Überwachung von Lebensmitteln, Kosmetischen Mitteln
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Überwachung von Lebensmitteln, Kosmetischen Mitteln
Überwachung von Lebensmitteln, Kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen, Trinkwasser und Futtermitteln JAHRESBERICHT 2006 Überwachung von Lebensmitteln, Kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen, Trinkwasser und Futtermitteln 6 Telefax: 0711. 126 - 22 55 0 Telefon: 0711. 126 - 0 0 Für eventuelle Rückfragen: 2 70029 Stuttgart Ü Postfach 10 34 44 W Ländlichen Raum Baden-Württemberg A Ministerium für Ernährung und B Herausgeber: JAHRESBERICHT 2006 JAHRESBERICHT Überwachung von Lebensmitteln, Kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen, Trinkwasser und Futtermitteln 2006 2 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann Grußwort des Ministers Jahresbericht 2006 Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung sind aktiver Verbraucherschutz. Daher misst die Landesregierung der amtlichen Lebensmittelund der Futtermittelüberwachung eine hohe Bedeutung zu und tritt dafür ein, dass diese auch weiterhin ihre Aufgaben als schlagkräftige und effiziente Einheit erfüllt. Die Verbraucher erwarten zu Recht Im vergangenen Jahr wurden in Ba- gesunde, qualitativ hochwertige und den-Württemberg im Rahmen der Le- sichere Lebensmittel. Um dies zu bensmittelüberwachung wieder mehr gewährleisten, müssen die Lebens- als 90 000 Betriebskontrollen durchge- mittelunternehmer im Rahmen ihrer führt und mehr als 60 000 Proben an Sorgfaltspflicht betriebliche Eigen- den Chemischen und Veterinärunter- kontrollen durchführen. Die amtliche suchungsämtern (CVUAs) untersucht Überwachung ist die „Kontrolle der und begutachtet. Die Proben werden Kontrolle“, sie überwacht die Wirksam- von den Lebensmittelkontrolleuren keit dieser betrieblichen Eigenkontrol- auf allen Stufen der Herstellung und len. Nach diesem Grundsatz findet in des Handels erhoben, aber auch Ver- Baden-Württemberg die Kontrolle der braucherbeschwerden werden in die Lebensmittelsicherheit „vom Acker Untersuchung einbezogen. Die not- bis auf den Teller“ auf allen Produkti- wendigen Maßnahmen zur Beseiti- onsstufen statt. Das Ziel ist der opti- gung von Mängeln werden von den male Schutz der Verbraucher sowohl unteren Lebensmittelüberwachungs- vor gesundheitlichen Beeinträchti- behörden veranlasst. gungen als auch vor wirtschaftlicher Beim CVUA Freiburg wurden das Dioxin-Labor und das Labor für Pestizid-Rückstände in Lebensmitteln tierischer Herkunft und beim CVUA Stuttgart wurde das Labor für Pestizid-Rückstände in pflanzlichen Lebensmitteln benannt. Die gemeinschaftlichen Referenzlaboratorien sollen zur Erreichung einer hohen Qualität und Einheitlichkeit der Untersuchungsergebnisse in den Mitgliedstaaten bei- Eine sichere Lebensmittelproduktion tragen. Dies ist ein erneuter Beweis ist aber nur möglich, wenn die zur für die Leistungsfähigkeit der baden- Lebensmittelgewinnung dienenden württembergischen Untersuchungs- Lebensmittel, kosmetische Mittel, Be- Tiere zuvor mit einwandfreien Futter- ämter und deren europaweite Aner- darfsgegenstände, Tabakerzeugnisse, mitteln ernährt wurden. Dieses sicher- kennung. Trinkwasser sowie Futtermittel, sie al- zustellen, ist Aufgabe der amtlichen le unterliegen den lebensmittel- und Futtermittelüberwachung, die auf al- futtermittelrechtlichen Vorschriften len Stufen der Herstellung, des Han- und werden von der amtlichen Über- dels und in den landwirtschaftlichen wachung in Baden-Württemberg risi- Betrieben erfolgt. Im Jahr 2006 wur- koorientiert kontrolliert. Dieser Jah- den von den Futtermittelkontrolleuren resbericht soll über die wichtige und an den Regierungspräsidien mehr als vielfältige Arbeit der amtlichen Le- 1300 Betriebsprüfungen durchgeführt bensmittel- und Futtermittelüberwa- sowie über 1300 Proben gezogen und chung in Baden-Württemberg infor- an den landwirtschaftlichen Untersu- Ich wünsche Ihnen nun eine kurzwei- mieren. Der Bericht zeigt, dass trotz chungsanstalten bzw. den CVUAs un- lige Lektüre unseres Jahresberichts der Negativschlagzeilen der „Lebens- tersucht. 2006. Übervorteilung durch Irreführung und Täuschung. mittelskandale“ bei der überwiegenden Zahl der Überprüfungen erfreulicherweise keine oder nur sehr wenige Beanstandungen festzustellen sind. Dies kann durchaus auch als Qualitätsmerkmal für den hohen Standard des Verbraucherschutzes im Land gesehen werden. Mein Dank gilt an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung in BadenWürttemberg. Sie alle haben durch ihr großes Engagement zu dem seit Jahren hohen Qualitätsniveau beigetragen. Ich bin stolz darauf, dass die EU-Kommission im Berichtsjahr nach einer europaweiten Ausschreibung drei Laborbereiche der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter in Baden-Württemberg mit der wichtigen Peter Hauk MdL Aufgabe eines europäischen Gemein- Minister für Ernährung und Ländlichen schafts-referenzlabors betraut hat. Raum Baden-Württemberg Stuttgart, im Juli 2007 3 4 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann 66 Kosmetische Mittel 66 Chemische Untersuchung von kosmetischen I Vorspann 3 Grußwort des Ministers 4 Inhaltsverzeichnis 6 Zusammenfassung: Highlights u. Sorgenkinder II Betriebskontrollen und Vollzug 11 Betriebskontrollen und Vollzug 73 Spielwaren und Scherzartikel 14 Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB 74 Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt 25 Lebensmittelüberwachung – grenzenlos 77 Bedarfsgegenstände zur Reinigung und Pflege Mitteln 70 Mikroorganismen in kosmetischen Mitteln 71 Bedarfsgegenstände 71 Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt und zur Körperpflege sowie sonstige Haushaltschemikalien III Produktgruppen 27 Themenübersicht 28 Übersicht Untersuchungsergebnisse 30 Lebensmittel 30 Milch und Milchprodukte 32 Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse 34 Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse 35 Fette und Öle 36 Brühen, Suppen, Saucen und Feinkostsalate 37 Getreide, Backwaren und Teigwaren 39 Obst, Gemüse und -Erzeugnisse 40 Kräuter und Gewürze 43 Alkoholfreie Getränke 45 Wein und Erzeugnisse aus Wein 47 Alkoholische Getränke (außer Wein) 49 Eis und Desserts 50 Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche 53 Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse und Nusserzeugnisse 54 Fertiggerichte 56 Diätetische Lebensmittel, Säuglingsnahrung 78 Tabakwaren IV Spezielle Untersuchungsbereiche 81 Themenübersicht 82 Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten 88 Mykotoxine 92 Marine und Süßwasser-Biotoxine 93 Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten 104 Öko-Monitoring 107 Pharmakologisch wirksame Stoffe 111 Nachweis von Lebensmittelallergenen 114 Gentechnik in Lebensmitteln 120 Bestrahlung von Lebensmitteln 122 Radiochemische Untersuchungen 125 Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten: 125 Dioxine und dioxinähnliche PCB 129 Schwermetalle u. toxische Spurenelemente 131 Herstellungsbedingte Kontaminanten: 131 Nitrosamine 132 Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Sportlernahrung 58 Nahrungsergänzungsmittel 60 Funktionelle Lebensmittel (Functional Food) 61 Neuartige Lebensmittel (Novel Food) 63 Zusatzstoffe und Aromastoffe 133 Acrylamid 134 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) 136 Furan in Lebensmitteln 138 Stabilisotopen-Analytik Perfluorierte Tenside (PFT) 141 Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln VI Futtermittel 143 Futtermittelüberwachung 150 Autorenverzeichnis 152 Impressum Wo steht was? I II III IV V VI 3 11 27 81 139 143 Futtermittel 140 Trinkwasser Trinkwasserüberwachung Spezielle Untersuchungsbereiche 139 Inhalt : Produktgruppen Trinkwasser 5 Betriebskontrollen und Vollzug V Jahresbericht 2006 Vorspann Inhaltsverzeichnis 6 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann Zahlen aus der Lebensmittelüberwachung 37 % Ziel der amtlichen Lebensmittelüberwachung ist es, gesundheitliche Gefahren, Verunreinigungen und Verfälschungen zu erkennen und zu beseitigen, und hierfür das qualifizierte Personal sowie … aller EU-Referenz- die Analysengeräte optimal einzusetzen und aus- Laboratorien für Pestizide zulasten. Die Steuerung erfolgt über die risikoorientierte Betriebskontrolle und zielorientierte und Kontaminanten sind Probenahme mit wechselnden Untersuchungs- in Baden-Württemberg schwerpunkten. ansässig. Die amtliche Lebensmittelüberwachung in Baden- 93 Württemberg hat im Jahr 2006 insgesamt 94 987 Kontrollen in Betrieben und bei Lebensmitteltransporten durchgeführt. Dabei wurden 57 282 von 206 320 in Baden-Württemberg registrierten Betrieben (28 %) überprüft. Bei 15 556 Betrieben (27 % der kontrollierten Betriebe) wurden insgesamt 23 948 Verstöße festgestellt. Im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung wurden insgesamt 53 208 Proben chemisch, physikalisch und mikrobiologisch untersucht: 48 030 Lebensmittel (19 % = 8 926 Proben beanstandet), 2 041 kosmetische Mittel (21 % = 422 Proben), 2 819 Bedarfsgegenstände (31 % = 875 Proben), 231 Tabakerzeugnisse (3 % = 7 Proben) und 85 sonstige Produkte, die wegen der möglichen Gesundheitsgefahr durch Verwechselbarkeit mit Lebensmitteln überprüft wurden (71 % 90 t … Futtermittel wegen gentechnisch verändertem Reis unschädlich gemacht. 147 = 60 Proben). Geeignet, die Gesundheit zu schädigen, waren insgesamt 136 (0,3 %) Proben (Lebensmittel, kosmetische Mittel und Bedarfsgegenstände). Als gesundheitsschädlich wurden Proben insbesondere wegen pathogener Keime (Salmonellen, Staphylococcus aureus und Bacillus cereus), überhöhten Gehalten an Histamin und wegen scharfkantiger Fremdkörper beurteilt. Außerdem wurden 11 948 Proben im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes für Lebensmittel tierischer Herkunft, bei dem unter anderem Fleisch, Milch, Eier und Honig auf Rückstände unerwünschter Stoffe untersucht werden, sowie 1 351 Proben auf Radioaktivität und 10 626 Proben im Rahmen der Trinkwasserüberwachung untersucht. Zahlen aus der Futtermittelüberwachung Im Jahr 2006 wurden 1 132 Betriebe, in denen Futtermittel hergestellt, gehandelt, eingeführt oder verfüttert wurden, kontrolliert (davon 674 tierhaltende Betriebe, insbesondere im Rahmen der 48 … Strafverfahren wegen Badezimmer- spray, der bei den Kunden Atemwegsvergiftungen hervorrief. 77 Zusammenfassung Jahresbericht 2006 7 Zusammenfassung: 60 … Sekunden oder 60 Minuten? Wie lange hält sich Highlights und Sorgenkinder des Jahres 2006 essbare Unterwäsche? 71 107 t … spanische Paprika wurden vernichtet! Sie enthielten das in Europa nicht zugelassene Insektizid Isophen-methyl. 95 1… … Injektionsstelle in der Muskulatur reichte aus, um dem Besitzer die zu frühe Schlachtung des behandelten Tieres nachzuweisen. 15 8 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann Cross-Compliance-Kontrollen). Dabei wurden verschiedene nicht den Vorschriften entsprachen. Beprobt wurden 450 Betriebe auch mehrfach geprüft. Insgesamt wurden 1 319 Einzelfuttermittel, 809 Mischfuttermittel, 55 Vormischungen Betriebsprüfungen und 47 Buchprüfungen durchgeführt und Zusatzstoffe. sowie 1 314 Futtermittelproben gezogen, von denen 247 Beispiele aus der Futter- und Lebensmittelüberwachung Rückstände von Tierarzneimitteln in Schlachtfleisch Noroviren in gekochtem Reis „Der routinemäßigen Fleischuntersuchung entgeht nichts!“ Nach dem Verzehr von Reisgerichten in einem indisch-cey- Eine Injektionsstelle in der Muskulatur eines Schlachttieres lonesischem Restaurant erkrankten 16 von 21 Schülern an erweckte beim Kontrolleur den Verdacht, dass das Tier vor Gastroenteritis. Die Symptome sowie die eintägige Inku- nicht allzu langer Zeit einer medikamentösen Behandlung bationszeit entsprachen denen einer Norovirus-Infektion. unterzogen worden ist. In den daraufhin zur Untersuchung Im gekochten Reis wurden die Molekularbiologen fündig: eingesandten Proben konnten Rückstände eines Antibioti- Noroviren positiv. Parallel dazu wurden im Regierungspräsi- kums nachgewiesen werden. dium Stuttgart (Abteilung 9 Landesgesundheitsamt) Stuhl- Die nachfolgenden Ermittlungen durch die Lebensmittel- proben von 6 Erkrankten ebenfalls mit positivem Ergebnis überwachung bestätigten, dass der Landwirt das Tier auf- auf Noroviren untersucht. Zur Abklärung der Infektionskette grund einer akuten Erkrankung behandeln ließ und nach wurden sowohl die Noroviren-Patientenisolate als auch das eigenen Angaben versehentlich zu früh zur Schlachtung Isolat aus dem gekochten Reis auf klonale Identität (gene- gegeben hatte. Die durch den Tierarzt und in den Anwen- tische Übereinstimmung) untersucht. Die Untersuchung dungshinweisen vorgegebenen Wartezeiten wurden nicht ergab zu 100 % übereinstimmende Gensequenzen zwi- beachtet. Gegen den Landwirt wurde Strafanzeige erstat- schen den Virenisolaten der Patienten und aus dem Reis: tet. Der Schlachtkörper musste unschädlich beseitigt wer- ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Konsum der den. Reisspeisen im Restaurant und den Erkrankungen der 16 Schüler ist damit bewiesen. Der gekochte Reis wurde als Beim Räuchern entsteht unerwünschtes gesundheitsschädlich beanstandet. 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) Im Rahmen einer Stufenkontrolle bei einem Fleischwaren- Dem „Gammelfleisch“ auf der Spur … hersteller und in umfangreichen Laborversuchen konnte ge- Ausgehend vom ersten Fleischskandal in Bayern Ende zeigt werden, dass beim Räuchern 3-MCPD entsteht: Pfef- 2005, folgten mit dem Begriff „Gammelfleisch“ 2006 wei- ferknacker (kleinkalibrige geräucherte Rohwurst), die noch tere Schlagzeilen. Zwei Schwerpunktprogramme wurden nicht geräuchert waren, enthielten kein 3-MCPD. Dieselben in Baden-Württemberg ins Leben gerufen, um eine inten- Pfefferknacker, die mit Kaltrauch von ca. 28 °C geräuchert sivierte Kontrolle in diesem Bereich zu ermöglichen. Für wurden, wiesen nach der Räucherung einen 3-MCPD Ge- diese Aufgabe wurden gesondert Tierärzte und im Rahmen halt von 133 µg/kg auf. Die zur Herstellung verwendeten des Kooperationsmodells mit der Polizei ehemalige WKD- Zutaten und Zusatzstoffe enthielten kein 3-MCPD. Eine Beamte eingesetzt. Probe „Wandabkratzung“ aus der Räucherkammer war mit U.a. tauchten bei den zahlreichen Kontrollen in Kühl- und einem sehr hohen 3-MCPD Gehalt (2455 µg/kg) belastet. Gefrierhäusern immer wieder Fleisch auf, das überlagert Die zur Räucherung verwendeten Holzspäne waren frei von und verdorben war. Manche Fleischstücke hatten einen chlororganischen Verbindungen, die evtl. eine Quelle für langen Transportweg hinter sich. Auch vor 2 Jahren aus das gebildete 3-MCPD darstellen könnten und waren auch Brasilien importiertes Rindfleisch war durch zu lange Ge- frei von 3-MCPD. Die Holzspäne wurden anschließend im frierlagerung ranzig geworden. Neben physikalischen und Labor unter kontrollierten Bedingungen verschwelt. Dabei chemischen Vorgängen im Fleisch sind die Unterbrechung zeigte sich, dass der aufgefangene Rauch große Mengen der Kühlkette oder die Verwendung von mikrobiell belaste- an 3-MCPD enthielt. Damit war klar: Beim Räuchern ent- ter Ausgangsware als Ursachen für den Verderb zu nennen. steht 3-MCPD. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse Tiefgefrieren kann die Haltbarkeit von Fleisch verlängern, deuten auch darauf hin, dass der Bildungsweg für 3-MCPD aber nur wenn frische Ausgangsware sachgerecht verpackt bei der Verschwelung von Holz ein anderer ist, als z.B. in (am besten vakuumiert) tiefgefroren wird. Sojasoßen und Backwaren. Da 3-MCPD sehr gut wasserlöslich ist, bleibt es nicht an der Oberfläche, sondern es dringt schnell auch in die inneren Schichten des geräucherten Erzeugnisses ein. Durch Entfernen der Wursthaut lässt sich also leider keine nennenswerte Reduktion der Kontamination mit 3-MCPD erreichen. Zusammenfassung Jahresbericht 2006 Verbotenes Pestizid in spanischem Gemüsepaprika entdeckt Zimt gegen Zucker? Die Ergebnisse von medizinischen Studien deuten darauf Im Rahmen der Rückstandsuntersuchungen bei Gemü- hin, dass durch den Verzehr von mehreren Gramm Cassia- sepaprika hat das CVUA Stuttgart Ende des Jahres 2006 Zimtpulver bzw. -Zimtextrakt pro Tag der Blutzuckerspiegel Rückstände des in der EU nicht zugelassenen Insektizids von Diabetikern günstig beeinflusst werden kann. Etliche Isofenphos-methyl festgestellt. Auffallend war, dass die- Firmen brachten - vor einer Zulassung als Arzneimittel! - ses Insektizid ausschließlich in den spanischen Proben bereits „Zimtkapseln“ zur Senkung des Blutzuckers als nachgewiesen wurde. In 12 der knapp 40 Proben wurde diätetische Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel Isofenphos-methyl nachgewiesen. Die Rückstandsgehalte für Diabetiker in den Verkehr. Mit den Zimtkapseln werden lagen in 8 Proben über der allgemeinen Höchstmenge von täglich Gramm-Mengen von Zimt verzehrt, das ist erheblich 0,01 mg/kg. mehr, als durch mit Zimt gewürzte Lebensmittel aufgenom- Der Wirkstoff Isofenphos-methyl wurde in China herge- men wird. Um mögliche Gefahren durch einen erhöhten stellt und ohne Zulassung und damit ohne toxikologische Cumaringehalt abschätzen zu können, wurden 26 Proben Bewertung illegal nach Spanien eingeführt und angewen- überprüft. 14 Proben enthielten hohe Cumaringehalte, 2 det. Aufgrund der toxikologischen Relevanz konnten ge- Proben wurden als gesundheitsschädlich beanstandet, da sundheitliche Risiken nicht mit der erforderlichen Sicher- der TDI-Wert (Tolerable Daily Intake = tolerierbare täg- heit ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse wurden in liche Aufnahmemenge) über 100 % ausgeschöpft war. das Schnellwarnsystem der Europäischen Kommission Hinsichtlich des Cumaringehaltes unauffällig waren nur die eingestellt und zeigten Wirkung: Nach dem Bericht der Proben, die wässrigen Zimtextrakt enthielten. spanischen Behörden wurden im 1. Quartal 303 Firmen kontrolliert, 107 203 kg Paprika vernichtet, 24 Betriebe mit Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln in Vermarktungsverbot belegt und 11 Strafverfahren einge- Trinkwasser leitet. Chloridazon-desphenyl ist ein Metabolit (Abbauprodukt) des Unkrautvernichtungsmittels Chloridazon, das im Zu- EU-Referenzlaboratorien (CRL) in Baden- ckerrübenanbau eingesetzt wird. Bei 28 von 80 untersuch- Württemberg ten Trinkwässern wurden Gehalte bis zu 3,4 µg/l nachge- Zur Weiterentwicklung der Lebensmittelüberwachung und wiesen. Die offene Frage, ob Chloridazon-desphenyl als Tierseuchendiagnostik wurde 2005 die Einrichtung von Ge- „relevanter“ Metabolit im Sinne der Trinkwasser-Verord- meinschafts-Referenzlaboratorien (Community Reference nung anzusehen ist und damit dem Grenzwert von 0,1 Laboratories, CRLs) von der Europäischen Union u.a. für µg/l unterliegt, wird derzeit auf Bundes- und EU-Ebene verschiedene rückstandsanalytische Arbeitsgebiete aus- geklärt. geschrieben. Die EU-Referenz-Laboratorien sollen sowohl Aus dem im Obstanbau eingesetzten Fungizid Tolylfluanid richtungsweisend als auch koordinierend und beratend wir- kann der Metabolit N,N-Dimethylsulfamid entstehen. ken. Ziel ist eine EU-weite Verbesserung der Qualität von Gehalte deutlich über 0,1 µg/l wurden nachgewiesen. Bei analytischen Ergebnissen. der Aufbereitung von Wasser mit Ozon kann aus diesem Nach Abschluss des strengen Auswahlverfahrens auf na- Metaboliten das krebserregende N-Nitrosodimethylamin tionaler und EU-Ebene wurden Anfang 2006 drei der acht entstehen. Das N-Nitrosodimethylamin wird durch die üb- CRLs im Bereich „Rückstände und Kontaminanten“ an das licherweise der Ozonierung nachgeschalteten Filterstufen CVUA Stuttgart und das CVUA Freiburg vergeben: Dabei teilweise wieder entfernt. Bei N,N-Dimethylsulfamid han- deckt das CVUA Stuttgart den Bereich „mit Einzelbestim- delt es sich um einen bislang unbekannten Pflanzenschutz- mungsverfahren zu analysierende Pestizidrückstände“ ab, mittelmetaboliten; weil sich bei Ozonierung daraus das ge- das CVUA Freiburg ist für den Bereich „Pestizidrückstände sundheitsbedenkliche N-Nitrosodimethylamin bilden kann, in Lebensmitteln tierischer Herkunft und Waren mit hohem muss der Metabolit als „relevanter Metabolit“ im Sinne der Fettanteil“ benannt. Das CVUA Freiburg wurde zudem für Trinkwasser-Verordnung angesehen werden. den Bereich „Dioxine und PCB in Lebensmitteln und Futtermitteln“ benannt. Inzwischen sind die Arbeitsprogramme mit der Kommission abgestimmt, und die Arbeit als CRL wurde zum 1. Juli 2006 aufgenommen. Die eindrucksvolle Bilanz des ersten halben Jahres: 4 Ringversuche, Aufbau eines Internet-Portals (www.crl-pesticides.eu ), eine „me- thod validation database“ und erste Workshops in Freiburg und Fellbach mit Teilnehmern aus allen EU-Ländern. 9 10 Lebensmittelüberwachung BW Teil I: Vorspann Nicht zugelassener GVO-Reis macht Schlagzeilen Orientalischer Modetrend „Shisha“ (Wasserpfeife) Amerikanische Behörden informierten die EU-Kommissi- 24 Proben Wasserpfeifentabak wurden auf ihre Gehalte an on darüber, dass in amerikanischen Reisprodukten Spu- Feuchthaltemitteln überprüft. Die gesetzliche Höchstmen- ren der nicht zugelassenen gentechnisch veränderten (gv) ge von 5 % in der Summe aller Feuchthaltemittel wurde Reissorte LL 601 nachgewiesen wurden und vermutlich in bei 7 Proben überschritten. Vermehrt gelangen tabakfreie die Lebensmittel- und Futtermittelkette gelangt seien. In 3 Produkte zum Rauchen in der Wasserpfeife in den Handel. der 10 untersuchten Futtermittelproben konnte in Baden- Es handelt sich dabei um Fruchtmischungen mit hohem Württemberg Reis LL 601 nachgewiesen werden. Die 3 Honig- bzw. Melasseanteil. In Deutschland gibt es deutli- positiven Befunde bezogen sich auf eine Partie Reisfutter- che Hinweise auf eine weite Verbreitung, nicht nur unter mehl von 50,6 t, die von einer Reismühle als Futtermittel den Mitbürgern aus Afrika bzw. Asien. Insbesondere unter abgegeben worden war. Die Restbestände von 1,6 t beim Jugendlichen hat das Rauchen von Wasserpfeifen einen Hersteller wurden gesperrt und die Vertriebswege ermit- Kultstatus eingenommen. telt. Über einen Zwischenhändler waren 25,0 t an einen Bei der Wasserpfeife wird der Tabak nicht direkt verbrannt Handelsbetrieb in Nordrhein-Westfalen ausgeliefert wor- wie bei der Zigarette, sondern er wird durch die glühende den. Weitere 24,0 t waren an einen Mischfuttermittelher- Holzkohle erhitzt bzw. verschwelt. Die glühende Holzkoh- steller in Baden-Württemberg geliefert worden. Insgesamt le trägt somit zur Zusammensetzung des Hauptstromrau- mussten 7,6 t Reisfuttermehl und 80,4 t Ergänzungsfutter- ches bei. Die Nikotinkonzentration im Wasserpfeifentabak mittel für Pferde unschädlich beseitigt werden. weist erhebliche Unterschiede auf. Die Gehalte schwanken Die parallel aufgenommene Untersuchung von Lebensmit- zwischen 3,4 mg Nikotin/g Tabak bis ca. 30 mg Nikotin/g teln lohnte sich: In insgesamt 31 von 195 Proben wurden Tabak. Das Bundesinstitut für Risikobewertung untersucht Verunreinigungen durch nicht zugelassenen gv Reis festge- in Zusammenarbeit mit dem CVUA Sigmaringen die Gehal- stellt. Die Verunreinigungen bewegten sich zwar durchweg te an Feuchthaltemitteln und Nitrosaminen im Tabak. Mit im sehr niedrigen Spurenbereich, aber derzeit sind selbst dem Nachbau einer Wasserpfeife im Labor sollen Untersu- solche Spuren von nicht zugelassenem gentechnisch ver- chungen auf die Gehalte von verschiedenen toxikologisch ändertem Reis verboten. relevanten Substanzen im Hauptstromrauch erfolgen. Für diese Untersuchung wurde eine spezielle analytische Ab- Atemnot auf Knopfdruck – Vergiftungsfälle durch ein rauchmaschine entworfen. Badezimmerspray Es begann Ende März 2006: in einer Angebotsaktion kom- Kurioses men zwei brandneue Produkte auf den Markt: die Aerosol- Müsliriegel mit Sicherheitsnadel – ein besonders sprays „Magic Nano Bad und Keramik Versiegeler“. Nach sicheres Lebensmittel? Angaben der Firma sollen mit den Sprays Unebenheiten auf Glas und Keramik mit kleinsten Nanoteilchen verschlossen und die behandelten Flächen so schmutzabweisend werden. Doch schon am ersten Tag der Markteinführung zeigt sich ein anderer Effekt. Kunden, die das Produkt zu Hause anwenden, spüren – nach ein bis zwei Stunden – zunächst Kratzen im Hals, dann stellt sich ein unangenehmer Husten ein, schließlich kommt es zu Atemnot. Viele Betroffene werden im Krankenhaus behandelt, in Einzelfällen werden Lungenödeme diagnostiziert. Nachdem Beschwerden bekannt wurden, hat die Firma einen Rückruf eingeleitet und die Öffentlichkeit gewarnt. In einem Müsliriegel aus einer Bäckerei war eine offene Sicherheitsnadel eingebacken. Die Sicherheitsnadel soll mit dem speziellen Verschlussmechanismus das gefahrlose und sichere Aneinanderheften zweier Textilien ermöglichen. Eine offene Nadel im Lebensmittel birgt allerdings ein erhebliches Verletzungspotenzial, wenn sie nicht vor dem Verzehr entdeckt wird. Diese Probe musste daher als gesundheitsschädlich und damit als unsicheres Lebensmittel beurteilt werden. Unterwäsche: ausgesprochen körpernah! Dennoch konnte nicht mehr verhindert werden, dass Kun- Um Wäsche der „anderen Art“ handelte es sich bei den den zum Teil schwere Vergiftungen erlitten. Bislang sind 48 vorgelegten Verdachtsproben „essbare Unterwäsche“. Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet Hier stellte sich die Frage: Gegenstand für den nicht nur vor- worden. Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat die Ermittlun- übergehenden Hautkontakt, also Bedarfsgegenstand, oder gen aufgenommen. Lebensmittel? Rechtlich gesehen gilt „sowohl als auch“. Für die Beurteilung sind aber vor allem die Kennzeichnungsvorschriften sowie die zusatzstoffrechtlichen Anforderungen für Lebensmittel relevant, die von den untersuchten Proben aber nicht eingehalten wurden. Jahresbericht 2006 11 Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug der Lebensmittelüberwachung Themen: Betriebskontrollen und Vollzug 12 Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB 14 Lebensmittelüberwachung – grenzenlos 25 12 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug Betriebskontrollen und Vollzug der Lebensmittelüberwachung Das Jahr 2006 der Lebensmittelüberwachung war geprägt von zwei wesentlichen Ereignissen, nämlich dem Inkrafttreten des neuen Lebensmittelrechts der Europäischen Union und den Folgen des Gammelfleischskandals. Seit 1. Januar 2006 gelten europaweit einheitliche Vorgaben, die die Sicherheit der Verbraucher im Lebensmittelbereich gewährleisten sollen. Das so genannte „EU-Hygienepaket“, das im Wesentlichen aus drei für alle EU-Mitgliedstaaten verbindliche Verordnungen besteht, kam zur Anwendung. Das Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz und viele andere lebensmittelrechtlichen Gesetze wurden durch das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch abgelöst. Viele der bisher in Deutschland geltenden speziellen Hygienegesetze und -verordnungen haben in diesem Zusammenhang ihre Gültigkeit verloren. Die neuen Vorschriften und Anforderungen gelten jedoch nicht nur für die Lebensmittel- und Futtermittelunternehmer, sondern auch für die Tätigkeit der amtlichen Überwachungsbehörden. Erschwerend kam für die Lebensmittelüberwachungsbehörden jedoch hinzu, dass teilweise die für die Umsetzung der Vorschriften notwendigen Durchführungsvorschriften noch fehlten. Es ergaben sich Rechtslücken, die die Arbeit der Lebensmittelüberwachungsbehörde, insbesondere den Verwaltungsvollzug, belasteten. Ausgehend vom ersten Fleischskandal in Bayern Ende 2005, folgten mit dem Begriff „Gammelfleisch“ 2006 weitere Schlagzeilen. Zwei Schwerpunktprogramme wurden in Baden-Württemberg ins Leben gerufen, um eine intensivierte Kontrolle in diesem Bereich zu ermöglichen. Für diese Aufgabe wurden gesondert Tierärzte und im Rahmen des Kooperationsmodells mit der Polizei ehemalige WKD-Beamte eingesetzt. Die Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg wird bis hin zur Abgabe an den Verbraucher. Die Überprüfungen von insgesamt 44 unteren Lebensmittelüberwachungsbe- erstrecken sich auf die gesamte Palette der Lebensmittel- hörden durchgeführt. Fachlich koordiniert werden diese von betriebe. Dazu gehören u. a. Groß- bzw. Wochenmärkte, den vier Regierungspräsidien, welche ihrerseits wiederum Gaststätten, Imbisseinrichtungen, Lebensmittelstände dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum un- auf Straßen- sowie Vereinsfesten, Küchen in Schulen und terstehen. Die Überwachung erfolgt durch die Lebensmit- Heimen. Aber auch Lebensmittel „auf der Straße“ bleiben telkontrolleure und Amtstierärzte der Stadt- und Landkrei- nicht außen vor. Gezielt werden Lebensmitteltransporte in se, die in besonderen Fällen durch Sachverständige der das routinemäßige Kontrollprogramm einbezogen. Doch Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter des Landes auch wenn sich Verbraucher beschweren – sei es, weil ih- unterstützt werden. nen verdorbene Ware verkauft wurde, oder weil ihnen nach Lebensmittelsicherheit und Gesundheit des Verbrauchers Genuss eines Lebensmittels übel geworden ist, werden sind untrennbar miteinander verbunden und somit für die die Lebensmittelüberwachungsbehören aktiv und gehen Bürger von großer Bedeutung. In einer zu- der Sache auf den Grund. Besonders im Zusammenhang nehmend globalisierten Welt sind die mit Erkrankungsfällen wird, teils mit großem Erfolg, de- komplexen Sachverhalte allerdings tektivisch auf Ursachensuche gegangen. So konnte häufig für den Einzelnen kaum noch Schlimmeres verhindert werden, indem verdorbene Le- nachvollziehbar. Umso wichti- bensmittel sofort aus dem Verkehr gezogen wurden oder ger ist es, dass sich der Verbrau- krankes Personal bis zu seiner Genesung „Zwangsurlaub“ cher auf einen wirkungsvollen genießen konnte. Auch bei Rückrufaktionen von Lebens- Schutz durch die Behörden ver- mitteln, die beispielsweise Rückstandshöchstmengenüber- lassen kann. schreitungen aufwiesen, werden Verbraucher direkt und Die Überwachung von Lebens- nachhaltig durch die Arbeit der Lebensmittelüberwachung mitteln beginnt bereits bei der geschützt. Urproduktion und endet schließlich Die Lebensmittelüberwachungsbehörden sind jedoch nicht bei der direkten Abgabe eines Lebens- nur für Überwachungsaufgaben zuständig. Ein weiterer mittels an den Verbraucher, so auch das Teil ihrer Arbeit betrifft Zulassungen von Betrieben sowie Überwachungskonzept der europäischen Gemeinschaft Beratungen von Bauvorhaben, die im Zusammenhang mit „From the stable to the table“. Lebensmitteln selbst, oder deren Verarbeitung stehen. So Dementsprechend beginnt die Kontrolle z. B. von fleisch- können und sollen baubedingte Mängel bereits bei der Pla- liefernden Tieren bei der Haltung und Fütterung im land- nung vermieden werden. Teure Nachbesserungen werden wirtschaftlichen Betrieb, über die hygienische Schlachtung, unnötig. Doch auch Schulungen und Beratungen führen die den Transport des Fleisches in geeigneten Fahrzeugen, der tierärztlichen Sachverständigen und die Lebensmittelkon- Verarbeitung und den Vertrieb im Groß- oder Einzelhandel, trolleure der Landratsämter bzw. der Bürgermeisterämter Betriebskontrollen und Vollzug Jahresbericht 2006 13 Abb.: der Stadtkreise durch. So kann z. B. durch Ratschlag an die Verfügung gestellt. Für das zweite Schwerpunktprogramm Eltern bei einem Schulfest vermieden werden, dass die „Fleisch“ wurden zeitlich befristet zusätzliche Tierärzte ein- Auf Megaveranstal- Grillwürstchen stundenlang ungekühlt in der Sonne auf gestellt, die speziell die Überprüfungen der Vertriebswege tungen werden die der Bierbank gelagert werden. von Fleisch und von tierischen Nebenprodukten übernah- Lebensmittelüber- Daher konnte schon manches Fest zu einem vollen Erfolg – men. So wurden zusätzlich zu den regulären Betriebskon- wachungsbehörden auch hinsichtlich der Gesundheit der Besucher – werden. trollen zahlreiche Kontrollen außerhalb des üblichen Über- ganz besonders Diese beschriebenen Aufgaben sind jedoch nur Teilberei- wachungsauftrages durchgeführt, um neue Erkenntnisse gefordert. che der vielfältigen Arbeitsfelder der Lebensmittelüberwa- über Warenströme und Gepflogenheiten der Lebensmit- chungsbehörden. tel- / Fleischwirtschaft zu gewinnen. Diese Aktionen führten Leider wurde das Vertrauen der Bürger in die Lebensmittelüberwachung durch diverse Missstände, die in der Presse als „Gammelfleischskandale“ diskutiert wurden, in den Jahren 2005 und 2006 teils getrübt. Die vermehrt bekannt zwar zu Mehrbelastungen der in der Überwachung tätigen Personen und Dienststellen, hatten aber zur Folge, dass die Verbraucher im „Ländle“ vor abgelaufenem und ungenießbarem Fleisch maximal geschützt werden konnten. gewordenen Verstöße gegen das Lebensmittelrecht wur- Das öffentliche Interesse an der Entwicklung der Lebens- den vielfach als Zeichen einer unzureichenden Lebensmit- mittelüberwachung in Baden-Württemberg war selbst im telkontrolle interpretiert. Zur Ermittlung der Sachlage aber zweiten Jahr nach ihrer Neuorganisation durch die Verwal- auch zur Vermeidung weiterer Fälle grober Verstöße gegen tungsreform ungebrochen. Die politische Diskussion dazu das Lebensmittelrecht und die Verbraucherbelange wurden ist auch im Zusammenhang mit den Fleischskandalen noch im Berichtsjahr in Baden-Württemberg zwei Schwerpunkt- nicht verstummt. Die Ziele dieser Umstrukturierungen wur- programme mit Unterstützung der Landesregierung und in den und werden allerdings konsequent verfolgt. So konnte Zusammenarbeit mit der Polizei geplant und durchgeführt. ein Teil der abgeordneten Polizisten des ehemaligen Wirt- Im Rahmen der interministeriellen Konzeption „Kooperati- schaftkontrolldienstes Ende 2006 zurück in ihren Dienst onsmodell“ wurden vonseiten der Polizei ehemalige Beam- bei der Polizei gehen. Diese Beamten wurden durch neu te des Wirtschaftskontrolldienstes zur Unterstützung der ausgebildete Lebensmittelkontrolleure ersetzt. Einiges an Lebensmittelüberwachungsbehörden als Kontrolleure zur Wissen und Erfahrung der polizeilichen Lebensmittelkon- Lebensmittelüberwachung BW 14 Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug trolleure konnte den neuen Lebensmittelkontrolleuren in bei der Akademie der Polizei in Freiburg. Etwa 170 verschie- der zweijährigen Ausbildung mit auf den Weg gegeben dene Fachleute aus der Landesverwaltung, den Untersu- werden. Ergänzt wird dieses Know-how durch eine fundier- chungsämtern, aber auch aus Kreisen der Lebensmittel- te Vorbildung dieser Kontrolleure. Nur wer bereits Meister wirtschaft und des Handwerks unterrichten als Dozenten in einem Lebensmittelhandwerk ist oder über eine ver- die angehenden Kontrolleure. Das Ausbildungsprogramm gleichbare berufliche Qualifikation verfügt, kann von den ist anspruchsvoll und sichert ein hohes fachliches Können Lebensmittelüberwachungsbehörden angestellt und zum des Überwachungspersonals. Dieser Umstand ist eine gu- amtlichen Lebensmittelkontrolleur weitergebildet werden. te Grundlage für die zukünftige Gewährleistung des Ver- Diese Fachausbildung teilen sich die Unteren Verwaltungs- braucherschutzes in Baden-Württemberg. behörden mit der zentralen Ausbildungsstelle des Landes Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Zahl der Betriebe landwirt- Hersteller Großhändler Dienst- handwerkliche Gesamt schaftliche und und leistungs- Hersteller Erzeuger Abpacker Transporteure betriebe und Direkt- Einzelhändler (Urproduktion) Betriebe vermarkter 57 135 2 653 3 060 50 047 80 231 13 194 206 320 kontrollierte Betriebe 1 672 1 067 998 18 534 30 279 4 732 57 282 Kontrollbesuche 2 142 9 534 3 715 30 409 41 171 8 016 94 987 162 359 230 3 566 9 538 1 701 15 556 Betriebe mit Verstößen Tabelle: Die Kontrollfrequenzen der amtlichen Lebensmittelüberwa- Anzahl der chung in den einzelnen Betrieben leiten sich von der Risiko- von Anordnungen oder anderen Maßnahmen zur Gefah- Betriebskontrol- bewertung ab. Jeder Betrieb wird vom Kontrollpersonal renabwehr – im Berichtsjahr in 26 476 Fällen – dafür, dass len (gemäß § 2 der zuständigen Verwaltungsbehörden auf der Basis aktu- rechtskonforme Zustände wiederhergestellt werden. Dies Nr. 1.1 AVV-DÜb) eller Erkenntnisse einer Bewertung der Risiken unterzogen, ist oftmals verbunden mit der Einleitung von Maßnahmen die von dem Betrieb für den Verbraucher ausgehen kön- zur Ahndung der Verstöße. Bei Verdacht des Vorliegens hörden mit ihren verwaltungsrechtlichen Mitteln in Form nen. Aus dieser Einstufung folgern Kontrollintervalle, die einer Straftat wird die Sache an die zuständige Staatsan- zwischen arbeitstäglich und 36 Monaten variieren können. waltschaft weitergeleitet, die über das weitere Vorgehen Nach derzeitiger Einteilung sollten knapp über 40 % der entscheidet. vorhandenen Betriebe im Jahr inspiziert werden, um die Kontrollvorgaben einzuhalten, die sich an bundeseinheitlichen Vorgaben orientieren. An den Betriebskontrollen, die in der Regel von Lebensmittelkontrolleuren durchgeführt In Zahlen ausgedrückt ergaben sich – soweit bei den unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden bekannt – aus der o. g. Tätigkeiten im Jahr 2006 insgesamt wurden, sind je nach Betriebsart und aktueller Situation • 832 Strafverfahren (mit Geldstrafen bis zu 3 000,– 1), die Amtstierärzte der unteren Lebensmittelüberwachungs- • 2 420 Ordnungswidrigkeitsverfahren, die zu über behörden als Sachverständige beteiligt. Regelmäßig sind 1 530 Bußgeldbescheiden (mit Bußgeldern bis zu Vertreter (Lebensmittelchemiker und Tierärzte) der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter sowie Ärzte der Gesundheitsämter an den Kontrollen beteiligt. Hier handelt es sich insbesondere um Kontrollen besonders großer oder risikoreicher Betriebe wie z. B. Molkereien, Großküchen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Insgesamt fanden 94 987 Kontrollbesuche statt, bei denen 57 282 der insgesamt 206 320 in Baden-Württemberg erfassten Betriebe ein- oder mehrmals überprüft wurden. In 15 556 Betrieben wurden Verstöße festgestellt, die Zahl der Beanstandungen betrug 23 948. 2 500,– 1) führten, und • 5 825 Verwarnungen mit oder ohne Verwarngeld. 218 Betriebe mussten aufgrund der dort herrschenden unhygienischen Umstände zum Schutz der Verbraucher sofort geschlossen werden oder wurden durch den verantwortlichen Betreiber vorübergehend „wegen Krankheit“ freiwillig geschlossen. Die nachfolgenden Fallbeispiele vermitteln einen Einblick in die Arbeit der baden-württembergischen Lebensmittelund Fleischhygieneüberwachung. Diese Beispiele stellen allerdings – zum Teil drastische – Einzelfälle dar, die nicht Führen Kontrollen zu Beanstandungen, die nicht sofort repräsentativ für die jeweilige Branche sind und keine oder freiwillig durch den Betreiber abgestellt werden, sor- Rückschlüsse auf die Lebensmittelunternehmen in Baden- gen die verantwortlichen Lebensmittelüberwachungsbe- Württemberg insgesamt erlauben. Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 15 Landwirtschaftliche Erzeuger (Urproduktion) Rückstände von Tierarzneimitteln in Schlachtfleisch „Der routinemäßigen Fleischuntersuchung entgeht nichts!“ eigenen Angaben versehentlich zu früh zur Schlachtung Eine Injektionsstelle in der Muskulatur erweckte beim Kon- gegeben hatte. Die durch den Tierarzt und in den Anwen- trolleur den Verdacht, dass das Tier vor nicht all zu langer dungshinweisen vorgegebenen Wartezeiten wurden nicht Zeit einer medikamentösen Behandlung unterzogen wor- beachtet. Gegen den Landwirt wurde Strafanzeige erstat- den ist. Die daraufhin zur Untersuchung eingesandten Pro- tet. Der Schlachtkörper musste unschädlich beseitigt wer- ben brachten die Sache ans Licht. Es wurde die Anwendung den. eines Antibiotikums beim Schlachttier nachgewiesen. Die nachfolgenden Ermittlungen durch die Lebensmittelüberwachung bestätigten, dass der Landwirt das Tier auf- Tabelle: Art der festgestellten Verstöße bei Betriebskontrollen grund einer akuten Erkrankung behandeln ließ und nach (gemäß § 2 Nr. 1.1 AVV-DÜb) Art der Verstöße landwirt- Hersteller Großhändler Dienst- handwerkliche Gesamt (Mehrfachnennungen schaftliche und und leistungs- Hersteller möglich) Erzeuger Abpacker Transporteure betriebe und Direkt- Einzelhändler (Urproduktion) Hygiene (HACCP, Ausbildung) vermarkter 19 116 60 729 2 180 590 3 694 Hygiene allgemein 130 264 129 2 800 8 783 1 522 13 628 Zusammensetzung 7 42 47 201 39 43 379 (nicht mikrobiologisch) Kennzeichnung, Aufmachung 30 95 74 1 094 2 989 476 4 758 Andere 22 54 51 365 855 142 1 489 Verstärkte Milchkammerkontrollen So manche durch die Milchkammer flitzende Maus wurde hatten auch die Wahl ungeeigneter Reinigungsmittel, der nun auf Nimmerwiedersehen aus der Milchkammer ver- nicht ausreichende Wechsel zwischen basischen und sau- bannt. Milcherzeugerbetriebe, die von den Molkereien im ren Präparaten und die fehlerhafte Dosierung der Reini- Rahmen der Eigenverantwortung wegen erhöhter Keim- gungs- und Desinfektionsmittel. Bringt der Landwirt den oder Zellzahlen der Liefermilch von der Milchlieferung aus- Hygienestatus seiner Milcherzeugung nicht rechtzeitig in geschlossen worden waren, hatte die Lebensmittelüber- Ordnung brachte ihm diese Kontrolle weitere Verluste in wachung genauer unter die Lupe genommen. Die Milchge- Form von 1 % bis 5 % Prämienabzug ein. Nur derjenige winnung, die Lagerung der Milch in der Milchkammer und Landwirt, der in Übereinstimmung mit den Vorschriften die für die Milchproduktion verwendeten Gerätschaften des Umweltschutzes, des Tierschutzes, der Tiergesundheit werden dabei einer gründlichen Inspektion unterzogen. Gründe für die Grenzwertüberschreitungen sollen im Rahmen dieser Kontrollen ermittelt und der betreffenden Milcherzeuger über Möglichkeiten zur Beseitigung der Probleme informiert und angehalten werden. Dies konnten beispielsweise bezogen auf die Keimzahl im einen oder anderen Fall die defekte Kühlung oder auch hygienisch problematische Verunreinigungen sein, weil Winkel und Ecken des „Milchgeschirrs“ oder der Rohrleitungen und Lagertanks bei der Reinigung übersehen oder nicht ausreichend behandelt wurden. Probleme ergaben sich aus mangelhafter oder fehlender technischer Wartung der Melkanlage, die zu Entzündungen der Euter bei den Kühen und damit zu erhöhten Zellzahlen in der Milch führten. Negative Folgen und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes handelt und produziert, hat in vollem Umfang Anspruch auf die öffentlichen Fördermittel. Abb.: Unhygienische Milchkammer 16 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug Hersteller Milcherzeugnisse und Milchbe- und -verarbeitungs- Bäckereien und Konditoreien Jahr für Jahr die gleichen Mängel betriebe Wasserstoffperoxid auf H-Milchpackungen verursachte beim Verbraucher Verätzungen Wasserstoffperoxid ist ein gängiges Desinfektionsmittel in der Lebensmittelherstellung. Es wird insbesondere bei der Packstoffentkeimung eingesetzt. Bei sachgerechter Anwendung erweist es sich als absolut unproblematisch. Doch in einem Fall trat in einer Molkerei bei der Abfüllung von H-Milch ein Fehler auf. Es blieben feine Tröpfchen des Desinfektionsmittels auf der Kunststofföffnung im Ausgießer der Verpackung zurück. Nach Hautkontakt führte die Flüssigkeit beim Öffnen der Verpackung zu unangenehmen, allenfalls leicht juckenden, weißen Fingerspitzen. Grund dafür war die ätzende Wirkung des Wasserstoffperoxids. Die Öffentlichkeit wurde über das Problem bei den betroffenen Chargen informiert. Bei Versuchen zeigte sich, dass sich das Desinfektionsmittel nach Kontakt mit der Außenluft beim Stehenlassen der Milchpackungen in wenigen Tagen verflüchtete. Durch eine geänderte Justierung des Luftstroms, der das Wasserstoffperoxid von dem Verpackungsmaterial blasen soll, konnte das Problem vollständig behoben werden. Bäckereien und Konditoreien gehören immer noch zu den Sorgenkindern der Lebensmittelüberwachung. 90 von 395 überprüften Bäckereien bzw. Konditoreien, mithin 23 % der Betriebe, gaben Anlass zu behördlichen Auflagen sowie zu Bußgeld- und Strafverfahren. Sowohl handwerkliche Betriebe (s. u., Kapitel Handwerkliche Hersteller und Direktvermarkter) als auch namhafte, zertifizierte, europaweit liefernde Großbäckereien nahmen es mit der Hygiene nicht so genau. Angesichts der keimabtötenden Wirkung im Backofen wurde die Einhaltung von Hygienenormen eher als lästige Sache der Behörde angesehen. Zwar konnten die Großbetriebe im Gegensatz zu den handwerklichen Bäckereien meist ein gut ausgearbeitetes Eigenkontrollkonzept vorlegen, doch beim Kontrollgang durch die Produktionsräume war von der Umsetzung des Konzeptes nicht viel zu merken. Starker Schädlingsbefall, desolate, nicht funktionsfähige Bodenabflüsse und verschimmelte Wände in der „Sterilabpackung“ wurden bei Betriebskontrollen bemerkt. Ungeniert wurden auf verschmutzten Arbeitsflächen Kuchen und Torten hergestellt, Teiglinge auf verschimmelte Gärtücher und Gärbretter aufgesetzt und Backwaren mit Einschießern (eine Art flacher Riesen- Wegfall der amtlichen Milcherhitzergenehmigung Nachdem die obligatorische amtliche Genehmigung für Milcherhitzungsanlagen aufgrund des EU-Rechtes weggefallen ist, werden diese Anlagen nur noch im Rahmen der Zulassung eines Betriebes und auch bei routinemäßigen Kontrollen vom technischen Sachverständigen des Regierungspräsidiums geprüft. Das Angebot, freiwillig eine amtliche Erhitzerabnahme durchführen zu lassen, wurde bisher von den meisten Betrei- Holzlöffel) aus dem Ofen geholt, die zuvor ausgerechnet mit der Lebensmittel-Kontaktseite auf dem schmutzverkrusteten Fußboden abgestellt waren. Neben der mangelnden Hygiene lag auch die bauliche Situation in manchen Betrieben schwer im Argen. So blätterte in einem Betrieb der Gipsmantel einer Rohrisolierung großflächig in darunterstehende Säcke mit Haselnüssen und anderen Backzutaten ab. Dem nicht genug, gelangte Laub, Schmutz und Schädlinge durch fehlende oder beschädigte Gitter an Kellerfenstern in die Lagerräume und in Löchern, Ritzen und Spalten verbargen sich Schaben und andere Schadinsekten. bern aufgrund der eigenen Verantwortlichkeit und auch zum Nachweis gegenüber Kunden genutzt. Für die Wärmebehandlung von Rohmilch kommen daher in zugelassenen Betrieben ausschließlich typgeprüfte und amtlich abgenommene Anlagen zum Einsatz, die dem Stand der Technik entsprechen. Obwohl die bisher geltenden und bewährten Vorschriften weggefallen sind, hat dies in Baden-Württemberg praktisch zu keiner Verschlechterung des Verbraucherschutzes geführt. Die große Erfahrung, die die Milchwirtschaft mit dem hoch empfindlichen und leicht verderblichen Lebensmittel Milch hat, sowie die Kenntnis um die enorme Breitenwirkung einer fehlerhaften Produktionscharge führen dazu, dass bewährte Hygienestandards der Produktionsprozesse nicht aufgegeben werden. Industrielle Hersteller von Backwaren bzw. Teigwaren Großbäckereien und große Teigwarenhersteller haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht Schimmelpilze sind Mikroorganismen des täglichen Lebens. Ihre Sporen finden sich überall in der Außenluft. Als Schadorganismen, die giftige Stoffwechselprodukte (Mykotoxine) freisetzen können, treten sie vor allem durch Befall von Lebensmitteln und anderen organischen Materialien in Erscheinung. Ein besonders beliebter Nährboden für Schimmelpilze ist das Getreide. Deshalb sind Großbäckereien und große Teigwarenhersteller europaweit verpflichtet, im Rahmen der Eigenkontrollen auf Schimmelpilze untersuchen zu lassen. Bei den Betriebskontrollen musste jedoch festgestellt werden, dass die überprüften Großbetriebe ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht hat- Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 Städtische Baubehörde versäumte Anhörung Zwischen Backofen und Gärraum lagen brechend volle der Fachbehörde Schabenfallen, mehrere Tiere krabbelten umher. Diese Zu- Das Versäumnis einer städtischen Baubehörde, die stände waren Anlass genug, den Betrieb sofort so lange amtliche Lebensmittelüberwachung mit in das Bau- zu schließen, bis eine Generalreinigung, die Entsorgung vorhaben einzubeziehen, hatte schlimme Folgen. Ein sämtlicher Lebensmittelvorräte und die dringendsten Stehcafé war so konzipiert, dass Kunden ungehindert Renovierungsarbeiten durchgeführt waren. Angesichts an bzw. hinter die Theke treten konnten. Sie mussten dieser Umstände hat der einzige Bäcker, der vorher ver- mangels geeigneter Vorrichtungen ihr Schmutzgeschirr geblich gegen den Schlendrian seiner Kollegen und der auf die Ablagefläche der Theke stellen. Auf einer Ar- Verantwortlichen gekämpft hatte, den Betrieb verlassen. beitsplatte standen ohne jeglichen Schutz verschiedene Kuchen zur Auswahl. Die Personaltoilette ohne Fenster Tiergarten in einer Bäckerei und Abzugsmöglichkeit mündete direkt in den Bereich, In einer Bäckerei in höchst desolatem Zustand wurden bei- in dem Geschirr gespült und auch Teiglinge aufgelegt nahe unvorstellbare hygienische Missstände angetroffen. wurden. Der frei im Raum stehende Backofen war an Aus dem Gärraum drang ein penetranter fäkalischer Ge- der Rückseite zum Vorbereitungsraum nicht verschalt, stank. Eine stark durchgebogene Gipskartondecke droh- sodass sämtliche Leitungen, Rohre und Armaturen be- te herabzufallen. Auf den Fußboden tropfte Wasser. Eine reits nach kurzer Zeit dicke Staub- und Schmutzkrusten Maus flitzte an der Wand entlang und in den Kabelkanälen aufwiesen. Bei Sichtung der Planzeichnungen durch die waren gleich mehrere bei ihren Aktivitäten zu hören. Eine Fachleute der Lebensmittelüberwachung wären die weitere Maus hatte sich schon tot gelaufen. Dem war nicht Probleme rechtzeitig vor der Bauausführung bekannt genug. Durch gekippte Oberlichter ohne Schutznetz kamen geworden und der Bauherr und Planverfasser auf die auch noch vier Spatzen zu Besuch. Mängel hingewiesen worden. Teure Nachbesserungen wären ihm bzw. dem Betreiber erspart geblieben. In einer Mühlenbäckerei war das Maß voll! Eine Bäckerei, die zu einer Getreidemühle gehörte, war zunehmend sowohl baulich als auch im Hinblick auf die Hygiene heruntergekommen. Zwar wurde seitens der verantwortlichen Betriebsleitung Besserung zugesichert, dringend notwendige Maßnahmen sind jedoch angesichts der schlechten Finanzlage der Mühlengenossenschaft immer wieder verschoben worden. Bei einer Kontrolle im Sommer flogen Motten aus verschiedenen Zutatensäcken heraus, klebte am Schrank des Heizraumes, in dem Altbrot für Weckmehl aufbewahrt wurde, eine tote Kakerlake, waren große Flächen in den Produktions- und Lagerräumen verschimmelt. In einer kleineren Brauerei lagen die Reinigung der Betriebsräume und der Gerätschaften sowie die Schädlingsbekämpfung erheblich im Argen. Dicke Gespinste, zahlreiche Mehlmotten, tote Mäuse, Mäusekot bzw. Fraßspuren von Mäusen sowie dicke Malzstaubkrusten, nicht gewechselte Filterplatten waren Zeichen nicht mehr duldbarer unhygienischer Zustände. Auch in der Leerflaschenkontrolle gab es Probleme, die vornehmlich die kleineren Brauereien betrafen. Sie beschränkten sich lediglich auf eine visuelle Kontrolle vor einem Leuchtschirm. Dies stellt aber nicht mehr den Stand der Technik dar. Eine schwierige Situation für die kleineren Brauerein, da eine apparative Anlage für sie meist zu teuer ist bzw. nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Hersteller von Säuglings- und Kleinkindernahrung ten. Als Überprüfungsparameter wurden ausschließlich die produktionstechnisch relevanten Grundqualitäten wie beispielsweise der Kleber- und Wassergehalt angetroffen. Die Verantwortung für die Herstellung eines sicheren Lebensmittel wurden zwar in detaillierten Spezifikationen auf die Mühlen übertragen, doch Unterlagen, die die geforderten Qualität bestätigt hätten, lagen in den Verarbeitungsbetrieben nicht vor. Brauereien Schimmelpilzgift in Säuglingskarottensaft Patulin ist ein Schimmelpilzgift, das vor allem in angefaultem Kernobst und Gemüse gebildet werden kann. Es ist im Tierversuch krebserregend, weshalb darauf geachtet werden muss, dass kein Obst und Gemüse verarbeitet wird, das faule Stellen aufweist. Außerdem haben Hersteller bzw. Verarbeiter solcher Produkte durch betriebliche Eigenkontrollen eine Kontamination durch Patulin zu überwachen. In einem Fall wurde dies wohl nicht sehr ernst genommen. Ein Hersteller von Säuglings- und Kleinkin- „Reinheitsgebot“ nicht beachtet dernahrung brachte Karottensaft für Säuglinge gewerbs- In den meisten überprüften Brauereien wurden wie auch mäßig in Verkehr, der die dreifache Menge des zulässigen in den Vorjahren keine gravierenden hygienischen Mängel Höchstgehaltes an Patulin enthielt. Die betroffene Charge vorgefunden. Doch auch in dieser Branche gibt es Aus- wurde umgehend europaweit zurückgerufen. reißer: 17 18 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug GVO in Lebensmitteln – Wie wirksam ist die betriebliche Eigenkontrolle? Lebensmittelhersteller oder -händ- chung von Cornflakes, Maltodextrinen doch zu prüfen. Als vertrauenswürdig ler scheuen sich davor, Produkte als oder gereinigten Sojalecithinen hat. angesehen wurden vor allem aktuelle Bescheinigungen von unabhängigen „gentechnisch verändert“ kennzeich- Solche Zutaten enthalten kaum oder nen zu müssen und verzichten lieber keine Erbsubstanz, und dementspre- Zertifizierungs- und Akkreditierungs- auf solche Zutaten und Erzeugnisse. chend können gentechnische Verände- stellen, die das GVO-Eigenkontrollsys- Damit dies auch der Wahrheit ent- rungen oft nicht mit einer ausreichen- tem bei den Lieferanten auditiert und spricht, müssen – je nach Betriebs- den Empfindlichkeit nachgewiesen anerkannt haben. Außerdem haben ei- art – mehr oder weniger umfangrei- werden. nige Lieferanten Rückverfolgungssys- che Vermeidungs- und Eigenkontroll- Nur die Untersuchung der Rohstoffe teme eingerichtet, welche die Identi- maßnahmen erfolgen. Wie auch in kann hier klären, ob ein daraus herge- tät des Rohstoffs bestätigen können. den Vorjahren wurde dies unter die stelltes Lebensmittel zu kennzeichnen Bei kleineren Betrieben und selten Lupe genommen. 2006 waren diese ist. Die amtliche Überwachung unter- verwendeten Zutaten wurden einfa- Kontrollen erstmals auch Gegenstand sucht daher bevorzugt Rohstoffe wie che Lieferantenbescheinigungen, so- eines bundesweiten Überwachungs- Sojabohnen, Maiskörner oder Raps- fern sie aktuell waren, häufig als aus- programms. Viele Hersteller haben saat. Wenn allerdings kein Zugriff reichend angesehen. Nicht akzeptiert mittlerweile risikoorientierte Stich- besteht – etwa weil der Lieferant in wurden dagegen veraltete Belege, die probenpläne festgelegt, die in ihrem Frankreich ansässig ist – müssen zu- aus 2004 datierten, also dem ersten Umfang zumeist als ausreichend be- nächst Lieferantenbescheinigungen Geltungsjahr der europäischen Kenn- wertet wurden. Neben den Konzer- genügen. Ihre Aussagekraft ist je- zeichnungsregelung. nen sind inzwischen auch mittelständische Betriebe dazu übergegangen, ihre Lieferanten vor Ort zu möglichen gentechnischen Veränderungen zu Hersteller und Importeure von Bedarfsgegenständen Unliebsame Wanderung Atemnot auf Knopfdruck: auditieren. Solche Maßnahmen sind Bei Kontrollen von Betrieben, die Be- Vergiftungsfälle durch ein Bade- oft wirksamer als manche Analyse bei darfsgegenstände herstellen, stehen zimmerspray stark verarbeiteten Produkten wie in in der Regel nicht die hygienischen Es begann Ende März 2006: Erstmals einem nachfolgend aufgeführten Fall Belange im Vordergrund. Vielmehr kommen in einer Angebotsaktion zwei ersichtlich wird. sind anhand der Rezepturen und der brandneue Produkte auf den Markt: Produktionsbedingungen spezielle die Aerosolsprays „Magic Nano Bad Viel Papier und wenig Inhalt Produktrisiken, wie die sensorische und WC Versiegeler“ sowie „Magic Lebensmittel, die aus gentechnisch ver- Beeinträchtigung verpackter Lebens- Nano Glas und Keramik Versiegeler“. änderten Organismen hergestellt wer- mittel oder der Übergang von Stoffen Nach Angaben der Firma sollen mit den, müssen gekennzeichnet werden – von Gegenständen mit Lebensmittel- den Sprays Unebenheiten auf Glas- soweit die europaweite Regelung. kontakt im Zuge der Eigenkontrollen und Keramik mit kleinsten Nanoteil- Nicht selten lässt sich das im ferti- zu prüfen. Aber auch dies sollte ge- chen verschlossen und die behandel- gen Lebensmittel auch mit den emp- lernt sein. Oftmals wird mangels aus- ten Flächen so wasser- und schmutz- findlichsten Analysenmethoden nicht reichenden chemischen und rechtli- abweisend werden. Doch schon am mehr überprüfen. Wichtige Beispiele chen Hintergrundwissens auf falsche ersten Tag der Markteinführung zeigt sind Speiseöle, aber auch modifizierte Parameter geprüft. Untersuchungen sich ein ungewollter, anderer Effekt. Stärken und Stärkeverzuckerungspro- realer, mit dem jeweiligen Gegen- Kunden, die das Produkt zu Hause an- dukte, wie Glucose oder Maltodextri- stand oder Verpackungsmaterial in wenden, spüren – meist nach ein bis ne. Letztere werden häufig aus Mais Kontakt kommender Lebensmittel zwei Stunden – zunächst Kratzen im hergestellt und sind Zutaten in der wurden gar nicht in Auftrag gegeben, Hals, dann stellt sich ein unangeneh- Rezeptur von vielen industriell herge- was bei bestimmten Kombinationen, mer Husten ein, schließlich kommt es stellten Lebensmitteln vom Gummi- z. B. ölhaltigen Lebensmitteln in Glä- zu Atemnot. Viele Betroffene werden bärchen bis hin zur Tütensuppe. sern mit Twist-off-Deckeln, fatale Fol- im Krankenhaus behandelt, in Einzel- Zertifikate mit Untersuchungsergeb- gen hatte. Deshalb wurden gezielt in fällen werden Lungenödeme diagnos- nissen, besonders wenn ein negativer Baden-Württemberg ansässige Her- tiziert. Befund für gentechnische Veränderun- steller / Importeure überprüft, die in Die Produkte wurden von einer Firma gen bescheinigt wird, sind jedoch im risikobehafteten Produktionszweigen vertrieben, die ihren Sitz in einer klei- Lebensmittelsektor viel wert. Nach tätig sind, die durch Beanstandungen nen Gemeinde auf der Schwäbischen wie vor fragen nur wenige Betriebe von Marktproben auffielen oder bei Alb hat. Nach Bekanntwerden der Be- nach, welche Aussagekraft ein nega- denen sich Verbraucherbeschwerden schwerden und wirkungsvollen Aktivi- tives Ergebnis etwa bei der Untersu- häuften. täten der Lebensmittelüberwachungs- Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 behörden hat die Firma umgehend verantwortliche Betriebsinhaber ist je- sowohl im öffentlichen Auftrag wie einen umfangreichen Rückruf einge- doch zwischenzeitlich im Alter von 53 auch im Auftrag der beteiligten Firmen leitet und die Öffentlichkeit gewarnt. Jahren verstorben. an einer wissenschaftlich fundierten Dennoch konnte nicht mehr verhin- Bis heute ist noch völlig unklar, welche Aufklärung der Vergiftungen. dert werden, dass Kunden zum Teil Chemikalie(n) die Vergiftungen ausge- schwere Vergiftungen erlitten. Bislang löst haben – und ob die Vergiftungen sind 48 Verfahren wegen fahrlässiger tatsächlich auf neuartige Nanotechno- Körperverletzung eingeleitet worden. logien zurückzuführen sind oder auf Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat Chemikalien „im klassischen Sinne“. die Ermittlungen aufgenommen. Der Inzwischen arbeiten mehrere Labore Großhändler und Transporteure Dem „Gammelfleisch“ auf der Spur … Besonders die Lebensmittelgroßhändler standen verstärkt im Visier der Lebensmittelkontrollen, da dort wohl „üble Machenschaften“ zu vermuten waren, wenn man den zahlreichen veröffentlichten Skandalen Glauben schenken kann. Passauer Firma hat auch in Baden-Württemberg den, dass dieses offensichtlich verdorbene Fleisch auf kei- „gewildert“ nen Fall in den Handel kommt. Im Laufe der Ermittlungen Der große „Wildfleischskandal“ einer Passauer Firma En- stellte sich heraus, dass der Fahrer schon einige Tage zuvor de 2005 erschütterte nicht nur die Verbraucher, sondern seine Tour mit dem mit Fleisch beladenen Lkw aus Spanien auch die Fleischindustrie. So kam es, dass das Bayerische nach Deutschland begonnen hatte. Der Fleischverarbei- Staatsministerium Anfang Januar 2006 mitteilte, dass meh- tungsbetrieb, der die Annahme verweigert und die Behörde rere Chargen Wildfleisch genussuntauglich seien und somit eingeschaltet hatte, war bereits die vierte Abladestelle. zurückgerufen werden müssten. Beim Öffnen der Laderaumtür des Lkws kam dem herbei- Auch in Baden-Württemberg rückten die Lebensmittelkon- gerufenen Lebensmittelkontrolleur ein intensiv ekelhafter, trolleure aus, um diese Rückrufaktionen aus Supermärkten, fauliger Geruch aus dem Laderauminneren entgegen. Metzgereien und anderen Vermarktern zu überprüfen. Da- Es war festzustellen, dass der Lkw bereits ca. eine Ton- bei waren die Kontrolleure angehalten, Proben von solchen ne Retourenware geladen hatte. Dem Fahrer war jedoch Produkten bzw. Chargen zu nehmen, die von den Rückru- wohl nicht klar, dass es sich dabei um Fleisch handelte, das faktionen noch nicht betroffen waren. Im Nachhinein zeigte sich wegen fortgeschrittener „Reifung“ nicht mehr für den sich, dass diese präventive Probenahme durchaus ange- Genuss des Menschen eignete, also verdorben war. So la- bracht war. Es wurden nämlich 20 der 26 Verdachtsproben gerte er diese Kisten, von denen ein stark fauliger Geruch beanstandet, was den ursprünglichen Verdacht der Lebens- ausging, direkt neben der „Frischware“, sofern man diese mittelkontrolleure bestätigte. Die Rückrufaktionen wurden überhaupt noch als solche bezeichnen konnte. infolge dieser Erkenntnisse erheblich ausgeweitet. Die gesamte Fleischladung wurde als „ekelerregend“ und „für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet“ beur- „Gammelfleisch“ oder missverstandene spanische teilt und deren Vernichtung angeordnet. Wegen des be- Spezialitäten? gründeten Verdachts des Vorliegens einer Straftat wurde Dass viele Betriebe im Vergleich auch sauber und korrekt Strafanzeige erstattet. arbeiten, zeigte sich im Oktober 2006, da einem deutschen Fleischverarbeitungsbetrieb das von einer spanischen Fir- Landesweit verstärkte Kontrollen der Warenströme ma per Lkw gelieferte Schweinefleisch wortwörtlich „ganz und Entsorgungswege bei Fleisch schön gestunken“ hat. Die Annahme von ca. 4 Tonnen stin- Aufgrund des Gammelfleischskandals verschärften Lebens- kendem und nicht ausreichend gekühltem Schweinefleisch mittelkontrolleure und Tierärzte landesweit die Kontrollen in einem schlichtweg schmutzigen Lkw wurde abgelehnt. von Fleischbe- und -verarbeitungsbetrieben sowie von Le- Der deutsche Fleischverarbeitungsbetrieb verhielt sich auch bensmitteltransporten. Das Augenmerk der Inspekteure insofern vorbildlich, als er das zuständige Veterinäramt um- war vornehmlich auf die verschiedenen Warenströme der gehend von der Beobachtung unterrichtete. Lebensmittel und auf die Entsorgungswege von Abfällen Da zu befürchten war, dass der spanische Fahrer weiterhin gelegt. Im Resultat wurden bei etwa einem Fünftel der seine Ware verkaufen wollte, musste sichergestellt wer- kontrollierten Betriebe Mängel unterschiedlicher Schweregrade vorgefunden. 19 20 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug Beispielsweise wurden in einem registrierten Metzgereibetrieb wegen Überlagerung und Gefrierbrand etwa 23 kg Fleisch und Fleischerzeugnisse „freiwillig“ aus dem Verkehr genommen und unschädlich beseitigt. In einem an- Einzelhändler Unsere kleinen „Freunde“ deren Betrieb konnte nachgewiesen werden, dass es sich Maus-Eldorado zieht weitere Besucher an bei dem als „S-Fleisch für Hackfleisch“ ausgezeichneten Wenn mehr als 19 Tonnen Ware (überwiegend Lebens- Fleisch in Wirklichkeit nicht um Hackfleisch, sondern um mittel und Tierfutter) „freiwillig“ entsorgt werden, müs- maschinell vom Knochen abgetrenntes Fleisch mit kno- sen schon gravierende Hygienemängel vorliegen. So chenhaltigem Ausgangsmaterial handelte. Diese Art von Fleisch ist auch unter dem Namen Seperatorenfleisch bekannt und darf nicht geschehen in einem großen Supermarkt. Gravierende Mängel bei der Eigenkontrolle und im Hygienemanagement hatten zu einem folgenschweren Schädlingsbefall ge- als Hackfleisch angeboten werden. Bei der Überprüfung einer Frischfleisch- führt. Die für die regelmäßige Schäd- abteilung wurde erkannt, dass lingsbekämpfung engagierte Fach- Fleisch und Fleischerzeugnisse von firma hatte hier ebenso versagt wie einem nicht zugelassenen Betrieb die Marktleitung selbst. aus Österreich bezogen worden Eine Verbraucherbeschwerde auf- war. Schließlich wurde in mehre- grund herumlaufender Mäuse in ren Betrieben die Entsorgung von der Gemüseabteilung nahmen Amts- Abfällen beanstandet. Sie reichte von der unerlaubten Abfallentsorgung über eine bayrische Gerberei, die hier Rinderhäute aufkaufte, bis hin zu einem österreichischen tierärztin und Lebensmittelkontrolleur zum Anlass, dem Betrieb einen Besuch abzustatten. Der auf den ersten Blick saubere Supermarkt erwies sich bei näherem Hinsehen Unternehmen, über das Knochen, Schwarten und sogar als reinstes Schädlingsparadies. In nahezu allen Berei- Materialien der Risikogruppe 2 entsorgt wurden. In den chen, in denen Lebensmittel oder Tiernahrung gelagert genannten Fällen wurde gegen die Verantwortlichen ein wurden, hatten Mäuse ihre Spuren hinterlassen. Verfahren eingeleitet sowie die zuständigen Behörden in Nachdem die ersten Regale ausgeräumt waren, wurden Österreich in Kenntnis gesetzt. Die Kontrollaktionen im nicht nur Mäusenester und tote Tiere gefunden, son- Straßenverkehr gemeinsam mit der Polizei deckten in ei- dern auch zahlreiche angefressene, mit Mäusekot und nigen Fällen Lebensmitteltransporte mit Temperaturabwei- Mäuse-Urin durchtränkte Lebensmittelverpackungen. chungen auf. Eiskalt erwischt Wechseltransporte von Rapsöl und Bio-Diesel in Ein Anfangsverdacht führte dazu, dass sich die Lebensmit- Tankfahrzeugen telüberwachung auch von eisiger Kälte nicht an ihrer Arbeit hindern ließ. So wurden während der Betriebskontrolle eines Tiefkühllagers mehrere Tonnen tiefgekühlte Fisch- und Fleischprodukte in unterschiedlichen Fertigpackungen vorgefunden, bei denen der Verdacht bestand, dass die Ware zum Verzehr durch den Menschen nicht mehr geeignet war. Daraufhin wurde der Lagerbestand kurzum komplett beschlagnahmt und diverse Proben entnommen. Durch die Untersuchungen des zuständigen amtlichen Laboratoriums konnte der ursprüngliche Verdacht auch prompt bestätigt werden. Nachdem zum Zeitpunkt der Kontrolle ein Teil der ursprünglichen Ware bereits verkauft und ausgeliefert war, wurden die Produkte durch den Betriebsinhaber selbst von seinen Kunden zurückgerufen und gemeinsam mit der verdorbenen Lagerware unter behördlicher Aufsicht entsorgt. Das Nachspiel für den verantwortlichen Betriebsinhaber endete in einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren, welches eingeleitet wurde. Zum Jahresende 2006 hat der eiskalt erwischte Inhaber dann den Betrieb seines Tiefkühllagers freiwillig eingestellt. Ein Verkehrsunfall eines für den Lebensmitteltransport gekennzeichneten Tankfahrzeuges brachte die Kugel ins Rollen. Die amtliche Lebensmittelüberwachung hatte Zweifel an dem angegebenen Transportgut und ließ es beim Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt in Stuttgart untersuchen. Das Ergebnis war, dass es sich bei der Ladung nicht – wie angegeben – um Rapsöl als Lebensmittel, sondern um raffinierten Bio-Diesel-Kraftstoff handelte. Weitere Ermittlungen ergaben, dass von der verantwortlichen Spedition wöchentlich bis zu 10 so genannte Wechseltransporte durchgeführt wurden. Dabei wurde regelmäßig raffinierter Bio-Diesel-Kraftstoff in Fahrzeugen für den Lebensmitteltransport befördert und als Folgeladungen wurden verschiedene Lebensmittel geladen. Hierdurch ersparte sich die Spedition teure Leerfahrten und verschaffte sich einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil. Nach den gültigen lebensmittelrechtlichen Bestimmungen dürfen Lebensmittel, die als Massengüter befördert werden, ausschließlich in gesondert gekennzeichneten Lebensmitteltanks transportiert werden. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Betriebskontrollen im Rahmen des LFGB Jahresbericht 2006 Auch Milben, Motten und Maden hatten schon von einigen Frischware sicherheitshalber entsorgt. Dass diese präven- Lebensmitteln Besitz ergriffen und führten zu einer Erwei- tiven Maßnahmen genau richtig waren, zeigte sich später terung des Schädlingsrepertoires. Dies führte letztlich dazu, durch die Untersuchung des zuständigen Untersuchungs- dass der gesamte Laden ausgeräumt, gereinigt und neu amtes. In der vorrätig gehaltenen Frischware konnten Spu- bestückt werden musste. ren der Lösungsmittel nachgewiesen werden. Der Verkauf neuer Frischware konnte erst wieder aufgenommen wer- „Es liegt was in der Luft“ den, nachdem Lüftungsfilter ausgetauscht und durch eine Dass etwas „in der Luft“ lag, bemerkte ein Lebensmit- Messung der Innenraumschadstoffe die Unbedenklichkeit telkontrolleur bei der Routinekontrolle eines Supermark- der Raumluft nachgewiesen worden war. tes schnell. Die Ursache für den stechenden Geruch war schnell ermittelt. Zur selben Zeit wurden nämlich in dem Käferwandertag Supermarkt Umbauarbeiten durchgeführt. Dabei kamen Im Grunde wäre es seitens der Reiskäfer gar nicht nö- stark riechende Lösungsmittel zum Einsatz. Die Frage, tig gewesen, „Käferstraßen“ auf den Regalen und dem ob sich bereits gesundheitsschädliche Stoffe auf die Le- Fußboden eines großen Supermarktes auszubauen. In der bensmittel niedergeschlagen hatten, konnte vor Ort nicht groß konzipierten Teigwarenabteilung bestand nämlich ein ausgeschlossen werden. Im Zuge eines vorsorgenden sehr reichhaltiges Nahrungsangebot für sie, sodass einer Verbraucherschutzes wurden unverzüglich entsprechen- massenhaften Vermehrung nichts im Wege stand. Die Le- de Maßnahmen eingeleitet. Die Verwendung der kritischen bensmittelüberwachung jedenfalls schritt auch in diesem Lösungsmittel wurde im Einvernehmen mit dem Betrieb Fall massiv ein und ordnete eine fachgerechte Schädlings- sofort eingestellt und die für den Verkauf vorrätig gehaltene bekämpfung an. Dienstleistungsbetriebe Gastronomie Im Wein liegt nicht immer die Schweißtreibender Thunfischsalat Gegen die Verantwortlichen der Gast- Wahrheit Von Bauchkrämpfen geschüttelt, von stätte wurde natürlich eine Strafanzei- In einer Besenwirtschaft wird von Durchfall und Erbrechen geplagt, fer- ge erstattet. Winzern und Weinbauern saisonal ner mit Schweißausbrüchen und star- über einen befristeten Zeitraum selbst ken Hautrötungen bis hin zu Herzra- Salmonellose in Speiselokal erzeugter Wein direkt ausgeschenkt. sen und Kreislaufproblemen gepeinigt Ebenfalls lange in Erinnerung bleiben Zumeist sind für die Kunden kleine, wurde eine Gästegruppe nach einem wird einer Gruppe von mehr als 20 gemütliche Weinkellerlokale einge- Restaurantbesuch. Schuld an dieser Personen ihr Besuch in einem als „re- richtet, in denen diese mit Wein und Lebensmittelvergiftung war einzig und nommiert“ bekannten Speiselokal mit allerlei kulinarischen Köstlichkeiten der alleine der Verzehr von Thunfischsalat gut bürgerlicher Küche. Diese hatten Region versorgt werden. dieses Lokals. ein vorbestelltes, einheitliches Mittag- Dass im Wein nicht immer „die Die Lebensmittelkontrolleure unterzo- essen und als Dessert ebenfalls im Wahrheit liegt“, musste ein Lebens- gen die Gaststätte natürlich umgehend Gasthof hergestellte Torten verzehrt. mittelkontrolleur erkennen, der eine einer Betriebskontrolle. Dabei konnten Fast die Hälfte der Gäste litten kurz Probe Tafelwein aus dem offenen sie eine umfangreiche Restmenge danach an sich ähnelnden Magen- Ausschank einer solchen Besenwirt- Thunfischfleisch in einer großen an- Darm-Beschwerden. Einige Personen schaft entnommen hatte. Bei der Un- gebrochenen Dose sicherstellen und mussten sogar im Krankenhaus statio- tersuchung im Labor wurde nicht nur als Verdachtsprobe in das zuständige när behandelt werden. Bei 6 erkrank- ein zu niedriger Gesamtalkoholgehalt Untersuchungsamt übersenden. ten Personen konnte durch Untersu- festgestellt, sondern auch, dass sich in Thunfischfleisch, das in der Gastrono- chung von Stuhlproben „Salmonella diesem Wein mindestens 10 % Fremd- mie gerne für Salate und als Pizza-Be- enteritidis“ isoliert werden. Jedoch wasser befand. Durch weiterführende lag verwendet wird, ist dafür bekannt, konnten im Zuge weiterer Ermittlun- aufwendige Untersuchungen wurde dass sich in ihm bei zu warmer oder gen unter den Küchenmitarbeitern der Wein zudem mit dem im Betrieb zu langer Lagerung durch mikrobiellen keine Ausscheider von Salmonellen entnommenen Leitungswasser ver- Verderb bedenklich hohe Gehalte an gefunden werden. Die Betriebskon- glichen, sodass der genaue Fremd- Histamin bilden können. trolle durch die zuständige Lebens- wassergehalt, nämlich 15 %, ermit- Durch die Sicherstellung der Rest- mittelüberwachungsbehörde deckte telt werden konnte. Die Panscherei menge konnte zumindest verhindert aber grobe Mängel bei der Arbeits- brachte dem Verantwortlichen einen werden, dass sich noch weitere Gäste und der Produkthygiene in dem Lokal Strafbefehl über 3 000,- 1 ein. eine Histaminvergiftung zuziehen. auf. Fehlende Möglichkeiten, Hände 21 22 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug und Oberflächen nach der Reinigung zu desinfizieren sowie Mängel in der Lagerung von Lebensmitteln und fertigen Speisen könnten zum Eintrag von Salmonellen in die fertigen Speisen geführt haben. So wurde gegen den Inhaber des Speiselokales schließlich ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet. Küchenbetriebe in Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung Fußball-WM in Stuttgart: „54 – 74 – 90 – 2006 – ja so stimmen wir alle ein …“ Auch auf Megaveranstaltungen sind gastronomische Dienstleistungsbetriebe groß im Geschäft. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden werden dort ganz besonders gefordert. Im Jahr 2006 kam die Landeshauptstadt Stuttgart in den besonderen Genuss, Austragungsort von Fehlplanung: mangelhafte Bau- insgesamt sechs Spielen der Fußballweltmeisterschaft zu sein. Ein außer- ausführung gewöhnliches Ereignis war das Spiel der deutschen Nationalmannschaft Bei der ersten Kontrolle in einer neu gegen Portugal, das mit dem dritten Platz für die deutsche Elf gekrönt gebauten Küche eines kommunalen wurde. Die Spiele selbst sowie die Fanfeste, bei denen alle Spiele auf Altenheims wurden gleich mehrere Videoleinwänden gezeigt wurden („public viewing“), lockten Millionen Baumängel festgestellt. Im Trockenla- WM-Begeisterte nach Stuttgart. Allein auf den Schlossplatz kamen ins- ger mit Südfenster herrschten subtro- gesamt mehr als 1,5 Millionen Besucher, um die Liveübertragungen mit- pische Temperaturen von annähernd zuerleben. Unter dem Motto „zu Gast bei Freunden“ feierten Fußballfans 30 °C, die allenfalls für die Geschirrla- aus aller Welt vier Wochen lang ein unvergleichliches Fest. gerung hätten akzeptiert werden kön- Doch obwohl Stuttgart häufiger Austragungsort von Großereignissen, wie nen. Hinzu kam, dass in allen Arbeits- z. B. Wasen oder Frühlingsfest, ist, war die Organisation der Lebensmittel- und Lagerräumen an den Leitungen sicherheit im Rahmen der WM eine besondere Herausforderung, zumal und Wanddurchführungen die Isolier- das sommerliche Wetter mit Höchsttemperaturen zu Problemen bei der wolle offen hervortrat. Wahrung der Sicherheit der Lebensmittel führte. Nicht immer konnten Im Zubereitungsraum für die Kaltver- die Kühleinrichtungen gegen die hohen Temperaturen ankämpfen. pflegung der Bewohner waren eben- Insgesamt wurden an den wichtigsten Fantreffpunkten und im Stadi- so wie in der Spülküche stets große on Küchen und Imbissstände vor Inbetriebnahme sowie während der Wasserlachen auf dem Fußboden zu Betriebszeiten im Rahmen von insgesamt 995 Kontrollen überprüft. Zu- finden. Der Dunstabzug über dem sätzliche spezielle Vorgaben für die Lebensmittelunternehmer trugen Heißluftdämpfer hatte wohl eher ei- dazu bei, dass dieses internationale Fest auch aus kulinarischer Sicht ne Alibifunktion, da der Überstand kein Nachspiel hatte. so gering war, dass die Dämpfe noch nicht einmal theoretisch aufgenom- Mitglied einer Fußballnationalmannschaft erkrankte nach men werden konnten. Doch weder Restaurantbesuch das ausführende Planungsbüro, noch Auch die Lebensmittelkontrolleure und Veterinäre außerhalb der Lan- der städtische Betreiber konnten von deshauptstadt hatten während der Weltmeisterschaft ordentlich zu tun, der Notwendigkeit der Abhilfe der nachdem bekannt wurde, dass ein Mitglied einer Fußballnationalmann- Baumängel überzeugt werden. Ein- schaft nach einem Restaurantbesuch unter sehr starkem Durchfall litt zig für die Pfützen wurde immerhin und ärztlich behandelt werden musste. Mithilfe einer Stuhluntersuchung ein Nass-Sauger angeschafft! wurde klar, dass sich der Fußballer eine bakterielle Infektion mit Campy- Da sich jedoch die hygienerechtlichen lobacter jejuni eingefangen hatte. Diese gelten neben den Salmonellen Erfordernisse teilweise auch mit den als häufigste Verursacher für Darmentzündungen beim Menschen. Vorgaben der gesetzlichen Unfallver- Daraufhin wurde natürlich sofort die Küche des entsprechenden Restau- sicherung deckten, wurde die Unfall- rants durch die amtlichen Kontrolleure inspiziert. Rückstellproben von Le- kasse Baden-Württemberg zu dem bensmitteln, die in dem infrage kommenden Zeitraum verzehrt wurden und Fall hinzugezogen. So konnten die Ver- die Träger des Erregers sein konnten, wie Rohmilchkäse oder Entenbrust, antwortlichen letztlich doch zu Nach- wurden noch am selben Tag zur Untersuchung an das zuständige CVUA ge- besserungen „bekehrt“ werden. bracht. Die Untersuchung der Lebensmittelproben verlief jedoch negativ, d. h. die genannten Bakterien wurden nicht gefunden. Die wahre Ursache der Campylobacter-Infektion konnte letztendlich nicht ermittelt werden – vielleicht hatte dem Nationalspieler auch etwas ganz anderes auf den Magen geschlagen?! Betriebskontrollen im Rahmen des LFBG Jahresbericht 2006 Handwerkliche Hersteller und Direktvermarkter Bäckereien und Konditoreien Mohnsamen regelmäßig zu hohe Morphin- Morphin in Backmohn gehalte aufweisen, ausgelistet werden Morphin wirkt als Opioid und wird können (siehe auch Teil III, Kapitel Hül- aus dem getrockneten Milchsaft der senfrüchte, Ölsamen, Nüsse und -Er- Schlafmohnpflanze gewonnen. Ent- zeugnisse). sprechend seiner Wirkung wurde dieser Stoff nach Morpheus, dem Betriebsschließung einer Bäcke- griechischen Gott der Träume, be- rei – „Wie bei Hempels unterm nannt. Missbräuchlich wird Mor- Sofa“ phin zur Herstellung der Droge He- Nicht nur große Betriebe, die ein roin verwendet. In der Medizin ist umfangreiches Angebot an den ver- es als eines der stärksten natürlichen schiedensten Lebensmitteln aufweisen, Schmerzmittel bekannt. Jedoch kann es werden von den Mitarbeitern der Lebensmit- auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie beispielsweise Abhängigkeit, Atemdepression und Bewusstseinsstörungen, verursachen. Eine Überdosierung führt zu Atemstillstand. Der Backmohn für die Backindustrie wird hingegen aus den Samen der Schlafmohnpflanze gewonnen. Die Untersuchungen der Vergangenheit an den Untersuchungsämtern in der Bundesrepublik Deutschland haben gezeigt, dass verschiedene Backmohnchargen verschieden hohe Morphingehalte aufwiesen, deren Höhe in Abhängigkeit zu der Gewinnung, dem Ernteverfahren, der Mohnsorte oder der geografischen Herkunft standen. Die Untersuchungsergebnisse im vergangenen Jahr bestätigten erneut diese Ergebnisse. In einigen Fällen wurden sogar Morphingehalte nachgewiesen, die auch unter Berücksichtigung empfindlicher Personenkreise (Schwangere, Stillende, Kleinkinder) durch eine Risikoanalyse des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und eine toxikologischen Bewertung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) als gesundheitsschädlich beurteilt wurden. Um gesicherte Erkenntnisse bei der Untersuchung des Backmohns zu erlangen, müssen beim Importeur vor Ort repräsentative Proben durch die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung gezogen werden. Entsprechen die Untersuchungsergebnisse nicht den Vorschriften des europäischen Lebensmittelrechts, muss die betroffene Backmohncharge, die sich meist aufgrund der hohen Umsätze und kurzen Umschlagsfristen nur noch teilweise im Han- telüberwachung kontrolliert. Auch handwerklich strukturierte Betriebe und Direktvermarkter müssen die Anforderungen des Lebensmittelrechts einhalten. Werden die Lebensmittel nicht entsprechend den Vorschriften hergestellt und behandelt, muss die Lebensmittelüberwachungsbehörde handeln. Diese kostspielige und unangenehme Erfahrung musste beispielsweise ein Betreiber einer Bäckerei erfahren. Die bei einem Kontrollgang vorgefundenen, untragbar unhygienischen Verhältnisse in der Backstube und den Lagerräumen, der erkennbare Schädlingsbefall, die Lagerung von Unmengen nicht mehr im Gebrauch befindlicher Gerätschaften und von nicht zur Verarbeitung gehörendem Gerümpel sowie die Verwendung verdorbener Brezellauge führten zur Untersuchung von Verdachtsprobenmaterial und zur vorübergehenden Betriebsschließung. Die Behebung der baulichen Mängel erforderte eine förmliche Ordnungsverfügung mit mehr als 1 400,- 1 für verwaltungsrechtliche Aufwendungen. Zusätzlich wurde ein Bußgeld von 2 000,- 1 festgesetzt. Metzgereien del befindet, aus allen belieferten Betrieben zurückgerufen Früh am Morgen schlafen die Maden im Fleischsalat werden. Dieser Ablauf ist sehr zeitintensiv und beschäftigte noch beispielsweise im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Le- Bereits um 6:45 Uhr hatte sich ein Berufspendler in ei- bensmittelüberwachung eines Landkreises, in dessen Zu- ner Metzgereifiliale zwei Brötchen sowie einen Becher ständigkeitsbereich ein zentraler Direktimporteur verschie- Fleischsalat besorgt, welcher von einer Verkäuferin abge- dener Backgrundstoffe liegt, als Aufgabenschwerpunkt füllt wurde. An seinem Arbeitsplatz angekommen, verzehr- über mehrere Monate. Jedoch haben mittlerweile auch te er diesen nahezu vollständig. Hierbei verspürte er ein Untersuchungslaboratorien, die in der Qualitätskontrolle leichtes „Bizzeln“. Vier Stunden später beabsichtigte er, des Mohnhandels und -Importes tätig sind, die Analytik den verbliebenen Rest aufzuessen, unterließ dies jedoch zur Überprüfung der Morphingehalte etabliert, sodass nun voller Ekel, da er leider erst jetzt den Madenbefall des Sa- belastete Lieferungen schon vor der Verteilung in Handwerk lates bemerkte. Nach seiner Beschwerde wurde die Filiale und Handel ausgesondert werden und Zulieferer, deren der Metzgerei von der Lebensmittelüberwachungsbehörde 23 Lebensmittelüberwachung BW 24 aufgesucht. Zunächst bestritt man, den besagten Fleischsalat verkauft zu haben, allerdings konnte eine zweifelsfreie Herkunftsbestimmung erbracht werden. Eine Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug Verkehrskontrollen Billig eingekauft – teuer bezahlt Vergleichsprobe von dem beanstandeten Anlässlich einer routinemäßigen Verkehrskontrolle auf der Fleischsalat konnte nicht mehr gezogen Autobahn während des abendlichen Berufsverkehrs wurde werden, da hiervon nichts mehr in eine herkömmliche Stufenhecklimousine, untere Mittelklas- der Metzgerei vorlag. Zur Sicher- se, älterer Bauart von der Polizei überprüft. Angesichts der heit wurde der zum Kontrollzeit- deutlich wahrnehmbaren überdurchschnittlichen Belastung punkt vorliegende Fleischsalat der Hinterachse wurde der Kofferraum näher begutachtet. durch das zuständige Untersu- Die Polizisten entdeckten 3 übereinander gestapelte Kunst- chungsamt untersucht. Hierbei stoffsteigen, gefüllt mit 20 „Säcken“ umhülltem Fleisch. wurde zwar kein Madenbefall Das Umhüllungsmaterial war sehr dünn und bereits an festgestellt, jedoch wurde der seinen Verschweißstellen aufgerissen, wodurch das Fleisch Fleischsalat als irreführend bean- teilweise in den deutlich verschmutzten und ungekühlten standet, da in diesem die Gurken- Kofferraum gerutscht war, der noch weiteres diverses La- einlage, die laut den Leitsätzen für degut enthielt. Zusätzlich ließ der Zustand des Kofferrau- Feinkostsalate des Deutschen Lebensmit- mes befürchten, dass während der Fahrt Abgase und ver- telbuchs hätte enthalten sein müssen, fehlte. Ge- schmutzte Außenluft in diesen Fahrzeugbereich gelangen Abb.: gen den Verantwortlichen wurde nicht zuletzt wegen des könnten. Die hinzugezogene Lebensmittelüberwachungs- Maden im Inverkehrbringens eines ekelerregenden Lebensmittels ein behörde stellte fest, dass es sich grobsinnlich und ange- Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. sichts der mitgeführten Papiere um Geflügelfleischteile Fleischsalat handelte, die vermutlich wenig zuvor in einem nah gelegeSchnittfest muss der Döner sein – Verwendung von nen Verarbeitungsbetrieb der Region erworben worden wa- nicht zugelassenem Zusatzstoff: Karottenfasern ren. Die Außen- und Kerntemperatur des Geflügelfleisches Immer wieder erscheint eine neue Variation eines Döner- betrug +10 bis +10,5 °C und überschritt somit weit die un- spießes auf dem Lebensmittelmarkt. Die Rezepte, insbe- bedingt einzuhaltende Lager- und Transporttemperatur. Auf- sondere die Zusammenstellung der verwendeten Gewürz- grund der ekelerregenden und untragbar unhygienischen mischungen sind ein strenges Betriebsgeheimnis. Jedoch Transportbedingungen wurde das Fleisch beschlagnahmt müssen bei jeder Ideenvielfalt auch die Vorschriften des und am folgenden Tag auf Kosten des Verantwortlichen der Lebensmittelrechtes eingehalten werden. So manche Her- unschädlichen Beseitigung zugeführt. steller sind sich bezüglich der Antwort auf die Frage – wie Die weiterführenden Ermittlungen des Lebensmittelkon- muss ein Dönerspieß sein? – einig: „Günstig herzustellen, trolleurs ergaben, dass diese Geflügelfleischteile für die saftig und schnittfest muss er sein“. So startete in einem Herstellung von Drehspießen in einem ca. 150 km entfern- Landkreis ein Hersteller einen neuen Versuch mit wenig ten Döner-Imbiss bestimmt waren. Der Imbissbetreiber Aufwand mehr Wasser in Dönerspießen zu binden. Um hatte diese Art und Weise der Beschaffung des Fleisches Wasser schnittfest zu machen, arbeitete er Karottenfasern aus Kosten sparenden Gründen seinem Verwandten in Auf- in den Fleischteig ein. Jedoch konnte dies vonseiten der Le- trag gegeben. Die zuständige Behörde des Bestimmungs- bensmittelüberwachung nicht akzeptiert werden, da Karot- ortes wurde verständigt und die entsprechende Ahndung tenfaser nach dem Lebensmittelrecht bei der gewerblichen der Verstöße in die Wege geleitet. Herstellung von Lebensmitteln einen nicht zugelassenen Zusatzstoff darstellt. Auch der „hehre“ Versuch, hier eine ballaststoffreiche Ernährungsform kreiert zu haben, schlug fehl, da anhand der Untersuchung einer amtlich gezogenen Probe festgestellt werden konnte, dass der Gehalt an Karottenfasern nicht im Entferntesten ausreichte, um hierin eine sinnvolle und gezielte Ballaststoffzufuhr für den Menschen zu erkennen. Somit wurden die unter Verwendung von „Karottenfasern“ hergestellten Puten- und HähnchenFleischspieße als „nicht verkehrsfähig“ beurteilt, d. h. sie durften nicht gewerbsmäßig als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden. Zusätzlich wurde dem Hersteller die Verwendung dieses „nicht zugelassenen Zusatzstoffes“ zur gewerbsmäßigen Herstellung von Dönerspießen durch eine Ordnungsverfügung untersagt. Angetaute Döner-Kebap-Spieße auf großer Fahrt Bei einer Verkehrskontrolle fiel ein Kühlfahrzeug auf, das 38 tiefgefrorene Döner-Kebap-Spieße mit jeweils einem Gewicht zwischen 5 und 20 kg geladen hatte. Der Laderaum selbst war derart verschmutzt, dass es offensichtlich war, dass das Fahrzeug nicht nur zum Transport von Lebensmitteln verwendet wurde und seit längerer Zeit nicht gereinigt worden war. Das im Fahrgastraum angebrachte Kontrollthermometer des Laderaumes zeigte lediglich –3 °C an. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass das Fahrzeug zu einer Döner-Produktionsfirma in Brandenburg gehörte. Der ausländische Fahrer, ein in Baden-Württemberg ansässiger Döner-Händler, konnte das Kühlsystem des ihm anvertrauten Transportfahrzeuges nicht bedienen. Die Überprüfung des Temperaturprotokolls durch die Lebensmittelkontrol- Lebensmittelüberwachung – grenzenlos Jahresbericht 2006 leure ließ erkennen, dass das Kühlaggregat bei der Verla- lung der Spieße angeordnet. Anfangs sollten die „Spieße“ dung der Spieße bis zu Beginn der Kontrolle ausgeschaltet weiterhin zum Verkauf angeboten werden. Für diesen Fall war. Die Döner-Spieße, insgesamt 285 kg empfindliches hätte der Verantwortliche zum Schutz des Verbrauchers Fleischerzeugnis, wiesen eine Oberflächentemperatur nach Maßgabe der Lebensmittelüberwachungsbehörde von –6,3 °C auf. Dies entsprach bei weitem nicht der vor- die Unterbrechung der Kühlkette kennzeichnen und auf das geschriebenen Temperatur von –18 °C. Folglich mussten nicht mehr gewährleistete Verbrauchsdatum bzw. auf die die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachungsbehörde Notwendigkeit des sofortigen Verbrauchs hinweisen müs- aufgrund der über längere Zeit unterbrochenen Kühlkette sen. Schlussendlich wurde ein freiwilliger Verkaufsverzicht das auf dem Etikett angegebene Verbrauchsdatum infrage erwirkt, der Fahrer gemaßregelt und die für den Herstel- stellen. Im weiteren Verlauf wurde vor Ort eine weitere lerbetrieb zuständige Behörde verständigt. Auslieferung untersagt und die sofortige fachgerechte Küh- Lebensmittelüberwachung – grenzenlos Lebensmittelsicherheit durch Überwachung von Produkten, die aus aller Herren Länder ins „Ländle“ kommen. Zusammenarbeit der Lebensmittelüberwachungs- und Veterinärämter mit den Zollbehörden Nicht nur die Handelsaktivitäten der chungsbehörde hinzugezogen und in Importfirmen beschäftigen die deut- manchem Fall eine aufwendige Unter- schen Hauptzollämter mit kniffligen suchung an dem zuständigen CVUA Aufgaben. Auch die verschiedensten eingeleitet. Waren, die von Privatpersonen nach Deutschland mitge bracht werden, können, insbesondere wenn diese aus Drittländern importiert werden, „Gammelfleisch“ oder „viande périmée“? Lebensmittelüberwachung im Grenzbereich schier unlösbare Fragen aufwerfen. Bei der Routinekontrolle eines in der Kontrolle in Deutschland wegen Einige Beanstandungsgründe bezo- Grenznähe zum Elsass befindlichen, ihres abgelaufen Mindesthaltbarkeits- gen sich bei den eingeführten Pro- EU-zugelassenen Betriebes mit gro- datums amtlich beschlagnahmt. Durch dukten im Jahr 2006 auf die Nicht- ßem Tiefkühllager stellten Veterinär- das Landratsamt wurden umfangrei- einhaltung der Kosmetikverordnung, beamte eines Landratsamtes fest, che Proben gezogen und zur Untersu- der Textilkennzeichnungsverordnung dass dort kurz zuvor palettenweise chung an das zuständige Chemische oder der Lebensmittelkennzeichnungs- Fleischwaren und andere tiefgefro- und Veterinäruntersuchungsamt ge- verordnung. Im Zuge der fortschrei- rene Lebensmittel mit abgelaufenem bracht. Hierbei stellte sich einerseits tenden Globalisierung wurden im Mindesthaltbarkeitsdatum eingelagert heraus, dass zwar ein beträchtlicher vergangenen Jahr den Hauptzollbe- worden waren. Als Verfügungsberech- Teil der überlagerten Lebensmittel be- hörden häufiger Waren vorgelegt, bei tigte wurde eine französische Firma reits gravierende substanzielle Män- denen man sich nicht klar war, ob die- ermittelt, welche in Deutschland ledig- gel aufwiesen, jedoch andererseits se überhaupt nach Deutschland bzw. lich durch eine „Postkastenadresse“ einige der untersuchten Chargen nur in die EU eingeführt werden dürfen. repräsentiert wurde. Diese hatte von mehr oder weniger geringfügige Män- In den meisten Fällen scheiterte die Frankreich aus eine ebenfalls franzö- gel aufzeigten und wiederum weite- Frage der Einfuhr bereits an den Pro- sische Logistikfirma mit der Auslie- re Chargen vergleichbarer Produkte dukten selbst. So war teilweise nicht ferung der Ware beauftragt. Die Lo- unbeanstandet blieben. Es ergab ein eindeutig feststellbar, ob es sich um gistikfirma hatte wiederum freie La- perfektes Durcheinander. Zur Bereini- ein Lebensmittel des allgemeinen gerkapazitäten in einem deutschen gung der Situation musste zuerst eine Verzehrs oder ein Nahrungsergän- Fremdbetrieb genutzt, um vorüber- Erlaubnis von der französischen Re- zungsmittel, diätetisches Lebensmit- gehend einen Teil der auszuliefernden gierung eingeholt werden, den Teil der tel bzw. kosmetisches Mittel handelte, Ware einzulagern. Geplant war, diese einwandfreien Ware nach Frankreich welche wiederum von Arzneimitteln zu einem späteren Zeitpunkt wieder rückführen zu dürfen. Dies wurde mit abgegrenzt werden müssen. Treten zurück nach Frankreich zu verbringen der Maßgabe einer amtlichen Über- derartig spezielle Fragen auf, wird und dort an Endkunden auszuliefern. wachung genehmigt. Die nachweis- die zuständige Lebensmittelüberwa- Allerdings wurde die Ware im Rahmen lich verdorbenen Produkte wurden 25 26 Lebensmittelüberwachung BW Teil II: Betriebskontrollen und Vollzug in Deutschland unschädlich beseitigt. Die Frage, wie mit beispielsweise Käse oder Joghurt, mitbringen. Grund dafür denjenigen Chargen weiterverfahren werden soll, welche ist die Gefahr der Einschleppung von Tierseuchen, wie die bei der amtlichen Untersuchung mehr oder weniger gering- Maul- und Klauenseuche, Schweinepest oder Vogelgrip- fügige Mängel aufzeigten, bei der Untersuchung der Ge- pe, da erfahrungsgemäß viele Tierseuchenausbrüche auf genproben aber unbeanstandet blieben, befindet sich noch diesen Einschleppungsweg zurückzuführen sind. Neben in Abklärung. Allerdings ließ sich schlussendlich die Frage, diesem generellen Einfuhrverbot für Fleisch- und Milchpro- ob es sich hier nun um deutsches „Gammelfleisch“ oder dukte gibt es auch für weitere Lebensmittel tierischer Her- um französisches „viande périmée“ gehandelt hatte, doch kunft Beschränkungen im Reiseverkehr: Andere von Tieren recht eindeutig beantworten. Aufrechterhal- stammende Lebensmittel, für die das oben beschriebene ten bleibt die Erkenntnis, dass gerade auf generelle Verbot nicht gilt, wie z. B. Fisch, Eier oder Honig, die Überwachung von Tiefkühllagern, dürfen nur bis zu einer Obergrenze von 1 kg im Reisever- Speditionslagern und so genannten kehr mitgeführt werden. Werden bei Reisenden größere Brokern ohne eigene Betriebsräu- Mengen durch den Zoll sichergestellt, müssen diese kos- me ein erhebliches Augenmerk tenpflichtig beseitigt werden, es sei denn, die Anforderun- zu richten ist. gen an eine gewerbliche Einfuhr sind eingehalten. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass das Herkunftsland und der „Ausländische Käsemilben“ An einer Grenzkontrollstelle wurde eine Sendung mit 105 kg Hartkäse aus einem Drittland zurückgewiesen, da bei einer bestimmten Käsesorte ein makroskopisch erkennbarer Milbenbefall aufgefallen war. Der Exporteur hatte versucht, durch Abschaben der Käserinde den Befall zu kaschieren. Dennoch waren deutliche Fraßspuren und Milbenlöcher mit bröseligem Inhalt zu erkennen, die bis in den Käseteig reichten. Der Käse wurde an die Käserei zurückgeschickt. Belgische Maus im Spinat konserviert Herkunftsbetrieb, aus dem die Produkte stammen, für die Einfuhren zugelassen sind, die Warensendung von einem entsprechenden Zertifikat begleitet ist und die Einfuhr nur über veterinärrechtlich zugelassene Grenzkontrollstellen erfolgt. Allein dort kann die Einfuhrfähigkeit der Waren von Sachverständigen der Lebensmittelüberwachung geprüft und die Lebensmittel freigegeben werden. Diese Grenzkontrollstellen sind jedoch nicht automatisch an jedem Flughafen eingerichtet. Sie befinden sich an den großen, frequentierten Flughäfen wie beispielsweise Stuttgart (mit Einschränkungen), Frankfurt und München. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, vorher beim Zoll oder auch beim zuständigen Veterinäramt nachzufragen, welche Lebensmittel unter welchen Bedingungen und in welcher Men- Eine Verbraucherin bereitete aus ge über welchen Flughafen mitge- tiefgekühltem Spinat aus Belgien bracht werden dürfen. Ansonsten ist ein köstliches Mal. Nachdem sie zwei Drittel der zubereiteten Speise bereits verzehrt hatte, fiel ihr im Spinat ein dunkler Fremdkörper auf. Angeekelt reichte sie eine die Enttäuschung oft sehr groß, wenn beispielsweise der teuer eingekaufte und im Schweiße des Angesichts im Koffer mitgeschleppte Käse am Flughafen kostenpflichtig Verbraucherbeschwerde ein. Bei der näherer Betrachtung entsorgt werden muss und unter Umständen auch noch ein stellte sich heraus, dass es sich hier um eine halbe Maus hohes Bußgeld zu begleichen ist. Mancher Angler, der im handelte. Das Gutachten dieses Befundes wurde an die vergangenen Jahr Wildlachs aus Alaska über den Flughafen für die Importfirma zuständige Lebensmittelüberwachungs- Friedrichshafen nach Deutschland bringen wollte, hat sich behörde übersandt. im Nachhinein gewünscht, er hätte sich rechtzeitig über die Einfuhrvorschriften erkundigt. So hätte er die erforderlichen Reiseproviant – Einfuhrverbote im Reiseverkehr Papiere mitgeführt, seinen Rückflug in Frankfurt beendet, für Lebensmittel aus Drittländern die Ware der dortigen Grenzkontrollstelle vorgestellt und Den meisten Bürgern ist es durchaus bekannt, dass man bei Reisen in die USA kein Wurstbrot mitbringen darf oder dass Australien beispielsweise auch die Einfuhr von Äpfeln als Reiseproviant verbietet. Vielen ist aber nicht klar, dass auch bei Reisen aus Drittländern in die EU strenge Einfuhrregelungen gelten, die vom Zoll überwacht werden. So darf man aus Drittländern generell keine Fleisch- oder Wurstwaren und auch keine Milch oder Erzeugnisse daraus, wie sich zu Hause noch eine längere Zeit an den selbst gefangenen, delikaten Fischen erfreuen können. Jahresbericht 2006 27 Teil III : Produktgruppen Themen: Übersicht Untersuchungsergebnisse 28 Lebensmittel 30 Milch, Milchprodukte 30 Fleisch, Wild, Geflügel 32 Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere 34 Fette, Öle 35 Brühen, Suppen, Saucen, Feinkostsalate 36 Getreide, Backwaren, Teigwaren 37 Obst, Gemüse 39 Kräuter, Gewürze 40 Alkoholfreie Getränke (außer Wein) 43 Wein, Erzeugnisse aus Wein 45 Alkoholische Getränke 47 Eis, Desserts 49 Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche 50 Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse 53 Fertiggerichte 54 Diätetische Lebensmittel … 56 Nahrungsergänzungsmittel 58 Funktionelle Lebensmittel 60 Neuartige Lebensmittel 61 Zusatzstoffe, Aromastoffe 63 Kosmetische Mittel 66 Chemische Untersuchung v. kosmet. Mitteln 66 Mikroorganismen in kosmetischen Mitteln 70 Bedarfsgegenstände 71 Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt 71 Spielwaren, Scherzartikel 73 Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt 74 Bedarfsgegenstände zur Reinigung u. Pflege 77 Tabakwaren 78 Lebensmittelüberwachung BW 28 Teil III: Produktgruppen Untersuchungsergebnisse: Übersicht in Zahlen Der Begriff „Beanstandung“ umfasst jede festgestellte 3 339 Abweichung von der Norm, unabhängig von der Art oder 916 dem Ergebnis der weiteren Verfolgung. Die Feststellungen, Lebensmittel 5 654 die im Gutachten ihren Niederschlag finden, unterliegen gegebenenfalls noch der richterlichen Nachprüfung. Ins- 19 % beanstandet 2 175 besondere sind hier nicht nur Abweichungen in stofflicher Hinsicht, sondern auch Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften und Kenntlichmachungsgebote aufgeführt. 81 % Die Art der Beanstandung ist aus den nachfolgenden Ta- nicht beanstandet 126 Beanst. Lebensmittel 38 bellen erkennbar. Die Entnahme von Proben und deren Untersuchung im Rahmen der Lebensmittelüberwachung erfolgt häufig gezielt. Die Zahl der Beanstandungen ist des- Beanst. Lebensmittel halb nicht repräsentativ für das Marktangebot und erlaubt nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die Qualität unserer Lebensmittel insgesamt. Beanst. Lebensmittel Kosmetische Mittel 412 90 Durch Zusammentreffen mehrerer Beanstandungsgründe bei einer Probe kann die Anzahl der Beanstandungsgründe höher sein als die der beanstandeten Proben. Obwohl Trinkwasser das wichtigste Lebensmittel darstellt unterliegt Trinkwasser rechtlich der Trinkwasserverordnung 21 % beanstandet und nicht dem Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch. Der große Bereich Trinkwasser wird deshalb separat dar- 79 % gestellt. nicht beanstandet 1 Proben im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung Lebensmittel Beanst. Kosmetik 48 030 Kosmetische Mittel 2 041 Bedarfsgegenstände (z. B. Verpackungsmaterial, 2 819 Spielwaren, Gegenstände mit Hautkontakt, Beanst. Kosmetik Bedarfsgegenstände Reinigungs- und Pflegemittel) Kein Erzeugnis nach LFGB 85 Tabakerzeugnisse 477 510 Beanst. Kosmetik 31 % beanstandet Gesamt Beschwerde- und Erkrankungsproben 231 53 206 2 440 Davon beanstandet 783 Sonstige Proben 69 % Nationaler Rückstandskontrollplan nicht beanstandet 9 11 948 Radioaktivität 1 351 Trinkwasser 10 626 Grafik: Anteil der beanstandeten Proben an der Gesamtprobenzahl und Verteilung der Beanstandungsgründe Beanst. Bedarf Kennzeichnung, Aufmachung Mikrobiologischer Verderb Beanst. Bedarf Zusammensetzung, Beschaffenheit Verstöße gegen vorbeugenden Gesundheitsschutz Andere Verunreinigungen oder Verderbsursachen Gesundheitsschädliche Eigenschaften Beanst. Bedarf Übersicht Jahresbericht 2006 29 Übersicht: Untersuchungsergebnisse Ergebnisse der Untersuchungen an Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen und Tabakwaren Produktgruppe Lebensmittel Milch und Milchprodukte Eier und Eiprodukte Beanstandung Gesamtzahl Beanstandete Beanstandung der Proben Proben aufgrund aufgrund Zusammensetzung / Kennzeichnung / Beschaffenheit Aufmachung Zahl % 48 030 8 926 19 5 411 5 654 5 592 1 088 19 771 602 691 111 16 31 94 Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse 7 686 2 247 29 1 728 1 146 Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse 2 406 425 18 349 162 Fette und Öle 1 413 209 15 161 65 Brühen, Suppen, Saucen, Feinkostsalate 1 065 211 20 123 143 Getreide, Backwaren, Teigwaren 4 271 657 15 381 346 Obst, Gemüse und -Erzeugnisse 5 091 552 11 349 285 Kräuter und Gewürze 1 096 166 15 123 72 Alkoholfreie Getränke (inkl. Mineral- und Tafelwasser) 3 401 528 16 195 437 Wein 2 553 307 12 72 284 Alkoholische Getränke (außer Wein) 3 027 596 20 261 584 Eis und Desserts 2 150 412 19 262 183 Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche, 2 305 457 20 119 484 Hülsenfrüchte, Nüsse und Nusserzeugnisse 1 179 199 17 190 28 Fertiggerichte 1 493 322 22 165 213 Diätetische Lebensmittel, Säuglingsnahrung Kaffee, Tee 1 944 227 12 45 254 Nahrungsergänzungsmittel 366 175 48 55 266 Zusatzstoffe 301 37 12 31 6 2 041 422 21 91 412 Reinigungs- und Pflegemittel für die Haut 945 201 21 9 233 Haarbehandlungsmittel 388 63 16 10 68 Nagelkosmetik 82 25 30 16 10 Reinigungs- und Pflegemittel für die Mundhygiene 33 7 21 0 10 Deodorants und Parfüms 67 17 25 2 19 524 107 20 54 70 Kosmetische Mittel Mittel zur Beeinflussung des Aussehens (Make-up, Sonnenschutz) Rohstoffe für kosmetische Mittel 2 2 100 0 2 Bedarfsgegenstände 2 819 875 31 486 510 Materialien mit Lebensmittelkontakt 1 005 381 38 215 177 Gegenstände mit Körperkontakt 853 184 22 159 90 Spielwaren und Scherzartikel 509 119 23 107 56 Reinigungs- und Pflegemittel 452 191 42 5 187 85 60 71 15 51 231 7 3 0 0 Kein Erzeugnis nach LFGB Tabakwaren 30 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Lebensmittel Milch und Milchprodukte Milchprodukte Metallabrieb im Milcherzeugnis Eine Verbraucherbeschwerde betraf Metallspäne in einer auch Schaf-, Ziegen- oder Büffelmilch eingesetzt werden. Jedoch ist bei Käse, der neben oder anstatt Kuhmilch auch Milch anderer Tiere enthält, ein Hinweis auf die jeweilige Tierart verpflichtend vorgeschrieben. Käse, der mit einer Kefir-Fruchtzubereitung. Die spitz zulaufenden Metallspi- ausschließlichen Bezeichnung wie „Schafskäse“ oder „Zie- ralen aus Chrom-Nickel-Stahl, die vermutlich durch Me- genkäse“ in den Verkehr gebracht wird, muss ausschließ- tallabrieb in das Lebensmittel gelangten, waren geeignet, lich aus Milch der genannten Tierart hergestellt sein – die beim Verzehr die Gesundheit zu schädigen. In den Ver- Mitverwendung von Kuhmilch ist bei diesen Erzeugnissen gleichsproben waren dagegen keine Späne vorzufinden. unzulässig. Im Rahmen einer Schwerpunktaktion 2006 wurden Proben Käse Lose Abgabe von Käse: nachlässige Kennzeichnung! verstärkt aus dem Einzelhandel, aus Gaststätten, Imbissbetrieben und an Marktständen erhoben; daneben sind auch einige zur Weiterverarbeitung bestimmte Erzeugnisse zur Ein echter „Kennzeichnungs-Dauerbrenner“ ist die offene Untersuchung vorgelegt worden. Insgesamt 229 Proben (= unverpackte) Abgabe von Käse. Die Kennzeichnungs- „Käse“ wurden auf den Zusatz von milchfremdem Fett elemente, die auf einem Schild bei der Ware angegeben untersucht, bei 18 Proben (8 %) konnte dabei Fremdfett werden müssen, sind gesetzlich vorgeschrieben. Nahezu nachgewiesen werden. Solche Erzeugnisse dürfen nicht als 50 % der untersuchten Proben waren wiederum auffällig. „Käse“ bezeichnet werden, es handelt sich um so genann- Fehlende Angaben, wie z. B. das bei der Abgabe von te „Käseimitate“. Bei 220 Proben wurde auch überprüft, Frischkäse und Frischkäsezubereitungen vorgeschriebene inwieweit die angegebene Tierart tatsächlich zutrifft. Dies Mindesthaltbarkeitsdatum, führten erneut zu zahlreichen war bei 17 Proben (8 %) nicht der Fall, die jeweilige Angabe Beanstandungen. Die vorhandenen Angaben zur Fettge- war bei diesen Produkten zur Täuschung geeignet. haltsstufe waren nach dem Ergebnis der analytischen Un- Bei einem Großteil der vorgelegten Erzeugnisse, insge- tersuchungen häufig nicht korrekt und mussten daher als samt 184 Proben, handelte es sich um Feta bzw. um an- zur Täuschung geeignet beurteilt werden. dere Weichkäse in Lake. 77 Proben waren Fertigpackun- Eine weitere Auffälligkeit: Bei der Herstellung von Käse und Erzeugnissen aus Käse dürfen verschiedene Zusatzstoffe verwendet werden. So z. B. der Konservierungsstoff Sorbinsäure zur Konservierung von Frischkäse / Frischkäsezubereitungen, der Konservierungsstoff Natamycin zur Oberflächenbehandlung von Hartkäse, Schnittkäse und gen oder wurden direkt beim Hersteller erhoben. Von der restlichen, offen angebotenen Ware stammten 78 Proben aus Gaststätten und Imbissbetrieben und 29 Proben aus dem Handel. Insbesondere bei den Proben aus Gaststätten und Imbissbetrieben kam es zu häufigen Beanstandungen (45 %), so z. B.: halbfestem Schnittkäse oder einige Farbstoffe bei bestimm- • Zubereitungen aus Milchproteinen und Pflanzenfett (so ten Käsesorten. Bei der losen Abgabe von Lebensmitteln genannte Käseimitate) wurden irreführend auf den Spei- an den Verbraucher müssen jedoch Konservierungsstoffe und Farbstoffe durch die Angabe „mit Konservierungsstoff“ und „mit Farbstoff“ auf dem Schild an der Ware kenntlich gemacht werden. Diese Kenntlichmachung der Zusatzstoffe fehlte in zahlreichen Fällen. sekarten als „Käse“ geführt, • Käse aus Kuhmilch wurde häufig in irreführender Weise als „Schafskäse“ bezeichnet, • in einigen Fällen traf beides zu: Auf der Speisekarte stand „Schafskäse“, serviert wurde hingegen ein Käseimitat, welches aus 90 % Fremdfett (z. B. Palmöl) bestand und Schwerpunkt 2006: Nachweis von milchfremdem Fett und Überprüfung der angegebenen Tierart Die Bezeichnung „Käse“ ist einem Erzeugnis vorbehalten, welches durch Zusatz von Lab und /oder Säuerungskulturen dessen verbleibender Milchanteil zudem ausschließlich aus Kuhmilch stammte, • zahlreiche Proben waren auch mikrobiologisch und sensorisch auffällig. aus Milch hergestellt wird. Die auf diese Weise dickgelegte Fertigpackungen aus dem Einzelhandel waren dagegen nur Masse wird anschließend von der Molke abgetrennt und selten zu beanstanden. Hier fielen ein bulgarisches und ein je nach Art des erwünschten Erzeugnisses weiterbehan- griechisches, in beiden Fällen als „Schafkäse“ angebote- delt oder gereift. Die erlaubten Zutaten und Zusätze sind nes Produkt auf, bei denen Kuhmilch in geringen Mengen rechtlich genau festgelegt. Die Verwendung von anderen nachweisbar war. Alle direkt vom Hersteller stammenden Stoffen, wie z. B. Pflanzenfett oder Pflanzenöl, ist demzu- Proben waren im Rahmen der durchgeführten Untersu- folge nicht erlaubt. Als Käsereimilch kann neben Kuhmilch chungen unauffällig. Milch, Milchprodukte Jahresbericht 2006 Information: „Feta“ oder „Käse in Lake“ Mit der Verordnung (EG) Nr. 1829 / 2002 hat die EUKommission die Bezeichnung „Feta“ als geschützte Ursprungsbezeichnung zugunsten Griechenlands aufgenommen. Die Eintragung hat zur Folge, dass in Griechenland hergestellter Käse nur dann unter der Bezeichnung „Feta“ vermarktet werden darf, wenn er den Anforderungen der Spezifikation entspricht. Nach dieser Spezifikation muss Feta aus Schafmilch bzw. Schaf- und Ziegenmilch hergestellt sein (der Zie- Weichkäse aus Kuhmilch (cremefarben, mit Bruchlöchern) genmilchanteil darf dabei 30 % nicht überschreiten) und aus einem abgegrenzten, geografischen Gebiet Griechenlands stammen. Griechischer Käse in Lake, der Kuhmilch enthält, darf nicht unter der Bezeichnung „Feta“ vermarktet werden. Für deutsche aus Kuhmilch hergestellte Erzeugnisse läuft die 5-jährige Übergangsfrist für die Vermarktung unter der Bezeichnung „Feta“ zum 15. Oktober 2007 ab. Wie kann ich als Verbraucher ein Imitat erkennen? Imitate und Kuhmilchkäse unterscheiden sich von „ech- Feta aus Schafsmilch (weiß, mit Bruchlöchern, leicht bröckelig) tem“ Feta oft schon im Aussehen (s. Abbildung). Feta aus Schafsmilch ist in der Regel weiß und oft etwas bröckelig. Kuhmilchweichkäse ist dagegen eher cremefarben. Beide Käse zeigen mehr oder weniger große Bruchlöcher oder Risse. Die in unseren Untersuchungen auffälligen Imitate sind hellweiß wie Feta, zeigen aber in der Regel ein glattes, gleichmäßiges Schnittbild und keine Bruchlöcher. In zerkleinerter Form ist es allerdings sehr schwierig einen Unterschied festzustellen. Wenn Sie Zweifel haben, fragen Sie den Verkäufer nach Imitat (hellweiß, ohne Bruchlöcher, gleichmäßiges Schnittbild) den verwendeten Zutaten. Ausführlich wird unter www.untersuchungsämterbw.de (Aktuelle Meldungen – Archiv: 08.02.2007 „Schafskäse – Weder vom Schaf noch ein Käse?“) über das Schwerpunktprogramm berichtet. „Geriebener Hartkäse“ mit Milchzucker und Ballaststoffen Im Verlaufe des Reifungsprozesses von Käse wird die enthaltene Laktose (= Milchzucker) im Normalfall durch die Käsehalbimitate Mikroorganismenkulturen abgebaut. In lange gereiftem Käse ist Laktose folglich nicht mehr zu erwarten. Natürlicher- Untersucht wurden weiterhin „Käsehalbimitate“. Dabei han- weise enthalten Käse auch keine Ballaststoffe. Zu diesen delt es sich meist um Mischungen aus geriebenem Käse, zählen Stoffe wie Cellulose, Hemicellulose, usw., die durch Pflanzenfett und weiteren Zutaten. Die entsprechenden das körpereigene Enzymsystem im Dünndarm nicht zu re- Produkte lassen sich optisch jedoch nicht von echtem ge- sorbierbaren Komponenten abgebaut werden können. riebenem Käse unterscheiden, was insbesondere auch für Bei der Untersuchung von geriebenem Hartkäse aus Italien den verarbeiteten Zustand gilt. Beim Erhitzen oder Überba- mussten insgesamt 14 von 64 Proben (22 %) beanstandet cken zeigen diese Imitate bessere Schmelzeigenschaften werden. 7 Erzeugnisse fielen durch den nicht deklarier- und werden daher gerne als Zutat für Backwaren, Pizza und ten Einsatz von Cellulose auf. 5 Proben zeigten deutlich andere überbackene Gerichte verwendet. Lebensmittel, die überhöhte Laktosegehalte, die auf die Verarbeitung von unter Verwendung solcher Halbimitate hergestellt werden, Milch- oder Molkepulver schließen ließen. Bei fehlender vermitteln dem Verbraucher daher den Eindruck, es handle Deklaration solcher Zusätze handelt es sich allerdings sich bei der Auflage um Käse. Um einer Täuschung des um eine massive Verbrauchertäuschung. Der durch den Verbrauchers vorzubeugen, muss die Verwendung solcher Milchzucker bedingte süßliche Geschmack der Produkte Produkte ausdrücklich angegeben werden – ein „Käseimi- wurde durch die unzulässige Zugabe von Zitronensäure tat“ darf nicht als „Käse“ bezeichnet werden! abgeschwächt. 31 32 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Butter Bei einem ansässigen Schmelzkäsehersteller wurde die Gemäß der Milch-Bezeichnungsschutz-Verordnung (VO zur Herstellung von Schmelzkäse vorgesehene Butter be- (EWG) Nr. 1898 / 87) ist die Bezeichnung „Butter“ einem probt. Es bestand der Verdacht, dass die aus Süditalien Erzeugnis vorbehalten, das ausschließlich aus Milch ge- importierte Ware aus Fremdfett hergestellt worden war. Bei wonnen wird. Zur Herstellung dürfen erforderliche Stoffe den erhobenen Proben wurde ein milchfremder Fettanteil zugesetzt werden, sofern diese nicht verwendet werden, von 18 % festgestellt. Dabei handelte es sich größtenteils um einzelne Milchbestandteile vollständig oder teilweise zu um raffiniertes Schweinefett und in geringeren Mengen ersetzen. Die Verwendung von pflanzlichem Fett ist unzu- um pflanzliche Fette. In den jeweiligen Endprodukten des lässig. Die Bezeichnung „Butter“ darf bei einem Erzeugnis Herstellers (in Schmelzkäse und Schmelzkäsezubereitun- aus Milch, bei dem ein Milchbestandteil (hier: Milchfett) gen) konnte jedoch kein Zusatz von Fremdfett nachgewie- ersetzt wurde – und sei es auch nur teilweise – nicht ver- sen werden. wendet werden. Der Europäische Gerichtshof entschied mit seinem Urteil vom 16.12.1999 (EuGH 6. Kammer, Rechtssache C-101 / 98) entsprechend. Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse Tiefgekühlt und doch verdorben! Im Jahr 2006 sorgten erneut „Gammelfleisch“-Skandale für Schlagzeilen. Kontrollen in Kühl- und Gefrierhäusern brachten immer wieder überlagertes und verdorbenes Fleisch zutage. Im Februar 2006 war hauptsächlich regehalt, Peroxidzahl (Maß für Fettran- zum verstärken Keimwachstum, der Wildfleisch betroffen. Fasanenbrust- zigkeit) und mikrobiologische Untersu- schließlich zum Verderb führt. Tiefge- filet, Hirschkeule, Hirschkalbrücken, chung (erhöhte Keimgehalte) bestätigt frieren kann die Haltbarkeit von Fleisch Hirschgulasch, Rehkeule, Rehbraten, werden. Bei einigen Proben wurden verlängern, aber nur wenn frische Rehrücken, Rehschulter, Wildschwein- zudem Salmonellen (S. Typhimurium), Ausgangsware sachgerecht verpackt keule, Frischlingsrücken, Hasenrücken ein Hinweis auf mangelnde Hygiene, (am besten vakuumiert) tiefgefroren gespickt, Hasenkeulen – die ganze nachgewiesen. wird. Wie lange das Fleisch tiefgefro- Palette beliebter Wildfleischspezialitäten wurde zur Untersuchung vorgelegt. Auch zahlreiche Verbraucher beschwerten sich über verdorbenes Wildfleisch und Fleisch mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), wobei ein Lebensmittel mit einem abgelaufenen MHD nicht zwangsläufig verdorben ist. Bei den zahlreichen Kontrollen in Kühl- und Gefrierhäusern tauchte immer wieder Fleisch auf, das überlagert und verdorben war. Manche Fleischstücke hatten einen langen Transportweg hinter sich. Auch vor 2 Jahren aus Brasilien importiertes Rindfleisch war durch zu lange Gefrierlagerung ranzig geworden. ren gelagert werden kann, orientiert sich an der Tierart (Rindfleisch kann länger tiefgefroren gelagert werden als Schweinefleisch), am Fettgehalt (durch hohen Fettgehalt ist die Lagerfähigkeit eingeschränkt) und am Zerkleinerungsgrad (zerkleinertes Fleisch wie Hackfleisch besitzt eine geringere Lagerfähigkeit als Fleisch am Stück). Das Ergebnis der Untersuchungen Als Ursache für den Verderb sind phy- war dann auch wenig erfreulich. Im sikalische Vorgänge wie Austrocknung Lauf des Jahres wurden im Zusam- (Gefrierbrand durch beschädigte Ver- menhang mit dem Fleischskandal von packung bzw. offene Lagerung von Kochschinken ist ein sehr beliebtes, den Chemischen und Veterinärunter- Fleisch) oder chemische Prozesse hochwertiges Fleischerzeugnis, das suchungsämtern in Baden-Württem- (Fettranzigkeit) zu nennen, die durch aus den wertvollen Teilstücken der berg 488 Proben untersucht und die Tiefkühllagerung nur verlangsamt Hinterkeule bzw. bei Vorderschinken davon 201 (41 %) beanstandet. Die aber nicht gestoppt werden. Weitere aus der Vorderkeule hergestellt wird. beanstandeten Proben verströmten Faktoren, die zum Verderb führen, ist Um die Ausbeute und somit den Ge- unangenehme Gerüche (sauer, fau- die Unterbrechung der Kühlkette oder winn zu erhöhen, wird von einigen lig, alt, ranzig) und wiesen graugrüne die Verwendung von mikrobiell belas- Herstellern versucht, bei der Herstel- Verfärbungen bzw. schmierige Ober- teter Ausgangsware, deren Zustand lung mehr Wasser als zulässig ins flächen auf. Der Verderb konnte durch durch das Tiefgefrieren nur konserviert Produkt einzubringen und / oder wert- chemische Analysen, z. B. D-Milchsäu- wird. Beim Auftauen kommt es dann volles Muskeleiweiß des Schinkens Fremdwasser und andere Verfälschungen in Kochschinken Fleisch, Wild, Geflügel Jahresbericht 2006 Wasser in den Kochschinken eingear- gewiesen werden. Wie sich bei der beitet wird. Bei der Herstellung von eingeleiteten Betriebskontrolle jedoch Kochschinken wird üblicherweise eine herausstellte, war der Nachweis von wässrige Pökellake in den Schinken Puten-DNA auf die enge Lagerung von eingespritzt, die als Zutaten neben Kochschinken neben Putenfleisch in dem Wasser auch Nitritpökelsalz, der Verkaufstheke zurückzuführen. sowie andere würzende Stoffe und Zusatzstoffe enthalten kann. Bei dem sich anschließenden Koch- und ggf. Räucherprozess verliert das Produkt wieder Feuchtigkeit (Kochverlust), sodass das Endprodukt ungefähr dasselbe Gewicht wie das Ausgangsfleisch haben sollte. Der Wassergehalt des fertigen Schinkens ist durch den Gehalt an Fleischeiweiß im fettfreien Anteil begrenzt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bei 3 von 17 Proben rohen panierten Geflügelprodukten, wie Chicken Nuggets und panierten Hühnerbrüsten, sehr hohe Gehalte an 3-MCPD bis 1 150 µg / kg festgestellt wurden. Der Grund für diese Kontamination könnte eine unzulässige Verwendung Bei 3 Proben wurde der erforderliche von Salzsäure-Proteinhydroly- Wert von 19 % nicht erreicht. Eine saten sein, wodurch eine zu- dieser Proben musste als Imitat be- sätzliche Einlagerung von Was- urteilt werden, denn hier lagen zahlrei- ser erreicht wird. Die Untersu- che weitere Abweichungen zu einem chungsergebnisse wurden der Schinken vor, unter anderem die Her- für den Hersteller zuständigen stellung aus zerkleinertem Fleisch mit Behörde übermittelt. hohem Brätanteil und einem Fleischgehalt von lediglich 51 %. durch andere pflanzliche oder tierische Eiweiße zu ersetzen. Die unzulässige Verwendung von Verschiedentlich war über den Zusatz Blutplasma wird durch einen erhöh- einzelner Aminosäuren zu Fleisch- ten Gehalt an Citronensäure, die zur erzeugnissen berichtet worden, um Stabilisierung von Blut eingesetzt auch hierdurch wiederum für die Ana- wird, angezeigt. Immerhin waren 7 lyse einen höheren Eiweißanteil vorzu- Proben Kochschinken diesbezüglich täuschen. Bei den untersuchten Pro- auffällig. Eine abschließende Beurtei- ben waren keine deutlich erhöhten lung, ob es sich um eine Verfälschung Gehalte an einzelnen Aminosäuren handelt, kann jedoch nur im Rahmen feststellbar. einer Betriebskontrolle beim Herstel- Schwieriger ist der Nachweis einer Bei 51 Proben Kochschinken wurde Verfälschung mit tierischen Proteinen daher auf eine mögliche Verfälschung (an Knochen anhaftende Fleischreste, überprüft. Ziel einer Verfälschung ist Schwarten, Schlachtabfälle) in Form die Anreicherung von Wasser, damit von Hydrolysaten, den so genannten sich das Gewicht und der Gewinn „Hydrolyzed Animal Proteins“ (HAP) erhöht. „Einfache“ Verfälschungen bzw. „Functional Meat Proteins“ sind z. B. über den erhöhten Wasser- (FMP) oder von Blutplasma, da in die- Fleischeiweiß-Quotienten oder die er- sen Fällen die übliche Stickstoffanalytik höhte P-Zahl (Hinweis auf Zugabe von keinen Hinweis auf eine Verfälschung Diphosphat zum Zweck der Wasser- liefert. Eine Möglichkeit Hydrolysate bindung) gut erkennbar. So wurde bei nachzuweisen, besteht indirekt über einer Probe eine erhöhte P-Zahl von die Anwesenheit von 3-Monochlor- 2,8 festgestellt. Bei Kochpökelwaren propandiol (3-MCPD), einem uner- geht man ab einer P-Zahl von 2,2 von wünschten Nebenprodukt der Säure- einem Diphosphatzusatz aus. Die Ver- hydrolyse, oder über die Tierartbestim- wendung von Diphosphaten ist jedoch mung. In keinem Kochschinken wurde grundsätzlich unter Kenntlichmachung 3-MCPD gefunden, jedoch konnte in erlaubt, sofern damit nicht zusätzlich einer Probe DNA von der Pute nach- ler erfolgen, da Citronensäure auch legal als Zusatzstoff (Stabilisator) eingesetzt werden kann. Die zuständigen Behörden wurden von diesem Untersuchungsergebnis informiert. 33 34 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse „Dekorative Kosmetik“ bei Thunfisch und Lachs Durch die unzulässige Behandlung von rohem Thunfisch und Lachs mit Kohlenmonoxid entsteht eine hellrote Farbe, die eine hohe Lagerstabilität aufweist. So wird der Verbraucher über Qualität und Frische des Erzeugnisses getäuscht. Die kräftig rote Farbe des Thunfischfleisches besitzt eine große ökonomische Bedeutung, da sie dem Verbraucher Frische signalisiert. Bei Thunfischen und anderen dunkelfleischigen Fischarten sind der Blutfarbstoff Hämoglobin und der Muskelfarbstoff Myoglobin für die natürliche rote Farbe des Fischfleisches verantwortlich. Kohlenmonoxid zeigt eine hohe Affinität zum Eisenatom des Blutfarbstoffs Hämoglobin bzw. des Muskelfarbstoffs Myoglobin. Ergebnis der Bindung von Kohlenmonoxid an Hämoglobin und Myoglobin ist eine stabile, hellrote Farbe. Rohes Thunfischfleisch wird daher beispielsweise mit so genanntem gereinigtem Rauch behandelt, indem durch geeignete Verfahrensführung (Filtration) die Aromabestandteile des Rauches weitgehend entfernt werden und dem Kohlenmonoxid ungehinderter Zutritt zum Muskelfarbstoff ermöglicht wird. Die dadurch entstehende hellrote Farbe des Thunfischfleisches erweist sich auch nach längerer Gefrierlagerung als stabil. Sie vermittelt dem Verbraucher den Eindruck eines frischen Erzeugnisses, da die Farbveränderung von Rot nach Braun, die bei unbehandeltem Thunfischfleisch ein natürlicher Indikator für Qualitätsverlust ist, unterbleibt. Kohlenmonoxid ist daher als Zusatzstoff EU-weit nicht zugelassen. Auch die Anwendung von Kohlenmonoxid über modifizierte Räucherverfahren ist damit verboten. Von 19 Proben rohem Thunfisch- und Lachsfleisch aus Großhandel und Gastronomie konnte bei Lachsfleisch keine Behandlung mit Kohlenmonoxid nachgewiesen werden. Bei zwei Thunfischproben aus der Gastronomie wurde eine Behandlung mit Kohlenmonoxid nachgewiesen. Diese beiden Proben fielen bereits durch ihre leuchtend rote Fleischfarbe auf. Nematodenlarven in Wildlachs – Renaissance eines alten Problems 20 Proben Wildlachs wurden auf Nematodenlarven mit dem so genannten Digestionsverfahren untersucht. Bei dieser Methode werden die Larven durch Auflösung des umgebenden Fischfleisches durch eine Verdauungslösung isoliert. In allen Proben waren Larven vom Anisakistyp (Heringswurm) nachweisbar. Die Mengen schwankten zwischen 4 und über 80 Larven pro kg Fischfilet. Aus der Literatur sind Befallstärken von bis über 200 Larven / kg bekannt. Wildlachs wird in Deutschland nach unserer Kenntnis ausschließlich tiefgefroren gehandelt. Durch das Tiefgefrieren werden die Larven abgetötet, sodass eine Gesundheitsgefährdung für den Verbraucher nicht besteht. Auch wenn sich bei Wildfischen das Vorkommen von Parasitenstadien nicht vollkommen vermeiden lässt, wird ein massiver Befall mit Nematodenlarven als ekelerregend eingestuft. Dementsprechend wurde ein großer Teil der Proben beanstandet. Eine Untersuchung auf Parasiten durch den Lebensmittelunternehmer ist bei Fischen zwar vorgeschrieben, jedoch lediglich in Form einer Sichtkontrolle, ggf. nach Durchleuchten mit einer starken Lichtquelle. Aufgrund ihrer Eigenfarbe sowie ihrer undurchsichtigen Muskulatur lassen sich Wild- Fast alle im Meer lebenden Speisefischarten können von lachsfilets jedoch nicht durchleuchten. Außerdem sind die Nematoden (Rundwürmern) bzw. ihren Larven befallen Anisakis-Larven aufgrund ihrer Größe und Farbe (ca. 25 mm sein. Bestimmte Arten können Erkrankungen bei Men- lang, weiß, meist spiralig aufgerollt) in der Fischmuskulatur schen verursachen, sofern sie lebend aufgenommen generell nicht leicht zu entdecken. Wesentlich erfreulicher werden. Nachdem sich Nematodenfunde in Fischen und war die Situation bei marinierten Heringserzeugnissen (z. B. Fischerzeugnissen seit geraumer Zeit bei den klassischen Bismarckhering, Rollmops, Sahneheringsfilet): In 18 von Speisefischen aufgrund strenger rechtlicher Vorgaben auf 24 Proben waren überhaupt keine Nematodenlarven nach- Einzelfälle beschränken, steigen die Nachweise seit eini- weisbar, in den restlichen Proben nur vereinzelt. gen Jahren drastisch an, seitdem das Produkt „Wildlachs“ verstärkt untersucht wird. Fische, Krusten-, Schalentiere, … / Fette, Öle Jahresbericht 2006 Fette und Öle Jeder Bundesbürger verbraucht im Durchschnitt jedes Jahr ca. 30 kg Speisefette und -öle. Davon ist etwa ein Drittel tierischer Herkunft (hauptsächlich Butter), die anderen zwei Drittel sind pflanzlicher Herkunft, dabei handelt es sich hauptsächlich um Speiseöle und Margarine. Diese 30 kg stellen übrigens nur einen kleinen Bruchteil der gesamten Fettzufuhr dar, denn der überwiegende Teil wird als „verstecktes Fett“ mit anderen Lebensmitteln aufgenommen. Im Jahr 2006 wurden insgesamt 1 413 Proben untersucht, davon waren 209 (= 15 %) zu beanstanden, wobei 65 Beanstandungen aufgrund der mangelhaften Kennzeichnung bzw. Aufmachung ausgesprochen wurden. Olivenöl Die meisten der in Deutschland verkauften Olivenöle werden als „Natives Olivenöl extra“ vermarktet. Olivenöle dieser Kategorie müssen bestimmte chemische Vorgaben einhalten, eine wahrnehmbare Fruchtigkeit aufweisen Obwohl Olivenöl nicht mehr offen, sondern nur noch vorverpackt in Fertigpackungen verkauft werden darf, war der offene Verkauf auch im Jahr 2006 immer wieder anzutreffen. Andere Pflanzenöle und frei von Fehlern sein. Im Berichts- Eine ganze Reihe von pflanzlichen Frittierfette jahr wurden 252 Olivenöle untersucht, Speiseölen und -fetten wurden auf davon waren 65 (26 %) zu beanstan- Sortenreinheit, Verderb, Raffination Von 245 gebrauchten Frittierfetten den, etwa die Hälfte davon wegen und thermische Belastung geprüft. mussten 85 (= 35 %) beanstandet fehlerhafter Kennzeichnung. werden. Die Verwendung von verdorbenem Frittierfett kann vermieden werden, wenn beim Frittieren einige Grundregeln eingehalten werden. Mit handlichen elektronischen Messgeräten können potenziell verdorbene Frittierfette recht gut erkannt und gezielt als Probe gezogen werden. Für eine rechtsverbindliche Beurteilung der Frittierfette ist jedoch auch weiterhin eine qualifizierte Untersuchung im chemischen Labor absolut unverzichtbar. Einige Speiseöle wurden als „kaltge- Viele Olivenöle der Kategorie „Natives presst“ oder „nativ“ angepriesen, ob- Olivenöl extra“ wiesen sensorisch wohl sie einer Raffination unterzogen wahrnehmbare Fehler auf (stichig, wurden. Zwei Proben Traubenkernöl schlammig, ranzig etc.), obwohl die waren mit anderen Pflanzenölen ver- chemischen Kennzahlen unauffällig schnitten. waren. In einigen kritischen Fällen wurde der sensorische Befund zusätzlich durch ein unabhängiges Olivenölpanel an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BFEL) Bei ausländischen Ölen fehlte häufig die deutsche Kennzeichnung. Auch die Nährwertangaben waren nicht immer korrekt. bestätigt. Auch die chemischen Kenn- Bei einem Hanföl wurden 60 mg / kg zahlen (z. B. Säuregehalt, UV-Absorp- des rauscherzeugenden Wirkstoffes In Bäckereien wird zum Frittieren von tion, Peroxidzahl) von Ölen der Kate- THC festgestellt, das Zwölffache des Fettgebäck häufig gehärtetes Erdnuss- gorie „Natives Olivenöl extra“ ent- Richtwertes. fett mit sehr hohem Gehalt an trans- sprachen in einigen Fällen nicht den Fettsäuren (> 30 %) eingesetzt. Vorgaben der EU-Verordnung; einige Öle dieser Kategorie sind mit großer 2 Proben Sonnenblumenöl aus Russland wiesen Gehalte an Benzo(a)pyren über dem Grenzwert von 2 µg / kg Offene Speiseöle in der Gastronomie Wahrscheinlichkeit auch unzulässiger- Von 63 offenen Speiseölen, die in Gast- In einem Olivenöl im Tetrapak wurden stätten und Kantinen auf den Tischen, 311 mg / kg des Photoinitiators ITX, ei- an der Theke oder am Salatbüffet zur nem Bestandteil der Druckfarbe, nach- Im Handel werden zunehmend flüs- Selbstbedienung angeboten wurden, gewiesen. Ein natives Olivenöl extra sige Fettemulsionen zum Braten an- waren 14 (22 %) so stark ranzig, dass aus Griechenland war nicht nur ranzig, geboten. Die 12 untersuchten Proben sie nicht mehr zum Verzehr geeignet sondern enthielt auch 77 mg / kg an Di- wiesen nur Spuren an trans-Fettsäu- waren. Offensichtlich werden diese isodecylphthalat, einem Weichmacher ren auf. Allerdings erwiesen sich 2 Öle, die ja empfindliche Lebensmittel für Kunststoffe, der toxikologisch nicht Proben bereits deutlich vor Ablauf darstellen, nicht immer mit der erfor- unbedenklich ist. Beide Öle wurden des Mindesthaltbarkeitsdatums als derlichen Sorgfalt behandelt. beanstandet. stark ranzig. weise hitzebehandelt worden. auf. Emulgierte Bratfette 35 Lebensmittelüberwachung BW 36 Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Margarine Tierische Fette Der Gehalt an trans-Fettsäuren lag bei In Griebenschmalz war in keinem Fall Butter aus Italien, die für die industri- den meisten Proben unter 2 %. Ledig- eine Streckung mit Pflanzenöl nach- elle Weiterverarbeitung vorgesehen lich bei einigen Margarinen für spezi- weisbar. war, war mit ca. 20 % Schweinefett elle gewerbliche Anwendungen (be- Ein Hühnerfett enthielt gleich 3 ver- gestreckt. stimmte Back- und Ziehmargarinen) schiedene Antioxidantien, die nicht finden sich deutlich höhere Gehalte an deklariert waren. Die Gehalte lagen trans-Fettsäuren, bis zu 30 %. teilweise deutlich über den zulässigen Höchstmengen. Brühen, Suppen, Saucen und Feinkostsalate Brühen, Suppen und Saucen Feinkostsalate Bei einer Verbraucherbeschwerde Tomatensaft zur Herstel- Ein Verbraucher kaufte in einer Landmetzgerei auf dem lung von Tomatensuppe wurden beim Verzehr der Suppe 3 Nägel festgestellt. Nachforschungen im Herstellerbetrieb ergaben, dass Metalldetektoren zur Endkontrolle eingesetzt Weg zu seiner Arbeitsstelle einen „Fleischsalat“ und aß unmittelbar davon. Als er die Packung nach wenigen Stunden wieder öffnete, stellte er hierin zahlreiche werden, die bei der Herstellung der lebende Maden fest. Da die Grö- abgegebenen Charge funktionsfä- ße ca. 6 bis 8 mm betrug, konn- hig waren. Dies konnte anhand der ten sie sich nicht innerhalb die- angegebenen Losnummer rückver- ser kurzen Zeit entwickelt haben, Abb.: folgt werden. Vermutlich gelangten sondern waren schon beim Kauf Nägel im die Nägel bei der Zubereitung in die vorhanden. Darüber hinaus war Tomatensaft Suppe (siehe Foto). Nach dem Kauf verschiedener Trockensuppen und Trockensaucen hatte ein Verbraucher bemerkt, dass jede Packung mit einem Etikett überklebt war. Das Zutatenverzeich- der Salat auch hinsichtlich seiner weiteren Zusammensetzung kein Fleischsalat: Die Majonäse war verwässert und Gurken fehlten. Marinierte Oliven in einer Fertigpackung oh- nis und die nährstoffbezogenen Angaben auf dem Origi- ne Konservierungsstoffe wurden bis zum Ablauf des Min- naletikett und dem nachträglich überklebten Etikett waren desthaltbarkeitsdatums (MHD) unter kontrollierten Bedin- nicht identisch. Die Produkte waren mit der werbenden gungen gelagert (knapp drei Wochen). Nach Ablauf dieser Auslobung „ohne Glutamat“ versehen. Jedoch waren sie Lagerfrist war die Ware mit trüben schleimigen Belägen unter Verwendung von Hefeextrakt bzw. Würze hergestellt, behaftet und sehr unansehnlich. Es konnten in großer Zahl die natürlicherweise Glutamat / Glutaminsäure enthalten. die Verderbniserreger Pseudomonas aeruginosa und Pseu- Aufgrund der nachgewiesenen Glutaminsäure ist deren domonas putida nachgewiesen werden. Die Mindesthalt- Herkunft zu überprüfen. Eine Aussage über einen mittelba- barkeitsfrist war offensichtlich zu lange kalkuliert worden. ren oder unmittelbaren Zusatz der Glutaminsäure lässt sich nur anhand der Rezeptur klären. Im Falle eines mittelbaren Eintrages der Glutaminsäure über Hefeextrakt oder Würze, ist die Werbung „ohne zugesetzte Geschmacksverstärker“ möglich. Andernfalls ist die Werbeangabe „ohne Glutamat“ als irreführend zu beurteilen. Fleischsalat aus eigener Herstellung einer Metzgerei wurde mit der Angabe „DLG-prämierte Wurstwaren“ auf der Fertigpackung beworben. Abgesehen von den sensorischen, mikrobiologischen und qualitativen Eigenschaften, die beanstandet werden mussten, ergaben sich auch Zweifel an der Zulässigkeit der Werbung mit einer Prämierung durch Weitere Beanstandungen bezogen sich auf überlagerte Pro- die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Die ben, die bereits sensorische, physikalische und chemische DLG hat in ihren Prüfbestimmungen klare Vorgaben für Abweichungen aufwiesen. Die Kennzeichnung asiatischer die Werbung mit erzielten Preisen getroffen. Dies betrifft Suppen und Saucen wurde wie in vergangenen Jahren zum einen die ausschließliche Werbung mit den von der häufig beanstandet. DLG vergebenen Mustern oder Urkunden und anderer- Brühen, Suppen, Saucen … / Getreide, Back-, Teigwaren Jahresbericht 2006 37 Getreide, Backwaren und Teigwaren Getreide und Getreideprodukte In einem Müsliriegel aus einer Bäckerei war eine offene Sicherheitsnadel eingebacken. seits die enge Verbindung des Prämierungszeichens, Die Probe musste als gesundheitsschädlich und damit als Abb.: den Prämierungs- oder textlichen Hinweisen mit der unsicheres Lebensmittel beurteilt werden. In vielen Fällen Offene Sicher- Nennung des prämierten Erzeugnisses und dem Jahr handelte es sich bei den beanstandeten Proben um Ver- heitsnadel aus der Prämierung. Der Hinweis darf vom Verleihungstag braucherbeschwerden, wovon ein Großteil berechtigt war. einem Müsli- auf die Dauer von 24 Monaten verwendet werden. Einige weitere Beschwerdeproben mussten als gesund- Riegel aus einer Durch Einsicht in die öffentlich zugängliche Liste der heitsgefährdend beanstandet werden, da sie Fremdkörper Bäckerei Preisträger konnte festgestellt werden, dass die Vor- enthielten, die aufgrund ihrer Beschaffenheit (scharfkantig, aussetzungen für die Werbung mit einer Auszeichnung spitz, hart) Verletzungen hervorrufen können. Auch der Be- nicht vorlagen. Die Metzgerei hatte seit 1998 an keiner fall mit Schädlingen führte vielfach zu Beanstandungen. Bei DLG-Prüfung mehr teilgenommen und hatte nur in der Mehlproben aus Mühlen stimmten die Typenangaben nicht Sparte Schinken und Wurst eine Prämierung erhalten, mit den ermittelten Mineralstoffgehalten überein. jedoch noch nie in der Sparte Feinkost. Die Werbung war daher irreführend. Brot, Kleingebäck, Feine Backwaren Verschiedene verzehrsfertige Salate in Fertigpackungen Auch bei den beanstandeten Backwaren handelte es sich wie beispielsweise Schnittsalate oder Nudelsalate wur- vielfach um Verbraucherbeschwerden, von denen mehre- den einem Lagerversuch bis zum angegebenen Min- re als gesundheitsschädlich zu beurteilen waren. Sie ent- desthaltbarkeitsdatum unterzogen. Die sensorischen hielten so gefährliche Dinge wie spitze Metallsplinte oder als auch die mikrobiologischen Untersuchungen zeigten Metallklammern, Glassplitter oder auch Steine. Zahlreiche erhebliche Abweichungen auf, die zum einen auf ein zu andere „Fremdkörper“ wie Kunststoffstreifen, Mäusekot, lange bemessenes Mindesthaltbarkeitsdatum und zum Vogelfedern, Wespen und andere Insekten, lebende Mot- anderen auf unzureichende hygienische Bedingungen tenlarven, Sand und kleine Glasperlen führten zu Bean- im Herstellerbetrieb zurückzuführen waren. Bei hand- standungen wegen ekelerregender Beschaffenheit. Auch werklichen Betrieben sind diese Mängel häufig auf eine Schimmelbefall führte zu zahlreichen Beanstandungen. Die zu warme oder zu lange Lagerung bzw. auf die Ver- bei Beschwerdeproben festgestellten Mängel sind vielfach wendung ungeeigneter Ausgangsware, beispielsweise auf unhygienische Zustände bei der Herstellung der Back- Wurstresten und Anfangs- / Endstücken von Würsten waren oder auf unsachgemäßen Umgang bei Transport und mit mangelnder Frische, zurückzuführen. Lagerung zurückzuführen. Offene Feinkostsalate, besonders von Marktständen wurden wiederholt ohne Kenntlichmachung von Zusatzstoffen, hier besonders Konservierungsstoffen, in den Verkehr gebracht. „Mistelbrot“ wurde unter Mitverwendung von Mistelkraut hergestellt. Mistelkraut gilt als Arzneimittel; der Zusatz von Arzneimitteln zu Lebensmitteln ist nicht zulässig. Wie in den Jahren zuvor wurde Laugengebäck auf erhöhte Aluminiumgehalte untersucht. Werden unbeschichtete oder schadhafte teflonbeschichtete Aluminiumbleche zusammen mit den Laugengebäckrohlingen in Lauge getaucht oder werden darauf in Lauge getauchte Gebäckrohlinge ausgebacken, so kommt es zu einem Übergang von Aluminium auf das Lebensmittel. Üblicherweise enthalten Lebensmittelüberwachung BW 38 Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Backwaren Aluminium nur in Spuren. Liegt der Alumini- schätzt. Bei Zimtsternen wurde von täglich 4 Stück (ent- umgehalt in der Kruste deutlich über dem in der Krume, sprechend 22,4 g) und bei Frühstückscerealien und Müsli so ist von einem nennenswerten Aluminiumübergang auf von einem durchschnittlichen täglichen Verzehr von 75 g die Backware auszugehen. Diese vermeidbaren Aluminium- ausgegangen. übergänge führten zu Beanstandungen. (Weitere Ergebnisse zu Aluminium in Lebensmitteln siehe Kapitel III, Zusatzstoffe und Aromastoffe). Im Berichtsjahr wurden 114 zimthaltige Proben aus den Bereichen Getreideerzeugnisse und Feine Backwaren auf ihren Cumaringehalt untersucht (s. Tabelle). Cumarin – ein kritisch bewerteter Aromastoff in Weitere Ergebnisse zu Cumarin in Lebensmitteln siehe Lebensmitteln Kapitel III, Nahrungsergänzungsmittel. Cumarin ist ein natürlicher Aromastoff, der in einer Vielzahl von Pflanzen natürlich vorkommt, z. B. in Waldmeister, in Zimt und in der Tonka-Bohne. Hohe Cumarin-Konzentrationen kann Cassia-Zimt oder chinesischer Zimt aufweisen, während der teurere und seltenere Ceylon-Zimt Cumarin nur in Spuren enthält. Aufgrund früherer toxikologischer Daten lässt die Aromenverordnung für Lebensmittel einen Cumarineintrag aus Pflanzenteilen von maximal zwei Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel zu. Die diesem Grenzwert zugrunde liegende toxikologische Bewertung Teigwaren Schön bunt aber eklig Gekochte Spaghetti aus dem Kühlraum eines Gasthauses waren über und über mit grau-, grün-, rot- und gelbfarbenen Schimmelkolonien überzogen und rochen entsprechend ekelerregend. Neben zahlreichen Beanstandungen gegarter Teigwaren aus Gaststätten wegen mikrobiologischer von Cumarin wurde inzwischen weitgehend re- Verunreinigungen und ekelerregender vidiert. Bei einer toxikologischen Neubewer- Beschaffenheit waren fehlende oder tung geht das Bundesinstitut für Risiko- fehlerhafte Kennzeichnung von Ei- bewertung (BfR) heute davon aus, dass bei normalen Verzehrsgewohnheiten erteigwaren die Hauptbeanstan- eines erwachsenen Menschen die dungsgründe. In 3 Nudelproben aus toxikologischer Sicht akzeptab- aus China und in einer Teigware le tägliche Aufnahmemenge an Cu- aus einer Bäckerei konnten die marin nicht überschritten wird, es je- künstlichen Farbstoffe Tartra- doch bei übermäßiger Aufnahme von zin, Chinolingelb und / oder Gelb- Cumarin bei besonders empfindlichen orange nachgewiesen werden. Personen zu reversiblen Leberschäden Diese Farbstoffe sind für Teigwaren kommen kann. Als tolerierbare tägliche nicht zugelassen, da sie einen höhe- Aufnahmemenge (TDI-Wert – tolerabel daily ren Eigehalt vortäuschen können. intake) werden maximal 0,1 mg Cumarin je Kilogramm Körpergewicht (KG) angesehen. Für die lebensmit- Abb.: Gekochte Spaghetti aus dem Kühlraum eines telrechtliche Bewertung der untersuchten Proben wurde Gasthauses ein für Kleinkinder durchschnittliches Körpergewicht von 15 kg zugrunde gelegt und die durchschnittliche tägliche Verzehrsmenge des untersuchten Lebensmittels abgeTabelle: Cumarin in Probenart Lebensmitteln Frühstückscerealien Müsli Feine Backwaren (o. Zimtsterne) Zimtsterne Gesamt A B C Gesamtzahl Anzahl % Anzahl % Anzahl % 14 3 21 5 36 6 43 2 0 – 0 – 2 100 6 0 – 2 33 4 67 92 2 2 81 88 9 10 114 5 4 88 77 21 18 A: als gesundheitsschädlich beurteilte Proben (TDI > 0,1 mg / kg KG) B: Proben mit Gehalten über dem Grenzwert der Aromenverordnung (> 2 mg / kg), aber TDI < 0,1, mg / kg KG (Gutachten ohne Beanstandung aber Hinweis an Hersteller mit Aufforderung, Maßnahmen zu ergreifen, den Cumaringehalt unter den Wert der Aromenverordnung zu senken) C: Proben ohne Beanstandung (Gehalt < 2 mg / kg oder unter der Bestimmungsgrenze) Obst, Gemüse Jahresbericht 2006 Obst, Gemüse und -Erzeugnisse Tigerlilie – nicht nur beliebte Gartenpflanze? Offene Konserven im Gastronomiebereich Die Tigerlilie, die in Europa wegen ihrer auffälligen Blüten Im Rahmen der mikrobiologischen Untersuchung als Gartenpflanze sehr beliebt ist, wird in China und Japan wurden schwerpunktmäßig offene Gemüse- als Heilpflanze sowie zur Würzung von Speisen verwen- erzeugnisse aus der Gastronomie beprobt. det. Die Prüfung, ob „Tigerlilien“ als neuartige Lebensmit- Gemüseerzeugnisse aus Konserven verderben tel im Sinne der Novel-Food-Verordnung einzustufen sind nach dem Öffnen der Konservendose leicht. Werden und damit eine Genehmigung für das Inverkehrbringen diese Erzeugnisse z. B. aufgrund einer mangelhaften erforderlich ist, ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Un- Betriebs- oder Produktionshygiene kontaminiert, fin- abhängig davon wurde die eingehende Probe „getrocknete den die Bakterien aufgrund der weichen Konsistenz Blütenknospen der Tigerlilie für die Würzung chinesischer sowie der fehlenden Produktflora gute Vermehrungsbe- Gerichte“ als nicht verkehrsfähig beurteilt, da sie unzulässi- dingungen vor. Um einen mikrobiell bedingten Verderb zu gerweise den Konservierungsstoff Schwefeldioxid enthielt. verzögern und um im Einzelfall die Vermehrung von Krank- Der Gehalt von beinahe 7 000 mg / kg überschritt selbst heitserregern oder die Bildung von bakteriellen Toxi- die für andere „Würzmittel“ erlaubten Höchstmengen an nen zu unterbinden, sollten derartige Erzeugnisse in Schwefeldioxid (z. B. Dijon-Senf: 500 mg / kg, Meerrettich- den Lebensmittelunternehmen nach dem Öffnen pulpe: 800 mg / kg) um ein Vielfaches. der Konservendose in geeignete, verschließbare Behältnisse umgefüllt und konsequent bei einer Wirklich „echte“ schwarze Trüffel Frische Trüffel gehören zu den teuersten Lebensmitteln überhaupt. Beim Kauf von frischen Trüffeln ist daher besondere Vorsicht geboten. Als wertvollste Trüffelart gilt die Perigordtrüffel (Tuber melanosporum Vittadini), für die ein Kilogrammpreis von über 1000 Euro üblich ist. Nicht selten werden jedoch weniger wertvolle Trüffelarten unter dieser Bezeichnung verkauft. Wer weiß schon, dass es neben dieser „echten“ schwarzen Trüffel noch ca. zehn weitere genießbare Arten schwarzer Trüffeln gibt, die allerdings zu einem deutlich niedrigeren Preis gehandelt werden. Auch die deutschen Leitsätze für Pilze, in denen die allgemeine Verkehrsauffassung in Deutschland zum Ausdruck kommt, sind hier nicht besonders hilfreich. So dürfen nach den Leitsätzen z. B. preiswerte chinesische Trüffel als schwarze Trüffel in den Verkehr gebracht werden. Eine leidvolle Erfahrung musste auch ein Verbraucher machen, der sich über den auffälligen, desinfektionsmittelartigen Geruch der von ihm erworbenen schwarzen Trüffel wunderte. Makroskopische und mikroskopische Untersuchungen ergaben, dass es sich dabei um Tuber mesentericum Vittadini handelte, die auch als Teertrüffel bezeichnet wird. Bei der Vergleichsprobe handelte es sich ebenfalls nicht um Perigordtrüffel, sondern vermutlich um Tuber aestivum Vittadini. Beide Trüffelarten dürfen nach den Leitsätzen als Sommertrüffel in den Verkehr gebracht werden. Aufbewahrungstemperatur von maximal +7 °C nicht über eine angemessene Zeit hinaus aufbewahrt werden. Im Berichtsjahr wurden mehrere Gemüseerzeugnisse (Konservenware) wie beispielsweise Artischocken, Paprikasticks, Schältomaten und Oliven im Rahmen von Betriebskontrollen in Gaststätten als Verdachtsproben erhoben. Die Erzeugnisse waren ausnahmslos verdorben und wiesen dementsprechend hohen Keimzahlen auf bzw. sie waren verschimmelt. Als mögliche Ursache konnte in der Regel eine unsachgemäße Aufbewahrung (ungekühlt bzw. in korrodierten Weißblechdosen) sowie eine Überlagerung festgestellt werden. Überdies kam es in den bereits geöffneten Konservendosen – begünstigt durch das fruchtsaure Füllgut sowie den Zutritt von Luftsauerstoff – zu elektrochemischen Reaktionen zwischen dem Doseninhalt und der zinnhaltigen Dosenlegierung und damit zu erhöhten Zinn-Gehalten im Lebensmittel. Um eine verstärkte Zinnkorrosion wirkungsvoll zu verhindern, ist der Inhalt von Obstkonserven unmittelbar nach dem Öffnen der Dosen in korrosionsbeständige und verschließbare Behältnisse wie z. B. Plastikdosen umzufüllen. Zinnkontamination in ArtischockenKonservendosen Um Unklarheiten und böse Überraschungen beim Kauf Artischockenherzen in originalverschlossenen Do- von frischen Trüffeln zu vermeiden, sollte deshalb stets sen wiesen einen Zinngehalt von fast 400 Milli- nach dem exakten botanischen Namen der Trüffel gefragt gramm pro Kilogramm auf. Der zulässige Höchst- werden. wert war um etwa das Doppelte überschritten. Die Dosen wiesen im Inneren deutliche Materialablösungen und beginnende Lochfraßkorrosion auf bei einem angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum von Ende 2010. 39 Lebensmittelüberwachung BW 40 Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) in Kirschpaprika Der Mitbewerber eines Importeurs von Gemüseerzeug- Komplexbildner bei verschiedensten technischen Prozes- nissen gab den Hinweis, wonach der Importeur in großem sen zum Einsatz kommt. Sie ist in der EU als Lebensmit- Umfang Kirschpaprika, die den in der EU für derartige Er- telzusatzstoff mit stabilisierender Wirkung auf Farbe und zeugnisse nicht zugelassenen Zusatzstoff EDTA enthalten, Geschmack jedoch nur in Konserven von Hülsenfrüchten, nach Deutschland einführen würde. Aus diesem Anlass Pilzen, Artischocken, Krebs- und Weichtieren sowie Fischen wurden in einem Verarbeitungsbetrieb, der entsprechende und emulgierten Soßen, bestimmten Streichfetten und ge- Ware erhalten hatte, gezielt Proben erhoben. Der Verdacht frorenen Krebstieren zugelassen, jedoch nicht für Früchte konnte durch die Untersuchung der Proben bestätigt wer- der Gattung Capsicum. den. Bei EDTA handelt es sich um eine Substanz, die als Kräuter und Gewürze Ist beim Genuss weniger oft mehr? Alles Kümmel? Als Gewürze werden neben Kümmel (Echter Kümmel, bot. Carum carvi) auch Kreuzkümmel (Römischer Kümmel, Cumin, bot. Cuminum cyminum) und Schwarzkümmel (bot. Nigella sativa) verwendet. Abb. oben: Diese Namen finden sich in den Leit- 7 von 30 Proben (23 %) enthielten zu Diese Abweichungen waren als Wert- Kümmel, sätzen für Gewürze des Deutschen wenig ätherisches Öl, 2 Proben ent- minderung zu beurteilen. Die Gewür- Kreuzkümmel, Lebensmittelbuches und sind damit hielten gleichzeitig zu viel säureunlösli- ze sind dennoch verkehrsfähig, wenn Schwarzkümmel die „nach allgemeiner Verkehrsauffas- che Asche („Sand“), 1 Probe Kümmel auf die Wertminderung hingewiesen (v. l. n. r.) sung übliche Bezeichnung“. Die drei Ar- enthielt ca. 10 % Unkrautsamen. wird. ten unterscheiden sich im Aussehen und insbesondere im Aroma ganz wesentlich, dennoch werden sie immer wieder falsch bezeichnet. 4 von 33 Proben (12 %) mussten aus diesem Grund beanstandet werden. Nach den Leitsätzen für Gewürze ist deren Gehalt an ätherischem Öl in der Regel wertbestimmend. Dies trifft auch bei Kümmel und Kreuzkümmel zu. Mindestgehalte an ätherischem Öl sind in den Leitsätzen jedoch nicht auf- Echter und falscher Safran Der Safran (bot. Crocus sativus) ist eine Krokusart, die im Herbst blüht. Die Hauptanbaugebiete sind Iran, Griechenland, Spanien und Indien. Die blauen Safranblüten enthalten 3 ca. 10 cm lange Griffel. Als Gewürz werden die getrockneten ca. 3 cm langen roten Narbenäste, die sich am Ende der Griffel befinden, verwendet. Die Ernte ist Handarbeit. Für 1 kg Safran werden ca. 600 000 dieser Narbenfäden benötigt. Dies macht Safran mit einem Kilopreis von ca. 2 000,– 3 zum teuersten Gewürz. geführt. Zur Feststellung der Verkehrs- Von den 18 Proben waren 16 bei Beide Proben wurden als irreführend auffassung können aber die Normen der mikroskopischen Untersu- bezeichnet beurteilt. der International Standard Organisati- chung und der Prüfung auf mit Hohe Dosen von Safran (ab 5 g) kön- on (ISO) und die Mindestanforderung Farbstoffen gefärbte andere Pflan- nen bei Schwangeren zum Abort füh- der European Spice Association (ESA) zenteile unauffällig. Bei 2 Proben ren. Die tödliche Dosis für den Men- herangezogen werden. Diese Doku- handelte es sich allerdings um äu- schen liegt bei 5 – 20 g. Todesfälle mente enthalten Mindestgehalte an ßerst plumpe Fälschungen. Hier wurden in der Literatur beschrieben. ätherischem Öl für die wichtigsten wurden Blüten der Färberdistel Bei Verwendung der als Gewürz übli- Gewürze. (Saflor, bot. Carthamus tinctorius), chen Dosen besteht nach bisherigen die auch als „Falscher Safran“ be- Erkenntnissen allerdings keine akute zeichnet werden, als Safran ange- oder chronische Toxizität. boten. Kräuter, Gewürze Jahresbericht 2006 41 Zimt – Gift im Backrezept? Nach den Leitsätzen für Gewürze ist Zimt die getrocknete Rinde von Abb.: Holzzimtarten aus der Familie der Lorbeergewächse. Ceylon-Zimt oder Cassia (l.), Canehl ist die Innenrinde von Cinnamomum ceylanicum. Cassia ist die Ceylon-Zimt (r.) Innenrinde von C. aromaticum oder C. loureirii. Zimt gemahlen wird überwiegend aus Cassia hergestellt. Zimt wurde bereits 2700 v. Chr. im In 4 von 9 untersuchten Proben Cey- Kräuterbuch des chinesischen Kaisers lon-Zimt (44 %) wurden Gehalte an Shen Nung erwähnt und erfreut sich Schwefeldioxid von 40 bis 60 mg / kg seitdem großer Beliebtheit. In den festgestellt. Auch wenn – wie vom letzten Jahren ist der Zimt allerdings Bundesministerium für Ernährung, immer wieder ins Gerede gekommen. Landwirtschaft und Verbraucherschutz In Stangenform sind Ceylon-Zimt und (BMELV) mitgeteilt – die EU Bestre- Cassia leicht zu unterscheiden. Beim bungen des Codex Alimentarius un- Dieser Höchstwert stammt allerdings Ceylon-Zimt werden Stücke der sehr terstützt, Schwefeldioxid für Zimt zu- aus den 80er-Jahren, als man muta- dünn geschälten Innenrinde in einan- zulassen, mussten diese Zimtproben gene und kanzerogene Wirkungen der gesteckt. Beim Cassia-Zimt wer- wegen der Verwendung eines nicht von Cumarin vermutete. Nach neu- den dickere Stücke der nur oberfläch- zugelassenen Zusatzstoffes beanstan- eren Forschungsergebnissen ist die lich geschälten Rinde eingerollt. Auch det werden. Zudem war der Zusatz- wesentliche gesundheitsschädliche im Aroma und Geschmack unterschei- stoff Schwefeldioxid nicht, wie vorge- Wirkung des Cumarins seine Leber- den sich beide Zimtarten erheblich. schrieben, kenntlich gemacht. Auch toxizität, die eine reversible Leber- Vor allem beim Ceylon-Zimt wird z.T. eine von 23 Proben Cassia-Zimt (4 %) entzündung zur Folge haben kann. bei der Herstellung Schwefeldioxid enthielt 47 mg / kg Schwefeldioxid. Die Europäische Behörde für Lebens- verwendet, um eine schöne gleich- In 13 von 30 Zimtproben (43 %) wur- mittelsicherheit (EFSA) kam im Jahr mäßig helle Färbung zu erzielen und de Styrol mit Gehalten von 0,4 bis 5,6 2004, ebenso wie das Bundesinstitut um Insekten und Mikroorganismen mg / kg nachgewiesen. 2 Proben (7 %) für Risikobewertung (BfR) im Jahr abzutöten. Nach der ZZulV ist die Ver- mit einem Gehalt von 32 mg / kg Sty- 2006 zu einer unbedenklichen tägli- wendung von Schwefeldioxid für Zimt rol fielen zudem durch einen ausge- chen Aufnahmemenge (TDI-Wert) von jedoch nicht zugelassen. prägten Geruch nach „Lösungsmittel“ 0,1 mg / kg Körpergewicht. Beide Ab- oder genauer nach Styrol auf. Diese schätzungen enthalten einen Sicher- beiden Proben mussten als wertge- heitsfaktor von 100, sodass auch beim mindert beurteilt werden. Styrol kann Überschreiten dieser Aufnahmemen- sich bei zu feuchter Lagerung aus dem ge in der Regel nicht von einer akuten natürlich im Zimt enthaltenen Zimtal- oder chronischen Gesundheitsschädi- dehyd durch Abbauvorgänge bilden. gung auszugehen ist. Im Herbst 2006 geriet der Zimt in die Cassia-Zimt ist die bedeutendste Auf- Pressemeldungen. Ursache war das nahmequelle für Cumarin aus der Nah- Cumarin, ein natürlicher Inhaltsstoff rung. Im Lehrbuch heißt es aber auch des Cassia-Zimts. Für das Gewürz hier: Bei Verwendung der als Gewürz Zimt selbst gibt es keinen Höchst- üblichen Dosen besteht nach bisheri- wert an Cumarin. Für die meisten mit gen Erkenntnissen keine akute oder Zimt hergestellten Lebensmittel gilt chronische Toxizität. Eine der 10 als jedoch nach der Aromenverordnung Canehl oder Ceylon-Zimt bezeichnete ein Höchstwert von 2 mg / kg. Reines Proben (10 %) musste als irreführend Cumarin darf zur Aromatisierung von gekennzeichnet beurteilt werden, da Lebensmitteln nicht verwendet wer- es sich um Cassia-Zimt handelte. den. (Weitere Ergebnisse zu Cumarin in Lebensmitteln siehe Kapitel III, Getreide, Backwaren, Teigwaren und Nahrungs- Abb.: Narbenschenkel mit Griffelrest; Safrangewürz; Saflorblüten (v. o. n. u.) ergänzungsmittel). Lebensmittelüberwachung BW 42 Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Muskat: Von Blüten und Nüssen Der Muskatbaum (bot. Myristica fragrans) bildet eine einsamige, pfirsich-ähnliche Frucht. Der Samen dieser Frucht wird als Muskatnuss bezeichnet. Der Samen wird eingehüllt von einem roten, zerschlitzten Samenmantel (Arillus), der Macis oder Muskatblüte. Abb.: Von den 14 Proben Muskatnuss und Muskatnuss (l.), Macis mussten 2 Muskatnussproben Macis (r.) mit einem zu niedrigen Gehalt an ätherischem Öl als wertgemindert beurteilt werden. Nach den Leitsätzen für Gewürze gibt der Gehalt an säureunlöslicher Asche („Sand“) Hinweise darauf, ob das Gewürz durch mineralische Bestandteile wie Erde und Sand, über das technisch unvermeidbare Maß hinaus verunreinigt oder verfälscht ist. Für Muskatnuss gilt ein Höchstgehalt von 0,5 g / 100 g. Sahnemeerrettich – zu wenig Sahne, zu viel Schwefel Nach der Zusatzstoffzulassungsver- Meerrettich kommt frisch und als Dau- zeugnis zwar unter dem Wert von 800 ordnung (ZZulV) dürfen Siliciumdioxid erware (Glas, Tube) in den Verkehr. Ta- mg / kg Schwefeldioxid, aber bezogen und Silicate („Sand“) in einer Menge felmeerrettich enthält ca. 60 – 70 % auf die verwendete Meerrettichpulpe, von 1 g / 100 g „Trockenlebensmitteln Meerrettich, Sahnemeerrettich oft nur ergaben sich Werte von bis zu 4 000 in Pulverform“ und damit auch ge- 15 % Meerrettich sowie mind. 2 % aus mg / kg. 8 von 10 Sahnemeerrettichen mahlenen Gewürzen zugesetzt wer- der Sahne stammendes Milchfett. Der (80 %) wurden daher beanstandet. den. Damit ist eine „Verfälschung“ Sahneanteil muss auf dem Etikett an- durch Verwendung von Siliciumdioxid gegeben sein. Dabei ist Sahne nicht und Silicaten legal. Von den 6 Proben gleich Sahne. Steht im Zutatenver- gemahlener Muskatnuss enthielten zeichnis Sahne, muss die Sahne nur 2 Proben weniger als 0,01 g / 100 g 10 % Milchfett enthalten. Nur wenn „Sand“. 4 Proben enthielten zwischen Schlagsahne draufsteht, muss der 0,2 und 2,1 g / 100 g „Sand“, bei diesen Milchfettgehalt der Sahne 30 % betra- war im Zutatenverzeichnis der Zusatz- gen. Bei 2 von 10 Sahnemeerrettichen stoff Siliciumdioxid angegeben. Die (20 %) lag der analytisch über den But- Probe mit 2,1 g / 100 g lag über der tersäuregehalt ermittelte Sahneanteil „summarischen Höchstmenge“ von deutlich (bis zu 30 %) unter dem de- 1,5 g / 100 g. Es wäre u. E. sinnvoll, klarierten Wert. Gewürze in die Liste der Lebensmittel Zur Herstellung von Meerrettichdau- Der Auffassung der Deutschen Feinkostindustrie, dass die in der ZZulV genannte Höchstmenge für Meerrettichpulpe so zu interpretieren sei, dass unter Meerrettichpulpe auch das fertige Meerrettichenderzeugnis gemeint sei, kann nicht gefolgt werden. Welche technologische Notwendigkeit sollte gegeben sein, auch die Sahne zu schwefeln? Die Schwefelung von Sahne oder Schlagsahne ist in der ZZulV nicht zugelassen. im Anhang 4, Teil A der ZZulV, bei de- erwaren wird vorzerkleinerter Meer- nen diese Zusatzstoffe nicht verwen- rettich (Meerrettichpulpe) eingesetzt. det werden dürfen, aufzunehmen. Meerrettich verfärbt sich beim Zer- Muskat enthält im ätherischen Öl die kleinern bei Luftzutritt rasch bräun- Im Jahr 2006 wurden insgesamt 118 Phenylpropanderivate Myristicin, Sa- lich-grau. Um dies zu unterbinden, ist Proben Paprika, Chilli, Kurkuma, Curry, frol und Elemycin. Diese sind für die die Verwendung von Schwefeldioxid sowie Würzmittel und Würzsoßen, die toxische Wirkung von Muskat verant- und Sulfiten bis zu einer Höchstmen- Chili oder Paprika als Zutaten enthiel- wortlich. Für eine Vergiftung sind etwa ge von 800 mg / kg in der Meerrettich- ten, untersucht. Aufgrund gezielter 5 g Muskat (entspricht einer kleinen pulpe zugelassen. Die 3 untersuchten Probenahme konnten immer noch in Muskatnuss) ausreichend. Todesfälle Proben Tafelmeerrettich waren mit Ge- 6 Proben (5,1 %) verbotene Farbstoffe wurden z. B. infolge einer Verwendung halten um 220 mg / kg im Enderzeug- im Bereich von 2 bis 19 mg / kg aufge- von Muskat als Rauschdroge beobach- nis, dies entspricht einem Gehalt von funden werden. Dies sind geringfügig tet. Bei Verwendung der als Gewürz ca. 150 mg / kg in der verwendeten mehr Proben als im Vorjahr (4,4 %). üblichen Dosen von Muskatnuss und Meerrettichpulpe, unauffällig. Anders Bei den nachgewiesenen Farbstoffen Macis besteht nach bisherigen Er- beim Sahnemeerrettich. Alle 10 un- handelte es sich um Sudan I, Sudan IV, kenntnissen aber keine akute oder tersuchten Produkte lagen im Ender- Pararot und Rhodamin B. chronische Toxizität. Farbstoffe in Chilli und Paprika – Fortsetzung folgt Alkoholfreie Getränke Jahresbericht 2006 Alkoholfreie Getränke Fruchtsäfte, Fruchtnektare und alkoholfreie Erfrischungsgetränke Patulin, Benzol und trans-1,3-Pentadien – unerwünschte Inhaltsstoffe und ihre Ursachen Benzol wird als krebserregender und keimzellschädi- Unvollständige Verkehrsbezeichnung Nach der Fruchtsaftverordnung muss zwischen den Verkehrsbezeichnungen „Fruchtsaft“ und „Fruchtsaft aus gender Stoff beurteilt. In der Trinkwasserverordnung Fruchtsaftkonzentrat“ streng unterschieden werden. Un- ist ein Grenzwert für Benzol von 1 µg / l festgelegt, der zulässig ist daher die Praxis einiger Hersteller, eine für aus von der WHO empfohlene Richtwert für Trinkwasser Konzentraten hergestellte Fruchtsäfte korrekte Verkehrsbe- beträgt 10 µg / l. zeichnung wie „Orangensaft aus Orangensaftkonzentrat“ Berichten zufolge wurden in Großbritannien Benzolgehalte von 11 und 28 µg / l in Erfrischungsgetränken festgestellt. Eine mögliche Bildung von Benzol aus dem Konservierungsstoff Benzoesäure bei Anwesenheit von Ascorbinsäure sowie Kupfer- oder Eisen-Ionen wird in Erwägung gezogen. nur an einer Stelle des Etiketts anzugeben und an anderen, hervorgehobenen Etikettenpositionen die besser klingende Bezeichnung „Orangensaft“ zu verwenden. Getränke aus Schankanlagen Zu dieser Fragestellung wurden vom CVUA Karlsruhe 108 Zur Überprüfung der Betriebshygiene wurden auch in die- Erfrischungsgetränke auf ihren Benzolgehalt untersucht. sem Jahr offen an den Verbraucher abgegebe- Bei einer Nachweisgrenze von 0,12 µg / l war bei 52 % der ne alkoholfreie Getränke aus Gaststät- Proben ein Benzolgehalt im Bereich der Nachweisgrenze ten, Kantinen und ähnlichen Betrie- feststellbar, der höchste Gehalt lag bei 2,8 µg / l. Die ermit- ben untersucht. Teilweise war das telten Benzolgehalte in Erfrischungsgetränken sind nach Vorkommen hoher Gehalte an derzeitigem Kenntnistand als sehr gering einzustufen und coliformen Keimen, Milchsäu- erscheinen in Anbetracht der Gesamtbenzolbelastung der rebakterien und Hefen zu be- Verbraucher aus gesundheitlicher Sicht nicht relevant. anstanden. Dieses Keimspek- In mehreren Erfrischungsgetränken wurden weißliche, trum weist auf Mängel in der watteartige Verunreinigungen sowie ein stechend-süßli- Personal- bzw. Betriebshygiene cher, an Kunststoff erinnernder Geruch festgestellt. Bei und eine damit verbundene se- der chemischen Untersuchung war als Hauptkomponente kundäre Kontamination der Ge- trans-1,3-Pentadien nachweisbar. Zwischen beiden Beob- tränke, z. B. durch unzureichende achtungen besteht ein Zusammenhang: So bestanden die Reinigung der Getränkeschankanla- weißlichen Verunreinigungen aus Schimmelpilzen der Gat- gen, hin. In einigen dieser Proben ergab tung Penicillium, die den in den Getränken vorhandenen die chemische Untersuchung zusätzlich erhöhte Konservierungsstoff Sorbinsäure zu trans-1,3-Pentadien Gehalte an Milchsäure und Ethanol. Ein weiterer Bean- abzubauen vermögen. standungsgrund war die fehlende Kenntlichmachung der in Zu Patulin siehe Teil IV, Kapitel Mykotoxine. den Erfrischungsgetränken enthaltenen Zusatzstoffe, wie Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Süßungsmittel, Koffein Ananassäfte aus Konzentrat – fehlende Aromastoffe Ananassäfte fielen bei der sensorischen Prüfung durch ein nur schwach ausgeprägtes Ananasaroma auf. Die chemisch-analytische Untersuchung zeigte, dass in den Proben die typischen flüchtigen Aromastoffkomponenten fehlten und somit bei der Rückverdünnung der Säfte aus Konzentrat die fehlenden Aromen wohl nicht wieder zugesetzt worden waren. Dies entspricht nicht den in der Fruchtsaftverordnung festgelegten Herstellungsanforderungen an einen Fruchtsaft aus Konzentrat, wonach dem Saft die bei der Konzentrierung verloren gegangenen Aromastoffe wieder hinzuzufügen sind. oder Chinin. 43 Lebensmittelüberwachung BW 44 Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser Weniger Schwermetalle durch neue Grenzwerte Nicht alle natürlich in einem Mineralwasser vorkommenden Bestandteile sind toxikologisch unbedenklich. Um gesundheitliche Gefahren durch diese Bestandteile beim Genuss natürlicher Mineralwässer auszuschließen, werden ihre Gehalte über Grenzwerte begrenzt. Zum 1. Januar 2006 wurden einige dieser Grenzwerte aus Vorsorgegründen weiter abgesenkt. Niedrigere Konzentrationen müssen seitdem für Antimon, Arsen und Cadmium eingehalten werden. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei dem Arsen, da sogar einen Mineralstoffgehalt unter 100 mg / l auf. Der niedrigste Gehalt lag bei 13 mg / l Mineralien. Der Verzehr von nur leicht mineralisierten Wässern wird zurzeit in der Öffentlichkeit als besonders empfehlenswert beworben. Rechtliche Vorgaben für einen Mindestmineralstoffgehalt gibt es derzeit nicht, die gesundheitliche Bewertung eines dauerhaften Verzehrs niedrigst mineralisierter Wässer steht noch aus. Zu viel Geruch: Abweichungen bis zur öffentlichen Warnung es in vielen unbehandelten Mineral- Im Berichtsjahr beschwerten sich zahlreiche Verbraucher Rohwässern in Gehalten deutlich über bestimmte französische Quellwässer. Immer wieder über dem Grenzwert vorkommt. trat in einzelnen Flaschen ein penetranter Geruch nach Neu in Kraft getreten ist ein Grenz- Diesel oder Maschinenöl oder ein deutlich schweißiger wert für Mangan, nach Eisen das Geruch auf. Es handelte sich um Kunststoff-Flaschen, die zweithäufigste Schwermetall der alle am selben Quellort abgefüllt worden waren. Einzelne Erdkruste und daher auch in vielen Verbraucher klagten nach dem Genuss des Wassers über Rohwässern enthalten. Natürliche gesundheitliche Probleme wie Schwindel, Unwohlsein Mineralwässer, in denen die Konzen- und Magenbeschwerden. Die Auffälligkeiten, die sich oft trationen dieser Schwermetalle zu hoch erst einige Zeit nach dem Öffnen der Flaschen bemerkbar sind, werden in den Brunnenbetrieben zum machten, traten nur bei Verbrauchern auf. Vergleichspro- Schutz der öffentlichen Gesundheit einer Behand- ben derselben Chargen waren ebenso wie Rückstellproben Abb.: lung zum Ausfällen dieser Stoffe unterzogen, dies zum des Herstellers unauffällig. Auch nach längerer Lagerung Sensorische Teil mit erheblichem Aufwand. Die Untersuchungen im der im Labor geöffneten Flaschen traten keine Auffälligkei- Untersuchung von Jahr 2006 ergaben, dass in allen untersuchten natürlichen ten auf. Die Ursache konnte trotz intensiver Bemühungen Mineralwässern Mineralwässern bei der Abfüllung die neuen Grenzwerte nicht ermittelt werden, da die sensorischen Abweichungen eingehalten wurden. chemisch-analytisch nicht zu fassen waren. Vom Hersteller Zum 12.12.2006 trat für abgefüllte Wässer, die mit der be- erfolgte ein Rückruf der betroffenen Chargen. Die Öffent- sonderen Angabe „geeignet zur Zubereitung von Säug- lichkeit wurde durch Pressemitteilungen informiert. lingsnahrung“ werben, ein Grenzwert für das Schwerme- Eine zweite Serie mit Beschwerdeproben begann gegen tall Uran von 2 µg / l in Kraft. Begründet ist dieser niedrige Ende des Jahres. Mineralwasser in PET -Flaschen vorwie- Wert mit dem nierentoxischen Potenzial von Uran. Die gend eines Herstellers wies einen dumpfen, muffigen Ge- Strahlenbelastung ist bei diesem Gehalt vernachlässigbar ruch und Geschmack auf. Auch hier waren aus verschiede- gering. Bei der überwiegenden Zahl der untersuchten Pro- nen Chargen immer nur einzelne Flaschen betroffen. Im ben wurde der Grenzwert bereits vor seinem Inkrafttreten Unterschied zu der ersten Beschwerdewelle traten auch eingehalten. Außerhalb der speziellen Kennzeichnung „für in Flaschen, die originalverschlossen im Labor eintrafen, Säuglinge“ gibt es für den Urangehalt keinen Grenzwert. Abweichungen auf. Als mögliche Verursacher kamen zwei Jede fünfte Probe enthielt mehr als 2 µg / l, der höchste Verbindungen in Betracht: 4-Allylanisol und 2,4,6-Trichlora- Gehalt lag bei 35 µg / l Uran bei Mineralwasser ohne den nisol. Letztere verursacht auch den unerwünschten „Kork- speziellen Hinweis „für Säuglingsnahrung“. geschmack“ im Wein. Auf welchem Weg die Kontamination in das Mineralwasser gelangte, konnte noch nicht abschlie- Weniger Mineralien: Trend zum leichten Mineral- ßend geklärt werden. Möglicherweise führte der Weg über wasser die Verschlüsse der Flaschen. Einzelne Großbehälter aus Nur etwa die Hälfte der im Berichtsjahr untersuchten natürlichen Mineralwässer wiesen einen Mineralstoffgehalt über 1 000 mg / l auf. Dieser Mindest-Gehalt war lange Jahre für deutsche Wässer eine Voraussetzung für die amtliche Anerkennung als natürliches Mineralwasser. Fast 30 % betrug im Untersuchungsjahr der Anteil an Mineralwässern, die weniger als 500 mg / l Mineralstoffe aufwiesen und daher mit einem niedrigen Mineralstoffgehalt werben könnten. Jedes zehnte untersuchte Wasser wies Karton, in denen die Verschlüsse verpackt waren, wurden auf mit Holzschutzmittel behandelten Paletten gelagert. Hierdurch könnte ein Teil der Verschlüsse geruchlich beeinträchtigt worden sein. Dies würde auch erklären, dass immer nur wenige Flaschen einer Charge betroffen waren. Wein, Erzeugnisse aus Wein Jahresbericht 2006 Wein und Erzeugnisse aus Wein Eingeschenkter Wein – nicht (17 %) aus stofflichen Gründen bean- immer rein standet: 2 Proben waren überangereichert, eine dieser Proben war au- Ein Winzer hatte eine Teilmenge ei- ßerdem – unter Umständen im Zuge nes angereicherten Qualitätsweines der Anreicherung – mit Fremdwasser mit Wasser versetzt und als Besen- versetzt worden. Immerhin 7 mol- wein ausgeschenkt. Ein Anfangsver- dawische Weine fielen jedoch durch dacht hatte sich bei der Kontrolle der fehlerhafte Kennzeichnung auf. Bei Weinbuchführung durch den zustän- einem bulgarischen Weißwein wurde digen Weinkontrolleur ergeben. Es ein Zusatz sowohl von Fremdwasser konnte nachgewiesen werden, dass als auch von traubenfremdem Zucker der Wässerungsgrad bei etwa 10 % zur Süßung festgestellt. lag. In einigen Fällen fielen Weine, einschließlich Perlwein und offener Bei einigen, größtenteils deutschen Besenwein, negativ durch Schimmel- Perlweinen waren erneut Überdrü- note, Essigstich, Böckser oder Geruch cke jenseits des maximal zulässigen nach freiem Schwefeldioxid auf. Eini- Überdrucks von 2,5 bar festzustellen. ge Tafelweine waren überangereichert Offensichtlich weisen die Kontroll- und und damit nicht verkehrsfähig. Die Steuerungsmaßnahmen beim Füllvor- Anreicherung erfolgt zulässigerweise gang in den Lohnverperlbetrieben im- zum Zwecke der Alkoholerhöhung, mer noch Lücken auf. z. B. mittels Zugabe von Saccharose zu Traubenmost, allerdings ist dies nur Im Wein liegt Wahrheit – der bis zu einer genau geregelten Höchst- Schwindel liegt im Etikett menge zulässig. Die Flaschenausstattung ist ein wich- Berechtigter Beschwerdegrund über tiges Entscheidungskriterium beim einen Württemberger Trollinger war Kauf von Wein. So sind Flaschen et- ein beißender und stechender Ge- wa mit großformatigen Abbildungen ruch. Chemisch konnte ein deutlich des Heidelberger Schlosses vor allem erhöhter Gehalt an Schwefeldioxid auch für ausländische Besucher die- festgestellt werden, sodass die Probe ser Touristenattraktion eine beliebte als von nicht gesunder Beschaffenheit Urlaubserinnerung. Die Abbildungen beanstandet werden musste. Weite- von alten Stichen des Heidelberger re Recherchen der Weinkontrolle im Betrieb ergaben, dass die Ursache in einem technischen Mangel des Tauchbadsterilisators für die Leerflaschen lag. Da noch eine weitere Flasche aus einer anderen Abfüllcharge als Verbraucherbeschwerde vorgelegt wurde, erfolgte eine öffentlichen Information des Herstellerbetriebes über diesen Abfüllfehler. Weitere begründete Beschwerden aus anderen Betrieben betrafen Trü- verstärkt Weine aus ehemaligen Sowjetrepubliken wie Moldawien und Georgien auf den europäischen Markt. Ein Überwachungsschwerpunkt wurde deshalb auf diese Erzeugnisse gelegt. Die meisten Beanstandungen entfielen auf georgische Weine: Von 18 Proben waren 17 zu beanstanden. Jede der beanstandeten Proben wies vielfältige Kennzeichnungsmängel auf. Bei 10 georgischen Weinen wurden Schlosses sind aber nicht immer ein Indiz für Heidelberger Wein. Manche untersuchten Flaschen enthielten verbotenerweise überhaupt keinen Wein aus der Region, z.T. sogar von ganz anderen Anbaugebieten, etwa aus der Pfalz. Irreführung macht auch nicht vor Grenzen Halt: Spanier mit russischem Akzent außerdem stoffliche Beanstandun- Bewohner der ehemaligen Sowjetu- gen ausgesprochen: In 7 Proben wur- nion bevorzugen oft liebliche bis sü- de durch Stabilisotopenuntersuchun- ße Weine, wie sie sie auch von ihrer gen der Zusatz weinfremden Zuckers Heimat her kennen. Weine aus den nachgewiesen, 2 Proben waren nicht dortigen Anbaugebieten des Schwarz- Durch Importverbote auf russischer identisch mit dem zur Einfuhr vorge- meergebietes, Georgiens und Molda- Seite mussten sich osteuropäische legten Analysenzertifikat. wiens sind meist mit hoher Restsüße Länder alternative Absatzmärkte er- Im Vergleich dazu wurde bei 12 mol- im Handel. Schaumweine und Weine schließen. Deswegen gelangten 2006 dawischen Weinen lediglich zweimal dieser Art werden russischen Kun- bungen infolge von Nachgärung oder deutlich erhöhte Gehalte an Essigsäure und Ethylacetat (Lösungsmittelgeruch). 45 Lebensmittelüberwachung BW 46 Teil III: Produktgruppe Lebensmittel den zum Verkauf in speziellen Läden Weine fehlten darüber hinaus die vor- Glühwein – Entwarnung bezüglich angeboten. Die Etikettierungen sind geschriebenen Aufzeichnungen in der Cumarin vordergründig in kyrillischer Schrift Weinbuchführung. gehalten, um eine Herkunft aus der ehemaligen russischen Heimat zu belegen oder aber auch nur vorzutäuschen. Bei einem als „Stalins Wein“ sierender Lebensmittelinhaltsstoff in Weihnachtsstimmung über- Zimt. Im Gegensatz zu Ceylon-Zimt deckt manchen Weinfehler sind im „Cassia-Zimt“ teilweise sehr aufgemachten Erzeugnis handelte es In vorweihnachtlicher Stim- sich irreführenderweise um einen bil- mung auf dicht gedrängten ligen spanischen Tafelwein, wie sich Weihnachtsmärkten bemerkt nach genauerem Studium des Klein- manch einer nicht, welches gedruckten auf dem Rückenetikett Getränk er sich für teures Geld herausstellte. als stimmungsaufhellenden „Glühwein“ hat ausschenken Mehr Schein als Sein: lassen. Bei Glühwein handelt Kreativität bei der Verwendung es sich um ein aromatisiertes der amtlichen Prüfungsnummer weinhaltiges Getränk aus Wein Deutscher Qualitätswein darf nur nach Erteilung einer amtlichen Prüfungsnummer (A.P.Nr.) in den Verkehr gebracht werden. Die Vermarktung war aber in einigen Fällen erfolgt, obwohl erst gar keine A.P.Nr. beantragt worden war oder aber der angestellte Wein bei der sensorischen Prüfung von der Prüfbehörde abgelehnt worden war und deswegen keine A.P.Nr. erteilt werden konnte. Die z.T. frei erfundene A.P.Nr. und die unzutreffende Angabe „Qualitätswein“ wurden als irreführend beurteilt. In einem besonders dreisten Fall hatte ein Betrieb sein gesamtes Sortiment von 31 Weinen mit frei erfundenen amtlichen Prüfungsnummern in den Verkehr gebracht. Weiterhin mussten 3 Weine eines Betriebes beanstandet werden, die zwar mit der beantragten amtlichen Prüfungsnummer ausgestattet waren, diese aber aufgrund von sensorischen Mängeln bei der Qualitätsweinprüfung gar nicht erhalten hatten. In einem weiteren besonders schwerwiegenden Fall hatte der verantwortliche Kellermeister einer Winzerge- Cumarin ist ein natürlicher, aromati- unter Verwendung von Gewürzen, hauptsächlich Zimt und Gewürznelke. Andere beigegebene aromatisierende Lebensmittel wie Orange oder Zitrone sind üblich. Durch die Aromatisierung wird der ursprüngliche Weincharakter weitgehend zurückgedrängt und die Gewürze überwiegen das Geschmacksbild. Ein Glühwein fiel durch einen deutlichen Essigstich auf. Analytisch wurde in dem Wein ein deutlich erhöhter Gehalt an flüchtiger Säure (u. a. Essigsäure) ermittelt. Der zur Herstellung des Glühweines verwendete Ausgangswein war somit nicht mehr von handelsüblicher Beschaffenheit, d. h. er hätte als Wein nicht mehr verkauft hohe Konzentrationen zu finden. Bei der toxikologischen Bewertung geht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) heute davon aus, dass Cumarin bei besonders empfindlichen Personen schon in relativ kleinen Mengen reversible Leberschäden verursachen kann. Als tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI-Wert – tolerabel daily intake) werden maximal 0,1 mg Cumarin je Kilogramm Körpergewicht angesehen. Die Aromenverordnung lässt für Lebensmittel einen Cumarineintrag aus Pflanzenteilen von maximal 2 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel zu. Bei Verwendung von Cassia-Zimt kann also auch Glühwein Cumarin enthalten. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse kann Entwarnung für Glühwein gegeben werden. 53 Proben Glühwein wurden untersucht. Bei den Untersuchungen wurden unter Berücksichtigung des TDI-Wertes keine erhöhten Werte festgestellt. Bei den untersuchten 5 Proben Kinderpunsch waren die festgestellten Gehalte ebenso unauffällig. Aus der Arbeit der Weinkontrolle Wie in den Vorjahren richtete die Wein- werden dürfen, sondern ver- kontrolle auch im Jahr 2006 ein Au- nichtet werden müssen bzw. genmerk auf die Verwendung negativ zu Essig weiterverarbeitet wer- beschiedener Erzeugnisse sowie auf den können. Um dies zu um- die Wiederholungsprüfungen vormals gehen, wurde der Wein einer abgelehnter Weine (vgl. oben). Pfälzer Kellerei ins Badische als Glühwein „entsorgt“. Infolge der zunehmenden Nachfrage seitens der Weinwirtschaft nach nossenschaft über ein Jahr hinweg Buchführungsverfahren mittels elek- nur knapp 25 % der erzeugten Weine tronischer Datenverarbeitung wurden zur amtlichen Qualitätsweinprüfung im Jahr 2006 zwei neue Systeme zur angestellt. Die restliche Menge von Weinbuchführung mittels Computer Abb.: ca. 1,4 Millionen Litern wurde mit erstmals zum Einsatz in Württemberg Glühwein zur frei erfundenen Prüfungsnummern angemeldet. Nach entsprechender Weihnachtszeit: versehen und verbotswidrig als Qua- Eignungsprüfung durch die Weinkon- manchmal eine litätswein bzw. als Qualitätswein mit trolle und der Beseitigung der fest- geruchliche Dis- Prädikat in den Verkehr gebracht. Bis gestellten formellen und inhaltlichen harmonie auf die Liste über die Abfüllungen der Fehler der Systeme konnte in beiden Alkoholische Getränke Jahresbericht 2006 47 Fällen einer Zulassung der Systeme Bei einigen Partien Wein, für die we- Fremdkohlensäure zahlreiche Proben als offizielle Weinbuchführung zuge- gen unzulässigerweise angewende- zu entnehmen und in den jeweiligen stimmt werden. In der Herbstkampa- ter oenologischer Verfahren behördlich Sektkellereien umfangreiche für die gne 2006 wurde seitens der württem- die Vernichtung angeordnet worden Auswertung des Projektes bedeutsa- bergischen Weinwirtschaft erstmals war, hatte die Weinkontrolle den Voll- me Daten zu erheben. rektifiziertes Traubenmostkonzentrat zug dieser Anordnungen zu überwa- zum Zwecke der Erhöhung des natür- chen. Zu überwachen war auch die lichen Alkoholgehaltes eingesetzt. Die Einhaltung der Versuchsbedingun- Überprüfung der hierfür notwendigen gen bei der Fortsetzung der amtlich Dokumentationen und die Kontrollen genehmigten Versuche zur – mittler- während der Anwendung des Verfah- weile zulässigen – Aromatisierung rens führten jedoch in keinem Fall zu von Wein mittels Eichenholzspänen. einer Beanstandung. Schließlich hatten die Weinkontrol- In einigen Fällen musste die Weinkon- leure im Rahmen eines Projektes zur trolle mangelnde Wahrnehmung der Untersuchung von mittels des Transva- Buchführungspflichten beanstanden. sierverfahrens hergestelltem Sekt auf Eine defekte Vorfiltration während der Abfüllung führte in einem Fall dazu, dass das Erzeugnis nachträglich biologisch belastet wurde. Neben der Beanstandung des Erzeugnisses wurde nachdrücklich auf die Überprüfung der betrieblichen Kontrollstandards hingewirkt. Alkoholische Getränke (außer Wein) Produkt Probenzahl Untersuchungsparameter Grenz- / Richtwert Grenzwert- Anteil überschrei- in % tungen Steinobstbrände 294 Ethylcarbamat 0,8 mg / l (Maßnahmewert) Obstbrände 592 Methanol 1 000 – 1 350 g / hl reiner Alkohol, 72 3 24 0,5 je nach Produkt Liköre Emulsionsliköre Alkoholische 237 63 14 Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 Vol.- % 92 16 erhöhte Anteile an Gärungs- (Vorlauf, Nachlauf unsauber 27 5 nebenprodukten abgetrennt, Maische verdorben) Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 Vol.- % 18 8 Allergenkennzeichnung Milch, (Kennzeichnung muss vorhanden 7 11 Sahne sein) Cumarin 10 mg / kg 0 0 Getränke Ethylcarbamat in Steinobstbränden Das Internationale Krebsforschungszentrum IARC („International Es bildet sich unter anderem aus Blau- Tabelle: Agency for Research on Cancer“) hat vor kurzem eine Neubewertung säure, die beim Brennvorgang in das Untersuchungs- von Ethylcarbamat vorgenommen. Ethylcarbamat wurde dabei Destillat übergehen kann und zuvor schwerpunkte bei als krebserregende Substanz bestätigt und sogar in die Gruppe 2A aus natürlichen Vorläufersubstanzen Spirituosen („wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“) hochgestuft. freigesetzt wird, die besonders in Diese Bewertung unterstreicht die Wichtigkeit der Vermeidung von Obststeinen vorkommen. Ethylcarbamat in Steinobstbränden. Daher wurde schon im Jahr 1986 ein Richtwert von 0,4 mg / l Ethylcarbamat Ethylcarbamat wurde bereits 1974 von der IARC als „mög- in trinkfertigem Brand festgelegt. Bei Überschreitung die- licherweise krebserzeugend für den Menschen“ (Gruppe ses Wertes um mehr als das Doppelte (0,8 mg / l) wird der 2B) eingestuft. In nachfolgenden Untersuchungen wurde Obstbrand von der Lebensmittelüberwachung als nicht Ethylcarbamat in geringen Konzentrationen in allen Arten sicheres Lebensmittel beurteilt. Die betroffene Charge von fermentierten Lebensmitteln nachgewiesen, bedenkli- wird dann aus dem Verkehr gezogen und kann evtl. nach che Gehalte im Milligramm pro Liter-Bereich wurden jedoch Umbrennen wieder freigegeben werden. Zurzeit müssen nur in Spirituosen gefunden. Insbesondere in Steinobst- immer noch 24 % aller untersuchten Proben wegen ihres destillaten kommt Ethylcarbamat bei mangelhafter Her- Ethylcarbamatgehaltes beanstandet werden. stellungsweise vor. 48 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Mittlerweile liegen umfangreiche Erkenntnisse über den Es ist unbestritten, dass Ethylcarbamatvorstufen aus den Wirkungsmechanismus von Ethylcarbamat vor. In zahlrei- Steinen der Früchte kommen. Schonendes Einmaischen chen Tierversuchen wurde die krebserregende Wirkung und kurze Maischestandzeiten haben sich deswegen be- bestätigt, und es konnte gezeigt werden, dass die Wir- währt. Was nicht in der Maische landet, muss hinterher kungsweise von Ethylcarbamat in Versuchstieren und auch nicht entfernt werden. im Menschen identisch ist. Ein besonderes Problem ist die gleichzeitige Aufnahme von Ethylcarbamat und Alkohol, da durch Ethanol die krebserregende Wirkung von Ethylcarbamat verstärkt werden kann. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde Ethylcarbamat von der IARC jetzt in Gruppe 2A eingestuft, die vergeben wird, wenn keine direkten Daten über die Wirkung im Menschen vorliegen, jedoch im Tierversuch ein ausreichender Nachweis für die Karzinogenität erfolgt ist, und starke Belege über die Übertragbarkeit Panscherei und Betrug beim Ausschank alkoholischer Getränke Anlässlich von Gaststättendurchsuchungen aufgrund Betrugsverdachts werden den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern Baden-Württemberg Proben zur Untersuchung übergeben. Als Beispiele für gefälschte Produkte seien weißer Rum einer hochwertigen Marke der Wirkmechanismen auf den Men- wegen Verdachts auf „Panscherei“ schen vorliegen (Näheres unter: und Verdünnung oder mit einer Dis- http://monographs.iarc.fr/ENG/ count-Marke gestreckter hochwertiger Wodka genannt. Auch Bier wur- Meetings/vol96-summary.pdf). de in betrügerischer Absicht unter Die baden-württembergischen Un- der Bezeichnung Export angebo- tersuchungsergebnisse über Ethyl- ten, obwohl es den nach baden- carbamat wurden im Rahmen einer württembergischer Verkehrsauf- 2006 gestarteten Datensammlung fassung vorgeschriebenen Stamm- an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zur toxikologischen Bewertung übermittelt. Insbesondere auch die möglichen Wechselwirkungen mit Alkohol verlangen weiterhin alle Anstrengungen, um Ethylcarbamat in Spirituosen zu vermeiden. Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter BadenWürttemberg hatten anhand einer umfangreichen Untersuchung einfache und wirkungsvolle Tipps zur Vermeidung von Ethylcarbamat in der Brennerei aufgezeigt und veröffentlicht (siehe Jahresbericht 2005). Die Ethylcarbamatgehalte werden vor allem durch die Brennanlage und die Herstellung beeinflusst. Es hat sich gezeigt, dass Anlagen mit automatischer Spülvorrichtung besser abschneiden als Anlagen, die manuell gereinigt werden. Außerdem reduziert ein Kupferkatalysator die Ethylcarbamatgehalte. Diese Einrichtungen sind vor allem in neueren Anlagen zu finden. Bei Problemen mit hohen Ethylcarbamatgehalten lohnt die Nachrüstung mit einem Katalysator und / oder einer Spülvorrichtung. Bei der Herstellung von Steinobstbränden sollte man auch den Nachlauf nicht aus den Augen verlieren. Ethylcarbamat ist schwerflüchtig und reichert sich im Nachlauf an. Nachlauf ist also Ethylcarbamat-Konzentrat! Wer zu spät anfängt, auf den Nachlauf umzuschalten, macht sich unnötig Probleme. Bewährt hat sich die Nachlaufabtrennung spätestens bei einem Alkoholgehalt von 50 % vol. Nachläufe von früheren Brennvorgängen sollte man nicht zugeben, weil man so die Ethylcarbamatkonzentration in der Maische erhöht. Besser ist es, die Nachläufe zu sammeln, gemeinsam umzubrennen und dabei sehr großzügig abzutrennen. würzegehalt von 12 % nicht erreichte und auf dem Faß eine andere Biersorte angegeben war. Mit dem zur Verfügung stehenden Analysenspektrum kann dem Markenbetrug jedoch einfach auf die Schliche gekommen werden. Bereits ein einfaches physikalisches Messverfahren, eine Leitfähigkeitsmessung, erlaubt in vielen Fällen eine eindeutige Unterscheidung zwischen echter Marke und gefälschtem Produkt. Die Unterscheidungsmöglichkeit beruht darauf, dass Spirituosen aus hochprozentigen Destillaten hergestellt und mit Wasser auf Trinkstärke verdünnt werden. Je nach Ionengehalt des verwendeten Wassers und markenspezifischen Zusätzen sind charakteristische Unterschiede in der Leitfähigkeit festzustellen. Sehr vorteilhaft ist die Leitfähigkeitsmessung insbesondere bei extraktfreien Spirituosen wie Wodka und weißem Rum anzuwenden. Eine Absicherung der Befunde kann durch die Bestimmung von Anionen mittels Ionenchromatografie erfolgen. Eine weitere Möglichkeit ist, durch das gaschromatografisch bestimmte Profil der Gärungsbegleitstoffe eine Übereinstimmung mit der Markenware zu prüfen. Bei einem positiven Nachweis eines solchen Markenbetrugs wurden die Aufmachung und Kennzeichnung der Probe sowie die Angabe der Marke oder der Verkehrsbezeichnung in der Getränkekarte als irreführend beurteilt. Eis, Desserts Jahresbericht 2006 Hygienemängel im offenen Ausschank von Bier Eis und Desserts Im Gaststättenbereich sind weiterhin Mängel bei der Eis Hygiene zu verzeichnen, insbesondere werden die Reinigungs- und Desinfektionsintervalle von Schankanlagen in vielen Fällen von den Gewerbetreibenden zu lange bemessen, so z. B. 12-Wochen-Intervalle. Bei den insgesamt 1907 untersuchten Eisproben überwiegend aus handwerklicher Herstellung lag die Beanstandungsquote bei 21 %. Rund 11 % der Proben waren aus mikrobiologischen Gründen auffällig, überwiegend wegen Nach der EU-Hygieneverordnung (VO (EG) Nr. 852 / 2004) ha- hoher Gehalte an Enterobacteriaceen bzw. coliformen Kei- ben Lebensmittelunternehmer Gegenstände und Ausrüstun- men. Erhöhte Gehalte an coliformen Keimen / Enterobacte- gen, mit denen Lebensmittel in Berührung kommen, gründ- riaceen sprechen dafür, dass zur Herstellung des Speise- lich zu reinigen und erforderlichenfalls zu desinfizieren. Die eises kontaminierte Rohstoffe verwendet wurden und die Reinigung und Desinfektion muss so häufig erfolgen, dass kein Kontaminationsrisiko besteht. Die Neufassung der DIN-Normen für Getränkeschankanlagen sieht bei Schank- Eismasse während des Herstellungsvorgangs nicht in ausreichendem Maße einem keimreduzierenden Verfahren, z. B. durch Erhitzung vor dem Ausfrieren, unterworfen wur- anlagen für Bier Reinigungs- und de. Eine Kontamination kann jedoch Desinfektionsintervalle von max. 7 auch durch eine Sekundärkontami- Tagen vor. Falls notwendig (gerin- nation des bereits ausgefrorenen ger Ausstoß, längere Schankpau- Speiseeises zustande kommen. sen, höhere Lagertemperaturen, In keiner der untersuchten Speise- schlechte Umgebungsbedingun- eisproben waren Krankheitserreger gen, Art des Reinigungsverfahrens) sind sogar kürzere Reinigungsintervalle zu wählen. In den DIN-Normen sind auch zur Bestimmung des Reinigungsbedarfs einer Schankanlage mikrobiologische Kriterien genannt, deren Überschreitung nachweisbar. Dafür musste eine Speiseeisprobe aus einem Eiscafé als gesundheitsschädlich beurteilt werden. Der im Eis gefundene Glassplitter konnte als Teil eines am betreffenden Tag im Eiscafé zerbrochenen im Getränk signalisiert, dass eine Reinigung angebracht Kelchglases identifiziert werden. oder dass der Reinigungszustand der Anlage als schlecht Kennzeichnungsmängel bei lose verkauftem Speiseeis sind zu bezeichnen ist. nach wie vor ein Problem. Bei zahlreichen Proben fehlte Abweichend von dem in der Norm genannten pauschalen die Kenntlichmachung der zugesetzten Farbstoffe. Auch auf Kriterium „Gesamtkeimzahl“ wird in Baden-Württemberg die Verwendung von kakaohaltiger Fettglasur wurde nicht in Bier wegen deren Bedeutung die Gesamtzahl der gram- entsprechend hingewiesen. Zur Herstellung von Milcheis positiven und -negativen bierverderbenden Bakterien so- wurde weniger als die vorgeschriebene Menge an Vollmilch wie die Zahl der coliformen Keime, Escherichia coli mit (70 %) verwendet. Der überwiegende Anteil der untersuch- eingeschlossen, ermittelt. ten Vanilleeise wurde nicht mit Vanille (Vanilleschote oder Betrachtet man die Gesamtzahl von 233 untersuchten of- natürliches Aroma), sondern ausschließlich oder überwie- fenen Bierproben, ergibt sich eine Beanstandungsquote gend mit Vanillin aromatisiert. Solche Erzeugnisse dürfen von 19 %. Mängel in der Betriebshygiene, v. a. im Schank- nicht als „Vanilleeis“ bezeichnet werden. Um die Irrefüh- anlagenbereich, führen dazu, dass offene Bierproben ge- rung auf die Spitze zu treiben, werden solche Eise vielfach genüber in Flaschen abgefüllten Bieren besonders häufig mit gemahlenen, aber extrahierten Vanilleschoten versetzt, beanstandet werden müssen. Dabei waren in 2 Proben aus denen das wertgebende Aroma entzogen worden war, um derselben Brauereigaststätte E.-coli-Keime nachweisbar, so den Eindruck natürlicher Vanille noch zu verstärken. was als grober Hygieneverstoß anzusehen ist. Insgesamt lässt sich zu offenen Getränken aus Schankanlagen feststellen, dass kurze Reinigungsintervalle keinesfalls zwangsläufig mit niedrigen Keimzahlen verbunden waren: Auf die sachgerechte Reinigung kommt es an! 49 50 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Zuckerwaren, Schokolade und Brotaufstriche Honig Beanstandungsquote aufgrund neuer Kennzeichnungsvorschriften weiter gestiegen Von 483 untersuchten Honigproben wurden im Berichtsjahr 173 beanstandet (36 %). Die Auswirkungen der im Jahr 2004 in Kraft getretenen Honigverordnung waren auch im Berichtsjahr im Hinblick auf die geänderten Kennzeichnungsvorschriften verstärkt festzustellen. 94 % der beanstandeten Proben (im Vorjahr lag die Quote bei 90 %) wiesen fehlende oder fehlerhafte Kennzeichnungselemente auf. So waren keine Angaben über das Mindesthaltbarkeitsdatum vorhanden bzw. nicht in der vom Gesetzgeber vorgegebenen Art und Weise. Ebenso verhielt es sich bei der nun vorgeschriebenen Angabe über den Ursprung des Honigs. Teilweise fehlte auf der Fertigpackung auch die Angabe der Nennfüllmenge oder die Losangabe. Süßwaren Brause-Lolly verursacht blutige Aluminium in Süßwaren – Zungen ein vernachlässigtes Thema? ländern beanstandet werden, da Nachdem eine Mutter bei ihren Kin- Bei einer toxikologischen Neubewer- Waben verwendet wurden, die dern beim Lutschen von Brause-Lollys tung des gemeinsamen Expertenko- nicht brutfreie Zellen aufwiesen. blutige Zungen festgestellt hatte, über- mitees von FAO und WHO (JECFA) im Aus diesen Wabenzellen konnten gab sie die Lutscher der zuständigen Sommer 2006 wurde die „vorläufige zahlreiche Puppenhüllen isoliert Lebensmittelüberwachungsbehörde. wöchentlich-tolerierbare Aufnahme- werden. Weitere Honige wiesen Bei der Untersuchung von Beschwer- menge“ (PTWI-Wert) für Aluminium Hydroxymethylfurfuralgehalte de und Vergleich wurden sehr niedrige von bislang 7 auf 1 mg / kg Körperge- (HMF) bis zu 208 mg / kg auf. Die pH-Werte und hohe Weinsäuregehalte wicht herabgesetzt. Zwar konnte eine Honigverordnung erlaubt einen festgestellt. Gleichzeitig war ein Auf- Beziehung zwischen der Aluminium- HMF-Gehalt von höchstens 40 schäumen, wie es bei Brauseerzeug- aufnahme und der Alzheimer-Erkran- mg / kg für Honige mit nicht tropi- nissen üblich ist, kaum zu beobachten. kung bisher nicht bestätigt werden, es schem Ursprung. Eine Überschrei- Die hohe Säurekonzentration in Ver- liegen aber Hinweise vor, dass hohe tung des Höchstgehaltes deutet bindung mit einer geringen Konzen- Aluminiumaufnahmen zu Störungen auf eine zu lange Lagerung oder tration an pufferndem Natriumhydro- bei der Fortpflanzung und der Ent- auf eine Wärmeschädigung des gencarbonat und die Reizung durch wicklung des Nervensystems führen Honigs hin. 2 Honigerzeugnissen das Lecken an der rauen Oberfläche können. Aufgrund der Herabsetzung wurde Propolis, das Kittharz der der Lutscher waren die Ursachen für des PTWI wird seitens des Komitees Bienen, zugesetzt. Propolis wird in die Verletzungen im Mundbereich. befürchtet, dass es insbesondere bei Deutschland grundsätzlich als Arz- Die Brause-Lollys wurden als ge- Kindern zu einer deutlichen Über- neimittel eingestuft, ein Zusatz zu sundheitsschädlich beurteilt. Grund schreitung der tolerierbaren Alumini- Lebensmitteln ist nicht zulässig. für die hohe Weinsäurekonzentrati- umaufnahme vor allem durch Lebens- In 2 Honigen aus Drittländern wur- on war ein Dosierfehler bei der Her- mittelzusatzstoffe kommen könnte. den Rückstände von Sulfonami- stellung der Lollys. Die Weinsäure Aluminium ist das dritthäufigste Ele- den nachgewiesen. Sulfonamide wurde versehentlich doppelt dosiert. ment der Erdkruste und natürlicher werden als Tierarzneimittel einge- Der betroffene Hersteller veranlasste Bestandteil vieler Lebensmittel. setzt, sind aber in der EU für die umgehend einen öffentlichen Rückruf Grenzwerte für den Aluminiumgehalt Anwendung an Bienen nicht zuge- der betroffenen Ware. Im Hersteller- in Lebensmitteln gibt es nicht. Höhe- lassen. betrieb wurden entsprechende Siche- re Aluminiumgehalte in Süßwaren rungsmaßnahmen ergriffen, um eine sind in der Regel nicht natürlichen Fehldosierung von Zutaten in Zukunft Ursprungs sondern stammen aus ausschließen zu können. den verwendeten aluminiumhaltigen Auch in diesem Jahr mussten wieder Wabenhonige aus Dritt- Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche Jahresbericht 2006 Konfitüren, Gelees, Fruchtaufstriche Nach wie vor viele Beanstandungen bei Direktvermarktern Im Jahr 2006 wurden 250 Proben untersucht, davon waren 66 (26 %) zu beanstanden. Hauptsächlich betroffen waren wie in den vergangenen Jahren Erzeugnisse aus der Direktvermarktung, die wegen Kennzeichnungsmängeln (59 Proben), insbesondere wegen fehlender Kenntlichmachung des verwendeten Konservierungsstoffes Sorbinsäure (23 Proben), auffielen. Den Direktvermarktern ist vielfach der Unterschied zwischen Konfitüre, Gelee, Marmelade und Fruchtaufstrich nicht klar. Oftmals wird der handelsübliche Gelierzucker 2:1 zur Herstellung verwendet, der Sorbinsäure als Konservierungsmittel enthält. Da der Gesamtzuckergehalt bei so hergestellten Erzeugnissen weniger als 60 g / 100 g beträgt, dürfen sie Zusatzstoffen (z. B.: Trennmittel, Füll- erscheint es schon allein aus gesund- mittel in Kaugummis; Überzugsmittel, heitlichen Vorsorgegründen ratsam, Aluminiumfarblacke). die Verwendung aluminiumhaltiger Im Jahr 2006 wurde in 32 Proben aus Zusatzstoffe auf technologisch unver- dem Süßwarenbereich der Alumini- meidbare Mengen zu beschränken umgehalt bestimmt. Die höchsten und die Zulassung aluminiumhaltiger Gehalte wiesen gefärbte und dragier- Zusatzstoffe neu zu bewerten. te Erzeugnisse auf: dragiertes Lakritz (Weitere Ergebnisse zu Aluminium in zwischen 30 und 120 mg / kg, dragier- Lebensmitteln siehe Kapitel III, Zusatz- te, gefärbte Kaubonbons bis zu 190 stoffe, Aromen). mg / kg und Schokolinsen sogar bis zu 320 mg / kg. Daneben wurden aber auch vergleichbare Produkte mit deutlich niedrigeren Gehalten festgestellt. Legt man den PTWI von 1 mg / kg Körpergewicht zugrunde, so ist für ein Kind bei einem Körpergewicht von 20 kg eine wöchentliche Aufnahmemenge von 20 mg tolerierbar. Diese Aufnahmemenge würde beispielsweise durch den täglichen Konsum von knapp 20 g Schokolinsen (mit durchschnittlich 150 mg / kg Aluminium) bereits erreicht. Die von der JECFA befürchtete Überschreitung des PTWI insbesondere bei Kindern scheint je nach Verzehrsgewohnheiten damit nicht unrealistisch. Auch wenn derzeit für einen kausalen Zusammenhang zwischen Aluminiumaufnahme und neurodegenerativen Erkrankungen keine eindeutigen Belege existieren, nicht als Konfitüren oder Gelees bezeichnet werden. Es handelt sich vielmehr um Fruchtaufstriche. Diese dürfen im Gegensatz zu Konfitüren und Gelees zwar mit Sorbinsäure konserviert werden, der Zusatz muss jedoch durch korrekte Angabe im Zutatenverzeichnis kenntlich gemacht werden. Bei Zwei- und Mehrfrucht-Konfitüren oder -Gelees aus industrieller Bei einer originalverschlossenen Pro- und handwerklicher Herstellung, be Halva, einer Süßwarenspezialität bei denen die enthaltenen Früchte aus dem vorderasiatischen Raum, namentlich in der Verkehrsbezeich- wurde ein ekelerregender Befall mit nung angegeben oder selektiv Maden und Gespinsten festgestellt. durch Bilder hervorgehoben wur- Eine weitere Probe war muffig und den, fehlte die mengenmäßige An- überlagert. 5 Halvaproben wurden gabe (Quid-Angabe) der einzelnen beanstandet, weil sie mit dem sapo- Früchte. Vonseiten der Wirtschaft ninhaltigen Aufschlagmittel „Seifen- wird teilweise die Auffassung ver- krautextrakt“ hergestellt wurden, treten, dass die Angabe des laut welches in Deutschland nicht zuge- Konfitürenverordnung vorgeschrie- lassen ist. Die Sachverständigen in benen Gesamtfruchtgehaltes auch Baden-Württemberg beurteilen Seifen- in diesen Fällen ausreichend sei. krautextrakt einheitlich als nicht zuge- Nach Ansicht der Lebensmittel- lassenen Zusatzstoff. überwachung ist es für die Wahl des Verbrauchers jedoch durchaus ausschlaggebend, ob der Gesamtfruchtgehalt beispielsweise einer Erdbeer-Mango-Konfitüre zu 90 % oder zu 50 % aus Erdbeeren besteht. Mehrere Erzeugnisse wurden diesbezüglich beanstandet. 51 52 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Schokolade Nussallergiker: Vorsicht bei Schokolade! Nach geltendem Recht sind allergene Zutaten, die in Anlage 3 der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung aufgelistet sind, ohne Ausnahme im Zutatenverzeichnis anzugeben. Diese Verpflichtung gilt selbst für kleinste Mengen, die z. B. über Trägerstoffe von Aromen und Zusatzstoffen absichtlich in das Lebensmittel gelangen. Kontaminationen, d. h. unbeabsichtigt in Lebensmittel gelangte Allergene müssen dagegen nicht gekennzeichnet werden. Schwerpunktmäßige Untersuchungen von Schokoladenerzeugnissen insbesondere auf die Allergene Erdnuss und Haselnuss zeigten, dass Kontaminationen mit Haselnuss zum Teil erheblich sind. In 153 auf Erdnuss untersuchten Schokoladenerzeugnissen war in 11 Proben (7 %) Erdnuss nachweisbar. Die Gehalte lagen zwischen 6 und 960 mg / kg. Die Kennzeichnung von zwei der positiv getesteten Proben enthielt keinen Spurenhinweis auf Erdnuss. Bei Betriebskontrollen wurde festgestellt, das Schokoladenhersteller im Überwachungsgebiet große Anstrengungen zur Vermeidung von Kontaminationen mit dem Allergen Erdnuss unternehmen. Teilweise wird Erdnuss aus dem Produktionsbetrieb komplett „verbannt“. So konnte auch in keinem der untersuchten Schokoladenerzeugnissen aus Herstellerbetrieben in BadenWürttemberg Erdnuss nachgewiesen werden. Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei Haselnuss. Hier waren von 140 auf Haselnuss untersuchten laut Zutatenverzeichnis eigentlich haselnussfreien Proben 81 (58 %) positiv. Davon trugen alle einen Warnhinweis auf Spuren an Nüssen. Bei 37 Proben (26 %) lag der Haselnussanteil unter 100 mg / kg. In 14 Proben wurden Gehalte zwischen 1000 – 10 000 mg / kg gefunden und bei 4 Proben lagen die Gehalte sogar über 10 g / kg (höchster Wert 23 g / kg). Solche In Ermangelung von Grenzwerten wurden formale Beanstandungen bei Kontaminationen mit allergenen Bestandteilen nicht ausgesprochen. Bei Kontaminationen über 100 mg / kg (0,01 %) wurde der Hersteller zu einer Optimierung seines Allergenmanagementkonzeptes aufgefordert. Gehalte können keinesfalls mehr nur als „Spur“ angesehen Für Verbraucher, Hersteller und Überwachung wäre eine werden. Offensichtlich sind Haselnusskontaminationen, Festlegung von Grenzwerten für allergene Bestandteile schon allein aufgrund der häufigen Verwendung in Schoko- wünschenswert, unabhängig davon, ob sie als Zutat oder ladenerzeugnissen wesentlich schwieriger auszuschließen durch Kontamination in das Lebensmittel gelangen. Da- als Erdnusskontaminationen. Auch wird das Risiko für den durch wäre eine verbindliche Beurteilung von allergenen Verbraucher durch versteckte Haselnussallergene von den Bestandteilen möglich, ohne die Frage der technologischen Herstellerfirmen in der Regel wesentlich niedriger einge- Machbarkeit oder der Zumutbarkeit von Minimierungskon- stuft und deshalb auch weniger konsequent verfolgt als zepten mühsam in jedem Einzelfall abklären zu müssen. bei Erdnüssen. Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Nusserzeugnisse Jahresbericht 2006 53 Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse und Nusserzeugnisse Morphin in Speisemohn Süße und Bittere Aprikosenkerne Überhöhte Morphingehalte in Speise- lich erhöhte Sorgfaltspflicht walten In den Jahren 1970 bis 1985 kam es mohn hatten zu ernsthaften gesund- ließen. Insbesondere Ware aus der immer wieder zu Blausäure-Vergif- heitlichen Problemen geführt. Ein Türkei war Ende des Jahres kaum tungen durch bittere Mandeln, die als Baby, das zur Beruhigung von seiner noch zu beanstanden: Die Einhaltung Aromakomponente, vor allem in der Mutter Mohnmilch verabreicht bekom- einer guten landwirtschaftlichen Her- Weihnachtsbäckerei, dienten. Die- men hatte, musste ebenso wie eine stellungspraxis bis hin zur manuellen ses Problem wiederholt sich, da seit Frau, die mit Mohn bestreute Knödel Ernte, kombiniert mit einer sorgfälti- den letzten Jahren verstärkt Apriko- gegessen hatte, medizinisch betreut gen Aufbereitung der Rohware und senkerne auf dem Markt angeboten werden. einer effektiven Exportuntersuchung werden. Morphin ist nur in den mohnsaftfüh- in der Türkei, machten sich sehr positiv Blausäure kommt in Form von Gly- renden Teilen der Mohnpflanze enthal- bemerkbar. kosiden (z. B. Amygdalin der bitteren ten. Die Mohnsamen selbst enthalten Untersuchungen des CVUA Stuttgart Aprikosenkerne) natürlich in Lebens- natürlicherweise kein Morphin. Bei der belegen, dass der Verbraucher im Rah- mitteln vor. Die Glykoside an sich sind Ernte und Gewinnung der Mohnsaat men der küchentechnischen Bearbei- relativ wenig toxisch, solange keine muss darauf geachtet werden, dass tung auch selbst einen erheblichen Blausäure freigesetzt wird. Bei der möglichst kein Mohnsaft auf die Sa- Anteil zur Reduzierung der Morphin- Zerstörung der Zellstruktur, z. B. beim men gelangt und die Kontamination belastung beitragen kann, indem die Kauen der Samen, findet durch eine der Samen mit staubigem Abrieb der Mohnsamen vor der Verarbeitung mit enzymatische Hydrolyse die Aufspal- vegetativen Pflanzteile so weit wie heißem Wasser überbrüht werden. tung in Blausäure, Benzaldehyd und möglich reduziert wird. Dies kann So reduziert sich der Morphingehalt Glukose statt. Blausäure ist sowohl in durch eine selektive Ernte von nur auf weniger als 10 %; zugleich verbes- flüssiger als auch in gasförmiger Form reifen Mohnkapseln und die sorgfälti- sert sich die sensorische Qualität des außerordentlich giftig. Sie blockiert ge Reinigung der Mohnsamen vor der Mohns erheblich. das Eisen des Hämoglobins der roten Abpackung erreicht werden. Eine wei- Untersuchungen der CVUAs Karlsruhe Blutkörperchen und stört dadurch die tere Vorsichtmaßnahme ist der Anbau und Stuttgart deuten aber auch dar- Sauerstoffaufnahme bei der Atmung. Grafik: von morphinarmen Mohnsorten. auf hin, dass die Morphinreduzierung Die Zelle kann den Sauerstoff nicht Morphingehalt Dem Richtwert des Bundesinstituts beim Backprozess deutlich geringer mehr verwerten. Größere Blausäu- in einer Mohn- für Risikobewertung (BfR) von 4 µg (im Bereich von 55 bis 80 %) ausfällt remengen können unter Atemnot, probe in % nach Morphin je Gramm Mohnsamen ge- als in der Literatur beschrieben (bis zu Pupillenerweiterung und Krämpfen in unterschiedlichen nügte Anfang 2006 keine der unter- 90 %). Wer bei der Herstellung sei- wenigen Sekunden zum Tod führen Waschvorgängen suchten Mohnproben. Die intensive nes Mohnkuchens ganz sicher gehen (innere Erstickung). Beprobung und regelmäßige Bean- will, der sollte anstelle von frischen Deshalb muss – wie bei Mandeln – standung von Mohnsamen aus dem Mohnsamen eine handelsübliche eine eindeutige Unterscheidung zwi- Einzelhandel wie auch aus handwerk- Mohnbackmischung verarbeiten. Al- schen „süßen“ und „bitteren“ Apriko- lichen Betrieben führte dazu, dass le untersuchten Mohnbackmischun- senkernen getroffen werden! die Importeure und Hersteller von gen wiesen deutlich weniger als 4 µg Alle 8 Proben süße Aprikosenkerne, Speisemohn die erforderliche deut- Morphin / g auf. die im Berichtszeitraum untersucht ganz 100 100 90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 Morphin_Mohn 2006 Probe kalt 30 s sauer 30 s kochend 30 s kalt 30 min sauer 30 min kochend 30 min kochend 2 min fließend 60 °C fließend 100 °C Prozent gemahlen 54 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel wurden, wiesen einen freisetzbaren Blausäuregehalt von 20 – 30 mg / kg auf und liegen damit im gleichen Be- Fertiggerichte reich wie Mandeln. Sie sind damit un- Besondere Ernährungsform doch ausdrücklich versichert, dass eingeschränkt genusstauglich und völ- Veganismus – mögliche Folgen die Erzeugnisse für Veganer geeig- lig ungefährlich. Aprikosenkerne sind kleiner als Mandeln, schmecken leicht holziger und etwas fruchtiger nach Aprikose und sind eine Alternative zu Mandeln. Sie stammen vor allem aus kontrolliert biologischem Landbau mit Herkunft Türkei und werden in Reformhäusern und in Bioläden vertrieben. Dagegen enthielten 4 Proben bittere Aprikosenkerne erhebliche Gehalte an freisetzbarer Blausäure zwischen 1 800 und 2 300 mg / kg. Durch diesen hohen Gehalt an frei- Eine Veganerin (Veganer lehnen aus ethischen Gründen den Verzehr von tierischen Lebensmitteln ab) gab an, dass sie nach dem Verzehr einer Broccoli-Nuss-Ecke mit Kartoffelstückchen (potato wedges) in einer Studentenkneipe gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten habe. Sie vermutete, dass diese Beeinträchtigungen auf das Vorhandensein von Lactose (Milchzucker) im Essen zurückzuführen wären. Die Bedienung hätte ihr je- setzbarer Blausäure ist davon auszugehen, dass bei Verzehr bereits geringer Mengen dieses Lebensmittels eine Blausäure-Zufuhr erfolgt, die deutlich über den nach Einschätzung relevanter internationaler Organisationen als unbedenklich anzusehenden täglichen Aufnahmemengen liegen. Bei Verzehr von ca. 15 bis 20 Gramm – dies entspricht ca. 40 Kernen mit einem Durchschnittsgewicht von ca. 0,4 g pro Kern – kann die geringste tödliche Dosis für eine Person mit 60 kg Körpergewicht erreicht werden. Bei Kindern (16 kg, ca. 4 Jahre) würde dies einer Aufnahme von ca. 4 g oder 10 Kernen entsprechen. Die nach Einschätzung der WHO duldbare tägliche Aufnahmemenge für einen Erwachsenen ist bereits nach Aufnahme eines Kernes überschritten. Eine besondere Gefahr besteht für Kinder, wenn bittere Aprikosenkerne ohne Vorsichtsmaßnahmen im des täglichen Maximal-Verzehrs erfolgen, jeweils angepasst an den im Produkt enthaltenen Blausäuregehalt. Die zur Untersuchung vorgelegten bitteren Aprikosenkerne waren nicht mit solchen Warnhinweisen bzw. nur in seltenen Fällen mit Verzehrsempfehlungen versehen. Der Verzehr von „bitteren“ Aprikosenkernen wird – zuallererst im Internet – als paramedizinische Maßnahme für die Prävention oder als Heilmittel in der alternativen Krebstherapie propagiert. Die Empfehlungen zielen auf nicht wissenschaftlich anerkannte, therapeutische Wirkungen ab und lassen die für Lebensmittel anzuwendenden Sicherheitsaspekte in gefährlicher Weise außer Acht. Tofu aus dem Einzelhandel mit ausreichender Haltbarkeitsreserve Zahlreiche Tofuproben aus dem Ein- Bei einem Kind würde der Verzehr ei- zelhandel waren hinsichtlich ihrer nes Kernes den Wert der duldbaren mikrobiologischen Qualität und ihrer Aufnahmemenge um mehr als das sensorischen Eigenschaften nicht zu Doppelte überschreiten. beanstanden, sie wiesen eine ausrei- Solche Produkte könnten jedoch dann chende Haltbarkeitsreserve auf. sie auf der Packung deutlich sichtbar mit Warnhinweisen versehen werden, die den Verbraucher über die Vermeidung bestimmter, die Gesundheit beeinträchtigender Wirkungen informieren. Weiterhin muss eine Empfehlung die Broccoli-Nuss-Ecke unter der Rubrik Vollwert aufgeführt. Auf der Originalverpackung befand sich die Angabe „geeignet zur ovo-vegetarischen Ernährung“. Beide Lebensmittel enthielten nachweislich vom Hersteller aus keine Bestandteile tierischen Ursprungs bzw. Lactose. Für Personen mit extremen Ernährungsformen wäre es jedoch ratsam, entweder noch genauere Informationen über die im Restaurant zubereiteten Lebensmittel Haushalt vorrätig gehalten werden. in den Verkehr gebracht werden, wenn net seien. In der Speisekarte war einzuholen oder Restaurants, die nicht vegane Lebensmittel anbieten, zu meiden. Fertiggerichte Zusatzstoffe Asiatische Trockenfertiggerichte, so genannte Instant-Nudeln mit z. B. Huhngeschmack, wurden verstärkt auf einen Gehalt an Antioxidationsmitteln in den frittierten Nudeln sowie im der Packung beigefügten Fett untersucht. Nach der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung sind die Antioxidationsmittel Butylhydroxyanisol Jahresbericht 2006 verstärkernden Stoffes, wobei eine lichkeit um ein Erzeugnis, das aus Kenntlichmachung auf der Speisekar- Fleischstücken zu einer größeren te „mit Geschmacksverstärker“ häufig Einheit zusammengefügt wird, wobei fehlte. Bei einer Probe war die in der der Gewebeverband der Fleischstücke Zusatzstoff-Zulassungsverordnung an- im Wesentlichen erhalten bleibt. Die gegebene Höchstmenge von 10 g / kg Bezeichnung „Schinken“ ist aufgrund um mehr als die Hälfte überschritten. der fehlenden weiteren Angaben zur Derartige Lebensmittel sind nicht ver- Kenntlichmachung der abweichenden kehrsfähig und dürfen nicht an Ver- Zusammensetzung zur Irreführung ge- braucher abgegeben werden. eignet. Die Kenntlichmachung muss in Verbindung mit der Verkehrsbezeich- (BHA) und Butylhydroxytoluol (BHT) Bei Proben aus Handwerks- und Gas- zugelassen. Antioxidationsmittel ver- tronomiebetrieben wie beispielswei- längern die Haltbarkeit von Lebensmit- se belegte Brötchen aus Bäckereien 3 Brötchen mit Schnitzel wurden be- teln, indem sie diese vor schädlichen oder Metzgereien, Menüs und Menü- anstandet, da der Panadeanteil des Auswirkungen der Oxidation, wie bestandteile aus Gaststätten, Kanti- Schnitzels zu hoch war und somit nicht Ranzigwerden von Fett und Farbver- nen oder Imbissbuden, fehlte häufig der Verkehrsauffassung der Leitsätze änderungen schützen und damit die die Kenntlichmachung von Zusatzstof- für Fleisch und Fleischerzeugnisse Lebensmittel vor wertmindernden Ver- fen (Geschmacksverstärker, Konser- entsprach. änderungen in Aussehen, Geruch und vierungsstoffe, Farbstoffe). Geschmack schützen. Häufig fehlte die vorgeschriebene Kennzeichnung bzw. Kenntlichmachung der nachgewiesenen Antioxidationsmittel. nung erfolgen. Gefüllte Teigtaschen (Börek) mit Spi- Weitere Kennzeichnungsmängel wur- nat oder Schafskäse waren wiederholt den bei Pizzen mit „Schinken“ und bei ohne Kühlung gelagert und im Inneren belegten Brötchen „mit Kochschin- mäßig bis stark verschimmelt. ken“ festgestellt, da „Formfleisch- Im Rahmen einer Schwerpunktakti- schinken“ ohne ausreichende Kennt- on wurde der Gehalt an Glutamat in lichmachung verwendet wurde. Bei Lebensmitteln aus Chinarestaurants einem Formfleischschinkenerzeugnis untersucht. Diese hatten wiederholt handelt es sich nach allgemeiner Ver- hohe Gehalte dieses geschmacks- kehrsauffassung und Herstellerüb- Die meisten Beanstandungen betrafen wie in den vergangenen Jahren Mängel in der Kennzeichnung, vor allem bei importierten asiatischen oder osteuropäischen Produkten. Verbraucherbeschwerdeproben: Von Fremdkörpern in Sternen bis hin zu kriechenden Käfern • Eine Probe „Käse-Sterne“ wurde mit Verdacht auf Mäusekot abgegeben. Es handelte sich jedoch um fleischartige dunkelweinrote Fasern. Die ursprüngliche Bezeichnung des Produktes lautete: Cheese und Bacon Stars. • Bei einem Käsebrötchen und einem Brot derselben Bäckerei waren auf der Unterseite Insektenbestandteile identifizierbar. • Eine italienische Hackfleischsoße im Glas enthielt einen etwa 2 cm großen „gummiartigen“ Bestandteil, der als Blutgefäßwand identifiziert werden konnte. Dies lässt auf eine schlechte Rohstoffauswahl schließen. • In einer Lasagneprobe war ein Milchzahn enthalten (siehe Foto). • Eine Beschwerdeprobe Gemüsefrikadellen war aufgrund eines schwarzen, sehr harten, scharfkantigen und kunststoffartigen Fremdkörpers als gesundheitsschädlich zu beurteilen (siehe Foto). • Dürüm (gerollter Döner) aus einem Schnellimbiss wies einen muffigen Geruch und Schimmelbefall am Teig auf. • Eine Pizza aus einem Schnellimbiss wurde vom Verbraucher wegen eines „hervorkriechenden Käfers“ als Beschwerde abgegeben. Es handelte sich dabei jedoch um Pflanzenfasern. 55 56 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Diätetische Lebensmittel, Säuglingsnahrung und Sportler Diätetische Lebensmittel Vorbeugung oder / und eine günstige Beeinflussung bestehender ernährungsbedingter Erkrankungen durch eine diätetische Behandlung ist vielfach möglich. Ob jedoch einzelne Stoffe bzw. Stoffgemische wie „Zimt“ bei Diabetes oder Kollagen-Hydrolysate bei degenerativen Gelenkerkrankungen wie Arthrose hilfreich sind, ist mehr als fraglich … „Zimt gegen Zucker“ Für Diabetiker angebotene Zimtkapseln mit Hinweisen auf eine „blutzuckerregulierende“ Wirkung wurden nicht mehr als Lebensmittel sondern als Arzneimittel eingestuft. Der in den Kapseln enthaltene Zimt wurde auch auf Cumarin untersucht, ein Erzeugnis wurde wegen des überhöhten Cumaringehalts als „gesundheitsschädlich“ beurteilt (Weitere Ergebnisse zu Cumarin siehe Kapitel Getreide, Backwaren,Teigwaren und Kapitel Nahrungsergänzungsmittel). Diabetiker-Lebensmittel offen im Angebot? Diätetische Lebensmittel einschließlich Diabetiker-Lebensmittel dürfen nur in Fertigpackungen in den Verkehr gebracht. Der Sinn dieser Regelung besteht darin, dass die Verwechslungsgefahr mit „normalen“ Lebensmitteln möglichst gering gehalten wird und dass Diabetiker die für sie wichtigen Informationen (z. B. Gehalt an Zucker, verwert- wie „zur diätetischen Behandlung von Arthritis und Arthrose“ oder: „bei beanspruchten bzw. abgenutzten Gelenken und Knorpeln“ zur Beurteilung vor. Die Wirksamkeit derartiger Produkte soll laut Herstellerangaben auf der Zufuhr von Kollagen-Hydrolysat, Glucosamin(sulfat) oder Chondroitin(sulfat) sowie von Methylsulfonylmethan beruhen. baren Kohlenhydraten, Broteinheiten) der Kennzeichnung Ob bei Arthrosebeschwerden der Gelenke ein medizinisch entnehmen können. Ausnahmen von der Fertigpackungs- bedingter Nährstoffbedarf im Sinne der Diätverordnung pflicht bestehen für Diabetiker-Lebensmittel nur, wenn sie vorliegt, muss als sehr fraglich beurteilt werden. Von einer an Ort und Stelle verzehrt werden (z. B. Eis in der Waffel, wissenschaftlich hinreichend gesicherten positiven Wirkung Diabetiker-Kuchen im Café) sowie für Diabetiker-Backwa- kann derzeit nicht ausgegangen werden. Die Funktionalität ren. Besonders um die Weihnachts- und Osterzeit werden von Knochen und Gelenken ist an eine adäquate Nährstoff- andere Diabetiker-Lebensmittel wie Pralinen, Schokoladen- zufuhr gebunden. Für die „Ernährung“ der Knochen und waren, Dauergebäck in der offenen Angebotsform ange- Gelenke ist wie für den gesamten übrigen menschlichen troffen – dies ist jedoch aus den beschriebenen Gründen Organismus eine ausreichende Zufuhr von Wasser, Eiweiß, nicht zulässig. Kohlenhydraten, Fetten, essenziellen Fettsäuren, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen erforderlich. Bilanzierte Diäten bei degenerativen Gelenkerkrankungen wie Arthrose Darüber hinaus besteht keine allgemeine Verkehrsauffassung, dass Glucosamin, Chondroitin oder Methylsulfonyl- Gemäß der Definition in der Diätverordnung dienen Le- methan überwiegend wegen ihres Nähr-, Geruchs- oder bensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Geschmackswertes oder als Genussmittel verwendet Diäten) der Deckung eines medizinisch bedingten spezifi- werden. Diese Stoffe werden auch üblicherweise weder schen Nährstoffbedarfs. Es erfolgt jedoch keine Therapie selbst als Lebensmittel verzehrt noch als charakteristische mit einem gegen die Krankheitsursache gerichteten Heil- Zutaten eines Lebensmittels verwendet. In isolierter oder mittel. Dennoch werden immer wieder Erzeugnisse in den angereicherter Form handelt es sich um zulassungspflichti- Verkehr gebracht, die dem Verbraucher laut Kennzeichnung ge Zusatzstoffe. Eine lebensmittelrechtliche Zulassung für eine Heilwirkung suggerieren. bilanzierte Diäten besteht jedoch derzeit nicht. Daher sind Degenerative Gelenkerkrankungen bzw. -verschleiß wie Arthrose stellen eine häufige gesundheitliche Beeinträchtigung der Bevölkerung dar. Neben einer Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln zur Vorbeugung lagen 2006 auch ergänzende bilanzierte Diäten mit Anwendungsgebieten derartig zusammengesetzte Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diäten) nicht verkehrsfähig. Diätetische Lebensmittel, Säuglings-, Sportlernahrung Jahresbericht 2006 nahrung Sojaeiweiß ernährt wurden. Die festgestellten Gehalte an Isoflavonen von in Deutschland angebotener Säuglingsnahrung lagen zwischen 10 und 18 mg je 100 g entsprechend einer täglichen Aufnahmemenge von 10 – 18 mg. Die derzeit auf dem Markt befindlichen Produkte stellen bilanzierte Diäten dar und sind diesbezüglich als sicher anzusehen. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass sie nur mit begründeter Indikation (z. B. seltene angeborene Laktoseintoleranz, Galaktosämie) und „unter ärztlicher Aufsicht“ verwendet werden sollen. Sportlernahrung Die Werbung für „Sportlergetränke“ ist breit gefächert – sie reicht von moderaten Werbeaussagen mit „sportivem Touch“ (z. B. Sport-Schorle, Alles was Du beim Sport brauchst) bis hin zu Getränken, die für Leistungssportler extra ausgewiesen sind (z. B. Isotonischer Marathon-Drink). Die Unterschiede in der Zusammensetzung sind vergleichs- Diätetische Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder weise gering: die Zuckergehalte liegen zwischen 40 und Da diese Erzeugnisse für eine besonders empfindliche Ver- he von B-Vitaminen einige noch zusätzlich mit Calcium, brauchergruppe bestimmt sind, werden sie regelmäßig auf Magnesium und Kalium angereichert. Dagegen wird der 90 g pro Liter und die meisten sind mit einer ganzen Rei- eine Vielzahl von Inhaltstoffen und Kontaminanten unter- wichtige Mineralstoff Natrium – wegen der Schweißver- sucht. Beanstandungen der Zusammensetzung waren er- luste – nur bei einigen Erzeugnissen berücksichtigt. Die freulicherweise selten, gelegentlich waren kleinere Mängel meisten Sportlergetränke sind isoton bis leicht hypoton, v. a. bei der Nährwert-Kennzeichnung feststellbar. d. h. sie werden rasch resorbiert, weil das Getränk in etwa die gleiche „gelöste Menge an Teilchen“ besitzt wie das Eisengehalte in fleischhaltiger Beikost Fleisch ist nach der Einführung von Beikost eine der wichtigsten Kostkomponenten für die Eisenversorgung von Säuglingen und Kleinkindern. Entsprechend der rechtlichen Vorgaben der Diät-Verordnung müssen derartige Erzeugnisse mindestens einen Fleischanteil von 8 % (ca. 15 g pro 190-g-Mahlzeit) enthalten, ein Mindest-Eisengehalt ist dagegen nicht vorgeschrieben. Die festgestellten Eisengehalte in diesen Produkten betrugen 0,2 – 1,2 mg / Mahlzeit, die von der Deutschen, Schweizerischen und Österreichischen Gesellschaften für Ernährung (DACH) empfohlene Tageszufuhr für Säuglinge im Alter von 4 – 12 Monaten beträgt 8 mg. Die untersuchten Mahlzeiten lieferten demnach nur 2,5 – 15 % des Tagesbedarfs an Eisen. Die Festlegung eines Mindest-Eisengehaltes für derartige Erzeugnisse ist daher wünschenswert. Isoflavongehalte in Säuglingsnahrung auf Sojabasis Sojaproteine enthalten Isoflavone, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe mit östrogener Wirksamkeit – wenn auch in weit geringerem Maße als die menschlichen Sexualhormone. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich Hinweise auf mögliche unerwünschte Einflüsse auf den Hormonstatus bei Säuglingen, die mit Formulanahrung auf Basis von Blutplasma. Für die meisten Anwendungen im Freizeitsport-Bereich können alternativ Mineralwasser oder verdünnte Fruchtsaftschorlen als rascher Flüssigkeitsersatz verwendet werden. Lediglich im Leistungssportbereich z. B. bei extremen Langzeit-Ausdauersportarten oder beim „Gewichtmachen durch Flüssigkeitsentzug“ bei bestimmten Kampfsportarten kann ein speziell konzipiertes Getränk für den dann zwingend erforderlichen raschen Flüssigkeitsersatz sorgen. 57 58 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Nahrungsergänzungsmittel Von 366 Proben waren 175 zu beanstanden (48 %). Wie schon seit vielen Das BVL nimmt die Anzeigen nur Jahren betrafen die meisten Beanstandungen irreführende Angaben entgegen, führt aber selbst keinerlei (etwa 30 % aller Proben) und Kennzeichnungsmängel (etwa 30 % aller Überprüfungen durch. Es informiert le- Proben). Verhältnismäßig oft wurde auch festgestellt, dass nicht zugelas- diglich die für den Hersteller / Vertrei- sene Zusatzstoffe wie z. B. stark angereicherte sekundäre Pflanzenstoffe ber zuständigen Bundesländer über verwendet wurden (11 % der Proben). den Inhalt der Anzeigen, damit von Bei immerhin 4 % der untersuchten, als „Nahrungsergänzungsmittel“ dort aus gegebenenfalls eine Über- bezeichneten Proben handelte es sich aufgrund der Zusammensetzung prüfung der Produkte vorgenommen oder Aufmachung nicht um Lebensmittel, sondern um Arzneimittel. werden kann. Der Inhalt der Anzeigen spricht dafür, Internethandel – ein rechtsfreier Raum? Fast alle Nahrungsergänzungsmittel sind heute auch über den Internethandel beziehbar. Hierbei ist mitunter das Erzeugnis in seiner originalen Verpackung lebensmittelrechtlich nicht zu beanstanden, während die Bewerbung auf den zugehörigen Internetseiten – teilweise grob – irreführend ist. Folgt man den Aussagen der Werbung – besonders im Internet – bietet die Produktgruppe der Nahrungsergänzungsmittel für jeden Verbraucherwunsch das passende „Mittelchen“. Ob gegen Alterung, Fettpölsterchen, Gelenkbeschwerden oder Herzinfarkt – mithilfe dieser Präparate soll den unliebsamen Begleiterscheinungen des Lebens angeblich beizukommen sein. Die Anpreisungen sollten unbedingt kritisch betrachtet werden. Je verlockender sie klingen, umso mehr Vorsicht ist geboten. In vielen Fällen werden Gesundheitsgefahren verschwiegen, oft ist auch nur das Geld weg – ohne die versprochenen Wirkungen. Auf die Kulanz unbekannter Internetanbieter sollte man besser nicht hoffen. Selbst berechtigte Reklamationen laufen häufig ins Leere, weil die im Internet angegebene Adresse nicht (mehr?) existiert oder die Ansprüche in fernen Ländern durchgesetzt werden müssten. dass vielen Firmen die lebensmittelrechtlichen Vorschriften nicht ausreichend bekannt sind und ihnen nicht klar ist, wann ein Produkt als Arzneimittel und wann als Lebensmittel anzusehen ist. Etliche angezeigte „Nahrungsergänzungsmittel“ waren nämlich wegen den ausgelobten Wirkungen als Arzneimittel nach Bezeichnung, in Einzelfällen sogar wegen der Zusammensetzung als Arzneimittel nach Funktion einzustufen. Obwohl den Firmen bekannt ist, dass ihre Anzeigen an die Lebensmittelüber wachung weitergeleitet werden, waren ihnen überraschend oft unzulässige Werbeaussagen oder unserer Auffassung nach unzulässige Zutaten zu entnehmen. Z. B. werden isolierte oder stark angereicherte sekundäre Pflanzenstoffe oder aus tierischem Material gewonnene Stoffe wie Glucosamine, Chondroitin oder Methylsulfonylmethan verwendet, die u. E. bei Nahrungsergänzungsmitteln nicht zulässig sind. Bei diesen Stoffen handelt es sich nicht um Nährstoffe oder charakteristische Lebensmittelzutaten. Sie müssten daher erst lebensmittelrechtlich zugelassen werden, weil sie den Zusatzstoffen gleichgestellt sind. Allerdings sind derzeit zur Frage der Gleichstellung bestimmter Stoffe mit Lebensmittelzusatz- Erfahrungen mit dem Anzeigeverfahren für Nahrungsergänzungsmittel stoffen noch einige Gerichtsverfahren anhängig, weil vom Mit der Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung (NEMV) nächste Instanz entscheidet. vom Mai 2004 wurde für Nahrungsergänzungsmittel ein Von der Flut angezeigter Produkte aus Baden-Württemberg Anzeigeverfahren eingeführt. Spätestens beim ersten In- konnte aus Kapazitätsgründen erst ein kleiner Prozentsatz verkehrbringen müssen sie nun beim Bundesamt für Ver- überprüft werden. Schon die Probenahme gestaltete sich BVL gegen anderslautende höchstrichterliche Urteile Revision eingelegt wurde. Es bleibt also abzuwarten, wie die braucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) unter Vor- in einigen Fällen recht schwierig. So waren bei den angege- lage eines Etikettenmusters angezeigt werden. Obwohl benen Adressen die Produkte nicht immer verfügbar oder die Übergangsregelungen noch bis November 2005 liefen, selbst bei mehrfachem Versuchen war niemand erreichbar. wurden schon damals einige Produkte beim BVL angezeigt. Einige Nahrungsergänzungsmittel waren auch schon relativ Im Jahr 2006 kam es dann zu einer Anzeigenflut, die bisher bald nach ihrer Anzeige nicht mehr im Handel. noch nicht abgeebbt ist. Nahrungsergänzungsmittel Jahresbericht 2006 Lachsöl – wirklich vom Lachs? Cumaringehalt von Zimtkapseln Wie bereits im Vorjahr wurden als „Lachsöl“ bezeichnete Die Ergebnisse von Humanstudien deuten darauf hin, dass Proben auf die Identität des enthaltenen Fischöls geprüft. durch den Verzehr von mehreren Gramm Cassia-Zimtpul- Nur 2 von 13 Proben wiesen das charakteristische Fettsäu- ver bzw. -Zimtextrakt pro Tag der Blutzuckerspiegel von remuster von Lachsen auf. Diabetikern günstig beeinflusst werden kann, allerdings Verschiedene Rohstoffzertifikate belegen, dass es sich sind weitere Studien zur Absicherung erforderlich. Dennoch bei den im Zutatenverzeichnis deklarierten „Lachsölen“ bringen etliche Firmen nun „Zimtkapseln“ zur Senkung oder „Lachsölkonzentraten“ um Öl von Fischen aus der des Blutzuckers als „Nahrungsergänzungsmittel“ für Dia- Ordnung Salmoni formes („Lachsfische“) oder um Öl des betiker in den Verkehr. Mit dieser Zweckbestimmung sind Capelin (Mallotus villosus) handelt. Die Standardisierung Zimtkapseln jedoch nach einhelliger Auffassung des Bun- auf den gewünschten Omega-3-Fettsäuregehalt erfolgt desinstitut für Risikobewertung (BfR) und des Bundesins- durch Kaltfiltration und durch Zusatz von Fischölen der tituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) keine Gattung Oncorrhynchus. Lebensmittel mehr, sondern Arzneimittel. Sie dürfen dann Welcher Fisch ist aus Sicht des Verbrauchers nun ein nicht als „Nahrungsergänzungsmittel“ oder „diätetische „Lachs“? Alle Recherchen zu dem Begriff – ob er traditio- Lebensmittel“ vertrieben werden. nell, umgangssprachlich, küchentechnisch, wissenschaft- Mit den „Zimtkapseln“ werden täglich Gramm-Mengen lich oder handelsrechtlich verstanden wird, ergaben, dass von Zimt (oder die entsprechende Menge Zimtextrakt) ver- im allgemeinen Sprachgebrauch ausschließlich Fische der zehrt, das ist erheblich mehr, als durch mit Zimt gewürzte Art Salmo salar und aus der Gattung Oncorrhynchus als Lebensmittel aufgenommen wird. Es ist ferner bekannt, „Lachs“ bezeichnet werden. Die Ausdehnung dieses Be- dass Cassia-Zimt im Gegensatz zum Ceylon-Zimt sehr hohe griffes auf die taxonomisch weit entfernte gesamte Ord- Gehalte an Cumarin, einem toxikologisch problematischen nung der „Lachsfische“ Salmoni formes ist nicht berech- Inhaltsstoff, aufweist. Um die Cumarin-Belastung der Ver- tigt. braucher durch die „Zimtkapseln“ festzustellen, wurde ihr Algen – Rundumversorgung mit Nährstoffen? le Kapseln Cassia-Zimtpulver, daher waren die gefundenen Cumaringehalt überprüft. Erwartungsgemäß enthielten vieCumarinmengen bezogen auf die Tagesverzehrsmengen Von 15 Proben, deren Angaben näher überprüft wurden, waren nur 2 nicht zu beanstanden. Die Nährwertgehalte waren häufig zu hoch angegeben. Zudem wurde ver- entsprechend hoch. Die Proben, die wässrigen Zimtextrakt enthielten, wiesen dagegen nur geringe Cumaringehalte auf. schwiegen, dass bei Einhaltung der Verzehrsempfehlung Da bei Zimtpräparaten mit einem Verzehr über einen länge- (i. d. R. 3 –12 Tabletten) der Tagesbedarf an den meisten ge- ren Zeitraum gerechnet werden muss, wurden die beiden nannten Nährstoffen nur zu einem unbedeutenden Anteil Proben, bei denen der TDI zu über 100 % ausgeschöpft gedeckt wird. Insbesondere bei Internetangeboten werden war, als gesundheitsschädlich beurteilt. Die zwei cumarin- in irreführender Weise durch „frisierte“ Maßeinheiten ho- freien Proben enthielten wahrscheinlich Ceylon-Zimt; bei he Zahlenwerte dargestellt und so dem Verbraucher hohe Ceylon-Zimt ist die blutzuckersenkende Wirkung allerdings Gehalte suggeriert. sehr fraglich. Diese Algen enthalten die meisten der beworbenen Nähr- (Weitere Ergebnisse zu Cumarin siehe auch Kapitel III, Ge- stoffen nicht in so hohen Mengen, dass schon ein Verzehr treide, Backwaren, Teigwaren) von wenigen Gramm pro Tag zur Nahrungsergänzung ausreicht. In vergleichbaren Mengen wie Gemüse verzehrt, Tabelle: Belastung des Verbrauchers mit Cumarin beim könnten sie aber durchaus ein hochwertiger Ernährungs- Verzehr von Zimtkapseln beitrag sein. * TDI = Tolerable Daily Intake, tolerierbarer täglicher Aufnahmewert (0,1 mg / kg bezogen auf Körpergewicht 60 kg) Zimtkapseln Gesamt Anzahl Cumaringehalt pro Tagesverzehrsmenge Ausschöpfung des TDI * Proben in mg in % 26 mit Zimtpulver 12 0,5 – 4,5 8 – 75 mit Zimtextrakt 10 0,1 – 0,5 1–8 mit Zimtextrakt 2 – – mit Zimtpulver 1 8,1 140 mit Zimtpulver 1 6,4 106 59 60 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Funktionelle Lebensmittel ACE-Getränke mit und ohne Ballaststoffe (Functional Food) Funktionelle Lebensmittel sollen neben ihrem Zweck zu Ernährung Unter ACE-Getränken werden Erfri- oder Genuss zusätzlich eine präventiv gesundheitsfördernde Wirkung schungsgetränke auf Basis von Mehr- aufweisen, die auf den Erzeugnissen entsprechend beworben wird. fruchtsäften verstanden, die mit den Vitaminen A (in Form des Provitamins Probiotische Lebensmittel Probiotische Lebensmittel werden meist in Form von Milcherzeugnissen Taurin – ein Stoff zur Steigerung der mentalen Leistungsfähigkeit ? angeboten und enthalten spezifische Taurin wird in verschiedenen Lebens- Mikroorganismen, die einen günsti- mitteln z. B. Getränken, Süßwaren gen Einfluss auf die Darmflora haben meist in Kombination mit Coffein, sollen. Ein solcher probiotischer Efekt Glucuronolacton und Inositol verwen- ist nur dann zu erwarten, wenn die det. Es soll die Konzentrations- und Erzeugnisse regelmäßig – möglichst Reaktionsfähigkeit oder die sportliche täglich – verzehrt werden. Ein solcher Leistungsfähigkeit steigern. Taurin = Hinweis auf den „regelmäßigen Ver- Aminoethylsulfansäure wird u. a. ei- zehr“ findet sich mittlerweile auf fast ne Funktion bei der Entwicklung des allen Produkten. Nervensystems zugeschrieben und es Auffällig ist, dass die Werbeaussagen wird in der wissenschaftlichen Litera- von Jahr zu Jahr moderater werden tur diskutiert, ob Taurin an der Reiz- z. B. „kann bei regelmäßigem Verzehr leitung als Neurotransmitter beteiligt die natürlichen Abwehrkräfte unter- ist. Gut kontrollierte Studien bezüglich stützen“ bis dahin, dass gar keine der Wirkungen auf die sportliche Leis- Werbeaussagen mehr gemacht wer- tung oder das Konzentrationsvermö- den und nur noch auf einen „probi- gen sind bislang allerdings nicht be- otischen“ Mikroorganismus hinge- kannt. Möglicherweise ist Taurin für wiesen wird. Gelegentlich werden Frühgeborene und Säuglinge essen- auch die verwendeten probiotischen ziell. Taurin darf Lebensmitteln als ge- Stämme gar nicht mehr genannt. Of- schmacksbeeinflussender Zusatzstoff fensichtlich sind die „Probiotika“ beim bis zu einer Menge von 300 mg / kg Verbraucher mittlerweile so gut etab- zugesetzt werden. Die Verwendung liert, dass die Hersteller die Wirkungen von Taurin für „ernährungsphysiolo- gar nicht mehr ausloben müssen – die gische Zwecke“ ist in Deutschland Produkte werden trotzdem gekauft! ausschließlich für diätetische Lebensmittel erlaubt, nicht dagegen für Lebensmittel des Allgemeinverzehrs. Für den Einsatz in Erfrischungsgetränken (z. B. Energy-Drinks) existieren einige Allgemeinverfügungen und Ausnahmegenehmigungen. Die üblichen Einsatzkonzentrationen in diesen Getränken liegen zwischen 70 und 4 000 mg pro Liter. Werbeaussagen, die sich auf den Inhaltsstoff Taurin beziehen und beim Erwachsenen „mehr Fitness, Leistungssteigerung etc.“ in Aussicht stellen, werden als „wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert“ und daher irreführend beurteilt. β-Carotin), C und E angereichert werden. Dieser Mix aus den antioxidativ wirkenden Vitaminen ist ebenfalls zur Unterstützung der Abwehrkräfte gedacht. Auch bei dieser Produktgruppe ist festzustellen, dass sie fast keine Werbeaussagen mehr aufweist. Die Vitamingehalte waren in den meisten Fällen korrekt deklariert, die β-Carotin-Gehalte der untersuchten Proben lagen zwischen 0,4 und 2,7 mg pro 100 ml und lagen durchschnittlich bei 1,3 mg pro 100 ml. Die Gehalte sind gegenüber den Vorjahren unverändert. ACE-Getränke können somit einen bedeutsamen Anteil an der Gesamt-Aufnahme an β-Carotin liefern, bei Verzehr von 500 ml pro Tag bis zu 12 mg. Bei mit Ballaststoffen angereicherten Getränken sind gelegentlich die Nährwertangaben ein Problem: Die Menge an Ballaststoffen, die in der üblichen Verzehrsportion oder der empfohlenen Tagesverzehrsmenge des Getränks enthalten ist, sollte einen wesentlichen Beitrag (mindestens 3 g) zur empfohlenen Gesamt-Ballaststoffzufuhr (30 g) leisten. Die Kennzeichnung und Werbung sollte so erfolgen, dass der Verbraucher den Beitrag eindeutig erkennen kann. Auch nach der seit Januar 2007 in Kraft getretenen „EG-Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel“ ist künftig vorgesehen, dass Lebensmittel als eine „Ballaststoffquelle“ beworben werden dürfen, wenn sie mindestens 3 g Ballaststoffe je 100 g oder mindestens 1,5 g Ballaststoffe je 100 kcal enthalten, vorausgesetzt, das Lebensmittel entspricht auch den übrigen Anforderungen der Verordnung z. B. hinsichtlich des Nährwertprofils. Funktionelle Lebensmittel / Neuartige Lebensmittel Jahresbericht 2006 Neuartige Lebensmittel (Novel Food) Zulassungen und Notifizierungen im Jahr 2006 Im Berichtszeitraum wurden von der EU sechs Zulassungsanträge für neuartige Lebensmittel im Sinne der Verordnung der EU Nr. 258 / 97 von 1997 genehmigt: Roggenbrot mit Zusatz von Phytosterinen, Diacylglyceridöl pflanzlichen Ursprungs zur Verwendung in verschiedenen Lebensmitteln, Lycopin aus Blakeslea trispora zur Verwendung in verschiedenen Lebensmitteln, Rapsöl und Maiskeimöl jeweils mit hohem Anteil an unverseifbaren Bestandteilen zur Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln. Notifizierungen betrafen 34-mal mit Phytosterinen angereicherte verschiedene Lebensmitteln, 8 Nonisäfte, ein Arganöl und einmal Astaxanthin aus Haematococcus pluvialis (Blutregenalge aus der Klasse der Grünalgen) in Nahrungsergänzungsmitteln. Neuartige Lebensmittel als Zutaten in Teemischungen In einigen Teeproben mit zum Teil fantasievollen Bezeichnungen wurden Zutaten festgestellt, die bisher noch nicht in nennenswertem Umfang zum menschlichen Verzehr dienten und daher als zulassungspflichtige neuartige Lebensmittel zu beurteilen waren. Zu diesen neuartigen Zutaten zählten z. B. Königskerzenblüten oder Wollblumenblüten, (Verbascum densiflorum Bertol.), Birkenblätter (Betula tisches Mittel zur Zahnpflege nach objektiven Maßstäben pubescens Ehrh.), Zinnkraut (Equisetum arvense L., syn. nicht gegeben. Ebenso konstruiert erschien der Einsatz Schachtelhalm, Ackerschachtelhalm), Schlüsselblumenblü- dieser Tabletten zur Herstellung von Hautkosmetik. Auf- ten und -wurzel (Primula officinalis (L.) Hill. und Primula grund der süßstofftypischen Darreichungsform war davon veris (L.) Hill) oder Eibischblätter und -wurzel (Althaea of- auszugehen, dass das Produkt auch zu diesem Zweck ver- ficinalis L.). wendet werden sollte. Stevia Neuartige Lebensmittel als Zutaten in Nahrungsergänzungsmitteln Der Pflanze Stevia rebaudiana Bertoni (Süßkraut, Süßblatt, Honigkraut) wurde die Zulassung als Neuartiges Lebens- 2 Nahrungsergänzungsmittel enthielten Clinoptilolith- mittel im Jahr 2000 von der EU verweigert. Trotzdem gibt Zeolith. Clinoptilolith ist ein natürlich vorkommendes Silikat, es immer wieder Versuche, steviahaltige Produkte zu ver- das der Zufuhr von Mineralstoffen dienen soll. Für Clinop- markten. tilolith liegt der EU-Kommission ein Antrag aus dem Verei- So wurden im Jahr 2006 Tabletten in einer für Süßstoff- nigten Königreich auf Inverkehrbringen als Nahrungsergän- produkte typischen Form und Größe in einer ebenso ty- zungsmittel vor, über ihn wurde noch nicht entschieden. pischen Kunststoffdose mit Dosierspender in den Verkehr Die für die Erstprüfung zuständigen britischen Behörden gebracht. In der Kennzeichnung wurde darauf hingewiesen, vertreten derzeit jedoch die Auffassung, dass die Sicherheit dass nach den EU-Bestimmungen Stevia als Lebensmittel des Verzehrs von „Clinoptilolith“ nicht ausreichend belegt nicht zugelassen sei. Nach mündlichen Angaben bei der wurde und somit eine Zulassung als neuartiges Lebens- Probenahme sollte das Produkt ein Mittel zum Zähneput- mittel noch nicht erfolgen kann. zen und zur Herstellung von Haut- und Dentalkosmetik Interessanterweise sollen andere, gleichartige Produkte da- sein. Da die Tabletten jedoch süß schmeckten und sich mit zu dienen, Schwermetalle im Körper zu binden (dies stellt Flüssigkeit wie Speichel sprudelnd auflösten und zudem ohnehin eher einen arzneilichen als einen Ernährungszweck keinen Putzkörper enthielten, war eine Eignung als kosme- dar). Sie sind ebenfalls nicht legal auf dem Markt. 61 62 Lebensmittelüberwachung BW Der Hauptbestandteil „Kulturextrakt von Natto“ eines Nahrungsergänzungsmittels wurde ebenfalls als nicht zugelassene neuartige Lebensmittelzutat eingestuft. Natto selbst ist ein japanisches Lebensmittel aus fermentierten Sojabohnen, welches in der EU bereits eine Verbrauchsgeschichte vor 1997 hat und daher auch nicht neuartig ist. Dagegen handelt es sich bei dem untersuchten Produkt „Natto-Extrakt“ um ein gereinigtes Kulturfiltrat von Bacillus subtilis natto. Aus den von der Firma eingereichten Unterlagen war zu entnehmen, dass dieser Extrakt durch das darin aufkonzentrierte Protein Nattokinase u. a. eine Minderung des Thromboserisikos sowie Verbesserungen bei Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Schwindelgefühl bewirken soll. Diese Zweckbestimmung ist eher die eines Arzneimittels und nicht die eines Lebensmittels. Je eine Probe „100 % Fulvinsäure“ und „100 % Huminsäure-Konzentrat“ waren als Nahrungsergänzungsmittel aufgemacht. Bei beiden Stoffen handelt es sich um hochmolekulare chemische Verbindungen, die beim Abbau von biologischem Material gebildet werden. Laut Hersteller sind die „Fulvinsäure- und Huminsäure-Komplexe das fehlende Glied in der Nahrungskette, fördert der wundervolle Zellnährstoffkomplex die Zellgesundheit und wirkt Alterungsprozessen entgegen, transportiert er lebenswichtige Nährstoffe und Mineralien direkt in jede Zelle des Körpers.“ Sie wurden als nicht zugelassene neuartige Lebensmittel beurteilt, sofern der Verantwortliche keinen Nachweis erbringen kann, dass sie vor Mai 1997 in nennenswertem Umfang in der EU für den menschlichen Verzehr verwendet wurden. Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Noni-Saft – kein „Wunder der Natur“ Insgesamt wurden 6 Proben untersucht und wegen irreführender Bewerbung beanstandet. Wie auch in den Vorjahren wird Nonisaft mit Heilversprechen in den Verkehr gebracht, die einer wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Ein Hersteller in Baden-Wuerttemberg stellt Nonisaftgetränke in mehreren „Geschmacksrichtungen“ her. Zugesetzt werden je nach Produkt Vitamine, Ballaststoffe, Mineralstoffe, enzymhaltige und koffeinhaltige Pflanzenextrakte, Taurin und / oder Glutaminsäure. 5 dieser Getränke wurden analysiert und unter Einbeziehung der Kennzeichnung, Rezeptur und Herstellungsprotokoll samt umfangreichem Werbematerial bewertet. Abgesehen von falschen Vitaminund Mineralstoffangaben, Verwechslung der Maßeinheiten „µg“ und „mg“, unvollständigem Zutatenverzeichnis, nicht korrekten Nährwertangaben etc. waren Teile der Kennzeichnung auch noch schlecht lesbar. Rezepturen und Produktionsdaten waren mit der Probenzusammensetzung nicht in Einklang zu bringen. Schließlich war auch noch die irreführende Werbung zu beanstanden. Zusatzstoffe, Aromastoffe Jahresbericht 2006 Zusatzstoffe und Aromastoffe Zusatzstoffe Zusatzstoffe dürfen Lebensmitteln nur zugesetzt werden, wenn sie dafür ausdrücklich zugelassen sind. Die Zulassung beinhaltet eine toxikologische Bewertung. Aluminium – sind Zusatzstoffe die Quelle für erhöhte Gehalte in Lebensmitteln? Das Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (JECFA) legte im Juni 2006 die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge für Aluminium neu auf 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht fest. Die Betrachtung der JECFA gilt jedoch nicht nur für Zusatzstoffe, sondern die gesamte Nahrung. Warum? In einem Übersichtsartikel nennt der Bundesverband der Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst (www.lebensmittel.org/lmmit297/alu.htm ) mögliche Quellen für die Aluminiumzufuhr durch Lebensmittel: Neben natürlich bedingten Gehalten wie in Tee, sind auch Kontaminationen durch aluminiumhaltige Gegenstände mit Lebensmittelkontakt (Gärtanks, Backbleche) aber auch Zusatzstoffe möglich. Als Beispiel hierfür werden aluminiumphosphathaltige Backpulver genannt. Weitere mögliche Aluminiumquellen, die der Artikel nicht erwähnt, sind Arzneimittel gegen den übersäuerten Magen (Antacida), Zahncremes mit blutstillender Wirkung und haushaltsübliche aluminiumhaltige Küchengeräte wie Kochtöpfe, Metallbecher und -schüsseln oder Bestecke. Von den zugelassenen Zusatzstoffen kommen als Aluminiumquellen infrage: • Aluminiumsulfate (E 520-523): Diese sind zugelassen gegen Verfärben vom technologischen Grundstoff Eiklar, wobei dessen Anteil an der täglichen Nahrung gering ist kret für den Was bedeutet dies kon Verbraucher? ßwaeführten Gehalte in Sü Die in den Medien ang Pro– 50 mg Aluminium / kg ren im Bereich von 10 te em Verzehr dieser Produk dukt würden bei täglich der Kin reis erk n Verbrauch bei dem empfindlichste n 40 – 200 g bei vierjährige von e eine Verzehrsmeng ilist rea e nicht unbedingt Kindern bedeuten – ein nkön enge. Gefährdeter sche tägliche Verzehrsm rgie en bei Milcheiweißalle ten Säuglinge sein, den umz lciu Ca mit s Sojabasi Milchersatzpräparate auf Ers n. che ma e Nahrung aus satz die nahezu alleinig r äße gem bei bestimmungs te Ergebnisse würden en bar höpfung der tolerier Anwendung eine Aussc klar über 50 % bedeuten. Un Aufnahmemenge von mitAnteil der in den Lebens ist allerdings, welcher vom h hlic säc tat iumgehalte teln bestimmten Alumin d. Sowohl die JECFA als wir n me Körper aufgenom R) für Risikobewertung (Bf auch das Bundesinstitut An . nicht konkret geäußert haben sich hierzu noch d sin n in der Öffentlichkeit gesichts der Diskussio die um ch, erli ord gend erf jedoch diese Daten drin eruch bra Ver ng bestimmter tatsächliche Gefährdu können. gruppen abschätzen zu und damit die Aufnahme entsprechend gering. Ferner sind diese Zusatzstoffe auch für kandierte Früchte zugelassen, die jedoch ebenfalls nur einen verschwindend geringen Anteil an der täglichen Nahrung ausmachen. • Saures Aluminiumphosphat (E 541) wird in Backpulvern v. a. im englischen Raum eingesetzt. Hierbei handelt es sich um eine lösliche Verbindung, die bis zu 1 mg Al / kg Backware liefern kann. Hier gibt es genügend Alternativen, der Einsatz derartiger Backpulver ist vermeidbar. • Aluminiumsilikate (E 554-559) sind als Trennmittel und Trägerstoffe zugelassen, jedoch im menschlichen Organismus nahezu unlöslich. • Aluminium als silberglänzender Farbstoff E 173 ist ebenfalls unlöslich. • Aluminiumlacke von Farbstoffen können durch die Mitfällung von Aluminiumoxihydraten mit den Farbstoffen lösliches Aluminium enthalten. Bei den üblichen Einsatzmengen von Farbstoffen und Verzehrsmengen damit gefärbter Produkte dürfte die Zufuhr an löslichem Aluminium aber eher gering sein. • Aluminium als Begleiter von Calciumsalzen (die zur Calciumanreicherung von Lebensmitteln eingesetzt werden) kann je nach Aluminiumgehalt der Calciumsalze und deren Einsatzmenge und Verbraucherkreis einen Beitrag zur Aluminiumversorgung liefern. 63 64 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Lebensmittel Aromastoffe Mehr Schein als Sein? Aromastoffe gewinnen immer mehr Bedeutung bei der Herstellung von Im Berichtsjahr 2006 wurden 15 Aro- Lebensmitteln. Ihr Einsatz in industriell hergestellten Produkten dient mamischungen, die nicht zur Abgabe dazu, geringe Mengen und hohe Preise von Original-Rohstoffen auf dem an den Verbraucher, sondern als Zu- Weltmarkt auszugleichen bzw. dem produzierten Lebensmittel mehr Ak- taten zur gewerblichen Lebensmittel- zeptanz zu verleihen. Je nach Aromaintensität des eingesetzten Stoffes herstellung vorgesehen waren, unter- benötigt man oft nur kleinste Mengen, um einem Produkt die entschei- sucht. Es handelte sich um Aromen zur dende Note zu verleihen. Erzielung von Geschmacksrichtungen Was wird überwacht? wie Gurke, Granatapfel, Honig, Kaki, Pfirsich, Citrus, Apfel, Orange u. a. Da- Die amtliche Überwachung von Aro- bei wurden Zusammensetzung und mastoffen konzentriert sich auf folgen- Kennzeichnung überprüft. Keine Probe de Bereiche: gab Anlass zur Beanstandung. • Konzentrierte Aromastoff-Mischun- 8 Milcherzeugnisse mit Fruchtanteil gen, die bei der Herstellung von und ein Aprikosennektar wurden mit- Lebensmitteln eingesetzt werden. tels enantioselektiver Gaschromato- Aromastoffe müssen drei Bedingun- Hier müssen gesetzliche Bestim- grafie daraufhin überprüft, ob sie natur- gen erfüllen, damit sie für die Wahr- mungen bezüglich Kennzeichnung identische Aromastoffe enthalten. Die- nehmung von Lebensmitteln von oder Zusammensetzung eingehal- ses Verfahren beruht auf der Tatsache, Bedeutung sind: Sie müssen flüch- ten werden, die in der Aromenver- dass manche Aromastoffe, die „natür- tig sein, in ausreichender Menge im ordnung niedergelegt sind. lich“, also von der Pflanze produziert Lebensmittel enthalten sein und das • Aromatisierende Lebensmittel mit werden, ein anderes Verhältnis der geruchssensitive Organ des Men- toxischen Bestandteilen. Zu die- Spiegelbildisomeren (Enantiomeren) schen – die Riechschleimhaut in der sen gehören Verbindungen wie aufweisen, als die entsprechenden Nase – muss darauf ansprechen. Dies Safrol (z. B. in Safran), Thujon (z. B. naturidentischen „synthetischen“ trifft für zahlreiche Stoffe in Lebens- Absinth) oder Cumarin (z. B. in Zimt- Aromastoffe. Bei keiner der Proben mitteln zu, die aber bezüglich ihrer Ei- sternen), die in Gewürzen oder fiel ein abweichendes Enantiomeren- genschaften und der im Lebensmittel Kräuterextrakten enthalten sind. verhältnis auf und die Proben waren vorhandenen Konzentrationen höchst Die maximalen Gehalte dieser to- dementsprechend nicht auffällig. unterschiedlich sein können. xischen Inhaltsstoffe im Lebens- Lebensmittelrechtlich gesehen han- mittel sind durch Grenzwerte in delt es sich bei Aromastoffen um der Aromenverordnung festgelegt. Stoffe, die Lebensmitteln zur Erzie- Für nähere Informationen über die lung eines besonderen Geruchs oder hierzu im Berichtsjahr durchge- Geschmacks zugesetzt werden. Ein- führten Untersuchungen wird auf zelstoffe werden unterteilt in natürli- die entsprechenden Kapitel dieses che, naturidentische und künstliche Jahresberichtes verwiesen (Kräuter Aromastoffe. Als weitere Kategorien und Gewürze, Backwaren, Spirituo- werden in der Aromenverordnung sen). Aromaextrakte, Reaktionsaromen und • Die unzulässige „Veredelung“ von Raucharomen genannt. Lebensmitteln mit Aromastoffen. Natürliche Aromastoffe sind solche Dies ist beispielsweise dann der Stoffe, die in der Natur vorkommen Fall, wenn Obstprodukte, die laut und nicht über chemische Verfahren Kennzeichnung oder aufgrund einer synthetisiert wurden. Rechtsvorschrift nur verarbeitetes Als naturidentisch bezeichnet man sol- Obst enthalten dürften, naturiden- che Aromastoffe, die ein Vorbild in der tische Aromastoffe enthalten. Natur mit der gleichen Molekülstruktur • Die Aufklärung von Fehlaromen, die haben, jedoch mittels chemischer Syn- den betroffenen Lebensmitteln ne- these hergestellt wurden. gative Aromaeigenschaften verlei- Künstliche Aromastoffe sind mittels hen (so genannten off-flavour). chemischer Synthese hergestellt und kommen nicht in der Natur vor. Eine spezielle Studie zur Aufklärung des Fehlaromas „Kunststoffgeschmack“ ergab, dass diese Fehlnote aus dem als Gleitmittel eingesetzten Erucamid entsteht. Diese Verbindung, ein Derivat der ungesättigten Fettsäure Erucasäure, neigt zum oxidativen Abbau und es entstehen dabei die für das Fehlaroma verantwortlichen Verbindungen 1-Octen-3-on, (E)-2-Nonenal, Octanal und γ-Nonalacton. Zusatzstoffe, Aromastoffe Jahresbericht 2006 65 Eine schwere Geburt – die neue EU-Aromenverordnung Voraussichtlich noch im Laufe des Jahres 2007 werden die die Aromen gemäß gemäß Entwurf betreffenden Rechtsvorschriften AromenVO der EU-AromenVO grundlegende Änderungen erfahren. (bisher) (zukünftig) Eine neue – in allen Mitgliedsstaaten direkt verbindliche – EU-Aromenverordnung soll die europäische AromenRichtlinie 88 / 388 sowie die deutsche Aromenverordnung ablösen. Eckpunkte dieser neuen Rechtsvorschrift, die inzwischen schon im dritten Entwurf vorliegt, sind u. a.: • Die Festschreibung einer Positiv- natürliches Aroma natürliches Aroma liste analog dem Zusatzstoffrecht, aus der Erdbeere aus der Erdbeere d. h. zukünftig dürfen Lebensmit- (mind. 90 Gew.-%) (mind. 90 Gew.-%) teln nur noch die Aromastoffe zugesetzt werden, die in dieser Liste ausdrücklich genannt sind. • Die „Abschaffung“ der Aromastoffkategorien „künstlich“ und „naturidentisch“. • Eine stärkere Risikoorientierung bei der Festlegung von Grenzwerten für toxische Verbindungen aus Lebensmitteln mit Aromaeigenschaften, d. h. es werden im entsprechenden Anhang nur noch Lebensmittel berücksichtigt, die substanziell zur Belastung mit entsprechenden toxischen Stoffen beitragen; Grenzwerte für „sonstige Lebensmittel“ werden nicht mehr festgelegt. sonstiges beliebiges natürliches Aroma sonstiges beliebiges zur Abrundung, d. h. natürliches Aroma, darf Erdbeeraroma d. h. darf Erdbeer- nicht verstärken aroma verstärken (max. 10 Gew.-%) (max. 10 Gew.-%) Beispielsweise kann ein „natürliches geplanten Vorschrift auch ein Produkt Abb.: Erdbeeraroma“ zur Abrundung gerin- aus 90 Gew.-% eines alkoholischen Zusammen- ge Anteile natürliches Citrusaroma Extraktes aus Erdbeeren (z. B. 10 g setzung eines Insbesondere die beabsichtigte Neu- enthalten, trotzdem darf es aber als Erbeeren auf 100 ml Alkohol) und 10 „natürlichen Erd- regelung der Kennzeichnung von na- natürlich bezeichnet werden. Gew.-% einer Mischung aus natür- beeraromas“ türlichen Aromen ist vonseiten des Demgegenüber sieht der neue Ent- lichen Aromastoffen aus beliebiger Verbraucherschutzes als sehr unbe- wurf vor, dass zukünftig auch solche (auch biosynthetischer) Quelle (z. B. friedigend anzusehen: Aromen als natürlich bezeichnet wer- Furaneol, Z-(3)-Hexenal, Zimtsäure- Momentan gilt gemäß der Aromen- den dürfen, die neben den authenti- methylester, γ-Decalacton, Vanillin) verordnung, dass nur solche Aromen schen, also aus der namensgebenden sein könnte. als „natürlich“ bezeichnet werden dür- Frucht stammenden Bestandteilen, Falls die geplante Vorschrift wie vor- fen, die ausschließlich oder „fast aus- zusätzlich 10 Gew.-% aus anderen gesehen in Kraft tritt, wird die kon- schließlich“ aus der namensgebenden Quellen enthalten können. Hierdurch sequente Ausschöpfung dieser Re- Quelle gewonnen worden sind. In der wird nur der Gewichtsanteil reglemen- gelung bei der Herstellung von aro- Praxis bewirkte die Formulierung „fast tiert, ohne die in diesem Zusammen- matisierten Lebensmitteln zu einer ausschließlich“, dass dem Hersteller hang entscheidende Eigenschaft Aro- Verbrauchertäuschung führen, gegen die Möglichkeit zugestanden wird, ein mawirksamkeit zu berücksichtigen. die vonseiten der Überwachung keine Aroma durch Zusatz von natürlichen Um bei dem Beispiel zu bleiben, rechtliche Handhabe besteht. Aromastoffen aus anderen Quellen würde dies bedeuten, dass ein „na- abzurunden, aber nicht zu verstär- türliches Erdbeeraroma“ gemäß der • Die Neuregelung der Kennzeichnung natürlicher Aromen. ken. 66 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel Kosmetische Mittel Im Berichtsjahr wurden 2 041 kosmetische Mittel untersucht. Hiervon wurden 422 Proben (= 21 %) beanstandet. Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln Wichtig für den gesundheitlichen Verbraucherschutz: Verbesserung des UV-A-Schutzes von Sonnenschutzmitteln Ein modernes Sonnenschutzmittel benötigt sowohl wirksamen UV-Aals auch UV-B-Schutz. Der UV-B-Schutz wird durch den Lichtschutzfaktor charakterisiert. Beim UV-A-Schutz gab es bisher keine einheitliche Norm. Dies wird sich mit den Leitlinien der Europäischen Kommission von 2006 ändern. Die Überprüfung des Marktes zeigte, dass noch nicht alle Produkte der UV-A-Qualität diesen Empfehlungen entsprechen. Der Verbraucher soll künftig an einem einfachen Logo erkennen, dass ein Sonnenschutzmittel die Mindestwirksamkeit an UV-A-Schutz einhält. Die EU-Empfehlungen regeln auch Anwendungshinweise. So sollten Angaben unterbleiben, die geeignet sind, Verbraucher zu exzessivem Sonnenbaden anzuregen. Insbesondere sollten keine Angaben gemacht werden, die einen vollständigen Schutz Noch vor 20 Jahren galt die UV-A-Strah- diesbezügliche Herstellerangaben“ lung (320 – 400 nm) als relativ harmlo- veröffentlicht. Danach sollen Sonnen- ser Spektrenanteil des Sonnenlichts, schutzmittel eine ausreichende Wir- der für gesunde Hautbräunung sorgt. kung gegen UV-B- und UV-A Strahlung Die UV-B-Strahlung (280 – 320 nm), die haben. Der Lichtschutzfaktor soll min- den Sonnenbrand auslöst, stand allein destens 6 betragen, d. h. Produkte mit für die Risiken der Hautkrebserkran- niedrigeren Lichtschutzfaktoren (LSF kungen und der Hautalterung. In- 2 oder 4) würde es dann nicht mehr zwischen ist jedem aufgeklär- geben. Die Empfehlungen geben auch ten Verbraucher bekannt, dass vor, dass der UV-A-Schutz mindestens auch UV-A-Strahlung Haut- 1 schäden mit verursacht. Es ist Der Grund sind Ergebnisse wissen- wichtig, dass sich die Hersteller schaftlicher Studien, die zeigen, dass von Sonnenschutzmitteln auf diese bestimmte biologische Hautschäden Situation einstellen und Produkte mit verhindert oder verringert werden ausreichendem UV-A-Schutz auf den können, wenn der nach dem „persis- Markt bringen. tent pigment darkening test“ gemes- • Vor dem Sonnen auftragen. sene UV-A-Schutzfaktor mindestens • Mehrfach auftragen, um den Licht- ⁄3 des UV-B-Schutzfaktors beträgt. schutz aufrechtzuerhalten, insbe- Dies heißt, ein Sonnenschutzmittel sondere nach dem Aufenthalt im Der Gesetzgeber schrieb bisher keine Normen oder Empfehlungen zur Bestimmung und Kennzeichnung des UV-A-Schutzes vor. Dies führte aber zu der unbefriedigenden Situation einer uneinheitlichen und unverständlichen 1 ⁄3 des UV-B-Schutzes betragen soll. mit dem LSF 15 muss demnach einen UV-A-Schutzfaktor von mindestens 5 aufweisen. Kennzeichnung. Während der Schutz Im Berichtszeitraum wurden Son- vor UV-B-Strahlen weltweit einheitlich nenschutzmittel aus Drogeriemärk- durch den Lichtschutzfaktor (LSF; eng- ten, Apotheken, Reformhäusern und lisch: sun protecting factor SPF) cha- Parfümerien mittels in-vitro-Messung rakterisiert wird, findet der Verbrau- der diffusen Transmission auf die Güte cher zum UV-A-Schutz unterschiedli- des ausgelobten UV-A-Schutzes über- che Hinweise wie z. B. „UV-A-Schutz prüft. Die Methode lehnt sich an das nach australischem Standard“. Mit die- Prüfverfahren DIN 67502 an. Von den ser Norm wird die UV-A-Qualität aber insgesamt 254 untersuchten Sonnen- nur unzureichend charakterisiert. schutzmitteln wiesen ca. 10 % einen Um einheitliche Kennzeichnungsnor- unzureichenden UV-A-Schutz auf. Die men zu schaffen und die Qualität des Hersteller der bemängelten Produk- UV-A-Schutzes zu erhöhen, hat die Eu- te wurden darauf hingewiesen, die ropäische Kommission im September Qualität des UV-A-Schutzes zu ver- 2006 Empfehlungen „über die Wirk- bessern. samkeit von Sonnenschutzmitteln und der Produkte vor UV-Strahlen vermuten lassen wie z. B.: „Sunblock“, „Sunblocker“, „vollständiger Schutz“, „Schutz für den ganzen Tag“ o. Ä. Im Rahmen der Produktbeschreibungen sollte grundsätzlich auf die Gefahren einer übermäßigen Sonnenexposition hingewiesen werden. Die Empfehlung sieht vor, nachfolgende Anwendungs- bzw. Warnhinweise in dieser oder ähnlicher Form auf allen Sonnenschutzmittelpackungen anzugeben: • Intensive Mittagssonne vermeiden. Wasser. • Sonnenschutzmittel großzügig auftragen. Geringe Auftragsmengen reduzieren die Schutzleistung. • Babys und Kleinkinder vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. • Für Babys und Kleinkinder schützende Kleidung sowie Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF größer als 25) verwenden. • Auch Sonnenschutzmittel mit hohen Lichtschutzfaktoren bieten keinen vollständigen Schutz vor UV-Strahlen. Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln Jahresbericht 2006 Im Berichtsjahr wurde an einer großen Serie Sonnenschutzmitteln überprüft, Ein umstrittener UV-Filter: 4-Methylbenzylidene Camphor inwieweit die Hersteller entsprechende Anwendungshinweise auf den Produkten anbringen. Es zeigte sich, dass in den meisten Fällen – entsprechend den bisherigen Empfehlungen – Hinweise zur richtigen Anwendung vorhanden waren. Sie entsprachen damit jedoch in der Regel noch nicht vollständig den Empfehlungen der Kommission. Antioxidative Kapazität von Sonnenschutzmitteln – ein neues Qualitätskriterium? Sonnenschutzmittel schützen nicht nur durch ihre Lichtfiltersubstanzen vor schädlichen UV-Strahlen, sondern auch durch Inhaltsstoffe, die hochreaktive freie Radikale eliminieren. Zur Charakterisierung dieser antioxidativen Kapazität der Produkte wurden erste Arbeiten mit einem neuen Messverfahren, der Photochemolumineszenz, durchgeführt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) teilte in der Stellungnahme vom 22.08.2005 mit, dass bei der zugelassenen Filtersubstanz 4-Methylbenzylidene Camphor (4-MBC) der im Tierversuch aufgekommene Verdacht auf eine Beeinflussung von Schilddrüsenhormonen bislang nicht widerlegt werden konnte (www.bfr.bund.de/cm/206/informationen_tipps_und_empfehlungen_zu_sonnenschutzmitteln.pdf ). Bereits im Jahre 2003 hatte das BfR in der Stellungnahme (www.bfr. bund.de/cm/206/uv_filter_in_sonnenschutzmitteln.pdf ) darauf hinge- wiesen, dass die Verwendung von 4-MBC dann als nicht ausreichend sicher beurteilt werden kann, wenn es sowohl in Hautpflegeprodukten, wie z. B. Sonnenschutzmittel, als auch zusätzlich in Lippenpflegeprodukten eingesetzt wird. Äußerung des BfR: „Für 4-MBC liegt auch eine Bewertung des wissenschaftlichen Beirates für Kosmetika und Non-Food-Produkte bei der EGKommission (SCCNFP – SCCNFP/0779/04, Opinion concerning 4-Methylbenzylidene Camphor. Colipa No. S60. 2004) vor. Das Gremium kam zu der Auffassung, dass für diese Substanz aus den vorliegenden Daten keine Dosis ohne unerwünschten Effekt (No Observed Adverse Effect Level, NOAEL) im Tierversuch abgeleitet werden kann. Vielmehr zeigte sich in einer Studie mit Ratten noch in der niedrigsten Dosisgruppe (25 mg pro kg Körpergewicht) ein Anstieg des schilddrüsenstimulierenden Hormons TSH. Im Hinblick auf mögliche Schilddrüseneffekte forderte das Als Ursache für Hautschäden durch SCCNFP weitere Informationen, insbesondere zu einem eindeutigen UV-Strahlen kommen neben der di- NOAEL sowie zur Hautpenetration.“ rekten Einwirkung der hochenergetischen Strahlung auf die Hautzellen auch in der Haut gebildete freie Radikale mit ungepaarten Elektronen infrage. Diese hochreaktiven Molekü- Das BfR empfiehlt deshalb, die UV-Filtersubstanz vom Markt zu nehmen, wenn keine Menge ohne gesundheitsschädliche Wirkung (No Observed Adverse Effect Level, NOAEL) bestimmt werden kann. le sind leicht oxidierbar und können In einer aktuellen Bewertung vom 10.10.2006 hat das SCCP (ehemals durch Reaktion mit Hautbestandteilen SCCNFP) die oben dargestellte Auffassung erneut bestätigt (SCCP, Opi- Zellschäden verursachen. Die Haut nion on 4-Methylbenzylidene Camphor, SCCP/1042/06). selbst schützt sich vor dauerhaften Einige Hersteller verwenden in ihren Produkten den UV-Filter 4-Me- Schäden durch „dark-repair-Mecha- thylbenzylidene Camphor, da er nach Kosmetikverordnung noch bis zu nismen“ in der Nacht; hier werden 4 % eingesetzt werden darf. Dem Firmen wurde aber empfohlen, diese DNA-Schäden repariert. Außerdem Substanz aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes in kos- verdickt sich im Sommer bei UV-Ein- metischen Mitteln nicht mehr zu verwenden. strahlung die äußere Hornschicht, die so genannte Lichtschwiele, um das Eindringen von UV-Strahlen in leben- Tocopherolacetat besitzt selbst keine Ascorbylpalmitat, Alpha-glucosylrutin, des Gewebe zu erschweren. Weitere Radikalfängereigenschaften, sondern Polyphenole (z. B. Traubenkernextrakt) natürliche Schutzmechanismen stel- muss erst in der Haut enzymatisch in oder Coenzym Q10. len die Melaninfarbstoffe (Sonnen- das wirksame freie Tocopherol umge- Um die antioxidative Kapazität (AOC) in bräune) und zelleigene Radikalfänger wandelt werden. Sonnenschutzmitteln zu bestimmen, wie Tocopherol, Ascorbinsäure und Es wird allerdings gerne als synthe- wurde im Rahmen einer Diplomarbeit Superoxiddismutase dar. Äußeren tische Verbindung in Sonnenschutz- eine Methode getestet, die bisher bei Schutz vor UV-Strahlen bieten Son- mitteln eingesetzt, vermutlich da es anderen analytischen Fragestellungen nenschutzmittel mit ihren UV-Filtern stabiler als Tocopherol ist. Seltener zum Einsatz kam (Lebensmittel-, Phar- und zugesetzten Antioxidantien wie werden eingesetzt: Tocopherylgluco- ma- und klinische Analytik): die Photo- z. B. Tocopherol oder Tocopherolacetat. sid, Ascorbinsäure, Ascorbylphosphat, chemolumineszenz-Messung (PCL). 67 68 Lebensmittelüberwachung BW Die PCL-Bestimmung wurde mit dem Gerät Photochem von Analytik ® Jena durchgeführt. Die aufgearbeitete Probe wird dabei mit fotosensiblem Luminolreagenz versetzt, welches unter Licht- und Sauerstoffeinfluss zu Superoxid-Anionradikalen reagiert. Diese Radikale werden Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel Spuren von Benzol in Nagellack- Weichmacher Dibutylphthalat entfernern in Nagellack Benzol kann als Verunreinigung, Mit Änderung der Kosmetik-Ver- z. B. über Rohstoffe, in Nagellack- ordnung vom 20.12.2004 wurde entferner gelangen. Wegen der Dibutylphthalat aus toxikologi- krebserregenden Eigenschaft die- schen Gründen für kosmetische ser Substanz muss der Gehalt so Mittel verboten (Anlage 1 unter weit wie möglich gesenkt werden. lfd. Nr. 675 Kosmetik-Verordnung). Dibutylphthalat ist nach Chemika- durch die Antioxidantien der Probe je Im Berichtsjahr wurden 10 Nagellack- nach Konzentration eliminiert. Dadurch entferner untersucht, die vorwiegend wird die Lumineszenz der ursprüngli- die organischen Lösungsmittel Ethyl- chen Luminolkonzentration verringert. acetat und Alkohol sowie Aceton Dieser Messwert ergibt eine direkte enthielten. In 4 der 10 Proben wurde Korrelation zur antioxidativen Kapazität Benzol als Verunreinigung nachge- der Probe. Als Bezugs-Standard wur- wiesen. Die Gehalte betrugen 0,8 bis Dibutylphthalathaltige Nagellacke, de Tocopherol verwendet. 0,07 mg / l. die vor dem 23.12.2004 hergestellt Insgesamt wurden 99 unterschiedli- Benzol zählt zu den als kanzerogen wurden, durften noch bis zum 24. che Produkte des deutschen Marktes und reproduktionstoxisch eingestuf- März 2005 erstmals in den Verkehr untersucht. Dabei wurde keine Kor- ten Chemikalien und darf in Kosmetika gebracht und danach noch bis zum relation der AOC-Werte zum Licht- nicht enthalten sein. Lediglich die An- 24. Juni 2005 an den Endverbraucher schutzfaktor festgestellt. Mithilfe ei- wesenheit von Spuren wird geduldet, abgegeben werden. Da im vergan- ner im Labormaßstab hergestellten wenn sie unter guten Herstellungs- genen Jahr bereits festgestellt wur- Öl-in-Wasser-Basiscreme mit unter- praktiken technisch unvermeidlich sind de, dass auch nach Ablauf der Über- schiedlichen Gehalten an Tocopherol und bei normaler oder vernünftiger- gangsfrist immer noch Nagellacke mit und UV-Filterkombinationen konnte weise vorhersehbarer Verwendung Dibutylphthalat im Handel angeboten gezeigt werden, dass UV-Filter und die menschliche Gesundheit nicht wurden, wurden in diesem Jahr die Tocopherol synergistisch wirken kön- schädigen. Um einen vorbeugenden Untersuchungen auf Dibutylphthalat nen. Durch geschickte Kombination, gesundheitlichen Verbraucherschutz in Nagellack verstärkt fortgesetzt. Die auch mit dem Breitbandfilter Titandi- zu gewährleisten, muss dabei das Untersuchungen ergaben, dass dieser oxid, können sehr gute antioxidative ALARA-Prinzip (as low as reasonably Stoff immer noch in einzelnen Produk- Kapazitäten erreicht werden. achievable) für kanzerogene Verbin- ten im Prozentbereich enthalten ist. Bei Produkten mit synthetischem To- dungen berücksichtigt werden. Die in Insgesamt 12 Nagellacke wurden copherolacetat ist eine Aussage zur den Proben festgestellten Gehalte an nach Ablauf der Übergangsfrist als antioxidativen Kapazität mittels PCL Benzol sind u.E. nicht gesundheitlich nicht mehr verkehrsfähig beurteilt. nicht möglich, da die Verbindung zu- bedenklich, aber technisch vermeid- Bei einigen dieser Produkte war klar, erst gespalten werden muss. Laut bar. dass es sich um „Altprodukte“ han- Literatur kann aus Tocopherolace- Es kann davon ausgegangen werden, delte, da Dibutylphthalat im Verzeich- tat in der Haut bei günstiger Matrix dass Benzol über belastete Rohstoffe nis der Bestandteile deklariert war. und einem entsprechenden Hauttyp (z. B. Lösungsmittel) in das Produkt ge- Die Überprüfungen der zuständigen durch Esterasen maximal 20 % Toco- langte. Anhand von Rohstoffspezifika- Behörden ergaben in einigen Fällen, pherol entstehen. Die Diplomarbeit tionen mit vorgegebenen Reinheiten dass die Hersteller die Rezepturen beschränkte sich auf die Wirkung von und insbesondere durch Eingangskon- entsprechend geändert hatten, die Tocopherol. In welchem Maße andere trollen bei den angelieferten Rohstof- Einzelhändler jedoch nicht darüber in- Antioxidantien zur Verbesserung der fen sind Hersteller dazu verpflichtet, formiert wurden, dass die alten Pro- antioxidativen Kapazität der Produkte Maßnahmen zu ergreifen, die Verun- dukte nicht mehr an die Verbraucher beitragen, muss in weiteren Untersu- reinigung zu minimieren. Von einem abgegeben werden durften. chungen abgeklärt werden. Erst dann betroffenen Hersteller kamen hierzu wird sich zeigen, ob dieses Verfahren bereits positive Rückmeldungen, dass geeignet sein könnte, die antioxidati- diesem Problem nachgegangen wird. ve Kapazität von Sonnenschutzmitteln Im Sinne des Verbraucherschutzes als weiteres Qualitätskriterium neben wäre es wünschenswert, dass tech- dem Lichtschutzfaktor und dem UV-A- nische Richtwerte, die bislang fehlen, Faktor einzuführen. festgelegt werden. lienrecht als fruchtschädigend und reproduktionstoxisch eingestuft. Dieser Stoff wurde früher häufig als Weichmacher in Nagellack verwendet. Chemische Untersuchung von kosmetischen Mitteln Jahresbericht 2006 Methyldibromoglutaronitril – ein Verbraucherschutz fordert neue Wege – Karlsruher Kosmetiktag nur eingeschränkt verwendbarer „Abgrenzung kosmetische Mittel/Arzneimittel“ am 6. Dezember 2006 Konservierungsstoff im CVUA Karlsruhe Methyldibromoglutaronitril darf Kosmetische Mittel mit angepriesenen hochwirksamen bioaktiven derzeit nur in rinse-off-Produkten Wirkstoffen zum Erhalt eines guten Hautzustands oder zur Pflege von eingesetzt werden. Aber auch da- Hautveränderungen ohne Krankheitswert haben in Europa schon längst für steht ein Verbot bevor. den Markt erobert. Bei zunehmend mehr Produkten fällt die Beurteilung Seit 2004 darf der Konservierungsstoff Methyldibromoglutaronitril wegen schwer, ob es sich noch um ein kosmetisches Mittel oder schon um ein Arzneimittel handelt (so genannte Borderline-Produkte). steigender allergischer Reaktionen in Während Arzneimittel in einem auf- wird. Deshalb ist die Beurteilung von der Bevölkerung nur noch in rinse-off- wändigen Verfahren behördlich zu- Borderline-Produkten eine aufwän- Produkten (Produkte, die nach der An- gelassen werden müssen, liegen die dige und oft umstrittene Einzelfall- wendung abgespült werden wie z. B. gesundheitliche Unbedenklichkeit entscheidung, zumal auch Gerichte Seifen, Shampoos) bis maximal 0,1 % und die angepriesene Wirkung von entsprechende Produkte nicht immer eingesetzt werden, während der Ein- Kosmetika allein in der Verantwor- einheitlich beurteilen. Insofern muss satz in leave-on-Produkten (Produk- tung des Herstellers. Deshalb ist die nach geeigneten Abgrenzungskrite- te, die auf der Haut bleiben wie z. B. amtliche Überwachung hier beson- rien gesucht werden. Angesprochen Cremes, Maskara) verboten ist. Die ders gefordert, den Verbraucher vor wurde, ob die Kriterien „therapeuti- Übergangsvorschriften für das Inver- Produkten mit auf Krankheiten bzw. scher Zweck“ oder „Auswirkungen kehrbringen von Altware endeten am Heilung bezogenen Werbeaussagen auf die Gesundheit“ besser geeignet 23. September 2005. In 3 leave-on- (Präsentationsarzneimittel) oder vor wären. Einzelstoffregelungen im Rah- Produkten (Selbstbräunungscreme, Produkten mit signifikant pharmako- men der EU-Kosmetik-Richtlinie sind Hautcreme, Haartinktur) wurde logischer Wirkung auf den menschli- keine Lösung des Problems. Häufig nach Ablauf der Übergangsfrist chen Körper (Funktionsarzneimittel) dauert es zu lange, bis diese Regelun- noch Methyldibromoglutaronitril zu schützen. Der im Dezember 2006 gen zustande kommen, sodass die- festgestellt. In anderen untersuch- durchgeführte Karlsruher Kosmetiktag se Stoffe dann möglicherweise keine ten Proben war dieser Stoff „Abgrenzung kosmetische Mittel /Arz- Marktbedeutung mehr haben. nicht nachweisbar, obwohl neimittel“ diente 90 Sachverständigen Einigkeit bestand darin, dass die Si- er in der Liste der Bestand- aus Chemischen Untersuchungsäm- cherheitsbewertung das geeignete teile noch deklariert wurde. tern Deutschlands und Österreichs, Instrumentarium zur Gewährleistung Vermutlich wurden die Rezep- aus Behörden des Bundes und der der Verbrauchersicherheit unabhängig turen bereits geändert, die Liste Länder, von Kosmetikverbänden so- von einer Abgrenzung von Kosmetika der Inhaltsstoffe jedoch noch nicht. wie freiberuflichen Kosmetikchemi- zu Funktionsarzneimitteln darstellen Inzwischen wurde die Verwendung kern und Sicherheitsbewertern als könnte, falls konkretere Anforderun- dieses Konservierungsstoffes mit Informationsquelle und Diskussions- gen an die Sicherheitsbewertungen der Richtlinie 2007 / 17 / EG der Kom- forum, um den aktuellen Stand der Be- gestellt und diese auch konsequent mission vom 22. März 2007 auch in urteilungsmöglichkeiten von „Borderli- überwacht würden. Um diese Auf- rinse-off-Produkten verboten. In einer ne-Produkten“ unter Berücksichtigung gabe bewältigen zu können, ist es Stellungnahme des wissenschaftli- der naturwissenschaftlichen Fakten, für die amtlichen Untersuchungs- chen Kosmetikausschusses (SCCP) der rechtlichen Maßgaben und der einrichtungen erforderlich, die wurde festgestellt, dass Methyldibro- marktwirtschaftlichen Gegebenhei- administrative Zusammenarbeit moglutaronitril nicht in kosmetischen ten zu erhalten. national und EU-weit zu stärken, die Mitteln enthalten sein sollte, weil we- Die Podiumsdiskussion im Anschluss beteiligten Fachdisziplinen zusammen- der für auf der Haut verbleibende noch an die Vorträge machte deutlich, dass zuführen und auch die Kommunikation für abzuspülende Mittel unbedenkli- das Abgrenzungskriterium „signifi- mit den Herstellern und Sicherheitsbe- che Konzentrationen ermittelt werden kante pharmakologische Wirkung“ wertern zu verbessern. Der Karlsru- konnten. bei der Einstufung Kosmetisches her Kosmetiktag war hierzu ein erster Mittel / Arzneimittel (nach Funktion) Schritt in diese Richtung. für alle beteiligten Fachdisziplinen ein Weitere Informationen s. unter www. Problem darstellt. Der Grund liegt da- cvua-karlsruhe.de rin, dass dieser Begriff nicht eindeutig wissenschaftlich definiert ist, sondern aus verschiedenen Positionen heraus immer wieder anders verstanden 69 70 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Kosmetische Mittel / Bedarfsgegenstände Mikroorganismen in kosmetischen Mitteln Der mikrobiologische Standard kosmetischer Mittel ist sehr hoch. Dennoch fallen immer wieder Produkte auf, bei denen eine mangelhafte Betriebshygiene zur Verkeimung führte. Für kosmetische Mittel fehlen verbind- Entscheidend ist, ob es sich um hu- Festgestellt wurde, dass kosmetische liche Grenzwerte für zu tolerierende manpathogene bzw. potenziell hu- Mittel, die ohne Zusatz von zugelasse- Keimgehalte. In den geltenden Geset- manpathogene Keime handelt. In ei- nen Konservierungsstoffen hergestellt zen (Kosmetik-Verordnung und LFGB) nem Fall konnte zwar ein potenziell wurden, nicht häufiger keimbelastet sind lediglich allgemeine Vorschriften humanpathogener Keim (Klebsiella waren als konservierte Produkte. Ein zum Schutz der Gesundheit und zur pneumoniae) nachgewiesen werden, Grund für diese Beobachtung ist, dass Herstellung kosmetischer Mittel ent- der häufig aus Kosmetika isoliert wer- „nicht konservierte“ Produkte zwar halten. Zur Beurteilung konkreter den kann, jedoch nicht zwangsläufig keinen der nach der Kosmetik-Verord- Werte wird deshalb eine Empfehlung als Krankheitserreger einzustufen ist. nung zugelassenen Konservierungs- des wissenschaftlichen Beirates für Gesunde Haut stellt normalerwei- stoffe enthalten, dafür jedoch häufig Kosmetika und Non-Food-Produkte se eine für viele Keime nahezu un- andere Stoffe, die rechtlich nicht als bei der EG-Kommission (SC- überwindliche Schranke dar. Um eine Konservierungsstoffe gelten, aber CNFP – inzwischen SCCP) Eignung zur Gesundheitsschädigung dennoch eine antimikrobielle Wir- herangezogen. Danach gilt bei Hennaprodukten auszuschließen, kung als erwünschte Nebenwirkung ein kosmetisches Mittel als wurde ein Warnhinweis gefordert, der aufweisen. sicher, wenn folgende Anfor- darauf hinweist, dass die Produkte nur derungen erfüllt sind: auf unverletzter Kopfhaut ange- Kosmetika für Kinder und Pro- wandt werden dürfen. Bei den dukte, die im Bereich der Augen oder verbleibenden 6 Produkten, der Schleimhäute verwendet werden, die ebenfalls eine erhöhte dürfen nicht mehr als 100 koloniebil- Gesamtkeimzahl aufwie- dende Einheiten (KBE) pro g oder ml sen, handelte es sich um enthalten. Alle anderen Produkte nicht Produkte, bei denen die mehr als 1000. Alle Produkte müssen mangelnde Betriebshygiene frei sein von Krankheitserregern wie beim Hersteller zu der Verkei- Staphylococcus aureus, Pseudomo- mung führte. Bei einer Hautcreme, nas aeruginosa und Candida albicans; die in einem Ein-Mann-Betrieb herge- auch Verunreinigungen durch andere stellt wurde, waren Klebsiella pneu- Pseudomonas- oder Enterobacteri- moniae und Enterobacter cloacae acae-Species dürfen nicht vorkom- nachweisbar. Die durchgeführte Be- men. triebskontrolle führte zur Einstellung Im Jahr 2006 wurde bei 398 Proben der Produktion, da die Räumlichkeiten die aerobe Gesamtkeimzahl bestimmt. nicht geeignet waren, kosmetische Lediglich bei 13 Proben wurden erhöh- Mittel mit der erforderlichen mikrobi- te Gesamtkeimzahlgehalte gefunden, ologischen Reinheit herzustellen. wobei 7 dieser 13 Proben Hennapro- Die Verwendung von Konservierungs- dukte zur Haarfärbung waren. Da es stoffen verhindert nicht prinzipiell eine sich bei Henna um ein pflanzliches Verkeimung. Die strikte Einhaltung der Naturprodukt handelt, ist eine erhöh- Produktionshygiene und die unbedingt te Gesamtkeimzahl bei diesen Produk- erforderliche mikrobiologische Endpro- ten zu erwarten und ist per se nicht duktkontrolle sind unverzichtbar. Die besorgniserregend. Produktkonservierung kann ebenso durch falsche Dosierung oder Auswahl der Konservierungsmittel sowie durch das Auftreten resistenter Keime versagen. Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt Jahresbericht 2006 Bedarfsgegenstände Phthalate als Weichmacher weiterhin verbreitet Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt und zur Körperpflege Auch im Hinblick auf die Erweiterung des Phthalatverbotes Bunte Textilien – nicht alle sind frei von krebs- in Spielzeug ab Januar 2007 wurde die Weichmacherpro- erzeugenden Azofarbstoffen und sensibilisierenden blematik in Bedarfsgegenständen weiter unter die Lupe Dispersionsfarbstoffen genommen. Dazu wurden 130 verschiedene Proben, wie Spielzeugfiguren, Puppen, Schwimmhilfen, Masken, Taucherbrillen usw., alle hergestellt aus Weich-PVC, hinsichtlich der Art und des Gehalts an Weichmachern untersucht. Seit September 2003 besteht ein EU-weites Verwendungsverbot für Azofarbstoffe. Gelangen Azofarbstoffe auf die Haut oder in den Organismus, so können unter Umständen, in Abhängigkeit von den zur Farbstoffherstellung Trotz der toxikologischen Relevanz der Substanzen Di-2- verwendeten Ausgangsstoffen, krebserzeugende Amine ethylhexylphthalat (DEHP), Dibutylphthalat (DBP) und Ben- freigesetzt werden. zylphthalat (BBP) wurden diese auch im Jahr 2006 in fast Im Jahr 2006 wurden 373 gefärbte Textil- und Lederpro- 40 % der o. a. Proben festgestellt. ben untersucht. Die Beanstandungsquote war erfreuli- Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2005 waren für 2006 darüber hinaus zwei Trends erkennbar: Während für Gegenstände mit längerem Hautkontakt, z. B. Masken, Badeschuhe, die o. a. besonders kritischen Phthalate DEHP, DBP und BBP häufig durch Diisononylphthalat cherweise niedrig: Nur in 10 Proben (Karnevalkostüme, Ledergürtel, Ledergeldbörse, Schildmütze, Handtuch) war die Verwendung von verbotenen Azofarbstoffen über die Bestimmung der abspaltbaren und reglementierten Amine nachweisbar. (DINP) ersetzt werden, sind Spielzeug und Kleinkinderarti- Außerdem waren in 31 von 261 untersuchten Proben sensi- kel zunehmend phthalatfrei: hier werden die Phthalatweich- bilisierende Dispersionsfarbstoffe enthalten. Am häufigsten macher, z. B. durch Citrate und Carbonsäureester ersetzt. festgestellt wurden Disperse Orange 37 / 76 (23 Proben) und Disperse Red 1 (5 Proben). Kurioses Mehr als 50 Dispersionsfarbstoffe werden zum Färben von Polyester, Acetatfasern Aromatische Damensöckchen und Nylon eingesetzt. Einzelne Farbstoffe aus dieser Gruppe sind als Ein Marktstandbetreiber war potenziell gefährlich eingestuft. Ih- sehr erfinderisch: Die Gewürz- nen werden hautsensibilisierende mischung, verpackt in Damen- Eigenschaften zugeschrieben. Per- Feinsöckchen, verlieh seinem sonen, die gegenüber bestimmten selbst zubereiteten Glühwein Stoffen bereits sensibilisiert sind, eine sehr aromatische Note. reagieren dann auf geringste Mengen mit allergischen Hautreaktio- Unterwäsche: ausgesprochen körpernah! Um Wäsche der „anderen Art“ handelte es sich bei den vorgelegten Verdachtsproben „essbare Unterwäsche“. Hier stellte sich die Frage: Gegenstand nen. Je nach Färbetechnik sind sensibilisierende Farbstoffe unter Umständen nicht farbecht fixiert und können durch Schweiß herausgelöst werden. Wegen dieser Unsicherheit sollten hautsensibilisierende Farbstof- für den nicht nur vorübergehen- fe zum Färben körpernah getragener den Hautkontakt, also Bedarfs- Kleidung aus Gründen des vorbeu- gegenstand, oder Lebensmit- genden gesundheitlichen Verbrau- tel? Rechtlich gesehen gilt cherschutzes nicht verwendet wer- „sowohl als auch“. Für die Be- den. Die Expertenarbeitsgruppe urteilung sind aber vor allem „Textilien“ des Bundesinstitut für die Kennzeichnungsvorschriften Risikobewertung (BfR) empfiehlt sowie die zusatzstoffrechtlichen Anforderungen für Lebensmittel relevant, die von den untersuchten Proben aber nicht eingehalten wurden. für 8 derartige Farbstoffe, diese zur Färbung von körpernah getragenen Bekleidungsgegenständen nicht mehr einzusetzen. 71 72 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände Saisonware – immer noch ein Problem? Kurzfristig verfügbare Saisonware (Fastnacht, Halloween, „Lass jucken Kumpel!“ oder „Ist Körperertüchtigung gesund?“ Weihnachten) fällt nach wie vor durch qualtitativ minder- Allergische Reaktionen werden immer wieder und immer wertige Produkte auf: So wurden von 47 untersuchten Kos- häufiger bei Personen beobachtet, die mit Latexmateria- tümen für Kinder und Erwachsene, Handschuhe, Strümpfe, lien in Kontakt kommen. Neben den spezifischen Verar- Strumpfhosen, Kopfbedeckungen, Hüte und Masken ins- beitungshilfsstoffen sind es hauptsächlich die natürlichen gesamt 19 Erzeugnisse (40 %) beanstandet: Latex-Bestandteile (= Proteine), die zu Hautausschlag, Ödemen, Konjunktivitis, Asthma aber auch zu anaphylaktischem • Azofarbstoffe in 2 Proben, • sensibilisierende Dispersionsfarbstoffe in 15 Proben, • Kennzeichnungsmängel bei 4 Proben. Schock führen können. Die Exposition erfolgt oral, dermal aber auch aerogen (z. B. bei gepuderten Handschuhen). Um der Gefahr von Allergien vorzubeugen, muss daher bei Die Beanstandungsquote ist damit mit der des Jahres 2005 Erzeugnissen auf Basis von Natur- und Synthesekautschuk (42 %) vergleichbar. insbesondere mit Mundschleimhautkontakt sowie nicht nur vorübergehendem Körperkontakt (z. B. Bekleidung, Erotik-Accessoires, Gymnastikbänder) der Gehalt an löslichen Proteinen minimiert werden. Als ein Schwerpunkt wurde in 2006 Erotikwäsche aus Latex unter die Lupe genommen. Von insgesamt 30 untersuchten Proben wiesen 11 Erzeug- Preis„werte“ Ledergürtel – alle „Echt Leder“? nisse stark erhöhte Proteingehalte auf (260 bis 820 µg / g Latexmaterial). Diese Quote ist noch eher positiv zu sehen, Lederwaren aus dem Discountersortiment genügen häu- denn Latexerzeugnisse zur Körperertüchtigung (z. B. elasti- fig nicht der Anforderung an die Bezeichnung „Leder“. Bei sche Gymnastikbänder), bei denen es zu einem intensiven schwerpunktmäßiger Untersuchung solcher Produkte wur- Körperkontakt mit dem Gummimaterial kommt, weisen den im Jahr 2006 20 Proben untersucht, wovon 5 Leder- eine deutlich schlechtere Bilanz auf: Von 16 Erzeugnissen gürtel sowie ein Uhrarmband (30 %) nicht den Kennzeich- waren 13 stark mit extrahierbaren Proteinen belastet. Der nungsvorgaben entsprachen. Es handelte sich durchweg Gehalt lag hier zwischen 320 und 900 µg / g Latexmaterial. um Erzeugnisse, die auf der Gürtelinnenseite (Hautseite) Die Proben wurden beanstandet und die Hersteller aufge- mit der Auslobung „Echt Leder“ bzw. dem Lederhaut-Sym- fordert, alle Anstrengungen zur Minimierung des Gehaltes bol versehen waren. Die millimeterdünne Schicht mit be- an löslichen Proteinen zu unternehmen. sagter Prägung war zwar tatsächlich aus Leder, aber das war dann auch schon alles. Die weitere Zusammensetzung: Nickel- und Bleilässigkeit – schöne Accessoires mit Die Oberseite bestand aus einer sehr dünnen Kunststoff- Folgen? folie und der Kern aus gepresstem und mit Klebemitteln filzartig verbundenem Fasermaterial. Selbst wenn es sich bei Letzterem um Lederfasermaterial, mit Bindemittel gepresst, handeln würde, genügte dies nicht der Bezeichnungsanforderung. Denn als Leder, Echt Leder oder mit einem Ausdruck, der nach der Verkehrsauffassung auf Leder hinweist, darf beim Angebot oder Verkauf nur ein Material bezeichnet werden, das aus der ungespaltenen oder gespaltenen tierischen Haut bzw. dem Fell durch Gerben unter Erhaltung der gewachsenen Fasern in ihrer natürlichen Verflechtung hergestellt ist (zusammenfassender Bericht: www.cvua-freiburg.de ). Mit dem Hintergrund der Nickelallergien wurden auch wieder zahlreiche Gegenstände für den nicht nur vorübergehenden Hautkontakt, insbesondere Modeschmuck für Kinder, Gürtelschnallen sowie Haarspangen, überprüft. Nachdem im Jahr 2005 zwei Armbanduhren auffielen, war es im Berichtsjahr nur eine Gürtelschnalle, bei der die Nickelabgabe mit 3,3 µg / cm² / Woche (sehr deutlich) über dem in der Bedarfsgegenständeverordnung genannten Höchstwert von 0,5 µg / cm² / Woche lag. Bei allen anderen 42 Proben konnten erfreulicherweise keine erhöhte Nickellässigkeit festgestellt werden. Allerdings ergaben sich aus einem glücklicherweise kleinen Der „chemische Zustand“ von Leder hat sich weiter ver- Teil der Modeschmuck-Proben andere bedenkliche Befun- bessert: Insbesondere lag der Gehalt an Pentachlorphenol, de. Bei verschluckbaren Schmuck-Gegenständen wurde das u. U. zur Lager- und Transportkonservierung von Leder zusätzlich der Bleigehalt bestimmt. Bei sehr hohen Bleige- eingesetzt wird, in allen untersuchten Proben (72) unter halten wurden die Schmuckstücke in einem Magensäure- dem Grenzwert von 5 mg / kg (Chemikalienrecht). simulanz auf ihre Bleiabgabe untersucht. 2 Proben, ein Kin- Auch Chrom-(VI)-Verbindungen waren nur noch in wenigen derring und ein herzförmiger Kettenanhänger, hätten bei Proben zu finden: Nur 3 Proben (eine Geldbörse, ein Leder- Kindern nach Verschlucken zu einer Bleivergiftung führen gürtel und ein Brustbeutel) wiesen erhöhte Chrom(VI)-Ge- können. Sie wurden daher beanstandet. halte zwischen 4,5 und 34 mg / kg auf und wurden mit dem Hinweis auf die Expertenäußerung des BfR beanstandet, wonach ein Höchstwert von 3 mg / kg emfpfohlen wird. Spielwaren und Scherzartikel Jahresbericht 2006 Spielwaren und Scherzartikel Chemiecocktail der besonderen Art Ein Spielzeugset, bestehend aus einem Rucksack mit ei- Nitrosamine in Gummi – eine Bedrohung für Kleinkinder? ner Stoffpuppe, enthielt gleich mehrere verbotene Azo- Wie die Untersuchungen in 2006 gezeigt haben, ist dies farbstoffe. Während im Rucksack das aromatische Amin zumindest für die „Kleinsten“ nicht der Fall: Denn keine der 3,3’-Dimethoxybenzidin nachweisbar war, wurden in den 49 untersuchten Flaschen- und Beruhigungssauger waren braunen Wollhaaren der Puppe der verbotene Azofarbstoff diesbezüglich auffällig. Disperse Yellow 23 und sein Spaltprodukt 4-Aminoazobenzol nachgewiesen. Holzspielzeug: ein Naturprodukt mit besonderem Reiz? Dagegen werden bei Luftballonen zwar immer noch auffällige Werte erhalten, doch ist gegenüber dem Vorjahr eine weitere Qualitätssteigerung zu verzeichnen. Denn inzwischen halten schon 10 von 19 Luftballonproben (= 52 %; in 2005: 33 %) den vom BfR empfohlenen Abgaberichtwert Neueste wissenschaftliche Untersuchungen belegen jetzt für Nitrosamine von 10 µg / kg Gummimaterial ein. Bei wei- eindeutig, dass Formaldehyd gesundheitsschädlich ist, die teren 6 Proben lag die Nitrosaminabgabe zwischen 10 und Schleimhäute reizt und Krebs im Nasenraum auslösen kann, wenn es eingeatmet wird. Da max. 50 µg / kg (= 31 %, in 2005: 37 %). Auch für die Abgabe von nitrosierbaren Stoffen (= Vorstufe der Nitrosamine) ist eine deutliche Formaldehyd in vielen Klebstoffen ein- Verbesserung zu beobachten: Hier la- gesetzt und als Bindemittel bei der Herstellung von Holzwerkstoffen gen die Abgabewerte inzwischen für verwendet wird, standen insbeson- 16 von 19 Proben (= 84 %; in 2005: dere Spielzeugpuzzle auch 2006 50 %) deutlich unter dem vom BfR wieder auf dem Prüfstand. vorgeschlagenen Richtwert von Ziel dieser Aktion war u. a. aber 2 000 µg / kg. auch, Bestrebungen entgegenzu- Leider ist der Gesetzgeber noch treten, wonach die Begrenzung der immer nicht aktiv geworden, sodass auch die für 2006 erwartete Formaldehydabgabe für Spielzeug EU-weite Reglementierung von Ni- nach den Ausführungen eines EN-Ent- trosaminen und nitrosierbaren Stoffen wurfes deutlich angehoben werden soll. Demnach dürfte dann die Formaldehydabgabe, die während einer Testzeit von nur 3 Stunden in Spielzeug nicht erfolgt ist. Da es sich bei den Nitrosaminen um genotoxische Kanzerogene ermittelt wird, bis zu 80 mg / kg Holzwerkstoff betragen. handelt und für alle Expositionspfade das EU-weit einge- Aktuell werden dagegen die Richtwerte von 110 mg / kg führte Minimierungsprinzip ALARA (as low as reasonable (Kontaktdauer: 24 Stunden = 8 x längere Testzeit) sowie achievable) gilt, wurde in Zusammenarbeit mit dem Le- 30 mg / kg (Kontaktdauer: 5 Stunden) als Indiz dafür ge- bensmittelchemischen Institut der Universität Hohenheim wertet, dass die in der Chemikalienverbotsverordnung für im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit nach Holzwerkstoffe festgelegter Raumluftwert von 0,1 ppm „Strategien zur Verringerung von N-Nitrosaminen in Be- Formaldehyd möglicherweise überschritten ist. darfsgegenständen aus Gummi“ gesucht und gefunden: Insgesamt wurden 85 Spielzeugproben aus Holzwerkstof- demnach kann durch den Einsatz einfacher Behandlungs- fen auf die Formaldehydabgabe getestet. Bei 66 Proben methoden (z. B. Waschen, Bestrahlen, Vakuumbehandlung) lagen die Abgabewerte nach 24-stündiger Testzeit deutlich die Nitrosaminabgabe auch im Fertigerzeugnis deutlich ver- unter 110 mg / kg Holz. Die für diese Proben korrespon- ringert werden. dierenden Abgabewerte nach 3-stündiger Testzeit lagen im Mittel – wie erwartet – deutlich unter 10 mg / kg Holzwerkstoff. Die restlichen 19 Proben wiesen dagegen hohe bis sehr hohe Formaldehydabgaben auf und lagen deutlich über dem o. a. Richtwert von 110 mg / kg (Testzeit: 24 Stunden). Würde dagegen der Grenzwert von 80 mg / kg (Testzeit: 3 Stunden) eingeführt werden, wären lediglich nur 2 Proben zu beanstanden gewesen. Die Einführung eines derartigen (unrealistischen) Richtwertes wäre unter dem Gesichtspunkt des vorbeugenden Verbraucherschutzes und insbesondere des Gesundheitsschutzes von Kindern als großer Rückschritt zu werten. 73 74 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt Übergang von Weichmachern in Lebensmittel – Twist-off-Deckel weiter- Kennzeichnungsmängel bei hin problematisch! Gegenständen für den Lebens- Dichtungsmaterialien von Schraub- Lebensmittel migriert. Trauriger „Spit- deckeln bestehen derzeit ausschließ- zenreiter“ war eine Probe Thunfisch in mittelkontakt – keine Kleinigkeit Bei Materialien und Gegenständen für lich aus weichgemachtem PVC. Bei Öl mit 1370 mg / kg DEHP. Diese Pro- den Lebensmittelkontakt ist es recht- fetthaltigen Lebensmitteln wie in Öl be überschritt das aus toxikologischer lich vorgeschrieben, den Namen und eingelegtem Gemüse, Käse- oder Sicht zulässige Sicherheitsniveau um auch die Anschrift des Produktverant- Fischkonserven, und bei fetthaltigen den Faktor 456 und musste daher als wortlichen (Hersteller, Importeur oder Brotaufstrichen wie Pesto besteht die gesundheitsschädlich beanstandet Verkäufer) anzugeben. Falls erforder- Gefahr, dass die Weichmacher nach werden. lich sind außerdem besondere Hinwei- und nach herausgelöst werden. Nachdem im Vorjahr derartige Produkte stark erhöhte Weichmacherübergänge aufwiesen, hat das CVUA Stuttgart ein bundesweites Überwachungsprogramm (BÜP) zu dieser Problematik initiiert und im Jahr 2006 133 Proben untersucht. Die in 2005 entwickelte Screening-Methode für die in den Dichtungsmaterialien enthaltenen Weichmacher musste fortlaufend angepasst werden, da die Deckelproduzenten ständig neue Rezepturen (leider viele erfolglos) entwickelten, um der Migrationsproblematik Herr zu werden. Aufgrund der Tatsache, dass viele Deckelhersteller nicht in der Lage sind, rasch rechtskonforme Deckel zu produzierten, die den zulässigen Gesamtmigrationsgrenzwert von 60 mg / kg einhalten, plant die EU eine Übergangsverordnung zu erlassen, bei der für bestimmte Weichmacher (u. a. ESBO) für einen Zeitraum von ca. 1 Jahr ein Summengrenzwert von 300 mg / kg zulässig sein wird. Gleichzeitig sollen die toxikologisch bedenklichen Phthalate für den Kontakt mit fetthaltigen (nicht jedoch für wässrige oder alkoholhaltige) Lebensmittel verboten werden. Der bislang hauptsächlich verwendete se für eine sachgerechte Anwendung zu nennen. Obwohl diese Anforderungen nicht gerade neu sind, ist die Kennzeichnung immer noch häufig zu beanstanden. Im Jahr 2006 war dies bei 19 % (177 von 934) der Proben der Fall. Für eine sichere Anwendung mancher Produkte sowie vor allem für die Nachverfolgung im Reklamationsoder Beanstandungsfall ist die Angabe des Herstellers eben nicht nur eine lästige Formalität. Beispielsweise fielen im Berichtsjahr 2 Backformen aus Keramik durch eine stark erhöhte Bleilässigkeit auf. Die höchstzulässige Abgabe von 1,5 mg / l Blei wurde um Wie die Untersuchungsergebnisse das 9- bis 12fache überschritten. Die aus 2006 (s. Tabelle) zeigen, wiesen Angabe des Produktverantwortlichen 54 % aller untersuchten Proben Mi- fehlte, sodass dieser auch nur sehr grationswerte über dem Grenzwert schwer zu belangen war, bzw. wei- • Polyadipate von 60 mg / kg auf. Besonders auffäl- tere derartige Produkte nur schwer • Hydriertes und acetyliertes Rizinus- lig waren „Fische in Öl“: Hier waren oder gar nicht von den Behörden vom öl (Markenname Grindsted-Soft-N- bei 86 % der Proben Grenzwertüber- Markt genommen werden konnten. Safe®) schreitungen festzustellen. Aber auch Die Backform mit der höchsten Blei- • 1-2-Cyclohexandicarbonsäure-diiso- nach Einführung des neuen, um ein lässigkeit wurde kurioserweise in ei- nonylester (DINCH) meist in Kom- Vielfaches angehobenen Grenzwertes nem Schuhgeschäft verkauft – nicht bination mit Di-(2-Ethylhexyl)-Adipat von 300 mg / kg, wäre dieser immer unbedingt die beste Adresse für der- (DEHA) noch bei 11 % der untersuchten Pro- artige Haushaltswaren. Weichmacher „epoxidiertes Sojabohnenöl“ (ESBO) wurde zunehmen ersetzt durch: Leider waren immer noch in 22 De- ben nicht eingehalten! ckeln (= 16 %!) die gesundheitlich bedenklichen Phthalate DEHP, DINP und DIDP enthalten und in die jeweiligen Tabelle: Migrationswerte über dem Grenzwert Weichmachermigration Alle Proben Gemüse in Öl Fische in Öl Käse in Öl Pesto mg / kg % % % % % 0 – 60 46 48 14 75 51 24 61 – 120 22 18 29 25 121 – 180 10 14 19 – 3 181 – 240 5 8 10 – – 241 – 300 6 3 – – 16 > 300 11 9 28 – 6 Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt Jahresbericht 2006 Qualitätsunterschiede bei Druckfarbenbestandteile in Kochbesteck aus Kunststoff: Küchenhelfern aus Silikon Lebensmitteln – ein Ende in Sicht? muss man „schwarz“ sehen? Der Trend zu Küchenutensilien aus Auch im Jahr 2006 wurden verschie- In den vergangenen Jahren wurden Silikon hält nach wie vor an. Neben dene Lebensmittel und deren Verpa- derartige Produkte immer wieder Backformen und -unterlagen sind in- ckungsmaterialien (v. a. Getränke in beanstandet, weil das Kunststoffma- zwischen auch Pinsel, Schneebesen, Kartonverbunden, Joghurt in Kunst- terial für den Gebrauch bei den übli- Teigschaber und Handschuhe, mit stoffbechern und Wurst in bedruckten chen Brat- und Backtemperaturen von denen man Frischgebackenes direkt Hüllen) auf den Druckfarbenbestand- > 200 °C nicht geeignet war. Inzwi- aus dem Ofen holen kann, auf dem teil Isopropylthioxanthon (ITX) unter- schen werden deutlich hitzestabilere Markt. Wie im Berichtsjahr festge- sucht. ITX beschleunigt das Trocknen Werkstoffe für die Herstellung derar- stellt wurde, gibt es bei den Silikon- von Druckfarben und kann durch Ab- tiger Küchenutensilien eingesetzt. In gegenständen aber große Qualitäts- klatsch bzw. Migration in das Lebens- 2006 standen daher weniger grund- unterschiede, denn teilweise wurde mittel gelangen. sätzliche Eignungstests im Fokus als offensichtlich aus Kostengründen bei Bei 16 (23 %) von insgesamt 71 unter- vielmehr Untersuchungen zum mög- der Herstellung der Gegenstände auf suchten Lebensmittelproben konnte lichen Übergang gesundheitlich rele- ein „Tempern“ der Produkte verzichtet ITX in der Verpackung nachgewiesen vanter Stoffe auf das Lebensmittel. oder es wurde bei zu niedriger Tempe- werden. Während bei Kartonverbun- Die Ergebnisse dieser Untersuchun- ratur durchgeführt. den die Zahl ITX-haltiger Verpackungs- gen stimmen optimistisch. U. a. lagen Die korrekte Durchführung dieses Er- proben auf dem Markt aufgrund der die Werte bei allen 8 Proben, die auf hitzungsprozesses ist aber zur Entfer- Umstellung auf ein anderes Druckver- einen Übergang von Caprolactam (= nung von Resten der Ausgangsstoffe fahren abgenommen hat, enthielt der Ausgangsstoff bei der Herstellung und von flüchtigen Reaktionsproduk- überwiegende Teil der Kunststoffbe- von Polyamid) untersucht wurden, mit ten zwingend erforderlich, andernfalls cher weiterhin ITX. In den Kunststoff- 0,2 bis max. 5,5 mg / kg deutlich unter würden diese Stoffe bei der Verwen- bechern konnte zudem noch ein wei- dem für diese Substanz festgelegten dung der Gegenstände in die Lebens- terer Druckfarbenbestandteil, Diethyl- Migrationsgrenzwert von 15 mg / kg mittel übergehen. thioxanthon (DTX), nachgewiesen Lebensmittel. Bei 23 Proben verschiedenster Art werden. Die ITX- bzw. DTX-Gehalte Die Untersuchung von Koch- und Brat- wurde überprüft, ob der Richtwert des im Lebensmittel, hier Joghurt, lagen besteck war in 2006 außerdem Teil Bundesinstituts für Risikobewertung unter 0,05 mg / kg. DTX ist wie ITX toxi- eines BÜP-Projektes. Insbesondere (BfR) von 0,5 für flüchtige organische kologisch nicht vollständig bewertet. sollte hier der mögliche Übergang Bestandteile eingehalten ist. Bei 9 Pro- Bei Gehalten unter 0,05 mg / kg Le- von primären aromatischen Aminen ben wurde dieser Wert überschritten, bensmittel ist von keinem erbgutver- (PAA) aus dem Kunststoffmaterial in teilweise um etwa den Faktor 2. änderndem Potenzial auszugehen. das Lebensmittel getestet werden. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass PAAs, die als krebserzeugende Substanzen eingestuft sind, im Lebensmittel nicht nachweisbar sein dürfen. Die Nachweisgrenze ist mit 20 µg / kg Lebensmittel definiert. Auch hier ist die Ergebnisbilanz der Untersuchungsaktion erfreulich positiv, denn von insgesamt 48 untersuchten Proben (z. B. Bratenwender, Suppenschöpfer, Gemüselöffel für den Wok) war nur bei insgesamt 4 Erzeugnissen tatsächlich ein Übergang dieser Substanzen nachweisbar. Allerdings lagen die Werte für diese Produkte mit 110 bis 1000 µg PAA / kg Lebensmittel außerordentlich hoch und machten sich teilweise sogar schon durch einen unangenehmen und stechenden Geruch bemerkbar. Die Proben wurden beanstandet. 75 76 Lebensmittelüberwachung BW Teil III: Produktgruppe Bedarfsgegenstände Antibakteriell ausgerüstete Pfannen, kritisch bewertet In Laufe des Jahres 2006 wurde das CVUA Stuttgart auf Pfannen mit antibakteriell ausgerüsteter Keramikin- Guten Appetit? nenfläche aufmerksam. Der Hersteller Wenn Lebensmittel nach lobt diese Neuheit auch auf seiner In- Kunststoff schmecken ternetseite als seinen Beitrag für mehr Hygiene in der Küche aus: „Edelme- Auch 2006 wurden wieder zahlrei- Nickelfrei kochen! tall-Ionen wirken permanent an der Nickel, das als Bestandteil verschie- Innenfläche der Pfannen aktiv gegen denster Legierungen in zahlreichen Bakterien, Wachstum und Verbreitung metallischen Küchengeräten und von Bakterien wird gehemmt, gezielte -utensilien vorkommt, ist eines der Prophylaxe beim Zubereiten, Servie- häufigsten Kontaktallergene. Über die ren und Aufbewahren von Speisen.“ Nahrung aufgenommen verursacht es Vonseiten der Lebensmittelüberwa- weniger Beschwerden als bei Haut- chung wird eine antibakterielle Aus- kontakt, allerdings kann es bei oraler rüstung von Lebensmittelkontaktma- Aufnahme zu Aufflammreaktionen bei terialien sehr kritisch gesehen. Der bestehenden Allergien kommen. Aus che sensorische Prüfungen von Gegenständen mit Lebensmittelkontakt durchgeführt. Grundsätzlich gilt hierbei, dass Lebensmittel durch diese Materialien geruchlich und geschmacklich nicht beeinflusst werden dürfen. Leider wird diese Anforderung, wie die nachfolgende Tabelle zeigt, nicht immer erfüllt: Um die stofflichen Ursachen der or- Verwender könnte zu mangelhafter diesem Grund wurde in den “Guideli- ganoleptischen Veränderung von Le- Hygiene verleitet werden. Außer- nes on metals and alloys used as food bensmitteln, z. B. durch Polyethylenfo- dem sind Wirkung und Nutzen letzt- contact materials“ des Council of Eu- lienbeutel, aufzuklären und aus den Er- lich durch die Verbraucher nicht nach- rope für den Übergang von Nickel in gebnissen ggf. Handlungsoptionen für prüfbar, insbesondere im häuslichen Lebensmittel ein maximal zulässiger Hersteller ableiten zu können, wurde Bereich. Hinzu kommt, dass im spe- Wert von 0,1 mg Nickel pro kg bzw. l 2006 eine Diplomarbeit in Zusammen- ziellen Fall der Pfannen eine antibak- Lebensmittel festgelegt (0,05 mg / l für arbeit mit dem Lebensmittelchemi- terielle Ausrüstung der Innenfläche Wasserkocher). Zudem wird empfoh- schen Institut der Universität Hohen- keinen Sinn macht, da die Hitze beim len, keine vernickelten bzw. nickelbe- heim durchgeführt: Hier wurde anhand Braten oder Kochen eine stärkere schichteten Lebensmittelbedarfsge- eines konkreten Produktbeispiels un- und vor allem weiter ins Innere des genstände zu verwenden. tersucht, welche Stoffe maßgeblich Lebensmittels reichende keimtötende Von insgesamt 38 untersuchten Le- zu den sensorischen Veränderungen Wirkung hat. bensmittelbedarfsgegenständen beitragen und wo die Quellen dieser Derzeit bieten die rechtlichen Vorschrif- konnte bei 3 Proben (Kaffeemaschi- Stoffe zu suchen sind. Die Ergebnis- ten keine Möglichkeit, die antibakte- nen, Pfeffermühle) – selbst bei wie- se zeigen, dass die zum Off-Flavour rielle Ausrüstung von Pfannen oder derholtem Kontakt – ein Übergang auf führenden Aromastoffe z.T. bereits im anderem Kochgeschirr zu verbieten, das Lebensmittel größer 0,1 mg / kg Ausgangsmaterial zu finden sind, der solange konservierende Stoffe nur an nachgewiesen werden. Diese Proben größte Anteil jedoch bei der Folienher- der Oberfläche der Materialien wirken wurden beanstandet. stellung selbst entsteht. und nicht in das Lebensmittel übergehen. Jedoch darf die Aufmachung der Produkte und die Werbung dazu beim Verbraucher keine falschen Erwartun- Tabelle: Sensorische Prüfungen von Gegenständen mit Lebensmittelkontakt gen wecken oder ihn auf eine andere * ( ) Ergebnisse aus 2005 Art und Weise irreführen. Probenart Schnabelbecher für Kinder Trinkrucksäcke Trinkflaschen Proben Auffällige Proben Anzahl Anzahl % 14 6 43 2 (9) * 29 (56) * 7 (16) * 12 – – 4 2 50 Mikrowellengeschirr 19 6 32 Gefrierdosen 14 2 14 Gefrierbeutel 4 4 100 Softkühltaschen Bedarfsgegenstände zur Reinigung und Pflege Jahresbericht 2006 Bedarfsgegenstände zur Reinigung und Pflege sowie sonstige Haushaltschemikalien Bedarfsgegenstände, die gefährliche Produkte im Sinne des Chemikali- Was bedeutet Nano? enrechtes sind, müssen entsprechend ihrer chemischen Zusammenset- Enthalten „Nano-Produkte“ auch zung sicher verpackt sein. Die Angaben auf den Verpackungen müssen wirklich „Nanopartikel“? Verbraucher über die Gefahren, die bei der Aufbewahrung oder Anwendung bestehen, informieren. Warnhinweise und Gefahrensymbole müssen so angebracht sein, dass sie deutlich sichtbar sind und nicht in Werbetexten und Anwendungshinweisen, die teilweise mehrsprachig auf den Etiketten vorhanden sind, „untergehen“. Die Beanstandungsquote bei den un- Duftöle – natürlich und ungefähr- tersuchten Wasch- und Reinigungs- lich? mitteln war mit 42 % (190 von 450 Proben) sehr hoch. Sie ist in erster Linie auf Kennzeichnungsmängel zurückzuführen. Nicht alle Hersteller hatten die Kennzeichnung ihrer Produkte fristgerecht an die erweiterten Kennzeichnungsvorschriften der Detergenzien-Verordnung der EU angepasst. Kunststoffreiniger mit Vanillearoma – und das ohne Gefahrenkennzeichnung stellers für Aufregung. Bereits wenige Tage nach der Markteinführung hatten genschaften (niedrige Viskosität und sich ca. 100 Personen mit Atemwegs- niedrige Oberflächenspannung) ein beschwerden bei den Giftinformati- Aspirationsrisiko. onszentren gemeldet. Öle, die die Stoffe Limonen oder Citral in einer Menge > 1 % enthalten, werden als reizend eingestuft und müssen mit dem Warnhinweis „Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich“ gekennzeichnet werden. Ab Gehalten keine Gefahren- oder Warnhinweise gen des Aspirationsrisikos mit dem vorhanden. Die Flüssigkeit roch ange- Gefahrensymbol „gesundheitsschäd- nehm nach Vanille. Aufgrund der che- lich“ gekennzeichnet sind, benötigen mischen Zusammensetzung und der nicht zusätzlich das Gefahrensymbol physikalischen Eigenschaften (niedrige „reizend“. mit dem Warnhinweis „Gesundheitsschädlich: Kann beim Verschlucken Lungenschäden verursachen“ eingestuft werden und hätte dementsprechend mit Sicherheitshinweisen versehen werden müssen. Der Behälter der Probe war außerdem nicht mit einem kindergesicherten Verschluss ausgestattet und es fehlte das ertastbare Warnzeichen für Sehbehinderte. Für Anwender des Produktes ist an der Aufmachung und durch das Fehlen einer Gefahrenkennzeichnung nicht erkennbar, dass die Flüssigkeit eine Gefahr bei der Anwendung oder Im Frühjahr sorgten „Nano-Sprays“ serstoffen und der physikalischen Ei- Haut“ vorgeschrieben. Öle, die we- risikos aber als gesundheitsschädlich zunehmend auf dem Markt angeboten und auch massiv beworben. aufgrund des Anteils an Kohlenwas- erhältlichen Kunststoffreinigers waren des daraus resultierenden Aspirations- produkte mit Nanopartikeln werden eines baden-württembergischen Her- von 20 % ist die Angabe „Reizt die spannung) musste die Probe wegen kleiner 100 nm angesehen. Haushalts- Bei vielen natürlichen Ölen besteht Auf dem Etikett eines für jedermann Viskosität und niedrige Oberflächen- Unter Nanopartikeln werden üblicherweise Partikel mit einem Durchmesser Aufgrund der teilweise schwerwiegenden Erkrankungsfälle wurden die Sprays wegen der offensichtlichen Gesundheitsgefahren als nicht verkehrsfähig beurteilt und öffentlich zurückgerufen. In den Sprays wurden die Lösungsmittel Ethanol und Dimethylether identifiziert, dies sind gebräuchliche Lösungsmittel, die z. B. auch in Haarsprays verwendet werden. Nachweis- oder Bestimmungsverfahren für Nanopartikel stehen derzeit nicht Von 22 Proben ätherischer Öle wiesen zur Verfügung. Die durchgeführten 16 Proben, von denen 15 gefährliche sonstigen Untersuchungen und die Flüssigkeiten waren, Kennzeichnungs- Angaben im Sicherheitsdatenblatt mängel auf. Im Vergleich zu den Vor- führten aber nicht zu Erkenntnissen, jahren war häufiger bei der Kennzeich- die Rückschlüsse auf die Ursachen für nung das Aspirationsrisiko berücksich- die aufgetretenen Atemwegserkran- tigt worden. Es fehlten jedoch bei 9 kungen erlaubt hätten. Proben die Kennzeichnungselemente, die wegen der hautreizenden, sensibilisierenden und umweltgefährdenden Eigenschaften von Limonen erforderlich sind. Bei 2 Proben fehlten Gefahrensymbole, Warnhinweise und Sicherheitsratschläge fast vollständig. Weitere Kennzeichnungsmängel waren fehlende oder unvollständige Angabe des Herstellers, zu kleine Schriftgröße oder verwischte Aufdrucke. Die Versiegelung der Gegenstände sollte laut Herstellerangaben durch Besprühen von Flächen mit anschließendem Einpolieren erfolgen. Die Sprays sollten auch für sehr große Flächen wie z. B. Badenwannen oder Fliesenwände verwendet werden. Bei der Anwendung der Sprays entstehen feine Sprühnebel (Aerosole), die sehr lange in der Luft bleiben. In kleinen Bädern oder Toiletten mit schlechter für Personen im Haushalt darstellen Belüftung ist es unausweichlich, dass kann wie beispielsweise für Kleinkin- diese Aerosole auch eingeatmet wer- der oder verwirrte Menschen. Die Pro- den. be war deshalb nicht verkehrsfähig. 77 78 Lebensmittelüberwachung BW Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wurde mit der Abklärung beauftragt, ob Nanopartikel die Ur- Teil III: Produktgruppe Tabakwaren Tabakwaren sache für die Gesundheitsbeschwerden waren oder ob In Deutschland wurden im Jahr 2006 Tabakwaren im Wert von 23 Milliar- die Erkrankungen durch andere, bereits in traditionellen den Euro versteuert. Das waren rund 859 Millionen Euro weniger als im Imprägniersprays bekannt gewordene Gefahrstoffe her- Vorjahr (– 3,6 %). Die Zahl der produzierten Zigaretten hat sich um 2,5 % vorgerufen wurden. verringert. Pro Tag werden in Deutschland ca. 263 Millionen Zigaretten Zwischenzeitlich hatte der Hersteller aber mitgeteilt, konsumiert. Damit kommen auf jeden potenziellen Verbraucher 4 Ziga- dass in den Sprays gar keine Nanopartikel enthalten sei- retten pro Tag und jeden sechsten Tag eine Zigarre. Deutlich verringert en. Mit der Bezeichnung sollte lediglich zum Ausdruck hat sich die abgesetzte Menge beim Feinschnitt (– 31 %). Dies ist vor gebracht werden, dass durch Anwendung des Sprays allem auf die steuerliche Anhebung von Feinschnitt auf den Steuersatz sehr dünne Beschichtungen im Nanometerbereich zu von Zigaretten zurückzuführen. erzielen sind. Nanopartikel konnten somit nicht die Ur- Das Tabaklabor des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Sig- sache für die Erkrankungen gewesen sein. Inwieweit maringen wurde auch im Jahr 2006 vom MLR Baden-Württemberg als andere Bestandteile des Produktes die Symptome ver- Prüflaboratorium gemäß der Tabakprodukt-Verordnung zugelassen und ursacht haben, konnte letztendlich nicht geklärt wer- der Europäischen Union gemeldet. den. Fest steht nur, dass eine gleichartige Flüssigkeit in Form eines Pumpsprays schon mehrere Jahre ohne Meldung von Beeinträchtigungen im Verkehr war. Daher bleibt nur die Hypothese, dass das Einatmen der feinst verteilten Flüssigkeit im Aerosol für die Beschwerden verantwortlich war. Welche toxikologischen Mechanismen zugrunde liegen, sollen weitere Studien des BfR klären. Zigaretten Nach einer Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg und dem Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz werden die in Rheinland-Pfalz im Rahmen der amtlichen Überwachung zu untersuchenden Zigarettenproben am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Sigmaringen auf die Rauchinhaltsstoffe Nikotin, Kondensat und Kohlenmonoxid überprüft. Im Berichtsjahr waren dies 30 Proben. Beanstandungen aufgrund der stofflichen Zusammensetzung bzw. aufgrund von Höchstwertüberschreitungen waren nicht gegeben. Zusatzstoffe in Zigaretten Im Auftrag des Bundesministeriums Zusatzstoffe mit Informationen über für Ernährung, Landwirtschaft und eingesetzte Mengen, die Funktion Verbraucherschutz (BMELV) wurde im im Produkt und toxikologische Daten. Jahr 2005 eine Arbeitsgruppe „Tabak- Diese Listen werden seit 2002 in ei- waren“ unter der Leitung eines Mit- ner aggregierten Zusammenstellung arbeiters des Chemischen und Veteri- auf den Internetseiten des BMELV näruntersuchungsamtes Sigmaringen (www.verbraucherministerium.de) gegründet. In drei Sitzungen hat die veröffentlicht. Arbeitsgruppe verschiedene Vorschlä- Fazit: Nicht alle Produkte, die mit der Bezeichnung „Nano“ beworben werden, enthalten tatsächlich Nanopartikel. ge für eine Prüfstrategie zur toxikolo- Die Zuständigkeit für die qualitative gischen Bewertung von Zusatzstoffen und quantitative Überprüfung der in Tabakerzeugnissen diskutiert. Ziel von den Herstellern und Einführern der Arbeitsgruppe ist es, dem BMELV übermittelten Daten liegt bei den je- Prüfstrategien als Entscheidungshilfe weiligen Bundesländern. Das Chemi- für die Bewertung von Zusatzstoffen sche und Veterinäruntersuchungsamt vorzulegen. Sigmaringen wurde vom Ministerium Derzeit werden für den deutschen Zi- für Ernährung und Ländlichen Raum garettenmarkt bis zu 600 Zusatzstof- Baden-Württemberg beauftragt, die fe verwendet, die gesetzlich geregelt Überprüfung durchzuführen. Dabei und erlaubt sind. Für die Herstellung werden Untersuchungen auf folgende einer bestimmten Marke wird jedoch Zusatzstoffe und Parameter durchge- nur ein kleiner Teil davon eingesetzt. führt: Glucose, Fructose und Saccha- Seit 2001 sind die Hersteller von Ta- rose, Glycerol, Propylenglycol und Sor- bakerzeugnissen zur Offenlegung bitol, Benzoesäure und Sorbinsäure, sämtlicher verwendeter Zusatzstoffe Wassergehalt, p-Hydroxybenzoesäu- verpflichtet. Dies beinhaltet eine voll- re-(PHB-)Methylester, PHB-Ethyles- ständige Auflistung der verwendeten ter und PHB-Propylester, Kakaoanteil Tabakwaren Jahresbericht 2006 sowie Nikotin, Kondensat und Koh- zen sollen den Geschmack und die stellung der Zigarettenfilter und des lenmonoxyd im Zigarettenrauch. Zur sensorische Qualität des Rauches der Papiers eine Rolle. Dies sind z. B. die Bestimmung weiterer Zusatzstoffe Blendmischung verbessern und einen Farbstoffe für den Markenstempel, die wird derzeit ein hausintern erprobtes bestimmten Geschmack verstärken Nahtleime oder Substanzen, die ein Verfahren in den Routinebetrieb einge- und entwickeln. Außerdem trägt das gleichmäßiges Verbrennen der Ziga- führt, mit dem folgende Substanzen Casing zu einem verbesserten Mund- rette gewährleisten. bestimmt werden können: Propylen- gefühl und Rauchcharakteristik bei. In glykol, Pyridin, Benzaldehyd, 2-Ethyl-1- der Regel werden bei American-Blend- hexanol, Benzylalkohol, Acetophenon, Mischungen ca. 1 % – 5 % des Tabak- Menthol, Phenylpropanol, Indol, Zimt- gewichtes als Casing eingesetzt. säuremethylester, Vanillin, Ethylvanil- Viele der verwendeten Substanzen sind natürliche Stoffe oder daraus hergestellte Auszüge. Die meisten dieser Zusatzstoffe sind „generally Top-Flavors sind u. a. wichtig für das recognised as safe“ (GRAS) für den Markenprofil. Sie werden dem Tabak Zusatz in Lebensmitteln und / oder in erst nach dem Trocknen und Schneiden der FEMA-Liste (Flavour and Extract in Gehalten von ca. 0,1 % zugefügt. Ty- Manufactures Association) aufgelis- pische Beispiele hierfür sind Menthol, tet. Hervorzuheben ist dabei, dass Zusatzstoffe haben in der Zigarette Anisol, Vanillin und verschiedene äthe- als Tabakzusatzstoffe auch Substanzen verschiedene Funktionen: rische Öle. Es handelt sich dabei um eingesetzt werden (z. B. Zucker), die leicht flüchtige aromatische Substan- bereits als tabakeigene Inhaltsstoffe zen. Viele Aromastoffe gehen nahezu im Ausgangsprodukt enthalten sind. lin, o-Phenylphenol, 6-Methylcumarin. Die Angaben der Hersteller zur Toxikologie der Zusatzstoffe werden mittels Literaturrecherchen überprüft. Die so genannten „Casing-Substanzen“ sind Stoffe, die dem Tabak am Anfang des Produktionsprozesses zugefügt werden, wie Extrakte aus Aprikosen, Äpfeln, Kakaoschalen, KarobeBohnen, Lakritz, Feigen, Ahorn, Rosinen und Sherry, aber auch Zucker und unverändert in den Rauch über. Von 291 untersuchten Einzelzusatzstoffen gehen 184 Substanzen, also zwei Drittel, zu über 95 % unverändert in den Rauch über. Das Rauchen einer Zigarette ist ein komplexer Vorgang, bei dem verschiedene Prozesse wie Verbrennung, Pyrolyse, Destillation und thermaler Zerfall bei unterschiedlichen Temperatur- und Feuchthaltemittel wie Propylenlykol, Neben diesen Tabakzusatzstoffen Sauerstoffverhältnissen parallel ablau- Glyzerin und Sorbitol. Casing-Substan- spielen auch Zusatzstoffe bei der Her- fen. Wie bei jeder Verbrennung von 79 80 Lebensmittelüberwachung BW organischem Material entsteht auch Teil III: Produktgruppe Tabakwaren Bei einer Neubewertung der zuge- bakmischung ohne Zusatzstoffe und bei der Verbrennung von Tabak – unab- lassenen Zusatzstoffe sollten die Ver- der Tabakmischung mit allen Zusatz- hängig von allen Zusatzstoffen – eine änderungen in der Rauchzusammen- stoffen auf bestimmte toxische Sub- Vielzahl an toxischen und kanzeroge- setzung, z. B. durch die Bestimmung stanzen durchgeführt werden. Durch nen Substanzen. verschiedener Hoffmann-Substanzen eine toxikologische Bewertung der und die Veränderungen in der Toxizität, Gehaltsverschiebungen kann eine Insgesamt konnten bisher über 4 800 verschiedene Substanzen im Zigarettenrauch identifiziert werden, darunter sind 69 als eindeutig kanzerogen eingestuft. In den USA wurde in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und regulierenden Behörden eine Liste mit den wichtigsten toxischen Verbindungen im Zigarettenrauch zusammengestellt, die als relevant für rauchbedingte Erkrankungen gelten. Diese so genannte Hoffmann-Liste umfasst 44 Substanzen. Die Hoffmann-Analysen bei der Gesamtbewertung mit berück- Gesamtbewertung erfolgen. Bei Auf- sichtigt werden. Da bei Verbrennungs- fälligkeiten sind die einzelnen Zusätze prozessen immer toxische oder kanze- zu überprüfen. Die Verwendung von rogene Substanzen entstehen, wäre Zusatzstoffen, die in der Liste der eine Prüfung von einzelnen Zusatz- krebserregenden Stoffe aufgeführt stoffen, isoliert von der Matrix Tabak, sind, sollte bei der Herstellung von nicht sinnvoll. Wichtig für den Verbrau- Tabakerzeugnissen grundsätzlich ver- cher ist der Gehalt an toxischen Sub- boten werden. stanzen im Hauptstromrauch, also die Situation nach der Pyrolyse von Tabak mit der Gesamtheit aller verwendeten Zusatzstoffe. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat einen Forschungsauftrag zu dieser Problemstellung an das Chemi- werden neben anderen gemessenen Durch die Verwendung von Zusatzstof- sche und Veterinäruntersuchungsamt Substanzen auch benutzt, um den Ein- fen sollen keine zusätzlichen Gefahren Sigmaringen vergeben. Es soll der fluss von Zusatzstoffen auf die Rauch- für den Raucher entstehen. Deshalb Einfluss ausgewählter Zusatzstoffe zusammensetzung zu bewerten. müssen vergleichende Untersuchun- auf die toxikologisch relevanten Rauch- gen der Rauchbestandteile einer Ta- inhaltsstoffe überprüft werden. Wasserpfeifentabak Neue Produkte Im Berichtsjahr wurden 24 Proben Wasserpfeifentabak auf ihre Gehalte an Die Industrie hat auf das Rauchverbot Feuchthaltemitteln überprüft. Die gesetzliche Höchstmenge von 5 % in der in öffentlichen Räumen reagiert und Summe aller Feuchthaltemittel wurde bei 7 Proben überschritten. Es ist zu be- bietet verstärkt rauchlose, nikotinhal- obachten, dass vermehrt tabakfreie Produkte zum Rauchen in der Wasserpfeife tige Produkte wie z. B. nikotinhaltiges in den Handel gelangen. Es handelt sich dabei um Fruchtmischungen mit hohem Bier und zigarettenartige Inhalations- Honig- bzw. Melasseanteil. Rund 100 Millionen Menschen in Afrika, Asien und geräte an. Dadurch dürften zukünftig einigen mediterranen Ländern dürften täglich Wasserpfeifentabak rauchen. In vermehrt Fragestellungen zur rechtli- Deutschland gibt es deutliche Hinweise auf eine weite Verbreitung, nicht nur chen Zuordnung solcher Erzeugnisse unter den Mitbürgern aus Afrika bzw. Asien. Insbesondere unter Jugendlichen auftreten. hat das Rauchen von Wasserpfeifentabak einen Kultstatus eingenommen. Beim Rauchen einer Wasserpfeife wird der Tabak in den oben liegenden Tabakkopf gepackt und mit einer durchlöcherten Metallfolie abgedeckt. Auf diese Metallfolie wird glühende Holzkohle gelegt. Der Tabakkopf sitzt auf der Rauchsäule. Über einen Schlauch wird der Rauch durch den tiefer liegenden Wasserbehälter gesogen und gelangt so in den Mund des Rauchers. Bei der Wasserpfeife wird der Tabak also nicht direkt verbrannt wie bei der Zigarette, sondern er wird durch die glühende Holzkohle erhitzt bzw. verschwelt. Die glühende Holzkohle trägt somit zur Zusammensetzung des Hauptstromrauches bei. Die Nikotinkonzentration im Wasserpfeifentabak weist erhebliche Unterschiede auf. Die Gehalte schwanken zwischen 3,4 mg Nikotin / g Tabak bis ca. 30 mg Nikotin / g Tabak. Das Bundesinstitut für Risikobewertung untersucht in Zusammenarbeit mit dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Sigmaringen die Gehalte an Feuchthaltemitteln und Nitrosaminen im Tabak. Mit dem Nachbau einer Wasserpfeife im Labor sollen Untersuchungen auf die Gehalte von verschiedenen toxikologisch relevanten Substanzen im Hauptstromrauch erfolgen. Für diese Untersuchung wurde eine spezielle analytische Abrauchmaschine entworfen. Jahresbericht 2006 81 Teil IV : Spezielle Untersuchungsbereiche Themen: Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten 82 Mykotoxine 88 Marine und Süßwasser-Biotoxine 92 Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten 93 Öko-Monitoring 104 Pharmakologisch wirksame Stoffe 107 Lebensmittelallergene 111 Gentechnik in Lebensmitteln 114 Bestrahlung von Lebensmitteln 120 Radiochemische Untersuchungen 122 Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten 125 Dioxine und dioxinähnliche PCB 125 Schwermetalle u. toxische Spurenelemente 129 Herstellungsbedingte Kontaminanten 131 Nitrosamine 131 Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) 132 Acrylamid 133 3-MCPD 134 Furan in Lebensmitteln 136 Stabilisotopen-Analytik 138 Lebensmittelüberwachung BW 82 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten Im Jahr 2006 wurden in den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern in Baden-Württemberg 18 990 Proben mikrobiologisch untersucht. Die mikrobiologischen Untersuchungen haben den qualitativen und quantitativen Nachweis von verderbniserregenden Keimen, von Indikatorkeimen für mangelnde Hygiene und von Keimen, die direkt oder indirekt eine Lebensmittel-Infektion oder -Intoxikation auslösen können, zum Ziel. Aufgrund der Untersuchungen wurden 9,3 % der Planproben und 30,9 % aller Anlassproben beanstandet. 1 583 Proben (8,3 %) waren aufgrund des grobsinnlichen und mikrobiologischen Untersuchungsbefundes „nicht mehr zum menschlichen Verzehr geeignet“ oder „im Genusswert gemindert“. 59 Proben (0,3 %) waren geeignet, beim Verzehr durch den Menschen aufgrund ihrer mikrobiologischen Beschaffenheit gesundheitliche Schäden hervorzurufen. Listeria monocytogenes Histamin verotoxinbildende E. coli Salmonellen Potenziell gesundheitsschädliche Lebensmittel und lebensmittelbedingte Erkrankungsfälle Staphylococcus aureus Bacillus cereus Im Zusammenhang mit lebensmittelbedingten Erkrankungen wurden im Jahr 2006 insgesamt 461 Erkrankungsfälle (Erkrankung von 1 bis zu über Noro-Viren 100 Personen) mit 1 546 Lebensmittelproben bearbeitet. Insgesamt wurden 59 Lebensmittelproben (Erkrankungsproben und andere Anlassproben sowie Planproben) als gesundheitsge- 12 12 fährdend beurteilt, weil Erreger von Lebensmittel-Infektionen (Listeria monocytogenes, Salmonellen, Noro-Viren), Lebensmittel-Intoxikationserreger (Verotoxin-bildende E. coli, Staphylococcus aureus, Bacillus cereus) oder 8 19 mikrobiell verursachte toxische Eiweißabbauprodukte Grafik: (Histamin) nachgewiesen wurden (siehe Grafik). Anzahl der als Darüber hinaus gab es Lebensmittel, die aufgrund gesundheits- anderer, nicht unmittelbar mikrobiologischer Ursa- gefährdend chen (z. B. scharfkantige, spitze Fremdkörper etc.) als beurteilten gesundheitsgefährdend beurteilt werden mussten. Siehe Proben hierzu Kapitel III, Produktgruppen. 5 2 1 Krankheitserreger 2006 Krankheitserregende Mikroorganismen … Salmonellen-Untersuchung: deutlich weniger Erkrankungen als im Vorjahr Jahresbericht 2006 Listerien-Untersuchungen Bei Listeria monocytogenes handelt es sich um grampositive Stäbchenbakterien, die in der Umwelt Eine Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen führt weit verbreitet sind. Sie finden sich vor allem in tie- in der Regel 12 bis 36 Stunden nach dem Verzehr rischen Ausscheidungen (Mist), Abwasser und dem des Lebensmittels zu Symptomen wie Kopfschmerz, Erdboden. Werden Listerien in Lebensmittelbetrieben Unwohlsein, Erbrechen, Leibschmerzen, Fieber bis nachgewiesen, ist dies in der Regel als Hinweis auf ca. 38 °C und Durchfälle. Die Schwere der Erkrankung eine mangelnde Betriebshygiene zu werten. ist bei Kleinkindern und alten Menschen am ausgeprägtesten. 83 Listeria monocytogenes ist pathogen für zahlreiche Tierarten. Beim Menschen gibt es kein spezifisches Krank- Von 9 000 Untersuchungen auf Salmonellen verliefen 115 heitsbild. Bei immunkompetenten Patienten verläuft die (= 1,3 %) positiv. Naturgemäß erfolgten aus Geflügelfleisch Infektion meist stumm oder mit leichter, grippeähnlicher die häufigsten Salmonellen-Nachweise (33 Fälle = 9,6 % Symptomatik. Dagegen können die Erreger bei Patienten aller Geflügelfleischproben). Die am häufigsten nachge- mit Abwehrschwäche schwere Infektionen (v. a. Sepsis, Abb: wiesenen Salmonellenserovare waren S. Typhimurium (39 Meningoenzephalitis) verursachen. Die Listeriose während Salmonellen Fälle) und S. Hadar (14 Fälle). Gegenüber dem Vorjahr gab der Schwangerschaft kann zum Abort oder konnataler Lis- im Labor es deutlich weniger durch Salmonellen bedingte Erkran- teriose führen. kungsfälle. Während im Jahr 2005 noch 39 Lebensmittel Bei empfindlichen Personengruppen kann wegen Salmonellen als gesundheitsschädlich beurteilt wur- Listeria monocytogenes bereits ab den, waren dies im Jahr 2006 nur noch 8. Wir vermuten, Keimgehalten von 100 – 1 000 KbE / g dass diese Entwicklung auf den Rückgang der Verbreitung Erkrankungen auslösen. Daher von Salmonella Enteritidis im Schlachtgeflügel und in Eiern wurde für diesen Keim in der zurückzuführen ist. 40 Salmonella-Enteritidis-Nachweisen EU-Verordnung Nr. 2073 / 2005 im Jahr 2005 stehen nur 11 Nachweise des virulenten Se- über mikrobiologische Kriterien rotyps im Jahr 2006 gegenüber. Ob sich hier bereits die ein strenger Grenzwert festge- Salmonellen-Tilgungsmaßnahmen nach der Hühner-Salmo- setzt, der von den Lebensmit- nellen-Verordnung auswirken, wird die weitere Entwicklung telunternehmern einzuhalten ist. zeigen. In verzehrsfertigen Lebensmitteln darf der Grenzwert von 100 KbE L. Salmonellen in Bandnudeln In einer von einem Wochenmarkt stammenden, planmäßig entnommenen Probe Bandnudeln eines kleinen Teigwaren- monocytogenes / g Lebensmittel bis zum Ende der Mindesthaltbarkeitsfrist nicht überschritten werden. herstellers wurden Salmonellen nachgewiesen. Von 8 039 durchgeführten Untersuchungen auf Listerien Rohe trockene Teigwaren sind zwar nicht per se zum Roh- verliefen 248 mit positivem Ergebnis. Durch weitere Diffe- verzehr bestimmt, zu den normalen Bedingungen ihrer Ver- renzierungen konnte hierbei in 94 Fällen (= 1,2 %) Listeria wendung gehört jedoch bei bestimmten Verbrauchergrup- monocytogenes nachgewiesen werden. Am häufigsten pen (z. B. gerade auch bei Kleinkindern) das Lutschen und wurde Listeria monocytogenes bei Fischerzeugnissen Kauen in rohem Zustand. Nach vernünftigem Ermessen nachgewiesen (42 Nachweise). Wegen der Überschreitung kann nicht erwartet werden, dass trockene Teigwaren vom des o. g. Grenzwertes wurden 19 verzehrsfertige Lebens- Verbraucher immer nur nach vorheriger Durcherhitzung ver- mittel als gesundheitsschädlich beurteilt. Dabei handelte zehrt werden. Die Probe wurde deshalb als gesundheits- es sich überwiegend um vakuumverpackte Räucherfisch- schädlich beurteilt. waren und Weichkäsesorten. Lebensmittel Listeria monocytogenes positiv (Anzahl Proben) Fisch und Fischerzeugnisse, v. a. vakuumverpackter Räucherfisch 42 Geflügelfleisch, roh 10 Frischfleisch (ohne Geflügel) 11 Erhitzte Fleischerzeugnisse, z. B. Brühwurstaufschnitt, verpackt 5 Feinkostsalate 5 Hackfleisch, Hackfleischerzeugnisse, roh 4 Stabilisierte Fleischerzeugnisse, z. B. Zwiebelmettwurst, Teewurst 4 Milch, Milcherzeugnisse, v. a. Weichkäse 4 Sonstige 9 Tabelle: Am häufigsten mit Listeria monocytogenes kontaminierte Lebensmittel 2006 Lebensmittelüberwachung BW 84 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche So ein Käse! Listeria monocytogenes in Räucherlachs Der o. g. Grenzwert für Listeria monocytogenes wurde von Wie bereits in den vergangenen Jahren beobachtet, ist 2 untersuchten Sauermilchkäsen (Mainzer Käse, Olmützer Räucherlachs ein potenzieller Träger von Listeria-monocy- Quargel) nicht eingehalten. Sie wiesen Gehalte von 15 000 togenes-Keimen. Um ihre Vermehrung und das Erreichen bzw. 13 000 KbE / g auf. Als besonders kritisch sind diese einer gesundheitsgefährdenden Konzentration vor Errei- Befunde zu beurteilen, weil die kontaminierten Produkte chen des auf Fertigpackungen angegebenen Verbrauchs- häufig gerne von älteren Verbrauchern kon- datums zu verhindern, ist es unbedingt notwendig, dass sumiert werden, deren Immunabwehr der Räucherlachs ununterbrochen nicht über der auf der aufgrund von Grunderkrankungen Packung angegebenen Maximaltemperatur (in der Regel geschwächt sein kann. Die Proben + 4 °C) gelagert wird. des Sauermilchkäses waren im Im vorliegenden Fall war vakuumverpackter Räucherlachs in Zusammenhang mit einer Rück- einem Lebensmittel-Einzelhandelsgeschäft bei einer Tem- rufaktion einer Käserei erhoben peratur von + 10,5 °C gelagert worden. Die Untersuchung worden. Der Hersteller hatte der im Rahmen einer Betriebsbegehung eine Woche vor bei seinen Eigenkontrollunter- Ablauf des auf der Packung angegebenen Verbrauchsda- suchungen festgestellt, dass tums entnommenen Verdachtsprobe ergab den Nachweis mehrere Chargen des Sauer- von 3 500 Listeria-monocytogenes-Keimen je Gramm. Der milchkäses im erheblichen Um- Räucherlachs wurde deshalb als gesundheitsgefährdend fang mit L. monocytogenes belas- beurteilt, und die unschädliche Beseitigung der noch vor- tet waren. Daher hatte die Käserei kurz handenen Restware wurde veranlasst. vor Weihnachten die Verbraucher mit einer Abb: öffentlichen Warnung über die Medien vor dem Verzehr Listerien bestimmter Käsesorten (u. a. Harzer, Mainzer, Olmützer im Labor Quargel) gewarnt. Im zeitlichen Zusammenhang mit dieser Bacillus cereus ist ein Umweltkeim, aber auch Rückrufaktion verzeichneten die Gesundheitsbehörden ei- ein potenzieller Lebensmittelvergifter und nen auffälligen Anstieg der Listeriose-Erkrankungen beim Enterotoxinbildner, dessen unterschiedliche Menschen. Nach Aussage des Landesgesundheitsamtes Toxine entweder Durchfall (Diarrhoe-Toxin) konnten bereits in 6 Erkrankungsfällen ein Zusammenhang oder Übelkeit und gelegentlich Erbrechen mit dem Verzehr von mit L. monocytogenes kontaminierten (emetisches Toxin) hervorrufen. Käse nachgewiesen werden. Unbekömmliche gebratene Ente Bacillus-cereus-Untersuchungen Zur Auslösung einer Lebensmittelvergiftung durch Bacillus cereus werden in der Literatur Mindestkeimgehalte zwischen 105 und 106 / g Lebensmittel Ca. 5 Stunden nach dem Verzehr von gebratener Ente an genannt. Von der Deutschen Gesellschaft für Hygi- einem China-Imbissstand klagte ein junger Mann über ene und Mikrobiologie (DGHM) wird als Bacillus- Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Eine am folgenden Tag cereus-Warnwert für die meisten Lebensmittel eine im Imbissbetrieb von der zuständigen Lebensmittelüber- Menge von 104 Keimen / g angegeben. wachungsbehörde entnommene Verdachtsprobe wurde mikrobiologisch untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die gebratene Ente hochgradig mikrobiell kontaminiert war (Gesamtkeimgehalt 140 Millionen Keime /g). Da gebratene Ente infolge des vorausgegangenen Bratvorgangs praktisch keimfrei ist, muss die Ente im vorliegenden Fall unsachgemäß (zu lange und / oder unzureichend gekühlt) gelagert worden sein. Dies begünstigte auch die Vermehrung des Keimes Listeria monocytogenes, der in einer Konzentration von ca. 17 000 Keimen je Gramm nachgewiesen werden konnte. Auch wenn in diesem Fall Listeria monocytogenes wahrscheinlich nicht die Ursache für die beschriebenen Krankheitserscheinungen war, wurde die gebratene Ente aufgrund des hohen Gehaltes an Listeria monocytogenes als geeignet beurteilt, die menschliche Gesundheit zu schädigen. Auch Cereus-Bazillen mögen gekochte Nudeln Etwa 6 Stunden nach dem Verzehr von gekochten Nudeln mit Hackfleischsoße auf einer privaten Feier erkrankten 5 Personen an Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfen. Reste des Essens gelangten daraufhin zur Untersuchung. Während die Hackfleischsoße mikrobiologisch unauffällig war, wurden in den gekochten Nudeln hohe Gehalte an Bacillus cereus nachgewiesen. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dürfte dies auch der Grund für die beschriebenen Erkrankungen gewesen sein. Bacillus cereus findet besonders gute Wachstumsbedingungen auf feuchten, stärkehaltigen Lebensmitteln. Deshalb sollten gekochte Nudeln, gekochter Reis o. Ä. stets ausreichend gekühlt und nie über mehrere Tage vorrätig gehalten werden. Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 Staphylococcus-aureus-Untersuchungen Staphylococcus aureus ist ein potenzieller Lebensmittelvergifter. Voraus- Krank durch Hähnchen vom setzung für eine Erkrankung ist jedoch, dass der Keim in Lebensmitteln Imbissstand bestimmte Giftstoffe, so genannte Enterotoxine, bildet. Nicht alle Stämme sind in der Lage, diese Giftstoffe zu bilden. Staphylococcus aureus kommt bei sehr vielen Menschen im Nasen-RachenRaum, auf der Haut, in den Haaren, aber auch in eiternden Wunden vor. Werden Lebensmittel infolge von mangelhafter Personalhygiene mit Staphylococcus aureus kontaminiert und danach unsachgemäß (zu lange und ohne ausreichende Kühlung) gelagert, können sich die Staphylokokken massenhaft vermehren und Enterotoxin bilden. Das von Staphylokokken gebildete Toxin ist hitzestabil. Es wird durch das Erhitzen des Lebensmittels in der Regel nicht inaktiviert. Gesundheitsrisiko durch beschädigte Konservendosen Etwa 1 Stunde nach dem Verzehr von gegartem Hähnchenfleisch an einem Imbissstand erkrankte eine Person mit den Symptomen Durchfall und Erbrechen. Gebratenes Hähnchenfleisch, das daraufhin in dem Imbissbetrieb als Verdachtsprobe entnommen wurde, wurde im CVUA Stuttgart auf mögliche mikrobielle Lebensmittelvergifter sowie auf deren Toxine untersucht. Die Untersuchung ergab zwar den Nach- Bereits eine Stunde nach dem Genuss fall handelte. Bei der beanstandeten weis von relativ wenigen Staphylococ- von Hausmacher Schwartenmagen Konservendose war der Dosenfalz cus-aureus-Keimen, jedoch verlief der aus einer Konservendose stellten beschädigt und Doseninhalt war aus- Nachweis des Staphylokokken-Ente- sich bei einem Mann Übelkeit, Magen- getreten. Offenbar konnten durch die rotoxins positiv. Dieser Befund deutet darauf hin, dass es bereits vor dem schmerzen, Erbrechen und schließ- beschädigte Stelle Staphylokokken- lich starke Durchfälle ein. Neben Keime in die Konserve eindringen, Garen des Hähnchenfleisches zu ei- anderen „Verdachtsproben“ wurde sich dort vermehren und Toxin bilden. ner Staphylokokken-Vermehrung und auch die Dose mit dem verbliebenen Andere Dosen aus der gleichen Her- Toxinbildung gekommen war. Ursäch- Schwartenmagen zur Untersuchung stellungscharge waren unbeschädigt. lich hierfür dürfte eine unsachgemäße eingeschickt. Die mikrobiologische Die mikrobiologische und toxikologi- Lagerung (zu lange und /oder zu warm) Untersuchung ergab den Nachweis sche Untersuchung dieser Vergleichs- gewesen sein. Durch den anschließen- von Staphylococcus aureus in großer proben ergab keine Auffälligkeiten. den Garprozess waren die Staphylo- Menge (750 000 KbE / g). Darüber hin- kokken-Keime größtenteils abgetötet aus konnte aus dem Schwartenmagen worden, während das hitzestabile En- mittels fluoreszenzimmunologischer terotoxin durch den Garprozess nicht Untersuchung (VIDAS) das Staphylo- inaktiviert wurde. Ein Zusammenhang kokken-Enterotoxin isoliert und nach- zwischen dem Verzehr des gegarten gewiesen werden. Ein ursächlicher Hähnchenfleisches und der beschrie- Zusammenhang zwischen dem Ver- benen Erkrankung war deshalb mit zehr des Schwartenmagens und der großer Wahrscheinlichkeit gegeben. Erkrankung war somit gegeben. Der Die Probe wurde als gesundheitsge- Schwartenmagen wurde als „gesund- fährdend beanstandet. heitsschädlich“ beanstandet. Weitere Nachforschungen ergaben, dass es sich hierbei um einen Einzel- Clostridium-perfringens-Untersuchungen Clostridium perfringens ist ein ubiquitär vorkommender Sporenbildner und in Lebensmitteln ab einer Konzentration von 106 KbE / g ein potenzieller Lebensmittelvergifter. Die meisten Tiere scheiden Clost- Zubereitungen auf Fleischgrundlage Die Sporen sind teilweise hitzere- ridium perfringens mit dem Stuhl bei Zimmertemperatur bzw. unge- sistent. Durch erneutes Aufwärmen aus, sodass eine Kontamination nügender Kühlung können sich die wird die stark erhöhte Keim- / Spo- von rohem Fleisch nicht ungewöhn- Erreger in den zubereiteten Spei- renzahl nicht unbedingt ausreichend lich ist. Kontaminationsquellen für sen innerhalb kurzer Zeit auf Kon- verringert. Im Berichtszeitraum Clostridium perfringens sind Fäka- zentrationen von über 106 Keime / g konnte allerdings kein Erkrankungs- lienspuren, Staub, Erdboden und Lebensmittel vermehren. Eine Ver- fall auf Clostridium perfringens zu- Abwasser. Während des Stehen- mehrung findet nur unter anaero- rückgeführt werden. lassens von hauptsächlich fertigen ben Verhältnissen statt. 85 86 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Campylobacter-Untersuchungen Thermophile Campylobacter-Keime (C. jejuni und C. coli) sind nach ser Teil gelangte zur mikrobiologischen Angaben des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) neben Salmo- Untersuchung. Hierin wurde ebenfalls nellen die häufigsten bakteriellen Verursacher von lebensmittelbeding- Campylobacter jejuni nachgewiesen. ten Darminfektionen in Deutschland. Trotzdem gelingt es nur selten, den Unter Berücksichtigung der langen Zusammenhang zwischen dem Verzehr eines bestimmten Lebensmittels Inkubationszeit bei Campylobacter-In- und einer Campylobacter-Erkrankung nachzuweisen. Dies liegt daran, fektionen kann nicht ausgeschlossen dass Campylobacter-Infektionen mit einer meist mehrere Tage dauern- werden, dass die in den Hähnchenle- den Inkubationszeit einhergehen. Wenn erste Erkrankungssymptome bern nachgewiesenen Campylobacter- auftreten, wird ein vor mehreren Tagen verzehrtes Lebensmittel in der Keime für die Erkrankungen ursäch- Regel nicht mehr als Ursache der Erkrankung angenommen bzw. es lich waren. Dies kann aber nur der Fall steht für eine Untersuchung nicht mehr zur Verfügung. gewesen sein, wenn die Hähnchenlebern entgegen dem bestimmungsge- Eine Campylobacter-Infektion geht in der Regel mit den mäßen Gebrauch vor dem Verzehr nicht ausreichend durch- Symptomen Durchfall, Erbrechen und Fieber einher. Routi- erhitzt worden sind oder wenn es durch unsachgemäßen nemäßig werden daher alle Proben, die im Zusammenhang Umgang mit den rohen Lebern im Küchenbereich zu einer mit fieberassoziierten Erkrankungen eingeschickt wurden, Kontamination anderer Lebensmittel (z. B. des Salates) auf Campylobacter untersucht. Einen weite- und / oder Bedarfsgegenstände gekommen ist. ren Untersuchungsschwerpunkt bildet die Untersuchung von rohem Geflügelfleisch, da dieses sehr häufig mit Campylobacter-Erregern belastet ist. Untersuchungen auf thermophile CampylobacterKeime wurden an 1165 Lebensmitteln durchgeführt, 83 Proben davon waren positiv (= 7,1 %). Die meisten positiven Befunde betrafen den Nachweis von C. jejuni (55-mal) und C. coli (27-mal), in der Regel in rohem Geflügelfleisch. Zweimal wurden Campylobacter-Keime in Rohmilch nachgewiesen, einmal in Miesmuscheln (C. lari). Die positiven Befunde blieben lebensmittelrechtlich weitgehend ohne Folgen: Bei einer bestimmungsgemäßen Behandlung durch ausreichende Durcherhitzung vor dem Verzehr des Geflügelfleisches werden Campylobacter-Keime mit Sicherheit abgetötet. Gleiches galt für die beiden Nachweise in Rohmilch. Rohmilch darf nicht unerhitzt zum Verzehr gelangen. Deshalb schreibt die Milch-Verordnung vor, dass bei der Rohmilch-Abgabe ab Hof der Kunde, ggf. auch durch ein entsprechendes Schild an der Abgabestelle, darauf hingewiesen werden muss, dass die Milch vor dem Verzehr abzukochen ist. Krank durch nicht durcherhitzte Hähnchenlebern? Yersinia-enterocoliticaUntersuchungen Nach oraler Infektion mit Y. enterocolitica kommt es nach einer Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen zu akuten Magen-Darm-Störungen, deren Dauer zwischen wenigen Tagen bis Wochen variieren kann. Klinisch treten Durchfall, kolikartiger Bauchschmerz, Fieber, Übelkeit, blutiger Stuhl sowie Entzündungen im Halsbereich auf. Yersinien kommen im Darm von Tieren vor. Als Infektionsquelle für die humane Yersiniose spielt rohes oder nicht vollständig durcherhitztes Schweinefleisch (Hackfleisch und Rohwürste) die größte Rolle. Als Ursache für die Kontamination des Fleisches gelten einzelne, hygienisch problematische Verfahrensschritte beim Schlachtprozess und in der Verarbeitung. Da nicht alle Y.-enterocolitica-Stämme für den Menschen pathogen sind, muss der Yersinien-Nachweis immer in Verbindung mit einem Pathogenitätsnachweis (mittels PCR und / oder biochemisch) erfolgen. Nur wenn pathogene Yersinia enterocolitica nachgewiesen werden, kann ein Gesundheitsrisiko vermutet werden. Im Berichtszeitraum wurden 192 Untersuchungen, überwiegend bei rohem Schweinefleisch, auf Yersi- Ein Ehepaar erkrankte gleichzeitig an Magenschmerzen, nia enterocolitica durchgeführt. Pathogene Yersinia Übelkeit, Fieber und Brechdurchfall. Beide Personen muss- enterocolitica wurden in keinem Fall nachgewie- ten sich für 4 Tage in stationäre Behandlung im Kranken- sen. haus begeben. Dort wurde in den Stuhlproben Campylobacter jejuni nachgewiesen. Die Eheleute hatten 2 Tage vor dem Ausbruch der ersten Krankheitssymptome gegarte Hühnerleber mit Sahnesoße und grünem Salat gegessen. Von den rohen Lebern war ein Teil eingefroren worden. Die- Krankheitserregende Mikroorganismen … Jahresbericht 2006 VTEC / EHEC-Untersuchungen EHEC-Infektionen können durch bestimmte Escherichia-coli-Bakterien Wiederkäuer, vor allem Rinder, Scha- (gramnegative Stäbchen) verursacht werden, welche die grundsätzli- fe und Ziegen, aber auch Wildwieder- che Eigenschaft der Bildung bestimmter Toxine besitzen. Sie werden käuer (v. a. Rehe und Hirsche) werden unter dem Begriff Shigatoxin- bzw. Verotoxin-bildende E. coli (STEC als Hauptreservoir für EHEC angese- bzw. VTEC) zusammengefasst. Als EHEC werden diejenigen STEC /VTEC hen. bezeichnet, die fähig sind, beim Menschen Krankheitserscheinungen Der relativ aufwändige Nachweis von auszulösen und damit ›Pathovare‹ für den Menschen sind. VTEC erfolgt über eine Kombination aus molekularbiologischen und klas- Viele EHEC-Infektionen verlaufen klinisch inapparent und sisch mikrobiologischen Verfahren. bleiben daher oft unerkannt. Etwa ein Drittel der manifes- Im Berichtsjahr wurden 901 Lebensmittel auf VTEC unter- ten Erkrankungen tritt als leichter Durchfall in Erscheinung. sucht. Dabei wurden VTEC 41-mal in Lebensmitteln nachge- Die Erkrankung beginnt in der Regel mit wässrigen Durch- wiesen. In 12 Fällen wurden die betroffenen Lebensmittel fällen, die im Verlauf der Erkrankung zunehmend wässrig- als gesundheitsschädlich beurteilt. Es handelte sich dabei blutig erscheinen und ein der Ruhr ähnliches Bild aufwei- 8-mal um rohes Hackfleisch (vom Rind bzw. gemischt) und sen können. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen 4-mal um rohe Zwiebelmettwurst. und zunehmende Abdominalschmerzen, selten Fieber. Rohes Hackfleisch, das mit VTEC belastet ist, ist geeignet, In wenigen Fällen entwickelt sich als schwere die menschliche Gesundheit zu schädigen, da Verlaufsform eine hämorrhagische Kolitis der Rohgenuss möglich ist (z. B. als Tatar mit Leibschmerzen, blutigem Stuhl und oder Hackepeter). Der Rohverzehr liegt, häufig mit Fieber. Säuglinge, Klein- auch unter Würdigung eines evtl. auf kinder, alte Menschen und abwehr- der Verpackung angebrachten Erhit- geschwächte Personen erkranken zungshinweises, im Rahmen des erfahrungsgemäß häufiger schwer. vorhersehbaren Gebrauchs. Eine gefürchtete Komplikation ist Rohe Zwiebelmettwurst ist immer hierbei das hämolytisch urämische für den Rohverzehr bestimmt. Der Syndrom (HUS), das zu Nierenver- Nachweis von VTEC macht Zwie- sagen mit Todesfolge führen kann. belmettwurst immer genussuntauglich. Norovirus-Untersuchungen Noroviren sind hochinfektiöse Erreger von Magen-Darm-Erkrankun- Noroviren nachgewiesen. Parallel da- gen. Das Virus wird mit dem Mund aufgenommen und führt nach einer zu wurden im Regierungspräsidium Inkubationszeit von 1 bis 2 Tagen zu den typischen Symptomen einer Stuttgart (Abteilung 9 Landesgesund- Norovirus-Erkrankung: Massives und unkontrollierbares Erbrechen und heitsamt) Stuhlproben von 6 Erkrank- begleitend dazu sehr starker Durchfall. ten ebenfalls mit positivem Ergebnis Die Norovirus-Übertragung erfolgt sammenleben (z. B. Altenheime oder meist von Person zu Person, kann Krankenhäuser). aber auch durch kontaminierte Lebensmittel erfolgen. Erkrankungen Noroviren in gekochtem Reis auf Noroviren untersucht. Zur Abklärung der Infektionskette wurden sowohl die Noroviren-Patientenisolate als auch das Isolat aus dem treten ganzjährig auf, häufen sich aber Nach dem Verzehr von Reisgerichten gekochten Reis auf klonale Identität oft in den Wintermonaten. Im Patien- in einem indisch-ceylonesischem Re- untersucht. Die Gensequenzierung ten-Stuhl sowie in Erbrochenem sind staurant erkrankten 16 von 21 Schü- ergab zu 100 % übereinstimmende sehr hohe Viruszahlen vorhanden, wo- lern an Gastroenteritis. Die Symptome Sequenzen zwischen den Virenisola- bei zum Auslösen der Krankheit nur 10 sowie die eintägige Inkubationszeit ten der Patienten und aus dem Reis. bis 100 Viruspartikel benötigt werden. entsprachen denen einer Norovirus-In- Deshalb musste davon ausgegangen Diese hohe Infektiosität in Verbindung fektion. Deshalb wurden die zur Unter- werden, dass ein kausaler Zusam- mit der Übertragbarkeit von Person zu suchung eingeschickten Lebensmittel- menhang zwischen dem Konsum der Person erklärt auch, warum Norovirus- proben neben der mikrobiologischen Reisspeisen im Restaurant und den Infektionen meist zu Gruppenerkran- auch einer molekularbiologischen Un- Erkrankungen der 16 Schüler bestand. kungen führen, oft in Einrichtungen, tersuchung auf Noroviren unterzogen. Der gekochte Reis wurde als gesund- wo Menschen auf engem Raum zu- In der Probe „gekochter Reis“ wurden heitsschädlich beanstandet. 87 88 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Mykotoxine Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte der verschiedensten Spezies von Schimmelpilzen, die Lebensmittel je nach äußeren Bedingungen in den unterschiedlichsten Stadien befallen. Ihre negativen Auswirkungen auf den Menschen reichen von Haut- und Zellschädigungen über Verursachung von Nierenschäden, Beeinträchtigung des Immunsystems bis zur Entstehung von Krebs und Mutationen. Aus diesem Grunde sind die zulässigen Gehalte der meisten für Lebensmittel relevanten Toxine in den einzelnen Lebensmittel-Gruppen entweder national oder auf europäischer Ebene festgelegt worden. Aufgabe der amtlichen Lebensmittelüberwachung ist insbesondere die Untersuchung der Warengruppen, die vorrangig von Schimmelpilzen befallen sein können und damit möglicherweise einen oder mehrere der unerwünschten Giftstoffe enthalten. Im Jahr 2006 wurden in insgesamt etwa 2 500 Lebensmittelproben rund 4 200 Toxinbestimmungen durchgeführt. Ausgewählte Ergebnisse werden nachfolgend zusammengefasst. Aflatoxine B1, B2, G1 und G2 Aflatoxine gehören zu den giftigsten der bisher Auch bittere und süße Aprikosen- bekannten Substanzen. Sie sind Lagertoxine, deren kerne, die im Rahmen eines Unter- Bildung wesentlich von den Bedingungen während der suchungsprogramms auf Cyanid Lagerung und des Transportes der Lebensmittel abhängt. entnommen worden sind, wiesen Die Pilzarten Aspergillus flavus und Aspergillus parasiticus benötigen feucht-warme Bedingungen, die in den Hauptanbauzonen der betroffenen Lebensmittel vorherrschen. Länder wie der Iran, die Türkei, Aserbeidschan, Brasilien und China stellen mit ihren oft unzulänglichen Trocknungsbedingungen und der daraus resultierenden Aflatoxinbelastung verschiedener Lebensmittel Problemzonen dar. Aus diesem Grund gelten für solche Länder strenge Einfuhrkontrollen. Mehr als die Hälfte der 895 im Be- waren, sowie Pistazien mit 90 % be- richtszeitraum untersuchten Proben lasteten Proben und 20 % Überschrei- wies Gehalte an Aflatoxinen auf; über tungen der Höchstgehalte (jeweils bei den zulässigen Höchstgehalten von 2 der Summe der Aflatoxine). Geröstete µg / kg Aflatoxin B1 bzw. 4 µg / kg für die und gesalzene Pistazien fielen erneut Summe aus den Aflatoxinen B1,B2,G1 mit 15 % Beanstandungen auf. Bei und G2 (für Gewürze gelten 5 bzw. 10 Paranüssen, die in der Vergangenheit µg / kg) lagen die Befunde bei 5 % der durch häufige und hohe Kontaminati- untersuchten Erzeugnisse. onen aufgefallen waren, hat sich die Situation entscheidend verändert. Nüsse und daraus hergestellte Er- Angesichts des hohen Risikos, mit zeugnisse Schimmel befallene ganze Nüsse in Während Walnüsse hinsichtlich der Mykotoxinbelastung kein Problem darstellen, müssen Erdnüsse, Haselnüsse, Mandeln und Pistazien regelmäßig und intensiv überwacht werden. Dabei sind es überwiegend Verarbeitungsprodukte, die auffällige oder gar über den Höchstgehalten lie- den Verkehr zu bringen, geht der Trend eindeutig zur geschälten Ware; das Angebot auf dem Markt ist insgesamt erheblich zurückgegangen. Nur in 8 % der untersuchten Paranüsse waren Aflatoxine nachweisbar, im Vorjahr waren dagegen 80 % belastet. Erstmals ergab sich eine Überschrei- gende Werte aufweisen. Ausnahmen tung für das Aflatoxin B1 bei Maronen; sind ganze Erdnüsse, bei denen 67 % diese Spur wird durch verstärkte Un- belastet und 44 % zu beanstanden tersuchungen im Jahr 2007 weiter verfolgt. teilweise beträchtliche Gehalte an Aflatoxinen auf. Bei Erzeugnissen aus Nüssen steigt der Prozentsatz der Proben mit Aflatoxinbelastung mit zunehmendem Zerkleinerungsgrad an. Dieses Ergebnis lässt den Schluss zu, dass für diese Produkte minderwertige Ware zum Einsatz kommt, die der Verbraucher praktisch nicht erkennen kann. Mehr als 70 % der gemahlenen Haselnüsse und Mandeln waren mit Aflatoxinen belastet, bei 4 bzw. 14 % waren die Höchstgehalte überschritten. Nusspasten für die Schokoladenindustrie und die Speiseeisherstellung waren bis zu 100 % aflatoxinhaltig; jedoch musste nur eine Pistaziengrundmasse beanstandet werden. Bei Marzipan, Nougatrohmasse und Pralinen waren nur wenige Proben aflatoxinfrei, die Gehalte lagen alle unter der Höchstmenge. Aufgrund der geringen Probenzahl für diese Produkte sind allgemein gültige Aussagen allerdings nicht möglich. Mykotoxine Jahresbericht 2006 Trockenobst Gewürze Aus dieser Erzeugnisgruppe sind nur Sowohl Frucht-, Rinden, Samen- als Höchstgehalte. Die Problematik der Feigen als problematisch anzusehen. auch Wurzelgewürze sind sehr häufig Mehrfachbelastung, z. B. mit Ochra- 65 % aller Proben ergaben positive Be- mit Aflatoxinen belastet. Besonders toxin A, relativiert jedoch auch gerin- funde für ein oder mehrere Aflatoxine, häufig traten die Toxine in Paprika ge Gehalte. in 12 Fällen (19 %) war der festgelegte und Chili (78 und 50 %), Zimt (89 %) Höchstgehalt entweder beim Aflatoxin und Muskatnuss (71 %) auf. Die B1 oder bei der Summe der Aflatoxine Höchstmenge war nur bei einer Pro- überschritten, in einem Fall sogar um be Muskatnuss überschritten. Sämt- mehr als das 50fache (B1) bzw. das liche Gewürzmischungen enthielten 30fache (Summe). Aflatoxine, allerdings unterhalb der Ochratoxin A DiesesToxin wird von Penicillien und Aspergillen unter unzureichenden, zu feuchten Lagerbedingungen auch in gemäßigten Klimazonen gebildet. Wegen seiner nierentoxischen, erbgutverändernden, Fehlbildung erzeugenden und das Immunsystem nachteilig beeinflussenden Wirkung ist der zulässige Gehalt für einige Lebensmittelgruppen EU-weit bzw. national festgelegt worden. Leider fehlen noch Regelungen für mehrere sehr häufig betroffene Erzeugnisse wie Gewürze, Lakritz, Kakao und daraus hergestellte Erzeugnisse. Knapp die Hälfte der 737 untersuchten Lebensmittel enthielt Ochratoxin A, in 5 Fällen lag eine Überschreitung der Höchstgehalte vor. Getreide und Getreideerzeugnisse Trockenobst Weizenmehl der verschiedensten Aus- Spitzenreiter mit 8 % Beanstandun- mahlungsgrade, Hartweizengrieß für gen (4 Proben) bei 42 % positiven die Herstellung von Teigwaren, Mahl- Befunden waren getrocknete Feigen. erzeugnisse aus Buchweizen und Din- Die für Deutschland geltende Höchst- kel, Vollkornbrot und Vollkornzwieback menge von 8 µg / kg wurde teilweise sowie Teigwaren enthielten sehr häu- erheblich überschritten; der höchste fig Ochratoxin A, wenn auch zumeist festgestellte Gehalt lag bei 155 µg / kg. deutlich unter den Höchstgehalten. EU-weit ist noch kein Höchstgehalt für getrocknete Feigen festgelegt. Die Fruchtsäfte, Wein und weinhaltige teilweise hohen Ochratoxin-A-Gehal- Getränke te in Feigen sind auf ungünstige Wit- Bei roten Traubensäften (80 %), Weinen und Traubenmosten (durchschnittlich 55 %) und vor allem Glühwein (100 %) enthält ein beträchtlicher Teil das gesundheitlich bedenkliche Toxin, allerdings deutlich unter den jeweiligen Höchstgehalten. Lakritz, Kakao und daraus hergestellte Erzeugnisse Nahezu alle untersuchten Proben wiesen Ochratoxin-A-Gehalte auf, bei einem Lakritzerzeugnis lag der Wert bei 168 µg / kg. Dies ist insofern bedenklich, da derartige Produkte auch von Kindern in größeren Mengen verzehrt werden. Gewürze terungsbedingungen während der Wenn auch Gewürze mengenmäßig Ernte und vor allem auf die Bildung einen eher geringen Anteil an der Er- von Schimmelnestern während der nährung haben, ist der Ochratoxin-A- Lagerung zurückzuführen. Eintrag in die Nahrungskette nicht zu Nahezu alle Proben getrocknete Wein- vernachlässigen, da mit 75 % ein sehr trauben (Korinthen, Sultaninen und Ro- hoher Prozentsatz an Gewürzen und sinen) enthielten Ochratoxin A; Über- Gewürzmischungen belastet ist. schreitungen des EU-weit geltenden Höchstgehaltes waren jedoch nicht zu verzeichnen. 89 90 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Patulin Dieses Toxin entsteht beim Wachstum von Schimmelpilzen der Gattun- Insgesamt wurden 311 Lebensmit- gen Penicillium, Aspergillus und Byssochlamys vor allem auf Kernobst telproben auf Patulin untersucht. und Gemüse. Der Verzehr patulinhaltiger Produkte kann Übelkeit und Überschreitungen ergaben sich bei 5 Magenschleimhautentzündung verursachen. Da Patulin im Gegensatz Apfelsäften mit einem Maximalwert zu anderen Mykotoxinen z. B. durch längeres Kochen oder im Laufe der von 294 µg / kg sowie bei 2 Karotten- Gärung abgebaut wird und chronische Schädigungen nicht zweifelsfrei säften für Säuglinge und Kleinkinder belegt sind, spielt die Toxizität eine eher geringe Rolle. mit einem Maximalwert von 34 µg / kg. Im Rahmen des vorbeugenden Verbraucherschutzes wur- matenmark und anderen Tomatenerzeugnissen enthalten. den jedoch EU-weit Höchstgehalte für Fruchtsäfte und alko- Ursache für die positiven Befunde ist die Verarbeitung mehr holische Getränke aus Äpfeln (50 µg / kg), feste Apfelerzeug- oder weniger verschimmelter Ausgangsmaterialien. Da die nisse (25 µg / kg) und apfelhaltige Nahrung für Säuglinge o. g. Pilze nicht nur oberflächlich auf den Früchten wachsen, und Kleinkinder (10 µg / kg) festgelegt. gelangt trotz Sichtkontrolle auch mit äußerlich einwandfrei- Relativ häufig war Patulin auch in To- en Früchten braun verfärbtes und damit möglicherweise patulinhaltiges Fruchtfleisch zur Verarbeitung. Fusarientoxine Diese Toxingruppe, zu der u. a. die Fumonisine, die Trichothecene und Zearalenon gehören, entstehen als Stoffwechselprodukte unterschiedlicher Fusarienarten überwiegend auf dem Feld. Zum Wachstum benötigen diese Schimmelpilze relativ hohe Wassergehalte, sodass mit der Toxinbildung bevorzugt in kühlen und feuchten Klimazonen, z. B. in Nord- und Mitteleuropa zu rechnen ist. Fumonisine Fumonisine stehen im Verdacht, beim Menschen Krebs auszulösen und Neuralrohrdefekte sowie Fehler in der Gehirnentwicklung von Babys zu verursachen. Insgesamt wurden 281 Lebensmittelproben untersucht. Positive Befunde traten vor allem bei Mais- und Maiserzeugnissen auf, die meisten Produktgruppen waren zu 100 % fumonisinhaltig. Bei 6 % der Proben lag der Gehalt teilweise erheblich über den national geltenden Höchstmengen für Ab Oktober 2007 werden EU-weit geltende Höchstgehalte für Mais und Maiserzeugnisse in Kraft treten. Sie liegen größtenteils erheblich über den bisher geltenden nationalen Höchstmengen, sodass die Beanstandungsquote bei gleichbleibender Belastung der Lebensmittel zukünftig zurückgehen wird. Trichothecene die Summe der Fumonisine B1 und B2 von 500 µg / kg bei Trichothecene werden unterteilt in Substanzen des Typs Mais und Maiserzeugnissen zum direkten Verzehr bzw. A und des Typs B. Zur ersten Gruppe gehören u. a. die 100 µg / kg bei Cornflakes. Toxine T -, HT -2 und T2-Tetraol, die hauptsächlich in Ge- Aufgrund ungewöhnlich hoher Fumonisingehalte in Spezialbroten für Zöliakiekranke wurden die Rohstoffe entsprechend überprüft. Die dabei entnommenen Maismehle lieferten mit bis zu 12 500 µg / kg die höchsten Fumonisingehalte aller im Laufe des Jahres untersuchten Proben. Ursache für die Verarbeitung derart hoch belasteter Rohstoffe war die fehlende Qualitätskontrolle beim importierenden Mühlenbetrieb und in der Spezialbrotbäckerei. Teilweise erhebliche Höchstmengenüberschreitungen lagen auch bei einem Maisgrieß, bei 14 % aller untersuchten Cornflakes ohne Zusätze, bei Teigwaren auf der Basis von Maisgrieß und bei Maisgebäck vor. Tacos und Rollos aus Maismehl lieferten Werte knapp unterhalb der Höchstmenge. treide, insbesondere in Hafer und Haferprodukten, z. B. auch Müsli auftreten. Da ausreichendes Datenmaterial über die Belastungssituation bisher nicht vorliegt, wurden innerhalb der EU noch keine Höchstgehalte festgelegt. Angesichts der bekannten negativen Einflüsse wie Hemmung der Proteinsynthese und Schädigung der Zellen vor allem bei Organen mit hoher Zellteilungsrate – wie Leber und Magen-Darm-Trakt – ist dies jedoch unbedingt erforderlich. Insgesamt wurden 231 Proben untersucht. 78 % der unverarbeiteten Haferkörner enthielten T -2, HT -2 und T2-Tetraol mit Maximalwerten von 435, 1260 und 465 µg / kg. Müsli und Haferflocken enthielten nur vereinzelt Trichothecene des Typs A; bei 80 % der untersuchten Braugerste waren HT -2 und T2-Tetraol nachweisbar. Mykotoxine Jahresbericht 2006 Alternariatoxine Die Gattung Alternaria (Schwärzepilze innerhalb der Deuteromycetes) besteht aus mehr als 40 Arten, die in unterschiedlichem Maße Toxine und sekundäre Metaboliten bilden. Den Alternaria-Toxinen werden Ein Trichothecen des Typs B ist das seit langem be- sowohl akute als auch chronische toxische Wirkungen kannte und durch nationale Höchstmengen geregelte zugeschrieben. In einer toxikologischen Bewertung Toxin Deoxynivalenol (DON), das in allen Getreidearten kommt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sehr weit verbreitet ist. 54 % aller 570 untersuchten im Jahr 2003 zum Schluss, dass die Datenlage be- Proben enthielten dieses Toxin, Überschreitungen der züglich der Belastung mit Alternaria-Toxinen derzeit Höchstmengen bzw. Höchstgehalte waren bei unverar- nicht ausreicht, um eine Risikoabschätzung für den beitetem Weizen, Mais und Maismehl zu verzeichnen (6 Verbraucher vorzunehmen. Das BfR hält daher unter Proben = 1 %). Getreideerzeugnisse für Säuglinge und anderem weitere Untersuchungen zur Exposition für Kleinkinder waren insgesamt nur sehr gering belastet. erforderlich. Eine Höchstmengenregelung existiert Mit Einführung der großzügigen EU-Höchstgehalte zum derzeit nicht. 01.07.2006 ist auch bei DON die Zahl der Beanstandungen rückläufig. Zearalenon Screening- und Bestätigungsverfahren stehen für die Untersuchung auf ausgewählte Parameter (insbesondere Alternariol, Alternariol-Monomethylether, Altenuen, Tenuazonsäure und Tentoxin) zur Verfügung. Von 157 untersuchten Zearalenon kann möglicherweise auch beim Men- Proben enthielten 75 (48 %) eines, zumeist jedoch mehrere schen Krebs verursachen, belegt ist seine ausgepräg- Alternariatoxine. Am häufigsten bzw. am höchsten belastet te östrogene Wirkung. Die nationale Höchstmenge für waren kaltgepresste Sonnenblumenöle (bis zu 390 µg / kg sämtliche Getreideerzeugnisse lag bei 50 µg / kg, die Tenuazonsäure), Distel- und Sesamöl (bis zu 270 µg / kg EU sieht ab 01.07.2006 bzw. 01.07.2007 nach Produk- Tenuazonsäure), Sonnenblumenkerne (bis zu 1 000 µg / kg ten gestaffelte Höchstgehalte vor. Überschreitungen Tenuazonsäure und 880 µg / kg Tentoxin), Sesamsaat (bis ergaben sich lediglich bei einer Probe Maismehl und zu 430 µg / kg Tenuazonsäure), Roggen (bis zu 110 µg / kg einem Maiskeimöl, andere Getreide- und Getreidepro- Tenuazonsäure) und Tomatenmark (bis zu 360 µg / kg Tenu- dukte wiesen allenfalls geringe Gehalte an Zearalenon azonsäure), wobei Tenuazonsäure in 67 Proben, Tentoxin in auf, wobei überwiegend Mais und Maiserzeugnisse 32 Proben, Alternariol-Monomethylether in 32 Proben und betroffen waren. Messbare Werte lagen nur bei 26 % Alternariol in 25 Proben vorlag. aller 594 untersuchten Produkte vor. 91 92 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Marine und Süßwasser-Biotoxine (Algentoxine) Marine Biotoxine Süßwasser-Biotoxine PSP-Toxine AZP-Toxine (Paralytic Shellfish Poisoning, (Azaspiracid Shellfish Poisoning, Microcystine Saxitoxine) Azaspirsäuren) In der VO (EG) Nr. 853 / 2004 wurde ein In der VO (EG) Nr. 853 / 2004 ist für ne Grenzwerte erlassen, es wird der Grenzwert für PSP-Toxine in Muscheln Azaspirsäuren ein Grenzwert von von der WHO vorgesehene Richtwert von insgesamt 800 Mikrogramm pro 160 µg / kg Muschelfleisch festgelegt. von 1 µg Microcystin LR je Liter Was- kg Muschelfleisch (Gesamttoxizität) In keiner der 207 Proben Muscheln ser angesetzt. Die wenigen Oberflä- festgelegt. waren Azaspirsäuren nachweisbar. chengewässer, aus denen in Baden- Zur Beurteilung von Microcystinen in Trinkwasser wurden bisher kei- In 43 von 204 Proben Muscheln und Württemberg Trinkwasser gewonnen Muschelprodukten (= 21 %) wurden wird, wurden im Berichtsjahr auf Mi- PSP-Toxine nachgewiesen. Nur in 8 crocystine untersucht. In keiner der Proben wurden relativ hohe Gehalte Proben konnten Microcystine nach- von über 140 µg STXeq / kg festge- gewiesen werden. stellt. Keine der Proben lag über dem Auch für Badegewässer wurden in o. a. Grenzwert. Deutschland und in der EU bisher keine Grenzwerte verabschiedet. Al- ASP-Toxine lerdings werden 1000 µg pro Liter als (Amnesic Shellfish Poisoning, Richtwert für die Summe der Micro- Domoinsäure) cystine LR, RR und YR angesehen. In Insgesamt wurden 191 Proben Muscheln und Muschelprodukte, Algen und Nahrungsergänzungsmittel untersucht. Nur in einer Probe Ja- allen 10 untersuchten Wasserproben Cyclische Imin-Toxingruppe aus Badeseen waren keine Microcys- Spirolide (SPX-Toxine) und tine nachweisbar. Hingegen waren die Gymnodimin aus 2 Seenproben isolierten Algen mit kobsmuscheln wurde Domoinsäure Gymnodimin konnte fast ausschließ- nachgewiesen. Der Gehalt lag mit lich in Grünschalenmuscheln und de- 1,75 mg / kg noch weit unterhalb des ren Produkten nachgewiesen werden. Grenzwertes von 20 mg Domoinsäure Fast drei Viertel der zur Untersuchung (ASP) je kg Muschelfleisch. gelangten 19 Proben enthielten die Substanz, wenn auch in geringen DSP-Toxine Mengen im Bereich unter 10 µg / kg. (Diarrhetic Shellfish Poisoning, Auffällig waren die relativ hohen Ge- Okadasäure) halte von 90 µg / kg und 104 µg / kg in Die VO (EG) 853 / 2004 enthält einen Grenzwert für Okadasäure, Dinophysistoxine und Pectenotoxine von insgesamt 160 Mikrogramm pro kg Muskelfleisch. In 74 von insgesamt 205 untersuchten Muschelproben (= 36 %) wurden klassische DSP-Toxine nachgewiesen. Bei Miesmuscheln, die frisch oder in gefrorenem Zustand zur Untersuchung gelangten, war ungefähr jede zweite Probe (29 von 55 Proben) mit DSPToxinen belastet, größtenteils mit Herkunft Europa. 2 dieser Muschelproben. Bei der Herstellung von Muschelpulver aus Grünschalenmuscheln als Rohstoff für Nahrungsergänzungsmittel wird Gymnodimin durch Gefriertrocknung aufkonzentriert. In solchen Proben lassen sich Gehalte von 20 bis 80 µg / kg Gymnodimin nachweisen. Darüber hinaus wurden in Teppich- über 1000 µg / kg hoch mit Microcystinen belastet. Bestimmte Blaualgen finden als Nahrungsergänzungsmittel Verwendung. Da einige Cyanobakterien aus natürlichen Süßwasserseen geerntet und zu Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet werden, wurden 19 Nahrungsergänzungsmittel überprüft. In einem Produkt aus Chlorella-Algen und in 15 Produkten aus Spirulina-Algen konnten keine Microcystine nachgewiesen werden. Dagegen waren alle drei AFA-Algen-Produkte mit Microcystinen belastet. Die Gehalte lagen im Bereich zwischen 50 und 80 µg / kg. Wahrscheinlich waren die Erzeugnisse mit Microcystis-Algen verunreinigt. bzw. Venus-, Mies-, Grünschalenmuscheln und Austern nur geringe Abb.: Gehalte an des-methyl-C-Spirolid Taschenkrebs (o.); (vereinzelt knapp über 10 µg / kg) nach- Spirulina (li.) gewiesen. Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten Jahresbericht 2006 Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten Zwei von vier EU-Referenzlaboratorien (CRL) für Pestizidrückstandsanalytik sind in Baden-Württemberg angesiedelt! Mit Wirkung vom 1. Juli 2006 wurden das CVUA Stuttgart und das CVUA Freiburg durch die EU-Kommission als CRLs für die Analytik von Pestizidrückständen benannt. Dabei deckt das CVUA Stuttgart den Bereich „mit Einzelbestimmungsverfahren zu analysierende Pestizidrückstände“ ab, ein Arbeitsgebiet, das analytisch außerordentlich fordernd ist, da es sich hierbei in der Regel um Stoffe handelt, die aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften nicht in bestehende Multimethoden integriert werden können. Das CVUA Freiburg ist für den Bereich „Pestizidrückstände in Lebensmitteln tierischer Herkunft und Waren mit hohem Fettanteil“ benannt. Hier geht es unter anderem darum, bestehende Multimethoden zu erweitern und neue Verfahren für bisher unzureichend untersuchte Stoffgruppen zu entwickeln. Für beide Aufgabengebiete ist neben einer sehr guten apparativen Ausstattung vor allem analytisches Können und Geschick erforderlich. Zur angestrebten Weiterentwicklung und Harmonisierung Mit der Vergabe dieser anspruchsvollen Aufgabe an die der Lebensmittelüberwachung und Tierseuchendiagnostik CVUAs Stuttgart und Freiburg hat die Auswahlkommission wurde im Jahr 2005 die Einrichtung von Gemeinschafts- die bisherigen Leistungen beider Untersuchungsämter im Referenzlaboratorien (Community Reference Laboratories, analytischen und innovativen Bereich gewürdigt. CRLs) von der Europäischen Union u. a. für das Gebiet der Pestizidrückstandsanalytik ausgeschrieben. Dabei sollen die EU-Referenz-Laboratorien sowohl eine richtungsweisende als auch eine koordinierende und beratende Funktion erfüllen. Die Referenzlabore sollen analytische Qualitäts-Richtlinien erstellen, die dann von allen anderen Laboratorien innerhalb der EU übernommen und umgesetzt werden sollen. Ziel ist eine EU-weite Verbesserung der Qualität von analytischen Ergebnissen. In den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen sollen möglichst zügig Netzwerke von CRLs und NRLs (nationale Referenz-Laboratorien) aufgebaut werden, die jeweils von den entsprechenden CRLs koordiniert werden. Unter Berücksichtigung der analytischen Defizite und Gegebenheiten in den Mitgliedsstaaten, sollen die CRLs Forschungsarbeit zur Entwicklung neuer analytischer Me- Im Mai 2006 wurden Rahmenarbeitsprogramme über 5 Jahre mit der Kommission abgestimmt, Arbeitsprogramme für 2006 aufgestellt und die Arbeit als CRL wurde bereits zum 1. Juli 2006 aufgenommen. Ein Methodenvalidierungs-Ringversuch für Phenoxyalkancarbonsäure-Herbizide, ein Ringversuch für einige Einzelbestimmungsverfahren wie für Chlormequat und Organozinn-Verbindungen (in Zusammenarbeit mit dem CRL in Almeria), ein Ringversuch für Organochlor- und Organophosporverbindungen sowie Pyrethroide in Öl, ein Internet-Portal (www.crl-pesticides.eu ), eine „method validation database“ und erste Workshops in Freiburg und Fellbach, um nur einiges aufzuführen, waren zusätzlich zu den Routinetätigkeiten im Rahmen der Lebensmittelüberwachung zu bewältigen. thoden durchführen. Durch Workshops sollen die Experten Dabei war die Organisation und Durchführung der Interna- der nationalen Referenzlabore aus den Mitgliedstaaten, tionalen Workshops mit Teilnehmern aus allen EU-Ländern und bei Bedarf auch aus Drittländern, zur Anwendung neuer eine besondere und neue Herausforderung, die nur durch Analysenmethoden geschult werden. den unermüdlichen Einsatz der gesamten Teams bewältigt werden konnte. 93 Lebensmittelüberwachung BW 94 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Lebensmittel pflanzlicher Herkunft Durch umfangreiche Methodenentwicklung, verbunden mit dem Einsatz neuer Analysentechniken, konnte das untersuchte Wirkstoffspektrum nochmals stark erweitert werden. So können nun pflanzliche Proben routinemäßig auf potenzielle Rückstände von über 500 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und Metaboliten mit sensitiven und selektiven Verfahren untersucht werden. Durch die Erweiterung des Untersuchungsspektrums erhöhte sich auch die Anzahl der verschiedenen, in pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesenen Wirkstoffe nochmals deutlich. So wurden insgesamt 170 verschiedene Wirkstoffe in Obstproben und 199 verschiedene Wirkstoffe in Gemüseproben nachgewiesen. Dies verdeutlicht die große Bedeutung die der ständigen Weiterentwicklung und Aktualisierung des der Untersuchung zugrunde liegenden Stoffespektrums für die erfolgreiche Rückstandsüberwachung von Lebensmitteln zukommt. Die einzelnen Höchstmengenüberschreitungen, die Häufigkeit der nachgewiesenen Stoffe und andere Informationen sind über das Internet abrufbar (www.cvua-stuttgart.de ). Allgemeine Daten zu Analytik, Rückstandsbefunden und Anwendungsempfehlungen sind über eine Internet-Datenbank des CVUA Stuttgart verfügbar (www.pesticides-online.com Von den 2 536 Proben pflanzlicher Paprika – weniger Höchstmengenüberschreitungen, Rückstände Lebensmittel, die auf Rückstände verbotener Pestizide in spanischem Paprika an Pflanzenschutzmitteln untersucht wurden, stammten 2 032 Proben aus konventionellem und 504 Proben aus ökologischem Anbau. Der Anteil an Proben aus konventionellem Anbau mit Höchstmengenüberschreitungen beträgt 9,5 % (193 Proben von 2032 Proben). Die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen bei Lebensmitteln aus ökologischem Anbau sind im Kapitel Öko-Monitoring sowie im Bericht zum Öko-Monitoring 2006 dargestellt. Siehe auch www.untersuchungsaemter-bw.de suchungsaemter-bw.d Tabelle: Pflanzenschutzmittelrückstände differenziert nach Herkunft Tabelle: Rückstände in . Der Anteil an Paprikaproben mit Quoten an Proben mit Höchstmengen- Höchstmengenüberschreitungen überschreitungen auf. Die mittlere An- verringerte sich im Vergleich zu den zahl nachgewiesener Wirkstoffe pro vorhergehenden Jahren. Die Bean- Paprikaprobe hat im Jahr 2006 jedoch standungsquote nahm von 25 % ebenso wie die Anzahl an Proben mit (2005) auf 14 % (2006) deutlich ab. Mehrfachrückständen im Vergleich zu Dies ist u. a. auf die im Rahmen der 2005 deutlich zugenommen. Bei den EU-Harmonisierung erfolgte Anhe- Untersuchungen des Vorjahres wies bung von Rückstandshöchstmengen jede Paprikaprobe im Mittel 5,4 Wirk- für einzelne Wirkstoffe sowie die stoffe auf, im Jahr 2006 wurden je- Beantragung und Erteilung von All- doch im Mittel 7 Wirkstoffe pro Probe gemeinverfügungen zurückzuführen. nachgewiesen (max. 21 Wirkstoffe). Nach wie vor weisen jedoch Paprika Gemüsepaprika zählen somit weiter- aus der Türkei mit 23 % sowie Spa- hin zu den höher mit Pflanzenschutz- nien mit 15 % vergleichsweise hohe mitteln belasteten Gemüsearten. Obst, konventionell erzeugt Pflanzliche Lebensmittel in Proben pflanzlicher Lebensmittel Inland Gemüse, konventionell erzeugt Ausland Inland % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Proben gesamt 380 43 481 54 285 33 544 63 davon mit Rückständen 364 96 455 95 224 79 482 89 27 7 39 8 20 7 86 16 Proben über HM Herkunftsland Gemüsepaprika Anzahl Proben mit Proben mit Proben mit Proben Rückständen Rückständen Mehrfachrückständen > HM Herkunftsland * Datenbasis für prozentuale Auswertung zu gering Ausland Anzahl differenziert nach HM = Höchstmenge ). Anzahl Griechenland % Anzahl % Anzahl 3 ** 6 9 50 4 ** 9 69 3 3 ** 0 18 14 78 1 4 4 ** 0 Niederlande 13 12 92 1 Ohne Angabe 1 1 ** 0 101 100 99 15 15 Israel Marokko Spanien 8 % 1 ** 99 98 Türkei 30 25 83 7 23 21 70 Gesamt 170 159 94 24 14 146 86 Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten Jahresbericht 2006 Das CVUA Stuttgart deckt verbotenes Pestizid in spanischem Gemüsepaprika auf Im Rahmen von Rückstandsuntersuchungen bei Gemüsepaprika hat toxikologische Bewertung der Rückstands- das CVUA Stuttgart Ende des Jahres 2006 Rückstände des in der EU gehalte nicht möglich. Da der Wirkstoff nicht zugelassenen Insektizids Isofenphos-methyl festgestellt. Auffal- Isofenphos-methyl zur Gruppe der neu- lend war, dass dieses Insektizid ausschließlich in Proben aus Spani- rotoxischen Phosphorsäureester gehört en nachgewiesen wurde. In 12 der ca. 40 Proben, die auf Isofenphos- und der chemisch sehr ähnliche Wirkstoff methyl untersucht wurden, konnte dieser Wirkstoff nachgewiesen Isofenphos aufgrund eines sehr niedrigen werden. Die Rückstandsgehalte lagen in 8 Proben über der allgemei- ADI von 0,001 mg / kg KG (BfR 1992, WHO nen Höchstmenge von 0,01 mg / kg. 1986) eine vergleichsweise hohe Toxizität Hintergrundinformation: aufweist, war von einer entsprechenden toxikologischen Relevanz des Wirkstoffs Isofenphos-methyl Isofenphos-methyl enthaltende Pflanzenschutzmittel sind auszugehen. Die Ergebnisse wurden in das Schnellwarn- weder in Spanien noch in einem anderen EU-Mitgliedsstaat system der Europäischen Kommission gemäß Artikel 50 zugelassen. Dieser Wirkstoff ist daher weder in Anhang 1 der VO (EG) 178 / 2002 eingestellt (RASFF News 06-347 der EU-Richtlinie 91 / 414 aufgenommen, noch zur Prüfung vom 21.12.2006). einer möglichen Aufnahme vorgesehen. Er wurde ohne Zulassung und damit ohne toxikologische Bewertung illegal aus China nach Spanien eingeführt und angewendet. Da auch dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) keine Angaben zur Toxizität des Wirkstoffs vorlagen, war eine Chronologie der Ereignisse November 2006 Entwicklung einer Methode zur Bestimmung von Isofenphos-methyl bei spanischem Gemüsepaprika, erste Rückstandsbefunde 20.12.2006 Pressemitteilung – Verbraucherministerium BadenWürttemberg warnt vor dem Verzehr von spanischem Paprika. 29.12.2006 – 03.01.2007 Erste Internetveröffentlichung des CVUA Stuttgart mit Inspektion der betroffenen Erzeugerbetriebe in Spa- Angaben zur Analytik und Untersuchungsergebnissen. nien, Beschlagnahmung vorhandener Ware, Untersu- 60 % der spanischen Proben enthielten Rückstände des chung auf Isofenphos-methyl-Rückstände, Sperrung Insektizids Isofenphos-methyl. von Betrieben, Vernichtung der Ware. 22.12.2006 06.02.2007 Nach retrospektiver Auswertung früherer Untersuchun- 2. Pressemeldung des Ministeriums für Ernährung gen traten Isofenphos-methyl-Rückstände bei spani- und Ländlichen Raum MLR: „Die Warnung vor Paprika schem Paprika erstmals im Januar 2006 auf. aus Spanien bleibt bestehen“. Verbraucherministerium 27.12.2006 Deutschland meldet Proben mit Isofenphos-methyl-Befunden an das EU-Schnellwarnsystem (RASFF). Baden-Württemberg fordert wirksamere Kontrollen in Spanien und intensivere Eigenkontrolle des Handels in Deutschland /Aktuelle Untersuchung zeigen Rückgang von Rückständen in spanischem Paprika / Ergebnisse 28.12.2006 noch nicht zufrieden stellend. 32 % der spanischen Pro- Es folgen weitere Meldungen an das EU-Schnellwarn- ben mit Isofenphos-methyl-Rückständen. system aus England, Finnland, Holland, Spanien. 1. Quartal 2007 28.12.2006 Bericht der spanischen Behörden im RASFF-System: Die Rückverfolgung der Informationen über die Wa- In Almeria werden insgesamt 303 Firmen kontrolliert, renströme hat ergeben, dass die Paprikas der ersten 123 Proben Paprika untersucht, 11 Strafverfahren ein- Schnellwarnung aus Deutschland von 37 verschiedenen geleitet, 24 Betriebe erhalten ein Vermarktungsverbot, Erzeugern stammten. 107 203 kg Paprika werden vernichtet. 95 Lebensmittelüberwachung BW 96 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Salatarten – viele Höchstmengenüberschreitungen bei Rucola und Kopfsalaten Aufgrund häufiger Rückstandsbefunde bei Salaten wurden Salate auch im Jahr 2006 verstärkt untersucht. Bei 89 % der 253 untersuchten Salatproben wurden Rückstände festgestellt, dabei lagen die Rückstandsgehalte in 13 % der Proben über der gesetzlich festgelegten Höchstmenge. Auch bei Salaten ist der Nachweis mehrerer Wirkstoffe je Probe die Regel, im Durchschnitt konnten 4 Wirkstoffe pro Probe nachgewiesen werden. Mit sehr hohen Beanstandungsquoten fallen wie schon in den vergangenen Jahren wieder Kopfsalat mit 29 % (14 von 48 Proben) und Rucola mit 63 % (5 von 8 Proben) auf. Aus diesem Grund werden im Jahr 2007 verstärkt Rückstandsuntersuchungen bei Rucola durchgeführt. Eisbergsalat wies Frische Kräuter – hohe Beanstandungsquote die geringste Beanstandungsquote bei den Salatarten auf, bei Petersilie lediglich bei einer von 38 Proben (3 %) war die gesetzlich Aufgrund der hohen Anzahl an Proben mit Mehrfach- festgelegte Höchstmenge überschritten. rückständen und der hohen Beanstandungsquote bei Küchenkräutern im Jahr 2005 wurden auch im Beerenobst Berichtsjahr Küchenkräuter verstärkt untersucht. In der Obstvermarktung zeichnet sich der Trend ab, die An- Rückstandsbefunde meist mehrerer Wirkstoffe sind gebotssaison für Beerenobst deutlich auszudehnen und bei Küchenkräutern die Regel. In 28 von 83 Pro- Beerenobst nahezu ganzjährig anzubieten. Aufgrund des ben (34 %) lagen die nachgewiesenen Rückstands- Angebotsumfangs und der Beliebtheit beim Verbraucher gehalte über den gesetzlich festgelegten Höchst- sowie der Anfälligkeit dieser Kulturen für Krankheiten und mengen. Dabei handelte es sich in 22 Fällen um Schaderreger und infolgedessen erforderlicher Pflanzen- Petersilienblätter-Proben, dies entspricht 47 % der schutzmaßnahmen wurden auch dieses Jahr in größerem untersuchten Petersilienblätter. Diese Untersu- Umfang Rückstandsuntersuchungen bei Beerenobst durch- chungsergebnisse verdeutlichen, dass auch nahe- geführt. zu alle Küchenkräuter aus konventionellem Anbau Insgesamt wurden 348 Proben Beerenobst (Erdbeeren, Rückstände an Pflanzenschutzmitteln aufweisen, Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Stachelbee- wobei insbesondere Petersilienblätter durch ver- ren und Heidelbeeren; Tafeltrauben hier ausgenommen) gleichsweise hohe Beanstandungsquoten auffallen. aus konventionellem Anbau untersucht. Erhöhte Bean- Aufgrund der relativ geringen Verzehrsmengen wur- standungsquoten werden, wenn auch auf niedrigerem den trotz höherer Rückstandsgehalte in keinem Fall Niveau, nach wie vor bei Strauchbeerenobst festgestellt. gesundheitsgefährdende Rückstandsmengen bei Zusammenfassend sind die Ergebnisse in nachfolgender Küchenkräutern festgestellt. Ausführlicher Bericht Tabelle dargestellt. im Internet unter www.cvua-stuttgart.de . * Summe. Diese beinhaltet sowohl Stoffe, die generell in Deutschland zur Anwendung nicht zugelassen sind, als auch Stoffe, die zwar in Deutschland, nicht aber zur Anwendung in dieser Kultur zugelassen sind. Tabelle: Rückstände in Beerenobst einheimischem und Anzahl Proben mit Proben mit Proben mit Proben mit Proben Rückständen Rückständen Mehrfachrückständen nicht zugelassenen > HM ausländischem Beerenobst aus konventionellem Anbau HM = Höchstmenge Anzahl Brombeere Erdbeere Heidelbeere % Anzahl 6 6 100 0 171 171 100 9 Stoffen * % Anzahl % Anzahl 4 67 0 5 162 95 1 % 1 7 6 86 0 5 71 0 Himbeere 31 27 87 2 6 23 74 4 13 Johannisbeere 97 92 95 17 18 87 90 18 19 36 36 100 3 8 35 97 7 19 348 338 97 31 9 316 91 30 9 Stachelbeere Gesamt Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten Jahresbericht 2006 97 Strauchbeerenobst deutscher Herkunft – geringere Beanstandungsquote im Vergleich zum Vorjahr, nach wie vor erhöhte Beanstandungsquoten bei Johannisbeeren In 16 Proben (17 %) der untersuchten Bei Himbeeren deutscher Herkunft mengenüberschreitungen, als auch 94 Proben Johannisbeeren deutscher wurden in 2 (9 %) der 22 untersuch- Befunde von nicht zugelassenen Herkunft wurden Höchstmengenüber- ten Proben Überschreitungen von Pflanzenschutzmitteln immer noch schreitungen festgestellt, weiterhin Rückstandshöchstmengen festge- auffallend häufig vorkommen. wurden in 17 Proben (18 %) Rück- stellt. In Proben von 2 Erzeugern stände nicht zugelassener Pflanzen- wurde der in Deutschland nicht zuge- schutzmittel nachgewiesen. Dabei lassene Wirkstoff Bifenthrin nachge- handelte es sich in 4 Fällen um in wiesen. In 2 weiteren Proben wurden Deutschland generell nicht zugelas- Pflanzenschutzmittelrückstände nach- sene Wirkstoffe, in 13 Fällen wurden gewiesen, die für eine Anwendung Pflanzenschutzmittel nachgewiesen, bei anderen Kulturen – jedoch nicht die für eine Anwendung bei anderen bei Himbeeren – zugelassen sind. Kulturen – jedoch nicht bei Johannis- Auch in einheimischen kultivierten beeren – zugelassen sind (Verstöße Heidelbeeren und Brombeeren gegen die Indikationszulassung). werden üblicherweise Pestizidrück- Bei Stachelbeeren wurden in 3 (9 %) der 35 untersuchten Proben deutscher Herkunft Überschreitungen von Rückstandshöchstmengen fest- stände festgestellt, die ermittelten Rückstandsgehalte sowie das festgestellte Wirkstoffspektrum waren jedoch erfreulicherweise unauffällig. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Beanstandungsquote jedoch verringert, was u. a. auf verstärkte Informationsangebote für einheimische Obstanbauer und Änderungen in der Zulassungssituation zurückzuführen ist. Aufgrund der vergleichsweise hohen Beanstandungsquote insbesondere bei Johannisbeeren werden die Untersuchungen jedoch auch im Jahr 2007 auf hohem Niveau fortge- Tabelle: setzt. Durch Veröffentlichungen und Rückstände in Schulungen des amtlichen Pflanzen- Johannisbeeren, schutzdienstes werden die Erzeuger Stachelbeeren und Vermarkter auf die Problemstel- und Himbeeren gestellt. In 6 Fällen wurden Pflanzen- Zusammenfassend ist festzustellen, lung sowie ihre Sorgfaltspflicht hinge- aus einheimischer schutzmittel nachgewiesen, die für dass in den Beerenobstkulturen Jo- wiesen und durch intensive Beratung Erzeugung eine Anwendung bei anderen Kultu- hannisbeeren, Stachelbeeren und wird Hilfestellung zur Verbesserung 2005 – 2006 ren – jedoch nicht bei Stachelbeeren – Himbeeren weiterhin sowohl Höchst- der Rückstandssituation gegeben. zugelassen sind. HM = Höchstmenge * Summe. Diese Obstkultur Johannisbeeren Stachelbeeren Himbeeren Jahr Proben Proben mit Proben mit beinhaltet sowohl Anzahl Rückständen nicht zugelassenen Stoffe, die generell > HM Stoffen * in Deutschland zur Anzahl % Anzahl % 2005 53 9 17 20 38 2006 94 16 17 17 18 2005 14 3 21 4 29 2006 35 3 9 6 17 2005 19 4 21 4 21 2006 22 2 9 4 18 Erdbeeren – geringe Quote an Höchstmengen- Tafeltrauben – geringere Höchstmengen- überschreitungen überschreitungsquote In diesem Jahr wurden 171 Proben, davon 85 Proben aus Tafeltrauben gehören nach wie vor zu den Obstarten, die Deutschland, auf Pestizidrückstände untersucht. In al- vergleichsweise viele Rückstandsbefunde aufweisen. Er- len untersuchten Erdbeeren aus konventionellem Anbau freulicherweise waren in 2006 jedoch deutlich weniger wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen – Proben von Tafeltrauben aufgrund von Höchstmengenü- hierbei waren in 95 % der Proben Rückstände mehrerer berschreitungen zu beanstanden als die Jahre zuvor. Im Wirkstoffe festzustellen. Bei 2 Proben deutscher und 7 Jahr 2006 wurden 147 Proben Tafeltrauben auf Rückstände Proben ausländischer Erdbeeren wurden Höchstmengen- an Pflanzenschutzmitteln untersucht. 141 (96 %) Proben überschreitungen festgestellt. wiesen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf, wobei Der positive Trend eines vergleichsweise niedrigen Ni- bei 14 Proben (10 %) die Rückstandsgehalte über der ge- veaus an Höchstmengenüberschreitungen hat sich aber setzlich festgelegten Höchstmenge lagen. Im Jahr 2005 be- erfreulicherweise bestätigt: 2004 waren es noch insgesamt trug die Beanstandungsquote aufgrund von Höchstmengen- 13 % Höchstmengenüberschreitungen im Vergleich zu 4 % überschreitungen dagegen noch 17 %. Insgesamt wurden (2005) und 5 % (2006). in den untersuchten Tafeltrauben 82 verschiedene Pestizide Anwendung nicht zugelassen sind, als auch Stoffe, die zwar in Deutschland, nicht aber zur Anwendung in dieser Kultur zugelassen sind. 98 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche nachgewiesen – die durchschnittliche Anzahl lag bei 6,4 ver- Sultaninen – auffallend viele Rückstandsbefunde schiedenen Wirkstoffen je Probe wobei bis zu 21 Pestizide je Probe in einer Probe festgestellt wurden (ausführlicher Bericht im Internet unter www.cvua-stuttgart.de ). Bezogen auf die jeweiligen Anbauländer bestehen nach wie vor deutliche Unterschiede hinsichtlich der Rückstandssituation. Erfreulicherweise waren bei den untersuchten einheimischen Tafeltrauben weder Höchstmengenüberschreitungen noch Rückstände nicht zugelassener Stoffe feststellbar. 4 von 16 auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersuchten Proben Sultaninen wiesen Höchstmengenüberschreitungen der Wirkstoffe Flufenoxuron bzw. Lufenuron auf. Auffallend bei den untersuchten Proben war jedoch die hohe Anzahl an nachgewiesenen Wirkstoffen: Durchschnittlich waren 9 Wirkstoffe pro Probe nachweisbar, im Maximum jedoch bis zu 33 Wirkstoffe pro Probe. Ursächlich für diese hohe Anzahl an Wirkstoffen dürfte die Vermischung unterschiedlich behandelter Traubenpartien sein. Kernobst – keine Höchstmengenüberschreitungen festgestellt Die Untersuchung von 68 Proben Äpfeln und 42 Proben Birnen aus konventioneller Erzeugung – da- Lebensmittel-Monitoring Im Jahr 2006 wurden im Rahmen von insgesamt 69 Proben aus des Lebensmittel-Monitorings am Deutschland – ergab in keinem CVUA Stuttgart insgesamt 206 Fall Beanstandungen wegen Lebensmittelproben auf ein Spek- Höchstmengenüberschreitun- trum von ca. 400 verschiedenen gen. Nachweisbare Rückstän- Pestizidwirkstoffen untersucht. de meist mehrerer Wirkstoffe 183 dieser Proben stammten aus sind auch bei Kernobst die Re- konventionellem und 23 Proben aus gel, wobei jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen einheimischer und importierter Ware festzustellen sind. Rückstände von für den Kernobstanbau nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln wurden lediglich in einer Birnenprobe nachgewiesen (Dichlofluanid). Erfreulicherweise waren im Jahr 2006 keine auffälligen Rückstandsbefunde der Wachstumsregulatoren Chlormequat und Mepiquat in einheimischen Birnen mehr feststellbar. ökologischem Anbau. In 85 % der konventionell erzeugten Proben konnten Rückstände an Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen werden, 15 der 183 Proben (8 %) wiesen Rückstandsgehalte auf, die über den gesetzlich festgelegten Höchstmengen lagen. Das Lebensmittel-Monitoring wird seit 4 Jahren in zwei sich ergänzenden Untersuchungsprogrammen durchgeführt: Untersuchung von Lebensmitteln des aus dem Ernährungsverhalten der Bevölkerung entwickelten Warenkorbes, um die Rückstandssituation unter repräsentativen Beprobungsbedingungen verfolgen zu können (Warenkorb-Monitoring), Steinobst – Höchstmengenüberschreitungen und Rückstände nicht zugelassener Wirkstoffe bei Pflaumen und Untersuchungen zu speziellen aktuellen Fragestellungen in Form von Projekten (Projekt-Monitoring). Im Warenkorb-Monitoring wurden in diesem Jahr 70 Proben (Aubergine (20), Eichblattsalat (18), Tafelweintraube (23), Tee (9)), Insgesamt wurden 133 Proben Steinobst aus konventio- im Projekt-Monitoring 136 Proben (Paprika (33) und anderes nellem Anbau auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln Gemüse (103)) untersucht. Die bundesweiten Ergebnisse untersucht. Bei Süßkirschen (6 %), Nektarinen (7 %), Apri- des Lebensmittel-Monitorings werden im gemeinsamen kosen (7 %) wurden Überschreitungen von Höchstmen- Bericht des Bundes und der Länder (www.bvl.bund.de gen festgestellt, bei Mirabellen und Nektarinen erfreu- veröffentlicht werden. licherweise nicht. Auffällig waren Pflaumen: in 4 (10 %) von 39 untersuchten Proben wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt, 3 dieser Proben stammten aus Deutschland. Bei 3 Proben einheimischer Erzeuger wurden darüber hinaus Rückstände von nicht zur Anwendung bei Pflaumen zugelassener Wirkstoffe (Indikationszulassung) nachgewiesen. ) Das CVUA Stuttgart bearbeitete auch in diesem Jahr wieder federführend das Projekt „Herbizidrückstände in bestimmten Gemüsearten“. Ziel diese Projektes war es, die gezielte Untersuchung verschiedener Gemüsekulturen auf Rückstände anwendungsrelevanter Herbizide verschiedener Stoffklassen des Jahres 2005 fortzuführen und auf andere Gemüsesorten auszudehnen, um weitere Rückstandsdaten zu der mengenmäßig am meisten ausgebrachten Pestizidgruppe der Herbizide zu erhalten. Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten Jahresbericht 2006 99 Lebensmittel tierischer Herkunft Gesamtergebnisse Insgesamt wurden 894 Proben Lebensmittel tierischer Herkunft auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln und persistente organische Kontaminanten untersucht. Davon wurden 541 Proben im Handel sowie 287 Proben bei Erzeugern im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes entnommen. 66 Fischproben stammten aus dem Rhein im Regierungsbezirk Freiburg. Da es ein Hauptanliegen der Lebensmittelüberwachung ist, (Summe der Parlar Kongeneren 26, 50, 62) von Bedeu- das Vorkommen von unerwünschten Stoffen in Lebensmit- tung. Im Folgenden wird daher hauptsächlich auf diese teln und damit eventuelle Gefährdungspotenziale frühzeitig Stoffgruppen eingegangen. zu erkennen und darüber hinaus auf längere Sicht zeitliche Trends in der Kontamination aufzuzeigen, wird die Über- Irische Butter wachung immer mehr nach Monitoring-Gesichtspunkten Verunreinigung mit Kontaminanten auf sehr niedri- ausgerichtet. Das bedeutet systematisches Messen und gem Niveau Beobachten der Rückstandssituation. Die Rückstandsgehalte an Altlasten nehmen in Lebensmitteln tierischer Her- Im Rahmen des Lebensmittel-Monitoringprogrammes wur- kunft kontinuierlich ab, was sich daran zeigt, dass der Anteil den 22 Proben Butter mit Herkunft Irland untersucht. Dabei der Proben mit nachgewiesenen Rückständen von 96 % fanden sich nur sehr geringe Gehalte an Organochlorpes- über 86 % in den Vorjahren auf jetzt 74 % zurückgegangen tiziden, während Industriekontaminanten wie PCB oder ist. Höchstmengenüberschreitungen sind nur in Einzel- PBDE gar nicht nachgewiesen wurden. fällen zu beobachten. In diesem Jahr wurde bei keinem Irland ist ein Agrarland, dass nur in geringem Umfang Lebensmittel eine Beanstandung wegen Höchstmengen- Einflüssen durch industrielle Verschmutzung ausgesetzt überschreitung ausgesprochen, jedoch wurden bei 23 % ist. Nichtsdestotrotz wurden Rückstände der sehr lang- der Rheinfische (Aale) Höchstmengenüberschreitungen an lebigen Organochlorpestizide wie z. B. Hexachlorbenzol, HCB und in einem Fall überhöhte PCB-Gehalte festgestellt. DDT, Dieldrin und Endosulfan sehr wohl nachgewiesen, Ein Bericht zu den Ergebnissen der Rheinfische wird an allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Der höchste fest- anderer Stelle publiziert. gestellte Wert betrug 2,15 µg / kg Fett für Hexachlorbenzol (siehe Tabelle). Bedeutung und Untersuchungsumfang Käse Persistente chlor- und bromorganische Verbindungen reichern sich über die Nahrungskette im Fettgewebe von Die Schadstoffbelastung von Käse ist ebenfalls gering. Grie- Tieren an. Lebensmittel tierischer Herkunft stellen daher chischer Schafskäse fällt jedoch aus dem Rahmen. die Hauptquelle für die Aufnahme dieser Stoffe durch den 71 Proben Käse mit mittleren Fettgehalten kamen zur Unter- Verbraucher dar. Das Untersuchungsspektrum umfasste suchung. Kuhmilchkäse aus Deutschland und der Schweiz die Stoffgruppen der chlor- und bromorganischen Kontami- stellte dabei die größte Gruppe, aber auch 19 Schafs- und nanten, Pestizide sowie Nitromoschusverbindungen. Ziegenkäse aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich Als besonders relevant und repräsentativ für die Belas- und Griechenland waren vertreten. Insgesamt zeigten sich tung mit Altpestizidrückständen und Kontaminanten sind auch hier nur niedrige Belastungen mit Rückständen an die Stoffe Hexachlorbenzol (HCB), Lindan (gamma-HCH), Pestiziden oder mit Kontaminanten. Der höchste Gesamt- Gesamt-DDT, PCB 153 (Indikatorkongener), Dieldrin, Ge- mittelwert aller Proben wurde für DDT mit 0,05 mg / kg Fett samt-Endosulfan, Moschusxylol sowie die Summe der ermittelt. Auffällig waren allerdings Schafskäseproben aus polybromierten Diphenylether (PBDE, Summe aus BDE Griechenland, die im Mittel weitaus höhere Gehalte auf- 28, 47, 99, 100, 153 und 154) anzusehen. Bei den Fischen wiesen, insbesondere an DDT, Lindan und Endosulfan. Bei sind noch einige spezielle Kontaminanten wie Nonachlor, einer Probe wurde sogar eine nominelle Überschreitung Chlordan, Tribromanisol, Trichlosan-methyl und Toxaphen der Höchstmenge für Lindan festgestellt, die jedoch wegen Rückstände HCB gamma-HCH Summe DDT PCB 153 Dieldrin Endosulfan Moschus- Summe Xylol PBDE Gehalte in µg / kg Fett min. nn nn nn nn nn nn nn nn max. 2,15 nn 1,34 nn 1,15 1,20 nn nn Mittelwert 1,63 nn 0,72 nn 0,31 0,05 nn nn Median 1,78 nn 0,89 nn 0,25 nn nn nn Tabelle: Rückstände in irischer Butter Lebensmittelüberwachung BW 100 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche des zu berücksichtigenden analytischen Streubereiches Kuh (D, CH) noch nicht zu einer Beanstandung führte. Schafs- und Ziegenkäseproben aus Deutschland, Frankreich Schaf, Ziege (D, F, NL) und den Niederlanden waren in ihrer Schadstoffbelastung Schaf (GR) mit den Kuhmilchkäsen vergleichbar, sodass die Vermu- Mittelwert (mg / kg Fett) tung nahe liegt, dass die deutlich höhere Belastung der griechischen Schafskäseproben ihre Ursache in regionalen Grafik: Organische Kontaminanten in Käse nach Tierart / Einflüssen des Herkunftslandes hat. Herkunft 0,025 0,025 0,020 0,020 0,015 0,015 0,010 0,010 0,005 0,005 0,000 0,000 HCB gammaHCH Summe DDT Dieldrin PCB 153 Endosulfan MoschusXylol Summe PBDE Org. Kont. Käse 2006 Eier Eier aus Käfighaltung weisen die geringste Schadstoffbelastung auf. 123 Hühnereiproben wurden auf das relevante Rückstands- Freilandhaltung auftraten, während Eier aus Käfighaltung und Schadstoffspektrum untersucht. Insgesamt zeigte bei allen relevanten Schadstoffen im Mittel die geringsten sich – von wenigen Einzelfällen abgesehen – eine erfreulich Werte aufwiesen. Dies erklärt sich dadurch, dass Lege- niedrige Belastung der Eier mit Schadstoffen. Bei keinem hennen in Käfighaltung von Umwelteinflüssen weitge- der untersuchten Stoffe lag der Medianwert über alle Pro- hend abgeschlossen sind und mit kontrollierbarem Futter ben höher als 0,002 mg / kg Fett. Der höchste gemessene versorgt werden, während in biologischer Haltung sowie Wert betrug 0,15 mg / kg Fett für DDT in einer Eiprobe aus in Freiland- und Bodenhaltung ein schwer kontrollierbarer ökologischer Produktion. Dieser Wert lag aber noch unter Einfluss von den Auslaufflächen ausgeht, die die Tiere mehr der zulässigen Höchstmenge von 0,5 mg / kg Fett. oder weniger intensiv nutzen. Da Hühner durch Scharren Dank der jetzt vorgeschriebenen Herkunftskennzeichnung und Picken relativ viele Bodenpartikel aufnehmen, kann es („Ei-Stempel“) war bei nahezu allen Proben bekannt, aus bei entsprechender umweltbedingter Schadstoffbelastung Bio welcher Haltungsform sie stammten (ökologische Produk- zu einer Anreicherung der fettlöslichen Kontaminanten im Freiland tion, Freilandhaltung, Bodenhaltung oder Käfighaltung), Tierkörper und dann zu einer erhöhten Belastung der Eier sodass eine Auswertung der Schadstoffbelastung in Ab- kommen. Käfighaltung Gehalte (Mittelwerte für DDT und PCB 153) bei Eiern aus Mittelwert (mg / kg Fett) Bodenhaltung hängigkeit von der Haltungsform vorgenommen werden konnte. Dabei zeigte sich, dass die mit Abstand höchsten Grafik: Organische Kontaminanten in Eiern nach Haltungsform 0,012 0,012 0,010 0,010 0,008 0,008 0,006 0,006 0,004 0,004 0,002 0,002 0,000 HCB gammaHCH Summe DDT PCB 153 Org. Kont. Eier 2006 Dieldrin Endosulfan MoschusXylol Summe PBDE 0,000 Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten Jahresbericht 2006 101 Fische und Fischerzeugnisse Kein Fischprodukt bietet mehr organische Schadstoffe als Dorschleber. Im Rahmen des bundesweiten Warenkorb-Lebensmittel- Die Belastung der Aale wird nur noch von den Dorsch- Monitorings wurden 15 geräucherte Aalproben, 16 Schwert- leberproben übertroffen. Hier finden sich z. B. 6 fach höhe- fisch- und 18 Dorschleber-Proben untersucht. Außerdem re Werte für DDT und 3fach höhere für PCB. Was den kamen im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollpla- Verzehr betrifft, nimmt der Verbraucher sogar bei gleicher nes (NRKP), eines speziellen Öko-Monitoringprogrammes Verzehrsmenge 9-mal mehr DDT und 5-mal mehr PCB mit des Landes Baden-Württemberg und der üblichen Lebens- Dorschleber auf als mit Aal. Dorschleber im eigenen Öl ist mittelüberwachung 24 Forellen- aus heimischer Fischzucht als Konserve im Handel erhältlich, wobei Öl und Leber in und 11 teilweise geräucherte Lachsproben zur Untersu- gleicher Höhe kontaminiert sind. chung auf Pestiziden sowie chlor- und bromhaltigen Konta- Ein besonderer Befund von Heptachloro-1‘-methyl-1,2‘- minanten. Die Belastung der unterschiedlichen Fischarten Bipyrrole (Q1) ergab sich in einer Probe Schwertfisch aus wird durch eine Auswahl an relevanten Stoffen im Vergleich dem Indischen Ozean. Diese Verbindung gehört zu einer dargestellt. Danach zeigt sich bei allen Fischarten als Haupt- Vielzahl von halogenierten Naturstoffen, die Forschergrup- komponente das Gesamt-DDT mit den höchsten mittleren pen inzwischen weltweit nicht nur in Fischen, sondern auch Gehalten bei Aalen und Schwertfisch von je 0,12 mg / kg in Meeressäugern nachweisen. Die halogenierten Stoffe Fett. Da die Fettgehalte von Schwertfisch unter 10 % (Mit- natürlichen Ursprungs reichern sich wohl ebenso wie die telwert: 2,6 %), von Aalen jedoch im Mittel bei 32 % la- industriell erzeugten POPs (persistent organic pollutents) gen, nimmt der Verbraucher bei Verzehr eines fettreichen in der Nahrungskette an. Sie kommen vorrangig im Meer Fisches absolut deutlich mehr Schadstoffmenge auf als mit vor und werden dort von niederen Organismen wie Algen, einem fettarmen Fisch. So ist die Aufnahmemenge von Schwämmen und Würmern produziert. DDT und PCB beim Aal am höchsten, gefolgt von Toxaphen Aal (Parlar), Dieldrin und HCB bei Aal sowie DDT, Tribromanisol Forelle und Toxaphen (Parlar) bei Lachs. Lachs 0,045 0,045 0,040 0,040 0,035 0,035 0,030 0,030 0,025 0,025 0,020 0,020 0,015 0,015 0,010 0,010 0,005 0,005 0,000 Mittelwert (mg / kg Frischgewicht) Schwertfisch Grafik: Unterschiedliche Fischarten – Beitrag zur Belastung des Verbrauchers 0,000 HCB Nonachlor DDT PCB 153 Dieldrin Chlordan Tribromanisol PBDE Trichlosanmethyl Parlar Org.Kont.Fischart 2006 0,14 0,14 0,12 0,12 0,10 0,10 0,08 0,08 0,06 0,06 0,04 0,04 0,02 0,02 0,00 0,00 HCB Nonachlor DDT PCB 153 Dieldrin Org.Kont.Fische 2006 Chlordan Tribromanisol PBDE Trichlosanmethyl Parlar Mittelwert (mg / kg Fett) Grafik: Vergleich der Belastung von Fischen mit organischen Kontaminanten Lebensmittelüberwachung BW Mittelwert (mg / kg Frischgewicht) 102 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche 0,40 0,40 0,35 0,35 0,30 0,30 0,25 0,25 0,20 0,20 0,15 0,15 0,10 0,10 0,05 0,05 0,00 0,00 HCB Nonachlor DDT PCB 153 Dieldrin Chlordan Tribromanisol Org.Kont._Aal 2006 Grafik: Aal und Dorschleber im Vergleich – Beitrag zur Belastung des Verbrauchers PBDE Trichlosanmethyl Aal Parlar Dorschleber Fleisch Schweineleber und Straußenfleisch heben sich von anderen Fleischarten ab. Im bundesweiten Lebensmittel-Monitoring wurden 21 Pro- Bei Lamm- und Ziegenfleisch liegen bis auf den Gesamt- ben Rinder- und 16 Proben Schweineleber untersucht, die DDT -Gehalt bei Ziege (0,019 mg / kg Fett) alle mittleren mit 129 Proben Rind- und 88 Proben Schweinefleisch – teil- Rückstandsgehalte unter 0,01 mg / kg Fett und weisen weise im NRKP beprobt – verglichen wurden. damit die ubiquitäre Hintergrundbelastung für Fleisch auf. Eine Auswahl von relevanten und repräsentativen Pestiziden und Kontaminanten zeigt die höchste Belastung bei Rinderleber, während Rindfleisch deutlich geringer kontaminiert ist. Auffällig ist ein erhöhter mittlerer beta-HCH- Aus der Gruppe der Pyrethroide und Phosphorsäureester wurden lediglich in zwei Proben positive Befunde unter der Höchstmenge festgestellt (Permethrin, Fenvalerat und Fenitrothion). Gehalt von 0,018 mg / kg Fett, während die übliche Hintergrundbelastung für Fleisch bei etwa 0,001 mg / kg Fett liegt. Für PCB 153 ergibt sich sogar ein mittlerer Gehalt von 0,025 mg / kg Fett. Im Gegensatz zur Rinderleber ist Schweineleber ebenso wie Schweinefleisch fast rückstandsfrei. Darüber hinaus wurden noch einige andere Fleischarten bezüglich persistenter Stoffe miteinander verglichen. Während Geflügel nur noch im Spurenbereich Rückstände aufweist, Grafik: Fleisch und Leber von Rind und Schwein im Vergleich ist Straußenfleisch deutlich höher belastet. Hier zeigte sich vor allem ein erhöhter mittlerer Gesamt-DDT -Gehalt von 0,12 mg / kg Fett. Auch bei den anderen Pestiziden / Konta- Mittelwert (mg / kg Fett) minanten nimmt Straußenfleisch die Spitzenposition ein. Rindfleisch Schweinefleisch Rinderleber Schweineleber 0,025 0,025 0,020 0,020 0,015 0,015 0,010 0,010 0,005 0,005 0,000 0,000 HCB betaHCH Lindan DDT PCB 153 Org. Kont. Schwein 2006 Dieldrin Endosulfan Moschusketon PBDE Jahresbericht 2006 103 0,12 0,12 0,10 0,10 0,08 0,08 0,06 0,06 0,04 0,04 0,02 0,02 0,00 0,00 HCB betaHCH Lindan DDT PCB 153 Org. Kont. Fleisch 2006 Grafik: Verschiedene Fleischarten im Vergleich Dieldrin Endosulfan Moschusketon Geflügel Lamm Straußenfleisch Ziegenfleisch PBDE Honig Honig kann ein gutes „Rückstandszeugnis“ ausgestellt werden 21 Proben Honig wurden im Rahmen des Nationalen Rück- ist ein Akarizid, das im Bienenstock zur Bekämpfung der standskontrollplans auf Organochlor- und Organophosphor- Varroa-Milbe eingesetzt wird. Eine Höchstmenge ist für die- Verbindungen, Pyrethroide und weitere akarizid wirksame sen Stoff nicht festgelegt. Nach diesen Ergebnissen lässt Stoffe untersucht. Außer einer Spur von Brompropylat in sich somit dem Lebensmittel Honig ein gutes Zeugnis in einer Probe war ansonsten Coumaphos als einziger Stoff Bezug auf Verunreinigungen mit Pestizidrückständen und in 76 % der Proben enthalten, wobei der Median- und Mit- Kontaminanten ausstellen. telwert jeweils lediglich 0,001 mg / kg betrug. Coumaphos Mittelwert (mg / kg Fett) Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten 104 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Öko-Monitoring – Rückstandsuntersuchungen bei Lebensmitteln aus ökologischer Produktion Baden-Württemberg führt im Zusammenhang mit der vom Ministerrat des Landes beschlossenen Gesamtkonzeption zur Förderung des ökologischen Landbaus zusätzlich ein spezielles Untersuchungsprogramm für Lebensmittel aus ökologischem Landbau durch. Da dieses Öko-Monitoring im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung erfolgt, werden Lebensmittel aus ökologischem Anbau systematischer und häufiger als in der Vergangenheit auf Rückstände und Kontaminanten untersucht. Ziel des Öko-Monitorings ist es, in dem stark expandierendem Marktsegment Verbrauchertäuschungen besser zu erkennen und somit das Verbrauchervertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu stärken. Die ausführliche und tabellarische Darstellung der Untersuchungsergebnisse des Öko-Monitorings 2006 werden in einem gesonderten Bericht im Internet veröffentlicht (www.cvua-stuttgart.de ). Pflanzliche Lebensmittel Weitgehende Rückstandsfreiheit Untersuchungsergebnisse bei Wurzelgemüse aus ökologischem bei pflanzlichen Lebensmitteln pflanzlichen Lebensmitteln Anbau aus ökologischem Anbau Im Jahr 2006 wurden insgesamt 504 Insgesamt wurden 38 Proben Öko- Wie in den Vorjahren weist ökologi- Proben pflanzlicher Lebensmittel aus Wurzelgemüse untersucht, wobei sches Obst und Gemüse signifikant ökologischem Anbau auf Rückstände ein deutlicher Schwerpunkt bei Ka- geringere Rückstandsgehalte als kon- an Pflanzenschutzmitteln untersucht. rotten lag (34 Proben). Die 4 Proben ventionell erzeugte Ware auf. Bei der Die vollständigen Ergebnisse sind im Rote Bete wiesen keine Rückstände überwiegenden Anzahl der Proben Bericht über das Öko-Monitoring 2005 auf. Wie bereits 2005 wurden auch im aus ökologischem Anbau waren kei- im Internet unter www.cvua-stutt- Jahr 2006 viele Herbizide miterfasst ne Pestizidrückstände nachweisbar. gart.de abrufbar. Nachfolgend eine und in vergleichsweise vielen Proben Sofern Rückstände festgestellt wur- Auswahl der Ergebnisse: den, handelte es sich meist nur um in kleinen Konzentrationen nachgewiesen. Während deutsche Karotten Rückstände einzelner Wirkstoffe im Blattgemüse aus ökologischem überwiegend rückstandsfrei waren Spurenbereich (< 0,01 mg / kg) und Anbau (lediglich 1 Probe enthielt Spuren an 2 damit deutlich unterhalb der Kon- Von 57 untersuchten Blattgemüse- Pestiziden), enthielten 9 der 10 Proben zentration, die üblicherweise nach Proben wiesen lediglich 2 Proben italienischer Bio-Karotten Rückstände. Rückstände über 0,01 mg / kg auf. Nahezu alle Karottenproben enthiel- Anwendung entsprechender Wirkstoffe im Erntegut festgestellt BIO ! ten ein oder sogar mehrere Herbizide. werden kann. Da sich die Rück- Fruchtgemüse aus ökologischem Ferner wurden auch Rückstände an standssituation bei Bio-Paprika Anbau Fungiziden und Insektiziden nachge- und -Tafeltrauben im Jahr 2006 deutlich verbessert hat, hat die Beanstandungsquote bei frischen Erzeugnissen im Vergleich zum Vorjahr erfreulicherweise wieder abgenommen: 4,9 % 2006, 8,4 % 2005, nur 3,6 % 2004 und 4,5 % 2003. Da jedoch gerade bei einem knappen Angebot und einer stark steigenden Nachfrage Verfälschungen besonders lukrativ sind, soll der Markt auch im Jahr 2007 aufmerksam beobachtet werden. Insgesamt wurden 64 Proben, v. a. Paprika und Tomaten, auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. Lediglich 3 % der Proben enthielten Pestizidrückstände über 0,01 mg / kg (ohne die für die ökologische Landwirtschaft zugelassenen natürlichen Stoffe). In 3 Fällen wurde die Öko-Kontrollstelle auf erhöhte Gehalte hingewiesen. Damit hat sich die Situation bei Fruchtgemüse im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert: 2005 wurde bei 5 Proben (10 %) die Bezeichnung „aus ökologischem Anbau“ als irreführend beurteilt, eine Probe wies einen Rückstandsgehalt über der gesetzlich festgelegten Höchstmenge auf. wiesen. Insgesamt wurden 5 der 34 Karottenproben (15 %!) als irreführend gekennzeichnet beanstandet. Diese hohe Beanstandungsquote deutet darauf hin, dass bei Öko-Karotten die Nachfrage größer ist als das Angebot und deshalb möglicherweise auch konventionelle Ware als Öko-Ware vermarktet wird. Bereits in den Vorjahren waren italienische Bio-Karotten wegen der vergleichsweise hohen Pestizidgehalte aufgefallen. Aufgrund der Auffälligkeiten werden die Untersuchungen im Jahr 2007 fortgeführt. Öko-Monitoring Jahresbericht 2006 Kartoffeln aus ökologischem Damit haben die 2005 ergriffenen Pflanzliche Öle aus ökologischem Anbau Maßnahmen zu einer drastischen Anbau Im Jahr 2006 wurden insgesamt 23 Proben Kartoffeln aus ökologischem Anbau auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. 11 Proben wiesen Rückstände auf, wobei die Rückstandsgehalte von 7 Proben Verbesserung der Rückstandssituation bei Zuchtchampignons aus ökologischem Anbau geführt. Insgesamt wurden 16 Proben pflanzliche Öle aus ökologischem Anbau auf Pestizidrückstände untersucht. Bei pflanzlichen Ölen muss bei der Beur- Beerenobst aus ökologischem teilung noch ein Verarbeitungsfaktor Anbau berücksichtigt werden, da sich lipo- (30 %) über 0,01 mg / kg lagen. Die Insgesamt wurden 59 Proben Beeren- Bezeichnung „aus ökologischem An- obst aus ökologischem Anbau bau“ wurde bei einer Probe, aufgrund auf Pestizidrückstände unter- überhöhter Propamocarb-Rückstän- sucht. 2 Proben Tafeltrauben de, als irreführend beurteilt. 6 Proben wiesen Rückstände über Früh-Kartoffeln aus Israel und Ägypten 0,01 mg / kg auf, bei diesen wiesen Rückstände des nach Öko-VO Proben erfolgte ein Hinweis nicht zugelassenen Keimhemmungs- auf die erhöhten Gehalte. Die Zahl mittels Chlorpropham auf, die Gehalte der Proben mit Mehrfachrückständen Chlorpyrifos, Endosulfan und Procy- lagen bei 4 Proben über 0,01 mg / kg. ist bei Tafeltrauben vergleichsweise midon nachweisbar. Bei Pirimiphos- Die Untersuchungen bei Öko-Kartof- hoch und könnte auf die zum Teil recht methyl handelt es sich um einen feln werden aufgrund dieser Rück- kleine Parzellierung im Weinbau und Stoff, der häufig bei der Lagerhaltung standsbefunde im Jahr 2007 intensi- damit stärker zum Tragen kommende von Getreide und Ölsaaten eingesetzt viert werden. Abdriftproblematik hindeuten. wird. Es dürfte sich demnach um Kon- phile Pflanzenschutzmittel im Fettanteil der Ölsaaten anreichern. Bei O! K Ö 5 Proben waren Rückstände > 0,01 mg / kg nachweisbar, es wurde jedoch keine Probe beanstandet (Verarbeitungsfaktor). Am häufigsten waren Rückstände an Pirimiphos-methyl, taminationen in den Lagerhallen oder Zuchtpilze aus ökologischem Zitrusfrüchte aus ökologischem Mühlen handeln. Hier müssen die Anbau Anbau Betreiber noch größere Sorgfalt auf- Die Beanstandungsquote war 2005 Insgesamt wurden 58 Proben Zitrus- bei Zuchtpilzen mit 23 % sehr hoch, früchte aus ökologischem Anbau auf deshalb wurden die Untersuchungen Pestizidrückstände und Rückstände zu Pilzen im Jahr 2006 fortgeführt. Ins- von Oberflächenbehandlungsmit- gesamt wurden 23 Proben Zuchtpilze teln untersucht. Während 2004 noch aus ökologischem Anbau auf Pestizid- eine relativ große Anzahl von Bio- rückstände untersucht. 4 Proben Aus- Zitrusfrüchten geringe Gehalte an ternseitlinge und eine Probe andere Oberflächenkonservierungsstoffen Pilze wiesen Rückstände an Chlor- aufwiesen (Kontamination der Öko- mequat über 0,01 mg / kg auf. Dieser Ware in der Packstelle) scheint die- Wirkstoff wird als Halmverkürzer im ses Problem 2006 weitgehend ge- konventionellen Getreideanbau einge- löst zu sein: Nur 4 Proben enthielten setzt und gelangt vermutlich über das Rückstände an Orthophenylphenol, Substrat, auf dem die Pilze gezüchtet Imazalil und Thiabendazol. Auffäl- werden, in das Lebensmittel. Nach An- lig waren jedoch Zitronen meist aus hang I Nr. 5 der Öko-V muss im Bio- Italien oder Spanien, bei denen zum Landbau jedoch auch das Substrat Teil erhebliche Gehalte an Akariziden (Stroh) von Bio-Getreide stammen. (Fenbutatin-oxid, Dicofol, Tetradifon) Die Anwendung von Halmverkürzern festgestellt wurden. 7 der 38 Proben ist hier nicht zulässig. Bemerkens- Zitronen (18 %!) wurden als irrefüh- wert ist, dass Zuchtchampignons im rend bezeichnet beurteilt, bei 3 weite- Unterschied zum Vorjahr in keinem ren Zitronenproben wurde auf erhöhte Fall beanstandet werden mussten. Gehalte an Imazalil und Azoxystrobin Die Proben enthielten lediglich gerin- hingewiesen. ge Spuren an Chlormequat, nur eine Probe enthielt das Herbizid Clopyralid (0,01 mg / kg). wenden, um eine Kontamination zu vermeiden. In Olivenölen waren 2005 teilweise noch Rückstände an Fenthion nachweisbar. Aufgrund der Entscheidung 2004 / 141 / EG der Europäischen Kommission (vom 12.02.2004) bzgl. der Nichtaufnahme von Fenthion in Anhang 1 der EU-Richtlinie 91 / 414 ist die Anwendung von Fenthion enthaltenden Pflanzenschutzmitteln europaweit auch bei konventionell erzeugten Lebensmitteln nicht mehr zugelassen. Zulassungen der Mitgliedsstaaten mussten gemäß der Entscheidung 2004 / 141 / EG bis zum 11.08.2004 widerrufen werden. Bei den Untersuchungen 2006 konnte nur noch in einer Probe Olivenöl aus Griechenland Fenthion nachgewiesen werden. 105 106 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Tierische Lebensmittel Getreide und Erzeugnisse aus Getreide sowie Teigwaren aus Die Schadstoffgehalte liegen bei ökologischem Anbau tierischen Lebensmitteln aus Insgesamt wurden 42 Proben Getrei- ökologischer und konventioneller de, Getreidemehle, Brot, Gebäck und Produktion insgesamt sehr niedrig Teigwaren aus ökologischem Anbau auf Rückstände an Pestiziden untersucht. Während bei Getreide und Getreidemehlen keine Rückstände an Pflanzen- und Vorratsschutzmitteln > 0,01 mg / kg nachweisbar waren, wurden bei Backwaren einige überhöhter Rückstände als teilt. Bei den Knäckebrotproben ergab die Ursachenforschung durch die Öko-Kontrollstellen, dass die Rückstände durch Kontamination bei der Herstellung des Brotes zustande kamen. Der Hersteller produzierte auf der gleichen Anlage sowohl konventionelles als auch ökologischen Knäckebrot ohne ausreichende Reinigungsschritte bei der Umstellung der Produktion. Der Erfolg der zwischenzeitlich getroffenen Maßnahmen soll 2007 überprüft werden. Lebensmittel tierischer Herkunft aus ökologischer Produktion auf Kontaminanten und Pestizide untersucht. Verbindungen reichern sich über die Schwerpunktmäßig kamen Eier, Nahrungskette im Fettgewebe von Fleisch / Fleischerzeugnisse / Wurst- Tieren an. Lebensmittel tierischer Her- waren sowie Fische / Fischerzeugnis- kunft stellen daher die Hauptquelle für se / Krustentiere zur Untersuchung, die Aufnahme dieser Stoffe durch wobei die Warenkorbuntersuchung den Verbraucher dar. Da es kei- aus früheren Jahren fortgesetzt wur- ne Stoffe sind, die zur Produk- de. Die Belastung dieser Lebensmit- tion von Lebensmitteln einge- tel mit chlor- und bromorganischen setzt werden, sondern durch Kontaminanten und Pestiziden sowie BIO ! irreführend bezeichnet beur- Im Jahr 2006 wurden insgesamt 102 Persistente chlor- und bromorganische Proben Knäckebrot, Kräcker und Zwieback aufgrund Gesamtergebnisse Verunreinigungen der Luft, des Nitromoschusverbindungen hat sich Wassers oder des Bodens oder in den letzten 20 Jahren generell deut- durch Tierfuttermittel eingeschleppt lich reduziert, wobei DDT und PCB werden, sind ökologisch erzeugte sowie teilweise HCB noch die höchs- Lebensmittel in der Regel im selben ten Konzentrationen aufweisen. Die Ausmaß betroffen wie konventionelle durchschnittliche Hintergrundbelas- Produkte. tung liegt für die persistenten Konta- Es können bei ökologisch erzeugten minanten und Pestizide bei den Wa- Produkten im Einzelfall aber auch Ge- rengruppen Fleisch und Eier derzeit halte an einer Umweltkontaminante unter 0,010 mg / kg Fett. Bei Fischen auftreten, die höher sind als die der- aus Aquakulturen ist die Hintergrund- zeitige durchschnittliche Hintergrund- belastung für einige Stoffe – insbeson- belastung für die Schadstoff / Lebens- dere PCB, DDT und teilweise PBDE – mittel-Kombination. Für solche Fälle deutlich höher. stellt sich die Frage, ob es vonseiten des Verbrauchers eine berechtigte Erwartung geben kann, dass ökologisch erzeugte Lebensmittel keine höheren Gehalte an einer Umweltkontaminante aufweisen als ein entsprechendes Produkt aus einem konventionellen Betrieb. Nach derzeitiger Rechtslage regelt die Verordnung über den ökologischen Landbau bezüglich der Kennzeichnung als Spezialrecht abschließend, was berechtigte Verbrauchererwartung für die ökologisch erzeugten Lebensmittel ist. Danach ist der Gehalt an einer Umweltkontaminante nicht als Kriterium der berechtigten Verbrauchererwartung anzusehen. Pharmakologisch wirksame Stoffe Jahresbericht 2006 Pharmakologisch wirksame Stoffe Pharmakologisch wirksame Stoffe finden in der landwirtschaftlichen Nutztierproduktion als Bestandteile von Tierarzneimittelpräparaten Verwendung und dienen damit der Krankheitsvorbeugung und -bekämpfung. Tierarzneimittelrückstände i. S. von Art. 1 (1) Verordnung (EWG) Nr. 2377 / 90 sind alle Stoffe mit pharmakologischer Wirkung – seien es wirksame Bestandteile, Arzneiträger oder Abbauprodukte – einschließlich ihrer Stoffwechselprodukte, die in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vorhanden sind und aus der Anwendung des betreffenden Tierarzneimittels resultieren. Bei ordnungsgemäßer Anwendung von Tierarzneimitteln Die Anhänge I und III enthalten Verzeichnisse von phar- verbleiben in den von behandelten Tieren gewonnenen makologisch wirksamen Stoffen, für die Höchstmengen Lebensmitteln nur Rückstandsmengen, die als toxikolo- für Rückstände festgesetzt sind (Maximum Residue Limit, gisch unbedenklich gelten. Der unsachgemäße Umgang MRL). Das Verzeichnis nach Anhang II führt Stoffe auf, die mit Arzneimitteln, wie beispielsweise die Nichteinhaltung nach aktuellem Kenntnisstand als toxikologisch unbedenk- der erforderlichen Wartezeit nach der Behandlung oder gar lich gelten. Rückstände dieser Stoffe sind nicht relevant und die rechtswidrige Applikation verbotener Wirkstoffe, kann es sind daher keine Höchst- indes zu Rückständen führen, die ein gesundheitliches Ri- mengen festzusetzen. siko für den Verbraucher darstellen. Die missbräuchliche Anwendung von Antibiotika birgt ferner die Gefahr der unbeabsichtigten selektiven Heranzüchtung resistenter Krankheitserreger. Antibiotikaresistente pathogene Keime können sich in Tierbeständen verbreiten oder auch auf den Menschen übergehen. Schwer oder nicht mehr heilbare Die Anwendung von Infektionskrankheiten können die Folge sein. Stoffen des Anhangs IV Tiere, die der Lebensmittelgewinnung dienen, dürfen EU- ist bei lebensmittelliefernden weit nur mit Arzneistoffen behandelt werden, die in den Tieren EU-weit verboten. Anhängen I bis III der VO (EWG) Nr. 2377 / 90 aufgeführt sind. Untersuchungen auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe Die Überwachung von Rückständen pharmakologisch Ferner regelt der NRKP Bedingungen für die Probenahme wirksamer Stoffe in Tieren und Lebensmitteln tierischer und definiert Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Herkunft erfolgt auf allen Stufen der Produktions- und Han- Untersuchungsverfahren. delskette. In den CVUAs werden untersucht: • Proben, die im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes (NRKP) entnommen wurden, • Planproben nach dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch – LFGB), • auffällige Proben aus der Schlachttier- und Fleischuntersuchung. Die Durchführung des NRKP erfolgt mit dem Ziel: • vorschriftswidrige Behandlungen nachzuweisen, • die Einhaltung von Höchstmengen zu überprüfen, und • Ursachen von Rückstandsbelastungen aufzuklären. Nach nationalem und EU-Hygienerecht muss vor jeder Schlachtung eine Schlachttier- und anschließend eine Fleischuntersuchung durchgeführt werden. Weisen leben- Der NRKP ist ein jährlich für jeden EU-Mitgliedsstaat erstell- de Tiere physiologische bzw. physische oder psychische ter Plan für die Entnahme und Untersuchung von Proben Veränderungen auf, die auf eine Behandlung mit pharma- zur Überprüfung der Rückstandssituation in Erzeuger- und kologisch wirksamen Stoffen hindeuten, oder wird z. B. ei- Schlachtbetrieben. Darin wird jeweils ein bestimmtes Spek- ne Injektionsstelle im Muskelfleisch entdeckt, so wird der trum an Stoffen vorgegeben, auf das die entnommenen Tierkörper beschlagnahmt und geeignetes Probenmaterial Proben mindestens zu untersuchen sind (Pflichtstoffe). zur Analyse eingesandt. Pathologisch verändertes Gewebe, Neben diesen Pflichtstoffen können bei einer definierten das eine Infektion vermuten lässt, wird durch eine bak- Probenanzahl die Stoffe, auf welche die entnommenen teriologische Fleischuntersuchung auf Krankheitserreger Proben zu untersuchen sind, frei gewählt werden. Diese geprüft. Zusätzlich werden solche Proben mit dem Allge- Wahlstoffe werden nach aktuellen Erfordernissen und Er- meinen Hemmstofftest (AHT) untersucht. Der Allgemeine kenntnissen aus der Tierarzneimittelüberwachung (Risiko- Hemmstofftest stellt ein biologisches Untersuchungsver- analysen) festgelegt. fahren zur Prüfung auf Anwesenheit von Antibiotika dar. 107 108 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Fällt der AHT positiv aus, wird ebenfalls Probenmaterial det. Nur bei drei Untersuchungen mit dem Allgemeinen zur weitergehenden Analyse eingesandt. Hemmstofftest an Probenmaterialien von 2 Tieren sowie Von den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern Karlsruhe und Freiburg wurden im Rahmen des NRKP 2006 insgesamt 18 809 Untersuchungen mit Proben von 11 340 verschiedenen Tieren durchgeführt. 13 708 dieser Untersuchungen (entspricht 6 854 Tieren) sollten mit dem in einer Probe „Ei“ wurden Rückstände festgestellt, die den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprachen. Dies entspricht einer Quote von lediglich 0,03 % aller untersuchten Proben. Die positive Eiprobe enthielt Rückstände des Coccidiostaticums Lasalocid. Allgemeinen Hemmstofftest durchgeführt werden. Für die Im Rahmen der allgemeinen Lebensmittelüberwachung übrigen 5 101 Untersuchungen (in 4 486 Proben) wurden wurden 1087 Untersuchungen in 807 Planproben nach LFGB überwiegend physikalkalisch chemische Verfahren verwen- durchgeführt. Bei 21 Proben (2,6 %) wurden Rückstän- Sonderprogramm Schlachtpferde Pferde werden meist als Reittiere gehalten. Pferdefleisch und Fleischerzeugnisse aus Pferdefleisch werden z.T. aber auch von einem Anteil der Bevölkerung gegessen. Für die als Reittiere gehaltenen Pferde stehen zur Behandlung einige pharmakologisch wirksame Stoffe zur Verfügung, die bei lebensmittelliefernden Tieren tibiotika (Übersichtsanalyse, Hemmstofftests). In keiner nicht eingesetzt werden dürfen. Deshalb müssen für dieser 62 Proben waren Rückstände nachweisbar. Pferde, die der Lebensmittelgewinnung dienen sollen, Pferdepässe vorhanden sein, in die beispielsweise auch die verabreichten Tierarzneimittel eingetragen werden sollen. Bei einer EU-Inspektion war zufällig aufgefallen, dass beim Schlachten von Pferden entweder nur kurz vor Schlachtung, nur oberflächlich ausgestellte oder zum Teil auch keine Pferdepässe vorhanden waren. Phenylbutazon in Pferdewurst In einer Probe Pferdewurst wurden Rückstände von Phenylbutazon und Oxyphenbutazon festgestellt. Phenylbutazon wird als Arzneistoff aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika verwendet. Phenylbutazon war das erste nichtsteroidalen Antirheumatikum, Da bei Pferden meist nur geringe Probenzahlen auf das in Deutschland zugelassen wurde. Der Wirkstoff Rückstände von Tierarzneimittel untersucht werden, wird in Klein- und Großtierpraxen häufig eingesetzt. Bei wurden in einem Sonderprogramm alle während eines Pferden wird Phenylbutazon sehr häufig therapeutisch Zeitraumes von 4 Wochen zur Schlachtung gebrachten eingesetzt, im Pferdesport auch zu Dopingzwecken. Pferde überprüft. 62 dieser Pferde wurden in diesem Die Metabolisierung von Phenylbutazon erfolgt in der Zusammenhang auf Rückstände folgender pharmako- Leber. Dabei wird Oxyphenbutazon als ebenfalls wirk- logisch wirksamer Stoffe getestet: Wachstumsförderer samer Metabolit gebildet. In der Europäischen Union (ß-Agonisten), Entzündungshemmer (Nichtsteroidale ist allerdings die Verwendung von Phenylbutazon bei Antiphlogistika einschließlich Phenylbutazon sowie teil- lebensmittelliefernden Tieren nicht zugelassen. Aus die- weise auch auf Corticosteroide [z. B. Cortison]) und An- sem Grund wurde die Probe beanstandet. Pharmakologisch wirksame Stoffe de von pharmakologisch wirksamen Stoffen festgestellt, 9 dieser Proben (1,1 %) enthielten Rückstände, die den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprachen. Jahresbericht 2006 Streptomycin als Wirkstoff gegen bakteriellen Feuerbrand Das Antibiotikum Streptomycin ist als Die Anwendung streptomycinhaltiger Wirkstoff in 3 Pflanzenbehandlungs- PSM wird durch amtliche Untersu- mitteln (PSM) enthalten, deren Einsatz chungen begleitet. Während der Obst- 2006 zur Bekämpfung der bakteriellen blüte wurden daher in 66 verschiede- Die Rückstände der 9 nicht gesetzes- Feuerbrandkrankheit im Erwerbsobst- nen Obstanlagen Blüten als Proben konformen Proben gehörten zu folgen- bau über Ausnahmegenehmigungen erhoben. Ein Viertel der Proben (16) den Stoffgruppen (Anzahl der Proben möglich war. wurde aus Anlagen erhoben, in de- jeweils in Klammern): Sulfonamide (2), Streptomycinhaltige PSM können von nen eine Behandlung aufgrund der Coccidiostatica (3), Nitrofuranmetabo- Obstbauern nur nach Erhalt eines Be- Erteilung von Berechtigungsscheinen lite (2), Triphenylmethanfarbstoffe (1), rechtigungsscheins erworben und möglich gewesen wäre. In 10 dieser Phenylbutazon (1). Darüber hinaus wa- dürfen auch dann nur nach vorheriger Proben wurden in den Blüten Rück- ren in 12 Proben Rückstände von Te- Ankündigung angewendet werden. stände von Streptomycin im Bereich tracyclinen jeweils unterhalb entspre- Hierdurch sollen Kontaminationen zwischen 400 µg / kg und 5 000 µg / kg chender Höchstmengen vorhanden. von Bienen mit Streptomycin und da- festgestellt. Die Mehrzahl von 75 % mit des von diesen Bienen erzeugten der Proben stammte dagegen aus Honigs verhindert werden. Obstanlagen, deren Besitzer keine Berechtigungsscheine zum Erwerb von streptomycinhaltigen PSM beantragt hatten und die deshalb diese Kein Doping beim Schwein PSM nicht anwenden durften. In einer Bei der Untersuchung auf Rück- die Ovarien im Bauchraum ver- stände von Anabolika wurden im bleiben, wandern die Hoden durch den in den Blüten 4 800 µg / kg Strep- Urin eines Schweins Rückstände den Leistenkanal nach außen in tomycin festgestellt. Bei der anschlie- an Nandrolon (17beta-Hydroxyes- den Hodensack. Ist der Leisten- ßend durchgeführten Befragung gab tra-4-en-3-on; 19-Nortestosteron- kanal verengt, verbleiben die bei- der Landwirt zu, dass er Restmengen 17ß) in Höhe von 25 µg / kg auffäl- den oder nur einer der Hoden im streptomycinhaltiger PSM aus dem lig. Nandrolon ist ein sehr effek- Bauchraum und man spricht von Jahr 2005 angewendet habe. tives Anabolikum, welches die Kryptorchismus. Muskelbildung stark fördert und deshalb illegal als Leistungsförderer bei Masttieren und bei Sportlern eingesetzt werden kann. Sowohl bei Kontrollen in der Tiermast als auch bei Dopingkontrollen im die aus Gebieten mit Feuerbrandbe- Bauchraum kann die Hormonpro- kämpfung stammten, wurden eben- duktion verstärkt sein, während falls auf Rückstände von Streptomy- die Produktion der Spermien in cin untersucht. Davon waren nur in 2 der Regel gestört ist. Proben geringe Rückstandsmengen Zur Klärung des Sachverhaltes heit einige positive Befunde gege- wurden bei 11 Binnenebern aus ben. Als Grenzwert für Nandrolon verschiedenen Mastbetrieben sind 2 µg / l Urin festgelegt. die Gehalte von Testosteron und lung mit Nandrolon waren angebracht, da es sich bei der untersuchten Probe um den Urin eines sogenannten „Binnenebers“ (Spitzeber) handelte. Binneneber sind männlich Schweine, bei denen die Hoden in der Bauchhöhle entwickelt sind. Dies kommt in der Natur immer wieder vor und ist folgendermaßen erklärbar: Die Keimdrüsen (Hoden und Ova- 35 Honige aus der Erstschleuderung, Durch die höhere Temperatur im Sport hatte es in der Vergangen- Zweifel an einer illegalen Behand- Probe aus diesen Obstanlagen wur- Nandrolon im Urin sowie von Androstenon (Ebergeruchssteroid) im Fleisch bestimmt. Die Untersuchungsdaten zeigen auf, dass vor allem bei den älteren Binnenebern erhöhte Gehalte von Testosteron und Nandrolon im Urin sowie von Androstenon im Fleisch vorkommen können. Die Höchstgehalte im Urin lagen bei 340 µg / l Nandrolon und 100 µg / l Testosteron. Der Höchstgehalt von Androstenon im Fleisch betrug 3 800 µg / kg. rien) entstehen in der Embryonal- Die Probe wurde daher nicht be- phase aus der Urniere. Während anstandet. von Streptomycin enthalten. Eine Honigprobe enthielt 10 µg / kg Streptomycin, die zweite 18 µg / kg. Obwohl der zulässige Grenzwert für Streptomycin (20 µg / kg) bei beiden Proben nicht erreicht wurden, wurde die gesamte Charge der zweiten Honigprobe freiwillig nicht in Verkehr gebracht. 109 110 Lebensmittelüberwachung BW Antibiotika in Honig Antibiotika sind in der Europäischen Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Rückstände von Malachitgrün in Forellen Nitrofuranmetaboliten in Shrimps Nitrofurane zählen zu den Anhang-IV- Union zur Anwendung bei Bienen Malachitgrün gehört chemisch zur Stoffen der VO (EWG) Nr. 2377 / 90 nicht zugelassen. Demzufolge dürfen Gruppe der Triphenylmethanfarbstof- d. h. die Anwendung von Nitrofura- in Honig keine Rückstände von Anti- fe und findet vorwiegend Verwendung nen ist aufgrund genotoxischer so- biotika vorhanden sein. Lediglich für als synthetischer Farbstoff (z. B. in der wie karzinogener Wirkungen EU-weit das zur Gruppe der Aminoglycoside Lackherstellung). Malachitgrün stellt verboten. Nitrofurane sind bakterio- gehörende Antibiotikum Streptomycin aber auch ein hochwirksames Desin- statisch wirkende Chemotherapeuti- ist in Deutschland eine Höchstmen- fektionsmittel dar und vermag darüber ka, deren Wirkungsspektrum sowohl ge von 20 µg / kg festgelegt. In Baden- hinaus äußerst effektiv verschiedene grampositive als auch gramnegative Württemberg wurden 69 Stichproben Parasiten (Pilze, Bakterien, Einzeller) Bakterien umfasst. Alle Nitrofurane aus der Lebensmittelüberwachung zu bekämpfen, die Fische und Fischei- werden im Organismus sehr schnell auf Rückstände zahlreicher Antibio- er befallen. Daher wird es oft in der metabolisiert. Nitrofurane werden tika untersucht. In 2 dieser Honige Zierfischmedizin eingesetzt, insbeson- daher in unveränderter Form nicht waren Rückstände von Sulfonamiden dere gegen die Weißpünktchenkrank- mehr vorgefunden. Deshalb wird der enthalten. Ein Wabenhonig enthielt heit. Malachitgrün steht jedoch im Nachweis einer Anwendung von Ni- weit mehr als 1000 µg / kg Sulfadi- Verdacht krebserregend und erbgut- trofuranen über die Untersuchung von midin. Ein Blütenhonig enthielt so- schädigend zu sein. Zur Vermeidung bestimmten Zielanalyten geführt. Bei wohl 15 µg / kg Sulfathiazol als auch einer möglichen gesundheitlichen Ge- diesen Zielanalyten handelt es sich um 21 µg / kg Sulfadimidin. Sulfonamide fährdung des Verbrauchers ist konse- spezifische, an Proteine gebundene sind Chemotherapeutika, welche auf- quenterweise eine Anwendung von Metaboliten der Nitrofurane. Die Me- grund der Hemmung des Einbaus von Malachitgrün als Tierarzneimittel bei taboliten werden durch saure Hydro- para-Aminobenzoesäure in Folsäure lebensmittelliefernden Tieren EU-weit lyse abgespalten und gleichzeitig mit bakteriostat wirken. In der Literatur nicht erlaubt. o-Nitrobenzaldehyd derivatisiert. Der finden sich unter anderem Hinweise darauf, dass Sulfonamide zur Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut bei Bienen eingesetzt werden können (Lit. z. B.: Journal of Chromatography 463 (1989) 229–233). Diese beiden Honige wurden beanstandet. Nicarbazin in Wachteleiern In 3 verschiedenen Proben von Wachteleiern wurden Rückstände des Coccidiostaticums Nicarbazin festgestellt. Die Verwendung von Nicarbazin als Futtermittelzusatzstoff für Mastgeflügel ist bereits seit Mai 2002 nicht mehr erlaubt. Der Zusatzstoff E 772 (Maxiban G 160) enthält zwar neben Nicarbazin auch Narasin zu gleichen Teilen, ist aber nur zur Anwendung bei Masthühnern zugelassen und nicht bei Wachteln, die zur Eiergewinnung gehalten werden. Beide Proben wurden daher beanstandet. In einer Forellenprobe von insgesamt 56 untersuchten Proben von Fischen (See-, Süßwasserfische und Forellenkaviar) auf Triphenylmethanfarbstoffe wurden Rückstände von Leukomalachitgrün, das Haupt-Stoffwechselabbauprodukt von Malachitgrün, nachgewiesen. Der ermittelte Gehalt lag bei 3,3 µg / kg. Nachweis und die Bestimmung der Nitrofuranmetaboliten erfolgt mithilfe der HPLC-MS / MS. Insgesamt wurden 33 Proben Shrimps aus der Lebensmittelüberwachung auf Rückstände von proteingebundenen Nitrofuranmetaboliten untersucht. In 2 Proben Shrimps (6 %) konnte der Stoff Semicarbazid (SEM) eindeutig nachgewiesen werden. Bei SEM handelt es sich um einen Metaboliten des Nitrofurans Furazolidon. Beide Proben wurden deshalb beanstandet. Lebensmittelallergene Jahresbericht 2006 111 Nachweis von Lebensmittelallergenen Immerhin jede vierte untersuchte Probe verpackter Lebensmittel wies Spuren der Lebensmittelallergene Haselnuss, Mandel sowie Senf auf, jede fünfte enthielt Ei- oder Milchbestandteile in geringen Mengen – ohne eine entsprechende Allergenkennzeichnung. Aber auch gut ein Jahr nach Einführung der Kennzeichnungsregelungen verpflichtet ein Nachweis von Allergenen nicht zwangsläufig zur Kennzeichnung. Herstellungsbedingte Verunreinigungen sind häufig Ursache für Allergen-Spuren in Lebensmitteln und müssen nach wie vor nicht obligatorisch deklariert werden. Pflanzliche Lebensmittel Tierische Lebensmittel Erdnuss Kuhmilch Sojabohne Hühnerei Baumnüsse (Haselnuss, Walnuss, Mandel etc.) Fisch Weizen Schalentiere Sesam Weichtiere Senf Sellerie Tabelle: Lupine Bedeutendste allergene Lebensmittel Regelungen für Kreuzkontaminationen noch nicht in Sicht Ein Eintrag allergener Bestandteile in Lebensmitteln kann Im Rahmen der Überprüfung der einheimischen Hersteller viele Ursachen haben wie verunreinigte Rohstoffe, Ge- wurde daher auch die „kann … enthalten“- oder Spuren- rätschaften oder Stäube. Werden in denselben Betrieben Kennzeichnung hinterfragt und gebeten, praktikable Ver- (oder gar Produktionslinien) allergenfreie und allergenhal- meidungsmöglichkeiten zu prüfen. tige Produkte verarbeitet, können Verunreinigungen durch Allergene in den laut Rezeptur „allergenfreien“ Lebensmitteln oft nicht ganz ausgeschlossen werden. Durch solche Kreuzkontamination verursachte Allergenanteile sind weiterhin nicht kennzeichnungspflichtig und eine Verpflichtung, diese zu reduzieren, ist im geltenden Lebensmittelrecht derzeit noch nicht vorgesehen. Allerdings sind Grenzwerte, welche Allergen-Einträge durch Empfindliche Allergiker sollten auch geringe Allergen-Spu- Kreuzkontamination mit einschließen, hier mittelfristig die ren beim Kauf erkennen, selbst wenn diese nur über eine beste Lösung. Auch Allergologenverbände haben 2006 für Kreuzkontamination in das Produkt gelangt sind. solche Grenzwerte plädiert (s. u.). Wenn allerdings nahezu sämtliche infrage kommenden Allergene in der Kennzeichnung genannt werden (s. Abbildung), drängt sich die Frage auf, ob diese freiwilligen Hinweise wirklich immer notwendig sind. Um solche Grenzwerte auch überwachen zu können, müssen quantitative Analysenverfahren verfügbar sein. Dies ist nach wie vor nur eingeschränkt der Fall. Zwar konnten 2006 weitere Fortschritte, etwa beim Nachweis allerge- Den betroffenen Personen bleibt keine Wahl, als diese Pro- ner Lebensmittelbestandteile durch molekularbiologische dukte ganz zu meiden. In einigen Fällen wäre es aufgrund Verfahren auf Basis der real-time-PCR erzielt werden. Eine einer Risikobewertung im Rahmen des Allergen-Manage- Quantifizierung ist derzeit allerdings nur mittels immunolo- ments möglicherweise vertretbar, auf die Kennzeichnung gischer (zumeist ELISA-) Verfahren möglich – und auch hier des ein oder anderen Allergens zu verzichten. gibt es noch Handlungsbedarf bei der Standardisierung und der Herstellung von Referenzmaterialien. * Vieths et al. Allergo J. 2006 15, 114 – 122 ** ungefähre Nachweisgrenzen allergenes Lebensmittel (z. B. Haselnuss) allergenes Protein (z. B. Haselnussprotein) Vorschlag Allergologenverbände * analytische Möglichkeiten ** mg / kg mg / kg 10 – 100 2 – 50 1 – 10 0,5 – 5 Tabelle: Grenzwertvorschläge und analytische Möglichkeiten Lebensmittelüberwachung BW 112 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Untersuchungsergebnisse Wurstwaren – Senf und andere Verunreinigungen An den CVUAs wurden 2006 insgesamt 783 Untersuchun- Insgesamt 82 verpackte Wurstprodukte aus industrieller gen bei Proben ohne Allergendeklaration durchgeführt. In und handwerklicher Herstellung wurden im Rahmen eines 116 Fällen (= 15 %) wurden dabei nicht deklarierte Allergene bundesweiten Überwachungsprogramms auf Allergene festgestellt. Bei positiven Befunden musste zunächst im überprüft. In knapp jeder fünften untersuchten Wurstprobe Herstellungsbetrieb geklärt werden, ob eine (nicht kenn- waren nicht deklarierte Verunreinigungen durch Senf nach- zeichnungspflichtige) Kreuzkontamination oder eine nicht weisbar, jede zehnte enthielt Milchprotein ohne entspre- gekennzeichnete Zutat die Ursache war. chende Hinweise, hier bis zu 350 Milligramm des Milch- Weitere 348 Untersuchungen, vor allem auf Erdnuss, Ha- proteins Casein. Weitere nachgewiesene Allergene waren selnuss und Mandel, wurden durchgeführt bei Produkten Sellerie und Gluten, obwohl die betroffenen Produkte sogar mit „kann … enthalten“- Deklaration dieser Allergene. In als „glutenfrei“ beworben waren. 40 % dieser Proben waren Allergene auch nachweisbar; zu- In einigen Fällen zeigten die Ermittlungen vor Ort, dass mindest bei den einheimischen Herstellern wurde diese Art der Senf- und der Sellerie-Eintrag über die Gewürze er- der Kennzeichnung auf den Prüfstand genommen (s.u.). folgte und nicht als kennzeichnungsfreie Kontamination Untersucht wurden alle verpackten Lebensmittel, Schwer- zu bewerten ist. punkte waren Backwaren, Nudeln, Schokolade, Wurstwaren und Fertiggerichte. Nussallergiker: Vorsicht bei Schokolade! Die Ergebnisse bei den am häufigsten untersuchten Aller- Spuren von Haselnüssen sind in vielen Schokoladen ent- genen (verpackte Ware ohne Hinweise auf die jeweiligen halten, obwohl die Rezeptur dies eigentlich nicht vorsieht. Allergene) sind in der Grafik dargestellt. So waren von 140 auf Haselnuss untersuchten Proben 81 Der Anteil positiver Proben lag bei diesen Allergenen zwischen 3 und 25 % und hat sich gegenüber 2005 – also vor dem Inkrafttreten der Kennzeichnungspflicht – jeweils kaum verändert. (= 58 %) positiv. Da Haselnüsse vor allem über „cross contacts“ bei der Herstellung in Schokoladen gelangen können, weisen sehr viele Hersteller in der Kennzeichnung auf mögliche Spuren hin (siehe auch Kapitel II, Betriebskontrollen). So enthielten fast alle positiv getesteten Erzeugnisse Erfreulicherweise wurde in nur wenigen Proben (z. B. Scho- einen Hinweis auf Spuren an Nüssen. Allerdings wurden kolade, s. u.) nicht deklarierte Erdnuss nachgewiesen. Bei in 14 Proben Anteile zum Teil deutlich über 100 Milligramm Erdnussallergikern können schwerwiegende Symptome pro Kilogramm, in 4 Proben gar über 10 Gramm (bis zu 23 auch nach Aufnahme geringer Mengen auftreten. Gramm) pro Kilogramm festgestellt. Solche Anteile können keineswegs mehr als „Spur“ angesehen werden. Deutlich besser ist die Situation bei der für Allergiker be- Grafik: sonders kritischen Erdnuss; insgesamt nur zwei von 59 Allergenuntersuchungen 2006 – verpackte Ware Schokoladen-Proben ohne Hinweis auf Erdnuss waren po- ohne Hinweis sitiv. Erdnuss-Spuren waren auch bei Spurendeklaration in keiner der in Baden-Württemberg hergestellten Schokolanegative Proben denprodukte nachweisbar. 50 0 0 Allergene_verpackt 2006 Soja 50 Ei 100 Milch, Casein, ß-Lactoglobulin 100 Getreide 150 Glutenhaltiges 150 Senf 200 Sellerie 200 Mandel 250 Haselnuss 250 Erdnuss Probenzahl positive Proben Lebensmittelallergene Jahresbericht 2006 113 Untersuchungen bei „glutenfreien“ Produkten Etwa jede tausendste Person leidet in Deutschland an Zöliakie (synonym: Sprue), einer chronischen Erkrankung des Dünndarms. Verursacht wird Zöliakie durch bestimmte Getreideproteine, dem Gluten. Problematische glutenhaltige Getreidearten sind vor allem Weizen und Dinkel, Roggen und Gerste. Untersuchungsergebnisse 2006 Mit 35 % gegenüber 21 % im Vorjahr hat der Anteil der auf Gluten positiv getesteten Proben deutlich zugenommen. Insgesamt 17 von 81 „gluten- Zöliakiepatienten müssen sich lebenslang von glutenfrei- frei“ gekennzeichneten Proben enthielten Glutenanteile en Lebensmitteln ernähren. Hersteller von Säuglings- und über 20 Milligramm pro Kilogramm (maximal 192 mg / kg Kleinkindernahrung sowie eine Reihe von Backwaren- und in Teigwaren). Teigwarenherstellern bieten daher eigens „glutenfreie“ Allerdings wurden schwerpunktmäßig Produkte von Betrie- Produkte an, bei deren Herstellung eine Verunreinigung ben untersucht, die auch in den Vorjahren bereits Auffäl- durch Gluten bzw. glutenhaltigen Getreidearten unbedingt ligkeiten zeigten. So werden teilweise neben glutenfreien vermieden werden soll. Die Produkte sind durch das durch- auch glutenhaltige Erzeugnisse (z. B. auch Dinkel) auf den- gestrichene Ährensymbol erkennbar. selben Produktionslinien verarbeitet. Ein besonders betroffener Betrieb wurden aufgefordert, < 20 mg / kg (Grenzwert) seine Eigenkontroll- und Trennungsmaßnahmen zu verbessern. > 20 mg / kg Stark erhöhte, bei Zöliakiepatienten gesundheitsgefährden- > 2 000 mg / kg (0 %) de Anteile von Gluten über 2000 Milligramm pro Kilogramm wurden im Gegensatz zu 2005 jedoch nicht festgestellt. Grafik: Untersuchungsergebnisse 21 % 14 % 35 % positiv 65 % negativ Gluten 2006 Codex Alimentarius – Standard für „glutenfreie“ Produkte noch nicht verabschiedet Zöliakiepatienten reagieren unterschiedlich stark auf Seit geraumer Zeit wird durch den Codex Alimentarius Gluten. Teilweise können – ähnlich wie bei Lebensmit- ein weltweiter Standard ausgearbeitet, im Jahr 2006 telallergenen – bereits sehr niedrige Glutenmengen wurden die Grenzwert-Vorschläge noch einmal leicht Symptome auslösen. verändert (s. u.). Erfahrungsgemäß wird laut Deutscher Gesellschaft für Zöliakie eine Gesamtmenge von 10 mg pro Tag als tolerabel angesehen. Lebensmittel aktueller Vorschlag Codex Alimentarius Grenzwert (in mg Gluten im verzehrsfertigen Lebensmittel) aus natürlicherweise glutenfreien Zutaten (z. B. Mais, Reis) hergestellt aus ursprünglich glutenhaltigen Rohstoffen (z. B. Weizenstärke) 20 200 Tabelle: Neue GrenzwertVorschläge für den Codex Alimentarius Lebensmittelüberwachung BW 114 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Gentechnik in Lebensmitteln Weiterhin nur in Form von Verunreinigungen gelangen gentechnische Veränderungen hier zu Lande in Lebensmittel. Gentechnisch veränderte (gv) Produkte mit entsprechender Kennzeichnung sind dagegen so gut wie nicht anzutreffen. Allerdings haben 2006 die Funde von nicht zugelassenem gv Reis die Diskussion um die Gentechnik in Lebensmitteln wieder entfacht. Auch die Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP) in der EU sind ins Stocken geraten. Ende 2006 standen 30 Zulassungen bei Mais, Raps, Soja und Baumwolle inzwischen 36 offenen Zulassungsanträgen gegenüber. Wenn auch die Gentechnik bei Lebensmitteln derzeit noch GVP können über Importe aus Anbauländern oder durch einen Bogen um Europa macht, ist sie weltweit weiter auf verunreinigtes Saatgut auch in hier vermarktete Lebens- dem Vormarsch. GVP wurden 2006 in den USA auf knapp mittel gelangen. 90 % der Soja- sowie 60 % der Maisanbauflächen geerntet. Aktuelle Informationen über Zulassungsanträge, den der- Aber auch in Brasilien, dem weltweit wichtigsten Anbau- zeitigen Stand des Anbaus von GVP und des Einsatzes land für konventionelle Soja, hat besonders in den südlichen der Gentechnik im Lebensmittelbereich sind unter www. Regionen der Anbau von gv Soja stark zugenommen. transgen.de zugänglich. Grenzwerte, Auslöseschwellenwerte und Nulltoleranz Seit 2004 beträgt der Grenzwert für gentechnischer Veränderungen ange- Verunreinigungen durch GVP 0,9 %. messen und ausreichend waren. Allerdings gilt dieser nur für GVP, welche das europäische Zulassungsverfahren durchlaufen haben. Wird dieser Wert überschritten, müssen die Produkte gekennzeichnet werden. Nur Anteile zugelassener GVP unter 0,1 % können in der Regel von der Kennzeichnungspflicht befreit werden. Dieser Wert wird von der Lebensmittelüberwachung, aber auch Derzeit werden in praktisch allen po- bei Eigenkontrollen der Hersteller oft sitiven Lebensmittelproben Anteile als Auslöse-Schwellenwert für weitere unter 0,9 % festgestellt. Handelt es Ermittlungen bzw. Ursachenforschung sich um zugelassene GVP, können herangezogen. Handelt es sich aller- diese von der Kennzeichnungspflicht dings um nicht zugelassene GVP, sind befreit werden. Dazu muss aber der selbst geringe Verunreinigungen nicht Nachweis vorliegen, dass die festge- zulässig. Auch mit Kennzeichnung stellten gentechnischen Veränderun- dürfen diese Produkte nicht auf den gen „zufällig“ oder „technisch nicht zu Markt (s. Tabelle). Abb.: vermeiden“ sind. Entsprechende Er- Nicht zugelassener Reis – mittlungen vor Ort müssen hier noch auch geringe Verunreinigungen zur Klärung beitragen. Hierbei wird ins- (z. B. einzelne Körner) besondere überprüft, ob die Eigenkon- sind nicht erlaubt. trollmaßnahmen zur Vermeidung von Tabelle: GVP-Anteile in Status GVP-Anteil im Erzeugnis Beispiele Maßnahme (bezogen auf die jeweilige Zutat) Lebens- und Futtermitteln sowie rechtliche Kennzeichnung > 0,9 % Vorgaben Roundup Ready Soja (GTS 40-3-2), zugelassen Bt-Mais (Bt11, MON 810) > 0,1 % – 0,9 % Kennzeichnung, sofern nicht zufällig oder technisch unvermeidbar nicht zugelassen jegliche Verunreinigung durch GVP LL601-Reis, Bt-Reis, gv Papaya Verkehrsverbot Gentechnik in Lebensmitteln Jahresbericht 2006 Untersuchungsergebnisse 2006 Im Jahr 2006 wurden insgesamt 653 Lebensmittelproben auf Bestandteile aus GVP untersucht. Insgesamt wurden in 108 Fällen (= 17 %) positive Befunde erhalten. Schwerpunkte der Untersuchungen waren Reis, Soja, Mais und Raps. Daneben wurden auch stichprobenartig Papayas, Tomaten-, Zuckerrüben- und Kartoffelerzeugnisse auf GVP überprüft. Reis US-Langkornreis Verdachtsmomente, dass sich nicht Einer der größten amerikanischen zugelassener, gv Reis auch auf dem Reishersteller hatte bei Qualitätskon- deutschen Markt befindet, wurden trollen Anfang 2006 Verunreinigungen Ende August publik. US-Langkornreis durch nicht zugelassenen, gentech- sowie chinesische Reisprodukte soll- nisch veränderten, herbizidresisten- ten betroffen sein. Reis wird bereits ten „LibertyLink“-Reis (LL601) festge- seit 2005 stichprobenweise auf gen- stellt. Im August informierte die für die technisch veränderte Anteile unter- Entwicklung der Sorte LL601 verant- sucht, allerdings mit Schwerpunkt auf wortliche Firma Bayer Crop Science Reis asiatischer Herkunft. Bisher gab die Öffentlichkeit über mögliche Verun- es nur dort Anhaltspunkte für einen reinigungen in US-Langkornreis. verstärkten, möglicherweise illegalen Als Reaktion auf diese Mitteilung Anbau von gv Reis. aus den USA hatte die EU-Kommis- Aufgrund der aktuellen Entwicklung sion im August eine Dringlichkeits- wurden ab September in Baden- entscheidung verabschiedet, wonach Württemberg die Untersuchungen bestimmter Langkornreis aus den bei Langkornreis mit US-amerikani- USA nur noch mit einem Zertifikat in scher Herkunft sowie bei Reisnudeln die EU eingeführt werden darf, wel- aus China wesentlich verstärkt. Zum ches bescheinigt, dass kein LL601- Jahresende waren knapp 200 Proben Reis enthalten ist. bei einigen Erzeugnissen bestätigt (s. Grafik). In insgesamt 31 von 195 Proben wurden Verunreinigungen durch nicht zugelassenen gv Reis festgestellt. Die Verunreinigungen bewegten sich zwar durchweg im sehr niedrigen Spurenbereich, aber derzeit sind selbst solche Spuren an nicht zugelassenem gentechnisch verändertem Reis verboten (s.u.). Als festgestellt wurde, dass weiterhin verunreinigte Reis-Partien hierher gelangten, wurden im November 2006 die Maßnahmen nochmals verschärft und bei allen Langkornreissendungen aus den USA eine genau beschriebene amtliche Untersuchung an der Eingangszollstelle vorgeschrieben. Nur wenn danach LL601-Reis nicht nachweisbar ist, darf der Reis in die EU gelangen. 200 200 180 180 160 160 140 140 120 120 100 100 80 80 60 60 40 40 20 20 0 USA China Sonstige / Gen Reis 2006 o. A. Gesamt 0 Prozent untersucht, und der Verdacht hat sich Probenzahl davon positiv Grafik: Untersuchung von Reisproben auf gentechnische Veränderungen (nach Herkunftsländern) 115 116 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Verunreinigtes Saatgut als wahrscheinliche Ursache für LL601-Fall Noch fehlen genaue Informationen, doch sehr wahr- In insgesamt 28 Proben, darunter 24 Proben mit de- scheinlich wurde US-Langkornreis über das Saatgut mit klarierter US-Herkunft, wurde LL601 Reis in geringen nicht zugelassenem LL601-Reis verunreinigt. Zwischen Anteilen unter 0,05 % nachgewiesen. Der hohe Anteil 1999 und 2001 wurden am Reisforschungsinstitut der positiver Proben von 51 % bei US-Reis erklärt sich auch Universität Louisiana mehrere herbizidresistente Reis- durch die gezielte Auswahl verdächtiger Produkte; teil- Sorten, so auch LL601, im Auftrag der Firma Aventis weise wurden verschiedene Chargen desselben Er- Crop Science im Freiland getestet. Nach Übernahme zeugnisses beprobt. Dennoch zeigte sich, dass viele durch Bayer Crop Science wurden die Tests mit LL601 Reislieferungen aus den USA solche geringen Konta- nicht weiter verfolgt. Dennoch muss es zu einer Verun- minationen durch LL601 Reis aufwiesen. Aufgrund des reinigung des dort hergestellten, konventionellen Basis- Verkehrsverbotes für nicht zugelassenen gentechnisch Saatguts gekommen sein, möglicherweise aufgrund veränderten Reis mussten große Warenmengen vom von Durchwuchs aus Reiskörnern, Markt zurückgerufen werden. En- die nicht vollständig von dem ehe- de des Jahres wurden keine Reis- maligen Freisetzungsareal entfernt importe aus den USA mehr fest- worden sind. Bei der Vermehrung gestellt. von Saatgut aus verunreinigtem Dennoch werden Langkornreispro- Basis-Saatgut kann es zu einer ben, vor allem von Großverteilern großflächigen Ausbreitung von und großen Verarbeitungsbetrie- LL601-Reis gekommen sein. Mit- ben, in Baden-Württemberg auch tlerweile ist LL601-Reis in den USA 2007 stichprobenartig weiter un- nachträglich zugelassen worden, tersucht. allerdings wurde bisher kein Zulassungsantrag in der EU gestellt. Chinesische Reisnudeln In China wird bereits seit einigen Jahren intensiv an der Entwicklung von gentechnisch veränderten Reis-Linien gearbeitet, die durch ein zusätzliches Insgesamt wurden bei 3 von 25 Pro- Protein aus einem Bakterium (Bacil- ben verschiedener Reisnudel-Erzeug- lus thuringiensis-Toxin) resistent ge- nisse Spuren an nicht zugelassenem gen Schadinsekten gemacht wurden. Bt-Reis festgestellt. Die beiden be- Dieser Bt-Reis wurde in größerem troffenen Erzeugnisse wurden relativ Umfang in China im Freiland getestet, selten in Asia-Märkten angetroffen, es aber noch nicht für Lebensmittelzwe- handelt sich also eher um „Exoten“. cke zugelassen. Untersuchungen zeigten, dass speziell Reisnudeln aus China Verunreinigungen durch Bt-Reis aufweisen können. In Baden-Württemberg wurden im September Asia-Läden intensiv auf entsprechende Produkte hin überprüft. Gentechnik in Lebensmitteln Jahresbericht 2006 117 Sojaprodukte Gentechnische Veränderungen sind bei Sojaproduk- Abb.: ten weiterhin am häufigsten nachweisbar. Auch 2006 Beispiel für ein war ein Drittel der untersuchten Proben (61 von 181 korrekt etiket- Proben = 34 %) positiv. Somit blieb der Anteil positi- tiertes Sojaöl aus ver Proben im Vergleich mit den Vorjahren konstant gentechnisch (s. Grafik). Allerdings wurden erstmals keine Über- veränderter Soja schreitungen des Kennzeichnungsgrenzwertes von 0,9 % mehr festgestellt. Kennzeichnungsgrenzwert von 0,9 % erstmals Keine Kennzeichnung unter 0,9 %? in keiner Probe überschritten Auch der Anteil von Proben, die zwischen 0,1 % und Die Hersteller von Lebensmitteln sind weiterhin intensiv 0,9 % an gv Soja (Roundup Ready Soja) aufwiesen, bemüht, kennzeichnungspflichtige Produkte zu vermeiden. hat gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Bei 13 Bei keinem der untersuchten Sojaprodukte war der Kenn- Proben (entsprechend 7 % der Sojaerzeugnisse; Vor- zeichnungsgrenzwert von 0,9 % überschritten. Lebensmit- jahr: 11 %) waren Ermittlungen vor Ort erforderlich, tel, die mehr als 0,9 % an gv Soja enthalten, waren auch ob die festgestellten Anteile tatsächlich zufällig und bisher allenfalls in kleineren russischen, asiatischen oder technisch unvermeidbar waren. Besonders häufig türkischen Spezialitätengeschäften anzutreffen. war hier Sportlernahrung auf Basis von Sojaeiweiß Ein solches, korrekt gekennzeichnetes Öl aus gv Soja wur- betroffen. de beispielsweise in einem Asia-Shop gefunden. Sojalecithine: kaum Auffälligkeiten Maisprodukte Gering war auch der Verunreinigungsgrad bei Sojalecithinen. Seit 2003 rückläufig ist der Anteil der positiven Maispro- Diese werden in großen Mengen, z. B. bei der Herstellung ben (s. Grafik). Nunmehr lediglich 10 von 136 (= 7 %) der von Schokolade benötigt. Trotz der weltweiten Verknappung Maisproben enthielten gv Mais. Nachgewiesen wurden standen den Herstellern offensichtlich noch genügend Le- Spuren der zugelassenen Mais-Events NK603, MON810, cithine aus konventioneller Soja – zumeist brasilianischer T25, Bt11 und Bt176. Lebensmittelhersteller greifen bei Herkunft – zur Verfügung. In 5 von 20 Proben wurden Spu- Mais-Rohstoffen zumeist auf deutsche, französische und ren gentechnisch veränderte Bestandteile nachgewiesen, italienische Ware zurück. Da in diesen Ländern derzeit kein die teilweise nicht exakt quantifiziert werden konnten. An- kommerzieller Anbau von gv Mais stattfindet, besteht hier hand einer Überprüfung der Lieferdokumente, in der Regel auch nur ein geringes Verunreinigungsrisiko. Positive Be- zurückverfolgend bis zum Rohstoff (Sojabohnen), konnte funde waren bis auf eine Ausnahme (s. Ernteproben) nur jedoch von den betroffenen Lebensmittelherstellern dar- im Spurenbereich unter 0,1 % feststellbar und lassen sich gelegt werden, dass es sich um technisch unvermeidbare am ehesten durch geringfügig kontaminiertes Saatgut er- und daher nicht kennzeichnungspflichtige Verunreinigungen klären. handelte. Grafik: Anteile positiver Proben bei Soja- und Maiserzeugnissen Anteile positiver Proben von 2000 bis 2006 35 35 30 Soja Mais 30 25 25 20 20 15 15 10 10 5 5 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Gen Entwicklung 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0 Prozent * bisheriger und jetziger Kennzeichnungsgrenzwert (seit 04 / 2004) Anteile an Proben über 1 % bzw. 0,9 % GVP * Lebensmittelüberwachung BW 118 Tabelle: Produktgruppe Untersuchung von Zahl der Zahl der Zahl der Proben Proben untersuchten negativen * positiven > 0,9 % > 0,1 – 0,9 % Proben Proben Proben 181 120 61 Sojaschrot, -flocken, -mehl 33 19 14 Sojaprotein, -isolat 11 4 7 Tofu, -erzeugnisse, 41 27 14 0 13 3 10 0 (Auswahl) Lebensmitteln mit Soja und Mais Gesamt Soja-Erzeugnisse, auf Bestandteile Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Proben 0,1 % und weniger 0 13 48 0 0 14 0 2 5 2 12 5 5 Erzeugnisse mit Zutat Soja von gentechnisch veränderten Organismen Wurstwaren auf Tofubasis Sportlernahrung, Eiweißkonzentrate auf Sojabasis Lecithin (max. 0,38 %) 20 Gesamt Maiserzeugnisse Maiskörner (auch Ernte 2006), 5 0 (3) 2 136 126 15 (3) 10 0 1 9 33 28 5 0 1 4 Popcorn-Mais (0,36 % Bt176) Maisgrieß, Maismehl 33 30 3 0 0 3 Maischips, Tortillachips 28 34 1 0 0 1 * Die Nachweisgrenze betrug in der Regel 0,05 % Anteil gentechnisch veränderter Soja bzw. Mais (bestimmt als Anteil gentechnisch veränderter DNA, bezogen auf die jeweilige Spezies-DNA). Überschritt die Sensitivität bzw. Bestimmungsgrenze der Methode in einer Probe diesen Wert deutlich oder lagen diese gar über dem Grenzwert von 0,9 %, wurde eine Dokumentenprüfung erforderlich (Probenzahl in Klammern). Öko-Monitoring Soja und Mais O? K Ö Immer weniger Bio-Lebensmittel aus Soja und Mais sind ne nennenswerten Anbau von gv Mais eingesetzt wird. durch gentechnische Veränderungen verunreinigt (s. Grafik). Die Lebensmittelüberwachung in Deutschland toleriert 2006 waren 42 % der konventionellen Sojaprodukte, aber bei Öko-Produkten in der Regel Verunreinigungen durch nur 13 % der Bio-Produkte durch gv Soja betroffen. Kon- GVP bis zu 0,1 %. Wie auch in den 3 vergangenen Jahren ventionelle „non-GMO“- Ware wird sehr häufig in Brasilien wurden bei keiner Probe GVP-Anteile über 0,1 % festge- geordert, auf den langen Transport- und Verarbeitungswe- stellt, sodass die Behörden in keinem Fall weitergehende gen kann zumeist zwar ein niedriger Verunreinigungsgrad Ermittlungen einleiten mussten, ob ggf. ein Verstoß gegen gewährleistet werden, eine völlige Abwesenheit von gv die Öko-Verordnung vorlag. Soja ist aber schwer erreichbar. Anders im Öko-Bereich, wo aufgrund geringerer Bedarfsmengen noch häufig auf ein- Grafiken: heimische Ernte (z. B. D, A) zurückgegriffen werden kann. Anteile (in %) positiver Proben bei Soja- und Maiserzeugnissen Bei Mais sind die Unterschiede zwischen ökologischer und von 2000 bis 2006; Vergleich Bio – Konventionell konventioneller Ware eher gering (6 % bzw. 8 % positive Prozent Proben), da hier jeweils Ware aus Herkunftsländern oh50 45 Soja Bio konventionell Mais 40 35 30 25 20 15 10 5 0 2003 2004 2005 2006 Gen Anteile 2006 2003 2004 2005 2006 Gentechnik in Lebensmitteln Jahresbericht 2006 Raps Untersuchungen bei Ernteproben Gentechnisch veränderter Raps wird besonders in Nord- Bei den landwirtschaftlichen Erfassungsstellen der Mais- amerika (v. a. Kanada) in großem Umfang angebaut, wäh- und Rapsernte, also weitgehend am Ursprung der Lebens- rend eine Zulassung zum Anbau in der EU noch nicht abzu- mittel- oder Futtermittelkette, können Kontrollen besonders sehen ist. Dennoch wurde weiterhin vorsorglich in einem wirksam und effektiv angesetzt werden. Gemeinsam mit Monitoring-Programm Rapssaat sowie kaltgepresste Raps- der Futtermittelüberwachung Baden-Württembergs wird öle von baden-württembergischen Ölmühlen auf gentech- daher in einem jährlichen Stichprobenprogramm die baden- nische Veränderungen untersucht. In einer von insgesamt württembergische Soja-, Mais- und Rapsernte auf eventuel- 59 Proben wurden Spuren (unter 0,05 %) von gentechnisch le Verunreinigungen durch GVP-Bestandteile untersucht. verändertem Raps GT 73 nachgewiesen. Derartig geringe Während in den untersuchten 8 Soja- sowie 27 Anteile dieser zur Verarbeitung zugelassenen Rapssorte Rapsproben jeweils keine gentechnische wurden als zufällig und technisch unvermeidbar angese- Veränderungen nachweisbar waren, hen. wurden in 4 von 34 Maisproben positive Befunde erhalten, 3 davon Auch 2006 wurde die Untersuchung einheimischer Raps- mit gv Anteilen unter 0,1 %. sowie Blütenhonige auf gentechnisch veränderten Raps fortgesetzt. In keinem der 37 untersuchten Honige aus Eine Maisprobe von einer Ein- Baden-Württemberg war gv Raps nachweisbar. Dagegen zelanlieferung eines Landwirts enthielten die Pollen kanadischer Rapshonige in allen 5 enthielt 0,36 % der zugelasse- Proben Erbsubstanz aus gv Raps (Event GT 73 sowie MSx- nen gv Maissorte Bt176. Um- RFx-Events), jeweils in Anteilen über 10 %. Dies dürfte al- fangreiche Nachuntersuchungen lerdings angesichts eines Flächenanteils von 80 % bei gv an der Erfassungsstelle ergaben Sorten in Kanada kaum zu vermeiden sein. Eine Kennzeich- jedoch keine weiteren Auffälligkei- nung solcher Honige ist weiterhin nicht erforderlich. In ei- ten, Verunreinigungen an gv Mais Bt176 ner gutachterlichen Stellungnahme hat der maßgebende waren bei diesen weiteren Proben nicht fest- Europäische Lebensmittelausschuss dargelegt, dass nur stellbar. Die Ursache für die Verunreinigung in der einzelnen Pollenanteile im Honig über 0,9 % zu kennzeichnen sind. Ernteprobe konnte nicht geklärt werden, vermutlich war Honige enthalten allerdings zumeist nicht mehr als 0,1 % diese auf kontaminiertes Saatgut zurückzuführen. Pollen, sodass dieser Wert auch bei hohen relativen Anteilen von gv Pollen (d. h. bezogen auf den Pollenanteil des Sonstige pflanzliche Lebensmittel Honigs) nicht überschritten wird. Auch weitere gv Nutzpflanzen werden bereits kommerziell angebaut. Der Anbau der meisten Pflanzen hat allerdings nur untergeordnete oder regionale Bedeutung. Stichprobenartig wurden insgesamt 40 Proben von Kartoffelchips, Tomatenkonserven, Zuckerrüben, Papayas und gelben Zucchini untersucht. Bei keiner der untersuchten Proben ergaben sich im Screening Anhaltspunkte auf gentechnische Veränderungen. Probenzahl davon positiv 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 10 5 5 Grafik: 0 Ernteproben 2006 0 Soja Mais Raps Gen Ernteproben 2006 119 Lebensmittelüberwachung BW 120 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Bestrahlung von Lebensmitteln Seit Juni 2006 dürfen außer bestrahlten getrockneten Kräutern / Gewürzen auch bestrahlte Froschschenkel in Deutschland in den Verkehr gebracht werden. Im Juni 2006 hat das Bundesamt für fuhr der bestrahlten, tiefgefrorenen Betrachtet man die zurückliegenden Verbraucherschutz und Lebensmittel- Froschschenkel „grünes Licht“. Jetzt 7 Jahre, so konnte bei 7 von insge- sicherheit (BVL) dem Antrag einer dürfen die deutschen Gastronomen samt 14 untersuchten Proben eine Be- niederländischen Firma auf Erlass ihren Kunden auch bestrahlte Frosch- strahlung nachgewiesen werden. Für einer Allgemeinverfügung stattgege- schenkel anbieten. Voraussetzung ist den Nachweis der Behandlung wird > Pres- allerdings, dass sich die Information im CVUA Karlsruhe üblicherweise das se- und Hintergrundinformationen > über die Strahlenbehandlung in der Verfahren der Elektronenspinresonanz 11.08.2006). Speisekarte befindet. (ESR) angewendet. Hierbei werden ben (www.bvl.bund.de Nach den Vorgaben des § 54 Lebensmittel- und Futtermittelgesetz (LFGB) die bei der Bestrahlung in den KnoÜberprüfung von Froschschenkeln dürfen rechtmäßig in einem EU-Mit- Froschschenkel werden im baden- gliedsstaat im Verkehr befindliche württembergischen Zentrallabor für oder auch hergestellte Lebensmittel den Bestrahlungsnachweis, dem grundsätzlich nach Deutschland ver- CVUA Karlsruhe, schon seit vielen bracht werden. Voraussetzung ist je- Jahren auf Bestrahlung untersucht. doch, dass die betroffenen Erzeug- Die Produkte stammten zumeist aus nisse gesundheitlich unbedenklich dem asiatischen Raum (Indonesien, sind. Die Bestrahlung von tiefgefro- Vietnam) und wurden über Frank- renen Froschschenkeln, die u. a. mit reich oder Belgien nach Deutschland Salmonellen behaftet sein können, verbracht. In dem grenznahen Gebiet Grafiken: ist in den Niederlanden, aber auch in zu Frankreich sind es oft die Gastro- ESR-Spektrum Belgien und Frankreich zulässig. Nach nomen selber, die für ihre Feinschme- von bestrahlten dem jetzigen Stand der Forschung ckerkunden im Badischen die Schen- (oben) und unbe- gibt es keine Hinweise für gesund- kel im Elsass erstehen. strahlten (unten) heitliche Risiken durch die Behand- Froschschenkeln lung. Das BVL gab daher für die Ein- chen entstehenden bestrahlungsspezifischen Radikale nachgewiesen. Bestrahlung von Lebensmitteln Jahresbericht 2006 Ergebnisse der Untersuchungen Im Jahr 2006 wurden 542 Lebens- Weitere 4 positive Befunde ergaben sich mittel auf Bestrahlung untersucht; bei bei türkischen Trockensuppen eines Her- 3 % der Produkte (17 Proben) konnte stellers (wie bereits 2005). eine Behandlung mit ionisierenden Strahlen nachgewiesen werden. Darüber hinaus konnte bei 2 Arzneimitteln, die laut Deklaration unter Verwen- Im Berichtsjahr konnte bei keiner der dung von Sennesblättern- und -früchten 18 untersuchten Proben getrockne- und Chrysanthemen bzw. Maca-Wurzel- te Fische, die größtenteils aus Asien pulver hergestellt wurden, eine Behand- stammten, eine Bestrahlung nachge- lung mit ionisierenden Strahlen nachge- wiesen werden. 2004 waren noch 4 wiesen werden. Die Bestrahlung von mi- von 11 und 2003 4 von 14 der getes- krobiologisch anfälligen Arzneimitteln zur teten Erzeugnisse mit ionisierenden Keimreduktion ist in Deutschland erlaubt, Strahlen behandelt. bedarf jedoch einer speziellen Zulassung Hingegen setzt sich der Trend der ver- durch die zuständige Bundesbehörde. gangenen Jahre bei der Prüfung von Nahrungsergänzungsmitteln weiter fort. Bei 7 von 27 Produkten wurde das CVUA Karlsruhe fündig. Es handelte sich um Erzeugnisse, die unter Verwendung von Guarana- oder auch Gemüsepulver sowie Süßwasseralgen (Chlorella oder Spirulina) hergestellt wurden. Tabelle: Auf Bestrahlung untersuchte Lebensmittel Lebensmittelgruppe Kräuterkäse / Kräuterbutter Summe der untersuchten davon bestrahlt Lebensmittelproben bzw. teilbestrahlt 23 0 5 0 19 0 30 2 Suppen und Soßen 26 5 Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst 17 0 Wurstwaren Fisch, Fischerzeugnisse Krustentiere, Schalentiere, Muscheln und andere Wassertiere sowie deren Erzeugnisse Frisches Gemüse, Salat 8 0 23 1 1 0 Pilze, getrocknet 23 0 Frisches Obst 13 0 Trockenobst oder Obsterzeugnisse 4 0 Tees bzw. teeähnliche Erzeugnisse 83 0 Fertiggerichte, zubereitete Speisen 14 0 Nahrungsergänzungsmittel 27 7 Getrocknetes Gemüse, Gemüseerzeugnisse Frische Pilze Gewürze, Kräuter, einschließlich Zubereitungen und Gewürzsalz 226 Gesamt 542 2 17 (3,1 %) 121 Lebensmittelüberwachung BW 122 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Radiochemische Untersuchungen Als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in der Ukraine kam es 1986 auch in Deutschland zu teilweise erheblichen Kontaminationen mit künstlichen Radionukliden. Besonders betroffen vom radioaktiven Niederschlag (Fallout) waren in Baden-Württemberg der Raum Oberschwaben sowie in Bayern Gebiete südlich der Donau. Um bei möglichen Ereignissen dieser Art in der Zukunft besser reagieren zu können (z. B. frühzeitiges Einbringen der Ernte, Abdecken von Freilandkulturen, Empfehlungen an die Öffentlichkeit), beschloss der Bundestag 1986 die Einrichtung des bundesweiten Radioaktivitätsmessnetzes IMIS (= Integriertes Mess- und InformationsSystem zur Überwachung der Umweltradioaktivität). Die CVUAs Freiburg und Stuttgart beim Bundesamt für Strahlenschutz ). Dort finden sind als Landesmessstellen für Ba- abrufbar (www.bfs.de den-Württemberg in dieses System sich auch umfangreiche Erläuterungen eingebunden und untersuchen für und gegebenenfalls entsprechende das Bundesmessprogramm jährlich Empfehlungen an die Bevölkerung. mehr als 800 Lebensmittel- und Fut- IMIS wertet die Daten im Normal- termittelproben. Die aktuellen Mess- betrieb täglich, im Ereignisfall alle 2 ergebnisse sind in Form von Karten Stunden aus. und Diagrammen über das Internet Tabelle: Untersuchungen auf Bezeichnung radioaktives Cäsium Probenzahl Gesamt davon Proben über Proben über in Lebensmitteln, 600 Bq / kg Futtermitteln und Böden FM = Frischmasse TM = Trockenmasse Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg FM) EU-Ausland Milch, -Erzeugnisse, Käse Gewürze, getr. Kräuter Fleisch (ohne Wild) Wild (überw. Wildschwein) 73 3 2 1 95 587 Süßwasserfische 11 Getreide, -Erzeugnisse, 66 Nachweis22 0,014 0,46 2 0,85 0,99 17 0,1 469 0,1 6 1 max. grenze 15 3 62 Drittländer min. < 0,01 2 3 0,101 5 0,03 4 10 3,97 8 0,027 19,8 5 385 9,1 0,147 Kartoffeln Gemüse, -Erzeugnisse 79 1 Pilze, -Erzeugnisse 14 7 Obst, -Erzeugnisse 90 3 Hülsenfrüchte, Ölsamen, 3 2 1 0,277 385 27,1 9,8 Nüsse 6 3 0,21 3,1 Kleinkindernahrung Honig, Brotaufstriche 14 4 0,025 0,03 Gesamtkost-Tagesrationen 65 20 0,018 0,34 Trinkwasser, Rohwasser, 25 < 0,01 Mineralwasser Sonstige Lebensmittel Lebensmittel gesamt 7 5 5 0,18 136 1105 Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg TM) Futtermittel 64 2 0,13 Böden 15 14 0,95 Futtermittel gesamt: 79 Gesamtprobenzahl 1184 7,95 121 Radiochemische Untersuchungen Jahresbericht 2006 Wildfleisch, Wildpilze Die Kontamination von heimischem Wildfleisch, insbesondere Wildschweinfleisch, ist immer noch deutlich messbar. In Baden-Württemberg wurden Gehalte für Gesamtcäsium von nicht nachweisbar (< 0,1 Bq / kg) bis 5 385 Bq / kg bei einer WildschweinProbe aus dem Kreis Waldshut festgestellt. Wild mit einem Gesamtcäsium-Gehalt von mehr als 600 Bq / kg ist nach EU-Recht als nicht sicheres Lebensmittel zu bewerten und darf nicht in den Handel kommen. Gründe für die große Spannbreite der gefundenen CäsiumGehalte sind zum einen die regional verschiedenen Kontaminationen durch den Tschernobyl-Fallout sowie das jeweils bestehende Nahrungsangebot. Besonders Nahrungsbestandteile aus dem Boden (z. B. Hirschtrüffel) können zu hohen Cäsium-Gehalten im Wildschweinfleisch führen. Die Landesregierung Baden-Württembergs hat deshalb im Jahr 2005 ein umfangreiches Überwachungsprogramm installiert. Danach müssen in den als belastet erkann- Probenzahlen und Ergebnisse ten Gebieten alle Wildschweine vor ihrer Vermarktung Im Jahr 2006 wurden in Baden-Württemberg 1184 Lebens- ner Verantwortung der Jäger. Zusätzliche „Erkundungs- mittel-, Trinkwasser-, Futtermittel- und Bodenproben auf messungen“ durch die staatlichen Labors (CVUA Stutt- ihren Radioaktivitätsgehalt untersucht. Davon erfolgten gart und Freiburg) sollen sicherstellen, dass mögliche neben den etwa 800 Messungen für das Bundesmess- weitere Belastungsgebiete erkannt werden. Weiterhin programm (s. li.) fast 400 weitere Probenmessungen im werden Proben aus Gaststätten und Metzgereien unter- Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung. sucht. Die aktuellen Messergebnisse werden in Form Den größten Teil der Untersuchungen machten die gammaspektrometrischen Analysen auf radioaktives Cäsium aus (Cs-137, Cs-134). Wie die Tabelle zeigt, ist die Kontamination auf Radioaktivität untersucht werden, und zwar in eige- von Karten und Tabellen im Internet veröffentlicht unter www.cvua-freiburg.de chungsämter-bw.de bzw. unter www.untersu- . mit radioaktivem Cäsium bei den meisten Lebensmitteln Manche Wildpilzarten, insbesondere bestimmte Röhrlinge, nur noch sehr gering. Gehalte über dem Grenzwert sind sind bekannt für ihre Fähigkeit, Cäsium anzureichern. Die teilweise jedoch noch bei Wild festzustellen. Untersuchungsämter bekommen jedoch Probenmaterial fast nur durch Pilzsammler. Grenzwerte Aus Artenschutzgründen dürfen heimische Wildpilze in Ba- Nach der Verordnung (EWG) Nr. 737 / 90 dürfen Le- halb für die Lebensmittelüberwachung kaum zugänglich. Im bensmittel aus bestimmten Nicht-EU-Ländern nur Jahr 2006 war die Zahl der privaten Pilzeinsendungen nur dann importiert werden, wenn der Grenzwert für gering. Höchstmengenüberschreitungen wurden weder bei Cäsium-134+137 nicht überschritten ist. Dieser be- heimischen noch bei importierten Pilzen festgestellt. trägt 370 Bq pro kg bei Milchprodukten und Kleinkindernahrung bzw. 600 Bq pro kg bei allen übrigen Lebensmitteln. In Deutschland werden Lebensmittel, welche die genannten Grenzwerte überschreiten, von der Überwachung als nicht sicher im Sinne Verordnung (EG) 178 und damit als nicht verkehrsfähig beanstandet. den-Württemberg nicht gehandelt werden und sind des- 123 Lebensmittelüberwachung BW 124 Strontium-90 Bei 75 Lebensmittel-, Futtermittel- und Bodenproben wurde außerdem der Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Gesamte Strahlenbelastung durch die Nahrung Proben aus dem Bereich der Landwirtschaft An der durchschnittlichen Strahlenbe- Futtermittel Strontium-90-Gehalt bestimmt (Sr-90). lastung der Bevölkerung hat die Nah- Geringe Mengen dieses Spaltproduk- rung nur einen Anteil von ca. 10 %. tes, das hauptsächlich in den 50er- und Dabei leisten nicht die künstlichen 60er-Jahren durch oberirdische Kern- Radionuklide wie z. B. das Cäsium- waffentests in die Atmosphäre ge- 137, sondern die natürlichen Radionu- langte, lassen sich noch heute in den klide wie Blei-210, Radium-228, Radi- meisten Lebensmitteln nachweisen. um-226 und Kalium-40 den größten Sr-90 verhält sich chemisch ähnlich wie Calcium und wird deshalb vom Körper besonders während der Wachstumsphase fest in die Knochensubstanz eingebaut, wo es mit einer Halbwertzeit von 30 Jahren seine schädigende Wirkung entfalten kann. Durch den Kraftwerksunfall von Tschernobyl wurde Deutschland nur unwesentlich mit Sr-90 und anderen schwerflüchtigen Radionukliden (Plutonium, Uran) kontaminiert. Sr-90 ist als reiner Beta-Strahler nicht mit der Gammaspektrometrie erfassbar, sondern muss, wie auch die meisten Alpha-Strahler, vor der Messung relativ aufwändig aus der Probe isoliert Beitrag zur nahrungsbedingten Strahlendosis. Die Untersuchung von 10 Gesamtnahrungsproben auf Radium ergab aber keine Belastung: Der Höchstwert betrug 0,08 Bq / kg. 5 Trinkwasserproben wurden auf U 234 / 238-Pu 239 untersucht. Gefunden wurden maximal 0,038 Bq / kg. Dabei zeigt sich, wie schon in den Jahren zuvor, dass der Reaktorunfall von Tschernobyl bei Lebensmitteln, die bei uns in den Verkehr gebracht werden, keine signifikante Erhöhung der Kontamination mit Strontium-90 und anderen schwerflüchtigen Nukliden zur Folge hatte. Im Gegensatz zu Lebensmitteln werden die Aktivitätsgehalte von landwirtschaftlichen Proben auf Trockenmasse bezogen, sodass die Werte zunächst höher erscheinen. Rechnet man bei pflanzlichen Materialien mit einem Trockensubstanzgehalt von ca. 10, so sind die gemessenen Aktivitäten mit denen der Nahrungsmittel vergleichbar. Die Cs-137-Konzentrationen von Grasproben betrugen durchschnittlich 1,7 Bq / kg TM mit einem Maximum von 4,4 Bq / kg. Die Sr-90-Werte lagen zwischen 0,9 und 1,7 Bq / kg TM. Die Radiocäsiumgehalte aller anderen Futtermittel (Kartoffeln, Grünmais, Getreide) lagen meist unterhalb der Nachweisgrenze von 0,5 Bq / kg TM. Lediglich eine Heuprobe hatte einen Gehalt von 8 Bq / kg TM. Böden Die Radiocäsiumkontamination der werden. Die Untersuchungsergebnis- Böden zeigt das Aktivitätsmuster, se zeigen, dass die nahrungsbedingte wie es seit dem Tschernobyl-Unfall Dosisbelastung durch Sr-90 nur noch bekannt ist. Die Gehalte nehmen nur sehr gering ist. Die gesamte Jahres- sehr langsam ab, sodass die Aktivitä- aufnahme an Sr-90 über die Nahrung ten auf dem Niveau der Vorjahre lie- lag für eine erwachsene Person im gen. Der gemessene Maximalwert Jahr 2003 bei rund 32 Becquerel (Bq). betrug 121 Bq / kg. Im Jahre 1963 betrug die durchschnittliche Sr-90-Jahresaufnahme noch 412 Bq pro Person. Tabelle: Untersuchungen Bezeichnung Probenzahl auf Strontium-90 Sr-90 (Bq / kg) min. Milch, -Erzeugnisse, Käse Süßwasserfisch Getreide, -Erzeugnisse, Kartoffeln max. 11 0,032 0,06 2 0,01 0,01 0,26 13 0,07 Gemüse, -Erzeugnisse 7 0,05 0,19 Obst, Obstprodukte 8 0,009 0,18 Kleinkindnahrung Gesamtkost-Tagesrationen Trinkwasser, Rohwasser, Mineralwasser Gesamt Futtermittel (TM) Böden (TM) Gesamt 4 0,003 0,017 12 0,05 0,06 6 < 0,003 0,005 6 0,47 3,95 6 0,42 2,97 63 12 Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten Jahresbericht 2006 Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten Dioxine und dioxinähnliche PCB Was sind Dioxine? Unter dem Begriff „Dioxine“ werden 210 chemische Verbindungen mit einer ähnlichen Struktur zusammengefasst: 75 polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und 135 polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Dioxine gehören zu den giftigsten chlororganischen Verbindungen. Durch ihre gute Fettlöslichkeit und ihre Langlebigkeit reichern sie sich in der Nahrungskette an. Nach heutiger Kenntnis nimmt der Mensch diese Substanzen fast ausschließlich über die Nahrung auf. Mit Dioxinen belastete Lebensmittel können daher für die Verbraucher ein gesundheitliches Risiko darstellen. Bestimmte polychlorierte Biphenyle (PCB) weisen dioxinähnliche Eigenschaften auf und sind daher ebenfalls in den Blickpunkt des Interesses gerückt. Den dioxinähnlichen PCB werden wie den Dioxinen Toxizitätsäquivalente (TEQ) zugeordnet, die diese PCB-Kongenere gemäß ihrer Toxizität im Vergleich zum 2,3,7,8-TCDD einstufen. Ein Expertengremium unter der Leitung der WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat für 4 non-ortho und 8 mono-ortho PCB Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) festgesetzt. Ab November 2006 gelten Höchstgehalte nicht nur für Dioxine, sondern auch für den Gesamt-TEQ-Gehalt (als Summe der Toxizitätsäquivalente von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB). Zusätzlich zu den bestehenden Auslösewerten für Dioxine sind separate Auslösewerte für dioxinähnliche PCB in Kraft getreten. Dioxinlabor des CVUA Freiburg als EU-Referenzlabor (CRL) Zur angestrebten Weiterentwicklung und Harmonisierung der Lebens- zide mit Einzelnachweisverfahren be- mittelüberwachung und Tierseuchendiagnostik wurde im Jahr 2005 stimmt. Die Tätigkeiten wurden zum die Einrichtung von Gemeinschafts-Referenzlaboratorien (Community 1. Juli 2006 übertragen. Reference Laboratories, CRLs) von der Europäischen Union u. a. für verschiedene rückstandsanalytische Arbeitsgebiete ausgeschrieben. Dabei sollen die EU-Referenz-Laboratorien sowohl eine richtungsweisende als auch eine koordinierende und beratende Funktion erfüllen. Die Referenzlabore sollen analytische Qualitäts-Richtlinien erstellen, die dann von allen anderen Laboratorien innerhalb der EU übernommen und umgesetzt werden sollen. Ziel ist eine EU-weite Verbesserung der Qualität von Wesentliche Tätigkeiten des DioxinCRLs in 2006 umfassen die wissenschaftliche Unterstützung der Kommission bei folgenden Fragestellungen: • Klärung der Notwendigkeit, Doppel- analytischen Ergebnissen. In den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen bestimmungen zur Absicherung von sollen möglichst zügig Netzwerke von CRLs und NRLs (nationale Refe- Untersuchungsergebnissen durch- renz-Laboratorien) aufgebaut werden, die jeweils von den entsprechen- zuführen, wenn zulässige Höchst- den CRLs koordiniert werden. Unter Berücksichtigung der analytischen mengen überschritten werden. Defizite und Gegebenheiten in den Mitgliedsstaaten sollen die CRLs unter anderem Forschungsarbeit zur Entwicklung neuer analytischer Methoden durchführen. Durch Workshops sollen die Experten der natio- • Harmonisierung der Extraktionsverfahren bei Mineralfuttermitteln. • Beginn der Kooperation mit CEN zur nalen Referenzlabore aus den Mitgliedstaaten und bei Bedarf auch aus Entwicklung analytischer Methoden Drittländern zur Anwendung neuer Analysenmethoden geschult werden. zur Bestimmung von Dioxinen, dioxinähnlichen PCB und Marker-PCB Nach Abschluss eines strengen Aus- tierischen Ursprungs und Waren mit in Lebensmitteln und Futtermit- wahlverfahrens auf nationaler und hohem Fettanteil“. Hier wurden un- teln. EU-Ebene gingen Anfang 2006 von ter anderem die Leistungen auch in den 8 vergebenen CRLs im Bereich anderem internationalen Rahmen ge- „Rückstände und Kontaminanten“ würdigt, weil sich das CVUA Freiburg drei Benennungen an Einrichtungen bereits als Referenzlabor für die Welt- der amtlichen Lebensmittelüberwa- gesundheitsorganisation (WHO) zur chung in Baden-Württemberg: Das Durchführung einer weltweiten Studie CVUA Freiburg wurde als Gemein- mit Humanmilch zur Feststellung der schaftsreferenzlabor für zwei Arbeits- Belastung mit Dioxinen, PCB und an- gebiete ausgewählt, nämlich für den deren chlororganischen Kontaminan- Bereich „Dioxine und PCB in Lebens- ten qualifiziert hat. In Baden-Württem- mitteln und Futtermitteln“ und für den berg wurde ferner das Pestizid-Labor Bereich „Pestizide in Lebensmitteln des CVUA Stuttgart als CRL für Pesti- Die physikalisch-chemischen Untersuchungsmöglichkeiten zur Bestimmung von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB des CVUA Freiburg wurden erheblich ausgebaut. Zusätzlich wurden die Untersuchungsmöglichkeiten auch für biologische Screeningtests (Bioassays) geschaffen. Hierdurch wird die Leistungsfähigkeit des Dioxinlabors erheblich gestärkt. 125 126 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche überwiegend im Bereich der bereits Untersuchungen von Lebens- vorliegenden Daten aus den voran- mitteln und Futtermitteln Im Jahr 2006 wurden 614 Proben auf Dioxine untersucht, hiervon 488 Lebensmittel, 115 Futtermittel und 11 Humanproben. Bei den Futtermitteln wurden 113 Proben im Auftrag der amtlichen Futtermittelüberwachung in Baden-Württemberg und 2 Proben in Amtshilfe als Bestätigungsanalyse gegangenen Jahren. Besondere Programme waren die Untersuchung von Kindernahrungsmitteln, die Untersuchungen im Rahmen des Filder-Programmes und die Untersuchung von Dorschlebern. Milch und Milchprodukte Insgesamt 147 Proben von Milch und Milchprodukten wurden auf Dioxingehalte untersucht. Alle Proben liegen unterhalb der zulässigen Höchstmenge von 3 pg WHO-PCDD / F-TEQ / g Fett und dem Auslösewert von 2 pg WHOPCDD / F-TEQ / g Fett. Ergänzend wurden auch die Gehalte der dioxinähnli- Kindernahrungsmittel chen PCB und der Summe aus den für ein anderes Untersuchungsamt Im Rahmen eines Monitoring-Projek- Dioxinen und den dioxinähnlichen PCB untersucht. Die Ergebnisse der Fut- tes wurden 20 Säuglings- und Klein- bestimmt. Der Beitrag der dioxinähnli- termitteluntersuchungen werden se- kindernahrungsmittel auf Dioxine chen PCB zu den Gesamt-TEQ ist bei parat in Teil V (Futtermittel) dargestellt. und dioxinähnliche PCB untersucht. Milch und Milchprodukten etwa dop- Die Humanproben wurden für die in- Für Säuglings- und Kindernahrungs- pelt so hoch wie der Beitrag „nur“ der ternationale WHO-Studie zu Gehalten mittel, wie auch ganz allgemein für Dioxine. Seit 4. November 2006 gilt von Dioxinen, PCBs und anderen per- Fertiggerichte, gibt es zurzeit keine neben dem Dioxinhöchstgehalt auch sistenten Organochlorkontaminanten Höchstgehalte. Auch für Gemüse und ein Gesamthöchstgehalt für die Sum- in Humanmilch in Zuständigkeit als Getreide als Hauptbestandteile der me aus Dioxinen und dioxinähnlichen WHO-Referenzlabor analysiert. überwiegenden Anzahl der Proben PCB von 6 pg WHO-PCDD / F-PCB- sind bis jetzt nur Auslösewerte fest- TEQ / g Fett. Eine separate Höchst- gelegt. Sie können jedoch in diesem menge nur für die dioxinähnlichen Fall als Orientierungspunkt dienen. Ein PCB wurde nicht festgelegt, sondern Vergleich mit den Auslösewerten für nur ein Auslösewert von 2 pg WHO- Obst, Gemüse und Getreide von 400 PCB-TEQ / g Fett. Die nachfolgende pg WHO-PCDD / F-TEQ / kg Frischge- Tabelle stellt die Untersuchungser- wicht und 200 pg WHO-PCB-TEQ / kg gebnisse des Gesamt-Dioxin-Gehal- Die weitaus meisten der 488 Lebens- Frischgewicht zeigt, dass die Gehalte tes (in pg WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g mittelproben zeigten die auch in frühe- an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB Fett) dar. ren Jahren für die jeweiligen Matrices in den untersuchten Säuglings- und festgestellten Dioxingehalte. Auch die Kindernahrungsmitteln erfreulich ge- Gehalte an dioxinähnlichen PCB lagen ring sind. Bei allen Lebensmitteln wurden zusätzlich zu den Dioxinen auch die dioxinähnlichen PCB bestimmt. Bei den Futtermitteln wurde bei 25 Proben zusätzlich auch der Gehalt an dioxinähnlichen PCB ermittelt. Produkt Probenzahl Niedrigster Wert Median Mittelwert Höchster Wert Milch 61 0,68 1,06 1,16 2,20 Butter 38 0,52 0,90 0,90 1,26 Joghurt, Sahne 20 0,70 1,09 1,06 1,38 Käse 28 0,47 0,89 1,00 2,86 Tabelle: Übersicht über Ergebnisse der Untersuchungen auf Dioxine und dioxinähnliche PCB in Milch und Milchprodukten (Angaben in pg WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g Fett) WHO-PCDD / F-PCB-TEQ Anzahl Minimum 20 4,50 Median 11,7 Mittelwert 15,2 WHO-PCB-TEQ 20 WHO-PCDD / F-TEQ 20 2,02 0,88 8,47 3,28 10,0 5,17 95 % - Perzentil 29,9 29,7 20,2 Maximum 39,8 19,7 20,2 Tabelle: Übersicht über Ergebnisse der Untersuchungen von Säuglings- und Kleinkindernahrungsmitteln auf Dioxine und dioxinähnliche PCB (Angaben in pg / kg Frischgewicht) Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten Jahresbericht 2006 Dorschleber 127 Tabelle: Dorschleberöl Übersicht über WHO-PCDD / F- WHO-PCB- WHO-PCDD / F- WHO-PCDD / F- WHO-PCB- WHO-PCDD / F- Ergebnisse der PCB-TEQ TEQ TEQ PCB-TEQ TEQ TEQ Untersuchung 25 25 25 25 25 25 auf Dioxine und Minimum 6,90 5,22 1,15 19,3 15,7 3,06 Median 33,0 26,2 7,27 96,8 75,9 20,4 Mittelwert 35,6 27,4 8,16 99,4 77,3 22,1 95 % - Perzentil 67,6 51,1 16,7 175,1 132,1 40,7 Maximum 76,5 63,9 17,3 194,0 158,0 43,5 Anzahl Insgesamt 25 Dorschleberkonser- zusätzlich ab November 2006 10 pg venproben wurden auf Dioxine und WHO-PCDD / F-PCB-TEQ / g Fett für das abtropfende Öl von fast allen Pro- dioxinähnliche PCB untersucht. Zur die Summe aus Dioxinen und dioxin- dukten überschritten, teilweise in er- Untersuchung wurde die Dorschle- ähnlichen PCB. Diese festgesetzten heblichem Umfang. ber in einem Sieb vom Fett getrennt. Bezug auf das Produkt als auch auf Höchstmengen werden sowohl bei Aus lebensmittelrechtlichen Gründen wurden dann jeweils die abgetropfte Leber und das Abtropföl separat untersucht. Eine Übersicht über die Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB sowie der Summe gibt die obige Tabelle sowohl für die Leber als auch für das abgetropfte Öl wieder. Die Werte für Fischleber sind unter Berücksichtigung von speziellen Regecodes (KN-Codes) mit dem Höchstgehalt von 4,0 pg WHO-PCDD / F-TEQ / g Frischgewicht für Muskelfleisch von Fischen und Fischereierzeugnissen zu vergleichen. Ab November 2006 wurde zusätzlich ein Höchstgehalt für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB von 8,0 pg WHO-PCDD / FPCB-TEQ / g festgelegt. Gesundheitliche Bewertung Um eine gesundheitliche Bewer- rung liegt etwa bei 1 – 2 pg WHO- tung vornehmen zu können, wurde TEQ / kg Körpergewicht und Tag. bei allen 25 Proben die Aufnahme Durch den Verzehr von 100 g an Dioxinen und dioxinähnlichen Dorschleber würde bei den unter- PCB durch Verzehr von 100 g suchten 25 Proben im Mittel für Dorschleber (Abtropfgewicht) für einen 60 kg schweren Menschen eine 60 kg schwere Person be- eine Aufnahme zwischen etwa 12 rechnet. Die international harmo- und 126 pg WHO-PCDD / F-PCB- nisierten duldbaren Aufnahmen TEQ / kg KGW resultieren. Das be- Das abtropfende Öl, in dem das Pro- für Dioxine und dioxinähnliche PCB deutet, dass bei der Dorschleber dukt eingelegt ist oder das beim Her- liegen bei 70 pg WHO-TEQ / kg mit der geringsten Belastung die stellungsprozess (z. B. durch Erhitzen Körpergewicht und Monat (Joint duldbare tägliche Aufnahme etwa der sehr fetthaltigen Fischleber) aus- FAO / WHO Expert Committee on um das 6 fache überschritten wird, getreten ist, ist zwar nicht das primär Food Additives; JECFA) bzw 14 pg während bei der höchstbelasteten vorgesehene Verzehrserzeugnis, kann WHO-TEQ / kg Körpergewicht und Probe diese duldbare tägliche Auf- allerdings nach vernünftigem Ermes- Woche (EU Scientific Committee nahme etwa um Faktor 60 über- sen bei Verzehr der Dorschleber nicht on Food; SCF). Diese Werte gelten schritten wird. Im Mittel wird die vollständig entfernt werden. Somit für die Summe der beiden Schad- duldbare Aufnahme durch Verzehr kann es als Lebensmittel angesehen stoffgruppen und entsprechen um- von 100 g Dorschleber etwa um werden, für das die Höchstgehal- gerechnet auf die duldbare tägli- das 30fache überschritten und da- te für Öle von Meerestieren (Fisch- che Aufnahme einem Wert von mit durch den einmaligen Verzehr öl, Fischleberöl und andere Öle von etwa 2 pg WHO-TEQ / kg KGW. dieser Menge an Dorschleber be- Meerestieren für den menschlichen Die durchschnittliche tägliche Auf- reits die duldbare monatliche Do- Verzehr) gelten, nämlich 2,0 pg / WHO- nahme der deutschen Bevölke- sis in etwa ausgeschöpft. PCDD / F-TEQ / g Fett bei Dioxinen und von Dorschleber (Angaben in pg / g Frischgewicht) und Dorschleberöl (Angaben in pg / g Fett) Dorschleber lungen für kombinierte Nomenklatur- dioxinähnliche PCB 128 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Filderprogramm Die Filderebene nahe Stuttgart ist mit ne von 0,4 ng WHO-PCDD / F-TEQ / kg PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis) zeigt, ihren besonders fruchtbaren Lössbö- Erzeugnis und für dioxinähnliche dass die Dioxingehalte der untersuch- den sehr gut für die landwirtschaft- PCB von 0,2 ng WHO-PCB-TEQ / kg ten Pflanzen im unteren Bereich der liche Erzeugung geeignet, was eine Erzeugnis festgesetzt. Ein Vergleich üblichen Hintergrundbelastung liegen. intensive landwirtschaftliche Nutzung dieser Auslösewerte mit den im Für die dioxinähnlichen PCB liegen zur Folge hat. Angebaut wird neben Rahmen des Filderkraut-Projektes bis jetzt noch keine repräsentativen dem bekannten Filderkraut auch ver- erhaltenen Werten (Maxima: 0,009 Daten für bodennahes Blattgemüse mehrt Gemüse (hauptsächlich Salat) ng WHO-PCDD / F-TEQ / kg Erzeugnis vor. Ein Vergleich der Gehalte der Fil- zur Versorgung der Region. Aufgrund bzw. 0,021 ng WHO-PCB-TEQ / kg Er- derproben an dioxinähnlichen PCB mit der Nähe zum Flughafen Stuttgart und zeugnis) zeigt, dass die Auslösewerte denen von bodennahem Blattgemüse zur Autobahn A 8 bzw. zur Bundesstra- um mehr als das Zehnfache über den aus dem Jahr 2005 (Mittelwert von 14 ße B 27 wird für das Gebiet der Fildern erhaltenen Maximalgehalten liegen. Proben: 0,004 ng WHO-PCB-TEQ / kg immer wieder die Frage nach einer be- Somit sind die vorliegenden pflanzli- Erzeugnis; Maximum: 0,007 ng WHO- sonderen Belastungssituation gestellt. chen Lebensmittel bezüglich der Ge- PCB-TEQ / kg Erzeugnis) zeigt, dass Ist die Belastung durch Schadstoffe halte an Dioxinen und dioxinähnlichen diese in den Filderproben ebenfalls in von Auto- und Flugverkehr bei Gemü- PCB aus lebensmittelrechtlicher Sicht derselben Größenordnung liegen. se von den Fildern möglicherweise nicht zu beanstanden und geben keine höher als die übliche Hintergrund- Hinweise auf möglicherweise erhöhte belastung bei Gemüse aus anderen Gehalte an Dioxinen oder dioxinähnli- Regionen? Vor diesem Hintergrund chen PCB. wurde ein Monitoringprogramm zur Feststellung der Belastung von Filderkraut mit verschiedenen Kontaminanten, unter anderem mit Dioxinen und PCB, durchgeführt. Die separate Untersuchung der äußeren Blätter bei 3 Proben zeigte die auch aus anderen Studien bekannte Tendenz von leicht höheren Gehalten an Ein Vergleich der Dioxingehalte der Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Filderkrautproben mit den in den Jah- den äußeren Hüllblättern im ren 1993 bis 2001 untersuchten Ge- Vergleich zu den inne- halten in bodennahen Blattgemüse ren Blättern. außer Grünkohl (wie Mangold, Kopf- Insgesamt wurden 6 Pflanzenproben salat, Lauch, Lollo Rosso, Eissalat, aus dem Anbaugebiet „Fildern“ zur Eichblattsalat, Endiviensalat, Zucker- Untersuchung auf Dioxine und dio- hut, Weisskraut, Wirsing, Eisberg- xinähnliche PCB angeliefert: 3 Salat- salat) aus unbelasteten Ge- proben (mit großflächigen Blättern, an bieten (Mittelwert von 53 denen luftgetragene Emissionen ad- Proben: 0,008 ng WHO- sorbiert werden können), und 3 Kraut- PCDD / F-TEQ / kg Er- proben. Bei den Krautpflanzen wurden zeugnis; Maximum: innere und äußere Blätter getrennt 0,047 ng WHO- untersucht, um festzustellen, ob nach Abtrennen der äußeren Blätter die Dioxingehalte abgesenkt werden. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Tabelle: Derzeit gibt es für pflanzliche Lebens- Übersicht über Ergebnisse der Unter- mittel weder gültige Höchstgehalte für suchung von pflanzlichen Lebensmitteln Dioxine noch für dioxinähnliche PCB. aus der Filderebene auf Dioxine und Dagegen wurden durch Kommissions- dioxinähnliche PCB empfehlung Auslösewerte für Dioxi- (Angaben in ng / kg Frischgewicht) WHO-PCDD / F-PCB-TEQ WHO-PCB-TEQ WHO-PCDD / F-TEQ Anzahl 9 9 9 Minimum 0,007 0,005 0,001 Median 0,012 0,006 0,003 Mittelwert 0,014 0,011 0,003 95 % - Perzentil 0,025 0,021 0,007 Maximum 0,026 0,021 0,009 Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten Jahresbericht 2006 Schwermetalle und toxische Spurenelemente Die Minimierung der in Lebensmitteln in Spuren enthaltenen Schwer- Neben diesen höher belasteten ma- metalle Blei, Cadmium und Quecksilber spielt seit langem eine wichtige rinen Lebensmitteln zeichnen sich Rolle für den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Für diese Elemente bestimmte pflanzliche Lebensmittel existieren demzufolge europaweit verbindliche Höchstgehalte für ver- ebenfalls durch eine erhöhte Belas- schiedene Lebensmittel, die zusammen mit Höchstgehalten anderer tung mit Schwermetallen aus. So Kontaminanten in der Verordnung (EG) Nr. 466 / 2001 (inzwischen VO ist bekannt, dass die Kakaopflanze (EG) Nr. 1881 / 2006) festgelegt sind. auf cadmiumhaltigen Böden dieses Neben diesen und anderen mehr oder weniger gesundheitsschädlichen toxische Schwermetall aufnehmen Schwermetallen gibt es aber auch viele Elemente, deren Aufnahme kann. Je nach Anbaugebiet des Ka- für den Erhalt der menschlichen Gesundheit notwendig ist. Bestimmte kaos resultieren daraus natürlicher- Elemente können aber auch zur Charakterisierung von Lebensmitteln weise sehr unterschiedliche Gehalte (z. B. Weine, Säfte, Separatorenfleisch) herangezogen werden. in den Kakaosamen und den daraus Im Berichtsjahr wurden in 5 171 Proben insgesamt 36 148 Elementbestimmungen durchgeführt. Das Spektrum umfasste dabei 31 verschiedene Elemente, die mit modernsten Analysentechniken (z. B. ICP-MS) bestimmt wurden. hergestellten Produkten. Aus diesem Anlass wurde im Berichtsjahr, wie im Jahr zuvor, Schokolade auf Cadmium untersucht. Bei der Analyse von 50 Proben wurden überwiegend Gehal- Die Belastung von Lebens- te unter 0,25 mg / kg festgestellt. 5 Proben Edelbitterscho- mitteln mit den toxi- kolade zeigten dagegen erhöhte Gehalte (Maximalgehalt schen Schwermetal- 0,49 mg / kg), die sich durch deren hohen Kakaoanteil und len Blei, Cadmium das Anbaugebiet des zur Herstellung verwendeten Kakaos u n d Q u e ck s i l b e r erklären ließen. Neben den Schokoladen wurden auch 8 kann insgesamt als Proben Kakao analysiert. Diese Proben wiesen durchweg gering angesehen wer- Cadmiumgehalte unterhalb von 0,25 mg / kg auf. Obwohl den. Einzelne Lebensmit- die hier beschriebene Problematik seit langem bekannt tel bzw. Lebensmittelgruppen ist, konnten sich die Mitgliedsstaaten der EU bislang nicht bilden hier jedoch die Ausnahme, auf einen Höchstgehalt für Cadmium in Schokolade oder sodass sich bei diesen Lebensmittel immer wieder Auffälligkeiten ergeben, die es zumeist aus Gründen der Gesundheitsvorsorge zu minimieren gilt. Bereits seit einigen Jahren ist die Problematik „Schwerme- Kakao einigen. Weitere pflanzliche Lebensmittel, die Cadmium akkumulieren, sind bekanntermaßen Ölsaaten wie Leinsamen, Mohn und Sonnenblumenkerne. Für diese Lebensmittel existieren bislang ebenfalls keine Höchstgehalte. Auch Pinienker- talle in Seefisch“ bekannt. Die Schwermetalle Quecksilber ne können, je nach Herkunft, erhöhte Cadmiumgehalte und Cadmium reichern sich in der marinen Nahrungskette aufweisen. Bei eigenen Untersuchungen wurden Gehalte an, was zu beträchtlichen Schwermetallbelastungen füh- zwischen 0,02 und 0,4 mg / kg (Mittelwert: 0,22 mg / kg) ren kann. Im EU-Schnellwarnsystem (Rapid Alert System ermittelt. Nach Definition der EU werden Pinienkerne den For Food And Feed – RASFF) liegen Warnungen über ho- Nüssen zugerechnet, die als „Früchte“ dem Höchstgehalt he Quecksilber- und Cadmiumgehalte in Raubfischen, wie für Obst von 0,05 mg / kg unterliegen. Dies hatte zur Folge, Schwertfisch, Hai oder Tintenfisch, mit deutlichem Abstand dass Pinienkerne vielfach als nicht verkehrsfähig eingestuft an der Spitze der Meldungen über Schwermetalle in Le- wurden. In der Neufassung der Kontaminanten-Höchst- bensmitteln. Untersuchungen in den Jahren 2002 und 2003 gehalteverordnung (VO (EG) 1881 / 2006), die im Dezem- bestätigten, dass entsprechende Ware auch nach Baden- ber 2006 veröffentlicht wurde, wurden Pinienkerne beim Württemberg geliefert wurde. Höchstgehalt für Früchte explizit ausgenommen. Da die Diese Untersuchungen wurden fortgeführt und zeigten 2006 aber lediglich 5 Quecksilber-Höchstgehaltüberschreitungen bei Schwertfisch und Degenfisch. Hierbei lag der Maximalgehalt bei 2,3 mg / kg, bei einem Höchstgehalt von 1,0 mg / kg. Weitere Höchstgehaltüberschreitungen ergaben sich in 2 Fällen bei der Untersuchung von Miesmuscheln aus dem Pazifik. Hier lagen die Cadmiumgehalte bei 1,34 bzw. 2,08 mg / kg (Höchstgehalt:1,0 mg / kg). Verzehrsmenge von Pinienkernen deutlich unter der Verzehrsmenge anderer Früchte liegt, ist diese Verfahrensweise bis zur Festsetzung eines eigenen Höchstgehalts für Cadmium in Pinien durchaus vertretbar. 129 130 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Neben den durch Höchstgehalte in Lebensmitteln be- Ende des Jahres 2005 wurde bekannt, dass Russland grenzten Schwermetallen Blei, Cadmium und Quecksil- Importe von Produkten einiger norwegischer Fischzucht- ber, geraten immer wieder Elemente ins Blickfeld, die betriebe verboten hatte, weil angeblich in Zuchtlachs nicht gesetzlich geregelt sind und daher einer eigenen erhebliche Überschreitungen der in Russland geltenden Bewertung bedürfen. Ein Beispiel hierfür stellen Befunde Höchstmengen für Blei und Cadmium festgestellt worden über Antimon in Bier dar. Der Antimongehalt in Bier liegt waren. Da Zuchtlachs aus Norwegen auch in Deutschland normalerweise unter 1 µg / Liter. Im Januar 2006 wurden eine erhebliche Marktbedeutung hat, wurden 2006 ent- Untersuchungen der Landesuntersuchungsanstalt für das sprechende Untersuchungen durchgeführt. Die Gehalte an Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen (LUA) aus dem Blei, Quecksilber und Cadmium bewegten sich in allen 26 Jahr 2005 bekannt, wonach in Bieren von 2 sächsischen Lachsproben (davon 11 aus Norwegen) weit unterhalb der Brauereien auffällige Gehalte zwischen 5 und 15 µg / Liter in der EU geltenden Höchstmengen, die Gehalte an Blei ermittelt wurden, der höchste Wert lag bei 23 µg / Liter. Die und Cadmium lagen mit einer Ausnahme sogar unterhalb Durchführung von Stufenkontrollen zeigte, dass die hohen der analytischen Nachweisgrenze. Hintergrund des Im- Antimongehalte wahrscheinlich auf die verwendeten Kieselgur-Filtermaterialien zurückzuführen waren. Eine gesundheitliche Beeinträchti- portverbotes war offenbar ein zwischen Russland und Norwegen bestehender Fischereikonflikt, der mittlerweile zumindest vorläufig beigelegt wurde. gung ist bei Antimon-Gehalten in Zu Aluminium in Süßwaren siehe dieser Größenordnung auch bei Teil III, Kapitel Zuckerwaren, Scho- regelmäßigem Bierkonsum nicht kolade, Brotaufstriche. zu befürchten. Dennoch handelt es sich um eine technologisch bedingte Kontamination, die durch Verwendung anderer Filtermaterialien zu vermeiden wäre. Nach Art. 2 Abs. 2 der Verordnung (EWG) Nr. 315 / 93 des Rates vom 08.02.1993 zur Festlegung von gemeinschaftlichen Verfahren zur Kontrolle von Kontaminanten in Lebensmitteln sind Kontaminanten auf so niedrige Werte zu begrenzen, wie sie durch gute Praxis auf allen Stufen sinnvoll erreicht werden können. Das LUA Sachsen schlägt deshalb einen „Eingreifwert“ für Antimon von 10 µg / Liter Bier – dies entspricht dem doppelten Grenzwert der Trinkwasser-Verordnung – vor. In diesem Zusammenhang wurden 244 Bierproben auf ihren Antimongehalt untersucht. Im überwiegenden Teil der Proben war Antimon nicht nachweisbar. 15 Proben lagen über 5 µg / Liter, lediglich bei 6 Proben wurde ein Antimongehalt von über 10 µg / Liter und damit über dem o. g. Eingreifwert von 10 µg / Liter festgestellt. Weiterhin wurden 35 Filterhilfsmittelproben untersucht, von denen sich 5 Proben als auffällig erwiesen. Da eine endgültige gesundheitliche Bewertung der Antimongehalte in Bier durch das Bundesinstitut für Risikobewertung noch aussteht, wurden die untersuchten Bierproben nicht beanstandet. Dass bei der Beurteilung von Kontaminanten in Lebensmitteln nicht immer der gesundheitliche Verbraucherschutz im Vordergrund steht, zeigt folgendes Beispiel. Herstellungsbedingte Kontaminanten Jahresbericht 2006 Herstellungsbedingte Kontaminanten Nitrosamine Insgesamt 203 Proben Lebensmittel, kosmetische Mittel und Bedarfsgegenstände wurden auf krebserregende Nitrosamine geprüft. Nitrosamine in Lebensmitteln – Der Kauf von Wimperntusche Bei einer Probe Haargel wurde ein Ge- noch ein Problem? kann ins Auge gehen. halt an NDELA von 10 mg / kg (1000- In Gegenwart von Nitrit und Nitrat kön- Nach der EU-Kosmetik-Richtlinie darf nen in eiweißreichen Lebensmitteln N-Nitrosodiethanolamin (NDELA) Nitrosamine gebildet werden. Neben in kosmetischen Mitteln lediglich in der exogenen Nitrosaminbildung im Spuren enthalten sein, sofern es nach Lebensmittel können Nitrosamine guter Herstellungspraxis technisch un- auch erst im menschlichen Körper vermeidbar ist und bei normaler oder (endogen) gebildet werden, wenn vernünftigerweise vorhersehbarer Ver- die notwendigen Reaktionspartner wendung die menschliche Gesundheit vorliegen. nicht schädigt. NDELA weist krebser- Untersucht wurden Biere, Röstmal- zeugende, genotoxische Eigenschaf- ze für die Bierbereitung, geräucherte ten auf und gelangt als Verunreinigung Fleisch- und Fischerzeugnisse sowie aminhaltiger Inhaltsstoffe, wie z. B. Vollmilchpulver, Grünkern und Käse. Triethanolamin, in das Produkt oder „Technische Richtwerte“ existieren nur kann aus diesen gebildet werden. Als für N-Nitrosodimethylamin (NDMA) in kritisch zu bewerten sind Produkte, Bier (0,5 µg / kg) und Malz (2,5 µg / kg). die auf der Haut verbleiben und bei Bei allen 21 Bier- und Malzproben la- denen NDELA bis zu 30 % resorbiert Bezüglich der Untersuchungen von gen die Gehalte an NDMA unterhalb werden kann. Bedarfsgegenständen aus Gummi auf der technischen Richtwerte bzw. unterhalb der Nachweisgrenze. Auch in den restlichen 32 Lebensmittelproben konnten keine auffälligen Nitrosamingehalte festgestellt werden. Während Bier und gepökelte Lebensmittel durch verbesserte Herstellungsverfahren nur noch selten mit Nitrosaminen belastet sind, liegen seit Ende 2006 erste Kenntnisse über erhöhte Gehalte an NDMA in Trinkwasser vor. Näheres hierzu siehe Teil V, Trinkwasser. 46 kosmetische Mittel, insbesondere Wimperntusche, Eyeliner und Handwaschpasten, wurden auf NDELA geprüft. Gehalte über dem technisch vermeidbaren Wert von 0,01 mg / kg konnten bei 26 % der Proben, überwiegend Wimperntusche, festgestellt werden. Die NDELA-Gehalte in Wimperntusche lagen zwischen 14 und 370 µg / kg. Eine Eignung zur Gesundheitsschädigung wurde jedoch aufgrund der geringen Exposition mit Wimperntusche nicht gesehen. fach über dem Richtwert) nachgewiesen. Verbotenerweise wurde hier Triethanolamin zusammen mit dem Konservierungsstoff Bronidox eingesetzt – eine Kombination, die zur Entstehung von NDELA maßgeblich beiträgt. Das Haargel wurde als gesundheitsschädlich beanstandet. Nähere Informationen zur Risikobeurteilung von mit NDELA belasteten kosmetischen Mitteln finden Sie im Jahresbericht 2006 des CVUA Karlsruhe unter dem Kapitel Kosmetische Mittel. Nitrosamine in Bedarfsgegenständen Nitrosamine und nitrosierbare Stoffe wird auf Teil III, Bedarfsgegenstände verwiesen. 131 Lebensmittelüberwachung BW 132 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) Rückstandssituation in Lebensmitteln Bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) – einer Im Berichtszeitraum wurden 481 Le- Stoffgruppe aus ca. 250 verschiedenen Verbindungen – handelt es sich bensmittel auf ihre Gehalte an PAK um Umwelt-Prozesskontaminanten. Einige dieser Verbindungen weisen untersucht. In 222 Proben (46 %) war unterschiedlich starke karzinogene (krebserregende) Eigenschaften auf. Benzo(a)pyren nachweisbar. Benzo(a)pyren ist der bekannteste Vertreter dieser Stoffgruppe. PAK werden u. a. gebildet bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material, aber auch beim Grillen, Räuchern von Lebensmitteln sowie beim Rauchen von Tabakerzeugnissen (z. B. Zigaretten). Fast die Hälfte der durchschnittlichen PAK-Belastung bei Menschen wird durch kontaminierte Nahrungsmittel verursacht. Die Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln, wie z. B. Getreide und Gemüse, mit PAK entsteht durch Ablagerun- Geräucherte Fleischerzeugnisse In geräucherten Fleischerzeugnissen (Schinken, Bauchspeck, Rohwürste) spielt der Gehalt an PAK seit Jahren nur noch eine untergeordnete Rolle. In 30 untersuchten Proben waren keine Rückstände an Benzo(a)pyren enthalten. Insofern ist es nicht nachvollziehbar, dass im Jahre 2005 gen von PAK-haltigem Staub aus der Grenzwert für Benzo(a)pyren in geräucherten Fleischer- der Luft. Eine überhöhte Belas- zeugnissen von 1 µg / kg auf 5 µg / kg hochgesetzt wurde. tung von geräucherten Lebensmitteln, wie z. B. Rauchfleisch und geräucherte Fische, kann durch unsachgemäße Räucherverfahren verursacht werden. Auch Trocknungsverfahren über offenem Feuer (z. B. Trocknung von Trester vor der Gewinnung von Traubenkernölen) führen zu überhöhten PAK-Gehalten in Lebensmitteln. Abb.: Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU hat Geräucherte im Jahre 2005 folgende 15 PAK-Substanzen aufgelistet, Fische die als karzinogen eingestuft werden: Benzo(a)anthracen, Chrysen, Benzo(b)fluoranthen, Benzo(k)fluoranthen, Benzo(a)pyren, Dibenz(a,h)anthracen, Benzo(ghi)perylen, Indeno(1,2,3cd)pyren, Benzo(j)fluoranthen, Cyclopenta(cd)pyren, Dibenzo(a,e)pyren, Dibenzo(a,h)pyren, Dibenzo(a,i)pyren, Dibenzo(a,l)pyren und 5-Methyl-chrysen. Geräucherte Fische / Fischerzeugnisse Die Problematik der PAK-Rückstände in Fischkonserven mit Speiseöl, insbesondere geräucherte Sprotten in Öl aus dem Baltikum, besteht nach wie vor. Die zu beanstandenden Gehalte an Benzo(a)pyren wurden dabei meist im Ölaufguss und nicht in den geräucherten Fischen festgestellt. In ca. 30 % der Proben waren Benzo(a)pyren-Rückstände enthalten, die weit über den Grenzwerten von 2 µg / kg für Speiseöl lagen. Bei der Herstellung von Fischkonserven mit geräuchertem Fisch gehen die PAK vom eingelegten Fisch in das Aufgussöl über (Carry-over). Da das eingelegte Lebensmittel entsprechend der Kontaminanten-Höchstgehalt-VO (EG) 1881 / 2006 deutlich höhere Benzo(a)pyren-Gehalte aufweisen darf (5,0 µg / kg) als das Aufgussöl (2,0 µg / kg), kann es dazu kommen, dass im fertigen Erzeugnis der Benzo(a)pyren-Gehalt im Ölanteil deutlich über den Grenzwert für Fette und Öle ansteigt, obwohl das zur Herstellung Die Untersuchungsergebnisse von stärker belasteten eingesetzte Öl ursprünglich einen Benzo(a)pyren-Gehalt Lebensmitteln, wie z. B. geräucherten Fischkonser- unter 2,0 µg / kg aufgewiesen hat. In einzelnen Proben wa- ven in Öl, zeigen, dass neben Benzo(a)pyren ledig- ren die Gehalte im Ölanteil jedoch so hoch, dass von der lich Benzo(a)anthracen, Chrysen, Benzo(b)fluoranthen, Verwendung verunreinigter Pflanzenöle auszugehen ist. Benzo(k)fluoranthen und Benzo(ghi)perylen zur Rückstands- In der Praxis der Lebensmittelüberwachung müssen der belastung beitragen. Rückstände der anderen von der EU Fisch- und der Ölanteil getrennt untersucht und bewertet als karzinogen bewerteten PAK spielen praktisch keine (z. B. werden. Mangels eines Grenzwertes für das Gesamter- Dibenzopyrene) bzw. eine untergeordnete Rolle. zeugnis (eingelegter Fisch in Öl) ist diese analytisch auf- Die Kontaminanten-Höchstgehalt-VO (EG) 466 / 2001 wurde wändige Vorgehensweise derzeit noch erforderlich. mittlerweile durch die VO (EG) 1881 / 2006 ersetzt. Dort Untersuchungen von in Öl eingelegten Fischkonserven im finden sich Höchstmengen ausschließlich für die Leit- Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplanes 2007 substanz Benzo(a)pyren in verschiedenen Lebensmitteln (BÜP) sollen weitere Erkenntnisse hinsichtlich der Belas- wie z. B. Öle, Fette: 2 µg / kg; Nahrung für Säuglinge und tung dieser Produkte bringen. Kleinkinder: 1 µg / kg; geräuchertes Fleisch und geräucherte Fleischerzeugnisse sowie Muskelfleisch von geräuchertem Fisch und geräucherten Fischerzeugnissen: 5 µg / kg. Jahresbericht 2006 Herstellungsbedingte Kontaminanten Sonstige Proben Von 88 untersuchten Proben Pflanzenölen überschritten 3 Proben die Höchstmenge für Benzo(a)pyren von 2 µg / kg. Der höchste Gehalt wurde mit 5,9 µg / kg bei einem Sonnenblumenöl aus Russland festgestellt. Kakaobutter wies nur geringe Gehalte an Benzo(a)pyren bis ca. 2 µg / kg auf, in geräuchertem Käse, getrockneten Früchten und Nüssen waren praktisch keine Rückstände enthalten. Die starke Belastung von Schwarztee und Matetee ist bekannt. 6 von 16 Proben wiesen Benzo(a)pyren-Gehalte zwischen 10 und 100 µg / kg auf. Da die aus den belasteten Tees hergestellten Aufgüsse bekanntlich nur geringe bis Abb.: keine Rückstände aufweisen, besteht für den Verbraucher Benzo(a)pyren ist die Leitsubstanz für krebserregende PAK jedoch keine Gefahr. Acrylamid Am 24. April 2002 gingen Meldungen durch die Medien, dass schwedische Forscher in erhitzten stärkehaltigen Lebensmitteln hohe Konzentrationen an Acrylamid entdeckt haben. Acrylamid ist eine Verbindung, die bis dahin nur als Ausgangsstoff für Kunststoffe (Polyacrylamid) in Erscheinung getreten ist. Es ist bis heute nicht geklärt, ob die Acrylamidgehalte in den Lebensmitteln beim Menschen Krebs auslösen können. Im Berichtsjahr wurden an den CVUA Stuttgart und Sigmaringen insgesamt 137 Lebensmittelproben aus Herstellerbetrieben, aus dem Handel und aus der Gastronomie auf Acrylamid untersucht. Die Untersuchungsergebnisse fließen direkt in die Berechnung der so genannten Signalwerte mit ein. Wird in einer Lebensmittelprobe eine Überschreitung des Signalwertes festgestellt, so hat dies zwar noch keine un- Kartoffelerzeugnisse (61 Proben) Die Acrylamidgehalte in Pommes frites liegen meist deutlich unter dem Signalwert. Die Empfehlungen, die Frittiertemperatur abzusenken (maximal 175 °C) und zu starke Bräunung zu vermeiden („Vergolden statt Verkohlen“) werden allerdings nicht immer beachtet, wie 2 Proben mit Gehalten von 777 bzw. 531 µg / kg zeigen. Von den 46 Proben Kartoffelchips u. Ä. wiesen 3 Proben, davon 2 Proben „Bio-Chips“ Acrylamidgehalte über dem Signalwert auf, der höchste Gehalt betrug 1600 µg / kg. Backwaren (41 Proben) mittelbare rechtliche Konsequenz (Verkehrsverbot, Buß- Brot, Brötchen und Brezeln weisen im Allgemeinen nur geld), der Hersteller dieses Lebensmittels ist aber verpflich- niedrige Acrylamidgehalte auf. Im Inneren der Brotkrume tet, Maßnahmen zur Ursachenforschung und zur Minimie- wird wegen des Wassergehaltes auch bei hohen Back- rung der Acrylamidbelastung seiner Produkte einzuleiten. ofentemperaturen eine Temperatur von 100 °C kaum überschritten, deshalb wird Acrylamid fast ausschließlich in der Ende des Jahres 2006 galten folgende Signalwerte: Lebensmittel µg / kg Kartoffelchips 1000 Kruste gebildet. Bei Zwieback, Butterkeksen, Kräckern und Weihnachtsgebäck lagen die Acrylamidgehalte deutlich unter dem Signalwert. Pommes frites (verzehrsfähig) 530 Knäckebrot 590 Feine Backwaren aus Mürbeteig 300 Kinderkekse 245 war dieser Signalwert geringfügig überschritten. 545 Backwaren für Diabetiker enthalten häufig Fructose (Frucht- Diabetikerbackwaren Lebkuchen Kaffeepulver 1000 370 Kaffeeextrakt, Kaffeeersatz 1000 Alle anderen Lebensmittel 1000 Für Kekse für Babys und Kleinkinder gilt ein sehr niedriger Signalwert von 245 µg / kg. In 2 von 7 untersuchten Proben zucker) als Zuckeraustauschstoff. Fructose fördert zusammen mit der Aminosäure Asparagin in besonderem Maße die Bildung von Acrylamid. Die Acrylamidgehalte liegen deshalb häufig höher als bei vergleichbaren konventionellen 133 134 Lebensmittelüberwachung BW Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Erzeugnissen. Dies gilt vor allem dann, wenn neben Fructose auch noch das Backtriebmittel Ammoniumhydrogencarbonat verwendet wird. Die Hersteller haben offensichtlich das Problem erkannt und die Herstellungsverfahren optimiert. Im Gegensatz zu den Vorjahren lagen alle untersuchten Proben deutlich unter dem Signalwert. Ein Problem stellen Lebkuchen und verwandte Erzeugnisse dar: Lebkuchen enthalten sehr viel reduzierende Zucker (Honig, Invertzuckersirup). In der Regel wird aus Geschmacksgründen das Backtriebmittel Ammoniumhydrogencarbonat (Hirschhornsalz, ABC-Trieb) verwendet. Wegen des niedrigen Wassergehaltes werden hohe 3-MCPD Backtemperaturen nicht nur an der Oberfläche, sondern 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) entsteht bei der auch im Inneren der Lebkuchen erreicht. Auf der Inter- Herstellung und Zubereitung von verschiedenen net-Homepage der CVUAs sind die „Empfehlungen zur Lebensmitteln. Es wirkt in hohen Dosen bei Ratten Vermeidung hoher Gehalte an Acrylamid beim Backen krebserregend, schädigt jedoch nicht die Erbsub- von Lebkuchen“ für die Öffentlichkeit zugänglich (www. substanz (DNS). Daher wurde vom wissenschaft- cvuas.de ). Bei Beachtung dieser Empfehlungen ist lichen Lebensmittelausschuss der Europäischen es auch für die Hausfrau und den handwerklichen Bä- Kommission eine tolerierbare tägliche Aufnahme- ckerbetrieb möglich, Lebkuchen mit relativ niedrigen menge (TDI) von 2 µg 3-MCPD pro kg Körperge- Acrylamidgehalten zu backen. Wie im Vorjahr wiesen wicht festgelegt. Eine gesetzliche Höchstmenge Lebkuchen aus industrieller Produktion tendenziell nied- von 20 µg / kg Lebensmittel existiert bislang aber rigere Acrylamidgehalte auf, als handwerklich herge- lediglich für Sojasoße und hydrolysiertes Pflan- stellte Lebkuchen. Lediglich eine Überschreitung des zenprotein. Signalwertes wurde mit 1755 µg / kg bei einem Lebkuchen aus handwerklicher Fertigung festgestellt. Kaffee und Kaffeesurrogate (32 Proben) Während bei Kaffeepulver und bei Kaffeeextrakt die Signalwerte nicht überschritten wurden, waren bei Kaffeesurrogaten häufiger Acrylamidgehalte über dem Signalwert zu finden. Die höchsten Gehalte wiesen dabei Produkte auf, die mit gerösteter Zichorie hergestellt werden. Die Hersteller haben das Problem erkannt und erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Acrylamidgehalte zu senken. Wie die Untersuchungen zeigen, sind geringfügige Überschreitungen des Signalwertes trotzdem nicht ganz zu vermeiden. Sonstige Proben Getrocknete Apfelchips (3 Proben) erwiesen sich als frei von Acrylamid. Fleischerzeugnisse 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) in geräucherten Fleischwaren 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) ist ein unerwünschter Stoff, der bei der Verarbeitung von Lebensmitteln aus natürlichen Inhaltsstoffen entstehen kann. Dies ist zum Beispiel bei der Herstellung von Sojasoße oder hydrolysiertem Pflanzenprotein (HVP) der Fall. Bei der Hydrolyse von Pflanzeneiweiß, die mit Salzsäure durchgeführt wird, reagieren im pflanzlichen Ausgangsmaterial enthaltene Lipidreste mit Chloridionen zu 3-MCPD. Durch technologische Maßnahmen konnte der Gehalt von 3-MCPD in Sojasoßen und hydrolysiertem Pflanzenprotein in letzter Zeit entscheidend gesenkt werden. Herstellungsbedingte Kontaminanten Jahresbericht 2006 Gefährdungspotenzial beim Verzehr von Lebensmitteln, die mit 3-MCPD belastet sind: 3-MCPD wirkt im Tierversuch in hohen Dosen kanzerogen dem täglichen Verzehr von etwa einem Kilogramm einer (krebserzeugend), daneben wurde in vitro (im Reagenzglas) relativ stark kontaminierten geräucherten Wurst. Dabei ist Genotoxizität (Erbgutschädigung) festgestellt. Diese konnte jedoch zu bedenken, dass zusätzliches 3-MCPD gleichzeitig in neueren Studien jedoch in vivo (im lebenden Organis- auch noch über andere Lebensmittel (Brot mit dunkler Krus- mus) nicht bestätigt werden. Basierend auf der früheren te, stark getoastetes Brot etc.) aufgenommen wird. Einschätzung des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses der Europäischen Kommission (SCF), nach der 3-MCPD-Rückstände in Lebensmitteln nicht nachweisbar sein sollen, wurde in der EU ein Höchstgehalt von 20 µg / kg für Sojasoße und hydrolysiertes Pflanzenprotein (HVP) festgelegt. Aufgrund neuerer Forschungsergebnisse wird vom SCF inzwischen eine tolerierbare tägliche Aufnahme = Tolerable Daily Intake (TDI) an 3-MCPD von maximal 2 µg pro kg Körpergewicht empfohlen. Bei einer 60 kg schweren Abb. links: Person beträgt der TDI folglich 120 µg. Dies entspräche Buchenholzpellets zur Räucherung Da 3-MCPD auch in Lebensmitteln tierischer Herkunft nach- Durch Entfernen der Haut lässt sich also bei Wurst leider gewiesen worden ist, wurde diese Produktgruppe im Be- keine nennenswerte Reduktion der Kontamination mit 3- richtsjahr genauer unter die Lupe genommen. Im Rahmen MCPD erreichen. In anderen geräucherten Lebensmitteln einer Stufenkontrolle bei einem Fleischwarenhersteller und (z. B. Räucherfisch) war 3-MCPD ebenfalls nachweisbar, in umfangreichen Laborversuchen konnte gezeigt werden, wobei bei geräucherten Sprotten der höchste Gehalt mit dass beim Räuchern 3-MCPD entsteht: Pfefferknacker 126 µg / kg gefunden wurde. Im Gegensatz hierzu konn- (kleinkalibrige geräucherte Rohwurst), die noch nicht ge- te bei ungeräucherten Erzeugnissen (z. B. Kochschinken, räuchert waren, enthielten kein 3-MCPD. n=15) 3-MCPD nicht nachgewiesen werden. Weitere Un- Dieselben Pfefferknacker, die mit Kaltrauch von ca. 28 °C tersuchungen zeigen, dass beim Verschwelen handelsüb- geräuchert wurden, wiesen nach der Räucherung einen licher Grillkohle kein 3-MCPD entsteht. 3-MCPD Gehalt von 133 µg / kg auf. Die zur Herstellung verwendeten Zutaten und Zusatzstoffe enthielten kein 3-MCPD. Eine Probe „Wandabkratzung“ aus der Räucherkammer war mit einem sehr hohen 3-MCPD Gehalt (2455 µg / kg) belastet. Die zur Räucherung verwendeten Holzspäne waren frei von chlororganischen Verbindungen, die evtl. eine Quelle für das gebildete 3-MCPD darstellen könnten und waren auch frei von 3-MCPD. Die Holzspäne wurden anschließend im Labor unter kontrollierten Bedingungen verschwelt, dabei zeigte sich, dass der aufgefangene Rauch große Mengen an 3-MCPD enthielt. Damit war klar: Beim Räuchern entsteht 3-MCPD. Die bisherigen Erst nachdem der Grillkohle Speiseöl zugesetzt wurde, entstand beim Verschwelen in hoher Konzentration 3-MCPD. Dies führt, wie bei der Problematik der Entstehung von PAKs (polyzyklische aromatischen Kohlenwasserstoffe), zur Empfehlung, Marinaden bzw. fetthaltigen Fleischsaft nicht auf die Grillkohle tropfen zu lassen. Durch Verwendung einer Grillschale aus Aluminium lässt sich beispielsweise beim Grillen mit Grillkohle die Entstehung von 3-MCPD vermeiden. Sojasoßen Untersuchungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass der Im Berichtsjahr wurden am CVUA Karlsruhe insgesamt 18 Bildungsweg für 3-MCPD bei der Verschwelung von Holz Proben Sojasoße untersucht. Dabei waren lediglich geringe ein anderer ist als z. B. in Sojasoßen und Backwaren. Da Spuren an 3-MCPD, weit unter der Höchstmenge, nach- 3-MCPD sehr gut wasserlöslich ist, bleibt es nicht an der weisbar. Im Gegensatz zu früheren Jahren hat sich damit Oberfläche, sondern es dringt schnell auch in die inneren die Rückstandssituation grundlegend verbessert. Schichten des geräucherten Erzeugnisses ein. 135 Lebensmittelüberwachung BW 136 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Furan in Lebensmitteln Furan wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach umfangreichen toxikologischen Überprüfungen als für den Menschen mögliches Karzinogen (Klasse 2B) eingestuft. Zahlreiche Untersuchungen in Baden-Württemberg belegen, dass Furan in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt. Die höchsten Gehalte kommen in geröstetem Kaffee vor, aber auch in anderen Lebensmitteln wurde Furan in nennenswerten Konzentrationen nachgewiesen. In Lebensmitteln kann Furan beim Erhitzen von Kohlenhydraten, mehrfach ungesättigten Fettsäuren oder Ascorbinsäure entstehen. Besonders hoch sind die Gehalte, wenn Lebensmittel geröstet – z. B. Kaffeebohnen – oder in „geschlossenen Systemen“ wie etwa bei Babygläschen erhitzt werden. Über Ergebnisse zu Furangehalten in Kaffee, Kaffeegetränken, Soßen und Fertiggerichten wurde in vergangenen Jahren berichtet. Demzufolge wiesen geröstete Kaffeebohnen durchschnittlich 4 660 µg / kg, Kaffeeaufgüsse zwischen 18 und 88 µg / l Furan auf (Kuballa T. et.al. Deutsche Lebensmittelrundschau (2005), 6, 229 – 235). In Soßenerzeugnissen wurden im Mittel 12,8 µg / kg und in Fertiggerichten zwischen 3 und 74 µg / kg Furan ermittelt. 2006 wurde der Schwerpunkt auf Methodenweiterentwicklung, Babynahrung, Spirituosen und Fertiggerichte gelegt. Mikrodestillation Grafik: Bei der Mikrodestillation handelt es sich um eine Wasser- Schematischer dampfdestillation im Mikromaßstab (Schema s. Abb.1), bei Aufbau des dem Furan aus der Probe heraus in eine Lösungsmittelvor- MicroDistiller , lage destilliert wird. Aus dem Lösungsmittelextrakt kann ® Eppendorf, Hamburg dann der Furangehalt bestimmt werden. Mit der automatisierten Methode steht damit ein Verfahren zur Verfügung, mit dem sehr viel schneller und effizienter Furan in Lebensmitteln bestimmt werden kann. Simultan können 6 Proben aufgearbeitet werden. Was bedeuten die Ergebnisse für den Verbraucher? Darüber hinaus kann mit dieser Methode Furan auch in Nach den bisherigen Untersuchungen der Chemischen und Lebensmitteln bestimmt werden, bei denen die bisher an- Veterinäruntersuchungsämter in Baden-Württemberg ist gewandte Dampfraum-Methode kaum anwendbar war wie nach derzeitigem Kenntnisstand nicht von einer akuten Ge- etwa bei Kakao und Kakaoprodukten. sundheitsgefahr auszugehen. Im Sinne des vorbeugenden Erste Untersuchungen im Rahmen der Methodenentwicklung zeigten in 8 untersuchten Kakaopulvern einen Furanmittelwert von 8,6 µg / kg wobei der Maximalwert bei 22,3 µg / kg, der Minimalwert bei 4,6 µg / kg und der Medianwert bei 6,5 µg / kg lag. Ein kakaohaltiges Getränkepulver mit Zucker lag unterhalb der Nachweisgrenze. Ein Vergleich beider Methoden in anderen Matrices zeigt vergleichbare Ergebnisse (Kuballa T. et.al. Lebensmittelchemie (2006), 60(2), 44). gesundheitlichen Verbraucherschutzes ist aber eine Minimierung der Gehalte in allen Lebensmitteln – vor allem in Babynahrung – sinnvoll. Herstellungsbedingte Kontaminanten Jahresbericht 2006 137 2006 wurden wiederum 89 Erzeugnisse aus dieser Pro-90 duktgruppe auf Furan untersucht, da die Auswirkungen80 90 90 aufgrund des geringen Körpergewichtes am größten sein70 70 70 können. Ähnlich wie bei den bisherigen Untersuchungen60 zeigen Baby-Gläschen mit einem Gemüseanteil die höchs-50 60 60 80 80 50 50 ten Furangehalte von maximal 85 µg / kg. Bei Verzehr eines40 40 40 solchen Gläschens mit 200 g Inhalt nimmt ein Baby etwa 17 30 µg Furan auf. Legt man die Mittelwerte von 31,6 µg / kg für 20 reine Gemüsegläschen oder 30,4 µg / kg für fleischhaltige Gemüsegläschen zugrunde, nimmt ein Baby mit einem10 30 30 20 20 10 10 00 Obst (n = 8) Furan_Babynahrung 2006 Spirituosen 30 30 Insgesamt wurden 19 Spirituosen auf Furan untersucht. Bei 25 4 untersuchten Proben Rum lagen 2 Proben unterhalb der 25 Nachweisgrenze von 2 µg / l, während die anderen beiden20 20 Proben Gehalte von 5 und 26 µg / l zeigten. Die 5 untersuchten Proben Whisky wiesen im Mittel 6,0 µg / l und die15 15 10 untersuchten Proben Tequila 6,7 µg / l Furan auf. Spiritu10 osen stellen für den Durchschnittsverbraucher damit keine 10 nennenswerte Furanbelastung dar. 5 5 Suppen, Fertiggerichte, Reaktionsaromen 0 gestellt. In einem Pastagericht wurde mit 75 µg / kg Furan der höchste Gehalt bestimmt. Mit Ausnahme einer Probe Tequila Whisky (n = 5) (n = 10) (n = 5) (n = 4) Rum (n = 4) Whisky sind in der Grafik, nach ihren Hauptzutaten unterteilt, dar- 0 Rum Die Furan-Gehalte von 41 untersuchten Fertiggerichten Tequila (n = 10) Furan_Spirit 2006 Gulasch lagen die Gehalte bei allen weiteren Erzeugnissen180 180 180 160 160 unter 50 µg / kg. 160 In einer asiatischen Flüssigsuppe lag der Furangehalt bei 140 105 µg / kg. Bei flüssigen Tomatensuppen ging die Gehalts120 spanne von 10 bis 57 µg / kg. In Instant-Trockensuppen wur100 den generell weniger als 10 µg / kg Furan bestimmt. Reaktionsaromen, das sind Aromen, gebildet in einem ge-80 140 140 120 120 100 100 80 80 steuerten Erhitzungsprozess unter Mitverwendung von60 Eiweiß / Aminosäuren und Zucker, wiesen etwas höhere40 60 60 40 40 Furangehalte auf. Bei einer bestimmungsgemäßen Ver-20 20 20 Median Minimum Mittelwert Reaktionsaromen Reaktionsaromen (n = 6) Stärke-haltige Stärke-haltige (n = 15) Gemüse-haltige Gemüse-haltige (n (n == 19) 19) n = Anzahl untersuchter Proben Fleisch-haltige Fleisch-haltige (n = 7) (n = 7) Maximum 00 Suppen Suppen (n = 8) (n = 8) wendung im verzehrsfertigen Erzeugnis (Verdünnung von 0 ca. 1 : 500) sind die analysierten Gehalte nicht relevant. [µg / kg] vergleichsweise geringe Furangehalte. Furan_Suppen 2006 Grafiken: Furan in verzehrsfertiger Babynahrung; in Spirituosen; in Suppen, Fertiggerichten und Reaktionsaromen (von oben) [µg / kg] Obstgläschen zeigen im Mittel mit 6,8 µg / kg und 2,9 µg / kg Gemüse u. Fleisch menge sehr schnell erreicht werden. Brei-, Beikost- und Gemüse (n = 23) Brei / Beikost (n = 23) 200-g-Gläschen etwa 6 µg auf. In Anbetracht des geringen0 Körpergewichtes kann eine tägliche zulässige Aufnahme- [µg / kg] Babynahrung Lebensmittelüberwachung BW 138 Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche Stabilisotopen-Analytik Deutschland importiert heute Lebensmittel aus mehr als 80 Ländern der Aufbau von Kohlenhydraten in Pflan- Erde. Verbraucherinnen und Verbraucher schauen beim Lebensmittel- zen aus dem CO2 der Luft). Hierdurch kauf immer häufiger auf die geografischen Herkunftsangaben und sind wird den Inhaltsstoffen von Pflanzen durchaus bereit, für Waren aus bestimmten Regionen und speziell aus und Tieren ein Isotopenmuster aufge- heimischer Erzeugung einen höheren Preis zu bezahlen. Sie vertrauen prägt, durch welches eine Zuordnung dabei auf die Korrektheit der Herkunftsangaben auf dem Etikett bzw. zu den Erzeugungsregionen bzw. Her- erwarten deren amtliche Kontrolle. Ähnliches gilt für die Angaben zur stellungsverfahren möglich ist. ökologischen Erzeugungsweise oder zur Naturbelassenheit von Zutaten Am CVUA Freiburg werden zentral für (z. B. „mit echter Bourbon-Vanille“). Baden-Württemberg Herkunfts- und Identitätsüberprüfungen von Lebens- Mit den üblichen analytischen Verfahren waren solche An- mitteln mithilfe der Stabilisotopen-Methode durchgeführt. gaben bisher im Überwachungslabor kaum überprüfbar. Das Labor hat im Jahr 2006 insgesamt 285 Proben unter- Die Stabilisotopen-Methode jedoch bietet hiefür eine viel sucht, davon 155 Handelsproben und 130 Proben mit ver- versprechende Möglichkeit. Sie nutzt den Umstand, dass lässlicher Herkunftsangabe (Referenzproben). Der Schwer- die Hauptelemente der Biomasse, nämlich Wasserstoff, punkt der Untersuchungen lag auf denjenigen Produkten, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel (H, C, N, die auch in Baden-Württemberg erzeugt werden sowie bei O, S) sowie Spurenelemente wie Strontium (Sr), in der Na- Importwein. Weiterhin wurden ca. 50 Honige als Referenz- tur nicht als konstante, sondern als variierende Gemische proben erfasst, die von Bienenvölkern genau bekannter stabiler Isotope vorkommen. Diese sehr geringen, aber gut Standorte in Baden-Württemberg stammen. Dadurch steht messbaren Verschiebungen der Isotopenverhältnisse ha- außer für Spargel und Äpfel auch bald für dieses vom Ver- ben ihren Grund in physikalischen Vorgängen (z. B. Verduns- braucher sehr geschätzte Lebensmittel eine Isotopenda- ten von Wasser) und in (bio-)chemischen Reaktionen (z. B. tenbank zur Verfügung. Auffälligkeiten und Beanstandungen Auch im Jahr 2006 führten Stabilisotopen-Messungen wieder zu Beanstandungen bzw. waren Anlass zu weiteren Nachforschungen der Überwachungsbehörden: • Drittlandsweine besonders aus Südosteuropa fielen durch kann mit der Stabilisotopen-Methode nicht ohne weiteres fest- untypische Werte für Sauerstoff und Kohlenstoff (δ18O bzw. gestellt werden. Aber Zweifel sind bei der gegenwärtig großen δ13C) auf. Anhand dieser Ergebnisse konnten Wässerungen Nachfrage nach Bio-Milchprodukten angebracht: Öko-Mais ist bzw. Verwendung von weinfremdem Zucker (Rohrzucker) nach- eher knapp. Die Marktentwicklung soll deshalb durch weitere gewiesen werden. Die Weine wurden nach weiteren Messung Untersuchungen verfolgt werden. Für die Beurteilung von Bio- von Speziallabors als gefälscht beanstandet. Milch(-erzeugnissen) werden neben Daten zur Erzeugungssta- • Spargel von Marktständen stammte entgegen den Angaben tistik auch Auskünfte der Öko-Kontrollstellen erforderlich sein. nachweislich nicht aus der angegebenen Erzeugungsregion. • Apfel-Direktsäfte waren entweder nicht aus Äpfeln der Boden- Gerade zu Beginn der Saison wird immer wieder versucht, die see-Region gepresst oder aus Konzentrat rückverdünnt worden. günstigere Auslandsware als heimischen Spargel mit entspre- Weiterhin wurden Äpfel von einem „fliegenden Händler“ als chend höherem Gewinn zu verkaufen. Bio-Äpfel vom Bodensee angepriesen – ein Verkaufstrick, wie • Bio-Milch(-erzeugnisse) wiesen erhöhte δ13C –Werte auf, aus sich beim Vergleich der gemessenen Isotopenwerte mit den denen Maisanteile im Futter der Milchkühe von bis zu 28 % Datenbankwerten herausstellte. Für diese Datenbank werden errechnet werden konnten. Ob hier wirklich entsprechend der jährlich ca. 50 Apfel-Referenzproben mit genau bekanntem Er- Öko-Verordnung immer auch Öko-Mais verfüttert worden war, zeugungsort und Erntezeitpunkt gemessen. Tabelle: Untersuchungen an Handelsproben mithilfe der IRMS Warengruppe Probenzahl davon auffällig / beanstandet Spargel 23 5 Apfel-Direktsaft 35 3 Äpfel 10 1 Bio-Milch, -Produkte 15 2 Importwein 57 6 Andere 15 0 Gesamt 155 17 Jahresbericht 2006 139 Teil V : Trinkwasser Themen: Perfluorierte Tenside (PFT) 140 Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln 141 140 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Trinkwasser Perfluorierte Tenside (PFT) Perfluorierte organische Verbindungen mit Tensideigenschaften sind in jüngster Zeit verstärkt in die öffentliche Diskussion geraten, nachdem in den Flüssen Möhne und Ruhr in Nordrhein-Westfalen sowie in weiteren Zuflüssen der Ruhr im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung z.T. hohe Gehalte dieser Verbindungen nachgewiesen wurden. Das aus der Möhne gewonnene Trinkwasser wies PFT -Gehalte bis über 0,5 µg / l auf. Die Trinkwasser-Verordnung enthält Die Ergebnisse zeigen, dass PFT in Ba- derzeit keine Grenzwerte für diese den-Württemberg keine großflächige Stoffgruppe. Da ein sekundär geno- Grund- und Trinkwasserkontamination toxisches Wirkungspotenzial von PFT darstellen. Allenfalls punktuelle Belas- nicht sicher auszuschließen ist, wurde tungen sind bekannt, die anders als in von der Trinkwasserkommission des Nordrhein-Westfalen nicht durch eine Bundesministeriums für Gesundheit illegale Bodenkontamination, sondern (BMG) in einer Stellungnahme als vermutlich durch zeitweise vorhande- Zielwert ein gesundheitlicher Ori- ne PFT -Gehalte im Rhein verursacht entierungswert (GOW) in Höhe von wurden. 0,1 µg / l für PFT genannt. Im Berichtszeitraum wurden in Baden- Was Was sind sind PFT? PFT? Württemberg insgesamt 104 Trinkwasserproben auf diese Stoffgruppe (ins- Aufgrund ihrer hohen Stabilität und ihrer ausgeprägten Oberflächenak- gesamt 9 Parameter) untersucht. tivität findet man PFT in den unterschiedlichsten Produkten. So sind sie 11 Proben wiesen Gehalte über der Bestimmungsgrenze von 0,005 µg / l auf, wobei bisher nur in Roh- und Trinkwasserproben einer Wasserver- weltweit in nahezu allen Lebensbereichen anzutreffen (z. B. in Körperpflegemitteln, Farben, Beschichtungsstoffen und Imprägnierungsmitteln für Leder, Textilien und Lebensmittelverpackungen). Darüber hinaus sind sie als Flammschutzmittel im Einsatz (z. B. in Feuerlöschschäumen). sorgung, die teilweise Rheinuferfiltrat Bekannteste Vertreter dieser Stoffgruppe sind die beiden Stoffe Perfluor- nutzt, Werte über dem GOW (bis ca. octylsulfonat (PFOS) und Perfluoroctanoat (PFOA), die als Leitsubstanzen 0,3 µg / l) ermittelt wurden. Durch Um- für PFT bezeichnet werden. Für sie liegen bereits einige, allerdings noch stellung auf andere Wasservorkom- unvollständige Angaben zu ihrer toxikologischen Bewertung vor. men konnten die PFT -Gehalte dieser Wasserversorgung im abgegebenen Trinkwasser rasch deutlich gesenkt werden. PFT werden in der Umwelt kaum oder nicht abgebaut, sind stark bioakkumulierbar und toxikologisch relevant. So wird beispielsweise Perfluoroctylsulfonat in menschlichen Blutproben bis im µg / l-Bereich gefunden. Die Ausscheidung aus dem menschlichen Körper erfolgt recht langsam, die Halbwertszeit beträgt mehrere Jahre. Im Rahmen der Abfallentsorgung auf Deponien besteht grundsätzlich immer die Gefahr der Versickerung und damit eines Eintrags der Stoffe in das Grundwasser. Weiterhin können Oberflächenwässer direkt durch Abschwemmung aus Deponiebereichen oder indirekt über den Weg gewerblicher und kommunaler Abwässer durch PFT kontaminiert werden. Die hohen Gehalte in der Möhne resultierten aus Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Nutzflächen, wobei die Bodenkontamination vermutlich über ein PFT -belastetes „Bioabfallgemisch“ verursacht wurde. PFT sind wasserlösliche Verbindungen, die im Grundwasser mobil sind. Darüber hinaus sind die Stoffe bei der Wasseraufbereitung nur mit großem Aufwand zu entfernen. Perfluorierte Tenside / Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln Jahresbericht 2006 141 Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln Nachdem Grenzwertüberschreitungen des herbiziden Wirkstoffs Atrazin nach den vorliegenden Einstufungen beziehungsweise dessen Metabolit (Abbauprodukt) Desethylatrazin in durch das Bundesinstitut für Risikobe- den vergangenen Jahren zwar langsam, jedoch stetig abnahmen, führ- wertung bei weitem nicht. ten aktuelle Hinweise auf erhöhte Gehalte bisher routinemäßig nicht untersuchter Abbauprodukte der Wirkstoffe Chloridazon und Tolylfluanid zu kurzfristig Ende des Berichtsjahres aufgenommenen Untersuchungs- Der Grenzwert der Trinkwasser-Verordnung von 0,1 µg / l gilt sowohl für die eigentlichen Pflanzenschutzmittel- programmen. wirkstoffe, als auch für die daraus entstehenden „relevanten Metaboliten“. Chloridazon-desphenyl Die offene Frage, ob Chloridazon-des- Chloridazon-desphenyl ist ein Meta- zunächst 80 Trinkwasserproben ergab, phenyl als „relevanter“ Metabolit im bolit des Unkrautvernichtungsmittels wird er in einer ungewöhnlichen Häu- Sinne der Trinkwasser-Verordnung an- Chloridazon, das v. a. im Zuckerrü- figkeit in Gehalten über 0,1 µg / l (Maxi- zusehen ist und damit dem Grenzwert benanbau, daneben auch bei Futter- malwert 3,4 µg / l) in Trinkwasser nach- von 0,1 µg / l unterliegt, wird derzeit rüben, Rote Bete und Mangold ein- gewiesen. Eine Gesundheitsgefahr auf Bundes- und EU-Ebene geklärt. gesetzt wird. Wie die Messung von besteht bei den ermittelten Gehalten Durch die zulässige Aufbereitung von Wasser mittels Ozon werden Chloridazon-desphenylgehalte deutlich vermindert. Grafik: Chloridazon-desphenyl in Wasser * Grenzwert der Trinkwasser-VO für Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und „relevante Metaboliten“ < 0,05 µg / l 0,05 – 0,1 µg / l * > 0,1 µg / l 43 9 Trinkwasser 2006 28 142 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Trinkwasser N,N-Dimethylsulfamid und N-Nitrosodimethylamin In einem Rundschreiben der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW) Ende 2006 wurde über ein Forschungsvorhaben berichtet, bei welchem festgestellt wurde, dass aus dem im Wesentlichen im Obstanbau eingesetzten fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoff Tolylfluanid ein auch im Rahmen des Zulassungsverfahrens für diesen Wirkstoff nicht erkannter Metabolit, N,N-Dimethylsulfamid, entstehen kann. Erste baden-württembergische Ergebnisse von Trinkwasserproben aus Obstanbaugebieten bestätigen, dass dieser Parameter teilweise in Gehalten deutlich über 0,1 µg / l nachweisbar ist. Die Untersuchungen werden 2007 Er unterliegt daher dem Grenzwert fortgeführt und ausgeweitet. von 0,1 µg / l. Bei Überschreitung des Besondere Bedeutung kommt diesem in den nachgewiesenen Gehalten wahrscheinlich nicht gesundheitsgefährdenden Metaboliten dadurch zu, dass bei der zulässigen Aufbereitung von Wasser mit Ozon das krebserregende N-Nitrosodimethylamin entstehen kann. Das N-Nitrosodimethylamin wird durch die üblicherweise der Ozonierung nachgeschalteten Filterstufen teilweise wieder entfernt. Umfangreiche Untersuchungen auf diesen Stoff in Trinkwasser erfolgen 2007. Da es sich bei N,N-Dimethylsulfamid um einen bislang unbekannten Pflanzenschutzmittelmetaboliten handelt, der toxikologisch noch nicht umfassend untersucht und bewertet wurde, und weil sich bei Ozonierung daraus das gesundheitsbedenkliche N-Nitrosodimethylamin bilden kann, muss der Metabolit als „relevanter Metabolit“ im Sinne der Trinkwasser-Verordnung angesehen werden. Grenzwertes muss die Trinkwasserversorgung eingestellt werden. Falls dies nicht möglich ist, kann das zuständige Gesundheitsamt eine Abweichung vom Grenzwert zulassen. Diese Abweichung muss zeitlich befristet werden auf den Zeitraum, der zur Behebung des Problems erforderlich ist. Die betroffene Bevölkerung wird vom Wasserversorgungsunternehmen oder vom Gesundheitsamt über die zugelassene Abweichung vom Grenzwert informiert. Jahresbericht 2006 Teil VI : Futtermittel 143 144 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel Futtermittelüberwachung Übersicht Die Erzeugung hochwertiger und gesunder Lebensmittel ist eine zentrale Aufgabe der Landwirtschaft. Nur sichere Futtermittel garantieren, dass in Fleisch, Milch und Eiern keine unerwünschten oder verbotenen Stoffe enthalten sind, die die Gesundheit des Menschen gefährden können. Futtermittel dürfen auch nicht die Gesundheit der Tiere schädigen. Die ernährungsphysiologische Qualität einer Futterration ergibt sich aus den eingesetzten Komponenten, den Gehalten an Inhaltsstoffen, der mikrobiologischen Qualität sowie der tierartgerechten Struktur. Inhalt und Umfang der amtlichen Kontrollen werden unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus den Vorjahren angepasst und im Nationalen Kontrollprogramm Futtermittelsicherheit (NKP) durch den Bund in Abstimmung mit den für die amtliche Kontrolle zuständigen Ländern festgeschrieben. Die Zahl der Untersuchungen auf unerwünschte und verbotene Stoffe wurde in den letzten Jahren deutlich erhöht. Die Verordnung (EG) Nr. 882 / 2004 über amtliche Kontrollen verlangt regelmäßige Kontrollen auf Risikobasis und mit angemessener Häufigkeit bei Herstellern, im Handel und auf landwirtschaftlichen Betrieben. Die Verordnung (EG) Nr. 183 / 2005 (Futtermittelhygiene- folgernd Beprobungen von Futtermitteln auf den notwen- Verordnung), die seit 1. Januar 2006 gilt, stellt an den Land- digen Umfang zu beschränken. Damit wird den Betriebs- wirt, der auf seinem Betrieb Futtermittel herstellt und Tiere prüfungen und den Buchprüfungen zukünftig eine deutlich füttert, umfangreiche Anforderungen in Bezug auf Hygiene höhere Bedeutung zukommen. und Buchführung. Weiter gehende Anforderungen werden an alle sonstigen Futtermittelhersteller gestellt. Sie betreffen die Einrichtungen und Ausrüstungen der Betriebe, Umfang und Qualität des Personals, die Herstellung der Produkte, die Qualitätskontrolle einschließlich einer Prüfung der Produktionsabläufe auf kritische Kontrollpunkte (HACCP), die Lagerung und Beförderung der Produkte, die Dokumentation aller Maßnahmen auch zur Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit sowie die Reaktion auf Beanstandungen und bei Produktrückruf. Die Verordnung (EG) Nr. Wer wird kontrolliert? Nach der Verordnung (EG) Nr. 183 / 2005 müssen sich alle Betriebe, die Futtermittel herstellen, lagern, transportieren oder behandeln, registrieren lassen. Betriebe, die mit „kritischen“ Zusatzstoffen umgehen, müssen bei der zuständigen Behörde eine Zulassung beantragen, die erst nach einer Vor-Ort-Kontrolle erteilt werden kann. Folgende Betriebe werden durch die amtliche Kontrolle erfasst: 178 / 2002 verlangt seit 1. Januar 2005 die Sicherstellung • Einzel- und Mischfuttermittelhersteller, Hersteller von der Rückverfolgbarkeit der zugekauften und abgegebenen Zusatzstoffen oder Vormischungen, Betriebe, die Le- Futtermittel, weshalb entsprechende Aufzeichnungen über bensmittel herstellen und Reststoffe als Futtermittel die zugekauften und abgegebenen Futtermittel vorliegen abgeben, müssen. Aus dieser Gewichtung der Verantwortung des Betriebsinhabers ergeben sich für die amtliche Kontrolle zukünftig neue Schwerpunkte. Ziel ist es, den Betrieb hinsichtlich der genannten Kriterien zu bewerten und daraus • Vertriebsunternehmen (Handelsfirmen, Genossenschaften, Importeure), Transportunternehmen, Lagerstätten, • tierhaltende Betriebe, fahrbare Mahl- und Mischanlagen. Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 Risikoorientierte Auswahl der Betriebe und der Proben Durch das seit 2002 in Abstimmung zwischen Bund und Ländern erstellte „Nationale Kontrollprogramm Futtermittelsicherheit“ (NKP) werden aufgeteilt auf die Länder entsprechend der Bedeutung der dortigen Futtermittelproduktion und der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe die Zahl und die Art der Untersuchungen festgelegt und Vorgaben zu Betriebskontrollen gemacht. Baden-Württemberg setzt die Vorgaben des NKP durch folgendes Kontrollkonzept um: Ein Teil der auf die Gruppe der „Futtermittelhersteller“ entfallenWas wird untersucht? • Einzelfuttermittel wie Getreide, Extraktionsschrote, Nebenprodukte der Lebensmittelherstellung, Produkte aus Trocknungseinrichtungen oder Mineralstoffe, • Zusatzstoffe wie Spurenelemente, Vitamine, Leistungsförderer oder Kokzidiostatika, • Vormischungen von Zusatzstoffen zur Herstellung von Mischfuttermitteln und • Mischfuttermittel, zusammengesetzt aus verschiedenen Einzelfuttermitteln, meist Zusatzstoffe enthaltend. den Proben wird durch eine EDV-gestützte Zufallsauswahl ermittelt. Größere Betriebe sollen mindestens einmal jährlich einer Kontrolle unterzogen werden. Dabei sind Art und Menge der hergestellten oder gehandelten Futtermittel zu berücksichtigen. Die Auswahl der zu kontrollierenden landwirtschaftlichen Betriebe erfolgte 2006 EDV-gestützt aus der Gesamtheit aller Betriebe, die einen „Gemeinsamen Antrag“ auf Direktzahlungen gestellt haben. Damit wird den Anforderungen der VO (EG) Nr. 1782 / 2003 zum ersten Mal für den Bereich der Futtermittelsicherheit Rechnung getragen und die Cross-Compliance-Anforderung erfüllt. Schwerpunkte des von der Europäischen Kommission Sonstige Betriebe, z. B. solche, die Fischmehl enthaltende empfohlenen Kontrollprogramms waren Untersuchun- Futtermittel herstellen oder in Gemischtbetrieben verfüt- gen auf Pilzgifte (Mykotoxine), auf mögliche unzulässige tern, oder fahrbare Mahl- und Mischanlagen werden von Verwendungen von Antibiotika und Kokzidiostatika, auf den Regierungspräsidien nach eigenen Erkenntnissen risi- Einhaltung des Verbots der Verfütterung von Stoffen tie- koorientiert ausgewählt und kontrolliert. rischen Ursprungs sowie auf Einhaltung der Höchstwerte verschiedener Spurenelemente (insbesondere Kupfer und Zink) in Mischfuttermitteln. Aus den Ergebnissen der VorOrt-Kontrolle in einem Betrieb (Betriebsprüfung), der dort evtl. durchgeführten Prüfungen der Unterlagen und Dokumentation (Buchprüfung) sowie aus den Ergebnissen der Untersuchungen der im Rahmen der Kontrolle gezogenen Proben (Probenahme und Untersuchung) ergibt sich die Bewertung eines Betriebes. Buch- und Betriebsprüfungen erfolgen nach dem NKP in Abhängigkeit von der Art des Betriebes und der Art und Menge der eingesetzten bzw. hergestellten Futtermittel, Vormischungen oder Zusatzstoffe. Betriebs- und Buchprüfungen sind wesentliche Bestandteile von Rückverfolgungsmaßnahmen, die sich aus eigenen Erkenntnissen, aus Mitteilungen anderer Bundesländer oder aus Erkenntnissen anderer europäischer Mitgliedstaaten ergeben können. Das europäische Schnellwarnsystem (RASFF) dient dabei der schnellen und umfassenden Information und Reaktion innerhalb der EU. 145 Lebensmittelüberwachung BW 146 Tabelle: Anzahl der registrierten und zugelassenen Futtermittelbetriebe Teil V: Futtermittel Betriebsart registriert davon zugelassen Kontrollen 2006 Hersteller Einzelfuttermittel 252 Hersteller Mischfuttermittel 76 14 196 Hersteller Zusatzstoffe und Vormischungen 15 8 11 6 297 Fahrbare Mahl- und Mischanlagen Handelsbetriebe, Importeure Lagerbetriebe, Spediteure 147 13 51 1065 116 14 Registrierung aller Futtermittelunternehmen und Im Kontrolljahr 2006 wurden 674 landwirtschaftliche Betrie- Betriebskontrollen be auf Einhaltung der Anforderungen der Futtermittelhygi- Nach der Futtermittelhygiene-Verordnung müssen sich alle Futtermittelunternehmen bei der zuständigen Behörde registrieren lassen. Darüber hinaus ist für Betriebe, die bestimmte Zusatzstoffe, Vormischungen oder Einzelfuttermittel herstellen, verwenden oder in Verkehr bringen eine Zulassung erforderlich. Eine Zulassung kann nur erteilt werden, wenn eine Überprüfung im Betrieb ergeben hat, dass der Betrieb insbesondere die Anforderungen nach Anhang II der Futtermittelhygiene-Verordnung erfüllt. Mit der Registrierung und Zulassung soll die lückenlose Rückverfolgbarkeit der Futtermittel gewährleistet und die amtliche Kontrolle aller Betriebe ermöglicht werden. Futtermittelunternehmer und Landwirte dürfen Futtermittel nur noch von registrierten oder zugelassenen Betrieben beziehen. Inzwischen sind in Baden-Württemberg 1575 Betriebe registriert (ohne landw. Betriebe). Die Liste dieser Betriebe kann unter www.rp.baden-wuerttemberg.de eingesehen werden. Die Veröffentlichung eines bundesweiten Verzeichnisses aller registrierten Betriebe ist für dieses Jahr geplant. Die Kommission wird eine Liste der zugelassenen Betriebe veröffentlichen. ene-Verordnung überprüft, dies entspricht 1,7 % aller registrierten landwirtschaftlichen Betriebe. Bei 20 Kontrollen wurde eine Beanstandung ausgesprochen, hiervon bestand in 17 Fällen die Gefahr der Kontamination der Futtermittel mit gefährlichen Stoffen, wodurch die Futtermittelsicherheit nicht mehr gewährleistet war. In mehreren Fällen wurde die unzureichende Trennung von Dieseltanks und Futterlagerstätten beanstandet. In einem Fall sollte gebeiztes Saatgut, ein nach dem Futtermittelrecht verbotener Stoff, verfüttert werden. Zur Prüfung auf mögliche Verschleppungen wurden 1543 Untersuchungen auf zugelassene und verbotene Wirkstoffe einschließlich nicht zugelassener antimikrobiell wirksamer Substanzen durchgeführt. In 3 Fällen wurde eine Verschleppung festgestellt und beanstandet. Je nach Schwere des Falls wurden Belehrungen oder Verwarnungen ausgesprochen oder Bußgeldverfahren eingeleitet. Außerdem führen Beanstandungen zu einer Kürzung der Direktzahlungen. Prüfung der Zusammensetzung von Mischfuttermitteln mittels Mikroskopie Mischfuttermittel für Nutztiere müssen mit allen Futtermit- Mehr Futtermittelsicherheit durch Futtermittelhygiene Der Landwirt muss die Gefahren kennen, die sich aus seinen Tätigkeiten für die Sicherheit der Futtermittel ergeben können. Hierunter fällt insbesondere der Umgang mit gebeiztem Saatgut, mit Pflanzenschutzmitteln und Arzneimitteln. Die Verpflichtung zur Durchführung entsprechender vorsorgender Maßnahmen und zu deren Dokumentation sind wesentliche Merkmale der Futtermittelhygiene-Verordnung. Auf eine getrennte Lagerung und Handhabung von Futtermitteln und gefährlichen Stoffen, zu denen z. B. Altöl, Reinigungsmittel und Abfälle zählen, ist zu achten. Bei der Handhabung von Arzneimitteln oder von Futtermitteln, die Arzneimittel enthalten, ist die Gefahr der Verschleppung der Arzneimittelwirkstoffe in andere Futtermittel zu vermeiden. Eine weitere wichtige Anforderung der FuttermittelhygieneVerordnung ist die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit tel-Ausgangserzeugnissen unter ihrem spezifischen Namen und in absteigender Reihenfolge ihrer Gewichtsanteile mit Angabe ihres prozentualen Anteils (unter Zubilligung einer Toleranz von 15 % rel.) gekennzeichnet werden. Gegenüber der früheren Regelung, die lediglich eine Angabe in absteigender Reihenfolge vorsah und die Angabe von Kategorien (zum Beispiel: „Erzeugnisse und Nebenerzeugnisse von Ölsaaten“) zuließ, soll dadurch die Information für den Landwirt verbessert und die Rückverfolgbarkeit erleichtert werden. Wichtige Komponenten für die Herstellung von Futtermitteln sind Körner von Getreide, Leguminosen, Ölsaaten und Produkte aus Wurzeln und Knollen, die als Schrote, Mehle oder Flocken vorliegen können. Von Bedeutung sind auch Verarbeitungsprodukte aus der Lebensmittelgewinnung, Grünmehle von Gras oder Luzerne und auch Fischmehl (bei Schweinefutter). aller Futtermittel. Zu- und Verkäufe von Futtermitteln müs- Die Kontrolle der Einhaltung dieser Kennzeichnungsvor- sen über Rechnungen oder Lieferscheine ebenso nachvoll- schriften erfolgt mittels Mikroskopie. Für die Überprüfung ziehbar sein, wie die Verwendung von Pflanzenschutz- und der Zusammensetzung müssen die Mischfuttermittel wie- Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie von gentechnisch der in ihre Einzelkomponenten zerlegt, die Komponenten verändertem Saatgut. identifiziert und mengenmäßig geschätzt werden. Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 Hierzu wird durch Sieben die zu untersuchende Probe 125 Proben von Mischfuttermitteln wurden auf ihre Zusam- nach Partikelgrößen fraktioniert. Grobe Partikel über 0,5 mensetzung untersucht, in 11 Proben wurden Abweichun- mm werden unter der Stereolupe betrachtet und die Bruch- gen festgestellt. 6-mal fehlte eine deklarierte Komponente, stücke anhand von spezifischen äußeren Merkmalen, wie 4-mal war eine zusätzliche, zwar als Futtermittel zugelas- Farbe, Partikelform, Bruchkanten, Glanz / Schimmer, Konsis- sene, aber nicht deklarierte Komponente im Futtermittel tenz, Quellungsverhalten in Wasser etc. ihren Ausgangser- enthalten und 8-mal wurde eine Komponente in stark von zeugnissen zugeordnet. Von feinen Partikeln unter 0,5 mm der Deklaration abweichender Menge oder eine von der werden Streupräparate hergestellt und mit dem Mikroskop Deklaration abweichende Reihenfolge der Komponenten untersucht. Durch Anfärben oder mithilfe verschiedener festgestellt. Teilweise kamen mehrere Abweichungen in Beleuchtungsverfahren können spezifische Strukturmerk- ein und derselben Probe vor. male im Gewebe hervorgehoben werden. Diagnostisch wichtige pflanzliche Merkmale sind Stärkekörner, Haare, Zellwandverdickungen, Spiralgefäße und ins Gewebe eingelagerte Kristalle. Untersuchungen auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) Ein wesentliches Ziel bei der Unter- ben lagen die festgestellten Anteile al- suchung von Futtermitteln auf gen- lerdings unter 0,1 %. Eine Probe von technisch veränderte Organismen einer Einzelanlieferung eines Land- (GVO) ist die Überwachung der ord- wirts enthielt 0,36 % der zugelasse- nungsgemäßen Kennzeichnung. Im nen Maissorte Bt 176. Umfangreiche Berichtszeitraum wurden 109 Futter- Nachforschungen brachten keine Klä- mittel, davon 54 Mischfuttermittel, auf rung für diesen Befund. Es bleibt die GVO untersucht. Der Schwerpunkt lag Vermutung, dass bereits das aufge- bei der Untersuchung von Einzelfut- brauchte Saatgut kontaminiert war. termitteln aus Soja und Mais sowie von Mischfuttermitteln, die solche Nachweis von Reis LL 601 mit weit Komponenten enthalten; rapshaltige reichenden Auswirkungen Produkte spielten eine untergeordnete Rolle. Insgesamt 8 Proben (davon 3 mit einem Nachweis von Reis LL 601, ansonsten Nachweis von gv Soja) entsprachen nicht den rechtlichen Vorgaben und führten zu Maßnahmen durch die Behörde. Im August 2006 wurde die EU-Kommission von den amerikanischen Behörden darüber informiert, dass in delsbetrieb in Nordrhein-Westfalen amerikanischen Reisprodukten Spu- ausgeliefert worden. Weitere 24,0 t ren der nicht zugelassenen gentech- waren an einen Mischfuttermittelher- nisch veränderten Reissorte LL 601 steller in Baden-Württemberg geliefert nachgewiesen wurden und vermut- worden. Dort lagen noch 6,0 t Reis- Aufgrund der weltweiten Zunahme lich in die Lebensmittel- und Futter- futtermehl vor, die restlichen 18,0 t der Anbauflächen für gentechnisch mittelkette gelangt seien. Reis und waren in geringen Anteilen in 1 500 t veränderte Pflanzen stellt sich die Fra- Reisprodukte spielen als Bestandteile Ergänzungsfuttermittel für Pferde ein- ge, ob heimische Produkte frei sind von Futtermitteln eine untergeordnete gemischt worden. Über einen Waren- von GVO. Gemeinsam mit der Lebens- Rolle. Im Rahmen der amtlichen Fut- rückruf konnten hiervon noch 80,4 t mittelkontrolle wurden 69 Proben von termittelkontrolle wurden Hersteller, von den belieferten Kunden zurück- Mais, Raps und Soja aus heimischer die Reis oder Reisprodukte in Futter- geholt werden. Insgesamt mussten Ernte untersucht. Damit wurden erst- mitteln verarbeiten, überprüft. In 3 der aufgrund der Befunde 7,6 t Reisfut- malig im Jahr 2006 auch Sojaernten 10 untersuchten Proben konnte Reis termehl und 80,4 t Ergänzungsfutter- aus dem Oberrheingraben, die alle aus LL 601 nachgewiesen werden. Die 3 mittel für Pferde unschädlich beseitigt dem ökologischen Anbau stammten, positiven Befunde bezogen sich auf werden. in die Ernteuntersuchungen mit ein- eine Partie Reisfuttermehl von 50,6 t, bezogen. In den untersuchten 8 Soja- die von einer Reismühle als Futtermit- sowie in den 27 Rapsproben konn- tel abgegeben worden war. Die Rest- ten keine gentechnisch veränderten bestände von 1,6 t beim Hersteller Bestandteile nachgewiesen werden. wurden gesperrt und die Vertriebs- 4 von 34 untersuchten Maisproben wege ermittelt. Über einen Zwischen- ergaben positive Befunde; bei 3 Pro- händler waren 25,0 t an einen Han- 147 148 Lebensmittelüberwachung BW Teil V: Futtermittel Statuserhebung zu Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Futtermitteln Etwa 90 % der Dioxinaufnahme durch den Menschen erfolgt über Lebensmittel tierischer Herkunft. Der Eintrag der Dioxine und dioxinähnlichen Polychlorierten Biphenyle (PCB) erfolgt zum Großteil über die Futtermittel, weshalb der regelmäßigen Kontrolle von Futtermitteln eine besondere Bedeutung zukommt. Die Richtlinie 2006 / 13 / EG vom 3. Februar 2006 enthält neben Höchstwerten für Dioxine auch solche für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB sowie Auslösewerte, bei deren Überschreitung Nachforschungen zur Ursache notwendig werden. Diese Werte wurden in das nationale Futtermittelrecht übernommen und gelten seit November 2006. Im Kontrolljahr 2006 wurden 113 Futtermittel zur Untersuchung auf Dioxine beprobt. Neben 61 Einzelfuttermitteln, davon 23 aus verschiedenen Getreidearten und 21 aus Ölsaaten, wurden 44 Proben von Mischfuttermitteln, davon 23 Ergänzungsfuttermittel und 11 Alleinfuttermittel, untersucht. Dazu kommen Proben von 4 Vormischungen und 2 Zusatzstoffen. Von den 113 Proben wurden 25 zusätzlich auf dioxinähnliche PCB und Indikator-PCB untersucht. Die Untersuchungen erfolgten am CVUA Freiburg. Der Mittelwert über alle Dioxinbefunde beträgt 0,045 ng WHO-TEQ-PCDD / F / kg Produkt (88 %TM). Damit liegen Die Gehalte an dioxinähnlichen PCB (cPCB), für die bis- die Ergebnisse im Mittel deutlich unter dem für Mischfut- her keine Höchstgehalte festgelegt wurden, lagen in den termittel für Nutztiere zulässigen Höchstgehalt von 0,75 25 Futtermittelproben im Mittel bei 0,028 ng WHO cP- ng / kg. In einem Halbfertigprodukt zur Herstellung von CB-TEQ / kg Produkt (88 %TM) und damit weit unter den Heimtierfutter mit einem erhöhten Dioxingehalt war der Auslösewerten von 0,35 ng / kg für Futtermittel-Ausgangs- für Mischfuttermittel für Heimtiere geltende Auslösewert erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs bzw. von 0,5 ng / kg für und damit auch der Höchstwert nicht überschritten. Für Mischfuttermittel. Mit einem mittleren Gehalt von 0,045 Futtermittel für Heimtiere gelten höhere Höchst- und Auslö- ng WHO-TEQ-PCDD / F + cPCB, dem Summenwert der sewerte, da ein Eintrag in die Nahrungskette nicht gegeben Toxizitätsäquivalente beider Stoffgruppen, wurden auch die ist. Damit führte keines der 113 Untersuchungsergebnisse Höchstgehalte von 1,25 ng / kg für Futtermittel-Ausgangs- zu einer Beanstandung oder zu weiteren Ursachenermitt- erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs bzw. von 1,5 ng / kg lungen. für Mischfuttermittel für Nutztiere erfreulicherweise weit unterschritten. Tabelle: Übersicht Ergebnisse Dioxine (Spalte 3 mit PCB) TM = Trockenmasse 2006 Anzahl Minimum WHO-TEQ PCDD / F (Dioxine) Gesamt-WHO-TEQ PCDD / F + PCB ng / kg (88 % TM) ng / kg (88 % TM) 113 0,002 25 0,009 Maximum 1,303 0,235 Median 0,009 0,022 Mittelwert 0,045 0,045 90 %-Percentil 0,114 0,131 Höchstwert Mischfuttermittel 0,75 1,5 Höchstwert Mischfuttermittel Heimtiere 2,25 7,0 Futtermittelüberwachung Jahresbericht 2006 149 Metallteile in Katzenfutter Eine Verbraucherbeschwerde aus Nordrhein-Westfalen über Metallteile in 2 Schalen Katzenfutter führte zu einem Heimtierfuttermittelhersteller in Baden-Württemberg. Bei den Metallteilen handelte es sich um eine abgebrochene Schraube sowie die dazugehörende Unterlegscheibe. Wie die Ursachenermittlung ergab, waren die Schraube und die Unterlegscheibe während der laufenden Herstellung an einem Teil der Produktionsanlage abgebrochen und in den Futterbrei gefallen. Der Vorfall führte zu einer Verbesserung des Qualitätssicherungssystems des Herstellers durch Aufnahme eines Maschinencontrollings. Schrauben und andere nicht feste Teile werden dabei erfasst und auf Sitz sowie Unversehrtheit überprüft. Zusammenfassung Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Zahl der durchgeführten Untersuchungen, wobei je Probe in der Regel mehrere Untersuchungen durchgeführt werden. Stoffgruppe / Art der Untersuchung Untersuchungen Beanstandungen Anzahl Inhaltsstoffe (ohne Wasser) Anzahl % 2 072 88 4,3 745 96 12,9 Unerwünschte Stoffe 2 220 13 0,6 Unzulässige Anwendung / verbotene Stoffe 1 895 7 0,4 davon „tierische Bestandteile“ 798 5 0,6 Schädlingsbekämpfungsmittel 1 457 0 0 332 56 16,9 Zusatzstoffe (Gehalte in Mischfuttermitteln) Mikrobiologische Qualität (z. B. Verderb) Salmonellenuntersuchung Formale Kennzeichnungsvorschriften 63 1 1,6 463 72 15,6 Im Jahr 2006 wurden 1 132 Betriebe, in denen Futtermittel • In 12 Fällen wurden Verwarnungen ausgesprochen. hergestellt, gehandelt, eingeführt oder verfüttert wurden, • In 11 Fällen wurde eine weitere Behandlung des Fut- kontrolliert (davon 674 tierhaltende Betriebe, insbesondere termittels, dessen anderweitige Verwendung (nicht zur im Rahmen der Cross-Compliance-Kontrollen). Dabei wur- Verfütterung) oder die unschädliche Beseitigung ange- den verschiedene Betriebe auch mehrfach geprüft. Insge- ordnet. samt wurden 1319 Betriebsprüfungen und 47 Buchprüfun- • In 71 Fällen wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet, da- gen durchgeführt sowie 1314 Futtermittelproben gezogen, von wurden 36 Fälle abgeschlossen und Bußgelder in von denen 247 nicht den Vorschriften entsprachen. Beprobt wurden 450 Einzelfuttermittel, 809 Mischfuttermittel, 55 Vormischungen und Zusatzstoffe. Aus den Beanstandungen ergaben sich folgende Maßnahmen: • In 153 leichten Fällen wurden die Betroffenen durch Hinweise belehrt. Höhe von 11 315.- 1 vereinnahmt. • In keinem Fall erfolgte eine Abgabe an die Staatsanwaltschaft. • Insgesamt wurden Gebühren in einer Größenordnung von 6 414.- 1 erhoben. Die Kontrollen 2006 ergaben keine auffälligen Befunde und keine Hinweise auf besondere oder bisher unbekannte Kontaminationswege. 150 Lebensmittelüberwachung BW Autorenverzeichnis Verzeichnis der Autorinnen und Autoren dieses Jahresberichts Thema Autorin / Autor Zusammenfassung Frau Roth, CVUA Stuttgart Betriebskontrollen und Vollzug der Lebensmittelüberwachung Frau Dr. Pfleghar, LRA Ravensburg Frau Wiater, LHS Stuttgart Frau Gutmacher, CVUA Sigmaringen Milch und Milchprodukte Frau Helble, CVUA Freiburg Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse Herr Dr. Kuntzer, CVUA Stuttgart Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse Herr Dr. Kuntzer, CVUA Stuttgart Fette und Öle Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart Brühen, Suppen, Saucen und Feinkostsalate Herr Grundhöfer, CVUA Freiburg Getreide, Backwaren, Teigwaren Frau Dr. Kaufmann-Horlacher, CVUA Stuttgart Obst, Gemüse und -Erzeugnisse Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe Kräuter und Gewürze Herr Dr. Ruge, CVUA Karlsruhe Alkoholfreie Getränke Frau Wahl und Frau Dr. Fischer-Hüsken, CVUA Freiburg Wein, Erzeugnisse aus Wein Herr Rothenbücher, CVUA Stuttgart Alkoholische Getränke (außer Wein) Herr Dr. Lachenmeier, CVUA Karlsruhe Eis und Desserts Frau Dr. Kaufmann-Horlacher, CVUA Stuttgart Zuckerwaren, Schokolade, Brotaufstriche Frau Blum-Rieck, CVUA Stuttgart Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse und Nusserzeugnisse Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe Fertiggerichte Herr Grundhöfer, CVUA Freiburg Diätetische Lebensmittel, Säuglingsnahrung, Sportlernahrung Frau Dr. Schweizer, CVUA Freiburg Frau Maixner, CVUA Karlsruhe Nahrungsergänzungsmittel Frau Bauer-Aymanns, CVUA Karlsruhe Funktionelle Lebensmittel (Functional Food) Frau Dr. Schweizer, CVUA Freiburg Neuartige Lebensmittel (Novel Food) Frau Maixner, CVUA Karlsruhe Zusatzstoffe und Aromastoffe Herr Dr. Schneider, CVUA Karlsruhe Kosmetische Mittel Frau Kratz, CVUA Karlsruhe Bedarfsgegenstände Frau Dr. Steiner, CVUA Stuttgart Bedarfsgegenstände zur Reinigung und Pflege sowie Frau Eckstein, CVUA Stuttgart Herr Dr. Hahn, CVUA Sigmaringen sonstige Haushaltschemikalien Tabakwaren Herr J. Hahn, CVUA Sigmaringen Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Herr Dr. Friedrich, CVUA Stuttgart Besonderheiten Mykotoxine Frau Gutmacher, CVUA Sigmaringen Marine und Süßwasser-Biotoxine Herr Dr. Thielert, CVUA Sigmaringen Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten Herr Dr. Schüle, CVUA Stuttgart Frau Dr. Kypke, CVUA Freiburg Ökomonitoring Frau Scherbaum, CVUA Stuttgart Pharmakologisch wirksame Stoffe Herr Lippold, CVUA Freiburg Nachweis von Lebensmittelallergenen Herr Waiblinger, CVUA Freiburg Gentechnik in Lebensmitteln Herr Waiblinger und Herr Dr. Pietsch, CVUA Freiburg Bestrahlung von Lebensmitteln Frau Straub, CVUA Karlsruhe Radiochemische Untersuchungen Herr Dr. Kaut, CVUA Stuttgart Dioxine und dioxinähnliche PCB Herr Dr. Malisch, CVUA Freiburg Schwermetalle und toxische Spurenelemente Herr Reiser, CVUA Sigmaringen Nitrosamine Frau Fügel, CVUA Stuttgart Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) Herr Klein, CVUA Sigmaringen Acrylamid Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) Herr Dr. Weißhaar, CVUA Stuttgart Furan in Lebensmitteln Herr Dr. Martin, CVUA Freiburg Stabilisotopen-Analytik Herr Dr. Metschies, CVUA Freiburg Herr Dr. Kuballa, CVUA Karlsruhe Autorenverzeichnis Jahresbericht 2006 Thema Autorin / Autor Trinkwasserüberwachung Herr Brezger, CVUA Sigmaringen Futtermittelüberwachung Frau Assfalg, RP Stuttgart Frau von der Heydt, RP Freiburg Herr Kraus, RP Tübingen Frau Stegili und Frau Kehr, RP Karlsruhe Herr Bliß, SES am RP Tübingen Frau Dr. Modi, LA Chemie der Universität Hohenheim Frau Dr. Roth, LTZ Augustenberg Herr Wambold, CVUA Freiburg Herr Dr. Zittlau, CVUA Karlsruhe Herr Dr. Eckstein, MLR Abkürzungen: CVUA = Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt LHS = Landeshauptstadt LA Chemie = Landesanstalt für Landwirtschaftliche Chemie Hohenheim LRA = Landratsamt LTZ = Landwirtschaftliches Technologiezentrum MLR = Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum RP = Regierungspräsidium SES = Stabsstelle Ernährungssicherheit 151 152 Lebensmittelüberwachung BW Herausgeber: Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg Postfach 10 34 44 70029 Stuttgart Für eventuelle Rückfragen: Telefon: 0711. 126 - 0 Telefax: 0711. 126 - 2255 Gestaltung: Kai Twelbeck, Stuttgart, www.sojusdesign.de Impressum