimme des Reiters die Täuschung nicht verrät, so tut es doch Shores Komposition. Zum ersten
Mal in „Der Herr der Ringe“ wird das Thema ‚Éowyn, Schildmaid Rohans‘ nicht benutzt, um
eine leidende Person darzustellen, die gezwungenermaßen zusehen muss, wie ihr Volk kämpft,
während sie von einem sicheren Ort aus beobachtet. Éowyn wird, getarnt als Dernhelm, mit
den Männern von Rohan kämpfen. Und Merry nun ebenfalls. Blechbläser verkünden Éowyns
Thema mit einer vertrauten Fanfare, bis das Orchester mit einem Schlag der Becken erneut
beginnt, sich mit Riesenschritten weiter zu bewegen. Getragen von hohen Streichern erklingt
erneut eine leichte Andeutung des ‚Rückforderung‘-Themas. Die Reiter rücken in großen Scharen aus und das ‚Rohan‘-Thema erklingt einmal mehr in einer eindringlich dominierenden
Fassung aus lydischen Modi.
11|
„The Paths Of The Dead“ – Die Pfade der Toten
Streichinstrumente atmen im ätzenden Dunst des ‚Armee der Toten‘-Themas, während die
Basstrommel einen fast unterschwelligen Takt schlägt. Leise Holzblasinstrumente gesellen
sich zu den hauptsächlich zweiteiligen Harmonien, während Gongs in komplexen rhythmischen Schlägen aushallen. Aragorn beschreitet jetzt mit seinen Gefährten die Pfade der Toten.
Die Luft verdichtet sich. Leise Streichinstrumente erzeugen aleatorische Muster, zu denen sich
der Dunst in fingerartige Auswüchse verwirbelt. Aragorn stößt auf einen unterirdischen Turm,
und Kontrafagotte, Cellos und Bässe bieten eine staubtrockene Lesart der Tonlagen aus der
Eröffnung des ‚Königreich von Gondor‘-Themas dar. Wird es Aragorn, der sein Erbe nun annimmt, wirklich gelingen, dieses Gesindel anzuführen? An der Pforte des Turms taucht die
leuchtende Erscheinung wieder auf, die Aragorn schon in Dunharg vor Augen hatte. Das gespenstische Heulen der mit Bögen gestrichenen Zimbeln und das Zusammenspiel der Streichinstrumente, die von Tamtams überlagert werden, stellen den König der Toten vor. Aragorn
fordert die Gefolgschaft des Königs ein, er wird jedoch hämisch ausgelacht. Unter der Abfolge
feuriger, bitonaler Akkorde sieht man plötzlich, soweit das Auge reicht, eine Stadt auftauchen
– eine Stadt, bevölkert von der Armee der Toten.
Alle Tonbereiche und Instrumente umfassend, steigert sich das Orchester in mehrschichtige, misstönende Cluster. Sequenzen gleiten erkennbar übereinander hin und her. Die Armee
kreist die Gefährten ein und ihr König zieht seine Klinge. Er schlägt auf Aragorn ein, sein Hieb
wird aber von Andúril pariert. Er ist erschüttert. „Diese Klinge war zerbrochen“, krächzt er.
Aragorn packt ihn an der Kehle während Blechbläser eine kraftvolle Fanfare aus pyramidenartigen Dissonanzen herbeizaubern. „Nun wurde sie erneuert!“
Isildurs Erbe stößt den König der Toten zur Seite. Als die leeren Augenhöhlen der Soldaten
ihn anstarren, liefert er seine Argumente. Das gebogene Metall der Schlagzeuggruppe kreischt
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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in schmerzerfüllten Spannungen. Aragorn verspricht der Armee die Freiheit, sollten sie ihm
dienen. Die metallenen Klänge bauen sich auf, tibetianische Gongs schließen sich an, während
aleatorische, leise Blechbläser an der Gesamtstruktur kauen.
Die Armee der Toten verschwindet aus dem Blickfeld und die Stadt wird von einer Lawine
menschlicher Schädel überrollt. Nach einer rasanten Flucht kommen die Gefährten auf der
entgegengesetzten Seite des Dwimorbergs heraus. Und hier sieht Aragorn die Bestätigung von
Elronds Worten – eine Schiffsflotte der Korsaren von Umbar segelt vor ihren Augen nach Minas Tirith. Eine gedehnte Version von ‚Böse Zeiten‘ betrachtet das Schauspiel. Aragorn lässt
sich auf die Knie fallen. Irgendetwas jedoch baut in seinem Hinterkopf eine Spannung auf.
Wieder schwellen die Streicher in einer zweiteiligen Ausarbeitung an. Der König der Toten tritt
aus der Bergwand hervor. „Wir kämpfen.“ Und, mit einem einstimmigen natürlichen H, geht
es zu der heraufziehenden Schlacht über, die die Gefährten herbei ruft.
12|„The Siege Of Gondor“ – Die Belagerung von Gondor
Riesige Heere von Orks stehen vor den Toren von Minas Tirith und bringen ihre Belagerungstürme in Stellung. Von unmittelbarer Bedeutung jedoch ist ein einzelnes Pferd, das seinen bewusstlosen Reiter in Richtung Stadt schleppt. Die Tore öffnen sich und Faramirs Körper wird
nach innen gebracht. Er ist am Leben, hat die Schlacht bei Osgiliath überstanden, ist aber von
Pfeilen gespickt und in einem lebensgefährlichen Zustand. Shores Komposition wird durch
sprunghafte Quinten eröffnet, die versuchen, das ‚Gondor‘-Thema in diesem finsteren Wahnsinn zu finden, jedoch nicht in der Lage sind es zu formen.
Während Gothmog sich darauf vorbereitet, die Orks gegen Minas Tiriths Grundfeste zu führen, wird Faramir am höchsten Punkt der Stadt vor seinen Vater gebracht. Schicksalsergeben
stabilisiert sich das Orchester durch eine gleichbleibende Kadenz, und das Zusammentreffen
der Ereignisse führt dazu, dass Denethor seine Fassung verliert und Gondor dadurch (ob zu
Recht oder nicht) in seiner größten Not jeglicher Führung beraubt wird. Die Orks laden ihre
Katapulte und schleudern eine Salve zu den gondorianischen Fußsoldaten - mit ihrer blutigen
Munition, bestehend aus den Köpfen jener, die in Osgiliath gefallen sind. Dieses barbarische
Handeln kann nur durch Saurons schwarze Hand angeregt worden sein, daher leitet die ‚Absteigende Terz Mordors‘ den Marsch zu den Abgründen von Gondors Hoffnungslosigkeit ein.
Vom Anblick Faramirs immer noch betroffen, taumelt Denethor zum äußeren Rand seines
Hofes. Das Orchester findet zueinander und sammelt sich zu einem raschen, grotesken Allegro. Zum ersten Mal ist Denethor frei von seiner starrsinnigen Verwirrtheit. Er begreift, dass
er Gondor ohne Führung zurückgelassen hat und dass seine Feinde dagegen vorrücken. Heerscharen über Heerscharen von Orks, Trollen, und Wargen zertrampeln den Pelennor. Die Orks
beladen ihre Katapulte nun mit schweren Felsen und bringen Gondors Türme zum Einsturz;
die ‚Absteigende Terz‘ folgt dem Zusammenbruch mit widerwärtiger Eindringlichkeit. Der
Aufstieg des Orchesters wird durch grelle, atonale Melodien fortgesetzt und dabei stets von
immer dichteren Instrumentationen unterstützt.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Zwei ~
Denethor, der jetzt jeglichen Verstandes beraubt ist, schreit nach einem undurchführbaren
Rückzug. Die Menschen wissen weder wohin sie gehen sollen, noch, was zu tun ist. Aber für
den Zauberer ist nun die Zeit zum Handeln gekommen. Gandalf schwenkt seinen Zauberstab
wie eine Waffe und setzt Denethor, indem er ihn in seinem eigenen Hof zu Boden schlägt,
außer Gefecht. Violinen halten eine einzelne Tonhöhe aufrecht bis ‚Der Weiße Reiter (bei den
Gefährten)‘ mit einem Aufblitzen orchestraler Farben erklingt, und Gandalf zu den unteren
Ebenen von Minas Tirith stürmt. Er wird Gondors Soldaten anführen.
Das Tempo wird abermals schneller, eine primitive orkische Trommel wird unterhalb der
schrillen Instrumente geschlagen. Einstimmige Blechbläser spielen eine undurchsichtige Fassung des Gondor-Themas aber bereits jetzt, am Anfang des Kampfes, handelt es sich um ‚Der
Fall Gondors‘. Das Königreich ist nicht auf solch einen Angriff vorbereitet. Die Menschen bedienen sich der Katapulte Minas Tiriths um die Überreste ihrer eigenen Türme auf die Orks zu
schleudern. Es scheint die einzige sofort verfügbare Munition zu sein. Chromatische Cluster
unterlegen den Aufschlag, der aber nur wenig Wirkung zeigt. ‚Das Vierte Zeitalter‘ in einer
Mordor-Variation fängt wieder an, sich seinen Weg aus den Tiefen des Ensembles zu bahnen.
Ohne Vorwarnung steigt das zweite von Mordors ‚Das Vierte Zeitalter‘-Themen von oben herab.
Der gemischte Chor führt ‚Die Macht Mordors‘ auf, die Weiterentwicklung des ‚Ringgeister‘Themas. Dieses Thema, das aus denselben Sekundalharmonien besteht, repräsentiert die wohl
unbarmherzigsten und grausamsten Attacken der Nazgûl. Die Notenlinie an sich ist gebündelt,
und über kurz gesetzten Zeichen heben sich anhaltend hohe Töne ab. Auch diese wird jedoch
vom konstanten Merkmal der ‚Absteigenden Terz‘ unterstützt, die Mordors stetig ausdehnende Kontrolle ausdrückt. Auf den schuppigen Rücken ihrer Untiere sitzend, greifen die Reiter
aus dem Himmel an, packen die gondorianischen Soldaten und reißen deren Streitmacht auseinander.
Bergtrolle bringen die Belagerungstürme der Orks in Stellung. ‚Das Vierte Zeitalter‘ in einer
Variation für die Mordororks wird erneut durch die Tiefen der Blechbläser wach gerufen. Die
Orks stürmen die Stadt während eine umgekehrte Fassung der ‚Grausamkeit der Orks‘ den
mittleren Bereich des Orchesters einsetzen lässt. Alles verwüstend ziehen die Orks in Pippins
Richtung, der von diesem Gefecht völlig überwältigt ist. Die Trompeten bringen es fertig, über
die dunklen, rhythmischen Schläge des Orchesters hinweg, ein paar Takte des ‚Gefährten‘Themas aufzugreifen und Gandalf eilt dem Hobbit zur Hilfe. Gandalf wendet seinen Rücken
aber für einen Moment ab und ist nun einem Angriff der Orks ausgesetzt. Pippin revanchiert
sich für den Gefallen und färbt seine Klinge zum ersten Mal mit Orkblut.
Ein Rammbock wird zum Tor gebracht und erneut verstärkt das Orchester das Thema ‚Die Orks
von Mordor‘ in kanonischen Überschneidungen. Gothmog, der von dem Angriff enttäuscht ist,
ruft nach Grond. Zwei Bergtrolle und drei gehörnte Riesenbiester bringen den Hammer der
Unterwelt in Stellung. Ihr schwerer Gang füllt die Rückkehr des Fünfvierteltakts aus, der nun
mit der ‚Bosheit des Rings‘ verknüpft wurde. Die Orks grölen im Chor, ihr ‚Viertes Zeitalter‘Thema überschlägt sich einmal mehr, ihr unheiliger Eifer ist unerschütterlich.
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Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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Derweil beobachten Aragorn, Legolas und Gimli die Schiffe der Korsaren, die weiterhin brandschatzend flussabwärts gleiten. Legolas, wenn
auch widerwillig von Gimli unterstützt, erwischt
einen Bootsmann, der einem Regisseur ähnelt,
mit seinem Pfeil. Die Korsaren wenden ihre Aufmerksamkeit den drei Gestalten am Flussufer
zu, die die unglaubliche Frechheit besitzen, ihre
Streitmacht anzugreifen. Sie lachen erbärmlich,
von einer schwachen Andeutung aus empfindlich
misstönenden Clustern begleitet, bis eine halbdurchsichtige Streitmacht sie angreift und ihre
Flotte auslöscht.
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In der Entstehung
Die Macht Mordors wurde eigentlich
in einem Abschnitt am Anfang des Prologes von „Die Gefährten“ zum Leben
erweckt. Als die Sequenz wiedergegeben wurde, restrukturierte Shore seine
Komposition und dieses Motiv wurde
entfernt. Spuren davon sind noch während Elronds Rat zu hören, aber bis zu
„Die Rückkehr des Königs“ erscheint
die Notenlinie nicht in seiner vollen
Chorgestalt.
„Shelob‘s Lair“ – Kankras Lauer
Frodo, der nun auf sich allein gestellt ist, folgt Gollums Führung. Er wird aufgefordert, in den
finsteren Schlund eines Tunnels zu gehen. Er bleibt zögernd stehen, aber Gollum drängt ihn
weiter. „Geh’ hinein, oder geh’ wieder zurück.“ Shores Musik ist hier ungewöhnlich misstönend, scheinbar frei von den Tönen, die sonst für Mittelerde so bezeichnend sind. Irgendetwas
stimmt überhaupt nicht. Das Orchester bewegt sich in entgegengesetzte Richtungen, der lineare Kontrapunkt verdichtet sich zu einem komplexen Netz. Ein abnehmendes, chromatisches
Acht-Noten-Motiv, gespielt von Fagott und tiefen Streichinstrumenten schlägt auf seltsame
Weise ein gleichmäßiges, rhytmisches Profil an. Frodo ist vom Tod umgeben. Die verwesenden
Kadaver von Vögeln und Orks hängen von der Decke; Knochensplitter übersäen den Boden.
Eine Anhäufung von Sechzehntelnoten schlängelt sich durch das Orchester, als Frodo weiterstürzt.
Draußen steigt Sam die Stufen wieder hinab. Er schluchzt immer noch und erhält dabei Beistand vom ‚Gefährliche Zeiten‘-Motiv, das chromatisch umgeformt worden ist. Er verliert seinen Halt, fällt die Stufen hinab und landet beim Lembasbrot, das Gollum weggeworfen hat. Er
blickt zum Gipfel der Treppe und die rastlosen Sechzehntelnoten der Streicher kehren zurück.
Frodo, der nun vollends in Panik geraten ist, sucht wie wild nach dem Ausgang des von Spinnennetzen durchzogenen Tunnels. Aber je mehr er sich anstrengt zu entkommen, scheint er
sich tief in seinem Inneren selbst zu finden. Zu einer verzweifelten Bogenführung der Streicher
schlägt Frodo im Dunkel wild um sich und findet sich gefangen in einen Netz wieder. Ihm fällt
das Licht Eärendils ein, die Phiole, die Galadriel ihm schon vor so langer Zeit gab, und hört ihre
Worte in seinem Kopf. „Möge es dir ein Licht sein an dunklen Orten, wenn alle anderen Lichter ausgehen.“ Cellos und Blechbläser besingen ‚Lothlórien‘, ein Thema, das einst so fremd,
exotisch und gefährlich schien, und nun ein willkommener Freund und Verbündeter ist. Aber
die Wärme ist von kurzer Dauer und zum Ende schießt die Melodie in einem unerträglichen
Portamento in die Höhe. Das Licht enthüllt, was hinter Frodo lauert - Kankra!
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Das Orchester dreht sich, polyphone Bruchstücke verbinden und lösen sich unabhängig voneinander. Das Biest, gierig darauf, sich aus Frodo ein Festmahl zu bereiten, bäumt sich auf,
wird aber vom Licht zurückgedrängt. Frodo stürzt einen schmalen Gang hinunter, im Glauben, Kankra abgehängt zu haben, da sie zu breit ist, um ihm zu folgen. Das Orchester setzt
mit Variationen am stufenartigen Anfang von ‚Die Verführung durch den Ring‘ an, diesmal in
unbeständigen Stößen gespielt, ähnlich der Musik, die in Moria zu hören war. Der anfängliche
Schwung läuft sich jedoch fest, eingezwängt von flackerndem Gezwitscher und misstönenden
Crescendi. Frodo wird gefangen, aufgehängt in einem gewaltigen Netz. Der Acht-Noten-Satz
kehrt wieder. Kankra ist gekommen um ihre Beute zu beanspruchen.
Mit einem gleichbleibenden Trillern taucht Gollum hinter einem Felsbrocken auf, verspottet
Frodo und offenbart schließlich, dass er, ja dass er mehr als bereit ist, den Hobbit tot zu sehen. Das Acht-Noten-Thema erklingt erneut, dieses Mal deutlicher. Kankra nähert sich. Frodo
zerschneidet das Netz mit Stich, hobbit‘sche Rhythmen spielen herbe Missklänge hinter ihm
- als ob die Phrase der ‚Hobbitmätzchen‘ durch ein zum Äußersten entschlossenem Motiv der
Handlung verdorben wird.
In letzter Minute schafft Frodo es, sich zu befreien, er lässt dabei aber sein Schwert zurück.
Aber sowie er aus Kankras Reichweite entflohen ist, greift ihn die spindeldürre Gestalt Gollums an. Tiefe Akkorde der Blechbläser werden von einzelnen Tonhöhen durchbrochen und
durch Oktaven verdoppelt, als Gollum wie verrückt versucht, den Ring von Frodos Hals zu
reißen. Frodo jedoch, angetrieben vom Ring, beschützt ihn mit gleichem Eifer. Er dreht den
Spieß um, indem er die Offensive übernimmt und Gollum zu Boden schlägt. Die Musik ist
unverändert. Ob von einem Schurken oder Helden ausgehend, das gewaltsame Vorgehen, das
durch den Ring bestimmt wird, ist gleichermaßen entsetzlich.
Mit einem grellen Trillern aus den Holzblasinstrumenten und Streichern, findet Frodo wieder zu sich selbst zurück. Die Sechs-Noten-Fassung der ‚Bosheit des Rings‘ erklingt in weiter Ferne, als er sich von Gollum fallen läßt. Er kann dieses Wrack nicht töten. Aber Gollum
kennt solche Skrupel nicht. Frodo erzählt ihm von seinem Vorhaben, den Ring zu vernichten.
Das untere Ende des Orchesters erbebt, als die Melodien der Streicher sich oberhalb sammeln
und erneut Böses andeuten. Gollum wirft sich mordgierig auf Frodo, fällt jedoch über ihn und
stürzt den Rand der Klippe hinunter. Das Englischhorn spielt die Sechs-Noten-Fassung der
‚Bosheit des Ringes‘ einmal mehr, als Gollum nach unten in die Dunkelheit fällt.
Frodo ist völlig erschöpft. Er fällt, doch gerade als er den Boden berührt, hat er eine Vision. Er
ist zurück in Lothlórien. Flöten spielen die reinen, heiteren leeren Quinten des Elbentums, die
schon bald von einem wortlosen Frauenchor begleitet werden. Eine strahlende Gestalt, ganz
in Weiß gekleidet, taucht auf, als das Horn zum letzen Mal in „Der Herr der Ringe“ Galadriels
Thema verkündet. Sie reicht Frodo ihre Hand und mit einem unerwarteten, leichten Crescendo stellt sie ihn wieder auf seine Füße.
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14|„Merry‘s Simple Courage“ – Merry arglose Tapferkeit
Die Solo-Trompete ruft das ‚Rohan‘-Thema über den Wirbel der Feldtrommeln aus. Die Reiter legen eine letzte Rast ein, bevor sie Minas Tirith erreichen. Die Melodie endet mit einer
leichten Andeutung des ‚Gefährten‘-Themas, das darauf hindeutet, wie weit die Grundsätze
der Gemeinschaft gekommen sind. Merry erzählt Éowyn, dass er sich seiner Grenzen bewusst
ist, und dass er weiterreitet. Nicht in der Hoffnung, Mittelerde zu retten, sondern einfach nur
um seine Freunde zu retten. Die gedankenvollen Spannungen des ‚Merry der Krieger‘-Themas
kehren zurück. Hörner und Trompeten, die für die Schlachthörner der Rohirrim stehen, bestimmen die offenen Intervalle. Sie werden die Nacht durchreiten und am Morgengrauen in
Minas Tirith ankommen, um dort auf das Heer der Orks zu treffen.
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~ Disc Drei ~
1|„Grond - The Hammer Of The Underworld“ – Grond - Der Hammer der Unterwelt
Über dem Fünfvierteltakt der Blechbläser ertönt ein Thema, das ‚Das Reich von Gondor‘ und
‚Die Bosheit des Ringes‘ miteinander in einem zerstörenden Thema vereint. Der Sturm auf
Minas Tirith ist eskaliert. Die unteren Stadtringe brennen, während sich Gronds Grimassen
schneidende Schnauze immer tiefer durch das Haupttor rammt. Das Böse ergreift die Nacht
und sein Thema beherrscht die Partitur. Die Rhaita von Mordor kehrt mit ihrem Thema zurück
und überlagert den ungleichgewichtigen Fünfvierteltakt der Orks.
Grond bricht durch und der Eingang von Minas Tirith wird mit gepanzerten Bergtrollen und
Orks überschwemmt. Eine tiefe Blechbläsereinstellung des ‚Reich von Gondor‘-Themas versucht heldenhaft, seinen verbleibenden Mut zu sammeln. Es wird jedoch ebenfalls von dem
anhaltenden Sturm niedergeschlagen und macht den Weg für das ‚Bosheit des Ringes‘-Themas
frei.
2|„Shelob The Great“ – Kankra die Große
Erschöpft aber rastlos dringt Frodo an den Rand von CiIn der Entstehung
rith Ungol - Kankras Lauer. Ein blasses Zittern in der Musik offenbart bereits, dass die riesige Spinne Frodo immer
Der erste Teil dieser Kompositinoch jagt, erpicht darauf, aus seinem Fleisch eine Mahlzeit
on, als Kankra Frodo jagt und
zu machen. Frodo spürt, dass etwas faul ist. Seine Augen
sticht, wurde im Film überhaupt
durchkämmen die Dunkelheit nach irgendeinem Zeichen
nicht benutzt - Stille und Sounddes Verfolgers. Die Partitur versucht vergeblich, Kankras
effekte haben die Szene getragen.
achtnotiges Motiv ausfindig zu machen, doch noch weiDer erste Teil von Sams Kampf
gert es sich, konkrete Formen anzunehmen. Mit einem
mit Kankra wurde im Film auch
plötzlichen Erbeben der Streicher wird Frodo gestochen.
nicht benutzt. Stattdessen wurde
Kankra stellte ihm von oben herab nach. Das teuflische
dort Musik wiederverwendet,
Wesen fängt Frodos gelähmten Körper auf, spinnt ihn
die schon einmal zu einem früein und umhüllt ihn mit ihrem Netz. Shores Musik rasheren Zeitpunkt in der Kankraselt unter einer plappernden kleinen Trommel dahin. Der
Sequenz zu hören war.
Komponist bezeichnet dies als „teuflische Nähmaschine“.
Metallerne Schläge ertönen und bringen Kankra so mit dem industrialisierten Militarismus
Mordors in Verbindung, dem Ort, der Jahrhunderte lang ihr Zuhause war.
Aber die Spinne bemerkt ein vertrautes Leuchten. Samweis, der Galadriels Phiole und Frodos Schwert trägt, ist zurück gekehrt. Das ‚Gefährten‘-Thema kündigt seinen Auftritt an, und
verlautbart Sams Heldenmut in einer messingartigen Weise. Kankra lässt Frodo fallen und
setzt ihren riesigen Körper gen Sam in Bewegung. In den komplexen Knoten, die aus Kankras musikalischer Stimme gewebt sind, kämpfen die beiden. Mit einer ausgehaltenen Linie
auf den Hörnern stößt Sam Stich in Kankras Schlund und verwundet sie. Überrascht und mit
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
schmerzenden Gliedern bleibt ihr nichts weiter übrig, als sich wieder in die Dunkelheit davon
zu schleichen und ihre kompositionelle Stimme mit sich zu nehmen.
Sam eilt zu Frodo und entfernt das Spinnennetz aus dessen Gesicht. Seine Augen weit geöffnet
und sein Blick unverwandt, bleibt Frodo gänzlich bewegungslos. Sam weint, während leidvolle
Streicher und das Englischhorn seinen Verlust beklagen. Das ‚Auenland‘-Thema wird hier von
den Tränen des Hobbits völlig besudelt. Es bleibt ihm jedoch nicht viel Zeit zum Trauern, denn
schon bald schimmert Stich in seinem blauen Schein. Orks sind in der Nähe. Sam bemerkt
nun, wie dicht sie Cirith Ungol schon gekommen sind und verkriecht sich gerade noch rechtzeitig, als ein Trupp ungeheuerlicher und knorriger Orks auftaucht. Das Motiv der ‚Absteigenden Terz‘ verfolgt die Kerle bis hierher, weit hinaus aus seinen gewohnten Grenzen.
3|
„The Tomb Of The Stewards“ – Das Grabmal der Truchsessen
Sam belauscht die Orks und hört, dass Frodo gar nicht tot ist. Flöten begleiten sein Interesse für die Worte der Orks, die Frodo mit nach Cirith Ungol schleppen. In sicherem Abstand
nimmt Sam die Verfolgung auf.
Doch gleichzeitig, als Sam neue Hoffnung schöpft, hat
In der Entstehung
dieselbe Denethor völlig verlassen. Der Truchsess bereitet einen Scheiterhaufen auf, dessen Flammen ihn
Shores Musik für den Beginn der
und Faramir verschlingen sollen. Hörner, Posaunen
Konfrontation Gandalfs mit dem
und Tuben lassen einen Hybriden aus ‚Der Geschichte
Hexenkönig wurde im Film nicht
Des Ringes‘ und ‚Die Bosheit Des Ringes‘ erklingen verwendet. Dort wird die Musik
Denethor hat seinen Verstand in genau jenem Moment
wieder aufgenommen, als Gandalf
verloren, da seine Stadt ihn am dringendsten braucht.
von Schattenfell gestoßen wurde.
Er wurde von seiner Gier nach dem Ring in den Wahnsinn getrieben. Pippin versucht Faramir zu befreien, doch Denethor wirft ihn aus den Kammern. Der Hobbit sucht in den Straßen nach Gandalf, doch die Stadt brennt bereits und wird
gerade von einem Heer von Mordors schaurigsten Kriegern überrannt. Die Sopranisten des
Chores singen Tolkiens Text „On the Fields of Pelennor“ zu dem Hybriden aus ‚Der Geschichte
Des Ringes‘ und ‚Die Bosheit Des Ringes‘.
Bei Tagesanbruch trifft Pippin auf Gandalf und die beiden eilen Faramir zu Hilfe, begleitet von
den Eröffnungstönen des Gondorthemas, gespielt auf hohen, klar ertönenden Trompeten - der
instrumentalen Klangfarbe der Menschen. Sie werden jedoch von dem gefährlichsten ihrer Angreifer abgefangen, dem Hexenkönig von Angmar. Der stetig wachsende Klang des Orchesters
tost mit Dissonanzen, als der Reiter sein Schwert gen Himmel streckt, seine bösartige Macht in
einem Strudel aus feurigen Wolken sammelt und Gandalfs Stab zertrümmert. Gandalf fällt von
Schattenfell, als Kontrafagotte ‚Die Bedrohung durch Mordor‘ knurren. Es ist eine Bedrohung,
die ihn, seit er Gandalf der Weiße ist, bisher noch nicht so unmittelbar getroffen hat. Der Hexenkönig ist bereit, seinen Schlag gegen den Zauberer auszuführen, aber fern klingende Hörner am
Horizont verwirren ihn. Er lässt von Gandalf ab und widmet sich den unteren Feldern.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
4|„The Battle Of The Pelennor Fields“ – Die Schlacht auf den Pelennor-Feldern
Die Rohirrim haben Minas Tirith erreicht, die Schlachtreihe der Reiter breitet sich am Horizont
aus. Unter dem anhaltenden Wirbel des militaristischen Schlagzeugs tragen Waldhörner feierlich
das ‚Rohan‘-Thema vor. Théoden, ins trübe Licht des anbrechenden Tages getaucht, überschaut
die Schlacht vor ihm und wendet sich an die Soldaten. ‚Gefährliche Zeiten‘ übernimmt die Musik,
jedoch mit einer solchen Hingabe, dass es das Haupt hoch erhoben hat. Die gewaltigen Harmonien
vermitteln eindringlich, dass dieses Leid, diese Aufopferung im Ringkrieg nicht vergebens sein soll.
Der König spricht zu den Reitern und streift ihre Speere mit seinem Schwert. „Reitet nun! Reitet
zur Vernichtung und zum Ende der Welt!“ Langsam nimmt das Thema der ‚Rückforderung‘ mit
seiner ersten melodischen Phrase Gestalt an. Hinter den Reitern durchbricht die aufgehende
Sonne den Horizont und vergießt ihren Schein hinter den Reitern, als ob sie die letzte Angriffslinie wäre. Das Orchester ist mit Leben erfüllt, die Melodie des ‚Rückforderung‘-Themas schwingt
sich mit heraldischen Trompeten und hohen Streichern empor. Mit der Entschlossenheit Mittelerdes im Rücken, eröffnen die Reiter ihren Angriff und ihre erste Reihe greift die Legion der
Orks an. Die Hardangerfidel tritt in den Vordergrund um über dem Donner des Orchesters ein
Lobgesang auf Rohan vorzutragen. Die Widmung der Hardangerfidel umfassend, greifen Trompeten das Thema auf. In den Gesichtern der Orks breitet sich Furcht aus - dies ist kein Haufen unvorbereiteter
In der Entstehung
Männer. Blechbläserfanfaren, in schimmernden Triolen
gespielt, entladen sich zu dem Angriff. Die Armeen kraDie Perkussion während des
chen aufeinander, nicht mit einem zusammenfahrenden
Aufeinanderprallens zwischen
Missklang, sondern mit reicher Klangfülle in Dur. Rohan
Menschen und Orks, wurde im
ist eine Streitmacht der Natur.
Film leicht gekürzt.
5|
„The Pyre Of Denethor“ – Denethors Scheiterhaufen
Denethor begießt sich mit dickflüssigem Öl. Das Schlagwerk führt einen gleichmäßigen Takt
fort, auf den außen tobenden Krieg ebenso hindeutend wie auf den tobenden Wahnsinn im
Kopfe des Truchsess‘. Gandalf stößt mit dem grellen Ausbruch einer leeren Quinte durch die
Tür. Aber Denethor hält bereits eine Fackel. Das Orchester erschaudert unter den opernhaften
Abläufen umgekehrter a-Moll-Akkorde. Mit einem Schaben der Tam-Tam lässt er die Fackel
neben Faramirs Kopf fallen, wodurch die umliegende Fläche in Flammen aufgeht.
Rasch nähert sich Gandalf, dicht gefolgt von Pippin. Der Zauberer schlägt Denethor in den
Rücken, während Pippin auf den Scheiterhaufen klettert und Faramir zu einem prasselnden
C-Dur-Dreiklang wegschafft. Denethor ist jedoch immer noch bei Bewusstsein. Er greift nach
dem Hobbit, damit Faramir brennen kann. Aber Schattenfell bäumt sich auf und schlägt Denethor mit seinen Hufen zurück auf den Scheiterhaufen. Kurz bevor das Feuer ihn einhüllt, sieht
Denethor Faramirs Augen blinzeln und weiß, dass sein Sohn noch am Leben ist. Denethor
rennt zur äußersten Mauer der höchsten Ebene Minas Tiriths und stürzt sich in die Tiefe.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
Seine flammende Gestalt kann vom untenliegenden Feld aus, wo immer noch Krieg herrscht,
gesehen werden. Dort scheinen die Rohirrim, trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit, die
Orks zurückzudrängen. Die London Voices singen erneut „On The Fields Of Pelennor“, aber
nun in einer triumphierenderen Fassung. Théoden bereitet sich vor, in Minas Tirith einzuziehen, um die Stadt von innen zu sichern, aber ein fürchterlicher Anblick lässt ihn erstarren.
6|
„The Mûmakil“ – Die Mûmalik
Die ‚Mordor-Skizze‘, die heftige, von Kesselpauken geladene Notenlinie unter Saurons ausdrucksvollste Drohungen getaucht, trägt seine stürmische Präsenz vor. Aus dem Süden, auf
den Rücken der gigantischen Mûmakil sitzend, kommen die Haradrim, Männer des Krieges,
Verbündete von Sauron. Shore führt eine Variante der ‚Mordor-Skizze‘ ein, die der, die man in
Osgiliath hörte, nicht unähnlich ist. Hier ist sie wuchtiger, schwerfälliger. Trotzdem verspricht
sie den gleichen Ausgang: Gemetzel. Die Rohirrim bilden ihre Angriffslinie neu und machen
sich daran, den Haradrim entschlossen entgegenzutreten.
Obwohl die Mûmakil der Komposition kein bestimmtes Thema abverlangen, werden sie stets
mit orchestralen Strukturen dargestellt. Die Basis des Ensembles trägt die Last der Masse dieser Kreaturen mit kräftigen, melodischen Stücken, während die höheren Stimmen wirbeln und
zischen.Im Schlachtgetümmel ist ihre Musik keineswegs anders, obschon das höhere Tessitura
des Ensembles den Anschein erweckt, Rohans raschen Angriff ebenso zu repräsentieren wie
die Olifanten.
7|
„Dernhelm In Battle“ – Dernhelm in der Schlacht
Die Reiter Rohans attackieren die Mûmakil mit ihrer ganzen jähen Macht, aber so schonungslos wie ihr Angriff auch sein mag, die Haradrim sind selber erfahrene Reiter. Als Dernhelm
verkleidet, gelangt Éowyn unter einen Mûmak und schneidet in dessen Beine, was ihn zu Boden stürzen lässt, aber der Aufschlag schleudert sowohl sie als auch Merry vom Pferd. Nun,
aus einem besseren Blickwinkel, sieht sie Théoden, umzingelt von Orks und eilt ihm zur Hilfe.
Die Musik poltert und zwitschert zugleich mit den gegnerischen Mächten der Schlacht, aber
ein zunehmender Missklang und vertraute Sekundalharmonien deuten ein Herannahen etwas
noch Abscheulicherem an.
Théoden erspäht Éowyn und erkennt in jäher Verwirrung seine Nichte im Schlachtgetümmel.
Aber im Krieg ist kein Platz für Familie, und so kämpft er weiter, sich durch die lichter werdende Horde Orks schlagend. Merry tränkt seine Klinge im Blute der Haradrim, während Éowyn
in Gothmogs unversehrtes Bein schneidet.
Enger aneinanderliegende Harmonien erklingen. Eine temporeiche Deutung der ‚MordorSkizze‘ zittert durch die Kesselpauke – der Hexenkönig verlässt die oberen Ränge Minas Tiriths und taucht ab auf den Pelennor.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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8|„A Far Green Country“ – Ein fernes grünes Land
Die gondorianischen Soldaten haben sich in die höhergelegene Ebene Minas Tiriths zurückgezogen, wo ein Bergtroll seinen großen, bleiernen Hammer gegen das letzte Tor schlägt. Die
Menschen können nirgendwohin mehr flüchten. Pippin hat Todesangst und spricht zu Gandalf: „Ich dachte nicht, dass es so enden wird.“ Gandalf, standhaft angesichts der Gefahr, sieht
ihn ruhig an: „Enden? Nein, hier endet die Reise nicht.“ Genau hier, in der offensichtlichen
Stunde des Untergangs der Menschheit, führt Shore eines der wohl wichtigsten Musikthemen
in „Der Herr der Ringe“ ein, das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘.
Die Cellisten der Londoner Philharmoniker umschließen diese diatonische Melodie in den
klingensten Stufen ihrer Instrumente. Das Englischhorn und die Klarinette bringen bescheidene Kontrapunkte dar und volltönende Streicher harmonieren mit sanften, nicht vibrierenden
Akkorden. Gandalf erzählt Pippin von der nächsten Welt, die wartet – die Belohnung für ein
ehrenvoll geführtes Leben.
Das Tor erzittert erneut und das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘ verklingt langsam und wird
durch ein abgestuftes Cluster ersetzt. Gandalf nickt Pippin zu. Ihre Zeit ist gekommen.
Auf dem Pelennor hat sich das Blatt gewendet.
Die Mûmakil schleudern die Rohirrim umher wie
Spielzeug. Und am Himmel sieht Théoden einen
Schatten herannahen. Hörner bauen sich auf, als
das Untier des Hexenkönigs Théoden und Schneemähne, sein Pferd, mit dem Maul packt und wieder zu Boden wirft. Théoden, unter Schneemähne
eingeklemmt, schnappt nach Luft. Der Herr der
Nazgûl kommt näher.
9|
In der Entstehung
Im Film wird eine andere, erste Darstellung des ‚Graue Anfuhrten‘-Themas
benutzt, welches durch summende Stimmen gekennzeichnet ist. Die hier verwendete Musik wurde auf jene abgestimmt,
die für die abschließenden Kapitel des
Films geschrieben wurde.
„Shieldmaiden Of Rohan“ – Schildmaid Rohans
Tapfer stellt Éowyn sich ihm in den Weg, versperrt ihm den Durchlass. Das Untier stürzt sich
auf sie, aber sie köpft es mit zwei Hieben ihres Schwertes. Der Hexenkönig steigt von seinem
sterbenden Reittier ab und richtet sich vor diesem törichten Soldat auf, der es gewagt hat, sich
zwischen den Nazgûl und seine Beute zu stellen. Der gemischte Chor setzt mit „Angmar“ in die
sekundalen Harmonien des ‚Ringgeister‘-Themas ein. Er schleudert seinen Morgenstern nach
Éowyn und eine neue Variation des ‚Bedrohung durch Mordor‘-Themas taucht unterschwellig im Chor auf, der sich nun chromatisch windet, um sich zu den fremdartigen Harmonien
Mordors zusammenzufügen. Er schlägt auf Éowyn ein, zerschmettert ihren Arm und sie fällt
rückwärts auf Schneemähne.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
Am Stadtrand kommen die mit schwarzen Segeln besetzten Schiffe der Korsaren vor einer
Horde Orks an. Aber keine Seefahrer sind zu sehen. Eine Basstrommel wirbelt spannungsvoll.
Drei Gestalten gehen von Bord: Aragorn, Legolas und Gimli. Eine treibende Trompete, die
an das ‚Gefährten‘-Thema erinnert, empfängt sie und das Trio marschiert, sich kämpferisch
überlegen gebend, den Orks entgegen. Aber als sie angreifen, nimmt hinter ihnen ein schaurig
geisterhafter Nebel Gestalt an. Aragorn führt die Armee der Toten! Shore erzeugt einen aufwühlenden Marsch, der zweiklängige Tonfiguren und Cluster grauenerregend in sich birgt. Die
längst verstorbenen Krieger überschwemmen die Orks, strömen in Minas Tirith und über den
Pelennor ein.
Aber diese Schar wird nicht rechtzeitig auf Éowyn treffen. Mit dem Motiv der ‚Absteigenden
Terz‘ im Rücken packt der Hexenkönig Éowyn an der Kehle, erneut schwellen Blechbläserakkorde zu dichten Harmonien an. „Du Narr, kein Mann vermag mich zu töten.“ Aber Merry
packt den Hexenkönig und jagt sein kleines Schwert durch das Bein des Nazgûl. Der Hexenkönig sinkt auf die Knie und Merry bricht zusammen. Éowyn nimmt ihren Helm vom Kopf und
ergreift ihre Chance. „Ich bin kein Mann!“ Waldhörner verkünden das ‚Éowyn und Théoden‘Thema in einem strahlenden, lydischen Modus. Sie stößt ihr Schwert in den Kopf des Hexenkönigs und er zerfällt und stirbt.
An der Spitze seiner geisterhaften Armee eilt Aragorn auf den Pelennor. Die a-Moll-Version
des ‚Gondor‘-Themas drückt abermals die Überlegenheit aus, die auf den Menschen ruht, aber
die Schlacht ist noch nicht vorbei. Mit einem Geläut der Streicherharmonien verfolgt Gothmog
Éowyn, beide wegen ihren Verletzungen kriechend. Aragorn erreicht Gothmog rechtzeitig und
tötet ihn. Ein Bruchstück derselben Fanfare ertönt, die zu hören war, als Pippin Faramir vom
Scheiterhaufen wegbrachte - ein Thema für die kleinen Siege in Minas Tirith.
Legolas sieht einen herannahenden Mûmak, beladen mit Soldaten der Haradrim. Er stürmt
auf die Bestie zu und der Gegensatz, schwer/schwungvoll, tief/hoch, in der Musik der Mûmakil
kehrt wieder. Aber dieses Mal ist der Elb im Vorteil. Steil
taucht die Musik in lodernden Fanfaren ab, die großarIn der Entstehung
tige Tradition des filmischen Spektakels ins Gedächtnis
rufend. Shore erinnert sich: „Wenn ich je im Stile eines
Die Kinoversion dieser Szene
Max Steiner geschrieben habe, das war es!“ Mit einer
war kürzer, zeigte jedoch eine
Passage aus dem ‚Gefährten‘-Thema zerschneidet LeVersion von ‚Gondor im Aufgolas die Stützstreben der Sänfte auf dem Rücken des
stieg‘, die nicht in der Extended
Olifanten, und schickt die Reiter des Mûmaks krachend
Edition benutzt wurde.
auf die grasbedeckten Felder unter ihm. Das ‚Helden‘Thema dehnt sich aus und Legolas bringt die Bestie mit drei präzise platzierten Pfeilen zu Fall.
10|
„The Passing Of Théoden“ – Das Hinscheiden Théodens
Die Armee der Toten strömt über die Mauern von Minas Tirith, versetzt die einfältigen Orks
in Angst und vernichtet sie. Aber keine siegreiche Musik erklingt. Die Moll-Streicher überla-
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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gernd, trauert das Englischhorn. König Théoden liegt auf dem Pelennor im Sterben. Éowyn
kriecht an seine Seite und er erblickt zum letzten Mal ihr Lächeln. Der Chor stimmt düster
„Death of a King“ in Altenglisch an, aber das ist nicht die Musik der Menschen. Dies ist die
Musik der nächsten Welt, die Töne sind eine Stufe näher an der Musik von Valinor. Die Welt
der Menschen schwindet. Zu einem letzten Andenken tragen Waldhörner die ‚Rohan‘-Fanfare
vor. König Théoden, Thengels Sohn scheidet dahin.
11|„The Houses Of Healing“ – Die Häuser der Heilung
Mit Liv Tyler
Pippin sucht in den Überresten der Schlacht und findet einen Mantel, geschmückt mit einer
elbischen Brosche - Merrys Mantel. Éomer entdeckt die schwer verwundete Éowyn, über dem
Körper ihres umgekommenen Onkels zusammengebrochen. Aragorn und Gandalf verschaffen
sich einen Überblick über die Verluste. Nun ist die Zeit für Heilung.
Unter Aragorns Pflege kommt Éowyn in den Häusern der Heilung wieder zu Kräften. „Arwen’s
Song“ wirkt hier wie ein elbischer Segenswunsch – ein himmlisches Gebet für die Leidenden.
Auch Arwen ist irgendwo in Mittelerde, und vergeht genauso vor Liebeskummer. „And the
trees are now turning from green to gold / And the sun is now fading…“ Faramir hat sich ebenfalls in den Häusern der Heilung erholt. Er lächelt Éowyn zu. „Arwen’s Song“ dauert an, „I wish
I could hold you closer.“
Die Flöte macht in der gleichen, zärtlichen Stimmung weiter. Spät in der Nacht hat Pippin
Merry auf dem stillen Schlachtfeld gefunden. Abgestufte Passagen rufen das ‚Auenland‘-Thema wieder ins Gedächtnis, jedoch reifer und weltlicher.
12|
„The Tower Of Cirith Ungol“ – Der Turm von Cirith Ungol
Spröde, nicht vibrierende Streicher kämpfen sich gerade so durch zähflüssige Harmonien. Frodo wird im obersten Stockwerk von Cirith Ungol gefangen gehalten während zwei abstoßende
Orks, Shagrat und Gorbag sich wegen seines Harnischs aus Mithril, den man ihm ausgezogen
hat, raufen. Gorbag stößt Shagrat von seinem Platz und löst eine Schlägerei unter den Scharen
der Orks aus. Am Vordereingang des Turms beginnt Samweis Gamdschie seinen heimlichen
Aufstieg. Markant erklingt ‚Gefährliche Zeiten‘, wohin sonst könnten die gefährlichsten Zeiten
einen Hobbit bringen, wenn nicht nach Cirith Ungol? ‚Gefährliche Zeiten‘ ist in eine treibende,
zusammengesetzte ungerade Taktart zersplittert. Sam geht in Richtung Treppe. Nichts wird
Sam davon abhalten, seinen Freund zu erreichen. Er benutzt Stich, um ein Trio Orks auszuschalten, die ihm den Weg versperren, und das ‚Auenland‘-Thema dreht sich in einem Weg
abwärts, den es zuvor noch nicht gesehen hat. Mit einem heroischen Hauch der Blechbläser
und Streicher, wird die vertraute, abgestufte Linie in unerschrockenes Heldentum geführt Samweis der Beherzte, fürwahr.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
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Sam steigt höher, aber Shagrat hat Frodo zu früh erreicht. Der Ork zückt sein Schwert, schräge Muster gespielt von tiefen Blechbläsern und dem Piano klirren metallisch. Aber trillernde
Streicher durchbrechen die Struktur - Sam ist eingetroffen und hat Stich in Shagrats Brust
gerammt. Frodo und Sam sind wieder vereint. Dies ist jedoch kein fröhliches Wiedersehen.
Düstere Streichinstrumente klagen, als Sam Frodos Fesseln losmacht. Sie sind immer noch auf
dem Weg zu ungeahntem Grauen.
Kontrabasse sinken auf die tiefstmögliche Tonstufe. Sam steht da und verrät, dass er nun den Einen Ring in seiner Tasche trägt. Frodo schaut angsterfüllt und habgierig-neidisch zugleich. Sam
ist fassungslos und verharrt bewegungslos. Es ist aber Frodos verkommenes Gebaren, das ihn
lähmt, nicht die Begierde nach dem Ring. Er gibt ihn zurück, beide kleiden sich mit Rüstungen
der Orks und kehren zur Straße zurück. Schon wieder erklingt das ‚Hinweg‘-Thema, schmachtend von Streichern gespielt, schraubt sich höher und höher, bis das Orchester mit einem fahlen
Schlag in ein chromatisches Cluster abfällt. Die Feuer Mordors liegen nun vor den zwei Hobbits
und Saurons großes Auge überfliegt begierig die öde Landschaft nach seinem Schatz.
13|„The Last Debate“ – Die letzte Beratung
Mit Sissel in „Asëa Aranion“
Gandalf, Aragorn, Gimli, Legolas und Éomer versammeln sich im Thronsaal Minas Tiriths,
beraten ihren nächsten Schritt und sind sich bewusst, wie wenig Zeit noch verbleibt. Aragorn
hat einen Plan. Wenn sie Saurons Orks aus dem Schwarzen Tor locken können, dann ist Frodo
vielleicht in der Lage, seine Reise zur Schicksalskluft zu vollenden. Das ‚Gefährten‘- Thema
baut sich behutsam auf. Es ist ein gewagter Schritt, einer, der, wenn er zeitlich schlecht abgestimmt ist, den Untergang für alle bedeuten könnte. Aber zur Tapferkeit gehört auch das Risiko. Das Orchester heizt sich auf und stellt sich mit Nachdruck hinter Aragorns Entscheidung.
Der frühere Waldläufer nimmt Andúril, presst das
Schwert an seine Brust und schreitet ins Blickfeld des
Palantír. Saurons Auge, seine Aufmerksamkeit, richtet
sich auf den Mann, der den Thron Gondors besteigen
würde. Aragorn kleidet sich in der gondorianischen
Rüstung, den Weißen Baum stolz auf seiner Brust und
führt die Armee des Westens dem Schwarzen Tor entgegen. Das ‚Gondor‘-Thema erklingt entschlossen in der
blechernen Stimme der Menschheit. Auf seinem letzten
Ton wird es vom ‚Rohan‘-Thema gejagt, denn beide Königreiche sind nun vereint.
Faramir und Éowyn schauen von einem hochgelegenen
Hof aus zu. Die altertümlichen Töne der Holzflöte drücken
die uralte Weisheit Gondors aus, so wie zuvor die Panflöte.
Gondor kennt den Krieg als Tor zum Frieden, Sorgen als
Sprungbrett auf dem Weg ins Glück. Éowyn und Faramir
In der Entstehung
„Asëa Aranion“, welches den Text
von „The Grace of the Valar“ verwendet, war ursprünglich für die
Sequenz der Häuser der Heilung
geschrieben. Nachdem „Arwen‘s
Song“ dorthin platziert wurde,
beauftragte Shore Sissel, um
„Asëa Aranion“ für die Suite des
Fanclub-Abspanns vorzutragen.
Es erscheint hier in den Complete
Recordings, um die aufkeimende
Liebe zwischen Éowyn und Faramir darzustellen.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
nehmen sich an der Hand. Die norwegische Sängerin Sissel trägt „Asëa Aranion“ vor, das wie ihre
Liebe von ergreifenden Streichern und dem Frauenchor getragen aufblüht, umrahmt von Englischhorn und Waldhorn.
14|„The Land Of Shadow“ – Das Land des Schattens
Frodo und Sam treffen auf eine Horde Orks, die durch das Schwarze Land marschiert. Die
Musik Mordors schnattert überall um sie herum und speit eine ledrige Brise aus dem gesamten Orchester. Obwohl die Ringgeister nicht anwesend sind, spielen die Blechbläser trotzdem
mit düsteren Harmonien, als ob sie die Grundfesten der Macht der Nazgûl bloßlegen wollten.
Die Orks treffen auf die verkleideten Hobbits. In ihrer bestialischen Ignoranz peitschen die
Orks Frodo und Sam und befehlen Ihnen, wieder in die Gruppe zurückzukehren. Die Hobbits
schließen sich dem Marsch der Orks an und eine entstellte Kombination aus dem Fünfvierteltakt und der ‚Gefahr durch Mordor‘ ertönt aus dem Orchester. Eine melodische Linie, die
irgendwo zwischen dem ‚Isengard‘-Thema und dem Thema des ‚Vierten Zeitalters der Orks‘
liegt, buchtet durch das pulsierende Orchester, das aus einem klebrigen Netz von Kesselpauken, Basstrommeln, Kontrafogott, tiefen Streichern und Blechbläsern besteht.
Auf der anderen Seite des Schwarzes Tores marschiert Aragorns Armee weiter. Die Blechbläser
der Menschen schlagen Akkorde gegen den knurrenden Fünfvierteltakt.
Die Orks halten ein, um eine Inspektion durchzuführen. Ihr bullenartiger Aufseher, dessen
Gesicht von Gewalt und Verwahrlosung halb verrottet ist, durchkämmt ihre Reihen. Er entdeckt die Hobbits! Improvisierende tiefe Blechbläser ragen in befremdlichen und verstreuten
Winkeln aus dem Orchester, als sich der Ork nähert. Sam rettet Frodo in der einzigen, ihm
möglichen Weise - er schlägt ihn. Energiegeladen von dieser Gewalt, verbreiten die umringenden Orks den Tumult. Wieder tobt der Fünfvierteltakt mit der ‚Gefahr durch Mordor‘ im
Orchester und grölt mit einem Isengard ähnlichen Thema seinen Schlachtruf. Inmitten der
Gewalt stehlen sich die Hobbits davon und ersteigen den letzten Felsgrat, bevor sie die Gorgoroth betreten. Das Orchester hustet lange, ausgedörrte Phrasen, die das ‚Hinweg‘-Thema
suchen, die jedoch zu erschöpft und benommen sind, um es zu finden.
Während Frodo sich ausruht, starrt Sam den sternenlosen Himmel Mordors an. ‚Gefährliche
Zeiten‘ platziert sich im Vordergrund der Partitur; wieder regungslos, unnachgiebig, gefühllos.
Jedoch teilen sich die Wolken ein wenig und ein einziger Stern späht hindurch. Die Violinen
nehmen zu diesem Hoffnungsfunken auf der Hochebene eine Reihe von Dur-Harmonien auf.
Über einem gedämpften Marsch erklingen die ersten drei Töne Gondors. Im Tal können die
Männer nun die äußere Grenze von Saurons Versteck erblicken.
Sam bietet Frodo sein Wasser an. Er verbraucht diese letzte Reserve und sorgt sich um den
Heimweg. Sam schüttelt den Kopf: „Ich glaube nicht, dass es einen Rückweg geben wird, Herr
Frodo.“ Shore durchläuft die Eröffnungstöne des ‚Auenland‘-Themas, spielt sie auf und ab,
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
vorwärts und rückwärts, betrübt über die Sorgen um die Rückreise. Doch mit einem Crescendo
hilft Sam seinem Freund wieder auf die Beine.
Der hintergründige Marsch der militaristischen Trommeln kehrt wieder und die Armee des
Westens ordnet sich vor dem Morannon, dem Schwarzen Tor, an.
Frodo schlägt halluzinierend durch die Luft vor sich.
Gequälte Violinen erklingen, das ‚Ring‘-Thema anzudeuten, halten es jedoch von jeder Sicht verborgen.
Doch Saurons Auge fällt auf Frodo. Das gesamte Ensemble schreckt in einem plötzlichen Schwindel aus
zähflüssigen Dissonanzen zurück. Frodo bricht zusammen und entflieht dem Blick des Großen Auges.
In der Entstehung
Die Musik, die zu hören ist, kurz
bevor das Auge Frodo erfasst,
wurde aus dem Finalen Soundmix
entfernt.
Mit einem Schnarren auf der kleinen Trommel führt Aragorn die Gefährten zum Saum des Tores.
15|
„The Mouth Of Sauron“ – Saurons Mund
Mit Sir James Galway
Aragorn ruft gegen das Schwarze Tor an. Mit einem rauen Keuchen auf dem sechs-notigen
‚Bosheit‘-Thema öffnen sich die gewaltigen Flügel des Tores. Ein Reiter kommt herausgeritten, ganz in Schwarz gehüllt, seine Augen hinter einem Helm verborgen, mit einem verzerrten Mund, aus dem vergiftete Worte dringen. Es ist Saurons Mund, der abscheuliche Abgesandte des dunklen Herrn. Der Oberleutnant von Barad-dûr betrachtet Aragorns Streitkraft
mit Hohn. Gandalf befielt ihm, eine Nachricht an Sauron zu übermitteln: „Die Streitmächte
Mordors müssen sich auflösen. Er hat dieses Land zu verlassen und nie zurückzukehren.“ Violinen schlagen eine bekannte flehende Linie an … aber sie geht nicht von Gandalfs Gesuch
aus. Es ist dieselbe Linie, die zu hören war, als Frodo in „Die zwei Türme“ dem Schwarzen Tor
am nächsten war, die melodische Beschwörung, die Gollums fieberhaftes Betteln unterstrich.
Ein weiteres Mal fällt Frodos Name in der Nähe des Tores. Saurons Mund holt Frodos Mithrilhemd hervor und beteuert den Gefährten, er sei tot, seine Mission sei gescheitert. Pippin
keucht: „Frodo!“ Die Phrase wiederholt sich und fällt auf die voll Sorge erklingende H-Phrase
von ‚Gondor im Verfall‘ ab. Frodo war ihre letzte Hoffnung.
Aragorn trabt Saurons Mund entgegen. Waldhörner und
Streicher zittern unter einer vielsagenden Phrase. Das
Orchester zwitschert dahingleitende drei-notige Motive,
Fragmente von den ‚Heldentaten Aragorns‘. Es ist noch
nicht die ‚Herunter und hinauf‘-Phrase, die ‚Gondor
im Verfall‘ zu ‚Gondor im Aufstieg‘ werden lässt, aber
sie markiert einen wichtigen Wendepunkt. „Es braucht
mehr für einen König als eine geborstene Elbenklinge.“
Die letzten Worte von Saurons Mund klingen wahr. Ara-
In der Entstehung
„Saurons Mund“ wurde zu einem ersten Schnitt der Szene geschrieben, die gestrafft wurde,
als sie in den Film eingearbeitet
wurde. Einige Passagen wurden
daher gestutzt. Hier ist Shores
gesamte Komposition zu hören.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
gorn köpft Saurons Oberleutnant zu dem Schlag einer variierten Abstiegs-Phrase. Ein König
muss handeln.
Das Orchester regt sich und stimmt ein erbarmungsloses Pulsieren der tiefen Streicher und
Holzbläser über den galoppierenden Schlagwerktakt an. Aragorn will nicht glauben, das Frodo
versagt hat. Er will nicht der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit unterliegen. Er will sein
Volk und ihr Vertrauen nicht verraten.
Das Tor öffnet sich weit und speit eine Orksteitmacht aus, die so lange darauf gewartet hat, die
Menschheit endlich zu vernichten. ‚Gefährliche Zeiten‘ ist zu einer vibrierende Woge gespannt.
Blechbläser schwellen augenblicklich an und versengen die Texturen, als der rote Schein Barad-dûrs sichtbar wird und hinter den Orks aufragt. Die Konturen Mordors pochen in einem
eifrigen und blutdurstigen Krebs (ein musikalischer Krebs ist das Rückwärtsspielen einer Notenpassage).
Saurons Auge dreht sich gen Norden zum Tor. Frodo und Sam können ihren Weg unbeobachtet fortsetzen.
Gondors Trompeten erklingen in ihrem schallenden Ton. Aragon tritt vor seine Männer. „Söhne Gondors, und Rohans, meine Brüder!“ Die Blechbläser spielen das ‚Gefährten‘-Thema. „Der
Tag mag kommen, da der Mut der Menschen erlischt, da wir unsere Gefährten im Stich lassen
und aller Freundschaft Bande bricht. Doch dieser Tag ist noch fern!“ Streicher treten dem
‚Gefährten‘-Thema bei und verkünden es in seiner Gesamtheit. „Denn heute kämpfen wir!“
Schwerter gleiten aus ihren Scheiden. Die Männer des Westens erwarten die Orks.
Das Pulsieren lässt nach und die Musik verliert nun ihre Wärme. Im Staub Mordors erklimmen Frodo und Sam die letzten Geröllaufschüttungen auf ihrem Weg zur Schicksalskluft. Frodo hat gerade noch genug Kraft, sich auf seinen Beinen zu halten und ersteigt alleine den
Berghang. Sir James Galways Flöte erzeugt einen einzigen, reinen Ton über dem sich unkontrolliert ausbreitenden Grollen der Percussions. Die Musik
des Auenlandes hat es bis hier her geschafft, doch die letzten
In der Entstehung
Schritte dieser Reise könnten die gefährlichsten sein. Frodo
liegt reglos im Ruß. Der Chor intoniert Philippa Boyens‘ „The
Der Original Soundtrack
Argument“, eine Ansprache von Sams innerem Dialog über
beinhaltet eine andere, hoffZweifel und Entschlossenheit. Die Flöte versucht ein weitenungsvollere Musik für Frores Mal, sich an das ‚Auenland‘-Thema zu erinnern, findet
dos und Sams Erinnerungen
auch dessen Bestandteile, hat aber die friedliche Ruhe veran das Auenland, in der die
loren.
Flöten direkt in das Thema
der ‚Grauen Anfurten‘ gleiSam weiß, dass er den Ring nicht tragen kann … aber er kann
ten. Hier, wie auch im Film,
Frodo tragen. Das Orchester und der Chor schwellen rasch
sind diese Erinnerungen
an und entwickeln eine tiefsinnige und alles umhüllende
schmerzlicher und MollstreiDarstellung des Themas der ‚Grauen Anfurten‘. Nur Sams
cher münden in das Thema
Gabe an Frodo, seine Stärke, seine Hartnäckigkeit und seine
der Grauen Anfurten.
39
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Drei ~
Entschlossenheit erlauben es Frodo, sich von dem Ring zu befreien. Es ist jedoch ein Akt der
Selbstaufopferung, die mindestens so schwer wiegt wie die Frodos - Sam weiß, dass er Frodo
so oder so verlieren wird.
16|
„For Frodo“ – Für Frodo
Mit Ben Del Maestro
Sauron ruft Aragorn an und verlockt ihn genauso, wie er seine Sippschaft verlockt hat. Aragorn
dreht sich zu seiner Armee um, verharrt … und lächelt. „Für Frodo.“ Unabhängig davon, einem
gefallenen Freund zu helfen oder um sein Andenken zu ehren, führt Aragorn seine Männer in
die Schlacht. Er wird sich den Stimmen der Verführung verschließen und seine persönlichen
Schwachstellen und Ängste begraben. Er wird der König sein, den die Menschheit so dringend benötigt. Wie nie zuvor und hernach nie mehr, erschallt das ‚Gefährten‘-Thema in einem
frommen vollen Chor und Orchester. Es ist der endgültige Akt der Freundschaft, eine Tat,
die den Auftrag der Gefährten, den Ring zu zerstören und gleichzeitig die Ideale, die der Ring
bedroht, verkörpert. Die Armee des Westens greift an und rennt den Orks mit ungebremster
Hemmungslosigkeit entgegen. Der Chor fährt weiter fort, als Sam seinen niedergeschlagenen
Freund gen Torweg des Infernos trägt, das nicht mehr weit entfernt ist.
Doch plötzlich verlieren die Stimmen ihre Linie und drehen in epische Mollakkorde ab. Gollum erscheint, springt Sam an den Rücken und schüttelt somit Frodo ab. Die Stimmen nehmen
das Thema des ‚Schicksalsberges‘ auf, zwei wogende Mollakkorde, die eine kleine Sexte auseinander liegen. Dies sind jedoch auch die eröffnenden Harmonien des ‚Mitleid mit Gollum‘Themas, ein Thema, das von jeher auf Mordors Macht angespielt hat, ohne jedoch seine wahre
Herkunft zu verraten. Ein für alle Mal verrückt geworden, schreit Gollum auf. Verzweifelt greift
er nach Frodos Kehle, um sich den Ring zurückzuholen, bevor er die Feuer des Schicksalsberges erreicht. Sam schleudert ihm einen schweren Fels aus Vulkangestein entgegen und reißt
ihn damit zur Seite. Gewaltsam ineinander verschlungen rollen die beiden den Hang hinab.
Die Nazgûl haben das Schwarze Tor erreicht. Die Bestien stürzen in niederträchtigen Feindflügen herab. In den Blechbläsern tritt ein Teil der ‚Bedrohung durch Mordor‘ auf den Plan. Die
Scheusale zwängen ihre schauderhaften Schreie durch ihre Kehlen, doch ein anderes geflügeltes Geschöpf lenkt die Aufmerksamkeit der Musik auf sich. Inmitten der Schlacht hält Gandalf
ein, als eine kleine Motte vor seinen Augen flattert. Knabensopran Ben del Maestro gibt das
Thema der ‚Rückforderung der Natur‘. Dies ist keine blecherne Darstellung des der Natur entsprechenden Bündnisses der Menschen. Dies ist die Musik … der Adler! Gwaihir, der Herr des
Windes, stürzt sich mit seinen fünf Adlern unbemerkt gegen die Nazgûl hinab.
Sam hat sich von Gollum befreien können und setzt seinen Weg den Berg hinauf fort. Doch
Frodo hat seinen Weg schon neu entschlossen fort gesetzt. Gerade noch rechtzeitig erblickt
Sam Frodo, als dieser in den strahlenden Torweg der Sammath Naur verschwindet. Sechs
Waldhörner heulen den Hybriden aus der ‚Geschichte des Ringes‘ und der ‚Bosheit des Ringes‘
und kündigen so den alles entscheidenden Moment an.
40
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Vier ~
1|„Mount Doom“ – Schicksalsberg
Mit Renée Fleming
Ungenutztes Konzept
Sam betritt die Kammer und findet Frodo über das Feuer
gebeugt vor. Das Orchester wirbelt Schwindel erregend,
Das Meta-Ringthema, welches
ein abscheuliches Gemisch aus Harmonien strömt in seidie Themen ‚Geschichte des
nen zahlreichen Reihen umher, so unbändig, wie die glüRings‘, ‚Bosheit des Rings‘ und
henden Flammen selbst. Frodo hält den Ring über die
‚Verlockung durch den Ring‘ in
flammenden Abgründe. Hier, in seinen feurigen Schoß
eine einzelne polyphone Einheit
zurückgekehrt, sammelt sich der facettenreiche Ring neu;
verbindet, wurde im fertigen
seine Geschichte, seine verführerische Art und seine große
Film nicht benutzt.
Bosheit vereinen sich zu einem einzigen Sein. Schrecklich
und unbeherrscht setzen die hohen Streicher und Bläser
des Orchesters zu einer Kanon-Mischform des Themas ‚Geschichte/Bosheit des Rings‘ über der
Oktave an, während darunter durch tiefe Streicher und Singstimmen die ‚Verlockung durch den
Ring‘ erklingt. Die überlappenden Motive und Tonarten schaffen einen akkustischen Sprenkel, ein
die Sinne täuschendes Stück aus zusammenhanglosen Takten. Frodo dreht sich um.
„Der Ring gehört mir.“
Mit seinen zwei gewaltigen Akkorden brandet das Thema des ‚Schicksalsberges‘ auf - die gleichen Harmonien, die Gollums ‚Mitleid‘-Thema führten - die gleichen Harmonien, die nun
Frodos Handlungen antreiben. Die Mordorkontur schlägt/pulsiert unterschwellig, hammergleich fallen die Takte der Kesselpauke. Der Hobbit steckt sich den Ring an den Finger und
verschwindet. Saurons Blick kehrt augenblicklich zu den Schicksalsklüften zurück, die Nazgûl
ziehen vom Schwarzen Tor ab und eilen südwärts.
Aus dem ätzenden Dunst taucht Gollum auf, schlägt Sam auf den Kopf, bedient sich dann der
Fußabdrücke als Orientierungshilfe und springt auf den unsichtbaren Frodo. Die widerwärtige
Kreatur findet Frodos Arm, verdreht ihn gewaltsam und beißt ihm in den Ringfinger, seine
Zähne graben sich durch Fleisch, durch Muskel, durch Knochen. Gollum reißt den Finger von
Frodos Hand und spuckt den Ring wieder aus. Frodo fällt zur Seite und Gollum hält strahlend
seinen Schatz gen Himmel.
Die tosende Musik des ‚Schicksalsbergs‘ bricht ab. Eine einzelne Stimme wird zum alleinigen
Mittelpunkt der Komposition. Renée Fleming besingt des Ringes höchsten Ruhm. Er ist seiner
Vernichtung entgangen. Er hat sein Fortbestehen gesichert. Er ist siegreich.
Aber die Musik des Rings ist noch nicht zu Ende. Frodo kommt wieder auf die Füße, er wendet
sich mit zähnefletschendem Gesicht Gollum zu. Er stürzt auf ihn zu ... entweder um den Ring
zu zerstören oder ihn wiederzuerlangen. Selbst in seinem Innern vermag Frodo es nicht zu
sagen. Das Thema des ‚Schicksalsbergs‘ tobt weiter. Die zwei kämpfen wild, bis sie beide über
den Abgrund stürzen.
41
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Vier ~
2|„The Crack of Doom“ – Die Schicksalskluft
Gollum und der Ring fallen ins geschmolzene Gestein in
In der Entstehung
der Tiefe. Mit einem letzten Hauch Ring-Bergierde bemüht Gollum sich, seine Hand über den Feuern auszuDer Fall Barad-dûrs wurde im
strecken. Aber ohne Erfolg. Seinen kostbaren Ring auf
fertigen Film mit einer Musikeinder Oberfläche der Lava absetzend versinkt Gollum und
lage verändert, die für Aragorns
stirbt. Aber Frodo ist nicht abgestürzt. Mit seiner unKrönung bestimmt war. Hier ist
versehrten Hand hängt er am Gestein. Sam drängt zum
Shores ursprüngliche, vollstänAbgrund und streckt seinen Arm nach Frodo aus. Undige Komposition zu hören.
terhalb, in dem aufbrausenden Feuer, erglüht strahlend
die Inschrift des Rings wie ein unartikulierter Schrei. Die Themen des Rings versuchen sich
zu vereinigen. Die ersten Tonhöhen von ‚Die Geschichte des Rings‘ oder ‚Bosheit des Rings‘
gleiten gläsern in den Violinen ab. Die melodische Linie des Ringes, auf das Wesentliche reduziert, steigt einen Halbtonschritt auf und wieder ab. Es ist das Gegenteil von alldem, was die
Gemeinschaft verkörpert hat. Durch Stunden von Musik ist der auf- und wieder absteigende
Ganztonschritt der Gemeinschaft gekommen, um die Ehre Mittelerdes zu vertreten. Dies ist
nun all das, wogegen sie kämpft - Mittelerdes vermeintlichen Tiefstpunkt. „Wehe wenn du
loslässt“, schreit Sam Frodo zu. Das Orchester schraubt sich durch aneinanderliegende DurAkkorde empor, eine Melodie erfreulichen Durchhaltevermögens auf der höchsten Stufe. Frodo langt zu Sam nach oben und beginnt auf festen Boden zurückzuklettern.
Der Chor fängt sich in einem harmonischen Stillstand und stimmt eine Notenlinie an, die einem
Kirchengesang ähnelt. Vollkommen ruhig auf den Feuern des Schicksalsbergs verharrend, schmilzt
der Eine Ring, die Quelle der Macht Saurons, die Wurzel des Bösen in Mittelerde, ins Nichts.
Er ist vernichtet.
Ungenutztes Konzept
Die aneinanderliegenden Akkorde erklingen erneut,
Der Original Soundtrack von
die ausdauernde Melodie erweist nun der Schlacht am
„Die Rückkehr des Königs“ führt
Schwarzen Tor die Ehre. Saurons Heer wendet seine
für den Moment der Zerstörung
Aufmerksamkeit nun Barad-dûr zu, wo sich das Große
des Rings einen früheren EntAuge zitternd vor Schmerz weit ausdehnt. Die geballwurf von Shores Musik auf.
te Kraft des Orchesters und des Chors nimmt die melodische Notenlinie auf, die einst das Schicksal des Rings repräsentiert hat und wandelt die
Verzweiflung der ‚Ring‘-Themen in alles umfassende Hoffnung um. Das Schicksal des Rings
offenbart sich in ungebrochenem Glanz als ‚Die Vernichtung des Rings‘ - das letzte ‚Ring‘Thema, sein Thema des Viertes Zeitalters. Barad-dûr wankt und fällt auseinander; der Boden
Mittelerdes tut sich auf und verschlingt die Orks. Saurons Auge ist verlöscht. Die Vernichtung
des Rings hat das Vierte Zeitalter Mittelerdes eingeleitet.
‚Gondor Wiedergeboren‘, das Thema des Vierten Zeitalters, erklingt nun in voller Länge, geführt von einer silbernen Trompete.
42
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Vier ~
Die Freude verbreitende Vernichtung des Rings preist, einmal mehr, das Glockenspiel vom
Sieg Mittelerdes. Der Schicksalsberg explodiert in einem Feuerball… und die Helden halten
inne. Sind Frodo und Sam, die ihre Aufgabe vollendet haben, entkommen? Hat der Ring sie als
seine letzten Opfer gefordert?
‚Gefährliche Zeiten‘ beginnt erneut, als eine widerwärtige Chaconne – eine, die ein anderes
Bild aus der Vergangenheit in Erinnerung ruft, Gandalfs Abschiede. Mit vier ähnlich traurigen
Akkorden nahm Gandalf von seinen Freunden Abschied. Nun scheint es so, als müsse sich er
und der Rest der Gemeinschaft von Frodo und Sam verabschieden.
3|
„The Eagles“ – Die Adler
Mit Renée Fleming
Aber Frodo und Sam sind noch nicht verloren. Mit ihrem letzten Quäntchen Kraft laufen die
beiden von den Schicksalsklüften fort, nur um sich an der steilen Außenwand des Schicksalsbergs gefangen wiederzufinden. Lavaströme ergießen sich an den Seiten hinunter, Wolken aus
Asche und Felsen schießen aus seiner Öffnung hervor. Aber sogar hier, am Ende aller Dinge,
ist Frodo an das Schicksal gebunden. „Er ist fort. Es ist getan“, sagt er zu Sam. “Ich kann das
Auenland sehen.”
‚Gandalfs Abschiede‘ dauert an, nun friedlich bestimmt für Soprano-Stimmen. Die zwei Hobbits, die Retter Mittelerdes, bereiten sich vor, den Tod auf sich zu nehmen. Frodo umarmt
Sam. Wortlos singen die Stimmen von den Gefährten. Alles schwindet ins Dunkel.
... Aber nicht alles endet. Renée Fleming stößt erneut zu der Komposition und trägt den Sindarin-Text “The Eagles” über zarten Streichern und Chor vor. Von Gandalf geführt, tauchen drei
große Vögel auf. Sie ergreifen Frodo und Sam mit ihren Klauen und tragen sie fort von Tod und
Verwüstung, die Mordor heimsuchen.
4|„The Fellowship Reunited“ – Die Gemeinschaft ist wieder vereint
Mit Sir James Galway, Viggo Mortensen, and Renée Fleming
Frodo erwacht in den Häusern der Heilung. Gandalf der Weiße steht am Fuße seines Bettes. Frodo ist überwältigt - er dachte, Gandalf wäre vor langer Zeit umgekommen. Die alten
Freunde sind nahezu sprachlos. Merry und Pippin treten ein und von großartigen Abenteuergeschichten berichtend springen sie kindisch auf Frodos Bett auf und ab, während Sir James
Galways nuancierte Vorführung auf der Flöte ausdrückt, wie weit die Hobbits gekommen sind.
Gimli tritt ein, vor Freude in seine rauen Hände klatschend. Vertraute Harmonien beginnen
sich in den Flöten und Streichern wieder zu versammeln. Legolas trifft ein, seine elbische Distanziertheit wird durch ein warmes Lächeln verraten.
Aragorn kommt herein und das Thema der ‚Gefährten‘ findet sich selbst, behaglich in den
Blechbläsern ruhend, weder pathetisch noch kraftvoll. Es braust nicht mit einem großen
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Vier ~
Schwung auf ... es seufzt. Die Abenteuer der Gefährten sind Vergangenheit. Dies ist die Musik
eines stillen Sieges. Lento-Streicher spielen den H-Satz, bis eine zarte Flöte das Thema des
‚Auenlands‘ anstimmt. Samweis Gamdschie wartet an der Tür. Frodo und Sam lächeln sich an.
Die Flöte setzt ein, Streicher schließen sich ihr zu einem neuen Thema der ‚Ringsuche‘ an:
‚Heimweg‘. Eine große Menschenmenge hat sich an der Spitze Minas Tiriths versammelt.
‚Gondor Wiedergeboren‘ steigt ungehindert auf. Auf den Stufen des Thronsaals, erwartet Gondors neuer König seine Krone. Gandalf lässt die Krone Gondors auf seinen rechtmäßigen Erben nieder, Aragorn, König Elessar. ‚Gondor im Aufstieg‘ ist endlich unverhüllt, sein H-Satz
lauscht Aragorns heldenhaften Weg zum Thron. Der neue König wendet sich zu seinem Volk
und singt: „Et Eärello Endorenna utúlien. Sinome maruvan ar Hildinyar tenn’ Ambar-metta!”
Aragorn dreht sich zu Legolas, der sich bei einer Gruppe Elben befindet, darunter ... Arwen.
Aragorns Liebe tritt hinter einem weißen Banner Gondors hervor. Renée Fleming singt „Arwen
Revealed“, dieselbe melodische Form, die sie einst in die Geschichte brachte, damals in „Die
Gefährten“. Der gemischte Chor schließt sich Flemings Solo-Stimme an, als Arwen sich nähert.
Dies ist elbische Musik, doch die Beimischung von Männerstimmen deutet darauf hin, dass sich
etwas verändert hat. Arwen ist verlegen, sogar zurückhaltend. Sie hat ihre Unsterblichkeit für
diesen Mann aufgegeben, aber liebt er sie immer noch? Aragorn nimmt ihr Kinn in seine Hand,
und, als die Streicher wieder einsetzen, küsst er sie leidenschaftlich. Sie wird seine Königin sein.
Das Orchester setzt eine vertraute, stufenartige Bewegung fort, Sir James Galways Flöte an der
Spitze. Merry, Pippin, Sam und Frodo neigen ihre Köpfe ehrfurchtsvoll vor dem König. Aber
Aragorn will das nicht. Er fällt vor den Hobbits auf seine Knie ... und ganz Gondor schließt
sich an. Das ‚Auenland‘-Thema erschallt in heldenhafter Schönheit, wie es der Hobbitheit niemals zuvor gewährt wurde. Die Welten der Menschen, der Elben und der Zwerge sind diesen vier außergewöhnlichen Geschöpfen zu Dank verpflichtet, die durch ihr Festhalten an den
Grundsätzen der Freundschaft und Liebe in der Lage waren, den Frieden in Mittelerde wieder
herzustellen. Shores einfache Klangblüten, die sich über das ganze Ensemble des Orchesters
ausdehnen, entwickeln sich zu einem sanften Lobgesang für diese winzigen Helden.
Aber für diese Helden ist es nun an der Zeit, nach Hause zu gehen. ‚Heimweg‘ kehrt zurück,
nun voll zu Ausdruck gebracht, und die vertraute Sicht auf die Karte von Mittelerde nimmt den
Bildschirm ein. Wir treiben westwärts, durch den Fangornwald zurück, über das Nebelgebirge,
durch Bree, bis die Hobbits, nachdem sie es vor dreizehn Monaten verlassen hatten, ins Auenland zurückkehren. Die Flöte spielt die ‚Nachdenkliche Fassung‘ auf seine freundliche Weise,
genauso, wie sie es zuvor getan hat. Das Auenland ist so, wie sie es zurückgelassen hatten,
unberührt von Hass und Krieg, den diese vier erfahren haben.
Aber die vier Hobbits selbst sind nicht mehr dieselben. Das Gras scheint genauso grün, das
Bier im Grünen Drachen genauso süß, aber das Auenland wirkt kleiner, wunderlicher, weniger
eine Welt für sich, eher ein ruhiger Ort in einem größeren Land. Dermot Crehans Geige spielt
die liebenswerten Melodien des ‚Auenland‘-Themas über der Musette und den Streichern,
aber sie sind mit Andeutungen des ‚Gefährten‘-Themas verflochten. Schweigend trinken die
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Vier ~
Hobbits einen Toast auf den Stolz, auf das Leid und auf die Taten, die nur sie für immer in
Erinnerung behalten werden.
Die Hobbitkonturen beschleunigen den Schritt durch das Zupfen der Pizzicato-Streicher. Die
ländliche Fassung des ‚Auenland‘-Themas folgt. Sam sieht Rosie Hüttinger quer durch den
Grünen Drachen. Ermutigt durch das Erlebte (und vielleicht durch das Bier des Drachen),
geht er ihr voller Entschlossenheit entgegen und lässt auf den Gesichtern seiner drei Freunde
betretenes Grinsen zurück. Sam und Rosie sind schon bald danach verheiratet.
Die düsteren Akkorde der ‚Hymnenfassung‘ folgen, während Frodo erzählt. Seine Freunde haben alle ihr Glück im Auenland gefunden. Sie sind weiser und erfahrener, aber im Grunde
unverändert heimgekehrt. Aber Frodo hat sich verändert. „Manche Dinge kann auch die Zeit
nicht heilen. Manchen Schmerz, der zu tief sitzt.“
5|
„The Journey To The Great Havens“ – Die Reise zu den Grauen Anfurten
Mit Sir James Galway
Zwei Besucher des Auenlandes, darunter ein früherer
In der Entstehung
Bewohner, kommen bei Frodo vorbei, während die Flöte eine wechselnde zweinotige Form aufgreift. Gandalf
Ein kleines Stück der Musik, das
trifft in einem Pferdefuhrwerk ein und das ‚Auenland‘als Umrahmung des alten Bilbo
Thema verkündet leise die Rückkehr von Bilbo Beutlin.
bestimmt war, war in der endBilbo wird mit den Elben auf dem letzten Schiff reisen,
gültigen Soundmischung verdas Mittelerde verlässt. Er fragt sich laut, ob Frodo ihm
schwunden.
den alten Ring noch ein letztes Mal zeigen könne, bevor
er abreist. Frodo bringt einen beklemmend ausdruckslosen Blick zustande. „Es tut mir Leid, Onkel. Ich fürchte, ich hab ihn verloren.“
Gandalf, Bilbo und die vier Hobbits der Gemeinschaft treffen bei den Grauen Anfuhrten ein,
dem ehemaligen Hafen der Elben. Sie führen Bilbo an den Armen, während das ‚Gefährten‘Thema sanft wiedererklingt. Ein großes Schiff liegt leer vor ihnen und wartet auf seine Fahrgäste. Elrond, Galadriel und Celeborn stehen am Hafenbecken, um Gandalf und die Hobbits zu
begrüßen. Das Waldhorn wiederholt die wechselnde, zweinotige Phrase bevor sie die Notenlinie an Doppelrohrblätter weitergibt. Es ist die Musik der ‚Abreise‘, ein letzter Blick zurück auf
das Ringabenteuer. Elrond geleitet Bilbo an Bord. Galadriel lächelt vielsagend in die Menge,
dann geht sie mit ihrem Ehemann an Bord des Schiffes.
Gandalf wendet sich an seine Freunde. „Lebt wohl, meine tapferen Hobbits.” Der Chor summt die letzte Aufführung von ‚Gandalfs Abschiede‘, und bezeichnet so
das erste Mal die Nutzung dieses Themas im wörtlichen
Sinne. Diesmal wird Gandalf die Hobbits nicht wiedersehen. Von den mitfühlenden Akkorden eingehüllt, weinen die Hobbits.
Ungenutztes Konzept
Eine alternative Komposition für
den ganzen Chor, “Frodos Song”,
wurde für Frodos Abfahrt von
den Grauen Anfuhrten geschrieben, jedoch nie benutzt.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Vier ~
Gandalf schreitet zum Boot, hält jedoch inne. „Es ist Zeit, Frodo.“ Frodo, vom Ring zu sehr verletzt, zu sehr verändert, um das Auenland jemals wieder als Heimat anzuerkennen, wird ebenfalls mit den Elben in die Unsterblichen Lande reisen. Es ist seine Belohnung für seine Rolle
im Ringkrieg. Das ‚Auenland‘-Thema treibt in seiner Endgültigkeit einfühlsam hinter die vier
Freunde. Die Blockflöte hat die Flöte in diesem Thema nun vollständig ersetzt, es hat seine heitere Schlichtheit an das vergangene Zeitalter verloren. Die Blockflöte trägt die wechselnden Tonhöhen der ‚Abreise‘ vor und Frodo überreicht Sam sein Buch. Sam muss die letzten Seiten schreiben. Die vier Akkorde der ‚Hymnenfassung‘ des Auenlands werden erneut vom Chor gesummt.
Die Hobbits weinen Tränen des Kummers wegen ihres Verlustes, aber auch Freudentränen und
Tränen der Erlösung wegen des vergangenen Zeitalters und ihres veränderten Lebens.
Frodo und Sam umarmen sich, aber so sehr das Thema des ‚Auenlands‘ sich auch bemüht,
kann es nicht unverfälscht erklingen. Die ‚Hymnenfassung‘ windet sich um neue Biegungen,
hinab gelenkt auf fremdartige Wege. Das dritte Zeitalter des Auenlands ist vorüber, sein Thema wird nie wieder erklingen. Oboe und Flöte erkunden die Musik der ‚Abreise‘ erneut. Frodo
nimmt Gandalfs Hand und besteigt das Boot.
An Bord hält er inne und dreht sich dann mit einem begeisterten Grinsen zu seinen Freunden.
Sein Schmerz lässt nach, seine Neuerung hat begonnen. Das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘
erklingt noch einmal in den Celli, die einstige Hoffnung des Hobbits wurde nun belohnt. Frodo
hat seinen Frieden. Der Chor summt offene Harmonien, ebenso still und rein wie die Wasser,
die das Schiff der Elben ab jetzt tragen werden. Das Thema der ‚Grauen Anfuhrten‘ dauert an,
als die Hobbits sich umdrehen und die Schiffe nach Westen segeln.
6|„Elanor“ – Elanor
Mit Sir James Galway
Sam kehrt ins Auenland zurück und Elanor, seine junge Tochter, steht vor der gelben Tür
seiner Hobbithöhle, um ihn zu begrüßen. Man hört Frodos Stimme den verbliebenen Eintrag
aus Bilbos Buch vorlesen. Frodo sagt Sam, dass er sich nun um seine Familie kümmern muss.
Rosie kommt Sam entgegen, ihren kleinen Sohn in den Armen. Die Flöte beginnt ein neues
hobbit‘sches Thema. Als Sam sein altes Leben leichten Herzens hinter sich lässt, ist das Auenland bereit, in sein eigenes Viertes Zeitalter einzugehen. Sam nähert sich seiner Familie und
strahlt mit seinem einfachen, schlichten Lächeln. „Ja. Ich bin zurück.“
Mit einem reichen Crescendo an D-Dur-Dreiklängen schließt Tolkiens Geschichte, wie nur solche Geschichten es können…
„The End“
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Disc Vier ~
7|„Days Of The Ring“ – Tage des Rings
Mit Annie Lennox in „Into The West“
Streicher führen eine letzte Auslegung des ‚Heimweg‘-Themas auf, bis die tröpfelnde Gitarre
eine neue begleitende Notenlinie einleitet. Annie Lennox singt „Into the West“, die stimmliche
Wiedergabe des ‚Grauen Anfuhrten‘-Themas. Irgendwo am äußeren Gewässer Mittelerdes, endet Frodos Reise ... und fängt soeben an.
Nach einer Folge musikalischer Höhepunkte aus „Die Rückkehr des Königs“, führt das Orchester eine neue Linie ein, eine Reihe trällernder Arpeggios, die hoch über sich überlappende
Akkorde emporsteigen. Dies ist Shores Anspielung auf Richard Wagners „Götterdämmerung“,
die letzte Oper aus seinem „Der Ring des Nibelungen“, ein anderer Ring-Mythos.
8|„Bilbo‘s Song“ – Bilbos Lied
Wenn das Ende von „Days of the Ring“ die Reise zu den Unsterblichen Landen der Elben repräsentiert, dann kennzeichnet „Bilbo‘s Song“ den Schluss der Geschichte eines Hobbits. Diese
höchst beredte Entwicklung der Hobbitmusik lässt das abgestuft Geschriebene zu einer sich
unglaublich entwickelten, beschaulichen Melodie erblühen. Dieses Lied für den Knabenchor
war die letzte Musik, die für „Der Herr der Ringe“ geschrieben wurde. Der Film wurde im Kino
veröffentlicht und seine Filmmusik mit einer Flut von Auszeichnungen geehrt. Als die Musik
für die Extended Edition aufgenommen wurde, fügte man dieses Stück der Musik des Abspannes bei – eine letzte Reise nach Mittelerde für Komponist Howard Shore.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Mitwirkende ~
Sänger
Wiederkehrend:
Die „London Oratory School Schola“
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Eins | 2:53
Die „London Oratory School Schola“ wurde 1996 als erstklassiger Jungenchor an der renommierten Londoner Oratary School gegründet. Die Schüler singen in der wöchentlichen Messe
der Schule und wirkten in vielen Film-Soundtracks mit. Darunter sind Danny Elfmans „Sleepy
Hollow“, John Williams „Harry Potter“-Filme und natürlich Howard Shores „Der Herr Der
Ringe“. Obwohl sie im gesamten Soundtrack immer wieder zu hören sind, werden sie oft nur
mit dem ‚Versuchung des Rings‘-Thema in Verbindung gebracht.
Wiederkehrend:
Die „London Voices“
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Zwölf | 0:00
Die Sänger der „London Voices“ werden für jeden Auftrag von Hand ausgewählt. Der Chor ist
keine feste Verbindung, so dass die Sänger sich speziell für Projekte ihres Gebiets bewerben
können. Unter der Leitung von Terry Edwards haben die „London Voices“ überall auf dem
Globus Konzerte gegeben. Neben dem Standardrepertoire mit Werken von Bach, Händel,
Mozart, Stravinsky singen sie auch neuere Werke von John Adams, Luciano Berio und Sir
Michael Tippet.
Terry Edwards: „Ich erinnere mich lebhaft an die Aufnahmesitzungen, da ich sämtliche Chorsätze für den zweiten und dritten Film dirigiert habe. Howard war immer damit beschäftigt,
Passagen neu zu komponieren oder abends in seinem Hotel zu ändern. Wir haben häufig Material aufgenommen und es ihm in der ersten Stunde einer jeden Sitzung vorgespielt. Mit sicherem Gespür hörte er eventuelle Unvollkommenheiten heraus und schlug minimale Veränderungen an unserer Vortragsweise oder seiner Komposition vor, die auf magische Weise den
Gesamteindruck veränderten, sodass sie noch besser zu den Bildern auf der Leinwand passte.
Ich war tief beeindruckt von seiner Fähigkeit, die Gedanken, die ihm bei der Komposition
durch den Kopf gegangen waren, auf unsere Darbietungsweise zu übertragen. Er war immer
hundertprozentig bei der Sache, wenn wir ihn brauchten, obwohl er zu dieser Zeit sicherlich
viel Stress hatte und in Arbeit versank.“
Debütierend:
Renée Fleming
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Zwölf | 0:00
Renée Fleming ist eine der renommiertesten und angesehensten Opern-Sopranistinnen der
heutigen Zeit. In ihrer weit reichenden Karriere hat sie für Jazz und, mit ihren ersten Werken
für John Corigliano („Die Geister von Versailles“) und André Previn („Endstation Sehnsucht“),
sowohl in der traditionellen als auch in der modernen Oper Maßstäbe gesetzt.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Mitwirkende ~
Debütierend:
Sir James Galway
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Eins | 00:49
Sir James Galway spielte von 1969 bis 1975 als erster Flötist im Orchester der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan, bevor er eine erfolgreiche Solokarriere startete. Sein
Auftritt in „Die Rückkehr des Königs“ repräsentiert die Ausgereiftheit der volkstümlichen Instrumente der Hobbits, indem die Flöten, die mit ihrer Kultur in Verbindung gebracht werden,
allmählich in komplexere, nuancierte Klänge der klassischen Flöte übergehen. Galway spielt
auf einer von ihm speziell angefertigten, gediegenen Goldflöte.
Debütierend:
Annie Lennox
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Sieben | 00:52
Annie Lennox hatte eine umfangreiche und abwechslungsvolle Karriere als Künstlerin, obwohl
sie mit ihrer Arbeit als Solo-Artistin und als Mitglied der Band Eurythmics wahrscheinlich den
größten Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit erlangt hat. Sie singt „Into the West“ am Ende
von „Die Rückkehr des Königs“. Howard Shore hielt sie auf Grund ihrer Ausdrucksstärke und
ihrer Ähnlichkeit mit der Figur Galadriels für musikalisch hervorragend geeignet.
Debütierend:
Sissel
Hörbeispiel: Disc Drei | Track Dreizehn | 03:15
Sissel stieß über einen Umweg zu der Musik von Mittelerde. Sie wurde ursprünglich für den
Vortrag des Solo-Sopran-Stücks in ausgewählten Aufführungen von „The Lord of the Rings
Symphony: Six Movements for Orchestra and Chorus“ engagiert und wurde erst nachträglich
gefragt, „Asëa Aranion“ für die Extended-DVD-Edition von „Die Rückkehr des Königs“ zu geben.
Ben del Maestro
Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Eins | 07:50
Ben Del Maestro, ein Mitglied der London Oratory School Schola, singt sämtliche Knabensopran-Soli in „Die Rückkehr des Königs“.
Singende Schauspieler
Billy Boyd
Dominic Monaghan
Viggo Mortensen
Liv Tyler
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Mitwirkende ~
Instrumantalisten
Das Londoner Philharmoniker Orchester
Howard Shores Zusammenarbeit mit dem Londoner Philharmoniker Orchester fand bereits
1986 mit dem Film „Die Fliege“ seinen Anfang. Heute ist diese Zusammenarbeit zu einer persönlichen Verbindung herangewachsen - sowohl für den Komponisten als auch für das Orchester. „Ich liebe sie, weil sie nicht nur ein Konzert-Orchester sind, sondern vielmehr ein
Opern-Orchester. Sie haben ca. 30 Jahre jeden Sommer ‚Glyndebourne‘ gespielt. Ich versuche
immer eine passende Begleitmusik für Filme zu kreieren, und das versteht man dort sehr gut.
Das ist die perfekte Kombination für Filmmusik. Und deshalb stand es für mich außer Frage,
dass sie für den ‚Herr der Ringe‘ engagiert werden. Das LPO hat fantastische Musiker. Ich
kenne Sue Bohling, die das Englischhorn spielt und weiß, wie hervorragend sie ein bestimmtes
Stück spielen konnte. Ich kenne Paul Beniston, den ersten Trompetenspieler, ersten Flötenspieler und die erste Geige. Ich habe in den vergangenen Jahren unserer Zusammenarbeit ihre
wunderschönen Klänge förmlich aufgesogen.“ Sue Bohling gibt das Kompliment gerne zurück:
„Der erste Film, den ich zusammen mit Shore gemacht habe war ‚The Yards‘ und ich erinnere
mich daran als wäre es gestern gewesen. Es gab viel zu tun und der Film hatte die schönste Titelmelodie... für das Englischhorn! Es ist atemberaubend, eine Komposition zu spielen, wenn
der Komponist weiß, wie er für das Instrument schreiben muss. Er hat ein natürliches Gespür
dafür, was das Englischhorn am besten kann. Er schreibt in solch einer lyrischen Qualität und
im richtigen Verhältnis zum Intrument, um es singen zu lassen.“
Der erste Cellist, Bob Truman, geht bei seinem Lob mehr ins Detail: „Es stecken eine Menge
Gedanken darin. Seine gesamte Musik ist sehr gut geschrieben. Er hat ein natürliches Gespür für die Instrumente und, aus den Augen eines Cellisten, schreibt er wirklich sehr, sehr
gut. Als ob die Instrumente singen. Er versteht was von Harmonien und solchen Sachen. Er
benutzt Toncluster, in denen wir alle unterschiedliche Rhythmen spielen und es klingt nachher faszinierend. Es ist sehr interessant, zu beobachten wie er seltsame Gruppensequenzen
schreibt und sie nachher alle eine Melodie ergeben, die sich herrlich ergänzen.“ Der Konzertmeister Pieter Schoeman fährt fort: „Howard schreibt die komplexesten Spielanweisungen.
Er erschafft Tongebilde, die alle mit der selben Note beginnen und sich dann spalten, dann
erweitern und sich schließlich in einen Akkord zusammenballen, den man höchstens mit einer
Kettensäge durchtrennen könnte. Der Konzertmeister muss diese Art von Spielanleitungen
so organisieren, dass eine gleiche Anzahl von Violinen auf jeder Note spielt, wenn sich der
Akkord erweitert. Letztendlich habe ich eine Methode erarbeitet, auf die wir immer wieder
zurückgreifen, seitdem wir es so oft brauchten. Noch heute nennen wir diese Technik liebevoll
die ‚Howard Divisi‘ (Howard-Spielanleitung).“
Obwohl das LPO primär ein Orchester für Konzerthallen ist, haben sie trotzdem in einer
Reihe von Filmsoundtracks mitgewirkt. Dennoch wird Stewart McIlwham, erste Piccoloflöte, die Beteiligung des LPO an dieser monumentalen Produktion immer im Gedächtnis behalten. „Der Soundtrack für ‚Der Herr der Ringe‘ ist wahrscheinlich der umfangreichste, den
das LPO jemals einspielen wird. In blanken Zahlen gemessen hatten wir mit den drei Filmen
und der zusätzlichen DVD-Musik fast 200 dreistündige Sitzungen. Nachdem wir mit John
50
DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Mitwirkende ~
Williams an ‚Star Wars: Die dunkle Bedrohung‘ gearbeitet haben, war es interessant, beide
Herangehensweisen zu vergleichen. Mit Williams war die gesamte Musik in einem kurzen Zeitraum fertig geschrieben, orchestriert und bereit, aufgenommen zu werden. Bei den meisten
Sitzungen zu ‚Der Herr der Ringe‘ war der Regisseur Peter Jackson auch anwesend. Williams
und Howard unterscheiden sich also gewaltig voneinander. Wir spielten ein vier- bis fünf-minütiges Stück ein und hörten es uns dann zusammen mit dem Film an. Manchmal nutzen wir
die gesamte Sitzung, um fast unmerkliche Veränderungen vorzunehmen. Howard veränderte
die Orchestrierung, fügte hier ein anderes Instrument hinzu oder entfernte dort den gesamten
Violinenabschnitt.
Wir sind Teil einer der größten Filmprojekte der Geschichte. Manchmal frage ich mich, ob die
Leute von Watford [wo die Filmmusik zu großen Teilen aufgenommen wurde] jemals wussten,
was am Ende ihrer Hauptstraße passierte, oder ob sie es geglaubt hätten, hätte man ihnen davon erzählt. Manchmal war es während dieser langen Tage gar nicht so einfach, dies zu erkennen. Aber zwischen Peter Jackson und Howard Shore haben wir ein Meisterwerk geschaffen.
Das ist das Genie dieser beiden Männer.“
Der erste Trompetenspieler Paul Beniston erklärt: „Der Soundtrack von ‚Der Herr Der Ringe‘ hat
jedes andere Filmmusik-Projekt, an dem ich gearbeitet habe oder von dem ich je gehört habe, winzig erscheinen lassen. Und ich bin schon seit 10 Jahren im LPO.“ Bohling lässt das orchestrale Gefühl gegenüber Komponist und Projekt Revue passieren: „Er ist schon ein Meister seines Faches,
oder nicht? So etwas hat es bisher noch nicht gegeben und wird es auch nicht mehr geben. Der
Soundtrack erschien wie eine lange Reise oder eine einzige lange Phrase. Howards Schreibweise
ist sehr klar. Wir wissen was er will und was er erreichen möchte. Und er weiß was wir können.“
DERMOT CREHAN
Hardanger Fiddle, Doppel-Geige
EDWARD CERVENKA
Cimbalom
SYLVIA HALLETT
Sarangi
Sylvia Hallett beherrscht mehrere Instrumente, komponiert und improvisiert und ist immer mal
wieder auf internationalen Festivals zu hören. Sie war lange in der Theaterbranche engagiert und
ist mit RSC und der Young Vic Company auf Welttournee gegangen. Sarangi spielt sie seit acht
Jahren. Unter der Anleitung von Nicolas Magriel befasst sie sich intensiv mit indischer Musik.
JAN HENDRICKSE
Rhaita, Tiefe Flöte
Ulrich Herkenhoff
Panflöte
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Mitwirkende ~
Edward Hession
Musette
Jean Kelly
Keltische Harfe
GREG KNOWLES
Cimbalom
„Ich bin 1978 von Preston nach London gezogen und habe dort bis 1985 gelebt, um bei ‚The
Fires of London‘ mitzuspielen, einer zeitgenössischen Kammermusikgruppe, die von Sir Peter
Maxwell Davies geleitet wird. Erste Kontakte mit der Londoner Studioszene knüpfte ich als
Perkussionist und Komponist für Filmmusik (‚Spy Game‘, ‚Red Violin‘). Ich nahm mit so unterschiedlichen Künstlern wie Nigel Kennedy und Primal Scream auf.“
Stuart Mcilwham
Holzblockflöte
John Parricelli
Sechs-saitige Gitarre, zwölf-Saitige Gitarre
SONIA SLANY
Monochord
Gillian Tingay
Keltische Harfe
„Für die Aufnahme der DVD wurde ich gebeten, eine Clàrsach, die eher temperamentvolle gälische Harfe, anstelle der sechs Fuß hohen Konzertharfe, die ich normalerweise benutze, mitzubringen. Ich kam im Studio in der Erwartung an, mit meiner gewohnten Orchester-Session
zu spielen, stattdessen wurde ich aber gebeten, mich mit meiner kleinen Harfe in einen eher
engen Aufnahmeraum zu begeben, wo ich die anderen Musiker traf. Glücklicherweise war es
kein Orchester, sondern fünf sehr gemütliche und gesprächige Iren. Abgesehen davon, dass sie
brilliante Musiker waren, waren sie sehr witzig und so wurde die Zeit, die ich eingeschlossen
in einem begrenzten Raum mit den fünf verbrachte, nicht nur eine einzigartige musikalische
Erfahrung, sondern außerdem ein großer Spaß!“
MIKE TAYLOR
Flöte
Als Mitglied der World-Music-Combo Incantation hat Mike Taylor bei verschiedenen Filmmusikproduktionen wie „The Mission“ (Ennio Morricone), „Willow“ (James Horner) und „Gangs
of New York“ (Howard Shore) mitgewirkt. Taylor erinnert sich amüsiert daran, wie sich Shores
nach seiner schier endlosen Suche nach der perfekten Singstimme für Mittelerde während einer Aufnahme plötzlich zu ihm umdrehte und ihn fragte: „Mike, glaubst du, dass Hobbits Flöte
spielen?“-“Was meinst du, Howard?“, fragte ich zurück, und er erwiderte: „Ich glaube schon,
also: Spiel einfach die Melodie und bring mich zum Weinen!“
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Instrumente ~
ROBERT WHITE
Bodhrán
~ Instrumente~
Hobbingen
Wiederkehrend:
Bodhrán
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 08:40
Die Bodhrán (irische Rahmentrommel) ist ein Vertreter aus der uralten Familie der Rahmentrommeln, die aus einer über ein Gehäuse gezogene Tierhaut besteht. Man nimmt an, dass
die Bodhrán-Trommeln ihren Ursprung entweder in Irland haben, oder aus dem Römischen
Reich bzw. über arabische Handelswege dorthin gelangten. Ihr Name wurde dem gälischen
Wort für ‚gedonnert‘ abgeleitet. Da die Hobbits der Gemeinschaft in ganz Mittelerde verstreut
sind, wird die Bodhrán nicht mehr ausschließlich zur Vertonung des Auenlandes oder der
Hobbits genutzt, sondern taucht auch in der Filmmusik als kosmopolitisches Element, das
ganz Mittelerde zugehörig ist, auf.
Wiederkehrend / Debütierend:
Flöte / Tiefe Flöte
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Drei | 01:32
Die irische Flöte (auch bekannt unter: Blechflöte, Flageolett, kleine Schnabelflöte, Stáin oder
Feadog) ist das wahrscheinlich älteste Instrument in der keltischen Musik. Ursprünglich aus
Knochen geschnitzt, werden die heutigen Flöten aus Holz oder Metall gefertigt.
Wiederkehrend:
Dulcimer
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41
Wiederkehrend:
Keltische Harfe
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41
Wiederkehrend:
Musette
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41
Wiederkehrend:
Mandoline
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Instrumente ~
Wiederkehrend:
Gitarre
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Sieben | 00:41
Wiederkehrend:
Celesta
Hörbeispiel: Disc Vier | Track Vier | 09:41
Gollum
Wiederkehrend:
Cimbalom
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Acht | 00:00
So wie Gollum einst ein Hobbit war, so ist das Cimbalom aus dem gewöhnlichen Hackbrett
hervorgegangen. Das Cimbalon wurde im neunzehnten Jahrhundert entwickelt. Es ist die ungarische Weiterentwicklung des Hackbretts, verfügt über knapp den doppelten Tonumfang
und ist chromatisch gestimmt. Wie beim Hackbrett werden die Saiten des Cimbaloms mit kleinen Klöppeln angeschlagen. So entsteht ein fühlbarer, bewegter Klang, der sehr gut zu dem
Thema der Bedrohung durch Gollum passt.
Die Elben
Wiederkehrend:
Monochord
Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Dreizehn | 08:20
Die Geschichte des Monochords ist genauso mysteriös, wie die seines Gebrauchs. Das Instrument selbst besteht aus einem Holzkasten, über welchem eine einzige Seite gespannt ist,
die von Stiften gehalten wird. Ein verstellbarer Steg erlaubt dem Monochord die Tonhöhe zu
verändern, während der Spieler die Saite biegt oder zupft. Monochords wurden benutzt als
wissenschaftliche Instrumente (Phytagoras benutzte seine harmonischen Vibrationen um Teilungsverhältnisse zu studieren), für die Astronomie (Ptolemäus), Philosophie (Keplers „Sphärenharmonie“), Musiktheorie (Guido von Arrezos „Guidonische Hand“) und für die heilende
Wirkung seiner Vibrationen. In Mittelerde wird unser mystisches Monochord für die Elben
von Lothlórien benutzt, wo es für eine tiefe, summende Melancholie sorgt, über welche die
Melodie hinweg fließt. Das Monochord, welches für diese Aufnahme benutzt wurde, war mit
50 über den Steg gespannten Saiten versehen.
Wiederkehrend:
Sarangi
Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Dreizehn | 08:20
Die Sarangi ist ein gebogenes Streichinstrument, und in der klassischen Indischen Musik
sehr gebräuchlich. Sie ist konstruiert aus einem einfachen Holzblock, welcher in Pergament
eingehüllt wird und normalerweise mit drei oder vier Darmsaiten bespannt ist, unter denen
35 – 40 nachhallende Saiten entlanglaufen.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Instrumente ~
Gondor
Panflöten und Holzblockflöten wurden aufgrund ihrer sagenumwobenen Geschichten in der wirklichen Welt jedes Mal benutzt, um Gondor in Mittelerde zu vertreten. Diese Blasinstrumente stellen
einige der ersten nachweisbaren musikalischen Instrumente dar und Shore versetzte sie nach Mittelerde, um so Gondor darzustellen, das älteste und ehrwürdigste Königreich der Menschen. Hier repräsentiert die Panflöte Faramirs Sensibilität und Leiden, während die Holzblockflöte die Entwicklung
seiner Beziehung zu Éowyn einleitet.
Debütierend:
Panflöte
Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Drei | 02:20
Debütierend:
Holzblockflöte
Hörbeispiel: Disc Drei | Track Dreizehn | 01:06
Rohan
Als Vorbild für die Gesellschaft von Rohan dienten J.R.R. Tolkien die nordeuropäischen Landstriche,
in denen die skandinavischen Völker beheimatet sind. Der Kultur dieser Völker (sowohl in Mittelerde
als auch in Wirklichkeit) liegen einfache Ideale zugrunde: Das Miteinander von Mensch und Land,
das Miteinander von Mensch und Tier, Stolz, Macht, Eigenständigkeit. Zur Vermittlung dieser Werte
griff Shore bei der Vertonung von Rohan auf Blechblasinstrumente zurück, die den gleichen vollen,
schweren Klang erzeugen, der auch bei der anderen Musik für die Welt der Menschen zum Einsatz
kommt, allerdings wird er bei der Musik für Rohan mit einigen Soloeinlagen kombiniert, um die ländliche Kultiviertheit zur Geltung zu bringen.
Wiederkehrend:
Hardangerfidel
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Fünf | 01:02
Die meisten der seltenen Instrumente, die bei „Der Herr der Ringe“ auftauchen, kannte Shore bereits zuvor, aber von der Hardangerfidel hatte auch unser Komponist noch nie etwas gehört, bevor
er sich intensiv mit nordischer Musik befasste, um sich auf die Komposition der Musik für Rohan
vorzubereiten. „Die Auseinandersetzung mit nordeuropäischen Klängen und der nordischen bzw.
der Wikingerkultur war Teil meiner Recherchearbeiten für ‚Die zwei Türme‘.“ Die Hardangerfidel
gilt gemeinhin als das norwegische Nationalinstrument und soll Mitte des siebzehnten Jahrhunderts erfunden worden sein. Ihr Klang ist kräftig und empathisch und zugleich ruhig und zurückhaltend. In der norwegischen Kultur diente das Instrument dazu, Geschichte und Sagen zu erzählen, und auch in der Musik von Rohan erfüllt es in erster Linie diesen Zweck. „Die Fidel ist ein
angenehmer Gegensatz zu den Blockflöten und den Flöten, die bei der lautlichen Darstellung der
anderen Völker zum Einsatz kommen.“ Die Kultur von Rohan mutet stolz, aber zugleich sorgenvoll
an: Es ist eine ehemals große Zivilisation, die von einem unfähigen König und endlosen Angriffen
zermürbt wird. Die Hardangerfidel untermalt hier die Zerbrechlichkeit dieser Kultur.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Instrumente ~
Debütierend:
Doppel-Geige
Hörbeispiel: Disc Zwei | Track Acht | 00:40
Die Doppel-Geige wurde speziell für die Musik von „Der Herr der Ringe“ geschaffen. Das Instrument, das im Grunde die vier Saiten der herkömmlichen Geige in vier Saitenpaare verdoppelt (insgesamt acht), kommt zum Einsatz, als Aragorn Éowyn sagt, dass es zwischen ihnen
niemals Liebe gäbe, und wurde von Dermot Crehan gespielt. „Ein Freund von mir, Bob Greenbridge, ist Geigenbauer“, erinnert sich Crehan. „Ich brachte die Idee zur Sprache und sagte:
‚Bitte tu das für mich. Ich denke, es könnte klappen - und es könnte eine Katastrophe werden.‘“
Er sagte: „Du musst total verrückt sein.“ Ich sagte: „Ja, bin ich!“
Die Orks
Wiederkehrend:
Taiko-Trommel
Hörbeispiel: Disc Drei | Track Eins | 00:23
Diese antiken Trommeln, welche in der japanischen Musik seit über ein Jahrtausend hinweg
benutzt werden, bestehen aus vier Grundgrößen. Der volle, grollende Ton der Trommel wurde
assoziiert mit der Kraft der Götter der traditionellen japanischen Kultur. Die Trommel wurde
auf dem Schlachtfeld benutzt, um Angst in die Herzen der Feinde zu streuen. Sie dient hier
demselben Zweck in der Musik der Orks, wo ihr hämmernder, unverzeihlicher Ton deren brutale Gewalt repräsentiert.
Mordor
Wiederkehrend:
Rhaita
Hörbeispiel: Disc Eins | Track Zehn | 01:09
Als langjähriger Fan von Ornette Coleman, entdeckte Shore die Rhaita in dem Titel „Dancing
In Your Hand“ des 1973er Albums des innovativen Saxofonisten. Die Rhaita, eine Arabische
Oboe, repräsentiert die Kultur Mordors in „Der Herr der Ringe“. Es ist besonders mit dem ‚Das
Böse des Rings‘-Thema verbunden, das von einem gebogenen Kriegshorn gespielt wird.
Die Armee der Toten
Debütierend:
Hängende Tibetanische Gonge
Hörbeispiel: Disc Zwei| Track Elf | 1:11
Ein umfangreiches Sortiment dieser hängenden Metallplatten erzeugt das gedämpfte Geklirr
längst vergangener Kriege, im Hintergrund des geisterhaften Männerchors der Armee der Toten. Obwohl der Gong heute ein bekanntes Mitglied der Schlagzeug-Familie ist, wurde er das
erste Mal durch den Komponist Joseph Gossec in das Orchester eingeführt, der ihn in angemessener Weise während eines Trauermarsches benutzte.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
Danksagung
PLAN 9 [Janet Roddick, David Donaldson, Stephen Roche und David Long]
Plan 9 arbeitete erstmals bei der Produktion von „Forgotten Silver“ (1995) mit Peter Jackson
zusammen. In den „Herr der Ringe“-Filmen waren sie insbesondere für die diegetische Musik
zuständig, das heißt, solche Musik, die auch von den Protagonisten des Films gehört wird, etwa
Merry und Pippins „Ode an den Grünen Drachen“.
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
Übersetzungen der Themenbezeichnungen
Gollum
Menace of Gollum
generell als ‚Gollum‘-Thema bezeichnet, oder speziell Thema
der ‚Bedrohung durch Gollum‘
Hobbit Outline
Hobbitkonturen
Pity Of Gollum
‚Mitleid mit Gollum‘ oder auch
‚Sméagol‘-Thema
Hymn Setting
Hymnenfassung
The One Ring
The Destruction Of The Ring
‚Die Zerstörung des Ringes‘
The Evil Of The Ring
‚Die Bosheit des Ringes‘
The Fate Of The Ring
‚Verhängnis des Ringes‘
The History Of The Ring
‚Geschichte des Ringes‘
The Quest For The Ring
‚Abenteuer des Ringes‘
Hobbit Skip Beat
Hobbit-Skip-Beat
The Diminishment Of The
Elves
Thema vom ‚Dahinschwinden
der Elben‘
The Grey Havens
‚Die Grauen Anfurten‘
Lullyby Settings
Schlaflied-Fassung
Dwarves
Dwarf End Cap
Schlussstück der Zwergenmusik
Merry The Warrior
‚Merry der Krieger‘
Dwarrowdelf
‚Zwergenbinge‘-Thema
Pensive Setting
nackdenkliche Fassung
Moria
‚Moria‘-Thema
Playful Setting
verspielte Fassung
Moria Voices
‚Stimmen von Moria‘
Rural Setting
ländliche Fassung
The Dark Places Of The
World
Thema von den ‚Dunklen Orten
dieser Welt‘, ‚Dunkle Orte‘
The Seduction Of The Ring
‚Die Verlockung durch den Ring‘
The Fourth Age: The Shire
Reborn
‚Das Vierte Zeitalter: Das Auenland wiedergeboren‘
The Shire And The Hobbits
A Hobbit‘s Understanding
‚Die Erkenntnis eines Hobbits‘
The Elves
Arwen
‚Arwen‘-Thema
Cave Troll
‚Höhlentroll‘-Thema
Antics Accompaniment
Begleitung der Hobbitmätzchen
Evenstar
‚Abendstern‘-Thema
Watcher In The Water
‚Der Wächter im Wasser‘
Hobbit Accompaniment
Hobbitbegleitung,
Begleitung
zum ‚Hobbit‘-Thema, Begleitmusik der Hobbits
Lothlórien
‚Lothlórien‘-Thema
The World of Men: Gondor
Minas Tirith
‚Minas Tirith‘-Thema
Rivendell
‚Bruchtal‘-Thema
Moria
Balrog
‚Balrog‘-Thema
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Übersetzungen der Themenbezeichnungen ~
Realm Of Gondor
‚Das Reich von Gondor‘ oder
einfach ‚Gondor‘-Thema
The White Rider (In The
Fellowship)
‚Der Weiße Reiter (Bei den Gefährten)‘
The Fourth Age: Gondor Reborn
‚Das Vierte Zeitalter: Gondor
wiedergeboren‘
Isengard and the Orcs
Five Beat Pattern
Fünfvierteltakt
The Realm of Gondor (In
Decline) Theme
‚Gondor im Verfall‘
Gríma Wormtongue
Thema von ‚Gríma Schlangenzunge‘
The Realm Of Gondor (In
Ascension) Thema
‚Gondor im Aufstieg‘
Isengard / Orc Theme
‚Isengard‘-Thema, Thema der
‚Orks von Isengard‘
The World of Men: Rohan
Éowyn And Aragorn
‚Éowyn und Aragorn‘
The Cruelty Of The Orcs
Thema von der ‚Grausamkeit der
Orks‘
Éowyn And Théoden
‚Éowyn und Theoden‘
Mordor
Descending Third
Absteigende Terz Mordors
Éowyn Shieldmaiden
The Rohirrim
‚Schildmaid der Rohirrim‘
Of
Rohan Fanfare
‚Rohan‘-Thema, ‚Rohan‘-Fanfare
The Fellowship Of The Ring
The Fellowship Of The Ring
Theme
Gefährten-Thema
The Heroics Of Aragorn
Thema der Heldentaten von
Aragorn
The Fellowship In Rohan
‚Rohan‘-Fassung des Gefährten-Themas, ‚Die Gefährten in
Rohan‘
Mordor / Sauron (The Evil
Of The Ring)
‚Mordor‘-Thema
The Mordor Outline Figure
Mordorkonturen
The Ringwraiths
‚Ringgeist‘-Thema
The Treat Of Mordor
‚Die Bedrohung durch Mordor‘
The Way to Mordor
‚Der Weg nach Mordor‘
The Ents
The Ents
‚Ent‘-Thema
Three Little Stones
‚Drei kleine Steine‘-Akkorde
Nature
Nature‘s Reclamation
‚Rückforderung der Natur‘ oder
‚Einspruch der Natur‘
The White Rider (In Nature)
‚Der Weiße Reiter‘, ‚Die Wesensart Gandalfs des Weißen‘
Mount Doom
‚Schicksalsberg‘-Thema
Middle-Earth
A Noble End
‚Das noble Ende‘
Skip Beat
Mordor Skip Beat
Dangerous Passes
‚Gefährliche Wege‘
The Fourth Age: The Power
Of Mordor
‚Das Vierte Zeitalter: Die Macht
Mordors‘
Evil Times
‚Gefährliche Zeiten‘, ‚Böse Zeiten‘
The Fourth Age: The Whitchking / Orcs Of Mordor
‚Das Vierte Zeitalter: Der Hexenkönig/Mordororks‘
Gandalfs Farewells
‚Gandalfs Abschiede‘
Nameless Fear
‚Namenloses Grauen‘
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ Übersetzungen der Themenbezeichnungen ~
The Journey Home
‚Heimweg‘
The Journey There
‚Hinweg‘
The Fall Of Men
‚Der Fall der Menschen‘
Weakness And Redemption
‚Schwäche und Erlösung ‚
Odds & Ends
Boromir‘s
Redemption,
Wounding, and Death
‚Boromirs Rettung, Verletzung
und Tod‘
Hobbits At Play
Spielende Hobbits
Lament For Haldir
Klagelied für Haldir
The Dead Marshes
‚Totensümpfe‘-Thema
The Fragrance Of Ithilien
Wohlgeruch Ithilies
The heartbeat Of The Shire
Herzschlag des Auenlandes
The Morgul Host
‚Das Morgulheer‘-Thema
The Mûmakil
‚Mûmakil‘-Thema
Shelob
‚Kankra‘-Thema
Diegetic Music
Aragorn sings Elendil‘s Oath
Aragorn singt Elendils Eid
Aragorn Sings in the Marshes
Aragorn Gesang in den Sümpfen
Drinking at the Green Dragon
Trinklied im Grünen Drachen
Edoras Drinking Song
Trinklied in Edoras
Gollum‘s Fish Song
Gollum Fischlied
Lament for Gandalf
Klagelied für Gandalf
Lament for Théodred
Klagelied für Théodred
Passing Wood Elves
vorüberziehende Waldelben
Pippin Sings for Denethor
Pippins Lied für Denethor
The Road Goes Ever On
Die Straße gleitet fort
Treebeard Sings to the Hobbits
Baumbarts Lied für die Hobbits
Troll Drumming
Trollgetrommel
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DIE MUSIK AUS DEN „DER HERR DER RINGE“-FILMEN
Teil 3: „Die Rückkehr des Königs“
~ CREDITS ~
ÜbersetzerInnen
Marc Trappendreher (Yetzi)
Andy Machals (Eorl87)
Florian Bunz (Fleuz)
Lena Matthe (Elbereth88)
Mira Sommer (LuthiensTochter)
Svenja Crombach (Knuffel)
KorrekturleserInnen
Matthias F. (Baragund)
Sabsi (GinosGirl)
Andy Machals (Eorl87)
Publikationsverarbeitung
Initiator des Projekts und Website von Andy Machals (Eorl87)
Layout, Grafiken, Illustrationen und Satz von Florian Bunz (Fleuz) & Andy Machals (Eorl87)
Kontakt: eorl87 (at) herr-der-ringe-film.de
Links
Offizielle Soundtrackseite: Deutsche Projektseite: Blog von Doug Adams: „Herr Der Ringe“-Filmforum: lordoftherings-soundtrack.com
annotated-scores.herr-der-ringe-film.de oder
www.herr-der-ringe-film.de
themusicofthelordoftheringsfilms.blogspot.com
forum.herr-der-ringe-film.de
EIN BESONDERER DANK GILT DOUG ADAMS, DER DIE ERLAUBNIS GAB, SEINE WERKE ZU ÜBERSETZEN.
SPECIAL THANKS BELONG TO DOUG ADAMS, WHO ALLOWED US TO TRANSLATE HIS WORKS.
Die originalen „Annotated Scores“ können unter lordoftherings-soundtrack.com heruntergeladen werden.
UNERLAUBTE VERVIELFÄLTIGUNG UND KOMMERZIELLE NUTZUNG SIND NICHT GESTATTET.
~ Original Text Copyright © 2008 by Doug Adams ~
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